Folge 12

Chepre

 

Buffys Freunde hatten vergeblich die ganze Stadt abgesucht, ohne sie zu finden. Nacheinander trafen sie wieder im Haus ein und hofften, dass einer der Anderen sie vielleicht gefunden hätte. Die Sonne war schon lägst am Horizont verschwunden, und Willow fürchtete dass es schon zu spät sei. Buffy wollte gleich nach Sonnenuntergang das Amulett zerstören. Und dieser war bereits seit mehr als zwei Stunde vorüber. Mina und Xander waren die letzten, die zuhause ankamen und ebenfalls keine Spur von Buffy gefunden hatten. Die beiden waren auch an einem Hügel gewesen, der auf Kennedys Beschreibung zutraf, aber auch dort war keine Spur von Buffy zu finden.

 

Gemeinsam mit den vier Hexen, die ebenfalls noch da waren, warteten nun alle darauf, dass Buffy nach Hause kommen würde.

“Warum wolltet ihr denn verhindern, das B. das Amulett zerstört? Ich dachte es sei gefährlich“, fragte Faith.

 

Willow erklärte: „Wir hätten eine Möglichkeit gehabt Spike zu helfen.“

 

„Wie denn?“ fragte Faith erneut.

 

„Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Und am besten wir sagen es Buffy auch nicht, wenn sie nachhause kommt. Es ist besser sie weiß es nicht.“

 

„OK, wenn das so ist, dann ist es besser wenn wir dann mal auf Streife gehen. Ich hatte Buffy versprochen mich darum zu kümmern, wenn sie uns hier alle vorfindet, wundert sie sich nur“, meinte Kennedy.

 

Daraufhin wollten Kennedy, Faith und Mina sich gerade auf den Weg zur Vampirjagd machen, als plötzlich jemand die Haustüre öffnete. Jeder blickte erwartungsvoll auf die Türe, jedoch war es nicht Buffy sondern Dawn, die nachhause kam. Diese wunderte sich über den wahren Menschenauflauf und wollte wissen was los sei.

 

Willow klärte sie kurz über alles auf, woraufhin Dawn verwundert meinte: „Aber Buffy sitzt doch draußen auf der Veranda!“

 

„Was?“ fragten mehrer gleichzeitig nach.

 

„Ja, Buffy sitzt draußen auf der Veranda. Ich wollte zu ihr gehen und mit ihr sprechen, aber sie wollte lieber allein sein. Deshalb kam ich rein.“

 

Willow fürchtete schlimmstes. Sicher war Buffy traurig und wollte deshalb allein sein. Sie ging nach draußen um nach ihrer Freundin zu sehen. Vielleicht könnte sie sie trösten.

 

Buffy saß nachdenklich auf der Hollywoodschaukel und wippte etwas hin und her.

 

„Buffy? Geht es dir gut?“ begann Willow vorsichtig zu fragen.

 

„Ja. Es geht mir gut.“

 

„Hast du...? Das Amulett, hast du es zerstört?“

 

„Nein.“

 

Erleichtert atmete Willow aus!

 

„Dann ist Spike noch bei dir?“ fragte sie aufgeregt nach.

 

„Ja, aber weshalb bist du so aufgeregt? Willow was ist los?“ wollte Buffy wissen, als sie sah wie aufgeregt Willow auf ihre Antwort reagiert hatte.

 

Auch Spike war sehr verwundert über Willows Aufregung und sah ungläubig auf die Hexe.

 

„Das ist großartig! Komm schnell rein, ich erkläre dir gleich alles!“

 

„Großartig? Ich dachte ihr wärt bestimmt enttäuscht von mir, dass ich das Amulett doch nicht zerstört habe.“

 

„Unsinn! Komm schon, dann verstehst du was ich meine!“

 

Verwundert folgte Buffy ihrer Freundin. Und auch Spike folgte den beiden ziemlich skeptisch und meinte noch zu Buffy: „ Pass lieber auf, Liebes! Irgendwas stimmt hier nicht. Der Rotschopf hat sich noch nie so wegen mir gefreut“, woraufhin Buffy nur die Augen verdrehte.

 

****

 

Drinnen wunderten sich Buffy und Spike nur noch mehr über die vielen Leute, die hier versammelt waren. Alle ihre Freunde waren hier. Und vier weitere Frauen, die sie nicht kannten. Buffy tauschte einen fragenden Blick mit Spike aus und fragte sich was das hier alles sollte.

 

Endlich fing Willow an zu erklären: „Buffy, das sind Annabelle, Jenny, Maria und Melissa. Das sind die Hexen, von denen ich dir erzählt hatte. Sie sind gar nicht so unerfahren, wie ich gedacht hatte. Sie sind sogar richtige Profis, wie ich mittlerweile weiß. Und sie kennen einen Weg, um Spike zu helfen. Es gibt einen Zauber, der Spike von dem Amulett trennt und seine Seele wieder in einen Körper steckt.“

 

„Was? Wie? Einen Körper? Wie? Ich meine... Wie?“ stotterte Buffy ungläubig. Und auch die anderen waren sehr über diese Nachricht erstaunt. Einschließlich Spike, der nun aufmerksam und neugierig zuhörte.

 

„Genau weiß ich auch nicht wie es funktionieren soll“, meinte Willow und sah dabei hilfesuchend auf Annabelle, die dann weiter erläuterte: „Es ist ein Zauber. Keine leichte Angelegenheit. Dazu bedarf es die Kräfte von mehr als nur einer Hexe. Aber wir sind alle bereit euch zu helfen. Da es ein sehr alter Zauber ist, der euren Freund an das Amulett bindet, benötigen wir auch die Hilfe von einer ebenso alten und mächtigen Macht. Wir werden versuchen Chepre zu rufen. Er ist ein ägyptischer Gott, ähnlich wie Geb. Mann nennt ihn auch Gott der Morgensonne, der Schöpfung und Wiedergeburt. In manchen Büchern ist die Rede von gefangenen Seelen in der Zwischenwelt oder in magischen Reliquien, die mit Chepres Hilfe befreit werden konnten. Mit seiner Hilfe werden wir versuchen die Seele deines Freundes aus dem Amulett zu befreien, und wenn Chepre uns gnädig ist, wird er ihm seinen alten Körper zurückgeben und wieder zum Leben erwecken.“

 

„Unleben“, berichtigte Xander.

 

„Wie bitte?“

 

„Spike war kein Mensch als er in dem Amulett gefangen wurde. Er war ein Vampir mit Seele. Also lebte er nicht wirklich. Er war bereits tot. Besser gesagt untot“, erläuterte Buffy genauer.

 

„Wie auch immer. Ich glaube das spielt keine Rolle. Wenn ihr wollt, würden wir alle Vorbereitungen treffen, um den Zauber baldigst sprechen zu können. Also was meint ihr?“

 

Dies alles hörte sich wie ein Märchen für Buffy an. Sie konnte nicht so recht glauben, was ihr diese Annabelle gerade alles erzählt hatte. Spike war eher skeptisch. Er hielt nicht so viel davon, dass jemand mit einem Zauber an ihm herum experimentieren wollte.

 

Buffy blickte ihn an und fragte: „Was sagst du?“

 

„Was, hab ich etwa ein Wort mitzureden bei der Sache?“

 

„Sicher, schließlich geht es ja um dich.“

 

Spike blickte herab auf seinen nicht mehr vorhandenen Unterkörper, denn er hatte sich bereits bis zur Brust aufgelöst und kommentierte: „Ich schätzte es ist egal was bei dem Zauber passiert. Ich löse mich sowieso gerade auf, also könnt ihr meinetwegen gerne versuchen diesen Zauber zu sprechen. Vielleicht klappt es ja.“

 

„Spike ist einverstanden“, verkündete Buffy den anderen.

 

„Gut, dann werden wir gleich alles vorbereiten. Es wird noch etwas dauern, aber ich denke morgen schon könnten wir soweit sein“, erklärte Annabelle.

 

„Viel Zeit haben wir nicht mehr! Spike löst sich immer mehr auf. Er besteht jetzt bereits nur noch aus einem Oberkörper. Also bitte beieilt euch.“

 

„In Ordnung. Wir machen so schnell es geht. Wir fangen sofort an. Willow, würdest du uns begleiten? Dann können wir zusammen den Zauber durchgehen.“

 

„Klar! Ich komme mit“, erwiderte Willow. Und die Hexen machten sich sogleich auf den Weg zu Melissas Wohnung, wo die Bücher und einige Zutaten waren, die sie brauchen würden. Giles bot sich an ebenfalls zu helfen und folgte ihnen.

 

Als Giles und die Hexen das Haus verlassen hatten, fragte Kennedy nach: „Buffy, wieso hast du das Amulett eigentlich doch nicht vernichtet?“

 

Buffy sah kurz auf Xander und überlegte, ob sie von ihrem Traum berichten sollte. Er schien völlig fasziniert von Mina zu sein. Eine Erwähnung von Anya würde ihn bestimmt verletzten. Als aber auch Xander und Dawn neugierig nachhakten und wissen wollten weshalb sie es doch nicht getan hatte fing sie schließlich an zu erzählen: „Ich hatte vergangene Nacht einen Traum. Anya war mir begegnet. Sie sagte ich solle allein auf mein Herz hören und nicht auf das was Andere mir sagen. Als ich dann den Hammer in der Hand hatte und zuschlagen wollte fragte ich mein Herz und es sagte mir, dass ich es nicht tun sollte. Und dass ich nicht auf das hören sollte, was ein seltsames Wesen in einem Rotkäppchenkostüm versucht hatte mir einzureden. Mir kam es plötzlich sehr komisch vor, weshalb dieses Ding so sehr darauf beharrte, dass ich das Amulett zerstöre. Vielleicht ist Spikes Verschwinden nur eine List, die mich dazu bringen soll das Amulett zu zerstören, was aber dann irgendwelche bösen Auswirkungen hat. Ich weiß auch nicht genau. Jedenfalls konnte ich es nicht mehr tun. Ich zog mit dem Hammer aus und schlug daneben.“

 

„Du hast mit Anya gesprochen?“ fragte Xander nach und ihm waren die schmerzlichen Erinnerungen deutlich anzusehen.

 

„Ja Xander. Ich soll dir von ihr ausrichten, dass es ihr gut geht. Das hat sie jedenfalls gesagt.“

 

Xander kämpfte mit seinen Tränen. Er wollte nicht vor den anderen weinen, weshalb er das Wohnzimmer verließ und noch oben in sein Zimmer flüchtete.

 

„Wer ist Anya?“ fragte Mina nach. Sie hatte deutlich bemerkt wie Xander auf diesen Namen reagiert hatte.

 

„Lass uns auf Streife gehen. Ich erzähl dir dann wer Anya war. OK?“ meinte Kennedy daraufhin.

 

„OK.“

 

Kennedy richtete einen fragenden Blick auf Faith und meinte: „Was ist mit dir? Hast du Lust ein paar Dämonen zu vermöbeln?“

 

„Sicher! Da sag ich nicht nein“, gab diese zur Antwort und gemeinsam wollten sie gerade das Haus verlassen, als Buffy fragend einwarf: „Soll ich nicht mitkommen?“

 

„Nein, nein B. drei Jägerinnen sind schon genug in dieser Stadt. Wir wollen den Bösewichten doch wenigstens ’ne kleine Chance zum Überleben lassen, sonst macht das ganze keinen Spaß. Also bleib ruhig hier und kümmere dich um deinen privaten Blutsauger.“

 

Mit diesen Worten zwinkerte Faith ihr frech zu und schwang sich mit den anderen Jägerinnen aus dem Haus. Buffy war erst etwas verärgert über deren Aussage über Spike, musste aber dann selbst darüber lachen und war eigentlich sogar ganz froh nicht auf Jagd gehen zu müssen. Sie freute sich darauf den Abend gemütlich mit ihrer Schwester und mit einem halben Spike verbringen zu können. Einmal ganz ohne Jägerinnenstress.

 

Direktor Wood verabschiedete sich ebenfalls und fuhr zurück in sein Appartement.

 

Bevor Buffy es sich auf der Couch gemütlich machte sah sie noch nach oben zu Xander. Sie leistete ihm Gesellschaft und erzählte ihm alles von ihrem Traum. Das rief zwar schmerzliche Erinnerungen in ihm hervor, aber er war auch froh zu hören, dass es ihr gut ging, dort wo sie jetzt war. Er war Buffy sehr dankbar, dass sie bei ihm war und ihm alles erzählte.

 

Buffy war froh darüber, dass sie doch noch in letzter Sekunde entschieden hatte das Amulett nicht zu zerstören. Sie hoffte jetzt nur, dass die Hexen den Zauber bald durchführen würden, bevor Spike sich doch noch auflösen würde.

 

****

 

Aurelius der Alte ging in seiner menschlichen Gestalt zurück zu seiner privaten Residenz. Unbemerkt von dem regen Nachtleben, das nur wenige Straßen weiter die Stadt beherrschte, ging er durch die magische Türe, die für das menschliche Auge nicht zu erkennen war. Sein untertäniger Diener, der in seiner Gestalt eher einem Totengräber glich empfing ihn sogleich, als hätte er ihn bereits erwartet, nahm ihm seinen langen schwarzen Mantel ab und brachte ihm kurz darauf ein silbernes Tablett, auf dem ein prunkvoll verziertes Kristallglas stand, welches mit einem sehr alten und edlen Wein gefüllt war. Aurelius setzte sich wieder in den alten Sessel und beobachtete die magische lodernde Flammen, die vor ihm in dem Kamin hin- und herflackerten, ohne den Raum merklich zu wärmen.

 

Er hatte die letzte Zeit fast ausschließlich in dem Haus verbracht, in dem er die rothaarige Hexe beobachten konnte. Er war seht beeindruckt von ihren Kräften gewesen. Er konnte sogar in seiner katzenhaften Gestalt wahrnehmen wie stark und mächtig sie war. Keine andere Hexe, der er in seiner langen Existenz jemals begegnet war, hatte soviel Kraft in sich gehabt. Doch diese hier schien sich ihrer eigenen Kräfte gar nicht bewusst zu sein. Er hatte viele magische Schwingungen wahrgenommen, die von einer dunklen schwarzen Magie stammten und unter deren Einfluss jede normale Hexe für immer den schwarzen Mächten ausgeliefert wäre. Doch diese hier hatte diese dunklen Mächte überwunden und sich ebenso mit strahlendweißer und vollkommen reiner Magie angereichert. Noch nie hatte er von einem Menschen gehört, dem so etwas gelungen war. Viel häufiger war es, das weiße Hexen der Macht der schwarzen Magie verfielen und dessen für immer verfallen blieben. Diese Willow war eindeutig etwas Besonderes und Aurelius war fasziniert von ihr.

 

Er musste das Haus verlassen, als Annabelle mit ihrem Geschwader angekommen war. Sie hätte seine Anwesenheit gewiss gespürt und dies hätte ihm seine Pläne durchkreuzt. Aurelius hatte schon längst damit gerechnet, dass diese einfältigen Hexen seine rote Schönheit bald entdecken würden. In sicherer Entfernung und mit Hilfe seiner magischen Kräfte hatte er die Hexen belauscht. Sie wollten also diesem Vampir helfen. Dessen Schicksal war ihm eigentlich egal, aber er wollte nur zu gerne wissen, wie Willow sich bei einem solch mächtigen Zauber anstellen würde. Bisher hatte sie jegliche Magie vermieden und sie nur in absoluten Notfällen benutzt. Und er wollte sie so gerne dabei beobachten. Er war wahrlich besessen von ihr. Während er an seinem Weinglas nippte überlegte er sich, was er als nächsten tun sollte.

 

****

 

Ein neuer Tag brach herein. Buffy erwachte an diesem Morgen mit einem komischen Gefühl. Wenn alles klappen würde, würde Spike bald wieder einen Körper haben. Er wäre dann endlich ganz bei ihr. Zwar wäre er dann wohl wieder ein Vampir, aber das war ihr egal. Sie war sich längst ihrer Gefühle im Klaren und nichts auf der Welt könnte sie daran hindern ihn zu lieben. Bevor sie sich schlafen gelegt hatte, hatten sie und Spike sich noch sehr lange unterhalten. Darüber was wäre falls der Zauber gut ginge. Aber Spike wollte die ganze Sache nicht zu optimistisch sehen. Er machte sich Sorgen um Buffy. Er wollte nicht, dass sie unglücklich wäre wenn der Zauber misslingen würde. Deshalb hatte er ein anderes Thema eingelenkt und sie unterhielten sich schließlich über Mina, die neue Jägerin, das neue Ratsgebäude und über all die anderen Dinge, die in letzter Zeit passiert waren.

 

Sie entschuldigte sich auch an diesem Morgen wieder bei ihrer Arbeit. Sie hatte schon ein schlechtes Gewissen deswegen. Mr. Willington hatte sich um sie gesorgt und wollte nach ihr sehen, aber sie konnte ihn davon überzeugen, dass er sie lieber nicht besuchen sollte.

 

Sie wollte bei Spike sein und diesen letzten Tag mit ihm verbringen. Denn diesmal würde es wirklich der letzte Tag sein. Zumindest in seiner geisterhaften Gestalt. Spike war kaum noch wirklich da. Er bestand nur noch aus seinem Kopf, und einem kleinen Teil seiner Brust. Wenn also der Zauber nicht funktionieren sollte, dann würde er sich sicher in Nichts auflösen. Buffy war deswegen sehr nervös. Sie ließ Spike praktisch nicht aus den Augen. Sie hatte panische Angst, dass wenn sie einen Moment nicht aufpassen würde, er plötzlich verschwunden wäre, ohne dass sie es gemerkt hätte. Sie sah ständig unruhig auf die Uhr.

 

Kennedy kam in die Küche, wo Buffy gerade nervös an ihrem Kaffee nippte. Willow hatte die Nacht bei den Hexen verbracht. Dawn war bereits in der Schule und Xander war inzwischen schon auf der Baustelle des neuen Ratsgebäudes. Während ihre Augen auf Spike ruhten, der gerade wieder einmal zum Fenster hinausstarrte, wie er es schon so oft in letzter Zeit getan hatte, fragte Buffy nach:

  

„Wie lief es gestern auf der Streife? Habt ihr viele Vampire erledigt?“

 

Spike drehte sich daraufhin um und sah Buffy in die Augen.

 

„Ja, haben wir. Mina macht sich wirklich sehr gut! Sie hat zwei Vampire erledigt, während Faith und ich nur einen verpuffen ließen“, berichtete Kennedy.

 

Buffy erwiderte seinen Blick und sah auch ihm fest in die Augen.

 

„Aha, sie kämpft also gut?“ meinte Buffy nur beiläufig.

 

„Ja, wirklich sehr gut. Wir waren drüben am Nordfriedhof, da wimmelte es nur so von Vampiren. Faith vermutet, dass da irgendwo ein Nest ist. Wir wollen diese Nacht noch mal dort hingehen und danach suchen“, erklärte Kennedy weiter, merkte aber, dass Buffy ihr gar nicht richtig zuhörte. Sie sah auf einen bestimmten Fleck am Fenster und erwiderte auch nichts zu Kennedys Bericht, denn Spike hatte ihr währenddessen etwas gesagt, was nur Buffy hören konnte: „Ich liebe Dich!“

 

Buffy hatte gelächelt und ihm in Gedanken geantwortet: „Ich liebe dich auch und nichts auf der Welt könnte daran etwas ändern.“

 

Daher hatte sie gar nicht mitbekommen, was Kennedy gerade gesagt hatte.

 

„Buffy, hörst du mir überhaupt zu?“ fragte Kennedy nach.

 

„Tut mir leid, was sagtest du? Ich war grad in Gedanken“, entschuldigte sich Buffy.

 

„Das hab ich gemerkt“, antwortete Kennedy und lächelte wissend. Sie ahnte was der Grund für Buffys Abwesenheit war und fragte: „Geht es Spike gut?“

 

„Was?“ fragte Buffy zerstreut, bis Kennedys Frage zu ihr durchdrang und antwortete rasch: „Ja, es geht ihm gut. Noch jedenfalls. Ich hoffe Willow und ihre Hexenfreundinnen können den Zauber heute sprechen, denn wenn nicht, wird es für ihn zu spät sein.

 

„Löst er sich tatsächlich auf?“

 

„Ja. Es ist praktisch nur noch sein Kopf übrig.“

 

„Oh. Mach dir keine Sorgen, Buffy. Willow schafft das schon. Du wirst schon sehen.“

 

„Das hoffe ich.“

 

„Yeah, ich auch!“

 

****

Als gegen Mittag Buffys Handy klingelte, machte Buffys Herz einen Aussetzer vor lauter Aufregung. Willow berichtete ihr, dass alle Vorbereitungen für den Zauber soweit gut voran gingen und sie nur noch ein Beschwörungsritual durchführen müssten. Quasi als Vorbereitung für den eigentlichen Zauber. Sie mussten einige Opfergaben vorbereiten, damit sie ihren Zweck erfüllen würden. Sobald diese Beschwörung erfolgreich abgeschlossen sein würde, könnte die Sache losgehen. Wenn also alles reibungslos ablaufen würde, könnten sie schon am Abend mit dem Zauber beginnen. Buffy hatte dabei einen ängstlichen Blick auf Spikes Zustand gerichtet. Sie wusste nicht, ob er bis zum Abend noch bei ihr sein würde. Doch sie dankte Willow für ihre Mühe und bat sie sich zu beeilen.

 

Nachmittag war Dawn dann aus der Schule gekommen. Sie hatte sich sofort nach Spike und dem Zauber erkundigt. Auch sie machte sich Gedanken, ob Willow und die Hexen es rechtzeitig schaffen würden.

 

Als dann Giles unerwartet gekommen war, hatte Buffy sofort mit schlimmen Nachrichten gerechnet und fragte sofort:

 

„Giles, warum sind Sie nicht bei den Hexen? Ich etwas nicht in Ordnung? Gibt es Schwierigkeiten?“

 

„Nein keine Sorge. Es ist alles in Ordnung. Ich muss nur auf die Baustelle, um dort ein paar Dinge zu regeln. Willow und ihre neuen Freundinnen, die übrigens sehr fähige Hexen sind, machen das ganz hervorragend. Sie sind nicht auf meine Hilfe angewiesen. Sie schaffen das auch ohne mein Zutun.“

 

„Gut, dann bin ich ja erleichtert. Wie geht es auf der Baustelle voran?“ fragte sie ihren Wächter, während ihr Blick wieder zu Spike schweifte, damit sie ihn auch sicher im Auge behalten konnte.

 

„Sehr gut. Wir kommen gut voran. Dank Xanders Hilfe machen wir sehr große Fortschritte. Schon in den wenigen Tagen, hat sich einiges getan. Und wenn bald die ersten Jägerinnen hier auftauche werden, können wir sie auch bestimmt dort unterbringen. Also wird es auch nicht nötig sein, dass ihr bei Euch welche davon aufnehmt.“

 

„Gut, der Gedanke daran, dass ich hier wieder das ganze Haus voller Mädchen haben würde gefiel mir nämlich nicht so besonders.“

 

„Das glaube ich dir“, meinte Giles schmunzelnd. „Es gibt da etwas, was ich noch mit dir besprechen wollte. Ich weiß, dass das im Moment wohl kein guter Zeitpunkt für dich ist, aber ich würde dich trotzdem gerne etwas fragen.“

 

„Dann fragen sie mich doch einfach.“

 

„Äh, nun ja. Es geht um den neuen Rat. Ich wollte dich fragen, ob du dort als eine Art Lehrerin für uns arbeiten möchtest?“

 

„Lehrerin?“ fragte Buffy nach.

 

„Ja. Für die vielen Jägerinnen, die kommen werden. Ich kann sie unmöglich alle alleine darauf vorbereiten, was sie erwarten wird. Ich kann ihnen zwar vieles über Vampire und Dämonen berichten, ihnen den Hintergrund ihres Daseins erklären und sie mit sonstiger Theorie langweilen, aber du könntest ihnen vieles darüber beibringen, was wirklich wichtig ist. Wie sie sich im Kampf verhalten müssen. Worauf sie achten müssen. Bisher konnten Jägerinnen ihr Wissen nie an andere Jägerinnen weitergeben, da eine Jägerin immer erst gerufen wurde, wenn die Vorgängerin verstorben ist. Aber nun hat sich alles geändert. Du bist von allen Jägerinnen, die es je gegeben hat die Stärkste und hast am meisten Erfahrung sammeln können. Dieses Wissen könnte ihnen in ihren Kämpfen hilfreich sein. Genauso, wie du damals all die potentiellen Jägerinnen trainiert hattest. Was sagst du? Wirst du uns unterstützen? Die Bezahlung wäre gut.“

 

„Bezahlung?“ fragte Buffy nun hellhörig nach.

  

„Natürlich. Wie bereits gesagt, uns stehen ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung. Für dich und Dawn wäre in jedem Falle gesorgt. Und auch Dawns schulische Ausbildung wäre garantiert.“

 

Ein freudiges Strahlen spiegelte sich in Buffys Gesicht. Das war seit langem endlich mal eine richtig gute Nachricht! Sie könnte dabei endlich Arbeit und ihre Berufung miteinander verbinden und das tun, was sie am besten konnte: Vampiren das Leben schwer machen.

 

„Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Dann hätten Sie sich ihre lange Rede ersparen können. Natürlich werde ich den Job annehmen. Ich bin einverstanden!“

 

„Großartig. Sobald die ersten Mädchen da sind können wir besprechen, wie wir das ganze am besten anpacken. Ich bin sicher mit deiner Hilfe wird es bald viele fähige Jägerinnen auf der ganzen Welt geben.“

 

****

 

Das Beschwörungsritual für die Opfergaben, die sie für den Zauber benötigten, war endlich abgeschlossen. Mittlerweile war bereits die Dämmerung hereingebrochen. Willow, Annabelle, Maria, Jenny und Melissa machten sich nun auf den Weg zu Buffy und Spike.

 

Es war nicht sehr weit, weswegen sie gemeinsam zu Fuß gingen. Sie hatten alle notwendigen Dinge für den Zauber bei sich und eilten sich rasch zu den anderen zu kommen. Willow schritt voran und unterhielt sich mit Annabelle, als sich plötzlich ein großgewachsener Mann direkt vor sie in den Weg stellte. Er sah aus wie ein ganz normaler Mensch, wirkte aber bedrohlich und unheimlich. Willow erschrak und wich zurück. Die Anderen erschraken ebenfalls und blieben abrupt stehen. Annabelle spürte sofort, dass dieser Mann eine Gefahr darstellte. Sie ging langsam rückwärts und sprach auf Willow ein:

 

„Geh zurück, Willow. Dieser Kerl ist gefährlich.“

 

„Willow bewegte sich trotz Annabelles Warnung nicht, sondern blieb stehen und sah abwartend auf den Mann vor ihr.“

 

„Hallo, Ladys! Gleich fünf Hexen auf einmal. Heute ist mein Glückstag!“

 

Er zog einen gebogenen Dolch aus seinem Rücken hervor. Als Annabelle diesen sah, wusste sie sofort wer ihr Gegner war.

 

„Oh Gott, das ist ein Warlock!“

 

„Ein was?“ fragte Willow hektisch nach.

 

„Ein Warlock! Er ist nur hinter Hexen her. Er raubt ihnen ihre Kräfte.“

 

„Ja Kleine, genau das bin ich. Und mindestens eine von Euch wird heute mein Opfer sein!“ freute sich der Warlock bereits. Doch er hatte nicht mit Willow gerechnet.

 

Als der Warlock herantrat und mit dem Dolch auszog, um auf Willow einzustechen, hob sie nur schützend ihre Hand und rief nur „Zurück!“, wodurch der Warlock zurück geschleudert wurde. Dieser rappelte sich wieder auf und wollte sich sofort auf Willow stürzen, aber Willow richtete beide Hände in seine Richtung und lenkte ihre Macht auf seine Körper. Der Warlock stoppte in seiner Bewegung und schrie laut auf vor Schmerzen. Gleich darauf zerriss es ihn förmlich und er löste sich ähnlich wie ein Vampir auf. Nur dass kein Staub zurück blieb.

 

Die anderen Hexen starrten ungläubig auf die Stelle, wo der Warlock gerade eben noch gestanden war. Annabelle fand als erstes ihre Worte wieder und meinte:

 

„Willow! Du hast soeben einen Warlock getötet!“

 

„Ja und? Er wollte uns töten, was hätte ich sonst tun sollen?“

 

„Noch nie konnte eine Hexe einen Warlock mit Magie töten!“

 

„Oh, aber das war doch ganz leicht“, erklärte Willow, worauf sich ein erstauntes und erleichtertes Lächeln auf Annabelles Lippen zeichnete. Noch nie war ihr eine Hexe mit solch großer Macht begegnet. Warum war ihr das bisher noch nicht aufgefallen?

 

„Lasst uns endlich zu Buffy gehen. Wir haben nicht mehr viel Zeit“, meinte Melissa und drängte die anderen weiter zu gehen.

 

****

 

Zuhause waren Buffy, Giles, Dawn und Andrew versammelt. Sie warteten alle ungeduldig auf Willow und ihre Freundinnen. Mina, Faith und Kennedy waren bereits unterwegs auf Streife, um das Vampirnest ausfindig zu machen. Spike war inzwischen weiter geschrumpft. Von ihm war nur noch der Kopf alleine zu sehen. Buffys Blick suchte ständig nach ihm. Sie ließ ihn kaum aus den Augen. Er hatte ihr versprochen sich nicht zu bewegen und an einer Stelle stehen, oder besser gesagt schweben zu bleiben, damit sie ihn immer im Blickfeld haben könnte.

 

Endlich trafen die Hexen ein. Willow und Annabelle berichteten darüber, dass sie auf ihren Weg hier her von einem Warlock angegriffen worden waren, während die anderen Hexen das Ritual vorbereiteten. 

 

Giles meinte daraufhin sofort: „Ach du meine Güte! Ist euch auch nichts passiert? Ein Warlock ist äußerst gefährlich! Wie konntet ihr entkommen?“

 

„Willow hat ihn getötet“, erklärte Annabelle.

 

Giles war sprachlos und stammelte: „Äh, äh Willow hat was?“

 

„Ja, sie hat ihn getötet“, wiederholte Annabelle daraufhin.

 

„Es war nichts Besonderes. Vielleicht war es auch gar kein Warlock, wer weiß?“ wollte Willow es herunterspielen.

 

„Es war ganz sicher ein Warlock!“ bestätigte Annabelle.

 

„Nun ja, ich wusste ja, dass du sehr große Macht besitzt, Willow. Daran gibt es wohl auch kaum noch einen Zweifel. Auf jeden Fall ist es gut, dass du ihn töten konntest. Da Warlocks immer nur als Einzelgänger auftreten, können wir davon ausgehen, dass die Gefahr gebannt ist“, stellte Giles abschließend fest.

 

„Gut, dann lasst uns endlich beginnen“, erklärte Jenny, was Buffy aufschrecken ließ. Sie hätte Jenny dafür küssen können. Endlich sollte es losgehen. Spike war noch da. Wenigstens ein Teil von ihm. Sie war sehr aufgeregt.

 

Die Hexen saßen sich auf dem vorbereiteten Boden. Jenny, Melissa und Maria hatten dort mit hellblauem Sand einen großen Kreis mit einem fünfzackigen Pentagramm darin ausgestreut. Jeder der Hexen saß an einer der Zacken und hielt etwas anderes in ihrer Hand.

 

Jenny hielt einen Kelch mit reinem Blut und ein Ei in ihrer Hand, was die Symbolik für neues Leben bedeuten sollte. Melissa hatte eine weise Blume als Symbol für Spikes Seele, die sie befreien wollten. Annabelle hielt das Zeichen des Chepre, einen goldenen Skarabäus, in der Hand. Es war ein original ägyptisches Relikt. Maria hatte eine kleine Schmetterlingsraupe, welche Spikes Wandlung symbolisierte. Und zuletzt hatte Willow noch eine Schale geweihte Erde und einen Kelch klares Wasser bei sich. Diese Symbole standen für den Körper, den Spike bekommen sollte.

 

Annabelle blickte zu Buffy und sagte: „Wir brauchen das Amulett.“

 

„Oh, sicher!“ meinte Buffy und kramte es aus ihrer Bluse hervor. Bevor sie es ablegte, warf sie noch einen letzten Blick auf Spike.

 

„Ich liebe Dich“, sagte sie laut, so dass es jeder hören konnte und blickte ihm dabei fest in seine wunderschönen blauen Augen.

 

„Keine Angst Buffy, der Rotschopf macht das schon. Ich bin bald wieder bei dir. Dann werde ich dich endlich küssen, mit meinen eigenen Armen festhalten und dir sagen, wie sehr ich dich liebe.“

 

Mit feuchten Augen legte Buffy das Amulett ab und gab es Annabelle in die Hand. Diese legte es in die Mitte des Pentagramms. Nun begannen sie ihre Beschwörung. Jenny hielt den Kelch mit dem Blut und das Ei und sprach: „Chepre wir rufen dich! Nimm dieses Opfer als Zeichen für neues Leben. Erhöre uns. Schenk uns deine Macht und gib dieser gefangenen Seele neues Leben.“

 

Dann schlug sie das Ei auf, füllte es in den Kelch und stellte diesen neben das Amulett in die Mitte des Kelches.

 

Melissa hob die weise Blume hoch und sagte: „Chepre wir rufen dich! Nimm dieses Opfer als Zeichen für diese Seele. Erhöre uns. Schenk uns deine Macht und gib dieser gefangenen Seele neues Leben.“ Daraufhin legte Melissa die Blume zu den anderen Dingen.

 

Annabelle sprach nun auf die gleiche Weise: „Chepre wir rufen dich! Nimm dieses Opfer als Zeichen deiner Macht. Erhöre uns. Schenk uns deine Macht und gib dieser gefangenen Seele neues Leben.“ Ebenso wie die anderen, legte sie den goldenen Skarabäus in die Mitte.

 

Maria folgte dem Beispiel: „Chepre wir rufen dich! Nimm dieses Opfer als Zeichen dieser Wandlung. Erhöre uns. Schenk uns deine Macht und gib dieser gefangenen Seele neues Leben.“ Maria legte die Schmetterlingsraube neben das Amulett.

 

Zuletzt sprach nun Willow: „Chepre wir rufen dich! Nimm dieses Opfer als Zeichen für Körper und Fleisch. Erhöre uns. Schenk uns deine Macht und gib dieser gefangenen Seele neues Leben.“ Willow füllte das Wasser in die Schale und legte diese in die Mitte.

 

Anschließend nahmen sie sich bei der Hand, um gemeinsam einen Sprechgesang zu vollziehen. Monoton wiederholten sie folgende Worte: „Chepre wir rufen dich! Nimm unser Opfer. Erhöre uns. Schenk uns deine Macht und gib dieser gefangenen Seele neues Leben.“

 

Immer wieder sprachen sie diesen Spruch und langsam begann sich der Raum auf seltsame Weise zu verdunkeln. Buffy, Dawn, Andrew und Giles blickten sich besorgt um. Bertolin hatte längst das Weite gesucht. Er traute keiner Hexe und war längst in den Keller geflüchtet.

 

Ein leichter Wind kam plötzlich auf und wirbelte im Raum umher. Kleine unheimliche Lichter erschienen und tanzten über die Köpfe der Hexen. Spike war währenddessen wieder in seinem Nichts aus Nebel gefangen. Spürte aber, dass etwas Seltsames vor sich ging. Er fühlte, dass etwas nach ihm griff. Er fühlte seinen Körper wieder, obwohl dieser gar nicht mehr da war. Seine Glieder schmerzten etwas, wie ein bei leichtem Muskelkater. Etwas jagte ihm Angst ein. Er spürte die Anwesenheit eines fremden Wesens, konnte aber niemanden erkennen. Beängstigt rief er nach Buffy: „Buffy? Kannst du mich hören? Irgendetwas geht hier vor! Wo bist du?“

 

„Ich bin hier Spike! Keine Angst, ich bin hier!“ antwortete sie sofort, da sie seine Angst in seiner Stimme deutlich gehört hatte.

 

Dawn fragte daraufhin besorgt: „Was ist mit ihm?“

 

„Er hat Angst.“

  

Währendessen hatten die Hexen immer wieder ihren Sprechgesang weitergeführt. Die Lichter wurden immer mehr und versammelten sich um die dargebotenen Opfer. Gebannt warteten alle darauf was passieren würde.

 

Draußen vor dem Haus war Aurelius der Alte in Gestalt des schwarzen Raben heran geflogen, und beobachtete das Geschehen durch das Fenster von einem sicherem Platz in einem Baum aus. Interessiert beobachtete er das Geschehen im Wohnzimmer seiner kleinen rothaarigen Hexe.

 

Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein Mann hinter Annabelle auf und zog sofort mit einem Dolch aus. Buffy reagierte blitzschnell, packte sich den Mann und zog ihn zurück.

 

„Buffy das ist noch ein Warlock!“ warnte Giles sofort.

 

„Woran erkennen Sie das?“ fragte Buffy, während sie in kampfbereit um den Warlock herum kreiste.

 

„An dem Dolch, den er bei sich trägt.“

 

„Schön! Wie kann ich ihn töten?“

 

„Am besten damit!“ kommentierte Giles und warf ihr ein langes Schwert zu, das zur Dekoration an der Wand gehangen hatte. Buffy hatte es dort platziert, da sie nur sehr wenig Bilder zum aufhängen hatten. Was sich hiermit als sehr günstig erwies.

 

Buffy fing das Schwert im Flug und schlug damit sofort auf ihren Gegner ein. Giles stellte sich schützend vor Dawn, während Buffy darauf achtete, das der Warlock das Ritual der Hexen nicht stören würde. Ein heftiger Kampf entbrannte. Jeden ihrer Schläge konnte der Warlock mit seinem Dolch abwehren. Er war sehr wendig und geschickt. Er verletzte Buffy an ihrem Arm und wollte sogleich auf eine der Hexen einstoßen, was Buffy jedoch in letzter Sekunde verhindern konnte

 

Willow und die anderen Hexen ließen sich nicht unterbrechen. Sie waren in einer Art Trance. Sie sprachen noch immer den gleichen Sprechgesang.

 

Dann schaffte es Buffy endlich den Warlock zu erledigten, indem sie ihm mit dem Schwert den Kopf vom Körper trennte und dieser sofort verpuffte. Doch kaum hatte Buffy diesen erledigt, tauchte ein anderer direkt hinter ihr aus dem Nichts aus und stürmte auf sie ein. Wieder entfachte ein Kampf um Leben und Tod. Buffy schenkt ihrem Gegner nichts. Sie kämpfte mit all ihrer Jägerinnenkraft und versuchte ihn zu erledigen. Sie wollte nicht zulassen, dass dieser den Zauber für Spikes Rückkehr unterbrechen würde. Endlich konnte sie auch den zweiten Warlock töten. Doch auch im selben Moment tauchte ein weiterer direkt hinter Buffy auf und stach auf sie ein. Er traf sie gefährlich nahe bei ihrer Niere. Buffy wirbelte herum und stöhnte vor Schmerzen. Spike hatte bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Er hatte Buffys Stimme und die Kampfgeräusche gehört. Er fühlte, dass sie verletzt war und machte sich Sorgen. Er wollte nach ihr rufen, doch etwas hinderte ihn daran. Er konnte weder sprechen, noch sich bewegen, als hätte eine unsichtbare Macht ihn ergriffen.

 

Buffy schlug sich nun mit ihrem dritten Gegner. Sie war etwas angeschlagen und tat sich schwer ihn zu bekämpfen.

 

Die Hexen sprachen noch immer weiter. Die kleinen Lichter wurden immer dichter und versammelten sich zahlreich um die Opfergaben.

 

****

Es hatte eine Weile gedauert, bis Aurelius endlich den Ursprung des Zaubers entdeckte, welcher Willow und den anderen Hexen die Warlocks gesandt hatte. Schon nach dem zweiten Warlock, der in dem Wohnzimmer aufgetaucht war, war ihm klar gewesen, dass dahinter ein Zauber stecken musste, denn Warlocks tauchen nie gehäuft auf, sondern kämpfen immer allein. Man trifft niemals zwei von ihnen gemeinsam an ein und demselben Ort. Daher musste sie jemand herbei gerufen haben. Als der zweite Warlock aufgetaucht war, hatte er nach dem Ursprung gesucht, und nun hatte er ihn endlich gefunden. Ethan Rayne saß auf dem Boden seines Appartements und Beschwor die Warlocks herbei. Aurelius war wütend auf diesen kleinen stümperhaften Möchtegernzauberer. Er war wütend, weil dieser den Zauber seiner geliebten rothaarigen Hexe gefährdet hatte. Und weil Aurelius jetzt nicht dabei sein könnte, wenn sie erfolgreich wäre. Denn er wollte auf jeden Fall verhindern, dass ihr etwas geschehen würde. Er drang in das Appartement ein, indem er die Türe regelrecht sprengte und schritt wütend auf Ethan zu.

 

„Genug!“ herrschte er ihn an und unterbrach sofort dessen Zauber.

 

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Erneut stürmte der Warlock auf Buffy zu. Sie wich geschickt aus und rammte ihm das Schwert in den Bauch, worauf dieser genauso wie die beiden anderen verpuffte. Wieder im selbem Moment, als sie ihren dritten Gegner erledigt hatte, bemerkte Buffy, das ein weiterer Mann direkt hinter ihr aus dem Nichts auftauchte. Ohne sich umzudrehen schwang sie das Schwert herum und stach nach hinten zu.

 

Es war Spike, den sie traf und der daraufhin aufstöhnte. Der Zauber hatte gewirkt. Die Hexen sanken erschöpft in sich zusammen. Als Buffy Spikes Stöhnen hörte, wirbelte sie erschrocken herum. Sie hielt noch immer das Schwert in ihrer Hand, das nun in Spikes Körper steckte. Sie zog das Schwert in einem Ruck heraus, worauf Blut aus der Wunde quoll. Spike stand unter Schock, blickte ihr verwirrt ins Gesicht und sank auf seine Knie. Buffy glitt sofort zu ihm.

 

„Spike! Oh mein Gott, Spike! Es tut mir so leid!“

 

Sie war verzweifelt. Sie hatte gedacht es wäre ein weiterer Warlock, dabei war er es gewesen, der aufgetaucht war.

 

„Buffy“, sagte er mit gebrochener Stimme. Er fühlte den schrecklichen Schmerz in seinem Bauch. Ihm war schwindlig. Dieses Gefühl kannte er nicht. Aber nicht nur die Wunde schmerzte ihn. Sein ganzer Körper rebellierte vor Schmerz. Er hörte dieses Rauschen in seinen Ohren. Spürte eine seltsame innere Unruhe. Etwas schlug die ganze Zeit in festem schnellem Rhythmus gegen seine Brust. Es schlug und schlug so heftig, dass er das Pochen in seinem ganzen Körper fühlen und hören konnte. Es dauerte eine Weile, bis er realisierte, dass er lebte! Es war sein Herz, das nun unruhig durch die Wunde schlug. Ihm wurde schwarz vor Augen. Das letzte was er sah, war Buffys Gesicht, wie sie besorgt über ihm beugte.

 

„Spike, komm schon! Bleib hier! Verlass mich nicht!“ flehte Buffy ihn an.

 

Dawn trat verunsichert näher und fragte: „Buffy? Was ist mit ihm? Er wird doch wieder? Das war doch nur ein Schwert? Ich meine, er ist doch ein Vampir, da macht ihm doch so etwas nichts aus!“

 

Buffy beugte über ihm und strich ihm nervös übers Gesicht. Er dürfte eigentlich nicht bewusstlos werden. Nicht von so einem bisschen Schwert. Spike hatte schon viel schlimmere Wunden erlitten. Er ist doch unsterblich.

 

Plötzlich fiel ihr auf, dass er ganz heiß war. Spike war nie heiß gewesen. Geschweige denn warm. Sofort griff sie ihm an den Hals und fühlte den Puls.

 

„Oh mein Gott, er lebt!“ fuhr es aus ihr heraus.

 

„Sicher, das sehen wir“, meinte Giles, da er nicht sofort verstand, was Buffy meinte.

 

„Nein! Er lebt wirklich! Schnell, wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen! Sofort!“ schrie sie förmlich, als ihr bewusst wurde, dass er durch die Verwundung sterben könnte.

 

Buffy hob Spikes schlaffen Körper hoch und trug ihn aus dem Haus in Giles Auto. Giles fuhr so schnell er konnte ins nächste Krankenhaus. Dort brachten sie ihn sofort in die Notaufnahme. Es war nicht ganz einfach den Krankenschwestern zu erklären, wer Spike war. Doch nachdem Giles seine Versichertenkarte aushändigte, waren vorerst alle Modalitäten erledigt und Spike wurde sofort behandelt.

 

Es war die Hölle für Buffy draußen im Gang sitzen zu müssen und auf die Ärzte zu warten. Nach und nach trudelten auch alle anderen ein und warteten gemeinsam auf eine Nachricht. Buffy fühlte sich wie damals, bei der Operation ihrer Mutter. Auch damals hatte sie verzweifelt gehofft, dass alles gut gehen würde. Spike durfte nicht sterben. Nicht jetzt, da sie es endlich geschafft hatten ihn wieder zurückzuholen. Jetzt da er ein Mensch war. Erst jetzt, während sie auf einen der Ärzte warten musste, wurde ihr langsam bewusst, was dies bedeuten würde. Spike war nun ein Mensch. Er war kein Dämon mehr. Nun könnten sie endlich ein gemeinsames Leben führen. Gemeinsam nach draußen in die Sonne gehen. Picknicken, oder spazieren gehen. Oder einfach nur zusammen sein. Sie könnte ihn endlich berühren. Sich in seinen Armen wohl fühlen. Doch alles nur, wenn er überlebte. Und sie selbst war es, die das Schwert in seinen Bauch gestoßen hatte. Verzweifelt und voller Schuldgefühle vergrub sie ihr Gesicht in ihren Händen.

 

Dawn nahm sie tröstend in den Arm. Dann kam endlich einer der behandelnden Ärzte zu ihr und fragte: „Sind sie eine nahe Verwandte des Patienten?“

  

Buffy antwortete sofort: „Er gehört zu mir! Ich bin Buffy Summers. Wie geht es ihm? Wird er gesund?“

 

„Er hat schwere innere Verletzungen erlitten. Wir konnten die Blutung stillen. Doch es ist noch nicht überstanden. Er hat viel Blut verloren und einige innere Organe sind empfindlich verletzt worden. Es ist fraglich ob er die Nacht überlebt. Es tut mir leid, dass ich Ihnen das mitteilen muss, aber mehr können wir im Augenblick nicht für ihn tun. Wir müssen abwarten. Wenn er die nächsten Stunden übersteht, dann besteht die Möglichkeit, dass er wieder gesund wird. Doch mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen. Es tut mir leid.“

 

Buffy war entsetzt über diese Nachricht. Sofort fragte sie nach:

 

„Darf ich zu ihm? Bitte, lassen Sie mich zu ihm gehen. Ich bin sicher er braucht mich.“

 

Der Arzt überlegte lange. Für Buffy schien es eine Ewigkeit zu dauern, bis er dann sagte: „Sie können zu ihm. Er hatte nach Ihnen gefragt, als er kurz bei Bewusstsein war. Ich bin denke es ist vielleicht nicht schlecht, wenn Sie bei ihm bleiben.“

 

„Danke!“ sagte Buffy erleichtert. Sie wandte sich kurz zu Dawn um, die hinter ihr stand und meinte: „Dawnie Liebes, Giles wird dich nachhause bringen. Ich werde hier bleiben. Sobald ich etwas erfahre, ruf ich euch an. OK?“

 

„Ist OK. Falls er wach wird, dann grüß ihn bitte von mir, ja?“ bat Dawn sehr traurig. Sie hatte gehört, was der Arzt sagte und machte sich große Sorgen um Spike.

 

„Mach ich.“ meinte Buffy tapfer.

 

Die Anderen fuhren somit wieder nachhause, während Buffy zu Spike ins Zimmer ging. Er lag regungslos in seinem Krankenbett und wirkte leblos wie immer. Nur, dass Buffy dieser Anblick diesmal sehr beunruhigte. Sie trat leise heran und setzt sich mit einem Stuhl direkt neben das Bett. Er lag mit offener Brust vor ihr. Auf seinem Körper klebten kleine Sensoren, die seine Vitalfunktionen maßen. Neben ihm stand ein großes Gerät, auf dem mehrere kleine Monitore seinen Zustand anzeigten. Ein kleiner grüner Punkt zog träge seine Linien und zeichnete seinen Herzschlag auf das Monitorbild. Aus seiner Hand ragte ein Katheder, dessen Schlauch zu einer Flasche mit Kochsalzlösung führte. Dort wo der Einstich des Schwertes gewesen war, hatte er einen Verband um den ganzen Körper geschlungen und ein Schlauch ragte aus seinem Körper. Buffy griff liebevoll nach seiner Hand und kämpfte mit ihren Tränen. Sie strich ihm zärtlich durchs Haar und begann leise auf ihn einzureden:

 

„Spike, ich bin es, Buffy. Hörst du mich? Du darfst nicht gehen! Du musst bei mir bleiben. Ich brauche dich. Bitte bleib bei mir. Bitte!“

 

Eine Träne rollte ihr über die Wange, tropfte herab und traf dabei Spikes Arm.

 

Buffy blieb die ganze Nacht bei ihm und streichelte ihm sanft über den Kopf, seinem Arm und seine Wangen. Sie küsste ihm vorsichtig auf Stirn. Wachte über seinen Schlaf und betete, dass er bei ihr bleiben würde. Die ganze Nacht redete sie immer wieder mit ihm. Bat ihn bei ihr zu bleiben und sie nicht zu verlassen.

 

Bei all der Aufregung hatte sie völlig vergessen, dass sie ja selbst verwundet worden war. Doch sie spürte dies noch nicht mal, denn alles woran sie denken konnte war, dass Spike überleben müsste.

 

Erschöpft schlief sie schließlich neben ihm auf dem Bett ein. Ihren Kopf auf dem Bett neben seinem Körper liegend, und ihre Hand sachte mit seinen Fingern verschlungen.

 

Sie wurde wach, als ihr jemand sanft übers Haar strich. Als sie aufsah, blickte sie in die schönsten Augen der Welt. Spike war erwacht und sah sie müde aber glücklich an. Buffys Tränen ließen sich nicht mehr zurückdrängen und flossen ihr über die Wangen. Sie war überglücklich ihn wach zu sehen. Sie küsste ihn ganz vorsichtig auf den Mund. Ganz sachte, aber doch verlangend, er erwiderte diesen kleinen Kuss mit demselben Verlangen wie sie selbst und fuhr ihr dabei mit der Wand über ihre tränenfeuchte Wange.

 

Sie wollte so vieles sagen. Sie war so überglücklich, dass er sie ansah. Doch alles was sie dann sagte war: „Ich hole den Arzt!“, und sie eilte rasch hinaus, um einem der Ärzte bescheid zu sagen, dass er wach geworden ist.

 

Spike blickte ihr vollkommen verwirrt hinterher. Sie nicht mehr bei sich zu spüren schmerzte noch mehr, als die Wunde an seinem Körper. Erschrocken realisierte er, dass der Tag längst hereingebrochen war und die Sonne direkt auf sein Bett schien. Die Sonnenstrahlen waren nur noch wenige Zentimeter von seinem Körper entfernt. Panik stieg in ihm empor. Doch dann erinnerte er sich wieder an das Pochen in seiner Brust. Denn mit der Panik war auch das Pochen stärker geworden und hämmerte nun gegen seine Brust. Er war lebendig. Er war wieder ein Mensch. Er wusste, die Sonne könnte ihm nichts anhaben, aber dennoch fürchtete er sich davor. Eine hundertjährige Angewohnheit lässt sich eben nur schwer ablegen. Er war zwar in den letzten Wochen öfter in der Sonne gewesen. Als Geist neben Buffy. Aber das war vollkommen anders gewesen. Er war nicht resistent. Er fühlte die Welt um sich herum nicht. Er konnte nur sie sehen. Wie eine unwirkliche Realität. Also fürchtete er sich nicht vor der Sonne, denn sie schien ihm genauso unwirklich, wie alles andere um ihn herum. Das einzige, von dem er deutlich fühlen konnte, dass es real war, war Buffy gewesen.

 

Doch nun war alles anders. Er fühlte das weiche Bett unter sich. Spürte die Wunde an seinem Körper und die zahlreichen Gerätschaften, die daran angeschlossen waren. Er konnte den schwachen Duft des Bettes unter ihm riechen. Wenn auch nicht so gut, als er noch Vampir war, aber dennoch nahm er seine Umwelt da, und damit wurde sie real für ihn. Genauso real wie der Sonnenstrahl, der sich unerbittlich näherte. Sein Verstand sagte, dass er nichts zu befürchten hätte, denn er war ja nun ein Mensch, aber er war voller Furcht. Zögerlich hob er seine Hand und bewegte sie langsam in die Sonne. Er erwartete noch immer den Schmerz, doch es geschah nichts. Es war warm und fühlte sich angenehm an. Ungläubig starrte er auf seine Hand, die von der Sonne hell erstrahlt wurde, als sich die Tür zu seinem Zimmer öffnete. Ein Arzt begleitet von einer Schwester und von Buffy trat eilig herein.

 

Wieder war es Angst, die ihn erfüllte, doch er wusste nicht weshalb. Niemals während seiner Existenz als Vampir verspürte er solche Gefühle und es verwirrte ihn sehr. Der Arzt sprach zum ihm und stellte sich ihm freundlich vor, doch Spike achtete nicht auf ihn sondern suchte nach Buffys Blick. Während der Arzt und die Schwester die Gerätschaften um ihn herum überprüften und einige Untersuchungen an ihm durchführten, sah er nur hilfesuchend nach Buffy. Er achtete nicht im Geringsten auf das was der Arzt und die Schwester gerade mit ihm machten, denn mit jeder Sekunde wurde ihm mehr bewusst, dass er nun ein Mensch war. Er hatte nicht länger die Stärke und die Fähigkeiten eines Vampirs. Er war schwach und verletzlich. Er war sterblich. Die Angst in ihm wuchs immer mehr an und er begann sich zu wehren. Gegen den Gedanken und das Bewusstsein sterblich zu sein. Gegen die Tatsache verletzbar und hilflos zu sein, wie ein einfacher Mann. Ein Mensch.

 

Er bemerkte, wie eine Hand um sein Handgelenk fasste um ihm den Puls zu messen und zog seine Hand wütend zurück.

 

„Nehmen Sie Ihre Finger da weg!“ keifte er die Schwester an und sah sie giftig an.

 

Buffy hatte alles beobachtet und war entsetzt übers Spikes schroffe Art. Sie verstand nicht, was ihn ihm vorging. Kurz glaubte sie wieder den alten Spike vor sich zu sehen. Den Vampir ohne Seele. Ohne Gewissen.

 

Spike fühlte sich zum ersten Mal in seinem über hundertjährigem Dasein hilflos ausgeliefert. Er war hilflos gegenüber der Tatsache ein Mensch zu sein. Sterblich zu sein.

 

Und noch etwas war ihm in den Sinn gekommen. Etwas was er vor langer Zeit einmal einem Menschen ins Gesicht sagte. Etwas über seine große Liebe Buffy. Ihm schien es eine Ewigkeit her zu sein, als er diese Worte zu diesem Soldaten gesagt hatte, doch nun erinnerte er sich sehr genau daran: „Die Kleine braucht das dämonische in einem Mann.“ Spike erinnerte sich genau an Rileys Blick auf diese Worte hin. Wahrheit und Erkenntnis hatten sich in dessen Augen gespiegelt. Und großer Schmerz der Erkenntnis darüber, dass Buffy mit einem einfachen Mann, einem Menschen nicht glücklich war. Die selbige Erkenntnis traf nun ihn wie einen Blitz. Er war nun ein Mensch genau wie Riley es damals war. Wie lange würde es dauern, bis Buffy ihm überdrüssig werden würde. Er konnte ihr nun nicht mehr mit seinen vampirischen Kräften und Fähigkeiten zur Seite stehen. Konnte sie nicht mehr beschützen, wie er es wollte. Konnte sie nicht mehr mit der gleichen Ausdauer und Stärke lieben und ihr Lust schenken, wie er es vor langer Zeit als Vampir getan hatte.

 

Wieder war es Angst, die in ihm hochstieg. Angst seine einzige Liebe zu verlieren. Angst sie nicht zufrieden stellen zu können. Sie nicht glücklich machen zu können. Angst, dass er ihr nun nicht mehr gut genug wäre.

 

All diese Angst war ihm fremder als dieser Körper, den er nun besaß. Fremder als alles um ihn herum. Er wusste nicht wie er damit umgehen sollte und dies jagte ihm nur noch mehr Angst ein. Er wollte nicht hier liegen müssen. Wollte nicht menschlich sein. Er wollte seine Ruhe haben. Als erneut die Hände eines anderen Menschen auf sich spürte, schreckte er hoch und rief dem Arzt wütend entgegen: „Verpiss dich! Las mich in Ruhe!“

 

Sein eisiger Blick bohrte sich in den des Arztes und jagte diesem einen kalten Schauer über den Rücken. Buffy war erneut entsetzt und kam vorsichtig näher. Der Arzt wich erschrocken zurück. Buffy legte ihre Hand sanft auf Spikes Brust und erlangte somit endlich Spikes Aufmerksamkeit.

 

„Spike? Was ist mit dir? Beruhige dich. Der Arzt will dich nur untersuchen, damit du wieder gesund wirst.“

 

Spikes eisiger Blick taute sofort auf, als er in ihre sanften Augen blickte. Er sehnte sich nach ihrer Berührung. Nach einem Kuss von ihr. Nach ihrer Haut auf der seinigen. Er fasste mit einer Hand in ihren Nacken und zog sie sanft zu sich. Buffy fühlte ähnlich wie er. Sie sehnte sich ebenso nach seinen Berührungen und glitt näher zu ihm. Ließ ihre Hände über seinen Körper wandern und öffnete sofort ihre Lippen, als Spikes Lippen auf die Ihrigen trafen. Voller Leidenschaft und verlangen küssten sie einander. Voller Verzweiflung hielt er sich an ihr fest. Klammerte sich an das einzige, was er noch hatte. Seine Liebe zu ihr.

 

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Folge 13