Folge 11

Abschied

 

Kalter Wind blies Buffy durchs Haar. Sie zog die warme Strickjacke enger um sich und blickte hinaus in die Ferne. Hinaus in die Weite des Meeres, das sich vor ihr erstreckte. Das gleichmäßige Rauschen des Meeres wirkte beruhigend auf sie und in ebenso gleichmäßiger Bewegung wiegte sie ihren Körper ganz leicht hin und her. Vor ihr sah sie den dunklen Nachthimmel, der in helleren bunten Farben die bald aufgehende Sonne ankündigte. Ihre Gedanken befreit von allen Sorgen und Belastungen ihres schweren Jägerinnendaseins überlegte sie, weshalb sie eigentlich hier war. Sie erinnerte sich an diesen Ort. Sie war schon einmal hier. In einem Traum vor vielen Jahren, nachdem sie Angel getötet hatte. Die schmerzlichen Erinnerungen von damals ließen sie kurz zusammenzucken. Schnell versuchte sie diese Erinnerungen abzuschütteln. Versuchte sich erneut von den Geräuschen des Meeres hinfort treiben zu lassen. Doch etwas in ihr ließ ihr keine Ruhe. Sie fing an sich wieder zu erinnern was die letzten Tage passiert war.

 

Spike war bei ihr gewesen. Sie war so froh über seine Anwesenheit gewesen. So froh, dass er da war für sie. Und erst da war ihr richtig bewusst geworden, wie sehr sie ihn liebte. Wie sehr sie sich auf ihn verlassen konnte. Und wie gut er sie doch kannte. Eigentlich war es schon immer so, dass er besser in sie blicken konnte und ihre wahren Gefühle besser erkannte als jeder andere in ihrem Leben. Doch nun sollte er für immer verschwinden. Aber warum? Warum würde er sie verlassen? Buffy war verwirrt. Spike würde sie doch nie verlassen. Bis ihr schmerzlich bewusst wurde, dass sie es sein würde die Spike wegschicken wird. Sie entschied das Amulett zu zerstören, also wird sie ein weiteres Mal gezwungen sein denjenigen den sie liebte zu töten.

 

Sie fragte sich, ob es ihr vom Schicksal so bestimmt sei, dass immer wenn sie die Liebe zu einem Mann erkennt sie gezwungen sein würde ihn zu vernichten, um die Welt zu retten. Eine einsame Träne rollte über ihre Wange und tropfte geräuschvoll herab in den Sand. Im gleichen Moment erkannte Buffy, dass plötzlich jemand neben ihr stand. Sie blickte herum und sah eine alte Bekannte neben ihr stehen. Es war Anya, die sie mit ihrer übertrieben sorgenlosen Miene anlächelte.

 

„Wonach suchst du hier, Buffy?“

 

„Ich weiß es nicht.“

 

„Das Meer ist schön nicht wahr?“

 

„Ja, das ist es.“

 

„Geht es Xander gut?“

 

„Ja, ich denke schon. Er vermisst dich.“

 

„Ich vermisse ihn auch. Aber sage ihm doch bitte, dass er sich nicht um mich sorgen braucht. Ich fühle mich hier sehr wohl. Und eines Tages werden wir uns hier alle wieder sehen.“

 

„Denkst du, dass es so sein wird?“

 

„Ja sicher! Du fragst dich, ob Spike auch hier her kommen wird, nicht wahr?“

 

„Er hat viele schlimme Dinge getan.“

 

„Das habe ich auch, als ich noch ein Rachedämon war. Aber trotzdem bin ich hier. Und ich schmore nicht in der Hölle. Ich denke Spike wird auch hier her dürfen. Er hat auch viel Gutes getan.“

 

„Dann findest du, dass ich es wirklich tun sollte? Soll ich das Amulett wirklich zerstören?“

 

„Deine Entscheidung steht doch schon längst fest.“

 

„Ja.“

 

„Also weshalb fragst du mich das dann?“

 

„Ich hatte gehofft, du würdest mir sagen, was ich tun soll.“

 

„Niemand kann dir sagen, was du tun sollst. Es wird allein deine Entscheidung sein. Vertraue auf das, was dein Herz dir sagt und lass dich nicht von den Meinungen anderer beeinflussen.“

 

Weit hinter Anya erkannte Buffy plötzlich eine Gestalt, die den beiden näher kam. Allein die Art wie er sich bewegte, und wie sein langer schwarzer Ledermantel sich im Wind und in der Bewegung seiner Schritte bewegte, ließ ihr ohne Zweifel bewusst werden das es Spike war, der sich gerade näherte.

 

Anya bemerkte, dass Buffy ihr keine Aufmerksamkeit mehr schenkte und blickte herum, um zu sehen, was Buffy dort sah. Sie lächelte den Vampir freundlich an. Buffy ging ihm ein paar Schritte entgegen, bis sie sich gegenüberstanden. Ohne ein Wort lächelte er sie nur an und streckte seine Hand nach ihrer Wange aus. Doch ehe er sie berühren konnte, verteilte sich das gleißende Licht der aufgehenden Sonne über den Horizont und erhellte den weiten Strand. Buffys Augen weiteten sich vor Schreck, als sie die hellen Sonnenstrahlen sah und erkannte, dass dies sein Tod wäre. Als sie zurück auf Spike blickte sah sie noch kurz sein Lächeln, bevor sich sein Körper in Staub auflöste und sich mit dem Sand auf dem Boden verteilte. Geschockt sah sie auf die letzen Staubkörner herab, die sich zum Teil mit dem Wind verbündeten und zum Teil im Sand versanken.

 

Verzweifelt ließ sie sich zu Boden sinken und eine weitere Träne rollte ihr über die Wange und landete genau da, wo Spikes Asche lag. Plötzlich grub sich dort etwas aus dem Sand. Es war ein kleiner grüner Halm, der sich empor reckte und immer größer wurde. Zwei saftige grüne Blätter wuchsen aus dem Halm heraus und eine kleine Knospe bildete sich als Köpfchen. Diese Knospe wurde größer und öffnete sich um eine wunderschöne strahlend weise Blume zu öffnen aus dessen Mitte ein kleiner Schmetterling befreit wurde und nun aufgeregt zu flattern begann. Er flog hektisch in der Luft umher und setzte sich schließlich auf Buffys Schulter. Anya trat neben Buffy und kniete sich zu ihr herab.

 

„Das ist ein Zeichen für neues Leben, Buffy.“

 

„Neues Leben? Für wen?“

 

„Du wirst bald sehen. Und nun geh. Vertrau auf dein Herz, und höre nicht auf das was andere sagen. Leb wohl.“

 

Anya verschwand mit diesen Worten vor ihren Augen. Buffy wollte noch mehr wissen. Was sollte dies alles bedeuten? Sie rief Anyas Namen, aber niemand antwortete ihr. Sie hörte wie jemand nach ihr rief. Es war Spike! Spike rief nach ihrem Namen. Er war noch am Leben! Er war noch bei ihr. Sie suchte ihn. Verzweifelt blickte sie umher, fand ihn aber nicht, sie rief seinen Namen. Schrie ihn weit hinaus in das Meer.

 

„Spike!“

 

„Ich bin hier, Liebes. Es ist alles in Ordnung, es war nur ein Traum.“

 

 

 

 

Aufgeschreckt durch den Traum saß Buffy aufrecht in ihrem Bett und erkannte erleichtert, dass Spike noch da war. Doch als sie auf seinen Körper sah, fiel ihr alles wieder ein. Spikes Beine waren bereits bis zu den Knien verschwunden. Sie erinnerte sich wieder an ihre Begegnung mit dieser Märchenfigur, und daran, dass dieses Etwas irgendwas mit Spike gemacht hatte, wodurch er sich nun langsam auflöste.

 

Müde und entnervt rieb sie sich die Augen und versuchte sich wieder zu beruhigen. Spike sah besorgt auf sie herab und fragte:

 

„Wovon hast du geträumt?“

 

„Es war ziemlich verrückt. Ich war am Strand. Anya war da. Sie hat mit mir gesprochen. Und dann warst du da, und die Sonne ging plötzlich auf, und dann...“

 

Buffy brach ab. Die Erinnerung an das Erlebte im Traum war noch zu frisch und zu schmerzhaft. Sie hätte nicht gedacht, dass es so schlimm für sei sein würde.

 

„Es war nur ein Traum, Buffy.“

 

„Schon, aber dieser Traum wird bald Realität sein! Schon vergessen? Ich werde dieses verfluchte Amulett zerstören, und dann wirst du für immer verschwunden sein.“

 

„Ich werde immer bei dir sein! Egal was passiert. Auch wenn du mich dann nicht mehr sehen kannst, aber ich werde immer bei dir sein. In deinen Träumen und in deinem Herzen. So, wie du immer bei mir sein wirst! Solange noch irgendein Teil von mir irgendwo im Universum existiert, werde ich an dich denken und nichts auf der Welt kann das verhindern.“

 

„Versprichst du mir das?“

 

„Ich verspreche es.“

 

****

 

Gleich am Morgen hatte Buffy im Museum angerufen und sich krank gemeldet. Sie wollte den letzten Tag mit Spike nicht im Büro verbringen. Sie wollte ihn noch sehen und mit ihm sprechen, ohne sich wegen Georg und Mr. Morgan Gedanken zu machen.

 

Xander war wegen den Renovierungsarbeiten am neuen Ratsgebäude unterwegs. Willow war in der Schule und unterrichtete in Computerlehre. Faith und Wood hatten sich in der Stadt ein Hotelzimmer genommen und Giles war in seinem Appartement.

 

Lustlos setzte sich Buffy an den Küchentisch und nippte ein wenig an dem Kaffe, den Andrew am Morgen gemacht hatte. Andrew selbst war wieder mal schwer beschäftigt im Haus unterwegs und vergnügte sich mit Bertolin. Alles schien so, als wäre dies ein ganz gewöhnlicher Tag. Spike versuchte seinen eigenen Unmut so gut es ging vor Buffy zu verbergen. Ihm war der Gedanke Buffy für immer zu verlassen ganz und gar nicht angenehm. Allerdings wollte er genauso wenig für immer als Geist in einer geruchs- und gefühlslosen Welt gefangen bleiben. Und vor allem wollte er nicht dafür verantwortlich sein, wenn Buffy, Dawn und den anderen etwas zustoßen würde. Deshalb war es ihm lieber, dass Buffy das Amulett zerstören wollte.

 

Dawn gesellte sich zu Buffy und setzte sich ebenfalls an den Küchentisch.

 

„Hey Dawnie, solltest du nicht in der Schule sein?“

 

„Der Sportunterricht fällt heute aus, weil unsere Lehrerin krank ist. Deshalb geht für mich heute die Schule später los.“

 

„Ach so, verstehe.“

 

„Und? Wie geht’s Spike? Ist er...? Ich meine hat er sich schon...?“

 

„Er ist noch da. Hat zwar keine Beine mehr, aber er ist noch da. Er schwebt direkt hinter dir.“

 

„Ehrlich?“

 

Dawn drehte sich um ihre Achse und blickte herum um zu sehen, ob sie vielleicht irgendetwas erkennen würde. Spike stand da, und musste lächeln über die Versuche des Mädchen ihn erkennen zu wollen.

 

„Buffy, kannst du ihm was von mir ausrichten?“

 

„Du kannst es ihm selber sagen. Er bekommt alles mit, was hier passiert. Er kann dich genauso gut sehen und hören, wie ich.“

 

„OK, äh...“, fing sie an zu drucksen und nervös auf dem Stuhl hin und her zu rutschen. „Hör zu Spike, ich wollte dir noch was sagen, ähm... es ist so, ich wollte dir noch danken. Dafür, dass du für mich da warst, als Buffy tot war. OK, ich weiß, das ist jetzt reichlich spät, aber ich war damals so glücklich gewesen, dass Buffy da war. Und ich hab nicht daran gedacht mich bei dir zu bedanken. Und als du dann damals versucht hast Buffy zu verletzten, war ich sehr sauer auf dich. Ich hab dich echt gehasst. Aber damals wusste ich noch nicht, was ich heute alles weiß. Jedenfalls danke. Das ist alles.“

 

Spike war sehr gerührt über ihre Worte. Er musste sich stark beherrschen und drängte seine Tränen zurück. Buffy beobachtete etwas erstaunt, wie er mit sich kämpfte.

 

„Schon OK, das hab ich gern gemacht. Ich mochte dich schon immer sehr. Und das werde ich auch immer tun. Ich konnte doch nicht zulassen, dass meinem Krümel etwas passiert.“

 

„Was ist?“ fragte Dawn, „Was sagt er? Ist er noch da?“

 

„Ja Dawn, er ist noch da. Er sagt, dass er dich sehr gern hat. Und ich denke du hast ihm eine große Freude bereitet, dass du dich bei ihm noch bedankt hast.“

 

„Gut. Das ist gut. Wirst du wirklich das Amulett zerstören? Ich meine, wenn er sowieso verschwindet?“

 

„Je schneller, umso besser. Ich will euch nicht unnötig der Gefahr aussetzen, dass dieser Geb noch tatsächlich hier auftaucht.“

 

„Aber vielleicht ergibt sich ja doch noch ein Weg, womit wir Spike helfen könnten?“

 

„Dawn bitte! Mach es mir nicht noch schwerer als es ohnehin schon ist. Glaube mir, ich würde alles tun, um es zu verhindern. Denke nicht, dass es mir leicht fällt das Amulett zu zerstören. Aber so ist es am besten. Glaub mir.“

 

„Ich muss jetzt zur Schule“, erwiderte Dawn trotzig, stand auf und ging aus der Küche direkt an Kennedy vorbei, die gerade eben zu ihnen gestoßen war und im Türrahmen stand.

 

Sie hatte die letzten Worte des Gespräches mitbekommen und fragte Buffy: „Soll ich es für dich tun? Soll ich das Amulett zerstören?“

 

„Nein! Wenn es einer tut, dann will ich es sein.“

 

„OK, das verstehe ich. Und wann hast du vor es zu tun?“

 

„Heute Abend. Ich kenne da einen abgelegenen Ort, von dem aus man den Sonnenuntergang sehr schön sehen kann. Ich dachte es wäre nett ihn gemeinsam noch zu sehen.“

 

„Das ist eine schöne Idee. Ich denke, dass es das Richtige ist, wenn du es tust“, versuchte sie Buffy zu beruhigen, da sie merkte, wie schwer es ihr fiel.

 

****

 

Nachdem alle das Haus verlassen hatten, dauerte es nicht lange, und Giles kam vorbei um mit Buffy zu reden. Sie setzten sich ins Wohnzimmer und Giles erklärte, weshalb er hier war.

 

„Es ist so, ich weiß wie viel Spike dir bedeutet und wie schwer dir das Ganze fallen muss. Ich wollte dir nur sagen, dass du die richtige Entscheidung gefällt hast. Ich meine, Spike wird sowieso verschwinden, dafür hat dieses Wesen offenbar gesorgt, daher musst du dir nicht die Schuld daran geben. Ich finde es gut, wenn du das Amulett zerstörst. Somit verhinderst du, dass deine Schwester und deine Freunde in Gefahr geraten. Ich denke, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast.“

 

„Sind Sie sicher?“ erwiderte Buffy zweifelnd. Sie hatte eigentlich gehofft den Tag angenehm zu verbringen, ohne darüber nachzudenken, was sie am Abend vorhatte.

  

„Nun ja, ziemlich sicher, gewiss doch.“

 

„Gut, dann brauchen wir ja nicht weiter darüber zu reden?“

 

„Nein, keineswegs.“

 

Eine unangenehme Stille brach aus. Buffy beobachtete Spike, wie dieser sich gerade ohne Beine durch den Raum bewegte und einen sehr stillen und nachdenklichen Eindruck machte. Er schwebte regelrecht zum Fenster und beobachtete das emsige treiben von einigen Spatzen, die im hohen Graß nach Nahrung suchten.

 

„Ist alles in Ordnung?“ fragte sie Spike, worauf dieser allerdings überhaupt nicht reagierte und stattdessen von Giles eine Antwort kam: „Ja, weshalb fragst du? Was sollte nicht in Ordnung sein?“

 

Als Buffy bemerkte, dass Giles sich angesprochen gefühlt hatte, meinte sie entschuldigend: „Oh tut mir leid, ich meinte nicht Sie. Ich hatte Spike gemeint.“

 

„Oh ach so“, antwortete Giles, wurde von Buffy allerdings nicht weiter beachtet, da sie sich von ihrem Platz auf der Couch erhob und zu Spike zum Fenster ging. Dieser hatte bei der Erwähnung seines Namens gemerkt, dass Buffy ihn angesprochen hatte und sah nun fragend zu ihr.

 

„Ist alles in Ordnung?“ wiederholte sie ihre Frage, als sie nun direkt bei ihm stand und sah ihn eindringlich an. Giles beobachtete Buffy besorgt, wie sie mit vor dem Fenster stand und mit Spike sprach, der für ihn nicht sichtbar war.

 

„Es ist nichts. Es ist alles in Ordnung“, gab Spike endlich zur Antwort.

 

„Wie fühlst du dich?“

 

„Großartig“, log Spike, denn dies stimmte in keiner Weise. Er fühlte sich alles andere als großartig. Ihm wurde immer mehr bewusst, dass bald seine langjährige Zeit auf dieser Erde ein endgültiges Ende nehmen würde. Eigentlich hätte er sich ja damit abfinden müssen. Schließlich hatte er sein Ende wesentlich länger hinausgezögert, als es für normalsterbliche Menschen üblich war. Und sogar nach seinem zweiten Tod war er immer noch hier. Also warum fiel es ihm jetzt nur so schwer sich von dieser Welt zu trennen? Vielleicht gerade deswegen, weil die Liebe seines Lebens ihn gerade aus warmen Augen ansah und er sich von Herzen wünschte sie noch einmal in seine Arme schließen zu können. Vielleicht, weil sie ihm gesagt hatte, dass sie ihn liebte. Vielleicht, weil sein altes totes Herz durch sie wieder zu Leben erwacht war und er sich noch niemals an einem anderen Ort so heimisch gefühlt hatte als an ihrer Seite.

 

Buffy wusste dass er log. Sie brauchte ihn nicht darauf anzusprechen, oder ihn ein weiteres Mal zu fragen. Alles was sie tun musste, war ihren Geist zu öffnen, und sich auf ihn zu konzentrieren. Somit waren sie in ihren Gedanken miteinander verbunden. Sie konnten beide lesen, was in dem jeweils anderen vor sich ging. Sie erkannte seine Gedanken und er die ihrigen. Und beide fühlten dabei den gleichen Schmerz.

 

„Buffy, geht es dir gut?“ fragte Giles besorgt nach, nachdem er sie beobachtet hatte, und einen ihm bisher unbekannten Schmerz ihn ihrem Blick entdeckte.

 

Durch diese Frage aufgeschreckt, unterbrach Buffy den intensiven Kontakt zu Spike und kniff kurz die Augen zusammen, um wieder zu sich selbst zu finden. Eilig wandte sie sich dann wieder zu Giles und meinte beschwichtigend:

 

„Ja, alles in Ordnung, es geht mir gut.“

 

„Und Spike? Geht es ihm auch gut?“ fragte Giles nach, weswegen Buffy und auch Spike ihn erstaunt anblickten. Bisher hatte sich niemand der anderen so wirklich dafür interessiert, wie es Spike geht. Außer dem Krümel natürlich.

 

Buffy überlegte kurz, wie sie diese Frage beantworten sollte. Sie wusste genau, dass es ihm nicht gut ging. Wie sollte es ihm denn auch gehen? Allein die Frage zu stellen, empfand sie ein wenig unangebracht. Doch dann erinnerte sie sich, dass sie eben genau dieselbe Frage an Spike gerichtet hatte und ärgerte sich kurz über ihre eigene Unbedachtheit.

 

„Es geht ihm den Umständen entsprechend. Wie sollte es ihm den Ihrer Meinung gehen?“ erklärte sie kraftlos ohne es angreifend wirken zu lassen.

 

„Tut mir leid, dass ich gefragt habe. Ich äh... ich werde euch beide allein lassen. Und äh,.. Spike...“ Mit diesen Worten aufstehend, zögerte er kurz blickte in die Richtung, in der er den Vampir vermutete und redete etwas unbeholfen weiter: „vielen Dank ...für Ihre Hilfe. Ohne Sie würde es diese Welt nicht mehr geben. Ich wünsche... Ihnen alles Gute. Und...auf wiedersehen.“

 

Eilig drehte sich Giles um, verließ das Haus, und ließ Buffy und Spike mit überraschten Gesichtern zurück.

 

****

Xander dirigierte die ersten Handwerker auf der Baustelle, wo jetzt allein er das Sagen hatte, was ihm sehr glücklich machte. Er war wieder voll in seinem Element und konnte sein Können als Handwerker unter Beweis stellen.

 

Zusammen mit einem Mitarbeiter begutachtete er gerade ein paar grobe Pläne des Gebäudes, als er plötzlich hinter sich eine weibliche Stimme wahrnahm.

 

„Hallo Xander, ist Giles hier?“

 

Als Xander sich umdrehte, viel ihm die Kinnlade herunter und er wurde sofort nervös, als er erkannte wer hinter im stand und ihn freundlich anlächelte. Es war Mina. Sie hatte bei ihrer letzen Begegnung schon bemerkt, dass Xander ziemlich seltsam auf sie reagierte. Ein freches Grinsen breitete sich in ihrem Gesicht aus und machte es Xander nur noch schwerer die Fassung zu bewahren und vernünftig zu denken. Mina hatte es ihm wirklich angetan.

 

„Äh, wer? Giles? Äh, keine Ahnung wo er ist?“

 

Der Handwerker neben ihm meinte daraufhin: „Mr. Giles ist doch unten und in den Kellergewölben.“

 

Xander hätte sich am liebsten selbst auf den Kopf geschlagen, denn eigentlich wusste er ja ganz genau, wo Giles sich befand. Er versuchte die Situation einigermaßen in den Griff zu bekommen und fügte hinzu: „Ja genau! Er ist im Keller. Das wusste ich.“

 

Minas Grinsen wurde nur noch breiter als sie die offensichtliche Verwirrtheit und Nervosität von Xander erkannte.

 

„Gut, dann werde ich mal nach unten gehen und nach ihm sehen.“

 

Xander musste irgendetwas tun, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Verzweifelt überlegte er, was er wohl sagen sollte. Mina hatte sich schon umgedreht und wollte davon gehen, als Xander schnell hinterher rief: „Soll ich dich nicht begleiten? Unten im Keller kann es sehr gefährlich sein. Ich meine, es könnten Monster da unten sein.“

 

Noch während er diesen Satz sprach wurde ihm bewusst, dass Mina ja auch eine Jägerin war, und sich ganz sicher nicht vor Monstern fürchten würde.

 

Der Handwerker neben Xander richtete einen sehr skeptischen Blick auf ihn, erklärte diese Aussage aber als schlechte Anmache, was sie im Grunde ja auch war.

 

Mina jedoch musste erneut über Xander grinsen und nahm sein Angebot freundlich an. Irgendwie gefiel er ihr sehr gut. Sie fand, dass es bestimmt noch sehr amüsant mit ihm werden könnte.

 

Er begleitete sie nach unten, in einen größeren Raum im Keller, wo Giles und Wood zusammen mit weiteren Handwerkern gerade einen Trainingsraum einrichteten. Ein paar Matratzen waren bereits auf dem Boden verteilt und an der Wand befestigte Wood gerade eine Tafel, an der später verschiedene Waffen aufgehängt werden könnten.

 

Xander war überrascht wie viel die Männer in der kurzen Zeit bereits geschafft haben. Erstaunt blickte er sich in dem großen Kellergewölbe um. Hier war genug Platz, um eine ganze Schulklasse in Sport zu unterrichten. Der perfekte Ort um jungen Jägerinnen das Kämpfen beizubringen.

 

Auch Mina war beeindruckt. Auch von den verschiedenen Trainingsgeräten, die bereits aufgestellt waren. Als Giles die junge Jägerin erblickte, kam er ihr sogleich freundlich entgegen und hieß sie in den neuen heiligen Hallen des Rates willkommen. Giles hatte ihr in der Zwischenzeit schon einiges über ihre Bestimmung und Pflichten als Jägerin erklärt. Mina nahm dies alles sehr gefasst hin, da sie mittlerweile Gefallen daran gefunden hatte den ein oder anderen Vampir in der Nacht zu vernichten. Giles hatte sie ins neue Ratsgebäude eingeladen, um ihr gleich ihre ersten Trainingseinheiten zu geben. Leider waren ihm die Handwerker dazwischengekommen, und so hatte er keine Zeit zum trainieren, deshalb erklärte er ihr nun schließlich:

 

„Tut mir sehr Leid Mina, aber ich hatte vergessen, dass die Handwerker heute hier tätig sein würden. Ich kann leider doch nicht mit dir trainieren. Ich schlage vor wir verschieben das ganze auf ein anderes Mal.“

 

„Das macht nichts. Kein Problem, so konnte ich wenigsten schon mal einen Blick auf dieses coole Gebäude werfen“, meinte Mina

 

„Warte bis es fertig ist, dann wird es noch viel cooler!“ prahlte Xander mit stolzer Brust.

 

Mina musste wieder über ihn lächeln, vor allem über die Art wie er sich bewegte, und nervös von einem Fuß zum anderen wippte. Sie merkte, dass er die ganze Zeit versuchte etwas ungeschickt ein Gespräch mit ihr zu beginnen. Sie wollte es ihm etwas leichter machen und fragte ihn deshalb:

 

„Erzähl mal. Was du alles geplant für das tolle neue Gebäude hier?“

 

Xander war vollkommen perplex und total überfordert mit dieser Frage. Nicht, weil er sich nicht auskannte, denn schließlich leitete er dieses Umbau-Projekt. Er hatte nur nicht erwartet, dass sie sich dafür interessieren würde. Nachdem er endlich sein Erstaunen überwunden und wieder zu sich gefunden hatte, fing er an zu erzählen, was er alles geplant hatte. Erklärte ihr vieles über Änderungen und Umbauten, die er vornehmen ließ und führte sie schließlich durch das ganze Gebäude, um ihr alles genau zu zeigen und zu erklären.

 

Dadurch, dass er über ein Thema sprechen konnte, indem er sich wirklich gut auskannte, wurde er immer ruhiger und sicherer im Gespräch. Die anfängliche Nervosität und Anspannung verflog beinahe völlig und die beiden redeten und lachten schließlich auch über andere Themen. Mina fand Xander sehr nett. Sie mochte die Art wie er redete und dabei lachte. Sie mochte die Grübchen, die sich in seinem Gesicht dabei bildeten. Sie mochte seine warmen dunklen Augen und das kurze dunkle Haar. Sie mochte seine starken Arme, die deutlich zeigten, dass er hart arbeitete. Vor allem mochte sie den Ton seiner Stimme, wenn er ihr erklärte wie man eine neue Mauer einzieht, oder ein altes Fenster ersetzt. Sie interessierte sich nicht wirklich für die Bauarbeiten, von denen er redete. Sie hörte ihm nur einfach gerne dabei zu. Deshalb stellte sie ihm immer weitere Fragen, die er mit all seinem Fachwissen beantwortete.

 

****

 

„Willow Schatz, was tust du denn da?“ fragte Kennedy, als sie ihre Liebste in der Küche über einen Laptop sitzen sah.

 

„Ich suche nach einem Ausweg für Spike.“

 

„Warum? Ich dachte es gäbe keine Möglichkeit ihm zu helfen?“

 

„Wir hatten bisher keine Möglichkeit gefunden, aber das heißt nicht, dass es keine gibt.“

 

„Denkst du denn es gibt eine Lösung? Wonach suchst du denn?“

 

„Das weiß ich nicht genau. Vielleicht gibt es ja einen Weg seine Seele mit einem anderen Gegenstand zu verbinden? Ein anderes Schmuckstück zum Beispiel.“

 

„Aber dann wäre er genauso gefangen und dazu verdammt als Geist an Buffys Seite zu existieren. Glaubst du nicht, dass es dann besser wäre, wenn seine Seele befreit werden würde?“

 

„Ich weiß auch nicht. Ich musste nur daran denken, wie es wäre, wenn ich an Buffys Stelle wäre, und du oder Tara als Geist bei mir wärt. Ich glaube ich würde dann alles versuchen, um euch nicht zu verlieren.“

 

„Aber du musst auch bedenken wie Spike sich fühlt. Er war jahrelang ein unbesiegbarer Meistervampir auch wenn er Buffy sehr liebt glaube ich nicht, dass er es auf Dauer ertragen würde an ihrer Seite als Geist zu existieren.“

 

„Vielleicht hast du Recht. Vielleicht ist es so wirklich am besten. Ich wünschte nur ich könnte irgendetwas tun.“

 

„Sei einfach da für Buffy. Ich fürchte, wenn sie das Amulett zerstört hat, wird sie dich als ihre beste Freundin sicher brauchen.“

 

****

 

Der Tag ging langsam zu neige, und Buffy wurde immer nervöser. Sie und Spike hatten den ganzen Tag damit verbracht sich über belanglose Dinge zu unterhalten, ein wenig spazieren zu gehen und über vorbeigehende Passanten zu lästern. Buffy war es dabei vollkommen egal, dass so manch einer der Leute sie schief ansah wie sie offensichtliche Selbstgespräche führte, da ja niemand ihren Begleiter sehen konnte. Sie verbrachten den Tag so angenehm wie möglich und vermieden jedes Thema auf das Amulett oder das Erlebte in der Märchendimension. Beide verdrängten bewusst die Tatsache, dass bald der Abend hereinbrechen würde, und Buffy dann das Amulett zerstören wollte und sie somit für immer getrennt sein würden. Doch dieser Zeitpunkt rückte nun immer näher und diese Tatsache ließ sich immer schlechter verdrängen.

 

Inzwischen waren Buffy und Spike wieder zuhause, und Buffy klopfte an Willows und Kennedys Zimmer. Kennedy lugte heraus und lächelte ihr freundlich entgegen.

 

„Hallo Buffy, was ist los? Hast du’s dir doch anders überlegt? Soll ich...?“

 

„Nein“, fiel ihr Buffy sofort ins Wort und fuhr fort: „Ich wollte nur fragen, ob du dich vielleicht mit Mina und Faith zusammentun könntest, und heute auf Streife gehen würdest?“

 

„Sicher, das hatten wir sowieso vor. Wir sind gestern Abend ja auch zusammen unterwegs gewesen. Mach dir keine Gedanken, wir kümmern uns um die Blutsauger.“

 

„Gut. Das ist gut. Danke.“

 

„Keine Ursache.“

 

Gedankenversunken verabschiedete sie sich noch und machte sich dann anschließend auf den Weg zu dem Ort, wo sie ihre Absicht in die Tat umsetzen wollte. Ihr fiel plötzlich auf, dass sie schon länger nicht mehr auf Streife gewesen war. Immer hatte Kennedy und Mina sie vertreten. Anfangs schien es ihr unmöglich das Ruder aus der Hand zu geben und Kennedy alleine auf Streife gehen zu lassen, aber immer öfter war es vorgekommen, dass Kennedy alleine oder in Begleitung mit Xander oder jetzt Mina für sie ihre Pflichten vollkommen übernommen hatte. Es war ein seltsames aber auch befreiendes Gefühl zu wissen, dass sie nicht mehr die einzige Jägerin war. Dass sie sich auch Zeit für sich selbst nehmen konnte ohne befürchten zu müssen, dass während ihrer Abwesenheit der Bestand der Vampire drastisch zunehmen würde. Ein schönes Gefühl. Leider gab es bald niemanden mehr in ihrem Leben, mit dem sie diese Zeit teilen könnte.

 

Buffy steuerte zielsicher einen einsamen Hügel außerhalb der Stadt an, auf dessen Anhöhe eine kleine Parkbank stand, von der aus man eine gute Sicht über die Stadt hatte und den Sonnenuntergang sehr gut sehen konnte. Gelegentlich hielten sich hier verliebte Paare auf, ähnlich wie an einem Ort in Sunnydale, an den sie jedes Mal erinnert wurde, wenn sie hier war. Bei der Verfolgung eines Vampirs war sie auf diesen Ort gestoßen und machte seither immer wieder mal einen Kontrollgang hier her. Doch heute wollte sie nicht nach Vampiren Ausschau halten. Heute wollte sie zusammen mit Spike den Sonnenuntergang genießen und ihm Lebewohl sagen.

 

Wortlos stand Buffy vor dem Abgrund des Hügels und blickte in die Ferne. Der Himmel färbte sich bereits in vielen bunten Farben und deute den baldigen Sonnenuntergang an. Spike stand neben ihr und genoss das bunte Schauspiel. Das war der einzige Vorteil an seiner geisterhaften Gestalt. Die Sonne konnte ihm nichts anhaben. Anfangs war er stets nervös ins Freie zu gehen. Irgendwie traute er der Sache nicht, aber mit der Zeit hatte er sich daran gewöhnt. Und nun tat es ihm leid, bald nie mehr in der Sonne spazieren gehen zu können. Doch viel mehr tat es ihm leid bald von Buffy getrennt zu sein.

 

„Du wirst mir fehlen“, gestand Buffy in leisen Worten.

 

„Ehrlich Liebes? Ich dachte ich gehe dir nur auf die Nerven.“

 

„Spike bitte! Du weißt genau wie ich fühle. Also red keinen solchen Unsinn.“

 

„Ich geh dir also nicht auf die Nerven?“

 

„Doch manchmal schon! Jetzt zum Beispiel. Merkst du denn nicht, dass ich grade versuche etwas Wichtiges zu sagen?“

 

Buffy drehte sich zu ihm und sah ihn vorwurfsvoll an. Spike drehte sich ebenfalls zu ihr und erwiderte ihren Blick.

 

„Ich merke, dass du hier jetzt eine schöne Abschiedsszene hinlegen willst, aber ich will mich nicht von dir verabschieden. Niemals!“ 

 

„Spike..“ versuchte sie einzulenken, aber er fiel ihr sofort ins Wort: „Buffy nein! Kein Abschied! Keine Abschiedsszene. Keine Tränen. Ich liebe dich und jetzt weiß ich, dass auch du mich liebst. Das ist alles was ich wissen muss. Alles andere spielt keine Rolle. Lass uns jetzt einfach den Sonnenuntergang zusammen genießen. Und danach zerstörst du das verfluchte Ding. OK?“

 

Buffy erkannte den Schmerz in seinem Blick. Sie konnte verstehen, weshalb er keine Abschiedszene haben wollte. Deshalb erwiderte sie nur ein kurzes „OK“, und sah sich dann weiterhin mit ihm zusammen den farbenprächtigen Abendhimmel an.

 

****

 

Die Hexen Melissa, Annabelle, Jenny und Maria machten sich auf den Weg zu Willow. Ihre Adresse hatten sie durch Melissas Nichte Nancy erfahren, welche von Michelle wusste, das Willow bei Dawn zuhause wohnte.

 

Andrew öffnete die Türe als es geläutet hatte und begrüßte die jungen Frauen freundlich. Annabelle fragte nach Willow und Andrew antwortete, dass sie oben sei. Er bat die Frauen im Wohnzimmer zu warten und ging dann hinauf um Willow zu holen.

 

Als Annabelle im Wohnzimmer auf der Couch platz nahm, verspürte sie eine altbekannte magische Kraft in dem Haus, als wenn noch jemand mit großen magischen Kräften ebenfalls im Haus wäre. Sie sah noch, wie eine schwarze Katze aus dem Wohnzimmer verschwand, dachte sich aber nichts mehr weiter dabei, da Willow gerade zu ihnen kam.

 

„Oh, Hallo? Woher wisst ihr wo ich wohne?“ wollte Willow wissen.

 

Melissa erklärte: „Hallo Willow. Entschuldige, dass wir hier so hereinplatzen, aber wir müssen dir etwas Wichtiges mitteilen.“

 

„Wieso? Was ist so wichtig?“

 

Annabelle, die immer die Führung der Frauen übernommen hatte ergriff das Wort und erklärte weiter: „Wir haben dir nicht die ganze Wahrheit über uns gesagt. Wir ließen dich im Glauben, dass wir nur einfältige Anfängerinnen der Hexenkunst seien. In Wahrheit aber praktizieren wir schon sehr lange und sehr erfolgreich. Wir sind schon lange hier am Höllenschlund und achten auf ungewöhnliche Schwankungen in der Magie. Wir haben schon viele Dämonen und böse Geister besiegt. Wir haben es uns selbst zur Aufgabe gemacht die Menschen hier zu beschützen und vor allem Bösen zu bewahren. Vor kurzem haben wir einige magische Schwankungen wahrgenommen. Wir spürten die Anwesenheit von Jemandem, der sehr mächtig und sehr böse ist. Nachdem wir von Melissas Nichte von dir erfahren hatten, mussten wir sicher gehen, ob du der Auslöser für diese Schwankungen warst oder nicht. Aber nach unserem Treffen wissen wir nun, dass du auf unserer Seite bist. Deshalb sind wir hier um mit dir zu sprechen.“

 

„Und um euch zu helfen“, fügte Jenny noch hinzu.

 

Willow stand vollkommen perplex vor den Hexen und wusste nicht recht, wie sie darauf reagieren sollte.

 

„Mir helfen wobei?“ fragte sie schließlich, als die letzten Worte endlich zu ihrem Gehirn vorgedrungen waren.

 

Jenny erklärte weiter: „Deine Freundin die Jägerin trägt doch Geb’s Amulett, in dem ihr Freund gefangen ist, nicht wahr?“

 

„Ja. Und?“

 

„Wir können ihm helfen.“

 

****

 

Aufgeregt platzte Willow ins Zimmer und fragte Kennedy: „Weißt du wo Buffy hin wollte um das Amulett zu zerstören?“

 

„Nicht genau, sie sagte sie wollte zu einem Ort gehen, von wo aus man den Sonnenuntergang beobachten könnte. Sie wollte ihn mit Spike zusammen ansehen, bevor sie es zerstört. Warum fragst du? Und warum bist du so aufgeregt?“

 

„OK hör zu. Wir müssen sie finden. Sie darf das Amulett nicht zerstören! Ich erklär dir später alles. Aber jetzt müssen wir unbedingt verhindern, dass Buffy ihr Vorhaben in die Tat umsetzt. Also schnapp dir Mina, sie kennt sich hier gut aus und sucht nach Buffy. Ich sag den anderen bescheid.“

 

Ehe Kennedy nachfragen konnte, war Willow schon wieder aus der Türe verschwunden und eilte nach unten. Sie griff sich Buffys Handy, das in der Küche lag und verfluchte die Tatsache, dass Buffy es nicht bei sich trug. Aber da sie im Haus noch immer keinen festen Anschluss hatten, hatte Buffy ihr Handy hier für Notfälle hinterlegt. Sie rief Faith und Direktor Wood in ihrem Hotelzimmer an und erklärte ihnen die Lage. Faith versprach sich sofort auf die Suche zu machen. Danach rief Willow auf der Baustelle an und hatte Xander dran. Sie erklärte auch ihm die Situation und fragte nach Giles.

 

„Giles und Mina sind unterwegs zu Giles Appartement. Er wollte ihr irgendein Buch geben. Ich glaube er erwähnte das Jägerinnenhandbuch.“

 

„Mina ist bei ihm?“

 

„Ja wieso?“

 

„Sie kann uns helfen, sie kennt sich hier in Cleveland am besten aus. Ich werde Kennedy bescheid sagen.“

 

„OK, ich werde nach Buffy suchen.“

 

„Gut, bis später.“

 

Willow wollte Kennedy noch berichten, dass Mina bei Giles ist, aber Kennedy hatte das Haus bereits verlassen und war auf den Weg zu Minas Wohnung.

 

„Verdammt“, fluchte Willow leise. Sie sah durchs Fenster nach draußen und stellte mit Schrecken fest, dass die Abenddämmerung bereits hereinbrach. Sie mussten Buffy so schnell wie möglich finden, sonst wäre es zu spät.

 

Annabelle war zu ihr ins Treppenhaus gegangen und versuchte sie zu beruhigen: „Keine Sorge Willow, es gibt noch eine andere Möglichkeit. Hast du ein paar persönliche Gegenstände von Buffy? Dann könnten wir einen Ortungszauber ausführen und sie suchen.“

 

„Sicher! Kommt mit, oben ist ihr Zimmer, da sind alle möglichen persönlichen Gegenstände von ihr.“

 

Die Hexen gingen gemeinsam nach oben in Buffys Zimmer und versuchten von dort aus Buffy zu orten.

 

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Faith und Robin machten sich derweilen auf die Suche nach Buffy. Nach Willows Beschreibung suchten sie nach einem verlassenen romantischen Ort, von wo aus man den Himmel gut einsehen konnte. Leider kannten sich die beiden nicht sehr gut hier in der Stadt aus, weshalb sie eher ziellos durch die Gegend irrten.

 

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Xander hatte die Baustelle verlassen und machte sich ebenfalls auf die Suche. Zwar dachte er, dass Kennedy zu Mina und Giles gehen würde, aber er fand, dass es nicht schaden könnte ebenfalls dort hinzugehen.

 

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Kennedy war bei Minas Wohnung und stellte fest, dass sie nicht zuhause war. Also machte sie sich alleine auf die Suche. Allerdings hatte sie keine so rechte Ahnung, wo sie ihre Suche beginnen sollte.

 

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Nach einer Weile war Xander bei Giles angekommen und erklärte ihm und Mina die Sachlage. Da Kennedy nicht aufgetaucht war, entschieden sie, dass Xander und Mina alle in frage kommenden Orte der Stadt absuchen wollten und Giles hier noch warten wollte, falls Kennedy noch auftauchen würde.

 

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„Es klappt nicht. Der Zauber funktioniert nicht. Wir können Buffy nicht orten“, stellte Maria niedergeschlagen fest.

 

„Warum nicht?“ wollte Willow wissen.

 

„Keine Ahnung“, erwiderte Maria.

 

Annabelle meinte: „Das Amulett, dass sie trägt. Das verhindert vermutlich, dass wir sie finden. Wir müssten den Ortungszauber auf das Amulett legen, aber dazu fehlen uns wichtige Zutaten.“

 

„Also gut, dann müssen wir sie eben so suchen“, entschied Willow und verließ entschlossen das Zimmer.

 

Annabelle und Maria begleiteten sie, während Jenny und Melissa ebenfalls zu suchen begannen.

 

Die einzigen die im Moment nicht auf der Suche nach Buffy waren, waren Andrew und Dawn. Willow hatte Andrew gebeten zuhause zu bleiben, für den Fall, dass Buffy hier auftauchen würde. Dawn war bei ihrer Freundin. Sie war sehr traurig darüber gewesen, dass Buffy das Amulett zerstören wollte, deshalb war sie gleich nach der Schule zu ihr gegangen war.

 

Doch der Rest der Truppe suchte fieberhaft die gesamte Stadt ab um Buffy zu finden.

 

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Der letzte Sonnenstrahl war verschwunden und nur noch ein leicht erhellter Horizont deutete an, wo die Sonne untergegangen war. Buffy senkte ihren Kopf und kramte das Amulett aus ihrer Bluse hervor. Spike stand wortlos neben ihr und beobachtete sie dabei. Es bedurfte keinerlei Worte zwischen den beiden, denn beide wussten, was jetzt kommen würde. Buffy blickte auf und sah ein letztes Mal auf Spike, der liebevoll lächelte und ihr zunickte um anzudeuten, dass er bereit sei.

 

Mit einem tiefen Seufzer legte sie das Amulett ab und Spike verschwand augenblicklich. Eine kurze Weile hielt sie es noch in der Hand und legte es dann schließlich vor sich auf einen kleinen Felsvorsprung. Aus einer Tasche, die sie bei sich hatte kramte sie einen Hammer hervor, den sie sich von Xander ausgeliehen hatte.

 

Spike befand sich wieder in dem Nichts aus Nebel und wartete gefasst auf ihren Schlag.

 

„Ich werde dich immer lieben, Buffy!“ verabschiedete er sich doch noch von ihr.

 

„Ich dich auch“, erwiderte Buffy mit gebrochener Stimme, während ihr erste Tränen über die Wange kullerten.

 

Dann zog sie aus und schlug zu.

 

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Folge 12