Demon Companion

von SpikesChild

vierter Part der Demon-Reihe

 

 

Angel stützt sich auf seinem Arm ab, liegt entspannt im gemeinsamen Bett und beobachtet amüsiert das Geschehen neben ihm. Buffy benutzt Angels Bauch um sich daran anzulehnen. Ihr eigener Bauch ist bereits zu einer großen Kugel herangewachsen. Spike liegt etwas weiter unten neben ihr, sodass er zärtlich über ihren Bauch streicheln kann.

Er ist fasziniert von dieser Kugel. Jeden Tag verbringt er Stunden damit Buffys Bauch zu streicheln und liebevoll auf seinen Sohn einzureden.

„Wenn du endlich hier raus kommst, werden wir dir alles zeigen. Ich werde dir zeigen wie man richtig kämpft, das ist wichtig. Angel wird dir bestimmt verschiedene Sprachen beibringen. Und dieses komische Meditationszeugs von den Chinesen. Er wird dir erzählen, dass das gut für dein inneres Gleichgewicht ist, aber ich sag’s dir gleich, das ist alles Quatsch. Jedenfalls werde ich dir alles beibringen was du wirklich brauchst. Und wenn du später groß genug bist, werde ich dich zu einem Vampir machen. Einen richtig bösen Vampir."

„Spike! Unser Sohn wird kein Vampir werden!" protestiert Buffy streng.

„Aber Liebes, du kannst nicht vom mir erwarten, dass ich ihm zusehe, wie er alt wird und dann eines Tages stirbt."

„Vielleicht sollten wir ihn erstmal zur Welt kommen lassen, bevor du ihn in Gedanken bereits an Altersschwäche sterben lässt. Wie wär’s, wenn wir erstmal warten bis er alt genug ist selbst zu entscheiden, was er später mal werden will. Vielleicht möchte er später mal heiraten und Kinder kriegen. Das kann er nicht, wenn du ihn zum Vampir machst. Außerdem hätte er dann keine Seele. Ich will meinen Sohn nicht pfählen müssen, um zu verhindern, dass er Menschen killt."

„Mich pfählst du ja auch nicht."

„Du tötest ja auch keine Menschen mehr."

„Doch, natürlich tue ich das! Ich bin ein richtiger Vampir! Und richtige Vampire töten Menschen."

„Wie lange ist es her, dass du so richtig auf Jagd warst?"

„Ähm… na ja… keine Ahnung. Doch das liegt nur an dem Krümel hier in deinem Bauch. Wenn ich nicht deine ganze Schwangerschaft miterleben müsste, dann könnte ich auch Menschen beißen."

„Ja sicher Spike, und du hast ja auch vor der Schwangerschaft so viele Menschen getötet, nicht wahr?"

„Ja OK, aber nur, weil ihr zwei Verrückten mir nicht erlaubt bei uns Zuhause auf Jagd zu gehen. Mir ist es einfach zu anstrengend so weit zu laufen und mir dann auch noch ein Opfer zu suchen. Das ist alles."

„Sicher Spike", erwidert Buffy schmunzelnd. Dann jedoch verzieht sie ihr Gesicht, als ob es ihr schrecklich übel wird.

„Nicht schon wieder!" stöhnt Spike auf, als er dieselbe Übelkeit auch in sich spürt.

„Geht es schon wieder los?" fragt Angel besorgt. Seine Antwort wird von selbst beantwortet, als Buffy eilig aufsteht und ins Bad verschwindet. Spike eilt ebenfalls davon und es dauert nicht lange, bis Angel die Geräusche seiner beiden würgenden Childer hört.

Nach einer Weile kommt Spike zurück und meint: „Ich habe echt die Schnauze voll von dieser Schwangerschaft. Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich mit dieser Gefährtensache bis nach der Geburt gewartet!"

Angel erwidert schmunzelnd: „Ich kann mich genau noch daran erinnern, dass du mir vor kurzem erzählt hast, wie faszinierend es doch ist, Buffys Schwangerschaft mitzuerleben."

„Faszinierend ja, aber es ist auch verflucht diskriminierend für einen Vampir. Ich meine, Vampire übergeben sich nicht einfach so, weil es ihnen übel ist. Sie haben keine verfluchten Beißhemmungen und sie haben auch nicht so verdammten Heißhunger auf irgendwelches verrücktes Zeug, wie Gummibären mit Schlagsahne."

„Gummibären mit Schlagsahne?"

„Ja! Haben wir noch was von dem Zeug da?"

„Ich glaube nicht. Aber du kannst ja schon mal nachsehen, denn ich wette es dauert keine fünf Minuten, bis Buffy danach fragt."

„Gute Idee. Ich check mal kurz unsere Vorräte. Oh, und wir müssen Joyce unbedingt sagen, dass sie noch mehr von dieser leckeren Dessertcreme mitbringen soll. Die schmeckt einfach köstlich!"

Damit verschwindet Spike um sich nach etwas Essbarem umzusehen. Kurz darauf kommt auch Buffy aus dem Bad zurück und kuschelt sich wieder zu Angel ins Bett.

„Geht’s dir wieder besser?" fragt Angel sanft.

„Ja, viel besser."

„Hast du Durst? Du hast kaum etwas getrunken in letzter Zeit."

„Nein. Wenn ich nur an Blut denke wird mir schon übel. Mein kleiner Racker hier scheint nicht besonders auf das rote Zeug zu stehen", erwidert sie und streichelt dabei liebevoll über ihren Bauch.

„Du musst mehr trinken, Buffy. Das bisschen, was du zu dir nimmst, spuckst du meistens wieder aus. Das kann auf Dauer nicht gut gehen." Langsam macht sich Angel wirklich Sorgen. Buffy trinkt in letzter Zeit kaum noch Blut und wenn sie welches trinkt, dauert es nicht sehr lange, bis sie es wieder erbricht.

„Das wird mich schon nicht umbringen. Und außerdem dauert es sowieso nicht mehr lange bis unser Baby kommt. In spätestens vier Wochen ist alles vorbei und ich habe meinen Körper wieder ganz für mich alleine."

Plötzlich springt die Türe auf und Spike stürmt mit einem ernsten Gesicht herein. Buffy und Angel richten sich verwundert auf. Spike wirft eine Tablettendose vor Buffy aufs Bett und fragt wütend: „Was ist das?"

Buffy wird nervös. Sie hebt die Dose auf und antwortet zögernd: „Es sind Schmerztabletten."

„Schmerztabletten? Wofür? Hast du nicht gesagt, dass die Schmerzen von alleine weggegangen sind?" erwidert Spike immer lauter.

„Das Zeug ist total harmlos. Ben hat gesagt ich kann ruhig mehr davon nehmen, ohne dem Baby zu schaden."

„Darum geht es nicht, Buffy! Du hast gesagt die Schmerzen sind von alleine weggegangen. Du hast gesagt es sei alles in Ordnung. Warum hast du uns angelogen?"

„Ich wollte euch nicht beunruhigen."

„Wie viel schluckst du von dem Zeug?"

„Nicht sehr viele. Ein paar am Tag vielleicht."

„Das nennst du nicht viel? Was hast du uns noch alles verheimlicht, um uns nicht zu beunruhigen."

„Nichts", erwidert sie kleinlaut, vermeidet aber dabei Spike ins Gesicht zu sehen.

Spike sieht ihr deutlich an, dass da noch mehr ist. „Dann hast du sicher nichts dagegen, wenn ich mir diesen Ben mal zur Brust nehme und ihn selber frage?"

„Er sagte nur, dass er mir einen Kaiserschnitt empfiehlt und das erzählte ich bereits."

„Ist das auch sicher alles?"

„Na ja, er hätte ihn am liebsten sofort gemacht, weil er fürchtete, dass es später für mich gefährlich werden könnte, doch das wäre für das Baby gefährlich gewesen, also sagte ich, dass wir damit noch warten."

Spike muss sich beherrschen nicht sofort loszubrüllen. Er ist so wütend das sein dämonisches Antlitz von selbst erscheint. Angel fürchtet das Spike gleich lostoben wird und versucht ihn zu beruhigen: „Sie wollte nur unser Baby schützen."

Spike hat sich erstaunlicher Weise gut im Griff und antwortet relativ ruhig: „Sie bringt sich damit selbst in Gefahr! Sie hätte es wenigstens mit uns besprechen können. Du hättest es uns erzählen müssen!" Mit einem mahnenden Knurren richtet er seine letzten Worte an Buffy.

„Es tut mir Leid", murmelt sie schuldbewusst und senkt ihren Kopf.

„Sobald die Sonne untergeht, gehen wir zu diesem Ben. Ich will, dass er das Baby holt. So schnell wie möglich!" erwidert er streng und verlässt damit das Schlafzimmer. Mit einem lauten Knall schlägt er die Türe hinter sich zu. Buffy zuckt bei diesem Geräusch zusammen und blickt reumütig zu Angel.

Doch auch Angel ist nicht besonders glücklich darüber, dass Buffy ihnen dieses kleine Detail verschwiegen hat. Er spürt deutlich die Angst seines Childes, Buffy zu verlieren und kann gut verstehen, dass Spike wütend ist.

„Du hättest es uns sagen müssen", meint auch er mahnend zu ihr.

„Ich weiß, es tut mir Leid", antwortet sie leise.

„Ich werde nach Spike sehen", teilt er ihr mit und lässt sie allein im Bett zurück.

Buffy plagt das schlechte Gewissen. Sie zieht sich ein Kissen an die Brust und rollt sich auf dem Bett ein, während Angel das Schlafzimmer verlässt, um nach Spike zu sehen.

Er findet ihn schließlich draußen im Garten, wo er im schützenden Schatten auf den Sonnenerstrahlten Teil des Gartens starrt.

„Ihr wird schon nichts geschehen", meint Angel sanft, als er sich seinem Childe nähert.

„Und was, wenn doch?"

„Was sollte denn schon passieren? Sie ist ein Vampir! Der Doc wird ihr den Bauch aufschneiden, ihr das Baby rausholen und sie dann wieder zusammennähen. Du und ich hatten schon viel schlimmere Wunden überlebt."

„Ich könnte es nicht ertragen, wenn ihr etwas passiert."

„Ihr wird nichts passieren."

„Versprichst du mir das?"

„Ich verspreche dir, dass sie bald einen wunderhübschen Sohn zur Welt bringen wird. Und wir vier werden dann gemeinsam zurück nach Hause fahren und eine glückliche kleine Familie sein."

„Ich glaube dir kein Wort", erwidert Spike skeptisch. „Wir können den Krümel nicht irgendwo in einem verlassenen Drecksnest groß ziehen. Also wette ich, dass wir hier bleiben werden."

Angel lächelt über Spikes übertriebene Abneigung gegen Sunnydale und erwidert: „Es spielt keine Rolle wo wir sein werden. Hauptsache wir sind zusammen. Und jetzt komm zurück ins Bett. Wir könnten Buffy strafen, indem wir vor ihren Augen schmutzige Dinge tun, ohne dass sie mitmachen darf."

Spike muss über die Art wie Angel es umschreibt wie sie miteinander Sex machen auflachen und erwidert erheitert: „Du meinst wir sollten vor ihren Augen ficken, bis die Wände wackeln."

„Genau", stimmt Angel grinsend zu.

Erleichtert stellt Angel fest wie die Anspannung von Spikes Körper weicht. Nun sind es wieder Spikes strahlend blaue Augen, die ihn schelmisch grinsend anstrahlen. Erheitert gehen die beiden zurück in die Villa. Sie machen sich auf den Weg zurück ins Schlafzimmer, doch auf halber Strecke bleibt Spike plötzlich stehen, fasst sich erschrocken am Bauch und sagt: „Au."

„Au?" fragt Angel verwundert und blickt zurück auf Spike, als er bemerkt, dass Spike nicht mehr neben ihm ist.

„Ich hab was gespürt."

„Was ist los? Was hast du gespürt?"

„Ich bin nicht sicher, ich glaube es war das Baby. Ich glaube es geht los."

„Es geht los?" erwidert Angel aufgeregt. Sofort stürmen Beide zu Buffy ins Schlafzimmer.

Diese sitzt unsicher auf dem Bett und hält mit beiden Händen ihren Bauch fest. Angel ist als erster an ihrer Seite und fragt: „Das Baby? Geht es los?"

Buffy ist sich nicht sicher und schaut Angel nur fragend an. Spike ist vollkommen aus dem Häuschen. Aufgeregt wartet er darauf, dass Buffy etwas sagt und meint dann schließlich: „Sag schon! Geht es los? Hast du das eben nicht auch gespürt? Buffy!?"

„Natürlich hab ich es auch gespürt. Ich hab keine Ahnung ob es schon losgeht. Ich hab noch nie ein Baby bekommen."

„Na dann wird es Zeit", meint Angel neckend und ist wieder auf den Beinen. In Windeseile zieht er sich seine Schuhe, Hemd und Mantel an.

„Spike, kümmere dich um Buffy. Ich hole Ben."

Spike kann als Antwort nur nicken, denn Angel ist bereits aus dem Schlafzimmer verschwunden. Sich einen Weg durch die schützenden Tunnels suchend, eilt er zum Krankenhaus.

****

Vier Stunden später kommen die Wehen bereits in kürzeren Abständen. Immer wenn eine neue Wehe im Anmarsch ist, spürt es Spike sofort und unterstützt Buffy so gut er kann. Er hält ihre Hand und erlaubt ihr seine Hand vor lauter Schmerzen fast zu zerquetschen. Zusätzlich spürt Spike auch noch die Schmerzen ihrer Wehen in sich selbst, weswegen er sich das Ende dieser Geburt geradezu herbeisehnt. Spike kniet neben Buffy in ihrem gemeinsamen großen Bett, während Angel aufgeregt hin und her läuft und Ben bei seinen Vorbereitungen beobachtet.

Ben ist ziemlich nervös. Er hat noch nie einen Kaiserschnitt durchgeführt. Mehrfach wiederholt er, dass er nicht sicher sagen kann, ob unter den gegebenen Umständen alles reibungslos funktionieren wird. Alle Drei versichern ihm, dass Vampire sehr widerstandsfähig sind und er sich absolut keine Sorgen um irgendwelche Infektionen zu machen braucht.

Soweit hat Ben nun endlich alles vorbereitet was er benötigt. Angel wird ihm assistieren. Die meisten der Geräte, die Ben vor sich auf einem kleinen Tischchen zurecht gelegt hat, kennt Angel aus früheren Zeiten, wo er sich die Zeit am Tage mit Folterungen vertrieben hatte.

Es kann endlich losgehen. Ben bereitet die örtliche Betäubung vor und verabreicht ihr ein Wehenhemmendes Mittel. Er ist nicht sehr glücklich über den Umstand, dass Buffy bereits in den Wehen liegt. Seiner Meinung nach hätte man den Kaiserschnitt schon viel früher durchführen sollen. Buffys Vampirkörper ist einfach nicht für die Geburt eines Babys geeignet. Er hofft nur, dass die Geburt ohne Schwierigkeiten verlaufen wird.

Mit zittrigen Händen legt er das Skalpell an Buffys Bauch und beginnt mit der Operation. Spike ist wohl am allermeisten froh über die örtliche Betäubung, denn endlich empfängt er von Buffys Körper keine Schmerzen mehr und kann sich voll und ganz darauf konzentrieren ihr Beistand zu leisten und sie zu beruhigen. Angel beobachtet Ben sehr aufmerksam und reicht ihm alles, was dieser benötigt. Buffy ist ziemlich nervös. Sie spürt zwar keine Schmerzen mehr, doch sie hat ein ungutes Gefühl in sich. Zu Spike gerichtet meint sie: „Spike, versprich mir, dass du dich um das Baby kümmern wirst. Egal was passiert!"

„Was sollte denn schon passieren?" antwortet Spike gespielt gelassen, denn innerlich spürt er ein ähnliches ungutes Gefühl und kämpft mit denselben Ängsten.

„Versprich es mir! Bitte!"

„Ich verspreche es. Dem Krümel wird nichts passieren", betont er, um sie zu beruhigen.

Angel blickt mit großer Besorgnis auf die immer größer werdende Blutlache, die sich unter Buffys Körper ansammelt. Auch Ben ist darüber sehr besorgt. Aus einem ihm unerklärlichen Grund verliert Buffy ungewöhnlich viel Blut. Zum Glück ist die Operation schon so gut wie fertig und mit seinen beiden Händen zieht er das neugeborene Leben aus Buffys Unterleib. Buffys Augen glänzen vor Glück, als sie das kleine Bündel Leben in Bens Händen erblickt. Auch Spike und Angel sind von diesem Anblick mehr als gerührt. Der kleine Nachwuchs zittert erbärmlich und klagt über die plötzlich fehlende Wärme seiner schützenden Mutter. Ben durchtrennt rasch die Nabelschnur und überreicht Angel seinen Sohn, der diesen sogleich in ein weiches Tuch einwickelt, während Ben noch rasch die Nachgeburt entfernt. Mit Glückstränen in den Augen blicken alle drei Vampire auf ihren kleinen Sohn, als Angel sich zu Buffy und Spike beugt, um ihnen das kleine lebende Wesen näher zu zeigen.

Buffy hebt schwach ihre Hand und streichelt liebevoll über die Wange ihres Babys. Niemand bemerkt wie schlecht es Buffy plötzlich geht. Nicht einmal Spike. Doch es durchfährt ihn wie einen Blitz, als er es plötzlich spürt.

„Buffy?" fragt er besorgt und blickt in ihre müden Augen. Buffy blickt zu ihm und lächelt ihn liebevoll an. Dann zerfällt ihr Körper direkt vor ihnen zu Staub. Ben weicht erschrocken zurück, als unter ihm der Körper verschwindet, den er gerade wieder zunähen wollte. Angel ist starr vor Schreck und blickt ungläubig auf das leere Bett vor ihm, während er das Baby schützend an sich drückt.

Spike braucht einen Moment bis er realisiert was gerade passiert ist. Er spürt eine unendlich schmerzvolle Leere in ihm, als hätte man ihm seine Eingeweide bei lebendigem Leib herausgerissen. Tränen rollen ungehindert über seine Wangen und er greift mit beiden Händen in das Staubbedeckte Lacken. „NEIN!" schreit er so laut, dass es durch die gesamte Villa hallt. Er brüllt verzweifelt auf, ruft ihren Namen und kann nicht glauben, dass sie nicht mehr da ist.

Das Kind in Angels Armen beginnt kläglich zu weinen, als wenn es wüsste, dass seine Mutter tot ist. Angel überreicht Ben rasch das Neugeborene, damit er Spike etwas beruhigen kann. Als Ben den Kleinen in seinen Armen hält, kommt er aus seiner Starre und geht mit dem Baby ins Badezimmer, um es dort zu versorgen.

Spike schreit und weint noch immer wie von Sinnen. Angel zieht ihn von dem Bett herunter und zwingt ihn in seine Arme. Spike krallt sich verzweifelt an Angel fest. Er hört endlich auf zu schreien, doch noch immer weint er herzzerreißend. Angel kann nicht verhindern, dass auch er zu weinen beginnt. Nur langsam beruhigt sich Spike ein wenig. Doch plötzlich stößt er Angel von sich und zeigt mit dem Finger klagend auf ihn.

„Du hast versprochen, dass ihr nichts passieren wird! Du hast es versprochen!"

„Spike, ich konnte doch nicht ahnen, dass…"

„Du hast es mir versprochen!"

„Woher hätte ich das wissen sollen?!"

„Du hättest es verhindern müssen! Du hättest es wissen müssen. Du hättest etwas dagegen tun müssen!"

„Spike! Verdammt, denk nach! Wie hätte ich das denn anstellen sollen?"

Verbittert greift sich Spike seinen Mantel, stürmt aus dem Schlafzimmer und eilt davon. Angel ruft ihm hinterher, doch Spike ist bereits durch die große Haustüre verschwunden. Aus Wut und Verzweiflung rammt Angel seine Faust in die Mauer, sodass seine Knöchel aufplatzen. In nur wenigen Minuten hat er seine halbe Familie verloren. Verzweifelt fällt er auf seine Knie und lässt seinem Schmerz freien Lauf.

Angel hört hinter sich ein fremdes Geräusch. Sofort ist er auf den Beinen, mit dämonischem Antlitz und voller Angriffsposition bedroht er Ben, der nur gekommen ist, um nach ihm zu sehen und ihm das Baby zu bringen. Erschrocken zuckt Ben zusammen. Angel tut es sofort leid, dass er ihn so erschreckt hat und verwandelt sich zurück in sein menschliches Aussehen. Traurig blickt er auf seinen Sohn in Bens Armen.

****

Als Giles die Türe des Summers-Haus öffnet, blickt er verwundert auf Angel. Giles erkennt an Angels Blick sofort, dass etwas Schlimmes passiert sein muss. Giles’ Aufmerksamkeit fällt auf das kleine Knäuel, das Angel bei sich trägt. Besorgt und verwundert über Angels Auftreten, fragt er nach: „Angel, ist alles in Ordnung? Ist etwas passiert? Das Baby? Ist es gekommen? Geht es ihm gut?"

„Dem Baby geht’s gut", schafft Angel mit gebrochener Stimme zu antworten und überreicht Giles das kleine Knäuel. Fasziniert blickt Giles auf das kleine Leben in seinem Armen. Der Kleine ist erschöpft und schläft tief und fest.

„Wo ist Buffy?"

Auf diese Frage kann Angel nicht antworten. Er sagt nur: „Kümmern Sie sich bitte um das Kind. Ich muss nach Spike sehen, bevor er sich etwas antut."

„Sich etwas antut? Angel, was ist passiert? Ist Buffy etwas geschehen?"

„Buffy ist tot."

„Tot? Oh mein Gott, aber wie? Wie konnte das passieren? Ich meine… Buffy ist ein Vampir, wie konnte das geschehen?" erwidert Giles voller Entsetzen.

„Sie hat zuviel Blut verloren. Sie hatte in letzter Zeit nicht viel getrunken. Spike hat Recht, ich hätte es wissen müssen. Es ging zu schnell, wir konnten nichts dagegen tun", antwortet Angel unter Tränen und macht noch während seiner letzten Worte kehrt, um zu gehen.

„Angel!" ruft Giles ihn noch nach, doch Angel eilt in raschen Schritten davon. Durch das laute Rufen wurde der Kleine in Giles Armen wach und beginnt zu quengeln. Joyce wurde ebenfalls durch das Rufen auf Giles aufmerksam und geht neugierig zur Tür. Ihre Augen beginnen zu strahlen, als sie ihren kleinen Enkelsohn erblickt.

„Wo sind Buffy und ihre beiden Männer?" fragt sie ein wenig verwirrt darüber, dass niemand sonst hier ist.

****

Teil 2

Angel sucht die ganze Nacht nach seinem Childe. Er kann ihn nirgendwo finden. Er sucht jede Bar und jede Kneipe ab. Er war schon zwei mal wieder in der Villa, in der Hoffnung Spike wäre zurückgekommen, doch auch dort konnte Angel ihn nicht finden. Ziellos irrt er nun durch die Stadt und versucht sein Childe zu orten.

Kurz vor Sonnenaufgang kann er ihn endlich spüren. Er ist ein gutes Stück außerhalb von Sunnydale auf einer kleinen Anhöhe, von wo aus man die ganze Stadt gut überblicken kann. Verliebte Pärchen fahren oft mit den Autos hierher, um ungestört zu sein und den Ausblick zu genießen. Hier findet Angel endlich sein Childe. Spike sitzt auf den Boden und starrt ausdruckslos auf die hellen Lichter der Stadt. In seiner Hand hält er eine halb leere Whiskeyflasche und neben sich auf dem Boden liegt eine weitere, die bereits leer ist.

Schweigend gesellt sich Angel zu ihm und setzt sich neben ihm auf den Boden. Ohne Angel anzusehen, reicht Spike seine Flasche an seinen Sire weiter. Angel greift sich die Flasche und nimmt einen kräftigen Zug. Auf diese Weise sitzen die Beiden eine Weile nur schweigend da und teilen sich den Rest des Whiskeys.

„Wir müssen gehen, die Sonne kommt bald", bricht Angel die Stille.

„Ich bleibe hier", antwortet Spike.

„Nein, das tust du nicht. Du kommst mit mir", meint Angel etwas strenger.

„Du kannst mich nicht dazu zwingen."

„Oh doch, das kann ich. Und ich werde es tun, wenn es sein muss."

„Lass mich in Ruhe! Buffy ist tot! Was glaubst du wie lange es dauert, bis wir beide uns die Köpfe einschlagen? Oder bis wir einander nichts mehr zu sagen haben. Buffy war diejenigen, die alles zusammengehalten hat. Ohne sie hat alles keinen Sinn. Mein ganzes Leben hat keinen Sinn. Ich bin so leer. Ich will das alles nicht mehr. Ich will es nicht mehr. Ich werde hier bleiben und auf die Sonne warten, dann ist alles vorbei."

„Red keinen Unsinn! Buffy ist tot, aber das ändert nichts zwischen uns beiden. Ich will dich nicht auch noch verlieren. Ich werde nicht zulassen, dass du dir etwas antust. Und Buffy hätte das bestimmt auch nicht gewollt!"

Dies scheint Spike zu berühren, denn mit einem verzweifelten Blick schaut er zu Angel und erwidert: „Aber wie soll ich nur ohne sie leben? Ich kann sie nicht mehr fühlen. Sie ist nicht mehr da. Sie ging einfach fort. Ich weiß nicht, ob ich das ertragen kann!"

„Es wird leichter, ich verspreche es. Es wird immer wehtun, aber es wird leichter werden. Glaub mir."

Angel steht auf und reicht Spike seine Hand. Kraftlos und nervlich erschöpft lässt Spike sich hochziehen. Gemeinsam machen sich die beiden auf den Weg Nachhaus.

Unterwegs fragt Spike schließlich: „Wo ist eigentlich der Krümel?"

„Ich habe in vorläufig zu Giles und Joyce gebracht. Sie werden sich gut um ihn kümmern."

„Gut", meint Spike darüber sichtlich erleichtert.

****

Entsetzt starrt Spike auf das leere und mit Blut beschmutzte Bett. Es ist noch alles so wie er es vor einigen Stunden verlassen hat. Wie vor einigen Stunden Buffy noch darin gelegen hat und dann urplötzlich vor seinen Augen zu Staub zerfiel. Noch immer liegt dieser Staub auf dem Bett verteilt.

Bewegungslos steht Spike im Schlafzimmer und starrt unentwegt auf das Bett. Angel kommt herein, nimmt ihn sanft an der Hand und meint zu ihm: „Komm, wir nehmen eines der anderen Zimmer. Ich habe uns ein Bett fertig gemacht."

Widerstandslos lässt sich Spike mitziehen. Angel manövriert den kraftlosen Körper seines Childes in das etwas kleinere Bett in einem der anderen Zimmer und zieht ihm Schuhe und Mantel aus. Spike legt sich zurück und rollt sich zu einem Ball zusammen. Angel entledigt sich seiner Schuhe und seines Mantels und legt sich zu Spike aufs Bett. Tröstend nimmt er Spike in den Arm. Spike kuschelt sich an seinen Sire und hält ihn mit einem festen Griff an sich gedrückt. Nur langsam beginnt Spike sich durch das leise Schnurren von Angel zu entspannen. Erst nach einer Weile, als Angel merkt, dass Spike schläft, erlaubt er sich selbst stille Tränen zu vergießen und weint sich langsam in den Schlaf.

****

Gegen Mittag erwacht Angel durch ein unruhiges Wimmern seines Childes. Spike liegt etwas entfernt von ihm am äußersten Rand des Bettes. Vorsichtig nähert sich Angel, streichelt Spike gleichmäßig über den Rücken und beginnt leise zu schnurren, bis Spikes Schlaf wieder ruhiger wird. Möglichst geräuschlos verlässt Angel das Zimmer und geht zu ihrem eigentlichen Schlafzimmer. Bevor der den Türknauf betätigt, zögert er. Er bereitet sich innerlich auf den Anblick vor, atmet einmal tief durch und betritt dann das Zimmer.

Es ist noch immer alles so wie sie es am Vorabend verlassen haben. Noch immer liegt der Staub seines Grandchildes verteilt auf dem blutverschmierten Laken. Er versucht den Anblick so gut es geht zu ignorieren. Er hat gesehen wie schmerzhaft es für Spike war und will deshalb alles sauber haben bis Spike erwacht. Kurz überlegt er, ob er die Asche einsammeln soll und in einen Behälter tun soll. Menschen tun dies mit ihren Angehörigen. Wenn Vampire sterben, bleibt selten genug, um es einzusammeln, daher ist es unter Vampire auch nicht üblich so etwas wie ein Grab anzulegen. Vor allem, da das Leben eines Vampirs meist mit der Auferstehung aus seinem Grab beginnt.

Angel entscheidet, dass er keine Grabstätte für Buffy haben will. Und er ist sich ganz sicher, dass Spike dies ganz bestimmt auch nicht haben möchte. Deshalb rollt er das blutverschmierte Laken samt der darauf liegenden Asche zusammen und trägt es hinaus in den hinteren Garten. Dort legt er das Laken auf den mit Steinfließen belegten Boden und verbrennt es.

Ausdruckslos starrt er auf das kleine Feuer, das den letzten Rest seines Grandchildes in Rauch auflösen lässt.

„Angel?" ruft eine männliche Stimme.

Erschrocken fährt Angel herum und schaut nach dem ungebetenen Gast. Giles und Joyce sind gekommen. Joyce trägt das Neugeborene bei sich. Angel kann erkennen, dass Joyce’ Augen blutunterlaufen ist, weshalb er vermutet, dass sie sich die ganze Nacht über die Augen ausgeweint hat. Auch Giles hat eine betrübte Mine auf.

Angel nähert sich dem Paar und versucht dabei so gefasst wie möglich zu bleiben. Was ihm in Gegenwart seines kleinen Sohnes sehr schwer fällt. Angel ist überrascht, als Joyce direkt auf ihn zu geht, ihm das kleine Bündel in die Arme drückt und besorgt fragt: „Wie geht es euch?"

Angel hat keine Ahnung wie er darauf antworten soll und lächelt stattdessen nur seinen kleinen Sohn an. Ihm fällt erneut auf wie wunderschön dieses kleine Wesen ist. Als würde er wissen, dass sein Vater ihn auf dem Arm hält, öffnet er seine kleinen Augen und verzieht seinen Mund so, dass es wie ein Lächeln aussieht.

Für einen Moment lang kann Angel all seinen Schmerz vergessen und läst sich vollkommen von diesem Anblick verzaubern. Giles und Joyce bemerken, dass Angel wie verzaubert ist und verhalten sich deshalb extra ruhig.

Erst nach einigen Augenblicken blickt Angel zu den Beiden auf und meint: „Danke, dass ihr euch um ihn gekümmert habt. Wäre es vielleicht möglich, dass er eine Zeit lang bei euch bleiben könnte? Solange, bis es Spike besser geht?"

„Es nimmt ihn wohl sehr stark mit?" fragt Giles einfühlsam.

„Die beiden waren sehr stark miteinander verbunden. Es wird eine Weile dauern, bis Spike darüber hinwegkommt. Ich kenne ihn zwar sehr gut, doch ich habe keine Ahnung, wie er sich die nächste Zeit verhalten wird. Ich will nicht, dass er aus einem Tobsuchtsanfall heraus dem Kleinen etwas antut. Außerdem braucht er mich jetzt. Ich kann mich nicht auch noch um ein Baby kümmern. Wenn es also ginge, dass er noch bei euch bleibt, wäre ich euch sehr dankbar."

„Natürlich. Das ist gar keine Frage. Wenn du nichts dagegen hast, würden wir gerne ein Paar der Sachen mitnehmen, die ihr bereits für den Kleinen hier habt."

„Ja sicher. Tut mir leid, daran habe ich gar nicht gedacht. Ich helfe euch."

Angel gibt seinen Sohn vorsichtig an Joyce zurück und gemeinsam mit Giles gehen sie in das eine kleine Zimmer, das direkt am großen Schlafzimmer liegt. Dort haben Spike und Angel zusammen mit der Unterstützung von Giles und Xander ein nettes kleines Kinderzimmer eingerichtet. Es ist nun der einzige Raum im ganzen Gebäude, der einen schönen warmen Teppich mit extra Isolierung darunter hat, damit es dem Baby nicht zu kalt wird. Die Wände sind mit einer schönen Tapete beklebt, die mit lauter lustigen Tierchen bedruckt ist. In der Mitte des Raumes steht eine Kinderwiege, die Xander extra angefertigt hat. Sein Talent als Handwerker ist unverkennbar. Zahlreiche Teddys und andere Stofftiere sind im ganzen Raum verteilt. Neben dem Wicketisch, den ebenfalls Xander selbst gebaut hat, steht ein kleiner Kleiderschrank, der bereits voll mit Anziehsachen für den Jungen ist.

Angel kramt alles Notwendige zusammen und bringt es hinaus zu Giles. Bis die Sonnenstrahlen ihm den Weg versperren. Dort nimmt es Giles dann entgegen um es ins Auto zu tragen. Nur wenige Minuten später ist das Auto bis oben hin voll bepackt. Giles und Joyce wollen sich schließlich verabschieden, bis Joyce noch etwas sehr wichtiges einfällt: „Angel, wie ist eigentlich sein Name? Ihr habt es uns noch nicht gesagt."

„Sein Name?"

„Euer Sohn! Wie heißt er?"

„Buffy wollte…" Angel fällt es schwer Buffys Namen auszusprechen. Sofort muss er mit seinen Tränen kämpfen. Er räuspert sich und antwortet: „ … sie wollte warten, bis nach der Geburt. Wir konnten uns nie einig werden. Spike war dagegen, doch sie wollte ihn William nennen. So wie ihre beiden Väter."

„Ich dachte nur Spikes Name war William", fragt Joyce etwas verwirrt.

„Liam ist eine irische Abwandlung von William."

„Ah! Ich verstehe. Also dann nennen wir den kleinen William?" fragt sie erneut.

„Ja. Ich bin sicher sie hätte es so gewollt."

Liebevoll drückt Joyce ihren Enkelsohn an sich und flüstert ihm seinen Namen zu.

Angel bleibt vor der Türe stehen, bis die Beiden mit seinem Sohn davonfahren. Er blickt ihnen nach, bis er das Auto nicht mehr sehen kann.

****

Die nächsten Tage sind sehr anstrengend für Angel. Spike ist nicht dazu zu bewegen aus dem Bett zu steigen. Er will nicht von Angel trinken, wäscht sich nicht und spricht kein Wort. Wann immer Angel nach ihm schaut, starrt er die Decke an, oder ist zu einem kleinen Ball zusammengerollt und weint.

Jeden Abend bei Sonnenuntergang geht Angel zu den Summers, um nach seinem Sohn zu sehen. Jedes Mal versucht er Spike dazu zu bewegen, dass er mit ihm geht. Doch Spike liegt in seinem Bett wie eine Leiche und bewegt sich kaum. Angel versucht es immer wieder mit sanftem Einreden auf sein Childe. Doch nichts erweckt seine Aufmerksamkeit. Er starrt nur in die Leere und schweigt.

Am Tage, wenn Angel sich zu ihm legt, um zu schlafen, wird er öfter wach, weil Spike neben ihm laut zu weinen beginnt und manchmal sogar um sich schlägt. Das sind die einzigen Momente, wo Spike seinen Sire an sich heran lässt, da er es im Schlaf gar nicht bemerkt, wie Angel sich um ihn bemüht. Während der Nacht, wenn Spike wach ist, lässt er nichts und niemanden an sich heran.

Nach zwei Wochen hat Angel schließlich genug. Er kann nicht weiter zusehen, wie Spike vor sich hinvegetiert. Er greift zu drastischeren Maßnahmen.

Er geht zu Spike ins kleinere Schlafzimmer, wo die beiden noch immer schlafen, seit Buffy tot ist, und zieht Spike vollkommen aus. Spike trug noch immer seine schwarze Jeans und sein T-Shirt. Angel hatte schon öfter versucht, ihm die Sachen auszuziehen, doch Spike hat sich jedes Mal dagegen gewehrt. Und auch jetzt beginnt sich Spike gegen den Eingriff seines Sires zu wehren. Doch diesmal gibt Angel nicht so leicht auf.

Als Spike sich weiterhin wehrt, reißt ihm Angel schließlich die Sachen mit Gewalt von seinem Leib. Spikes vampirische Gesichtszüge blitzen kurz auf und er knurrt seinen Sire wütend an. Doch Angel lässt sich nicht beirren. Im Gegenteil! Er ist froh, dass Spike wenigstens eine erste geringe Reaktion auf sein Tun zeigt. Und wenn es auch nur ein Knurren ist.

Als er ihn endlich nackt hat, greift er sich sein Childe und trägt es ins Badezimmer.

„Verdammt! Lass mich runter Angelus!" knurrt ihn Spike wütend an, wobei er ihn absichtlich Angelus nennt, was er nur tut, wenn er wütend auf ihn ist, oder ihn provozieren will. Doch Angel reagiert nicht auf diese Provokation. Er ist sogar froh darüber, denn dies sind die ersten Worte, seit zwei Wochen, die sein Childe überhaupt gesprochen hat.

„Du wirst jetzt aufstehen, ein Bad nehmen und dich dann für unseren Besuch fertig machen", erwidert Angel mit einem bedrohlichen Unterton in seiner Stimme.

„Welchen Besuch?" fragt er angewidert, als Angel ihn direkt in die volle Badewanne setzt.

Trotzig sitzt Spike nun im Wasser und denkt nicht mal im Traum daran sich zu waschen. Angel steht über ihm neben der Wanne und blickt streng auf ihn herab.

„Unser Sohn wird gleich hier sein. Ich erwarte, dass du dich ordentlich wäschst, damit er den Gestank seines Vaters nicht riechen muss. Und zwing mich nicht dazu dich zu waschen!" meint Angel mit seinem strengen Sireton.

Es ist nicht der Sireton, der ihn schließlich dazu bewegt sich die Seife zu greifen, sondern der Gedanke an seinen kleinen William. Angel hat ihm erzählt, dass sie ihn nun doch so nennen, weil Buffy es so gewollt hätte. Angel erzählt ihm jeden Tag von William, wenn er von den Summers zurückkommt, was Spike jedes Mal versucht zu ignorieren, so gut er kann, denn die Gedanken an Buffy und seinen Krümel schmerzen ihn zu sehr.

Spike hatte mit Buffy oft darüber gestritten, weil er nicht wollte, dass sein Sohn seinen alten Namen von früher bekommt. Er ist nicht im Geringsten so, wie William war. Er weiß es genau, denn er kann sich noch genau an die Tage erinnern, wo er sein Gedächtnis verloren hatte. Giles und Willow hatten damals vermutet, dass die Erinnerungen an damals verloren gehen würden, doch so war es nicht. Spike kann sich noch genau an alles erinnern. Weshalb er erst recht nicht wollte, dass sein Sohn diesen Namen bekommt. Doch Buffy und Angel waren dafür und wie es mit den meisten Entscheidungen in der Familie bisher war, siegt immer die Meinung, die Buffy mit einem der Beiden teilt. Selten war es so, dass Spike und Angel eine andere Meinung als Buffy hatten. Immer war es entweder Spike oder Angel, der den Kürzeren zog. Doch am meisten war es Spike.

Unnötig seufzend, wäscht er sich den Schmutz der letzten Tage von sich. Das warme Wasser tut gut auf seiner Haut und er spürt wie langsam wieder Leben in seinen Körper kommt.

Eine halbe Stunde später ist Spike komplett fertig angezogen und steht am großen Kamin, als wenn nie etwas geschehen wäre. Völlig unbekümmert raucht er eine seiner Zigaretten und wartet darauf, dass der angekündigte Besuch endlich erscheint. Angel ist etwas verwirrt über Spikes ruhige und unbekümmerte Art. Doch das ist ihm immer noch lieber, als das apathische Verhalten der letzten Tage, weshalb er es vermeidet Spike nach seinem seltsamen Verhalten zu fragen.

Kurz darauf hören die beiden Vampire bereits, dass jemand kommt. Angel geht zum Eingang, um diesen zu öffnen, als Willow und Xander ihm bereits durch die Türe entgegenkommen. Die beiden Teenager sind gerade in eine Diskussion über Kindererziehung verstrickt und achten kaum auf die beiden Vampire im Raum. Angel wundert sich, weshalb Xander seinen Sohn auf seinen Armen hat. Er ist im ersten Moment böse, wie Joyce ihm so etwas Wichtiges anvertrauen kann, doch dann beruhigt er sich sofort wieder, da er weiß, dass er Xander vertrauen kann und dieser seinem Kind nie etwas antun würde.

Xander wirkt ziemlich gestresst. Er tätschelt das kleine Bündel, weil es klägliche Laute von sich gibt. Entnervt drückt er Willow das Bündel in die Hand und meint: „Hier nimm du das Ding. Ich halte das nicht mehr aus." Kaum hat Willow es ihm abgenommen, spürt er, wie er ruckartig gegen die Wand gepresst wird. Angel blickt ihn aus goldgelben Augen an und knurrt bedrohlich: „Nenn meinen Sohn noch einmal ein Ding und du wirst dir wünschen nie geboren zu sein!"

Xander ist auf der Stelle kreidebleich und starrt auf das dämonische Antlitz direkt vor seiner Nase. Auch Spike ist in voller Vampirgestalt und beobachtet genau was sein Sire tut.

Willow ist total aus dem Häuschen. Sofort tritt sie zu Angel, um ihn zu beruhigen und ruft: „Angel! Das ist nicht dein Sohn! Das war ein Missverständnis!"

Knurrend blickt Angel zu Willow und sieht dabei, wie Joyce und Giles gerade nachträglich eintreten. Joyce trägt den kleinen William liebevoll in ihren Armen. Verwirrt schaut Angel auf das kleine Bündel, das Willow bei sich trägt. Hält aber Xander noch immer fest an die Wand gedrückt.

Willow offenbart ihm, was sie ihn ihren Armen hält, worauf sich Angel langsam wieder beruhigt.

„Was zum Teufel soll das? Wolltet ihr mich damit ärgern?" fragt er genauer nach.

„Nein! Niemand wollte dich ärgern! Es ist ein Elternprojekt von der Schule. Jeder Schüler bekommt für ein Paar Tage eine Babyattrappe mit nachhause. Im Moment ist Xander grade dran."

„Ja, und das verfluchte Ding bringt mich noch in den Wahnsinn! Gott sei dank kann ich es morgen wieder abgeben", beklagt sich Xander.

Angel scheint nicht ganz zu verstehen, warum eine Babyattrappe Xander in den Wahnsinn bringen kann, weshalb Willow sich verpflichtet fühlt es genauer zu beschreiben: „Die Attrappe sieht nicht nur genauso aus, wie ein Baby, sondern sie reagiert auch genauso. Sie will gefüttert werden, getätschelt, gewickelt, sie reagiert auf Bewegung und Wärme, also ganz wie ein richtiges Baby. Es ist richtig toll!"

Angel achtet schon längst nicht mehr auf das euphorische Geplapper von Willow, denn er steht längst bei Joyce, die ihm gerade seinen Sohn übergibt. Glücklich blickt er auf das kleine, sich rekelnde Wesen in seinen Armen herab und streichelt ihm sanft an der Wange. Giles und Joyce stehen neben ihm und beobachten wie Angel seinen Sohn liebevoll behandelt. Es ist in gewisser Weise ein seltsamer Anblick, wenn man bedenkt, dass er einst der gefürchtete Angelus war, die Geisel von Europa, und er jetzt ein kleines menschliches Baby in den Armen hält.

Er spricht liebevoll auf seinen Sohn ein und meint: „William, ich werde dir jetzt deinen zweiten Daddy vorstellen. Es wird höchste Zeit, dass du ihn kennen lernst."

Langsam nähert sich Angel seinem Childe. Spike schaut misstrauisch auf das Baby in den Armen seines Sires. Das einzige Mal, als er seinen Sohn zu Gesicht bekommen hatte war kurz bevor Buffy zu Staub zerfiel. Eine innere Panik überkommt ihn. Innerlich fürchtet er, dass wenn er dem Kind wieder ins Gesicht blickt etwas weiteres Schlimmes passieren würde. Außerdem drängen sich die schmerzlichen Erinnerungen von Buffys Tod in sein Gedächtnis. Nervös und etwas verstört weicht er zurück und wehrt Angel mit erhobener Hand ab, nicht näher zu kommen.

„Spike, was ist? Dein Sohn will dich kennen lernen. Willst du ihn nicht einmal ansehen?"

„Nein!" erwidert er fast als würde er sich vor dem Baby fürchten. Er weicht Angel aus, eilt zur Türe, wo er sich nur rasch seinen Ledermantel greift und stürmt dann in die Dunkelheit hinaus.

Seufzend blickt Angel Spike hinterher. Er hat so gehofft, dass Spike wieder etwas mehr Lebenswillen bekommen würde, wenn er ihren Sohn sehen würde. Doch damit hat er scheinbar alles nur schlimmer gemacht.

****

Spike eilt ziellos durch die nächtlichen Schatten der Stadt. Sein erster Impuls war es zu einer Bar zu gehen und sich zu betrinken. Um einfach zu vergessen. Doch er weiß aus mehreren solchen Experimenten, dass die Erinnerungen am nächsten Tag immer wiederkehren, zusammen mit schrecklichen Kopfschmerzen. Und er weiß, dass Angel ihn finden und ihn zurückbringen würde. Und alles würde noch mal von vorne beginnen.

Er musste weg. Weg von hier. Weg aus dieser schrecklichen Stadt, in der für ihn immer alles schief läuft, was schief laufen kann. Weg von hier, wo seine über alles geliebte Gefährtin sich vor seinen Augen in Asche aufgelöst hat. Weg von hier, wo das Gesicht eines Kindes ihn an seine Liebe erinnert. Weg von seinem Sire, der ihn dorthin zurückbringen will. Weg.

Seine Beine tragen ihn zielstrebig zum Dock. Es sollte für ihn nicht schwer sein ein Schiff zu finden, dass ihn mitnimmt. Irgendwohin. Ganz egal. Nur weg aus dieser Stadt. Vielleicht etwas weiter in den Norden? Oder nach Europa. Er hat in seinem Leben viele gute Jahre in Europa verbracht. Europa währe ein guter Ort. Egal, Hauptsache weg von Sunnydale.

Es dauert nicht lange, bis Spike alle Schiffe gecheckt hat. Am Ende stehen nur zwei für ihn zur Auswahl, die in Kürze ablegen werden. Eines fährt hinunter nach Brasilien. Kein besonders gutes Land für ihn. Dort hat Dru ihn damals wegen eines ekligen Chaosdämons verlassen. Dort gibt es zuviel Sonne und nichts Anständiges zu Trinken. Also bleibt ihm nur das zweite Schiff. Obwohl er gerade dorthin eigentlich nicht fahren wollte. Er hat nicht viel Zeit sich zu entscheiden, und letztendlich ist es ihm auch egal. England war schon immer ein gutes Land für ihn. Also wird es Zeit wieder einmal Nachhaus zu fahren.

Nachdem er mit dem Kapitän des Frachtschiffes den Preis für die Überfahrt vereinbart hat, steigt er auf das Schiff und lässt sich zu einer kleinen Koje bringen. Ohne einen einzigen Blick zurück. Die Laderampe wird eingefahren und das Schiff beginnt sich zu bewegen, um den Heimathafen zu verlassen. Niemand bemerkt, wie ein dunkler Schatten in aller letzter Sekunde von Hafen abspringt, und sich am Heck des Schiffes festkrallt und hochzieht. Eine dunkle Gestalt huscht lautlos über das Deck und versteckt sich in einem der Rettungsboote. Keiner der Besatzungsmitglieder ahnt, welche Gefahr dort auf sie lauert.

****

Eine Woche später sucht Angel noch immer erfolglos nach seinem Childe. Er ist sich mittlerweile ziemlich sicher, dass Spike nicht mehr in Sunnydale ist. Er hat bereits die gesamte Gegend nach im abgesucht. Faith hat ihm sogar dabei geholfen, doch weder sie noch er hatten Erfolg. Angel kann nicht einmal die Anwesenheit seines Childes wahrnehmen. Weswegen er fürchtet, dass Spike die Stadt verlassen hat. Doch trotzdem sucht er jede Nacht weiter nach ihm. Auch wenn er im Grunde weiß, dass er ihn nicht finden wird, gibt er nicht auf.

Er befragt alle Dämonen der Stadt, ob ihn jemand gesehen hat. Erkundigt sich nach allen ungewöhnlichen Begebenheiten und hofft inständig, dass Spike noch lebt. Auch wenn er sicher weiß, dass er es gespürt hätte, wenn Spike zu Asche zerfallen wäre, so drängt sich immer wieder die Angst zu ihm, dass seinem Childe etwas zugestoßen ist, oder er sich doch noch der Sonne ausgesetzt hat.

Missmutig geht er zur Schule, wo sich die Kids und die Wächter in der Bibliothek verabredet haben. Er hat Giles weiterhin seine Hilfe zugesagt, falls Sunnydale eine Bedrohung bevorsteht. Und er geht jede Nacht mit Faith zusammen auf Vampirjagd, in der Hoffnung dabei vielleicht Spike zu finden. Oder auf einen Hinweis von ihm zu stoßen.

Als er die Bibliothek schließlich betritt, erstarrt er, als er ein bekanntes Mädchen dort erblickt. Alia steht nur wenige Meter vor ihm und lächelt ihn schüchtern an. Angel geht unbewusst sofort in Angriffsposition über, da er im ersten Moment glaubt, dass Valeria vor ihm steht.

„Angel, schön, dass du da bist. Alia ist nun endlich angekommen. Dies hier ist die echte Jägerin", begrüßt Giles ihn freundlich.

Angel beruhigt sich sofort wieder und blickt mit entschuldigender Miene in die Runde. Die anderen haben bemerkt, dass er Alia für die Göttin hielt, doch niemand ist ihm deswegen böse, da es allen im ersten Moment genauso gegangen war.

„Alia, das ist Angel. Der Vampir, von dem ich dir erzählt habe", klärt Giles die junge Jägerin auf.

„Der, den ich nicht töten soll", stellt Alia fest und lächelt.

Angel bleibt misstrauisch. Ihm steckt noch zu sehr die Erinnerung an Valeria in den Knochen, weshalb er absichtlich etwas im Hintergrund bleibt, während Giles, Faith, Willow und Xander sich angeregt mit Alia unterhalten. Wesley ist auch hier. Die Erlebnisse der letzten Wochen haben ihn ein wenig besonnener werden lassen. Er scheint langsam aus seinen Fehlern zu lernen.

Angel versucht dem Gespräch der Kids und der Wächter zu folgen, doch ein seltsames Gefühl lenkt seine Aufmerksamkeit ab. Er kann es nicht genau einordnen. Es ist beinahe so, als wenn er die Anwesenheit einer ihm vertrauten Person spüren würde. Doch es fühlt sich neu und anders an.

Er stört die Anwesenden mitten unter ihrem Gespräch und meint: „Entschuldigt mich", um anschließend rasch aus der Bibliothek zu verschwinden. Er muss diesem seltsamen Gefühl folgen. Er hofft, dass ihn dieses Gefühl vielleicht zu Spike führt.

Giles und die Kids blicken Angel nachdenklich hinterher. Seit Buffys Tod und Spikes Verschwinden, hat er sich sehr verändert. Er ist noch stiller und noch unheimlicher geworden.

„Seid ihr sicher, dass wir ihm vertrauen können?" fragt Alia unsicher nach.

„Wenn wir Angel nicht mehr trauen können, können wir keinem vertrauen", erklärt Faith überzeugt.

****

Angel folgt dem Ruf einer lautlosen Stimme, die nach ihm schreit. Je näher er seinem unbekannten Ziel kommt, desto stärker wird das Gefühl in ihm. Nun ist er sich schon fast sicher, dass es ein Vampir ist, der nach ihm ruft, und er hofft inständig, dass es sein Childe ist. Doch je näher er diesem unbekannten Vampir kommt, umso sicherer ist er sich, dass es nicht Spike ist. Und desto weniger glaubt er, dass dieses Gefühl Wirklichkeit ist. Es kann unmöglich sein.

Er bleibt schließlich auf einer grünen Wiese mitten im Park stehen. Er spürt die Anwesenheit dieses Vampirs nun sehr deutlich und er ist sich sicher, dass dieser direkt hinter ihm steht. Er wagt es nicht sich umzudrehen. Wagt nicht in das Gesicht der Person hinter ihm zu blicken. Es kann nicht sein, dass sie es ist. Sie ist tot. Sie kann unmöglich hier sein.

„Hallo Liebling", spricht eine, ihm sehr bekannte weibliche Stimme zu ihm, und Angel erstarrt in sich.

****

Teil 3

Die Besatzung des Schiffes ist ziemlich aufgeregt. Schon wieder wurde eine Leiche gefunden und schon wieder hatte diese zwei kleine Einstiche am Hals. Spike versucht sich so unauffällig wie möglich zu verhalten. Er weiß, dass wenn die Besatzung erfährt, dass er ein Vampir ist, er die längste Zeit hier unbekümmert die Reise genießen konnte.

Wobei man es wohl kaum als Genuss ansehen kann, versteckt in einer kleinen Ein-Mann Koje, die gerade groß genug ist, um darin aufrecht zustehen, zu reisen und ohne die Wärme seiner geliebten Vampirfamilie und ohne einen tropfen Blut ausharren zu müssen.

Er hat es mittlerweile bereut so plötzlich aufgebrochen zu sein. Er hätte sich wenigstens etwas Blutvorrat mit auf die Reise nehmen sollen. Sein Blutdurst ist bereits unerträglich, und die Tatsache, dass er scheinbar nicht der einzige Vampir hier an Bord ist und dieser sich weit weniger zurückhält als er, macht es ihm nicht gerade leicht sich zu beherrschen.

Nervös raucht er seine letzte Zigarette und hofft inständig, dass das Schiff bald an seinem Bestimmungshafen ankommen wird. Lange wird er sich nicht mehr zurückhalten können und dann wird es blutig werden.

Für einen kurzen Augenblick fragt er sich, weshalb er sich überhaupt zurückhält. Niemand ist hier, der ihn deswegen bestrafen würde, oder ihm deswegen beleidigt wäre. Angel ist in Sunnydale und Buffy ist tot. Warum also versucht er sich zu beherrschen und keine Menschen zu töten? Warum greift er sich nicht einfach einen der Besatzungsmitglieder und saugt ihn genüsslich aus?

Kurz blitzt das Gesicht seines Sohnes vor seinem inneren Auge auf, als er hinter sich die Türe öffnen hört. Er wirbelt blitzschnell herum und starrt ungläubig in das Gesicht des Eindringlings.

„Dru?"

„Hallo Liebling."

„Dru? Zum Teufel, was machst du hier?"

„Ich habe dich gesucht. Die Sterne haben mir zugeflüstert, dass du hier auf diesem Schiff bist. Deshalb bin ich dir gefolgt."

Sofort ist Spike klar, wer die Besatzungsmitglieder getötet hat. Er zieht Drusilla rasch zu sich in die Koje und verschließt die Türe, bevor jemand sie sehen kann.

„Verdammt Dru, hättest du nicht noch etwas auffälliger sein können?" schimpft er drauf los.

Drusilla verzieht ihre Lippen zu einem Schmollmund und gibt einen weinerlichen Laut von sich, als hätte er sie sehr verletzt. Mit kläglicher Stimme fragt sie: „Ist mein Liebling jetzt böse auf mich? Ich dachte er würde sich freuen, wenn ich zu ihm zurückkomme."

Mehr aus Reaktion heraus versucht er sie sofort zu trösten, in dem er sie schützend in den Arm nimmt und auf sie einredet: „Schon gut. Ich bin nicht böse auf dich. Ist ja gut."

Schließlich hat er einhundert Jahre lang nichts anderes getan, als seine Dru zu beschützen und sie zu trösten, deshalb fühlt es sich für ihn richtig und gut an. Es fühlt sich an, als wenn er nach langer Zeit wieder nach Hause kommen würde. Deshalb hält er sie weiter im Arm und wiegt sie beruhigend hin und her, während sie teuflisch in sich hineinlächelt.

****

Angel starrt noch immer auf die Frau, die vor ihm steht. Er kann nicht glauben, dass sie es wirklich ist. Er hat gesehen, wie sie zu Asche zerfallen ist. Er hat es selbst gesehen und jetzt steht sie vollkommen unversehrt vor ihm. Ungläubig flüstert er ihren Namen: „Darla."

Ihr süßes Lächeln verzaubert ihn für einen Moment. Er erinnert sich an eine gute Zeit, wo er und sie Gefährten waren. Doch dieses Band zerbrach damals mit ihrem Tod. Und mit der Tatsache, dass er eine Seele hatte.

Doch nun hat sich einiges geändert. Angel hat keine Seele mehr. Er tötet zwar keine Menschen und hilft der guten Seite gegen das Böse zu kämpfen, doch rein technisch gesehen trägt er keine Seele in sich. Ihn belasten seine Opfer nicht. Und er zögert nicht davor zurück Menschen zu töten, wenn seine Familie in Gefahr ist. Eine Familie, die allerdings längst zerbrochen ist. Zurück geblieben sind nur noch er und sein Sohn.

Und nun steht ein anderer Teil seiner Familie vor ihm. Ein sehr alter und längst verloren geglaubter Teil. Doch sie lebt und lächelt ihn verführerisch an.

„Wie?" ist das einzige, was er schließlich schafft zu fragen, während er noch immer ungläubig auf seine Todgeglaubte Gefährtin starrt.

„Ist das alles, was du dazu zu sagen hast? Kein Hallo? Oder, schön dich zu sehen?"

Schließlich kommt Angel aus seiner Starre heraus. Ihm wird mit einem Schlag bewusst, wer hier tatsächlich vor ihm steht. Es ist sein Sire. Ein sehr lebendiger Sire. Und vor allem sehr gefährlicher Sire. Ihm wird mit einem Mal bewusst, dass Darla eine Gefahr für die Stadt und für seinen Sohn ist. Er hat vor Jahren nicht gezögert sie zu töten, um Buffy zu retten, und er würde es heute nicht tun, um seinen Sohn zu retten. Sein Auftreten wird wieder kühl und er fragt abschätzend:

„Was suchst du hier?"

„Dich mein Schatz. Ich hatte solche Sehnsucht nach dir. Hast du mich nicht auch ein wenig vermisst?"

„Nein", antwortet er sofort und beobachtet genau jede ihrer Bewegung. Sie schlendert gemütlich zu ihm und lächelt ihn an, als wenn er ihr Geliebter wäre.

„Schade. Und ich dachte du würdest dich freuen mich zu sehen."

„Wie kommt es das du hier bist?" fragt er schließlich.

„Du meinst wieso ich wieder lebe?"

„Ja. Genau das."

„Es war ein Zauber. Schon verrückt, nicht wahr? In einem Moment zerfalle ich durch die Hand meines Childes zu Staub und im nächsten wache ich ganz plötzlich hier auf."

Angel wird hellhörig. Wenn es einen Zauber gibt, mit dem man tote Vampire zum Leben erwecken kann, gibt es vielleicht eine Möglichkeit Buffy zurückzuholen. Doch dazu muss er von Darla mehr über diesen Zauber herausfinden. Was bedeutet, was immer Darla mit ihm vorhat, er das Spiel mitspielen muss, solange, bis er erfährt, wie er Buffy zurückholen kann.

Er versucht das reumutige Childe zu spielen und meint: „Was damals passierte, tut mir leid. Ich war damals mit dieser Seele verseucht. Sie hat mich gezwungen das zu tun. Ich hoffe zu kannst mir verzeihen, Sire."

Darlas Augen blitzen vor Vergnügen auf, doch sie ahnt, dass Angel ihr nur etwas vorspielt.

„Für wie dumm hältst du mich? Denkst du ich weiß nichts von deiner kleinen Familie? Mit dieser Schlange von einer Jägerin und deinem nichtsnutzigen Childe. Denkst du ich weiß nicht, dass du jetzt einen Sohn hast?"

Angel versteift sich sofort bei ihrer Erwähnung seiner Familie und seines Sohnes.

„Was willst du?"

„Ich will das, was mir zusteht. Ich will, dass wir beide wieder zusammen sind. Ich will, dass wir wieder Gefährten werden."

****

„Du willst was?" fragt Spike schockiert, nachdem Dru ihm erzählt hat, dass sie seine Gefährtin sein will.

„Ich will mit dir vereint sein. Wie Bruder und Schwester. Wie zwei Geliebte. Gefährten für immer, bis in den Tod", erwidert sie in einem verrückten Singsang.

„Das kommt nicht in Frage! Ich werde dich nicht zur Gefährtin nehmen. Ich habe bereits eine Gefährtin und wie du weißt, geht das nur einmal."

„Die Vögelchen haben es mir vorgesungen. Gefährten bis in den Tod. Deine Gefährtin ist tot, Spike. Unserer Verbindung steht nichts im Wege."

„Ich werde es trotzdem nicht tun! Vergiss es."

„Mein armer Spike. Die Liebe zu dieser Jägerin hat ihn so durcheinander gebracht. Lass mich dir helfen. Komm zu Mammi. Alles wird wieder gut."

„Sie war keine Jägerin mehr. Sie war mein Childe. Und jetzt lass mich endlich in Ruhe!" meint Spike sichtlich genervt und lässt Drusilla alleine stehen.

Es ist kurz vor Sonnenaufgang. Drusilla hat ihn bis zu dem kleinen Dorf verfolgt, wo Spike, Buffy und Angel ihr Zuhause hatten. Wütend stapft Spike davon und will zu seinem Haus gehen, als er hinter sich jemanden aufschreien hört.

Drusilla hat sich einen der Dorfbewohner geschnappt, der am frühen Morgen nur kurz sein Haus verlassen hat, um Feuerholz für den Ofen zu holen.

Gerade will Drusilla ihre Zähne in den Hals des Dorfbewohners stoßen, als Spike ihn aus ihrer Umarmung reißt und den verschreckten Mann fort stößt.

„Hier wird nicht gebissen!" meint er streng zu seiner ehemaligen Geliebten.

„Aber warum nicht?" fragt Drusilla und setzt dabei ihren unschuldig verlorenen Blick auf.

„Dieses Dorf steht unter dem Schutz unserer Familie."

Drusilla beginnt verrückt vor sich zu kichern und antwortet: „Deine Familie ist tot, Spike. Ich bin alles was du noch hast."

Wütend beobachtet er wie sie verrückt vor sich hin kichert und ihn belustigt anschaut. Widerwillig packt er sie am Arm und zieht sie mit sich. Er versteht nicht ganz, warum er diesen Mann vor Dru in Schutz genommen hat. Noch vor ein paar Monaten hätte er keine Sekunde gezögert es selbst zu tun, wenn Angel und Buffy es ihm nicht verboten hätten.

Jetzt ist niemand hier, der es ihm verbieten könnte, doch trotzdem konnte er nicht zulassen, dass Dru einen dieser Dorfbewohner aussaugt. Denn dann wäre es wirklich wahr. Dann würde die Familie, die dieses Dorf einst beschützt hat, nicht mehr existieren.

Spike hasst es über solche Dinge nachzudenken. Er will nichts weiter, als endlich schlafen. Endlich ein wenig zur Ruhe kommen. Er freut sich auf sein Zuhause. Auf das schöne große und gemütliche Bett. Er wünschte nur, er müsse nicht alleine darin liegen und Buffy und Angel würden neben ihm liegen.

Aber wie es scheint wird er den Tag doch nicht so ganz allein verbringen müssen.

****

Darla und Angel befinden sich in Angels Villa und diskutieren heftig über eine Vereinigung.

„Darling, weshalb bist du so dagegen? Du hast keine Seele mehr! Wir könnten wieder vereint sein."

„Ich habe einen Sohn."

„Er ist ein Mensch. Er wird dich niemals lieben. Niemals so, wie ich dich lieben könnte."

„Das ist nicht wahr."

„Doch das ist es und das weißt du auch. Er wird bei dieser Frau und diesem Wächter aufwachsen. Bei Tage wird er in der Sonne spielen und du wirst niemals bei ihm sein können. Er wird Fragen stellen. Und er wird erfahren wer du bist und was du bist. Er wird andere Kinder kennen lernen und er wird verheimlichen, dass du sein Vater bist. Er wird allen erzählen, dass der Wächter sein Vater ist. Er wird dich hassen und dich verachten. Er wird sich selbst hassen, weil er die Brut dreier Vampire ist."

„HÖR AUF!" schreit Angel sie an. Darla spricht all die Dinge aus, vor denen er sich fürchtet. All die Dinge, die er sich selbst schon mehrmals gefragt hat. Und von denen er weiß, dass sie wahr werden könnten. Verzweifelt lehnt er sich mit einer Hand an der kalten Steinwand an und vergräbt sein Gesicht mit der anderen.

Ein siegessicheres Lächeln spiegelt sich auf Darlas Antlitz und sie nähert sich seinem Rücken. Liebevoll lehnt sie sich zu ihm und streicht ihm sanft über den Arm, während sie leise flüstert: „Sie haben dich alle verlassen. Und auch dein Sohn wird dich früher oder später verlassen. Doch ich werde immer bei dir sein. Für alle Zeiten. Das verspreche ich dir."

Angel weicht ihrer Umarmung aus und geht von ihr weg. Das alles ist einfach zu viel für ihn. Der Schmerz über Buffys Tod sitzt noch immer tief in ihm. Sein geliebtes Childe ist spurlos verschwunden und die Angst seinen Sohn eines Tages zu verlieren, oder dessen Hass auf sich zu spüren, raubt ihm beinahe den Verstand. Er will nichts anders, als endlich zur Ruhe zu kommen. Endlich ein wenig Schlaf finden und nicht an sein Leben denken müssen.

Er geht ins das große gemeinsame Schlafzimmer, wo er einst mit Spike und Buffy geschlafen hat. Er wünschte nur, er müsse nicht alleine darin liegen und Buffy und Spike würden neben ihm liegen.

Aber wie es scheint wird er den Tag doch nicht so ganz allein verbringen müssen.

****

Langsam aus seinem Schlaf erwachend, kuschelt sich Spike an den nackten Körper neben ihm. Er selbst ist auch nackt und sein steifes Glied reibt gegen die weichen Schenkel der Frau, die ihn liebevoll in den Armen hält.

Seine Hände wandern über die weiche Haut und die anmutigen Rundungen. Schlaftrunken glaubt er sein geliebtes Childe neben sich liegen zu haben. Er hört ein leises Summen und Schnurren und wundert sich über die Geräusche, die Buffy macht.

Er öffnet langsam die Augen und lächelt liebevoll in das Antlitz seiner geliebten Buffy. Ihre blonden Haare liegen wild verteilt auf dem Kissen und er streicht mit der Hand darüber um sie zu fühlen. Für einen kurzen Augenblick glaubt er geträumt zu haben, dass Buffy tot sei und Schmerz zog sich durch seinen Körper, doch sie liegt direkt vor ihm, lebendig, und lächelt ihn an. Also verdrängt er rasch diesen schrecklichen Gedanken und genießt einfach nur den Moment die Liebe seines Unlebens in seinen Armen halten zu dürfen.

Langsam lässt er seinen Mund auf ihre Lippen gleiten und sogleich sind die beiden in einem zärtlichen Kuss vereint, der rasch immer leidenschaftlicher wird. Als er sich erregt keuchend von ihren Lippen löst, blickt er ihr etwas unsicher ins Gesicht. Etwas stimmt nicht. Er kann sie nicht fühlen.

Sein Blick verschärft sich und er versucht Buffy genauer zu betrachten. Leicht verwirrt fragt er: „Buffy, was ist los? Warum kann ich dich nicht mehr fühlen?"

„Schhhh… denk nicht darüber nach. Es ist alles in Ordnung. Kein Grund zur Sorge. Halte mich einfach nur fest." Ihre liebliche Stimme verzaubert seine Sinne und er tut genau das was sie ihm sagt. Er hält sie fest an sich gedrückt und küsst sie erneut stürmisch auf ihre Lippen, während ihre Zungen sich heftig aneinander reiben.

Seine Erregung wird immer mehr durch ihr verführerisches Schnurren angeheizt und er schlüpft ohne zu zögern zwischen ihre Beine. Buffy stöhnt erfreut auf, als sie die Spitze seines erhärteten Schaftes an ihrer wartenden Scham spürt. Sie verstärkt ihr summendes Schnurren und Spike dringt mit einem Stoß in sie hinein. Buffy stöhnt erneut laut auf und sofort beginnen sich die beiden in einem schnellen Rhythmus zueinander zu bewegen.

Spike kommt es vor, als hätte er dies schon seit Wochen nicht mehr getan und beinahe frenetisch vergräbt er sich immer wieder in ihrem heißen und willigen Körper. Viel zu schnell driftet er seinem Höhepunkt entgegen und nimmt sich jetzt bereits vor, später eine zweite Runde einzulegen, die dann langsamer und zärtlicher sein wird. Buffy stöhnt und keucht unter ihm erregt auf, da auch sie nicht weit von ihrem Höhepunkt entfernt ist.

„Beiß mich!" flüstert sie ihm flehend ins Ohr, worauf Spike sich nicht mehr zurückhalten kann. Sein Gesicht verwandelt sich und er beißt in den zarten Hals. Gleichzeitig beißt auch Buffy zu und beginnt zu saugen. Wenn zwei Gefährten miteinander Schlafen und sich dabei beißen, ist es jedes Mal so, als wenn sie ihr Band erneuern. Der Dämon im Vampir tut das ganz automatisch. Genauso wie beim ersten Mal. Solange der Vampir seinen freien Willen dazu gibt.

Kaum schmeckt Spike die ersten Tropfen ihres Blutes auf seiner Zunge, explodiert er in ihrem Körper. Sein Dämon macht die Frau in seinen Armen zu seiner Gefährtin. Eine seltsame Gefühlswelle durchdringt seinen Körper und ihm wird schlagartig bewusst, dass etwas nicht stimmt. Es ist nicht Buffy, die er in sich fühlen kann. Es ist jemand anderes.

„DRU!" Wütend funkelt er sie an und entzieht sich sofort ihrer Umarmung. Er hat ihr Blut geschmeckt. Er fühlt sie mit jeder Faser seines Körpers. Ihr Name hallt in seinem Kopf, doch es ist nicht der Name und der Körper, den er fühlen und hören möchte.

Sie schenkt ihm ein unschuldiges Lächeln, doch sein Blick bleibt zornig.

„Was fällt dir ein, mich mit deinen hypnotischen Kräften reinzulegen?!"

„Bist du jetzt böse auf mich? Ich wollte doch so gerne deine Gefährtin sein. Und jetzt sind wir für immer vereint. Das ist doch schön", versucht sie zusammen mit einem verspielten Lächeln ihn zu besänftigen.

„Ich bin nicht böse, ich bin verflucht sauer! Ich sagte dir ganz deutlich, dass ich nicht dein Gefährte sein will! War daran irgendwas unmissverständlich?" schreit Spike, während er sich hektisch seine Sachen überzieht.

„Spike, mein Prinz. Sei nicht böse auf mich. Ich habe es nur gut gemeint. Ich wollte die Schatten von deinem Antlitz vertreiben. Husch, husch."

Spike hält das verwirrende Gefasel von Drusilla nicht länger aus.

„Los raus aus dem Bett! Du hast darin nichts zu suchen. Pack deine Sachen und verschwinde von hier!" meint Spike genervt und wirft ihr schwarzes Kleid zu ihr aufs Bett.

„Aber Liebling, wir beide sind jetzt verbunden. Die Bäume werden sehr weinen, wenn wir getrennt sind. Und Daddy wird auch böse sein. Jetzt, da er bald wieder mit Grandmummy vereint sein wird. Er hat sich sicher auf eine neue Familie gefreut. Die kleinen Gänse werden Trauerlieder von den Dächern schnattern."

Das Gerede mit den Bäumen und den Gänsen hat Spike nicht ganz verstanden, aber etwas in Drusillas Aussage erregt seine Aufmerksamkeit.

„Was erzählst du über Daddy?" fragt er hellhörig nach.

Drusilla klatscht vergnügt in ihre Hände und erwidert mit kindlicher Stimme: „Daddy wird bald heiraten. Die weißen Gänse werden die Brautjungfern sein. Grandmummy ist zurück, um Daddy wieder glücklich zu machen. Und als Hochzeitsgeschenk wird er ihr ein junges Kücken schenken."

„Ein Kücken? Was meinst du damit? Und wen meinst du mit Grandmummy? Redest du etwa von Darla? Darla ist längst tot! Dru! Rede endlich!"

Sie kichert nur vergnügt vor sich hin, bis Spike zu ihr aufs Bett springt und sie kräftig schüttelt. „Rede! Was wird passieren?"

Durch sein Schütteln hört sie auf zu kichern und schaut ihn schelmisch an, bevor sie erklärt: „Grundmummy lebt. Ein schwarzer Rabe hat sie zurückgeholt, durch einen Zauber. Sie und Daddy werden bald wieder vereint sein. Wie früher. Wir werden eine große neue Familie sein."

„Was war das mit dem Kücken? Sprichst du von unserem Baby?"

„Daddy wird Darla das Kücken zum Hochzeitsgeschenk machen. Damit alles wieder gut werden kann. Es muss so sein", erklärt sie belehrend.

In einem Satz ist Spike aus dem Bett.

„Zieh dich an! Du kommst mit!" weist er sie an und kramt sofort all seine Sachen wieder zusammen.

****

Teil 4

Angel wälzt sich im Schlaf unruhig hin und her. Er durchlebt in seinem Traum immer wieder den Tod von Buffy. Er sieht Spike, wie er sich immer mehr von ihm entfernt. Er ruft ihm nach, doch sein Childe reagiert nicht auf ihn. Er läuft geradewegs in den Sonnenaufgang hinein und Angel schreit auf, als er Spike in Flammen aufgehen sieht. Dann erblickt er einen Jungen neben ihm stehen, der mit dem Finger auf ihn zeigt und ihn auslacht. Das schallende Gelächter schmerzt in seinem ganzen Körper. Endlich lässt das Lachen nach, doch Angel erstarrt, als er das angewiderte Gesicht des Jungen vor sich sieht. Der Junge spuckt auf ihn und geht einfach davon. Angel ruft ihm hinterher, doch auch er geht einfach weiter. Angel versucht ihm nachzulaufen, doch er kann sich nicht bewegen. Er schreit laut auf.

Schweißgebadet schreckt Angel aus seinem Alptraum hoch. Aufrecht sitzend blickt er sich verwirrt um. Er braucht einen Moment, um zu erkennen wo er sich befindet. Bis ihm wieder einfällt, dass er in der Villa ist, dass Buffy tot und Spike verschwunden ist. Wie jeden Morgen trifft es ihn wie einen Schlag ins Gesicht. Wie jeden Morgen hat er das Gefühl keine Sekunde wirklich geschlafen zu haben. Wie jeden Morgen hasst er es allein aufwachen zu müssen.

Angel erschrickt, als sich neben ihm ein Körper bewegt. Er starrt auf die Frau, dabei fallen ihm die letzten Erlebnisse des vergangenen Abends ein. Darla lebt wieder. Er kann sich nicht daran erinnern mit ihr zusammen ins Bett gegangen zu sein. Sie muss sich zu ihm gelegt haben, als er schlief. Er hatte ihr eigentlich das zweite, kleinere Schlafzimmer angeboten.

Darla rekelt sich erneut neben ihm, sodass Angel ein guter Blick auf Darlas Körper dargeboten wird, da ein Teil der Decke von ihr herabrutscht. Eine Weile betrachtet sich Angel den perfekten Körper seiner ehemaligen Gefährtin. Er ist wirklich perfekt. Der alte Meister hat nicht umsonst sie zu seinem liebsten Childe erwählt. Ihre zarte Haut wirkt seidig und glatt. Selbst die kleinsten Bewegungen wirken geschmeidig und elegant. Ihre Schenkel reiben leicht aneinander und ein leises Stöhnen entweicht ihren Lippen. Ihre perfekten Brüste werden von kleinen steifen Nippeln geziert. Ihre blonden Locken fallen ihr in den Hals. Ein Hals, der so zart und unschuldig scheint wie der eines jungen Mädchens.

Ihre Lippen sind einen kleinen Spalt breit geöffnet und Angel muss gegen den Drang ankämpfen sie küssen zu wollen. Ihr Anblick erregt ihn so sehr, das sein Schaft sich zu einem erhärtenden Problem entwickelt. Ihre Mundwinkel heben sich zu einem wissenden Lächeln und Angel bemerkt, dass Darla schon längst wach ist und seine Erregung wittert.

„Guten Morgen mein Liebster", begrüßt sie ihn mit verführerisch seidiger Stimme.

Angel blickt sofort zur entgegengesetzten Wand, als Darla ihre Augen öffnet und ihn anlächelt. Er versucht sie so gut es geht zu ignorieren und seine Versteifung in seinem Schoß wieder in den Griff zu bekommen.

Darla achtet gar nicht auf sein abwehrendes Verhalten und redet genauso liebevoll weiter: „Hast du es dir jetzt schon überlegt?"

Kühl wendet sich Angel zu ihr und antwortet: „Ich werde nicht dein Gefährte werden! Nicht heute und nicht in tausend Jahren."

Darlas Blick verdunkelt sich. Es läuft ganz und gar nicht so wie sie es sich eigentlich vorgestellt hat. Also muss sie zu anderen Mitteln greifen.

„Also gut. Wenn nicht so, dann eben anders. Du willst etwas, das ich habe und ich will etwas was du hast. Ich schlage einen Deal vor."

Angel lacht kurz auf und meint: „Was kannst du schon haben, was ich haben will?"

Gelangweilt erwidert sie: „Nun, ich habe eigentlich gedacht du interessierst dich für den Zauber, der mich zum Leben erweckt hat, aber wenn nicht kann ich ja wieder gehen."

Nun wird Angel doch aufmerksam und er fragt nach: „Und was verlangst du für diese Information?"

Ein siegessicheres Lächeln spiegelt sich auf ihren Lippen. „Dass wir beide Gefährten werden. Sofort."

„Sofort?"

„Jawohl! Jetzt auf der Stelle. Entweder du tust es jetzt, oder ich gehe für immer und das Geheimnis des Lebens nehme ich für immer mit mir. Es liegt allein in deiner Hand."

****

Spike durchkramt das ganze Haus nach Giles’ Telefonnummer. Er ist sich sicher, dass Buffy sie hier irgendwo hinterlegt hatte. Sie hatte es ihm mehrmals gesagt, doch er hatte sich damals überhaupt nicht dafür interessiert, weil er damals niemals dachte, dass er die Nummer eines Tages brauchen würde. Doch gerade jetzt braucht er sie ganz dringend!

Dru sitzt schmollend in der Couch und beobachtet Spike, wie er das ganze Haus auf den Kopf stellt. Sie kann gar nicht verstehen, dass er so wütend ist und weshalb er so dringend bei dem Wächter anrufen muss. Sie dachte er wäre glücklich endlich mit ihr vereint zu sein. Doch Spike kümmert sich gar nicht um sie, weshalb sie beleidigt und bockig auf der Couch sitzt.

Spike kann die Nummer nicht finden. Er flucht laut vor sich her, bis er sich schließlich das Telefon schnappt und versucht die Nummer über die Auskunft in Erfahrung zu bringen, was allerdings, in Anbetracht der Tatschache, dass er sich in England und Giles sich in Amerika befindet, gar nicht so ohne weiteres zu bewerkstelligen ist.

„Ja. Summers. Joyce Summers … Nein, Giles, Rupert Giles. Revello Drive … Sunnyhell, nein Sunnydale wollte ich sagen. Genau… Was sagen Sie? Ja, das ist es! Können Sie mich verbinden? Als R-Gespräch bitte. Dankeschön."

****

„Summers?"

„Oh Joyce, gut, dass ich dich erwische! Ist Giles da?"

„Spike? Bist du es? Angel sucht dich überall, wo bist du?"

„Das ist eine längere Geschichte. Ich müsste unbedingt mit Giles reden! Ist er in der Nähe?"

„Nein, tut mir leid, er ist gerade in der Bibliothek, um Alia ein paar neue Kampftechniken beizubringen."

„Verdammt! Hör zu, es ist absolut lebenswichtig, dass er mich hier anruft. Kannst du ihm das schnellstens ausrichten?"

„Aber sicher. Ich werde ihm sofort bescheid sagen. Wo soll er dich anrufen?"

„Ich bin hier zuhause in England. Die Nummer habt ihr ja. Es ist wirklich dringend!"

„Also gut, ich sage ihm sofort bescheid."

****

„Rupert Giles am Apparat."

„Hallo Liebling, stell dir vor, Spike hat mich gerade angerufen."

„Spike? Wo steckt er? Hast du ihm gesagt, dass wir ihn überall suchen?"

„Natürlich. Er ist in England. Er sagt du sollst ihn sofort dringend zurückrufen. Es sei lebenswichtig."

„Ach du meine Güte, und hat er dir auch gesagt weshalb ich ihn anrufen soll?"

„Nein, hat er nicht, aber er wirkte sehr aufgeregt. Er hat sich nicht mal verabschiedet, sondern sofort aufgelegt, als ich ihm sagte, dass ich dir bescheid geben werde."

„OK, ich werde ihn sofort zurückrufen."

„Sagst du mir später bescheid was los ist?"

„Ja gewiss doch."

„Na gut, dann bis später."

„Bis später, mein Schatz. Ich liebe Dich."

„Ich liebe dich auch."

****

„Ja!?"

„Spike? Giles hier."

„Na endlich! Ich dachte du rufst niemals an!"

„Was ist so dringendes, dass ich dich anrufen soll? Und warum telefonierst du nicht mit Angel?"

„Hab ich versucht. Er geht nicht ans Handy. Ich vermute er wird’s ausgeschaltet haben, weil es Buffys… na ja… egal. Ich rufe an, weil du unbedingt zu ihm gehen musst. Es ist dringend! Darla ist in der Stadt! Sie will Angel zu irgendwas Idiotischem überreden. Keine Ahnung was genau, doch ich ahne schlimmes. Und am besten du bringst den Krümel in Sicherheit!"

„Den Krümel?"

„Meinen Sohn!"

„Ach so! Oh mein Gott, denkst du Darla will William etwas antun?"

„Ich hoffe für sie, dass sie es nicht vorhat, denn dann werde ich verflucht sauer. Am Besten du versteckst den Krümel solange, bis klar ist was Darla vorhat. Und rede mit Angel! Sag ihm, dass ich unterwegs zurück nach Sunnydale bin. Er denkt sicher ich hab ihn im Stich gelassen. Ich bin so ein verfluchter Idiot!"

„Sich selbst zu tadeln bringt dir jetzt auch nichts. Soll ich für dich einen Rückflug organisieren?"

„Ja, das wär’ klasse. Aber erst nachdem du mit Angel gesprochen hast und der Krümel in Sicherheit ist. Das ist jetzt im Moment wichtiger."

„In Ordnung, ich werde gleich direkt zu Angel gehen. Ich verständige Faith, das sie Joyce und William an einen sicheren Ort bringen soll. Ich denke ich weiß einen Platz, wo eurem Baby nichts passieren wird."

„Gut. Danke, Kumpel. Ach und ich brauche einen Flug für zwei Personen."

„Du bist nicht allein?"

„Nein. Leider nicht. Das erzähle ich dir später genauer. Ach und vielleicht könnte Red in deinen alten Wächterbüchern nachforschen, ob es eine Möglichkeit gibt, wie man die Vereinigung zweier Vampire wieder trennt."

„OK, ich weiß zwar nicht wozu das gut sein soll, doch ich werde Willow darum bitten. Sonst noch etwas?"

„Nein. Das war’s. Sieh zu, dass du schnell zu Angel kommst. Und er soll das verfluchte Handy einschalten!"

„In Ordnung, ich werde es ihm sagen. Wegen dem Flug ruf ich dich später noch mal an. Auf Wiederhören."

„Ja, ja, bis später"

****

Spike legt den Hörer auf die Gabel und wandert nervös im Wohnzimmer hin und her. Dru gibt klägliche Laute von sich und er kann ihren Verdruss deutlich spüren. Das ist etwas, was ihn noch unruhiger und schon fast wütend macht. Er kann es nicht leiden mit Drusilla so eng verbunden zu sein, wie er es zuvor mit Buffy war. Drusilla ist vollkommen anders als sie. Über Buffy konnte er ihre tiefe Liebe zu ihm spüren. Sie schenkte ihm Wärme, innere Ruhe und Ausgeglichenheit.

Drusilla macht ihn nervös und wütend. Sie bringt ihn dazu, sich zu wünschen, irgendjemanden seine Fänge in den Hals zu bohren. Sie bringt ihn dazu, irgendetwas zerstören zu wollen.

Sehnsüchtig wartet er auf einen Rückruf von Giles oder Angel. Es dauert ihm zulange, weshalb er zum wiederholten Male die Handynummer von Buffys Handy wählt. Es ist die einzige Nummer, die er auswendig kennt. Und er wünscht sich im Augenblick nichts sehnlicher, als dass Buffy oder Angel rangehen würden. Doch Buffy ist tot und Angel scheint mit irgendetwas beschäftigt zu sein. Spike hofft nur, dass es nicht das ist, was er vermutet, dass es ist.

****

Etwas verunsichert klopft Giles an die verschlossene Türe der alten Villa. Kurz darauf öffnet Angel ihm, und bittet ihn herein. Angel ist überrascht den Wächter anzutreffen und sofort macht er sich Sorgen um seinen Sohn.

„Giles? Was führt dich hierher? Ist alles in Ordnung?"

„Nun, offen gestanden, wollte ich das dich gerade fragen."

„Mich? Weshalb? Hier ist alles in Ordnung."

„Bist du allein?"

„Ja sicher. Spike ist schon seit Tagen verschwunden, das weißt du doch."

„Nun ja, ähm. Spike hat mich angerufen. Er sagte ich soll zu dir gehen und dich vor Darla warnen."

„Spike? Wo ist er? Und woher weiß er… ich meine, wie kommt er darauf, dass Darla hier sei? Sie ist schon seit Jahren tot."

Giles wird etwas misstrauisch, weil Angel sich ungewöhnlich nervös verhält, als er Darlas Namen erwähnt.

„Er ist in England. Ich soll dir ausrichten, dass du euer Handy einschalten sollst. Er versucht schon länger dich zu erreichen."

„Er hat versucht mich zu erreichen?" Ein Lächeln huscht ihm dabei übers Gesicht. Doch es verschwindet schneller als es gekommen ist. „Ich werde ihn gleich zurückrufen. Ist sonst noch etwas?"

„Nein. Das war’s. Ich soll dir nur noch sagen, dass er auf den Weg hierher zurück nach Sunnydale ist. Ich soll für ihn einen Rückflug organisieren, aber ich schätze das wird er dir gleich selbst erzählen."

Entgegen Giles’ Erwartung wirkt Angel nicht sehr erfreut über diese Nachricht. Und noch verwunderlicher ist es für ihn, als Angel ihn schließlich ziemlich barsch bittet zu gehen, da er gerne allein mit Spike telefonieren möchte. Er verlässt daraufhin die Villa, um sofort Faith zu verständigen. Er hat eine sehr wichtige Aufgabe für sie.

Nachdem Giles gegangen ist, sagt Angel: „Ich will alles über diesen Zauber wissen. Sofort."

Elegant tritt Darla aus einem Schatten hervor und lächelt ihn süß an.

„Aber gewiss doch, mein liebster Gefährte."

****

Als das Telefon klingelt, hechtet Spike quer durchs ganze Wohnzimmer und greift sich den Hörer.

„Ja?!"

„Spike?"

„Wer sonst? Du Idiot!"

„Was tust du in England?"

„Ich hatte Heimweh."

„Verstehe. Ist es schön dort?"

„Och na ja, das Übliche. Trübes Wetter, Langeweile und lästige Vampire. Vor allem ein ganz besonders lästiger Vampir!" meint Spike und funkelt dabei Drusilla bedrohlich an, die sich daraufhin verzieht und beleidigt das Haus verlässt.

„Giles sagte du kommst zurück?"

„Yeah! Freust du dich nicht?"

„Ich bin nicht sicher, ob das eine so gute Idee ist."

„Was? Wieso nicht?"

„Na ja. Du hast selbst gesagt, es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir uns gegenseitig auf den Nerv gehen werden."

„Sie ist hier, nicht wahr?"

„Wer?"

„Darla! Sie ist bereits bei dir. Seid ihr schon in den Flitterwochen?"

„Woher weißt von ihr?"

„Ein schwarzes Vögelchen hat es mir zugezwitschert. Hör zu, Darla hat irgendetwas mit unserem Sohn vor. Und ich warne dich, falls du zulässt, dass dem Krümel irgendetwas passiert, werde ich dich töten."

„Ich würde niemals zulassen, dass ihm etwas passiert! Das solltest du wissen. Du warst derjenige, der sich einfach aus dem Staub gemacht hat. Jetzt tu nicht so, als würdest du plötzliche Vaterliebe entwickeln."

„Also gut, das wäre soweit geklärt. Warum versuchst du mich dann davon abzuhalten nach Sunnydale zu kommen?"

„Ich ähm… ich…"

„Rück schon raus mit der Sprache! Los!"

„Darla und ich haben das Vereinigungsritual vollzogen."

„Also doch schon in den Flitterwochen! Hast wohl Angst, dass ich eure traute Zweisamkeit störe?"

„Es ist nicht so wie du denkst."

„So? Wie ist es dann? Wie ich Darla kenne hat sie dich solange mit ihren hübschen Augen angeklimpert, bis du in ihre willigen Arme geschlüpft bist!"

„Bist du etwa eifersüchtig?"

„ICH? Und EIFERSÜCHTIG!? Wegen DIR? Vergiss es, Peaches. So viel bedeutest du mir nicht. Nicht mehr!"

„Hör zu, Spike. Ich hatte keine andere Wahl. Ich musste es tun. Sie weiß einen Weg wie wir Buffy wieder zum Leben erwecken können. Sie wollte es mir nur sagen, wenn ich ihr Gefährte werde."

Spike erstarrt, als er Angels Worte hört. ‚Buffy wieder zum Leben erwecken.’ Ein Hoffnungsschimmer macht sich in ihm breit, den er sofort versucht zu verdrängen, da er nicht möchte, dass Drusilla zu viele seiner Gefühle spürt.

„Spike? Bist du noch da?"

„Ja."

„Was ist nun? Wirst du trotzdem zurückkommen? Nachdem du jetzt weißt, dass ich und Darla…"

„Hattest du etwa Angst, dass ich dich deshalb nicht mehr lieben würde?"

„Du liebst mich?"

„Nein du Trottel! Natürlich nicht. Konnte dich noch nie besonders leiden. Niemals! Hörst du? Und sobald ich wieder bei dir in Sunnydale bin, werde ich dir beweisen wie wenig ich dich leiden kann! Ich werde den Spieß zur Abwechslung mal umdrehen und dich gegen die Matratze ficken! Na? Was sagst du jetzt?"

„Hört sich gut an. Wann wirst du hier sein?"

„Ich weiß nicht, sobald der alte Rupert mir einen First-class-Flug gebucht hat."

„Du fehlst mir."

„Yeah, du mir auch. Sag Darla, sie soll die Finger von dir lassen, sonst hack ich sie ihr alle einzeln ab."

Angel lacht kurz auf und meint: „Ich kann es gar nicht erwarten, bis du endlich wieder hier bist."

„Warte bist du siehst, wenn ich mitbringen werde. Ich fürchte dann wird dir die Vorfreude vergehen."

„Du bringst jemanden mit?"

„Ja klar. Denkst du, du bist der einzige Vampir, der in den Flitterwochen ist?"

„Spike, wovon redest du? Hast du eine neue Gefährtin?" Angel kann nicht verhindern, dass dabei ein leichtes Knurren in seiner Stimme mitschwingt.

„Yep. Aber im Gegensatz zu dir, war es nicht meine freiwillige Entscheidung."

„Red keinen Unsinn. Es kann nur funktionieren, wenn beide Parteien bereitwillig einstimmen. Nur dann führen die Dämonen das Vereinigungsritual durch."

„Na ja. Ich war ja auch bereitwillig, als ich dachte ich hätte Buffy in meinen Armen. Bin mir nicht sicher, aber ich glaube du kennst diesen Vampir ebenso gut wie ich, der mit Hilfe hypnotischer Kräfte die Gestalt eines Anderen annehmen kann."

„Dru."

„Bingo!"

„Wo ist sie?"

„Sie ist grad unterwegs. Ich fürchte sie hat Hunger. Daher muss ich mich jetzt beeilen, bevor sie doch noch einen der Dorfbewohner killt. Also mach’s gut, Peaches. Wir sehen uns."

****

Angel blickt verwirrt auf das Handy und stellt fest, dass Spike einfach aufgelegt hat. Wieder mal typisch für sein Childe. Ein leichtes Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. Spike wird kommen. Es geht ihm gut. Sein Childe hat gesagt, dass er ihn liebt. Nun, er sagte zwar auch, dass er es nicht tue, doch Angel weiß genau, dass Spike es nicht so gemeint hat. Allein dieses Wissen, dass Spike noch immer zu ihm hält und er bald wieder an seiner Seite sein wird, gibt ihm die notwendige Kraft, das vor ihm stehende zu tun. Darla hat versprochen ihn zu den Mächten zu führen, die sie zurück ins Leben gebracht haben.

Nervös wartet er auf ihre Rückkehr. Sie ist unterwegs, um sich ein unschuldiges Opfer zu suchen. Angel versucht den Gedanken daran so gut es geht zu unterdrücken. Er will nicht, dass Darla spürt wie sehr es ihn stört, dass sie Menschen tötet. Er muss das Spiel solange mitspielen, bis er alles über den Zauber weiß. Bis er weiß wie er Buffy zurückholen kann. Wenigstens für Spike. Wenigstens für seinen Sohn. Auch wenn er selbst vielleicht nie mehr ein Teil der Familie sein kann.

Er spürt sofort die Anwesenheit seiner Gefährtin und konzentriert all seine Gefühle und Gedanken auf sie und ihr gemeinsames Vorhaben. Sie soll so wenig wie möglich von seinen Gefühlen spüren.

„Hallo Liebster, du hättest mitkommen sollen. Es wäre genug für uns Beide da gewesen", schnurrt sie bluttrunken und wischt sich mit einem Taschentuch einen letzten Tropfen Blut von ihren Lippen.

Angel setzt das perfekte Pokerface auf. Die Tatsche, dass er im Grunde keine reine Seele in sich trägt hilft ihm dabei vollkommen unberührt zu wirken und er antwortet ihr kühl: „Ich musste einen dringenden Anruf tätigen."

„Mein armer Schatz, immer so beschäftigt. Wen hast du denn angerufen?" fragt sie möglichst uninteressiert.

„Spike", meint er knapp und lässt deutlich erkennen, dass er nicht mehr dazu sagen will. Er schnappt sich seinen Mantel und schaut Darla erwartungsvoll an. „Können wir jetzt gehen?"

„Wie du möchtest", schnurrt sie geheimnisvoll und verlässt die Villa. Dicht gefolgt von Angel.

****

Teil 5 (in a und b aufteilen)

Darla führt Angel – wie könnte es auch anders sein – auf einen alten Friedhof von Sunnydale. Genauer gesagt ist es sogar der älteste Friedhof, den Sunnydale hat. Auf einer kleinen Anhöhe steht eine alte heruntergekommene Kirche. Die Mauern tragen deutlich die Spuren der vergangenen Jahrzehnte und ein paar zweifelhafte Kunstwerke der heutigen Jugend. Die meisten der Fenster sind eingeschlagen und das Dach ist nur noch halb bedeckt.

Eigentlich zählen Kirchen nicht gerade zu den Orten, wo Vampire sich unbekümmert aufhalten, doch Darla zögert keine Sekunde, um das große halb vermoderte Holztor zu öffnen und hineinzugehen. Angel folgt ihr, schaut sich vorher jedoch etwas unsicher um und überblickt das Gelände. Drinnen ist die Verwüstung noch deutlicher. Nur noch wenige der hölzernen Bänke sind unzerstört. Durch das halboffene Dach konnte Regen und Wind ungehindert ins Innere gelangen, wodurch an manchen Stellen Moos und sogar etwas Unkraut zu wuchern begann.

Angel folgt Darla bis nach vorne zum Altar. Nur noch ein großer steinerner Brocken erinnert daran, dass hier einst ein Priester seine Predigt hielt. Stark verblasste Bemalungen an der Wand hinter dem Altar lassen nur noch schwach erahnen wo einst ein großes Kreuz hing. Alles wirkt schon seit mehreren Jahren verlassen und unberührt, weshalb sich Angel wundert, warum Darla ihn hierher geführt hat.

„Wie lange ist es her, dass du das letzte Mal gebeichtet hast, Schatz?" fragt Darla verspielt und Angel bekommt langsam das Gefühl, dass sie ihn nur zum Narren hält.

„Was soll die Frage? Ich dachte du führst mich zu den Mächten, die dich ins Leben zurückgebracht haben? Stattdessen führst du mich hierher!" erwidert Angel barsch und deutet mit der Hand vor sich auf das Gebäude.

„Vertraust du mir nicht?" fragt sie mit einer lieblichen Stimme.

Angels erster Gedanke ist ein klares Nein, doch er antwortet wohlüberlegt: „Kann ich dir denn vertrauen?"

Ein finsteres Lächeln zeichnet sich auf ihrem Gesicht ab und sie tritt an den alten Beichtstuhl. Sie hebt den zerlumpten Rest, von dem was einst ein schwerer roter Vorhang war, zur Seite und deutet Angel sich in den Beichtstuhl zu setzen.

Angel nähert sich skeptisch und fragt: „Was soll das werden?"

„Nur wer ohne Sünde ist, kann zu den Mächten gelangen."

„Soll das ein Witz sein?"

Darla seufzt auf, packt Angel am Arm und zieht ihn in den Beichtstuhl. Angel knurrt verärgert auf, lässt sich aber von ihr auf die hölzerne Sitzgelegenheit schieben. Darla greift unter den Sitz und betätigt einen versteckten Hebel, worauf sich neben Angel plötzlich die Wand öffnet und ein Gang, der offensichtlich nach unten führt, freigelegt wird. Verwundert schaut Angel nach unten wo eine schmale steinerne Wendeltreppe hinunterführt.

„Bitte sehr", meint Darla überfreundlich und deutet Angel an durch den Gang zu gehen.

Angel erhebt sich wieder von seinem Sitzplatz und steigt die schmale Treppe nach unten. Darla folgt ihm sogleich. Wie von Geisterhand schließt sich die Türe wieder und taucht die Treppe in Dunkelheit. Doch mit Hilfe seiner vampirischen Kräfte kann Angel auch hier sehr gut sehen, nachdem er seine dämonischen Gesichtzüge annimmt.

Die schmale Wendeltreppe führt ihn zu unterirdischen Katakomben unter der Kirche. Scheinbar wurden früher hier besondere Leute in geheimen Gängen zur Ruhestätte gelegt. Ein schwerer Geruch von Leichenverwesung hängt trotz der vergangenen Jahre noch immer in den Gängen und Angel ist mehr als froh, dass er auch ohne Atemluft auskommt.

Darla führt ihn durch die schmalen Gänge. Ein leichter Lichtschein ist am Ende eines Ganges zu erkennen und lässt das Ziel vermuten. Und tatsächlich sind sie endlich angekommen. Angel erkennt einen etwas größeren Raum, der weitgehend leer ist. Dies hier muss früher so etwas wie ein unterirdischer Gebetsraum gewesen sein, denn an einem Ende der Wand befindet sich ein steinerner Altar und an der Wand selbst hängt ein großes eisernes Kreuz. Allerdings muss es erst vor kurzem von Jemandem bewegt worden sein, der es falsch herum wieder aufgehängt hat, was man an den Spuren an der Wand gut erkennen kann. Das auf dem Kopf stehende Kruzifix ist schon seit jeher ein Zeichen des Teufels. Angel fühlt sich nicht wohl hier und blickt sich besorgt um. Darla lächelt ihn nur unbekümmert an. Sie tritt nach vorne zum Altar und geht kurz auf die Knie zu einer tiefen Verbeugung.

Er will gerade erneut nach diesen Mächten fragen, als plötzlich eine hallende Stimme erklingt: „Nicht ihn solltest du bringen, du unnützes Stück Fleisch!"

Darla spricht, während sie sich auf das Kreuz an der Wand gerichtet hält: „Er kann dir das geben, was du brauchst. Er ist der Schlüssel. Erfülle ihm seinen Wunsch. Er wird dir alles dafür geben, was du verlangst. Ich kann es deutlich in ihm sehen."

Angel ärgert sich, da Darla scheinbar doch mehr seiner Gefühle erahnen kann, als ihm lieb ist.

„Wie lautet sein Wunsch?" fragt die unheimliche Stimme.

Darla blickt zurück zu Angel und schaut ihn auffordernd an. Zögernd tritt er zum Altar und macht wie sie einen kurzen Knicks, bevor er spricht: „Ich möchte, dass du jemanden zurückbringst, so wie du es bei Darla getan hast. Einen Vampir. Ihr Name ist Buffy."

„Deinen Wunsch kann ich dir erfüllen. Was bist du bereit dafür zu geben?"

„Alles was du verlangst", antwortet Angel ein wenig zu vorschnell.

„Dann bring mir deinen Sohn und ich werde dir deinen Wunsch erfüllen."

Angel weicht erschrocken zurück. „Nein! Das ist unmöglich! Alles, aber nicht meinen Sohn! Verlang etwas anderes. Nimm mein Leben, aber nicht das meines Sohnes!"

„Dafür ist es jetzt zu spät. Wenn du ihn mir nicht bringst, werde ich ihn mir auf anderem Wege holen."

„Nein!" protestiert Angel heftig. Plötzlich stürmen mehrere Männer in den Raum und überrumpeln den völlig entsetzten Vampir. Angel versucht sich zu wehren, doch es kommt einfach zu plötzlich und es sind zu viele, die sich gleichzeitig auf ihn stürzen und über übernatürliche Kräfte verfügen. Die Männer legen Angel schwere Ketten an und hängen ihn mit ausgestreckten Armen und Beinen an die Wand. Angel knurrt wütend auf, doch all sein Widerstand ist zwecklos.

Darla sieht mit Schrecken zu, wie ihr Gefährte an die Wand gekettet wird. Sie schreit anklagend auf: „Du hast versprochen, dass er mir gehören wird! Du darfst ihn nicht töten!"

„Du solltest mir das Kind bringen und keinen wertlosen Vampir!"

„Ich war mir sicher er würde darauf eingehen. Er hat keine Seele mehr, ich verstehe nicht warum er sich so um ein Baby schert? Gib mir noch eine Chance! Ich bringe dir das Kind, aber bitte töte ihn nicht!"

„Ich gebe dir eine letzte Chance. Finde den zweiten Vater des Kindes. Versuch ihn dazu zu bringen mir das Kind zu bringen. Wenn du es schaffst, werde ich deinen Gefährten verschonen."

****

„Angel!" schreit Spike laut und sucht nach seinem Sire, doch in der ganzen Villa ist keine Spur von ihm zu finden. Drusilla setzt sich gelangweilt auf die Couch und funkelt gefährlich zum Wächter, der die Beiden mit dem Auto hergebracht hat und sich mit einem Kreuz bewaffnet vor Drusilla in Acht nimmt. Spike hat ihm versichert, dass er dafür sorgen wird, dass sie niemandem etwas tun wird, solange er ihr Gefährte ist, was Giles ihm glaubt und deswegen darauf verzichtet Faith und Alia zu alarmieren. Schließlich hat Faith im Moment eine wichtigere Aufgabe zu erledigen.

Während er und Giles kurz ungestört waren, versicherte ihm Giles, dass sein Sohn in Sicherheit sei, worüber Spike sehr froh ist. Doch das Verschwinden seines Sires bereitet ihm Sorgen. Spike hatte eigentlich angenommen Angel würde hier sein, wenn er zurückkommt.

Nachdenklich kehrt er zurück ins Kaminzimmer, wo Drusilla und Giles sich tödliche Blicke zuwerfen.

„Vor wenigen Stunden war er noch hier", versicherte Giles.

„Ja, ich weiß. Ich habe ja auch noch mit ihm telefoniert. Er wollte eigentlich hier sein. Dachte ich zumindest. Vielleicht habe ich mich auch getäuscht?" erwidert Spike nachdenklich. Er prüft seine Sinne, da er die Präsenz eines Vampirs kommen spürt.

„Vielleicht kommt er gleich wieder?" meint Giles.

„Verschwinde von hier Giles!"

„Ähm… bitte was?"

„Ich sagte, du sollst verschwinden. Sofort!" wiederholt Spike scharf.

Eine verführerische Stimme erklingt von der Tür, die zum Garten führt: „Er kann ruhig bleiben. Gegen einen kleinen Imbiss habe ich gewiss nichts einzuwenden."

Spike braucht sich nicht umzudrehen, um zu wissen wer an der offenen Türe steht. Er wusste es bereits bevor sie sich zu Wort meldete. Giles weicht erschrocken zurück, hält das Kreuz verkrampft vor sich und tastet sich rückwärts in kleinen Schritten zur großen Eingangstür.

Drusilla ist erfreut die Vampirin zu sehen. Sie erhebt sich freudig von ihrem Platz und tritt zu Darla, wo sie sich an deren Seite schmiegt. Spike wendet sich zu den beiden Frauen und behält beide gut im Auge, bevor Darla doch noch auf Giles zustürzt. Er ist erleichtert, als er hinter sich das Zufallen der großen Eingangstüre hört und Giles somit außer Reichweite der beiden Vampir-Damen ist.

„Hallo Darla", grüßt er sie kühl.

„Hallo Spike, wie ich sehe ist noch immer kein richtiger Vampir aus dir geworden. Angelus hätte dich damals in der Gosse verrotten lassen sollen, anstatt dich zu einem von uns zu machen."

„Wie ich sehe, bist du noch immer dieselbe Hure, die du vor vierhundert Jahren schon warst", kontert er gelassen und erntet dafür einen tödlichen Blick von Darla und ein amüsiertes Kichern von Drusilla.

„Dafür wirst du mir noch büßen. Dir wird dein dreckiges Schandmaul noch vergehen!"

„Ach halt die Klappe! Sag mir lieber wo mein Sire ist!"

„Wenn du damit meinen Gefährten meinst, dann fürchte ich, hab ich eine schlechte Nachricht für dich."

„Was ist mit ihm?" fragt Spike sofort alarmiert, aber bemüht, sich nicht zu sehr anmerken zu lassen wie sehr er sich Sorgen macht.

„Nun, er ist etwas in Schwierigkeiten, doch es hängt allein von Dir ab, ob er überleben wird, oder nicht."

****

Der Raum, in dem Angel gefangen gehalten wird, hat sich mittlerweile sehr verändert. Die vielen Männer, die ihn überrumpelt hatten, haben sich mit langen schwarzen Umhängen bekleidet. Die Kapuzen sind so weit nach vorne gezogen, dass ihre Gesichter nicht mehr zu erkennen sind. An den Wänden sind nun mehrere Holzfackeln befestigt, deren Flammen nervös flackern. Zwei der Männer sind gerade dabei im Zentrum des Raumes etwas weißen Sand auf den Lehmboden zu streuen, wodurch sie seltsame Ornamente, eingefasst in einem runden Kreis, auf den Boden zeichnen.

Ein weiterer Mann betritt den Raum. Dieser trägt jedoch einen roten Umhang. Seine Kapuze ist ebenfalls weit ins Gesicht gezogen, sodass Angel das Gesicht des Mannes nicht erkennen kann. Doch am Verhalten der restlichen Männer kann er deutlich erkennen, dass dieser Kerl eine wichtige Rolle spielt. Vielleicht ist es sogar der, dem die unbekannte Stimme gehört?

Die beiden Männer sind mit ihrem Sandkunstwerk fertig und treten zu den restlichen Kapuzenträgern in einen großen Kreis. Der Rote begibt sich in das Zentrum des Raumes, direkt in den Kreis und auf die Symbole, wobei er darauf achtet sie nicht zu verwischen. Dort kniet er sich, dem falsch herum aufgehängtem Kreuz zugewandt, zu Boden. Im selbem Moment beginnen nun alle anderen Männer leise zu summen.

„Oh Unheiliger, komm und erwarte mein Opfer", beginnt der Mann in Rot zu predigen und Angel ist sich sofort sicher, dass es seine Stimme war, die vor wenigen Stunden zu ihm sprach.

Der Rote legt einen seiner Arme frei, zieht ein Messer aus seinem Umhang und schneidet sich selbst in das Fleisch seines Armes, sodass Blut hervorquillt. Er lässt es direkt auf den äußeren Rand des Kreises tropfen. Der Raum füllt sich mit dem Geruch des Blutes, jedoch ist nur die Nase eines Vampirs in der Lage diese feine Note zu riechen. Anhand des Geruches kann Angel nun mit Gewissheit sagen, dass dieser Kerl im roten Umhang gewiss kein Mensch ist.

Nach nur wenigen Tropfen beginnt sich der weiße Sand nicht nur durch seine Bluttropfen, sondern auch auf magische Weiße rot zu färben. Anfangs nur eine kleine Stelle, doch dann breitet sich das Rot zügig über den ganzen Kreis und schließlich auch über die seltsamen Symbole aus. Das Summen Der Männer wird lauter, wandelt sich zuerst in ein unverständliches Murmeln und schließlich murmeln sie gemeinsam einen lateinischen Sprechgesang.

Angel zerrt an seinen Ketten und stellt zum wiederholten Male fest, dass es zwecklos ist sich zu wehren. Er knurrt resigniert auf und beobachtet weiter das Geschehen direkt vor sich. Plötzlich hört er das klägliche Wimmern eines kleinen Kindes und er blickt mit entsetzten auf den Eingang. Wut durchströmt ihn. Er hat Angst, dass es sein Sohn ist, der weint. Erneut zerrt und rüttelt er an den Ketten, jedoch ohne Erfolg. Als er dann sieht wer schließlich den Raum betritt, starrt er ungläubig auf ihn, auf die zwei Frauen, die ihn begleiten, und das kleine weinende Bündel im Arm der Einen.

„Spike!" Fassungslos darüber, dass Spike seinen Sohn an diese dunklen Mächte ausliefern will blickt er ihn an. Sofort verstummen die Männer und alle Aufmerksamkeit ist auf Spike, Darla und Drusilla gerichtet.

Spike vermeidet es Angel anzusehen und konzentriert sich stattdessen auf den Typ im roten Umhang, der gleich darauf näher kommt.

„Schön langsam! Zuerst will ich, dass du etwas für mich tust, dann bekommst du das Baby. Und halte schön brav deine Männer zurück. Meine Dru ist ziemlich hungrig. Sie hat schon seit Tagen kein frisches Blut mehr getrunken, und so etwas Unschuldiges wie den Krümel hier würde sie mit Freuden verschlingen. Also ein falscher Schritt von dir, oder deinen Männern, und das Baby ist tot und du kannst dir dein Ritual in die Haare schmieren", erklärt Spike in ruhiger bestimmender Art.

Der Rote deutet seinen Männern, sich ruhig zu verhalten.

„Also gut. Was willst du?"

„Ich will, dass du einen Vampir zurückholst. Buffy."

„Spike, du verfluchter Mistkerl! Buffy wird dich dafür hassen und ich schwöre, wenn sie es nicht tut, werde ich dich töten! Wie kannst du unseren eigenen Sohn opfern?"

Spike ignoriert seinen Sire vollkommen und wartet stattdessen auf eine Antwort von dem Kerl in Rot.

Das Baby in Drusillas Armen beginnt erneut kläglich zu weinen, worauf Spike zu ihr meint: „Du musst ihn streicheln und etwas hin- und herwiegen!"

Drusilla klopft auf den Rücken des Babys und wiegt es ein wenig hin und her, worauf es sich endlich beruhigt und nur noch leise Geräusche von sich gibt.

„Also? Was ist? Gilt der Deal?" fragt Spike den Roten.

„Du sollst deinen Vampir haben", erklärt sich der Anführer der Teufelsanbeter einverstanden und gibt den Männern ein Handzeichen. „Bereitet alles vor!"

„Bekomme ich jetzt meinen Gefährten wieder?" meint Darla vorlaut.

„Wenn alle Rituale vollzogen sind, bekommst du ihn. Eher nicht", meint der Kerl in Rot mit verärgertem Ton.

Darla zieht sich beleidigt in eine Ecke zurück und beobachtet das eifrige Werken der Männer, die alles für die Rückholung von Buffy vorbereiten.

Spike tritt an Drusilla heran und meint laut genug, sodass es alle hören, zu ihr: „Dru, meine Liebe. Pass gut auf das Baby auf, hörst du? Gib es nicht aus der Hand, wenn dir einer der Kerle zu nahe kommt, dann tötest du es."

Drusilla kichert auf ihre verrückte Art und Weise auf und gibt als Antwort: „Bekomme ich dafür eine neue Mrs. Edith?"

„Ja Schatz, die bekommst du", versichert er ihr liebevoll und geht dann langsam zu der Stelle hinüber, wo Angel an der Wand angekettet ist.

Angel straft ihn mit tödlichen Blicken. Noch vor wenigen Minuten wäre er froh gewesen sein Childe zu sehen, doch jetzt ist er so sehr enttäuscht und verspürt reinen Hass für ihn.

„Du elender Bastard! Ich werde dich dafür töten. Auch wenn du damit Buffy wieder ins Leben zurückholst, rechtfertigt das noch lange nicht, dass du unseren Sohn dafür opferst."

Spike tut so, als würde ihm der Hass, den Angel für ihn empfindet nichts ausmachen, doch innerlich zerreist es ihn beinahe. Er kann von Glück sagen, dass Drusilla trotz ihrer engen Verbindung zu ihm nicht in der Lage ist seine innersten Gefühle zu lesen. Was vermutlich an ihrer Verrücktheit liegt. Darla scheint allerdings sehr wohl in der Lage zu sein Angels Gefühle zu lesen, weshalb er Angel nicht vollkommen in seine Pläne einweihen kann. Allerdings braucht er Angel später auf seiner Seite. Darum meint er zu ihm: „Wann lernst du endlich mir zu vertrauen?" und schaut ihn vorwurfsvoll an.

Angel gehen tausende Gedanken und Gefühle gleichzeitig durch den Sinn. Einerseits kann er nicht fassen, dass Spike tatsächlich ihren Sohn opfern will. Kann er Spike wirklich vertrauen? Weiß sein Childe wirklich, was er tut?

Bevor William zur Welt kam, war das Kind Spikes ein und alles! Doch nach Buffys Tod hat er ihn noch nicht einmal auf den Arm gehalten. Er konnte das Baby nicht einmal ansehen, weswegen ein Teil von Angel es sich sehr gut vorstellen kann, dass Spike zu dieser schrecklichen Tat fähig ist. Schließlich hatte Spike nie Gefühle wie er und Buffy. Er hatte nie so etwas wie eine Seele. Nur während der Schwangerschaft konnte er die Seele des Kindes spüren. Vielleicht ist mit der Geburt des Kindes und Buffys Tod all dies zerstört? Vielleicht ist er jetzt wieder der alte, böse Spike?

Angel ist völlig verwirrt. Er möchte Spike vertrauen, doch alles was er sehen kann, ist Drusilla, die seinen Sohn ihm Arm hält und diesen jederzeit töten könnte.

Angel fixiert das Gesicht seines Childes und versucht die Wahrheit zu erkennen. Versucht den Spike wieder zu finden, den er so sehr liebt. Sein Childe.

Spike bemerkt wie Angel über seine Aussage zu grübeln beginnt, doch das ist ihm noch nicht genug. Er muss sichergehen, dass Angel ihm später zur Seite stehen wird. Oder zumindest nicht sofort auf ihn losgehen wird. Als er das Gefühl hat, dass weder die beiden Vampirdamen, noch die eifrig beschäftigen Männer auf ihn achten, lehnt er sich zu Angel und flüstert ihm zu: „Sire, bitte. Vertrau mir."

Möglichst rasch, bevor es noch jemand merkt, entfernt sich Spike von seinem Sire und stellt sich nah an Drusilla, um das baldige Ritual abzuwarten. Angel blickt ihm verwirrt nach. Er möchte ihm sosehr vertrauen. Er wünschte er könnte es tun. Doch falls seinem Sohn etwas passieren würde, würde er ihn töten. Er würde nicht zögern sein eigenes Childe zu töten.

Angel beschließt das weitere Geschehen abzuwarten. Im Moment kann er eh nichts anderes tun, als das, da er an der Wand angekettet fest hängt.

Die Vorbereitungen der Männer scheinen abgeschlossen zu sein. Der Rote und seine Gefolgsleute sind nun ganz vorne an dem steinernen Altar versammelt. Der Anführer spricht etwas in einer seltsam fremden Sprache, die wie eine Mischung aus Latein und alt Sumerisch klingt. Die Männer stehen um ihn herum verteilt und sprechen erneut einen Sprechgesang.

Einer der Männer hält dem Roten eine große goldene Schale hin. In der Schale befindet sich graue Asche, die der Anführer im roten Umhang mit zwei Händen aus der Schale nimmt und auf den Altar verteilt. Dann beginnt er laut eine Formel zu sprechen, während die anderen Männer immer noch ihren summenden Sprechsang hinzu stimmen.

Der Mann mit der Schale legt diese zur Seite und reicht seinem Herrn stattdessen eine brennende Holzfackel. Als der Rote mit seinem lauten Teufelsgebet fertig ist, nimmt er die Fackel und berührt damit die Asche auf dem Altar. Eine große Stichflamme entsteht ganz plötzlich und erhellt den bisher nur spärlich beleuchteten Raum. Spike und Angel sehen gebannt zu.

Der Rote spricht zum Schluss: „Hab Dank du Unheiliger!" Er erhält von seinem Assistenten eine große schwarze Decke, die er zusammen mit dem Helfer über die Flamme wirft und sie erstickt. Unter der Decke zeichnet sich der Körper einer Frau ab und als der Rote die Decke am Kopf zurücklegt, kann jeder im Raum sehen, dass der Zauber funktioniert hat. Buffy liegt bewusstlos auf dem Altar.

Spike wird plötzlich ganz nervös. Aufgeregt durchsucht er sämtliche Taschen seines Ledermantels. Er hat vor lauter Aufregung um Buffy vergessen etwas sehr wichtiges zu tun.

„Gib mir jetzt das Kind!" meint der Rote ungeduldig und kommt zu den Vampiren.

„Spike! Tu es nicht! Darla! Du musst ihn aufhalten!" brüllt Angel verzweifelt.

„Tut mir leid Darling, aber das Balg interessiert mich nicht. Keine Sorge, du wirst es bald vergessen haben."

Der Rote steht bereits vor Spike und wartet auf das Baby. Spike fummelt noch immer nervös in seinen Taschen, bis er endlich das Handy findet.

„Halte ihn auf Darla! Tu etwas! Oder ich schwöre dir, ich töte dich ein zweites Mal!"

Verärgert schlägt Darla zu. Der Schlag sitzt und Spike fällt rücklings gegen die Wand. Das Handy fällt ihm aus der Hand und mit Schrecken sieht er, wie der Rote zu Drusilla geht, um ihr das Kind zu nehmen.

„Dru lauf!" schreit Spike, während er sich gegen Darla wehrt.

Drusilla überlegt nicht lange, sondern läuft sofort los. Sie läuft geradewegs zurück durch die unterirdischen Gänge. Der Rote läuft ihr hinterher, gefolgt von all den anderen Kapuzenträgern. Wie eine lange Polonaise führt Drusilla sie durch die zahlreichen Gänge.

Angel beobachtet aufmerksam den Kampf zwischen Darla und Spike. Ihn durchschleicht das leise Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben. Spike versucht sich nur halbherzig gegen Darla zu wehren, denn in erster Linie will er das Handy zurückbekommen. Was jedoch dazu führt, das Darla einige sehr empfindliche Treffer landen kann. Spike ist bereits stark angeschlagen, als er es endlich schafft während seines Kampfes eine Nummer mit dem Handy zu wählen.

„Der Beichtstuhl!" schafft er es nur noch in den Hörer zu sprechen, als Darla ihm das Handy aus der Hand schlägt und es in tausend Stücken an der Steinwand zerbricht.

Angel erschrickt, als er direkt neben sich einen lauten Knall hört und merkt, wie der Zug an seiner Kette nachläst. Er war so auf den Kampf zwischen Darla und Spike konzentriert, dass ihm nicht auffiel, wie Buffy erwachte und sich ihm genähert hat. Sie hat sich einen der schwarzen Umhänge genommen und eine sehr nützliche Streitaxt, die vorne am Altar gelegen hatte. Damit sprengt sie Angels Ketten entzwei.

Sie ist noch sehr verwirrt und weiß noch nicht was sie hier eigentlich tut, doch ihr Gefühl sagt ihr, dass sie dem Mann an der Wand befreien soll.

„Buffy! Geht es dir gut?" fragt Angel besorgt, als er endlich befreit ist und nimmt sie ganz kurz in die Arme.

Buffy flüstert leise und langsam verstehend: „Angel."

Angel ist überglücklich sie zu sehen, doch ihm fällt ein, in welcher Gefahr sein Sohn noch immer steckt. Er greift sich Buffys Hand und zieht sie rasch aus dem Raum zu den Katakomben.

Spike wird derweilen von Darla in Schach gehalten. Nur mit Mühe schafft er es sich gegen ihre Angriffe zu wehren. Er sieht wie Angel mit Buffy verschwindet und flucht innerlich auf.

Als Angel mit Buffy in die Gänge zurückeilt kommen ihm Faith, Alia, Giles, Willow und Xander entgegen. Als Buffy all ihre Freunde wieder sieht, fällt ihr alles wieder ein.

„Hallo Leute, braucht ihr Hilfe?" fragt Xander.

Genau in diesem Moment kommt Drusilla aus einem der Seitengänge gelaufen. Sie kichert belustigt und hält noch immer das Bündel in ihren Händen, welches herzzerreißende Laute von sich gibt. Drusilla läuft geradewegs durch die Menschenmenge hindurch, die ihr nur perplex nachschauen. Doch sie kommt nicht weit, denn als sie an Buffy vorbeilaufen will, gibt diese ihr einen gut platzierten Kinnhacken.

Drusilla stürzt bewusstlos zu Boden und Buffy greift sich das schreiende Baby. Angel und die Jägerinnen stürzen sich sofort auf Drusillas Verfolger, die einer nach dem Anderen aus dem Seitengang gelaufen kommen. Ein ziemliches Durcheinander entsteht in dem engen Gang. Doch Angel und die Jägerinnen können die Angreifer gut abwehren.

„Angel!" ruft Buffy ihm zu, worauf er sich rasch zu ihr umdreht. Er erstarrt, als Buffy ihm die Babyattrappe zeigt.

„Spike!" flüstert er erschrocken und läuft sofort zurück in den großen Raum. Er hat seinem Childe erneut Unrecht getan. Er hätte ihm vertrauen müssen, so wie Spike ihn darum bat. Er hofft nur, dass er nicht zu spät kommt.

Darla hat Spike gut zugerichtet. Hätte Spike anfangs nicht ständig versucht den Wächter anzurufen, hätte sie es nicht geschafft ihn so sehr zu zurichten. Er konnte zwar auch ein paar gute Treffer landen, doch bei weitem nicht so erfolgreich wie sie.

Sie hat ihn schließlich, mit Hilfe von einer der Holzfackeln, in eine Ecke gedrängt und will gerade die stumpfe hölzerne Spitze in seine Brust rammen, als Angel in letzter Sekunde hinter sie tritt und mit einem gut gezielten Stoß einen Holzpflock in ihren Rücken und direkt in ihr Herz rammt.

Spike fällt erleichtert in sich zusammen, als er seinen Sire über sich erblickt. Er kann den Schmerz in Angels Augen sehen. Angel hat nun zum zweiten Mal seine eigene Gefährtin getötet. Auch wenn er sie nie wirklich geliebt hatte, war er dennoch durch seinen Dämon mit ihr verbunden. Schmerz und eine innere Leere breiten sich in ihm aus.

Er reicht Spike seine Hand, die dieser schwach lächelnd entgegennimmt. Angel hilft Spike aufzustehen und stützt ihn, da Spike einige tiefe Wunden hat.

Der Rest der Bande kommt nun auch in den großen Raum. Niemandem ist etwas passiert. Nachdem der Rote und seine Gefolgsleute bemerkt hatten, dass das Baby nur einen Attrappe war, sind sie in den Gängen verschwunden.

Spikes Plan hatte zum Glück doch noch funktioniert. Auch, wenn er der Einzige war, der empfindliche Schläge einstecken musste, was er seinem intelligenten Sire zu verdanken hat. Aber zumindest ist Angel in Sicherheit und Buffy lebt wieder.

Glücklich lächelt Spike seine Geliebte an, die zu ihm tritt und ihn zärtlich küsst. Als Spike ihre weichen warmen Lippen und ihren anschmiegsamen Körper an sich fühlt, trennt er sich verwundert von ihren gemeinsamen Kuss und schaut sie sich genauer an.

„Du lebst", stellt er mit gemischten Gefühlen fest. Nun fällt auch Angel auf, dass Buffy eine ungewöhnlich gesunde Gesichtsfarbe hat und aufgerecht atmet. Ihr schlagendes Herz ist für beide Vampire deutlich zu hören. Buffy lebt wirklich.

Verunsichert gleitet Buffy aus Spikes Armen. Ihr wird erst jetzt selbst bewusst, dass sie wirklich lebt. Sie ist kein Vampir mehr. Ist nicht mehr das Childe von Spike.

Willow, Xander und Giles sind von dieser Nachricht sehr erfreut. Sie nehmen sie in den Arm, drücken sie und wiederholen immer wieder, dass sie lebt und wie großartig dies ist.

Spike beobachtet sie nachdenklich, als Drusilla plötzlich neben ihm steht und sich sanft zu ihm kuschelt. Alia und Faith haben sie nicht getötet, da Spike sie darum bat, als sie gemeinsam diesen Plan ausgearbeitet hatten. Buffy versteht nicht ganz warum Spike zulässt, dass Drusilla sich an ihn schmiegt. Sie ist nun vollkommen verwirrt. Allein schon über die Nachricht, dass sie wieder ein Mensch ist und über die Geschehnisse der letzten Minuten. Alles was sie im Moment möchte, ist endlich ihren Sohn sehen.

Der Wächter und die Kids bringen Buffy nach oben und versprechen ihr sie zu ihrem Baby zu führen. Angel, Spike und Drusilla folgen der kleinen Gruppe.

Oben in der alten verrotteten Kirche angekommen, bemerken alle, dass der Tag bereits angebrochen ist. Die Vampire bleiben im sicheren Schatten, während Buffy zusammen mit ihren Freunden unsicher ins Sonnenlicht tritt. Sie spürt seit langem die wärmenden Sonnenstrahlen wieder auf ihrer Haut. Sie atmet den frischen Morgenduft ein, schließt ihre Augen, breitet ihre Arme aus und lässt sich von den sanften morgendlichen Sonnenstrahlen begrüßen.

Als Spike sieht wie glücklich Buffy über die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut ist, spürt er einen innerlichen Stich. Als wenn er sie nun für immer verloren hätte. Als ob Buffy dies gespürt hätte, blickt sie sich zu ihm um und erkennt seinen Schmerz in seinen Augen. Doch eine weitere Frau hat seinen Schmerz ebenfalls gefühlt. Drusilla streicht ihm tröstend über die Wange und lenkt ihn für eine Sekunde lang ab. Eine Sekunde, in der er den Blickkontakt zu Buffy verliert. Eine Sekunde, in der Giles Buffy mit sich zieht und nach Hause zu ihrem Sohn führen will.

Als Spike zu ihr zurückblickt, ist sie verschwunden. Die Vampire sind im Schatten gefangen, während die kleine Truppe Menschen davongeht.

Faith kommt zu den Vampiren zurück und fragt: „Hey Leute, sollen wir euch vielleicht helfen, dass ihr nach Hause kommt?"

****

Teil 6

Glückstränen stehen in Buffys Augen, als sie ihre Mutter zusammen mit ihren Sohn im Summers-Haus antrifft. Joyce ist ebenfalls überglücklich ihre Tochter wieder zu sehen und überreicht ihr vorsichtig den kleinen William.

Glücklich schaut Buffy auf ihren Sohn herab, der seine Mutter mit einem müden Lächeln begrüßt. Sie streicht ihm zärtlich übers Gesicht und vergisst für einen Moment lang alles andere um sich herum.

Die Kids verabschieden sich und begeben sich zurück nach Hause. Die Nacht war lang und anstrengend und alle sind sehr müde. Nur noch Faith, Joyce und Giles bleiben zusammen mit Buffy im Haus und beobachten die liebevolle Mutter mit ihrem Kind.

Als Joyce schließlich von Giles erfährt, dass Buffy kein Vampir mehr ist, flippt sie vollkommen aus. Sie drückt Buffy an sich und küsst sie überschwänglich auf die Stirn und die Wangen. Sie freut sich so sehr darüber, dass ihre Tochter wieder richtig am Leben ist und keine Untote mehr ist.

„Mom bitte", versucht sich Buffy von ihren mütterlichen Angriffen zu befreien.

„Hey B. Soll ich dir ein paar von meinen Klamotten leihen? Oder willst du das schräge Outfit behalten?" fragt Faith neckend und deutet auf Buffys schwarzen Umhang.

„Nein danke nicht nötig, ich will endlich nach Hause. Könnte mich bitte jemand zur Villa fahren?"

„Aber Buffy, mein Kind. Du bist doch jetzt Zuhause. Du brauchst nicht mehr in der Villa zu wohnen. Du bist wieder ein Mensch. Du kannst jetzt hier bleiben. Hier bei uns. Du kannst hier deinen Sohn großziehen. Die Villa ist kein geeigneter Ort für ein Baby", redet Joyce auf ihre Tochter ein.

Buffy ist sich nicht ganz sicher weshalb diese Worte sie verletzten, doch sie fühlt sich auf seltsame Weise angegriffen und drückt den kleinen William unbewusst näher an ihre Brust.

„Ich gehöre schon lange nicht mehr hierher. Ich möchte zurück zu meinem Sire und meiner Familie. Mein Sohn braucht seine beiden Väter genauso wie mich. Ich möchte jetzt bitte gehen."

„Spike ist nicht mehr dein Sire, Buffy. Sieh dich an. Du bist jetzt wieder ein Mensch. Stell dir doch dieses Glück vor, das dir widerfahren ist. Du kannst deinen Sohn wie eine normale Mutter großziehen. Kannst mit ihm draußen spielen. Du kannst…", will Joyce weiter auf Buffy einreden, als Buffy sie unterbricht und meint: „Bitte Mom! Nicht jetzt. Ich möchte jetzt einfach nur nach Hause."

„Komm, ich fahr dich hin", lenkt Giles ein, bevor Joyce erneut anfangen kann zu argumentieren.

Buffy verabschiedet sich nur kurz und folgt dann ihrem Ex-Wächter nach draußen zu seinem Auto.

Joyce packt noch rasch ein paar von Williams Sachen zusammen und eilt den beiden hinterher, bevor sie wegfahren können.

„Danke Mom", bedankt sich Buffy bei ihrer Mutter.

„Du kannst jederzeit zurückkommen, mein Kind. Das weißt du hoffentlich?" versucht Joyce noch ein letztes Wort an sie zu richten.

„Ich weiß. Danke."

Damit fährt Giles sie zur Villa.

****

In der Villa herrscht eine bedrückte Stimmung. Drusilla sitzt auf der Couch und ist beleidigt, weil sie diese Nacht wieder nicht auf Menschenjagd gehen durfte, Angel liegt im Schlafzimmer und kämpft mit dem Trennungsschmerz seiner Gefährtin und Spike ist im Garten und trauert seiner geliebten Buffy nach.

Sie lebend wieder zu sehen war schön, doch er wollte sie als sein Childe zurück und nicht als Mensch. Er denkt daran sie einfach wieder zu verwandeln, doch er sah wie glücklich sie in der Sonne war und weiß genau, dass sie so dem kleinen William eine bessere Mutter sein kann, als wenn sie wieder ein Vampir ist. Er ist sich sicher, dass ihre Freunde sie alle davon überzeugen werden, dass es so toll ist wieder ein Mensch zu sein. Vor allem Joyce wird gewiss aus allen Wolken fallen. Er ist froh, dass er dies nicht miterleben muss.

Plötzlich erscheint Angel und setzt sich neben ihm auf eine kleine Gartenbank.

„Bitte verzeih mir, dass ich dir nicht vertraut habe", entschuldigt sich Angel mit reumütiger Miene.

„Schon OK, hab eh nichts anderes von dir erwartet."

„Das ist nicht OK. Ich sollte endlich lernen dir mehr zu vertrauen."

„Wie du meinst", antwortet Spike gleichgültig.

„Wie geht es deinen Wunden? Soll ich sie dir verbinden?"

„Nein. Es geht schon. Zieht ein bisschen, doch das wird wieder."

„OK. Aber eines musst du mir noch erklären. Wie hast du Drusilla dazu gebracht, dass sie das Spiel mitspielt und so tut, als wäre das Baby echt?"

„Dru kennt nicht mal den Unterschied zwischen einem toten und einem lebendigen Vogel. Wie sollte sie dann den Unterschied zwischen einer Attrappe und einem echten Baby erkennen, wenn dieses Ding sogar weint wie ein echtes Baby."

„Sie hat es nicht gemerkt?"

„Nope. Nicht die Bohne."

Darüber müssen nun beide Männer lachen, bis Spike dann meint:

„Schon komisch, da habe ich endlich mal einen Plan, der funktioniert hat. Buffy lebt, mehr als erwartet, keiner ist zu Schaden gekommen, bis auf Darla, aber die zählt nicht wirklich, du bist auch wohlauf und trotzdem bin und bleibe ich der Verlierer. Ich hasse dieses verfluchte Sunnydale."

Angel kommentiert Spikes Aussage mit einem leisen Lachen und antwortet: „Sie lebt, das ist alles was zählt. Sie hat jetzt die Chance ein neues Leben mit unserem Sohn zu beginnen. Sie kann ihm die Mutter sein, die er braucht. Oder kannst du dir vorstellen, dass der kleine William mit drei Vampiren als Eltern glücklich geworden wäre?"

„Wieso denn nicht? Was ist daran so unmöglich? Nur wegen der verfluchten Sonne? Kinder können auch drinnen spielen. Buffy hat doch auch ihre verfluchten Freunde, die mit dem Krümel nach draußen gehen können. Warum nur ist es für alle so undenkbar, dass ich ein guter Vater sein könnte?" erwidert Spike etwas gekränkt.

„Spike, niemand hat gesagt, dass du kein guter Vater sein könnest!"

„Doch, das hast du! Gerade eben. Du sagtest, dass der Krümel mit Vampireltern nicht glücklich werden könnte."

„Das ist nicht dasselbe."

„Doch das ist es!"

„Hörn wir endlich auf uns zu streiten, das bringt auch nichts! Buffy ist jetzt ein Mensch. Sie wird den kleinen William großziehen. Als Mensch. Also spielt es eh keine Rolle, ob wir als Vampireltern geeignet wären, oder nicht", beendet Angel den kleinen Streit.

„Ja, du hast ja recht", erwidert Spike missmutig.

„Außerdem, gibt es ja noch ein ganz anderes Problem, worüber du dir eher Gedanken machen solltest. Ich meine, was hast du jetzt mit Drusilla vor? Sie ist deine Gefährtin, ob es dir gefällt oder nicht. Ihr beide seid miteinander verbunden."

„Ich weiß, ich dachte du könntest vielleicht…"

„Spike, weißt du was du da von mir verlangst? Dru ist mein Childe! Es war schon schlimm genug Darla zu töten."

„Ich weiß, ich weiß. Ich kann es sehr gut nachempfinden. Und mir wäre es am liebsten man könnte dieses Gefährtending irgendwie anders wieder auflösen. Ich hab Giles darum gebeten, dass er nach einem Zauber oder so was sucht. Ich hoffe er findet etwas. Andererseits will ich nicht wieder so allein sein. Es ist zwar nicht Buffy, doch wenigstens füllt Dru eine kleine Lücke, die Buffy hinterlassen hat. Und da Buffy jetzt ja ein Mensch ist, könnte ich Dru doch behalten? Wir könnten zu dritt zurück nach England kehren. Was sagst du, alter Sire? Könntest du dir vorstellen…" Weiter kommt Spike nicht, da die Beiden durch ein Geräusch unterbrochen werden.

Die große Eingangstüre zur Villa öffnet sich und Buffy tritt mit ihrem Sohn im Arm und mit Giles im Schlepptau herein. Ziemlich überrascht, Buffy hier zu sehen, kommen die beiden Vampire aus dem Garten.

„Buffy? Was tust du hier?" fragt Angel sofort nach, während Spike sie einfach nur anschaut. Sie so lebendig zu sehen schmerzt ihn sehr.

„Was soll die Frage? Ich bin hier Zuhause! Oder bin ich nicht mehr willkommen?" fragt Buffy sofort gekrängt und blickt dabei auf Dru, die amüsiert lächelnd auf der Couch sitzt und sich das Geschehen von dort aus ansieht.

„Natürlich bist du willkommen! Wir dachten nur, dass du… jetzt, wo du wieder ein Mensch bist… Nun ja… wir dachten du würdest bei Joyce und Giles bleiben", entgegnet ihr Angel verunsichert.

„Ihr habt falsch gedacht. Und jetzt will ich endlich wissen, was dieses Miststück hier zu suchen hat!" betont sie scharf.

Angel legt keinen Wert darauf derjenige zu sein, der ihr die frohe Botschaft mitteilt und schaut abwartend zu seinem Childe. Spike schafft es nicht auch nur irgendein Wort über die Lippen zu bringen. Drusilla erklärt daraufhin gelassen: „Ich bin Spikes Gefährtin."

„Was? Ist das wahr?" fragt Buffy entsetzt und richtet einen fragenden Blick auf Spike.

Dieser gibt als Antwort nur ein knappes „Ja" und verlässt den Raum. Er erträgt es nicht mehr hier zu sein. Hier bei seiner Gefährtin, von der er sich einerseits wünschen würde jemand würde sie zu Staub verarbeiten und andererseits auch nicht, da sie das einzige ist, was er noch hat und er nicht glaubt, dass Buffy sich noch mal von ihm beißen lassen wird. Er muss weg von Buffy, deren Herzschlag so laut und hämmernd in seinen Ohren schmerzt. Weg von seiner Familie, die längst nicht mehr das ist was sie einmal war.

Er eilt nach unten in den Keller, um die Villa über die unterirdischen Gänge zu verlassen. Er braucht einfach etwas Abstand. Und was noch viel wichtiger ist: einen kräftigen Drink und ein paar neue Kippen.

Buffy übergibt William rasch an Giles und will Spike nacheilen, um ihn zur Rede zu stellen, doch Angel hält sie auf und meint: „Warte, lass ihn gehen. Hör dir erst in Ruhe an, was ich dir zu erzählen habe. Dann kannst du mit ihm sprechen. Bitte."

Buffy denkt etwas drüber nach und nickt dann bereitwillig.

****

Giles verlässt die traute Familie wieder. Dru macht es sich im großen Schlafzimmer im Bett gemütlich und Angel und Buffy gehen gemeinsam hinaus in den geschützten Garten. Während Angel im Schatten bleibt, tritt Buffy mit ihrem Sohn im Arm in die Sonne und lässt sich von den Sonnenstrahlen wärmen. Erst jetzt fällt ihr auf wie kalt die Villa doch ist.

Sie ist sehr wütend und verletzt, dass Spike schon nach so kurzer Zeit nach ihrem Tod eine neue Gefährtin erwählt hat. Am liebsten würde sie ihm nacheilen und ihn zur Rede stellen, doch sie versprach Angel sich erst anzuhören was er ihr zu sagen hat.

Angel erklärt ihr wie es dazu kam, dass Spike und Dru Gefährtinnen wurden. Zuerst ist sie auch damit nicht zufrieden und fragt, warum Spike sie dann nicht getötet hat, bis ihr Angel dann erklärt, wie schmerzhaft es ist einen Gefährten zu verlieren. Welche Leere entsteht, wenn der andere Partner plötzlich stirbt.

Sie sprechen sehr lange darüber und Buffy versteht endlich, warum Spike Drusilla nicht einfach töten kann. Er hat noch immer das schreckliche Erlebnis von Buffys Tod vor Augen. Auch wenn Buffy es nicht wahrhaben will, doch Drusilla gibt ihm etwas, das sie ihm im Moment nicht geben kann. Drusilla füllt etwas in ihm aus, das durch ihren Tod entstanden ist.

Dann argumentiert Buffy damit, dass Spike sie wieder verwandeln könnte und die beiden wieder Gefährten sein könnten. Dann wäre alles wieder wie vorher. Doch Angel erinnert sie an ihren Sohn. Daran, dass sie ihm jetzt eine bessere Mutter sein kann. Dass sie als Mensch besser in der Lage ist ihn großzuziehen. Und Buffy muss einsehen, dass Angel vermutlich Recht hat.

Somit muss Buffy einsehen, dass es im Moment so das Beste für alle ist. Auch wenn es schmerzlich für sie ist. Sie will ihrem Sohn eine gute Mutter sein und das kann sie als Mensch besser, als wenn sie wieder zum Vampir wird. Und mit Drusilla hat Spike so etwas wie einen Ersatz für Buffy. Wobei dieser Gedanke Buffy am allermeisten stört.

Angel wird schließlich müde, da er zu dieser Zeit gewöhnlich längst schläft und möchte sich bei Buffy entschuldigen. Buffy meint aber, dass sie auch sehr müde sei, von all den Ereignissen, und bittet mit ihm gemeinsam zu Bett gehen zu dürfen. Natürlich hat Angel nichts dagegen und so gehen die beiden zusammen mit dem kleinen William in das zweite Schlafzimmer und machen es sich dort in dem kleineren Bett gemütlich, da in dem großem Drusilla liegt.

Den Kleinen in ihre Mitte nehmend, kuscheln sich Angel und Buffy so nah aneinander wie möglich. Angel kann kaum glauben, dass er Buffy wieder bei sich haben kann. Es wäre beinahe perfekt, wenn nicht ihr lauter Herzschlag und das Rauschen ihres Blutes ihn so sehr betören würden. Es kostet jeden Vampir große Überwindungskraft einem Menschen so nahe zu sein und ihn nicht zu beißen.

Und noch etwas fehlt ihm. Sein Childe. Angel macht sich ein wenig Sorgen um Spike und würde am liebsten nach ihm suchen gehen, doch er will ihm nicht schon wieder das Gefühl geben, dass er ihm nicht vertraut. Die vergangenen Stunden waren mehr als ereignisreich, weswegen Angel beschließt Ruhe im Schlaf zu finden. Den beiden Herztönen lauschend, döst er langsam ein.

Buffy kann nicht richtig schlafen. Sie fühlt sich unwohl in ihrer Haut. Sie wacht mehrmals auf und blickt sich suchend um. Ihr fehlt ihr Sire so sehr. Ihr fehlt die Gewissheit, dass er immer für sie da ist, wann immer sie ihn braucht. Dass er ihre Gefühle spüren kann, wie auch sie die seinen spüren konnte. Ihr fehlt die Verbundenheit, die sie zu ihm empfunden hatte. Ihr fehlt die Sicherheit und die Geborgenheit, die sie bei ihm und bei Angel immer fühlen konnte. Sie fühlt sich ausgekapselt. Trotz ihrer Nähe zu Angel, hat sie dass Gefühl weit von ihm getrennt zu sein.

Sie hasst diese Unruhe, die in ihrem Körper herrscht. Sie hasst das leichte gleichmäßige Beben ihres Oberkörpers durch ihren Atmen und ihrem Herzschlag. Sie hasst das Gefühl ihres sterblichen Körpers. Das Wissen, dass ihr Körper wieder altert und eines Tages sogar sterben wird. Sie hasst es, dass ihr Körper nun so sehr auf Dinge wie Nahrung und Wärme angewiesen ist. Sie hasst es wieder ein Mensch zu sein.

Vorsichtig streckt sie ihre Hand aus und legt sie Angel auf die Brust. Sie fühlt die kühle, zarte Haut und sehnt sich danach auch so zu sein wie er. Diese einfache Berührung wirkt beruhigend auf sie. Sie fühlt den kühlen und leblosen Körper, der soviel Ruhe und Sicherheit ausstrahlt. Sie fühlt sich geborgen.

****

Ein paar Stunden später, als die Sonne nur noch Minuten davon entfernt ist unterzugehen, kommt Spike nach Hause zurück. Er hat seinen Frust in Alkohol ertränkt und an ein paar ungemütlichen Typen in einer Bar abreagiert. Ihn schmerzt zwar jetzt das Kinn ein wenig, doch zumindest fühlt er sich ein wenig besser.

Trotz seines alkoholisierten Zustandes war ihm bewusst, dass er vor Sonnenuntergang nach Hause kommen müsse, bevor seine Dru unerlaubt spazieren geht. Er will nicht, dass sie den Jägerinnen in die Hände fällt und er hat versprochen dafür zu sorgen, dass sie nicht jagen geht.

Seufzend blickt er auf die Türe zum großen Schlafzimmer, worin er Angel und Buffy vermutet. Sie liegen sicher hier in ihrem früheren gemeinsamen Bett. Allein die Vorstellung daran lässt ihn neidisch werden. Zu gerne würde er sich zu ihnen legen, doch er muss Dru im Auge behalten. Außerdem würde es ihn viel zu sehr schmerzen, wenn er neben einer lebenden Buffy liegen müsste, die nicht mehr sein Childe ist.

Deshalb schwankt er eine Türe weiter zum etwas kleineren Schlafzimmer, wo er glaubt Drusilla vorzufinden. Als er die Türe öffnet, bemerkt er sofort seinen Fehler. Er wittert den Geruch von Angel, gemischt mit dem eines Menschen und seines Sohnes. Es klingt seltsam, aber Spike könnte den Geruch seines Sohnes wohl aus Tausenden wieder erkennen. Ebenso wie den seines Sires. Doch Buffys Duft ist wie der eines jeden Menschen.

Er versucht nicht auf das Bett zu sehen. Er versucht sofort wieder zu gehen, ohne die darin liegenden Personen anzusehen, doch er schafft es nicht. Lautlos tritt er einen Schritt nach vorn und blickt in den Raum.

Das Bild vor ihm ist so sehr vertraut und doch so fremd. Es erinnert ihn an eine Zeit, die schon sehr lange zurückliegt. Als Spike eifersüchtig war, weil sein Sire nicht ihn liebte, sondern die Jägerin. Nun ist es beinahe andersrum. Er weiß, dass es absurd ist, doch er ist eifersüchtig auf Angel. Weil er Buffy nun näher sein kann, als Spike selbst. Er wünschte er könnte sich einfach zu ihnen legen. Einfach wieder ein Teil von ihnen sein.

Lautlos schließt er die Türe und verlässt den Raum. Er geht zur anderen Türe, wo er Drusilla vermutet, und als er sich konzentriert, kann er sogar sicher sagen, dass sie sich in diesem Raum befindet. Er wünschte er wäre eher nach seinem Gefühl gegangen. Er greift nach dem Türknauf, öffnet aber nicht. In seinem Kopf erscheint das Bild, wie Buffy in diesem Bett vor ihm zu Staub zerfällt. Und er spürt dabei beinahe wieder denselben Schmerz. Er will sich nicht in dieses Bett legen. Die Erinnerungen daran quälen ihn zu sehr. Also macht er kehrt und legt sich neben dem Kamin auf die Couch.

****

Teil 7

Drusilla ist die Erste, die aus ihrem Schlaf erwacht. Sie ist enttäuscht, dass ihr Gefährte sich nicht zu ihr gesellt hat und beschließt nach ihm zu schauen. Sie findet ihn schließlich schlafend auf der Couch vor und beschließt für die Nacht alleine auf die Jagd zu gehen. Sie hat nämlich sehr großen Appetit auf frisches Menschenblut. Spike hat ihr, seit sie Gefährten sind, nicht einmal erlaubt von Menschen zu trinken und langsam frustriert sie das ein wenig. Sie kann nicht verstehen warum Spike es ihr nicht gestattet und hat nicht vor für den Rest ihres Daseins darauf zu verzichten. Also beschließt sie ohne ihn die Villa zu verlassen und auf Jagd zu gehen.

„Wo willst du hin, Liebes?" fragt Spike, der wach geworden war, als er ihre Gegenwart spürte.

„Nach draußen. Die Nacht ist herrlich und die Sterne rufen nach mir", erwidert Drusilla.

„Du wirst nicht alleine rausgehen."

„Aber warum nicht?" meint sie in einem weinerlichen Ton.

„Da draußen laufen zwei Jägerinnen herum, die nur darauf warten, dass du ihnen einen Grund gibst dich zu pfählen. Und ich habe nicht die Absicht dies zuzulassen. Du bleibst hier."

„Dann komm mit mir mit, mein Prinz und beschütze mich. Wir könnten gemeinsam viel Spaß haben."

Spike seufzt und meint: „Ich geh nirgendwo hin. Mir brummt der Schädel und ich bin müde."

„Mir ist aber langweilig!" quengelt sie weiter.

„Dann such dir eine Beschäftigung!" meint Spike genervt und kuschelt sich zurück in die Couch, um wieder zu schlafen.

„Kann ich mit dem Baby spielen?" fragt sie hoffnungsvoll.

Spike schreckt hoch, funkelt sie giftig an und droht: „Das Baby ist für dich tabu! Wenn ich dich auch nur in der Nähe des Krümels sehe, schwöre ich dir, wirst du es bitter bereuen!"

Drusilla hält sich die Hand an die Stirn, als ob sie Schmerzen hätte und beginnt weinerliche Laute von sich zu geben. Sie schaut ihn verletzt an, weshalb es ihm fast Leid tut das er so überreagiert hat.

„Entschuldige, Liebes. Ich wollte dich nicht erschrecken. Komm zu mir."

Spike weiß aus jahrelanger Erfahrung, wie er am besten mit Dru umzugehen hat. Schließlich waren sie sehr lange ein sehr enges Paar. Kurz wundert er sich warum er sie damals nie zu seiner Gefährtin gemacht hat, doch dann fällt ihm ein, dass er bis vor kurzem nicht mal gewusst hatte, wie genau dies von statten geht. Außerdem verspürte er damals nie das Bedürfnis sich eine Gefährtin zu nehmen. Vielleicht, weil Dru in ihrer Verrücktheit manchmal so schwierig war. Doch das spielte heute keine Rolle mehr. Was auch immer der Grund war, es ändert nichts daran wie es jetzt ist.

Als Dru sich nähert, greift er ihre Hand und zieht sie auf die Couch. Sie setzt sich neben ihn und er nutzt ihren Schoß als Kopfkissen. Auf diese Weise kann er vielleicht noch etwas Schlaf erhaschen und gleichzeitig sicherstellen, dass sie nicht unbemerkt das Haus verlässt. Ein guter Plan, den es sofort umzusetzen gilt.

Dru ist erfreut ihren Gefährten bei sich zu haben. Sie streichelt ihm zärtlich durch die Haare und summt eine leise Melodie, als ob er eine ihrer Puppen wäre, mit denen sie spielt. Spike stört das nicht. Er fühlt sich wohl in ihrer Gegenwart, wenn auch nicht so wohl wie in der Gegenwart seiner früheren Familienmitglieder, aber dennoch wohl. Es dauert nicht lange bis er wieder einschläft. Der mangelnde Schlaf in den letzten Tagen, zusammen mit den letzten Ereignissen, den Kämpfen und dem Alkohol, nagen sehr an ihm, weshalb er Schlaf dringend nötig hat.

****

Etwas später erwacht Angel, als er instinktiv spürt, dass es bereits Nacht ist. Er versucht sich vorsichtig von den beiden Menschen zu entfernen, ohne sie aufzuwecken, aber als der kleine William bemerkt, dass sich Angel von ihm bewegt, beginnt er kläglich zu weinen, wodurch auch Buffy sofort geweckt wird.

„Tut mir Leid. Ich wollte Euch nicht wecken. Schlaft ruhig weiter. Ich seh’ nur nach den anderen Beiden."

Buffy braucht einen Moment bis sie realisiert, wenn er mit „Beiden" meint. Ihr fällt sofort Drusilla wieder ein und erneut schleicht sich Eifersucht in ihre Gefühle. Sie nimmt den weinenden William und versucht ihn zu beruhigen.

„Ich werde auch aufstehen. Vielleicht braucht er etwas zu trinken?" nutzt Buffy Williams Weinen als Ausrede, denn in Wahrheit will sie aufstehen, um nach Spike sehen zu können. Sie hofft mit ihm allein sprechen zu können.

Angel steht bereits und streckt die Arme nach William aus. „Gib ihn mir, dann kannst du dich inzwischen anziehen."

Buffy reicht ihren Sohn an Angel weiter, der ihn liebevoll an seine Brust drückt. Kaum spürt William den Kontakt zu dem kühlen Körper seines Vaters, beruhigt er sich wieder und hört auf zu weinen. Stattdessen kuschelt er sich entspannt an Angels Körper.

Buffy ist dies natürlich sofort aufgefallen, wie William auf Angel reagiert hat. Und sie wundert sich sehr darüber. Ein Teil von ihr ist sogar ein wenig enttäuscht, dass sie keine so beruhigende Wirkung auf ihren Sohn zu haben scheint.

„Er scheint auf dich zu reagieren", stellt sie fest.

„Ja, das haben Joyce und Giles auch schon gesagt. Unser kleiner Racker ist den ganzen Tag immer sehr anstrengend. Er weint sehr viel und ist oft sehr unruhig. Joyce war immer erleichtert mich zu sehen. Kaum war er bei mir wurde er endlich ruhig. Wir dachten es liegt an der plötzlichen Trennung von seiner Mutter. Aber scheinbar liegt es doch auch an mir", stellt Angel mit einem breiten Grinsen und mit einigem Stolz fest.

„Scheinbar", erwidert Buffy nachdenklich.

„Ich kann ihn eine Weile halten, wenn du möchtest."

„OK", erwidert sie nur knapp und beginnt sich anzuziehen. Sie will endlich wissen, ob Spike schon Zuhause ist.

Als Buffy schließlich ins Kaminzimmer kommt, wünscht sie sich sie wäre doch lieber im Bett geblieben. Sie sieht wie Drusilla Spikes Kopf auf ihrem Schoß ruhen hat und ihm zärtlich durchs Haar streichelt. Unbewusst ballen sich ihre Hände zu Fäusten und sie muss sich beherrschen Dru nicht sofort zu pfählen. Sie hat noch immer die Kraft einer Jägerin und es wäre ihr ein Leichtes es zu tun. Doch sie hat es Angel versprochen. Wegen Spike.

Ihr Blick fällt auf das schlafende Gesicht ihres ehemaligen Gefährten. Wie unschuldig und wie wunderschön er doch aussieht, wenn er schläft. Sie hatte früher oft Stunden damit verbracht ihm einfach nur beim Schlafen zu zusehen. Ebenso, wie er es oft auch bei ihr getan hatte. Sie waren stets unzertrennlich und sie fühlte sich immer so glücklich dabei.

Buffy schüttelte all diese Gedanken von sich. Das ist nun alles vorbei und wird sobald nicht mehr wiederkommen. Sie muss sich damit abfinden. Ohne ein Wort zu Dru, die Buffy ebenso strickt ignoriert, geht sie in die Küche, um für William ein Fläschchen vorzubereiten. Sie hat sich schon vor seiner Geburt gut vorbereitet und weiß genau was zu tun ist, da ihr vampirischer Körper keine Milch gegeben hätte.

Sie fragt sich, während sie das Fläschchen anrührt, ob ihr menschlicher Körper nun in der Lage dazu wäre. Sie stellt die Flasche weg und geht ins Badezimmer. Sie möchte sich dort etwas ansehen. Es ist der einzige Raum in der Villa, an dem ein Spiegel an der Wand hängt. Obwohl sie es erwartet hat, ihr Spiegelbild zu sehen, da sie nun ja ein Mensch ist, erschrickt sie über den fremd gewordenen Anblick. Als Vampir hatte sie ihr Spiegelbild oft vermisst, doch nun macht es ihr auf seltsame Weise Angst. Es wirkt so falsch sich selbst sehen zu können. So unnatürlich.

Sie starrt sich eine Weile an, bis sie ihren Kopf verwirrt schüttelt und das tut, weshalb sie eigentlich hierher gekommen ist. Sie hebt ihr T-Shirt hoch und zieht es sich über den Körper. Sie öffnet ihre Jeans und zieht sie samt Unterwäsche von ihren Beinen. Nackt steht sie nun vorm Spiegel und betrachtet ihren Körper.

Nichts deutet darauf hin, dass sie jemals schwanger war. Nicht eine einzige Schwangerschaftsfalte. Nicht eine einzige Narbe von dem Kaiserschnitt. Nichts. Nicht, dass sie erwartet hätte etwas davon später zu haben, da sie als Vampir sehr gute Heilkräfte hatte, doch so kurz nach der Geburt hätte man auch trotz Heilkräfte noch etwas sehen müssen. Irgendetwas. Nichts deutet daraufhin, dass William wirklich von diesem Körper stammt.

Und dann kommt ihr die Erkenntnis, dass es auch nicht so ist. William entstand aus ihr, als sie ein Vampir war. Als sie Spikes Childe und Gefährtin war. Jetzt ist sie das nicht mehr. Sie ist nicht mehr Spikes Childe. Nicht mehr seine Gefährtin. Nicht mehr das Grandchilde von Angel, dem zweiten Vater des Kindes. Sie ist nicht mehr die Mutter von William.

Sie ist wieder diejenige, die sie vorher war. Eine Jägerin. Unbewusst fasst sie sich an ihren Hals, wo sonst immer die Narbe von Spikes Biss war. Als sie bemerkt, dass auch diese verschwunden ist, rollen ihr Tränen über die Wange. Sie fühlt sich einsamer und verlorener, als jemals zuvor in ihrem Leben.

„Buffy? Alles in Ordnung?" fragt Angel von außerhalb der Badtüre nach, da er gesehen hat wie sie vorhin etwas verstört ins Badezimmer gestürmt ist.

„Es ist alles in Ordnung. Williams Flasche ist fertig. Sie ist in der Küche. Ich bin gleich fertig", ruft sie ihm zu und zieht sich hastig wieder an.

Sie wischt sich rasch die Tränen aus dem Gesicht und überprüft ihren Blick. Sie will nicht, dass Angel sofort merkt, dass sie geweint hat. Tief durchatmend, verlässt sie das Badezimmer und geht zu Angel in die Küche.

Sie lächelt den beiden liebevoll zu und deutet Angel an, dass sie ihren Sohn füttern möchte. Viel zu lange musste der Kleine auf seine Mutter verzichten und Buffy hat vor dies sofort zu ändern.

Angel überreicht ihr das Kind und die Flasche, doch sofort als William den Verlust des kühlen Körpers bemerkt, fängt er wieder an zu quengeln. Buffy versucht ihn mit leichtem Summen und Hin- und Herwiegen zu beruhigen, was nur mangelhaft bis gar nicht funktioniert. Sie versucht es weiter, verliert aber dann die Geduld und gibt das Baby an Angel zurück. Sofort ist William wieder ruhig und saugt schließlich genüsslich an seiner Flasche.

Ein wenig verärgert schaut Buffy auf die Beiden. Sie schiebt es schließlich auf ihre eigene schlechte Stimmung. Vielleicht spürt der Kleine dies und fühlt sich deshalb bei Angel wohler. Sie hofft wenigstens, dass es das ist.

****

Die nächsten Tage sind ziemlich anstrengend für alle Bewohner der Villa. Buffy versucht Drusilla aus dem Weg zu gehen. Dru versucht Buffy aus dem Weg zu gehen. Spike versucht Dru und Buffy aus dem Weg zu gehen und Angel würde am Liebsten jedem aus dem Weg gehen. Drusilla und Buffy bewerfen sich bei jeder Gelegenheit mit tödlichen Blicken und kränkenden Kritiken. Einmal ist Buffy kurz davor ihre Rivalin zu pfählen und nur Spike kann sie in letzter Sekunde aufhalten. Buffy ist seither stinksauer auf Spike. Es herrscht eine Stimmung zum Fürchten, die sich sehr stark auf das Gemüt aller Bewohner schlägt.

Der kleine William weint unentwegt. Buffy versucht es mit allen Mitteln. Sie war sogar schon beim Arzt, doch William ist kerngesund. Was die einzige gute Nachricht der letzten Tage ist. Wenigstens schafft Angel es noch William zur Ruhe zu bringen, wenn auch nicht mehr so gut wie am Anfang.

Buffy hat immer wieder versucht mit Spike ein Gespräch unter vier Augen zu führen, doch mit Drusilla ist dies so gut wie unmöglich. Was wohl daran liegt, dass Spike gar nicht mit ihr reden will. Wenn er wirklich wollte, könnte er ein Gespräch mit Buffy möglich machen. Er hat Dru sehr gut unter Kontrolle und kann bis jetzt wirkungsvoll verhindern, dass sie Menschen jagt. Faith und Alia haben ihm dies geraten, sonst werden sie Drusilla pfählen. Insgeheim wünscht sich Spike manchmal Dru würde nicht auf ihn hören und eine der Jägerinnen würde sie pfählen müssen. Dann würde wenigstens etwas Ruhe ins Haus einkehren.

Spike hat versucht Angel dazu zu überreden mit ihm und Dru nach England zurückzukehren, doch Angel möchte hier bei seinem Sohn bleiben. Seitdem überlegt Spike, ob er nicht alleine mit Dru zurückkehren sollte. Doch er kann sich nicht dazu entschließen endlich abzureisen. Etwas hindert ihn daran, wovon er nicht sicher weiß, ob es mehr an Angel, oder an Buffy liegt.

Buffy kämpft immer noch damit wieder ein Mensch zu sein. Es fängt an, wenn sie Angel, Drusilla und Spike dabei zusieht, wie sie ihr Blut trinken und sie sich selbst von gesunder und ausgewogener Kost ernähren muss. Wobei sie viel lieber so wie früher einfach nur ihre Portion Blut zu sich nehmen würde. Und geht weiter, wenn sie sich warm anziehen muss, während es die anderen nicht kümmert wie warm, oder kalt es ist. Wenn sie jedes Mal erschrickt, wenn sie ihr Spiegelbild sehen kann. Wenn ihre Mutter jedes Mal betont wie glücklich sie ist, dass Buffy wieder ein Mensch ist. Wenn Willow und Xander sie ständig dazu bewegen wollen einen schönen Tag mit ihnen zu verbringen. Und hört auf, wenn Spike und Dru sich gemeinsam zur Ruhe legen und Buffy ihnen neidisch nachschaut.

Spike ist auch nicht glücklich über seine Ernährungsweise. Seit neuestem hat er angefangen sich doch von Tütenkost direkt zu ernähren, da Drusilla sich weigert es zu tun und sie sich ernährt, indem sie von ihm trinkt. Angel hat abgelehnt Spike weiter von sich trinken zu lassen, da er dann für drei Vampire Blut zu sich nehmen müsste.

Angel hat noch sehr oft mit dem Trennungsschmerz seiner Gefährtin zu kämpfen. Und die Anwesenheit seiner sich ständig streitenden Familie ist ihm kein wirklicher Trost. Er wünscht sich, dass es nur einen Tag lang so sein könnte wie früher, das wäre für ihn sehr tröstlich.

Auch der körperliche Kontakt zwischen den Bewohnern kommt mehr als zu kurz. Dru besteht darauf bei Spike zu schlafen und Buffy weigert sich mit Dru in einem Bett zu liegen. Weshalb Spike seither kein einziges Mal zusammen mit Angel und Buffy in einem Bett schlafen konnte, da er immer Dru an seiner Seite hat.

Doch weder Angel und Buffy, noch Dru und Spike haben so etwas wie ein Sexleben. Dru versucht immer wieder ihren Gefährten zu verführen, doch er bleibt eisern und lehnt jede Zärtlichkeit ab, was jedoch langsam aber sicher ziemlich an seinem Gemütszustand nagt. Auch Angel ist frustriert. Gerade wegen seines Trennungsschmerzes könnte er etwas Zärtlichkeit sehr gut gebrauchen, doch mehr als Kuscheln ist Buffy nicht bereit ihm zu geben. Zumal der kleine William oftmals zwischen ihnen schläft.

Die Stimmung im Hause ist daher immer gereizter. Wann immer Spike kann, flüchtet er aus der Villa und sucht Trost im Alkohol, was nicht wirklich gut funktioniert. Sobald er zurückkommt und seine lebendige Buffy sieht, fühlt er sich erneut elendig und würde am liebsten weiter trinken.

Drusilla scheint von allen noch am glücklichsten zu sein. Sie nutzt jede Gelegenheit, um Buffy wissen zu lassen, dass sie Spikes Gefährtin ist. Sie kuschelt und schmiegt sich stets an seine Seite und bemüht sich jede Sekunde um seine Aufmerksamkeit. Sie liebt es in der Nähe ihres Daddys und ihres Gefährten zu sein und glaubt, dass Buffy früher oder später das Feld räumen wird. Und sie weiß genau, wenn dies erstmal so weit ist, dann wird Spike auch aufhören sich so komisch zu verhalten und wieder mit ihr auf die Jagd gehen. Und solange genießt sie es sich von Spike ernähren zu können, da sie genau weiß wie sehr sie Buffy damit verletzten kann.

****

Angel versucht in Ruhe ein Buch zu lesen. Er hat sich in das kleine Schlafzimmer zurückgezogen, wo William in der Wiege liegt und schlummert. Buffy ist bei ihrer Mutter. Joyce hat sie für nachmittags zum Kaffe eingeladen und Buffy ist froh für ein paar Stunden das Haus verlassen zu können. Drusilla und Spike haben sich im großen Schlafzimmer zur Ruhe gelegt, wo die beiden nun für gewöhnlich schlafen. Eigentlich nur, weil Drusilla darauf bestanden hat.

Spike kann in dem großen Bett jedoch nicht sonderlich gut schlafen. Ihn plagen sehr oft wirre Träume über Buffys Tod. Er würde viel lieber zusammen mit Buffy und Angel schlafen. Buffy ist zwar jetzt ein Mensch, aber für Spike ist sie noch immer sein Childe. Er liebt sie noch immer so sehr, als ob sich nichts geändert hätte. Nur, dass seine Liebe zu ihr ihn jetzt sehr schmerzt, weil er das Gefühl hat sie würde es nicht mehr erwidern.

Er weiß, dass Buffy ständig versucht mit ihm ein persönliches Gespräch zu führen, doch Spike will das nicht. Er will nicht hören, dass es ihr Leid tut. Dass sie gerne wieder ein Vampir wäre, aber es nicht tun kann wegen was auch immer. Er will keine Ausreden hören. Will ihr nicht sagen, dass er sie trotzdem liebt. Will ihr nicht zeigen wie weh es ihm tut sie so zu sehen und ihr nicht nahe sein zu können. Sie nicht mehr fühlen zu können. Nicht mehr ihr Sire und ihr Gefährte sein zu können. Er will das alles einfach nicht, weshalb er immer dafür sorgt, dass ein Gespräch unter vier Augen nicht zustande kommt.

Ihm fehlen die vielen glücklichen Stunden mit seiner Familie. Ihm fehlen die Zärtlichkeiten. Die Streicheleinheiten. Ihm fehlt der Sex. Mehr als alles andere fehlt ihm der Sex. Er könnte mit Dru Sex haben. Sie schmeichelt sich jeden Tag an ihn heran und versucht ihn zu verführen, doch er will es nicht, was eigentlich seltsam ist, denn als seine Gefährtin sollte er sich zu ihr hingezogen fühlen. Doch er hat ständig das Gefühl er würde Buffy mit ihr betrügen, was auch sehr seltsam ist, da Spike früher nie so etwas wie treu war.

Dies alles nagt zurzeit ziemlich an seinem Gemütszustand und Spike braucht dringend etwas Sex.

Angel ist zuerst überrascht, als er Spike mit nacktem Oberkörper in der Tür stehen sieht, doch dann fällt ihm dieser Blick in den Augen seines Childes auf. Pure Lust und Verlangen. Allein dieser Blick lässt Angels Männlichkeit sofort erhärten. Er selbst sehnt sich genauso sehr nach körperlicher Nähe, wie Spike.

Spike nicht aus den Augen verlierend, legt Angel sein Buch zur Seite und beobachtet erregt wie Spike sich ihm lautlos nähert. Während seiner Schritte öffnet Spike bereits seine Hose. Er hat keine Zeit zu verlieren. Jeden Moment könnte Dru erwachen, Buffy von ihrer Mutter zurückkehren oder William von seinem Schlaf aufwachen.

Angel sieht das genauso, weshalb auch er sich so geräuschlos wie möglich von seinen Kleidern trennt. Bis Spike schließlich das Bett erreicht, sind beide Männer bereits nackt und schließen sich in die Arme. Als sich ihre Körper nach so langer Zeit wieder berühren, stöhnen beide erregt auf, halten jedoch sofort inne, um William nicht aufzuwecken.

So leise wie möglich küssen und streicheln sie einander, was angesichts ihrer langen Enthaltsamkeit beinahe unmöglich ist. Immer wieder muss einer der beiden erregt aufstöhnen oder zumindest keuchen. Sie stellen erleichtert fest, dass wenigstens William einen festen Schlaf hat, weshalb sie sich weiter küssen und liebkosen.

Spike kann es nicht erwarten seinen Sire endlich wieder in sich zu spüren. Er fürchtet auch viel zu sehr, dass sie unterbrochen werden könnten, weshalb er mit dem Rücken auf der Matratze und mit flehenden Blick seine Beine weit von sich spreizt und hofft, dass Angel sofort in ihn eindringen wird.

Als Spike sich unter seinen Körper manövriert und für ihn dessen Beine spreizt, ist Angel von diesem Anblick schier überwältigt. Das flehende und vor Lust verzerrte Gesicht seines Childes lässt sein Glied schmerzhaft erhärten und nach Erlösung bitten. Er ist dankbar über das Fläschchen Babyöl, das Buffy vergessen hat wegzuräumen, greift es sich eilig und verteilt schon fast hektisch etwas davon auf seinen harten Schaft. Auch er hat nicht vor auch nur eine Sekunde länger als nötig zu warten und presst seine Spitze direkt in den willigen Eingang seines Childes.

Spike stöhnt überwältigt auf, als er die Männlichkeit seines Sires nach so langer Zeit endlich wieder in sich eindringen spürt. Und auch Angel kann nicht verhindern, dass er erregt aufstöhnt. Spikes engen Eingang um sich zu fühlen ist einfach zu gut.

Angel presst weiter, bis er seine ganze Länge im Körper seines Childes vergräbt. Einen kurzen Moment sehen sich die Beiden in die Augen, wo jeder die Lust und das Verlangen des Anderen sehen kann. Angel beugt sich zu einem Kuss herab, den Spike mit voller Leidenschaft erwidert. Dann beginnt Angel sich in den Körper seines Childes zu stoßen. Ihr Kuss dämmt die weiteren erregten Geräusche.

Doch dann werden die beiden durch ein anderes Geräusch gestört.

Buffy erstarrt, als sie ihre beiden ehemaligen Familienmitglieder zusammen im Bett sieht. Der Anblick ist ihr so vertraut und doch so fremd. Sie blickt sich suchend um, als wenn sie annehmen würde, dass Dru hier irgendwo wäre, doch sie kann sie nirgends sehen. Alles was sie sehen kann sind die beiden nackten und äußerst erotischen Körper der beiden Vampire, die sie nun erschrocken aus ihrer Position heraus ansehen.

Doch Buffy ist nicht verärgert oder verstört. Vielmehr löst dieser Anblick in ihr ähnliche Gefühle aus, wie die Beiden zuvor empfanden als sie einander sahen. Spike und Angel sind überrascht zu sehen, wie Buffy sich schließlich rasch von ihren Kleidern befreit und zu ihnen aufs Bett steigt. Dort angekommen küsst sie zuerst Angel, der noch immer tief in Spike vergraben ist. Spike beobachtet fasziniert, wie sich Angel und Buffy vor seinen Augen küssen und wird durch diesen Anblick noch mehr erregt. Sein vor Erregung schmerzender Schaft zuckt gegen seinen Bauch.

Dann löst sich Buffy von Angel und blickt lange zu Spike, bevor sie sich langsam zu ihm herabbeugt und ihre Lippen auf die seinen sinken lässt. Angel macht den beiden extra Platz, indem er sich etwas zurücklehnt. Spike glaubt sterben zu müssen, als sich Buffys Zunge mit der seinen vereinigt. Hungrig küsst er sie, als ob es sein letzter Kuss auf dieser Welt wäre. Seine Hände erstreicheln ihren zarten Körper und sein Verstand versucht die Tatsache, dass sie einen warmen Körper hat, so gut wie möglich zu verdrängen. Er will diesen perfekten Moment nicht zerstören. Will nicht daran erinnert werden, dass sie jetzt ein Mensch ist. Er will nichts anders, als sie einfach zu küssen.

Na ja, es gibt da schon einige Dinge, die er noch sehr gern machen will und die Chancen dazu stehen gar nicht so schlecht. Sich von ihren Lippen lösend, lächelt er sie warm an. Ein Lächeln, was Buffy seit ihrem Tod nicht mehr gesehen hat. Sie hat dieses Lächeln so sehr vermisst, dass sie nun Tränen in ihren Augen spüren kann. Spike streichelt ihr sanft über das Gesicht und gibt ihr einen erneuten, aber kurzen Kuss. Er hat anderes im Sinne, als sie nur zu küssen. Er tauscht einen kurzen Blick mit Angel, und dieser weiß sofort, was Spike im Schilde führt. Er zieht seinen Schaft aus Spikes Körper und gibt ihm genug Freiraum, damit Spike Buffy packen, sich mit ihr drehen und sie unter sich schieben kann.

Sofort dringt er in ihre feuchte und vor Erregung brennende Mitte ein. Buffy stöhnt dabei laut auf, weshalb ihr Spike sofort die Hand auf ihren Mund legt und seine Bewegung stoppt. Buffy ist erst verstört, doch dann hört sie, wie William leise Geräusche von sich gibt und sie versteht weshalb Spike will, dass sie leise ist. Alle Drei halten kurz inne und warten, bis William wieder ruhig weiterschläft.

Dann schließt Spike Buffys Mund mit seinen Lippen und seiner geschickten Zunge, während er beginnt sich in ihr zu bewegen. Angel hat nicht vor ein unbeteiligter Zuschauer zu bleiben und mit einer einzigen geschickten Bewegung schließt er sich den beiden an, indem er seinen steifen Schaft in die noch vorbereitete Öffnung seines Childes stößt.

Spike ist froh, das Buffy sein Stöhnen mit ihrem Mund dämpft. Das Gefühl seinen Sire in sich zu fühlen und gleichzeitig in den perfekten Körper seines Childes stoßen zu können ist einfach zu gut. Zumindest stellt sich Spike vor, dass sie noch immer sein Childe ist.

Die Drei bewegen sich in einem oft erprobten und gekonnten Rhythmus zueinander. Keiner von ihnen hat vor Zeit zu verschwenden. Alle sehnen sich so schnell wie nur möglich nach Erleichterung. Angel fühlt, wie nahe er seinen Höhepunkt bereits ist und verstärkt seine Stöße, was für Spike ein sicheres Zeichen ist, dass sein Sire bald soweit ist und auch bei ihm nicht ohne Wirkung bleibt, das wiederum auch Buffy spürt und weiter antreibt.

Buffy vermisst es sehr nicht mehr so eng mit Spike verbunden zu sein. Sie konnte sonst immer sehr deutlich spüren was er empfindet. Die Drei bewegen sich nun alle etwas schneller und driften geradewegs ihrem Ziel entgegen, als sie von einem quengelnden Geräusch gestört werden. William beginnt plötzlich herzerweichend zu weinen. Angel versucht sich zur Wiege zu beugen, kommt aber nicht nahe genug heran, weshalb er sich von Spike lösen muss. Buffy und Spike unterbrechen ihre Bewegungen ebenfalls und warten, dass Angel den kleinen William beruhigt.

Angel versucht es, indem er William übers Gesicht streichelt, was sonst immer sehr gut funktioniert, doch diesmal will er sich nicht beruhigen. Er nimmt ihn schließlich aus der Wiege und hält ihn in seinem Armen.

„Macht ruhig weiter", flüstert er Buffy und Spike zu, da er weiß wie dringend nötig Buffy und sein Childe diese Verbindung haben.

„Nicht ohne dich", erwidert Spike, trotz seinem Verlangen weiter in Buffys willigen Körper zu stoßen. Er muss sich sichtlich beherrschen, da Buffy unter ihm vor Verlangen leise stöhnt und energisch versucht ihn dazu zu bewegen sich weiter in sie zu vergraben. Doch er will, dass es perfekt wird. Er will, dass sie alle drei miteinander vereint sind. Ganz so wie in alten Zeiten.

Buffy gibt schließlich resigniert auf und blickt hoffnungsvoll zu Angel, der alles versucht, um William ruhig zu stellen. Erst nach ein paar Minuten schafft er es endlich und kann den Kleinen zurück in die Wiege legen. Lautlos eilt er zurück ins Bett und die drei machen dort weiter, wo sie zuvor aufgehört haben.

Als wieder alle drei kurz vor ihrem Höhepunkt stehen, geht plötzlich die Türe auf und Drusilla tritt herein. Das Weinen des Babys hatte sie geweckt und sie wunderte sich wo ihr Gefährte ist. Sie grinst vergnügt, als sie Ihren Daddy und ihren Sire zusammen im Bett sieht. Doch als sie unter ihrem Gefährten Buffy erblickt, wirft sie dieser tödliche Blicke zu.

„Liebling, warum spielst du nicht mit mir?" fragt sie mit kindlicher Stimme.

Als Buffy ihre Erzfeindin in der Tür stehen sieht, vergeht ihr jegliche Lust. Dementsprechend bleibt sie von Spikes Aktivitäten ungerührt liegen. Spike versucht Drusilla zu ignorieren, ebenso wie Angel, doch ihr kindliches Gewimmer, das sie nun von sich gibt, und die Tatsache, dass Buffy ganz offensichtlich keinerlei Lust mehr empfindet und sich von Dru gestört fühlt, bewirkt, dass auch Spike alle Lust vergeht und sich verärgert und frustriert aus Buffy zurückzieht. Er drückt Angel zurück und entzieht sich auch dessen Schaft. Wütend stapft er aus dem Bett, zieht sich sein Jeans über, schlüpft in seine Schuhe und eilt an Drusilla vorbei aus dem Schlafzimmer.

Buffy funkelt wütend auf Drusilla, die mit einem Schmollmund im Schlafzimmer steht und fragt: „Daddy, spielst du mit mir?"

Angel vergräbt sein Gesicht in seinen Händen. Er weiß genau wo Spike hingeht. Er weiß auch, dass dies bedeutet, dass er auf Drusilla aufpassen muss und dass Buffy alles andere als glücklich über diese ganze Situation ist. Er steht schließlich auf, zieht sich nur seine Lederjeans über und führt Drusilla aus dem Schlafzimmer, damit Buffy sie nicht mehr sehen kann.

Buffy vergräbt ihr Gesicht tief im Kopfkissen und schreit ihren Frust heraus. Ihr Sohn wird daraufhin erneut wach und seufzend erhebt sie sich vom Bett, um ihn zu beruhigen.

****

Spike ist unglaublich frustriert. Stürmisch verlässt er die Villa und sucht die nächstgelegene Bar auf, die am frühen Abend bereits etwas zu Trinken ausschenkt. Er muss nicht lange suchen. Er hat die letzten Nächte nichts anderes getan als die umliegenden Bars zu erkunden, darum kennt er sich bestens aus.

Es dauert nicht lange, bis er seinen Frust in Alkohol ertränkt. Er hat diesmal nicht vor so bald wieder zurück nach Hause zu gehen. Er braucht einfach etwas Abstand zu dem verrückten Chaos, das dort zurzeit herrscht.

****

Teil 8

Tatsächlich taucht Spike den ganzen nächsten Tag über nicht Zuhause auf. Angel bittet Buffy nach ihm zu suchen, da sie als Mensch ungefährdet das Haus verlassen kann. Doch Buffy ist immer noch sauer auf Spike und sie und Angel wissen im Grunde genau wo er ist.

Um Drusilla jedoch aus dem Weg zu gehen, verlässt Buffy mit ihrem Sohn die Villa und besucht ihre Mom. Mit der Ausrede, dass sie schlecht mit einem Baby die umliegenden Bars erkunden kann, lehnt sie es ab nach Spike zu suchen. Sie will ihn nicht irgendwo betrunken an der Theke finden.

Angel bleibt nichts anderes übrig, als mit Drusilla zusammen hier zu bleiben und zu hoffen, dass Spike am Abend gesund wiederkommen wird.

****

Es ist spät und eigentlich sollten Buffy und ihr Sohn jetzt schlafen. Sie hat es sogar versucht und wollte ins Bett gehen. Allein schon aus dem Grund um Drusilla aus dem Weg zu gehen, doch jedes Mal, wenn sie sich mit William ins Bett legen wollte, begann dieser laut zu protestieren. Sie schafft es einfach nicht ihn zu beruhigen. So sehr sie sich auch bemüht. Das Einzige was ihn ruhig hält ist Angel. Sie gibt schließlich resigniert auf und beschließt wach zu bleiben. Sie ist es sowieso gewöhnt am Tage zu schlafen, also kann sie es ebenso weiterhin tun. Außerdem hat William bereits einen ähnlichen Rhythmus. Somit spricht nichts dagegen, wenn der kleine William noch aufbleibt, bis sein Daddy mit ihm schlafen geht.

Spike ist vor wenigen Minuten wieder nach Hause gekommen. Er stinkt nach Rauch und Alkohol. Er ist müde und ziemlich angetrunken. Da er sich in keinem der beiden Schlafzimmer so recht wohl fühlt, legt er sich auf die Couch und versucht dort etwas Ruhe zu finden.

Buffy erträgt den Anblick von Spike und Drusilla nicht länger und beschließt die Villa erneut zu verlassen. Zudem gibt es einige Dinge, die sie mit Giles besprechen möchte, weswegen sie sich direkt auf den Weg in die Bibliothek macht, wo sie ihren ehemaligen Wächter vermutet.

Sie ist erleichtert ihn hier noch anzutreffen. Es hätte gut sein können, dass er bereits nach Hause gegangen ist. Doch scheinbar herrschen hier allgemeine Nachforschungen und Buffy ahnt bereits, wonach hier geforscht wird.

„Hallo Buffy!" grüßen Willow und Xander freundlich, ebenso wie Alia, Wesley und Faith. Sie erwidert den Gruß und wendet sich dann direkt zu ihrem Ex-Wächter.

„Giles, kann ich Sie einen Moment alleine sprechen?"

„Sicher, gehen wir in mein Büro", erwidert er zuvorkommend und führt Buffy in sein Büro nach nebenan. Dabei spürt sie die Blicke ihrer Freunde, die sie beobachten. Sie weiß wie sehr sich alle freuen, dass sie wieder ein Mensch ist und umso weniger kann sie sich darüber freuen. Ihr wäre es lieber sie könnte wieder Vampir sein, weshalb sie das Gefühl hat ihre Freunde zu verraten. Ein zweites mal.

Sie versucht diese verwirrenden Gedanken zu verdrängen, um sich auf das Gespräch mit Giles zu konzentrieren. Giles dirigiert sie auf den einzelnen Stuhl vor dem Schreibtisch, während er selbst dabei ist für sich und für Buffy eine Tasse Tee zu zubereiten.

„Lassen Sie mich raten wonach ihr alle hier forscht, etwa nach dem Dämon, der Angel in der Gewalt hatte und mich zurück ins Leben rief?"

„Ganz Recht. Ich fürchte er ist noch immer hinter William her. Vielleicht wäre es ratsam, wenn wir ihn für eine Weile verstecken würden."

„Nicht nötig. Bei uns ist er sehr sicher. Wir sind drei starke Kämpfer und keiner von uns würde zulassen, dass ihm etwas geschieht."

„Und was ist mit Drusilla?"

Buffys Miene verdunkelt sich, als Giles diesen Namen erwähnt.

„Ich hatte gehofft Sie könnten mir mit diesem Problem weiterhelfen."

„Was meinst du damit? Wie sollte ich…?"

„Finden Sie einen Weg, wie man diese Gefährtensache auflösen kann, ohne dass es so schmerzhaft für die Beteiligten ist", fällt Buffy ihm ins Wort.

„Das habe ich bereits versucht, Buffy. Spike hat mich ebenfalls darum gebeten, gleich nach seiner Ankunft in Sunnydale. Ich konnte nichts finden. Der einzige Weg das Band zwischen den Beiden zu trennen ist der Tod von einem der Beiden."

„Spike hat Sie darum gebeten eine Lösung dafür zu finden?"

„Ja. Es schien ihm sehr wichtig. Ich hatte mich sofort darum gekümmert, doch auch in den alten Wächterbüchern steht nichts darüber geschrieben, wie man eine solche Verbindung auflösen könnte. Tut mir Leid."

Dies stimmt Buffy sehr nachdenklich. Sie kann ihre Erleichterung darüber, dass Spike offensichtlich versucht hat die Verbindung zu lösen, nicht verbergen und ein leichtes Lächeln spiegelt sich auf ihren Lippen. Dies bleibt bei Giles nicht unbemerkt und er meint: „Du bist nicht sehr glücklich über Drusillas’ Verbindung zu Spike nehm’ ich an?"

„Nicht sehr glücklich? Ich würde sie am liebsten sofort pfählen. Und ich schwöre ich würde es tun, wenn…"

„Wenn was?"

„Angel hat mir erklärt wie schmerzhaft es für einen Vampir ist seinen Gefährten zu verlieren. Spike musste dies bereits mit mir durchmachen. Ich möchte es ihm ersparen, solange ich…"

„Solange du nicht wieder seine Gefährtin sein kannst?"

„Ja, genau."

„Hast du das denn vor? Willst du wirklich wieder zum Vampir werden? Jetzt, wo du eine zweite Chance hättest?"

„Giles, es war meine freie Entscheidung zum Vampir zu werden. Ihr alle tut immer so, als wenn es so schrecklich gewesen wäre. Keiner hat auch nur die geringste Ahnung wie ich mich als Vampir gefühlt habe. Wie geborgen und geliebt. Und wie schrecklich ich mich jetzt fühle. Niemand hat mich jemals danach gefragt, ob ich wieder ein Mensch sein möchte. Jeder sieht es als selbstverständlich an, dass es das Beste ist, was mir passieren konnte. Niemand fragt mich was ich wirklich will."

„Und was willst du, Buffy?"

„Ich möchte… ach vergessen Sie’s. Sie würden mich sowieso nicht verstehen."

„Wieso versuchst du es nicht einfach. Ich werde versuchen dich zu verstehen. Erklär mir wie du dich fühlst", meint er mit sanfter Miene und reicht Buffy schließlich eine Tasse frisch gebrühten Tee.

Während er selbst an seiner Tasse nippt, lauscht er ihr aufmerksam und ein wenig erleichtert, als sie endlich beginnt über ihre Gefühle zu sprechen.

„Ich fühle mich schrecklich. Ich hasse es wieder ein Mensch zu sein. Alles ist so anders. So kalt. Ich fühle mich so leer und ausgelaugt. Mir fehlt die Verbindung zu meiner Familie. Zu Angel. Zu Spike. Ich konnte ihn immer fühlen. Konnte immer genau sagen wie es ihm geht. Ohne, dass wir miteinander geredet hatten. Es war wundervoll. Und jetzt ist alles weg. Ich kann ihn nicht erreichen. Ich sehe ihm deutlich an wie sehr er verletzt ist und ich habe keine Möglichkeit ihm zu helfen. Wenn ich Dru töte, mache ich es nur noch schlimmer für ihn. Alle erwarten von mir, dass ich mich um mein Baby kümmere. Dass es besser ist, wenn ich ihn als Mensch großziehe. Ich wünschte ich hätte diese Möglichkeit niemals bekommen, dann könnte mir auch niemand Vorwürfe machen, wenn ich wieder ein Vampir sein möchte. Ich glaube nicht mal, dass William mich als Mensch haben möchte. Er reagiert total abweisend auf mich. Ich schaffe es einfach nicht ihn zu beruhigen und sobald Angel ihn nimmt, ist er wie ausgewechselt. Vielleicht geht es ihm wie mir? Vielleicht fühlt er sich bei einem Vampir auch geborgener. Ich weiß auch nicht. Vielleicht ist es nur, weil ich im Moment mit mir selbst nicht zufrieden bin."

Resigniert lässt sie den Kopf hängen. Sie sieht keinen Nutzen darin, all ihre Gefühle Giles anzuvertrauen, da sie denkt, dass er derselben Meinung ist wie ihre Mutter und ihre Freunde.

„Es ist gut möglich, dass William sich bei Vampiren geborgen fühlt. Schließlich ist er im Körper eines Vampirs herangewachsen. Aber das erspart dir nicht deine Entscheidung."

„Entscheidung? Was bleibt mir denn für eine Entscheidung?"

„Es gibt immer eine Entscheidung. Wenn du so wie es jetzt ist nicht glücklich bist, kannst du William genauso wenig eine gute Mutter sein. Du würdest immer ihm die Schuld dafür geben, dass du nicht mehr zurück konntest."

„Raten Sie mir etwa tatsächlich dazu, dass ich mich wieder verwandeln lassen soll? Ich hätte nie gedacht…"

„Ich rate dir zu gar nichts! Und erzähl um Himmels willen niemals Joyce davon, was ich dir hier sage, aber ich will nicht, dass du unglücklich bist, nur weil du denkst wegen den Anderen etwas richtig machen zu müssen. Es liegt allein bei dir. Niemand kann dein Leben leben. Das kannst nur du allein. Niemand kann dir die Entscheidung abnehmen, aber du solltest dich auch von niemanden zu etwas zwingen lassen. Wenn es das ist, was du von Herzen möchtest, dann tu es. Keiner deiner Freunde und auch nicht deine Mutter wird darüber sehr glücklich sein, aber wichtig ist nur was du fühlst. Nur wenn du glücklich bist, kannst du William auch eine gute Mutter sein. Joyce und deine Freunde haben sich schon einmal damit abgefunden. Ich bin sicher, sie werden es auch ein zweites Mal tun."

Buffy ist sprachlos und starrt ihren Ex-Wächter ungläubig an. Mit so einer Aussage hätte sie niemals gerechnet. Das was er sagt ergibt Sinn und sie entdeckt einen Funken Hoffnung. Vielleicht kann doch noch alles wieder gut werden.

****

„Spike, mir ist langweilig" jammert Dru seit einigen Minuten.

„Beschäftige dich mit etwas. Lass mich in Ruhe. Ich bin müde", brummt Spike genervt und versucht es sich wieder auf der Couch gemütlich zu machen. Er hat den letzten Tag in der Bar verbracht und ist mehr als müde. Er braucht dringend etwas erholsamen Schlaf.

Angel steht am Kamin und beobachtet das traute Pärchen mit einem müden Lächeln. Er hat es nach Langem endlich geschafft William zum einschlafen zu bringen. Mit einem Ohr lauscht er nach der Wiege im kleinen Schlafzimmer, wo der Kleine friedlich schlummert.

„Daddy? Gehst du mit mir nach draußen? Bitte! Die Sterne rufen nach mir!" fleht Drusilla schließlich ihren Sire an.

„Großartige Idee! Daddy wird mit dir eine Runde um den Block gehen, nicht wahr, Sire?"

„Was?" erwidert Angel leicht geschockt. Er hat keine Lust schon wieder den Aufpasser für Drusilla zu spielen. Außerdem hat er Buffy versprochen sich um William zu kümmern.

„Oh ja, bitte, bitte, Daddy! Lass uns spielen gehen."

„Wir werden ganz bestimmt nicht spielen gehen!" erwidert Angel streng.

„Och komm schon, Sire! Bitte! Nimm sie mit nach draußen. Zeig ihr die schönen Sterne. Nur für ein paar Stunden, damit ich endlich schlafen kann. Bitte!" meint Spike mit flehender Miene.

„Ich kann nicht. Ich hab Buffy versprochen auf William aufzupassen."

„Das kann ich doch tun. Der Krümel schläft sowieso. Ich leg mich neben der Wiege ins Bett, dann höre ich, wenn er Mucksen macht", bietet sich Spike an.

Das ist das erste Mal, dass Spike sich bereit erklärt sich um den Kleinen zu kümmern. Bisher hat er seinen Sohn noch nicht ein einziges Mal im Arm gehalten. Angel hat zwar kein besonders gutes Gefühl dabei und fürchtet, dass Buffy ihm bestimmt böse sein wird, doch andererseits kann er somit zeigen, dass er Spike endlich vertraut.

„Also gut, in Ordnung. Wenn du versprichst dich um William zu kümmern, gehe ich mit Dru nach draußen."

„Versprochen! Keine Sorge, dem Krümel wird nichts passieren", antwortet Spike für Angels Geschmack ein bisschen zu schnell und unbekümmert, doch er hat zugestimmt und nun ist es zu spät einen Rückzieher zu machen. Er kann nur endlich seinem Childe vertrauen und hoffen, dass nichts Schlimmes passieren wird.

****

Buffy hilft ihren Freunden noch ein wenig bei den Nachforschungsarbeiten nach dem Dämon, doch langsam spürt sie den Drang nach Hause zu gehen. Sie hat ein ungutes Gefühl im Bauch. Außerdem kreisen ihr ständig die Worte von Giles im Kopf herum, sodass sie sich kaum auf die Nachforschung konzentrieren kann.

Die Anwesenheit ihrer menschlichen Freunde macht es ihr zusätzlich schwer sich zu konzentrieren. Sie hat das Gefühl sie durch ihren Wunsch wieder Vampir sein zu wollen zu verraten, da sie genau weiß, wie sehr sich Xander und Willow darüber freuen, dass sie wieder ein Mensch ist. Sie denkt darüber nach, mit ihnen zu reden, doch sie weiß nicht was sie sagen soll. Sie glaubt nicht, dass ihre Freunde sie verstehen werden. Wie sollten sie es auch? Sie haben keine Ahnung, wie schrecklich sie sich als Mensch fühlt und wie sehr sie sich danach sehnt wieder ein Vampir zu sein. Für sie bedeutet ein Vampir sein etwas Schreckliches und Böses. Doch für Buffy ist es Geborgenheit und Liebe.

Als ihr all diese Dinge durch den Kopf gehen und ihr mehr denn je bewusst wird, wie gern sie ein Vampir wäre und wie sehr sie es hasst ein Mensch zu sein, fasst sie endlich einen Entschluss. ‚Zum Teufel mit Dru! Ich werde mir das zurückholen, was mir gehört!’ denkt sie sich und springt von ihrem Platz auf.

„Entschuldigt mich Leute, ich hab etwas Wichtiges zu tun", verabschiedet sie sich von der Nachforschungstruppe.

Willow, Xander, Alia und Faith blicken ihr überrascht hinterher, während Giles ein leichtes Lächeln auf den Lippen trägt. Er kann sich denken was Buffy Wichtiges zu tun hat.

****

Als Dru und Angel endlich aus dem Haus sind, geht Spike ins kleinere Schlafzimmer, wo der kleine William schlafend in seiner Wiege liegt. Lautlos schleicht sich Spike hinein und legt sich auf das Bett. Er wirft nur einen kurzen flüchtigen Blick in die Wiege. Nur um sicherzugehen, dass sein Sohn auch tatsächlich darin liegt und friedlich schläft. Er hat nicht vor einen näheren Blick auf das Baby zu werfen und er hofft inständig, dass der Krümel ruhig weiterschlafen wird.

In ihm stecken noch immer die Angst und der Schrecken der Nacht, als er das Kind zum ersten Mal ansah und er gleich darauf seine Gefährtin verlor. Dies ist auch der Grund, weshalb er es noch immer nicht gewagt hat den Kleinen zu halten, oder ihn auch nur zu streicheln. Unbewusst fürchtet er sich davor, dass erneut etwas Schlimmes passieren könnte.

****

„Ist Daddy noch sehr traurig wegen Drus Childe?" fragt Drusilla in ihrer kindlich-verrückten Art.

„Dein Childe?" antwortet Angel etwas verwirrt, da er nicht ganz versteht wovon sie redet. Bei Drusilla ist es immer schwierig zu verstehen, was die Bedeutung ihrer Worte ist.

„Ja, Grandmummy. Sie war mein Childe. Der schwarze Rabe brachte sie zurück und ich machte sie zu dem was wie war."

„Du meinst der Dämon hat sie auch als Mensch zurückgebracht?" fragt er ziemlich erstaunt.

„Der schwarze Rabe machte sie neu."

Angel wertet diese Antwort mal als ein ‚Ja’. Wobei er Mitleid für Darla empfindet. Als Mensch hätte sie vielleicht ein neues Leben führen können. So wie Buffy es nun kann. Doch bei Darla bezweifelt er, dass sie es wirklich gewollt hätte. Ebenso wie er es bei Buffy immer mehr bezweifelt. Ihm ist längst aufgefallen, wie unzufrieden sie mit sich selbst ist. Er hat oft ihre neidischen Blicke bemerkt, wenn Dru sich an Spike anschmiegt, wenn sie gemeinsam schlafen gehen, oder wenn die Beiden und er einfachen Dingen nachgehen, wie gemeinsam Blut trinken.

Bisher war er überzeugt davon, dass es das Richtige ist, wenn Buffy sich als Mensch um ihren Sohn kümmert, doch immer mehr wünscht er sich seine alte Familie zurück.

Drusilla ist sein Childe und er spürt seine Verbindung zu ihr durch sein Blut. Doch er empfindet keine Liebe zu ihr, so wie er es bei Spike oder bei Buffy tut. Sie verkörpert viel zu sehr das, was er längst nicht mehr ist. Sie ist ein kaltblütiges Monster ohne Seele und obwohl Angel keine Seele trägt, ist er weit davon entfernt ein kaltblütiges Monster zu sein. Wegen seiner Verbindung zu ihr könnte er ihr nie etwas antun. Außer sie würde eines seiner Familienmitglieder bedrohen. Er ist noch immer ihr Sire und verpflichtet sie zu beschützen, doch es gibt Momente, in denen er sich wünscht jemand würde ihn von dieser Pflicht befreien. Es war alles soviel einfacher, als Drusilla ihre eigenen Wege ging.

Seufzend geht er ihr nach, als sie im Park von Baum zu Baum läuft und diese jeweils umtanzt. Sie summt und spricht mit den Sternen. Angel wüsste weiß Gott besseres mit dieser Zeit anzustellen, als Babysitter für sein verrücktes Childe zu spielen.

Plötzlich hält Drusilla inne und erstarrt für einen Moment. Angel kennt dieses Verhalten. Es deutet gewöhnlich daraufhin, dass sie eine Art Vision hat. Oder, dass die Sterne zu ihr sprechen, wie sie es zu sagen pflegt.

„Was ist? Was sagen die Sterne?" fragt Angel geschickt nach. Ihr Verhalten beunruhigt ihn auf seltsame Weise.

Dru lächelt teuflisch in sich hinein und antwortet unbekümmert: „Nichts."

Angel spürt deutlich, dass sie ihm etwas verheimlicht. Er packt sie grob an den Schultern und fragt erneut: „Was hast du gesehen? Weshalb verheimlichst du es mir?"

Durch sein grobes Verhalten eingeschüchtert, beginnt sie zu wimmern und versucht sich aus seinem Griff zu entziehen, doch Angel hält sie sicher fest.

„Antworte, Childe!" diesmal tut es ihm nicht leid, seinen schneidenden Sireton zu verwenden, um eine Antwort zu erzwingen. Nicht bei ihr. Wenn Dru versucht etwas vor ihm zu verbergen, kann es nur etwas mit Buffy oder William zu tun haben.

„Ich sah den Raben", antwortet sie kleinlaut.

„Den Dämon? Der Dämon, der hinter William her war? Was hast du gesehen? Sprich endlich!"

„Es ist zu spät."

Angel weicht erschrocken zurück. ‚Zu spät?’ hallt es in seinem Kopf. Ist seinem Sohn bereits etwas passiert?

Wütend greift er nach Drus Hand und zieht sie mit sich. So schnell er kann, eilt er zurück zur Villa.

****

Spike schläft tief und fest im Bett neben der Wiege, in der der kleine William ebenfalls tief und fest schlummert. Er ist froh endlich etwas Ruhe finden zu können, ohne darauf achten zu müssen, dass Dru nicht unerlaubt das Haus verlässt. Es ist nicht gerade einfach zu schlafen, während man seine Sinne ständig zu seiner Gefährtin gerichtet halten muss. Nun muss er zwar auch auf jemanden achten, doch dazu muss er nur auf fremde Geräusche lauschen und kann wenigstens richtig schlafen.

Ein solches fremdes Geräusch ist es schließlich, das ihn aus seinem Schlaf reißt und als er seine Augen öffnet, um nach seinem Sohn zu sehen, sieht er nur noch kurz wie jemand über ihm gebeugt ist. Dann spürt er einen heftigen Schmerz an seinem Kopf und alles um ihn herum ist in Dunkelheit getaucht.

****

Teil 9 (aufteilen?)

Als Buffy nach Hause kommt ist sie ziemlich verwundert die Villa leer vorzufinden. Sie vermutet, dass Spike mit Dru nach draußen gegangen ist, da sie genau weiß wie lästig Dru ist, wenn sie die Nacht im Haus verbringen soll. Doch ihr ist ein Rätsel wo Angel mit William verschwunden ist.

Noch verwunderter ist sie jedoch, als Angel plötzlich mit Dru im Schlepptau hereinstürmt und sie mit gehetztem Blick anstarrt.

„Buffy, ist alles in Ordnung?"

„Das wollte ich gerade dich fragen! Wo ist William?"

„Ist er nicht hier?" Panik schwingt in seiner Stimme.

„Nein! Angel, was ist hier los? Wo ist William? Hast du ihn etwa allein gelassen?"

„Natürlich nicht. Spike wollte sich um ihn kümmern. Ist er nicht hier?"

„Nein! Niemand ist hier!" schreit Buffy schon fast, da sie sich große Sorgen um ihren Sohn macht.

Angel muss sich mit seinen eigenen Augen davon überzeugen. Muss sehen was passiert ist, weshalb er ins Schlafzimmer stürmt, wo er seinen Sohn zuletzt gesehen hat. Buffy eilt ihm hinterher. Sie will endlich wissen, was hier los ist. Drusilla folgt ebenfalls. Sie weiß als einzige genau was hier los war, doch sie denkt nicht mal daran es zu sagen.

Im Schlafzimmer wirkt alles verlassen, doch nichts deutet auf einen Kampf oder eine Auseinandersetzung hin. Vielleicht hat Spike den Kleinen mitgenommen und ist nach draußen gegangen? Aber wohin? Vielleicht hat William angefangen zu weinen und Spike wusste nicht wie er mit ihm umgehen sollte? Vielleicht suchte er Rat bei Joyce? Doch dann fällt Angel wieder ein, dass Dru eine Vision hatte und sie von diesem Dämon sprach.

Er wirbelt herum, setzt sein dämonisches Gesicht auf, packt Dru und drückt sie gegen die Wand. Dru zuckt zusammen und blickt voller Furcht in das Antlitz ihres Sires. Sie kennt diesen Blick nur allzu gut. Es ist der Blick, der Schmerz und Folter verspricht, wenn sie nicht das tut, was er von ihr erwartet. Es ist der Blick von Angelus, der Geißel von Europa.

Buffy versteht nicht ganz weshalb Angel auf Dru losgeht, doch sie kann nicht leugnen, dass ihr dieser Anblick sehr gut gefällt.

„Was ist hier passiert?" fragt Angel mit seinem Sireton. Sogar Buffy geht diese Stimme durch und durch, obwohl sie längst nicht mehr sein Grandchilde ist und nicht mehr durch ihr Blut mit ihm verbunden ist. Doch trotzdem reagiert ihr Geist noch so, als wenn sie noch immer sein Grandchilde wäre, und sie weiß genau was Dru dabei empfindet.

„Männer waren hier", antwortet Drusilla wimmernd. Sie weiß, dass es nicht ratsam ist ihren Sire zu verärgern, wenn er so wütend auf sie ist.

„Was für Männer?" fragt er weiter, wobei er weiterhin den scharfen Sireton verwendet. Er weiß wie unangenehm dies für Dru ist, doch er hat keine Zeit darauf Rücksicht zu nehmen.

Drusilla winselt auf, bis Angel sie schüttelt. Dann antwortet sie: „Die Männer des schwarzen Raben. Sie waren hier. Sie nahmen das Küken und meinen Prinzen."

„Wo sind sie?" Wieder die schneidende Stimmte, sodass Buffy fast Mitleid mit Dru bekommt. Allerdings nur fast. Sie ist aufrichtig froh, dass Angel niemals auf sie so sauer war, als sie noch sein Grandchilde war. Und ihr wird mehr als je bewusst, wie nachsichtig und sanftmütig Angel sie und Spike immer behandelte.

„Der alte Altar, auf heiliger Erde", antwortet Dru unter Tränen.

Erneut packt Angel sein Childe am Arm und schleift sie mit sich. Er hat keine Sekunde zu verlieren. Er muss seinen Sohn und sein Childe retten. Buffy eilt ihm ungefragt nach. Es ist klar, dass sie diesen Kampf gemeinsam antreten werden.

„Ich rufe in der Bibliothek an. Die Anderen sollen gleich zu der alten Kirche kommen", äußert Buffy, während sie nach ihrem Handy kramt.

„Sag ihnen, sie sollen sich beeilen", erwidert Angel, während die Drei die Villa verlassen.

****

Herzzerreißendes Weinen eines Babys bringt Spike aus der Bewusstlosigkeit zurück. Sein Schädel brummt und pocht vor Schmerzen. Die Kerle, die ihn gerade einen engen Gang der Katakomben entlang schleifen, haben ihn kräftig eins übergezogen. Er braucht eine Weile, bis er endlich realisiert was überhaupt geschehen ist und das er sich wieder unter der alten Kirche befindet.

Damit die Männer nicht merken, dass er wieder bei Bewusstsein ist, lässt er sich weiter mitschleifen. Er blickt sich unauffällig um, damit niemand erkennt, dass er wach ist. Es sind mindestens sieben Kerle. Zwei, die ihn mitschleifen, Einer, der seinen Sohn trägt, Zwei, die vorneweg gehen und mindestens zwei weitere, oder sogar noch mehr, die ihnen folgen, er jedoch von seinem Blickwinkel aus nicht sehen kann.

Spike kann das Murmeln mehrere Männer hören, das von dem Raum kommt, wo das Ritual vermutlich stattfinden soll. Er hat nicht viel Zeit darüber nachzudenken, was er tun soll, deshalb handelt er sofort.

Blitzschnell richtet er sich auf und schleudert die beiden Männer, die ihn tragen, mit den Köpfen zusammen. Damit wären die beiden ersten außer Gefecht. Ein kurzer Blick hinter sich informiert ihn, dass es doch mehr als nur zwei der Kerle sind, die er zusätzlich zu bekämpfen hat. Er stößt die beiden bewusstlosen Körper in deren Richtung und stürzt sich auf die beiden Anderen, die vorneweg gegangen waren. Ein kurzer Schlagabtausch genügt, um auch diese beiden außer Gefecht zu setzten. Die Männer sind zwar unnatürlich stark, aber sie sind keine guten Kämpfer, was Spike zu seinem Vorteil nutzt.

Weitere Männer stürmen auf ihn zu. Er weicht einem davon geschickt aus, schleudert den nächsten gegen die Wand und nutzt dessen Körper als Rammbock für zwei weitere nachkommende Kämpfer. Er nutzt eine kurze freie Sekunde und stürmt auf den Kerl zu, der seinen weinenden Sohn noch immer fest im Griff hält. Spike gibt dem Kerl einen kräftigen Kinnhacken, worauf dieser zurückfällt und das Baby loslässt. Bevor sein Krümel zu Boden fallen kann, fängt Spike ihn auf. Jetzt heißt es Rückzug antreten. Mit geschickten Fußtritten und nur einem freien Arm boxt er sich einen Weg durch die Angreifer.

Die Kampfgeräusche haben weitere Männer alarmiert und auch das dämonische Oberhaupt eilt herbei, um Spike von der Flucht aufzuhalten. Spike schafft es trotz der Angreifer sich einen Weg frei zuboxen und eilt mit William im Arm davon. Die Männer wollen ihm folgen, doch der Dämon, dessen Gesicht durch seinen roten Umhang verborgen bleibt, ruft laut: „Geht zur Seite!"

Die Männer gehorchen, weichen zur Seite und geben dem Dämon freien Blick auf den davoneilenden Vampir. Spike will gerade im nächsten Seitengang verschwinden, als ihn etwas an der Schulter trifft. Er blickt kurz zurück und erkennt zu spät, dass die Männer ihm nicht gefolgt sind und der Dämon mit einer Armbrust auf ihn geschossen hat. Er spürt, dass es kein gewöhnlicher Pfeil ist, der ihn getroffen hat. Er bemerkt wie er schwach wird und blickt ängstlich auf seinen Sohn, der trotzt seines festen Griffes und der hektischen Flucht ruhiger geworden ist.

Er zieht alle Kraftreserven zusammen und läuft den Seitengang weiter.

„Folgt ihm. Weit kommt er nicht. Ihr braucht nur dem Geschrei des Kindes zu folgen. Und bringt ihn mir lebend. Ich werde ihn dafür büßen lassen, dass er mich zum Narren halten wollte", befielt der Dämon mit eisiger Stimme.

Die Männer verbeugen sich rasch, um gleich darauf dem Vampir zu folgen.

Spike läuft so schnell er kann. Er ist froh, dass William trotz der holprigen Art der Fortbewegung relativ ruhig ist. Doch Spike wird schwächer und er weiß, dass er nicht mehr lange laufen kann. Immer wieder wechselt er die Richtung. Die unterirdischen Katakomben sind labyrinthartig verzweigt, was ihm die Möglichkeit gibt etwas Abstand zwischen sich und seine Verfolger zu schaffen. Er beginnt die Orientierung zu verlieren. Er muss einen Weg finden William zu retten.

Sein Blick fällt auf ein paar steinerne Särge, die mit schweren Steinplatten verschlossen sind. Mit letzten Kräften schiebt er die Steinplatte von dem Sarg. Innen sieht es nicht sehr einladend aus. Ein altes Skelett lässt den Besitzer des Grabes vermuten. Ohne darüber näher nachzudenken und weitere Zeit zu vergeuden, steigt er mit William im Arm in das Grab und schiebt den Deckel wieder zu.

Über die plötzliche Dunkelheit erschrocken, beginnt William zu weinen.

„Sschh… ruhig. Sie dürfen uns hier nicht finden", flüstert er ihm zu. Spike bettet seinen Sohn etwas mehr in seinen Mantel, deckt ihn mit seinem Arm zu und streichelt ihm sanft über die Wange. Dank seiner scharfen Vampiraugen, kann er ihn auch in der Dunkelheit sehr gut sehen.

„Hör zu Krümel, ich hoffe du erinnerst dich an mich, ich bin’s Spike, dein Daddy. Als du in Mammis Bauch warst, hab ich öfter mit dir geredet. Ich geb’ zu, ich hätte mich schon eher vorstellen sollen, doch na ja… Ich verspreche dir, ich werde mich in Zukunft mehr um dich kümmern, doch dafür musst du jetzt ganz still sein", flüstert Spike so leise wie möglich.

Als wenn William seine Worte verstehen könnte, verhält er sich ganz ruhig. Er erkennt die Stimme seines Vaters wieder, die er oft in der Sicherheit des mütterlichen Körpers gehört hatte. Diese Stimme und die Nähe eines kühlen Vampirkörpers geben William Sicherheit und Geborgenheit, sodass er von all der Aufregung erschöpft einschläft.

Spike spürt immer mehr, wie das Gift des Pfeils seine Wirkung verteilt und er immer schwächer wird. Er hat keine Ahnung, was es für ein Gift ist, doch er hofft, dass wenigstens sein Sohn hier in Sicherheit ist, bis Angel und Buffy ihn hoffentlich vor diesem Dämon finden werden. Sicherstellend das er seinen Krümel nicht erdrückt, wenn er bewusstlos wird, legt er sich zurück und wacht über den Schlaf seines Sohnes.

****

Angel wartet nicht so lange bis Buffys Freunde eintreffen. Er stürmt sofort den Geheimgang hinunter, um sein Childe und seinen Sohn zu befreien. Er ist ziemlich sauer. Sein dämonisches Antlitz funkelt golden in der Dunkelheit des Ganges. Buffy und Dru eilen ihm nach. Obwohl Buffy ein Mensch ist, spürt sie den vampirischen Drang zu töten. Um Spike und ihren Sohn zu retten, würde sie ohne zu zögern über Leichen gehen.

Dru macht sich nur Sorgen um Spike. Das Baby ist ihr vollkommen egal. Und nur wegen Spike hilft sie die nun heranstürmenden Gegner zu bekämpfen. Ein lautes Grollen hallt durch die Gänge, als Angel wütend auf die Männer losgeht. Diesmal sind sie es, die über seinen Angriff überrascht sind, und sie sind bei weitem nicht mehr in der Überzahl, als vor Tagen, als sie Angel überwältigen konnten. Diesmal ist er der Überlegene.

Wie ein wildes Tier stürmt er auf seine Gegner ein. Bricht dem Ersten das Genick und schlägt den Zweiten bewusstlos. Bewaffnet mit einem Schwert, greift Buffy ebenfalls unerschrocken an und schlägt auf einen der Männer ein. Ein kurzer Stoß und ihr Schwert steckt im Körper des Mannes, der stöhnend vor ihr zusammenbricht.

In diesem Moment kommen ihre Freunde herangeeilt. Etwas erschrocken blicken sie auf das Geschehen, wie Drusilla und Angel wie wilde Vampire auf die Männer losgehen und Buffy ihr Schwert aus dem Körper eines der Männer herauszieht. Niemand ihrer Freunde hätte geglaubt, dass Buffy einen Menschen töten würde, doch der eiskalte Blick in Buffys Gesicht belehrt sie eines besseren.

Weitere Männer stürmen heran und Buffy hat keine Zeit ihr Handeln zu erklären. Faith und Alia sehen sich ebenfalls einigen Gegnern gegenüber und überlegen nicht lange, bis sie sich dem Kampf anschließen. Giles beugt sich zu Buffys Opfer herab und betrachtet sich die Wunde etwas genauer. Es ist kein menschliches Blut, das aus dessen Körper fließt.

„Das sind keine Menschen!" klärt Giles alle Anwesenden auf, woraufhin Alia und Faith kurzen Prozess mit ihren Gegnern machen.

Aus einigen verschiedenen Seitengängen eilen weitere Gegner herbei. Unter anderem auch der Dämon, der mit seiner Armbrust bewaffnet ist. Er zielt auf Angel, der gerade mit einem der Männer kämpft. Buffy sieht, wie der Kerl im roten Umhang auf Angel zielt und seinen Pfeil abschießt. Blitzschnell springt sie nach vorn und stößt Angel zur Seite. Gerade noch rechtzeitig, bevor der Giftpfeil ihn treffen kann. Angel hört nur das leise Surren des Pfeils und sieht, wie hinter ihm einer der Männer zu Boden stürzt. Sofort versteht er, dass Buffy ihm gerade vor diesem Pfeil gerettet hat. Rasch helfen sich die beiden auf die Beine und eilen zu dem Dämon.

Hastig greift dieser in seinen roten Umhang, um einen weiteren Pfeil hervorzuziehen, doch bevor er es schafft seine Armbrust zu laden, schlägt ihm Buffy diese aus der Hand. Noch ehe der Dämon reagieren kann, schlägt Angel ihm kräftig ins Gesicht. Die Kapuze des Umhangs fällt zurück und das Gesicht des Dämons ist endlich erkennbar.

Sein Gesicht ist von der Form her wie das eines Menschen, doch seine Haut ist tiefschwarz. Ebenso wie die Iris seiner Augen. Nur das weis der Augäpfel sticht grell hervor. Er hat schwarze borstenartige Haare, die struppig nach hinten weg stehen.

Von dem ungewöhnlichen Anblick des Dämons unberührt, schlägt Angel sofort ein zweites Mal zu, bevor dieser genug Zeit hat sich zu verteidigen. Der Dämon versucht einen Angriff, den Angel jedoch abwehren kann. Angel will erneut zuschlagen, als Buffy ihm zuvorkommt und dem Dämon ihr Schwert in den Körper rammt. Der Dämon schreit vor Schmerzen laut auf, greift sich das Schwert, schlägt es Buffy quasi aus der Hand und zieht es sich selbst aus dem Körper wieder heraus. Er zerbricht die Klinge in zwei Teile und schleudert das kaputte Schwert zu Boden.

Buffy und Angel tauschen einen kurzen besorgten Blick aus, als sie realisieren, dass die Wunde des Schwertes ihren Gegner kein bisschen geschwächt hat. Angel greift erneut an und verpasst dem Dämon einen gekonnten Hacken. Buffy und Angel landen einige erfolgreiche Treffer, doch keiner ihrer Schläge zeigt Wirkung. Der Dämon wird nicht schwächer und es scheint fast, als würde er mit ihnen spielen.

„Giles!" ruft Buffy ihren Wächter.

Giles ringt gerade mit einem der Männer. Er schafft es sich aus dessen würgenden Griff zu befreien und stöhnt: „Was ist?"

„Kennen Sie diesen Dämon? Wie können wir ihn töten?" fragt Buffy nach.

„Ihr könnt mich nicht töten", lacht der schwarze Dämon im roten Umhang.

Giles konnte bisher noch keinen genaueren Blick auf den Dämon werfen. Mit Alias Unterstützung schafft er es endlich sich von seinem Gegner zu befreien und nähert sich dem kämpfenden Trio. Als er das schwarze Gesicht von Buffys und Angels Gegner erblickt, beginnt sein Gehirn sofort zu arbeiten.

„Ich kenne ihn… das äh… wie heißt er gleich noch mal?"

Buffy ist von der Anstrengung bereits außer Atem. Genervt keucht sie: „Mich interessiert nicht wie der Kerl heißt! Wie können wir ihn töten?"

„Durch Enthauptung!" ruft Giles ihr zu.

„Enthauptung?" erwidert Buffy mit einem kurzen fragenden Blick zu Angel. Ihr Schwert ist zerstört. Womit also können sie den Dämon enthaupten?

Angel gibt Buffy ein kurzes Zeichen, womit sie versteht, dass sie den Dämon in Schach halten soll. Sie setzt alle ihre Energiereserven zusammen und greift den schwarzen Kerl an. Angel nutzt eine kurze Unaufmerksamkeit des Dämons, springt ihn von hinten an und zerrt mit aller Kraft an dessen Kopf. Der Dämon versucht sich aus dem festen Griff des Vampirs zu befreien, doch Buffy verhindert, dass er Angel verletzen kann.

Mit aller Kraft reißt Angel an dem Kopf des Dämons und schafft es endlich dessen Genick zu brechen. Durch die Kraft, mit der Angel an dem Dämonenkopf zerrt, reißt er ihn schließlich vom Rumpf, worauf der Körper des Dämons zu Boden fällt, während Angel noch immer den Kopf in seinem Griff hält. Angewidert lässt er auch den letzten Rest seines Gegners zu Boden fallen.

Die Gefahr ist endlich gebannt. Alle Gegner sind erledigt. Buffy, Angel und ihre Freunde blicken sich erschöpft um.

„Wo sind Spike und William?" fragt Buffy schließlich, als sie sich erinnert, weshalb sie eigentlich hier sind. Drusilla kommt aus der Richtung, wo der Altar sich befindet und meint: „Mein Prinz ist weg."

„Die Beiden müssen hier irgendwo sein! Wir müssen sie finden!" meint Buffy, worauf alle zu suchen beginnen. Die Gruppe teilt sich auf. Alia und Willow suchen in den näheren Gängen, ebenso wie Giles und Buffy, Angel und Drusilla und Faith mit Xander. Nach ein paar Minuten erfolgloser Suche treffen sie alle in dem großen Raum zusammen, wo der Altar ist.

„Wo können sie nur sein?" fragt Buffy voller Sorge.

Angel ist gerade dabei einen der Überlebenden auf freundliche Art und Weise zu befragen. Die Schreie des Kerls hallen durch den Raum, als Angel ihm auf nette Art foltert.

„Wo sind Spike und mein Sohn?"

„Ich weiß es nicht! Ich schwöre es! Wir haben sie verloren. Mein Herr hat den Vampir mit einem Giftpfeil getroffen. Er hätte nicht weit kommen dürfen. Wir haben alle Gänge durchsucht. Wir konnten ihn aber nirgends finden! Ich schwöre ich sage die Wahrheit!"

Ein kurzer Ruck und das Genick des Mannes ist gebrochen.

Faith blickt verwundert und fragt: „Denkst du er hat gelogen?"

„Nein. Er sagte die Wahrheit."

„Warum hast du ihm dann das Genick gebrochen."

„Ich sagte nicht, dass ich es nicht tun würde, wenn er redet, oder?"

„Oh", erwidert Faith von der Art seiner Folterkunst beeindruckt. Schließlich war sein Opfer ein dämonisches Wesen und braucht nicht bemitleidet zu werden.

„Wir müssen die Gänge durchsuchen. Ich bin sicher, Spike hat sich mit William irgendwo hier versteckt. Dru, du kommst mit uns. Du bist seine Gefährtin. Du musst in der Lage sein ihn zu finden."

Die ganze Gruppe geht nun gemeinsam durch die zahlreich verzweigten Gänge. Dru, Angel und Buffy voran. Angel redet auf Drusilla ein. Sagt ihr, dass sie sich auf Spike konzentrieren soll, doch sie kann ihn nicht orten.

Buffy ist wütend. Sie wünschte sie wäre noch immer Spikes Gefährtin. Sie ist sich sicher, dass sie ihn besser und schneller finden würde, als Drusilla.

Drusilla fühlt sich unter Druck gesetzt. Sie beginnt zu klagen und zu wimmern. Sie möchte nach Hause. Möchte endlich wieder auf Jagd gehen dürfen. Sie mag es nicht wie Buffy und Angel sie behandeln. Sie mag es nicht, wie sie sich alle mehr Sorgen um Spike machen, als sie selbst. Sie mag nicht länger Teil dieser Familie sein, die noch verdrehter ist, als sie selbst. Sie will endlich wieder ein normales Vampirleben führen.

Und sie hat Durst!

„Dort ist er!" erklärt Dursilla und deutet auf eine kleine Einbuchtung, wo mehrere alte Grabsteine stehen.

„Etwa in einem der Gräber?" fragt Alia schockiert, während Buffy und Angel sofort in die Einbuchtung eilen und alle Gräber durchsuchen. Der Rest der Truppe folgt ihnen, während Willow als letzte zurückbleibt. Ebenso wie Drusilla, die genau auf so etwas gehofft hatte. Blitzschnell greift sich die Vampirin das Mädchen. Hält ihr den Mund zu, bevor sie schreien kann und zieht sie mit sich außerhalb des Blickwinkels der Anderen.

„Hier sind sie nicht", stellt Angel fest, noch ehe sie alle Gräber durchsuchen. Wenn Spike hier wäre, würde er ihn spüren können.

„Hil…!" hören sie Willow erstickt schreien. Sofort eilen sie in den Gang zurück und folgen den Geräuschen. Angel ist als erstes bei den Beiden. Drusilla hält Willow fest im Griff und versenkt gerade ihre Zähne in deren Hals. Mit einem kräftigen Schlag schlägt Angel ihr ins Gesicht, sodass sie die sich wehrende Willow loslässt.

Der Rest kommt herbeigeeilt. Willow hält sich die blutende Wunde und rettet sich in die schützende Umarmung von Xander, der wütend auf Drusilla starrt.

„Das war’s. Die Schonfrist ist vorbei. Jetzt bist du Staub, Süße", erklärt Faith feierlich und schwingt ihren Holzpflock zwischen ihren Fingern.

Angels Schutzinstinkt stellt sich ein. Drusilla ist noch immer sein Childe. Er stellt sich vor sie und sucht nach einem Argument, was sie davor bewahren wird zu Staub zu werden: „Du darfst sie nicht töten. Wir brauchen sie um Spike zu finden."

Buffy lenkt ein: „Angel hat Recht, Faith. Du darfst sie nicht töten." Sie tritt auf Faith zu, ignoriert deren fassungslosen Ausdruck, nimmt ihr den Pflock aus der Hand und fügt hinzu: „Weil ich es tun werde."

Buffy stellt sich Angel entgegen und blickt ihn mit entschlossenem Blick an. Angel denkt nach was er tun soll. Dru ist sein Childe. Er sollte sie beschützen. Doch Buffy ist mehr in seinem Herzen, als Drusilla es je sein könnte. Sie war seine Liebe und sein Grandchilde und er würde sie niemals verletzen können.

„Nenn mir einen Grund weshalb ich zulassen sollte, dass du sie tötest?" meint Angel und gibt damit deutlich zu erkennen, dass er Dru zu beschützen versucht.

„Ich weiß, dass du sie beschützen musst. Sie ist dein Childe. Doch sie hat mir etwas genommen, was mir gehört und ich bin dabei es mir zurückzuholen. Dabei steht sie mir allerdings im Weg. Ich bitte dich nur nicht einzugreifen. Mehr erwarte ich nicht."

„Wir brauchen sie um Spike zu finden."

„Wir finden eher eine Nadel im Heuhaufen, als Spike mit ihrer Hilfe! Und jetzt geh zur Seite!"

„Daddy?" fragt Drusilla verunsichert nach, als sie sieht wie Angel den Kopf sinken lässt.

„Leb wohl Dru", antwortet er und geht an den Anderen vorbei, um nicht in der unmittelbaren Nähe sein zu müssen, wenn Buffy Dru tötet.

Drusillas Blick verfinstert sich und ihr wahres Gesicht tritt zum Vorschein. „Na schön. So ist es mir sowieso lieber. Denke nicht, dass ich mich ungeschlagen ergeben werde", zischt sie bedrohlich.

„Gut! Darauf habe ich gehofft", kontert Buffy und nähert sich der Vampirin.

Die Anderen beobachten gebannt, wie Drusilla den Kampf eröffnet und auf Buffy zustürmt. Buffy hat ihm Laufe ihrer Jahre mehr Erfahrungen im Kampf mit Vampiren, als jede andere Jägerin, die jemals gelebt hat. Allein die Erfahrungen ihrer eigenen Vampirzeit geben ihr das nötige Wissen Drusilla zu besiegen. Angel weiß das genau. Er weiß, dass Dru nicht die geringste Chance haben wird. Er liefert damit sein eigenes Childe an die Hände einer Jägerin aus. Er fühlt sich schrecklich dabei. Er lehnt an der Mauer und versucht die Kampfgeräusche so gut wie möglich zu verdrängen. Als Buffy schließlich den Todesstoß durch Drusillas Herz jagt und sie zu Staub zerfällt, spürt Angel den inneren Verlust seines Childes. Er sackt an der Mauer gelehnt zu Boden und vergräbt sein Gesicht in seinen Händen.

Nach einer langen Minute tritt Buffy zu ihm, während die Anderen auf ihren Wunsch hin noch warten. Sie weiß wie schmerzlich es für ihn sein muss. Sie kniet sich zu ihm herab und berührt ihn vorsichtig am Kopf. Sie ist nicht sicher, ob er auf sie wütend sein wird, weil sie Drusilla vernichtet hat. Doch sie hofft, dass er es nicht ist. Wenigstens nicht für lange. Sie braucht ihn jetzt mehr denn je, denn schließlich müssen sie Spike und William finden.

Als Angel ihre sanfte Berührung spürt, blickt er auf. Buffy kann Tränen in seinen Augen sehen. Ihr tut es nun beinahe Leid, dass sie Dru vernichtet hat. Sie hatte es vorher nie getan, weil sie Spike nicht verletzten wollte. Sie hatte nie darüber nachgedacht, dass es auch für ihn schmerzlich sein würde.

„Angel?" fragt sie, während ihr ganzer Blick viele weitere Fragen stellt, die Angel ihr deutlich ansehen kann.

Er lächelt schwach und antwortet auf ihre stumme Frage: „Ich bin dir nicht böse. Besser von dir, als von einer der beiden Jägerinnen. Es schmerzt und mein Dämon rebelliert, doch ich werde es überstehen. Wichtiger ist jetzt, dass wir Spike und William endlich finden."

Buffy ist erleichtert und lächelt ihn an. Er hat Recht. Sie müssen Spike und William schnellstens finden. Allein schon deshalb, weil sie schnellstens ihren Sire zurückhaben will.

****

Die Anderen besitzen genug Feingefühl, um Drusilla nicht zu erwähnen, als die Truppe gemeinsam weiter auf die Suche geht. Diesmal geht Angel voran und versucht sein Childe zu orten. Und tatsächlich dauert es nicht lange bis er die Nähe von Spike spürt. Sie waren nicht mal lange auf der Suche. Drusilla hätte ihn vorhin längst aufspüren müssen. Hastig eilt Angel zu den steinernen Grabstätten, wo er deutlich Spikes Anwesenheit spüren kann. Buffy hilft ihm die Steinplatte eines der Gräber weg zu schieben, doch das Grab ist leer, bis auf ein altes Skelett. Sofort öffnen sie das nächste Grab und stellen erleichtert fest, dass sie Spike und William endlich gefunden haben.

Der kleine William brabbelt fröhlich vor sich hin, als er die Silhouetten seiner beiden Elternteile erkennt. Alle sind erleichtert das Kind gesund und munter zu sehen. Doch Spikes Zustand ist besorgniserregend. Buffy greift hinunter in das Grab und streicht über Spikes Gesicht.

„Spike, Liebling. Sag doch was!"

Angel greift sich das Baby aus Spikes sicherer Umarmung und hält es Buffy hin.

„Nimm den Kleinen. Ich werde ihn raus heben."

Buffy nickt zustimmend, nimmt ihren Sohn schützend in den Arm und weicht etwas zurück, damit Angel Spike aus dem steinernen Sarg heben kann. Angel erschrickt, als er bemerkt wie schlapp und leblos Spikes Körper ist. Er legt ihn ein paar Schritte weiter vorsichtig zu Boden und untersucht ihn nach Verletzungen. Buffy reicht William an Giles weiter. Ihr Sohn ist vorläufig in Sicherheit, wichtiger ist, dass es Spike gut geht.

Sie kniet sich zu ihm auf dem Boden. Gegenüber von Angel, der Spike vorsichtig auf die Seite dreht um nach der Verletzungen zu suchen. Die Eintrittswunde des besagten Giftpfeils ist direkt unter seinem linken Schulterblatt, und für jedermann deutlich zu sehen. Vorsichtig zieht Angel ihm mit Buffys Hilfe den Mantel aus. Spike ist noch immer bewusstlos und zeigt keinerlei Reaktionen. Buffy und Angel ziehen ihm schließlich auch noch Hemd und T-Shirt aus, damit sie das Ausmaß der Wunde besser sehen können.

Die abgebrochene Spitze des Pfeils steckt noch immer in seinem Fleisch. Rund um die Eintrittswunde hat sich die Haut blau verfärbt. Ähnlich wie damals, als Angel von einem Giftpfeil getroffen wurde.

„Denkst du, es ist dasselbe Gift?" spricht Buffy die Frage aus, die in beiden gleichzeitig aufkeimt.

„Giles, wie lange brauchst du, bis du feststellen kannst, um welches Gift es sich handelt?" fragt Angel den Wächter.

Giles überlegt kurz, er weiß, dass weder Angel noch Buffy lange Ausschweifungen hören wollen, weshalb er kurz und prägnant antwortet: „Zwölf bis vierundzwanzig Stunden. Dazu brauch ich allerdings eine Probe des Giftes."

„Reicht dazu die Spitze des Pfeils?" fragt Buffy nach.

„Ja."

Spike kommt plötzlich zu sich und bewegt sich unter dem Griff von Angel, der ihn hält, damit Giles einen besseren Blick auf die Wunde hat. Spike blickt desorientiert um sich. Ihm schmerzt noch immer der Schädel von dem heftigen Schlag. Zusätzlich schmerzt ihm seine linke Schulter, wo noch immer der Pfeil steckt. Plötzlich erinnert er sich an seine Flucht.

„William!" In Panik fährt er herum, um sich suchend umzublicken. Erst jetzt realisiert er wer alles um ihn herum steht. Die ganze verfluchte Clique starrt auf ihn herab. Erleichtert stellt er jedoch fest, dass es William gut geht. Buffy kniet neben ihm und blickt ihn sorgenvoll an. „Es ist alles OK. Der Dämon ist tot. William geht es gut", erklärt sie ihm beruhigend.

Ihr Anblick allein ist für ihn der Himmel auf Erden, doch ihr sorgenvoller Blick erinnert ihn an den Giftpfeil, der ihn traf. Schwach greift er mit der Hand nach seiner Schulter, doch er ist zu geschwächt und sinkt kraftlos zurück. Er zischt, da der Schmerz schlimmer wird, als seine Schulter auf dem Mantel trifft, der als Unterlage unter ihm auf dem Boden liegt.

Sein Blick schweift zu Angel, der auf der anderen Seite neben ihm kniet und ihn ebenfalls voller Sorge mustert. „Sire", meint er schwach, während seine Augen soviel mehr sagen. Angel ist so glücklich, dass Spike noch lebt, dass er zu ihm hinunterbeugt und ihm einen sanften Kuss auf die Lippen setzt. Schockierte Gesichter versuchen verzweifelt woanders hinzusehen. Bis auf Buffy, die den Beiden lächelnd zusieht.

Angel löst sich von den schwachen Lippen seines Childes und sagt sanft: „Wir müssen die Pfeilspitze rausziehen. Das wird wehtun."

Spike nickt und lässt sich von seinem Sire hochziehen. Angel nimmt Spike in seine Arme. Spike hält sich an ihm fest, während Buffy versucht die Pfeilspitze in einem sicheren Griff zu fassen. „Trink", bietet Angel Spike von seinem Blut an. Spike ist schwach, das Blut wird ihn stärken und das Trinken wird ihn von den Scherzen ablenken, die er gleich haben wird. Spike ist mit seinem Mund nur wenige Zentimeter von Angels Hals entfernt. Er braucht nur zuzubeißen, was er sofort nach Angels Angebot tut.

Das kostbare Sireblut läuft seine Kehle herab und schenkt ihm etwas mehr Kraft. Spike saugt so kräftig er kann. Es ist schon zu lange her, dass er diesen köstlichen Geschmack auf der Zunge hatte. Buffy entfernt mit einem schnellen Ruck die Spitze des Pfeils aus Spikes Schulter. Spike zuckt zusammen und ein schmerzvolles Stöhnen wird von Angels Hals gedämpft. Buffy reicht die blutige Spitze an Giles, der sie vorsichtig in ein Taschentuch wickelt.

Spike hört schließlich auf zu trinken, lässt sich jedoch weiter von seinem Sire im Arm halten. Er ist zu erschöpft und zu müde, als dass er sich wegen der Zuschauer Gedanken macht. Er will nichts weiter als endlich zu schlafen. Vorsichtig beginnt Buffy ihm nun sein Hemd und seinen Mantel anzuziehen, während Spike sich weiter an Angels Brust lehnt. Wieder einigermaßen angezogen, hievt Angel ihn hoch und trägt ihn auf seinen Armen. Buffy nimmt Giles ihren Sohn wieder ab und gemeinsam macht sich die Truppe auf dem Weg nach Hause.

Oben im Freien angekommen, trennt sich die Truppe. Xander und die Jägerinnen gehen nach Hause, während Giles und Willow zur Bibliothek gehen, um dort schnellstens den Pfeil zu untersuchen. Die wiedervereinte Familie macht sich indessen auf dem Weg zur Villa. Kurz vor ihrem Ziel beginnt Spike an der Stelle von Angels Hals zu nuckeln, wo sein Biss noch zu sehen ist, während er mit seiner Hand unter Angels Mantel gleitet und dessen Brustwarze stimuliert.

Angel kann nicht glauben, dass sein Childe trotz des schlechten Zustandes, nur an Sex denken kann. Er kann nicht verhindern, dass er bei den Berührungen seines Childes aufstöhnt und er ermahnt ihn mit einem leisen Knurren.

Spike lässt sich nicht beirren und macht weiter. Auch, als ihm schließlich etwas anderes auffällt. Er braucht sich nicht umzublicken, um zu bemerken, dass Dru nicht hier ist. Nicht hier und auch nicht sonst wo. Er spürt die innere Leere und weiß mit Sicherheit, dass sie nicht mehr existiert.

Weiter über Angels Brust streichend, blickt er ein wenig auf und fragt: „Sire?

„Hmm", erwidert Angel mehr stöhnend als antwortend.

„Ist Dru…?" stellt er die offene Frage und hört auf über Angels Nippel zu streichen.

Buffy, die neben den Beiden hergeht, sodass Spike sie sehen kann, blickt bei der Erwähnung von Drusillas Namen zu ihm. Dieser Blick beantwortet Spikes Frage bereits. Kurz vor der Villa bleibt Angel stehen, ebenso wie Buffy, die nun näher tritt. Angel beantwortet die nicht beendete Frage, indem er sagt: „Dru ist tot. Sie versuchte von Willow zu trinken. Buffy hat…"

„Ich habe sie getötet. Sie hat es verdient! Und wenn noch mal irgendeine dahergelaufene Schlampe versucht mir meinen Gefährten zu stehlen, wird sie dasselbe Schicksal ereilen! Und ihren Namen will ich nie wieder hören!" fällt Buffy ihm ins Wort. Ihren Standpunkt damit mehr als deutlich dargelegt, macht sie auf ihren Hacken kehrt und geht in die Villa.

Sowohl Spike, als auch Angel sind über die heftige Reaktion von Buffy ziemlich überrascht. Ein breites Grinsen bildet sich auf Spikes Lippen und er wünscht er wäre jetzt nicht so schwach, denn dann würde er ihr auf der Stelle nachlaufen und sie bewusstlos küssen.

„Es wird Zeit, dass du schnell gesund wirst, ich glaube Buffy hat dringend einen Sire nötig, der sie in die Schranken weist", äußert Angel mit einem frechen Grinsen, während er Spike ins Haus trägt.

„Yeah, Sire, da bin ich ganz deiner Meinung."

****

Teil 10

Nachdem Spike mittlerweile dreimal von Angel und sogar einmal von Buffy getrunken hat, geht es ihm ein bisschen besser. Er liegt im kleineren Schlafzimmer im Bett, neben der Wiege, in der sein kleiner Krümel friedlich schläft. Buffy kommt zu ihm und legt sich neben ihn aufs Bett. Noch ziemlich geschwächt, kuschelt er sich an sie, gleitet mit seiner Hand in ihren Nacken und zieht sie zu einem tiefen Kuss zu sich herab. Beide stöhnen auf, als sich ihre Zungen berühren.

Sie lassen sich nicht stören, als die Türe zum Schlafzimmer aufgeht und jemand eintritt. Giles räuspert sich, um auf sich aufmerksam zu machen. Nur widerwillig lösen sich die Beiden voneinander und blicken auf die eintretenden Personen. Hinter Giles treten Alia, Faith und Angel herein. Sowohl Buffy, als auch Spike sind etwas überrascht über den Besuch der Jägerinnen und die nervösen Gesichter der beiden jungen Frauen lassen nichts Gutes verheißen.

„Ich nehme nicht an, dass es eine gute Nachricht ist, die du uns bringst?" fragt Spike, während er die besorgte Miene des Wächters studiert.

„Nun ja. Nicht unbedingt die beste Nachricht, das ist wahr. Wir konnten leider nicht feststellen um welches Gift es sich handelt. Deshalb haben wir beschlossen wir geben dir die beste Medizin, die es für einen Vampir gibt."

„Die beste Medizin, die es gibt?" wiederholt Spike neugierig und sucht nach einem Trank oder einem Pulver in Giles Händen, doch Giles hat außer den beiden Jägerinnen nichts mit dabei.

Seine Frage wird beantwortet, als Faith sich neben ihm aufs Bett setzt und ihren Hals von ihren langen Haaren freilegt.

„Was soll das werden?" fragt Buffy etwas eifersüchtig, als sie Spikes Blick entdeckt, der ungläubig und voller Verlangen auf den freigelegten Hals starrt.

Giles erklärt ihr: „Nichts ist mächtiger als das Blut einer Jägerin. Es könnte seine Rettung sein und auch ihr Tod. Doch wir haben nicht nur eine, sondern drei Jägerinnen hier. Er kann von euch trinken, ohne euer Leben zu gefährden und es sollte reichen, um ihn zu heilen."

„Ist das euer Ernst? Ihr lässt mich freiwillig von euch trinken?" meint Spike sichtlich erstaunt.

„Denkst du wir sehen tatenlos zu, wie du vor die Hunde gehst?" erwidert Faith.

„Na ja, ich bin schließlich ein böser Vampir, eigentlich ja."

Faith spart sich den Kommentar, dass Spike alles andere, als ein richtig böser Vampir ist, da sie genau weiß, wie sehr er auf sein Big-Bad-Image pocht und erwidert stattdessen: „Eigentlich machen wir es ja auch nur für Buffy, Angel und William und weniger für dich." Wobei sie Buffy verschwörerisch zuzwinkert.

„OK, wenn das so ist…", scheint Spike mit der Aussage zufrieden und greift nach Faith, um sie zu sich zu ziehen und um seine Zähne in ihren Hals zu versenken. Er zögert jedoch, als er den erschrocken Ausdruck in Alias Gesicht erblickt. Sie fürchtet sich ganz offensichtlich davor von ihm gebissen zu werden, was Spike sich noch mehr wundern lässt warum sie darauf eingeht. Da er jedoch nicht will, dass Alia sich vor ihm fürchtet – aus welchem verrückten Grund auch immer – lockert er seinen Griff um Faith und blickt zuerst zu Buffy.

„Liebes, ist es für dich auch OK, wenn ich das tue?" fragt er mit unschuldiger Miene. Zudem will er nicht, dass Buffy unnötig eifersüchtig wird. Faith blickt verwundert auf und wartet ungeduldig darauf, dass er es endlich tut. Obwohl sie sich eingestehen muss, dass von Spike gehalten zu werden gar nicht so unangenehm ist.

Buffy ist über diese Frage angenehm überrascht. Natürlich ist sie damit einverstanden, dass er es tut. Schließlich will sie, dass er wieder gesund wird. Doch sie kann nicht leugnen, dass es ihr missfällt, wenn Spike eine andere Frau im Arm hält. Auch, oder gerade weil, es darum geht sie zu beißen. Weshalb sie sich freut, dass er scheinbar auf ihre Zustimmung wartet.

„Es ist OK. Ich will, dass du gesund wirst", erwidert Buffy.

„Ist es auch OK, wenn ich es so mache, dass es für die Mädchen angenehm ist?" fragt er nach und deutet mit seinen Augen dabei kurz auf Alia, sodass Buffy versteht was er damit erreichen will. Buffy blickt zu Alia und erkennt ebenfalls ihren ängstlichen Blick. Sie hat ganz offensichtlich Angst sich von Spike beißen zu lassen und auch sie muss sich wundern, weshalb sie sich dazu bereit erklärt hat. Buffy weiß genau wie angenehm Spike es gestalten kann die Jägerinnen zu beißen. Mehr als angenehm sogar. Dieser Gedanke gefällt ihr ganz und gar nicht, doch wenn er damit erreichen kann, dass Alia weniger Angst hat, und sie sich tatsächlich von ihm beißen lässt, dann ist das Grund genug für sie dem zuzustimmen.

Nach kurzer Denkpause antwortet sie schließlich: „Es ist OK."

Faith hat nicht die geringste Ahnung wovon die beiden gerade sprechen. Sie kann sich nicht vorstellen, dass Spike sie auf irgendeine besondere Art und Weise beißen kann. Sie kann sich noch dumpf daran erinnern wie Angel sie gebissen hatte und fand dies alles andere als angenehm, weshalb sie sich wünscht, dass Spike es endlich tun würde, damit sie es hinter sich bringen kann. Sie ist deshalb erleichtert, als Spike endlich seinen Mund an ihren Hals führt. Doch anstatt sie zu beißen, beginnt er zuerst seine Zunge über ihre zarte Haut gleiten zu lassen, zärtlich an ihr zu saugen und sie mit stumpfen Zähnen zu necken.

Faith kann nicht anders; die geschickten Aktivitäten von Spike entlocken ihr ein ungewolltes Stöhnen. Sie spürt nicht wie sich Spikes Gesicht verwandelt und er schließlich seine spitzen Zähne in ihren Hals drückt. Sie stöhnt erneut, da es sich so gut anfühlt. Sie spürt sein Saugen an ihrer Haut und wundert sich, wann er endlich zubeißen würde, während er schon längst von ihrem kostbaren Blut trinkt. Das einzige was sie empfindet ist pure Lust.

Spike saugt so vorsichtig und langsam wie möglich. So, dass sie nicht merkt, dass er gerade dabei ist von ihrem Blut zu kosten. Er hat dies schon unzählige Male erprobt. Er weiß genau wie er trinken muss, ohne dass sein Opfer sich der Gefahr bewusst ist, in der es schwebt. Alles was Faith in diesem Moment wahrnimmt und fühlt ist Erregung, Lust und ein leichtes Schwindelgefühl, ausgelöst durch den langsamen Blutverlust, was durch ihr lustvolles Stöhnen und ihre leichten Bewegungen mit ihrer Hüfte für jedermann im Raum gut zu erkennen ist.

Alia blickt mit großen Augen auf dieses Schauspiel. Sie dachte es würde schmerzvoll werden, doch Faith’ Verhalten deutet auf etwas anderes hin. Angel schmunzelt in sich hinein. Er weiß genau wie gut Spike beißen kann und wie erregend es für einen Menschen sein kann. Und auch er muss eingestehen, dass dieser Anblick ihn nicht unberührt lässt. Wer sich ebenfalls berührt fühlt, ist Giles. Seine Gesichtfarbe nimmt einen hübschen Rot-Ton an, und er versucht seine Erregung nicht allzu offensichtlich erkennen zu lassen. Er kann jetzt noch besser verstehen, warum Buffy sich danach sehnt wieder das Childe von Spike zu sein und hofft inständig, dass ein solcher Wunsch nicht auch noch bei seinen anderen beiden Jägerinnen aufkeimen wird.

Als Spike schließlich einen guten Schluck von Faith’ Blut erhascht hat, ohne sie gesundheitlich zu schädigen, löst er sich vorsichtig von ihrem Hals. Faith blickt verwundert auf und erst als sie Spikes dämonisches Gesicht erkennt und sieht wie er ein paar letzte Tropfen ihres Blutes von seinen Lippen leckt, wird ihr bewusst, dass er die ganze Zeit von ihr getrunken hat, ohne dass sie es bemerkt hatte.

Irritiert fasst sie sich an ihren Hals. Sie erfühlt mit ihren Fingerkuppen die beiden Einstiche, doch als sie ihre Finger betrachtet klebt kein Blut daran. Spike hat mit seiner Zunge und seinem heilenden vampirischen Speichel vorsorglich darüber geleckt, sodass sich die Wunde schloss. Seine Gesichtzüge verwandeln sich zurück und ein freches Grinsen erscheint auf seinen Lippen, was ihr bewusst werden lässt welch unbeschreibliche Gefühle er ihr gerade bescher hat, und das er genau weiß wie gut es sich für sie angefühlt hat.

Plötzlich erinnert sie sich daran, dass sie nicht allein sind. Sie hatte alles um sich herum vergessen. Peinlich berührt blickt sie sich um. Angel hat ein wissendes Lächeln auf, Giles scheint ebenfalls peinlich berührt und Alias Ausdruck strahlt Faszination und Neugierde aus. Was nun auch Spike zufrieden feststellt. Faith wendet sich herum und blickt zu Buffy. Sie durchfährt plötzlich ein schlechtes Gewissen, doch Buffy lächelt ihr beruhigend zu. Buffy weiß wie erregend Spikes Bisse sein können, doch sie weiß auch, dass dies ein einmaliges Experiment für Faith bleiben wird.

„Wer ist der Nächste?" witzelt Spike und grinst schelmisch zu Alia.

Faith erhebt sich auf unsicheren Beinen und macht Alia Platz. Nur zögernd tritt Alia nach vorn und setzt sich neben Spike aufs Bett, wo zuvor Faith saß.

Angel erkennt, dass Faith ein wenig blass um die Nase ist, weshalb er sie fragt: „Möchtest du etwas zu Trinken?"

„Ja gern", antwortet sie.

„Komm mit, ich mach dir ’ne Tasse Tee, das wird dir gut tun", meint Angel freundlich.

„Ähm, kann ich auch etwas Tee haben?" fragt Giles erleichtert nach, einen Grund gefunden zu haben, der ihn vor einem weiteren solchen Schauspiel befreit.

„Sicher", antwortet Angel grinsend, da er Giles Erregung vorhin gewittert hatte und sich denken kann, weshalb er nun lieber Tee trinkt.

Die Drei verlassen daher das kleine Schlafzimmer, wodurch nun Buffy, Spike und Alia bis auf den schlafenden William allein sind. Alia ist immer noch ziemlich nervös und zuckt erschrocken zusammen, als Spike ihr nur seine Hand reicht.

„Hab keine Angst. Er wird dir nicht wehtun", versucht Buffy sie zu beruhigen. Alia schluckt hart und blickt verunsichert zu Spike, als wenn sie dies lieber von ihm hören wollte.

Spike unterdrückt den Drang ihre Angst noch mehr zu schüren, indem er einen frechen Kommentar abgibt. Stattdessen versucht er einen freundlichen Gesichtsausdruck aufzusetzen und meint: „Glaub mir, Kleines. Du wirst es genauso genießen wie Faith."

Dadurch ein wenig beruhigt, lässt sie ihre in Spikes noch immer wartende Hand gleiten. Spike schließt seine Hand mit sanftem Druck und zieht sie zu sich. Alia ist etwas überrascht über seine Sanftheit. Sie hatte erwartet, dass er gewalttätiger wäre.

Sie sanft in seine Arme schließend, fährt er ihr anschließend mit einer Hand über den Hals, um diesen von ihren langen braunen Haaren freizulegen. Sie nicht länger im Ungewissen lassend, legt er wie zuvor seinen Mund an ihren Hals und beginnt ihr ein prickelndes Gefühl durch ihren Körper zu jagen.

Auch sie beginnt in seinen Armen zu stöhnen und spürt nicht wie Spike ihr das lebenswichtige Elixier entzieht. Darüber sehr überrascht gib sie sich den Gefühlen hin, die er in ihr verursacht und genießt es sichtlich von ihm gehalten und ausgesaugt zu werden.

Obwohl Buffy weiß, wie gut es Spike beherrscht Frauen in eckstatische Gefühle zu treiben, kann sie nur staunen wie er es schafft, dass nun auch Alia sich dichter an seine Brust presst und ihr ganzer Körper nach mehr verlangt. Ihr Neid ist fast größer als ihre Eifersucht und sie ist froh, dass Spike sich schließlich wieder von Alia löst. Mit trübem Blick schaut Alia verwundert zu Spike, der nun auch ihr ein freches Grinsen und seine hochgezogene Augenbraue zuwirft. Sie hätte nie gedacht, dass es so schön für sie sein würde.

Sie blickt sich schüchtern um und erkennt, dass sowohl Buffy und Spike sie genau mustern. Sie fühlt sich mehr als beobachtet und ist wegen ihrer entfachten Lust peinlich berührt. Sich aus Spikes sanftem Griff lösend, kriecht sie rückwärts über das Bett und entschuldigt sich umständlich: „Ähm, ich geh dann mal. Ihr wollt sicher allein sein. Ich äh, könnte jetzt auch ’ne Tasse Tee gebrauchen. Fühle mich etwas schwindelig. Danke für alles; dass es nicht so wehtat, mein ich und ich hoffe es hat geholfen und falls du noch mal… ich meine… ich hoffe nicht, dass es notwendig ist, aber es würde mir nichts… ich meine…" Sie stockt in ihrer langen Triade, als sie während ihrer Rückwärtsflucht zu der Tür beinahe stolpert.

Buffy und Spike müssen beide kichern. Bevor Alia ganz aus der Tür flüchtet, die sie auf ungeschickte Weise endlich schafft zu öffnen, meint Spike noch zu ihr: „Alia warte. Ich muss dir danken. Danke, dass du trotz deiner Angst zugestimmt hast dich von mir beißen zu lassen. Danke."

„Ich muss dir auch danken", schließt sich Buffy direkt an.

„Schon gut", erwidert Alia und verschwindet in der Tür.

Endlich allein, grinst Spike seine über alles geliebte Buffy an und meint: „Na? Wie ist es mit dir? Möchtest du auch von mir gebissen werden?"

Buffy mustert Spikes Zustand, der sich nach den beiden Imbissen erheblich verbessert hat. Sie dreht seinen nackten Oberkörper so, dass sie einen guten Blick auf seine Wunde am Rücken werfen kann und stellt erleichtert fest, dass sie bereits zu heilen beginnt und die blauen Verfärbungen vollständig verschwunden sind. Das bedeutet, dass die Medizin bereits wirkt.

„Also soweit ich das beurteilen kann, bist du auf dem Weg der Besserung. Schließlich hast du schon vorhin von mir getrunken. Das sollte also reichen", meint sie frech grinsend.

„Och, bitte, Schatz. Lass mich noch einmal von dir kosten. Ich fühle mich noch total schlapp", lügt Spike und versucht extra schwach auszusehen, während er sich in Wahrheit besser denn je fühlt. Das Blut dreier Jägerinnen gibt ihm mehr Kraft und macht ihn stärker, als er es jemals war.

Buffy grinst ihn frech an und tut so, als würde sie ihm seine Bitte verweigern. Spike macht ein schmollendes Gesicht und zieht sie zu sich auf das Bett, wo er ihr sofort einen verlangenden Kuss von den Lippen stielt. Sie unter sich manövrierend, rutscht er halb über sie, ohne dabei den Kuss zu unterbrechen. Dicht aneinander gekuschelt küssen und liebkosen sie sich, bis erneut die Türe aufgeht.

Spike spürt, dass es sein Sire ist, der den Raum betritt, weshalb er sich nicht stören lässt und Buffy weiter mit Liebkosungen verwöhnt.

„Spike, Giles und die Jägerinnen wollen gehen. Sie wollen wissen, ob ihre Medizin gewirkt hat und ich finde du solltest dich bei ihnen bedanken."

Grummelnd blickt Spike von Buffys Halsbeuge auf, wo er gerade ein paar kleine Küsse platziert hatte. „Sag ihnen, dass die Medizin sehr gut wirkt und ich gerade dabei bin mir eine extra Portion davon zu holen", versucht Spike sich davor zu drücken.

„Childe", ermahnt Angel ihn ruhig.

„Okay, Okay, schon gut. Ich komme."

Sich von seiner Liebsten lösend, steht er auf und zieht sich nur seine schwarze Jeans über. Buffy gibt einen enttäuschten Laut von sich; zu gern hätte sie dort weitergemacht, wo sie nun aufhören müssen.

Buffy und Spike folgen Angel nach vorne zum großen Hauptzimmer der Villa, wo Giles mit den beiden Jägerinnen wartet.

„Na Blondie? Wie wirkt unsere Medizin?" neckt Faith.

„Bestens, willst du ’ne Kostprobe meiner Kraft haben?" kontert Spike frech grinsend.

„Danke, nein", winkt Faith gelangweilt ab.

Spike will protestieren und sie weiter zu einem kleinen Kampf herausfordern, doch Giles unterbricht ihn: „Darf ich mal sehen?"

Spike braucht eine Sekunde bis er versteht, dass Giles sich die Wunde ansehen will. Er dreht dem Wächter seinen Rücken zu und zufrieden stellt dieser fest, dass sich die Wunde bereits im Heilstadium befindet.

„Fein. Dann hat es also geholfen. Dann werden wir jetzt wieder gehen. Ich bin sicher ihr wollt allein sein", äußert Giles und wirft dabei einen warmen Blick zu Buffy.

„Danke für Eure Hilfe", erwidert Buffy den warmen Blick.

„Ich danke Euch auch", fügt Angel hinzu und wartet darauf, dass Spike sich anschließt.

Spike findet er hat sich für heute schon mehr als genug bedankt und ignoriert den wartenden Blick seines Sires.

„Gut, dann werden wir jetzt gehen. Wir sehen uns", meint Giles verabschiedend.

„Macht’s gut ihr Blutsauger", äußert Faith und zwinkert Buffy frech zu.

„Auf Wiedersehen", fügt auch Alia hinzu und damit gehen die drei Gäste zur Türe.

Angel tritt zu Spike heran, gibt ihm einen leichten Klaps auf den Hinterkopf und zischt: „Hast du nicht was vergessen?"

Spike knurrt widerstrebend auf und ruft den Dreien murrend hinterher: „Von mir auch Danke."

Giles und die Jägerinnen können nur lachen. Jeder von ihnen weiß wie schwer es Spike fällt sich entgegen seines Big-Bad-Images zu benehmen.

****

Als Buffy nun endlich mit ihren beiden Vampiren alleine ist, fragt sie Spike: „Wie geht es dir, wirklich?"

Spike überlegt kurz, ob er, wenn er sich schwach stellt eine Chance auf ein weiteres Schlückchen Jägerinnenblut hat, entscheidet sich dann aber doch für die Wahrheit, da er den ernsten Gesichtsausdruck an Buffy erkennt.

„Es geht mir besser als in den letzten hundert Jahren."

Ein freches Grinsen erscheint auf Buffys Lippen. „Gut", meint sie geheimnisvoll und zieht ihre beiden Lieblinge mit sich zurück ins Schlafzimmer, wo der kleine William noch immer friedlich schläft.

Spike und Angel sind neugierig, was Buffy nun vorhat. Sie vermuten, dass Buffy vielleicht dort weitermachen will, wo Drusilla sie vor kurzem unterbrochen hatte. Buffy zieht ihre beiden Männer mit sich auf das Bett, wendet sich zuerst zu Angel, küsst ihn und fragt dann: „Würdest du mich gerne wieder als dein Grandchilde haben?"

Angel strahlt übers ganze Gesicht, während Spike der blanke Schock im Gesicht steht. Spike hätte nicht wirklich gedacht, dass Buffy wieder sein Childe sein will. Angel hat sich dies allerdings schon gedacht und antwortet deshalb: „Nichts lieber als das."

Buffy wendet sich herum zu Spike und muss grinsen, als sie Spikes überraschten Gesichtsausdruck sieht. „Wie ist es mit dir? Willst du wieder mein Sire sein? Machst du mich ein drittes Mal zu deinem Childe?"

Spike überwindet endlich seinen Schock, packt sie ohne Antwort und beißt sie sofort in den Hals. Keine Sekunde will er länger zögern, bevor irgendetwas passiert wodurch sie ihre Meinung ändert. Er ist nicht so zärtlich zu ihr, wie bei den beiden Jägerinnen, doch das macht Buffy nichts aus. Sie will seine Zähne spüren. Will fühlen wie er ihr das Lebenselixier aus den Adern saugt. Will mit jeder Faser ihres Körpers miterleben, wie er sie erneut zu seinem Childe macht. Sie krallt sich an seinen Oberkörper und stöhnt laut auf, worauf er sie noch fester an sich drückt und noch schneller saugt.

Angel schaut fasziniert zu wie Buffy in Spikes Armen schwächer wird. Er weiß, dass dies ihr Tod ist, doch er weiß auch, dass sie dann endlich wieder eine Familie sein werden. Er ist darüber sehr glücklich und kann es kaum erwarten bis Buffy wieder ein Vampir ist.

Als Spike spürt, dass ihr Herz nur noch schwach schlägt und sie dem Tode nahe ist, löst er sich von ihr, blickt ihr mit seinem menschlichen Gesicht tief in die Augen und sagt: „Ist dir das Antwort genug?"

Buffy lächelt schwach und nickt ihm zu. Zu Angel gerichtet meint Spike dann: „Sire, hilfst du mir? Ich will, dass sie von meinem Hals trinkt."

Angel nickt, beugt sich zu ihm und beißt ihm in den Hals, sodass eine ausrechend große Wunde entsteht, damit Buffy genug Blut von Spike trinken kann, um ein starkes Childe zu werden.

Sie fest in den Armen haltend, manövriert Spike Buffys Mund zu seinem Hals. Er will, dass sie von ihm trinkt, wie sie es sonst auch immer tat. Wie es ein Childe von seinem Sire tut. Gierig beginnt Buffy sein Blut in sich aufzunehmen. Die ersten Tropfen schmecken fremdartig, doch schon nach wenigen Zügen schmeckt sie soviel mehr in diesem Blut. Sie schmeckt den Geschmack ihrer Familie. Ihres Sires und ihres Grandsires. Den Geschmack der Liebe, die sie alle drei füreinander tief empfinden. Mit jedem Tropfen Blut erinnert sich ihr Körper daran was es bedeutet Vampir zu sein. Was es bedeutet Childe von William dem Blutigen und Grandchilde von Angelus zu sein.

Mit jedem Tropfen spürt sie, wie ihr menschlicher Körper sie verlässt und stattdessen ein neuer stärkerer Körper an dessen Stelle tritt. Sie spürt den Dämon zu ihr zurückkehren und begrüßt ihn mit Respekt. Sie spürt ihre Verbundenheit zu ihrer Familie wieder aufleben, die sie so sehr vermisst hatte. Sie spürt sich endlich wieder vollkommen.

Mit diesem erleichternden Gefühl schließlich löst sie sich erschöpft von Spikes Hals. Spike hat sie extra so lange trinken lassen bis sie von selbst aufhört, damit sie wieder stark wird und ihre Verbindung zueinander größer ist. Mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen fallen ihre Augen zu. Ihr Körper stirbt und schon bald wird sie als ein neuer Vampir erwachen.

Liebevoll legt Spike sie auf das Bett und legt sich neben sie an die Seite; seinen Blick nicht eine Sekunde von ihr abwendend. Angel legt sich an ihre andere Seite und hält ebenfalls Wache über ihren festen Schlaf. Ganz so, wie sie es bereits einmal taten, als Spike sie vor scheinbar ewiger Zeit zum zweiten Mal verwandelt hatte.

Der kleine William macht sich plötzlich bemerkbar und quengelt vor sich hin. Spike, der der Wiege am nächsten liegt, wendet sich herum und holt seinen Krümel aus der Wiege. Er legt das Baby mit dem Bauch auf Buffys leblose Brust, deckt ihn liebevoll mit seiner Schmusedecke zu und streicht ihm sanft über Kopf und Rücken. Als William den vertrauten Geruch und die angenehme Ruhe von Buffys Körper wahrnimmt, beruhigt er sich sofort und schläft friedlich weiter. Das Baby spürt, dass dies seine richtige Mutter ist und fühlt sich wohl und geborgen. Von nun an wird Buffy nie wieder Schwierigkeiten haben ihren Sohn zu beruhigen.

Gemeinsam wachen Angel und Spike über ihre beiden jüngsten Familienmitglieder. Sie werden solange bei ihnen bleiben, bis Buffy aus ihrem todgleichen Schlaf erwacht und sie wieder eine richtige Familie sind. Und Spike weiß jetzt schon, was er gleich als nächstes tun wird, wenn Buffy erwacht.

Denn es wird Zeit, dass sie wieder seine Gefährtin wird…

*****

zurück            weiter zu Demon Soul