Folge 16

Familien

 

Spike blickte amüsiert über den Tisch und beobachtete Buffy, wie sie gerade mit der Schale eines Scampi kämpfte. Die beiden saßen in einem kleinen Restaurant bei gedämpftem Kerzenlicht und ließen es sich richtig gut gehen. Bei einem köstlichen Mahl und einem edlen Jahrgang guten Weines saßen sie sich gegenüber und genossen das romantische Flair.

 

„Eigentlich hatte ich mir diesen Abend ja etwas anders vorgestellt“, gestand Spike ehrlich.

 

„Wieso? Du wolltest doch mit mir in ein feines Restaurant gehen“, fragte Buffy nach.

 

„Ja schon, aber…“

 

Buffy unterbrach ihn und meinte: „Du sagtest nur etwas von keinem anderen Mann an meinem Tisch. Du hast nichts von einem Teenager erwähnt.“

 

Sie grinste ihn schelmisch an, während ihre Begleitung des Abends wieder an den Tisch zurückkam. Buffy hatte Dawn mit zum Essen mitgenommen, da sie gerne einen netten Abend zu Dritt mit ihrer neuen Familie verbringen wollte. Spike hätte zwar lieber den Abend mit ihr alleine verbracht, aber auch er musste sich eingestehen, dass ihm das Familienleben gemeinsam mit Buffy und Dawn sehr gut gefiel. Ganz so wie es sich für eine richtige Familie gehört, saßen sie also nun gemeinsam am Tisch und unterhielten sich ausgelassen.

 

„Und?“ frage Buffy neugierig, „hast du jetzt schon ein Date mit diesem Pitt von deiner Schule vereinbart?“

 

„Nein noch nicht.“

 

„Immer noch nicht? Das ist doch schon eine ganze Woche her“, meinte Buffy sichtlich erstaunt.

 

„Spike hat gesagt ich sollte ihn noch ein wenig weiter zappeln lassen.“

 

„So? Hat er das?“ fragte Buffy und richtete einen neugierigen Blick auf ihren Liebsten.

 

„Ich hab ihr nur ein paar Tipps gegeben“, meinte Spike unschuldig.

 

„Ja genau! Er sagte mir, dass ich nicht zu schnell nachgeben sollte. Dass Jungs es mögen, wenn man ihnen das Gefühl gibt von ihnen erobert zu werden und das sie es mögen, wenn man sie…“

 

Dawn wurde durch ein lautes Räuspern und Hüsteln von Spike unterbrochen. Offensichtlich hatte er ihr einige Tipps in Bezug auf Jungs gegeben, von denen er nicht wollte, dass Buffy es erfährt. Diese war misstrauisch geworden und fragte genauer nach:

 

„Wenn man sie was?“

 

„Leiden lässt, Liebes! So wie du es lange mit mir gemacht hast“, erklärte Spike spitzbübisch und grinste sie herausfordernd an. Er wollte damit verhindern, das Buffy genauer auf das Thema eingehen würde, und seine Rechnung ging auf. Er wusste genau, was er zu ihr sagen musste. Durch diese Erwähnung erinnerte sich Buffy wie gemein sie lange Zeit zu ihm gewesen war und hatte sofort ein schlechtes Gewissen. Deshalb versuchte sie sofort ein anderes Thema einzuschlagen und fragte Dawn weiter über diesen Jungen aus.

 

****

 

Dawn betrat am nächsten Morgen ihr Klassenzimmer und stellte erstaunt fest, dass Michelle nicht da war. Sie kam auch nicht verspätet, sodass der Platz neben Dawn leer blieb.

 

„Weiß jemand von Euch etwas über Michelle?“ fragte die Lehrerin, die von dem Fehlen ihrer Schülerin noch keine Entschuldigung bekommen hatte.

 

Niemand antwortete und Dawn machte sich langsam ein wenig Sorgen. Sie nahm sich vor in der Pause bei ihrer Freundin anzurufen, um zu sehen ob alles in Ordnung war.

 

****

 

„Honey, hast du meine Schlüssel irgendwo gesehen?“ fragte Robin, während er verzweifelt nach seinen Autoschlüsseln suchte.

 

„Woher soll ich wissen, wo du dein Zeug liegen lässt?“ antwortete Faith sichtlich genervt. Sie kam aus dem Schlafzimmer ihrer gemeinsamen neuen Wohnung und blickte ihn mit hochgezogenen Brauen an.

 

„Hätte ja sein können, dass du sie gesehen hast. Ich meine bei der Ordnung, die du hier hältst“, erwiderte Robin und suchte weiter nach seinem Schlüsselbund.

 

„Wenn dir was nicht passt, dann kannst du ja gehen!“ schnauzte sie verärgert zurück.

 

„Du vergisst, dass das meine Wohnung ist. Honey!“ konterte er nicht minder unfreundlich.

 

„Fein! Wenn du meinst, dann kann ich ja gehen!“ schrie sie schon fasst, ging ins Schlafzimmer zurück und ließ die Tür hinter sich zuknallen.

 

Robin seufzte schwer auf und starrte auf die geschlossene Schlafzimmertüre. Die Beiden hatten sich in letzter Zeit des Öfteren wegen kleiner Lappalien gestritten. Eigentlich fing es an, seit sie wieder hier in Amerika waren. Erst waren es nur kleine Sticheleien, aber inzwischen stritten sie immer öfter. Robin fand seinen Schlüssel schließlich unter einem Stapel ungeöffneter Post, die ihr gehörte. Er schnappte sich den Schlüssel und verließ das Appartement.

 

Faith packte mit feuchten Augen ein paar ihrer Sachen in eine Reisetasche und unterdrückte ihre Schluchzer. Sie wusste selbst nicht genau, weshalb sie in letzter Zeit so gereizt auf ihn reagierte. Alles nervte sie. Die Art wie er mit ihr sprach, wie er sich um sie sorgte und wie er mit ihr umging. Es war alles einfach zu schön! Zu perfekt, um wahr zu sein. Irgendwie erwartete sie jeden Augenblick, dass er sich in ein Monster verwandeln würde, oder dass er sie verlassen würde. Niemals hatte sie einen Menschen gehabt, der behauptet hatte, dass er sie liebt. Niemals hatte sie jemanden wie ihn gehabt. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sie soviel Glück verdient hätte und erwartete jeden Moment, dass etwas Schlimmes passieren würde. Und bevor dieser Zeitpunkt kommen würde, wollte sie dem ganzen ein Ende setzen. Sie musste hier weg und zwar sofort.

 

Nachdem sie alles Nötige aus der Wohnung zusammengepackt hatte verließ sie sie und suchte sich für die Nacht ein Hotelzimmer.

 

****

 

„Hallo, hier ist Dawn. Ich wollte wissen wie es Michelle geht, da sie heute nicht in der Schule war.“

 

Dawn hielt sich nervös ihr Handy ans Ohr und lauschte dem anderen Ende der Leitung. Sie hatte grad Pause und hatte zuhause bei Michelles Mom angerufen.

 

„Dawn? Bist du es? War Michelle gestern bei dir? Ich hab versucht dich zu erreichen, doch du bist nicht rangegangen!“ erwiderte Michelles Mutter aufgeregt.

 

„Tut mir Leid, ich hatte das Handy nicht eingeschaltet. Ist Michelle denn nicht zuhause? Ich hab sie seit gestern nach der Schule nicht mehr gesehen“, antwortete Dawn wahrheitsgemäß.

 

„Oh mein Gott! Ich hab so gehofft sie wäre bei dir! Sie ist gestern nicht nachhause gekommen. Ich kann sie nirgends finden. Die Schule hat mich auch angerufen, dass sie heute nicht gekommen sei. Dawn bitte, wenn du weißt wo sie ist dann sag es mir!“ flehte sie Dawn regelrecht an.

 

„Ich weiß es wirklich nicht. Ich mache mir auch Sorgen. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass sie irgendetwas erwähnt hätte. Ich hab keine Ahnung, wo sie sein könnte.“

 

Dawn hörte ein Schluchzen am anderen Ende der Leitung. Unter Tränen antwortete Michelles Mutter: „Ich werde die Polizei informieren. Bitte entschuldige“, und legte sofort auf.

 

Sorgenvoll sah Dawn auf das Handy herab.

 

****

 

Buffy war gerade dabei ein paar ihrer jetzigen Schüler wesentliche Grundkenntnisse über Vampire und Dämonen zu vermitteln. Sie befanden sich in der kleinen Bibliothek des Ratsgebäudes, da Buffy sich dort irgendwie ungezwungener fühlte. Sie war ähnlich eingerichtet, wie die alte Bibliothek in der Sunnydale High.

 

Spike lümmelte neben ihr in einem der Stühle, die Füße auf dem Tisch und den Stuhl zurückgelehnt knapp davor umzufallen. Giles war ebenfalls im Raum und wachte interessiert über Buffys Unterrichtsmethoden. Während Buffy den jungen Jägerinnen berichtete, fiel Spike ihr immer wieder ins Wort und berichtigte sie in vielen Dingen. Noch nie hatte sie auf kleine Details in der Dämonenkunde geachtet. Ihr primäres Ziel war immer gewesen, diese so schnell wie möglich zu töten. Daher hatten sie einige Wissenslücken was so manchen Dämonen anbelangte. Und obwohl sie immer dachte, sie würde alles über Vampire wissen, gab es selbst bei dieser Dämonenart manche Dinge, die er verständlicher Weise besser wusste als sie.

 

Anfangs hatten seine Unterbrechungen sie eher irritiert, aber mittlerweile war sie froh um seine Anwesenheit. Sie überließ ihm viele Erklärungen ganz und so bildeten die beiden mit der Zeit ein richtiges Team. So wie in alten Zeiten.

 

Giles blickte nachdenklich auf Spike, während dieser den Schülern gerade etwas über Chaos-Dämonen erklärte. Zwangsweise musste er dabei an seine kurze Verwandlung in einen Chaos-Dämon denken. Als Spike ihm dabei half vor der Initiative zu entkommen. Zu dieser Zeit damals hatte er Spike ein Angebot gemacht. Er hatte ihn damals gefragt, ob er nicht für ihn und die Anderen auf der Seite des Guten mitkämpfen wolle. Damals hatte er fast beleidigend abgelehnt und nun saß er neben Buffy und tat im Grunde genau das, was er früher so vehement abgelehnt hatte. Schon seltsam, wie sich manche Dinge ändern können.

 

Als der Unterricht vorbei war und alle Mädchen den Raum verlassen hatten, schritt Giles zu den beiden Blonden und sprach Spike direkt an:

 

„Spike, haben Sie sich schon mal überlegt, offiziell für den Rat zu arbeiten? Als eine Art Wächter?“

 

Spike hob verblüfft die Brauen und studierte den Wächter skeptisch. Buffy war angenehm überrascht und fand dies als eine großartige Idee, zumal sie sich insgeheim bereits Gedanken über Spikes berufliche Zukunft gemacht hatte. Dies wäre die perfekte Lösung.

 

Spike ließ sich das Ganze durch den Kopf gehen und stand langsam von seinem Stuhl auf.

 

„Warum ich? Warum nicht der Welpe?“

 

Buffy strafte Spike mit einem strengen Blick. Sie mochte es nicht, wenn Spike Xander noch immer mit diesem Namen ansprach. Doch dies störte ihn nicht. So vieles hatte sich in seinem Leben geändert, sodass er sich wenigstens ein paar seiner alten Gewohnheiten bewahren wollte.

 

„Xander ist uns in vielerlei Hinsicht eine große Hilfe, aber Sie wissen genauso gut wie ich, dass er kein so gutes Wissen über Dämonen und Vampire besitzt, wie Sie. Sie können aus einer sehr langen Lebenserfahrung schöpfen und wären für diese Schule eine wahre Bereicherung.“

 

Spike staunte über Giles hochgestochene Wortwahl. Er war durch und durch britisch und erinnerte ihn an seine eigene Vergangenheit, die mehr und mehr zu verblassen drohte.

 

„Kann ich es mir überlegen?“ fragte Spike schließlich und blickte den Wächter erwartungsvoll an.

 

Dieser hatte zwar auf eine andere Antwort gehofft, doch irgendwie hatte er schon mit so etwas gerechnet.

 

„Sicher. Lassen Sie sich Zeit. Sie können mir Ihre Entscheidung jederzeit mitteilen“, antwortete Giles und ließ die beiden daraufhin allein in der Bibliothek.

 

„Spike, das ist doch großartig! Warum hast du nicht zugesagt?“ wollte Buffy sofort wissen, als Giles den Raum verlassen hatte.

 

„Ich weiß nicht. Kannst du dich mich als verstaubten britischen Wächter vorstellen?“

 

„Na ja, du bist doch Engländer. Aber auch wenn du ein Wächter wärst, verstaubt wärst du ganz sicher niemals!“ versicherte Buffy ihm.

 

Spike lächelte ihr verschmitzt entgegen und zog sie zu einem langen Kuss zu sich.

 

****

 

Am späten Nachmittag war die kleine Dämonenjäger-Gruppe in der Bibliothek versammelt. Fast wie in alten Zeiten. Nur, dass nun ein paar mehr dazu gekommen waren. Dawn hatte ihnen allen von ihrer Freundin berichtete und hatte darum gebeten nach ihr zu suchen. Willow hatte sich daraufhin sofort hinter ihren Laptop gesetzt und nach Hinweisen gesucht. Faith und Wood waren auch da. Sie waren getrennt angekommen und niemand hatte bemerkt, dass sich die beiden angestrengt aus dem Weg gingen und voneinander Abstand hielten.

 

„Ich fürchte ich hab da was entdeckt“, meinte Willow schließlich.

 

Sofort versammelten sich die anderen hinter ihrem Rücken und blickten besorgt auf den Bildschirm.

 

Willow war auf eine Polizeiakte gestoßen, laut dessen Bericht in der vergangenen Nacht eine verstümmelte Leiche aufgefunden worden war. Laut dem Obduktionsbericht hantelte es sich vermutlich um ein junges Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren. Auch die restliche Beschreibung der Körpergröße und der Haarfarbe passten gut auf Michelle. Dawn war den Tränen nahe. Sie wollte nicht glauben, dass ihre beste Freundin das Opfer eines brutalen Mordes geworden war.

 

Willow studierte die Polizeiakte genauer und fand noch einiges heraus. Offensichtlich gab es mehrerer Morde. Hauptsächlich junge Mädchen und Jungs in Dawns Alter. Manchmal aber auch erwachsene Männer und Frauen, deren Leichen stets innerhalb desselben Umkreises gefunden worden waren und deren Körper auf ähnliche Weise verstümmelt waren. Zum Teil wurden nur einzelne Leichenteile gefunden, von denen niemals die wahre Identität festgestellt werden konnte. Die Polizei hatte bereits einige Verdächtige, aber bisher tappten sie noch im Dunkeln, was die wahren Mörder betraf.

 

Die Gruppe entschied sich dieses Gebiet einmal genauer vorzunehmen und der Sache auf den Grund zu gehen. Nach der Beschreibung der Leichen könnte es sich durchaus um dämonische Mörder handeln. Was erklären würde, weshalb die Polizei noch immer im Dunkeln tappte.

 

Buffy, Spike und Faith verabredeten sich für diese Nacht dort einen Kontrollgang zu gehen, während Mina und Kennedy sich um die üblichen Streifzüge kümmern sollten. Willow stöberte weiter in den Polizeiakten, um nach weiteren Hinweisen zu suchen, um diese dann an Buffy weitergeben zu können. Dawn war verzweifelt und brach in Tränen aus. Sie fand den Gedanken schrecklich, dass es tatsächlich Michelle sein könnte, die tot aufgefunden worden war. Spike, der zufällig in ihrer Nähe gestanden war, legte tröstend seinen Arm um sie, worauf sie sich Trost suchend an seine Brust schmiegte.

 

„Scht... Ist ja gut. Vielleicht war es ein anderes Mädchen. Wenn sie noch lebt, dann finden wir sie. Ich verspreche es dir“, redete Spike beruhigend auf sie ein.

 

Unter tränennassen Augen sah sie zu ihm hoch und zwang sich selbst ein kleines Lächeln.

 

****

 

Die Nacht war bereits hereingebrochen und Faith, Buffy und Spike verließen gerade das neue Ratsgebäude. Sie hatten sich hier verabredet und von Willow noch einige Informationen über die Fundorte der Leichen erhalten.

 

Als sie das Gebäude verlassen hatten, erinnerte sich Faith, dass die Gargoyles am Nachmittag nicht auf den gewohnten Plätzen über dem Eingang gewesen waren. Sie wollte schon eher fragen, aber die Anwesenheit von Robin hatte sie es vergessen lassen. Nun meinte sie:

 

„Hey B wo sind eigentlich die beiden Flattermänner?“ und deutete mit dem Finger nach oben.

 

Buffy sah Faith an und verstand sofort, was sie gemeint hatte. Sie erklärte ihr mit großem Eifer:

 

„Arendje hat ihr Ei bekommen. Dies war sehr anstrengend für sie gewesen, und Desiderius kümmerte sich so rührend um sie und das Ei. Du hättest das sehen müssen, es war echt rührend. Die beiden hatten es nicht mehr rechtzeitig bis Sonnenaufgang nach oben geschafft, und sind unten im Keller bei ihrem Ei geblieben. Du hättest Giles sehen müssen. Er war noch aufgeregter, als die beiden Eltern. Desiderius gab ihm genaue Anweisungen, wie das Ei gelagert werden muss. Es wird Monate dauern, bis das Kleine schlüpft. Ich fürchte Giles wird in dieser Zeit ständig im Keller verbringen um das Ei zu studieren.“

 

„Wie reizend“, gab Faith desinteressiert zur Antwort und ging dann an Buffy vorbei. Sie hatte das glückliche Gerede satt. Sie litt sehr unter dem Streit, den sie mit Robin hatte.

 

Enttäuscht über Faith’ Desinteresse sah Buffy ihr hinterher und verzog ihre Lippe zu einem Schmollmund. Für sie war dieses Erlebnis einfach nur aufregend und fantastisch gewesen und sie konnte sich nicht erklären, weshalb Faith dafür kein Interesse zeigte.

 

Spike erkannte ihre Enttäuschung. Er schlang seine Arme um Buffys Hüften und meinte tröstend:

 

„Mach dir nichts draus. Du kennst Faith doch.“

 

„Ja, aber ich dachte sie hätte sich geändert“, erwiderte Buffy gedankenversunken.

 

****

 

Spike und die beiden Jägerinnen durchforsteten das Gebiet, in dem die Morde passiert waren. Willow hatte herausgefunden, dass hier bereits seit Jahren immer wieder Leichenteile aufgefunden worden waren. In den Polizeiakten wurden mehrere Verdächtige erwähnt, bei denen allen sich aber herausstellte, dass sie nicht als Täter in Frage kamen. Die Drei richteten ihr Augenmerk vor allem auf Kanalisations- oder Höhleneingänge, doch bisher konnten sie nichts in der Art finden, also durchkämmten sie weiterhin das Gebiet, in der Hoffnung auf einen Hinweis.

 

****

 

Dawn hielt es zuhause nicht aus. Sie machte sich furchtbare Sorgen um ihre Freundin Michelle. Ihr war klar, dass sie bestimmt großen Ärger von Buffy und auch von Spike bekommt, wenn sie ohne Erlaubnis und ohne Begleitung das Haus verlässt. Also brauchte sie jemanden, der sie begleitet.

 

„Bitte! Bitte! Nur dieses eine Mal! Nur für einen kurzen Abstecher. Höchstens eine Stunde. Wir gehen hinein, sehen uns um und dann gehen wir wieder hinaus. Na komm schon.“

 

Andrew versuchte ihrem bittendem Blick zu entkommen und konzentrierte sich angestrengt auf den Berg Wäsche, denn er gerade fein säuberlich zusammenlegte. Bertolin saß wieder mal auf seinem Lieblingsplatz auf Andrews Schulter und amüsierte sich köstlich über das junge Mädchen. Dawn versuchte nun schon seit einer halben Stunde Andrew davon zu überzeugen sie ins Hell’s Kitchen zu begleiten. Doch Andrew wusste genau, was dann passieren würde. Er hätte dann den Zorn von Buffy und Spike auf sich und dies war ihm viel zu gefährlich.

 

Aurelius die Katze war ebenfalls anwesend. Schnurrend rollte sie sich auf der Couch zusammen und beobachtete heimlich das Geschehen. In letzter Zeit hatte er Willow immer weniger im Haus angetroffen, aber trotzdem blieb er hier und verfolgte das Geschehen. Wie ein stiller Beobachter einer Fernsehserie. Ihn faszinierten die Geschehnisse und die Art, wie die Freunde mit den Schwierigkeiten des Höllenschlundes zurecht kamen.

 

„Komm schon Andrew! Bitte! Sonst verrate ich Buffy, dass du dir heimlich von unserem Haushaltsgeld einen Comicband gekauft hast. Sie wird ihn dir sicher wegnehmen!“ drohte Dawn.

 

Auf diese Drohung hin wurde Andrew ganz blass. Nachdem er alles in Sunnydale verloren hatte, war dies sein einigstes Stück. Es war eine Sonderausgabe und er hatte es zu einem einmalig günstigen Preis bekommen. Es schien ihm nur gerecht, dass er für all seine Arbeiten im Haus auch mal etwas für sich kaufen durfte.

 

„Woher weißt du davon?“ fragte Andrew besorgt.

 

„Hey ich bin ein Teenager. Ich weiß alles, was hier im Haus passiert“, prahlte Dawn. Doch in Wahrheit wusste sie es, weil sie in Andrews Zimmer geschnüffelt hatte und es dort im Bett liegen gesehen hatte. Es war noch neu verpackt und das Preisschild deutete auf eine hohe Summe, die sich Andrew unmöglich leisten konnte. Also zählte Dawn eins und eins zusammen. Der Rest war reine Spekulation. Und sie war sich sicher, dass Buffy ganz sicher keinen Aufstand wegen des Comicbandes machen würde. Aber Andrew glaubte dies, und diesen Umstand musste Dawn ausnützen.

 

„Also was ist jetzt? Begleitest du mich?“ fragte Dawn mit verschränkten Armen und erwartete eine Antwort.

 

Widerwillig packte Andrew die Wäsche zusammen und antwortete:

 

„Also gut. Ich bekomm wohl so oder so Ärger. Und so kann ich mich wenigstens noch dabei amüsieren. Aber erwarte nicht das ich dich rette, wenn dich ein Vampir anfällt!“

 

„Schon klar. Ich will ja nur, dass du, falls wirklich was passieren sollte, Buffy und Spike informierst, OK?“

 

„Und was ist, wenn mir was passiert?“

 

„Dann werde ich die Beiden informieren.“

 

„Und wenn uns beiden was passiert?“

 

„Dann wird Bertolin Hilfe holen gehen.“

 

„Was?“ kam es bestürzt von Andrews Schulter, „Ihr habt sie wohl nicht mehr alle! Ich werde das Haus ganz sicher nicht verlassen! Ich bin ein Hauskobold und kein Spazierkobold, verdammt verklopt!

 

Dawn grinste siegessicher und antwortete gleichgültig: „Na gut, dann bleibst du halt alleine hier. Ganz allein mit unserer süßen schwarzen Kitty. Miez miez, wo bist du? Ah, da bist du.“

 

Dawn beugte sich über Aurelius und kraulte ihn zärtlich hinter dem Ohr. Aurelius schnurrte laut auf und funkelte extra böse in die Richtung, in der er Bertolin vermutete.

 

„Verdammt verklopt! Ich hasse euch Menschen! Also gut, ich komme mit. Aber nur, weil ich meinen Meister beschützen muss, verstanden?“

 

„Großartig, dann können wir jetzt ja gehen“, stellte Dawn zufrieden fest, schnappte sich ihre Jacke und wartete ungeduldig auf Andrew und Bertolin.

 

****

„Hey B, schau dir das mal an, was hältst du davon?“ fragte Faith nach, und deutete auf ein altes heruntergekommenes Haus.

 

„Sieht unbewohnt aus“, stellte Buffy fest.

 

„Genau. Es sieht aus, als wäre seit Jahren niemand mehr in diesem Haus gewesen. Was sagt uns das?“ fragte Faith erneut.

 

Buffy lächelte verstehend. Ich schätze das sagt uns, dass wir da mal einen Blick reinwerfen sollten.

 

Kaum waren sie sich einig, schritten die beiden Jägerinnen auch schon zu dem alten Haus. Spike sah ihnen eher skeptisch hinterher. Irgendetwas sagte ihm, dass es keine gute Idee war, da hineinzugehen.

 

****

 

Andrew und Dawn standen vor dem Eingang zum Hell’s Kitchen. Dawn wusste, dass Michelle oft hierher ging und hoffte sie vielleicht hier zu finden.

 

Etwas unsicher betraten die beiden die Kneipe und sahen sich um. Ironischer Weise trug das Hell’s Kitchen nicht nur den passenden Namen, sondern war auch passend eingerichtet. Genau passend zu einer Kneipe am Höllenschlund. Die Wände waren mit Modelliermasse und Schaumstoffteilen präpariert und wirkten wie Felsen, sodass die ganze Disco wie eine einzige riesige Höhle wirkte. Auch die Bar war mit dunklen Felsimitationen gestaltet und wirkte ebenso schaurig wie die Wände. Links von der Bar befand sich eine Erhebung, auf der eine Band ihr Bestes gab und wirklich gute Musik spielte. Davor tanzten viele Jugendliche zum Rhythmus der Musik. Links an den Wänden waren ein paar Sitzgruppen, die wie in Stein gehauen wirkten, aber mit vielen roten Kissen sehr gemütlich wirkten, und auf denen sich einige Leute lümmelten.

 

Bertolin gefiel das ganz und gar nicht. Er fürchtete sich hier unter all den vielen Menschen. Verkrampft hielt er sich an Andrews Kragen fest. Andrew dagegen war fasziniert vom Hell’s Kitchen. Die Musik gefiel ihm und die Atmosphäre auch. Ihm fiel ein, dass es Jahre her war, dass er mal so richtig ausgegangen war. Während der Zeit, als er mit dem Trio finster-mäßig unterwegs gewesen war, beschäftigten sie sich hauptsächlich damit, wie sie der Jägerin das Leben schwer machen könnten, anstatt sich mal richtig zu amüsieren. Danach war er fast ständig auf der Flucht. Und während der Zeit im Summers-Haus gab es auch keine Gelegenheit mal auszugehen.

 

Erfreut hielt er auf die Bar zu und bestellte sich etwas zu trinken. Dawn hingegen hielt Ausschau nach ihrer Freundin.

 

****

 

„Hey Ladies, mir gefällt das nicht. Wollt ihr wirklich da reingehen?“ fragte Spike, während Buffy und Faith sich an der Tür zu schaffen machten und sie aufbrachen.

 

„Was ist los Blutsauger? Hast du Schiss?“ fragte Faith provozierend. 

 

„Nein, das nicht, aber es wäre vielleicht ratsam, wenn der Rotschopf sich das mal ansieht, bevor wir da einfach so hineinspazieren.“

 

Buffy musste über Spikes Unsicherheit lächeln. Einerseits wollte er immer und überall dabei sein, und jetzt schien er unsicher zu werden. ‚Das geschieht ihm ganz recht’, dachte sich Buffy und zog ihn lächelnd mit ins Haus.

 

„Komm schon, mein großer Big Bad. Das ist nur ein altes Haus.“

 

Drinnen angekommen, sahen sich die Drei erst einmal um. Überall lagen Schutt und Dreck herum. Kein Fleckchen war hier sauber. Alte kaputte Möbel, Dinge, die man nur auf der Müllhalde finden würde, verdreckte und zerrissene Karton und Stofffetzen und vieles mehr lag überall hier verstreut.

 

„Was meint ihr? Meiner Meinung nach will jemand, dass es hier aussieht als würde hier niemand wohnen“, stellte Faith fest.

 

„Es könnte aber auch sein, dass hier tatsächlich niemand wohnt“, meinte Buffy.

 

„Ich denke Faith hat Recht“, sagte Spike, während er in die Hocke ging und etwas auf dem Boden genauer betrachtete.

 

„Hast du was gefunden?“ fragte Buffy nach und trat zu Spike an die Seite.

 

„Ich muss kein Vampir mehr sein, um festzustellen, dass das hier Blut ist“, erklärte Spike und deutete auf einen Fleck am Boden, der sich unter einigen Kartonfetzen verborgen hatte und den Spike durch Zufall entdeckt hatte.

 

„Doch als Vampir könntest du uns jetzt sagen, ob es sich um menschliches Blut handelt oder nicht“, stellte Faith herablassend fest.

 

Dies traf Spike sehr, denn es zeigte ihm wieder mal, wie wenig hilfreich er als Mensch war. Er erhob sich, ließ sich seine Gedanken aber nicht anmerken. Buffy hatte diese Aussage zwar bemerkt, aber sie schenkte ihr keinerlei Beachtung. Für sie spielte es keine Rolle, dass Spike kein Vampir mehr war. Im Gegenteil. Sie war glücklich darüber, was er jetzt war und dass sie beide sich liebten. Alles andere spielte keine Rolle für sie. Stattdessen sah sie sich Spikes Fund genauer an.

 

„Sag mal, was ist eigentlich dein Problem Honey?“ stichelte Spike auf Faith ein. Auch wenn er nicht mehr die Kraft eines Vampirs hatte, wusste er noch immer genau was, und wie er sagen musste, um jemanden aus der Reserve zu locken. Ihm war aufgefallen, dass Faith und Wood ein kleines Beziehungsproblem hatten, weshalb er absichtlich diesen Kosenamen verwendet hatte.

 

„Halt die Klappe, das geht dich einen Scheiß an!“ antwortete Faith patzig, da sie sofort wusste worauf Spike hinaus wollte.

 

Buffy verdrehte genervt die Augen. Sie wollte sich nicht einmischen und ging ein paar Schritte weiter um das Haus genauer zu inspizieren.

 

„Dann behalte deine schlechte Laune gefälligst bei dir!“ konterte Spike angriffslustig.

 

„Woher willst du wissen, ob ich schlechte Laune hab? Vielleicht nervt mich nur deine Anwesenheit?“

 

„Schon klar, und Wood’s Anwesenheit nervt dich wohl auch, oder weshalb bist du bei ihm ausgezogen?“ stichelte Spike weiter in sie ein.

 

„Woher weißt du das?“ fragte Faith irritiert.

 

 „Nenn es göttliche Eingebung. Ich weiß es halt.“

 

„Lass mich zufrieden! Mein Privatleben geht niemanden etwas an“, meinte Faith nun nicht mehr ganz so selbstsicher.

 

„Sicher, es ist allein deine Sache wenn du dem Kerl, der dich aufrichtig liebt das Herz aus der Brust reißen willst“, antwortete Spike, wobei der Sarkasmus in seinem Ton nicht zu überhören war.

 

Verunsichert starrte Faith ihn an. Sie wusste nicht so recht, was sie darauf antworten sollte. Ihr war nie in den Sinn gekommen, dass Robin sie wirklich aufrichtig liebte und sie ihm mit ihrem Verhalten das Herz brechen würde. Sie hatte nur an sich gedacht und dabei nicht berücksichtigt, wie er sich wohl fühlen musste. Von jemand anderem zu hören, dass Robin sie liebte ließ ihr seine Liebe zu ihr realer wirken und schenkte ihr einen Hoffnungsfunken, dass es vielleicht doch mit ihm klappen könnte.

 

„Du denkst, dass er mich aufrichtig liebt?“ fragte sie schließlich mit leiser Stimme.

 

„Ja, da bin ich mir ganz sicher. Er liebt dich wirklich sehr und würde wohl alles für dich tun.“

 

Plötzlich wurde es Faith ganz seltsam zumute. Sie fühlte sich schlichtweg elendig. Ihr tat es unendlich leid, dass sie Robin so sehr verletzt hatte. Das schlechte Gewissen plagte sie sehr und sie wollte am Liebsten sofort zu Robin gehen.

 

„Oh verdammt! Was hab ich nur getan?“ fluchte sie vor sich hin.

 

„Hey ihr beiden Streithähne! Kommt mal her, ich hab was gefunden“, rief Buffy vom anderem Ende des Hauses aus.

 

****

 

Die Suche nach Michelle blieb erfolglos. Dawn hatte jeden Winkel der Disco abgesucht, sie jedoch nicht gefunden. Niedergeschlagen ging sie zurück an die Bar, wo Andrew und der unsichtbare Bertolin saßen. Andrew amüsierte sich offensichtlich prächtig. Mit einem Drink in der Hand lächelte er wie ein Honigkuchenpferd und bewegte sich im Rhythmus zur Musik. Deprimiert setzte sich Dawn neben ihn.

 

„Hast du sie gefunden?“ fragte Andrew, obwohl er die Antwort bereits an ihrem Blick sehen konnte.

 

„Nein. Von mir aus können wir wieder gehen“, antwortete Dawn.

 

Doch Andrew wollte noch nicht gehen. Ihm gefiel es sehr gut hier, also antwortete er:

 

„Hast du auch sicher alles überprüft? Vielleicht solltest du noch mal nachsehen?“

 

„Noch mal?“ fragte Dawn und sah Andrew verwundert an. Dann meinte sie: „Vielleicht hast du recht. Ich werde mich noch mal umsehen.“

 

Andrew grinste und Dawn stapfte davon.

 

Kaum war Dawn verschwunden, setzte sich ein junger Mann an Andrews Seite und grinste ihn herausfordernd an. Andrew wurde nervös und nippte an seinem Glas.

 

„Die Kleine deine Freundin?“ fragte der junge Mann und deutete mit dem Kopf in Dawns Richtung.

 

„Äh… Ne-ein. Hab Kei-kei-keine“, stotterte Andrew.

 

„Nett!“ antwortete der junge Mann und amüsierte sich über Andrews Nervosität.

 

****

 

Die Drei räumten einige große Holz- und Schuttteile zur Seite und legten somit einen Weg nach oben frei. Auf den ersten Blick war es nicht zu erkennen, dass hier eine Treppe nach oben führte, doch Buffy war es aufgefallen, und hatte deshalb die beiden anderen zu sich gerufen.

 

Als die Treppe frei war, fielen ihnen auch hier Blutspuren auf. Langsam wurde das Ganze sehr unheimlich.

 

„Faith, du bleibst am besten hier und warnst uns, falls jemand kommen sollte. Wir beiden gehen nach oben und sehen uns dort einmal um“, ordnete Buffy an, und schritt über die Stufen nach oben. Dicht gefolgt von Spike, während Faith unten alles im Auge behielt.

 

Oben angekommen, begegnete ihnen dasselbe Chaos wie unten. Alte Matratzen, ein kaputter Fernsehern, eine verschmutzte kaputte Badewanne und lauter Papier und Schutt teile waren hier am Boden verstreut. Vorsichtig schritten Buffy und Spike durch das Chaos.

 

Ihnen fiel eine Tür auf, der sie sich schließlich näherten. Buffy öffnete sie und ging achtsam hinein. Der Raum dahinter beherbergte das gleiche Chaos wie der Rest des Hauses. Spike folgte ihr und blieb dicht hinter ihr stehen.

 

„Könnte das vielleicht ein Vampirnest sein?“ fragte ihn Buffy.

 

„Dem Chaos nach schon, aber ich glaube nicht, dass es ein Vampirnest ist.“

 

„Warum nicht?“

 

„Ich weiß nicht. Das hier ist einfach zu abgefuckt. Nicht einmal Vampire würden sich hier wohlfühlen.“

 

Buffy wollte dazu noch etwas sagen, wurde jedoch von einem plötzlichen Geräusch abgehalten. Buffy und Spike blickten sofort in die Richtung, aus der sie das Geräusch gehört hatten. Es war wie ein Knarren von Holzdielen. Als wenn noch jemand hier wäre. Als sie in einer dunklen Ecke im Schatten etwas vorbeihuschen sahen, eilten beide gleichzeitig in diese Richtung. Doch dies stellte sich als Fehler heraus. Begleitet von einem lauten Krachen, brach unter ihnen der Boden zusammen, und sie stürzten hinab.

 

****

 

Andrew wurde immer nervöser. Der junge Mann neben ihm hatte eine sehr anziehende Wirkung auf ihn. Er war leger gekleidet mit einem weißen Shirt und hellblau ausgewaschenen und zerrissenen Jeans. Sein hellbraunes kinnlanges Haar hing ihm sexy ins Gesicht. Leuchtend grüne Augen starrten Andrew immer wieder an, was ihm weiche Knie bereitete. Nervös nippte er noch immer an seinem Glas, obwohl es schon längst leer war. Der junge Mann neben ihm lächelte verführerisch und fragte:

 

„Darf ich dir einen Drink ausgeben? Deiner scheint leer zu sein.“

 

Erst jetzt bemerkte Andrew, dass er an einem leeren Glas nippte und stellte es verlegen zur Seite.

 

„Ja ge-ge-gern“, antwortete er aufgeregt.

 

Bertolin verstand Andrews Nervosität anfangs nicht. Verwundert hatte er beobachtete, wie Andrew sich verhalten hatte. Doch langsam ging ihm ein Licht auf. Andrew zeigte schon immer mehr Interesse an Männern als an Frauen. Dies war ihm oftmals bei gemeinsamen Fernsehabenden aufgefallen, wo Andrew oft über so manchen Schauspieler schwärmte. Er wollte Andrew helfen und beschloss etwas gegen seine Nervosität zu tun. Kobolde verfügen nicht über sehr große Zauberkräfte, aber dennoch haben sie Mittel und Wege Menschen zu beeinflussen. Als der junge Mann Andrew einen neuen Drink reichte, streute Bertolin unbemerkt etwas darin hinein, was ihm seine Unsicherheit gewiss nehmen würde.

 

Dawn hatte ihre Suche schon beinahe aufgegeben, als sie noch einen letzten Blick nach hinten zu den Toiletten wagte. Aber auch dort fand sie keine Spur oder einen Hinweis auf ihre Freundin. Jedoch entdeckte sie dort einen Hintereingang, durch den sie hinausging, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Sie befand sich in einer feuchten Gasse, wo sich zwei große Müllcontainer befanden. Hier draußen war es ihr dann aber doch zu unheimlich, weswegen sie rasch wieder hineingehen wollte. Als sie die Türklinke bereits in der Hand hatte, wurde sie durch eine kräftige Hand auf ihrer Schulter aufgehalten. Erschrocken schrie Dawn auf, und fuhr herum, um zu sehen, wer hinter ihr stand.

 

****

 

Faith war nach oben geeilt und hatte das große Loch im Boden entdeckt. Sie rief nach Buffy und Spike, doch niemand antwortete ihr. Besorgt blickte sie sich um und eilte dann wieder hinunter, um zu sehen, wo die beiden hinab gestürzt waren. Sie stellte fest, dass sich in der unteren Etage kein Zugang zu dem Teil des Hauses befand, wo die beiden durchgebrochen waren. Faith versuchte eifrig einen Weg zu finden, um in diesen Teil des Hauses zu gelangen.

 

****

Buffy und Spike waren mindestens zwei Etagen nach unten in einem großen Haufen Stroh gestürzt und befanden sich ganz offensichtlich unter dem Haus. Stöhnend rappelten sich die beiden erst einmal auf und sahen sich um. Zu ihrem Schrecken mussten sie feststellen, dass die beiden in eine Falle getappt waren und sich nun in einem großen eisernen Käfig befanden, dessen Gitterstäbe bis hinauf zur Decke ragten

 

„Das gefällt mir gar nicht!“ bemerkte Buffy besorgt und sah sich weiter in dem Raum um, in dem sie sich befanden.

 

Vor ihnen im Raum stand ein schmaler länglicher Tisch, der etwa die Größe eines ausgewachsenen Menschen hatte und der überall mit Blut verschmiert war. An der Wand befand sich eine kleine Küchenzeile, auf dessen Arbeitsfläche einige scharfe und überraschend saubere Messer und Gerätschaften herumlagen. Spike kannte viele dieser Gerätschaften und wusste genau, wozu sie gut waren. Sie beide waren direkt in eine kleine gut eingerichtete Folterkammer gefallen. Buffy deutete auf die Gerätschaften und fragte nach:

 

„Wozu sind diese Dinger gut?“

 

„Glaub mir Liebes, das willst du jetzt nicht wissen“, antwortete Spike und sah sich weiter um.

 

Angrenzend an ihr Gefängnis befand sich ein weiterer Käfig, der scheinbar leer war. Nur etwas Stroh war dort ebenfalls verteilt. Doch plötzlich regte sich der Strohhaufen und ein ängstlicher Kopf lugte hervor. Spike stieß Buffy an und deutete auf das Mädchen, das sich nebenan im Stroh versteckte.

 

Buffy trat an die Gitterstäbe heran und sprach auf das Mädchen ein:

 

„Keine Angst, wir werden dir helfen. Wir holen dich hier raus.“

 

Das Mädchen antwortete nicht, sondern lachte leise und hysterisch. Sie glaubte nicht daran, dass die beiden Neuankömmlinge ihr helfen könnten. Sie hatte gesehen, wer hier in diesem Haus wohnte und wusste genau, dass einer von ihnen bald das nächste Opfer sein würde.

 

Eine Tür würde geöffnet, und Buffy erhob sich, um zu sehen, wer hereinkam. Das Mädchen versteckte sich sofort wieder unter dem Stroh. Buffy und Spike besahen sich angewidert den vermutlichen Hausherrn.

 

Von der Statur wirkte er wie ein erwachsener Mann. Jedoch war sein Gesicht entstellt und zeigte kaum normale Züge auf. Die Nase war nach oben gezogen und der Mund schief. Schiefe Zähne ragten heraus. Oder vielmehr einzelne Zahnstumpen. Die Augen waren nicht wie bei einem normalen Menschen neben einander, sondern eines war viel weiter unten als das andere. Wodurch das ganze Gesicht verzerrt wirkte. Er hatte kaum Haare. Doch sein Kahler Kopf war nicht rasiert, sondern schien von Haus aus kaum Haare zu beherbergen, denn vereinzelte Härchen hingen ihn lang und strähnig herab und verstärkten das schmuddlige Aussehen dieses Kerls. Über und über wirkte er verdreckt und ein unangenehmer Geruch ging von ihm aus. Das einst wohl weiße T-shirt, das er trug war eher bräunlich gefärbt und hatte viele Löcher. Ebenso wie die ursprünglich mal blaue Arbeitshose. Seine Hände wirkten sehr kräftig und waren ähnlich entstellt wie sein Gesicht. 

 

Dieser entstellte Kerl besah sich den Zuwachs in seinem Käfig. Buffy und Spike wichen einen Schritt zurück. Doch weniger aus Angst, als vor Ekel, da ihnen der Gestank der Kreatur entgegenfiel.

 

Der Kerl murmelte irgendetwas vor sich hin, was nicht direkt als Sprache zu erkennen war. Buffy fragte Spike leise:

 

„Ist das ein Dämon? Kennst du die Sprache, die der Kerl spricht?“

 

„Wenn ich mich nicht gewaltig täusche, dann war es unsere Sprache, die er gerade benutzt hat, nur spricht dieses Ding so undeutlich, dass man es kaum versteht. Ich hab noch nie zuvor so was wie den hier gesehen. Was immer es ist, es ist kein Dämon“, stellte Spike leise fest.

 

Wieder sprach der Kerl etwas Unverständliches. Diesmal jedoch lauter, woraufhin noch jemand den Raum betrat. Rein vom äußerlichen hätte man meinen können, dass es sich hierbei um eine Frau handelt, sicher war dies jedoch nicht, da diese ebenso unkenntlich entstellt aussah, wie der Kerl, der vor dem Käfig stand. Da ja bekanntlich alle guten Dinge Drei sind, betrat eine weitere Person den Raum. Dies schien wiederum ein Mann zu sein. Etwas kleiner und schmächtiger, aber nicht minder Kräftig wirkend wie der Erste.

 

„Wie schön! Sieht aus, als wäre das eine ganze Familie“, stellte Spike sarkastisch fest und suchte nach einer Fluchtmöglichkeit.

 

„Ja, das scheint mir auch so“, stimmte Buffy zu und machte sich schon mal auf einen Kampf gefasst.

 

Der Kerl am Käfig ging weiter zur zweiten Käfigtüre, und steckte dort bereits den Schlüssel in das Schloss.

 

„Hey du Widerling! Warum kommst du nicht hier rein?“ provozierte ihn Buffy, um zu verhindern, dass er sich das Mädchen holen würde.

 

Der Kerl zögerte und näherte sich dann Buffys und Spikes Käfigtüre.

 

„Bist du bereit?“ flüsterte Buffy Spike zu.

 

„Yeah! So bereit, wie man nur sein kann.“

 

Als der Kerl die Käfigtüre nach außen hin einen Spalt breit öffnete, sprang Buffy gegen die Türe und schleuderte den Typen rücklings gegen die Wand. Sofort eilten die Beiden aus dem Käfig und stellten sich dem Kampf. Die Frau und der kleinere Mann stürzten sich sofort auf Buffy, die sie gekonnt in Schach hielt. Sie waren zwar kräftig, aber bei weitem nicht so kräftig wie Vampire oder Dämonen. Eher wie überdurchschnittlich kräftige Männer. Der erste Kerl hatte sich wieder aufgerappelt und näherte sich Spike, der sich ohne Furcht gegen ihn stellte und ihm einen geraden Kinnhaken verpasste.

 

****

 

Andrew unterhielt sich angeregt mit dem jungen Mann neben ihm. Das Mittel, das Bertolin ihm in seinen Drink gemixt hatte wirkte wahre Wunder. Andrew hatte alle Scheu verloren und flirtete ungehemmt mit seinem Gegenüber. Dessen Name war Martin Ricks. Er studierte an der hiesigen Universität Kunst und Geschichte. Er war sich über sein späteres Berufsziel noch nicht im Klaren und nützte seine Studienzeit eher für Parties und andere Dummheiten. Die anfangs schüchterne Art und das jetzige lockere Verhalten von Andrew reizten ihn sehr, weswegen er all seinen Charme spielen ließ und heftig mit ihm flirtete. Schon seit einigen Jahren interessierte er sich nur für Männer und Andrew war genau sein Typ.

 

Bertolin nervte diese Flirterei ein wenig. Er konnte das umständliche Paarungsverhalten der Menschen nicht verstehen. Bei Kobolden war das ganz anders und viel einfacher. Es passiert nur alle hundert Jahre, dass ein Kobold einer Kobolddame begegnet, dabei verschwenden die beiden dann keine Zeit mit Paarungsritualen oder mit Unterhaltung. Die Paarung wird rasch vollzogen und dann geht jeder wieder seinen eigenen Weg. Dies erschien Bertolin als einzig wahres Fortpflanzungsverhalten und hatte sich in seiner Spezies seit Jahrhunderten bewehrt. Gelangweilt saß er auf Andrews Schulter und sah sich gähnend um. Dann fiel ihm auf, dass Dawn schon seit einer ziemlich langen Zeit nicht mehr aufgetaucht war. Das war durchaus besorgniserregend. Deshalb sprach er Andrew leise ins Ohr, sodass nur dieser es hören konnte:

 

„Meister, sollten wir nicht nach dem Mädchen sehen? Sie ist schon ziemlich lange fort.“

 

Andrew erinnerte sich an Dawn und plötzlich wurde auch ihm bewusst, dass sie schon seit mindestens einer Stunde nicht mehr bei ihm an der Bar war. Er entschuldigte sich umständlich bei Martin und suchte nach Dawn.

 

****

 

„Miss, dürfen wir fragen, was sie hier vorhaben?“ drang eine Stimme von hinten zu Faith.

 

Faith war außen ums Haus herumgegangen und suchte von dort einen Eingang ins innere des Kellers, da sie dort Buffy und Spike vermutete. Sie drehte sich nach der Stimme um und erblickte zwei uniformierte Polizeibeamte, die sie erwartungsvoll anblickten.

 

‚Na toll!’, dachte sich Faith und überlegte angestrengt, was sie den Polizisten sagen sollte.

 

„Ich suche nach meiner Katze! Sie ist in dieses Haus gelaufen, und ich hänge sehr an dem Vieh.“

 

„Dies hier ist keine sichere Gegend. Wir müssen sie bitten das Gelände zu verlassen.“

 

„Äh... Das geht nicht. Ich muss meine Katze retten. Sie ist mein ein und alles“, versuchte Faith die Beamten zu überzeugen. Diese wirkten jedoch nicht so, als ob sie ihr Glauben schenken würden, also griff Faith zu Plan B.

 

„OK, Jungs. Ich geb’s zu. Ich hab keine Katze, aber es ist wirklich, wirklich sehr wichtig! Ich muss da unten rein. Wenn es hier tatsächlich so gefährlich ist, dann wäre es doch eine gute Idee, wenn ihr mich begleiten würdet.“ meinte Faith und flirtete dabei heftig mit den Beamten, indem sie betont an den Lippen leckte und ihre Hüften schwang. Diesen Reizen konnte bisher noch kaum ein Mann widerstehen, weshalb die Beamten auch sofort unruhig wurden.

 

„Tut mir Leid Miss, aber wir haben unsere Befehle. Wir sind im Dienst.“

 

„Ja verdammt, das bin ich auch! Dort unten sind Menschen in Gefahr. Das ist kein Witz! Entweder Sie helfen mir, oder Sie lassen mich in Ruhe!“ meinte Faith trotzig, nachdem auch der Flirt nichts gebracht hatte.

 

„Miss, ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Irreführung von Polizeibeamten strafbar ist.“

 

„Ja, ja ich weiß. Ich will dich nicht irreführen. Kommt schon, dann werde ich es Euch beweisen“, erklärte Faith direkt. Ohne auf eine Antwort der Polizisten zu warten, entfernte sie eine Kiste an der Hausmauer und entdeckte wie erwartet ein kleines Kellerfenster. Sie trat es mit dem Fuß ein und kickte die Glasscherben zur Seite. Kampfgeräusche drangen aus dem Innern. Faith verlor keine weitere Zeit und kletterte sofort hinab in den Keller.

 

Die beiden Polizisten sahen sich eine Weile ratlos an und wussten nicht recht, was sie tun sollten. Als auch sie die Kampfgeräusche vernahmen, folgten sie der unbekannten Frau.

 

Faith eilte sofort in den Raum, aus dem die Geräusche kamen und traf direkt auf Buffy und Spike, die gerade mit den Hausbesitzern kämpften. Buffy hatte ihre beiden Gegner gut im Griff. Einer davon war so gut wie erledigt. Nur die Frau wehrte sich noch heftig. Spike hatte leichte Schwierigkeiten mit dem riesigen Kerl, schlug sich aber dennoch tapfer. Faith verpasste Buffys zweiten Gegner einen kräftigen Schlag von hinten ins Genick, wodurch der kleinere Kerl ausgeschaltet wurde. Buffy war erfreut Faith zu sehen und grüßte sie mit einem kurzen Lächeln. Da Buffy mit ihrem Gegner sehr gut zurecht kam und diesen sicher mit wenigen Schlägen außer Gefecht setzen würde, eilte Faith zu Spike und fragte nach:

 

„Darf ich abschlagen?“

 

„Gerne. Der Kerl ist ein schrecklicher Tänzer“, witzelte Spike zurück und war ebenfalls erfreut die Jägerin zu sehen.

 

Während die seine beiden Begleiterinnen die Hausbesitzer erledigten, befreite Spike das Mädchen aus ihrem Käfig. Erleichtert und noch unter Schock stehend, fiel sie Spike um den Hals und klammerte sich fest an ihn. Durch die nervliche Belastung fing sie an zu weinen. Spike fuhr ihr beruhigend über den Rücken und hielt sie fest.

 

„Schscht…. Schon gut. Alles ist in Ordnung. Es wird dir nichts passieren. Wie heißt du Kleines?“

 

„Michelle“, antwortete sie unter Tränen.

 

„Michelle? Dann bist du Dawns Freundin?“ fragte Spike nach.

 

„Ja, ich geh mit ihr zur Schule. Woher kennen Sie sie?“

 

Spike lächelte sie aufmunternd an und antwortete: „Sie ist ein Teil meiner Familie.“

 

So ganz konnte Michelle zwar nichts mit der Antwort anfangen, aber als sie in seine Augen blickte, erinnerte sie sich an Dawns Erzählungen über Spike. Der wohl die schönsten blauen Augen besaß, die sie jemals gesehen hatte.

 

Die beiden Gegner gingen zu Boden und die Polizeibeamten traten in Deckung haltend und mit Pistolen bewaffnet den Raum. Buffy richtete einen fragenden Blick auf Faith, worauf diese meinte:

 

„Ein bisschen Verstärkung schadet nie.“

 

Beide mussten lachen, da jeder von ihnen wusste, dass die Polizei bei einer echten Bedrohung durch Dämonen kaum hilfreich war.

 

****

 

Andrew hatte alles nach Dawn abgesucht, aber sie nirgends gefunden. Sein Weg führte ihn ebenfalls nach hinten zu den Toiletten, wo auch er schließlich auf die Hintertür traf. Er fürchtete sich zwar davor, was sich hinter dieser Tür befinden könnte, aber noch mehr fürchtete er sich vor Buffy und Spike, die ihm sicher die Hölle heiß machen würden, wenn er Dawn nicht lebend zurückbringen würde.

 

„Andrew, was machst du hier?“ meinte Dawn entsetzt und wich sofort von dem jungen Mann, in dessen Armen sie sich eben noch befunden hatte.

 

Sie hatte hier zufällig Pitt Brady getroffen und sich nicht mehr von ihm trennen können. Sie hatten die Zeit völlig vergessen und sich lange unterhalten und schließlich innig geküsst. Nun fühlte sie sich von Andrew ertappt und hielt nervös Abstand von Pitt.

 

„Wer ist das? Ist das dein Freund?“ fragte Pitt verwirrt und zugleich enttäuscht.

 

„Was Andrew? Nein niemals! Er ist ein Freund der Familie.“

 

„Ich dachte du hast keine Familie.“

 

„Klar hab ich eine Familie“, antwortete Dawn stolz.

 

„Ganz Recht und diese Familie wird ziemlich sauer sein, wenn sie vor uns nachhause kommen!“ lenkte Andrew auf seine Armbanduhr deutend ein, da es schon ziemlich spät war.

 

„Ups. Du hast Recht. Würdest du mich noch eine Sekunde entschuldigen? Ich komme sofort.“

 

„OK, ich bin an der Bar und warte, aber beeil dich“, mahnte Andrew ungewöhnlich streng. Das Mittel von Bertolin wirkte noch immer und schenkte ihm viel Selbstvertrauen. Er ließ die Beiden alleine und ging zurück an die Bar.

 

Während sich Dawn mit einem letzten Kuss von Pitt verabschiedete, tauschte Andrew rasch Telefonnummern mit Martin aus und versprach später anzurufen. Zum Abschied griff Martin nach Andrews Hand, zog ihn zu sich und küsste ihn auf den Mund. Es war nur ein kleiner Kuss auf die Lippen, der jedoch großes in Andrew bewirkte. Seine Knie wurden weich und er glaubte alles um ihn herum würde sich zu drehen beginnen. Als sich Martin von ihm löste und davonging, schaute Andrew verträumt hinter ihm her.

 

****

 

Michelle klammerte sich noch immer fest an Spike und ließ erst los, als sie direkt vor ihrem Zuhause standen. Mutter und Tochter fielen sich erleichtert um den Hals. Buffy und Spike ließen die Beiden alleine und machten sich auf den Weg nachhause. Faith hatte sich schon längst verabschiedet. Sie hatte noch etwas sehr wichtiges zu erledigen. Sie musste unbedingt noch mit jemanden sprechen, uns sich bei demjenigen entschuldigen. Spikes kleine Rede hatte ihr vieles klar werden lassen, und sie entschloss für sich, das Risiko einzugehen mit Robin vielleicht doch glücklich zu werden. Wissen konnte man ja nie.

 

****

 

„Hallo, Babe“, grüßte Faith Robin, der noch zu später Stunde vor dem Fernseher lungerte.

 

Voller Hoffnung blickte Robin auf seine große Liebe. Er hatte sich so sehr gewünscht, dass sie zu ihm zurückkommen würde.

 

„Honey?“ fragte er hoffnungsvoll und wartete, was als nächstes passieren würde.

 

Faith hatte sich schon den ganzen Weg hier her passende Worte zurecht gelegt, doch jetzt viel ihr nichts passendes mehr ein. Robin stand langsam auf und näherte sich ihr, bis sie sich direkt gegenüber standen und sich in die Augen blickten.

 

Statt unnötige Worte zu verschwenden, fiel Faith ihm um den Hals und zeigte ihm, wie sehr sie ihn liebte. Sie stürzte sich regelrecht auf seine Lippen und ließ ihm kaum Luft zum atmen. Mit der gleichen Intensität begegnete er ihr und hob sie von ihren Beinen, um sie in ihr gemeinsames Schlafzimmer zu tragen.

 

 

 

****

 

Zufrieden über die erfolgreiche Rettungsaktion kamen Buffy und Spike zuhause an. Dort stellten sie überrascht fest, dass Andrew und Dawn noch auf waren.

 

„Ihr seid noch auf? War irgendwas los?“ fragte Buffy nach.

 

„Nein gar nichts! Wir wollten gerade zu Bett gehen“, antwortete Dawn sofort.

 

„Oh, na dann gute Nacht“, erwiderte Buffy.

 

„Gute Nacht“ antwortete Dawn rasch und machte sich eilig auf den Weg zur Treppe.

 

„Interessiert es dich gar nicht, ob wir Michelle finden konnten?“ fragte Spike nach. Ihm fiel auf, dass Dawn etwas zu schnell das Weite suchte.

 

„Äh doch natürlich! Habt ihr sie gefunden?“ fragte Dawn gleich darauf nach.

 

„Ja haben wir“, antwortete Buffy.

 

„Ehrlich? Geht es ihr gut? Ist sie in Ordnung? Wo ist sie?“ wollte sie nun unbedingt wissen. Ihr schlechtes Gewissen wegen Pitt war beinahe verflogen. Sie machte sich nur noch um Michelle Gedanken.

 

Buffy und Spike lächelten sich gegenseitig an. Sie hatten beide erkannt, dass Dawn etwas ausgefressen hatte, und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie es erfahren würden. Doch der Abend war zu schön, um ihn sich verderben zu lassen, weshalb Spike einfach antwortete:

 

„Ihr geht es gut. Sie ist zuhause bei ihrer Mutter. Du kannst sie morgen besuchen gehen.“

 

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Willow checkte in den darauffolgenden Tagen die Polizeiakten und brachte einiges über die dubiosen Kerle in Erfahrung. Es handelte sich dabei um einen Familienklan, der schon seit vielen Generationen abgeschieden von der Zivilisation in diesem Haus wohnte. Die vielen körperlichen Entstellungen waren vermutlich erblich bedingt und wurden durch jahrelangen Inzest und dem Einfluss des Höllenschlundes verstärkt. Im Keller des Hauses wurden viele Leichenteile von Menschenopfern entdeckt. Es wurde vermutet, dass sich diese Familie von dem Fleisch ihrer Opfer ernährt hatte. Daher reichte die Zahl ihrer Opfer vermutlich weit über die entdeckten Leichen hinaus. Michelle hatte großes Glück, dass Buffy und Spike sie aus diesem Keller befreien konnten.

 

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Folge 17