Folge 2

 

Mit einem Zeitungsausschnitt bewaffnet machte sich Buffy auf den Weg zum Städtischen Museum. Dort war eine Stelle als Verwaltungsangestellte ausgeschrieben geworden, für die sich Buffy bewerben wollte. Sie hatte sich eigens für diesen Anlass eine neue Hose, und eine hübsche weiße Bluse geleistet, damit sie einen guten Eindruck machen würde. Sie hatte eigentlich keinerlei Erfahrung als Verwaltungsangestellte, aber sie stellte sich dies eher als eine einfache Tätigkeit vor. Jedenfalls wollte sie es versuchen, bevor sie wieder eine Arbeit in einem Fastfood Restaurant annehmen würde. Etwas nervös meldete sie sich im Büro des Museums und fragte nach der offenen Stelle. Eine nette Bürodame, die ganz offensichtlich ein Baby erwartete, bat sie freundlich in ein nebengelegenes Büro. Dort wurde sie sogleich von einem Museumsangestellten begrüßt. Der junge Mann war etwa einen Kopf größer als Buffy, schien gut gebaut zu sein und trug eine ausgewaschene Jeans und dazu einen dunkelblauen Pullover. Ein paar widerspenstige Strähnen seiner halblangen dunklen Haare hingen ihm ins Gesicht und unterstrichen dabei seine sympathische Ausstrahlung. Seine markanten Gesichtzüge wirkten nicht streng, sondern ließen eher auf einen freundlichen Charakter schließen. Im krassen Gegensatz zu seinen dunklen Haaren hatte er hellblaue Augen, die nun neugierig auf Buffy gerichtet waren.

 

„Guten Tag, mein Name ist Georg Willington, ich bin für alle Personalangelegenheit hier zuständig, und noch für einige Dinge mehr. Wie ich höre, interessieren Sie sich für die Stelle von Mrs. Simon.“

 

Buffy war etwas verwirrt von dem Anblick des gutaussehenden Mr. Willington und wusste gar nicht mehr genau, weshalb sie eigentlich gekommen war. Doch dann viel es ihr wieder rechtzeitig ein, und erwiderte etwas zögerlich:

 

„Äh.. ja! Ich heiße Buffy Summers. Ich habe gelesen, dass Sie eine Stelle als Verwaltungsangestellte anbieten.“

 

„Ganz recht. Was für Referenzen haben Sie anzubieten?“

 

„Referenzen?“

 

„Ja. Schulabschuss, Arbeitszeugnisse, Empfehlungsschreiben.“

 

Dabei fiel ihr ein, dass sie Wood um ein Arbeitszeugnis hätte bitten können, doch nun war es leider zu spät. Also musste sie gestehen.

 

„Hab ich leider nicht.“

 

„Was soll das heißen? Haben Sie keine Zeugnisse?“

 

„Ähm, das ist so, ich komme aus Sunnydale. Wie Sie vielleicht in den Nachrichten gehört haben, ist diese Stadt wie vom Erdboden verschluckt in Schutt und Asche untergegangen. Und dabei leider auch all meine persönlichen Dinge.“

 

„Wirklich alles?“

 

„Ja genau! Einfach alles. Alle meine Klamotten, mein Tagebuch, die Bilder meiner Mutter, alle Erinnerungen, das gesamte Haus, meine Zeugnisse, meine Waffen, meine Pflö... äh nicht so wichtig.“

 

„Waffen? Sie interessieren sich für Waffen?“

 

„Nun ja in gewisser Weise schon.“

 

„Das ist interessant. Wir richten gerade eine neue Abteilung antiker Waffensammlungen ein. Wissen Sie was? Da Sie im Moment die einzige Interessentin für diese Stelle sind und wir dringend eine Nachfolgerin für Mrs. Simon brauchen, werde ich es mit Ihnen versuchen.“

 

Nach der Pleite mit den Zeugnissen hatte Buffy nicht mehr daran geglaubt, diesen Job zu bekommen, doch als sie nun eine Zusage von Mr. Willington erhielt schüttelte sie ihm überglücklich die Hand.

 

„Sie werden es nicht bereuen, das verspreche ich ihnen! Ich werde hart arbeiten.“

 

„Schon gut, freuen sie sich nicht zu früh. Die Bezahlung ist nicht gerade die beste. Und Mr. Morgan, unser Museumsdirekter ist ein wahres Ekelpaket. Ich verspreche ihnen, bald werden Sie nicht mehr so froh über diesen Job sein.“

 

„Sollten sie solche Informationen mir gegenüber nicht eher verschweigen? Ich meine als Zuständiger für Personalangelegenheiten?“

 

„Das mache ich nur nebenbei. Eigentlich sind meine Hauptgebiete griechische und ägyptische Mythologie, Ägyptologie, antike Waffenkunde und Einskunstlaufen.“

 

„Das ist nicht ihr Ernst?“

 

„Was, sie glauben mir nicht, dass ich etwas von Mumien verstehe?“

 

„Oh doch das schon, aber auf Schlittschuhen kann ich Sie mir jetzt weniger vorstellen.“

 

„Sie halten wohl nicht viel vom Schlittschuhlaufen? Kann ich verstehen, es gibt nicht viele, die sich für so etwas interessieren.“

 

„Als Kind war ich ganz verrückt nach Schlittschuhlaufen. Ich wollte eine Eisprinzessin sein. Meine Eltern hatten immer Mühe mich wieder vom Eis herunterzubringen. Doch das ist schon lange her.“

 

„Als Eisprinzessin könnte ich Sie mir gut vorstellen.“

 

„Danke. Soll das etwa ein Anmach-Versuch werden?“

 

„Hm, sagen wir mal... es ist ein Versuch Sie auf einen Kaffee einzuladen. Was sagen Sie? Hätten sie Lust? Vielleicht heute Abend?“

 

„Ich weiß nicht...“

 

„Kommen Sie schon. Sie schulden mir was, schließlich habe ich Ihnen gerade einen Job gegeben.“

 

Buffy überlegte, was sie machen sollte. Schließlich war es ja nur ein Kaffee und etwas Abwechslung würde ihr sicher gut tun. Dieser Mr. Willington schien auch sehr nett zu sein. Und sie wollte auf keinen Fall riskieren, dass er es sich in bezug auf den Job noch mal anders überlegen würde. Sie brauchte ihn so dringend. Also stimmte sie zu und sie verabredeten sich für den Abend in einem kleinen Café.

 

****

 

Andrew stand unten im Keller vor der veralteten Waschmaschine, die sie vor kurzem günstig erstanden hatten. In einer Hand die Betriebsanleitung studierend, griff er mit der anderen nach der vorsortierten Wäsche direkt neben ihm in einem Wäschekorb, um sie in die Maschine zu stopfen. Gerade als er wieder nach einem Kleidungsstück greifen wollte, wurde diese wie von Geisterhand aus dem Wäschekorb geschleudert und landete etwa einen Meter neben dem Korb auf dem Boden. Andrew legte verwirrt die Betriebsanleitung beiseite und hob das Wäschestück wieder auf.

 

„Hey, wo wolltest du denn hin?“ fragte das Wäschestück, als wenn er eine Antwort erwarten würde.

 

Er nahm den Rest der Wäsche und gab ihn ebenfalls in die Wäschetrommel, als plötzlich direkt hinter ihm eine kleine alte Holzkiste mit allerlei verrostetem Gerümpel aus dem Regal laut zu Boden knallte. Erschrocken fuhr Andrew herum und sah sich ängstlich um.

 

„Hallo? Ist hier jemand? Ich gehe jetzt hoch und hole die Jägerin. Nein zwei Jägerinnen. Jawohl! Und ich... ich...“

 

Hastig verließ Andrew den Keller. Hier war es ihm zu unheimlich.

 

****

 

Willow saß in der Hollywoodschaukel auf der Veranda und lies sich die Sonne auf das Gesicht scheinen. Ihre Augen verschlossen, genoss sie die wärmenden Sonnenstrahlen und das fröhliche Vogelgezwitscher.

 

„Kennedy-Schatz, danke fürs anschupsen, wo warst du so lange?“

 

Sie dachte Kennedy hätte die Hollywoodschaukel angestoßen, aber als Willow die Augen öffnete, um nach ihr zu sehen, war niemand da.

 

„Schatz? Wo bist du?“

 

****

 

Xander und Dawn saßen am Küchentisch und spielten Backgammon. Xander verlor für gewöhnlich und wollte sich daher besonders anstrengen zu gewinnen. Dawn ließ das vollkommen kalt. Sie war eine wahre Meisterin in Backgammon, weswegen sie zwischendrin immer wieder einen Blick in ihr Buch warf, bis Xander sich endlich für einen Zug entscheiden konnte. Xander erhob sich kurz, um sich aus dem Kühlschrank etwas zu Trinken zu holen. Dawn konzentrierte sich gerade auf ihr Buch, sodass sie nicht bemerkte, wie sich die Spielsteine wie von Geisterhand von selbst bewegten. Als Xander sich zurück ans Spielbrett setzte fing er erbost zu protestieren an:

 

„Hey! Das finde ich nicht lustig. Was soll das? Weshalb hast du die Spielsteine alle durcheinander gebracht?“

 

„Ich? Wieso, ich hab doch gar nichts gemacht?“

 

„So, du willst mich also auch noch für dumm verkaufen oder was?“

 

„Nein! Ich hab ehrlich nichts gemacht!“

 

Jetzt stürmte Andrew aus dem Keller zu Xander und Dawn in die Küche und rief aufgebracht:

 

„Hilfe im Keller ist irgendetwas! Bestimmt ein ganz böser Dämon!“

 

Xander winkte nur ab, und reagierte gar nicht auf Andrews Befürchtungen. Als nun auch Willow hereinkam und fragte:

 

„Hey Leute, war von euch gerade jemand draußen auf der Veranda und hat mich angeschupst?“

 

Xander antwortete: „Dawn war hier bei mir. Sie hat die ganzen Spielsteine durcheinander gebracht!“

 

„Nein habe ich nicht.“ meinte Dawn aufgebracht.

 

Kennedy kam von oben herunter in die Küche und fragte: „Andrew, was hast du mit unseren Zahnbürsten angestellt?“

 

„Gar nichts wieso? Was ist damit?“

 

„Sie sind weg.“

 

Xander daraufhin: „Die Zahnbürsten sind weg?“

 

„Ja alle! Bis auf Andrews, die ist noch da.“

 

Xander fuhr Andrew etwas verärgert an: „Was soll das werden? Womit sollen wir uns jetzt die Zähne putzen?“

 

Willow fragte Kennedy nebenbei: „Warst du gerade draußen bei mir auf der Veranda?“

 

„Nein. Ich war die ganze Zeit oben.“

 

Dawn wollte von Xander wissen: „Xander was ist? Spielen wir nun weiter?“

 

„Mit dir spiele ich nicht mehr du schummelst. Du hast die Steine durcheinander gebracht, weil ich gerade am gewinnen war!“

 

„Das ist doch gar nicht wahr. Ich hab die Stein nicht angefasst.“

 

Andrew versuchte sich Aufmerksamkeit zu verschaffen indem er rief: „Leute! Im Keller spukt es! Ich geh da jedenfalls nicht mehr runter.“

 

Dann fing Kennedy wieder wegen der Zahnbürsten an und es entstand ein unverständliches Durcheinander.

 

Buffy kam nun von ihrer erfolgreichen Jobsuche nachhause, und sah sich nun diesem Chaos gegenüber. Sie beobachtete kurz die Diskussionen, die sich langsam zu einem Streit entwickelten, da alle durcheinander redeten und keiner auf den anderen hören wollte, bis Buffy einschritt: „Leute! Was ist hier los?“

 

Nun berichteten alle das Erlebte, während die anderen endlich aufmerksam zuhörten. Langsam wurde ihnen klar, dass hier etwas im Gange war.

 

Willow: „Vielleicht ist es ein Geist! Ja, es ist bestimmt ein Geist.“

 

Dawn: „Ein Poltergeist?“

 

Xander: „Das erinnert mich an den Film „Exorzismus“, der war gut.“

 

Andrew: „Ja genau, der war so richtig unheimlich und der Priester war cool.“

 

Buffy: „Bitte! Das ist kein Film. Das hier ist die Wirklichkeit. Wenn wir hier einen... äh... Geist oder was auch immer hier haben, dann sollten wir herausfinden was er will und wie wir ihn wieder loswerden.“

 

Kennedy: „Buffy hat recht. Wir müssen mehr über diesen Geist in Erfahrung bringen.“

 

Dawn: „Und wie sollen wir das anstellen? Ich meine weiß einer von euch wie man Geister beschwört oder exorziert?“

 

Andrew: „In dem Film hat der Priester ein paar Beschwörungsformeln aus der Bibel vorgelesen und die Frau, die besessen war hat sich dann verwandelt und hat...“

 

Alle gleichzeitig: „Andrew, halt die Klappe!“

 

Buffy: „Ich wünschte Giles wäre jetzt hier, er hätte sicher irgendwelche Bücher zu diesem Thema.“

 

Willow: „Kennedy und ich könnten doch in die städtische Bibliothek gehen? Vielleicht finden wir dort etwas Brauchbares.“

 

Buffy: „Gute Idee!“

 

Dawn: „Ich begleite euch. Hier ist es mir zu unheimlich.“

 

Andrew: „Ja! Ich komme auch mit!“

 

Xander: „Also ich habe keine Angst. Ich werde hier bleiben.“

 

Buffy: „Ich auch. Bin hundemüde. Ich geh nach oben und leg mich etwas hin. Weckt mich, falls ihr was herausgefunden habt.“

 

Während Buffy nach oben ging machten sich die anderen auf den Weg zur Bibliothek. Xander hatte sie bis zur Tür begleitet, und wollte diese gerade schließen, als sie plötzlich von ganz alleine zuknallte. Erschrocken starrte er die Türe an, griff nach dem Türknauf, stürmte den anderen hinterher und meinte nur: „Ich hab’s mir anders überlegt. Alleine ist es mir zu langweilig.“

 

****

 

Buffy stand in ihrem Zimmer und blickte aus ihrem Fenster. Sie beobachtete die Bäume, die sich einem gleichmäßigen Rhythmus im Wind bogen. Sie hatte ihre weiße Bluse gegen ein bequemes T-Shirt und ihre Strickjacke getauscht, die sie sich wieder fest um sich hielt. Sie wurde durch ein Geräusch aufgeschreckt und sah sich prüfend um. Die kleine Uhr auf ihrem provisorischen Nachttisch lag auf dem Boden. Sie ging zu hinüber und hob sie wieder auf. Vorsichtig und jederzeit zum Kampf bereit blickte sie sich im Raum um.

 

Sie hörte ein Geräusch das aus dem Flur kam. Sie folgte dem Geräusch und verließ das Zimmer. Als sie den schwach beleuchteten Flur betrat, hatte sie wieder das Gefühl, dass Spike hier wäre.

 

„Spike?“

 

In den dunklen Ecken des Flures suchte sie nach einem Zeichen oder nach einer Gestalt. Sie suchte nach ihm. Wieder vernahm sie ein Geräusch. Doch diesmal von unten. Sie eilte die Treppe herunter, sah jedoch nicht, dass dort auf den Stufen Andrews Schuhe lagen, über die sie dann stolperte und die Treppe hinab stürzte. Als sie unsanft im Erdgeschoss ankam, stieß sie mit dem Kopf gegen das Treppengeländer, verlor das Bewusstsein und blieb regungslos liegen.

 

****

 

„Buffy? Hast du dich verletzt?“

 

„Es geht mir gut. Warst du das?“

 

„Was?“

 

„Das mit der Uhr, und den Geräuschen vom Flur. Hast du die anderen erschreckt? Bist du hier?“

 

„Nein.“

 

„Warum bist du letztes Mal verschwunden, als ich dich sehen konnte?“

 

„Ich weiß es nicht. Vielleicht durften wir uns nicht sehen.“

 

„Da rettet man ständig die Welt, und bekommt lauter Steine in den Weg geworfen! Das ist nicht gerecht. Ich will dich wieder sehen!“

 

Kaum hatte sie diese Worte in ihren Gedanken gesprochen, erschien sein Ebenbild vor ihren Augen. Überrascht sahen sie sich an.

 

„Wenn ich gewusst hätte, dass das so einfach ist, dann hätte ich das schon viel früher gesagt.“

 

Sie lächelten einander liebevoll an. Keiner wagte es sich zu bewegen, damit dieser Moment nicht wieder so abrupt enden würde.

 

„Spike, bist du tot? Bilde ich mir das alles nur ein? Bist du nur in meinem Kopf, oder passiert das hier gerade wirklich? Ich vermisse dich!“

 

„Ich vermisse dich auch. Ich weiß nicht, ob dies hier wirklich passiert. Ich weiß nur, dass ich seit einer Unendlichkeit hier zu sein scheine und manchmal von dir besucht werde.“

 

„Wenn du das Gefühl hast, dass ich dich besuche, dann kann es doch sein, dass es wirklich ist, oder?“

 

„Für mich ist es das. Und was ist es für dich?“

 

„Ich weiß nicht. Es ist wie ein Traum. Ich will aber nicht mehr träumen! Spike erzähl mir irgendetwas, wodurch ich weiß, dass dies kein Traum ist. Etwas dass ich nicht wissen kann. Etwas was nicht aus meinem Kopf kommen kann, und irgendwann mal wirklich passiert ist, und wodurch ich erkennen kann, dass dies hier wirklich ist.“

 

Nach kurzer Überlegung sagte er: „Dein Wächter hatte mich doch zusammen mit Andrew zu diesem Kloster geschickt. Damals hatte ich Andrew erzählt wie diese leckeren Zwiebelblüten-Teile gemacht werden. Ich erzählte ihm, dass die Zwiebeln für etwa eine Stunde in Eiswasser gelegt werden, damit sie ihre Form behalten. Und dann frittiert man sie mit der Wurzelseite nach oben ca. 5 Minuten. Er ist der einzige, mit dem ich je darüber geredet habe. Frag ihn. Dann weiß du, dass dies hier wirklich ist.“

 

 

„Buffy? Oh Gott Buffy! Ist dir was passiert? Was ist los mit dir! Wach auf!“

 

Dawn rüttelte heftig an Buffys Schulter, bis diese wieder zu sich kam. Buffy hatte grässliche Kopfschmerzen und drückte ihre Hand an die Schläfe. Etwas verschwommen nahm sie ihre Freunde wahr, die alle über ihr standen und besorgt auf sie blickten.

 

Xander: „Was ist passiert?“

 

Buffy: „Da war ein Geräusch, ich dachte es wäre... dann bin ich die Treppe heruntergestürzt.“

 

Dawn: „Du dachtest es wäre wer?“

 

Buffy: „Andrews Schuhe!“

 

Dawn: „Wie bitte?“

 

Buffy: „Andrews Schuhe! Sie lagen auf der Treppe ich bin über sie gestolpert und dann herunterge...“

 

Mühsam erhob sie sich und wurde von Xander und Dawn gestützt.

 

Willow: „Das war vermutlich der Geist. Wir haben herausgefunden, wie wir überprüfen können, ob es ein böser oder ein freundlicher Geist ist. Und wie wir ihn weiterschicken können.“

 

Buffy: „Weiterschicken?“

 

Willow: „Ja klar. Weiter in den Himmel oder in die Hölle, in den Tunnel aus Licht wie auch immer. Du weißt schon. Weiter halt. Weg von hier.“

 

Buffy: „Verstehe.“

 

****

Kurz darauf versammelten sich alle in der Küche. Willow hatte sich einige Utensilien auf dem Tisch zu Recht gelegt. Unter anderem auch ein klassisches Witchboard, mit dem sie versuchen wollte in Verbindung mit dem Geist zu treten.

 

Xander neugierig: „Was hast du vor Willow?“

 

Willow: „Zunächst will ich erst einmal herausfinden, um was für einen Geist es sich handelt, und ob er böse ist oder nicht. Dann werde ich versuchen mit ihm in Kontakt zu treten. Wenn alles so funktioniert, wie es hier in diesem Buch beschrieben steht, dann sind wir den Plagegeist bald wieder los.“

 

Andrew: „Na hoffentlich hast du recht! Ich hab jedenfalls keine Lust hier mit einem Geist zu wohnen.“

 

Willow: „Das werden wir ja gleich sehen. Ich fang jetzt an.“

 

Buffy: „Bist du sicher, dass du das tun willst? Ich meine ist es nicht gefährlich für dich zu zaubern?“

 

Willow: „Keine Sorge. Das ist ein ganz einfacher Zauber. Den könnte jeder ausführen. Ich bemächtige mich dabei keinerlei großer Magie. Es handelt sich dabei auch in keiner Weise um schwarze Magie, sondern lediglich um eine einfache Beschwörung. Außerdem bin ich mir im Umgang mit der Zauberei viel sicherer, seit ich damals allen Jägerinnen der Welt ihre Kräfte gegeben habe. Dieses Erlebnis hatte eine ziemlich starke Wirkung auf mich. Das war die reinste weise Magie, die ich je gespürt hatte.“

 

Buffy: „Schon gut, wenn du dir sicher bist, dann ist es OK.“

 

Nachdem dies geklärt war, zündete Willow eine Kerze an, und griff nach einem Büschel Kräuter, dass sie in die Flamme hielt. Wohlriechender Rauch breitete sich aus. Sie legte das Büschel in eine flache Schale und lies etwas, das wie roter Sand aussah, über das rauchende Büschel rieseln. Eine rote Rauchwolke stieg hervor und verbreitete nun einen äußerst übel riechenden Duft, wodurch alle einen Schritt zurückwichen und sich ächzend die Hände vor ihren Nasen hielten. Ein raunen des Protestes ging durch die Freunde. Willow entschuldigte sich für den Gestank. Xander öffnete das Küchenfenster, damit etwas Frischluft hereinkommen konnte. Willow wirkte unzufrieden. Offensichtlich wartete sie auf eine bestimmte Reaktion des Rauches, die aber leider ausblieb.

 

Willow: „Das verstehe ich nicht.“

 

Kennedy: „Was ist los Schatz?“

 

Willow: „Der Rauch müsste eigentlich die Farbe ändern. Je nachdem ob es sich um einen bösen oder einen freundlichen Geist handelt. Aber es passiert gar nichts.“

 

Xander: „Bist du sicher, dass du alles richtig gemacht hast? Wir wissen ja wie hoch die Trefferquote deiner Zaubersprüche ist.“

 

Willow war etwas gekränkt und antwortete: „Xander! OK, früher ist mir öfter mal ein Zauber misslungen, aber ich habe viel gelernt. Meine Kräfte sind gewachsen. Und bei einem so einfachen Zauber kann man nichts falsch machen.“

 

Buffy: „Es bringt nichts, wenn wir uns streiten. Will sag, was kann es bedeuten, wenn sich der Rauch nicht verändert.“

 

Willow: „Es bedeutet entweder, dass der Geist nicht mehr hier ist, oder dass es gar kein Geist ist. Ich kann ja mal versuchen trotzdem Kontakt mit ihm aufzunehmen, vielleicht klappt es ja?“

 

Gesagt, getan setzten sich alle zusammen an den Tisch um das Witchboard. Sie legten ihre Hände auf den Schuber und Willow begann den Geist zu rufen.

 

Andrew: „Woran erkennen wir, dass es klappt?“

 

Willow: „Daran, wenn sich dieses Ding bewegt.“

 

Andrew: „Und woher wissen wir, dass es keiner von uns ist, der das Ding bewegt?“

 

Xander: „Ich glaube kaum, dass es Sinn hätte wenn einer von uns das Teil bewegt, so erfahren wir nie ob uns ein Geist heimsucht.“

 

Willow: „Still Leute! Ihr müsst euch konzentrieren. Also kein Wort mehr.“

 

Willow wiederholte ihre Bitte an den Geist ihnen bei dieser Seance beizuwohnen. Alle blickten nun gespannt auf den Schuber. Doch es geschah nichts.

 

Buffy: „Bist du sicher, dass das klappen müsste?“

 

Es kränkte Willow sehr, dass alle ständig an ihrem Können zweifelten. Sie erwiderte erbost: „Wenn ihr es mir nicht zutraut, dann sagt es doch gleich, dann macht das doch gefälligst alleine!“

 

Alle nahmen jetzt ihre Hände vom Schuber wieder weg. Sie blickten entschuldigend auf Willow, die beleidigt ihre Hände vor der Brust verschränkte.

 

Buffy: „Will, entschuldige bitte. Wir wollten dich nicht verletzten.“

 

Dawn: „Vielleicht ist der Geist gar nicht mehr hier und deswegen funktioniert es nicht.“

 

Kennedy: „Ja genau. Der Geist ist bestimmt nicht mehr hier.“

 

Willow: „Kann sein. Das würde auch erklären, warum der Zauber nicht geklappt hatte.“

 

Gerade als alle dachten, der Spuk hätte nun tatsächlich ein Ende, wurde der Schuber vom Witchboard geschleudert flog quer durch die Küche und landete mit einem lauten scheppern in das Geschirr, das zum trocknen neben der Spüle stand. Erschrocken wichen alle vom Tisch zurück, und starrten angespannt auf das zerbrochene Geschirr.

 

Xander: „Was zum Teufel war das?“

 

Andrew: „War das der Geist? Ich dachte er wäre nicht mehr da.“

 

Dawn: „Ja, das dachte ich auch.“

 

Buffy: „Das ist kein Geist.“

 

Dawn: „Was meinst du?“

 

Buffy: „Ich glaube nicht, dass es ein Geist ist. Wenn es ein Geist wäre, dann hätte Willows Zauber funktioniert. Also ist es etwas anderes.“

 

Willow und Buffy tauschten einen kurzen Blick. Willow war Buffy dankbar für diese Aussage. Sie bekräftigte, dass Buffy ihren Zauberkünsten und damit auch ihr selbst genug vertrauen schenkte, was Willow sehr viel bedeutete.

 

Xander: „Na schön, aber wenn es kein Geist ist, was ist es dann?“

 

Buffy: „Das sollten wir herausfinden. Und wenn es geht, dann bald. Bevor dieses Ding unsere ganze Einrichtung zerstört.“

 

Andrew: „Ja, und bevor es meine Küche ruiniert!“

 

Plötzlich klingelte Buffys Handy, wodurch alle erschraken. Nachdem sie bemerkten, dass es nur das Handy war, beruhigten sie sich wieder etwas. Buffy nahm das Gespräch an.

 

„Summers .... Hallo Mr. Willington .... äh was? Welcher Kaffee …. Oh! Tut mir leid! Unsere Verabredung! Das hab ich total vergessen. .... Nein, nein es ist nur so, wir hatten hier ein kleines Problem zuhause, und äh ...eine Ratte! Im Keller, wir hatten eine Ratte. Eine ziemlich große Ratte und Andrew hatte Angst wieder in den Keller zu gehen.... Was? Wer? Andrew? Oh nein. Er ist nur ein Freund. Wir wohnen hier alle zusammen. Ich meine ich und ein paar meiner Freunde und Dawn meine Schwester. Es tut mir leid, dass es nicht geklappt hat. Vielleicht ein anderes Mal.... Ja ist gut, bis morgen. Wiederhören.“

 

Mit beiden Händen versteckte sie ihr Gesicht und murmelte: „Oh nein. Ich hab ihn total vergessen. Hoffentlich krieg ich den Job trotzdem.“

 

Buffy Freude waren hellhörig und neugierig geworden.

 

Dawn: „Wer ist Mr. Willington?”

 

Willow: “Ja, und von was für einen Job sprichst du?”

 

Andrew: „Genau, und warum hat mir niemand erzählt, dass wir eine Ratte im Keller haben?“

 

Xander: „Halt die Klappe Andrew!“

 

Buffy: „Ich wollte es euch schon längst erzählen, aber durch die ganze Aufregung mit diesem unsichtbaren Hausgast hatte ich keine Gelegenheit dazu. Ja ich habe einen Job. Ich arbeite ab morgen als Verwaltungsangestellte im städtischen Museum. Und Mr. Willington war derjenige, der mich eingestellt hatte. Er hatte mich für heute Abend zu einem Kaffee eingeladen, aber bei all dem Ärger hab ich es total vergessen.“

 

Kennedy: „Na ja, wenn du die Verabredung vergessen hattest, dann kann der Typ ja nicht besonders toll sein.“

 

Mit einem vielsagendem Blick erwiderte Buffy: „Das würde ich jetzt weniger behaupten.“

 

Dawn: „Ehrlich? Erzähl, wie sieht er aus?“

 

Buffy: „Er ist groß, hat dunkle Haare, ein hübsches Gesicht und helle blaue Augen.“

 

Andrew geriet ins schwärmen: „Oh man, dass hört sich nach einem tollen Kerl an!“

 

Xander richtete einen angewiderten Blick auf Andrew, wobei er einen Schritt von seiner Seite wich.

 

Xander: „Kann mir mal einer sagen, warum wir den hier mitgenommen haben?“

 

Willow: „Xander. Er wusste doch nicht wohin. Wir konnten ihn doch nicht einfach so auf der Straße stehen lassen.“

 

Xander: „Und warum nicht?“

 

Andrew: „Hey, schließlich bin ich es, der eure Wäsche wascht, also könntet ihr schon ein bisschen netter zu mir sein.“

 

Kennedy: „Sollten wir nicht weiter darüber reden was wir wegen diesem Geist, oder was auch immer es ist unternehmen werden?“

 

Buffy: „Du hast recht. Das ist im Moment viel wichtiger. Willow, was meinst du, was können wir tun?“

 

Willow: „Oh äh, ich könnte wieder versuchen in der Bibliothek etwas zu finden, wobei ich aber nicht das Gefühl habe, dass das was bringen könnte. Eine Abteilung für Dämonen gibt es dort leider nicht. Die Auswahl beschränkt sich nur auf ein paar Ausgaben über Mythologie und Aberglauben, es befindet sich dort nichts, was uns hier weiterhelfen könnte.“

 

Buffy: „Also gut, dann werden wir Giles anrufen. Er hatte doch seine ganze Büchersammlung mit nach England genommen. Er kann uns sicher weiterhelfen.“

 

Andrew: „Ich verstehe nicht, warum wir ihn nicht gleich angerufen haben.“

 

Xander: „Weil wir keine Memmen sind so wie du und es erst einmal selbst versuchen wollten.“

 

Buffy: „Ähm Willow könntest du bitte bei Giles anrufen? Ich müsste kurz etwas mit Andrew alleine besprechen.“

 

Willow: „Klar kein Problem.“

 

Xander: „Was hast du vor? Willst du ihm jetzt die Leviten lesen?“

 

Buffy: „Nein. Ich muss ihn nur was fragen. Entschuldigt uns bitte.“

 

Buffy zog den etwas verwirrten Andrew mit sich nach draußen auf die Veranda, während die anderen neugierig hinterschauten.

 

Draußen auf der Veranda schubste Buffy Andrew sanft auf die Hollywoodschaukel und suchte nach den richten Worten. Andrew fühlte sich unwohl, da er nicht wusste was das ganze sollte.

 

„Hab ich was angestellt? Wirfst du mich jetzt aus dem Haus und schickst mich in die weite Fremde?“

 

„Was? Nein! Ich muss dich was fragen.“

 

„Na gut, dann frag mich.“

 

Buffy zögerte noch, fing dann aber an die Frage zu stellen, die schon die ganze Zeit auf ihren Lippen brannte:

 

„Erinnerst du dich noch daran, als du zusammen mit Spike zu diesem Kloster gefahren bist?“

 

„Ja sicher. Wir sind mit dem Motorrad gefahren. Das war eine coole Sache. Wir haben dort diesen Mönch ausgequetscht. Er konnte meinem scharfen Blick nicht standhalten, und hat daraufhin gesungen wie ein Vogel. Dann habe..“

 

Buffy schnitt ihm das Wort ab.

 

„Ist gut! Das reicht. Sag hat dir Spike damals etwas Komisches erzählt?“

 

„Was meinst du? Wir haben über vieles geredet.“

 

„Hat er dir etwas über Zwiebeln erzählt?“

 

„Zwiebeln? Nein, darüber haben wir nicht gesprochen.“

 

„Bist du sicher?“

 

„Ich weiß nicht. Ist ziemlich lange her. Und außerdem ist seit dem sehr viel passiert. Ganz Sunnydale ist verschwunden. Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern.“

 

„OK. Ist schon gut. War nicht so wichtig.“

 

Buffy wollte sich gerade umdrehen und wieder ins Haus gehen, als Andrew hinzufügte:

 

„Halt warte, ich erinnere mich. Wir haben uns doch über Zwiebeln unterhalten. Genauer gesagt über diese Zwiebelblüten-Dinger, die so lecker sind. Spike hatte mir erklärt wie sie gemacht werden, das hatte mich schon immer interessiert.“

 

Buffy wurde hellhörig. Aufgeregt hatte sie sich wieder zu ihm gewandt und lauschte jedem seiner Worte.

 

„Erzähl, was hat er dir genau gesagt.“

 

„Er sagte, dass die Teile vorher in Eiswasser eingelegt werden, und dann mit der Wurzelseite nach oben frittiert werden.“

 

„Etwa 5 Minuten.“

 

„Ja genau das hat er gesagt. Woher weiß du das?“

 

Buffy fiel ihm glücklich um den Hals.

 

„Danke Andrew!“

 

Sie eilte wieder ins Haus zurück. Andrew war nun noch verwirrter. Er murmelte ein leises „Gern geschehen“ vor sich hin und folgte ihr schließlich zurück ins Haus.

 

Willow hatte inzwischen mit Giles telefoniert. Sie wollte gerade berichten, als Buffy aufgeregt zu ihnen stieß.

 

Buffy: „Er ist am Leben!“

 

Willow: „Wer?“

 

Buffy: „Spike! Er lebt.“

 

Xander: „Buffy? Ist alles in Ordnung mit dir?“

 

Buffy strahlte über das ganze Gesicht, doch die anderen warfen nur einen besorgen Blick auf sie. Sie machten sich langsam ernsthafte Sorgen um ihren Gemütszustand.

 

Buffy: „Ja! Jetzt schon.“

 

Willow: „Was meinst du damit, dass Spike lebt?“

 

Buffy: „Meine Träume. Sie sind wirklich.“

 

Xander: „Buffy jetzt beruhige dich erst mal. Es ist nur natürlich, dass er dir fehlt und dass du dir wünschst, dass er noch am Leben sei. Ich wünschte auch, dass Anya noch leben würde. Aber die beiden sind tot. Finde dich endlich damit ab. Sonst machst du dich kaputt.“

 

Buffy: „Bitte glaubt mir doch. Spike hat mir in meinem Traum etwas erzählt, dass ich unmöglich wissen konnte. Also kommt es nicht aus meinem Kopf. Es ist wirklich.“

 

Willow: „Bist du sicher? Vielleicht hat er es dir irgendwann mal erzählt, und du kannst dich nur nicht daran erinnern?“

 

Buffy: „Nein ganz sicher nicht. Daran könnte ich mich erinnern. Und außerdem hätte er mir das niemals erzählt.“

 

Willow: „Also gut, dass heißt du kannst mit ihm reden. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass er lebt. Vielleicht ist es nur sein Geist, der mit dir spricht.“

 

Xander: „Vielleicht ist er ja auch unser Spukgeist.“

 

Buffy: „Das ist er nicht! Er hat nichts damit zu tun. Das hat er mir gesagt. Ich weiß nicht, ob er nur sein Geist ist oder nicht. Jedenfalls kann ich mit ihm auf irgendeine Weise in Kontakt treten. Und dort wo er jetzt ist, geht es ihm nicht gut. Er leidet.“

 

Xander: „Sollte er das denn nicht auch? Schließlich hat er ja viele Menschenleben auf seinem Gewissen.“

 

Buffy: „Würde es dir gefallen, wenn Anya für ihr Dasein als Rachedämonin bestraft werden würde ohne das man ihre guten Taten als Mensch anerkennt?“

 

Eine bedrückende Stille breitete sich aus.

 

Dawn: „Also wenn Spike wirklich noch lebt, und er irgendwo in Schwierigkeiten steckt, finde ich sollten wir versuchen ihm zu helfen. Das sind wir ihm schuldig.“

 

Kennedy: „Ja, das finde ich auch.“

 

Andrew: „Ich auch.“

 

Willow: „Ja.“

 

Buffy: „Xander?“

 

Xander: „Du hast recht. Wenn Anya in einer solchen Situation wäre, dann würde ich auch alles versuchen um ihr zu helfen. Ich bin dafür.“

 

Buffy: „Danke Leute.“

 

Andrew: „Und was machen wir nun wegen dem Geist?“

 

Willow: „Vorläufig noch nichts. Wir müssen warten bis Giles sich bei uns meldet. Er hat versprochen nach einer Lösung zu suchen.“

 

Ein leises hohles Gelächter hallte plötzlich durch das Haus und wurde ein wenig lauter, sodass es nun alle hören könnten. Erschrocken blickten sich alle um. Jedem von ihnen standen die Haare zu Berge.

 

 

Folge 3