Anmerkung: Wesley ist in dieser Fic erst 23 Jahre alt, auch wenn er auf dem Bild älter aussieht. Konnte leider kein anderes auf die Schnelle finden.

 

 

Russian Nightmare

von SpikesChild

 

 

Teil 1

„Spike, lass uns von hier verschwinden! Das gefällt mir hier nicht."

„Ach komm schon Wesley, sei nicht immer so ein verfluchter Angsthase. Das Teil hier sieht ziemlich verlassen aus. Vielleicht finden wir hier ein nettes Plätzchen zum Übernachten."

„Hey Mann, Wesley hat Recht. Mir gefällt es hier auch nicht. Lass uns lieber verschwinden", lenkte Gunn unsicher ein.

„Hey Leute, was soll das? Wir wollten doch was erleben. Ein richtiges Abenteuer. Dazu gehört auch, dass wir uns hier in diesem Land einfach mal umschauen. Was soll schon großartig passieren? Hier ist kein Schwein außer uns", versuchte Spike seine Freunde und Begleiter dieser abenteuerlichen Reise zu überreden.

Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch folgten Wesley, Gunn, Xander und Riley dem enthusiastischen Spike in ein altes verlassenes Fabrikgelände.

Seit zwei Wochen waren sie nun schon unterwegs im tiefsten Russland. Nur mit Rucksäcken bewaffnet durchquerten sie das Land, um eine richtige Abenteuerreise zu unternehmen. Spike hatte diese Reise schon seit einigen Monaten geplant und konnte seine besten Kumpels dazu überreden ihn zu begleiten. Die fünf jungen Männer waren begierig darauf einmal ein echtes Abenteuer zu erleben.

Riley hörte ein seltsames Geräusch und fragte seine Freunde: „Habt ihr das auch grad gehört?"

„Nein, was denn?" fragte Gunn.

„Hörst wohl wieder Gespenster, was?" neckte Xander seinen Kameraden, worauf alle fünf auflachten. Riley hatte in den vergangen Nächten öfter behauptet seltsame Geräusche zu hören, weshalb keiner wirklich darauf achtete.

Die fünf Jungs schlenderten über das verlassene Fabrikgelände, bis Xander eine offene Tür zu einem der alten Gebäude entdeckte.

„Hey Jungs! Hier ist auf. Lasst uns mal reingehen und nachsehen, was das hier für ’ne Fabrik war."

Spike war der erste, der zu Xander lief. Gemeinsam betraten sie das alte Gebäude. Kurz darauf folgten auch die anderen drei. Sie standen in einer riesigen Halle, in der große alte Maschinen standen. Neugierig blickten sich die Jungs um, auf der Suche nach Hinweisen, welche Art von Fabrik dies einst einmal war.

Wesley, der jüngste von ihnen, war der reinste Forscher und begann sich die Maschinen genauer zu betrachten. Er fand alte verrostete Metallreste und vermutete, dass es sich hierbei um eine alte Munitionsfabrik oder etwas Ähnliches handelte. Jedenfalls war es etwas sehr aufregendes. Seine Angst längst vergessen, wagte er sich tiefer in das Gebäude und sah sich die Maschinen genauer an, als plötzlich ein Soldat aus dem Nichts auftauchte und mit dem Gewehr im Anschlag auf Wesley zielte.

Erschrocken riss Wesley die Hände hoch und blickte sich suchend nach seinen Freunden um, während der Soldat ihn auf Russisch etwas fragte, was er jedoch nicht verstand. Spike war der einzige, der kleinen Reisetruppe, der die Landessprache einigermaßen sprechen konnte. Zwar nicht besonders gut, doch es reichte, um sich zu verständigen.

Die Anderen hörten das wütende Gerede eines Russen und ahnten, dass Wesley wieder mal in Schwierigkeiten steckte. Spike und Xander waren die ersten, die zu ihrem Freund stießen und erhoben ebenfalls ihre Hände, als sie den Soldaten mit dem Gewehr im Anschlag sahen.

Spike versuchte mit seinem gebrochenem Russisch zu erklären, dass sie Touristen aus Amerika waren und sich verlaufen hätten. Gunn und Riley beobachteten die Szene aus einem sicheren Versteck. Sie befanden sich oberhalb des Geschehens auf einer schmalen Plattform, von wo aus man Teile einer der riesigen Maschinen bedienen konnte. Gunn sah durch ein Fenster ein paar Gestalten vorbeiflitzen und hatte das mulmige Gefühl, dass hier noch mehr Soldaten umherstreiften. Vielleicht wäre es doch besser, wenn sie sich zu erkennen geben würden?

Er stieß Riley an und deutete ihm an, das Versteck mit ihm zu verlassen. Riley nickte und sie stiegen leise die Treppe herab. Dabei stieß der stets ungeschickte Riley einen auf der Plattform stehenden Eimer um, der laut krachend in das Innere der Maschine fiel, worauf ein Mechanismus eingeschaltet wurde und die Maschine mit lauten quietschenden Geräuschen zu laufen begann.

Der Soldat zielte sofort alarmiert auf Riley und Gunn. Spike lenkte sofort ein und erklärte, dass es seine Freunde waren und er nicht schießen sollte. Noch immer auf die jungen Männer zielend, meinte der Soldat wütend, ob noch mehr von ihnen hier ihr Unwesen treiben würden? Spike erklärte, dass sie zu fünft waren und nicht mehr.

Die Geräusche der Maschine wurden lauter. Laute knackende Geräusche, als wenn alles gleich auseinanderbrechen würde. Der Soldat blickte sich verunsichert um, behielt aber die fünf Jungs, die nun alle vor ihm standen, im Auge.

Ein lauter Knall folgte und einzelne Maschinenteile flogen plötzlich durch die Luft. Die Jungs zogen erschrocken die Köpfe ein, als ein altes verrostetes Eisenteil genau zwischen ihnen und dem Soldat landete.

Der Soldat wurde zunehmend nervöser, bis er sein Gewehr mit dem Tragegurt über die Schulter warf und davonlief.

Die Hände noch immer in der Luft haltend, blickten sich die fünf Jungs an und wie auf ein gemeinsames Kommando liefen sie in die entgegengesetzte Richtung, als der Soldat, zurück durch die Tür, durch der sie ursprünglich gekommen waren. Sie liefen so schnell sie ihre Füße tragen konnten. Sie liefen über das alte Fabrikgelände, aus dem Gelände raus, über eine angrenzende Wiese bis zu der nächsten kleinen Feldstraße, wo ein paar Bäume und Sträucher standen.

Adrenalin schoss durch ihre Adern. Sie waren aufgeregt und liefen die Straße noch ein kleines Stück weiter. Vorbei an einer alten Frau, die ihnen verwundert nachschaute. Vor Erleichterung lachten sie und waren froh vor dieser brenzligen Situation geflohen zu sein. Wer weiß was passiert wäre, wenn der Soldat sie verhaftet hätte?

„Mann, das war verflucht knapp!" keuchte Gunn und lachte zusammen mit seinen Freunden.

„Das kannst du laut sagen", fügte Riley hinzu.

Sie beruhigten sich von ihrem Schrecken und sahen noch mal zurück auf das alte Fabrikgelände, als dieses plötzlich vor ihren Augen explodierte. Bei dem gewaltigen Knall zuckten sie zusammen und sahen entsetzt zu wie sich hohe Flammen und schwarze Rauchschwaden bildeten.

„Fuck!" äußerten sie nahezu gleichzeitig und starrten mit offenen Mündern auf das Ausmaß der Explosion.

Spike blickte sich zu der alten Frau um, als er diese aufgeregt plappern hörte. Ein paar Soldaten standen bei ihr und sie deutete auf ihn und seine Freunde.

„Los, weg hier! Schnell!" forderte er seine Freunde auf, doch ehe sie alle begriffen, in welcher Gefahr sie sich befanden und fliehen konnten, waren sie bereits von Soldaten umzingelt.

Mehrere Gewehre waren auf sie gerichtet. Ängstlich erhoben sie ihre Hände und schickten stumme Stoßgebete zum Himmel.

„Jetzt sind wir am Arsch", flüsterte Xander.

„Die werden uns sicher erschießen", wimmerte Wesley.

„Unsinn, bleibt ruhig Jungs, ich mach das schon", meinte Spike zuversichtlich und trat einen vorsichtigen Schritt nach vorne, während er mit seinem gebrochenen Russisch mit den Soldaten sprach. Er erklärte erneut, dass sie Touristen waren und sich verlaufen hätten.

Einer der Soldaten, der anscheinend das Kommando hatte, forderte die Papiere von den Freunden, worauf Spike seinen Pass aus seiner Tasche zog und ihn an den Soldaten übergab. Die Anderen taten das gleiche. Der Soldat studierte die Pässe genau und gab dann seinen Männern ein Zeichen, worauf ein paar der uniformierten Männer herantraten und den Jungs ihre Rucksäcke abnahmen. Spike protestierte und versuchte seine Erklärung erneut, bis der Kommandierende vortrat und ihm mit dem Schaft des Gewehres ins Gesicht schlug, sodass er stöhnend zu Boden stürzte. Die vier Freunde sahen mit Schrecken zu.

Ein Militärlastwagen fuhr vor und die Soldaten herrschten die Jungs an, dass sie auf den Lastwagen steigen sollten. Spike rappelte sich mühevoll vom Boden hoch. Xander half ihm und ohne ein weiteres Wort zu sagen, kletterten die fünf Freunde auf den Lastwagen. Ein paar der bewaffneten Soldaten kletterten zu ihnen auf die Tragefläche des Lastwagens und behielten sie genau im Auge. Stumm und verängstigt, blieben sie sitzen, während der Lastwagen sie ins Ungewisse fuhr.

#+#+#+#

Die fünf Freunde wurden durch den Eingang einer hohen Mauer in ein Militärgefängnis gebracht, wo man ihnen befahl vom Wagen zu steigen. Spike hielt sich sein schmerzendes Gesicht, während er unauffällig darauf achtete was die Soldaten redeten. Er beobachtete den kommandierenden Soldaten, der ihm ins Gesicht geschlagen hatte, wie er zu einem anderen Soldaten ging und mit diesem sprach. Dieser blickte sich zu den fünf Jungs um und Spike glaubte ein finsteres Lächeln auf dessen Gesicht zu sehen.

Der Kerl mit dem finsteren Lächeln richtete einen Befehl an ein paar andere Soldaten, von dem Spike jedoch nur Bruchstücke verstand: Amerikaner, einsperren.

„Was geschieht jetzt mit uns?" fragte Wesley verängstigt und blieb dicht bei Riley, der der größte und älteste von den Jungs war.

„Keine Ahnung. Am besten wir verhalten uns ruhig", flüsterte Spike seinen Freunden zu, worauf alle einverstanden nickten.

Einer der russischen Soldaten redete in einem befehlshaberischen Ton mit ihnen. Spike verstand nicht was er verlangte, doch der Soldat stieß ihn mit dem Gewehrrücken an, schob ihn vorwärts und deutete auf eine bewachte Tür zu einem der Gebäude.

Die fünf Jungs verstanden rasch, dass sie dort hingehen sollten und gehorchten. Sie blickten sich unsicher um und erkannten hinter zwei hohen Reihen von Maschendrahtzäunen einige Insassen des Militärgefängnisses, die alle in einem großen Kreis gingen und ihnen finstere Blicke zuwarfen. In dem Gebäude wurden sie durch eine gut gesicherte und vergitterte Schleuse und weiter durch ein paar Gänge geführt, die immer wieder mit schweren Gittertüren abgetrennt waren.

Man führte sie in einen Raum, wo ein uniformierter Soldat hinter einer Gitterwand an einem Schreibtisch saß. Einer der Soldaten, der die Jungs mit hierher geführt hatte, überreichte dem Kerl hinter der Gitterwand die fünf Pässe und redete mit ihm. Spike hörte genau zu und versuchte zu verstehen was er sagte. Er erfuhr, dass sie hier vorläufig unter Arrest gestellt wurden, bis es zu einer offiziellen Verhandlung kommen würde. Offensichtlich wurden sie angeklagt die alte Fabrik in die Luft gesprengt zu haben.

Der Soldat wandte sich zu den Jungs und gab ihnen einen Befehl auf Russisch, den nur Spike verstand. Er glaubte sich verhört zu haben. Ungläubig starrte er den Soldaten an.

„Was will er?" fragte Gunn unsicher.

Der Soldat wiederholte seinen Befehl und diesmal war sich Spike sicher.

„Er will, dass wir uns ausziehen", erklärte er seinen Freunden und trat an einen Tisch an der Wand, wo der Soldat ihm deutete dort ihre Sachen abzulegen.

„Was?" fragten Xander und Riley schockiert, während Spike begann sich auszuziehen und seine Klamotten auf dem Tisch abzulegen.

Der Soldat wiederholte den Befehl erneut und wurde ärgerlich, da es ihm zu lange dauerte.

„Los, macht schon. Tut was er sagt", drängte Spike die Anderen. Daraufhin traten nun alle an den Tisch und entledigten sich ihrer Kleider. Sie legten sie ordentlich auf den Tisch und die Schuhe auf den Boden. Spike war als erster fertig. Nur noch mit Unterhose bekleidet, stand er da und beobachtete die Soldaten im Raum.

Wieder sprach der Soldat seinen Befehl und deutete Spike, dass er sich weiter ausziehen sollte. Widerwillig zog er auch noch das letzte Stück Stoff von seinen Beinen und stand nun vollkommen nackt im Raum. Kurz darauf waren auch alle anderen nackt und bedeckten beschämt ihre Männlichkeit mit ihren Händen.

Mit einem Gewehr in der Hand, deutete ihnen einer der Soldaten, dass sie an die andere Seite des Raumes an die Gitterwand treten sollten. Ein anderer Soldat trat danach an den Tisch, wo ihre Kleider lagen, und räumte alles zusammen in zwei mittelgroße Kartons.

Wesley fing vor Angst an zu wimmern und heiße Tränen begannen an seinen Wangen herunterzurollen.

„Beruhige dich Wes, es wird alles OK. Keine Sorge", versuchte Spike seinen Kumpel zu beruhigen. Er fühlte sich verantwortlich für alles, was hier geschah, da er derjenige war, der seine Freunde zu dieser Reise überredet hatte.

Er versuchte erneut mit den Soldaten zu reden. Erklärte ihnen noch mal, dass sie Touristen aus Amerika waren. Das sie das Anrecht auf einen Anwalt hätten und mit dem Amerikanischen Konsulat telefonieren wollten.

Die Soldaten verstanden ihn sehr gut und lachten belustigt auf, als Spike nackt vor ihnen gestikulierte und in gebrochenem Russisch zu ihnen sprach. Sie musterten ihn amüsiert und warfen sich verschwörerische Blicke zu, die keiner der Jungs zu deuten wagte.

„Sie verstehen mich nicht", meinte Spike resigniert.

„Oder sie wollen dich nicht verstehen", fügte Gunn kühl hinzu.

Die fünf Freunde warfen sich verunsicherte Blicke zu.

Der Soldat, der ihre Kleidung in die Kartons geräumt hatte, kam nun zurück und brachte ihnen Häftlingsklamotten. Es waren einfache schmutzbraune Leinenhosen und Hemden in derselben Farbe. Sie bekamen weder Schuhe noch Unterwäsche. Der Soldat herrschte die Jungs an, die dargebotene Kleidung anzuziehen. Sie brauchten kein Russisch zu können, um den Befehl zu verstehen, weshalb sie zurück an den Tisch traten und taten, was von ihnen verlangt wurde.

Spike hatte sich bereits eine dieser leichten Hosen angezogen und schlüpfte gerade in eines der Hemden, welches ihm ein wenig zu groß war. Er beobachtete seine Freunde, die sich mit verängstigten Gesichtern ebenfalls anzogen. Er gab sich die Schuld an allem. Er trat vor die Soldaten und versuchte erneut mit ihnen zu reden. Er forderte einen Anwalt oder wenigstens ein Telefonat.

Der Russe schimpfte verärgert auf und schlug Spike mit dem Gewehrrücken hart ins Gesicht, sodass er zum zweiten Mal zu Boden fiel. Der Soldat hatte ihn über dem linken Auge getroffen, sodass die Haut aufgeplatzt war. Blut floss Spike übers Gesicht.

„Hört auf!" forderte Riley die Soldaten auf und stürzte sich zu Spike auf den Boden.

Der Soldat redete wütend und deutete mit dem Gewehr zu einer Tür hinter den Jungs. Riley half Spike wieder auf die Beine. Spike erfühlte seine Wunde und blickte auf seine blutverschmierten Finger. Voller Hass blickte er in die Augen des Soldaten, während er sich von Riley mitziehen ließ. Dieser grinste unbekümmert und achtete nicht weiter auf Spike.

Von anderen Soldaten, die scheinbar hier Wärter waren, wurden sie durch weitere Gänge vorbei an mehreren Zellentüren zu einer offenen Türe geführt, wo ein weiterer Soldat auf sie wartete. Sie wurden in eine enge Zelle geschoben, die nur zwei Stockbetten rechts und links hatte. Kein Stuhl und kein Tisch befanden sich in dem kleinen Raum, der für solche Möbelstücke auch gar keinen Platz geboten hätte. Ein kleines verdrecktes Waschbecken befand sich in der rechten vorderen Ecke des Raumes, direkt vor dem ersten Stockbett, während in der andern Ecke eine ebenso schmutzige Kloschüssel stand. Ohne Deckel und ohne Klopapier.

An der Wand, in der Mitte zwischen den beiden Stockbetten, war eine kleine offene Luke, die mit dicken Gitterstäben gesichert war. Die Glasscheibe, die dort einmal eingebaut war, war zerbrochen und ließ frische Luft in den Raum.

Schockiert blickten sich die fünf Jungs um, als hinter ihnen die schwere Metalltüre mit einem lauten Knall verriegelt wurde. Wesley sank verzweifelt zu Boden und begann bitterlich zu weinen. Riley versuchte ihn zu trösten und kniete sich neben ihn auf den Boden, um Wesley in den Arm zu nehmen.

Gunn starrte ungläubig aus dem Fenster, während Xander anfing nervös hin und her zu laufen. Spike ließ sich kraftlos auf das linke untere Bett sinken und blickte vor sich auf den Boden.

„Was machen wir jetzt?" fragte Xander nervös.

„Erstmal sollten wir uns beruhigen", meinte Riley und strich dem weinenden Wesley sanft über den Rücken.

„Was werden die mit uns tun?" fragte Xander erneut. „Spike, was haben sie gesagt? Was haben die mit uns vor?"

Ohne aufzublicken erzählte Spike, was er verstanden hatte: „Sie glauben, dass wir die Fabrik in die Luft gesprengt haben. Sie stellen uns deshalb vor Gericht."

Nervös begann Xander zu plappern: „Vor Gericht? Aber das ist doch dann gut, oder? Ich meine, wir bekommen einen amerikanischen Anwalt, der holt uns sicher hier raus. Wir haben ja gar nichts getan. Es war alles nur ein verdammter Unfall, oder? Es wird also alles gut werden. Uns wird nichts passieren. Alles wird gut. Alles wird gut. Wir kommen bald hier raus. Alles wird gut."

„Halt die Klappe Xander! Gar nichts wird gut! Wir kommen vor ein russisches Gericht, mit russischen Anwälten und die stecken uns bestimmt in ein russisches Gefängnis!" begann Gunn hysterisch zu schreien.

„Hey, ganz cool bleiben!" unterbrach Riley und versuchte Gunn und Xander zu beruhigen. „Es hilft uns nicht, wenn wir jetzt durchdrehen. Wir müssen nur das amerikanische Konsulat verständigen und alles wird gut. Also ruhig Blut, Leute."

„Das ist alles deine Schuld!" klagte Gunn Spike an. „Wegen dir sind wir überhaupt hier. Du und deine verfluchte Schnapsidee von einer bescheuerten Abenteuerreise! Sorg gefälligst dafür, dass wir hier wieder rauskommen!"

Schuldbewusst blickte Spike zu seinem Freund auf. Noch immer blutete seine Wunde und das Blut tropfte ungehindert auf seine Brust. Er wusste nicht was er sagen sollte, denn er fühlte sich tatsächlich verantwortlich für all das, was geschehen war. Resigniert sah er zu der kleinen Luke in den hellblauen Himmel und wünschte sich nichts mehr, als das er vor drei Wochen auf seinen Freund Angel gehört hätte.

Vor drei Wochen:

Die fünf Freunde planten eine abenteuerliche Reise mitten durch das tiefste Russland. Seit Monaten spukte diese Idee im Kopf des fünfundzwanzigjährigen William Summers und er hatte es schließlich geschafft seine besten Kumpels und Studienkollegen davon zu überzeugen mit ihm zu fahren.

Wesley Wyndam-Price, der mit seinen dreiundzwanzig Jahren der Jüngste der Truppe war, ließ sich nur deshalb überreden, weil Spike den unerbittlichen Forscherdrang des Jungen geschickt nutzte und ihm viele Gelegenheiten für Forschungen versprach.

Der sechsundzwanzigjährige Charles Gunn war sofort begeistert von der Idee. Ebenso wie Alexander Harris, der genauso alt war wie Spike. Riley Finn war mit seinen siebenundzwanzig Jahren der älteste von der Gruppe und ließ sich nur deshalb dazu überreden, weil Wesley nicht ohne ihn fahren wollte. Als ältester war er immer eine Art Aufpasser und hatte den Jungs schon aus so manchem Ärger geholfen.

Spikes Zwillingsschwester, Buffy, war von dieser Idee alles andere als begeistert. Seit die Mutter der Beiden gestorben war, waren sie einander die einzige Familie, die sie hatten. Ihr Vater hatte sich längst irgendwo abgesetzt und ließ nie wieder etwas von sich hören. Obwohl sie Zwillinge waren, waren sie so verschieden, wie man es nur sein konnte. Immer wenn sich die beiden stritten, betonte Buffy, dass sie zweieiige Zwillinge waren und das Spike vermutlich von einem anderen Vater stammte. Sie versuchte ihren Bruder von dieser wahnwitzigen Idee abzubringen. Vor allem nachdem sie erfuhr, dass ihr Freund Riley auch mitfahren würde. Doch Spike hatte noch nie auf das gehört, was seine Schwester sagte. Also auch diesmal nicht.

Sie erzählte Angel davon und hoffte, dass er ihren Bruder zur Vernunft bringen könnte. Buffy arbeitete in einer erfolgreichen Firma in Los Angeles. Die Firma hieß Angel Investigations und der Chef der Firma war der dreiunddreißig jährige Angel, ein guter Freund der Familie.

Angel mochte Spike sehr. Er hatte ihn über Buffy kennen gelernt. Es war allgemein bekannt, dass er homosexuell war und er machte auch keinen Hehl daraus. Spike wusste genau, dass Angel auf ihn stand. Er hatte niemals vor sich mit ihm einzulassen, da er voll und ganz auf Mädchen stand, doch er nutzte dieses Wissen oft zu seinem Vorteil. Er pumpte Angel gelegentlich um Geld an und half während der Semesterferien in Angels Firma aus. Dabei verdiente er gutes Geld, ohne dafür wirklich hart arbeiten zu müssen.

Angel war zu gutmütig und mochte Spike viel zu sehr, um daran etwas zu ändern. Im Gegenteil. Er genoss jede Sekunde den jungen Mann in seiner Nähe zu haben und überließ ihm gerne mehr Geld, als dieser mit seiner Arbeit wirklich verdient hatte.

Als Angel schließlich von dieser Abenteuerreise erfuhr, war er ziemlich besorgt. Er kannte Russland sehr gut. Er war während seines Militärdienstes ein Jahr dort stationiert gewesen, weil er neben einigen anderen Sprachen fließend russisch spricht. Er versuchte Spike davon zu überzeugen diese wahnwitzige Idee in den Wind zu schlagen. Er versprach ihm Geld, wenn er hier bleiben würde. Er bot ihm einen guten Job in seiner Firma an. Er flehte den Jungen förmlich an zu bleiben.

Doch Spike lachte nur und versicherte Angel, dass nichts passieren würde.

#+#+#+#

 

Teil 2

Die fünf jungen Männer standen hinter der Anklagebank eines russischen Gerichtssaals. Mit russischen Anwälten und einem russischem Richter.

Spike hatte große Mühe der Verhandlung zu folgen. Der Richter und die Anwälte redeten zu schnell, sodass er nicht alles verstehen konnte. Zudem störten ihn Wesley und Xander immer wieder während der Verhandlung, weil sie fragten was gesprochen wurde. Den Jungs war es untersagt sich in das Geschehen einzumischen und sie wurden wegen dem Geflüster mehrmals ermahnt still zu sein, sonst würde man sie aus dem Gerichtssaal verweisen.

Spike versuchte einige Male mit dem Mann zu sprechen, der scheinbar für ihre Verteidigung zuständig war, doch dies brachte ihnen nur weitere strenge Ermahnungen ein, bis Spike sich schließlich nicht mehr traute etwas zu sagen.

Mit Mühe konnte er in Erfahrung bringen, dass sie beschuldigt wurden das alte Fabrikgelände absichtlich zerstört zu haben. Das Militär legte einige Beweise vor, von denen Spike aber kaum genaueres mitbekam, da der Kerl, der die Beweise vorbrachte einen leichten Dialekt sprach, den Spike nicht kannte. Weshalb er so gut wie gar nichts davon verstand.

Auch die alte Frau von der Straße wurde als Zeugin vorgebracht. Sie war die einzige, die er gut verstand, obwohl er sich auch so denken konnte, was sie zu sagen hatte.

Nachdem die Frau wieder gegangen war, trat ein ziemlich wichtig aussehender Soldat an den Richter heran. Spike vermutete, dass er ein hochrangiger Offizier war. Der Soldat und der Richter redeten kurz miteinander, während der Richter immer wieder einen Blick zu Spike und seinen Freunden warf. Spike versuchte angestrengt etwas von dem Gespräch zu verstehen. Er lauschte so gut er konnte und starrte auf die Lippen des Richters, doch er schaffte es nicht auch nur ein einziges Wort davon zu verstehen.

Der Soldat entfernte sich wieder von dem Richter und verließ den Gerichtssaal. Spike gefiel das ganz und gar nicht. Er hatte ein verdammt übles Gefühl.

Der Richter verkündete nun das Urteil. Er sprach nun sehr deutlich, sodass Spike beinahe jedes einzelne Wort verstehen konnte, was ihn sich unweigerlich fragen ließ, ob der Richter vorhin absichtlich so undeutlich gesprochen hatte.

Das Urteil traf Spike wie einen Schlag. Ungläubig starrte er den Richter an.

„Was ist? Was hat er gesagt?" fragte Xander zum wiederholten Male an diesem Tag.

„Spike! Sag was!" wollte nun auch Gunn wissen.

Spike riss sich selbst aus seiner Starre und begann auf Russisch zu protestieren. Er bat den Richter, dass er zu ihm sprechen dürfe. Er betonte, dass dies alles ein riesiges großes Missverständnis sei. Er verlangte, sich mit dem amerikanischen Konsulat in Verbindung setzen zu dürfen.

Die anderen Jungs bekamen es bei Spikes heftiger Reaktion mit der Angst zu tun. Sie drängten Spike ihnen endlich zu sagen wie das Urteil lautete. Der Richter schimpfte verärgert und drohte Spike mit einer verschärften Haftstrafe, falls er nicht sofort ruhig wäre, was Spike ebenfalls sehr gut verstand. Die Wärter, die Spike und die Jungs hergebracht hatten, schoben sie aus dem Gerichtssaal. Spike wehrte sich dagegen und protestierte weiter. Es entstand ein lauter Tumult. Riley versuchte Spike zur Vernunft zu bringen, doch er erntete nur einen kräftigen Tritt von einem der Wärter und wurde zusammen mit den Anderen hinausgeschoben.

Da Spike sich gegen die Wärter gewehrt hatte, schlugen zwei der Männer unbarmherzig auf ihn ein. Sie schlugen solange, bis er zu Boden fiel und dort stöhnend liegen blieb.

Der Richter trat an ihn heran und meinte, dass er dies noch bereuen würde. Er wies den Männern an, die Gefangenen mitzunehmen.

Spike wurde aus dem Saal geschleift und zu den Anderen auf den Militärlastwagen geschoben. Riley und Xander halfen Spike sofort sich zu ihnen zu setzen. Die Männer hatten ihn übel zugerichtet. Seine gerade mal halb verheilte Wunde über dem linken Auge war wieder aufgeplatzt und blutete erneut. Ihm schmerzte sein Gesicht, das bereits jetzt starke Schwellungen aufwies und sich blau verfärbte. Völlig erschöpft und mit geschlossenen Augen, lehnte er sich zurück und versuchte krampfhaft aus diesem Alptraum zu erwachen.

Die Wärter setzten sich neben sie und behielten sie genau im Auge, während die Fahrt zurück ins Gefängnis begann. Keiner der Jungs wagte währenddessen etwas zu sagen, obwohl in jedem von ihnen die Frage brannte wie das Urteil gelautet hatte.

Im Gefängnis angekommen, wurden sie schließlich angewiesen den Wagen zu verlassen und man führte sie wieder zurück in das Loch, das für die nächste Zeit ihre Heimat sein würde. Riley stützte Spike beim Gehen und setzte ihn schließlich auf eines der unteren Betten.

Nachdem sich die schwere Eisentüre hinter den Jungs verschlossen hatte, war es Wesley, der Spike ungeduldig fragte: „Was hat der Richter gesagt? Wie lautete das Urteil? Los, sag es uns endlich!"

Den Ärmel seines verschmutzen Hemdes an die blutende Wunde an seiner Stirn haltend, blickte Spike zu seinen Freunden und wagte es kaum auszusprechen, was er im Gerichtssaal gehört hatte. Gebannt starrten alle auf ihn. Er atmete einmal tief durch, bevor er sehr langsam und kaum hörbar zu sprechen begann: „Ihr seid alle zu zehn Jahren Haft verurteilt."

„Was meinst du mit „ihr"? Was ist mit dir?" fragte Riley verwirrt.

„Zehn Jahre? Das muss ein Irrtum sein. Das ist ein verdammter Irrtum. Das kann nicht sein. Du hast dich bestimmt verhört! Das ist alles ein verfluchter Irrtum", begann Xander wieder zu plappern und lief nervös hin und her.

„Zehn Jahre?" wiederholte Wesley wimmernd und begann wieder zu weinen. Riley nahm ihn daraufhin wieder in den Arm und versuchte ihn zu beruhigen.

„Ja Mann, was meinst du mit „ihr"", wiederholte Gunn Rileys Frage.

Xander lief weiterhin in der Zelle auf und ab und wiederholte immer wieder, dass alles ein Irrtum sei.

Spike erklärte sarkastisch: „Ich bekam zwei Jahre zusätzlich, weil ich es wagte das hohe Gericht zu stören!"

Mühevoll kletterte Spike auf das linke obere Bett, das er als das seinige beansprucht hatte. Ihn schmerzte sein ganzer Körper von all den Schlägen und Tritten. Er war müde, erschöpft und nervlich am Ende. Er wollte einfach nur schlafen und Zuhause wieder aufwachen. All dies war ein einziger schrecklicher Alptraum.

Dabei war dies nur der Anfang…

#+#+#+#

Einmal am Tag wurden alle Insassen in den Hof geführt und durften dort für etwa eine Stunde lang im Kreis gehen. Egal bei welchem Wetter, egal wie kalt es war und egal wie eisig der sibirische Wind wehte. Die fünf Jungs hatten nicht einmal Schuhe an und mussten Barfuss über den steinigen Hof gehen.

Wesley blieb immer ganz dicht bei Riley, der ihm soviel Schutz wie möglich bot. Xander wurde zunehmend nervöser. Er begann an seinen Nägeln zu kauen und sich nervös zu kratzen. Gunn und Riley waren noch bei relativ guter Verfassung. Sie versuchten die Lage mit schwachen Witzen aufzuheitern.

Der sonst stets aufgekratzte und lebensfrohe Spike wurde zunehmend ruhiger. Er gab sich die Schuld an der ganzen Misere und suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Bei jeder Gelegenheit fragte er die Wärter, ob er telefonieren dürfte. Er wusste, ein Anruf bei Angel würde genügen und er würde kommen, um ihnen zu helfen.

Keiner der Wärter gestattete ihm zu telefonieren und jedes Mal, wenn er fragte, wurde er nur ausgelacht. Doch er versuchte es immer wieder.

Während die Gefangenen ihre Runden drehten, unterhielten sich die Wärter. Sie lachten unbekümmert und machten Bemerkungen über die Insassen. Spike bemerkte wie zwei der Wärter ihn beobachteten. Er erwiderte die Blicke mit einem zaghaften Lächeln. Er hoffte, wenn er sich freundlich zeigen würde, würde er vielleicht doch noch die Chance auf ein Telefonat erhalten.

Die beiden Wärter winkten ihn schließlich zu sich und Spike trat aus dem Kreis zu ihnen. Die Arme wärmend vor der Brust verschränkt, stand er vor den beiden Männern und zwang sich zu einem Lächeln.

Die Wärter tuschelten miteinander und Spike verstand nur bruchstückweise was sie sagten. Sie redeten über ihn. Sagten, dass er so blonde Haare hätte und schöne blaue Augen. „Hübscher Kerl", nannte ihn einer der Beiden auf Russisch und griff nach Spikes Kinn, um sich sein Gesicht genauer ansehen zu können. Störrisch schüttelte Spike die Hand von seinem Kinn und wich zurück. Sein Blick verfinsterte sich. Ihm gefiel nicht wie die Männer ihn anstarrten.

Die Männer lachten auf und befahlen ihm, zurück ins Gebäude zu gehen. Unsicher blickte er sich nach seinen Freunden um, die noch im Kreis um den Hof gingen. Sie schauten ihm nach und beobachteten mit ungutem Gefühl, wie Spike von den beiden Männern und einem weiteren Wärter davon geführt wurde.

Sie führten ihn zurück in seine Zelle. Er war fast schon erleichtert wieder hier zu sein. Als die beiden Männer jedoch mit ihm in die Zelle traten, schwand diese Erleichterung. Die schwere Eisentüre schloss sich und der dritte Wärter öffnete von außen eine Luke, um Zeuge des Schauspiels sein zu können.

„Zieh dich aus!" befahl ihm einer der Männer auf Russisch. Spike starrte ängstlich auf die beiden Männer. Er schätzte beide auf mindestens vierzig Jahre. Sie trugen dunkelbraune Militäruniformen, doch sie wirkten keineswegs so ordentlich und gepflegt wie er es von dem amerikanischen Militär kannte. Der Mann, der ihm befahl sich auszuziehen, hatte eine Narbe quer über der rechten Wange und blickte ihn aus dunkelbraunen, fast schwarzen Augen an. Der andere hatte blau-graue Augen und aschblondes, kurzes Haar. Das Narbengesicht hatte schwarze kurzgeschorene Haare, was Spike sehen konnte, als dieser seine Militärkappe ablegte.

Zu Spikes Schrecken fing der Mann mit der Narbe an, seine Uniformjacke ausziehen und legte sie zusammen mit seiner Kappe auf das rechte obere Bett. Spike wich erschrocken zurück und suchte nach einem Ausweg.

Das Narbengesicht wiederholte seinen Befehl, doch Spike tat so, als ob er ihn nicht verstehen würde. Er flüchtete sich in die Ecke des unteren linken Bettes und zog seine Beine schützend an die Brust.

Die beiden Männer lachten auf und warfen sich einen kurzen Blick zu, bevor sie nach ihm griffen, und ihn mit Gewallt aus der Ecke zerrten. Er schrie auf und wehrte sich, doch er erntete nur harte Schläge. Sie zerrten ihm die Kleider vom Leib. Sie lachten über ihn und meinten, dass er beim nächsten Mal besser gehorchen solle, sonst würde es ihm noch Leid tun. Spike bettelte um Verzeihung, für ein Vergehen, bei dem er nicht wusste was er getan haben sollte. Er versprach gehorsam zu sein, doch das Narbengesicht lachte nur auf und begann seine Hose aufzuknöpfen.

#+#+#+#

Buffy ging an Angels offener Bürotüre vorbei, worauf Angel ihr nachrief hereinzukommen.

„Hi Angel, was gibt’s?" fragte sie mit einem charmanten Lächeln. Sie hatte eine Schwäche für ihn und fand, dass es ein echter Jammer war, dass Angel nur auf Männer stand.

„Hallo Buffy, hast du schon was von deinem Bruder gehört?" fragte er so unbekümmert wie möglich, wobei er sich in Wahrheit sehr große Sorgen um Spike machte.

Buffy seufzte, da sich Angel wieder mal nur für ihren Bruder interessierte und antwortete ihm: „Letzte Woche rief er an. Er war total begeistert und berichtete überschwänglich wie toll und aufregend alles ist."

„Letzte Woche? Und seitdem? Hat er sich später noch mal gemeldet?" hakte Angel nach.

„Nö. Aber mach dir keine Sorgen. So wie ich meinen Bruder kenne, amüsiert er sich prächtig mit ein paar netten Russinnen", neckte sie ihn mit einem frechen Grinsen und verließ sein Büro.

Angel seufzte auf. Schon seit ein paar Tagen hatte er ein ziemlich ungutes Gefühl. Eigentlich schon seit dem Tag, als die Jungs abgereist waren, doch seit einer Woche war dieses Gefühl schlimmer geworden. Er wünschte er hätte die Gabe so unbekümmert wie Buffy zu sein und zwang seine Aufmerksamkeit erneut auf die Papiere, die vor ihm lagen und schon seit einer Stunde hätten fertig sein sollen. Er hoffte, dass Buffy Recht hatte und Spike und die Jungs sich amüsierten, auch wenn ihm der Gedanke daran, sich Spike mit netten Russinnen vorzustellen, ganz und gar nicht gefiel.

#+#+#+#

Als Riley, Wesley, Gunn und Xander die Zelle betraten, blickten sie verwundert auf die Bettdecke und Spikes Häftlingskleidung, die achtlos auf dem Boden lagen. Spike war zu einem kleinen Ball zusammen gerollt und presste seinen nackten Körper in die hinterste Ecke des linken unteren Bettes.

„Hey Kumpel, alles OK?" fragte Gunn.

„Was ist passiert?" fragte Riley und näherte sich Spike vorsichtig.

Erst als Riley ihn sachte an der Schulter berührte, blickte Spike sich erschocken um. Mit tränennassen und geröteten Augen sah er in die erschrockenen Gesichter seiner Freunde. Wesley hob die dünne Bettdecke vom Boden auf, trat näher und reichte sie Spike. Ohne ein einziges Wort nahm Spike die Decke und versuchte seinen nackten Körper einzuwickeln. Wesley half ihm. Als er ihn dabei versehentlich an seinen blonden Haaren berührte, zuckte Spike unbewusst so stark zusammen, dass Wesley seine Hand erschrocken zurückzog.

Niemand wagte weiter zu fragen was geschehen war. Jeder von ihnen konnte sich in etwa ausmahlen, was die Wärter mit Spike gemacht hatten.

Gunn zog sich auf das rechte obere Bett zurück, das er sich ausgesucht hatte, während Xander den Platz oben links übernahm, wo Spike eigentlich immer lag, damit Riley und Wesley seines haben konnten. Wesley weinte die ersten Nächte, sodass sich Riley nun immer zu ihm legte, um ihn zu beruhigen.

Die Stimmung war bedrückend und so lagen alle fünf stumm in den Betten und warteten auf einen neuen Tag.

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Die nächsten Tage verliefen immer auf ähnliche Weise. Während der täglichen Runde wurde Spike von den Wärtern in die Zelle geführt und dort vergewaltigt. Jedes Mal, wenn Spikes Freunde zurück in die Zelle kamen, fanden sie ihn entweder fast, oder ganz nackt auf einem der unteren Betten liegen. Keiner der Jungs sprach je darüber. Es wurde zu einer Art Normalzustand und mit der Zeit machte es Spike immer weniger aus, sodass er, als die Gruppe dieses Mal zurück in die Zelle kam, sich bereits wieder angezogen hatte und auf seinem eigenen Bett saß. Er lehnte an der Seitenwand und starrte durch die kleine Luke hinaus in den blauen Himmel.

Er grüßte seine Freunde mit einem geflüsterten „Hi", dass sie ihm auf gleiße Weise und mit einem schwachen Lächeln erwiderten. Sie waren froh, ihn nicht, wie sonst, fast schon apathisch vorzufinden. Jeder wusste, was hier jeden Tag geschah und jeder hatte Verständnis für Spikes Schmerz, doch keiner wollte wirklich bewusst daran erinnert werden. Ihn relativ normal vorzufinden ließ die Illusion, dass alles in Ordnung war, ein wenig echter wirken.

Plötzlich ging die schwere Eisentüre hinter ihnen auf und herein traten drei Männer, womit die Zelle schon fast voll war. Ganz vorne war das Narbengesicht, das Spike mittlerweile sehr gut kannte. Wesley versteckte sich sofort in der hintersten Ecke des rechten unteren Bettes, Riley stellte sich schützend vor das Bett, Xander schlüpfte in das linke Bett, während Gunn sich auf seinen Platz oben Rechts flüchtete.

Spike bewegte sich keinen Millimeter von seinem Platz und sah den Kerl mit der Narbe mit einem kalten ausdruckslosen Blick ins Gesicht.

Die Russen unterhielten sich und deuteten zwischen den Jungs hin und her. Spike verstand nur ein paar Brocken, doch es reichte ihm um festzustellen, dass die Männer darüber sprachen, wen der Jungs sie für ein bisschen Unterhaltung mitnehmen sollten. Spike sprang von seinem Bett und stellte sich schützend vor seine Freunde. Er sprach zu dem Russen, dass sie ihn nehmen sollten. Er versprach ihnen diesmal zu gehorchen und alles zu tun, was sie verlangen würden, solange sie seine Freunde in Ruhe lassen würden.

Das Narbengesicht lachte erfreut auf und klopfte Spike zustimmend auf die Schulter, als wenn sie beide Freunde wären. Er schob ihn vorwärts aus der Zelle und blickte sich ein letztes Mal zu den anderen Jungs um, die ihn mit verängstigten Gesichtern anstarrten.

Er sagte ihnen noch, dass sie von Glück sprechen konnten, dass sie einen so hübschen Burschen als Freund hätten und grinste Spike mit Vorfreude hinterher. Keiner der Jungs hatte verstanden was er gesagt hatte, doch jeder von ihnen ahnte was hier gerade passiert war. Spike hatte sich selbst angeboten, damit es keinen von ihnen traf.

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Spike wurde in eine Art Aufenthaltsraum der Wärter geschoben. Dort saßen zwei weitere Männer an einem Tisch und lächelten ihm zu, als er den Raum betrat.

Auf Russisch sagte das Narbengesicht zu ihm: „Du sagtest du tust alles, was wir dir sagen. Los, geh und lutsch meinem Freund den Schwanz!"

Spike starrte erschrocken auf einen der Männer am Tisch, auf den das Narbengesicht mit dem Finger deutete. Er zögerte, worauf das Narbengesicht hinzufügte: „Wenn du nicht tust was ich dir sage, hole ich einen deiner Freunde und lasse ihn den Schwanz meines Freundes lutschen."

Sein dreckiges Grinsen wurde breiter, als Spike nach dieser Drohung gehorchte und zu dem einen Mann am Tisch ging. Dieser öffnete bereits voller Vorfreude seine Hose und holte sein erst halbsteifes Glied hervor. Zögernd bewegte sich Spike zischen die Beine des Mannes und nahm schließlich dessen Schaft in den Mund. Die Wärter lachten auf und sahen ihm zu wie er begann an dem Glied des Mannes zu saugen.

Spike drängte seine Tränen zurück. Er wollte nicht vor diesen Männern weinen. Wollte ihnen nicht auch noch diese Genugtuung geben. Diesen letzten Funken Stolz wollte er sich bewahren, während er sich bemühte den Mann möglichst rasch zum Orgasmus zu bringen.

Als dies endlich geschehen war und Spike gezwungen worden war das Sperma des Mannes zu schlucken, waren die vier anwesenden Soldaten von dem Anblick so erregt worden, dass sie ebenfalls ihren Spaß haben wollten.

So zwangen sie ihn noch zwei weitere Schwänze zu lutschen und er wurde schließlich von den beiden letzten Kerlen in den Hintern gefickt.

Als der letzte Wärter schließlich seinen „Spaß" hatte und sich aus Spikes wundem Hinterteil zurückzog, warfen sie seine Hose zusammen mit einer Tafel Schokolade und einem Päckchen Zigaretten neben ihn auf die niedrige Pritsche, auf der er lag. Er hörte einen der Russen etwas wegen einer Belohnung sagen, die er sich verdient hätte.

Spike blinzelte zu den Sachen und bemühte sich ohne schmerzhaftes Stöhnen seine Hose anzuziehen. Er grabschte sich rasch die Zigaretten und die Schokolade, bevor einer der Männer ihn am Arm aus dem Raum zog und ihn zurück in seine Zelle führte.

Als sich die schwere Eisentüre wieder hinter ihm schloss, ging er stumm zu Wesley und reichte ihm die Tafel Schokolade. Niemand wagte Spike zu fragen, was geschehen war. Sie ahnten es. Vor allem als Spike sich mühevoll auf seinen Platz auf das obere linke Bett begab und sich dort mit einem kaum hörbarem Stöhnen hinsetzte.

Seufzend sah er auf das Päckchen Zigaretten in seiner Hand und musste feststellen, dass er kein Feuer hatte.

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Jeden Tag fragte Angel, ob Buffy etwas Neues von ihrem Bruder gehörte hätte und jeden Tag verneinte sie seine Frage. Die Reisegruppe war nunmehr schon seit fast sechs Wochen unterwegs und Angel machte sich zunehmend Sorgen.

Angel hatte viele gute Verbindungen. Unter anderem auch zum Senat, wo er einen der Senatoren mehr als nur beiläufig kannte. In seiner Jugendzeit hatte Angel mit ihm ein Verhältnis, das dieser nicht gerade an die große Glocke hängen wollte, da seine politische Kariere sonst den Bach runtergegangen wäre. Deshalb, und weil die beiden noch immer recht gute Freunde waren, half er Angel des Öfteren.

Angel rief ihn an und bat ihn beim amerikanischen Konsulat in Russland nachzufragen, ob fünf junge Amerikaner vielleicht in irgendwelchen Schwierigkeiten steckten. Dieser versprach ihm dort anzurufen und nach den jungen Männern zu fragen.

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Spike merkte schnell, dass, je zuvorkommender er zu den Wärtern war, umso großzügiger sie mit ihren Geschenken wurden. Er schaffte es für sich und für seine Freunde passende Schuhe zu organisieren. Ebenso wie reichlich Schokolade und frisches Obst, was sonst nicht auf der täglichen Speisekarte stand. Diesmal hatte er sogar Streichhölzer bekommen und konnte die zahlreichen Zigaretten, die er bereits zusammengesammelt hatte, endlich rauchen.

Alles, was er von den Wärtern bekam, teilte er mit seinen Freunden. Bis auf die Zigaretten, die behielt er für sich. Und seit er endlich Streichhölzer hatte, rauchte er viele davon.

Das Verhältnis zwischen den Freunden hatte sich verändert. Wesley bekam zunehmend Angstzustände und wich keinen Schritt von Riley. Gunn wurde immer stiller und redete kaum noch mit den Anderen. Xander und Riley waren bessere Freunde geworden, als jemals zuvor. Und Spike wurde zum Führer und Beschützer der Gruppe. Er lernte ihnen die wichtigsten russischen Worte, bewahrte sie vor Übergriffen der Wärter und versorgte sie mit wertvollen Gütern.

In den seltenen Momenten, in denen Spike zusammen mit seinen Freunden und den anderen Insassen auf dem Hof war, versuchte er unbemerkt Geschäfte mit den Mithäftlingen zu machen. Er hatte genug Zigaretten, um damit zu handeln.

Nach einer weiteren endlosen Woche hatte er es geschafft etwas Papier und einen Umschlag, zusammen mit einem stumpfen Bleistift, zu organisieren. Damit keimte neue Hoffnung bei den Jungs auf, denn sie konnten nun versuchen einen Brief in die Heimat zu senden.

Spike musste nicht lange überlegen, um zu wissen an wen er den Brief adressieren würde. Und so begann er ein paar kurze Zeilen aufzusetzen.

Wesley drängte ihn ans Konsulat zu schreiben, doch Spike lehnte ab. Er wusste genau, dass kein Wärter den Brief absenden würde, wenn der Empfänger das Konsulat gewesen wäre. Spike schrieb die wenigen knappen Worte auf Russisch, da er sich ebenso sicher war, dass die Wärter den Brief lesen würden und ihn ebenfalls nicht abschicken würden, wenn er auf Englisch geschrieben wäre.

Auch wenn Angel kein russisch gekonnt hätte, war sich Spike sicher, dass er den Brief hätte übersetzen lassen. Also spielte es keine Rolle in welcher Sprache er schrieb.

Nachdem der Brief fertig aufgesetzt war, hieß es nur noch den richtigen Augenblick abzuwarten und den richtigen Wärter zu fragen.

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Teil 3

Angel fragte zum wiederholten Male bei seinem Bekannten im Senat nach, ob Neuigkeiten aus Russland angekommen waren. Die amerikanische Botschaft hatte versichert, dass keine besonderen Ereignisse in Verbindung mit amerikanischen Staatsbürgern aufgetreten waren. Doch damit gab sich Angel nicht zufrieden. Es war nun schon zu lange her, dass Spike sich das letzte Mal gemeldet hatte und er machte sich sehr große Sorgen.

Er drängte seinen Bekannten weiter nach den Jungs zu suchen.

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Lange hatte Spike darauf gewartet und nun war es endlich so weit. Einer der Wärter, von dem Spike glaubte, dass er wenigsten etwas Herz besaß, führte ihn diesmal von der großen Runde am Hof in seine Zelle zurück. Spike hatte ihm schon seit zwei Tagen zweideutige Blicke zugeworfen, in der Hoffnung der Wärter würde anbeißen und ihn zu sich holen.

Als Spike allein mit dem Wärter in der Zelle war, zeigte er ihm den Brief und bot ihm an, dass er alles für ihn tun würde was er verlangte, wenn er ihm dafür den Brief abschicken würde. Misstrauisch nahm ihm der Wärter den Brief ab. Wie Spike erwartet hatte, öffnete er den unverschlossenen Umschlag und zog das vergilbte Blatt heraus. Er überflog die, in schlechter russischer Handschrift geschriebenen Worte und konnte nichts Auffälliges daran erkennen, weswegen er das Papier zurück in den Umschlag schob und den Brief in seine Westentasche steckte.

Der Russe versprach den Brief später am Abend abzuschicken und wollte dafür, dass Spike ihm sich freiwillig darbot. Er sollte dabei Geräusche machen, wie es eine Frau normal tat. Und Spike tat was er verlangte. Während der Wärter seinen Schaft tief in seinem Hintern vergrub, stöhnte und keuchte er wie er es von den Mädchen kannte, mit denen er vor schier einer Ewigkeit einmal geschlafen hatte.

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Als der Wärter am Abend zu sich nach Hause kam, fand er den Brief in der Innentasche seiner Uniform. Er überlegte, ob er ihn noch abschicken sollte, doch er wollte das Haus nicht mehr verlassen und legte den Brief gleich neben der Haustüre auf eine niedrige Kommode, in der die Bewohner der Großfamilie ihre Schuhe aufbewahrten, um ihn am nächsten Morgen mitzunehmen und vor seiner Schicht bei der Poststelle abzugeben.

Kurz nach ihm kam seine Schwester von ihrer späten Abendschicht heim, zog sich ihre Jacke aus und schob diese auf die Kommode, wobei der Brief zur Seite geschoben wurde und zwischen Kommode und Wand zu Boden fiel.

Als der Wärter am nächsten Tag zur Arbeit aufbrach, schaute er nach dem Brief auf der Kommode. Doch als er ihn nirgendwo fand, verschwendete er keinen weiteren Gedanken mehr daran und ging unbekümmert zur Arbeit.

Später am Tag begegnete er Spike auf dem Hof und nachdem Spike ihn nach dem Brief fragte, log er und versicherte, dass er den Brief abgeschickt hätte. Worüber Spike sehr glücklich war und es anschließend beinahe genoss dem Wärter erneut auf mädchenhafte Manier etwas vorzustöhnen.

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Wochen vergingen und wurden zu Monaten. Die fünf Jungs hatten noch immer keine Nachricht von Angel erhalten und langsam schwanden die Hoffnungen, dass der Brief jemals in Amerika angekommen war.

Spike verlor langsam den Sinn in allem was er tat. Er hatte versucht neues Papier und einen weiteren Umschlag aufzutreiben, jedoch ohne Erfolg. Er hasste es immer mehr, das willige Sexspielzeug der Wärter zu spielen und begann sich dagegen zu sträuben.

Aus Wut und Verzweiflung über die ganze auswegslose Situation und aus Angst, für die nächsten zwölf Jahre hier gefangen zu sein, verlor er die Beherrschung und rebellierte. Er schlug wild um sich, als ihn ausgerechnet das Narbengesicht von der tätlichen Runde wegholen wollte, um sich mit ihm zu vergnügen.

Er hatte natürlich nicht die geringste Chance, aber wenigstens konnte er dem Widerling einen kräftigen Kinnhacken verpassen, bevor sie ihn windelweich schlugen und ihn in Einzelhaft in einen winzigen stinkenden Bunker steckten, der kein Licht, kein Bett und keine sanitären Anlagen hatte.

Erst in der Dunkelheit seiner Zelle wurde ihm bewusst, welchen großen Fehler er gemacht hatte, denn nun konnte er seine Freunde nicht vor den Wärtern beschützen. Er schrie und bettelte, dass sie ihn wieder rauslassen würden. Er bat um Verzeihung und versprach alles zu tun, was sie wollten. Aber es half nichts. Allerdings kamen die Wärter nach seinen zahlreichen Versprechungen und statteten ihm einen Besuch in seiner Zelle ab, um ihm beim Wort zu nehmen. Jedoch ohne ihn dafür gehen zu lassen.

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Angel setzte alle Hebel in Bewegung, die ihm zur Verfügung standen. Er engagierte einen russischen Detektiv, um nach den Jungs zu suchen. Er bedrängte das amerikanische Konsulat mit Anrufen und Bittschreiben. Er rief bei all seinen einflussreichen Freunden an und suchte täglich nach einer Möglichkeit etwas über den Verbleib der Jungs herauszufinden.

Mittlerweile war es schon vier Monate her und eigentlich wollte die Reisegruppe nach dieser Zeit schon längst wieder Zuhause sein. Das nächste Semester hatte bereits begonnen und bis auf Riley hätten alle in der Universität erscheinen sollen.

Anya und Fred, die beiden Freundinnen von Xander und Gunn, machten sich ebenfalls sehr große Sorgen und löcherten Buffy nach Neuigkeiten. Doch auch Buffy konnte nicht mehr tun, als Angel bei der Suche nach den Jungs so gut zu unterstützten wie sie konnte, da auch sie sich sehr um ihren Bruder und ihren Freund sorgte.

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Der kleine Nikolai spielte mit seinem großen roten Feuerwehrauto und schob es durch die ganze Wohnung. Er stellte begeistert fest, dass der Hausgang lang genug war, um das Spielzeugauto mit einem kräftigen Schups den ganzen Gang entlang fahren zu lassen.

Immer wieder schupste er das große rote Auto den Gang hin und her. Vorbei an der Kommode, hinter der sich allerlei Staub zusammen mit einem Brief befand, der die Hoffnungen fünf junger Männer in sich trug.

Erneut schob der Junge das Auto mit aller Kraft voran, wobei er es versehentlich in die falsche Richtung schubste und es mit einem kräftigen Schlag gegen die Kommode krachte.

Nikolai ging zu der Kommode, um sein Auto erneut den Gang hinunter zu schubsen, als er den Brief entdeckte, der durch den Aufprall des Wagens ein kleines Stück weiter gerutscht war und nun mit einer kleinen Ecke hinter der Kommode hervorlugte.

Er griff sich den Brief und brachte ihn seiner Mutter, die ihn sich verwundert ansah.

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Als Spike nach zwei langen Wochen aus seiner Einzelhaft entlassen wurde, ist er nur noch ein Schatten seiner selbst. Er wagte es nicht seinen Freunden in die Augen zu sehen, aus Angst er könnte dort deren Schmerz erkennen, von dem er fürchtete, dass er dort sein würde.

Das Narbengesicht hatte ihm versprochen sich während seiner Einzelhaft mit seinen Freunden zu vergnügen und er hatte sein Versprechen eingehalten. Erst war es Riley, einen Tag später war es Gunn und danach war es Xander. Wesley hatte das Glück, dass sich niemand für ihn interessierte, weil er nicht so hübsch wie die Anderen war und ständig weinte.

Riley, Gunn und Xander hatten nun eine ziemlich genaue Vorstellung von dem was Spike die letzten Wochen durchmachen musste. Auch wenn es sehr schlimm war, was sie erleben mussten, so war ihnen klar, dass Spike weitaus schlimmeres erlebt haben musste, da er so tun musste, als ob er es gewollt hätte, damit sie ihn statt der Anderen nahmen. Sie waren froh, dass er wieder bei ihnen war und fühlten sich gleichzeitig schuldig, weil er sich stets für sie geopfert hatte.

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Nikolais Mutter zeigte ihrem Neffen den Brief, den der kleine Nikolai gefunden hatte. Der Wärter aus dem Gefängnis erkannte den Brief von Spike wieder und nahm sich vor ihn noch am selben Abend an der Poststelle abzugeben.

Er machte sich auf den Weg zur Poststelle, traf dabei jedoch auf ein paar Freunde und ließ sich überreden vorher mit ihnen in ein altes Wirtshaus zu gehen, um mit ihnen gemeinsam einen zu trinken. Der Wärter hatte am nächsten Tag keinen Dienst, weshalb er zustimmte und mit ihnen mitging.

Der Abend war vergnüglich und der Wärter trank einen Wodka nach dem anderem, bis er schließlich betrunken war. Seine Freunde halfen ihm auf dem Weg nach Hause, wo er seinen Rausch ausschlief.

Niemand bemerkte, dass noch im Wirtshaus etwas aus seiner Jake und unter die Sitzbank fiel.

Als am nächsten Morgen der Wärter mit einem Brummschädel erwachte, überprüfte er seine Finanzen, da er nicht mehr genau wusste, wie viel Geld er versoffen hatte. Ihm fiel nicht einmal auf, dass der Brief verschwunden war.

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Angel stand resigniert am Fenster und überblickte das rege Nachtleben von Los Angeles. Er hatte die Suche zwar noch nicht gänzlich aufgegeben, doch er ahnte, dass etwas Schlimmes passiert war und er Spike vielleicht nie wieder sehen würde.

„Angel?" fragte eine weibliche Stimme.

Es war fast schon ein Ritual, dass Buffy am Abend, bevor sie das Büro verließ, zu Angel kam und ihn ein letztes Mal nach Neuigkeiten fragte. Und wie jeden Abend schüttelte er nur traurig den Kopf.

Ein halbes Jahr war es nun schon her, dass Buffy Riley und ihren Bruder das letzte Mal lebend gesehen hatte. Sie verfluchte den Tag, an dem sie diese idiotische Reise angetreten hatten und hoffte inständig auf irgendein Lebenszeichen.

Traurig blieb sie in der Tür stehen und sah eine Weile auf Angel, wie er stumm aus dem Fenster starrte.

Cordelia, die Sekretärin von Angel, kam plötzlich hereingestürmt und verkündete vergnügt: „OK, ihr Lieben. Ich mach jetzt meinen wohlverdienten Feierabend. Bis Morgen. Ach und Angel, bevor ich’s vergesse, heute Morgen war ein komischer Brief bei der Post. Ich konnte ihn nicht lesen. Sah aus wie ägyptische Hieroglyphen oder vielleicht war es auch griechisch? Keine Ahnung. Ich hab ihn dir in die Postmappe gelegt. Bis Morgen!"

Angel brauchte eine Weile, bis Cordelias Worte zu ihm durchdrangen, doch dann stürzte er wie von der Tarantel gestochen zu seinem Schreibtisch und suchte nach dem Brief, den eine Wirtsfrau vor ein paar Tagen losgeschickt hatte, nachdem sie ihn unter einer ihrer Sitzbänke gefunden und den traurigen Inhalt gelesen hatte.

Mit zitternden Händen hob er das alte Stück Papier und konnte vor Aufregung kaum entziffern was darauf geschrieben stand. Buffy bemerkte seinen Aufregung, eilte voller Hoffnung an den Schreibtisch und fragte: „Ist er von ihnen?"

„Sekunde", bat Angel, da er die schlechte Schrift nicht gleich entziffern konnte.

Doch als er den Brief endlich bis zu Ende gelesen hatte, wusste er sicher, dass er von Spike war. Zu Buffy sagte er als Antwort nur: „Pack deine Sachen. Wir fliegen noch heute nach Russland!"

Buffy überlegte nicht lange und verließ sofort das Büro, um schnellstens ein paar Sachen zu packen.

Angel klemmte sich ans Telefon und buchte sofort einen Flug für sich und Buffy. Er rief auch seinen Freund im Senat an und berichtete ihm von den Neuigkeiten. Er bat ihn, erneut in der Botschaft anzurufen und die Leute dort zu informieren, was dieser ihm zusicherte zu tun.

Bevor er das Büro verließ, um ebenfalls ein paar Sachen zusammenzupacken, las er sich den Brief ein zweites Mal durch. Für einen Außenstehenden wäre er wohl vollkommen harmlos gewesen, doch Angel wusste, dass Spike in großen Schwierigkeiten saß.

Angel,

Mütterchen Russland ist ein sehr schönes Land. Doch ich wünschte ich hätte dich nie verlassen.

Ich vermisse dich so sehr, dass es mir wehtut. Ich fühle mich, als wäre ich eingesperrt in einer kleinen Zelle, von der aus ich nur die Schrecken des Krieges sehen kann.

Doch bald öffne ich meine Augen, um in deinen Armen zu erwachen.

In ewiger Liebe und Treue

Spike

 

Angel wusste, dass Spike ihn nicht wirklich liebte. Spike war ein schlaues Kerlchen und hatte den Brief aussehen lassen, als sei es ein Liebesbrief an eine Frau. Er beschrieb den Ort, an dem er sich befand und deutete daraufhin, dass er irgendwo gefangen gehalten wurde. Angel stutzte bei dem Begriff „Schrecken des Krieges", bis ihm die Erleuchtung kam. Die Jungs mussten in einem Militärgefängnis sein, was auch erklärte, weshalb die amerikanische Botschaft nichts über deren Verbleib in Erfahrung bringen konnte. Natürlich haben sie nur die staatlichen Gefängnisse überprüft.

Rasch rief er ein zweites Mal bei seinem Bekannten im Senat an und erzählte ihm von seiner Vermutung, dass die Jungs in einem Militärgefängnis wären.

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Kaum waren Angel und Buffy in Russland angekommen, erhielt Angel einen Anruf von seinem Freund. Dieser berichtete ihm von einem Vorfall vor etwa einem halben Jahr, wobei fünf junge Amerikaner vor ein russisches Gericht vorgeführt wurden und wegen mutwilliger Zerstörung von Militäreigentum zu zehn Jahren Haft verurteilt wurden.

Er berichtete weiter, dass sich die amerikanische Botschaft in Russland bereits eingeschaltet hätte, weil eine solche Verhandlung laut den vereinbarten Bestimmungen nicht zulässig gewesen wäre. Angel sollte sich dort melden, da sie bereits erste Schritte veranlasst hätten um die fünf jungen Männer aus der Haft zu befreien.

Unverzüglich machten sich Angel und Buffy auf den Weg in die Botschaft. Es war früh am Morgen und sie kamen bereits vor den öffentlichen Zeiten an. Dort erfuhren sie endlich in welchem Gefängnis Spike und seine Freunde inhaftiert waren. Noch am selben Tag erwirkte die Botschaft eine Genehmigung, die es Angel und Buffy ermöglichte die fünf Jungs zu besuchen.

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Einer der Wärter trat zu den Jungs in die Zelle und befahl Spike, dass er mitkommen sollte. Spike sprang sofort von seinem Platz auf und folgte dem Wärter ohne zu zögern. Er dachte, dass ihn eine neue Runde „Spaß" erwarten würde und wollte nicht riskieren, dass der Wärter statt ihm einen seiner Freunde nehmen würde, wenn er nicht freiwillig mitging.

Die Anderen schauten mit aufrichtigem Mitgefühl zu wie Spike hinausgeführt wurde. Sie waren froh, dass nicht sie es waren, die gerufen wurden und fühlten sich gleichzeitig schuldig, dass es Spike war, den es traf.

Spike wurde diesmal über andere Gänge wie sonst üblich geführt und er fragte sich, was ihn diesmal erwarten würde. Der Wärter schob ihn in einen kleinen Raum und als Spike die beiden Menschen darin erkannte, glaubte er zu träumen.

Angel und Buffy warteten bereits sehnsüchtig auf ihn. Als Buffy ihren Bruder erblickte, stürmte sie überglücklich auf ihn zu und drückte ihn fest an sich. Spike erwiderte die feste Umarmung seiner Schwester, während er über ihre Schulter zu Angel blickte, der mit Tränen in den Augen und seiner typisch besorgten Miene wie angewurzelt in dem sonst leeren Raum stand. Spike hätte nie gedacht, dass er sich einmal über genau diesen Gesichtsausdruck freuen würde.

Buffy löste sich nur ein kleines Stück aus ihrer Umarmung, um ihren Bruder ins Gesicht zu sehen, ihm dort einen schnellen Kuss auf die Lippen zu drücken und ihn anschließend wieder an sich zu drücken.

„Ich hatte solche Angst um dich! Ich bin so froh, dass es dir gut geht!" meinte sie erleichtert. Bei ihrer Erwähnung, dass es ihm gut ginge, drückte Spike die Augen fest zu, um sich nicht anmerken zu lassen, dass es ihm ganz und gar nicht gut ging. Angel bemerkte diese kleine Reaktion und ahnte etwas. Jedoch vermied er etwas dazu zu sagen. Stattdessen trat er endlich näher und legte Spike eine freundschaftliche Hand auf die Schulter.

Spike war mehr als froh Angel hier zu sehen, weshalb er sich mit einem kleinen Küsschen von seiner Schwester löste und sich in Angels Arme floh. Genauso, wie er eben seine Schwester gehalten hatte, drückte er sich fest an die Brust seines Freundes.

„Ich wusste, dass du mich finden würdest", waren schließlich die ersten Worte, die Spike schaffte über seine Lippen zu bringen, ohne den drohenden Tränen freien Lauf zu lassen.

Angel war erleichtert Spike lebendig in seinen Armen fühlen zu können. Es gab viele einsame Nächte, in denen sich Angel nach genau dieser Umarmung gesehnt hatte. Und auch jetzt wurde Angels Körper von einer Welle gemischter Gefühle durchflutet, aber hätte er gewusst, um welchen Preis er diese Umarmung bekommen würde, hätte er niemals darum gebeten.

Er brauchte ihm kein zweites Mal ins Gesicht zu blicken, um zu bemerken, dass Spike viel dünner geworden war. Auch die Narbe über seinem Auge war neu. Allein die Art wie Spike sich bewegte und wie er sich schier verzweifelt an seinen Körper krallte, ließen Angel erahnen, dass Spike hier eine schlimme Zeit durchlebt haben musste.

Sie hatten nicht viel Zeit. Die Wärter hatten Angel und Buffy nur wenige Minuten zugesprochen. Und auch nicht, wie angenommen, mit allen fünf Jungs, sondern nur mit einem von ihnen. Deshalb musste Angel, so Leid es ihm tat, Spike wieder von sich drücken. Es gab einige Fragen, auf die er eine Antwort suchte und die er mit Spikes Hilfe hoffte zu finden.

Angel blickte Spike tief in seine blauen Augen, hielt in an beiden Schultern fest und bat ihn eindringlich ihm so genau wie möglich alles zu erzählen, was vorgefallen war. Es war schon zu lange her und Spike hatte längst versucht dieses schreckliche Erlebnis zu verdrängen, weshalb er nur sehr langsam berichtete. Buffy und Angel versuchten sich jede Einzelheit seines Berichts genau einzuprägen.

Er berichtete von dem Fabrikgebäude, von der offenen Tür, dem Soldaten, der sie dort gefunden hatte und von der Maschine, die sich dann in Bewegung gesetzt hatte. Er war noch nicht mit seinem Bericht fertig, als die Türe wieder aufging und einige der Wächter herein traten.

„Einen Moment noch!" bat Angel auf Russisch und deutete den Wärtern noch zu warten, doch diese dachten gar nicht daran zu warten und befahlen, dass Spike sofort wieder mit ihnen mitgehen sollte.

Spike versuchte verzweifelt den Rest der Geschichte zu erzählen. Er versuchte sich an all die Einzelheiten zu erinnern, die an diesem Tag vorgefallen waren, doch er kam nicht dazu weiterzusprechen. Einer der Wärter packte ihn grob an der Schulter und zog ihn von Angel und Buffy weg.

„Lass mich los!" protestierte Spike in seiner eigenen Muttersprache und riss seinen Oberkörper von der Hand des Wärters. Dieser schimpfte daraufhin auf und schlug Spike mit dem Gewehrrücken ins Gesicht.

Buffy sprang entsetzt zurück, riss erschrocken die Augen auf und starrte mit Schrecken auf ihren Bruder. Angel wurde wütend und begann auf den Wärter loszugehen, doch er kam nicht weit, da mehrere Wärter im Raum waren und diese ihn sofort aufhielten und zurückdrängten. Angel schimpfte und beschwerte sich wütend.

Spike hatte den Schlag relativ gut überstanden. Er war es bereits gewöhnt gelegentlich einen Gewehrrücken ins Gesicht zu bekommen und kannte diesen Schmerz sehr gut. Er bereute es nicht sich gegen den Wärter aufgelehnt zu haben, bis er bemerkte, wie Angel sich darüber aufregte und kurz davor war ziemlichen Ärger zu bekommen.

Um Angel vor Schwierigkeiten zu bewahren, trat er zu dem Wächter und bat ihm um Verzeihung. Erst jetzt merkte Spike, dass es das Narbengesicht war, vor dem er nun stand und ihn anbettelte seine Männer zurückzuziehen. Spike versprach ihm alles zu tun und besonders artig zu sein, wenn er Angel und seine Schwester in Ruhe ließe.

Angel verstand sehr gut, was Spike zu dem Wärter sagte und konnte kaum glauben wie unterwürfig dieser sich zeigte. „Spike? Was tust du da?" rief er ihm entsetzt zu, während er sich weiter gegen die vielen Hände wehrte, die versuchten ihn aus der Zelle zu schieben.

„Geht jetzt, bitte! Los, verschwindet von hier. Bitte!" bat ihn Spike mit flehendem Blick, worauf Angel seinen Widerstand aufgab und sich hinausschieben ließ.

Mit vor Wut geballten Fäusten verließ Angel zusammen mit Buffy das Militärgefängnis. Er schwor alles zu tun, damit er Spike aus dieser Hölle herausholen konnte.

#+#+#+#

Als das Narbengesicht sich diesmal in den wehrlosen Körper unter ihm vergrub und seinen Orgasmus hinausstöhnte, merkte es Spike kaum, da er mit seinen Gedanken fest bei Angel war. Er hätte niemals gedacht, dass er sich einmal so freuen würde seinen Freund zu sehen. Und nun empfand er genau diesen kurzen Moment als den bisher glücklichsten in seinem Leben. Spike wusste, dass Angel und Buffy nicht eher ruhen würden, bis sie ihn hier herausholen könnten.

Er war sich der Liebe, die Angel für ihn empfand, durchaus bewusst und obwohl er nie an Männern interessiert war und er im Moment nichts anderes verabscheuungswürdiger fand als Sex mit solchen, fühlte er eine tiefe Zuneigung zu ihm und betete insgeheim, dass Angel ihn sehr bald hier rausholen kommen würde.

Das Fallen eines Päckchen Zigaretten, welches direkt neben Spikes Gesicht auf dem kalten Steinboden landete, erinnerte ihn daran, wo er sich gerade befand und das er es für diesmal überstanden hatte. Er griff es sich rasch, erhob sich von seinen Knien und schob sich die schmutze Leinenhose von seinen Knöcheln wieder nach oben.

Die Wärter achteten kaum noch auf ihn, denn sie wussten, dass er artig mit ihnen mitgehen würde. Statt mit hängenden Schultern, wie sonst, folgte er den Wärtern diesmal mit erhobenem Kopf und war auf die Gesichter der Anderen gespannt, wenn sie erfuhren wer da gewesen war.

Die Wärter schoben ihn zurück in seine Zelle. Seine Freunde sahen das Päckchen in Spikes Hand und wussten allzu gut, wofür er es bekommen hatte. Doch das freudige Strahlen in seinen blauen Augen irritierte sie ein wenig. Seit einem halben Jahr hatten sie dieses Strahlen nicht mehr an ihm gesehen.

„Was ist passiert?" fragte Xander schließlich.

„Buffy und Angel sind hier", erzählte Spike mit einem Lächeln im Gesicht, das das schönste Lächeln war, das die Freunde seit einer Ewigkeit gesehen hatten. Überglücklich über diese Nachricht, fielen sich die Jungs gegenseitig in die Arme und forderten Spike auf, alles genau zu erzählen. Also erzählte Spike alles ganz genau.

#+#+#+#

Riley trat zu Spike ans Bett, während dieser oben auf seinem Platz saß und eine seiner Zigaretten rauchte.

„Hat Buffy etwas wegen mir gesagt?" fragte Riley hoffnungsvoll.

„Yeah, sie hat gefragt wie es dir geht und ich soll dir ausrichten, dass sie dich liebt", erwiderte Spike mit einem frechen Grinsen. Es war zwar nicht die ganze Wahrheit, aber Spike wusste, dass seine Schwester Riley sehr liebte und er war sich sicher das, wenn die Besuchszeit nur etwas länger gewesen wäre, sie ihm genau das gesagt hätte.

Daraufhin lächelte Riley glücklich. Nach einer Weile fügte er hinzu: „Angel ist deinetwegen hier, nicht wahr?"

„Yeah", antwortet Spike knapp.

„Schon komisch. Früher konnte ich den Kerl nie leiden, weil er ’ne Schwuchtel ist, doch jetzt bin ich wirklich froh darum", äußerte sich Riley.

Spike seufzte und antwortet mit einem nachdenklichen Nicken.

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Teil 4

Seit Angels und Buffys Besuch im Gefängnis, investierte Angel alle Zeit und alles Geld, was ihm zur Verfügung stand, um den Fall neu zu recherchieren. In enger Zusammenarbeit mit der amerikanischen Botschaft erwirkte er die nötigen Genehmigungen, um das alte Fabrikgelände betreten zu dürfen.

Er untersuchte das ganze Gelände. Er interviewte sämtliche Einwohner dieser Gegend. Er verbrachte Tage und Nächte damit die ihm zur Verfügung gestellten Unterlagen der Verhandlung zu studieren. Er suchte verzweifelt nach einer Lösung, wie er Spike und die Jungs so schnell wie möglich aus dieser Hölle befreien konnte.

Es vergingen Tage und er kam zu keinem Ergebnis. Er hatte versucht einen neuen Besuchstermin zu bekommen, doch wegen des Zwischenfalls, gestattete das Militärgefängnis keine zwei Besucher mehr. Da Buffy sich sehr große Sorgen machte, organisierte er, dass wenigstens sie Spike besuchen durfte.

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Spike war glücklich seine Schwester wiederzusehen. Es war zwei Wochen her, dass Angel und Buffy bei ihm waren und er hatte schon geglaubt, dass er sich alles nur eingebildet hatte. Er fühlte eine leichte Enttäuschung, als ihm klar wurde, dass Angel diesmal nicht dabei war. Doch er verdrängte dieses Gefühl rasch, da er Buffy wichtige Dinge mitzuteilen hatte.

Zusammen mit seinen Freunden hatte er sich bemüht jede nur erdenkliche Einzelheit, die von Interesse gewesen sein konnte, zusammenzufassen. All diese Einzelheiten erzählte er ihr nun so rasch und so genau wie möglich.

Er erzählte wie genau es zustande kam, dass die Maschine in Bewegung geriet. Er erzählte, dass Wesley vermutete, dass es eine Munitionsfabrik gewesen war, dass Gunn durch das Fenster jemanden gesehen hatte und das sofort eine Menge Soldaten dort gewesen waren, die sie verhaftet hatten.

Buffy prägte sich alles genau ein und wiederholte es, um auch bestimmt nichts davon zu vergessen.

Als alles Wichtige gesagt worden war, trat Spike erleichtert an ein vergittertes Fenster, das den Blick auf den Hof freigab, wo seine Freunde gerade ihre täglichen Runden drehten.

Buffy bemerkte den verlorenen Blick, den ihr Bruder nun hatte, und wollte ihm so gerne helfen. Sie trat von hinten an ihn heran und legte ihre Arme um seinen schmalen Körper, so wie sie es früher schon oft getan hatte, als sie noch zwei glückliche, sich gelegentlich neckende, Zwillingsgeschwister waren.

Spike war mit den Gedanken gerade bei seinen Freunden und als er spürte, wie sch ein Körper an seinen Rücken und seinen wunden Hintern presste, zischte er erschrocken auf und drehte sich mit abwehrenden Händen um. Buffy erschrak über diese heftige Reaktion und wollte wissen was los war. Sie fragte ihn, ob sie etwas Falsches getan hätte, doch er schüttelte nur hektisch den Kopf und versicherte ihr rasch, dass alles in Ordnung sei und sie sich keine Sorgen um ihn machen sollte.

Sie war mit dieser Antwort nicht zufrieden, erhielt jedoch keine Gelegenheit weiterzufragen, da die Wärter bereits den Raum betraten und das Ende der Besuchszeit mitteilten. Damit es nicht wieder zu Ärger kommen konnte, ging Spike sofort mit ihnen mit und verabschiedete sich von seiner Schwester nur noch mit einem schwachen Winken.

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Vollkommen aufgelöst, berichtete Buffy genau, was alles während ihrer Besuchszeit im Gefängnis passiert war. Sie erzählte Angel alle Einzelheiten, von denen Spike wollte, dass sie es ihm sagen würde. Sie erzählte von Spikes heftiger Reaktion und dass sie ihm nicht glaubte, als er sagte, dass alles in Ordnung wäre. Sie hatte das deutliche Gefühl, dass Spike versucht hatte etwas vor ihr zu verbergen.

Angel erinnerte sich an Spikes Blick, als Buffy ihn umarmt hatte und glücklich erwähnt hatte wie froh sie war, dass es ihm gut ginge. Zusammen mit der Erzählung von Buffy braute sich eine schreckliche Ahnung in ihm zusammen, die er Buffy jedoch auf keinen Fall sagen konnte.

Er beruhigte sie und versicherte ihr, dass alles sehr bald wieder gut werden würde.

#+#+#+#

Weitere zwei Wochen vergingen und Angel konnte bereits einige Dinge in Erfahrung bringen. Doch es war nicht genug, um die Jungs mit Hilfe einer erneuten Gerichtsverhandlung freizubekommen. Er drängte das Konsulat irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen, die eine Auslieferung der Jungs erwirken könnte. Zusammen mit Buffy arbeiten er Tag und Nacht an dem Fall.

Er erhielt die Erlaubnis Spike noch mal zu besuchen. Jedoch nur unter der ausdrücklichen Bedingung, dass es zu keinen Zwischenfällen kommen würde. Erst als Angel versicherte, dass er sich benehmen würde, erlaubte man ihm schließlich Spike zu besuchen.

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Spike lächelte bereits, als man ihn wieder den Gang hinunterführte, wo er vor genau zwei Wochen Buffy gesehen hatte. Als man ihm die Tür zu dem Besuchsraum öffnete wusste er nicht, wen er mehr hoffte zu sehen. Angel oder Buffy?

Sein Lächeln wurde breiter, als er den gutaussehenden Mann im knielangen Mantel im Raum stehen sah.

„Hi Angel", grüßte er ihn glücklich.

Angel war nicht allein im Raum. Einer der Wärter stellte sicher, dass Angel sich an seine Zusage halten würde und behielt die Beiden genau im Auge.

„Hallo Spike", erwiderte Angel den Gruß mit einem prüfenden Blick. Er wollte Spike nicht fragen, ob seine Befürchtungen stimmten und wollte es im Grunde auch gar nicht genau wissen. Doch unbewusst tasteten seine Augen den Körper des Blonden, dessen wilde Locken mittlerweile schon fasst bis ans Kinn reichten, genau ab.

Dem prüfenden Blick ausweichend, strich sich Spike seine Haare aus dem Gesicht und stellte die Frage, die ihm auf der Seele brannte: „Wann holst du mich hier raus?"

Angels Blick verfinsterte sich und sein Herz schlug ihm plötzlich bis zum Hals, da er ihm so gerne eine Antwort darauf gegeben hätte. Doch er konnte es nicht.

Spike verstand auch ohne Antwort und ließ enttäuscht den Kopf hängen.

„Spike, hör zu, wir tun was wir können. Buffy und ich arbeiten Tag und Nacht daran euch hier rauszuholen", versuchte Angel die Situation aufzubessern.

„Yeah, sicher", antwortet Spike verbitterter, als er es wollte. Er wusste, dass Angel all seine Beziehung für ihn spielen ließ. Er wusste, dass er und Buffy alles in ihrer Macht stehende taten um ihnen zu helfen. Doch was half es ihm, wenn er noch immer hier bleiben musste und noch immer jeden Tag von diesen dreckigen widerwärtigen Wärtern angefasst wurde?

„Es tut mir Leid", erwiderte Angel traurig darüber, dass er ihm keine bessere Nachricht bringen konnte.

Spike blickte zu seinem Freund auf und bekam ein schlechtes Gewissen. Angel tat so viel für ihn und anstatt ihm dafür zu danken, hatte er diesen verbitterten Kommentar losgelassen. Er trat zu Angel und meinte: „Hey, es ist nicht deine Schuld, dass wir hier festsitzen, OK? Es war allein meine verrückte Idee. Und ich bin dir dankbar, dass du versuchst uns zu helfen. Danke." Die letzen Worte flüsterte er beinahe, sodass Angel ihn am liebsten fest an sich gedrückt hätte, um all den Schmerz aus seinen Worten zu vertreiben.

Er legte ihm stattdessen seine freundschaftliche Hand an Spikes Hals und strich mit seinem Daumen ganz leicht über seine Wange. Angel erschrak beinahe, als Spike sich an seine Brust stürzte und sich fest an ihn drückte. Er schloss seine Arme um den schmalen Körper und schenkte Spike ein paar kurze Momente der Sicherheit und Geborgenheit.

Zu gern wäre er einfach nur so stehen geblieben und hätte Spike weiter im Arm gehalten, doch er hatte dringende Fragen zu klären, bevor die Besuchszeit zu Ende wäre.

Er drückte Spike sanft von sich und meinte: „Ich brauch noch ein paar dringende Informationen. Kannst du mir genau beschreiben, welches der Fabrikgebäude ihr betreten hattet?"

„Ja, es war…" wollte Spike sofort erklären, doch Angel unterbrach ihn mit „Warte" und einer kurzen Handbewegung. Er holte ein Stück Papier aus der Innentasche seines Mantels hervor. Anhand der vielen Befragungen der Anwohner und dem zerstörten Fabrikgelände hatte Angel eine grobe Skizze erstellt, die er Spike zeigte.

Spike brauchte eine Weile, bis er sich auf der Skizze orientiert hatte und deutete dann überzeugt auf eines der Gebäude.

„Bist du sicher, dass es dieses hier war?" fragte Angel nach.

„Absolut sicher", bestätigte ihm Spike.

Angels Blick zerknirschte sich und er begann zu überlegen. Das Gebäude, das Spike ihm gezeigt hatte, konnte unmöglich das Eine gewesen sein, von dem die Explosion ausgegangen war, denn es war nur halb zerstört worden. Der Ursprung der Explosion musste viel weiter südlich auf dem Fabrikgelände gewesen sein.

„Ist das gut oder schlecht?" unterbrach Spike Angels Gedankengänge mit unsicherer Stimme.

„Ich weiß nicht. Gut glaube ich", antwortete Angel und lächelte ihn warm an. Spike spürte wie ein Teil seiner Anspannung von ihm wich und erwiderte das sanfte Lächeln.

„OK, gibt’s noch was, das du wissen musst?" fragte Spike erwartungsvoll.

Angel hatte sonst keine wichtigen Fragen und gerade die Eine, die er noch hatte, wollte er eigentlich nicht stellen, doch als Spike auf eine Erwiderung wartete, bewegte sich sein Mund wie von selbst und er fragte: „Diese Leute hier, behandeln sie euch gut? Hat dich hier jemand… verletzt?"

Spike zwang seine drohenden Tränen zurück. Er konnte das mittlerweile sehr gut, weil wenn man etwas täglich übt, man eines Tages Meister darin wird. Doch Spikes Blick verriet Angel mehr als deutlich, dass er mit seiner Vermutung Recht hatte.

„Oh mein Gott", flüsterte Angel mehr zu sich selbst. Er wollte Spike wieder zu sich in eine sichere Umarmung ziehen, doch als er einen Schritt nach vorn trat, wich Spike unbewusst zurück.

„Es ist OK. Es ist nicht so schlimm", log Spike, um Angel zu beruhigen. Er fürchtete, dass Angel wieder wütend werden könnte und er dann keine Erlaubnis mehr bekäme ihn zu besuchen.

„Du lügst", stellte Angel sofort fest und kochte innerlich bereits vor Wut auf das Schwein, das gewagt hatte Spike anzufassen.

„Bitte, mach es mir nicht noch schwerer", bat Spike mit bittenden Augen.

„Ich werde dich hier rausholen! Das verspreche ich dir. Ich bring dich wieder nach Hause und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Versprich mir, dass du daran glauben wirst. Versprich, dass du durchhältst. Ich lasse dich nicht im Stich!" redete Angel auf ihn ein.

Bei diesem eindringlichen Versprechen konnte Spike es nicht weiter verhindern, dass eine einzelne Träne über seine Wange rollte, die er rasch mit dem Handrücken wegwischte.

Die Türe zum Besuchsraum öffnete sich und die Beiden wussten, dass ihre Zeit zu Ende war. „Ich verspreche es", meinte Spike noch, bevor er zu dem Wärter in der Tür schritt, um den Raum zu verlassen.

Angel sah ihm nach und kämpfte mit seiner Fassung.

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Mit Hilfe der neuen Informationen forschte Angel weiter. Er versprach einigen Leuten gutes Geld, wenn sie ihm mehr über Geschehnisse von damals berichten würden. Es kostete ihn schließlich ein kleines Vermögen, doch am Ende wusste er endlich wie es zu alledem kommen konnte.

Er berichtete der amerikanischen Botschaft von den Ergebnissen seiner Forschungen. Diese war mehr als interessiert daran.

Angel hatte erfahren, dass dieses Gebäude der russischen Regierung schon lange ein Dorn im Auge war. Es war in der Tat eine alte Munitionsfabrik und teilweise sogar noch funktionsfähig gewesen. Das Militär hätte, laut geltenden Bestimmungen, öffentlich preisgeben müssen, wenn sie eine Sprengung veranlassten.

Um das ganze wie eine Art Attentat aussehen zu lassen, überredete einer der Offiziere den Richter die fünf Jungs für dieses Verbrechen zu verurteilen. Auf diese Weise konnte die russische Regierung vertuschen, dass die Sprengung durch sie selbst veranlasst worden war und sie vorher alle noch funktionsfähigen Maschinen von dem Fabrikgelände weggeschafft hatten. Laut dem öffentlichen Bericht wäre angeblich alles durch die Explosion zerstört worden.

Diese Erkenntnisse warfen neues Licht auf diesen Fall und Angel fasste neue Hoffnung, dass sie die Jungs sehr bald befreien konnten.

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Es kam zu keiner neuen Verhandlung. Es bedarf auch keine weiteren Genehmigungen mehr. Alles was notwendig war, war ein einziger Anruf durch das amerikanische Kriegsministerium und Angel erhielt die freudige Nachricht, dass Spike und seine Freunde noch in den nächsten zwölf Stunden auf freiem Fuß sein würden.

Angel verkniff sich einen bissigen Kommentar, warum das Ministerium nicht schon viel früher angerufen hatte. Denn schließlich hatten sie es endlich geschafft.

Als Buffy davon erfuhr, fiel sie Angel überglücklich um den Hals und jubelte erleichtert auf. Glückstränen liefen ihr über die Wange und sie konnte es nicht erwarten ihren Bruder und die Jungs endlich mit nach Hause zu holen.

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„Mitkommen!" befahl das Narbengesicht auf Russisch, was dank Spikes Unterricht alle deutlich verstehen konnten. Der Wärter deutete an, dass sie alle Fünf aus der Zelle treten sollten.

Spike schätzte innerlich die Tage wie lange es her war, dass Angel ihn zuletzt besucht hatte. Es waren weniger als zwei Wochen, weshalb er vermutete, dass dies nicht der Grund war, weshalb sie hinausgeführt wurden.

Für die tägliche Runde war es noch viel zu früh, also konnte dies auch nicht der Grund sein. Verunsichert folgten sie dem Wärter.

Dieser führte sie in den Raum, mit der Gitterwand an der einen Seite und dem Tisch auf der anderen. Dort händigte man ihnen die beiden Kartons aus, in denen bei ihrer Ankunft ihre Sachen verstaut worden waren.

„Sie lassen uns gehen!" stellte Wesley voller Hoffnung fest und begann eilig seine Sachen aus den Kartons zu suchen. Mit derselben Hoffnung erfüllt, begannen nun alle eifrig zu suchen und zogen sich rasch um. Alle, bis auf Spike, der sich Zeit ließ, seine Häftlingsklamotten auszuziehen. Jeder der anwesenden Wärter hatte ihn schon mehr als einmal nackt gesehen, weshalb er keinen Grund hatte sich zu schämen. Er ließ sich von Wesley seine schwarze Jeans reichen und zog diese in aller Ruhe an, um diesen Augenblick für immer in Erinnerung behalten zu können.

Er spürte die Blicke der Wärter auf seinem Rücken, doch in seinem Kopf hallten nur zwei sichere Worte: „Nie mehr!"

Mit dieser Sicherheit zog er sich sein schwarzes T-Shirt und sein rotes Hemd über. Mehr war nicht mehr da. Die Wärter hatten die Kartons durchsucht und bis auf die nötigste Kleidung alles Brauchbare gestohlen. Sämtliche Jacken und Kleinteile waren weg, darunter auch Spikes alter Ledermantel. Alles Geld und alle Schmuckstücke fehlten.

Wütend stieß Gunn den Karton von sich, worauf Riley und die Anderen ihn sofort zu beruhigen versuchten. So kurz vor dem ersehnten Ziel wollten sie keinen Ärger mehr bekommen. Gunn beruhigte sich schnell und blickte zur Tür, als ein uniformierter US-Soldat den Raum betrat.

Ihre Gesichter erhellten sich. Sie wollten bereits auf den US-Soldaten zustürmen und ihn willkommenheißen, als die russischen Wärter angespannt ihre Waffen auf sie richteten. Die Jungs erstarrten und hoben abwehrend die Hände.

Das Narbengesicht sprach auf Russisch zu Spike: „Sag deinen Freunden, sie sollen sich ruhig verhalten, sonst muss ich ihnen vorher noch eine Lektion erteilen, bevor ihr gehen dürft." Dabei grinste er Spike an und hob verschwörerisch seine Augenbraue.

Zu seinen Freunden gerichtet meinte Spike dann: „Haltet die Füße still. Das Arschloch lässt uns nicht raus, wenn wir uns ruhig nicht verhalten." Er lächelte dem Narbengesicht beschwichtigend zu und nickte dabei, während er ihn als Arschloch betitelte, da er von früheren Experimenten genau wusste, dass dieser ihn nicht verstehen würde.

Der US-Soldat verstand dies jedoch sehr gut und verkniff sich ein Grinsen, als er die fünf Pässe der Jungs überreicht bekam.

Ohne jeglichen Widerstand folgten die Jungs, umringt von einigen Wärtern des Militärgefängnisses, dem US-Soldaten.

Draußen im Hof stand ein kleiner Bus, zu dem die Jungs geführt wurden und in den sie dann rasch einstiegen.

Erst als der Bus durch das große Tor fuhr und das Gelände verließ, wagten es die Jungs ihre Freude freien Lauf zu lassen und fielen einander glücklich in die Arme.

Mit einem letzten Blick zurück sah Spike aus dem Fenster und ließ diesen schrecklichen Ort für immer hinter sich.

Der Fahrer des Kleinbusses lehnte sich kurz zurück und begrüßte die Freunde: „Hallo Jungs, habt ihr einen besonderen Wunsch, wo die Reise hingehen soll?"

„Nach Hause!" erwiderten alle, bis auf Spike, einstimmig.

„Hey Spike, alles klar bei dir?" fragte Riley besorgt.

„Yeah, sicher. Auf nach Hause", erwiderte Spike mit falscher Fröhlichkeit. Er würde erst froh sein, wenn er aus diesem Land draußen wäre.

Der Bus fuhr zum Flughafen, direkt vor einen Privatjet der US-Bundesregierung. Dort, vor der Treppe, warteten Angel und Buffy bereits sehnsüchtig auf die Ankunft der fünf jungen Männer.

Riley, Wesley, Gunn und Xander stürmten aus den Bus direkt auf Buffy und überfielen sie regelrecht mit Umarmungen und freudigen Begrüßungen. Sie kannten Angel kaum, weshalb sie vorerst nur auf Buffy achteten, die sie als Spikes lästige Zwillingsschwester kannten.

Spike gönnte seinen Freunden den Vortritt seine Schwester zu begrüßen und folgte ihnen in langsameren Schritten. Er trat schließlich zu Angel und blickte ihm dankbar ins Gesicht.

Angel war glücklich Spike wieder in Freiheit zu sehen und dies stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Er hätte alles für eine warme Umarmung getan, um Spike noch einmal nah an sich zu spüren, doch er wagte es nicht es zu versuchen und Spike machte auch keine Anstalten danach es zu wollen.

„Danke", war schließlich das einzige, was Spike über die Lippen kam, bevor Angel nun ebenfalls stürmisch von den Jungs überfallen wurde.

Die Flugbegleiter machten darauf aufmerksam, dass das Flugzeug gleich starten würde und alle stiegen rasch ein.

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Wesley, Gunn, Riley und Xander saßen sich im Flugzeug an einem kleinen Tisch gegenüber und stopften sich vergnügt alles Mögliche an amerikanischen Süßwaren in den Bauch.

Etwas weiter vorne auf einem Zweiersitzplatz saß Spike alleine und starrte stumm aus dem Fenster. Angel hatte vorhin schon versucht mit ihm zu reden, doch Spike hatte darum gebeten allein zu sein. Vorsichtig setzte sich Buffy zu ihm und lehnte sich sanft an seine Seite.

Spike blickte seufzend zu ihr und nahm ihr stilles Angebot von Gesellschaft an. Er lehnte sich an ihre Brust und ließ zu, dass sie ihre Arme in einer warmen Umarmung um ihn legte. Er rutschte schließlich weiter nach unten auf ihren Schoß und schloss seine Augen. Versuchte alles was geschehen war zu vergessen und einfach nur die Nähe seiner Schwester zu genießen. Sie strich ihm sanft durch sein langes lockiges Haar und merkte, wie sein Gewicht auf ihren Beinen schwerer wurde und er langsam einschlief.

Zwar hätte Riley Buffy auch gern bei sich gehabt, doch er wusste, dass Spike sie im Moment mehr brauchte als er.

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Teil 5

Zuhause am Heimatflughafen wurden Wesley, Xander und Gunn bereits sehnsüchtig von ihren Familienangehörigen erwartet.

Während der ganzen letzten Wochen hatte Angel alle Familien auf dem Laufenden gehalten und sie schließlich über alle Neuigkeiten informiert. Die Väter der drei Jungs kannten Angel sehr gut. Er war ein erfolgreicher und angesehener Geschäftsmann. Auch wussten sie, wie es um Angels sexuelle Neigung bestimmt war und hätten es früher eher vermieden mit ihm in näheren Kontakt zu treten, doch nachdem sie ihm nun die Rettung ihrer Söhne zu verdanken hatten, bedankten sie sich mit einem herzlichen Händedruck und einer kurzen männlichen Umarmung.

Zurück blieben nur noch Riley, Buffy, Spike und Angel. Rileys einzige Familie, zu der er hätte zurückkehren können, war hier bei ihm am Flughafen. Seine Eltern waren schon seit einigen Jahren tot.

Buffy schmiegte sich liebevoll an Rileys Seite und gab ihm von unten herauf einen kleinen Kuss. Spike vermutete, dass die beiden viel nachholen wollten und hatte auch volles Verständnis für das Paar. Er nahm an, dass Buffy mit zu Riley in seine Wohnung fahren würde und fragte deshalb zu Angel gerichtet: „Würde es dir was ausmachen, mich nach Hause zu fahren?"

Spike war zuerst irritiert über den traurigen Blick, denn Angel ihm daraufhin zuwarf, doch er verstand sehr schnell, als Buffy ihm noch etwas wichtiges erklärte: „Äh Spike, wir können nicht mehr zu uns nach Hause. Wir haben unsere Wohnung verloren. Angel war so freundlich und ließ alle unsere Sachen zu ihm bringen. Ich dachte ich bleibe vorerst bei Riley, bis wir eine neue Wohnung gefunden haben und du kannst solange bei Angel wohnen. Natürlich nur, wenn du das auch möchtest?"

Unsicher wartete sie auf eine Reaktion ihres Bruders. Angel vermied es, dazu etwas zu sagen. Er wollte Spike zu nichts drängen, auch wenn er Spike natürlich sehr gerne bei sich gehabt hätte.

Spike zuckte die Schultern und meinte erstaunlich gelassen: „Na gut, dann eben auf zu Angel."

Angel konnte sein erfreutes Grinsen nicht verbergen.

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Schon öfter war Spike hier in dieser Wohnung gewesen. Immer dann, wenn er Angels Zuneigung schamlos ausgenutzt hatte um sich etwas Geld zu borgen, von dem er nie einen einzigen Cent zurückgezahlt hatte. Er fühlte sich unwohl nun hier zu sein. Hier bei dem Mann, von dem er wusste dass dieser ihn liebte und der ihn aus der schlimmsten Hölle befreit hatte.

Angel stellte zufrieden fest, dass Cordelia während seiner Abwesenheit alles so arrangiert hatte, wie er es gewollt hatte. Sie ließ eines der Zimmer mit Spikes Sachen einrichten und war umsichtig genug einen eigenen Fernseher mit ins Zimmer zu stellen.

Ziemlich nervös präsentierte Angel Spike sein neues Zimmer. Zögernd betrat Spike den Raum, der gut dreimal größer war, als die Zelle, in der er die letzten Monate mit vier weiteren Personen verbracht hatte. Es war freundlich eingerichtet, doch trotzdem wirkte es fremd. Spike wäre viel lieber Zuhause in seinem alten Zimmer, auch wenn dies nicht so groß und auch nicht so schön gewesen war.

Angel erkannte Spikes Zurückhaltung und konnte gut verstehen, dass selbst das besteingerichtete Zimmer ein vertrautes Zuhause nicht ersetzen konnte. Er hoffte nur, dass Spike sich einigermaßen einleben würde, bis Buffy und Spike eine neue Wohnung finden würden.

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Bis zum nächsten Semester half Spike in Angels Büro aus. Ganz anders als sonst, bemühte er sich jedoch sehr in seiner Arbeit und zeigte sich überall hilfsbereit. Die Angestellten, die Spike sonst als faulen Nichtsnutz kannten, waren angenehm überrascht. Und auch Angel stellte erfreut fest, dass Spike sich wirklich Mühe gab und seine Sache sehr gut machte.

Spike erfuhr durch Zufall, dass es Angels Firma sehr schlecht ging. Angel hatte alle offenen Mittel verwendet, um Spike und die Jungs nach Hause zu bringen. Er hatte sich dadurch hochverschuldet und die Firma lief Gefahr Pleite zu gehen.

Spike fühlte sich schuldig. Angel hatte soviel für ihn getan und sogar die Existenz seiner Firma aufs Spiel gesetzt und alles was er tun konnte, um es wieder gut zu machen, war hier im Büro auszuhelfen und die Hauspost verteilen.

Obwohl er schon längst mit dem Bus hätte heimfahren können, hatte Spike es sich angewöhnt auf Angel zu warten, der von allen Angestellten am längsten im Büro blieb. Vor allem da es im Moment so schlecht um die Firma stand und er all seine Energien darin investierte sie zu retten.

Tief in seine Papiere verstrickt, saß Angel an seinem Schreibtisch und bemerkte nicht wie Spike vorsichtig das Büro betrat.

„Soll ich dir ’ne Tasse Kaffee bringen?" fragte Spike. Er schämte sich fast, dass es nicht mehr war, dass er ihm hätte bringen können.

Angel blickte von seinen Papieren auf und lächelte freundlich, als er Spike vor seinem Schreibtisch stehen sah. „Nein danke. Wie spät ist es? Willst du nicht nach Hause fahren?"

Spike schüttelte den Kopf und meinte sorglos: „Ich bleib lieber hier und warte, bis du fertig bist. Ich hasse diese öffentlichen Verkehrsmittel. Ich finde bestimmt noch etwas zu tun."

Davon war Angel überzeugt. Er lächelte und fragte: „Warum benutzt du dann nicht das Auto, dass ich dir zur Verfügung gestellt habe?"

Spike druckste um die Antwort herum und meinte dann: „Du hast schon so viel für mich getan, dass es bereits mehr ist, als ich dir je zurückgeben kann."

„Es ist nur ein Auto. Und es ist auch nur geliehen", lenkte Angel ein.

„Es geht nicht um das Auto."

„Ich weiß. Doch es gibt nichts, das du mir schuldest. Ich habe das alles getan, weil ich es wollte. Ich erwarte von dir keinerlei Gegenleistung", betonte Angel sanft, aber ausdrücklich.

„OK", erwiderte Spike leise, da er nicht wusste was er sonst sagen sollte.

„Gut. Und jetzt fahr nach Hause. Du hast dir den Feierabend schon längst verdient", meinte Angel mahnend und warf ihm den Schlüssel für seinen eigenen Wagen hin.

Spike fing den Schlüssel mit einem frechen Grinsen. Es war eine Sache auf Angels Leihwagen zu verzichten, doch eine ganz andere auf den tollen Sportwagen zu verzichten, den Angel sein eigen nannte. Mit Vorfreude war er auf die Leistung des Wagens gespannt.

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Spike lag wach in seinem Zimmer und starrte an die Zimmerdecke. Es war schon spät. Angel war vor etwa einer Stunde mit dem Taxi heimgekommen und hatte sich bei ihm entschuldigt, weil er so müde war.

Eigentlich wollte Spike schon längst schlafen, doch er konnte nicht. Er fand keine Ruhe. Er musste an all das denken, was Angel für ihn getan hatte, ohne jemals auch nur die geringste Gegenleistung zu fordern.

Er wusste was Angel von ihm gewollt hätte. Er wusste, dass Angel ihn liebte und dieser beinahe alles für ihn getan hätte. Was er mehr als deutlich bewiesen hatte.

Spike sah plötzlich eine Möglichkeit sich bei Angel erkenntlich zu zeigen. Auch wenn er sich geschworen hatte nie mehr einen Mann an sich ranzulassen, so schien dies ein geringes Opfer im Vergleich zu den Dingen, die Angel für ihn riskiert hatte. Er nahm sich vor Angel zu zeigen, wie dankbar er wirklich war.

Vollkommen nackt schlich er sich zu Angel ins Schlafzimmer. Angel schlief tief und fest und merkte nicht wie Spike zu ihm unter die Bettdecke schlüpfte. Spike rutschte vorsichtig an Angels Körper hinunter und stellte erleichtert fest, dass Angel ebenfalls nackt war, wodurch er nicht das Risiko eingehen musste ihn zu früh zu wecken.

Er wollte ihn überraschen und begann vorsichtig Angels Glied mit seiner Hand zu stimulieren. Angel stöhnte leise, schlief aber weiter. Halbsteif nahm Spike ihn mit dem Mund auf und begann zu saugen.

Angels Stöhnen wurde lauter. Er träumte von Spike. Es war ein ziemlich erregender Traum, wie er ihn schon sehr oft erlegt hatte. Doch diesmal war der Traum nicht nur erregend, sondern auch noch verdammt real.

Er brauchte eine Weile, bis er aus seinem Schlaf vollkommen erwachte und realisierte, dass Spike wirklich unter seiner Decke war und ihn mit dem Mund verwöhnte.

Er war zu gefangen in seinen Gefühlen, sodass er nicht sofort reagieren konnte, außer erregt zu stöhnen und zu keuchen. Doch ihm war klar wie falsch dies hier alles war. Er ahnte aus welchen Gründen Spike dies tat und das waren genau die Gründe, aus denen er es ganz bestimmt nicht wollte.

Er riss die Decke zur Seite und hob Spike an beiden Schultern von sich.

„Was zum Teufel tust du da?" fragte er ihn leicht außer Atem.

„Wieso? Ist das nicht genau das, was du wolltest?" erwiderte Spike beinahe enttäuscht, als er den bestürzten Gesichtsausdruck Angels erkannte.

„Nein! Doch! Aber nicht so!"

„Ich versteh nicht? Wie dann? Hab ich was falsch gemacht?"

„Spike, ich will dich, das ist wahr. Ich wollte dich schon seitdem ich dich das erste Mal gesehen hatte. Aber nur, wenn du es auch willst."

„Aber ich will es doch. Wäre ich verdammt noch mal sonst hier?"

„Du bist deswegen hier, weil du denkst du bist mir etwas schuldig. Und das ist der falsche Grund. Du schuldest mir nichts. Ich will nicht, dass du dich selbst dazu zwingst etwas zu tun, das du eigentlich gar nicht willst. Oder willst du mir erzählen, dass du ganz plötzlich deine homosexuelle Ader entdeckt hast?"

Spike schämte sich plötzlich unendlich. Er zog Angels Bettdecke schützend über sich und schob seine Beine dicht an seine Brust. Er machte sich ganz klein, wie nach dem ersten Mal, als das Narbengesicht sich seinen „Spaß" bei ihm geholt hatte.

Er begann zu weinen und schluchzte leise: „Ich muss es tun, sonst holt er sich die Anderen. Es ist alles meine Schuld. Ich muss gut sein, damit er mich holt und nicht sie. Ich bin Schuld. Ich muss es wieder gut machen."

Angel verstand zuerst nicht wovon Spike redete, doch dann wurde ihm schnell klar, was gerade vor sich ging. So wie Spike glaubte seine Schuld im Gefängnis tilgen zu können, indem er seine Freunde beschützt und immer dafür gesorgt hatte, dass die Wärter ihn nehmen würden, hatte er geglaubt auch Angels Schuld tilgen zu können.

Doch nachdem ihm klar geworden war, dass er seine Schuld auf diese Weise nicht ausgleichen konnte, fühlte er sich machtlos und verlor die Nerven.

Spike wippte schluchzend hin und her und wiederholte immer wieder dieselben Worte. Angel griff sich die Bettdecke und wickelte Spike damit ganz ein. Er nahm ihn fest in den Arm, wiegte ihn wie ein kleines Kind und redete ruhig auf ihn ein. Es dauerte lange, bis Spike ruhiger wurde und sich in seiner Umarmung entspannte. Sanft strich er ihm durch das frisch geschnittene Haar und vermisste beinahe die blonden Locken, die Spike vor kurzem noch hatte. Angel wachte die ganze Nacht über ihn und schlief keine Sekunde. Ihm wurde kalt, da Spike die ganze Decke allein hatte und er war sich sicher, dass er am nächsten Tag nicht einen Muskel mehr bewegen könnte, doch das war ihm egal.

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Als Spike am nächsten Morgen erwachte, war er allein in Angels Bett. Er war vollkommen in der warmen Decke eingewickelt und fühlte sich überraschend ausgeruht. Er erinnerte sich an das Geschehen in der Nacht und es war ihm sehr peinlich wie er reagiert hatte. Er stellte erleichtert fest, dass Angel ihm etwas von seinen eigenen Sachen aufs Bett gelegt hatte, sodass er nicht nackt zurück zu seinem Zimmer gehen musste. Er zog sich seine Sachen an und schlich sich möglichst leise aus Angels Schlafzimmer.

Angel saß am Frühstückstisch und rief Spike zu sich, als er ihn aus seinem Schlafzimmer kommen hörte.

Verlegen kam Spike an den Tisch und setzte sich auf den Platz gegenüber von Angel.

Angel tat so als wäre nie etwas Ungewöhnliches passiert und stellte Spike einen Kaffee vor die Nase.

„Tut mir leid wegen gestern Nacht", meinte Spike so leise, dass man es kaum hören konnte.

Angel lächelte freundlich und meinte: „Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst."

Er wollte mehr sagen, doch er musste ganz plötzlich niesen.

„Hast du dich erkältet?" fragte Spike verwundert.

„Ich fürchte. Es war ziemlich kalt letzte Nacht", erwiderte er grinsend.

Dies bestätigte Spikes Vermutung das Angel die ganze Nacht bei ihm geblieben war und er fühlte sich erneut schuldig.

„Tut mir leid", wiederholte er erneut.

„Ich sage es noch mal, es gibt nichts wofür du dich entschuldigen musst. Ich habe die Nacht wirklich genossen. Und mir ist dabei auch eingefallen, wie du deine Schuld bei mir abarbeiten kannst."

Erschrocken sah Spike zu Angel. Angel hatte immer behauptet er müsse seine Schuld nicht begleichen. Er fragte sich, was Angel nun von ihm erwarten würde.

Angel erkannte Spikes Befürchtungen und um diese nicht länger zu schüren, legte er vor Spike eine Visitenkarte auf den Tisch. Spike studierte die Karte. Sie war von einem gewissen Lorne Host. Unter dem Namen standen Adresse, Telefonnummer und das Wort „Psychiater".

Fragend blickte er zu Angel. Dieser erklärte noch bevor Spike auch nur ein Wort des Protestes von sich geben konnte: „Wenn du deine Schuld bei mir wirklich begleichen willst, wirst du dort hingehen und dich behandeln lassen. Ich will, dass du wieder ganz gesund wirst und dich diese schrecklichen Erlebnisse nicht für den Rest deines Lebens verfolgen."

„Ich kann den Kerl nicht bezahlen und ich will nicht, dass du dich meinetwegen weiter in Schulden stürzt."

„Mach dir darüber keine Gedanken. Lorne schuldet mir noch einen Gefallen und ich bin sicher er wird dir auch ohne Bezahlung helfen. Kann sein, dass ich dafür mit ihm essen gehen muss, aber dass kannst du ausgleichen, indem du mit mir zum Essen gehst", grinste Angel ihn schelmisch an.

„Danke."

„Oh, glaube ja nicht, dass ich das allein für dich tue. Ich will schließlich irgendwann mal die Chance erhalten dir die vielen Vorteile einer Männerbeziehung aufzuzeigen."

„Vorteile?" wiederholte Spike ungläubig

„Ja klar! Keine Frauen, kein Ärger. Kein Lippenstift am Kragen. Keine langen Haare im Ausguss. Keine nörgelnden Kommentare. Ich will dies… ich will das. Glaub mir. Es hat durchaus Vorteile mit einem Mann zusammenzuleben. Na was sagst du?"

„Wozu?"

„Wirst du zu Lorne gehen?"

„Yeah, ich denke das werde ich tun."

„OK, dann lass uns jetzt frühstücken", erwiderte Angel und lächelte glücklich, als Spike sich mit gesundem Appetit nach den Frühstücksbrötchen griff.

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Zwei Jahre später:

Die Hochzeitsgäste riefen dem glücklichen Paar ihre Glückwünsche entgegen, als Riley stolz seine frisch angetraute Buffy aus der Kirche führte. Gleich nach dem Hochzeitspaar traten Buffys Bruder Spike, der die Rolle des Brautvaters übernommen hatte, und neben ihm Angel aus der Kirche. Gefolgt von den beiden aufgeregt schnatternden Mädchen Fred und Anya. Gunn und Xander zogen simultan an der unbequemen Krawatte und folgten ihren Freundinnen. Anschließend folgte auch Wesley mit seiner ersten Freundin Tara, die er stolz mit sich führte. Sie alle waren Trauzeugen und freuten sich sehr für das verliebte Paar.

In den letzten beiden Jahren war viel geschehen. Anya und Xander hatten schon längst geheiratet und erwarteten schon bald ihr erstes Baby. Fred drängte Gunn auch bald zu heiraten, wogegen sich Gunn bisher erfolgreich wehren konnte, doch nachdem nun auch Riley den Schritt ins ernste Leben gewagt hat, fürchtete er, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis Fred ihn soweit hatte.

Riley und Gunn hatten zusammen ihr Studium beendet und gemeinsam eine kleine erfolgreiche Firma gegründet. Wobei ihnen hilfreiche Tipps von Angel sehr geholfen hatten. Wesleys Forscherdrang war noch immer vorhanden, jedoch beschränkte er seine Forschungen ausschließlich auf Arbeiten in sichereren Umgebungen, wie die Bibliothek und das Labor, in dem er nun beschäftigt war. Dort hatte er auch die bezaubernde Tara kennen gelernt. Sie war noch schüchterner als er selbst und es war im Grunde ein reines Wunder, dass die beiden zusammengefunden hatten.

Xander hatte sein Studium vorzeitig beendet und arbeite nun bei einer Baufirma. Er war dort recht erfolgreich und verdiente gutes Geld für sich und seine heranwachsende Familie.

Spike hatte nach der Reise sein Studium nie wieder aufgenommen. Stattdessen hatte er Angel mit all seinen Energien geholfen die Firma wieder aufzubauen. Mittlerweile war Angel Investigations aus dem Gröbsten heraus, weshalb Angel ihn drängte sein Studium doch noch zu beenden, doch Spike hatte anderes im Sinne.

Für die Arbeit bei Angel brauchte er kein Studium und ein erfolgreicher Abschluss hätte ihm auch nicht mehr Lohn verschafft. Deshalb sah er keinen Sinn darin seine Zeit damit zu verschwenden alte Schulbücher zu studieren. Stattdessen nutzte er lieber die Zeit um wieder mit seinen Freunden auf Tour zu gehen und die Stadt unsicher zu machen.

Es hatte fast ein Jahr lang gedauert, bis die fünf Freunde einander wieder gegenübertreten konnten, ohne an all die schlimmen Erlebnisse erinnert zu werden. Doch mittlerweile waren die gröbsten Wunden verheilt und jeder von ihnen hatte neue Lichtblicke in ihrem Leben.

Spike ging noch immer regelmäßig zu Lorne. Wofür Angel des Öfteren mit dem eigenwilligen Kerl einen netten Abend verbringen musste. Doch dafür verbrachte Spike viele nette Abende mit Angel, was das ganze vollkommen entschädigte.

Spike hatte seit ein paar Wochen eine neue Freundin. Ihr Name war Faith und sie war ein rassiges Weibstück, wie er es treffend formulierte. Es war schmerzhaft für Angel gewesen, als er von Spikes Freundin erfahren hatte, doch im Grunde wusste er, dass Spike niemals mehr als aufrichtige Freundschaft für ihn empfinden würde.

„Angel, leihst du mir deinen Wagen?"

„Wozu?"

„Faith und ich wollen ’ne kleine Spritztour machen."

„Deine Schwester heiratet heute und du willst mit Faith spazieren fahren?"

„Ach komm schon. Nur ’ne kleine Runde. Ich bring ihn dir auch heil wieder, versprochen!"

„Also gut, meinetwegen", erwiderte Angel kopfschüttelnd und warf Spike die Schlüssel für seinen Wagen zu.

„Danke Kumpel!" rief ihm Spike noch rasch zu, bevor er mit Faith an der Hand zu Angels Wagen verschwand.

Angel blickte den Beiden nach, bis er sie nicht mehr sehen konnte.

„Es muss wehtun ihn mit ’ner Frau zu sehen", hörte Angel eine Stimme neben sich. Er blickte auf und erkannte Gunn neben sich stehen.

Angel seufzte und antwortete: „Nicht so weh, als wenn ich wüsste, dass er jetzt noch immer in Russland sein könnte, wenn ich seinen Brief nie bekommen hätte."

„Hast du es nie bereut all deine Liebe in jemanden zu investieren, der sie dir nie erwidern wird?"

„Nein. Wie könnte ich ihn wirklich lieben, wenn ich dafür eine Gegenleistung erwarten würde?"

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Spike hatte noch viele Freundinnen, doch niemals zog er mit einer von ihnen zusammen. Er wohnte noch immer bei Angel und genoss all die „Vorteile" einer Männerbeziehung. Er nutzte Angels Liebe manchmal immer noch aus, indem er sich den Sportwagen borgte oder Angel dazu überredete ihm die Wohnung am Abend allein zu überlassen, doch niemals bat er ihn um mehr. Er half Angel in der Firma so gut, als wäre es seine eigene Firma gewesen.

Sie verbrachten viele entspannte gemeinsame Abende und für Außenstehende sah es fast so aus, als wären sie ein echtes Paar. Doch die engeren Freunde der Beiden wussten, dass dies nicht der Fall war.

Angel verabredete sich des Öfteren mit anderen Kerlen, aber seine Liebe galt nur einem. Spike ertappte sich selbst gelegentlich dabei, wie er auf diese Kerle ein wenig eifersüchtig wurde, doch dies erzählte er Angel niemals. Er redete sich selbst ein, dass er nur auf die Zeit eifersüchtig war, die Angel mit anderen verbrachte, anstatt mit ihm, was im Grunde auf dasselbe hinauslief, doch für Spike klang es besser.

Spikes Liebschaften wechselten immer häufiger und immer weniger hatte er Lust sich eine neue Freundin zu suchen. Oftmals blieb er lieber zu Hause bei Angel und schaute sich mit ihm zusammen ein Footballspiel an.

Die Zeit verging und es änderte sich kaum etwas zwischen den beiden. Nur ihre Freundschaft wurde immer enger.

Aber wer weiß? Vielleicht entwickelt sich aus dieser Freundschaft eines Tages doch noch etwas Tieferes?

Vielleicht.

The End

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oder

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