Welcome to the Hell

von SpikesChild

 

 

Vorgeschichte:

Angelus fand endlich heraus wie er den Dämon Acathla herbeirufen konnte. Wie er mit dessen Hilfe und zusammen mit seinem geliebten Childe die Weltherrschaft übernehmen konnte. Ein neues Königreich, mit ihm als obersten Herrscher, seinem Childe Spike an seiner Seite und alle anderen Dämonen und Menschen weit unter ihnen. Es war Spikes Traum gewesen und seit Angelus Rückkehr zu ihm und zu Spikes Childe Drusilla haben die beiden alles daran gesetzt diesen Traum zu verwirklichen.

Endlich war es soweit. Alle Vorbereitungen waren getroffen. Angelus wusste endlich, dass es sein Blut war, das er zum Öffnen des Höllentores benötigte, um Acathla zu befreien. Spike stand hinter ihm und blickte gebannt auf das Geschehen, doch die beiden Vampire hatten eines nicht mit einkalkuliert: Drusilla.

Drusilla war eifersüchtig auf Angelus. Seit dem Tage, als Angel seine Seele verloren hatte und er zurück zu seinem Childe gekehrt war, hatte Spike nur noch Augen für seinen Sire. Sie hatte er vollkommen ignoriert und sie wusste, wenn die Beiden ihr Ziel erreichen würden, wäre es für alle Ewigkeiten so. Sie bliebe für immer das nutzlose verrückte Childe und Spike und Angelus wären unzertrennlich. Das konnte Drusilla nicht zulassen. Sie musste um Spike, ihren Sire kämpfen. Sie musste drastische Maßnahmen ergreifen und dazu ging sie einen Packt mit dem Feind ein.

Sie war zur Jägerin gegangen und schloss dort einen Deal ab. Sie versprach mit Spike das Land für immer zu verlassen und ihr zu helfen Angelus zu vernichten. Damit würde sie endlich wieder mit ihrem geliebten Sire alleine sein. Sie wären wieder unzertrennlich und alles würde wieder gut werden. Sie wären wieder Spike und Dru, ohne Spikes Sire Angelus. Spike würde dann wieder sie lieben und nicht Angelus!

Als Angelus schließlich das Schwert aus der Steinfigur zog, erhob sich Drusilla aus ihrem Rollstuhl, da ihre Beine längst geheilt waren, und zog Angelus einen Schürhacken über den Schädel. Spike war entsetzt, doch noch ehe er reagieren konnte, hatte Drusilla auch ihm eins über den Kopf gezogen und er verlor das Bewusstsein.

Als Angelus schließlich realisierte was geschehen war, war die Jägerin bereits anwesend und bekämpfte ihn. Drusilla schnappte sich den bewusstlosen Körper ihres Geliebten und trug ihn davon. Sie warf einen letzten Blick auf das Geschehen, wo Angelus sich gegen die Angriffe der Jägerin wehrte. „Leb wohl, Bastard!" sprach sie mehr zu sich selbst und schaffte ihren Sire in den alten ausrangierten Rolls-Royce, der seit vielen Jahren ihr Lieblingsauto war. Dann verließ sie, mit der Gewissheit ihren Liebsten endlich wieder für sich alleine zu haben, die Stadt.

Währenddessen kämpften Angelus und Buffy um Leben und Tod. Um den Dämon zurück in die Höllendimension zu schicken, musste Buffy das Schwert zurück in die Brust des Dämons rammen. Und den Beschwörer mit ihm.

Zur selben Zeit versuchte eine kleine tapfere Hexe ihr bestes, um den Geliebten der Jägerin zurückzuholen. Sie beschwor die guten Mächte und rief einen Fluch herbei, um Angels Seele zurück in seinen Körper zu schicken.

Buffy wich zurück, als sie das Leuchten in den Augen ihres Feindes sah. Angel brach direkt vor der Statue des Acathla zusammen. Tränen füllten sich in seinen Augen. Er verstand nicht was geschehen war. Es würde noch etwas dauern, bis er sich an alles erinnern konnte. Er sah seine geliebte Buffy vor sich, doch in sich fühlte er sich wieder so leer wie in den letzten hundert Jahren. Eine Leere, von der er gehofft hatte sie würde mit Buffys Liebe gefüllt werden. Doch dem war niemals so.

Er erhob sich und sah in die tränenfeuchten Augen von Buffy. „Buffy", flüsterte er und sie erkannte, dass er zurück war. Dass es ihr Angel war, der vor ihr stand. Sie küssten sich ein letztes Mal. „Schließ deine Augen", sagte sie zu ihm. Dann stach sie das Schwert durch seine Brust hindurch und in die steinerne Statue.

Der Schlund der Hölle schloss sich und mit ihm verschwand ihr Geliebter.

****

Spikes Sicht

„Zum Teufel Dru, warum hast du das gemacht? Wie konntest du mir das antun? Hasst du mich denn so sehr?"

„Liebling, ich liebe dich! Angelus wollte dich mir wegnehmen. Das konnte ich nicht zulassen. Jetzt sind wir wieder zusammen. Es kann alles wieder so werden, wie es war!"

Bloody Hell, ich töte sie. Ich bringe sie um. Ich werde mein eigenes verfluchtes Childe töten! Wie konnte sie das nur tun? Wie konnte sie mich nur so hintergehen?

„Daddy Liebling, komm endlich zu mir ins Bett. Lass uns ein bisschen spielen, dann kommst du auf andere Gedanken." Mit ihrem lieblichen Geschnurre wird sie mich diesmal nicht um den Finger wickeln können. Sie hat Angelus auf ihrem Gewissen. Sie hat mit dieser Mistschlampe von Jägerin einen Packt geschlossen. Wie konnte ich nur so blind sein? Wenn sie nicht mein Childe wäre, würde ich sie sofort vernichten. Sofort!

„Liebling, komm schon. Es wird alles wieder gut, ich verspreche es."

Nein. Diesmal falle ich nicht auf ihre verführerischen Blicke rein. Diesmal kann sie sich noch so aufreizend positionieren. Ich werde nicht… ach zum Teufel damit. Ein kleiner Fick kann nicht schaden. Es bringt mich wenigstens auf andere Gedanken. Schließlich ist und bleibt sie mein Childe, sie hat mir zu Diensten zu stehen, doch glaube nicht, dass ich es dir zu deinem Vergnügen besorgen werde, meine liebe Dru.

Oh wie nett, sie glaubt tatsächlich ich bin auf ihren Trick hereingefallen, doch da täuscht sie sich gewaltig. Daddy ist verflucht sauer und du meine Kleine, wirst für das, was du meinem Sire angetan hast, büßen.

****

Drei Monate später:

Verfluchter Misst. Das Jagen macht einfach keinen richtigen Spaß mehr. Mir fehlt mein Sire. Erst ist es diese verdammte Seele, die ihn mir wegnimmt und dann ist es mein eigenes verfluchtes Childe.

Dru zu quälen macht mir auch keinen Spaß mehr. Sie hat sich von den letzten Folterungen noch nicht ganz erholt. Ich überlege echt, ob ich sie nicht doch einfach pfählen sollte. Als ihr Sire hätte ich das Recht dazu. Sie hat eins der obersten Vampir-Gesetzte gebrochen. Sie hat einen ranghöheren Vampir vernichtet. OK, sie hat ihn nicht selbst vernichtet, doch sie hat sich mit der Jägerin eingelassen, um ihn zu vernichten, das ist noch schlimmer, als wenn sie es selbst getan hätte!

Ich kann ihren Anblick nicht mehr ertragen. Sie macht mich krank. Ich muss immer daran denken, dass sie mir meinen Sire weggenommen hat. Sie hat ihn auf dem Gewissen. Ich werde sie verflucht noch mal pfählen!

Ich werde mir halt einfach ein neues Childe erschaffen. Jawohl. Auf ihre Visionen kann ich verzichten. Sie haben mir in letzter Zeit eh nichts eingebracht. Und sie bewahrten mich auch nicht davor das Liebste zu verlieren, das ich je hatte. Mein Angelus.

Fuck! Ich muss aufhören an ihn zu denken. Er ist weg. Für immer. Es gibt keine Möglichkeit seine Asche zurück in den Vampir zu verwandeln, der er mal war. Mit diesem herrlichen Körper. Diesen weichen Haaren und diesen dunklen braunen Augen, in denen ich jedes Mal versank. Seit dem ersten Tag, als wir uns sahen.

London, 1860:

Angelus war mit Darla unterwegs in Londons Straßen. Auf der Suche nach unvorsichtigen Menschen, denen sie das Blut aus den Adern saugen konnten. Und davon waren Londons Straßen voll. Es war eine gute Zeit für Vampire. Sie konnten ungehindert durch die Menschenmengen umherwandern, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie führten ein gutes Leben. Waren bekannt unter den angesehenen Leuten der Stadt und bekamen alles was sie brauchten. Ein sicheres und schönes Zuhause für den Tag und mehr als genug Nahrung in der Nacht. Londons Straßen hießen sie stets willkommen und Londons Kriminalitätsrate war hoch genug, sodass die paar Leichen nicht weiter ins Gewicht fielen.

Es war eine gute Zeit. Und sie sollte noch besser werden, als Angelus eines Nachts von einem rüpelhaften Kerl angerempelt wurde. Angelus war sofort verärgert. Er blickte sich zu dem Kerl um, der ihn nicht mal eines Blickes würdigte und auch keinerlei Entschuldigung von sich gab. Er stapfte einfach unbeirrt weiter. Ein Meistervampir, wie er, wollte sich so ein Verhalten nicht gefallen lassen. Er entschuldigte sich bei Darla, seinem geliebten Sire, und folgte dem Mann in eine einsame Gasse.

Dort stellte er ihn zur Rede. Als wenn er wirklich nur wegen des Anrempelns hier wäre. Doch die Gasse war leer und keine neugierigen Augen konnten sie sehen. Es war perfekt und Angelus war nun beinahe froh, dass ihn sein Abendessen angerempelt hatte. Er trat zu ihm, drückte ihn gegen die Wand und blickte ihn böse an.

Der Kerl zeigte keinen Funken Furcht in den Augen. In diesen unendlich blauen Augen. Das faszinierten Angelus. Diese Augen. Und diese Furchtlosigkeit. Angelus war viel größer als er. Auch wenn er kein Vampir gewesen wäre, hätte er ihm sehr gefährlich werden können. Londons Straßen waren voll von Dieben und Mördern. Doch dieser Mann hier zeigte nicht einen Funken Angst. Alles was Angelus in diesen Augen sah war Verbitterung und Selbsthass. Und eine Todessehnsucht, wie er es in den Augen eines Menschen noch nie gesehen hatte.

„Worauf wartet Ihr?" fragte der Mann, ohne den Blick von Angelus abzuwenden.

„Wie ist dein Name", wollte Angelus wissen und sah weiter in diese blauen Augen.

„Was spielt das für eine Rolle? Führt Ihr eine Liste Eurer Opfer?" spottete er.

„Dein Name", fragte Angelus erneut, diesmal mit einem sanften Ton in der Stimme, der den jungen Mann verwirrte.

„William", antwortete er diesmal wahrheitsgemäß und studierte das Gesicht seines Gegenübers. Diese dunklen sanften Augen strahlten eine seltsame Wärme aus. Dieses Gesicht war das schönste Gesicht eines Mannes, das ihm jemals bewusst aufgefallen war. William war fasziniert von diesen dunklen Augen, die so mysteriös und fremd waren.

„Warum trägst du soviel Bitterkeit in dir?" fragte Angelus.

William war erstaunt woher der Fremde dies wusste und fragte: „Woher…?"

„Ich sehe es in deinen Augen", fiel Angelus ihm ins Wort.

„Ich... sagen wir einfach das Leben spielt gerne ein übles Spiel mit mir. Vor allem in letzter Zeit. Verzeiht mir, wenn ich Euch nicht mit meinen Problemen belasten möchte, doch dies sind private Angelegenheiten", versuchte William sich höflich zu erklären.

Angelus faszinierte seine furchtlose Art. Die scharfen Wangenknochen. Die stechend blauen Augen. Die honigfarbenen Haare. Der drahtige Körper, den er unter der Kleidung vermuten konnte. Er wollte ihn haben. Ihn besitzen. Ihn für immer bei sich haben. Er war sich sicher, dass dies der Richtige war. Darla hatte es ihm oft erzählt. Eines Tages würde er einen Menschen treffen und wissen, dass dies seine Bestimmung war. Sein zukünftiges Childe.

„Was, wenn ich dir ein anderes Leben anbiete. Eines mit anderen, besseren Regeln. Eines, wo du ein Gott bist, der über Leben und Tod bestimmt."

„Wovon redet Ihr? Seid Ihr verrückt?"

Angelus grinste und setzte sein wahres Gesicht auf. William wich zurück, doch er versuchte nicht zu flüchten. Vielmehr starrte er in die veränderten goldenen Augen und die veränderten Gesichtzüge.

„Wer seid Ihr? Was seid Ihr?"

„Vertrau mir, mein William. Ich werde dir eine bessere Welt zeigen. Eine Welt an meiner Seite. Du wirst nie wieder solch eine Bitterkeit und solch einen Selbsthass verspüren. Darauf gebe ich dir mein Wort."

„Wie?" fragte William verwirrt.

„Komm her", bot Angelus seine Arme dar und William trat zu ihm. Er ließ zu, dass Angelus seine Hände um seine Hüften gleiten ließ und zuckte nicht zurück, als Angelus sich seinem Hals näherte und seine scharfen Fänge in sein Fleisch bohrte.

Stechender Schmerz zog sich durch seinen Hals und seine Adern, als mit rauschender Geschwindigkeit all sein lebensnotwendiges Blut aus ihm gesaugt wurde. Er stöhnte auf und stützte sich an der starken Brust des Mannes, der ihn in festem Griff hielt, damit er nicht zusammenbrechen würde. Verwirrender Weise war es jedoch nicht nur Schmerz, den er fühlte, sondern ein seltsames Verlangen keimte in ihm hoch. Ein lustvolles Verlangen. Und sein steifes Glied war der Beweiß dafür, dass ihm gefiel was der fremde Mann mit ihm tat.

„Wer bist du?" flüsterte ihm William schwach ins Ohr. Angelus erkannte darin noch immer keine Furcht und er wusste, dass er eine gute Wahl getroffen hatte. William würde ein gutes Childe werden. Angelus saugte extra schnell, damit es nicht zu schmerzvoll sein würde. Er wollte ihn nicht unnötig leiden lassen. Sein Childe sollte niemals leiden. Als er fühlte wie sein Herz schwächer wurde, löste sich Angelus von ihm und biss sich selbst in das Handgelenk. William lag schwach in seinem Armen. Er legte die blutende Wunde auf Williams Mund und forderte ihn auf zu trinken.

Williams Blick fixierte das engelsgleiche Gesicht des Mannes, der ihn festhielt. Er fing an von dem dargereichten Handgelenk zu trinken. Saugte das Blut in sich. Die ersten Tropfen schmeckte kupfern und bereiteten ihm beinahe Übelkeit, doch plötzlich begann sich etwas in ihm zu verändern. Er verspürte einen seltsamen Durst und saugte noch fester. Das Blut schmeckte immer besser und sein Verlangen mehr davon zu trinken steigerte sich von Tropfen zu Tropfen. In seinem geschwächten Körper begann jeder Muskel zu schmerzen. Er bekam das Gefühl zu ersticken. Er fühlte wie sein Herz kaum noch schlug und wie er immer müder und müder wurde. Er kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit an, da er den Blick zu dem Fremden nicht brechen wollte und er noch mehr von dem Blut in sich aufnehmen wollte, doch dann wurde es immer dunkler um ihn.

Als William Stunden später erwachte, war alles verändert. Er erwachte zwischen zwei kühlen Körpern. Einer davon – Angelus – hielt ihn besitzergreifend fest, während der zweite – Darla – sich an seine Seite kuschelte.

„Willkommen Daheim", flüsterte Angelus ihm ins Ohr. Die Stimme löste eine unglaubliche Gefühlswelle in ihm aus. William fühlte sich unbeschreiblich sicher und geborgen. Er fühlte sich endlich wie zu Hause. Er drehte seinen Kopf und blickte in diese unendlich tiefen dunklen Augen. Ein feines Lächeln erschien auf den Lippen des Mannes. ‚Sire’ hallte es in seinem Kopf. Sein Instinkt sagte ihm, dass dies sein Sire war. Sein Erschaffer. Sein Gott. Und er fühlte sich unendlich zu ihm hingezogen. Angelus ließ seine Lippen sinken und berührte die seinen. Zögerlich öffnete William seine Lippen und ließ die bittende Zunge seines Sires ein.

Sie beide stöhnten auf, als ihre Zungen sich berührten und sie einander näher waren, als jemals zuvor. Darla hatte Recht. Sie hatten einander gefunden. William war Angelus’ Bestimmung.

****

Angels Sicht

Schmerz. Es gibt angenehmen Schmerz. Und diesen Schmerz. Dieser Schmerz ist überall. Überlall Schmerz und laute Schreie. Ich höre ständig diese Schreie. Bin ich das, der schreit? Wenn ich mich fest genug anstrenge, dann erkenne ich vielleicht die Stimme desjenigen, der hier ständig so laut schreit. Ich glaube es sind mehrere Stimmen. Ja, es sind mehrere Schreie. Doch ich höre nicht, ob ich auch einer derjenigen bin, die schreien. Wenn ich außer diesen schrecklichen Schmerzen noch etwas anderes fühlen könnte, währe ich vielleicht in der Lage all die lauten Schreie besser zu lokalisieren.

Aber hier sind nur Schmerzen und diese ständigen Schreie. Schmerzen, Schreie und diese schrecklichen Bilder. Sie kommen und gehen. Zusammen mit diesen Männern. Es sind immer Männer. Sie bohren Dolche in meine Brust. Ritzen mir Zeichen in meine Haut. Zeigen mir frisches Blut, von dem ich niemals einen Schluck trinken darf. Sie schlagen und peitschen mich, wenn ich ihnen ihre Schwänze nicht auf die Weise lutsche, wie es ihnen gefällt. Oder wenn sie einfach nur Lust dazu haben. Sie rammen ihre Schwänze in alle Öffnungen meines Körpers und erfreuen sich an den Schreien, die daraufhin lauter werden.

Vermutlich sind es doch meine Schreie. Wenn ich versuche nicht hinzuhören und nicht darauf zu achten was sie mit mir machen, kann ich es vielleicht soweit ignorieren, dass ich es nicht mehr wahrnehme. Vielleicht kann ich dann irgendwo hin verschwinden, wo es besser ist. Irgendwohin, wo ich glücklich bin. Wo es besser ist. Überall ist es besser, als hier. Vielleicht kann ich wieder zurückgehen. Nur für einen kleinen Moment lang. Zurück zu ihm.

London, 1870:

Angelus und William waren unzertrennlich. Sie teilten alles miteinander. Ihr Blut, ihre Opfer, ihr Bett. Sogar Darla teilten sie miteinander. Die Meistervampirin genoss die Aufmerksamkeit zwei solcher außergewöhnlichen Vampire. Sie war stolz auf die Wahl ihres Childes, William zu verwandeln. Angelus war in allem perfekt, auch in der Auswahl seiner Childer. Die drei waren eine eingeschworene kleine Familie, wobei little Will immer der Mittelpunkt des Geschehens war.

William konnte nie genug von seinem Sire bekommen. Er bettelte um jeden Kuss. Jede Liebkosung. Jede Gelegenheit, wo sein Sire ihn nach allen Regeln der Kunst verwöhnte und wo die beiden Stunden miteinander verbrachten miteinander zu schlafen. Und Angelus schenkte ihm dies alles nur allzu gerne. William war sein ein und alles. Sein Childe. Sein Gefährte. Sein Geliebter.

****

Angels Sicht

Nein bitte nicht. Holt mich nicht zurück. Ich will nicht hier sein. Hört auf damit. Lasst mich in Ruhe! Bitte!

„Bitte! Lasst mich in Frieden. Aufhören! Hört endlich auf!"

****

Spikes Sicht

Rot ist eigentlich eine schöne Farbe. Blut ist rot. Lippen sind rot. Drus Kleid ist rot. Und all die schönen Wunden auf ihrer Haut sind auch rot. Ich glaub ich verliere langsam den Verstand. Irgendwann werde ich wie sie die Sterne am Tage sehen und sie sprechen hören. Irgendwann werde ich mich vielleicht selbst pfählen.

Ach zum Teufel mit all den Sternen. Mit all den trübsinnigen Gedanken. Dru hat Recht. Es bringt nichts, wenn ich mich hier in Selbstmitleid verkrieche. Ich werde hinausgehen und mir ein nettes Opfer suchen. Werde es foltern und quälen und dann werde ich es aussaugen. Werde all die schöne rote Farbe in mich aufsaugen.

„Daddy? Bist du mir immer noch böse?"

Böse? Wieso sollte ich ihr böse sein? Sie ist doch so gut zu mir. Sie liegt jeden Tag brav in ihrem Bett und bewegt sich nicht, was vielleicht auch daran liegt, dass ich sie gefesselt habe. Aber trotzdem, warum sollte ich ihr böse sein? Weil sie mir das Einzige, was mir im Leben jemals etwas bedeutet hatte, genommen hat?

„Wieso sollte ich dir böse sein!?!" Ich wollte eigentlich nicht so laut schreien. Aber na ja. Jetzt ist es schon passiert. Nun weint sie wieder.

Ich muss mich wirklich daran erinnern, warum ich sie überhaupt verwandelt habe? Warum ich ausgerechnet sie zu meinem Childe gemacht habe. Warum?

London, 1880:

William, der sich damals schon Spike nannte, hatte ein, für Vampire sehr ungewöhnliches Gebäude aufgesucht, um sich für die Nacht ein Opfer zu suchen. Ungewöhnlich deshalb, weil hier nur Bittsuchende und Gläubige auf der Suche nach ihrem Seelenheil herkamen und nach einem Gott suchten, von dem Spike wusste, dass es ihn nicht gibt. Auch als der Priester, dessen Blut er in sich aufnahm, bis zu seiner letzten Sekunde zu seinem Gott betete, kam kein Gott um ihn zu retten.

Keiner bis auf eine hübsche Jungfrau, deren einziges Vergehen eine außergewöhnliche Gabe war und sie verzweifelt nach Vergebung suchte. Doch sie geriet an diesem Abend an einen anderen Gott, als sie erwartet hatte. Zu einem Gott, der die Bedeutung des Wortes Vergebung nicht kannte. Es war Spike, der nebenan im Beichtstuhl ihren verzweifelten Worten lauschte, da der Priester nicht mehr fähig war ihre Worte zu hören. Es war Spike, der ihr erzählte, dass sie bis in alle Ewigkeit verdammt sei. Dass sie sündig sei und sie niemals Erlösung beim Herrn finden würde.

Sie hatte ihm von ihren Visionen erzählt. Dass sie fähig war in die Zukunft zu sehen. Ihre Familie hatte sie verstoßen und sie in die Obhut der Kirche gegeben, in der Hoffnung sie würde dort Erlösung finden. Würde von ihrer schrecklichen Geißel befreit werden. Doch Spike erkannte sofort, dass die vermeintliche Geißel eine seltene Gabe war. Eine Gabe, die er zu nutzen wusste.

In nur einer Nacht töteten er und Angelus ihre ganze Familie. Trieben sie schließlich in den Wahnsinn und Spike verwandelte sie noch vor Sonnenaufgang in einen Vampir.

Sie war ein außergewöhnliches Childe. Spike bereute es ein wenig, dass er sie verwandelt hatte. Vielleicht wäre es besser gewesen Angelus oder Darla hätten es getan. Spike war selbst noch sehr jung. Doch trotzdem war sie ihnen sehr oft eine große Hilfe. Sie hing an Spike wie eine Tochter an ihrem Vater. Er entlockte ihr viele wertvolle Informationen und sie bewahrte die Familie vor einigen Gefahren.

****

Spikes Sicht

„Dru, halt den Mund und hör endlich auf zu schreien!"

Sie schreit nun schon seit zehn Minuten. Sie hat wieder eine ihrer Visionen. Früher hätte ich mich darüber gefreut, hätte sie ausgefragt, ihr beigestanden, sie beruhigt, doch heute interessiert es mich nicht wirklich. Was bringen mir ihre Visionen, wenn ich ihr nicht mehr vertrauen kann? Wenn ich ihr das was sie mir erzählt nicht glauben kann?

„Es ist Grandpa! Er leidet! Daddy, bitte! Du musst ihm helfen!"

Grandpa? So nannte sie Angelus.

„Was ist mit ihm?"

„Sie halten ihn gefangen. Sie quälen ihn. Daddy glaub mir, das wollte ich nicht. Ich wollte nicht, dass sie ihm das antun. Bitte glaube mir!"

Wenn sie endlich mit ihrer Winselei aufhören würde, würde ich wenigstens etwas von dem was sie sagt verstehen.

„Wer hält ihn gefangen? Dru, zum Teufel, wovon redest du?"

„Na die Männer! Die bösen Männer halten ihn fest und tun ihm weh! Die Jägerin hat ihn dort hingeschickt. Wir müssen ihm helfen."

„Dru, ich warne dich! Wenn das ein billiger Trick ist, um mich dazu zu bringen dich loszubinden, dann schwöre ich, wirst du Daddy wirklich sauer erleben!"

„Ich schwöre es! Es tut mir so leid, dass ich dir wehgetan habe. Ich wollte doch nur, dass wir wieder glücklich sind. Die Sterne haben mir eine Chance gegeben alles wieder gut zumachen. Bitte sei nicht mehr böse auf mich. Ich will ein artiges Mädchen sein."

Verdammt! Ich kann nicht glauben, dass sie mich wieder soweit hat. Ich kann nicht glauben, dass ich ernsthaft darüber nachdenke sie loszubinden. Doch wenn es wirklich wahr ist, dass Angelus irgendwo gefangen ist und leidet, muss ich alles versuchen, um ihn zu retten. Und was soll’s, wenn es nicht wahr sein sollte, hab ich wenigstens etwas Ablenkung und einen Grund meine liebe Dru doch noch zu pfählen.

„Erzähl mir alles, was du gesehen hast. Wenn Daddy zufrieden ist, bindet er dich wieder los."

****

Angels Sicht

Er ist schon wieder da. Er kommt jeden Tag. Manchmal auch zweimal. Ich bin mir nicht sicher wie oft er tatsächlich kommt. Langsam verliere ich jegliches Zeitgefühl. Anfangs dachte ich wirklich, dass er es ist. Ich konnte kaum glauben ihn hier zu sehen. Ich hätte es gleich wissen müssen. Hätte wissen müssen, dass er niemals hier herkommen würde. Er hasst mich. Mich, die beseelte Form seines Sires. Er würde niemals kommen um mich hier rauszuholen. Um mir zu helfen. Niemals. Ich wünschte ich hätte diese Seele nicht mehr erhalten. Ich bin sicher Willow war das. Sie ist ’ne fähige kleine Hexe, doch ich wünschte sie würde ihre Nase nicht so oft in Dinge stecken, bei denen sie nicht wirklich weiß was sie tut.

Ich habe lange darüber nachgedacht. Hier habe ich mehr Zeit, als mir lieb ist. Zwischen all den Folterungen herrscht meist Stille und ich kann mich mit meinen Gedanken davon flüchten. Nachdenken. Ich wünschte sie hätte es nicht getan. Hätte mir diese Seele nicht wieder gegeben, dann müsste ich jetzt nicht so leiden. Dann könnte ich wenigstens darauf hoffen, dass er mich rettet. Er, der nun hier steht und mich anstarrt.

Vielleicht ist es doch er? Vielleicht ist er gekommen, um mich zu quälen. Weil er weiß, dass ich die Seele wieder in mir trage. Weil er glaubt, dass ich ihn nicht mehr liebe. Dabei liebe ich ihn noch immer. Auch mit der Seele verging kein Tag, wo ich nicht an ihn dachte.

Ich hatte so sehr versucht bei ihnen zu bleiben. Hatte so sehr versucht wieder Angelus zu werden, doch es hatte keinen Sinn. Ich konnte niemand sein, der ich nicht war. Ich konnte nicht Angelus sein. Doch trotzdem liebte ich ihn noch immer. Selbst meine Seele empfand Liebe für ihn und tut es noch heute.

Ich stelle mir vor, dass er es wirklich ist. Dass er hier ist, um mich zu retten und nicht um mich erneut zu quälen. Doch diese Illusion hält nie lange an. Er ist von allen am schlimmsten. Lässt die Schreie noch lauter werden und bringt mich dazu es zu wollen, wenn er seinen harten Schafft in mich stößt. Er bringt mich dazu zu betteln, dass er mich endlich kommen lässt. Dass er mich endlich beißt und dass er mich endlich wieder liebt. Doch nichts von all dem geschieht jemals. Alles was ich von ihm bekomme sind Schmerzen und diese lauten Schreie.

Vielleicht ist es doch er? Vielleicht wird er mich heute lieben? Vielleicht nimmt er mich heute mit nach Hause?

„Bitte", flehe ich mit heißerer Stimme. Vielleicht sind es doch meine Schreie?

****

Teil 2

Spikes Sicht

Dru mitzunehmen war vielleicht doch keine so gute Idee? Aber ich brauche sie. Vielleicht bekommt sie wieder eine ihrer Visionen? Doch sie versucht die ganze Zeit sich bei mir einzuschmeicheln. Hängt mir dran wie eine Klette, dabei will ich nichts weiter, als meine Ruhe!

Wir sind endlich da. Nach vier Wochen unterwegs in diesem bescheuerten Wagen. Höchste Zeit, dass sich die Stadt ein neues Willkommens-Schild leistet. Dieses hier hält es nicht mehr oft aus, wenn ich darüber fahre. Wenigstens etwas Spaß, den ich mir gönnen kann.

Also gut, wo muss ich hin? Dru sagte etwas von einer Höllendimension. Hier am Höllenschlund gibt es bestimmt ein paar Kerle, die mir dazu ein paar nähere Informationen geben können. Und solche Kerle trifft man am besten in einer netten kleinen Bar. Bei der Gelegenheit kann ich mir gleich mal einen kleinen Drink genehmigen, doch vorher setze ich Dru bei der alten Villa ab. Ich kann sie hier nicht gebrauchen, sie ist mir nur im Weg.

Ich mag diesen Ort nicht besonders. Es erinnert mich viel zu sehr an die Zeit, zu der Angelus noch Angel war. Wo er diese bescheuerte Seele in sich trug. Ich erinnere mich noch genau, als wir uns eines Nachts auf einem Spielplatz trafen.

Sunnydale, vor einigen Monaten:

Spike war auf der Suche nach einem Opfer für die Nacht. Er und Dru waren erst seit kurzem hier in Sunnydale, weil er erfahren hatte, dass hier eine Jägerin ihr Revier hatte. Seit dem Verlust seines Sires suchte Spike jede Gefahr, die ihm den erlösenden Todesstoß erteilen konnte. Doch anstatt endlich von einer Jägerin in einem würdigen Kampf getötet zu werden, war er derjenige, der die Jägerinnen tötete. Zwei hatte er bereits erfolgreich geschlagen und hier sollte nun seine Nummer Drei auf ihn warten. Vielleicht würde ihn diesmal sein Schicksal ereilen. Vielleicht würde er diesmal im Kampf zu Asche zerfallen.

In dieser Nacht traf Spike auf ein bekanntes Gesicht. Sein untotes Herz zog sich zusammen, als er die dunkle Figur im fahlen Licht der Straßenlaternen erblickte. Es war die Gestalt seines Sires. Seines geliebten Sires! Doch es war nur ein Trugbild. Eine Fata Morgana. Ein Wunschbild, von dem Spike sich so sehr wünschte es wäre wahr. Doch es war Angel, der näher trat und der ihn mit schmerzerfüllten Augen betrachtete.

„Spike, was tust du hier?"

„Dieselbe Frage könnte ich dir auch stellen, Angel!" Spike sprach den Namen mit soviel Verachtung aus, dass es Angel sehr schmerzte.

Sein Childe hier zu sehen warf einige Erinnerungen auf. Erinnerungen, von denen er dachte, nein hoffte, dass er sie längst begraben hätte. Schmerzhafte Erinnerungen. Erinnerungen an eine glückliche Zeit mit seinem William. Erinnerungen an ein unzertrennliches Paar. Es weckte Gefühle in Angel, die er seit hundert Jahren versucht hatte zu verdrängen. Gefühle, von denen er hoffte er könnte sie durch eine andere Person ersetzen. Durch eine Aufgabe, die er sich stellte.

„Verschwinde von hier. Nimm Dru und verschwindet, bevor euch die Jägerin findet. Sie ist ziemlich gut. Vielleicht die beste, die es je gab. Sie wird euch töten."

„Die beste, die es je gab? Na umso besser! Dann bin ich hier richtig."

„Spike hörst du nicht? Ich sagte, sie wird dich töten! Geh solange du noch kannst! Bring dich in Sicherheit."

„Sicherheit ist etwas, das ich schon lang nicht mehr kenne. Hast du vergessen was Sicherheit für einen Vampir bedeutet? Wann sich ein Vampir wirklich sicher fühlt? Du solltest es wissen, denn du warst derjenige, der es mir einmal gezeigt hatte."

„Es tut mir Leid, Spike. Ich wünschte es wäre nicht so, doch du weißt genau, dass ich dir nicht geben kann was du brauchst."

Für einen Moment hatte Spike gedacht, dass Angel sich wirklich um ihn kümmerte. Er wunderte sich, warum Angel wollte, dass er sich in Sicherheit bringen sollte, doch dann erinnerte Angel ihn wieder daran, dass er nicht mehr sein Sire war. Dass er ihm nicht mehr das geben konnte, was er so dringend gebraucht hätte, was er sich so sehnsüchtig erwünscht hätte.

Darum antwortete er aus Trotz: „Denkst du denn, dass ich das überhaupt noch will? Glaubst du ich will dich noch immer als meinen Sire? Glaubst du das wirklich? Dann bist du dümmer, als ich gedacht habe!"

Diese Worte verletzten Angel noch mehr als der spöttische Ton, den sein Childe für ihn übrig hatte. Für eine Sekunde lang hatte Angel geglaubt etwas in seinen Augen zu sehen. Einen Funken Sympathie. Doch dieser Funke war schneller weg, als er gekommen war. Und Angel wusste, dass Spike nichts anderes als Hass für ihn übrig hatte.

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Spikes Sicht

Hier hat sich in den letzten Monaten nicht das Geringste verändert. Noch immer dieselbe schäbige heruntergekommene Bar. Nett. Dann misch ich mich hier mal unter die Leute. Mal sehen, was man hier so in Erfahrung bringen kann.

 

****

Angels Sicht

Aufhören! Hört endlich auf. Oder tötet mich wenigstens! Warum hat Buffy mich nicht einfach getötet? Warum hat sie mich hierher geschickt? Warum?

Ich kann nicht mehr! Bitte nicht mehr weitermachen. Keine endlose Folter mehr! Ich ertrage das nicht mehr! Bitte!

„Bitte."

****

Spikes Sicht

„Du willst zu Acathlas Höllendimension?"

„Ja verdammt! Spreche ich undeutlich?"

„Nein, Mann. Es ist nur der beste Witz, den ich seit langem gehört habe."

„Was soll daran so witzig sein?" erwidere ich mit zwischen zusammengepressten Zähnen.

Wenn mir dieser Idiot nicht bald ein paar nützliche Informationen gibt, reiß ich ihm die Kehle raus, damit ich dieses bescheuerte Lachen nicht mehr hören muss!

„Ganz einfach. Um zu Big Papa Joe zu gelangen musst du nur um Einlass bitten."

Ich töte ihn! Ich bringe ihn um!

„Wer zum Teufel ist Big Papa Joe? Und wo verflucht noch mal soll ich um Einlass bitten?"

„Dann hör mal gut zu, mein Kleiner. Big Papa Joe ist der Teufel persönlich. Wenigstens behaupten das einige Dämonen. Er ist das was dem Teufel am nächsten kommt, denn du weißt so gut wie ich, dass es den Teufel nicht wirklich gibt. Um zu ihm zu kommen gibt es zwei Wege. Der Einfache ist der, das Dimensionstor mit Hilfe von Acathlas Statue zu öffnen. Aber die ist leider zerstört. Soweit ich weiß hat sich die Jägerin vor einigen Monaten daran ausgetobt. Aber ich vermute das weißt du besser als ich."

„Spar dir dein verfluchtes Grinsen und sag mir was der zweite Weg ist!"

„Der zweite und nicht so einfache Weg führt gradewegs durch den Höllenschlund. Aber der ist schon seit tausenden von Jahren verschlossen. Nicht mal eine Maus kommt da rein oder raus. Ich fürchte…"

Oh verflucht, jetzt bin ich von oben bis unten mit ekligem grünen Mogati-Blut verdreckt. Aber egal, der Typ wusste eh nichts wirklich Interessantes zu erzählen. Jetzt muss ich mir wenigstens seine bescheuerte Visage nicht mehr ansehen und sein bescheuertes Lachen nicht mehr anhören. Doch ich fürchte hier werde ich keine weiteren Informationen mehr bekommen. Die Kerle mögen es scheinbar nicht, wenn man hier seinen Tischnachbar killt. Dann geh ich halt in eine andere Bar.

****

In einer anderen Bar:

„Hey, Johnny! Hast du nicht letztens von einem Typen erzählt, der ’nen Weg zu Big Papa Joe kennt?"

Was haben diese Kerle nur mit diesem Big Papa Joe? Und was für ein Typ ist das überhaupt? Und wer ist Johnny?

Ah, das ist also Johnny. Fieser kleiner Dämon. Ernährt sich hauptsächlich von kleinen Kindern. Ich mag den Kerl nicht.

„Ja, ich kenn jemanden. Der behauptet er wäre ein Abgesandter. Erledigt so ’ne Art Kurierdienst."

Ein Kurierdienst zur Höllendimension? Bin ich hier unter lauter Verrückten?

„Und wer ist der Kerl? Wo kann ich ihn finden?"

Warum geb’ ich mich überhaupt mit diesen widerlichen Kerlen ab? Ich erinnere mich. Wegen Dru! Ich darf nicht vergessen, dass ich ihr noch so richtig dafür danke!

„Er kommt einmal in der Woche hierher, um für seinen Herrn Besorgungen zu erledigen. Der Höllenfürst steht auf die den Luxus, den sich die Menschen gern leisten. Ganz besonders steht auf irgendwelches Knabberzeugs."

OK, ich werd mir jetzt einfach ’ne Flasche Whiskey mitnehmen und meinen Frust an Dru austoben. Zum Jagen ist es heute nämlich schon zu spät. Und sehr informativ sind diese Kerle hier eh nicht.

„Hey, warte! Wo willst du hin? Ich dachte du willst zu Big Papa Joe?"

„Nein du Idiot! Ich sage ich will in diese verfluchte Höllendimension!"

„Ja klar, das meinte ich ja auch. Der Typ, von dem ich sprach, kommt nur einmal die Woche. Doch in der Dimension, aus der er kommt, vergehen währenddessen fünf Jahre. Ein Monat hier bedeuten zwanzig Jahre in der Dimension. Wenn du also Geschäfte mit dem Fürsten machen willst, solltest du das bedenken."

Ein Monat bedeuten zwanzig Jahre? Wie lange ist es her, dass Dru und die Jägerin uns alles vermasselt haben? Drei Monate? Nein, vier. Oder sind es schon fünf? Verflucht, das wären einhundert Jahre! Fuck!

Ich packe mir den Kerl am Kragen und presse ihn gegen die Wand. Ich brauch endlich klare Informationen und zwar schnell!

„Wie komm ich da hin? Wann kommt dieser Kurier das nächste Mal?"

„OK, OK, ganz ruhig, Kumpel! Ich sag dir ja alles, aber lass mich wieder los!"

„Erstens bin ich nicht dein Kumpel! Und zweitens lass ich dich erst los, wenn du mir alles erzählt hast, was ich wissen will. Und nur für den Fall, dass wir uns nicht verstehen, solltest du mir keine befriedigenden Antworten geben werde ich dich töten. Ist das klar genug?"

„Sonnenklar!"

„Lass die Sonne aus dem Spiel und fang endlich an zu singen!"

„OK, der Typ nennt sich selbst Hermes, wie der Götterbote. Er kommt meistens an einem Donnerstag, spätestens jedoch am Freitag. Du findest ihn am einfachsten, wenn du gegen sieben Uhr Abends hier in diese Bar kommst. Nach seinen Besorgungen genehmigt er sich noch einen letzten Drink, bevor er zurückkehrt. Von daher kenn ich den Typen überhaupt."

Ich lass den Kerl langsam runter, funkle ihn aber noch immer aus meinen goldenen Augen an, damit er versteht dass ich Ernst mache.

„Also gut. Ich werde am Donnerstag hier sein. Und ich hoffe für dich, dass ich diesen Kerl dann finden werde. Wenn nicht, wird es dir sehr leid tun, das verspreche ich dir."

Ich glaube er hat mich sehr gut verstanden.

****

Angels Sicht

Schmerz!

Blonde Frau = Schmerz!

Blonder Vampir = Schmerz!

Männer mit Dolchen = Schmerz!

Nicht sprechen, sonst Schmerz. Nicht bewegen, sonst Schmerz!

Muss schreien. Laut schreien!

Blut, wo ist Blut? Will Blut!

(Angel hat längst aufgehört in richtigen Worten zu denken. Er ist erfüllt von Schmerz und den schrecklichen Gefühlen, die seine Peiniger ihn durch geschickte Manipulation fühlen lassen.)

„AAARRRGGHH!!!"

****

Spikes Sicht

Warum zum Teufel vergeht sie Zeit so langsam? Bis Donnerstag sind es noch zwei Tage! Das dauert viel zu lange! Zwei Tage, das sind für meinen Sire sechzehn Monate! Verfluchte Scheiße! Das ist eine halbe Ewigkeit! Ich komm mir vor, als müsste ich tatsächlich sechzehn Monate lang warten! Verdammt!

„Dru!"

Wo steckt sie schon wieder? Ich sollte sie an die Leine nehmen!

„Ich bin hier Daddy!"

Ich mag diese Villa nicht. Hier erinnert mich alles viel zu sehr an meinen Sire.

****

Teil 3

Spikes Sicht

 

Endlich Donnerstag. Wenn ich noch mehr Tage warten müsste, würde ich durchdrehen. Es ist schon schlimm genug, dass es noch drei Stunden bis sieben Uhr sind und ich bereits hier in der Bar sitze und auf diesen Hermes warte.

Wenigstens ist dieser Johnny auch schon hier. Er wirkt ziemlich nervös. Ich denke er kann es genauso wenig erwarten, bis dieser Kurier hier auftaucht. Mal sehen, vielleicht kann ich meine Nerven beruhigen, indem ich ein wenig Poker spiele. Wenn ich Glück habe kann ich meine Finanzen etwas aufbessern und wenn nicht ist es auch egal, dann muss ich mir halt wieder etwas Geld von einem kürzlich Verstorbenen borgen. Vielleicht hole ich mir nachher noch ein nettes 0-negativ.

****

Ich sollte mir echt merken kein Poker zu spielen, wenn ich mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache bin. Irgendwie bringt das absolut nichts. Aber wenigstens hat es mich ein wenig abgelenkt. Die Uhr zeigt bereits kurz nach sieben und mein Freund Johnny wird nicht ohne Grund noch nervöser. Wenn dieser Kerl nicht bald hier auftaucht, werde ich unbedingt etwas Ablenkung brauchen. Ein netter Kampf ist dafür genau das Richtige.

Ich werfe die Karten auf den Tisch und steige aus dem Spiel aus. Hab schon mehr als genug verloren. Ich blicke rüber zu Johnny. Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Dämonenfratze richtig deute, aber es sieht aus wie ein erleichtertes Lächeln. Ist etwa der Kerl doch noch gekommen?

Er deutet mir einen Typen an der Bar und ich gehe direkt dort hin. Er sieht aus wie ein kleiner fetter Versicherungsvertreter. Mal sehen, ob das dieser Hermes ist.

„Hi." Erst mal sehen, was das für ein Kerl ist.

„Hallo, Freund."

Eigentlich kann ich es auf den Tod nicht leiden, wenn mich jemand „Freund" nennt, denn im seltensten Falle hantelt es sich wirklich um einen Freund. Ich kann das mit Sicherheit sagen, da ich kaum echte Freunde habe. Doch diesmal werde ich mal davon absehen ihm gleich eine in seine hässliche Visage zu hauen und warte erstmal, ob er der Richtige ist, oder nicht. Danach kann ich immer noch zuschlagen.

„Bist du Hermes?"

„Könnte sein. Wer will das wissen?"

Wer steht vor dir und fragt dich, du Idiot?

„Ich will das wissen! Ich hätte ein dringendes Anliegen und jemand erzählte mir, dass du mir weiterhelfen kannst."

„Welche Art von Anliegen hast du?"

Eigentlich wollte ich hier die Fragen stellen.

„Ich muss an einen bestimmten Ort. Man sagte mir, dass du dorthin Kurierdienste erledigst und ich mit deiner Hilfe dorthin gelangen könnte."

Ich werde heute noch jemanden töten müssen! Irgendjemanden! Ganz egal wen, oder was. Ich kann es nicht leiden, wenn man mich auslacht und wenn er nicht bald seine Fresse hält, wird er derjenige sein, den ich kille!

„Hör zu, außer mir kann keiner die Grenze passieren. Tut mir Leid, Kumpel, aber ich würde dir keinen Gefallen tun, wenn ich dich mitnehmen würde."

„OK, pass mal gut auf, Widerling! Ich habe dich nicht um einen Gefallen gebeten! Ich muss dorthin und wenn du mir nicht freiwillig hilfst, werde ich dich dazu zwingen müssen. Du wirst mir zeigen, wie ich dorthin komme, oder ich werde dich töten!"

Sein Lachen hat sich zu einem nachdenklichen Lächeln verschoben, doch ich kann nicht sagen, ob mir das mehr gefällt, oder nicht. Ich kann den Typ nicht leiden.

„Ich kann dich schon mitnehmen. Aber es wird dir trotzdem nichts nützen. Die Grenze zu meiner Heimat wird von einem alten Dämon bewacht und außer mir lässt er niemanden vorbei. Du musst dich mit ihm anlegen und nicht mit mir."

„Dann bring mich zu diesem Dämon. Sofort!"

„Du scheinst es ja richtig eilig zu haben, um in die Hölle zu kommen, was?"

„Nachdem ich erfahren habe, dass bei Euch die Gezeiten in Hochgeschwindigkeit arbeiten, ja, ich habe es eilig."

„Also gut. Dann folge mir."

Na endlich.

Ich folge dem Kerl aus der Bar ein paar Straßen weiter, bis in eine kleine Sackgasse. Wir stehen direkt vor einer hohen Mauer. Ich habe ernsthaft das Gefühl der Kerl verscheißert mich. Ich blicke mich um und außer überfüllten Müllcontainern, Dreck und einem kaputten Fahrrad ist hier nicht zu sehen, was interessant wirkt.

Jedenfalls noch nicht, denn der Typ scheint sehr an der Mauer interessiert zu sein. Er blickt sich um, als wenn er sicher gehen wollte, dass niemand uns beobachtet und berührt dann die Mauer mit einem Kristall, den er an einer Kette um seinen Hals trägt.

Na wer sagt’s denn. Kaum berührt er die Mauer, erscheint dort ein Eingang zu einem Tunnel. Ich folge ihm in den Tunnel und blicke mich misstrauisch um, als sich der Eingang hinter mir wieder verschließt.

Er grinst mich an und meint: „Ich sollte dir vielleicht sagen, dass dies eine Einbahnstraße ist."

„Was soll das heißen?"

Ich kill den Typen!

„Du wirst schon sehen was ich meine, wenn du Fluffy kennen lernst."

Fluffy?

Ich spare es mir nach Fluffy zu fragen. Mein Gefühl sagt mir, dass ich ihn früh genug kennen lernen werde. Ich folge dem Typen durch den endlosen Gang. Mir kommt es vor, als würde der bis zum Mittelpunkt der Erde führen. Es geht die ganze Zeit schräg nach unten.

Ich glaube wir laufen jetzt schon seit einer ganzen Stunde diesen verfluchten Gang entlang und langsam hab ich echt die Schnauze voll! Wenn nicht bald etwas passiert, dreh ich hier bald durch.

Ah, na endlich. Wir scheinen irgendwo angekommen zu sein. Der Gang mündet in eine riesige Höhle zu einer gewaltigen Schlucht. Es sieht aus wie eine unendliche Schneise, die diese Seite der Erde von einer anderen trennt. Ich trete ein paar Schritte vor, um zu sehen wie tief die Schlucht ist und – wow – sie ist wirklich verdammt tief! Scheinbar reicht diese Schlucht direkt zum Kern der Erde, den ich kann von hier aus flüssige Lava fließen sehen und man spürt die heiße Luft nach oben steigen.

Das ist verflucht unheimlich hier. Nicht, dass ich Angst hätte. Ich habe nie vor irgendwas Angst, aber so richtig wohl fühle ich mich hier jedenfalls nicht. Dies hier wäre auf alle Fälle kein Ort, wo ich mich länger aufhalten würde.

Aber dieser Hermes scheint sich hier häuslich einrichten zu wollen. Ich dreh gleich durch! Dieser Idiot setzt sich hier tatsächlich auf einen herausragenden Felsen an der Wand und macht Brotzeit!

„Was zum Teufel wirst du hier treiben?"

„Sieht man das nicht? Ich mach ’ne Pause."

„Pause? Ich geb’ dir gleich ’ne Pause! Schwing deinen fetten Arsch von dem Felsen runter und geh gefälligst weiter!"

„Du hast es wirklich eilig zu sterben, was?"

„Zu sterben ist das Entfernteste was ich vorhabe, aber wenn du nicht bald in Bewegung kommst, wird hier gleich jemand sterben und das bist du!"

Er lacht schon wieder. Gibt es verflucht noch mal irgendwas an mir, das so komisch ist? Steht etwas auf meiner Stirn geschrieben, wie: Lach dich ruhig kräftig über mich aus. Ich hoffe nicht, denn sonst muss ich in nächster Zeit einige Leute killen!

„Wir können nicht weitergehen. Wir müssen da rüber und ohne Fluffy geht das nicht. Also müssen wir warten bis er kommt."

„Und wann verflucht kommt dieser Fluffy?"

„Er wird jeden Moment hier sein, keine Sorge. Du wirst noch früh genug sterben."

„Ich hab’s dir schon einmal gesagt und ich sag’s noch mal! Ich hab nicht vor zu sterben."

„Na ja, wer weiß? Vielleicht hast du genug Mumm in den Knochen, um Fluffy davon zu überzeugen, dass er dich reinlässt?"

Wenn ich nicht bald erfahre wer oder was dieser Fluffy ist, dann dreh ich hier echt noch durch!

„Erzähl mir mehr über Fluffy. Wie lässt er sich denn überzeugen?"

„Frag ihn am besten selbst! Er kommt gerade."

Hermes packt gerade seine Brotzeit wieder in seine große Tasche, als ich hinter mir einen Windzug spüre und ein grollendes Geräusch höre. Oh Fuck! Fluffy ist ein verfluchter Drache!

Wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehen würde, würde ich es nicht glauben. Ein gigantischer geflügelter Drache steht direkt vor mir und schnuppert an mir. Seine riesigen Nüstern bewegen sich und ich spüre den Luftzug, als er meinen Duft in sich einsaugt. Verfluchte Scheiße! Warum hat dieser Mistkerl mir nicht gesagt, dass Fluffy ein verfickter Drache ist?!

Scheinbar mag er meinen Geruch nicht, denn mit seinem gigantischem Kopf stupst er mich an und stößt mich gleich zwei Meter zurück. Verdammt, das Ding ist verflucht riesig und verflucht stark.

„Hallo Fluffy!" grüßt dieser vertrottete Kerl und wirft dem Drachen etwas zu. Ja klar, das hätte ich mir gleich denken können. Hermes hat natürlich ein passendes Bestechungsmittel bei sich. Mit einem erfreut klingendem Schrei schnappt sich Fluffy das große Stück Fleisch, das Hermes ihm zuwirft, und verschlingt es in einem Satz.

Der Monsterdrache kommt zwei Schritte näher und ich weiche nur sicherheitshalber zurück. So ein Haustier jagt mir ganz sicher keine Angst ein. Nein, ganz sicher nicht.

Der verfluchte Boden bebt unter den gewaltigen Pranken des Drachen. Er schnuppert an Hermes und scheint auf ihn besser zu sprechen zu sein, als auf mich. Was ja klar ist, denn ich hab außer meinem eigenen Fleisch kein Leckerli für klein Fluffy dabei. Fuck.

„Na mein Guter? Wie geht es dir? Hat sich etwas getan, während ich weg war?"

Der Kerl spricht mit dem Ding, als ob es reden könnte, das ist wirklich lachhaft.

„Jedes Mal fragst du mich dasselbe und jedes Mal sage ich dir, dass du nichts versäumt hast."

Fuck! Das Vieh spricht. Und auch noch mit einer tiefen Stimme, die einem durch Mark und Bein geht. Ich brauch dringend einen Drink.

„Warum hast du diesen Vampir mit hier her gebracht?"

Mir gefällt nicht, wie mich dieses Ding anstarrt. Mir gefällt auch nicht, wie Hermes mich angrinst. Mir gefällt das alles hier ganz und gar nicht!

„Er wollte mich begleiten. Er will unbedingt zu Big Papa Joe. Ich sagte ihm, dass er keine Chance hat, doch er ließ sich nicht davon abhalten."

Mir gefällt das ganz und gar nicht. Lieber sterbe ich im Kampf gegen eine verfluchte Jägerin, als dass ich mir von diesen beiden Komikern länger auslachen lasse!

„Haltet verflucht noch mal eure beschissene Klappe!" Na wenigstens sind sie jetzt still.

„Ganz schon vorlaut, Kleiner."

„Ich bin nicht dein Kleiner!" Ich hasse es, wenn mich jemand so nennt. Noch mehr hasse ich es, wenn es ein riesiger Drache ist, der das tut.

Oh, oh. Er kommt näher. Wie Drachenblut wohl schmeckt?

„Na so wie ich das sehen, bist du um ein gutes Stück kleiner als ich, also kann ich dich auch ‚Kleiner’ nennen. Oder wie willst du sonst genannt werden?"

Na das ist doch schon mal ein Anfang. Vielleicht lässt sich das ganze hier diplomatisch regeln.

„Ich heiße Spike."

„Ich grüße Dich, Spike. Was führt dich hierher?"

„Ich will zu Acathlas Höllendimension."

„So, so. Das willst du."

So komm ich nicht weiter…

„Ich muss dorthin! Es ist verflucht wichtig!"

„Wie wichtig ist es dir denn, dort hinzugelangen?"

Gute Frage. Wie wichtig ist es mir meinen Sire aus der Hölle zu retten?

„Ziemlich wichtig!"

„So wichtig, dass du dafür sterben würdest?"

Was haben diese Idioten nur immer mit dem Sterben?

„Hör zu, du Riesen-Fledermaus, ich bin bereits tot. Und zwar schon seit mehr als hundert verfickten Jahren. Wenn es sein muss, OK, dann töte mich, aber das wird mich nicht an mein Ziel bringen, nicht wahr? Und ich hab verflucht noch mal nicht vor zu sterben, bevor ich meinen Sire nicht aus eurem Drecksloch befreien kann. Also entweder du lässt mich jetzt rein und ein friedliches Wort mit Big Daddy reden, oder ich werde verflucht sauer!"

„Du willst Angelus retten?"

Das ist interessant, das Vieh kennt meinen Sire.

„Yeah, das sagte ich doch gerade, oder?"

„Warum hast du das nicht gleich gesagt?" mischt sich Hermes jetzt mit ein.

Mein alter Sire scheint hier unten eine Berühmtheit zu sein. Ich wette er muss hier gar nicht leiden, sondern ist der Ehrengast der Hölle.

Fluffy kommt noch näher und riecht schon wieder an mir. Dieses Monster sollte seinen Riechkolben besser woanders hin stecken, als in meine Haare – Igitt!

„Steigt endlich auf ihr Beiden, ich bringe euch rüber. Papa Joe wartet bereits."

Na endlich mal eine Aussage, die mir gefällt! Aber halt, sagte das Ding gerade etwas von „aufsteigen"?

Hermes klettert an dem Dachen hoch und setzt sich auf dessen Rücken. Die erwarten doch nicht ernsthaft von mir, dass ich das auch tue? Bloody Hell, nur über meine Leiche!

Oh! Vielleicht hätte ich es doch tun sollen. Ist ja nicht so, dass ich vor dem Ding Angst hätte, nicht wahr? Doch ich hätte mir das wohl schneller überlegen sollen, denn Fluffy breitet seine Flügel aus und beginnt höllischen Wind zu machen. Er erhebt sich vom Boden und… FUCK! Dieses verfluchte Mistvieh greift mich mit seinen Monsterpranken und hebt mich in die Lüfte!

„AAAAHHHHH!!!"

Ich bin mir sicher, dass ich in meinem ganzen Unleben noch nie so tief gesunken bin. Dieses Ding trägt mich durch die Lüfte, als wäre ich Jane und er King Kong. Oder halt, war Jane nicht bei Tarzan? Oh Bloody Hell, was spielt das für eine Rolle? Ich will hier wieder runter! Ich hasse diese schwindelige Höhe. Nicht, dass es mir schwindlig werden könnte, aber diese Hitze, die von der brennenden Lava ein paar tausend Meilen unter mir aufsteigt, wirkt nicht gerade beruhigend auf mich.

„Lass mich verflucht noch mal wieder runter!"

„Jetzt gleich? Oder lieber erst später, wenn wir angekommen sind?"

Verflucht gute Frage.

„OK, OK, später!"

„Dachte ich mir’s doch."

Ich hasse dieses dämliche Lachen.

****

Teil 4

Spikes Sicht

Ich wusste nicht, dass es einem Vampir schlecht werden kann. Ich wusste es echt nicht. Und ich bin mir sicher, dass ich auf diese Art von Erfahrung wirklich verzichten kann! Fluffy hat mich mindestens eine ganze Stunde lang durch die Luft getragen. Wir flogen die ganze verfluchte Schlucht entlang, bis wir direkt durch ein seltsames Portal kamen. Ich vermute mal, dass dies das Dimensionstor war und es tatsächlich nur im Flug durchquert werden kann. Mir ist jedenfalls kotzübel und ich bin heilfroh, dass ich jetzt endlich wieder festen Boden unter den Füßen habe.

„Hat dir der Flug nicht gefallen?" Dieser Drache hat wirklich eine nette Art von Humor. Schade, dass ich gegen das Mistding keine verfluchte Chance habe, sonst würde ich ihn in seine Nüsse treten!

OK, ich glaub langsam geht es mir besser. Zumindest hab ich jetzt bestimmt nichts mehr in meinem Magen, das ich noch weiter hervorwürgen könnte.

Warum zum Teufel tu ich mir das grade an? AH, ich erinnere mich. Wegen Drus Vision. Wegen der Vision einer bescheuerten Verrückten. Ich muss wirklich daran denken, dass ich mich später bei ihr erkenntlich zeige. Yep, Daddy muss sich bei seiner Kleinen so richtig nett bedanken.

„Warte hier, ich werde dich bei meinem Herrn ankündigen", meint Hermes.

Seh’ ich etwa so aus, als ob ich mich in nächster Zeit bewegen würde? Ich kann mich zum Glück nicht selbst sehen, denn wenn ich es könnte, würde ich mich wohl aus Scham selbst pfählen. Denn ein an der Wand lehnender und kotzender Vampir gibt mit Sicherheit einen recht erbärmlichen Anblick ab. Ich darf gar nicht daran denken. Am besten ich denke an etwas anderes. Am besten ich denke daran, weshalb ich überhaupt hier bin. Yep, ich werd am besten an Angelus, meinen Sire, denken. Ich hoffe ich komme nicht zu spät. Ich hoffe ich kann ihm helfen. Ich bin sicher all dieser Scheiß ist die Mühe wert, wenn ich erstmal meinen Sire wieder an meiner Seite habe. Yep, definitiv!

Bloody Hell! Ich wusste es! Ich wusste, dass all der Mist, von wegen, dass mein Sire gequält wird, nur ein Trick war, damit ich sie vom Bett losbinde. Doch ich bin echt froh, dass sie mich hierher geführt hat. Sie weiß vermutlich nicht mal, dass Angelus hier lebt. Und dass er verflucht gut aussieht!

Ich laufe ihm entgegen und umarme ihn wie ein verfluchter Teenager, der seinen Lover nach einer Ewigkeit wieder sieht. Hell, er sieht so verdammt gut aus!

„Angelus", mehr schaffe ich nicht zu sagen. Ich bin einfach so verdammt froh ihn gesund wieder zu sehen! Aber warum zum Teufel lacht er mich aus? Was verdammt ist so lustig? Ich weiß, dass ich im Moment nicht grad ’nen tollen Anblick abgebe, doch das ist kein Grund mich auszulachen, oder? Er hat mich noch niemals so ausgelacht!

Oh Fuck! Das ist nicht Angelus! Das ist nicht mein Sire! Er sieht zwar so aus wie er, aber er ist es nicht. Ganz bestimmt nicht! Ich kenne meinen Sire. Ich kenne seinen Duft. Dieses Etwas hier riecht nach Schwefel und Scheiße und nicht nach meinem Sire!

„Wer zum Teufel bist du?"

„Willkommen in meinem Reich, Spike, Childe des Angelus. Verzeih mir, dass ich dir in dieser Gestalt erscheine, doch ich denke meine wahre Gestalt würde dir nicht so gut gefallen."

OK, ich geb’ zu ich hab was übrig für diesen Körper, doch mir wäre es lieber mein echter Sire würde vor mir stehen und nicht dieser – wer ist der Kerl eigentlich?

„Und wer verdammt bist du?"

„Du solltest wirklich mal an deiner Aussprache feilen, mein Freund. Ich bin der Herr über dieses Reich. Willkommen in der Hölle. Tritt ein und fühle dich wie zu Hause. Solche wie du sind uns immer willkommen."

Ich muss mich wirklich zusammenreißen, dass ich dem Kerl nicht an die Gurgel gehe. Ich bin weder irgendjemands Kumpel, Kleiner, Kamerad, oder sonst was. Und ganz bestimmt bin ich nicht irgendjemands Freund! Und was bitte gibt es an meiner Aussprache zu bemängeln? Ich finde ich hab eine verflucht gute Aussprache. Mir gefällt meine verdammte Aussprache.

Doch was mich wirklich beschäftigt ist die Aussage, dass ich hier willkommen bin. Was meint er mit „solche wie ich"?

OK, ich werde mich wohl zusammenreißen müssen, um der Sache genauer auf den Grund gehen zu können. Deshalb verkneife ich mir die vielen Kommentare, die mir auf der Zunge liegen. Dass ich ganz und gar nicht sein Freund bin. Dass meine Aussprache verflucht perfekt ist und dass ich nichts anderes will, als ihm in seinen fetten Arsch zu treten und meinen Sire zu retten! Allerdings ist es wirklich verwirrend, wenn der Arsch, den ich sehe der meines Sires ist. Verflucht verwirrend.

Ich folge diesem wahnsinnig gut aussehenden Körper durch – wie könnte es auch anders sein? – eine beschissene dunkle Höhle. Ich frage mich ernsthaft, ob es hier unten auch noch etwas anderes als modrig stinkende Höhlen gibt?

Ah, meine Antwort wird schneller beantwortet, als ich’s mir dachte. Die Höhle hat ein Ende und wir kommen in einer riesigen – wie soll ich das nennen? – Höhle? – OK, wir kommen in einer anderen beschissenen Höhle an. Doch diese hier ist gigantisch! Erinnert mich irgendwie an den Höllenschlund. Nicht, dass ich den jemals zu Gesicht bekommen hätte, doch so in etwa stell ich ihn mir vor.

Sieht aus wie ein riesiger Ameisenbau von innen, wo tausende kleine Ameisen herumkriechen und in tausenden kleinen Gängen verschwinden und herumkrabbeln. Ich bin eine dieser Ameisen und krabble gerade der Gestalt meines Sires hinterher. Durch tausend andere Ameisen. Verdammt, ich verliere langsam den Verstand.

OK, die Ameisen sind natürlich keine Ameisen, das sieht ein Blinder. Obwohl diese Kerle hier doch einige Ähnlichkeiten mit Insekten haben. Ich frage mich, ob das wohl die wahre Gestalt von Big Papa Joe ist, von dem ich fast überzeugt bin, dass ich ihm gerade nachlaufe. Zumindest muss er ein hohes Tier sein, denn alle verbeugen sich vor ihm, als wir an ihnen vorbeigehen. Hier unten laufen auch ein paar Kerle rum, die wie Menschen aussehen. Kurz glaube ich sogar mich selbst zu sehen. Ich denke ich verliere wirklich den Verstand.

Das Ebenbild meines Sires führt mich – ich hätte darauf wetten können – in eine andere Höhle, die zu – wer hätte das gedacht? - einer weiteren Höhle führt. Langsam werde ich hier Höhlenkrank.

„Du bist sicher hier, um den wahren Angelus zu besuchen nehme ich an."

„Yeah", mehr sag ich nicht. Ich hab keine Ahnung was der Typ im Schilde führt. Mir gefällt das hier überhaupt nicht. Diese Typen hier sind mir für meinen Geschmack alle viel zu freundlich. Irgendwas ist hier faul.

„Da muss ich dich leider enttäuschen. Angelus ist nicht hier. Wenigstens nicht so, wie du es gerne hättest."

Was zum Teufel meint der Kerl damit?

„Was zum Teufel meinst du damit?"

„Hier, überzeug dich selbst."

Der Kerl, der so aussieht wie mein Sire, deutet auf ein Eisengitter, das ein paar Schritte weiter mitten aus der Höhlenwand ragt. Erst als ich näher trete, erkenne ich, dass hier mehrere kleinere Höhlen sind, die alle mit schweren Gittern verschlossen sind. Es sind eine ganze Menge Gitter! Das müssen an die tausend kleine Verliese sein. Fuck! Ob in einer davon mein Sire ist?

Ich folge dem Gang und blicke durch die Gitterstäbe in die zahlreichen Zellen. Hier hausen alle möglichen Arten von Dämonen. Auch ein paar Menschen sind hier. Wenigstens welche, die aussehen wie Menschen. So ganz sicher bin ich mir da allerdings nicht. Diese armseligen Kreaturen sehen alle verflucht elendig aus. So verflucht elendig, dass sie mir beinahe Leid tun könnten. Hey, ich sagte beinahe!

„Verfluchte Scheiße!"

Ich erstarre, als ich in der nächsten stinkenden Zelle einen Körper sich kurz bewegen sehe, der meinem Sire zum verwechseln ähnlich sieht. Es kann aber unmöglich sein, dass dieses Wesen mein Sire ist. Oder?

Der Kerl hier drin sieht verdammt übel aus. So übel, dass er mir wirklich Leid tut. Er ist über und über mit Schrammen und Wunden versehen, die zum Teil frisch und zum Teil schon fast verheilt sind. Er ist vollkommen nackt, zittert am ganzen Leib und presst sich gegen die steinerne Höhlenwand, als wollte er in den Stein kriechen. Mir ist irgendwie gar nicht gut und ich bekomme das dringende Bedürfnis irgendwas zu töten!

„Nur zu, geh ruhig hinein und überzeug dich selbst."

Es ist verflucht verwirrend, wenn neben mir jemand steht, der wie mein Sire aussieht, es aber nicht ist und ich in diese Zelle gehe, wo jemand an der Wand kauert, der absolut gar nicht wie mein Sire aussieht, er es aber tatsächlich zu sein scheint.

Ich nähere mich nur ganz langsam. Ich will nicht glauben, dass das Angelus ist. Sein Anblick ist grauenvoll. Als er merkt, dass jemand seine Zelle betritt blickt er zu mir. Fuck! Das sind seine Augen. Auch wenn sein ganzer Körper verändert aussieht, das sind definitiv seine Augen!

Doch diese Augen sind voller Furcht. Er starrt mich erschrocken an, rutscht etwas von mir weg und presst sich noch fester an die Wand. Weiter kann er jedoch nicht fliehen, weil er schwere Ketten an seinen Handgelenken befestigt hat, die ihn daran hindern noch weiter wegzurutschen ohne, dass er seine schützende Umarmung seiner Knie aufgibt.

Ich nähere mich einen weiteren Schritt und gehe direkt vor ihm in die Knie. Ich kann nicht glauben, dass er es ist. Ich muss noch mal einen Blick in sein Gesicht werfen.

Ich greife nach vorne und berühre ihn am Kinn, während er mit aller Kraft versucht sein Gesicht von mir abzuwenden. Er zuckt heftig zurück, als ich ihn berühre, und ich ziehe meine Hand erschrocken zurück. Verdammt, wer auch immer dieses Wesen ist, er hat so große Angst, dass mir von dem Geruch seiner Angst schwindlig wird.

Er richtet sich ein kleines Stück auf, presst seinen Rücken gegen die Wand und blickt mich mit diesen angsterfüllten Augen an. Ganz langsam lasse ich meine Hand nach vorn wandern. Halte sie in die Richtung seines Gesichtes, damit er merkt, dass ich ihn berühren will. Er wagt es nicht sich zu bewegen und zittert am ganzen Körper, bis ich ihn schließlich ganz leicht an der Wange berühre.

Sein Blick verändert sich und ich kann einen Funken Hoffnung darin erkennen. Erkennt er mich? Er sollte mich erkennen, oder nicht?

Sein Zittern wird leichter und – verdammt – er lehnt sich mit seinem Gesicht in meine Berührung. Es sind seine Augen. Es ist sein Gesicht. Bloody Hell, das ist mein Sire! Wer zum Teufel hat ihm das angetan? In mir kocht eine grenzenlose Wut! Ich muss jemanden töten!

„Das ist nicht Angelus."

„Natürlich ist er es! Denkst du ich erkenn meinen eigenen Sire nicht? Hast du ihm das angetan? Sag es mir und ich werde dich vielleicht schneller töten, als du es verdient hast."

Der Kerl tritt ebenfalls in die Zelle, worauf mein Sire erschrocken zusammenzuckt und verzweifelt an seinen Ketten zerrt, um etwas weiter zurückzuweichen. Verdammt! Ich habe das dringende Bedürfnis ihn zu beruhigen. Ihn zu halten. Ihm seinen Schmerz zu nehmen, der offensichtlich in ihm wohnt.

„Was bist du für ein Childe, das in den Augen seines Sires die Seele nicht erkennt, die in ihm wohnt."

Seele?

„Seele?"

„Jawohl, Seele. Das Elend, das du hier siehst, ist die beseelte Form deines Sires. Ich dachte du kennst ihn? Nennt er sich nicht Angel? Glaubst du ich würde einen so großartigen Meister wie Angelus auf diese Weise behandeln? Ich würde ihm an die Seite meines Thrones setzen. Selbst, wenn er Acathla noch so oft in den Arsch getreten hätte. Doch eine so reine und unschuldige Seele haben wir hier nur sehr selten zu Gast und mir und meinen Leuten bereitet nichts größeres Vergnügen als sie zu quälen."

„Angel?"

Halt, warte einen Moment. Als ich meinen Sire das letzte Mal gesehen habe, war es nicht Angel, sondern Angelus, der mit der Jägerin kämpfte. Da bin ich mir absolut sicher. Yep absolut sicher! Also wie zum Teufel kommt Angel hierher?

Diese verfluchten Freunde von der Jägerin müssen ihm seine Seele zurückgegeben haben. Bloody Perfekt! Sie haben ihm seine Seele wiedergegeben, damit alles wieder in Butter ist. Toll! Hätten sie es nicht getan, dann müsste Angel, äh… Angelus,… mein Sire jetzt nicht leiden. Dann würde er hier das luxuriöse Leben eines Höllenfürsten leben und ich verflucht noch mal wäre an seiner Seite!

Aber nein! Diese verfluchten Kids müssen sich immer in alles einmischen! Dank ihrem genialen Schachzug hat mein Sire jetzt wieder eine verfluchte Seele und wird hier als Prügelknabe missbraucht. Und nicht nur das, wie mir scheint. Ich bin mir nicht vollkommen sicher und ich will es im Grunde auch gar nicht so genau wissen, doch wenn ich mich nicht irre, haben diese Kerle ihn sogar vergewaltigt. Ein deutlicher Duft von Sperma hängt hier überall in der Luft und woher er die Wunden an seinem Hintern und seinen Mundwinkeln hat, kann ich nur allzu deutlich erahnen.

Ich kann mir nicht helfen, auch wenn ich weiß, dass dies Angel und nicht mein geliebter Angelus ist und auch wenn ich weiß, dass Angel mich hasst, muss ich ehrlich zugeben, dass er mir Leid tut. Ich ertrage seinen Anblick kaum und in mir wächst immer mehr der Drang ihm seinen Schmerz zu nehmen.

„Was zum Teufel ist hier los?"

Gute Frage, wer ist der Kerl überhaupt? Ich blicke mich verwirrt um, als ich hinter mir jemanden wütend rufen höre. FUCK! Das bin ich! Der Kerl, der in der Gittertüre steht, sieht aus wie ich! Bloody Hell, was geht hier vor? Verdammt sehe ich wirklich so gut aus? Wer zum Teufel ist das?

Er beruhigt sich zumindest sofort, als er meinen Sire sieht… Äh, quatsch! Ich meine, als er Big Papa Joe sieht. Mir wäre echt lieber diese Höllendämonen würden sich in ihrer wahren Gestalt zeigen. Oder wenigstens nicht in der Gestalt von Leuten, die ich kenne.

Offensichtlich hat er gedacht ich sei allein in der Zelle, denn als er Big Daddy hier sieht, verbeugt und entschuldigt er sich.

„Ich bitte um Verzeihung, mein Gebieter. Ich habe Euch nicht gesehen. Darf ich fragen weshalb bereits jetzt jemand meinen Gefangenen besucht? Das Turnier hat noch gar nicht angefangen? Und Ihr wisst wie schwierig es ist, ihn danach wieder einigermaßen zu beruhigen, damit er weitere Gäste bedienen kann."

Sein Gefangener? Turnier? Beruhigen? Gäste? Bedienen?

„Beruhige dich, mein Guter. Dies ist keiner der üblichen Gäste. Dies ist William der Blutige. Childe des Angelus. Des wahren Meisters."

Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Hier weiß man wirklich zu schätzen, wer ich bin. Langsam gefällt es mir hier.

„Verzeiht mir meine Unwissenheit."

Big Daddy wendet sich wieder zu mir und meint: „Lass uns nun gehen. Du hast gesehen, dass dein Sire nicht hier ist. Ich hoffe die Enttäuschung ist nicht allzu groß. Aber du kannst sicher verstehen, dass wir nicht gewillt sind diese reine kostbare Seele ziehen zu lassen."

So was in der Art habe ich mir bereits gedacht. Ich blicke nachdenklich zurück. Angel scheint nur wenig darüber verwirrt zu sein Ebenbild und mich zweimal hier zu sehen. Ich nehme an, dass sie ihm mehrmals auf diese Weise verwirrt und gefoltert haben. Es ist ein nettes Spiel, wenn dein Opfer glaubt eine vertraute Person ist bei ihr. Eine, der er vertraut.

Aber warum sollte Angel mir vertrauen? Das kann unmöglich sein. Sicher hat es einen anderen Grund warum der Wärter meines Sires ausgerechnet meine Gestalt hat.

Ich folge Big Daddy aus der Zelle. Als ich ein letztes Mal umblicke, sehe ich den sehnsüchtigen Blick in den Augen meines Sires. Als wenn er wüsste, dass ich es wirklich bin und er gehofft hatte, dass ich ihm helfe. Unsinn. Angel würde nie auf meine Hilfe hoffen. Ich muss mich in seinem Blick getäuscht haben.

Big Popper holt mich erneut aus meinen Gedanken und labert irgendwas vor sich hin, wovon ich aber nur die Hälfte verstehe: „… du wirst daher verstehen, dass du für eine kurze Weile mein Gast sein wirst. Fühle dich frei zu gehen, wo immer du willst."

Ich hab den Grund für diesen Umstand nicht mitbekommen, deshalb bin ich etwas verwirrt.

„Wie lange ist eine kurze Weile?"

„Nur ein paar Tage schätze ich."

„OK, das geht klar. Ich darf gehen, wohin immer ich will?"

Nicht, dass es einen bestimmten Ort gäbe, zu dem ich hingehen wollte. Ich kenne ja gar keinen Ort, außer der Zelle meines Sires… äh,… Angels meinte ich. Und da will ich bestimmt nicht mehr hin. Warum sollte ich auch?

„Du bist mein Ehrengast, du kannst gehen wohin immer du willst, doch wenn du noch mal zu Angel möchtest, musst du an dem Turnier teilnehmen."

„Welches Turnier?"

„Angel ist der beliebteste Insasse meines gesamten Reiches. Einmal im Monat findet ein Turnier statt. Der Gewinner des Turniers erhält das Recht ihn während einer Woche so lange und sooft zu besuchen, wie er möchte. Er kann ihn zu seinem freien Vergnügen benutzen. Auf diese Weise halte ich mein Volk bei Laune und den Rest des Monats bleibt mehr als genug Zeit, dass ich mir selbst das Privileg zuteil werden lasse, oder ich belohne damit meinen getreuen Untertanen, die besondere Leistungen vollbracht haben."

Mir wird schon wieder schlecht. Ich könnt dem Typen freiweg ins Gesicht kotzen. Diese Wichser benutzen tatsächlich den Körper meines Sires als Preis für ein bescheuertes Turnier! OK, ruhig Blut, Spike. Es ist nicht dein Sire. Es ist nur Angel. Ganz ruhig. Verdammt, ich muss was töten. Vielleicht ist es ein Kampfturnier, dann könnte ich mich noch so richtig austoben. Hoffentlich eines auf Leben und Tod. Yeah, das könnte Spaß machen. Zumindest solange Fluffy keiner der Teilnehmer am Turnier ist.

„Was ist das für ein Turnier? Kann ich mich daran beteiligen?"

Der Kerl grinst mich blöd an. Was gibt es da zu grinsen?

„Ich dachte mir schon, dass du dich für das Turnier interessieren würdest. Ich kann mir gut vorstellen, dass du auch deine Gründe hast Angel ein wenig leiden zu lassen."

„Klar hab ich die!"

Hab ich die? Also, wenn ich recht überlege?? Hab ich wirklich Gründe Angel zu hassen? OK, er hat uns verlassen. Er hat mich verlassen! Das war mehr als schmerzlich. Doch auf verrückte Art und Weise kann ich das sogar verstehen. Und während der wenigen Male, als wir uns danach begegnet waren, versuchte er mich nie zu töten, oder so. Er fiel mir zwar nicht gerade vor Freude um den Hals, doch er war auch nicht sehr unfreundlich. Und als wir uns vor kurzem in Sunnydale trafen, versuchte er mich sogar davon zu überzeugen, dass ich mit Dru verschwinde, weil mich die Jägerin sonst töten könnte. Also sorgte er sich um mich. Vielleicht hatte er aber auch nur Angst um seine kleine Jägerin. Vielleicht fürchtete er, ich könnte sie töten.

Ach verdammt! Das bringt mich nicht weiter. Ich muss in Ruhe über alles nachdenken, doch das kann ich nicht, weil mir dieser Idiot hier ganz offensichtlich was zweigen will.

„Hier findet das Turnier statt. Es sind die üblichen Regeln. Dieselben, die du aus deiner Heimat kennst. Ich bin sicher, du kennst das Spiel. Ihr nennt es Poker."

Ein Pokerturnier? Bloody Perfekt! Ich hab schon so gut wie gewonnen! Yeah!

„Ich nehme teil!"

****

Teil 5

Spikes Sicht

Verflucht, ich sollte mich wirklich besser auf dieses bescheuerte Spiel konzentrieren. Zum Glück sind die Kerle in meiner Runde nicht gerade besonders gute Spieler, doch bei den gegebenen Regeln, die so ganz und gar nicht wie die unseren sind, kann dieses Spiel verdammt schnell vorbei sein und ich bin kein besonders guter Spieler, wenn meine Gedanken woanders hängen.

Also so gesehen ist es Angels Schuld, dass ich hier gerade schon wieder eine Runde verloren habe. Ich muss mich wirklich konzentrieren, sonst schaffe ich es nicht den Turnierpreis für mich einzuheimsen. Doch ich frage mich wirklich, ob Angel etwas für mich empfinden könnte. Und warum mach ich mir überhaupt so viele Gedanken um ihn? Ist ja nicht so, dass ich ihn mag, oder? Doch ich bekomm einfach das Bild nicht mehr aus dem Kopf, wie er vor mir an der Mauer gepresst ist und er mich mit diesen sanften brauen Augen förmlich anbettelte.

FUCK! Ich muss mich aufs Spiel konzentrieren. Wenn ich es schaffe zu gewinnen, hab ich alle Zeit der Welt mir über ihn Gedanken zu machen. Ich werde ihn dann einfach fragen, obwohl er nicht so aussah, als wäre er besonders gesprächig. Es wäre mehr als verständlich, wenn er mittlerweile seinen Verstand verloren hätte. Betrifft das dann auch meinen Sire? Oh verdammt! Schon wieder verloren. Ich muss mich wirklich konzentrieren.

****

Ich hab in den verfluchten letzten hundert Jahren nicht so oft an Angel gedacht, wie bei diesem einen Pokerturnier. Es ist ein wahres Wunder, dass ich gewonnen habe. Was sage ich da? Es war klar, dass ich gewinnen würde. Ich bin der perfekt-beste Spieler, den es gibt. OK, ich geb’s zu, ich habe nur knapp gewonnen, doch das war Angels Schuld.

Yeah, ganz allein seine Schuld und ich denke ich hab jetzt eine Woche Zeit es ihm heimzuzahlen.

Dieser Wärter, der Angel bewacht und verflucht noch mal genauso gut aussieht wie ich, führt mich erneut in das Gefangenenlager. Man, ich muss wirklich sagen, dass ich verdammt gut aussehe. Ich kann verstehen, dass Angelus verrückt auf meinen Hintern war… äh… ist! Er ist es immer noch. Ganz bestimmt. Ich hoffe es zumindest. Allerdings frage ich mich wirklich, warum der Wärter meine Gestalt hat.

„Hey, Kumpel. Warum zum Geier hast du meine Gestalt?"

Er schaut mich an, als ob ich die dämlichste Frage des Jahrhunderts gestellt hätte.

„Kannst du dir das nicht denken?"

„Wenn ich das könnte, würde ich nicht fragen, du Idiot!"

„Kein Grund gleich unfreundlich zu werden. Ich erkläre es dir. Wenn wir ’nen neuen Insassen bekommen, bringen wir erstmal alles über ihn in Erfahrung. Seine Ängste, seine Wünsche, alles eben. Ist ein einfacher Zauber, tut kaum weh. Ich versuchte es dann mit der Gestalt der Jägerin, doch das funktionierte nicht sehr gut. Er reagierte eher abweisend und irritiert. Ist nicht besonders hilfreich, wenn ich ihm ein paar wichtige Dinge beibringen muss. Auf Darlas Gestalt reagierte er noch schlimmer, was ziemlich komisch ist finde ich, doch am besten funktionierte es mit deiner Gestalt. Wenn er wieder durchdreht und wie wild um sich schlägt, lässt er sich von mir beruhigen. Und wenn ich ihn ficken will, dann hält er sich schön brav still. Jeder von uns, der ihn besucht, verwandelt sich in deine Gestalt, weil es einfach viel mehr Spaß mit ihm macht. Doch du brauchst dich ja nicht zu verwandeln."

Der Kerl geht weiter und ich vergesse fast ihm zu folgen. Ich bin einfach viel zu schockiert. Ich mag vielleicht ein gewissenloser böser Vampir sein, doch das was die hier mit meinen Sire… äh… mit Angel treiben ist wirklich derb.

Doch mich würde wirklich interessieren, warum Angel auf mich so stark regiert? Vielleicht kann ich es ja noch herausfinden?

Mein Ebenbild führt mich wieder zu der Zelle, in der Angel eingesperrt ist. FUCK, mir läuft ’ne richtige Gänsehaut über den Rücken.

„Hier, du bekommst einen Schlüssel zur Zelle. Du kannst kommen und gehen soviel und solange du willst. Eine Woche lang. Es gibt aber ein paar Regeln, die du beachten solltest. Wenn du willst, dass er dir den Schwanz lutscht, dann peitsche ihn vorher ein wenig aus, sonst beißt er dir in dein bestes Stück. Doch mit ein paar Prügeln bekommst du ihn wieder ruhig. Keine Sorge. Wenn du ihn einfach nur ficken möchtest, dann brauchst du ihn nur fest im Nacken festhalten, siehst du so." Der Kerl tritt zu Angel und greift mit seiner Hand in seinen Nacken und drückt ihn ein wenig nach unten. Ein fester Griff. Angel zuckt sofort erschrocken zusammen. Er wimmert auf, kauert sich mit seinem Oberkörper weiter nach unten und drückt seinen Hintern in die Luft.

Wenn dieses Ding seine verfluchten Drecksfinger nicht sofort da wegnimmt, dann vergesse ich mich!!

Er hat meinen Blick wohl gemerkt, denn er tritt beinahe erschrocken von Angel zurück. Sein Glück. Er wirft mir den Schlüssel zu und meint noch: „OK, dann. Er gehört dir. Mach mit ihm was du willst. Nur um Himmels Willen rede nicht zuviel mit ihm. Ich brauchte 40 Jahre, bis er verlernt hat zu sprechen. Das war verdammt anstrengend. Ich hatte noch nie einen, der so widerstandsfähig ist. Viel vergnügen!"

Endlich ist der Widerling weg. Hätte bestimmt ein verrücktes Bild gegeben, wenn ich mir selbst in die Fresse geschlagen hätte. Vielleicht hole ich es später noch nach? Im Moment wäre mir wirklich danach. Yep, ich bräuchte jetzt wirklich jemanden, dem ich in die Fresse hauen kann!

Ich steh wie angewurzelt da und starre auf die zitternde und wimmernde Gestalt vor mir. Er sieht so ganz und gar nicht aus wie mein Sire. Was haben diese Teufel nur mit ihm gemacht? OK, ich kann mir denken was sie mit ihm gemacht haben. Ich brauch ihn mir nur genau anzusehen, damit ich weiß was sie mit ihm gemacht haben. Sein ganzer Körper ist übersäht mit Schrammen und Wunden. Sein Rücken ist verziert mit netten Ornamenten, die irgendein Arschloch mit dem Messer eingeritzt hat.

Was zum Geier soll ich jetzt machen? Ich könnte ihn ficken und ihn zwingen mir den Schwanz zu lutschen. Es gab Zeiten, da hätte ich das vielleicht sogar getan. Angel auf seinen Knien vor mir; ein Bild, das ich mir mit Genugtuung oft vorgestellt habe. Doch jetzt empfinde ich keine Genugtuung. Ich fühle mich verdammt beschissen!

Ich denke ich tue am besten das, was ich laut dem Wichser nicht tun soll. Yep, gute Idee.

Ich setze mich direkt vor ihm auf den Boden. Er starrt mich erschrocken an und drückt sich wieder an die Wand. Er zittert so stark, dass die Ketten an seinen Handgelenken rasseln. Ich denke ich bleibe erstmal eine Weile so sitzen und warte, bis er sich etwas beruhigt. Ich hab nicht die Absicht ihm wehzutun. Ich hoffe er spürt das irgendwie.

„Angel, hab keine Angst. Ich werde dir nichts tun. Ich bin es Spike."

Bei diesen Worten zuckt er erschrocken zurück. Ich glaube so kommen wir nicht weiter.

„So bringst du ihn nicht dazu, dass er sich beruhigt. Alle, die kommen, sagen ihm das."

Ich blicke mich neugierig um, um zu sehen woher diese Stimme kommt. Doch ich kann niemanden entdecken.

„Wer spricht da?"

„Ein Niemand. Nur ein kleiner Wichser, der hier seine Strafe verbüßt. Ich hab Big Papa Joe verärgert, jetzt muss ich hier ’ne Weile absitzen."

„Eine Weile?"

„Ach ja. Ein paar Jahre."

„Nett. Und womit kann ich ihn dann beruhigen?"

„Warum willst du das denn überhaupt? Der Wärter hat dir doch gesagt, wie du mit ihm umgehen musst."

„Ich scheiß auf den Wärter! Sag mir, wie ich ihn beruhigen kann."

„Wenn du willst, dass er sich beruhigt, dann lass ihn allein."

Großartig, das bringt mich aber auch nicht weiter.

„OK, wenn ich ihn aber nicht allein lassen will?"

„Dann versuch es mit etwas Blut. Er bekommt so gut wie nie etwas zu trinken. Das könnte funktionieren."

Verflucht, daran hab ich noch gar nicht gedacht. So wie er aussieht, scheint er wirklich nicht sehr oft Blut zu bekommen.

„Wie oft bekommt er Blut?"

„Etwa alle zwei Monate. Gerade genug, dass er nicht zum lebenden Skelett wird. Das mögen die Gäste nämlich nicht besonders."

Bloody Hell! Alle zwei Monate? OK, ich hab ’ne verflucht gute Idee.

„Was für Blut bekommt er?"

„Keine Ahnung? Ich glaub es ist irgendein Tierblut. Menschen gibt es hier unten nicht. Die Leben nie lange genug, als dass man sie als Blutlieferant benutzen könnte."

OK, ich hoffe Angel hat noch nicht alle seine Sinne verloren. Wenn ich ihm etwas Blut von mir gebe, dann sollte er merken, dass ich wirklich Spike bin. Ein Versuch ist es jedenfalls wert.

Ich verwandle mein Gesicht und will gerade in mein Handgelenk beißen. Ich zögere jedoch, weil Angel mich nun ganz interessiert anstarrt. Als ob er noch nie gesehen hätte, wie ich mich verwandle? Ich nehme an, dass meine Doppelgänger so etwas nie getan haben.

Ich beiße in mein Handgelenk, ohne jedoch meinen Blick von ihm abzuwenden. Er starrt mich weiterhin fasziniert an und beobachtet jede Bewegung von mir. Ich kann sehen wie er sich nach dem Blut sehnt. Ich halte ihm mein Handgelenk vor sein Gesicht und rechne fast damit, dass er es sich stürmisch an sich reißt. Doch er zuckt erschrocken zurück, starrt auf meine blutende Wunde und wagt nicht sich zu bewegen.

Ich vermute diese Mistkerle haben ihn auf diese oder ähnliche Weise gefoltert. Ihm Blut gezeigt und ihn geschlagen oder misshandelt, wenn er es trinken wollte.

Also gut, so kommen wir nicht weiter. Ich rutsche ein Stück näher. Er weicht ängstlich zurück und zittert wieder wie Espenlaub. Ich drücke ihm meine blutende Wunde einfach an den Mund und ignoriere sein erschrockenes Wimmern so gut ich kann.

Er wagt es noch immer nicht zu trinken, obwohl das Blut bereits auf seinen Lippen klebt und er durch den großen Blutdurst sein Gesicht verwandelt. Was müssen die ihm angetan haben, dass er sich sogar jetzt nicht traut zu trinken?

Ich warte einfach. Verhalte mich so still wie möglich und hoffe, dass er endlich von mir trinkt. Nach ein paar endlosen Minuten beginnt er mit der Zunge über meine Wunde zu lecken. Nur ganz unscheinbar. So, dass ich es kaum bemerke. Doch als er merkt, dass nichts Schlimmes passiert, wird er immer mutiger. Er leckt jeden Tropfen von der Wunde auf, ohne jedoch daran zu saugen. Wenn er so weitermacht, dann wird sich die Wunde wieder schließen. Ich lasse ihn aber einfach weiterlecken. Ganz langsam bewege ich meine zweite Hand nach vorne und berühre ihn am Kopf.

Fuck, das war ein Fehler. Ich wollte nur durch seine Haar streichen, doch er zuckt so heftig zusammen, dass ich dabei erschrecke!

OK, das wird ein langer Abend.

Meine Wunde hat sich von seiner ordentlichen Leckarbeit vollkommen geschlossen und beginnt wieder zu heilen. Na gut, dann halt noch mal. Ich beiße mir noch mal ins Handgelenk und halte es ihm wieder vor den Mund. Er blickt mich vollkommen irritiert an. Aber lieber sehe ich diesen irritierten Blick, als die Angst, die ich vorhin in seinen Augen gesehen habe.

Er leckt erneut über meine Wunde. Diesmal etwas mutiger, doch er wagt es immer noch nicht zu saugen. Ob er etwa verlernt hat zu saugen? Unmöglich, das ist ein Urtrieb eines Vampirs. So etwas kann man nicht verlernen. Oder?

Also schön, dann machen wir es eben auf diese Weise. Ich beiße, er leckt. Ist irgendwie ein verrücktes Gefühl, wie er an meinem Handgelenk leckt, doch zumindest wird er von mal zu mal mutiger. Doch mir dauert das hier alles viel zu lange. Wenn wir so weitermachen ist die Woche rum und er hat kaum genug getrunken, damit seine Wunden endlich heilen. Was tu ich nur?

Er hat mein Handgelenk erneut saubergeleckt. Und wieder beiße ich zu. Ich kann seinen Speichel auf meiner Haut schmecken. Verfluchte Scheiße! Ich wünschte es wäre Angelus, der hier ist. Angelus würde mich bestimmt erkennen. Er würde mich einfach packen und küssen, und alles wäre wieder gut. Vielleicht sollte ich genau das mit Angel machen?

Hm…

Ich habe meinen Mund noch an meinem Handgelenk und beginne nun an mir selbst zu saugen. Nur einen kräftigen Mundvoll. Das ist ein verrücktes Gefühl. Ich habe noch nie von mir selbst getrunken. OK, jetzt hab ich den ganzen Mund voll Blut. Mal sehen wie er auf einen Kuss reagiert?

Ich nähere mich ganz langsam. Ich schätze er ahnt, dass ich etwas mit ihm vorhabe, da er verunsichert zurückweicht. Ich würde ihm ja gerne ein wenig zureden, doch ich habe grad den Mund voller Blut. Ich versuche wenigstens ein freundliches Gesicht zu machen. Auch nicht gerade einfach, wenn ich meine Dämonenmaske trage.

Er weicht weiter zurück, als ich mich nähere. Tut mir wirklich Leid, Angel, aber ich fürchte ich werde dich zu deinem Glück ein wenig zwingen müssen. Ich greife nach vorne, packe ihn rasch im Gesicht und drücke ihm meine Lippen auf die seinen. Erneut gibt er einen weinerlichen Laut von sich, wie ein verängstigtes Tier. Mit offenen Augen starrt er mich an. Ich ignoriere das so gut es geht und versuche seine Lippen mit meiner Zunge zu öffnen. Kein leichter Akt, wenn man den Mund voller Blut hat und sich der beteiligte Part des Kusses vehement dagegen wehrt.

Endlich spüre ich, wie sich seine Lippen zögerlich öffnen. Ich nutze die Gelegenheit und presse das Blut in seinen Mund. Ich kann seine Überraschung deutlich spüren. Seine Lippen öffnen sich freiwillig und er schluckt begierig. Zu schnell ist mein Mund leer und ich merke, wie er zögerlich mit seiner Zunge nach mehr bettelt. Er hat seine Augen geschlossen und scheint den Kuss zu genießen. Ich denke ich gebe ihm noch ein bisschen mehr von meinem Blut. Ich fahre mit meiner Zunge über meine scharfen Zähne. Gerade fest genug, dass sich mein Mund erneut mit Blut füllt. Diesmal saugt er sofort. Gierig bettelt er nach mehr und vertieft den Kuss.

****

Angels Sicht

Angel hat sich schon seit vielen Jahren mit seinem Bewusstsein in eine andere Welt zurückgezogen. Die Bedeutungen von Worten hat er verlernt. Er kann sich weder an seine Feinde, noch an seine Freunde erinnern. Er hat alle Wahrnehmung ausgeschaltet, damit er den Schmerz, der um ihn herum ist, nicht ertragen muss.

Hier fühlt er sich wohl, bis zu dem Moment, wo etwas nach ihm zu rufen beginnt. Der Ruf ist so stark und so laut, dass es ihm keine Ruhe lässt. Er wehrt sich dagegen. Versucht nicht zurückzukehren. Versucht alles, um sich weiter in der Vergessenheit zu belassen. Doch der Ruf ist stärker.

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Spikes Sicht

Er saugt und küsst mit einer Leidenschaft, dass ich beinahe das Gefühl habe, er reißt mir die Zunge heraus. OK, ich kann’s verstehen, er muss ziemlich durstig sein. Und Childe-Blut ist der pure Luxus gegen das, was er sonst bekommt, doch so Leid es mir tut, muss ich mich von ihm trennen, bevor er mir meine Zunge ausleiert.

Er wehrt sich kaum dagegen, als ich mich zurückziehe. Er lässt nur wieder einen wimmernden Laut erklingen, der mir durch Mark und Bein geht. Er starrt mir direkt in die Augen. Ich kann ihm ansehen wie verwirrt er ist. Sein Blick ist anders, als vorhin. Als wenn sich etwas in ihm verändert hätte? Erkennt er mich vielleicht?

Eigentlich hätte ich ja erwartet, dass er sich freuen würde. Oder, dass er sich wenigstens beruhigen würde. Irgendwas positives, doch seine jetzige Reaktion verwirrt mich schon ziemlich.

Er bricht vor mir förmlich in Tränen zusammen, versteckt sein Gesicht vor mir, presst sich wieder an die Wand und weint herzzerreißend. FUCK! OK, nicht, dass mich dieser Anblick wirklich berühren würde… ich meine ich bin schließlich ein Meistervampir… und das hier ist nicht mein Angelus, sondern nur Angel…. Shit! OK, es berührt mich. Es berührt mich mehr, als ich es möchte.

Ungeschickt klopfe ich ihm auf die Schulter, um ihn zu beruhigen. Komm schon Angel, warum zum Geier weinst du jetzt?

„Hey, du, was hast du mit ihm gemacht? So hat ihn noch nie jemand zum heulen gebracht."

Diese Stimme nervt ungemein!

„Halt die Klappe!"

Ich hätte vielleicht nicht so laut schreien sollen, denn Angel zuckt erschrocken zusammen. Bestimmt würde er weiter zurückweichen, wenn er es könnte, doch seine Ketten sind eh schon bis aufs Letzte gespannt.

Er blickt mich wieder mit dieser Angst in seinen Augen an. Wenigstens weint er nicht mehr, doch viel besser gefällt mir das nicht.

Ich rücke ein Stück zurück, um ihm etwas mehr Freiraum zu geben. Ich setze mich mit dem Rücken an die Wand gelehnt neben ihn; weit genug von ihm entfernt, dass er sich nicht bedrängt fühlen kann. Doch ich bleibe innerhalb seiner Reichweite. Vielleicht komme ich so ja weiter?

Er läst mich keine Sekunde aus den Augen und mustert jede meiner Bewegungen. Als wenn er nach irgendeiner Antwort suchen würde. Ich habe nicht das Gefühl, als würde er mich erkennen, wenigstens nicht so, wie ich es erhofft hatte. Aber vielleicht spürt er wenigstens, dass ich ihn nicht verletzen möchte.

Ich krame in meiner Manteltasche und hole mir mein Päckchen Zigaretten hervor. Interessiert beobachtet er mich, wie ich mir eine davon anzünde. Ich muss fast lachen, wie er mich beobachtet. Als wenn er noch nie gesehen hätte, wie jemand raucht. Ich bekomme das leise Gefühl, dass mein Sire viel weiter von mir entfernt ist, als ich es mir vorstellen kann. Das hier vor mir ist nicht mal Angel. Das hier ist nur eine Hülle eines verletzten Wesens, das sich irgendwohin geflüchtet hat.

Ich ziehe an meiner Zigarette und lasse den Rauch durch meine toten Lungen wandern.

„Ziemlich verrückt. Jetzt sitze ich hier, hab dich endlich gefunden und du scheinst mich nicht mal zu erkennen. OK, ich hab eigentlich nicht nach dir gesucht, sondern nach Angelus. Aber trotzdem solltest du doch in der Lage sein mich zu erkennen, oder?"

Ich blicke ihn erwartungsvoll an. Es kommt natürlich keine Antwort, doch er scheint wenigstens zu verstehen, dass ich mit ihm rede.

„Erinnerst du dich an früher? Ich habe mich oft gefragt, ob du dich mit dieser Seele auch an früher erinnern kannst. Weißt du noch wie unzertrennlich wir waren? Wie empfindest du dabei, wenn du daran zurückdenkst?"

Ich würde allzu gern ein paar Antworten erhalten, doch er schaut mich nur verwirrt an. Wenigstens wirkt er nicht mehr so ängstlich. Seine Augen kleben an meinen Lippen, als ob er verzweifelt den Sinn meiner Worte erahnen wolle. Vielleicht hilft es ihm, wenn ich weiterrede? Mir ist eh langweilig, also weshalb sollte ich nicht etwas aus alten Zeiten erzählen? Vielleicht erinnert er sich bei der Erwähnung irgendeines Wortes an etwas.

„Weißt du noch, als wir in London waren? Ich war grade mal ein paar Wochen alt. Du hast mich nicht aus den Augen gelassen. Wir gingen gemeinsam auf Jagd. Du, Darla und ich. Verdammt, ich liebte diese Zeit! Wir waren wie eine Familie. Du hast mir alles beigebracht, was ich wissen muss. Du hast immer auf mich aufgepasst. Ich fühlte mich so…" Geborgen? Behütet? Beschützt? Geliebt? FUCK, nichts wird mich dazu bringen so etwas zu sagen. „… so gut."

Mir kommt es fast so vor, als wenn er über mich lächeln würde. Kann es sein, dass ich ihn gerade Lächeln gesehen habe? Nur ganz kurz. Ich hab mich bestimmt getäuscht.

„Es war eine verdammt gute Zeit. Ich wünschte es hätte sich nie geändert. Weißt du noch, wie ich Dru verwandelt habe? Wir haben gemeinsam ihre ganze Familie ausgerottet. Sie hatten es nicht anders verdient. Steckten meine Dru in ein bescheuertes Kloster. Dabei war sie so ein gutes Mädchen. Ja, damals war sie brav, meine Dru."

Offensichtlich erinnert er sich an irgendetwas, denn bei der Erwähnung von Dru verzieht er sein Gesicht, als wenn er Schmerzen hätte.

„Es war eine verflucht gute Zeit, bis diese Zigeuner damals den Fluch über dich gelegt hatten. Ab da war alles aus. Ab da warst du… du. Ab da warst du Angel. Hast du uns auch so vermisst, wie wir dich? Tat es dir Leid, als du uns verlassen hast? Ich schätze nicht, sonst wärst du nicht gegangen, oder? Habe ich dir überhaupt noch irgendetwas bedeutet? Oder war ich bloß ein großer Fehler, den du einmal begannen hattest?"

Fuck, ich hasse es mich an diese Zeit zu erinnern. Angel wirkt auch ganz bedrückt. Entweder versteht er was ich ihm sage, oder er merkt an der Art wie ich es ihm erzähle, dass es etwas Trauriges ist. Ich schätze mal eher das zweite.

Ich bemüh’ mich um ein Lächeln und fahre fort: „Lassen wir die alten Zeiten, nicht wahr? Es dauerte ja nur verfluchte hundert Jahre, bis du wieder zu mir zurückkamst. Und das hab ich ausgerechnet der Jägerin zu verdanken. Verdammt ironisch, wenn du mich fragst. Was hast du an der eigentlich gefunden?"

OK, ich weiß, ja dass er nicht antworten wird, doch er sah gerade so aus, als ob er auf die Jägerin reagieren würde. Vielleicht sollte ich bei dem Thema bleiben?

„Erinnerst du dich an die Jägerin? An Buffy?"

Wow, offensichtlich erinnert er sich, denn diese Angst erscheint wieder in seinen Augen und er weicht etwas zurück. Was mich aber ehrlich überrascht. Ich dachte Angel ist verknallt in die Kleine. Vielleicht hat er deswegen Angst, weil sie es war, die ihn hierher geschickt hat. Das wäre logisch. OK, ich wechsle das Thema lieber.

„Na jedenfalls hat sie es geschafft, das du deine Seele verloren hast. Und dann waren wir wieder vereint. Du und ich. Unzertrennlich. Verflucht, es hätte so schön sein können."

OK, jetzt bin ich deprimiert. Und Angel schaut auch nicht viel glücklicher aus. Ich glaube er hat keinen blassen Schimmer von dem was ich ihm hier erzähle. Ich bin ziemlich müde. Nach der langen Reise, dem endlosen Turnier und diesem einseitigem Gespräch vermute ich mal, dass ich schon seit Stunden schlafen sollte.

Ich hab nicht vor mir woanders ein Plätzchen zu suchen. Der Wärter sagte, ich kann solange bleiben wie ich will. Also werde ich mich hier ein wenig aufs Ohr hauen. Mit verschränkten Armen lehne ich mich weiter an die Wand und lege meine Kopf an meine Schulter. Ich werfe Angel noch einen letzten Blick und ein „Schlaf gut, Kumpel" zu.

****

Angels Sicht

Spike hat es geschafft, dass Angels Bewusstsein immer mehr aus seinem sicheren Versteck zurückkommt. Nach schier unendlich langer Zeit nimmt er endlich wieder etwas um sich herum wahr. Anfangs ist es nur ein Gefühl. Ein vertrautes, warmes Gefühl. Dann ist es eine Stimme. Eine angenehme Stimme. Schließlich ist es ein Gesicht, vor dem er sich die letzten Jahre so sehr gefürchtet hat, doch es ist verändert. Der Geschmack auf seiner Zunge und ein Gefühl in ihm sagen ihm, dass dieses Gesicht ihm nicht wehtun wird. Es dauert lange bis Angel bewusst wahrnimmt, dass eine Person bei ihm ist, die mit ihm spricht. Er hört zwar die Worte, doch er kann deren Bedeutung nicht erkennen. Es ist viel zu lange her, dass er solche Worte benutzt hat. Viel zu lange, dass jemand mit solchen Worten zu ihm sprach.

Manche der Worte lösen Unbehagen in ihm aus, ohne dass er weiß warum. Manche Worte gefallen ihm. Angel starrt gebannt auf die sich bewegenden Lippen. Blickt in das Gesicht des Mannes, der vor ihm sitzt und ihn ab und zu anschaut. Dieser Mann wirkt so vertraut und zugleich so Furcht erregend. Angel hat unendlich Angst, dass der Schmerz jeden Moment zurückkommen wird. Dass der Mann vor ihm ihn verletzten wird. Dass er nur ein Trugbild von einer Sache ist, von der er im tiefen Innerem weiß, dass es etwas Schönes war. So wie es die letzten Jahre immer war und weshalb er sich überhaupt davon geflüchtet hatte. Und je mehr er aus seinem Versteck hervorkommt, desto größer wird diese Angst.

Doch die Seele in Angel sehnt sich nach nichts mehr, als nach Gesellschaft, Liebe und Zuneigung. Sie sehnt sich nach der Wärme eines anderen Wesens. Eines Gefährten.

Als Angel wahrnimmt, dass der Mann vor ihm keine weiteren Worte mehr spricht, beobachtet er ihn verwirrt. Er sieht wie Spike sich schlafen legt. Wie er seine Augen schließt und einfach regungslos hier neben ihm an der Wand gelehnt liegen bleibt.

Angel ist zwar noch sehr verwirrt, doch seine Instinkte kommen immer deutlicher zurück. Sein Instinkt sagt ihm, dass von diesem Mann keine Gefahr ausgeht. Dass er etwas Bekanntes ist. Doch er wagt nicht sich zu bewegen, aus Angst, es könnte eine Falle sein und eine falsche Bewegung könnte Schmerzen nach sich ziehen.

Angel starrt ihn gewiss zwei Stunden lang an, bis er endlich genug Mut hat, um sich etwas zu nähern. Ganz vorsichtig und so lautlos wie möglich beugt er sich über Spike und saugt dessen Duft ein. Dieser Duft wirkt magisch auf Angel. Er wirkt so vertraut und strahlt unglaubliche Sicherheit aus. Eine Sicherheit, die er seit beinahe hundert Jahre nicht mehr gespürt hat. Angel fühlt sich unendlich zu diesem Duft hingezogen, weshalb er sich ganz vorsichtig dicht neben Spike auf den Boden legt; darauf achtend, dass die Ketten an seinen Gelenken nicht zu viel Lärm machen. Auf diese Weise ist er in der Lage diesen seltsam vertrauten Duft einzuatmen und Angel erlaubt sich selbst dem Duft in einen Traum voller seltsamer Bilder und verwirrender Gefühle zu folgen.

Seit Jahren ist dies der erste richtige Schlaf, den Angel bekommt.

****

Teil 6

Spikes Sicht

Mir tun sämtliche Knochen weh. Warum zum Teufel schlafe ich hier auf dem Boden?

Oh! Darum!

Angel liegt neben mir. Ich kann es kaum glauben, doch scheinbar hat er sich neben mich zum Schlafen gelegt. Er berührt mich kaum. Nur sein weiches Haar liegt an einem meiner Schenkel an. Er sieht aus, als ob er einen friedlichen Schlaf hat. Ob er vielleicht etwas Schönes träumt? Vielleicht von mir?

OK, er erinnert sich ja nicht mal an mich, dann wird er auch wohl kaum von mir träumen, oder? Egal.

Wenn er so daliegt, sieht er genauso aus wie mein alter Sire. Sein Blick ist entspannt und so… so verflucht… So… ich glaub nicht, dass ich das wirklich denke und ich werde es ganz bestimmt niemals sagen, doch er sieht wirklich aus wie ein schlafender Engel.

Ich erinnere mich daran, als wir uns in Sunnydale in der Schule trafen. Er täuschte mir vor, er sei Angelus. Ha! Ich wäre der Erste gewesen, der erfahren hätte, wenn er seine Seele verloren hätte. Angelus wäre sofort zu mir gekommen. Genauso wie es später dann tatsächlich passiert ist, als die Jägerin dafür sorgte, dass er seine Seele verliert. Und das nur durch… Bloody Hell! Warum kommt mir das nicht eher?

Angel hat seine Seele verloren, als er mit Buffy geschlafen hat. Vielleicht steht diese Seele nicht besonders auf Sex? Angelus erzählte mir irgendwas von einem bestimmten Moment. Einem Vollkommenen, oder so. Irgendwas Besonderes, doch wenn Buffy das hinbekommen hat, dann muss ich das doch gleich dreimal schaffen!

Wie von der Tarantel gestochen springe ich auf und beginne mich von meiner Hose zu befreien. Ich muss ihn nur dazu bringen mit mir zu schlafen, dann verliert er seine Seele und alles ist wieder in Butter. Yeah! Guter Plan.

Oder auch nicht? Angel ist aufgewacht und als er mich sieht, wie ich meine Hose öffne, schreckt er zurück. Er zerrt verzweifelt an seinen Ketten und versucht vor mir zu fliehen. Ich glaube irgendwo ist da ein Fehler an dieser Sex-Theorie. Angel hatte in den letzten Jahren mehr als genug Sex. Ich ziehe mich besser wieder an, damit er sich wieder beruhigt.

Ich muss nachdenken wie das mit diesem blöden Fluch war. Warum hab ich nicht besser aufgepasst, als Angelus mir davon erzählt hat? Ich erinnere mich. Zu dem Zeitpunkt fiel es mir nicht besonders leicht zu denken. Ich hatte nämlich gerade den dicken Schwanz meines Sires in meinem sexy Hintern. OK, denk nach…

Wie zum Teufel war das noch gleich? Ein Moment wovon? Vollkommenheit? Nein. Es war zwar etwa vollkommenes, aber keine Vollkommenheit. Ein besonderer Moment. Ein Orgasmus? Wenn ich mir das eng geschnürten Lederband an Angels Genitalien so ansehe, bin ich mir ziemlich sicher, dass er eine sehr lange Zeit keinen Orgasmus hatte. Allerdings sieht er nicht so aus, als ob ich da ohne Protest hinfassen dürfte.

Das hat alles keinen Zweck. Ich muss erstmal sein Vertrauen gewinnen und dazu muss ich ihm erstmal die Angst davor nehmen, dass ich ihn wie all die anderen Wichser vergewaltigen will.

Yep, mir kommt da eine kleine Idee.

Ich verlasse Angels Zelle. Sperre vorsorglich ab, damit niemand es wagt zu ihm zu gehen. Und mach mich auf die Suche.

****

Es ist echt verflucht schwer hier ein paar passende Hosen zu finden. Die meisten der hier herumlaufenden Dämonen tragen überhaupt keine Hosen. Verflucht verwirrend ist es, wenn die paar, die in Hosen herumlaufen, so aussehen wie ich. Zumindest besitzen sie guten Geschmack, das muss man ihnen lassen, doch mir wäre lieber ich begegne einem Exemplar, das aussieht wie mein Sire. Yep, denn ich brauche ein paar passende Hosen.

Ah… der hier sieht zwar nicht aus wie mein Sire, doch seine Hose könnte Angel passen.

Die Show kann losgehen…

****

Ich bin so gut! Yep, William der Blutige ist schlichtweg brillant!

Ich hab es mit nur einem Pokerspiel geschafft dem Kerl von seinen gesamten Sachen zu entledigen. Alles, bis auf seine Unterhose. Erstens kann ich darauf verzichten den Kerl ganz nackt zu sehen und zweitens trug Angelus niemals Unterwäsche, genauso wenig wie ich. Aber was, wenn Angel Unterwäsche trägt? Fuck. OK, es wird auch ohne Unterhose gehen. Es muss, denn ich werde nicht noch mal zu dem Kerl zurückgehen. Außerdem bin ich sicher, dass der sich so schnell nicht mehr hier blicken lässt.

Als ich die Zelle von Angel erreiche, bleib ich am Gittertor stehen und warte, bis er mich entdeckt.

„Angel?"

Erschrocken blickt er zu mir. Wieder diese Angst in seinen Augen. Verdammt. Ich werde diese verfluchte Angst austreiben und wenn es das Letzte ist, was ich tue!

Ich öffne die Gittertüre und trete langsam herein. Er weicht wieder zurück und zittert am ganzen Leib.

„Ruhig", schnurre ich mit sanfter Stimme.

Ich mach mich kleiner und setze mich in kleiner Entfernung vor ihm auf den Boden. Nahe genug, dass er mich trotz seiner Ketten erreichen kann, aber weit genug entfernt, dass er sich nicht zu sehr bedrängt fühlen kann.

Ich hasse es, wenn ich geduldig sein muss. Doch das hier ist um einiges Wichtiger, als darauf zu warten, ob ein unschuldiges Mädchen einen Fehler macht und ich die Gelegenheit ergreifen kann sie zu killen. Das hier ist das verflucht Wichtigste, was ich jemals gemacht habe und ich kann es mir nicht erlauben zu ungeduldig zu sein. Ich muss eisern bleiben.

Ich lege ihm die Sachen, die ich durch das Pokerspiel gewonnen habe, vor ihm auf den Boden. Er mustert sie aus sicherer Entfernung, wagt es aber nicht sich zu nähern.

So wird das nichts. Aber ich kann ihn schlecht zwingen die Sachen anzuziehen, oder? Ich meine, ich will schließlich damit erreichen, dass er sich etwas sicherer fühlt. Dass er merkt, dass ich es nicht auf seinen Hintern abgesehen habe.

OK, ich denke wir müssen noch mal von vorne anfangen.

Wie den Tag zuvor, beiße ich mir ins Handgelenk und halte es ihm hin. Diesmal ist er neugierig und kommt sogar näher. Wahnsinn! Das ist aufregender, als eine blutige Jagd! Angel nähert sich in Zeitlupentempo meinem Handgelenk. Zögerlich beginnt er wieder über die blutende Wunde zu lecken. Ich hätte eigentlich erwartet, dass er diesmal zubeißt und saugt, aber wieder leckt er nur über die Wunde.

Gut, dann wollen wir das Spiel mal ein bisschen abkürzen. Diesmal beiße ich mir gleich in meine Zunge, sodass sich mein Mund mit Blut füllt. Ich öffne meinen Mund nur ganz leicht, um ihm das rote Lebenselixier zu zeigen. Es funktioniert, sein Blick klebt an meinen Lippen, wie Motten an einer Laterne. Als ich näher trete, kommt er mir sogar entgegen und lässt sich ohne zu zögern von mir auf seinen Mund küssen.

Verdammt fühlt sich das gut an! Er saugt wieder an meiner Zunge, als wenn er kurz vorm Verhungern wäre. Er ist so in den Kuss vertieft, dass er nicht bemerkt, wie ich ihn an seiner Brust berühre. Nur ganz leicht. Doch wenn er das nicht merkt, dann merkt er vielleicht etwas anderes auch nicht? Wenigstens nicht sofort – hoffentlich.

Während er gierig an meiner Zunge saugt und den Kuss vertieft, greife ich mit meinen beiden Händen vor, und befreie ihn von dem Lederband, das eng um seine Genitalien geschnürt ist. Ich bin sicher diese Monster hier haben ihm nie erlaubt zu kommen. Wenn er das Teil schon so lange trägt, spürt er meine Hände vielleicht gar nicht? Jedenfalls bis jetzt noch nicht.

Mit geschickten Fingern wickle ich das Leder von seiner Männlichkeit. Eifersucht keimt in mir hoch, wenn ich daran denke, dass ihm irgendwer dieses Ding auch angelegt haben muss. Vermutlich dieser widerliche Wärter.

Halt Moment, warum zum Geier bin ich eifersüchtig?

Ups.

Mein Zögern hat ausgereicht, dass Angel merkt, dass ich gerade an seinem besten Stück herumfuhrwerke. Erschrocken weicht er zurück, doch das Lederband bleibt in meiner Hand. Yeah! Bloody Perfekt, das war ein genialer Schachzug.

Angel starrt schockiert auf seinen Penis, als ob er das Ding jetzt zum ersten Mal in seinem Leben sieht. Hey Mann, du hast das Teil schon seit 240 Jahren! Äh... halt, rein rechnerisch sind es sogar schon weit über dreihundert Jahre. Er sollte es mittlerweile schon kennen. Zumindest wusste Angelus immer genau was er damit tun musste. Yeah! Verdammt gute Zeit damals.

Scheinbar checkt er jetzt endlich, dass ich ihm das Lederband entfernt habe, denn nun starrt er irritiert auf meine Hand, in der ich noch das dünne Band halte. Ich werfe das Teil angewidert in eine entlegene Ecke.

Das scheint ihm zu gefallen, denn sein Blick wirkt richtig entspannt. Ich werte das mal als ein verdammt positives Zeichen.

Mal sehen, wie wir weitermachen. Hmm…

Ich greife mir die Hose und halte sie ihm vor die Nase.

„Angel, willst du das hier nicht anziehen?"

Er versteht mich nicht. Toll!

„Willst du noch mal einen Kuss?" Ich deute dabei auf meine Lippen und beiße erneut in meine Zunge, sodass er das Blut sehen kann.

Klasse! Er ist sofort interessiert. Jetzt muss ich ihm nur begreiflich machen, dass er den Kuss erst bekommt, wenn er das Teil hier anzieht.

Ich halte ihm die Hose vor die Nase, deute darauf und meine: „Wenn du sie anziehst, dann bekommst du einen Kuss." Ich deute abwechselnd auf die Hose und auf meine Lippen und endlich scheint er zu kapieren was ich von ihm will.

Als wenn meine Hand mit Weihwasser benetzt wäre, greift er sich blitzschnell die Hose und zieht sie endlich an. Mich wundert es ja ernsthaft, woher er weiß wie man eine Hose anzieht, doch ich vermute, dass er in den letzen Jahren mehrfach die Gelegenheit hatte das An- und Ausziehen einer Hose zu beobachten.

Yep, ich kann ihm förmlich ansehen, wie er sich über diese schmutzige Stück Stoff freut. Unglaublich. Er strahlt wie ein Kind an Weihnachten. Er sieht richtig glücklich aus.

BLOODY HELL! Das war’s! Glück! Ein Moment vollkommenen Glücks. Genau! Das war der Grund warum er seine Seele verloren hat.

Ich muss ihn nur glücklich machen, das ist alles. Sollte doch gelacht sein, wenn ich das nicht hinbekomme. Zumindest hab ich schon mal einen Anfang erreicht.

Nun schaut er mich ganz erwartungsvoll an. Als wenn er etwas von mir erwarten würde. Was? Oh verflucht ich hätte beinahe den Kuss vergessen.

Die Wunde an meiner Zunge hat sich schon wieder geschlossen, also beiße ich mir noch mal in das Muskelfleisch. Ich brauche mich kaum nähern, da Angel mir ungeduldig entgegenkommt und nach meinem Kuss hungert. Gierig saugt er wieder an meiner Zunge. Das ist ein verflucht fantastisches Gefühl!

Ich lasse ihn eine Weile von mir trinken und achte darauf, dass die Wunde sich nicht schließt. Ich spüre, wie er sich immer mehr entspannt. Yep, es funktioniert. Ich muss nur weiter sein Vertrauen gewinnen. Das kann doch nicht so verflucht schwer sein?

****

Fuck, diese verfluchte Woche ging schneller vorbei, als ich gedacht habe. Und ich bin noch immer nicht viel weitergekommen. Er versteht noch immer kein verfluchtes Wort, das ich zu ihm sage. Er zuckt noch immer zusammen, wenn er mich als erstes sieht, nachdem er aufwacht. Er braucht noch immer ein paar Minuten, bis er mich erkennt.

Aber zumindest scheint er mich zu erkennen. Zumindest bettelt er mich jedes Mal um einen erneuten Kuss an. Immer dann, wenn er sich sicher genug fühlt, dass ich ihn nicht verletzen werde. Immer dann, nachdem er meinen Duft in sich aufgesaugt hat. Immer dann, wenn er in mir jemanden zu erkennen scheint, dem er vertrauen kann.

Wenn es dann soweit ist, dass das Eis gebrochen ist, ist er wie ausgewechselt. Er lächelt sogar. Beruhigt sich soweit, dass er nicht mehr zittert und ich darf ihn sogar berühren. Er gestattet mir, dass ich ihm ganz vorsichtig den Rücken und durch seine weichen Haare kraule. Ich brauchte eine ganze verfluchte Woche, um so weit zu kommen. Eine verfluchte Woche und es hat sich nur so wenig geändert.

Doch was ich mittlerweile echt fürchte, ist die Tatsache, dass eine verfluchte Minute mit dem Wärter alles wieder zerstören könnte. FUCK!

Ich muss das irgendwie verhindern. Muss Angel irgendwie hier rausholen.

Wenn ich mich nicht irre, dann habe ich noch ein paar Stunden, bis die Woche ganz vorüber ist. Wäre doch gelacht, wenn ich nichts für ihn tun könnte.

****

„Eine Pokerspiel?"

„Yeah!"

„Und ich soll dir Angel geben, wenn du gewinnst?"

Mann sollte ihn Big Begriffsstutzig nennen und nicht Big Papa Joe.

„Zum x-ten Mal. Yeah! Wenn ich gewinne, bekomme ich Angel."

„Das ist ja schön und gut, aber was bekomme ich, wenn du verlierst?"

„Ich verliere niemals."

„Für alles gibt es ein Erstes Mal. Was bist du bereit zu geben, wenn ich gewinne?"

„Wenn ich verliere, kannst du Angel behalten. Ganz einfach."

„Angel gehört bereits mir. Ich muss nicht um ihn spielen, um ihn zu behalten. Du musst mir schon was Besseres anbieten."

„Was willst du haben?"

Mir gefällt dieses Grinsen nicht. Nein, das gefällt mir ganz und gar nicht. Und ich bin sicher mir gefällt auch seine Forderung nicht. Ganz bestimmt nicht. Was verflucht überlegt er so lange? Ich bin sicher er hat schon längst etwas in seinem kleinen schmutzigen Gehirn drin für mich. Verdammt, ich will es gar nicht wissen.

„Dich!"

WAS?

„Was?"

„Ich will dich haben."

„No Bloody Way! Kommt nicht in Frage!"

„Dann eben nicht. Wie du willst. Es war deine Idee, nicht meine. Dann bleibt Angel bei mir."

Fuck!

„Warte, wie meinst du das, du willst mich haben?"

„So wie ich es sage. Du wirst mir gehören, wie Angel es tut."

„Ich werde nicht dein verfluchtes Eigentum werden!"

„Wieso nicht? Eigentum gegen Eigentum. Wenn ich verliere, verliere ich einen Vampir, wenn ich gewinne, bekomme ich einen Vampir. Das ist nur gerecht."

Also ich habe eine andere Vorstellung von Gerechtigkeit, doch das spielt hier keine Rolle. Wenn ich den Deal eingehe, riskiere ich, dass mich dieses Arschloch zu einem geistigen Krüppel macht, wie Angel es ist. Wenn ich es nicht riskiere, muss Angel hier bleiben.

OK, was verflucht kümmert mich Angel überhaupt? Es ist ja nicht so, dass Angel jemals etwas für mich riskiert hätte, oder? Also warum zum Teufel gehe ich nicht einfach zu meiner Dru zurück und lass es mir gut gehen? Warum nur bemühe ich mich so sehr Angels Vertrauen zu gewinnen?

Ich muss ehrlich gestehen, dass Angels Vertrauen zu gewinnen aufregender ist, als irgendeine bescheuerte Jagd. Es ist das verflucht Beste was mir jemals gelungen ist. Und wenn ich mich fest genug anstrenge, schaffe ich es irgendwann vielleicht ihm diese Seele wieder auszutreiben und mein Angelus ist wieder bei mir? Ein verflucht guter Plan. Aber dazu muss ich ihn erstmal hier rausschaffen.

„Also gut, der Deal gilt."

„Fein. Bereitet alles vor!" ruft Big Popper seinen Männern zu.

Verfluchte Scheiße, was hab ich mir da nur eingebrockt?

****

Teil 7

Spikes Sicht

Ich sitze an einem runden Tisch. Mir gegenüber sitzt das Big Arschloch und die ganze verfluchte Dämonenbevölkerung steht um uns herum und beobachtet das Geschehen. Ich bin ehrlich nervös. Wenn das hier in die Hose geht, dann wird es verdammt ungemütlich für mich.

Doch ich muss es nur schaffen mich auf dieses eine Spiel zu konzentrieren, nichts weiter, dann kann gar nichts schief gehen. Das wäre doch gelacht, wenn ich das nicht schaffe.

Allerdings ist es verflucht schwierig mich voll und ganz auf das Spiel zu konzentrieren, wenn mein Gegenüber noch immer so aussieht wie mein Sire.

„Wäre es vielleicht möglich, dass du dir ’ne andere Gestalt zulegst?"

„Mache ich dich etwa nervös?"

„Ein wenig."

„Ich will mal nicht so sein… Gefällt dir diese Gestalt besser?"

Während dieses Satzes verändern sich seine Gesichtzüge und vor mir sitzt der Meister, das alte Fledermausgesicht. Ich werd verrückt.

„Du hast echt was übrig für den alten Aureliusclan, oder?"

„Ja, ich muss gestehen, diese Blutlinie fasziniert mich wirklich sehr."

„Ich frage lieber nicht weshalb das so ist. Ich bin mehr dafür, dass wir jetzt endlich anfangen zu spielen."

„Einverstanden."

Er winkt einem seiner Leute zu. Dieser setzt sich zu uns und öffnet ein neues Kartenspiel. Fein, das Spiel kann beginnen. Ich muss mich nur auf das Spiel konzentrieren. Alles kein Problem. Alles überhaupt kein Problem. Ich darf nur nicht an Angel denken. Nicht an Angel denken! Verflucht nicht an ihn denken!

„Äh, Spike?"

„Was?"

„Willst du dir deine Karten nicht ansehen?"

Oh!

„Ich wollte nur noch einen Moment warten. Du hast es doch nicht etwa eilig, oder?"

„Aber nein. Keineswegs."

OK, ich hab den Trick raus. Ich brauch nur in das alte Fledermausgesicht blicken und ich bin voll bei der Sache. Yep, so funktioniert das. Der Typ ist so gut wie erledigt.

Die ersten Runden gehen bereits auf mich. Yeah, das gefällt mir. Big Ledergesicht wird immer nervöser. Dieses Spiel ist schon so gut wie gewonnen.

„Spike? Hast du etwas dagegen, wenn ich mir während des Spiels den Schwanz lutschen lasse?"

„Häh?"

„Ich fragte, ob du was dagegen hast, wenn ich mir während des Spiels den Schwanz lutschen lasse."

„Mach was immer du willst. Ist mir vollkommen egal."

Er kann von mir aus Purzelbäume schlagen. Ich bin so konzentriert! Yep, nichts kann mich aus der Fassung bringen. Das Spiel gehört mir.

Verfluchte Scheiße! Was zum Teufel wird das werden?

Dieses Arschloch von Wärter, der noch immer aussieht wie ich, zerrt an einer langen Leine, an der – FUCK - an der mein Angel mit einem Eisenring um seinen Hals hängt.

„Was soll das werden?" Ich kann nicht verhindern, dass ein bedrohliches Knurren in meiner Stimme mitschwingt.

Dieses Arschloch zerrt Angel vor die Knie von Big Popper und mir schwant langsam von wem sich das Fledermausgesicht seinen widerlichen Schwanz lutschen lassen will. Verdammt, meine Konzentration ist dahin.

„Du sagtest es macht dir nichts aus."

„Da wusste ich noch nicht, dass du dir deinen dreckigen Schwanz von ihm lutschen lassen wolltest!"

„Tz tz, du solltest wirklich an deiner Aussprache feilen."

Ich schaffe es nicht einen ordentlichen Kommentar darauf abzugeben, weil mich zwei dunkelbraune Augen verzweifelt um Hilfe bitten. Angel blickt zu mir und ich kann förmlich hören wie er lautlos nach mir schreit. Verdammt!

Jemand hat Angel ordentlich mit der Peitsche bearbeitet. Sein ganzer Rücken ist mit roten Striemen übersäht. Das erinnert mich an die Regeln, die mir der Wärter sagte, als er mir den Schlüssel zu Angels Verlies gab. Dieser Wichser will sich tatsächlich an meinem Angel vergehen!

Wenigstens bin ich mir jetzt sicher, dass Angel den Unterschied zwischen mir und meinem Doppelgänger erkennt, denn er versucht verzweifelt zu mir zu kommen, was mich ja eigentlich freuen sollte, doch grad im Moment ist mir nicht nach freuen zumute. Grad im Moment verspüre ich den unwiderstehlichen Drang jemanden zu töten. Oder am Besten gleich mehrere!

Big Wichser öffnet seine Hose und holt sein widerliches Teil heraus. Mir wird gleich kotzübel. Das Arschloch von Wärter packt Angel am Nacken, worauf Angel erschrocken zusammenzuckt und sofort stillhält. Er versucht nicht mehr zu mir zu kommen, sondern lässt sich von dem Wärter zwischen Big Wichsers Beine manövrieren. Wenigstens haben sie ihm die Hose gelassen, die ich mir mühevoll erspielt hatte, doch das macht die Sache auch nicht besser.

Ich darf mich nicht aufregen! Ich muss mich aufs Spiel konzentrieren. Ich darf mich nicht ablenken lassen.

Wie gebannt starre ich auf das schmerzverzerrte Gesicht von Angel, als man ihn zwingt den fetten Schwanz von dem Wichser in den Mund zu nehmen. Der widerliche Kerl beginnt zu stöhnen und mir platzt der Kragen!

Erst jetzt bemerke ich, dass ich die Karten in meiner Hand in meiner Faust zusammengedrückt habe. Ich werfe das zerknüllte Kartenblatt auf den Tisch – was ein echter Jammer ist, denn es war ein verdammt gutes Blatt, doch im Moment ist mir das Scheißegal! Ich springe auf und mit einem verdammt wütenden Knurren in der Stimme fahre ich den Typen an: „Nimm sofort deine Drecksfinger von ihm!"

Der Widerling hebt seine Hände hoch und wagt es mich mit unschuldiger Mine anzugrinsen, als ob er gar nichts getan hätte. Doch sein fetter Schwanz ist noch immer in Angels Mund und ich bin so verflucht wütend, dass mein Gameface zum Vorschein tritt.

Anscheinend berührt ihn mein Wutausbruch nicht im Geringsten, was mich nur noch wütender macht.

Verflucht, was ist das? Ich spüre zwei riesige Hände, die mich zurück in den Stuhl pressen. Ich blicke verwirrt um und sehe zwei monströse Kerle, die mich bedrohlich anfunkeln. Ups! Die Beiden sehen aus wie zwei mutierte Gorillas. Die sehen verdammt ungemütlich aus. Und verdammt stark.

OK, lassen wir uns das ganze Mal ruhig durch den Kopf gehen. Wenn ich die beiden erledigen kann, wobei die Betonung auf „wenn" liegt, dann sind noch etwa zehntausend andere Dämonen um mich herum, die bestimmt nicht unbeteiligt stehen bleiben. Und weder mir noch Angel ist damit wirklich geholfen. Nicht gut. Gar nicht gut. Fuck!

Ich kann mich soweit beherrschen, dass ich mein dämonisches Gesicht wieder zurückdrängen kann. Aber ich kann nicht verhindern, dass ich den Wichser mir gegenüber wütend anfunkle. Und ich wette, dass meine Augen im Moment eher golden als blau sind.

„Hast du dich endlich soweit beruhigt, dass wir weiterspielen können?"

Ich sage nichts, denn ich weiß genau, wenn ich den Mund aufmache werde ich das was ich sage bereuen. Wütend presse ich den Kiefer zusammen, damit mir keine Beleidigung rausrutscht. Ich muss Ruhe bewahren. Ich muss, sonst verliere ich mehr als nur dieses Pokerspiel.

Ich nicke als Antwort und unser Kartengeber holt ein neues Päckchen Karten hervor, da meine letzten fünf Karten ruiniert sind.

Der Kartengeber mischt und gibt mir und dem Wichser fünf neue Karten. Es ist verflucht ruhig hier. Bis auf das Geräusch der Karten, das verfluchte Stöhnen des Wichsers mir gegenüber und den leisen Schluchzern von Angel, die mir durch und durch gehen.

Wie zum Teufel soll ich mich da auf das Spiel konzentrieren können?

OK, ganz ruhig. Ich muss mich konzentrieren, sonst ist alles verloren. Ich versuche Angels leises Wimmern so gut es geht zu ignorieren und starre stattdessen gebannt auf meine Karten. Fünf kleine Karten. Fünf Karten. Poker. Wie lauteten noch gleich die verfluchten Regeln?

Verdammt, schon wieder verloren. Wie soll ich dieses verdammte Spiel gewinnen können, wenn ich es nicht schaffe meinen Gegner zu beobachten, weil mir sonst der Kragen platzt. Und wie soll ich mich auf dieses verfluchte Spiel konzentrieren, wenn alles was ich um mich herum wahrnehme Angels Mitleid erregendes Wimmern ist?

Big Wichser hat den ganzen Vorsprung, den ich vorhin noch hatte, wieder aufgeholt. Jetzt haben wir beide wieder etwa gleich viele Spielchips. Nicht gerade das, was ich mir erhofft hatte. Wenn ich es nicht bald schaffe mich zu konzentrieren, werde ich dieses Spiel verlieren. Ich wünschte mir fasst, Angel würde seine Arbeit besser machen, damit der Wichser eine genauso große Ablenkung erhält.

Wow, als wenn Angel meine Gedanken gehört hätte, scheint er jetzt, statt nur still zu halten, sich um den Schwanz des Wichsers zu bewegen. OK, das ist meine Chance. Wenn Angel es weiter schafft den Wichser lauter zum Stöhnen zu bringen, als seine eigenen Schluchzer, dann kann ich mich genug auf das Spiel konzentrieren. Ich stelle mir einfach vor, dass Angel es für mich tut, damit ich das Spiel gewinnen kann.

Ich erhalte ein neues Blatt. Fünf nette Karten. Zwei Könige, zwei Asse und eine Sieben. Das sind in jedem Falle schon mal zwei hohe Paare, damit lässt sich was anfangen. Ich studiere das Gesicht meines Gegners und stelle zufrieden fest, dass Angels geschickter Mund seine Konzentration ins Schwanken bringt. Selber Schuld, der Wichser.

Ich erhöhe den Einsatz und Big Wichser geht mit. Gut!

„Wie viele Karten?" fragt mich der Geber und ich zeige ihm die eine Karte, die ich tauschen möchte. Der Geber gibt mir eine Neue, und ich wage es nicht sie anzusehen. Ich lasse die Karte einfach auf dem Tisch liegen. Mein Gegner tauscht zwei Karten und nimmt seine Neuen gleich in die Hand. Hah! Ich hab’s genau gesehen. Da war ein freudiges Funkeln in seinem Blick. Er hat ein gutes Blatt. Fragt sich nur, ob es gut genug ist für das meinige?

Ich erhöhe den Einsatz, ohne meine fünfte Karte anzusehen und tue so, als wenn ich mit meinen vier Karten bereits bedient wäre. Damit gehe ich ein zwar verfluchtes Risiko ein, doch dieses Spiel hier heißt Poker und nicht Mau-Mau.

Ich sehe ein freudiges Grinsen bei meinem Gegner, wobei ich nicht ganz deuten kann, ob dies von Angels Mund kommt, oder von seinem Kartenblatt. Wenigstens geht er auf meinen Einsatz ein und erhöhnt ihn noch mal.

Verdammt, so ein großes Risiko wollte ich nicht eingehen, denn der Wichser schiebt seinen ganzen Einsatz in die Mitte. Was soll das werden? Und was zum Geier hat er auf der Hand? Mit Sicherheit hat er was besseres, als zwei schwindlige Paare, was mir das flaue Gefühl durch den Magen jagt, dass ich jetzt gleich verlieren werde.

„Was ist los, Spike? Nicht genug Mumm in den Knochen?"

Der Kerl blufft. Dieser verdammte Wichser blufft. Er hat bestimmt so gut wie nichts auf seiner Hand. Vielleicht zwei kleine Pärchen, oder sogar drei gleiche, doch niemals mehr. Wobei drei gleiche schon ausreichen, um meine beiden Paare zu schlagen. Doch ich hab ja immer noch meine fünfte Karte! Vielleicht habe ich einmal Glück in meinem Unleben und es liegt ein König, oder ein nettes Ass darunter?

„Ich gehe mit."

Ich glaub es nicht. Ich muss verrückt sein. Ich habe tatsächlich gerade gesagt, dass ich mitgehe. Der Kerl wartet darauf, dass ich meinen Einsatz in die Mitte schiebe. OK, no risk no fun. Ich schiebe alle meine Chips in die Mitte.

Eine unglaubliche Spannung liegt in der gesamten Höhle. Ich kann die Gedanken der vielen Dämonen um mich herum förmlich hören, wie sie sich alle fragen wer dieses Spiel gewinnen wird.

„Da keiner von uns Beiden mehr Chips hat, gehe ich davon aus, dass du meine Karten sehen willst."

„Worauf du einen lassen kannst."

Big Wichser beginnt eine Karte nach der Anderen auf den Tisch zu legen. Ganz langsam. Erst ein Bube. Dann eine Zehn. Dann wieder ein Bube. Und als nächstes eine Zehn. Zwei Paare, doch sie sind kleiner als meine. Außer der Wichser hat noch einen weiteren Buben oder ne weitere Zehn, dann hat er ein verfluchtes Full House. Ich werde ernsthaft nervös. Er behält die letzte Karte in seiner Hand, als wenn er genau wüsste, dass er mich damit auf die Folter spannen kann. Und yeah, ich denke er weiß es.

Er fasst mit seiner freien Hand in Angels Haare und drückt Angels Kopf weiter in seinen Schoß. Dieses Arschloch will mich nur weiter provozieren und es funktioniert auch noch verdammt gut!

Ich lege meine vier Karten in einer flüssigen Bewegung auf den Tisch. Zwei Könige, zwei Asse. Sein verfluchtes Grinsen erstarrt, womit sich ein Hoffnungsschimmer in mir breit macht. Vielleicht hat er doch kein Full… Shit! Er hat eins. Seine letzte verfluchte Karte, die er mir vor die Nase wirft ist ein verdammter Bube.

Ein freudiges Raunen geht durch die Höhle und Big Wichser lacht laut auf. Er denkt er hat das Spiel bereits gewonnen und mir schwant, dass seine Freude nicht unbegründet ist. Meine Wut so gut wie möglich beherrschend und die gratulierenden Zurufe einiger Zuschauer ignorierend, greife ich stillschweigend nach meiner letzten Karte. Und damit meiner und Angels letzte Chance.

Ich hebe nur eine Ecke der Karte soweit hoch, damit ich sehen kann, was es für eine ist. Ich halte die Spannung fast nicht aus. Ist das ein Bube? Eine Dame? Ein Ass! Es ist ein Ass! Bloody Hell, es ist ein Ass!

Noch hat es außer mir niemand gesehen und ich lasse alle noch einen Moment im Glauben, dass ihr großer Daddy Joe gewonnen hat.

Als der Kartengeber alle Karten wieder einsammeln will, schlage ich mit der flachen Hand auf meine letzte Karte, damit er sie nicht wegnehmen kann.

„Hey Big Daddy! Das Spiel ist noch nicht vorbei. Ich habe noch eine Karte."

Oh herrlich! Sein bescheuertes Grinsen verschwindet augenblicklich aus seinem Fledermausgesicht.

„Zeig deine Karte, damit ich dich endlich in eine meiner Zellen stecken kann."

„Ich frage mich gerade, ob du ein Ehrenmann bist, der zu seinem Wort steht und seine Spielschulden auch begleicht, oder ob du ein mieser Wichser bist, der seine Gegner betrügt."

Ein empörtes Raunen geht durch die Menge. Keiner will den großen Anführer als Betrüger sehen. Ein genialer Schachzug von mir, denn dies zwingt ihn zu seinem Wort zu stehen.

„Natürlich bin ich ein Ehrenmann. Ich stehe zu meinem Wort. Zeig mir deine verfluchte Karte!"

„Tz tz, du solltest echt an deiner Aussprache feilen." Das konnte ich mir einfach nicht verkneifen! Grinsend lege ich meine letzte Karte um und mache mein Full House damit komplett. Yep, ich bin ein verflucht guter Pokerspieler! Yeah! Spike ist der Beste!

Big Daddy sieht das weniger lustig. Wütend springt er auf, wobei er Angel von sich stößt. Angel fällt zurück und sein Blick fährt sofort zu mir, was ich allerdings nur nebenbei bemerke, da ich im Moment viel zu sehr auf all die Figuren um mich herum aufpassen muss. Nicht, dass einer der Kerle auf die Idee kommt seinem Daddy zu helfen, indem er mir eins auf die Fresse gibt.

Der große Wichser fummelt wütend an seiner Hose und verlässt den Tisch.

Einer seiner Gefolgsleute ruft ihm nach: „Sir? Was ist nun? Sollen wir den Vampir an Spike übergeben?"

Tausende Augenpaare ruhen auf dem großen Herrscher und jeder wartet auf seine Antwort. Einschließlich mir.

„Ich sagte, ich stehe zu meinem Wort! Gebt ihm den Vampir."

Erst jetzt bemerke ich, dass ich voller Anspannung die Luft angehalten habe, die ich jetzt erleichtert ausatme. Der Wärter wirft mir das Ende der Leine zu, die ich mit beiden Händen auffange. Der Kartengeber räumt Karten und Chips weg. Die Dämonen um mich herum verlassen die Höhle, da es nichts mehr zu sehen gibt. Angel scheint sich vor all den vielen Dämonen zu fürchten und als er sieht, dass ich das Ende seiner Leine in der Hand halte, flüchtet er sich förmlich zu mir zwischen die Beine, macht sich ganz klein und hält sich an meiner rechten Wade fest. Fuck!

Ich versuche ihn zu beruhigen, indem ich ihm über den Kopf streiche, leise beruhigende Worte zu ihm sage und dabei leicht schnurre. Daraufhin bewegt er sich zwischen meinen Beinen, krallt sich mit beiden Armen um einen Körper fest und versteckt sich mit seinem Kopf in meiner Seite unter dem Mantel. Wie ein kleiner Junge, der total verängstigt ist. Ich schließe meine Arme um ihn und mir ist dabei vollkommen egal, das einige dieser dämlichen Dämonen noch rumstehen und mich blöd angaffen. Angel hat Angst und ich kann ihn beruhigen, also halte ich ihn fest an mich gedrückt und schnurre tief aus meiner Kehle, sodass mein ganzer Körper leicht vibriert.

Dieser widerliche Wärter steht noch immer dumm rum und blickt traurig auf seinen verlorenen Gefangenen. Nope, der Typ tut mir wirklich nicht leid!

„Gib mir den Schlüssel zu seinem Halsring", sage ich ruhiger, als ich es eigentlich möchte, damit ich Angel nicht erschrecke, denn er würde nicht verstehen, dass ich gerade zu dem Arschloch spreche, das ihn so oft misshandelt hat.

Zu seinem Glück wirft er den Schlüssel auf den Tisch vor mir. Ich greife ihn mir und löse damit den Eisenring von Angels Hals.

„Du wirst ihn nicht von hier wegschaffen können", meint der Widerling.

Ich achte nicht auf ihn. Mich interessiert nicht wirklich was er zu sagen hat.

„Hörst du nicht? Fluffy wird ihn nicht von hier wegbringen. Fluffy kann Seelen nicht leiden. Er wird ihn eher fressen, als dass er ihn auf seinen Rücken lässt."

OK, wenn das wahr ist, dann habe ich ein ernsthaftes Problem. Ein so genanntes Fluffy-Problem.

****

Es bricht mir fast das Herz, aber ich muss mir Angel eine Weile vom Leib halten. Es war zwar ganz nett wie er keinen Zentimeter von meiner Seite gewichen ist, doch ich muss ein ernsthaftes Wort mit Big Popper sprechen. Und dazu kann ich es echt nicht gebrauchen, wenn mir Angel die ganze Zeit zwischen die Füße schlüpft.

Also sperre ich ihn in seine Zelle. Er blickt mich mit diesen traurigen Hundeaugen an und ich bin kurz davor ihn doch mitzunehmen, doch muss standhaft bleiben. Wenn alles gut geht, dann ist es nur für ein paar Minuten.

„Ich bin gleich wieder bei dir. Hab keine Angst."

Ich greife durch das Gitter und er lehnt sich mit dem Gesicht in meine Hand. Natürlich habe ich ihm die Ketten nicht mehr angelegt, damit er sich frei bewegen kann.

„Ich komme wieder!" betone ich ein weiteres Mal und mir ist fast so, als wenn er verstehen würde was ich sage. Ein irres Gefühl. Ich hoffe wenigstens, dass er versteht was ich sage.

Dann verlasse ich ihn, da ich seinen Blick nicht länger ertrage und ich wichtige Dinge zu klären habe.

****

Teil 8

Spikes Sicht

„Du willst, dass ich dir helfe mein Königreich zu verlassen?"

„Yep."

„Damit du Angel mit dir nehmen kannst?"

„Yep."

„Nachdem du ihn mir sowieso schon genommen hast."

Oh, der Arme. Höre ich da etwa Verbitterung in seiner Stimme?

„Genau."

„Einen Dreck werde ich tun!"

„Dann werde ich allen sagen, dass du ein mieser Stinker bist. Und ich werde jeden Tag hier bei deiner netten Luxushöhle vorbeikommen und mit Angel einen kleinen Spaziergang machen, damit du jeden Tag daran erinnert wirst, dass du ihn verloren hast. Und ich werde jeden Tag mehr ein Stück seines Vertrauens gewinnen und ihn dazu bringen, dass er mir freiwillig den Schwanz lutscht und ich werde es ihn genau hier vor deiner Höhle machen lassen, damit die ganze verfluchte Hölle es mitbekommt!"

„Halt den Mund!"

Yep, ich glaube, ich habe da gerade einen wunden Punkt getroffen.

„Außer du hilfst mir, dass wir dein Reich verlassen können, dann brauchst du ihn nie wieder zu sehen und bist mich für alle Zeiten los."

„Fluffy wird ihn nicht mitnehmen, auch wenn ich es ihm sage!"

„Dann zeig mir einen anderen Weg!"

„So einfach ist das nicht!"

„Doch, das ist es! Entweder du hilfst mir, oder ich schlage hier mit Angel mein Zelt auf."

„Also gut, es gibt da einen Weg. Doch der funktioniert nur für einen. Ich kann Angel zurückschicken, doch du musst mit Fluffy fliegen."

„Und woher weiß ich, dass du mich nicht verscheißerst?"

„Ich werde zu meinem Wort halten. Außerdem bin ich froh, wenn ich euch verfluchten Vampire hier nicht mehr sehen muss!"

„In Ordnung. Wann kann es losgehen?"

„Wenn du willst, sofort. Bring ihn zu mir, ich bereite alles vor, dann schicke ich ihn zurück."

„Gut."

So richtig begeistert bin ich zwar nicht, doch mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als darauf einzugehen. Ich kann nur hoffen, dass der Mistkerl mich nicht verarscht, sonst werde ich verdammt sauer!

Ich gehe zurück zu Angels Kerker. Als er mich sieht, ist er sofort verunsichert. Ich schätze er ist sich nicht sicher, ob ich wirklich ich bin. Das kann ich gut verstehen. Ist verdammt verwirrend, wenn hier so viele Kerle rumlaufen, die aussehen wie ich.

Ich sperre auf, gehe einen Schritt hinein und gehe in die Hocke. Er beobachtet mich aus sicherer Entfernung, wo er sich schützend gegen die Wand presst.

Komm schon, Angel, vorhin während des Spiels hast du mich ja auch erkannt!

Yep, er scheint mich zu erkennen, denn er kommt auf allen Vieren vorsichtig näher. Er streckt seinen Kopf zu mir hin und versucht aus der Entfernung meinen Duft wahrzunehmen. Nett.

Hossa! Scheinbar hat er meinen Duft erkannt, denn er stürmt ganz plötzlich auf mich zu und rennt mich dabei vollkommen über den Haufen. Sich fest an mich krallend, liegt er wie ein tonnenschwerer Klotz auf mir. OK, es ist ja ganz nett wie sehr er sich über mich freut, doch Angel ist trotz seiner jahrelangen Zwangsdiät immer noch verflucht schwer!

Zum Glück brauche ich nicht atmen, denn mit seinem Gewicht würde er mich glatt ersticken. Stöhnend schaffe ich es ihn von mir runterzurollen und aufzustehen. Er gibt einen enttäuschten Laut von sich und ich kann nicht anders, ich muss einfach lachen. Er sieht einfach zu köstlich aus. Wie ein kleiner schmollender Junge.

„Komm mit, Angel."

Ich halte ihm meine wartende Hand hin und hoffe, dass er mit mir mitkommen wird. Er erwidert meinen Händedruck und ich führe ihn zu Big Popper. Ich komme mir zwar echt bescheuert vor mit ihm so Händchen haltend durch die Gegend zu rennen, doch ich werde ihm ganz bestimmt keine Leine anlegen und ihn auch bestimmt nicht alleine laufen zu lassen, dafür habe ich ein zu ungutes Gefühl. Hier sind zu viele Arschlöcher, denen ich nicht vertrauen kann.

Angel scheint mir soweit zu vertrauen, denn er lässt sich ohne Widerstand führen. Jedoch schwindet sein Vertrauen in mich immer mehr, je näher wir der Höhle von Big Papa Joe kommen. Er ist leicht verunsichert und wehrt sich halbherzig, doch nicht mit ganzer Kraft, sodass ich ihn ohne größeren Aufwand mitziehen kann.

Ich bleibe trotzdem stehen und sage zu ihm: „Hab keine Angst, ich bring dich nach Hause."

Meine Worte scheinen ihn zu beruhigen, denn er geht nun wieder freiwillig mit. Vielleicht versteht er ja doch was ich sage?

Big Daddy steht schon bereit und wartet auf uns. Angel versteckt sich hinter meinen Rücken, als er den großen Wichser sieht. Ich drücke seine Hand etwas fester, damit er das Gefühl bekommt, dass ich ihn beschützen werde. Ich hoffe es wirkt.

„Führ ihn hierher, in den Kreis."

Big Popper deutet auf einen gemalten Kreis am Höhlenboden. Ich blicke mich prüfend um. Für meinen Geschmack sind hier zu viele Leute. Ein paar von Big Poppers Gefolgsleuten stehen um den Kreis herum. Das gefällt mir gar nicht.

„Was ist? Worauf wartest du? Ich dachte du hast es so eilig zu verschwinden?"

„Was suchen all die Kerle hier?"

„Sie sind notwendig, damit wir Angel zurückschicken können. Nur der Kreis von Zwölf, der die magischen Formeln spricht, kann dies vollbringen.

Zögerlich führe ich Angel zu dem Kreis. Ich hasse es das jetzt tun zu müssen. Ich weiß nicht, ob ich dem Wichser vertrauen kann, doch ich hab keine andere Wahl. Ich hoffe nur, dass der Kerl sein Wort hält.

Als ich Angel andeute, dass er in dem Kreis bleiben soll, schaut er mich verunsichert an, doch er scheint zu verstehen was ich von ihm will. Zumindest bleibt er im Kreis stehen, als ich mich ein paar Schritte zurückziehe. Er schaut sich ängstlich um. Ihm gefällt es ebenso wenig wie mir, dass hier so viele dieser Dämonen sind. Er zuckt erschrocken zusammen, als die zwölf Kerle um ihn einen Kreis bilden und sich an den Händen fassen.

Verdammt, ich hasse das! Ich kann sehen wie ängstlich er ist. Das gefällt mir gar nicht. Ich wünschte ich könnte ihm diese Angst nehmen. Ich hoffe nur, dass dies hier kein Trick ist.

Die Kerle beginnen irgendeine bescheuerte Formel zu sprechen. Zwölf Stimmen summen durch den Raum. Nein, das gefällt mir gar nicht.

Fuck, wie komm ich nur dazu diesen Kerlen zu vertrauen? Was, wenn sie Angel gar nicht zurückschicken? Verdammter Mist! Etwas scheint mit Angel zu passieren. Er beginnt zu schreien und krümmt sich auf dem Boden. Ich seh’ mir das nicht mehr länger mit an! Ich muss was tun!

Ich versuche den Kreis zu durchbrechen und zu Angel vorzudringen, um ihn aus dem Kreis zu ziehen, doch zwei weitere Kerle von Big Joe halten mich auf.

„Angel!"

Er reagiert nicht auf mich, als wenn er mich nicht hören könnte. Verflucht, warum hab ich nur zugestimmt? Was passiert mit ihm?

Plötzlich ist der Kreis leer. Angel ist verschwunden! Verdammt. Wo ist er?

„Wo ist er? Was habt ihr mit ihm gemacht?"

Ich bin ziemlich wütend, weshalb ich Big Arschloch ziemlich laut anschreie.

„Beruhige dich. Wir haben ihn zurückgeschickt. Glaube mir. Wenn du zurückkehrst, wird er bereits auf dich warten."

Ich traue dem Kerl nicht. Ich traue ihm ganz und gar nicht. Doch mir bleibt nichts anderes übrig, als ihm zu glauben. Ich hoffe ernsthaft, dass er mich nicht belügt, denn wenn doch, werde ich einen Weg hierher zurück finden und dann wird er sich wünschen nie geboren zu sein!

„Also gut. Dann gib deinem Hausdrachen mal bescheid, dass er einen Fluggast hat. Ich will sofort zurück."

„Fluffy weiß schon bescheid, Hermes wird dir den Weg zurück zeigen. Gute Reise. Leb wohl und komm nie mehr wieder."

„Hab es nicht vor. Leb wohl, Wichser."

Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen, ihn so zu nennen. Jetzt knurrt er ganz böse, was beinahe wie ein echter Vampir klingt. Aber nur beinahe. Ich achte nicht darauf, sondern lasse mir von Hermes den Weg zu Fluffy zeigen.

Oh verdammt, jetzt heißt es wieder fliegen!

****

Diesmal stieg ich freiwillig auf den Rücken des Monsterviehs. Doch das Fliegen war nicht sehr viel angenehmer. Ich denke Vampire sind nicht dafür bestimmt zu fliegen, auch wenn manche etwas anderes behaupten. Ich kann es jedenfalls nicht besonders leiden.

Der Weg zurück war, bis auf die Fliegerei, ein richtiges Kinderspiel. Jetzt heißt es Angel finden. Oh und Mann bin ich froh endlich was anderes zu sehen, als verfluchte Höhlen! Ist das herrlich die Sterne zu sehen! Ich hör mich an wie Dru. OK, anderes Thema. Ach ja, Angel. Ich hätte vielleicht fragen sollen wohin sie ihn zurückgebracht haben. Denn die Erde ist ziemlich groß. Ich hoffe nur, dass es wenigstens irgendwo hier in Sunnydale ist.

Als erstes werde ich mal zur Villa gehen, denn irgendwas sagt mir, dass ich ihn dort finden werde.

Die Villa wirkt verlassen. Eigentlich müsste Dru hier irgendwo sein, doch ich kann sie nicht orten. Ich würde es fühlen, wenn sie hier wäre. Ich sehe mich genauer um.

Hey, das sieht aber seltsam aus. Auf dem Boden sind seltsame Rauchspuren. Wie, als wenn dort etwas verbrannt wäre und als hätte man im Inneren dieser Brandspuren einen Teil der Asche in Form einer menschlichen Silhouette aufgesaugt. Diese Silhouette sieht aus wie mein Angel! Das muss es sein! Hier muss er gelandet sein. Aber wo ist er?

****

Angels Sicht

Angel ist vollkommen desorientiert und verängstigt. Ein Teil von ihm hatte begonnen wieder Vertrauen zu fassen. Vertrauen zu dieser einen Person, die ihm so sehr vertraut war, doch wieder war es Schmerz, der kam und ihm zeigte, dass er an diesem Ort niemanden vertrauen konnte.

Doch der Schmerz war diesmal anders gewesen. Kürzer. Anders. Etwas stimmte nicht und Angel blickt sich verwirrt um. Der Ort, an dem er sich nun befindet, kommt ihm vertraut vor. Und wie alles, was ihm vertraut vorkommt, verspricht es Schmerz. Diese Lektion musste er die letzten Jahre lernen. Also bleibt er auf der Hut und schaut sich vorsichtig um. Als er keinen dieser schrecklichen Männer sehen kann, zögert er nicht länger und flieht von diesem seltsam vertrauten Ort.

Er stürmt aus dem Gebäude und findet sich unter sternenklarem Himmel wieder. Die Luft ist so frisch und kühl. So anders, als die letzten Jahre. Er läuft weiter in ein bewaldetes Gebiet. Hier fühlt er sich zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder frei. Er läuft vorbei an Bäumen und Sträuchern und wittert einen verführerischen Duft. So stark, so süß, so köstlich, so unwiderstehlich. Er folgt diesem Duft und spürt wie sein Dämon zum Vorschein tritt. Sein Jagdinstinkt erwacht. Er hört und spürt beinah das Herz eines lebenden Wesens schlagen.

Er folgt diesem gleichmäßigen Pochen und dann sieht er es. Sein Opfer. Im Glanz des Mondlichtes bewegt es sich anmutig durch die Sträucher. Er läuft auf sein Opfer, so schnell er kann, zu. Das Pochen des Herzens wird schneller, als es bemerkt in welcher Gefahr es sich befindet. Es versucht zu fliehen. Es läuft davon, doch Angel bleibt ihm auf den Fersen.

Nach einer kurzen Hetzjagd erreicht Angel sein Opfer. Mit einem animalischen Grollen springt er nach vorne und reißt sein Opfer zu Boden. Sofort schlägt er seine Zähne in den Hals des wehrlosen Wesens unter ihm. In tiefen Zügen saugt er das Lebenselixier aus dessen Körper. Mit dieser einfachen Jagd erwacht in ihm der Instinkt des Jagens. In ihm erwacht der Vampir, der sich jahrzehntelang verkrochen hatte. In ihm erwacht der Dämon, der nicht mehr daran geglaubt hat, jemals wieder jagen zu dürfen.

Mit dieser einfachen Jagd fühlt er sich so großartig und frei. Er erhebt sich von dem toten Reh und ihm wird plötzlich bewusst, das diese vertraute Person in doch nicht verraten hat. Er muss es dieser Person zu verdanken haben, dass er hier ist. Dass er wieder frei ist. Und sofort beginnt er sich nach dieser Person zu sehnen. Er weiß instinktiv, dass er dazu in der Lage ist diesen Mann aufzuspüren. Ihn zu fühlen. So wie er ihn die letzen Tage fühlen. Ihn riechen konnte. Diesen vertrauten und angenehmen Duft. Der Duft, von dem er das Gefühl hat, dass er zu ihm gehört. Mit ihm verbunden ist. Mit diesem Mann verbunden ist.

Ganz langsam beginnt Angels Bewusstsein immer mehr aus seinem sicherem Versteck auszubrechen und in die Realität zurückzukehren. Ganz langsam beginnt er immer mehr zu verstehen, dass er diesen einen blonden Mann schon sehr lange kennt und er Vertrautheit und Familie für ihn bedeutet. Und je mehr es ihm bewusst wird, umso mehr sehnt er sich nach diesem Mann.

Er läuft zurück an dem Ort, wo er in dieser neuen Welt angekommen ist. Zurück, wo diese verwirrende Nacht begann.

Er läuft zurück zur Villa.

Doch er läuft geradewegs jemand anderem in die Arme. Einer Person. Einer Frau. Er rennt die Frau beinahe über den Haufen, doch diese ist stark. Sehr stark. Er blickt sich zu ihr um und zuckt innerlich sofort zusammen. Er kennt diese Frau. Er hat sie schon sehr oft gesehen. Sie kam immer zusammen mit den Schmerzen.

Sein dämonisches Antlitz noch immer tragend, faucht er sie wütend an. Er hat den Geschmack der Freiheit noch immer auf seiner Zunge und hat nicht vor sich kampflos geschlagen zu geben. Er zögert nicht die Frau anzugreifen. Mit all seinem Hass und seiner Wut gegen all die vielen Schmerzen, gegen all die Männer und gegen diese eine Frau, springt er auf sie zu und greift sie an.

Es folgt nur ein kurzer Schlagabtausch, bis Angel bewusstlos zu Boden kracht. Seine Gegnerin war schneller. Schließlich ist sie die Eine. Die Jägerin.

Buffy blickt schockiert auf den regungslosen Körper zu ihren Füßen und kann nicht glauben, dass er es ist. Kann es sein, dass Angel zurück ist?

****

Spikes Sicht

Wozu macht man sich ein Childe, wenn man sich nicht darauf verlassen kann? Verdammt, wo ist Dru? Und wo zum Teufel ist Angel? Ich hoffe nur, dass er der Jägerin nicht in die Finger gekommen ist. Fuck. Das wäre ja wieder mal perfekt! Ich mache den ganzen verfluchten Weg in die Hölle, um Angel da rauszuholen, und am Ende landet er wieder bei seiner bescheuerten Jägerin. Sie wird ihn anklimpern, mit ihren Hüften wackeln, er wird sich an sie erinnern und alle sind happy. Fein! Ich muss ihn finden. Und zwar bevor die Jägerin ihn findet!

Es hat keinen Zweck hier die ganzen Friedhöfe abzusuchen. Ich glaube nicht, dass er hier ist. OK, mal nachdenken. Wenn ich Angel wäre, wo würde ich dann hingehen? Fuck! Er wird doch nicht zu ihr gegangen sein?

Nein. Noch mal von vorne. Angel ist im Moment nicht ganz richtig im Kopf. Er ist verwirrt. Er hat Angst. Wo würde er hinlaufen?

Verdammt, das bringt mich nicht weiter. Ich geh zurück zur Villa. Vielleicht ist er ja noch irgendwo in der Nähe?

Hey, halt, ich spüre was! Wenn ich mich nicht täusche dann ist das meine Dru.

Yep, das ist meine Dru.

„Dru! Wo bist du gewesen? Warum bist du nicht in der Villa geblieben?"

Sie scheint nicht überrascht mich zusehen. Ich war über ’ne Woche verschwunden und sie scheint sich nicht zu wundern wo ich war. Verdammt, natürlich nicht. Hier in dieser Dimension war ich vermutlich nur ein paar Stunden weg. Wenn überhaupt. Mann, ist das verwirrend.

„Spike! Liebster! Hast du Grandpa nicht bei dir?"

OK, ich frage mal nicht, woher sie von Angel weiß. Ich schätze mal sie hatte eine ihrer Visionen. Doch mir wäre lieber sie könnte mir sagen wo er jetzt ist.

„Ich habe ihn verloren. Liebes, warum bist du nicht in der Villa geblieben?"

„Dort war es zu gefährlich. Die Jägerin war dort."

„Die Jägerin?"

Verdammt!

„Los komm, Dru. Wir müssen Angel finden."

„Angel?"

„Ja, Liebes. Grandpa. Du weißt schon."

Ich packe sie einfach bei der Hand und zieh sie mit mir. Ich habe da eine verflucht böse Ahnung wo Angel sein könnte. Verflucht böse.

****

Währenddessen in der Schulbibliothek:

Buffy starrt durch die Gitter in den kleinen Raum, den sie zu einem Käfig umfunktioniert haben. Sie blickt auf den Körper, der darin liegt. Auf das schlafende, engelsgleiche Gesicht, dass ihr so vertraut ist. Dass sie so sehr liebt. Sie hat Angel hierher gebracht. Sie und Giles haben ihm schwere Eisen angelegt und ihm damit die Hände auf dem Rücken fixiert, für den Fall, dass er böse ist. Nach Buffys Bericht schien er dies zu sein. Doch Buffy erinnert sich noch genau daran, dass sie Angel gesehen hat. Dass er seine Seele zurückerhalten hatte, als sie ihm das Schwert in die Brust gerammt hatte.

„Warum pfählen wir ihn nicht einfach?" fragt Xander nach.

Buffy wirft ihm einen bösen Blick zu. Sie ist sich so sicher, dass es ihr Angel ist. Er muss es sein. Und wenn er es ist, dann darf ihn niemand pfählen.

„Wir wissen noch nicht, ob es nicht doch Angel ist", erklärt Giles ruhig.

„Und was, wenn es Angelus ist?" hackt Xander nach.

Giles Blick verdunkelt sich bei der Erwähnung dieses einen Namens. Zu viele schmerzhafte Erinnerungen sind damit verbunden. Er blickt nachdenklich auf den bewusstlosen Körper im Käfig und erschaudert für einen Moment. Wenn es doch Angelus ist, dann ist nicht sicher, ob dieser einfache Käfig ihn aufhalten kann.

„Buffy, vielleicht hat Xander recht. Vielleicht ist es doch besser, wenn wir..."

„Nein!" fällt sie Giles sofort ins Wort. „Ich bin mir absolut sicher, dass Willows Zauber funktioniert hatte. Es war Angel. Er hatte seine Seele zurückerhalten."

„Aber du sagtest er hat dich angegriffen", meint Giles.

„Er ist nur verwirrt. Seht ihn euch an! Er hat so viele Wunden. Wer weiß, was mit ihm geschehen ist, dort wo er…"

„Dort wo er war?" beendet Giles ihren Satz.

„Dort wo ich ihn hingeschickt habe", berichtigt sie ihn.

„Buffy, es ist nicht deine Schuld gewesen. Du musstest es tun. Dir blieb keine andere Wahl!" versucht er ihr ihre Schuldgefühle zu nehmen.

„Hey, Leute! Er wacht auf!" meint Willow ängstlich.

Alle Vier beobachten nun mit gemischten Gefühlen wie Angel zu sich kommt. Er blickt sich verwirrt um. Als er die schweren Ketten an seinen Fesseln spürt, durchfährt ihn sofort Panik, dass er wieder zurück in dieser schrecklichen Hölle ist. Er zerrt und zieht an den Ketten, doch er kann sie nicht zerstören. Er rappelt sich mühevoll auf die Beine und schaut voller Angst auf die Menschen, die ihn hier gefangen halten.

Er weicht zurück und stößt dabei gegen einen der Schränke, die hier stehen. Er knurrt bedrohlich auf, doch mehr aus Angst, als zur Drohgebärde. Er zieht sich zurück in die hinterste Ecke des Raumes, um den vielen Gesichtern zu entfliehen.

„Angel, hörst du mich? Ich bin es Buffy!"

Angel kann sie sehr gut hören. Diese Stimme, die so oft zu ihm sprach. Die so oft Ruhe und Frieden versprach und doch nur Schmerz gebracht hat. Diese Stimme zusammen mit diesem Gesicht, das ihn in diese schreckliche Hölle geschickt hat. Und diese Hände, die ihm das Schwert durch die Brust stießen. Die unzählige Male mit Dolchen in sein Fleisch ritzten. Die ihm in all den Jahrzehnten so oft verletzten.

Es waren nicht wirklich Buffys Hände, doch die Höllenbewohner nutzten Buffys Gestalt, um ihn unzählige Male zu quälen und zu foltern.

Deshalb fürchtete er sich vor nichts mehr, als vor diesen Händen, diesem Gesicht und dieser Stimme. Er fürchtete sich und versuchte sich davor zu schützen. Presste sich gegen die kalte Betonwand, kniff die Augen fest zu und hoffte, dass dieser eine Mann wiederkommen würde. Sein Beschützer.

Alle sind so sehr damit beschäftigt auf Angel zu starren, das niemand bemerkt, dass sich zwei Vampire unbemerkt genähert haben.

****

Teil 9

Spikes Sicht

Dieses verdammte Miststück! Sie ist kein Gramm besser als diese Wichser aus der Hölle. Sie hat ihn eingesperrt wie ein Stück Vieh und ihm Ketten angelegt. Ich dachte sie liebt ihn? Komische Liebe. Aber Hey, das Miststück ist nicht nur ein Miststück, sie ist auch noch verdammt bescheuert. Starrt in den Käfig, starrt auf meinen Angel und bemerkt nicht, wie ich und meine Dru sich heranschleichen. Bloody perfekt! Das ging ja leichter, als ich dachte.

Blitzschnell springe ich vor und schnappe mir den Welpen. Yep, süßer Kerl, wär’ ein leckerer Happen für meinen Sire.

„Spike!"

Ach wie nett, sie haben gemerkt, dass ich da bin. Sie laufen herum wie aufgeschreckte Hühner. Das Miststück greift sich natürlich gleich einen Pflock, doch ich zeige mehr als deutlich, dass ein falscher Schritt den Tod ihres Freundes bedeutet, denn ich halte den Kopf des Jungen so fest in meinem Griff, dass ein kurzer Ruck genügt und sein Genick zerbricht in meinen Händen.

Yep, das Spiel gefällt mir.

Ich blicke zu meiner Dru und stelle überrascht fest, dass sie nicht weniger erfolgreich war, als ich. Sie hat doch tatsächlich den Rotschopf ihn ihrem Griff. Verdammt, ist das ein toller Anblick. Zu schade, dass wir die beiden Freunde der Jägerin nicht killen können, denn ich hab eigentlich etwas anderes vor.

„Lass ihn da raus, oder deine beiden Freunde werden sterben!"

„Das ist nicht dein Sire, Spike. Du bist umsonst hier. Das hier ist Angel", brabbelt der Wächter vor sich hin.

„Ich weiß wer er ist. Lasst ihn da raus!"

„Was willst du von ihm?" fragt das Miststück. War ja klar, dass dies kommen würde. Glaubt sie etwa ich mache nur Spaß?

„Verflucht, mach endlich diesen bescheuerten Käfig auf, oder ich breche dem Kerl hier das Genick!"

Ich rieche die Angst von dem Welpen und es betäubt fast meine Sinne. Ich muss bei klarem Verstand bleiben. Ich darf jetzt keinen Fehler machen.

Die Jägerin geht langsam auf die Gittertüre zu. Gutes Mädchen. So wird alles ein gutes Ende nehmen.

„Lass zuerst meine Freunde frei!"

„Für wie dumm hältst du mich?"

„Woher soll ich wissen, dass du nicht bluffst und sie trotzdem tötest?"

„Dru, Liebes. Lass den Rotschopf los."

Meine Dru sieht mich schmollend an, doch sie gehorcht artig. So ist es fein. Gutes Childe.

Der Rotschopf flüchtet aus Drus Armen und versteckt sich hinter dem Wächter. Ich muss fast lachen, denn sie ist jetzt blasser, als ein Vampir.

„Ich hab gezeigt, dass ich zu meinem Wort halte, also mach jetzt endlich diesen Käfig auf."

Na endlich! Sie öffnet den verfluchten Käfig. Ich wage einen kurzen Blick hinein und sehe wie Angel sich ängstlich an die Wand presst. Wunderbar. Ich kann ihn nicht beruhigen. Nicht so lange ich diesen Kerl hier festhalten und mich vor der Jägerin in Acht nehmen muss.

„Angel! Komm da raus. Komm zu mir."

Bitte, Angel. Bitte komm da raus.

„Er wird nicht rauskommen. Siehst du nicht, dass er total verängstigt ist?"

„Ach was du nicht sagst, Miststück. Und wessen Schuld ist das?"

„Was soll das heißen?"

„Du weißt genau, was das heißen soll! Ihr mit eurem bescheuerten Fluch seit Schuld daran, dass er all dies durchmachen musste! Hättet ihr ihm die Seele nicht wiedergegeben, wäre es nie so schlimm gekommen. Er hat verfluchte hundert Jahre lang in einer Hölle leben müssen. Man hat ihn gefoltert, gequält und vergewaltigt, und das nur weil ihr verfluchten Kids ihm diese Seele wiedergeben musstest! Ich brauchte ewig, bis ich einigermaßen sein Vertrauen gewinnen konnte und als ich es endlich schaffe ihn aus dieser Hölle zu befreien, kommst du Miststück daher, sperrst ihn wieder ein und legst ihm verfluchte Eisenketten an!"

Oh Fuck, ich bin so verflucht wütend!

Das Miststück, ihr Wächter und ihre Freunde starren mich verdutzt an.

„Du warst bei ihm in dieser Höllendimension?" fragt das Miststück. Sie glaubt mir wohl nicht.

„Natürlich, denkst du er ist dort von alleine wieder hierher gekommen?"

„Ähm, wie war es dort? Kannst du diesen Ort etwas genauer beschreiben?" Kaum zu glauben. Ich stehe hier, kurz davor dem Welpen das Genick zu brechen und der Wächter fragt mich wie es dort war.

„Dort ist es genauso, wie man sich ’ne verfluchte Hölle vorstellt. Lauter hässliche Dämonen. Bis auf ein paar wirklich gut aussehende Kerle. Und einige arme Teufel, wie Angel, die bis aufs Blut gequält werden. Er hatte keine gute Zeit dort. Ich meine, seht ihn euch an! Er versteht nicht mal ein verfluchtes Wort, das man zu ihm sagt."

Nun blicken sie betroffen auf Angel. Irgendwie ist das ’ne ziemlich ungewöhnliche Sache. Ich stehe hier und bedrohe einen Freund der Jägerin und die Jägerin blickt traurig auf Angel. Ziemlich ungewöhnlich.

„Hey Buffy, willst du nicht etwas gegen den Vampir unternehmen, der mich hier festhält?"

Yep, der Welpe findet das wohl auch ziemlich komisch. Und ich muss wirklich grinsen.

„Lass ihn gehen. Ich hab den Käfig geöffnet. Also lass jetzt Xander frei."

Verdammt! Angel bewegt sich keinen Millimeter. Ich ignoriere die Drohung der Jägerin und gehe einen Schritt näher zum Käfig.

„Angel? Erkennst du mich nicht?"

„Offensichtlich tut er das nicht." Ich hasse dieses Miststück. Und ich hasse es, wenn sie so siegessicher grinst.

Was mach ich nur? Ich gehe noch etwas näher. Ich beuge mich etwas nach unten und versuche Blickkontakt zu ihm herzustellen, da er die ganze Zeit ängstlich auf die Jägerin starrt. Ich vermute er hat Angst vor ihr.

Vielleicht reagiert er, wenn ich etwas lauter bin? „Angel!"

Autsch! Verflucht! Das Miststück hat mich erwischt! Ich war nur eine Sekunde unachtsam und die verfluchte Jägerin schlägt mir ins Gesicht. Verdammt harte Rechte hat sie. Der Welpe windet sich aus meinem Griff. Jetzt habe ich meine Geisel verloren und vor mir steht eine verärgerte Jägerin, die einen Pflock in der Hand hält. Nicht gut. Gar nicht gut.

Auf Drus Hilfe kann ich nicht pochen, sie ist zwar stark, aber keine besonders gute Kämpferin. Angel sieht im Moment auch nicht so aus, als würde er sich in den nächsten Jahren freiwillig bewegen. Das bedeutet dann wohl, dass ich allein mit der Jägerin fertig werden muss. Fuck!

Ich entferne mich etwas von dem Käfig, damit ich mehr Freiraum habe, um zu kämpfen. Die Jägerin folgt meinen Schritten und wir umkreisen uns auf halben Weg. Der Wächter und die beiden Kids gehen vorsorglich außer Reichweite. Wenigstens etwas. Ich beobachte jede kleinste Bewegung der Jägerin. Jede Sekunde bereit für einen Angriff.

Dieser kommt prompt. Sie schnellt vorwärts und versucht mich erneut mit ihren Fäusten zu treffen. Ich bin schneller und kann ihr ausweichen. Es ist anders, als bei meinen sonstigen Kämpfen mit ’ner Jägerin. Anders deswegen, weil ich eigentlich nicht wegen ihr hier bin, um sie zu töten, sondern wegen Angel. Doch wenn sich die Gelegenheit schon mal ergibt, kann ich dies gleich hier und jetzt tun. Also greife nun ich an. Versuche sie mit meinen Schlägen zu treffen. Sie weicht aus. Verdammt schnell die Kleine. Ein weiterer Versuch. Ich schlage zu. Sie kontert. Verdammt! Sie trifft mich. Miststück!

Ich greife erneut an. Schlage zu, treffe sie im Gesicht. Yeah! Wiederhole den Angriff, doch sie ist schneller. Mit einer raschen Drehung schlägt sie mir den Boden unter den Füßen weg. Fuck. Ich falle auf den Boden. Springe wieder auf. Stelle mich erneut dem nächsten Angriff. Schlag auf schlag treffen unsere Fäuste aufeinander. Sie ist verdammt gut!

Au, verflucht! Sie hat mich wieder getroffen! Ich versuche einen erneuten Angriff. Ich schnelle vor. Sie schlägt zurück. Sie weicht meinen Angriffen aus. Ich muss schneller werden. Yep, so ist es besser. Ich hab sie getroffen. Ein paar Mal. Sie fällt zurück. Sie richtet sich wieder auf und stürmt wieder auf mich zu. Sie ist wütend. Fein! Ich bin auch wütend!

Sie schlägt zu, ich blocke ab. Sie dreht ihren Oberkörper blitzschnell. Zu schnell! Ihr Pflock rast in die Richtung meiner Brust. Zu schnell! Ich sehe nur noch wie sich jemand vor mich stürzt. Angel! Der Pflock trifft auf seine Brust. Er schreit auf. Verdammt! Ich brülle wütend auf und kicke hinter Angels Rücken mit dem Fuß nach der Jägerin. Sie fällt zurück und starrt auf Angels Brust. Angel fällt in meine Arme. Ich halte ihn. Ich lasse mich mit ihm auf den Boden gleiten. Sie hat sein Herz verfehlt. Gott sei dank! Warum hat er das getan? Verdammt, warum hat er sich nach vorn geworfen?

„Spike."

Oh Fuck. Er hat meinen Namen geflüstert. Er weiß wer ich bin! Yeah! Von mir aus kann das Miststück mich jetzt pfählen. Ist mir egal. Ich hab’s geschafft, dass er mich erkennt. Verdammt, ist das ein gutes Gefühl!

„Yep, ich bin’s, Spike."

Ich bin froh, dass ich mich jetzt nicht selbst sehen kann, denn ich fürchte ich grinse wie ein bescheuertes Honigkuchenpferd.

Ich ziehe den Holzpflock aus Angels Brust und werfe ihn der Jägerin vor die Füße. Sie reagiert nicht darauf, sondern starrt nur geschockt auf den Körper in meinen Armen.

„Würde mir bitte jemand die Schlüssel für seine verfluchten Ketten geben?"

Ich blicke auf und sehe in die tränennassen Augen der Jägerin. Sie ist zu geschockt, um sich zu bewegen. Ich blicke zum Wächter und hey, er hat die Schlüssel. Ich kann’s nicht glauben, doch er wirft sie mir tatsächlich zu.

Ich hebe Angels Oberkörper hoch und fummle an dem Eisen. Als ich die Ketten endlich von seinen Handgelenken entferne und laut auf den Boden fallen lasse, fällt er mir um den Hals und drückt mich an sich. Verdammt, Angel, doch nicht hier vor all den Leuten. Bitte.

Och was soll’s. Scheiß auf die Leute.

Ich erwidere die Umarmung und halte in an mich gedrückt. Verdammt gutes Gefühl. Yeah!

Er stöhnt auf, wegen der Wunde an seiner Brust und ich löse mich von ihm. Er lächelt mich schwach an. An diesem Lächeln muss ich definitiv noch arbeiten. Yep. Neue Mission.

Oh, beinahe hätte ich die Jägerin und ihre Freunde vergessen. Ich stehe auf und ziehe Angel mit mir auf seine Beine. Er stellt sich neben mich. Die Jägerin ist noch immer starr und blickt zu ihm.

„Angel?"

Angel reagiert nicht auf ihre leise Stimme. Er reagiert überhaupt nicht auf sie. Er erwidert nur ihren starren Blick. Richtig unheimlich.

„Dru, Liebes. Komm lass uns gehen." Ich will keine Sekunde länger als nötig hier bleiben.

Als ich zurückweiche und Angel mit mir ziehe, bricht die Jägerin aus ihrer Starre und meint: „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dich gehen lasse?"

„Und was tust du dann? Und alle drei töten? Angel eingeschlossen?"

Sie zögert. Yep, ganz so, wie ich es mir gedacht habe.

„Angel bleibt hier!"

„Wieso lässt du ihn das nicht selbst entscheiden?"

„Dazu ist er nicht in der Lage! Du hast in korrumpiert! Wenn er bei klarem Verstand wäre, würde er sicher hier bleiben!"

Ich habe ihn was? Das ist ja lachhaft! Und ich muss auch wirklich dabei laut auflachen.

„Liebes, ich habe ihn nur aus der Hölle befreit, nichts weiter. Es ist seine Entscheidung, wenn er hier bleiben will, soll er hier bleiben. Ich werde meine Dru nehmen und von hier verschwinden und mich nie wieder in Sunnydale blicken lassen."

Sie schaut mich abschätzend an. Sie glaubt mir wohl nicht. OK, wenn er wirklich hier bleiben wollte, würde ich sicher nichts unversucht lassen ihn zu überzeugen, doch ich bin mir verdammt sicher, dass er nicht hier bleiben will.

Angel dreht sich zu mir und blickt mich an, als verstünde er was ich eben gesagt habe. Ich lächle ihm zu und nicke.

„Wenn du hier bleiben möchtest, hier bei ihr, ist das OK."

Die Jägerin kommt näher und berührt ihn leicht am Arm, worauf er erschrocken zurückweicht. „Angel, ich bin es, Buffy! Erinnerst du dich nicht an mich?"

Tränen rollen ihr über die Wange. Sie sieht ja so niedlich aus, wenn sie traurig ist.

„Buffy."

OK, das reicht! Jetzt bin ich echt enttäuscht. Wie kann er nur ihren Namen flüstern, nachdem es der meine war, den er zuvor gesagt hat?

„Ja, Angel! Ich bin es Buffy!"

Oh verdammt! Warum tut er mir das an? Er wird doch nicht…?

Sie tritt erneut näher und steht nun direkt vor ihm. Er blickt auf sie herab und berührt ganz leicht ihre Wange. Ich hasse das mit ansehen zu müssen! Ich bin schon kurz davor zu verschwinden! Soll er doch bei ihr bleiben, wenn er will! Verdammt!

„Lebwohl, Buffy"

Was? Hab ich das richtig verstanden? Sagte er gerade Lebwohl zu ihr? Yep, das war definitiv ein Lebwohl. Yeah!

Er dreht sich nun zu mir und sieht mich voller Erwartung an. Aber was erwartete er?

Oh, ich glaube er erwartet, dass wir gehen. Yep, ich denke wir werden jetzt einfach gehen.

Die Jägerin blickt mit verweinten Augen zu uns, als ich Angels Hand nehme und ihn mit nach draußen führe. Nichts wie weg hier.

„Spike!" Was will sie denn noch? Ich war schon fast durch die Tür.

„Was?" Sie nervt wirklich.

„Lasst euch nie wieder in meiner Stadt blicken! Wenn ich das nächste Mal einem von Euch begegne, dann werde ich nicht zögern denjenigen zu töten. Und…" sie zögert.

„Und was?"

„Kümmere dich gut um ihn."

„Worauf du einen Lassen kannst, Jägerin."

****

Noch in der Bibliothek:

Xander und Willow sind schockiert, als Buffy die drei Vampire unbeschadet davonziehen ließ. Doch Buffy konnte Angel nicht töten. Sie sah seinen Schmerz in seinen Augen. Sie verstand welch grausame Zeit er durchlebt haben musste. Sie konnte es nicht tun. Sie konnte ihm nicht noch einmal den Todesstoß versetzen. Nicht jetzt. Damals stand die ganze Welt auf dem Spiel und sie musste es tun. Doch diesmal war es nur sein Leben und das seines Gefährten. Niemandes Leben sonst würde gerettet werden, wenn sie ihn jetzt tötet.

Außer das derjenigen, die in zukünftigen Jagden ihre Opfer werden würden. Doch es gab viele Vampire auf Erden. Viele Vampire, die viele Opfer forderten. Buffy konnte niemals alle Opfer retten. Und auch niemals alle Vampire töten. Sie hatte Drusilla schon einmal ziehen lassen, mit der Forderung nie mehr zu kommen, also konnte sie es bei Angel und Spike auch tun.

Ihr Gefühl sagt ihr, dass sie diese drei Vampire nie wieder sehen wird und sie hofft, dass es auch in Wahrheit so sein wird.

****

Teil 10

Ein Jahr später

Spikes Sicht

Mir gefällt diese Stadt. Hier ist zwar nicht soviel los wie in Sunnyhell, was wohl daran liegt, dass es hier keinen Höllenschlund gibt, aber was soll’s? Kein Höllenschlund bedeutet auch, keine Jägerin. Keine Jägerin ist gleich, keine Gefahr für uns. Yeah! Eine verdammt gute Stadt!

Meiner Dru gefällt es auch hier. Von unserem Quartier aus kann sie nachts die Sterne und den Mond sehen. Na ja, schließlich bin ich ja jetzt so was wie das Oberhaupt der Familie und muss dafür sorgen, dass es allen gut geht, oder? Seit Angel aus der Hölle zurück ist, ist mein Mädchen wie ausgewechselt. Ich schätze sie will wiedergutmachen, was sie ihrem Daddy angetan hat. Braves Mädchen. Und weil sie so brav ist und mir auch immer schön artig von ihrem Visionen erzählt, sorge ich auch dafür, dass es ihr gut geht. Na ja, falls ich nicht gerade damit beschäftigt bin mich um Angel zu kümmern.

Es war verflucht anstrengend ihm wieder beizubringen, wie sich ein Vampir verhält. Ich brauchte allein Monate, bis er endlich wieder in ganzen Sätzen redete, anstatt nur einzelne Wörter auszuspucken. Ich brauchte ewig, bis er endlich kapierte, dass ihm aus der Hölle keine Gefahr droht und noch heute plagen ihn gelegentlich diese Träume, von denen ich nur ahnen kann, was darin passiert.

Na jedenfalls habe ich es ganz gut hingekriegt, denk ich. Zumindest lacht er jetzt öfter. Und redet ab und zu, wie ein Wasserfall. Aber er ist noch immer so tiefgründig nachdenklich und verbringt oft Stunden mit langweiligen Büchern.

Und was das Jagen angeht, darüber will ich gar nicht nachdenken. Ganz am Anfang, als er noch den Wortschatz eines Steinzeitmenschen hatte, da hatte er gejagt. Ich dachte schon Angelus wäre wieder bei mir, doch dann taten ihm seine Opfer leid und er litt darunter. OK, ich gebe es zu, ich hab ihn dann nicht mehr zum Jagen mitgenommen und ihm Schweineblut besorgt. Immerhin lautete meine Mission ihm ein breiteres Lächeln auf die Lippen zu setzen und das konnte ich nicht schaffen, wenn er wegen seinen Opfern trauert, oder? Eben. Also hab ich… Fuck! Ich hab tatsächlich verhindert, dass er Menschen tötet. Was bin ich nur für ein Vampir?

Aber hey! Dafür hab ich umso mehr gekillt. Yep, schließlich musste ich dafür sorgen, dass die Quote wieder stimmt.

Na egal. Jetzt ist er jedenfalls wieder ganz der alte Angel. Und obwohl ich Angel früher hasste, kann ich diese Version jetzt ganz gut leiden. Denn ich weiß jetzt, dass er mich liebt. Yeah! Er tat es die ganzen Jahre über. Dieser Idiot! Liebte mich und hatte es mir nie gesagt. Dann hätte das mit dem Moment von was auch immer vielleicht viel früher passieren können.

Verdammt! Ich bin so verflucht nervös, dass ich jetzt schon anfange in Gedanken Selbstgespräche zu führen. Ich mein, wem zum Teufel erzähle ich das hier eigentlich alles? Ist ja nicht so, als würde das irgendwer mitbekommen, oder?

Aber solange meine Gedanken um etwas anderes kreisen, als um das was sehr bald geschehen wird, kann ich meine Nervosität vielleicht soweit zurückhalten, dass ich uns vorher nicht in irgendeinen Schlamassel bringe. Ich geb’s zwar nur ungern zu, aber wenn ich ungeduldig bin, dann passiert es mir oft, dass ich alles versaue. Na ja, eigentlich sogar immer. Außer, wenn es sich um Angel handelt.

Yep, bei allem was mit Angel zu tun hat, besitze ich eine wahre Engelsgeduld! Ich hab mindestens hundert verfluchte Nächte damit verbracht Angel bei seinen Alpträumen zu beruhigen. Ich hab mir den Mund fusselig geredet, damit er der menschlichen Sprache wieder Herr wird. Und hey, er spricht jetzt sogar wieder einige der Fremdsprachen, die er früher kannte. Es kommt scheinbar alles wieder. Brauchte wohl nur seine Zeit und ein wenig Schutz und Geborgenheit.

Und heute muss ich echt besonders viel Geduld aufbringen. Denn heute… yeah!... Heute werden Angel und ich daran arbeiten, dass er seine Seele wieder verliert. Oh Fuck! Ich wollte genau nicht an diesen Gedanken denken! Verfluchte Hölle. Jetzt wird mir meine Jeans schon wieder zu eng. Das wird langsam ein beschissener Dauerzustand. Seitdem wir darüber geredet haben schiebe ich diese verfluchte Latte und ich… Fuck! Wo ist er?

Ich kann nicht länger warten. Ich will endlich wieder von meinem Sire gefickt werden. Ist das denn zuviel verlangt? Hey, ich bin ein Vampir und dazu bestimmt von meinem Sire gefickt zu werden.

„Angel!"

****

Angels Sicht

Ich hab mich schon gefragt wie lange es wohl dauert, bis er nach mir ruft. Es hat viel länger gedauert, als ich’s mir gedacht habe. Ob ich gleich zu ihm gehen sollte? Nein. Ich lass ihn noch ein wenig schmoren.

Eigentlich wollte er vorher noch jagen gehen, doch dies hat er scheinbar total vergessen. Ich vermute mal, dass er auch gar keinen Durst hat. Wahrscheinlich versucht er schon die ganze Zeit seine Gedanken auf irgendwas Belangloses zu lenken, um nicht an unser Vorhaben zu denken und ist dabei genau auf dieses Vorhaben gestoßen.

Ich bin mir noch immer nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung ist, aber was ich sicher weiß, ist, dass ich endlich wieder ein normales glückliches Vampirleben leben will. Ich will endlich wieder Spikes Sire sein. Will endlich wieder ein richtiges Familienleben führen, so wie es Vampire tun. Um es kurz zu sagen: Ich will endlich wieder mit meinem Childe schlafen!

Und falls ich dabei meine Seele verlieren sollte, dann soll es geschehen. Ich habe lange darüber nachgedacht. Spike und ich haben viel darüber diskutiert. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann hätten wir es noch während der Zeit in der Hölle tun sollen. Wobei ich zu diesem Zeitpunkt ganz bestimmt nicht dazu in der Stimmung gewesen wäre.

Spike hat mir nach meiner Zeit in dieser Hölle mehr geholfen, als jemals irgendein anderer in meinem ganzen Leben. Es dauerte Monate, bis ich wirklich begriffen hatte, dass ich mich vor nichts mehr zu fürchten brauchte. Er war immer da für mich. Egal ob Tag oder Nacht. Wenn er jagen ging, dann war er so schnell wie möglich wieder da. Ich schulde es ihm mehr denn je, dass ich ihm wieder der Sire werde, den er braucht.

Auch wenn er immer so tut, als wäre er der große Big Bad, weiß ich genau, dass er tief in sich drin noch immer das Childe ist, das sich nach seinem Erzeuger seht. Ich kenne ihn besser. Ich weiß, dass er sich immer nach mir sehnen wird. Mehr als ein normales Childe, denn ich fühle genauso für ihn. Ich denke, uns verbindet mehr als Sire und Childe es normal tut.

Ich habe auch sehr viel mit meinem Dämon geredet. Na ja, nicht wirklich geredet. Das ist schwer zu erklären. Der Dämon ist ein Teil von mir. Und auch mit der Seele kann ich mit ihm in Kontakt treten. Kann fühlen wie er in mir rebelliert. Und hören, wenn er nach Spike schreit. Es ist, als wäre eine zweite Identität in mir drin, die aber trotzdem eins mit mir ist. Es ist nicht so wie Buffy immer glaubte, dass Angelus und ich vollkommen verschieden sind. Wir haben viele Gemeinsamkeiten. Nur trage ich ein Gewissen in mir und er tut es nicht.

Mein Dämon hat natürlich gejubelt, als ich anfing mit dem Gedanken zu spielen mit Spike zu schlafen. Er versuchte mich zu überzeugen. Trieb meinen Blutdurst an. Schrie noch mehr nach Spike, als er es ohnehin schon tat. In meinen Träumen zeigte er mir Bilder aus einer glücklichen Zeit vor meiner Seele. Doch das alles überzeugte mich nicht.

Ich fürchtete zu sehr, dass wenn mein Dämon wieder frei wäre, er wieder größenwahnsinnig wird und versucht die Weltherrschaft an sich zu reißen, oder etwas anderes in der Art. Also versuchte ich seine Gedanken zu erahnen. Untersuchte seine Gefühle. Ja, auch mein Dämon hat Gefühle. Aber es ist nicht so, als würde er so etwas zugeben.

Warum ich mich also nun dazu entschieden habe es zu tun war der Grund, dass nicht nur ich, sondern auch er sich durch die Zeit in der Hölle sehr verändert hat. Und ich weiß das, wenn ich meine Seele wieder verliere, er nicht zum Massenmörder mutieren wird. Ich werde nach wie vor hier sein. Nur ohne die Belastung meiner früheren Taten.

Er wird sich hauptsächlich darauf konzentrieren Spike der Sire zu sein, den er braucht. Genau das ist es, was ich auch will, doch ich allein kann es Spike nicht geben. Ich kann nicht mit ihm gemeinsam auf Jagd gehen. Ich kann nicht nach einer gelungenen Jagd mein Blut mit ihm teilen und ihn in einer einsamen Gasse gegen die Wand ficken. Ich kann ihm nicht die Liebe und Geborgenheit geben, die er verdient hat und die ich ihm schulde. Doch ohne Seele kann ich es tun.

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Spikes Sicht

Fucking Bloody Hell!! Mir war nie klar, dass ich meinen Sire so sehr vermisst habe, aber hey, das war einfach wow! Ob das an der Seele lag? Ich hoffe nicht, denn mein Angel scheint diese grad im Moment zu verlieren.

Er hat mir erklärt wie es letztes Mal war und das hier sieht genauso aus, wie er es beschrieben hat. Er hält sich den Körper vor Schmerzen und... fuck – werd ich irgendwann das Bedürfnis wieder los ihn ständig zu pflegen und zu umsorgen wie eine verfluchte Bruthenne?

Oh, jetzt schaut er mich an. Er ist verändert. Er ist…

„Angelus?"

Ich kenne dieses Grinsen. Oh, und diese Augen. Verfluchte Scheiße. Er ist es.

„Lass uns jagen gehen."

Dazu sage ich bestimmt nicht nein!

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Angelus Sicht

Was soll ich sagen? Ich bin zurück. Zurück bei meinem William. Ich liebe ihn wirklich, doch das werde ich bestimmt nicht laut sagen. Es ist auch gar nicht nötig, denn so wie ich genau weiß, dass Spike mich liebt, weiß er, dass ich ihn liebe. Es ist wie in alten Zeiten.

Außerdem hat es ihm mein beseeltes Ich bereits mehrmals erzählt, das reicht für die nächsten hundert Jahre und falls mein Childe es dann braucht es zu hören, werde ich es vielleicht laut zu ihm sagen.

Es wird Zeit, dass ich wieder die Führung über unsere Familie übernehme. Spike machte das zwar gar nicht so schlecht, doch sein Platz ist an meiner Seite und nicht über mir. Na ja, ich schätze wir werden in Zukunft unsere Entscheidungen gemeinsam fällen.

Ich bin froh, dass mein beseeltes Ich sich zu diesem Schritt entschlossen hat. Jetzt kann ich endlich wieder… OK, ich gebe es zu. Angel ist immer noch hier. Er war immer hier. Nur habe ich nie auf ihn gehört. Ich habe ihn immer ignoriert, doch das kann ich nun nicht mehr.

Wir haben uns beide dazu entschlossen Spike ein guter Sire zu sein und dazu brauche ich auch Angels Liebe. Ich fürchte mein Childe hat sich nämlich schon zu sehr an die sanfte Art von Angel gewöhnt.

Außerdem habe ich es mir selbst geschworen das, falls ich die Seele wieder verliere, ich mich hauptsächlich um Spike kümmern werde. Yep, ich war das. Auch ohne Seele bin ich Angel. Angelus ist nur ein Name. Ich könnte mich genauso gut Liam nennen. Es spielt keine Rolle wie ich heiße. Entscheidend ist, was ich selbst daraus mache. Ohne Seele belastet mich nur mein Gewissen nicht so stark. Ich kann wieder ich selbst sein. Ich kann Spike wieder ein richtiger Vampir-Sire sein.

Nach der schrecklichen Zeit in der Hölle, wo sich mein Bewusstsein davon geflüchtet hatte, wurde mir einiges bewusst. Die Welt zu retten und klein Buffy zu helfen waren nicht mehr länger von Bedeutung. Die Welt hat auch keinen Finger krumm gemacht, um mir zu helfen, obwohl ich gut war und eine Seele hatte, also warum sollte ich es noch tun?

Spike war der einzige, der mich rettete und das obwohl er Angelus retten wollte und nicht meine beseelte Form. Und obwohl er wusste, dass ich die Seele in mir trug, zögerte er nicht und holte mich aus dieser Hölle. Ich verdanke ihm alles. Meine Seele möge nun endlich in Frieden ruhen. Ich werde von nun an dafür sorgen, dass Spike nie wieder ohne einen Sire leben muss.

Es wird wohl Zeit Spike wieder zu zeigen wie Angelus liebt. Vielleicht sollte ich auch Pläne schmieden, so wie Spike es tut. Mein erster Plan wäre es dann, mit Spike auf Jagd zu gehen, mein Blut mit ihm zu teilen und ihn anschließend in einer einsamen Gasse gegen die Wand zu ficken. Ich weiß, dass er es lieben wird. Genauso wie ich.

Vielleicht verschiebe ich den Plan aber auch auf später und komme gleich zu dem „gegen die Wand ficken" Part. Keine schlechte Idee.

The End

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