Halloween Special

von SpikesChild

 

 

 

 

Diese Story basiert auf einer alten Legende:

Die Geschichte von Jack o'Lantern (Quelle: Internet)

An einem Abend vor Allerheiligen saß Jack, ein geiziger, trunksüchtiger Schmied in seinem Dorf in Irland in einer Kneipe. Ihm erschien der Teufel und wollte ihn mit hinab nehmen in sein Reich. Jack bot ihm seine Seele an für einen letzten Drink. Der Teufel stimmte zu und verwandelte sich selbst in eine Sixpence-Münze, um den Wirt zu bezahlen. Jack aber steckte die Münze schnell in seinen Geldbeutel und verschloss ihn fest. Und weil er im Geldbeutel ein silbernes Kreuz bei sich trug, konnte der Teufel sich nicht zurückverwandeln. Jack handelte mit dem Teufel: Er ließ ihn frei und der Teufel versprach, dass Jacks Seele noch 10 Jahre frei sein solle.

Nach 10 Jahren, in der Nacht vor Allerheiligen, kam der Teufel zurück und wollte Jack mit sich nehmen. Jack bat ihn um einen letzten Gefallen: Seine Henkersmahlzeit solle ein Apfel sein, den der Teufel ihm pflückte. Der Teufel tat ihm den Gefallen und kletterte auf einen Apfelbaum. Jack zog blitzschnell sein Messer und schnitzte ein Kreuz in die Rinde des Baumes; der Teufel war auf dem Baum gefangen - außer Stande, Jack mit sich zu nehmen. Jack handelte abermals mit dem Teufel: Er entfernte das Kreuz und der Teufel versprach, dass er niemals Jacks Seele holen werde.

Als Jack Jahre später starb, wurde ihm an der Himmelspforte der Zutritt verwehrt, weil er sein Leben lang geizig, falsch und hinterlistig gewesen war. Er wurde zu den Höllentoren geschickt. Aber auch dort wurde ihm der Eintritt verwehrt, weil der Teufel ja sein Versprechen gegeben hatte, niemals Jacks Seele zu holen.

Der Teufel schickte ihn zurück woher er gekommen war - und weil es so dunkel, kalt und windig und der Weg so weit war, bekam Jack ein Stück Kohle direkt aus dem Höllenfeuer mit auf den Weg.

Jack legte die glühende Kohle in eine ausgehöhlte Rübe damit sie nicht verlöschte und machte sich auf. Seitdem wandelt seine verdammte Seele mit der Laterne am Vorabend von Allerheiligen durch die Dunkelheit - bis zum Tag des jüngsten Gerichts...

 

 

 

"Auf keinen Fall!! Nur über meine verdammte Leiche!"

„Großartig! Danke, dann ist ja alles geklärt. Du musst sie um sieben abholen."

„Hast du nicht verstanden? Ich sagte nein!"

„Du sagtest nur über deine Leiche und da du ja schon tot bist, ist es ein Ja."

„Verdammt Buffy! Ich werde auf keinen Fall mit Xanders Mistgören auf die Straße gehen! Was ist, wenn Jack o’ Lantern auftaucht und sie alle umbringt? Dann bin ich schuld!"

„Das ist doch nur ein Märchen. Halloween ist für alle Dämonen ein Feiertag, also wird schon nichts passieren. Es ist nur für dieses eine Mal. Anya und Xander liegen mir damit schon seit Wochen in den Ohren, weil sie endlich mal einen Abend allein verbringen wollen. Will und Kenny sind bei Kennedys Eltern, also bleibst nur noch du. Und du bist dafür perfekt! Du brauchst dich nicht mal zu verkleiden. Du kannst einfach deine Vampirmaske tragen."

„Das ist mein Gesicht und keine verfluchte Maske! Und außerdem hast du ihnen versprochen mit dieser Brut zu gehen, also wirst auch du gehen."

„Ich kann nicht. Wie oft soll ich es dir noch erklären? Ich habe den Jägerinnen versprochen mit ihnen wegzugehen."

„Na, dann solltest du es dir das nächste Mal vielleicht besser überlegen, bevor du jemandem etwas versprichst!"

„Ich hatte doch keine Ahnung, dass es ausgerechnet an Halloween sein würde! Komm schon, Spike, Bitte! Ich verspreche dir einen ruhigen Abend mit mir allein bei romantischem Kerzenschein."

„Sei lieber vorsichtig mit deinen Versprechungen! Nicht, dass du an diesem Abend Giles das Gleiche versprichst."

„Eeewww-git! Spike! Ich würde doch niemals…! Lach nicht so! Was ist nun? Machst du es? Bitte!"

„Was ist mit dem Krümel? Kann sie nicht…?"

„Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte; Dawn wohnt bei Angel in LA und studiert dort an der Uni. Ich kann nicht von ihr verlangen, dass sie wegen dieses einen Abends nach Sunnydale fährt. Außerdem hat sie einen neuen Freund, mit dem sie Halloween verbringen will."

„Einen neuen Freund? Woher weißt du das?"

„Was denkst du? Glaubst du ich rede nicht mit meiner Schwester? Ich weiß alles über sie. Na ja, Angel hat es mir erzählt, als ich ihn fragte, ob er die nächsten Tage nicht zufällig hier in Sunnydale etwas zu tun hätte."

„Du hast Angel gefragt, wegen den Kindern?!!?!"

„Äh... ja, warum?"

„Ich dachte ich wäre der perfekte Mann für den Job? Warum musstest du vorher Angel fragen? Ausgerechnet Angel, der immer sein dauer-deprimiertes Gesicht auf hat. Der verschreckt die Kinder mehr, als dass er auf sie aufpasst. Ich wäre dafür viel besser geeignet als dieser beseelte Vollidiot!"

„Du vergisst, dass du auch eine Seele hast."

„Ja, aber ich hab sie mir selbst geholt und sie nicht durch einen Zigeunerfluch erhalten, schon vergessen?"

„Sicher, entschuldige. Heißt das jetzt, du machst den Job?"

„Ja, ja. Meinetwegen. Ich mach es. Aber nur, wenn du dafür mit mir in die Dämonenbar gehst!"

„Oh bitte! Du weißt doch genau wie das immer endet. Du zankst dich beim Pokerspiel und am Ende ist die ganze Bar ein einziger Trümmerhaufen, weil du damit angeben musst, dass du die Jägerin als Freundin hast."

„Wer würde nicht damit angeben? Vor allem, wenn es eine so hübsche Jägerin ist, wie du, Liebes."

„Aber doch nicht mitten in einer Dämonenbar, wo jeder die Jägerin am liebsten killen würde."

„Sie können es ja gerne versuchen, mein gefährliches Goldlöckchen."

„Spike, Bitte! Benimm dich. Ich muss jetzt los. Vergiss nicht, dass du die Kinder um sieben abholen sollst. Xander und Anya wissen schon bescheid. Wir sehen uns danach. Pass gut auf sie auf und benimm dich! Und keine Zigaretten, hörst du? Und auch keine Raufereien! Oh Gott, ob das wirklich so eine gute Idee ist?"

„Es wird schon nichts passieren. Geh ruhig mit den Mädchen aus. Ich kümmere mich um Xanders Höllenbrut."

„Nenne sie nicht so!"

„Ich nenne sie, wie ich will. Und jetzt geh schon, du kommst zu spät."

„OK. Bis später, Schatz, Ich liebe dich!"

Damit verlässt Buffy das Wohnzimmer mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Sie ist froh doch noch alles untern einen Hut bekommen zu haben. Zufrieden schlendert sie den Revello Drive entlang, um sich mit den anderen Jägerinnen zu treffen.

Spike sitzt griesgrämig auf der Couch und schaltet hastig durch die Fernsehprogramme. Er ist ganz und gar nicht davon begeistert, dass er ausgerechnet heute Abend an Halloween Kindermädchen für Anyas und Xanders Kinder spielen soll. Mit einem grauenvollen Gefühl, schlimmer noch, als wenn der Weltuntergang bevorstehen würde, sieht er dem schrecklichen Abend entgegen.

Es ist bereits zehn nach Sieben. Anya und Xander warten ungeduldig, dass ihr abendlicher Sitter endlich kommt. Steven, Michael und Emily sind für den großen Abend bereits in drei kleine Monster verkleidet und warten ungeduldig darauf von Haus zu Haus gehen zu dürfen.

Spike hat sich extra lange Zeit gelassen. Es nervt ihn, dass er an Halloween etwas tun soll, wozu er ganz und gar keine Lust hat. Halloween ist für alle Vampire ein Feiertag, an dem sie gar nichts tun. An Halloween gehen Vampire nicht einmal jagen! Und an diesen nicht-jagen-Feiertag soll er die schrecklich nervige Nachkommenschaft von seinem Erzfeind hüten.

Mit schlecht gelaunter Mine klopft er an die Türe und macht sich selbst auf das Schlimmste gefasst.

„Spike! Na endlich! Wir dachten schon du kommst nicht", fängt Anya sofort an zu brabbeln, ohne ein einziges Wort der Begrüßung. Eilig schiebt sie Steven und Michael vor Spikes Füße, nimmt Emily von Xanders Armen und drückt sie Spike in die Hand. Völlig perplex greift Spike sich das kleine Mädchen, das sich liebevoll an seinen Körper schmiegt.

„Pass auf, dass sie nicht alle Süßigkeiten auf einmal essen. Achte darauf, dass Michael sich nicht so voll kleckert. Am besten du wischst ihm den Mund öfter mit einem Tuch sauber. Steven darf keine Schokolade mit Nüssen essen und Michael reagiert allergisch auf Erdbeeren, also kein Obst! Emily ist allergisch auf Milchprodukte, also achte darauf, dass ihr niemand ein Glas Milch anbietet…"

„Halt die Luft an! Ich gehe nur mit ihnen von Haus zu Haus. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Leute etwas anderes als Süßigkeiten verschenken. Ich werde nicht mit ihnen essen gehen, also interessiert es mich einen verdammten Dreck, worauf eure Gören allergisch sind!" unterbricht Spike Anya in ihren übertriebenen Ausschweifungen.

„Fluche gefälligst nicht in Gegenwart meiner Kinder!"

Xander, der bisher mit böser Mine neben seiner Frau stand, meint verunsichert: „Anya, glaubst du wirklich, dass das so eine gute Idee ist? Ich könnte doch auch mit den Kleinen gehen. Nur eine kurze Runde, vielleicht. Danach können wir uns immer noch einen gemütlichen Abend machen."

„Xander Harris! Wir haben ausführlich darüber diskutiert. Die Entscheidung steht fest! Heute Abend feiern wir kinderlosen Abend!" pocht Anya auf ihren Standpunkt. Ausführlich darüber diskutiert bedeutet nichts anderes, als dass Anya es bestimmt hat und Xander sich daran halten muss. Was die übliche Verfahrensweise in dieser Familie ist.

Damit mehr als unzufrieden, greift Xander nach vorne und packt Spike am Kragen. Mit finsterer Mine versucht er besonders bedrohlich zu wirken und sagt: „Hör zu! Wenn den Kindern auch nur ein Haar gekrümmt wird, verarbeite ich dich zu Staub! Auch wenn Buffy und du noch so verliebt ineinander seid und sie mich dafür verprügeln wird, das ist mir scheißegal! Hast du mich verstanden?"

Gelangweilt weicht Spike zurück, entzieht sich damit Xanders Griff und erwidert gelassen: „Keine Sorge. Ich pass schon auf."

Spike setzt die kleine Emily auf ihre Beine, da er nicht vorhat sie den ganzen Abend zu tragen. Sofort schnappt sie sich seine Hand, was er ein wenig genervt zur Kenntnis nimmt. „Los ihr kleinen Monster, lasst uns gehen", äußert Spike, wobei er das „Monster" nicht wegen deren momentaner Verkleidungen erwähnt.

Michael und Emily gehen mit großer Vorfreude mit Spike mit, als er den Gang entlang zum Ausgang des Hauses geht, nur Steven bleibt bockig stehen und verschränkt protestierend die Arme.

„Hey, worauf wartest du? Komm schon!" ruft Spike genervt. Er will das ganze möglichst schnell hinter sich bringen.

„Ich gehe nicht mit dir mit!" protestiert Steven.

„Gut! Dann bleib hier!" antwortet Spike und will schon weitergehen, als Anya ihm zuruft: „Das kommt nicht in Frage! Spike! Du wartest gefälligst!"

Zu Steven gerichtet, fragt sie liebevoll: „Warum willst du nicht mit Onkel Spike mitgehen? Du hast dich doch so auf Halloween gefreut."

„Er ist nicht verkleidet! Ich geh nicht mit ihm mit, wenn er sich nicht verkleidet!" stellt Steven seinen Standpunkt dar.

Anya meint daraufhin zu Spike: „Spike, los, setzt dein Vamprigesicht auf!"

Spike verdreht die Augen und verwandelt sich schließlich wider Willen, dabei knurrt er leise, was Michael und Steven unheimlich cool finden. Deshalb läuft Steven auch endlich zu ihm und starrt mit großen Augen zu ihm herauf. Der Abend kann nun beginnen.

Kaum etwas in seinem langen Vampirleben erscheint ihm eine größere Qual, als mit drei kleinen Kinder von Haus zu Haus zu wandern und dort jedes Mal dasselbe zu hören: Die Kinder rufen voller Enthusiasmus: „Süßes, oder es gibt Saures!", die Bewohner der Häuser tun so, als seien sie furchtbar erschrocken und überreichen ihnen dann mit großer Freude tonnenweise Süßigkeiten, die Spike natürlich tragen darf.

Doch am meisten nervt ihn Steven, der älteste von den Dreien. Mit seinen 9 Jahren denkt er, er hat bereits alle Weißheit der Welt gepachtet und belästigt Spike mit ständigem Geplapper und sinnlosen Fragen.

„Mein Daddy sagt, du bist ein zahnloser Vampir. Ftimmt das?"

Spike knurrt auf und zeigt ihm seine spitzen Vampirzähne. „Sieht das aus, als hätte ich keine Zähne?"

„Das könnten künftliche Zähne sein. Mein Daddy hat einen künftlichen Zahn, den ihm der Zahnarzt gemacht hat."

„Diese hier sind aber echt. Willst du, dass ich es dir beweise? Soll ich dich beißen? So kleine Jungs wie du schmecken sehr lecker!" erwidert Spike genervt und geht rasch weiter zum nächsten Haus.

„Mein Daddy hat gesagt, dass du keine Menschen beißen kannft."

„Woher will dein Daddy das denn wissen? Glaubst du ich würde es ihm erzählen, wenn ich so kleine leckere Kinder wie dich zum Frühstück trinken würde?"

„Kann gar nicht sein, dass du Kinder zum Frühftück trinkst! Vampire frühftücken gar nicht. Weil wenn die Sonne aufgeht, dann verfallen sie zu Ftaub!"

„Wer erzählt dir denn so einen Unsinn? Etwa dein Vater? Vampire zerfallen nicht zu Staub, nur weil die Sonne aufgeht, sondern nur, wenn die Sonne sie berührt! Und ich frühstücke sehr wohl!"

„Aber keine kleinen Kinder!"

„Noch nicht, aber bei dir könnte ich eine Ausnahme machen. Ich wette du schmeckst mir besonders lecker!"

„Das trauft du dich nicht. Mein Daddy würde dich dann zu Ftaub machen", grinste der kleine Steven siegessicher.

„Das wär’ mir egal!" droht Spike langsam immer wütender werdend und hofft, dass endlich bald das nächste Haus kommen wird.

„Mein Daddy hat erzählt, dass du mal gar nicht beißen konnteft, wegen einem Schips und du deswegen imodent warft, stimmt das?"

Damit platzt Spike der Kragen. Knurrend fährt er blitzschnell herum, packt Steven an den Schultern und grollt ihn wie ein wütender Löwe an. „Halt jetzt endlich deine Klappe!" befiehlt Spike und betont dabei jedes einzelne Wort mit einem bedrohlichen Knurren.

Steven ist nun endlich still. Etwas verschreckt blickt er in Spikes goldene Augen, sagt aber kein Wort, worüber Spike wirklich erleichtert ist. Doch zu seinem Unglück hört er neben sich ein erschrockenes Wimmern. Nur seinen Kopf drehend, blickt er zu dem Geräusch und schaut dabei ihn die verängstigten Augen der kleinen Emily, in denen sich bereits Tränen angesammelt haben.

„Verdammt!" grummelt er möglichst leise. Seufzend kniet er sich vor das kleine Mädchen und verwandelt sich dabei wieder zurück in sein menschliches Gesicht, um das Mädchen nicht noch mehr zu erschrecken.

„Es tut mir Leid, Kleines. Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich werde euch nichts tun. Ihr braucht keine Angst haben", versucht er die drohenden Tränen zu verhindern.

Schniefend meint die kleine Emily: „Aber du hast gesagt, du willst meinen Bruder fressen."

„Ich wollte ihm nur Angst machen. Das war nicht ernst gemeint. Heute ist Halloween, da jagt man anderen Leuten Angst ein, das ist ganz normal. Ich werde deinem Bruder nichts tun."

„Versprochen?"

„Ja, Kleines. Ich verspreche es dir."

Emily ist damit sichtlich erleichtert. Glücklich strahlt sie Spike an, der sich nichts sehnlicher wünscht, als dass dieser grauenvolle Abend schnell endet. Als die Vier nun endlich weitergehen, fängt Steven wieder an: „Wie war das damals, als du den Schips im Kopf hatteft? Hat das wehgetan?" Da Spike zugesichert hat, dass er ihm nichts tun würde, traut er sich nun wieder seine vielen Fragen zu stellen.

„Manchmal", antwortet Spike niedergeschlagen.

Sie erreichen endlich das letzte Haus in dieser Straße. Es ist etwas abgelegen, weshalb Spike erst gar nicht bis dort hin gehen wollte, doch Steven und Michael bestanden darauf dieses Haus zu besuchen, da es so toll gruselig geschmückt ist.

Spike und die beiden Jungs betreten das Grundstück, während Emily verunsichert am Zaun stehen bleibt. Sie fürchtet sich vor diesem Haus. Unheimliche Plastikfiguren stehen im Garten und hängen an der Hausmauer. Deren Köpfe sehen aus wie Kürbisse und ihre Augen leuchten bedrohlich. Neben dem Hauseingang steht eine große schwarze Plastikkatze, die einen drohenden Buckel macht und deren Augen ebenfalls leuchten. Unheimliche Geräusche kommen aus einem Lautsprecher. Der Bewohner des Hauses hat sich richtig ins Zeug gelegt und alles richtig gruselig gestaltet, was der kleinen Emily aber eindeutig zu viel ist.

„Komm schon, Kleines! Nur noch dieses eine Haus!" bittet Spike, damit sie weitergeht.

„Ich hab Angst", erwidert sie kaum hörbar. Dank seiner scharfen Vampirohren, hat es Spike sehr gut gehört.

Seufzend kniet er sich wieder vor das Mädchen und meint: „Hab keine Angst. Ich beschütze dich. Niemand wird dir etwas tun. Das verspreche ich dir. Und meine Versprechen habe ich bis jetzt alle gehalten!"

„Alle?"

„Ja, alle."

„Ich will aber nicht da hingehen."

„Also gut", Spike richtet sich auf und wendet sich zu den Jungs: „Ihr habt es gehört. Eure Schwester will nicht zu dem Haus. Wir gehen heim."

„Bitte, Bitte! Nur noch dieses eine Haus!" jammern Michael und Steven beide gleichzeitig so herzerweichend, dass nicht mal der stärkste Bösewicht dagegen standhalten könnte.

„Also gut, also gut! Geht ihr zu der Türe und sagt eueren idiotischen Satz auf, damit wir schnell wieder verschwinden können. Ich bleibe derweilen hier bei eurer Schwester."

Ein freudiges Strahlen erscheint auf beiden Gesichtern der Jungs und sofort laufen sie zur Haustüre, um dort weitere Süßigkeiten zu ergattern.

Spike schaut auf Emily herab, die ihn mit ihren großen Augen anlächelt. Er packt sie unter den Achseln und setzt sie auf eine Betonseule, an der der Gartenzaun anschließt, wodurch sie nun genau in seiner Augenhöhe sitzt. Sie freut sich über ihren erhöhten Sitzplatz und strahlt übers ganze Gesicht.

„Mal sehen, was ihr alles bekommen habt", kommentiert Spike, während er in den fünf Papiertüten stöbert, die er für die Kinder trägt.

„Das gehört uns!" protestiert Emily, als Spike sich einen Schokoladenriegel aus einer der Tüten angelt und ihn genüsslich verschlingt.

„Gönnst du mir nicht mal einen Schokoriegel?" fragt er gespielt gekränkt.

Emily denkt angestrengt darüber nach und antwortet dann: „Also gut, aber nur, wenn du mich weiterhin beschützt."

„Ich werde dich vor allen Höllenwesen der Welt beschützen, Kleines. Niemand wird dir etwas tun. Auf mich kannst du dich verlassen."

Spike und Emily teilen sich noch einen weiteren Schokoriegel, während sie auf die beiden Jungen warten. Als Spike diese beobachtet wie sie an der Türe stehen und auf ihre Süßigkeiten warten, hört er eine kaum vernehmbare gesummte Melodie. Es hört sich an, als wäre irgendwo ein Mann in der Nähe, der leise vor sich hersummt. Spike dreht sich zur Straße um, und blickt die lange Allee entlang. Viele verkleidete Kinder sind hier überall mit ihren Verwandten oder Bekannten unterwegs, doch ihm fällt niemand auf, von dem dieses leise Summen stammen könnte.

Er blickt zur anderen Seite. Das Haus, an dem sie sich befinden, ist das allerletzte von der Allee. Die geteerte Straße endet hier und mündet direkt als kleinerer Feldweg in ein Waldstück. Spike blickt genauer in den Wald und erkennt ein seltsames Licht, das immer wieder zwischen den Bäumen aufflackert und verschwindet. Er lauscht und schaut genauer in diese Richtung. Das Summen stammt eindeutig von dort, woher auch das Licht kommt. Die Melodie des Summens kommt ihm irgendwie bekannt vor, aber ihm fällt nicht ein woher er sie kennt.

Plötzlich hört er markerschütternde Schreie von Michael und Steven. Erschrocken fährt Spike herum, sagt schnell zu Emily: „Du bleibst wo du bist!" und rast zu den beiden Jungs an die Türe.

Als er an der Tür ankommt und dort aber sieht, dass scheinbar niemand verletzt ist, fragt er sofort: „Was ist passiert?"

„Sind Sie der Vater der Beiden?" fragt eine nette junge Dame.

„Nein, wieso? Haben sie was angestellt?" erwidert Spike leicht irritiert.

„Aber nein, keineswegs. Sie haben sich nur etwas vor meinem Dad erschreckt. Er liebt es den Kindern Angst einzujagen. Ich hoffe, Sie sind nicht böse deshalb?"

„Ich? Nein, ganz gewiss nicht. Meinetwegen können Sie den Beiden ruhig noch mehr Angst einjagen."

Steven findet das gar nicht lustig. Verärgert tritt er mit seinem Fuß gegen Spikes Schienbein.

„Au! Du verfluchte kleine Mistkröte!" flucht Spike unbeherrscht auf, worauf ihn die Frau entsetzt anstarrt.

Als Spike ihren Blick bemerkt, meint er rasch: „Wir müssen jetzt gehen. Die Kinder müssen langsam nach Hause, nicht wahr Jungs? Sagt gute Nacht."

Damit schiebt er die beiden an den Schultern von der Türe zurück zu dem kleinen Weg, der zum Gartentor führt.

Spike erstarrt, als er sieht, dass die Betonsäule dort leer ist. Emily ist verschwunden. Er lässt die Jungs stehen und eilt zur Säule, um nachzusehen, ob sie vielleicht nur dahinter steht. Doch sie ist nirgends zu sehen. Er überblickt suchend die Straße, doch Emily ist wie vom Erdboden verschluckt.

Da erinnert er sich plötzlich wieder an das Summen und das fremdartige Licht zwischen den Bäumen. Sein Instinkt sagt ihm, dass er sofort in den Wald laufen soll, um sie zu suchen, doch er kann Michael und Steven nicht hier allein zurücklassen. Also schiebt er die beiden rasch zurück zum Haus.

Die junge Frau öffnet die Türe. Sie ist überrascht Spike und die beiden Jungs wieder zu sehen. Spike schiebt die Jungs über die Schwelle und kommentiert eilig: „Passen Sie kurz auf sie auf. Ich komme sofort zurück." Das alles geht so schnell, dass weder die Kinder, noch die junge Frau Zeit haben zu protestieren, denn schon läuft Spike zurück zur Straße und direkt in den Wald, um Emily zu suchen.

„Emily!!" ruft er laut nach dem Mädchen und lauscht nach fremden Geräuschen. Suchend blickt er sich um. Und da erkennt er das Licht wieder. Sofort läuft er so schnell er kann durch die Bäume. Immer in die Richtung, wo er das Licht gelegentlich aufblitzen sieht.

Je näher er kommt, umso besser erkennt er eine Gestalt mit einem langen hölzernen Stock, an dem ein großer ausgehöhlter Kürbis hängt, der als Laterne dient. Die Gestalt hat die kleine Emily auf dem Arm und summt immer fortwährend diese Melodie. Jetzt erinnert Spike sich auch wieder, wann er diese Melodie schon einmal gehört hatte. Es war ebenfalls eine Halloween-Nacht gewesen. Es liegt nur schon einige Jahre zurück, weshalb er sich nicht gleich daran erinnert hat.

Die Gestalt ist Jack der alte Schmied, der schon seit ewigen Zeiten in den Nächten um Halloween herumspukt. Besser bekannt, als Jack o’Lantern. Spike kennt die Geschichten um Jack. Die Menschen glauben, dass es nur ein Märchen ist, doch er weiß, dass jedes Märchen seinen wahren Ursprung hat. Genau wie dieses.

Er ist diesem alten Geizkragen schon einmal begegnet. Vor vielen Jahren. Damals kümmerte es ihn wenig, dass Jack jedes Jahr an Halloween ein Kind raubt, um sich dessen Lebensenergie zu Eigen zu machen und um ein weiteres Jahr leben zu können. Doch jetzt ist es etwas anderes. Jetzt hat Jack das falsche Kind geraubt.

„Lass die Kleine in Ruhe!" bedroht er Jack, als er ihn schließlich einholt.

Jack o’Lantern dreht sich verwundert herum, um zu sehen, wer ihn angesprochen hat. Sein uraltes Gesicht erhellt sich, als er Spike wieder erkennt.

„Spike, mein Guter. Wie geht es dir?"

„Ich bin nicht hier, um mit dir zu plaudern. Lass die Kleine los. Sofort!"

Nachdem Jack sein Summen unterbrochen hat, kommt Emily langsam in die Realität zurück. Die fremde Melodie hatte bewirkt, dass sie vollkommen willenlos war. Nun bemerkt sie, dass ein fremder hässlicher Mann sie gerade trägt. Sie sieht Spike und streckt sofort Hilfe suchend ihre Hände nach ihm aus, doch Jack hält sie fest im Griff.

„Such dir ein anderes Mädchen. Das hier gehört mir."

„Du verstehst nicht ganz. Emily gehört zu mir. Wenn du sie nicht sofort loslässt, muss ich dich töten."

„Wofür hältst du dich? Glaubst du wirklich, du kannst mich töten?"

„OK, du hattest deine Chance."

Spike stürmt vor und schlägt Jack kräftig ins Gesicht. Dabei achtet er aber darauf, dass Emily nichts passiert. Jack hat in einer Hand das Mädchen und in der anderen seinen Stock mit der Laterne, weshalb er das Mädchen loslassen muss, um mit Spike zu kämpfen. Emily läuft sofort ein paar Schritte in Sicherheit und versteckt sich hinter einem der Bäume. Jack benutzt seinen langen Holzstock und schlägt Spike direkt in die Gedärme und gleich darauf zieht er ihm den Stock über den Kopf. Spike krümmt sich voller Schmerzen zusammen. Der alte Jack ist verflucht kräftig.

Spike gibt sich nicht so leicht geschlagen. Er kontert zurück und versucht erneut Jack mit seinen Fäusten zu treffen, doch Jack blockt alle Schläge geschickt mit seinem Stock ab. Der alte Kürbis wedelt wild umher, wodurch das Licht hektisch mitwackelt. Jack lässt den Stock kreisen und zieht Spike den steinharten Kürbis über den Schädel.

„Au verdammt!" flucht der Vampir laut auf.

Erneut versucht er einen Treffer zu landen, doch Jack kann alle seine Schläge mit dem Stock abblocken. Siegessicher lacht der alte Schmied auf. Er lässt seinen Stock erneut drehen, um Spike noch mal eins mit dem Kürbis überzuziehen. Diesmal aber ist Spike schneller. Er greift nach dem Seil, an dem der alte Kürbis hängt und zieht Jack den Stock aus der Hand.

Jack starrt erschrocken auf den Vampir. Dieser wirft den Stock samt Kürbis weit von sich, bevor er erneut angreift. Ohne Stock, kann sich Jack nicht mehr so geschickt vor Spikes Schlägen schützen, weshalb es dem Vampir gelingt, Jack in Schach zu halten. Spike weiß, dass er ihn nicht töten kann. Doch er weiß auch, dass Jack sich bis Schlag Mitternacht die Lebensenergie eines Menschen rauben muss, sonst ist seine Lebensenergie verbraucht und er stirbt endgültig.

Also muss Spike den alten Schmied nur so lange in Schach halten, bis der letzte Glockenschlag die Geisterstunde verkündet. Bis dahin ist es allerdings noch mehr als eine ganze Stunde. Also versucht Spike seine Kräfte so gut wie möglich zu sparen und achtet darauf, dass ihm der alte Geizkragen nicht entwischt.

Lange Zeit später, hört Spike endlich die alte Kirchturmglocke schlagen. Er gibt Jack noch einen letzten Kinnhaken, worauf dieser widerstandslos zurückfällt. Erschöpft stützt sich Spike auf seine eigenen Knie. Während der ganzen Zeit hat er immer darauf geachtet, dass er Emily nicht aus den Augen verliert, was ihm zwar einige schmerzhafte Schläge eingebracht hat, aber es gab ihm die Sicherheit, dass es der Kleinen gut geht.

Als der letzte Schlag der Glocke ertönt, löst sich Jack o’Lantern in Rauch auf. Nur der alte Stock mit der Kürbislaterne lässt erahnen, dass Jack je existierte. Nachdem der schreckliche alte Mann verschwunden war, traut sich Emily aus ihrem Versteck und läuft schutzsuchend zu Spike. Sie springt ihm förmlich in die Arme und vergräbt ihr Gesicht tief in seiner Halsbeuge.

Spike drückt sie fest an sich und spricht leise auf sie ein: „Keine Angst. Der Kerl taucht nie wieder auf."

Mit dem Mädchen auf dem Arm, kehrt er zurück zu dem Haus, wo er Michael und Steven zurückgelassen hat.

Dort läutet er an der Haustür. Die junge Frau öffnet ihm verschlafen und blickt ihn streng an.

„Tschuldigen Sie Ma’am. Ich komme, um die Jungs wieder abzuholen."

„Sie sind nicht mehr hier."

Spike erschrickt und fragt: „Nicht hier? Wo sind sie?"

„Sie sind zu Hause bei ihren Eltern. Ich habe dort angerufen, nachdem Sie so lange nicht mehr aufgetaucht sind. Zum Glück kannte Steven die Telefonnummer auswendig. Er ist ein sehr aufgeweckter kleiner Junge. Sie können sich schon mal auf etwas gefasst machen. Mr. Harris ist sehr wütend auf Sie!"

„Oh verflucht!"

„Falls ich Sie noch mal sehen sollte, soll ich Ihnen ausrichten, dass sie zu Hause auf Sie warten werden. Und das sie eine gewisse Jägerin auf Sie angesetzt haben."

„Na großartig", brummt Spike missgelaunt.

Die Frau hat kein besonders gutes Gefühl dabei, dass Spike nun mit einem Kleinkind durch die Straßen läuft. Allerdings sieht er ihr nicht sehr geheuer aus, weshalb sie sich nicht mit ihm anlegen will. Also sagt sie nichts, als Spike verärgert davon stapft, um Emily nach Hause zu bringen.

„Emily! Geht es dir gut?" fragt Anya erleichtert, als sie Spike und ihre Tochter an ihrer Haustür erblickt.

„Ja Mom", antwortet das Mädchen schlaftrunken. Während Spike sie getragen hat, war sie eingeschlafen, doch der erleichterte Ausruf ihrer Mutter hat sie wieder geweckt.

Anya küsst ihre Tochter mehrmals im Gesicht, bis sich diese von ihr drückt, damit ihre Mutter sie wieder loslässt. Anya lässt die Kleine auf den Boden. Emily sieht in der Wohnung ihre Tante Buffy sitzen und läuft mit freudestrahlendem Gesicht auf sie zu. Buffy mag die Kleine sehr gern. Liebevoll nimmt sie sie in den Arm.

Währenddessen steht Spike noch immer an der Türe. Er bräuchte keine Einladung, um einzutreten, doch er spürt ganz deutlich, dass er nicht sehr willkommen ist. Seine Befürchtung bestätigt sich, als Anya anfängt zu schimpfen:

„Du bescheuerter Vampir! Wie konntest du Emily verlieren? Und wie konntest du meine beiden Jungs einfach in ein wildfremdes Haus, zu wildfremden Leuten geben? Was, wenn es böse Kinderfressende Dämonen gewesen wären? Was, wenn es Vampire gewesen wären? Du kannst von Glück sagen, dass nichts passiert ist! Glaube nicht, dass ich meine Kinder auch nur eine Sekunde lang wieder in deine Obhut geben werde!!"

Spike wollte protestieren, dass er es gespürt hätte, wenn die Bewohner des Hauses Vampire gewesen wären, doch er wusste, dass dies Anyas Wut nicht mildern würde. Er überlegte bereits, ihr von Jack o’Lantern zu erzählen und das das alles gar nicht seine Schuld war, als er jedoch hörte, dass sie ihm die Kinder deswegen nie wieder geben würde, blieb er absichtlich stumm. Mit gespielter Schuldmiene bleibt er einfach vor Anya stehen und lässt sich weiter beschimpfen.

Plötzlich taucht Xander im Gang auf. Er war unterwegs gewesen, um nach Spike und Emily zu suchen. Er hatte Buffy angerufen und wollte sich hier in der Wohnung mit ihr treffen, um gemeinsam weiter zu suchen. Als er Spike mit hängenden Schultern vor seiner Wohnungstür stehen sieht, glaubt er zuerst seiner Tochter ist etwas Schlimmes passiert. Ohne lange zu überlegen, verpasst er dem Vampir einen kräftigen Kinnhaken, sodass Spike zu Boden fällt.

„Au verfluch! Muss das sein?" brummte Spike und hält sich sein schmerzendes Kinn. Es musste diese Nacht schon so viele Schläge einstecken, dass es am Morgen gewiss ganz blau sein wird.

„Wo ist meine Tochter?" herrscht Xander ihn an, während er wütend und mit geballten Fäusten auf den Vampir herabblickt.

Spike deutet nur in die Wohnung, wo Xander sehen kann, dass Emily wohlauf ist und sie von Buffy näher getragen wird. Erleichtert eilt Xander ihr entgegen und nimmt Buffy das Mädchen ab. Buffy beobachtet wie Xander seine Tochter glücklich an sich drückt. Sie tritt aus der Wohnung, um Spike beim Aufstehen zu helfen. Ihr fällt auf wie ramponiert er ist.

„Lass dich hier nie wieder blicken!" meint Xander drohend zu Spike und knallt die Türe zu.

Buffy lächelt ihrem Liebsten sanft zu und fragt: „Wer war dieser schreckliche böse alte Mann, von dem Emily mir gerade erzählt hat?"

„Was? Äh… niemand! Du weißt doch, wie Kinder sind. Sie erfinden gerne Gruselgeschichten", versucht Spike sich herauszureden, während er seine Knochen wieder zurechtrückt und das Haus verlässt.

„Aha, also eine Gruselgeschichte. Erzählst du mir die ganze Geschichte? Ich höre so gerne gute Geschichten", lässt Buffy nicht locker, da sie weiß, dass Emily sich so eine Geschichte nicht ausdenken würde.

Spike stapft mit raschen Schritten nach Hause, während Buffy ihm die ganze Zeit auf dem Zahn bleibt und ihn solange löchert, bis er ihr endlich die ganze Geschichte erzählt. Er erzählt ihr vom alten Jack o’Lantern und das dies seine letzte Halloween-Nacht war.

Inzwischen sind sie zu Hause am Revello Drive angekommen. Buffy ist sehr stolz auf ihren geliebten Vampir. Sie wusste, dass sie sich auf ihn verlassen konnte und dass die Kinder bei ihm in Sicherheit sein würden. Doch sie findet es schade, dass Xander und Anya nun deswegen auf ihn böse sind, obwohl er Emily vor dem Tode bewahrt hat.

„Ich werde es Morgen Xander und Anya erzählen. Es ist nicht richtig, dass sie wütend auf dich sind", meint sie beiläufig, während sie gemeinsam in ihr Bett schlüpfen.

„Nein, das ist nicht nötig. Es ist OK, wenn sie auf mich wütend sind. Das bewahrt mich vor weiteren schrecklichen Abenden, wie diesem. Und außerdem fühlt es sich einfach besser an, wenn Xander mich weiter mit seinem Hass auf Vampire bewirft, anstatt das er versucht mein Freund zu sein."

Buffy grinst nur vergnügt in sich hinein. Sie nimmt sich vor, morgen mit Anya darüber zu sprechen. Sie will nicht, dass deswegen die Freundschaft zu dem Paar leidet. Doch für den Augenblick lässt sie Spike in dem Glauben, dass er nie wieder auf die Kinder achten muss, da er so niedergeschlagen wirkt. Jack zu töten hat ihn wirklich sehr viel Kraft gekostet, weshalb er selig in die Kissen taucht, seine geliebte Buffy liebevoll zu sich zieht und sofort einschläft.

Spike und Buffy haben kaum eine Stunde geschlafen, als es an ihrer Haustüre läutet. Da Spike das feinere Gehör hat, ist er sofort wach. Leise fluchend, steigt er aus dem Bett und geht nach unten zur Tür.

Als er sie öffnet, staunt er sehr! Xander steht an der Türe und hat die kleine Emily im Arm. Das Mädchen strahlt glücklich, als sie den Vampir sieht. Spike lächelt ihr freundlich entgegen, wobei ihm auffällt, dass sie ganz verweinte Augen hat. Er wundert sich, was geschehen ist.

Xander wirkt etwas verunsichert und hat einen verärgerten Blick auf. Spike macht sich bereits auf weitere Beschimpfungen gefasst, als Xander ihm plötzlich das Mädchen in den Arm drückt. Vollkommen perplex nimmt Spike die Kleine entgegen, die sich sofort an seinen kühlen Körper kuschelt und ihren Kopf tief in seiner Halsbeuge vergräbt.

Buffy ist inzwischen aufgewacht und kommt die Treppe herunter, um zu sehen, wer da ist.

„Was… äh?" fragt Spike leicht sprachlos.

„Sie hat mir alles erzählt. Du hast ihr das Leben gerettet. Dafür schulde ich dir was. Ich sage es wirklich nur ungern, aber es tut mir Leid, dass ich dich verprügelt habe."

Langsam beginnt Spike zu verstehen. Doch genau das wollte er nicht. Er wollte nicht, dass Xander sich schuldig fühlt. Und er wollte auf gar keinen Fall wieder Babysitter für die Kids spielen!

Mit schon fast hilflosen Blick versucht er Emily zurück in Xanders Arme zu schieben, doch Xander wehrt ab und Emily lässt nicht locker. Spike kommentiert: „Sie hat sich das alles nur ausgedacht. Ich hab es vermasselt. Ich hab sie verloren. Sie war in den Wald gelaufen. Ich hab deine Jungs an wildfremde Leute gegeben. Ich bin ein ganz übler Kerl. So einen wie mir gibt man keine Kinder! Hier nimm sie wieder!"

„Nein. Emily würde mich nie anlügen. Und sie würde auch nie allein weglaufen. Ich weiß, dass sie die Wahrheit sagt… und… sie will nicht schlafen. Wir haben schon alles versucht, aber sie hat die ganze Zeit geweint und gesagt, dass sie zu dir will, weil du sie beschützt. Ich wollte dich bitten, ob du sie diese Nacht nicht bei Euch behalten könntest."

„Was?" fragt Spike entsetzt.

In diesem Moment kommt Buffy an und meint: „Aber natürlich kann sie hier bleiben. Nicht wahr, Schatz?"

Spike blickt seine Jägerin an, als wolle er sie mit seinen Blicken töten, doch er verkneift es sich etwas zu sagen. Xander bedankt sich erleichtert und verabschiedet sich von den Beiden.

So geschieht es, dass Spike sein Bett mit zwei hübschen jungen Damen teilt, die sich beide unerlaubt in sein Herz geschmuggelt haben. Er würde es zwar nicht zugeben, aber die kleine Emily bedeutet ihm sehr viel, weshalb es nicht ganz so schlimm ist, wie er tut, dass diese nun zwischen ihm und Buffy liegt.

„Spike?" flüstert Buffy leise.

„Hmm."

„Möchtest du mal eigene Kinder haben?"

„Ganz sicher nicht. Und falls du dich nicht erinnern solltest, ich bin ein Vampir. Vampire können keine Kinder kriegen."

„Wir könnten eines adoptieren."

„Sicher! Und abends nehmen wir es dann mit, wenn wir auf Streife gehen. Das wird sicher lustig", erwiderte er sarkastisch.

„Natürlich nicht. Wir könnten es zu Xander und Anya geben, wenn wir auf Streife sind."

„Ich glaube kaum, dass ein Vampir und eine Jägerin geeignete Eltern für ein Kind sind."

Seufzend meint sie: „Da hast du wohl recht."

„Yep, ich habe immer recht! Nur glaubt mir das keiner. Und außerdem würde ich meine Kinder nicht zu Xander und Anya geben wollen."

„Warum nicht?"

„Die Beiden vertrauen das Leben ihrer Kinder einem Vampir an, das ist meiner Meinung nicht sehr vertrauenswürdig. Was, wenn Angel zufällig hier ist und sie geben ihm meine kleine Tochter zum Aufpassen?!"

„Deine kleine Tochter?"

„Sicher, glaubst du ich will so einen verzogenen Bengel wie Steven? Wenn, dann möchte ich eine brave kleine Tochter haben."

„So wie Emily?"

„Yeah. So wie diese süße Kleine hier."

„Muss ich jetzt eifersüchtig werden?"

„Nein. Du bist und bleibst mein Goldlöckchen."

„Ich hasse es, wenn du mich so nennst."

„Yep, ich weiß, darum tue ich es ja auch."

„Und das nennst du Liebe?"

„Ich nenne das die einzig wahre Vampirliebe auf Erden. Du bist selbst schuld. Du hast dich mit einem Vampir eingelassen, also musst du jetzt auch mit ihm leben. Und zwar für den Rest deiner Jahre."

„Was für eine schreckliche Vorstellung", erwidert Buffy liebevoll lächelnd, lehnt sich zu ihm rüber und küsst ihn lange und zärtlich auf seine Lippen.

Dadurch, dass Buffy und Spike sich nun innig küssen, wird Emilys Liegeplatz geschmälert. Sie rekelt sich im Schlaf und kuschelt sich noch fester an Spike ran, wodurch die beiden Liebenden in ihrem Kuss gestört werden. Buffy und Spike lächeln sich gegenseitig an, bevor sie schließlich ihre Augen zum Schlafen schließen.

Draußen vor dem Haus, neben dem Postkasten, steckt ein alter langer Holzstock im Garten. An dem Stock hängt ein alter ausgehöhlter Kürbis, mit einem hässlich grusseligen Gesicht. Im inneren des Kürbisses brennt noch immer das Kohlenstück, das direkt aus der Hölle kommt. Bis zum Morgen wird er verschwunden sein und nichts wird mehr an den alten Jack erinnern, doch in einem Jahr wird die alte Laterne vielleicht noch einmal erscheinen und den Garten der Summers erhellen….

 

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