Folge 17

Melodie des Todes

 

„Verdammt!!“

 

Laut hallte eine wütende Männerstimme durch die dunklen Höhlengänge. Ein lautes Klirren folgte, als eine magische Kristallkugel an der Felswand zerbarst. Ein paar untertänige Diener, von denen nicht klar hervorging ob sie menschlich oder dämonisch waren, wichen ängstlich von dem vor Wut schäumenden Mann und verkrochen sich schutzsuchend hinter den wenigen Einrichtungsgegenständen dieser Höhlenbehausung.

 

„Warum nur hat sich alles gegen mich verschworen?“ fragte er mehr sich selbst als die anwesenden Lakaien, da er von ihnen keine hilfreiche Antwort erwartete.

 

Dennoch bemühte sich einer unterwürfig um Gnade und winselte: „Wir wissen es nicht, Herr.“

 

„Schweig! Niemand hat dich gefragt, du Dummkopf!“ fauchte er den zitternden Diener an.

 

Ruhelos begann er die von nur wenigen Kerzen beleuchtete Höhle auf und ab zu gehen. Er suchte noch immer nach einer Lösung für sein Problem.

 

„Was soll ich denn noch alles tun? Nichts, was ich versuche funktioniert! Kein Zauber und kein Fluch zeigt Wirkung. Das ist diese verfluchte Hexe! Sie hat das Haus mit einem Schutz belegt. Nur so kann es sein. Und dann haben mir diese verfluchten Jägerinnen auch noch mein Ei gestohlen! Jetzt kann ich meine Kräfte nicht regenerieren. Und Aurelius dieser alte Mann schleicht auch noch dort herum und durchkreuzt meine Pläne! Was zur Hölle soll ich noch tun?“

 

Erneut landete ein Gegenstand an der Mauer. Es war eine Phiole, mit einem Elixier, das der Mann aus Wut an die Wand geschleudert hatte, und deren Inhalt daraufhin über das Gestein zu Boden lief.

 

Frustriert ließ er die Schultern sinken und verzweifelte beinahe an seiner Pechsträhne.

 

„Ich muss in dieses Haus. Ich brauch dieses Amulett! Wenn ich es nicht bald bekomme, ist es zu spät.“

 

Einer der Lakaien wagte es vorzutreten, hielt seinen Blick untertänig gesenkt und sprach vorsichtig:

 

„Herr, vielleicht versucht Ihr es mit einem Zubringer?“

 

Der Mann wollte seinen unverschämten Diener mit einem vernichtenden Zauber strafen, doch als er dessen Vorschlag vernommen hatte, hielt er inne und überdachte ihn.

 

„Hm… ein Zubringer…. Das könnte funktionieren“, überlegte er laut und wies dann seine Untertanen an: „Los geht! Bringt mir alles, was ich zur Herbeirufung eines Zubringers brauche! Sofort!“

 

Eilig huschten die Diener davon um den Befehl ihres Herrn auszuführen.

 

****

 

Aufgeregt wanderte Buffy im Haus hin und her. Sie war bereits den ganzen Vormittag damit beschäftigt alles für den frühen Abend vorzubereiten. Sie hatte alle ihre näheren Freunde zu sich eingeladen, um mit ihr gemeinsam zu essen. Das Wohnzimmer wurde fast leer geräumt und zwei geliehene Biertischgarnituren wurden dort aufgestellt. Buffy war mit ihren Einladungen so euphorisch gewesen, dass sie nicht bedacht hatte, dass sie für so viele Leute gar keinen Platz im Haus hatten. Also musste ein wenig umgeräumt werden. Andrew und Spike halfen ihr widerwillig. Andrew fürchtete, dass der ganze Abwasch ihm übrig bleiben würde, und Spike gefiel der Gedanke gar nicht, das Haus voller Leute zu haben. Er wäre lieber endlich mal alleine mit Buffy.

 

Doch Buffys Wille war Gesetz, also machten sich alle daran alles für den Abend vorzubereiten. Nachdem Spike das Wohnzimmer leer geräumt und die Tische und Bänke aufgestellt waren, hatte er gehofft sich ein wenig abseilen zu können, doch stattdessen drückte ihm Buffy eine Schüssel Kartoffeln in die Hand, die geschält werden mussten. Spike blickte sie böse an und für einen kurzen Moment hatte er diesen gewissen „böser-Vampir-Blick“ auf, den er früher immer hatte, als er noch keine Seele hatte. Buffy grinste ihn daraufhin nur schelmisch an und würdigte seinen bösen Blick nicht mit der geringsten Furcht. Laut seufzend setzte sich Spike kapitulierend an den Küchentisch und begann die Kartoffeln zu schälen.

 

Andrew war beauftrag worden das ganze Haus von oben bis unten zu putzen. Kennedy wurde in der Küche zum Kochen eingeteilt. Willow redete sich damit heraus dringende Dinge für Giles nachforschen zu müssen, und Dawn war wirklich froh in die Schule gehen zu müssen. Xander erklärte er müsse dringende Arbeiten am Rastgebäude vornehmen und verließ ebenfalls das Haus. Niemand außer Buffy war so richtig begeistert über ihre Pläne von einem gemeinsamen großen Essen.

 

****

 

Ein paar Stunden später war soweit alles vorbereitet. Die ersten Gäste wurden bald erwartet und Buffy war in heller Aufregung, weil sie nicht recht wusste was sie anziehen sollte. Spike flüchtete auf die Veranda und hoffte dort ein wenig Ruhe zu bekommen. Die ganze Aufregung nervte ihn sehr. Draußen auf der Hollywoodschaukel saß Dawn, die ebenfalls fluchtartig das Weite gesucht hatte. Buffy war wirklich nervig gewesen.

 

Er setzte sich zu Dawn auf die Schaukel und beide genossen die Stille des Nachmittags.

 

Nach einer Weile fragte Dawn:

 

„Wen hast du eingeladen?“

 

„Ich? Niemanden. Wieso?“

 

„Buffy hat gemeint jeder dürfte noch jemanden mit einladen, wenn wir wollen. Ich hab Pitt gesagt, dass er kommen kann, wenn er möchte.“

 

„Und? Kommt er?“

 

„Ja, tut er. Er fürchtet sich zwar etwas vor dir, aber er will trotzdem kommen. Versuch nett zu ihm zu sein, du würdest mir einen Gefallen tun.“

 

Spike grinste in sich hinein. Wenigstens gab es noch Einen, der sich vor ihm fürchtete.

 

„Keine Angst, Krümel, ich werde nett zu ihm sein, ich versprech’s dir.“

 

„Danke.“

 

Nach einer kurzen Pause fragte Dawn erneut:

 

„Also, wen hast du eingeladen?“

 

„Ich sagte doch schon: niemanden.“

 

„Wieso nicht?“

 

„Wen sollte ich einladen? Ich kenn doch niemanden.“

 

„Gibt es überhaupt niemanden, den du gerne einladen würdest?“

 

„Die einzigen, die mir auf dieser Welt etwas bedeuten sind Du und Buffy. Außer Euch gibt es niemanden sonst, den ich als Familie bezeichnen könnte. Nicht einmal Dru würde ich einladen wollen. Sie würde mich nur an das erinnern, was ich einst war. Und ehe ich Angel zu uns einlade, will ich lieber tot sein. Und das ist mein voller Ernst.“

 

„Du kannst Angel nicht leiden, nicht wahr?“

 

„Ich hasse ihn.“

 

****

 

Die dunkle Höhle war hell erleuchtet von Dutzenden von Kerzen. Der Herr der Höhlenbehausung stand vor einem erhöhten Tisch, welcher in der Mitte der Höhle errichtet worden war. Dieser war mit einer edel bestickten Tischdecke überdeckt. Eine große flache Goldschale stand in der Mitte. Links und rechts davon standen mehrere große und kleine Kerzen in verschiedenen Ständern und erhellten die Tischfläche. Der Mann hielt einen gläsernen Kelch in der Hand und stellte ihn zu der Schale auf den Tisch.

 

Er streckte seine wartende Wand nach hinten aus und erhielt von einem seiner Diener sofort eine Karaffe, in der sich eine schwarze Flüssigkeit befand. Mit einem genauen Blick prüfte er den Inhalt der Karaffe, bevor er den gläsernen Kelch füllte. Dann reichte er die Karaffe wieder an seinen Diener zurück.

 

Er ergriff erneut den Kelch und hob ihn hoch in die Luft. Dann begann er eine altlateinische Formel zu sprechen und wiederholte sie mehrere Male. Gebannt beobachteten die untertänigen Diener das Tun ihres Meisters. Zum Abschluss der Beschwörung goss er die schwarze Flüssigkeit in die goldene flache Schale und stellte den Kelch auf dem Tisch ab. Er reichte seine Hand erneut nach seinem Diener und erhielt einen Stößel. Mit diesem rührte er die Flüssigkeit träge um und schleifte dabei an der Innenseite der Schale entlang. Dadurch entstand ein eigenwilliger schwingender Ton, der immer lauter wurde und bis tief in die Gänge der unendlichen Höhlen hallte.

 

Der Ton wurde schließlich so laut, dass sich die Diener verängstigt die Ohren zuhielten. Im nächsten Moment verstummte er jedoch vollkommen, obwohl der Mann den Stößel noch immer kreisen ließ. Stattdessen war nur noch ein Kratzen zu hören, bis der Mann seine letzte Drehung beendete und den Stößen beiseitelegte.

 

Zufrieden lächelte er in die trübe Flüssigkeit. Der Zauber war vollbracht.

 

„Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Zubringer kommt und mir hilft meinen Schatz zu holen!“ meinte er zufrieden und lachte lauthals los.

 

****

 

Die ersten Gäste waren angekommen und langsam füllte sich das Wohnzimmer. Aurelius die Katze hatte schon bei den Räumungsarbeiten ein sicheres Plätzchen in der Küche gesucht, aber als die vier Hexen ankamen und unter ihnen auch Anabelle, suchte er fluchtartig das Weite und beschloss das Haus erst am nächsten Tag wieder zu betreten.

 

Wieder in menschlicher Gestalt ging er zurück zu seiner verborgenen Behausung und ließ sich von seinem Diener ein Glas Wein servieren. Wieder einmal saß er nachdenklich in seinem alten Ohrensessel und blickte in das Flammen in seinem Kamin, die obwohl sie lodernd fackelten, keinerlei Wärme an den Raum abgaben. So kalt wie diese Flammen war auch Aurelius altes Herz. Schon seit vielen Jahren lebte er nun an diesem Höllenschlund und noch nie zuvor verspürte er diese Sehnsucht in sich. Seit er Willow das erste Mal gesehen hatte und er ihre Kraft wahrgenommen hatte, war diese Sehnsucht tief in ihm erwacht.

 

Er glaubte, dass es wieder vergehen würde. So wie all die anderen Gefühle, die er im Laufe der Jahre verdrängt und vergessen hatte. Er glaubte, wenn er mehr über Willow und ihre Freunde erfahren würde, dass die Sehnsucht verblassen würde. Doch je mehr er über sie und diese außergewöhnlichen Freunde erfahren hatte, umso schlimmer wurde sein Verlangen.

 

Vor vielen Jahren einst war Aurelius ein anderer Mann gewesen, als er es nun war. In dieser Zeit hatte er geliebt und wahrhaftig gelebt. Doch er war nicht zufrieden gewesen, mit dem was er besessen hatte. Er hatte mehr gewollt. Deshalb hatte er einen Packt mit dem Bösen geschlossen und seine Seele für immer der schwarzen Seite der Macht verschrieben. Niemals mehr scherte er sich um andere Menschen oder kümmerte sich was aus deren Schicksal werden würde. Er lebte ohne Gefühle und ohne Wärme. Wie die Flammen in seinem Kamin.

 

Doch die Flammen ihres roten Haares brachten ihn zum erglühen. Willows Herz und ihre Leidenschaft, die unglaubliche Macht, deren sie sich nicht bewusst war, sie aber dennoch stolz in sich trug, und ihre strahlend weise Aura schenkten ihm mehr Wärme, als er es je für möglich gehalten hatte. Er sehnte sich nach dieser Wärme. Nach dieser Kraft und Energie. Er wollte sein wie sie. Sie allein könnte ihm sein kaltes Herz heilen und ihn wieder lebendig werden lassen. Er musste einen Weg finden, dies zu erreichen. Er wollte nicht länger in Dunkelheit und Kälte leben. Er wollte dieselbe Wärme und Lebenskraft verspüren, die in Willow wohnte.

 

Nur wusste er nicht, wie er das erreichen sollte. Frustriert warf er das volle Kristallglas in den Kamin. Das Klirren des Glases lies seinen alten Diener aufschrecken.

 

„Herr, womit ist Euer Herz belastet?“ fragte er sanft.

 

Aurelius seufzte schwer und sah auf seine knöchrigen Hände herab.

 

„Wie lange bist du mir schon ein treuer Diener?“

 

„Seit vielen Jahren Herr, und es ist mir stets eine Freude Ihnen Dienen zu dürfen.“

 

„Hattest du in all den Jahren nicht ein Mal das Verlangen nach etwas anderem? Nach Wärme? Lachen? Liebe?“

 

„Nein mein Herr. Euch zu Dienen ist mir Erfüllung genug.“

 

„Gewiss. Das ist so, weil ich dich so erschaffen habe“, stellte Aurelius schließlich fest. „genauso, wie ich diesen Raum und dieses Feuer erschaffen habe. All dies ist der Spiegel meines Herzens.“

 

„Ja mein Herr.“

 

„Es wird Zeit, dass sich daran etwa ändert!“ stellte er abschließend fest.

 

****

 

Langsam füllte sich das Wohnzimmer mit Gästen. Buffy war schwer damit beschäftigt, alle mit Getränken und Knabbereien zu versorgen. Mittlerweile waren schon fast alle da. Xander und Mina saßen nebeneinander und flirteten heftig miteinander. Ebenso wie Faith und Robin Wood. Die beiden hatten sich wieder richtig versöhnt und waren beinahe unzertrennlich. Als Robin im Haus angekommen gewesen war, hatte er Spike mit einem festen Händedruck und einem anerkennendem Lächeln begrüßt und sich für das kleine Gespräch mit Faith bedankt. Sie hatte Robin erzählt, dass Spike ihr die Augen geöffnet hatte.

 

Zufrieden lächelnd beobachtete Spike, wie sich die beiden innig küssten, bis Buffy ihn in die Seite stieß. Sie gab ihm einen strengen Blick und hielt ihm ein paar Packungen Salzstangen hin, die er für sie verteilen sollte. Spike seufzte Augen rollend und nahm ihr die Packungen ab, um sie sogleich an den Tischen zu verteilen. Nun war Buffy es, die zufrieden lächelte und weiter ihre Gäste versorgte.

 

Die vier Hexen Annabelle, Melissa, Jenny und Maria waren ebenfalls gekommen. Sie saßen zusammen neben Willow, Kennedy und Giles. Giles erzählte jedem seine aufregenden Entdeckungen über das Gargoyle-Ei, doch er fand keinen interessierten Gesprächspartner. Also erzählte er weiter jedem, der ihm gerade in die Finger kam alles was er über das Ei herausgefunden hatte, obwohl es eigentlich niemanden so recht interessierte. Zwar war die Tatsache selbst, das Desiderius und Arendje ihr Ei bekommen hatte sehr aufregend, aber niemand konnte mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen über Wachstum und Beschaffenheit des Eies etwas anfangen. Während Giles ihr und den Hexen weiterhin von dem Ei erzählte, blickte Willow verliebt zu Kennedy und sie lächelten sich verträumt an.

 

Es läutete erneut an der Türe, und Dawn sprang voller Hoffnung auf. Sie erwartete sehnsüchtig die Ankunft von Pitt, der ihr versprochen hatte zu kommen. Enttäuscht stellte sie jedoch fest, dass Kathy in der Tür stand und ihre kleine Elisabeth im Arm trug. Buffy kam sofort an die Tür und begrüßte die beiden Neuankömmlinge freundlich. Spike kam ebenfalls zur Tür und begrüßte Kahty. Diese schaute ihn verwirrt an, da sie ihm vorher noch nie begegnet war, erwiderte jedoch den Gruß.

 

„Das ist Spike“, erklärte Buffy, als sie Kathys Verwirrung bemerkt hatte. Schließlich hatte sie ihn bisher noch nie gesehen.

 

„Das ist Spike?“ fragte Kathy nun vollkommen verwirrt.

 

„Ist eine lange Geschichte“, erklärte Spike freundlich und grinste verlegen über Kathys starren Blick. 

 

„Komm rein und setzt dich, wir werden dir alles erzählen“, meinte Buffy und führte Kathy zu den anderen Gästen ins Wohnzimmer.

 

Kathy setzte sich zu den Hexen und Spike gesellte sich zu ihr. Dann erklärte er ihr in groben Sätzen wie es dazu kam, dass er nun sichtbar sei. Kathy war fasziniert von seinem Bericht. Und fragte ihn genau darüber aus, wie es war als Geist zu existieren und was er damals alles in ihrem Bauch gesehen hatte. Spike erzählte alles so genau wie möglich und berichtete ihr auch wie wundervoll der Anblick der kleinen Elisabeth in ihrem Körper gewesen war.

 

Nachdem Spike begeistert über das kleine Wunder von Elisabeth’ Geburt erzählt hatte fragte Kathy nach: „Willst du sie mal halten?“

 

Etwas unsicher meinte Spike dann: „Ich weiß nicht, ich will sie nicht verletzen.“

 

„Ach was. Sie ist nicht empfindlich. Hier…“, erwiderte Kathy sicher und reichte ihm das kleine Bündel hin. Mit großen unsicheren Augen nahm er das Baby entgegen und hielt sie etwas unsicher im Arm. In diesem Moment beobachteten alle anwesenden Frauen einschließlich Buffy gerührt diese Szene. Die kleine Elisabeth strahlte als sie Spikes Gesicht vor sich erkannte, lächelte und streckte vergnügt ihre Hände nach ihm aus.

 

„Die Kleine steht auf dich! Pass auf, dass Buffy nicht eifersüchtig wird“, scherzte Faith, die Buffys Eifersucht bereits öfter in der Jägerinnen-Akademie erlebt hatte.

 

„Solche Art von Konkurrenz fürchte ich nicht“, erklärte Buffy gelassen, kam näher zu Spike und streichelte Elisabeth mit einem Zeigefinger liebevoll an der Wange.

 

Langsam gewöhnte sich Spike an das Gefühl ein kleines lebendes Bündel in seinen Armen zu halten und er bemerkte, dass ihm dieses Gefühl sehr gefiel. Deshalb behielt er sie weiterhin auf dem Arm und gab sie an keinen anderen weiter. Nicht einmal an Buffy, die darum bat sie auch mal halten zu dürfen. Buffy war ihm aber nicht böse, sondern amüsierte sich nur über sein plötzliches Interesse an Babys. Außerdem war sie viel zu beschäftigt mit ihren Gästen.

 

Es läutete erneut und wieder sprang Dawn voller Hoffnung auf. Nun konnte es nur noch Pitt sein, denn alle geladenen Gäste waren bereits anwesend. Mit einem Strahlen im Gesicht riss sie die Türe auf und blickte nach draußen. Ihr strahlen erstarrte, als sie vor der Türe einen fremden Mann erblickte. Buffy war ebenfalls an die Tür gekommen und war ebenso über den fremden Gast verwundert.

 

„Kann ich ihnen helfen?“ fragte Buffy freundlich, während Dawn hinter dem Mann nach Pitt Ausschau hielt.

 

„Tag, ich bin Martin Ricks. Andrew sagte ich könnte vorbeikommen.“

 

„Andrew?“ fragten Buffy und Dawn gleichzeitig und ziemlich erstaunt nach.

 

„Bin ich hier etwa falsch? Tut mir leid, ich dachte dies sei die richtige Adresse“, entschuldigte sich Martin etwas unbehaglich und machte bereits Anstalten wieder zu gehen.

 

„Nein, nein! Warten Sie. Hier gibt es einen Andrew, aber… Warten Sie einen Moment, ich hole ihn einfach“, stammelte Buffy vor sich hin. Einerseits weil sie mehr als verwirrt über den gut aussehenden Man in der Türe war und andererseits, weil dieser anscheinend zu Andrew wollte. Es konnte sich nur um einen Irrtum handeln. Rasch eilte sie in die Küche, wo Andrew gerade die Soße für den Braten zubereitete.

 

„Andrew, draußen an der Tür steht ein junger Mann namens Martin. Er sagt er will zu dir. Weißt du was darüber?“ fragte Buffy nach.

 

Andrew blieb wie im Schock angewurzelt stehen und bewegte sich nicht mehr. Er starrte Buffy ungläubig an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Martin tatsächlich kommen würde.

 

„Er er er ist hier?“ fragte er nach.

 

„Ja. Wer ist er?“ erwiderte Buffy.

 

„Oh mein Gott! Was mach ich jetzt?“ meinte Andrew in Panik und zog eilig seine Schürze aus. So wollte er Martin bestimmt nicht gegenübertreten. Hastig wusch er sich die Hände und entfernte ein paar Mehlflecken von seiner Jeans.

 

„Wie seh’ ich aus?“ fragte er Buffy und positioniert sich vor ihr hin.

 

Buffy war von seinem Verhalten nur noch mehr verwirrt und erklärte: „So wie immer.“

 

Enttäuscht meinte Andrew: „So wie immer? Ist das gut oder schlecht?“

 

„Andrew, was soll der Blödsinn? Wer ist der Kerl vor der Tür?“ fragte Buffy erneut.

 

„Martin!“ erläuterte er wie selbstverständlich und ging eilig an Buffy vorbei um seinen Gast zu begrüßen.

 

Buffy blickte ihm verwirrt hinterher. Sie vernahm ein leises Kichern aus der Küche und vermutete, dass es wohl zu Bertolin gehören würde.

 

„Bertolin? Weißt du wer der Kerl ist?“

 

Mit einem Satz sprang Bertolin wie aus dem Nichts auf Buffys Schulter, wodurch sie erschrocken zurückwich. Bertolin kicherte erneut und sprach ihr dann leise ins Ohr: „Er ist ein Student. Andrew hat ihn letzte Woche im Hell’s Kitchen kennen gelernt und sich über beide Ohren in ihn verschossen.“

 

Bertolin kicherte weiter vor sich hin.

 

„Andrew hat sich verliebt, in…?“ fragte Buffy ungläubig nach.

 

„Das sagte ich doch! Überzeug ich selbst. Du wirst schon sehen, was ich meine“, erklärte Bertolin unter weiterem Gekicher.

 

Skeptisch ging Buffy vor zur Tür, wo Andrew nervös an der Haustüre lehnte und mit Martin sprach, anstatt ihn hereinzubitten. Amüsiert stellte sie fest, wie unsicher und nervös Andrew auf den anderen Mann reagierte. Sie entschloss ein wenig nachzuhelfen und bat Martin freundlich hereinzukommen und bei den anderen Gästen platz zu nehmen.

 

Erleichtert nicht mehr in der Tür stehen zu müssen trat Martin herein und setzte sich zu Kathy und Spike. Dicht gefolgt von Andrew, der sich sofort neben ihn setzte und ihm etwas zu trinken anbot. Die restlichen Gäste begrüßten den Neuankömmling. Jeder der Andrew kannte wunderte sich sehr über den neuen Gast und über Andrews Interesse für ihn. Doch Martin und Andrew achteten kaum auf die anderen und versanken schon nach kurzer Zeit in ein tiefes Gespräch, als wenn sie alleine hier wären.

 

Dawn saß deprimiert auf der Treppe und war traurig, dass Pitt nicht gekommen war. Buffy wollte gerade zurück zum Tisch gehen, als sie ihre Schwester erblickte.

 

„Mach dir keine Gedanken. Vielleicht kommt er noch?“

 

„Er wollte schon längst da sein“, erwiderte Dawn traurig.

 

„Vielleicht wurde er aufgehalten. Bestimmt gibt es einen wichtigen Grund, weshalb er noch nicht da ist.“

 

„Vielleicht traute er sich nicht wegen Spike“, stellte Dawn missmutig fest.

 

„Das könnte schon sein. Spike würde das vermutlich sogar freuen.“

 

„Es würde ihn freuen, dass seinetwegen mein Date nicht kommt?“ fragte Dawn verständnislos nach.

 

„Nein, das nicht. Ich hab nur manchmal das Gefühl, dass er sein Big-Bad-Image vermisst. Seitdem er ein Mensch ist, fürchtet sich niemand mehr vor ihm“, erklärte Buffy.

 

„Stimmt, das macht ihn ganz schön zu schaffen“, meinte Dawn und grinste dabei.

 

„Na komm, lass uns zu den anderen gehen“, forderte sie Buffy auf.

 

Dawn erhob sich von ihrem Platz auf der Treppe und wollte gerade zu den anderen ins Wohnzimmer gehen, als es schon wieder an der Türe läutete. Diesmal wagte sie es nicht die Türe zu öffnen und sah Buffy bittend an. Buffy ging zur Haustüre und sah nach, wer geläutet hatte.

 

„Hallo, äh…. Miss Summers?“ fragte Pitt unsicher.

 

„Du bist sicher Pitt, nicht wahr?“

 

„Ja,“ bestätigte Pitt freudestrahlend, als er Dawn bereits hinter Buffys Rücken sah, „der bin ich.“

 

„Hallo Pitt,“ grüßte Dawn verlegen und stand unbeholfen neben Buffy an der Tür.

 

„Komm doch rein und setzt euch an den Tisch“, half Buffy den beiden frisch verliebten nach, worauf Pitt eintrat und Dawn ins Wohnzimmer folgte.

 

Nun waren alle Gäste endlich versammelt. Andrew und Martin flirteten heftig, genauso wie Willow und Kennedy, Faith und Robin und Dawn und Pitt. Buffy lächelte amüsiert, als sie die vielen Pärchen am Tisch beobachtete, wie sie verliebte Blicke austauschten. Noch ein verliebtes Pärchen fiel ihr dabei auf. Spike hatte nur noch Augen für die kleine Elisabeth und spielte zärtlich mit ihren kleinen Patschehändchen.

 

Es war an der Zeit das Essen zu servieren. Buffy bat Kennedy und Willow um Hilfe, und gemeinsam verteilten sie die Speisen am Tisch. Spike gab das kleine Bündel zurück an seine Mutter und nahm ebenfalls am Mahl teil. Gemütlich vereint aßen nun alle gemeinsam. Es war richtig harmonisch.

 

****

 

„Herr, der Zubringer ist da“, informierte einer der Lakaien den Mann in der Höhle.

 

„Sehr gut!“ meinte dieser und folgte seinem Diener zu einer der Nebenhöhlen.

 

Ein kleiner eher schwächlich wirkender Dämon stand dort und erwartete denjenigen, der ihn gerufen hatte. Der Zubringer wirkte von der Statur her wie ein Zwerg, war jedoch schlanker als man sich einen Zwerg vorstellen würde und hatte eine dunkelbraune fast schwarze Hautfarbe. Sein Körper war bedeckt mit einem dünnen schwarzen Fell und aus seinem Hintern ragte ein langer nackter Schwanz. Sein Gesicht wirkte reptilienartig und er hatte ein gelb schimmerndes Augenpaar mit schlitzförmigen Pupillen. Sein ganzes Aussehen glich fast einer Mischung aus einem Affen und einer Echse und ließ ihn eher lächerlich und schwach wirken, als gefährlich.

 

Doch der Mann kannte die Gefahr, die von einem Zubringer ausging sehr wohl und unterschätzte sie nicht. Fast ehrfürchtig kam er näher und beugte seinen Kopf leicht zum Gruß. 

 

„Willkommen in meinem Reich. Danke, dass du so schnell gekommen bist.“

 

Mit einer dünnen krächzenden Stimme antwortete der Zubringer: „Spar dir deine Floskeln! Nenn mir deinen Wunsch und meinen Preis. Wenn mir dein Angebot gefällt, werde ich mir überlegen, ob ich dir helfe.“

 

„Gewiss doch“, blieb der Mann freundlich und fügte hinzu, „ich bin sicher sowohl der Preis als auch mein Wunsch werden dir zusagen.“

 

****

 

„Miez, miez, wo bist du?“ rief Willow nach der Katze. Sie stand draußen auf der Veranda und suchte nach ihrem süßen Stubentiger, da sie ihn füttern wollte.

 

Annabelle fragte neugierig: „Ihr habt eine Katze?“

 

„Ja, sie ist uns vor ein paar Wochen zugelaufen. Ein süßes Ding. Normaler Weise ist sie immer in meiner Nähe, doch seit einer ganzen Weile ist sie verschwunden“, erklärte Willow etwas besorgt.

 

„Vielleicht hat sie sich nur verzogen, weil sie der Menschenauflauf erschreckt.“

 

Buffy kam zu den beiden auf die Veranda und fragte Willow mit leiser Stimme: „Will, was sagst du zu dem Kerl?“

 

„Welchen meinst du? Den, der seine Zunge in Andrews Ohr stecken hat, oder den der gerade mit deiner Schwester knutscht.“

 

„Ich meinte Pitt natürlich. Die beiden knutschen schon wieder?“ fragte Buffy entsetzt nach und blickte prüfend durch das Fenster ins Wohnzimmer.

 

Sie blickte eine Weile durchs Fenster und meinte dann verträumt: „Ist er nicht zum anbeißen?“

 

„Wer? Pitt?“ fragte Willow schockiert nach.

 

„Nein! Spike! Sieh nur wie er sich wieder um die kleine Elisabeth kümmert.“

 

Willow atmete erleichtert auf und blickte ebenfalls durch das Fenster, wobei ihr Blick auf Kennedy fiel, die gelangweilt den Erzählungen von Giles lauschte.

 

Gleichzeitig meinten Willow und Buffy dann: „Ich geh wieder rein“, und ließen Annabelle alleine auf der Veranda zurück. Diese lächelte nur und beobachtete dann von ihrem Platz am Fenster aus, wie Willow sich zu Kennedy und Buffy sich zu Spike setzten.

 

Scheinbar hatten alle verliebten Paare nur noch das Eine im Sinn, denn alle am Tisch knutschten miteinander. Giles stellte etwas entsetzt fest, dass seine Gesprächspartnerin Willows Zunge im Mund hatte und nicht mehr auf ihn achtete. Als er nach einem anderen Gesprächspartner Ausschau halten wollte bemerkte auch er etwas pikiert dass alle Pärchen am Tisch sich küssten. Nur er, Kathy und die Hexen saßen ungeküsst am Tisch und versuchten nicht allzu sehr auf die sich küssenden Paare zu achten, was allerdings gar nicht so einfach war.

 

In der Küche saß ein kichernder Kobold, der sich mehr als zufrieden über die Reste des Bratens hermachte. Er war deshalb so erfreut und zufrieden, da seine kleine Zugabe zur Soße bei den Gästen offensichtlich sehr gute Wirkung zeigte. Als Andrew die Soße zubereitet hatte, hatte er nämlich ein zusätzliches Gewürz beigemengt, was bei verliebten Menschen zu netten Nebenwirkungen führte. Deshalb saßen nun auch im Wohnzimmer einige Pärchen, die die Finger nicht mehr von einander lassen konnten.

 

****

 

Ein paar Stunden später verabschiedeten sich alle Gäste so nach und nach. Faith und Robin schafften es kaum sich zu trennen und gingen sich ständig küssend zur Tür hinaus zu ihrem Auto, ohne sich richtig zu verabschieden. Buffy stand auf der Veranda und winkte ihnen zum Abschied hinterher. Spike stand dicht hinter ihr, hatte seine Arme um ihren Körper geschlungen und presste sich dicht an ihren Körper. Ununterbrochen verteilte er kleine Küsse auf ihrem Nacken, ohne auf die sich verabschiedenden Gäste zu achten.

 

Kathy und die vier Hexen bedankten sich ebenfalls für den Schönen Abend und verabschiedeten sich von Buffy und Spike. Giles war noch immer etwas schockiert über das ungebührliche Verhalten der anwesenden Gäste und war in seiner Verabschiedung etwas kurz angebunden. Willow und Kennedy hatten sich schon vor einer Stunde heimlich nach oben geschlichen und jeder konnte sich nur allzu gut denken, was die beiden dort trieben.

 

Xander und Mina waren ebenso unzertrennlich und saßen in der Hollywoodschaukel auf der Veranda. Sie küssten und liebkosten sich unter zärtlichen Streicheleinheiten und ausgelassenem Gekicher. Buffy blickte auf die beiden und freute sich sehr für ihren Freund, der mit Mina offensichtlich sehr glücklich war, während Spike ihr weiterhin ihren Hals liebkoste und spielerisch daran saugte, als wollte er eine alte Vampirgewohnheit wiederaufleben lassen. Buffy konnte sich ein leises Stöhnen nicht verkneifen, bei den gekonnten Zärtlichkeiten, die er ihr schenkte.

 

Ein weiteres Paar kam durch die Tür direkt an Buffy und Spike vorbei, um sich ebenfalls zu verabschieden. Andrew hielt schüchtern Martins Hand fest und lächelte ihn aus strahlenden Augen an. Buffy konnte nur den Kopf schütteln über die beiden jungen Männer, die sich unsicher gegenüberstanden. Nach einem langen Abschiedskuss trennten sich schließlich und schweren Herzens machte sich Martin auf den Weg nachhause. Mit einem verträumten Lächeln im Gesicht ging Andrew nach oben und verschwand in seinem Zimmer.

 

Ein Gast war noch übrig und saß noch immer am Tisch neben Dawn. Sie und Pitt hatten es nicht geschafft sich zu trennen und küssten sich noch immer. Buffy trat hinter die Beiden und räusperte sich betont. Dawn und Pitt blickten zu ihr auf und blickten unschuldig drein. Erst als Spike hinter Buffys Rücken erschien und einen strengen Blick auf Pitt warf, sprang dieser sofort auf und verabschiedete sich hastig von Dawn. Buffy und Spike mussten beide lachen über den Respekt, den Pitt vor Spike hatte. Dawn begleitete Pitt noch zur Türe hinaus und gab auch ihm zum Abschied einen langen Kuss.

 

Als Buffy draußen nach Xander und Mina sehen wollte, stellte sie überrascht fest, dass die beiden verschwunden waren. Scheinbar war Xander mit zu ihr nachhause gegangen. Nun war die kleine Familie ganz alleine.

 

Spike wollte Buffy nach oben ins Schlafzimmer locken, doch diese bestand darauf erst noch etwas aufzuräumen. Spike seufzte enttäuscht auf, half jedoch rasch beim Aufräumen, sodass sie wenigstens schnell fertig werden würden und dann endlich nach oben ins Bett huschen könnten.

 

****

 

Spät in der Nacht, als alle bereits schliefen, tauchten zwei finstere Gestalten am Anwesen auf. Eine etwa mannsgroße und eine sehr kleine Gestalt schlichen sich lautlos auf die Veranda.

 

Der Zubringer hatte von dem Mann eine detaillierte Beschreibung der Zielperson erhalten und begann nun sein Werk. Eine Hand lehnte er an die Hausmauer, als ob er das Haus und dessen gesamten Inhalt erfühlen wollte und begann dann leise zu summen. Das Summen formte sich immer mehr zu einer Melodie. Wie ein magischer Gesang, der sich kaum hörbar über die Hauswand im gesamten Haus verteilte. Diese Melodie wanderte durch die Wände und Räume des Hauses und erreichte schließlich ihr Ziel. Sie verteilte sich dort in Buffys und Spikes Schlafzimmer und drang tief in Buffys Bewusstsein ein. Niemand sonst im Haus hörte diese Melodie oder wurde von ihr geweckt. Sie war lediglich für sie bestimmt und wurde im Schlaf auch nur von ihr wahrgenommen.

 

****

 

Buffy träumte von einer herrlich blühenden Wiese. Der Duft der Blumen und Kräuter hing in der Luft. Sie fühlte sich leicht und beschwingt. Eine kleine Herde Rehe stand in der Mittagssonne und ließ sich nicht vom grasen abhalten als Buffy näher trat. Die Vögel zwitscherten ein fröhliches Lied. Alles hier schien so friedlich. Sie fühlte sich unglaublich glücklich und ihr Herz war erfüllt mit Liebe.

 

„Buffy!“

 

Spikes Stimme rief nach ihr und erfreut drehte sie sich herum und suchte nach ihm. Doch alles was sie sehen konnte war diese herrlich duftende Wiese am Rande eines Waldes. Halt, der Wald war vorher noch nicht da gewesen. Sie versuchte zwischen den Bäumen etwas zu erkennen und sah schließlich einen dunklen Schatten hinter einem der Bäume vorbeihuschen. Sofort machte sie sich auf dem Weg um nach Spike zu suchen.

 

Kaum hatte sie den Wald erreicht hörte sie ihn wieder rufen.

 

„Buffy. Komm zu mir“, rief die Stimme immer wieder und Buffy folgte ihr.

 

****

 

Spike drehte sich im Schlaf um die eigene Achse, als plötzlich der Körper neben ihm verschwand. Buffy stieg träumend aus dem Bett und verließ das Zimmer. Spike murmelte im Schlaf etwas vor sich hin, wachte aber nicht auf und schlief weiter, während Buffy langsam die Treppe nach unten schritt. Zielsicher trat sie von einer Stufe auf die andere, als ob sie wach wäre, dabei waren ihre Augen fest verschlossen und sie war noch immer in ihrem Traum gefangen.

 

****

 

Buffy kam an eine Schlucht. Dort waren Stufen, die nach unten führten. Sie konnte Spike unten in der Schlucht erkennen. Er rief noch immer nach ihr. Stufe für Stufe trat sie nach unten und kam ihm immer näher.

 

Plötzlich tauchte direkt vor ihr wie aus dem Nichts eine Türe auf.

 

„Du musst sie öffnen“, meinte die Stimme und Buffy schloss die Türe auf.

 

Sie lächelte erfreut, als sie hinter der Türe Spike stehen sah. Er lächelte sie liebevoll an und strich ihr mit der Hand zärtlich über die Wange. Buffy schloss genießerisch ihre Augen und lehnte sich gegen Spikes zärtliche Hand.

 

„Buffy, du musst etwas tun für mich. Ich brauche das Amulett. Kannst du mir sagen wo es ist?“ fragte Spike sie und blickte freundlich auf sie herab, als wenn es nur eine Kleinigkeit wäre, um die er sie bat.

 

Buffy lächelte erfreut darüber etwas für ihren Geliebten tun zu können und nickte langsam. Sie war sich der wahren Bedeutung der Worte nicht bewusst. Sie war gefangen in ihrem Traum und in ihrer Fantasie, die die Melodie des Zubringers in ihr auslöste.

 

„Wo ist es Buffy?“ wiederholte Spike seine Bitte mit sanfter Stimme.

 

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Nur in Nachthemd bekleidet stand Buffy vor dem Mann und strahlte ihn mit geschlossenen Augen an, als würde Spike vor ihr stehen. Doch er war es, der nach dem Amulett gefragt hatte, während der Zubringer neben ihm unaufhörlich seine Melodie weiter summte.

 

Buffy erklärte ihm genau, wo das Amulett versteckt war. Dass der Schlüssel in der Schublade in der Küche lag und das Amulett selbst im Wandschrank im Wohnzimmer sei.

 

Der Mann ging daraufhin hinein in das Haus und suchte zunächst nach dem Schlüssel, um dann das Amulett zu holen. Buffy folgte ihm auf jeden seiner Schritte und blieb dicht bei ihm, da sie noch immer in ihrem Traum gefangen war und glaubte sie würde Spike in einer ihrer Traumwelten folgen. Auch der Zubringer folgte den beiden, blieb dicht hinter Buffy und summte weiter seine Melodie auf sie ein. Voller Freude und siegessicher über seinen Plan holte er das edle Schmuckstück aus der Schublade des Wandschranks. Endlich hatte er sein Ziel erreicht.

 

Er wollte das Haus schon fast verlassen, als sein Blick auf die lächelnde Buffy neben ihm fiel. Sie strahlte ihn noch immer verliebt an und würde gewiss alles für ihn tun.

 

Er wollte schon immer wissen wie es wäre sie zu küssen. Also trat er dicht zu ihr und streifte ihr mit der Hand wieder über die Wange durchs Haar. Wieder lehnte sie sich hungernd nach seiner Berührung in seine Hand und lächelte ihn liebevoll an.

 

Langsam näherte er sich mit seinem Mund und erwartete gebannt wie sich ihre zarten Lippen auf den seinen anfühlen würden. Doch gerade als sich ihre Lippen berühren wollten wurden sie durch ein Geräusch gestört. Die Melodie des Zubringers verstummte abrupt, als Spike diesem einen der Küchenstühle über den Schädel zog. Mehr als wütend funkelte Spike den Mann an, der dicht vor Buffy stand. Dieser wich erschrocken zurück und starrte auf den nur mit einer Jeans bekleideten Spike. Buffy erwachte aus ihrem Traum und blickte verwundert auf die Personen, die plötzlich vor ihr standen.

 

„Ethan!“ kam es fauchend aus ihr.

 

Spike stürzte sich in der gleichen Sekunde auf Ethan Rayne und stellte eindeutig klar, dass er es nicht duldete, wenn jemand Hand an Buffy legte.

 

Der Zubringer rappelte sich in der Zwischenzeit wieder hoch und funkelte wütend auf Spike. Sein Kopf tat weh von dem Stuhl, den er hatte übergezogen bekommen und dies war etwas, was er seinerseits nicht dulden konnte.

 

Buffy wollte Spike helfend zur Seite eilen, erblickte jedoch den Zubringer und stellte dann mit Schrecken fest, dass dieser zu wachsen begann. Während Spike mit seinen menschlichen Kräften auf Ethan einschlug, der wiederum durch magische Kräfte gestärkt war, musste Buffy feststellen, dass der zunächst unscheinbar aussehende Dämon zu einem riesigen Muskelpaket mutierte, welches ziemlich sauer auf Spike war. Buffy versuchte den Dämon zu bekämpfen und verpasste ihm gleich einmal einen kräftigen Hieb, der jedoch nicht die geringste Wirkung zeigte.

 

Der Zubringer achtete nicht weiter auf Buffy und griff sofort wütend nach Spike. Dieser musste feststellen, dass er den Boden unter den Füßen verlor und unsanft im anderen Ende des Wohnzimmers landete. Buffy griff sich das Schwert, das an der Wand platziert war und stach auf das Monster ein. Doch auch dies blieb ohne merkliche Wirkung. Die Klinge des Schwertes brach ab, als wäre es ein billiges Buttermesser. Der Dämon sah nur gelangweilt auf das Stück Stahl, dass aus ihm herausragte, griff es, zog es heraus und warf es vor Buffys Füße. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Spike, der sich inzwischen stöhnend aufrappelte. Währenddessen hatte sich Ethan Rayne klammheimlich aus dem Staub gemacht.

 

„Was zum Teufel ist das?“ rief Buffy zu Spike.

 

Spies Hand griff nach einer schmerzenden Rippe in seiner Seite und blickte mit schrecklicher Vorahnung auf das riesige Ding, das sich ihm langsam näherte.

 

„Das ist ein Zubringer! Nette kleine Kerle. Wenigstens solange man sie nicht wütend macht, und dieser hier ist sehr wütend!“ erklärte Spike während er nach einem Ausweg suchte.

 

Der Zubringer packte ihn erneut und schleuderte ihn noch einmal quer durch das Wohnzimmer direkt gegen die Schrankwand, die unter seinem Gewicht krachend zusammenstürzte. Spike stöhnte schmerzvoll auf. Buffy hielt noch immer das zerbrochene Schwert drohend in der Hand und stellte sich schützend zwischen Spike und dem Dämon.

 

„Wie kann ich den Kerl erledigen?“ fragte sie entschlossen. Sie wollte nicht zulassen, dass dieses Ding Spike noch einmal in die Finge bekommen würde.

 

„Ich fürchte gar nicht, Liebes! Er ist so gut wie unverwundbar,“ erklärte Spike keuchend, als er sich schließlich aufgerappelt hatte und todesmutig neben Buffy aufstellte.

 

„Verschwinde Spike!“ meinte sie nur, und schob ihn bestimmend hinter ihren Rücken.

 

„Nein! Er ist zu stark für dich, er wird dich töten!“ weigerte sich Spike zu gehen.

 

„Du kannst mir nicht helfen! Verschwinde und bring dich in Sicherheit!“ betonte Buffy erneut und wappnete sich innerlich für den Kampf gegen den Dämon, der sich vor Wut fauchend näherte und böse auf Spike blickte. Seine Bewegungen waren nicht gerade sie schnellsten, was für Buffy und Spike vielleicht ein Vorteil sein konnte.

 

„Ich werde dich nicht allein lassen!“ betonte Spike erneut und bewegte sich keinen Meter.

 

Buffy schnaubte verärgert und begann schließlich auf den Dämon einzuschlagen. Dieser wirkte nicht im geringsten von ihren Jägerinnenkräften beeindruckt und blickte nur gelangweilt auf ihre Aktivitäten, als sie versuchte ihm immer wieder ihre Faust in den überdimensional muskelbepackten Körper zu rammen. Mit einem einzigen Schlag traf er Buffy empfindlich und schleuderte ihren Körper achtlos zur Seite.

 

Als Spike dies sah, reagierte er mehr aus Reaktion als mit Verstand und griff den Dämon an. Doch mit seinen spärlichen menschlichen Kräften konnte er noch viel weniger gegen den Dämon ausrichten. Trotz der dämonischen Fratze konnte man ihm ansehen wie belustigt er über Spikes Aktion war. Er griff nach dessen Körper, als wenn es eine Puppe für ihn wäre, hob ihn erneut hoch und schleuderte ihn so heftig gegen die Wand, dass Spike durch diese hindurch brach und im Hausgang landete. Dort blieb er regungslos liegen.

 

„Spike!“ schrie Buffy entsetzt auf, als sie gerade noch sah, wie er an ihr vorbei durch die Wand flog. Mit aller Gewalt startete sie erneut einen Angriff und konnte den Dämon wenigstens etwas zurückdrängen. Doch bei weitem nicht so, dass dieser beeindruckt davon gewesen wäre. Er holte erneut zu einem Schlag aus und hätte Buffy damit vermutlich sogar getötet, wenn nicht in diesem Moment die Rettung gekommen wäre.

 

Die erhobene Faust innehaltend brüllte der Dämon auf vor Schmerzen und erblickte mit Furcht erfüllten Augen auf seine Gegnerin. Willow richtete all ihre Macht auf ihn und zwang ihn mit magischer Gewallt zur Kapitulation. Der riesige Dämon bildete sich wieder zurück zu der kleinen unscheinbaren Gestalt, die er vorher besessen hatte. Unter Schmerzen krümmte er sich und brüllte voller Wut. Buffy griff sich das zerbrochene Schwert, holte mit einem Schwung aus und schlug dem Dämon mit dem Rest der Schneide den Kopf von den Schultern. Der Körper des Dämons fiel in sich zusammen und landete mit einem „Plopp“ auf den neuen Teppich im Wohnzimmer. Schwarzes dickflüssiges Blut floss aus dessen Torso und ruinierte das gute Stück für immer.

 

Erschöpft stützte sich Buffy in den Hüften und blickte dankbar zu ihrer Freundin, die wie sie nur in einem Nachthemd bekleidet im zerstörten Wohnzimmer stand. Zum Glück hatten sie die neuen Möbel ausgeräumt, sonst wäre nun alles dahin gewesen.

 

Buffy warf die Klinge zu Boden und eilte dann sofort zu Spike, der regungslos im Hausgang auf den Trümmern der Wand lag. Panik stieg in ihr hoch, als sie seinen leblosen Körper dort liegen sah. Tränen sammelten sich in ihren Augen und rollten ihr über die Wangen.

 

„Spike. Liebling, bleib bei mir“, flüsterte sie verzweifelt während sie hektisch seinen Körper nach Verwundungen absuchte. Sie erschrak fürchterlich, als sich ihre Hand blutrot färbte, nachdem sie über seinen Kopf gestrichen hatte.

 

Kennedy war ebenfalls von dem Lärm erwacht. Ebenso wie Andrew und Dawn. Alle versammelten sich nun besorgt hinter Buffys Rücken und sahen sorgenvoll auf Spikes Körper.

 

Kennedy beugte sich auf der gegenüberliegenden Seite von Buffy zu Spike herab und prüfte Spikes Puls an seinem Hals. Buffy war zu verstört gewesen dies zu tun. Sie hatte überhaupt nicht daran gedacht. Besorgt blickte sie auf Kennedys konzentriertes Gesicht. Ihr gefiel nicht, was sie dort sah. Kennedy wirkte sehr bekümmert.

 

„Was ist? Kennedy, was ist los? Was hast du?“ schrie Buffy sie schon beinahe an.

 

„Ich spüre keinen Puls“, erklärte Kennedy schließlich.

 

„Das kann nicht sein! Das darf nicht sein! Spike! Du darfst nicht sterben!“ schrie Buffy in Verzweiflung und rüttelte an Spikes Körper.

 

Kennedy wollte Buffy beruhigen und griff nach ihrer Schulter, damit sie Spikes Körper nicht weiter rütteln würde, doch Buffy schlug Kennedys Hand zur Seite.

 

Sie schrie weiter auf Spike ein und rüttelte ihn, als ob sie ihn wecken wollte. Die anderen waren sehr betroffen und ebenfalls den Tränen nahe. Willow nahm Dawn tröstend in den Arm, nachdem diese in Tränen ausbrach.

 

Buffy war verzweifelt und wusste nicht wie sie auch nur einen Tag ohne ihn leben sollte. Doch plötzlich war ihr, als hätte sie unter ihrem Griff eine Bewegung gespürt. Hastig strich sie sich die Tränen aus dem Gesicht, damit sie ihn deutlicher sehen konnte. Sie beugte sich ganz nah über sein Gesicht und streichelte ihn liebevoll über die Wange.

 

„Spike Schatz. Bitte wach auf“, redete sie sanft auf ihn ein.

 

Währenddessen griff Kennedy nach Spikes Handgelenk und überprüfte den Puls erneut. Leise stöhnte Spike auf und öffnete langsam seine Augen. Buffys Herz machten einen Freudensprung und sie brach erneut in Tränen aus. Diesmal jedoch vor Glück seine wundervollen blauen Augen voller Liebe für sie vor ihr zu sehen. Sie küsste ihn auf die Lippen. Dann auf die Stirn. Dann auf beide Augen. Sie küsste ihn überglücklich im ganzen Gesicht. Ein unglaublich freches Grinsen breitete sich über seinem Gesicht aus, was angesichts seines Zustands wirklich unpassend, aber so ganz Spike-like war.

 

Auch Dawn und die anderen waren erleichtert, festzustellen, dass es Spike anscheinend recht gut ging. Kennedy stellte nun auch erfreut fest, dass er einen regelmäßigen Puls hatte. Scheinbar hatte sie ihn vorher nur nicht an der richtigen Stelle gesucht und damit wohl allen Anwesenden einen riesigen Schrecken eingejagt.

 

Stöhnend versuchte Spike sich aufzurichten, doch Buffy drückte ihn betont wieder zurück.

 

„Du wirst schön liegen bleiben“, erklärte sie bestimmend und begann ihre Hände unter seinen Körper zu schieben. Mit ihrer Jägerinnenkraft war es kein Problem seinen Körper hochzuheben und die Treppe nach oben zu tragen. Spike beschwerte sich vehement und meinte:

 

„Buffy bitte, ich kann alleine laufen.“

 

Doch Buffy hatte nicht vor ihn abzusetzen und trug ihn noch oben in ihr gemeinsames Bett.

 

Die anderen folgten den beiden nach oben. Kennedy holte Verbandszeug und Willow ein Tuch und eine Schale mit Wasser. Dawn stand besorgt neben Buffy am Bett, während Buffy anfing Spike genauer zu untersuchen. Sein ganzer Oberkörper war übersäht mit Schrammen und blutenden Schnitten. Am Kopf hatte er eine kleine Platzwunde, aus der ebenfalls Blut floss und das Kissen blutrot färbte.

 

Dankbar nahm Buffy die Schale mit dem Wasser entgegen und fing an Spikes Wunden zu reinigen. Er war übersäht mit Schmutz und Staub durch die Überreste der Wand. Kennedy legte das Verbandzeug neben Buffy und Spike auf das Bett.

 

„Was hast du dir dabei gedacht?“ fragte Buffy ihn mit von Tränen gebrochener Stimme.

 

Spike blickte ihr traurig in die Augen. Antwortete jedoch nicht.

 

„Ich hatte dir gesagt du sollst dich in Sicherheit bringen! Warum hast du nicht auf mich gehört? Er hätte dich umbringen können!“

 

„Ich konnte dich nicht allein lassen, Buffy“, meinte er sanft und hob eine seiner Hände, um ihre Wange zu erreichen. Buffy wich seiner Hand aus und bewegte ihren Oberkörper zurück.

 

„Spike! Du bist kein Vampir mehr. Du besitzt keine übernatürlichen Kräfte mehr mit denen du mich schützen kannst! Wann siehst du das endlich ein? Du bist ein Mensch. Du kannst mir nicht helfen! Dieser Dämon hätte dich um ein Haar getötet! Ist es das was du willst? Willst du unbedingt wieder sterben und mich allein lassen?“

 

Spike blickte verletzt in ihr Gesicht und wusste nicht was er sagen sollte. Er spürte wie sich seine Augen mit Tränen füllten und konnte sie nicht zurückdrängen. Er hasste es ein Mensch zu sein. Unfähig ihr zu helfen. Als er vorhin zusehen musste, wie der Dämon sie zur Seite geschleudert hatte konnte er an nichts anderes mehr denken als sie zu beschützen. Dies hatte er immer getan, wenn sie in Gefahr war. Er konnte nicht anders, er musste ihr helfen. Er konnte sie nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Auch wenn dies seinen eigenen Tod bedeuten würde. Er liebte sie so sehr und wollte sie vor allem Bösen behüten und beschützen, doch sein menschlicher Körper verhinderte dies ständig.

 

Er war hilflos gefangen in dieser schwachen Hülle und konnte zur zusehen, wenn ein Vampir oder Dämon sie angriff und sie womöglich töten könnte.

 

Er sah ihn ihr Gesicht und entdeckte ihre Verzweiflung. Wie sollte er ihr erklären, was in ihm vorging? Er streckt seine Hand erneut nach ihrer Wange aus. Sie ließ es zu und er streichelte sie sanft.

 

„Buffy bitte versteh doch. Ich konnte dich nicht im Stich lassen! Ich liebe dich.“

 

Buffy schob seine Hand gekrängt zur Seite und sagte: „Wenn du mich wirklich lieben würdest, dann würdest du dich nicht ständig in die Gefahr bringen, getötet zu werden!“

 

Sie flüchtete vor seinem verletzten Blick und verließ weinend das Zimmer. Sie war so wütend auf ihn, dass er nicht auf ihre Anweisung gehört hatte. Sie hatte solche Panik gehabt, als sie seinen leblosen Körper auf dem Boden gesehen hatte. Sie hatte für einen kurzen Moment geglaubt ihn für immer verloren zu haben. Sie verstand nicht, wieso er immer wieder sein Leben ohne Grund riskierte. Sie gab ihm die Schuld dafür, dass er beinahe gestorben wäre. Ihr Körper war innerlich noch immer wie gelähmt von dem Schock seines Todes.

 

Sie eilte nach unten in die Küche und setzte sich dort verzweifelt weinend auf den Küchenboden. Spike wollte ihr folgen, doch er musste stöhnend kapitulieren, als sein Körper über seine Bewegungen rebellierte. Zudem drückte ihn Kennedy bestimmend zurück in das Bett und fuhr fort an Buffys Stelle seine Wunden zu versorgen.

 

Willow war Buffy in die Küche gefolgt und kniete sich dort neben sie auf den Boden. Sie hielt Buffy im Arm und spendete ihr Trost. Sie konnte gut verstehen was in Buffy vorgegangen war. Sie selbst hatte schon einmal einen geliebten Menschen leblos im Arm gehalten und wusste genau wie schrecklich machtlos sich Buffy dabei gefühlt haben musste.

 

Buffys Körper bebte vor Tränen. Sie schluchzte verzweifelt und lehnte sich an Willows Brust. All die Angst über Spike entlud sich nun und sie konnte nichts tun als sich nur von Willow wiegen zu lassen und zu weinen.

 

Spike starrte verletzt und besorgt zur Tür. Tränen liefen ihm stumm über das Gesicht. Kennedy verpflegte seine Wunden, doch er schenkte dem kaum Aufmerksamkeit. Alles woran er denken konnte waren die Worte, die Buffy zu ihm gesagt hatte.

 

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Spike war nach einer Weile erschöpft von den Torturen eingeschlafen. Dawn und Andrew waren bedrückt zu Bett gegangen. Die Stimmung im Haus war nicht gut. Willow hatte sich solange um Buffy gekümmert, bis sie sich endlich beruhigt hatte. Kennedy war ebenfalls in die Küche gekommen, nachdem Spike eingeschlafen war.

 

Gemeinsam führten Willow und Kennedy Buffy nach oben. Sie brauchte jetzt dringend etwas Schlaf. Zögernd ging Buffy in ihr Zimmer, nachdem sie sich von Willow und Kennedy verabschiedet hatte.

 

Eine ganze Weile blieb sie neben dem Bett stehen und blickte herab auf Spikes schlafenden Körper. Ihr tat leid, dass sie so schroff zu ihm gewesen war. Sie hatte überreagiert. Zu denken er sei tot war so schrecklich für sie gewesen, dass sie einfach die Beherrschung verloren hatte.

 

Sie schlüpfte vorsichtig zu ihm unter die Decke und kuschelte sich sachte an seinen geschundenen Körper. Daraufhin begann er sich zu regen und wurde wach.

 

Stumm starrte er in ihr Gesicht, nicht sicher, was er sagen sollte. Erneut sammelten sich Tränen in seinen Augen. Sie sah so unglücklich aus. Ihre Augen waren gerötet vom vielen Weinen. Das hatte er nicht gewollt. Er wollte nicht, dass sie seinetwegen weinen musste.

 

„Buffy, Liebes es tut mir so leid!“ sprach er leise und blickte flehend zu ihr, dass sie ihm verzeihen würde.

 

Buffy strich ihm übers Gesicht und besah sich die zahlreichen Kratzer und Schrammen, die dort zu sehen waren. Um ein Haar hätte sie ihn verloren. Der Gedanke daran versetzte ihrem Herzen erneut einen Stich.

 

Sie schluckte all ihren Kummer hinunter und zwang sich ein Lächeln.

 

„Ich liebe dich so sehr. Bitte tu mir das nie wieder an. Versprich mir, dass du dich nie wieder in Lebensgefahr bringst.“

 

„Ich verspreche es“, erwiderte er. Buffy rückte näher zu ihm und drückte ihre Lippe zu einem sanften Kuss auf die seinen. Als wenn sie sich schon seit ewiger Zeit nicht mehr geküsst hätten fingen plötzlich beide an nach der Zunge des anderen zu hungern und sie küssten sich verlangend und innig.

 

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Folge 18