Challenge-Vorgaben von Astarte

Ich will...
- Eine bittersüße Liebesgeschichte, bei der das Bitter vor allem auf die
äußeren Umstände zurückzuführen ist und das Süße in den Beziehung selbst
liegen sollte.
- Denn es ist Weinachten nach einer richtigen Apokalypse, die mehreren
Charakteren das Leben gekostet hat und die so tiefgreifend war, das
beispielsweise alltägliche Dinge, wie Strom oder fließend Wasser, neben der
Dämonenpopulation ein Problem darstellen. Der Zeitpunkt ist egal, kann BtVS
Staffel 1 bis AtS Staffel 5 nach dem Finale sein.
- Das Lied ‚World on Fire’ von Sarah McLachlan sollte in der Geschichte eine
Rolle spielen. Wenn du das Lied nicht haben solltest, dann informiere bitte
liv oder 4Kennedy und ich lade es hoch und gebe ihnen den entsprechenden
Link, wo du es dann finden kannst.

Ich will nicht…
- Dass es in totaler Verzweiflung endet. Ein wenig weihnachtliche Stimmung
sollte selbst unter diesen grausamen äußeren Umständen zwischen den beiden
Hauptakteuren aufkommen.

Mein „Wenn möglich“-Wunsch ist ein Cordelia/Angel-Pairing, aber um ehrlich
zu sein, wäre für mich eine Buffy/Spike-Geschichte unter den geforderten
Umständen genauso interessant, ebenso wie jedes andere erdenkliche Slash-
und Het-Pairing oder eine Gruppenkonstellation...
 

World on Fire

Weihnachts-Ficathon

geschrieben von SpikesChild für Astarte

 

 

Warum bin ich noch immer hier? Warum versuche ich noch immer einen Kampf zu kämpfen, den ich schon längst verloren habe?

Warum?

Es gibt nichts mehr, wofür es sich zu kämpfen lohnen würde. So viele Menschen wurden getötet und täglich werden es mehr. So viele Menschen.

Ich habe versucht sie zu retten. Ich habe es wirklich versucht, doch es war von Anfang an ein aussichtsloser Kampf. Es war sinnlos. Sie sind alle umsonst gestorben.

Sie sind alle gestorben und ich bin schuld daran.

Zwar konnten wir die Großen vernichten. Die Drahtzieher des ganzen Geschehens. Aber wozu? Zu welchem Preis? War es wirklich richtig?

Wir haben sie alle vernichtet und trotzdem standen wir einer Übermacht Dämonen gegenüber. Es waren so unheimlich viele. Zu viele.

Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn wir nicht gekämpft hätten. Vielleicht wäre es besser gewesen.

Ich wusste, was geschehen würde und trotzdem habe ich es getan. Ich wusste es durch die Visionen, die Cordelia mir geschenkt hatte. Trotzdem habe ich meine Freunde in den Tod geschickt. Obwohl ich es genau gewusst habe.

Und wozu?

Weil ich glaubte, es wäre richtig. Weil ich dachte, ich könnte so die Menschen vor ihrem Schicksal retten. Doch vielleicht hätten sie dieses Schicksal verdient.

Doch meine Freunde hatten es bestimmt nicht verdient so zu sterben. Sie hatten es nicht verdient.

Fred. Sie war so unschuldig. Sie war von uns allen die reinste und barmherzigste. Warum konnte ich sie nicht retten? Sie hat es nicht verdient so zu sterben. Nicht sie und nicht so.

Wesley. Er war mir jahrelang ein treuer Freund. Selbst in schweren Zeiten. Selbst, nachdem ich unserer Freundschaft den Rücken gekehrt habe; selbst nach all dem was zwischen uns passiert war, am Ende starb er als mein Freund. Er fehlt mir mehr, als ich es mir eingestehen mochte.

Lorne. Nie hatte er einer Menschenseele etwas zu Leide getan. Er konnte in den Seelen der Menschen lesen und was er dort sah, zerstörte ihn. Alle glaubten, ich hätte es nicht gemerkt, doch mir war wohl aufgefallen, dass er immer öfters zum Cocktailglas griff. Auch für einen Dämon wie ihn war dies nicht gesund. Auch er musste es gewusst haben. Auch er sah das Ende kommen. Doch trotzdem kämpfte er für unsere Sache. Ich weiß nicht wie er starb und bin auch nicht traurig darüber es nicht zu wissen. Ich weiß nur, dass auch er den Tod nicht verdient hat.

Gunn. Obwohl er nur ein einfacher Mann war, kämpfte er bis zum Schluss an meiner Seite. Als uns die Übermacht der Dämonen angegriffen hatte, war er bereits angeschlagen, doch er stellte sich dem Kampf ohne zu zögern. Ich denke er wusste, dass er es nicht überleben würde, doch trotzdem stellte er sich dem Kampf. Wie Gunn starb weiß ich genau, da ich es mit eigenen Augen ansehen musste. Ich wünschte, ich hätte es nicht gesehen. Es verfolgt mich in meinen Träumen.

Ich wünschte, ich hätte diesen Kampf nicht überlebt. Ich war nicht bestimmt dazu diesen Kampf zu überleben. Ich hätte auch sterben sollen, wie sie. Wie alle meine Freunde.

Ich vermisse sie so sehr.

Warum nur konnten sie mich nicht sterben lassen? Warum mussten sie mich retten? Warum?

Wir hatten lange gekämpft und konnten viele der Dämonen töten. Einen kurzen Augenblick schien es, als könnten wir gewinnen. Wir hatten alle Gegner besiegt. Suchend blickte ich mich nach einem neuen Gegner um, sie waren endlich alle tot. Doch dann sah ich sie. Eine weitere Welle von Dämonen drohte uns anzugreifen. Es waren so viele. Zu viele. Wir hatten keine Chance.

Doch das war mir egal. Ich wollte kämpfen. Ich wollte sie alle vernichten. Alle! Für Fred, Wesley, Lorne und Gunn. Für alle meine Freunde. Sie sollten nicht alle umsonst gestorben sein. Ich wollte kämpfen bis zum Schluss.

Doch dann zerrten mich Spike und Illyria fort. Ich habe mich gewehrt. Ich wollte nicht fliehen. Ich wollte kämpfen. Spike schrie mich an. Ich wollte nicht zuhören. Ich wollte die Dämonen vernichten. „Es hat keinen Sinn!" schrie er.

Es hat keinen Sinn.

Er hatte Recht. Ich ließ mich von ihm und Illyria fortziehen. Wir flüchteten. Wie feige Hunde suchten wir das weite. Ich hasse sie dafür. Warum ließen sie mich nicht einfach dort sterben?

Es war alles sinnlos.

Wir haben den Kampf gegen Wolf, Ram und Hart gewonnen, doch zu welchem Preis?

Sicher, es haben ein paar Menschen überlebt, doch sie leben nun in einer zerstörten Welt. Es gibt keinen Strom und kein fließend Wasser mehr. Keine Einkaufszentren und keine Vergnügungsparks. Keine Kinos und keine Discos. Es gibt überhaupt nichts mehr. Alles liegt in Schutt und Asche. Alles ist zerstört.

Wozu also das Ganze? Wozu der Kampf, wenn wir am Ende doch alles verloren haben?

Wozu?

Vielleicht wäre es also doch besser gewesen, ich hätte nicht gekämpft. Ich hätte meine Freunde in Sicherheit bringen können. Sie könnten alle noch leben. Sicher, die Welt würde jetzt nicht besser aussehen und es gäbe vermutlich noch mehr Tote, doch worin läge der Unterschied? Vielleicht wäre es für die wenigen Überlebenden sogar besser, wenn sie tot wären.

Ich wünschte Cordelia wäre noch bei mir. Ihr Tod traf mich von allen am härtesten. Niemand war mir so nahe wie sie. Niemand kannte mich so gut wie sie. Ich wünschte ich hätte früher öfter auf sie gehört.

Doch ich muss mich jetzt endlich beeilen. Ich muss dieses Mädchen aus meiner Vision finden. Aus diesen schrecklichen Visionen, von denen ich mir wünschte, sie würden endlich aufhören. Wozu soll es noch gut sein Menschen zu retten, wenn sie früher oder später doch an einen der Dämonen geraten und sterben? Wozu?

Ich kämpfe mich durch Reste von zerstörten Straßen und zerstörten Gebäuden, um zu dem Ort zu kommen, den ich in meiner Vision gesehen habe. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob dies der richtige Ort ist, doch mir bleibt nichts anderes übrig, als nach ihr zu suchen. Seit der Apokalypse sehen alle Orte gleich aus. Überall ist nur Schutt und Asche.

Da! Da ist ein Geräusch! Ein Schrei! Ich eile so schnell ich kann zu dem Schrei. Ich sehe drei dieser widerlichen Dämonen, die wir in dem großen Kampf nicht getötet hatten. Einer der Drei hält das Mädchen aus meiner Vision in seinen großen Pranken. Sie ist bereits tot. Ich bin zu spät.

Wütend stürze ich mich auf die drei widerlichen Monster und töte sie binnen weniger Sekunden. Warum konnte ich sie nicht schon damals töten? Warum?

Traurig blicke ich auf den leblosen Körper des Mädchens herab. Sie starb, weil ich nicht da war. Weil ich versagt habe. Schon wieder. Wieder musste ein Mensch meinetwegen sterben. Wann hört das endlich auf?

Ich bin es leid, all diese sinnlosen Kämpfe zu kämpfen. Ich bin so unendlich müde. Müde von all den Kämpfen und von all dem Leid. Ich sehne mich nach Ruhe. Nach dem Tod.

Ich erkenne nun den Grund, warum dieses Mädchen hier war. Sie hatte unter den Trümmern ein batteriebetriebenes Radio gefunden. Es gibt rauschende Töne von sich. Unbewusst bücke ich mich nach dem Gerät und stelle den Sender ein. Es ist schon so lange her, als ich das letzte Mal Musik gehört habe, sodass ich wie gebannt lausche, als gerade ein Lied zu spielen anfängt. Ich lausche der Musik und horche auf den Text, der passender wohl nicht sein könnte.

Hearts are worn in these dark ages

You're not alone in this story's pages

Night has fallen amongst the living and the dying

And I try to hold it in, yeah I try to hold it in

The world's on fire and

It's more than I can handle

I dive into the water

(I try to pull my ship)

I try to bring more

More than I can handle

(Bring it to the table)

Bring what I am able

I watch the heavens and I find a calling

Something I can do to change this moment

Stay close to me while the sky is falling

Don't wanna be left alone, don't wanna be alone

The world's on fire and

It's more than I can handle

I dive into the water

(I try to pull my ship)

I try to bring more

More than I can handle

(Bring it to the table)

Bring what I am able

Hearts break, hearts mend

Love still hurts

Visions clash, planes crash

Still there's talk of

Saving souls, still the cold

Is closing in on us

We part the veil on Archille's sun

Stray from the straight line on this short run

The more we take, the less we become

A fortune of one that means less for some

Die Welt steht in Flammen. Wirklich passend. Nur, dass ich hier in diesem Spiel schon alleine bin, denn niemand von meinen Freunden ist noch am Leben. Und es gibt auch keine Liebe in meinem Leben mehr! Wütend werfe ich das Gerät gegen ein paar Steintrümmer, woraufhin es in tausend Stücke zerbarst.

„Du solltest ein Anti-Aggressionstraining absolvieren. Machst du deine Tai-Chi-Übungen nicht mehr?"

Diese Stimme… das kann nicht sein!

Ich dreh mich zu der Stimme um und dort steht sie, als wäre niemals etwas geschehen.

„Cordelia."

„Hallo Angel."

Ihr Lächeln ist so zauberhaft. Als würde es keinen Grund zur Sorge auf dieser Welt geben.

„Wie? Du bist doch…."

„Tod. Ja, ich bin tot. Aber du doch auch. Es ist wie beim letzten Mal. Die Mächte haben mir erlaubt zu kommen. Und glaube nicht, dass das einfach war!"

Wie beim letzten mal. Ich erinnere mich. Es ist schon so lange her, doch ich erinnere mich ganz genau. Wir glaubten sie wäre aus dem Koma erwacht, doch in Wahrheit war sie bereits tot. Und trotzdem war sie bei uns. Ich konnte sie sogar berühren. Sie war so real. Sie hat mich sogar geküsst. Und mit diesem Kuss schenkte sie mir diese verdammten Visionen. Jetzt ist sie wieder hier. Vermutlich, um mir irgendeine Nachricht von den Mächten zu übermitteln und um dann wieder zu verschwinden. Mir wäre lieber sie würde gleich gehen, dann fällt es mir vielleicht nicht so schwer.

„Hey, Angel! Alles OK bei dir? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen."

„Ich denke du bist ein Geist."

„Sicher, aber ein gut aussehender Geist!"

Das ist sie wirklich.

„Weshalb bist du hier? Sollst du mir von den Mächten eine Nachricht bringen? Wenn ja, spar dir die Worte. Ich werde nicht mehr für sie arbeiten."

„Wieso bist du so deprimiert? Du hast den Kampf doch gewonnen. Nicht mal die da oben hätten geglaubt, dass du es noch schaffst, doch du hast ihnen das Gegenteil bewiesen. Du hast all die finsteren Kerle erledigt, also warum gibst du ausgerechnet jetzt auf?"

„Dann bist du also deswegen hier. Du sollst den Krieger der Mächte rekrutieren. Gib dir keine Mühe. Ich werde nicht mehr kämpfen."

„Und was hast du dann grade eben hier getan?"

„Das siehst du doch! Ich hab’ versagt. Das Mädchen ist tot!"

„Ja, aber die Dämonen, die sie getötet haben auch. Sie können keinen anderen Menschen mehr verletzen. Es ist nur ein schwacher Trost für die Kleine, doch für andere ist es ein Sieg. Warum kannst du das nicht sehen?"

Ich muss wirklich lachen. Wer von uns beiden ist der Blinde? Bin ich es, oder ist sie es?

„Was soll ich sehen? Die vielen Toten? Die zertrümmerten Gebäude und Straßen? Die elternlosen Kinder, die auf der Straße streunen? Die vielen Dämonen, die sogar am Tag ausschwärmen, um auf Jagd nach Menschen zu gehen? Ich hab zuviel davon gesehen Cordy, ich kann nicht mehr. Ich sehe keinen Sinn mehr dahinter. Ich will, dass es endlich aufhört."

„Hör endlich auf dich selbst zu bemitleiden und mach die Augen auf!"

Ich kann es nicht glauben! Sie dreht sich einfach um und geht!

„War es das etwa, das du mir sagen solltest? War es das? Und jetzt verlässt du mich wieder?"

Verdammt, ich klinge bereits wie ein verlassener Ehemann. Doch wenigstens bleibt sie jetzt stehen und sieht mich an. Sie sieht so bezaubernd aus, wenn sie lächelt.

„Komm schon, worauf wartest du? Ich will dir was zeigen."

Mir was zeigen?

„Was?"

„Das siehst du, wenn wir dort sind und jetzt komm! Ich hab nicht die ganze Nacht Zeit."

Sicher. Denn sie muss ja zurück. Zurück zu den Mächten. Ich hasse die Mächte. Ich wünschte nur, sie würde bei mir bleiben.

„Glaubst du, du bringst es fertig für mich zu lächeln?"

Weshalb sollte ich einen Grund haben zu lächeln?

Ich versuche trotzdem ein Lächeln auf meine Lippen zu bringen, doch ich fürchte es sieht eher wie eine lachhafte Grimasse aus, denn ihr Lächeln verzieht sich zu einem amüsierten Grinsen.

Sie merkt, dass ich das nicht lustig finde und geht weiter. Ich frage mich nur, was sie mir zeigen will. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in dieser Stadt etwas gibt, was meine Meinung ändern könnte.

Doch es ist schön sie hier zu haben. Es ist schön sie zu sehen. Ja, fast irreal. Als würde ich es mir nur einbilden, dass sie hier wäre. Und niemanden sonst würde ich mir lieber einbilden, als sie.

Ich folge ihr durch die nächtlichen Straßen, die einst einer stolzen Stadt gehörten. L.A. hatte schon immer hässliche und grauenvolle Seiten, doch noch niemals so schlimm wie heute. Ich frage mich, wie lange sie wohl hier sein darf? Eine Nacht? Ein paar Stunden? Vielleicht sogar nur eine Stunde?

Auch nur eine einzige Stunde mit ihr ist tausend Mal besser, als wieder allein zu sein. Ich hasse es allein zu sein. Doch wenn sie mich diesmal verlassen wird, weiß ich nicht, ob ich es noch ertragen kann allein zu sein. Ich bin schon viel zu lange allein.

Ich bin es leid allein zu sein.

„Worüber brütest du schon wieder?"

Ihre sanfte Stimme reißt mich aus den Gedanken. Sie bleibt stehen. Ich blicke in ihr hübsches Gesicht und kann für einen kurzen Moment lang alle Sorgen vergessen. Ich fühle mich so leicht. Der Abstand zwischen unseren Körpern verringert sich wie von selbst.

Ich bin nicht sicher, wer von uns beiden sich tatsächlich bewegt hat, doch ganz plötzlich stehen wir so dicht beieinander, dass ich ihren Körper fast spüren kann. Ihre Hand bewegt sich zu meiner Brust, als wolle sie ein Herz erfühlen, das schon längst nicht mehr schlägt.

„Woran denkst du?" fragt sie mich und ich kann es ihr nicht sagen, denn im Moment habe ich alle Gedanken verloren. Alles was ich wahrnehme ist ihr sanfter Blick.

Damals, als sie das erste mal hier war, hatte sie mich geküsst, weil sie wusste, dass sie für immer gehen würde. Diesmal tue ich es.

Ich beuge mich herab und lasse meine Lippen auf die ihrigen sinken. Meine Arme umschließen ihren zarten Körper. Sie fühlt sich so wirklich an. So real. Als wäre sie wirklich hier. Als wäre sie noch ein wirklicher Mensch, und kein Geist.

Unsere Lippen öffnen sich und ich spüre wie unsere Zungen einander berühren. Ich habe in meinem Leben schon viele Frauen geküsst, doch selten hat mich ein Kuss so berührt wie dieser. Ich wünschte nur, dieser Moment könnte ewig dauern.

Zu schnell löst sie sich von meinen Lippen und lächelt mich an.

„Komm schon, mein Schmusevampir. Wir müssen uns beeilen, sonst schaffen wir es nicht vor Sonnenaufgang."

Ich nicke und folge ihr. Sonnenaufgang also. Dann wird sie mich wieder verlassen. Ein guter Zeitpunkt. Wenn sie geht, wird die Sonne kommen und ich werde auch gehen.

Sie führt mich durch die halbe Stadt. Egal wohin wir gehen, alles sieht hier überall gleich aus. Überall Trümmer und zerstörte Gebäude. Ich frage mich nur, was sie mir zeigen will.

Wir reden nicht viel, während wir gehen. Sie fragt mich, warum ich Spike und Illyria verlassen hatte. Warum hätte ich bei ihnen bleiben sollen? Sie sind schuld, dass ich den Kampf nicht bis zuletzt gekämpft hatte. Sie hatten mich fortgezerrt. Sie sind schuld, dass ich noch lebe, also warum hätte ich bei ihnen bleiben sollen? Ich hasse sie!

So deutlich erkläre ich es ihr natürlich nicht. Ich sage nur, dass ich lieber allein sein wollte, doch sie erkennt meine Lüge, sobald sie meine Lippen verlässt. Alleine sein ist genau das, was ich nicht will.

Die Gassen, durch die wir nun gehen, werden immer enger. Ich folge ihr durch eine Art Labyrinth. Ich kann die Gegenwart von Menschen fühlen, doch ich sehe niemanden. Vielleicht ist es eines von den Verstecken, die sich in vielen Teilen der Stadt gebildet haben?

Ein paar Meter weiter treffen wir tatsächlich auf Menschen. Sie scheinen sich hier zusammengefunden zu haben. Wie Tiere, zusammengepfercht in einem Stall, hausen sie hier in Ruinen.

„Was siehst du hier?"

„Was soll die Frage?"

„Sag mir einfach, was du siehst."

„Ich sehe Menschen."

„Richtig. Und was noch?"

„Ich sehe ihr Leid."

„Gewiss, manche von ihnen leiden, doch andere nicht. Sieh genauer hin."

Ich tue was sie sagt und sehe mir die Menschen genauer an. Ich sehe Mütter mit ihren Kindern. Ich sehe Kinder ohne Mütter. Ich sehe alte und junge Männer. Was will mir Cordy hier zeigen? Ich sehe mich weiter um.

Manche der Männer tragen Waffen. Sie tragen Wunden von Kämpfen mit Dämonen. Ein aussichtsloser Kampf. Mensch gegen Dämon. Ich selbst habe ihn mehr als oft genug gekämpft. Wobei ich als der Dämon im Kampf immer siegreich war.

Doch trotzdem bewaffnen sie sich für den Kampf. Sie kämpfen zusammen. Zusammen sind sie stärker. Ich beobachte wie sich die Menschen gegenseitig helfen. Sie teilen sich Nahrung und wärmende Decken. Sie stehen gemeinsam an Blechtonnen, in denen Feuer brennt.

Sie schützen sich gegenseitig. Eine ältere Frau hat mehrer Kinder um sich geschart und bringt ihnen ein Lied bei. Ich erinnere mich an dieses Lied, doch mir fällt nicht ein, woher ich es kenne.

„Erkennst du es jetzt?" fragt sie mich.

„Was soll ich erkennen?"

„Sieh genau hin. Fällt es dir nicht auf? Die Menschen haben sich verändert. Sie helfen einander. Sie halten zusammen. Sie kämpfen gemeinsam gegen die Dämonen und schützen sich gegenseitig. Sie teilen alles, was sie haben. Die Welt mag vielleicht nicht mehr so schön sein wie früher, doch sie hat sich verbessert."

Langsam begreife ich, was sie mir sagen will und sie hat tatsächlich Recht. Dort, der Mann, der dem Jüngeren zeigt wie man mit einem Messer kämpfen kann. Eine Frau, die anderen Frauen zeigt wie man Stoffreste zusammennähen kann. Die Gruppe Männer, die ein wachsames Auge über das Gebiet werfen. Niemand bleibt unbeobachtet. Selbst Cordelia und ich werden misstrauisch beobachtet.

Cordelia hat Recht. Die Menschen hier halten alle zusammen. Sie beschützen und helfen sich gegenseitig.

Hatte mein Kampf am Ende doch einen Sinn?

Ich höre eine bekannte Stimme und blicke mich suchend um. „Hey Jack! Wir haben das Teil gefunden."

Es ist Spike. Was macht er hier? Er hat mich noch nicht bemerkt. Ich sehe wie er diesem Jack etwas überreicht. Was ist das?

„Großartig Spike! Das ist es! Danke, Mann. Hilfst du mir es einzubauen?"

„Sicher."

Ich kann gerade noch sehen, wie Spike und dieser Jack ein paar Schritte weiter zu einer Maschine gehen. Er hat mich noch immer nicht bemerkt, worüber ich ganz froh bin.

Cordelia scheint meine Begeisterung, Spike zu sehen, zu bemerken, denn sie sagt: „Willst du nicht ‚hallo’ sagen?"

„Nein."

Ich sollte gehen, doch trotzdem bleibe ich stehen und beobachte wie Spike an der Maschine hantiert. Ich habe ihn noch nie bei so etwas gesehen. Ich wusste gar nicht, dass er das kann.

Sie scheinen fertig zu sein, womit auch immer, denn sie sehen sich hoffnungsvoll an. Hoffnungsvoll? Jack zieht an einer Schnur und bringt die Maschine in Gang. Es ist ein Stromgenerator. Spike und Jack freuen sich, als der Motor läuft. Einige der Menschen kommen erfreut näher. Ich sehe so viel Freude in ihren Gesichtern.

Spike verschwindet plötzlich aus meiner Sicht, doch wenige Augenblicke ist er wieder da. Er hat etwas in der Hand, dass er an den Generator anschließt.

In den Augenwinkeln sehe ich plötzlich künstliches Licht. Ich blicke herum und erkenne den Grund. Nicht weit von mir steht ein dürrer Tannenbau, der vermutlich noch vom letzten Jahr stammt. Er ist geschmückt mit bunten Kugeln und einer hell leuchtenden Lichterkette. Die Menschen versammeln sich um den Baum und blicken mit feuchten Augen auf die Lichter.

Sie alle halten sich an den Händen, oder legen ihre Arme um ihre Schultern und beginnen gemeinsam ein Weihnachtslied zu singen.

Es ist das schönste, was ich jemals gesehen habe. Noch niemals konnte ich soviel Wärme zwischen den Menschen wahrnehmen. Noch nie sah ich einen solchen Zusammenhalt unter ihnen. Cordelia hat Recht. Die Menschen sind besser geworden.

„Hallo Kumpel, schön dich zu sehen. Frohe Weihnachten", höre ich hinter mir die Stimme von Spike.

„Hallo Spike."

„Hallo Prinzessin! Was führt dich hierher? Ah halt, ich verstehe. Du hast ihn hierher geführt, nicht wahr?"

„Ja Spike. Irgendwer musste es ihm ja zeigen."

„Was zeigen?" frage ich.

„Erklär du es ihm, Spike."

„Wir haben hier einen Zufluchtsort gegründet. Illyria und ich suchen all die kleineren Gruppen zusammen, die in der Stadt verteilt sind und bringen sie hierher. Wir sammeln Nahrung zusammen und verteilen sie unter den Leuten. Wir zeigen den Männern, wie sie sich gegen die Dämonen wehren können und beschützen sie so gut wir können. Wir könnten allerdings noch Hilfe gebrauchen."

„Diese Hilfe soll wohl ich sein."

„Hast du was etwa Besseres zu tun?"

Wenn ich ehrlich bin…

„Nein."

„Gut. Dann schließ dich uns an. Wir haben reichlich Blut hier. Ich wette, du hast schon seit Tagen nichts mehr getrunken."

Das stimmt. Es ist schon sehr lange her, dass ich getrunken habe. Es gibt keine Metzgereien und keine Schlachthöfe mehr, daher ist es für mich beinahe unmöglich geworden an Blut zu kommen. In den Trümmern eines Krankenhauses hatte ich noch ein paar Blutkonserven gefunden, doch diese sind schon längst aufgebraucht.

Cordelia und ich folgen ihm in eine der Ruinen. Dort führt ein versteckter Eingang nach unten in den unteren Bereich des Gebäudes. Im Gegensatz zu oben, sieht es hier richtig ordentlich aus. Ja sogar richtig gemütlich. Einige Räume sind hier und noch mehr Menschen. Die meisten von ihnen schlafen auf verschiedenen Betten. Zusammengekuschelt in kleine Gruppen oder Paaren. Es wirkt so friedlich hier.

Spike führt uns weiter zu anderen Räumen. Ich höre ein weiteres Motorengeräusch, das lauter wird, je weiter wir kommen.

„Das ist unser erster Stromgenerator. Wir haben ihn vor zwei Monaten gefunden und zum Laufen gebracht. Damit betreiben wir die Krankenstation und das Labor", erklärt Spike, als hätte er bemerkt, dass ich mich über das Geräusch wunderte.

„Labor?"

„Yep, du wirst gleich sehen, was ich meine."

Spike öffnet eine Türe und führt uns in einen größeren Raum, der tatsächlich eine Art Krankenstation zu sein scheint. Hier befinden sich ein paar Betten, in denen Verwundete liegen. Sie sehen alle aus, als würden sie gut verpflegt werden.

Wir durchqueren den Raum und gehen durch eine weitere Türe, hinter der sich das besagte Labor befindet. Es erinnert mich beinahe an das Labor, dass wir bei Wolfram & Hart hatten.

Ich erstarre plötzlich, als ich die zierliche Gestalt von Fred erblicke. Das ist nicht möglich! Fred ist tot! Das muss Illyria sein, doch sie sieht nicht aus wie Illyria. Sie sieht aus wie Fred. Kein Blau.

„Oh, entschuldige. Ich hätte es dir vorher sagen sollen. Das ist nicht Fred."

„Illyria", formen meine Lippen wie von selbst.

Sie dreht sich um, als sie ihren Namen hört und kommt näher. Sie bewegt sich sogar wie Fred. Wie kann das sein?

„Hallo Angel!"

Ihr Anblick ist zu schmerzhaft für mich. Ich muss mich zwingen nicht sofort das Weite zu suchen.

„Wie machst du das?"

Die Fred-Gestalt blickt fragend zu Spike, der daraufhin sagt: „Er meint dein Äußeres."

„Ich verstehe", erwidert sie und plötzlich verwandelt sie sich zurück in die blaue Dämonin, wie ich sie kenne. Ihr Verhalten und ihre Bewegungen sind wieder berechnet und kalt. „Die Menschen fühlen sich in meiner Gegenwart wohler, wenn ich die Gestalt eurer Freundin annehme. Es tut mir leid, wenn ich dich damit durcheinander gebracht habe."

Es tut ihr leid? Ich erinnere mich an Zeiten, wo Illyria die Bedeutung des Wortes „Leid" noch nicht einmal kannte und wo sie all die Menschen verabscheut hat. Was ist passiert?

„Schon OK. Es war nicht schlimm."

„Wer ist die hübsche Frau, die bei dir ist?" fragt Illyria und schaut mich und Cordelia erwartungsvoll an.

„Das ist Cordelia. Sie ist… eine Freundin", erkläre ich.

Die Beiden begrüßen sich und reichen sich freundlich die Hände. Illyria scheint sich an Cordelia zu erinnern, obwohl sie sich noch nie begegnet sind. Warum habe ich gezögert, als ich Cordy vorgestellt habe? Sie ist doch eine Freundin. Was sollte sie sonst sein? Doch das Wort Freundin ist einfach nicht stark genug um zu beschreiben, was sie mir bedeutet.

Neugierig fragt Cordelia wonach hier im Labor geforscht wird. Illyria erklärt, dass sie nach Mitteln suchen, um die Dämonen wirkungsvoller zu bekämpfen. Sie erzählt, dass sie Zugang zu den Erinnerungen von Fred hat und daher das nötige Wissen besitzt, um die Forschungen zu leiten. Zusammen mit ein paar tüchtigen Helfern leitet sie hier dieses Labor und die angrenzende Krankenstation. Ich bin ehrlich überrascht.

Spike berichtet weiter, dass sie Kampftruppen gebildet haben. Er bringt den Menschen bei, wie sie welche Dämonen am schnellsten töten können und welche der Dämonen keine Gefahr darstellen.

Schließlich reicht er mir eine einfache Kaffeetasse, in der frisches Blut ist. Mein Blutdurst ist bereits so groß, dass ich für einen Moment lang alles um mich herum vergesse und gierig an dem Becher sauge. Sofort, als die ersten Tropfen meinen Gaumen berühren, bemerke ich, dass es angenehme Körpertemperatur hat. Gott, schmeckt das gut!

Ich bin beinahe enttäuscht, als die Tasse leer ist. Mit einem „Danke", reiche ich Spike die Tasse zurück.

„Noch eine?" fragt er. Ich brauche nichts zu sagen, denn er erkennt an meinem Blick sofort, dass ich dieses Angebot gern annehme.

Cordelia und Illyria unterhalten sich weiter, während Spike mir eine weitere Tasse von dem Schweineblut warm macht. Ich frage mich, wo er es her hat.

Ich bin wirklich überrascht über das alles hier. Ich hätte ihm und Illyria niemals zugetraut so etwas auf die Beine zu stellen. Im Gegensatz zu mir, haben sie nicht aufgegeben, sondern weitergekämpft. Ich war es, der wie ein feiger Hund davongelaufen ist. Nicht sie.

Indem sie damals im Kampf den Rückzug angetreten waren, hatten sie genau das richtige getan. Denn dadurch können sie nun hier sein und den Menschen helfen. Wären wir dort geblieben und hätten wir weiter gekämpft, wären wir heute sicher tot.

Ich habe ihnen Unrecht getan.

Ich starre Spike an, als er mir den zweiten Becher überreicht. Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas einmal sagen will: „Das was ihr hier tut ist wirklich großartig. Ich bin sehr stolz auf dich."

Er grinst über das ganze Gesicht. Ich bin sicher er hätte nie damit gerechnet, dass sein Grandsire dies einmal zu ihm sagen würde. Ebenso wenig wie ich selbst.

„Trink endlich, sonst wird es kalt", meint er neckend und ich greife mir die Tasse, um auch diese in einem Zug leer zu trinken. Jetzt fühle ich mich um so vieles besser.

Ich bin froh, dass Cordelia mich hierher geführt hat. Es zeigt mir, dass mein Kampf doch einen Sinn gehabt hat. Dass es noch immer Menschen gibt, die meine Hilfe brauchen. Und, dass ich noch immer Freunde hier habe.

Cordelias und mein Blick treffen sich, als ob sie meine Gedanken gelesen hätte. Ich wette sie hat es sogar. Wer weiß, welche Mächte ihr die Mächte der Ewigkeit gegeben haben?

Ich fühle den bald nahenden Sonnenaufgang und erinnere mich an ihre Worte.

Sie wird mich wieder verlassen.

„Ich muss jetzt gehen", spricht sie meinen Gedanken laut aus und es ist, als müsste ich schreien.

Geh nicht!

Statt die Worte laut zu sagen, die in meiner Seele schreien, nicke ich stumm und begleite sie zurück nach oben. Sie geht nicht nach draußen, sondern folgt der Treppe des Gebäudes ganz nach oben aufs Dach.

Oben angekommen können wir die halbe Stadt überblicken. Ein paar Lichter aus vereinzelten Feuerstellen, verteilt über das ganze Stadtgebiet, erinnern schwach an die früher hell erleuchtete Stadt. Unten auf dem Platz leuchtet noch immer der weihnachtlich geschmückte Baum. Noch immer stehen Menschen um ihn versammelt und singen gemeinsam dieses Lied, an das ich mich nun endlich erinnere. Wie konnte ich das nur vergessen? Es ist ein altes Weihnachtslied. Es ist wunderschön.

Ich blicke mich um und schau mir etwas noch viel Schöneres an. Ihre Augen leuchten zusammen mit dem Lächeln, das auf ihren Lippen ruht.

Geh nicht!

Wieder nur stumme Worte, von denen ich hoffe, dass sie sie hört.

„Versprichst du mir, dass du nicht auf die Sonne warten wirst, wenn ich fort bin? Diese Menschen brauchen dich. Spike und Illyria brauchen dich. Dein Kampf war nicht sinnlos. Er ist es nie gewesen. Ich hoffe du hast das jetzt endlich verstanden."

Sie stemmt ihre Hände in die Hüften und ich muss lächeln bei diesem Anblick. Es erinnert mich so sehr an früher, als sie noch bei mir war. Ich wünschte, wir könnten diese Zeit wiederholen.

Ich trete ein weiteres Mal zu ihr und lege ihr meine Hand an ihre Wange. Ich möchte sie nur noch einmal spüren können.

„Versprichst du es mir?" fragt sie erneut mit kaum hörbarer Stimme.

„Ich verspreche es." Wie könnte ich diesen Augen etwas abschlagen?

„Gut, denn ich weiß nicht, ob ich noch mal die Erlaubnis bekommen werde zu kommen."

Bei diesen Worten werden wir beide traurig.

Ich streiche ihr mit meinem Daumen über ihre Wange. Ich möchte nur noch einmal diese Lippen spüren. Ich küsse sie zärtlich auf den Mund. Ihre Lippen öffnen sich sofort und unsere Zungen treffen aufeinander. Diesmal stürmischer, als vorhin. Unsere Arme suchen den Körper des anderen und wir halten uns beide fest. Wir beide wissen, dass es unser letzter Kuss sein wird. Der letzte Kuss.

Ihre Lippen lösen sich schließlich von den meinen. Viel zu früh. Ich sehe Tränen in ihren Augen, die sie rasch vor mir zu verbergen versucht, indem sie ihren Kopf in meinem Nacken versteckt. Uns festhaltend, stehen wir eng umschlungen zusammen. Ich wollte, ich könnte sie für immer fest halten.

„Geh nicht, bitte", sage ich doch noch die Worte, die in mir toben, seitdem ich sie wieder gesehen habe.

„Angel bitte, tu mir das nicht an!" bittet sie mich und entzieht sich meiner Umarmung. Sie wendet mir rasch den Rücken zu, damit ich ihre Tränen nicht sehen kann.

„Wenn du die Wahl hättest, würdest du dann bleiben?" frage ich.

„Was soll die Frage?" sagt sie fast gekränkt und schaut mich vorwurfsvoll an.

„Sag es, bitte." Ich will einfach nur die Worte hören.

Ein trauriges Lächeln erscheint auf ihren Lippen und sie sagt: „Wenn ich die Wahl hätte, würde ich dich nie mehr verlassen. Ich liebe dich, Angel."

Sie liebt mich!

„Ich liebe dich auch. Ich tue es schon so lange und ich wollte es dir so oft sagen. Verzeih mir, dass ich nie den Mut dazu hatte."

Ungehindert rollen frische Tränen über ihre Wangen, doch sie lächelt dabei. Ich trete zu ihr und wische ihr sanft die Tränen aus dem Gesicht. Beinahe stürmisch umschlingt sie meinen Hals mit ihren beiden Armen und drückt mich fest an sich.

„Versprich mir, dass du nie wieder aufgeben wirst, denn nur dann haben wir eine Chance, dass wir uns eines Tages wieder sehen. Versprich es mir!" spricht sie mir leise ins Ohr.

„Ich verspreche es", erwidere ich und drücke sie noch fester an mich.

„Ich muss jetzt gehen", meint sie schließlich. Wir lösen uns ein Stück, doch bevor wir uns ganz voneinander trennen blicken wir uns tief in die Augen, während sie ihre Stirn an die meine gelehnt hält.

„Ich liebe dich", wiederhole ich die Worte, von denen ich nie geglaubt hätte, dass ich sie je wieder aussprechen würde.

„Ich liebe dich", erwidert auch sie und sie gibt mir einen letzten kleinen Kuss auf die Lippen.

Dann entfernt sie sich, dreht sich zu mir um und ich muss zusehen, wie ihr Körper vor mir verblasst und sie für immer verschwindet.

Ich spüre den drohenden Sonnenaufgang, doch ich kann mich nicht bewegen. Ich starre auf den Fleck, wo sie gerade noch stand. Es tut so verdammt weh!

„Hey Kumpel, um diese Zeit ist es für einen Vampir nicht sehr gesund hier oben zu sein."

Ich blicke mich zu Spike um. Er steht in der Türe, die hier nach oben führt.

„Wie lange bist du schon hier?"

„Lange genug. Komm schon. Ich hab keine Lust mich mit der Ballkönigin anzulegen. Ich wette sie macht mir die Hölle heiß, wenn ich dich hier verbrennen lasse."

Ich tue, was er sagt und folge ihm nach unten in die sicheren Räume. Ich werde den Kampf weiterkämpfen.

Denn es hat für mich wieder einen Sinn bekommen zu kämpfen. Es gibt hier Menschen, die mich brauchen. Freunde, die mir helfen. Und wenn ich gut genug und lange genug gekämpft habe, werde ich sie wieder sehen.

Als ich Spike die Treppe hinunter folge, fällt mir der Text des Liedes wieder ein und plötzlich haben die Worte einen andern Sinn.

Hearts are worn in these dark ages

You're not alone in this story's pages

Night has fallen amongst the living and the dying

And I try to hold it in, yeah I try to hold it in

The world's on fire and

It's more than I can handle

I dive into the water

(I try to pull my ship)

I try to bring more

More than I can handle

(Bring it to the table)

Bring what I am able

I watch the heavens and I find a calling

Something I can do to change this moment

Stay close to me while the sky is falling

Don't wanna be left alone, don't wanna be alone

The world's on fire and

It's more than I can handle

I dive into the water

(I try to pull my ship)

I try to bring more

More than I can handle

(Bring it to the table)

Bring what I am able

Hearts break, hearts mend

Love still hurts

Visions clash, planes crash

Still there's talk of

Saving souls, still the cold

Is closing in on us

 

The End

 

zurück