Folge 20

In anderen Dimensionen

 

Buffy und Spike hörten gerade noch, wie Willow und Aurelius die lateinischen Formeln sprachen, als um sie herum alles in grelles Licht getaucht wurde und sich wie eine Wand aufbaute. Wenige Sekunden später bemerkten Beide wie unter ihnen der Boden verschwand und sie mehrere Meter nach unten stürzten.

 

Sie landeten unsanft auf einer grünen Wiese. Stöhnend rappelten sie sich langsam wieder hoch und musterten sich gegenseitig, ob keinem etwas Ernsthaftes passiert war. Sie befanden sich auf einer grünen Wiese, die von zahlreichen Büschen, Sträuchern und vereinzelten Bäumen umringt war. Die Gegend wirkte vertraut und ließ mit nichts darauf hinweisen, dass sie sich in einer fremden Dimension befanden.

 

„Ist alles OK?“ fragte Spike besorgt nach und musterte Buffy genauer, die sich gerade den Schmutz von den Kleidern klopfte.

 

„Ja. Alles in Ordnung. Nur eine weitere Hose, die dem Dasein als Jägerin zum Opfer fällt“, äußerte sie sarkastisch.

 

Spike musste grinsen. An ihrer Aussage erkannte er, dass es ihr gut ging. Besorgt blickte er dann jedoch nach oben in die Luft und meinte:

 

„Liebes, ich fürchte ich weiß warum es bisher noch niemand wieder zurückgeschafft hat.“

 

„Und warum?“ fragte Buffy nach, achtete jedoch nicht darauf, was Spike gerade tat sondern sammelte das Messer und ihren Pflock wieder ein, die beim Sturz aus ihrer Jacke gefallen waren.

 

„Hat Willow nicht gesagt, dass wir in genau 12 Stunden an genau der Stelle stehen müssen, wo wir angekommen sind, um den Spruch zu sprechen und das Portal zu öffnen?“

 

„Ja das sagte sie. Soweit ich mich erinnere sagte sie es mindestens zehnmal! Na und? Wir stellen uns in genau 12 Stunden hierher und ab geht’s nachhause. Wo ist das Problem?“ fragte Buffy, während sie sich aufrichtete und ihn fragend anblickte.

 

Spike sah zu ihr, hob seine Hand, deutete damit in die Luft und kommentierte: „Das Problem liegt darin, dass wir nicht hier auf dem Boden, sondern da oben aus der Luft angekommen sind. Ich fürchte wir müssen auch von dort aus wieder zurück.“

 

Buffy wanderte mit ihrem Blick nach oben, wobei ihr Mund offen stehen blieb. Langsam wurde ihr klar, was er damit meinte und sie verstand auch das Problem, was die Beiden hatten.

 

„Aber wie sollen wir da raufkommen?“ meinte sie ratlos.

 

„Wir werden einen Weg finden. Lass uns jetzt erst mal die Waffe suchen. Wir haben nicht viel Zeit“, versuchte Spike von dem Problem abzulenken.

 

Er zog einen Pflock aus seiner Manteltasche, schlug ihn in den Boden und band ein rotes Stofftaschentuch darum, damit sie ihren Ankunftsort wieder finden würden.

 

„Ich schlage vor, wir lassen die großen Waffen erst mal hier und sehen uns um“, kommentierte er, während er die Axt und das Schwert im Gebüsch versteckte.

 

„Sieh mal. Dort drüben ist ein Haus“, sagte Buffy.

 

In der Ferne konnte man ein prächtiges Gebäude erkennen.

 

„Das sieht mehr aus wie ein Schloss“, erwiderte Spike beeindruckt, „Lass uns nachsehen wer dort wohnt.“

 

So machten sich die Beiden auf dem Weg zu dem großen Gebäude, das umringt von großen Bäumen inmitten einer weiten Ebene lag.

 

Kaum waren sie ein gutes Stück von ihrem Ankunftsort entfernt, regte sich etwas hinter einem der Büsche, und ein alter Mann kroch vorsichtig aus seinem Versteck. Neugierig blickte er den beiden Fremden hinterher und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Er beobachtete genau, was die beiden taten und folgte ihnen ihn großem Abstand unbemerkt in die Nähe des Schlosses. Stets darauf bedacht, dass er nicht entdeckt werden würde.

 

****

 

Je näher sie kamen, umso größer kam ihnen das Schloss vor. Das Gelände um das Schloss war umringt mit einer großen dicken Mauer, in dessen Mitte sich ein großes eisernes Tor befand, das mit verdorrten Schlingpflanzen wild bewachsen war.

 

„Wie sollen wir da rein kommen?“ fragte Buffy nach.

 

„Keine Ahnung. Lass uns mal näher rangehen. Vielleicht gibt es so was wie einen Torwächter.“

 

Buffy nickte und folgte ihm weiter in Richtung des Tores. Kaum kamen die Beiden in die Nähe des wuchtigen Eisentores, öffneten sich die beiden Eisengatter wie von Geisterhand und gewährten ihnen Einlass. Es war unheimlich gespenstisch. Kein einziges lebendes Wesen war weit und breit zu sehen. Buffy blickte sich immer wieder prüfend um und achtete auf jede mögliche Regung, sie entdeckte allerdings keinen Hinweis darauf, dass hier noch jemand außer ihnen anwesend war.

 

„Ich kann mir nicht helfen, aber ich habe irgendwie das Gefühl, wir werden beobachtet.“

 

„Dasselbe Gefühl hab ich auch. Wir sollten auf der Hut sein“, stimmte Spike zu.

 

Sie gingen einen langen Weg entlang, der bis direkt zum Gebäude führte. Erst jetzt wurde ihnen das Ausmaß des riesigen Schlosses vor ihnen bewusst. Beide wunderten sich einwenig, weshalb ein so monströses Gebäude hier ganz allein stand, ohne dass sich irgendwelche anderen Gebäude in der Nähe befanden. Es war ein weiter Weg von dem Tor bis zum Schloss selbst. Das weite Gelände hatte einen ungepflegten Garten. Viele der Beete und Sträucher waren verdorrt und ungeschnitten. Alles hier wirkte verlassen und ausgestorben.

 

Sie kamen schließlich an einer großen hölzernen Türe an, die mit reichhaltigen eisernen Verziehrungen versehen war. In der Mitte thronten zwei große eiserne Figuren, die wirkten, als würden sie jeden Eindringling vorher begutachten, ehe er um Einlass bitten darf. Buffy und Spike sahen sich einen Moment ratlos an und fragten sich, ob sie klopfen sollten. Spike trat schließlich einen Schritt nach vorne und wollte gerade an das schwere Holz klopfen, als auch diese Tür sich von Geisterhand öffnete und ihnen Einlass bot.

 

„Das ist echt gruselig!“ erklärte Buffy mit einer Gänsehaut, die ihr den Rücken hinablief.

 

„Sollen wir reingehen?“ fragte Spike, als er ihren unsicheren Blick bemerkte.

 

„Hast du einen besseren Vorschlag?“

 

Spike verneinte mit einem Kopfschütteln und betrat schließlich das Gebäude. Dicht gefolgt von Buffy.

 

Ihnen Beiden stockte der Atem als sie der prunkvollen Einrichtung des Hauses gegenüberstanden. Sie befanden sich geradewegs ihn einer riesigen Eingangshalle.

 

Aus großen runden Fenstern hoch über ihnen schien helles Licht und erstrahlte den Raum in zauberhaftem Glanz. Prachtvoll gefertigte Figuren standen überall im Raum verteilt. Vor ihnen befand sich eine riesige Treppe, die den einzigen möglichen Weg nach oben freigab. Unsicher betraten die Beiden den Raum und blickten sich sorgsam um. Auch hier deutete nichts auf die Anwesenheit anderer Lebewesen hin.

 

„Hallo?“ rief Spike in den Raum hinein, worauf seine Stimme von den Wänden widerhallte.

 

„Scheint niemand zuhause zu sein“, erklärte Buffy verwundert und folgte Spike in die Eingangshalle.

 

„Ich schätze wir sollten da mal hochgehen“, meinte Spike und deutete die Treppe hoch.

 

„OK, gehen wir. Ich frage mich, ob hier auch jemand wohnt.“

 

Stets auf der Hut vor eventuellen Überraschungen, gingen die Beiden weiter in den Raum und schritten dann die Treppe nach oben. Oben angekommen, folgten sie einem Gang zu einem weiteren Raum, der ebenfalls edel geschmückt und verziert war.

 

Buffy blickte auf ihre Armbanduhr und murmelte vor sich her: „Ich hoffe nur, dass 12 Stunden hier auch 12 Stunden sind.“

 

„Was meinst du damit?“ fragte Spike etwas verwirrt.

 

Buffy sah ihn etwas verlegen an und erklärte dann: „Na ja, nur weil auf meiner Uhr eine Stunde sechzig Minuten hat, heißt es noch lange nicht, dass es auch hier so ist. Angel war laut unserer Zeitrechnung nur ein paar Wochen weg als ich ihn in die Höllendimension schickte. Für ihn waren es aber beinahe hundert Jahre. Verstehst du was ich meine?“

 

Spike musste sich beherrschen nicht die Geduld zu verlieren!

 

„Warum zu Teufel ist euch dieser Gedanke nicht früher gekommen? Woher sollen wir jetzt wissen, wann wir an diesem verfluchten Ankunftsort sein müssen, um wieder zurückzukommen?“

 

Buffy zog eingeschüchtert die Schultern zusammen und antwortete kleinlaut: „Willow und Aurelius versicherten mir, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die Zeit hier an diesem Ort anders vergeht als bei uns, relativ gering sei. Auch wenn es unseren Freunden in Cleveland länger oder kürzer vorkommt, so sind es noch immer 12 Stunden, die wir hier verbringen werden. Das hoffe ich zumindest. Wir wollten dich nicht unnötig beunruhigen, deshalb haben wir es dir nicht gesagt.“

 

„Prima. Dann lass uns jetzt diese verdammte Waffe finden, denn ich hab keine Lust den Rest meines Lebens in dieser Dimension fest zu hängen. Wir sehen zu, dass wir in genau 12 Stunden laut deiner Uhr wieder an unserem Ausgangspunkt sind. Und bete zu Gott, dass es die richtige Zeit ist, sonst werde ich verflucht sauer!“

 

Buffy musste sich beherrschen ihr Kichern zu verbergen, um seine Wut nicht noch mehr zu steigern. Seit sie ein richtiges Paar waren, schaffte es Spike einfach nicht mehr ihr Angst einzujagen. Er konnte noch so wütend sein und um sich schimpfen, Buffy amüsierte sich trotzdem. Spike blickte in ihr amüsiertes Gesicht und seufzte resigniert auf. Diese Frau würde noch mal sein Ende sein.

 

****

 

Giles legte sachte eine Decke über die schlafende Dawn. Sie lag auf der Couch im Aufenthaltsraum des Ratsgebäudes, da sie dort auf die Rückkehr ihrer Familie warten wollte. Selbst nach mehrfachem drängen von Giles und Willow ließ sie sich nicht überzeugen und beharrte darauf hier zu bleiben. Nach einer Weile war sie schließlich so erschöpft, dass sie eingeschlafen war.

 

Giles seufzte schwer und hoffte, dass Buffy und Spike sicher zurückkommen würden. Niemand konnte sagen, was passieren würde, doch ohne die Beiden würde es schwierig werden den Kampf gegen Geb zu bestreiten. Einen Augenblick beobachtete er wie Dawn friedlich schlief und verließ dann den Raum. Draußen erwarteten ihn Willow, Faith und Robin. Er hatte die Drei gebeten noch zu bleiben, da er etwas Dringendes mit ihnen besprechen wollte.

 

Sie gingen gemeinsam in sein Büro, das unter anderem auch eine wertvolle Ansammlung seltener Bücher beherbergte. Die Drei folgten ihm neugierig, da keiner von ihnen ahnte, was Giles mit ihnen besprechen wollte. Giles legte sich im Geiste ein paar Wörter zurecht. Gedankenversunken nahm er ein Buch von seinem Schreibtisch und stellte es in eines der Bücherregale zurück, bevor er anfing seine Rede zu halten.

 

„Es muss uns allen klar sein, dass wir nicht wissen, ob Buffy und Spike zurückkommen werden. In diesem Falle müssen wir den Kampf allein bestreiten, auch wenn es schwer sein wird.“

 

„Aber Giles!“ begann Willow entsetzt, „Wie können Sie so etwas sagen? Sie kommen bestimmt wieder zurück!“

 

„Willow bitte,“ versuchte Giles sie zu beruhigen, „wir alle wünschen uns, dass die Beiden wieder zurückkommen. Doch niemand kann dies mit Sicherheit sagen. Wir müssen auf alles vorbereitet sein. Ich habe mit Aurelius gesprochen. Er ist im Moment unsere einzige Informationsquelle. Wenn es stimmt was er sagt, dann dauert es nicht sehr lange bis Geb seine Armee mobilisiert hat und damit beginnen wird einen Feldzug gegen die Menschheit zu ziehen.“

 

„Was sollen wir Ihrer Meinung nach tun?“ fragte Robin sachlich und erntete denselben entsetzten Blick von Willow, den sie auch Giles zugeworfen hatte.

 

„Ich schlage lediglich vor, dass wir uns vorbereiten. Dies wird in jedem Falle das Beste sein. Auch wenn die Beiden es schaffen sollten, ist es besser, wenn wir auf den Kampf vorbereitet sind.“

 

„Ich bin dafür“, antwortet Faith fest und meinte weiter zu Willow: „Keine Panik, unsere beiden Blondies werden schon rechzeitig wieder hier sein wenn der Spaß losgeht, aber Giles hat recht. Es ist besser wenn wir uns aufs Schlimmste vorbereiten, als auf unseren faulen Ärschen zu warten.“

 

Willow sah ein, dass sie Recht hatten und stimmte nickend zu.

 

„Also gut, in Ordnung. Was soll ich tun?“ fragte sie anschließend.

 

Giles begann daraufhin zu erläutern: „Setz dich mit Aurelius zusammen. Findet alles Wissenswerte über diesen Geb heraus. Alles was von Nutzen wäre. Sucht auch nach einer Möglichkeit ihn aufzuhalten, oder zu vernichten. Ich denke du weißt was ich meine.“

 

Willow nickte ihm zu.

 

Dann richtete sich Giles an Robin: „Wir beide werden alle hier anwesenden Jägerinnen über die derzeitige Situation aufklären. Wir müssen sie auf den bevorstehenden Kampf vorbereiten. Wenn es hart auf hart kommt sind wir auf jeden Kämpfer angewiesen.“

 

„In Ordnung.“

 

„Faith, für dich habe ich etwas“, erläuterte Giles weiter und ging durch sein Büro zu einer großen verschlossenen Holztruhe.

 

Faith folgte ihm neugierig und sah ihm zu wie er die Truhe aufschloss. Im Inneren der Truhe, eingebettet in schwarzem Samt, lag die Sense, die Buffy vor etwa einem Jahr im Kampf gegen das Urböse führte. Er nahm die ungewöhnliche Waffe aus der Truhe und überreichte sie Faith.

 

„Hier. Ich möchte, dass du sie mit dir nimmst, wenn du diese Nacht mit Kennedy und Mina auf Patrouille gehst. Erkundet besonders die Gegend um den Stadtpark herum und haltet Ausschau nach Geb und seiner Armee. Wollen wir hoffen, dass sie noch nicht so bald angreifen werden.“

 

Beinahe ehrfürchtig nahm Faith die Sense entgegen und kommentierte dann gelassen: „OK geht klar.“

 

****

 

Buffy und Spike erreichten einen Raum voller Bücher. Ganz offensichtlich hantelte es sich hierbei um einen Art Bibliothek.

 

„Denkst du wir finden hier etwas, was uns zu der Waffe führt?“ fragte Buffy ihren Begleiter.

 

„Ein versuch ist’s wert, Liebes.“

 

Buffy besah sich die alten Bände genauer. Die Umschläge waren zum teil aus altem Leder und sie vermutete, dass diese Bücher schon steinalt waren. Auf keinem der Einbände stand etwas Lesbares geschrieben. An manchen befanden sich seltsame Zeichen, aber keines davon ähnelte dem Zeichen, das Aurelius ihnen gegeben hatte. Auch Spike besah sich die Bücher genauer und konnte ebenfalls nichts Interessantes entdecken. Sie griffen sich vorsichtig ein paar der Exemplare und warfen jeweils einen Blick hinein, doch die Schriftzeichen, mit denen der Inhalt der Bücher geschrieben war, waren ihnen vollkommen fremd. Nicht mal Spike konnte sich einen Reim aus dem Geschreibsel machen, obwohl er auch viele dämonische Sprachen kannte. Schriftzeichen wie diese hatte er jedoch noch nie in seinem Leben gesehen.

 

Buffy wollte gerade ein weiteres Buch aus dem Regal nehmen, als sie Beide von einem Geräusch aufgeschreckt wurden. Rasch drehten sich Beide um die eigene Achse. Es war, als wäre grade eben noch jemand hinter ihnen gewesen und hätte fluchtartig den Raum verlassen. Sie konnten gedämpft davoneilende Fußtritte hören. Sofort folgten sie dem Geräusch.

 

Als sie den Raum verlassen hatten, war weit und breit keine Spur mehr von dem vermeintlichen Hausbewohner zu sehen. Spike spitze die Ohren und wünschte sich er hätte noch immer sein ausgeprägtes vampirisches Gehör. Er überlegte sich ob er nicht Aurelius um diesen kleinen Gefallen bitten sollte.

 

Sie vernahmen weitere Geräusche in der Ferne. Es klang wie eine Festgesellschaft. Beide blickten sich etwas verwirrt an und folgten dann weiter eine langen Gang entlang. Dieser Weg schien unendlich zu sein. Die Geräusche wurden ein klein wenig lauter, doch wirkte es immer noch, als käme es von ganz weit her. Den Beiden kam es vor, als würde dieser Gang durch das halbe Schloss führen. Endlich konnten sie in einiger Entfernung etwas erkennen. Es war eine offene Tür, aus der Licht in den dunklen Gang drang. Buffy und Spike folgten diesem Licht. Je näher sie an diese Tür herankamen, umso lauter wurden die Geräusche. Ein Stimmenwirrwahr von mehreren Leuten und gedämpfte Musik im Hintergrund war zu hören. Die beiden tauschten unsichere Blicke und gingen dann schließlich weiter, um zu sehen was sich hinter dieser Türe verbarg.

 

Ein weiterer riesiger Raum offenbarte sich. Diesmal jedoch voller Leben. Es waren Menschen. Jedenfalls sahen sie so aus, als wären es Menschen. Sie hatten ungewöhnliche Kleidung, wie sie zu keiner Erdenzeit jemals in Mode gewesen wären. Jedoch reich verziert mit bunten und goldenen Farben. In der Mitte des riesigen Raumes tanzten ein paar der Bewohner dieser Dimension zu der eigentümlichen Musik, die hier gespielt wurde. Am Kopfende des Raumes befand sich ein Thron, auf dem eine wunderschöne Frau saß. Ihre Kleidung war nicht so bunt wie die der Anderen. Sie trug nur Schwarz und Gold. Der raffinierte Schnitt betonte elegant die weiblichen Figuren und ließ einen reizenden Blick auf ihren straffen glatten Bauch frei und erlaubte einen tiefen Einblick in ihr üppiges Dekolletee. Langes schwarzglänzendes Haar fiel seidigglatt auf ihre Schulter herab.

 

Der Thron war umringt von anderen Festgästen, die scheinbar höherer Abstammung waren, und von einigen Bediensteten, die eifrig frische Speisen und Getränke herantrugen. Buffy und Spike staunten nicht schlecht.

 

Als sie von den Festgästen entdeckt wurden, hörte die Musik abrupt auf zu spielen und alle starrten die beiden Fremden an.

 

„Schatz, das gefällt mir gar nicht“, äußerte sich Spike besorgt.

 

„Mir auch nicht. Denkst du wir werden mit denen fertig?“

 

„Sie sehen mir nicht besonders stark aus. Ich denke die schaffen wir locker. Sorgen mach ich mir nur um die beiden Riesen hinter dem Thron dort“, meinte Spike und deutete mit seinem Blick in die Richtung des Thrones.

 

Jetzt erst sah Buffy dort die gewaltigen Kerle hinter dem Thron stehen, die offensichtlich die Herrin des Hauses beschützten.

 

„Ich schlage vor die beiden übernimmst du, Liebling“, erwiderte Buffy schelmisch und warf Spike einen kecken Blick zu, worauf dieser stöhnend seine Augen verdrehte.

 

Die Frau im Thon winkte mit ihrer Hand, worauf zwei der Bediensteten vorsichtig und untertänig an Buffy und Spike herantraten und ihnen mit gesenktem Oberkörper die Hand reichten, als wollten sie sie darum bitten sich führen zu lassen.

 

Buffy und Spike sahen sich kurz an und entschieden dann wortlos das Angebot anzunehmen. Sie ließen sich von den beiden Bediensteten an der Hand durch die gesamte Festgesellschaft führen. Verwunderte Blicke der anwesenden Personen folgten ihnen auf Schritt und Tritt. Sie wurden direkt vor den Thron geführt, wo ihnen von weiteren Bediensteten sofort zwei prunkvolle Stühle herangetragen wurden. Die Herrin des Hauses lächelte den Beiden freundlich zu und deutete mit der Hand sich auf die beiden Stühle zu setzen. Kaum hatten sie ihre Plätze eingenommen, spielte die Musik wieder weiter und die Gäste fingen wieder an zu tanzen.

„Scheint fast so, als hätten die uns erwartet“, flüsterte Buffy Spike zu und blickte sich unsicher um.

 

„Hmhm“, stimmte Spike nur knapp zu und beobachtete misstrauisch wie einer der Bediensteten ihnen beiden Speisen und Getränke auf einem Tablett darboten. Niemand hier sprach bisher ein Wort zu ihnen. Die Worte, die Buffy und Spike von den Gästen hörten konnten, waren ihnen vollkommen fremd. Alles hier kam ihnen extrem dubios vor und wirkte ziemlich unheimlich. Als wenn sie in einem falschen Film wären. Buffy blickte schüchtern nach hinten rauf zu dem Thron, von dem aus die Herrin des Hauses auf ihre beiden neuen Gäste herablächelte.

 

Ein weiterer Bediensteter trat an die Herrin heran. Dieser war spärlicher bekleidet, als alle anderen. Genau genommen war er beinahe nackt. Nur seine Männlichkeit wurde durch einen schwarzen ledernen Slip bedeckt. Buffy machte sich eine geistige Notiz für Spike auch so ein sexy Teil zu besorgen. Um den Hals trug er ein schwarzes ledernes Halsband, an dem eine lange Lederleine lose herabhing. Er wirkte relativ jung. Buffy schätzte ihn auf etwa Anfang Zwanzig. Er war nicht besonders groß, war jedoch recht kräftig gebaut. Die Muskeln an seinem Körper glänzten im fahlen Kerzenlicht. Er hielt seinen Blick demütig auf dem Boden gerichtet und kniete sich vor seine Herrin. Buffy fühlte Mitleid mit dieser armen Kreatur. Er schien ein Sklave der Herrin zu sein. Er war gekommen, um dieser eine kleine hölzerne Schatulle zu überreichen. Die Herrin nahm diese an und griff nach der Lederleine, die von seinem Hals baumelte. Daraufhin kauerte er sich zu ihren Füßen nieder.

 

Mit der Leine in der Hand, öffnete die Herrin die hölzerne Schatulle und blickte hinein, worauf sich ein trauriges Lächeln auf ihrem Gesicht spiegelte. Der Sklave zu ihren Füßen wagte einen neugierigen Blick zu den beiden fremden Gästen. Buffy lächelte ihm sanft entgegen. Die Herrin bemerkte dies und zog in einem kleinen Ruck an der Leine. Der Kopf des Sklaven schnellte daraufhin sofort wieder zurück und er hielt den Blick gesenkt auf den Boden. Das Lächeln in Buffys Gesicht erstarb und sie schaute die Herrin finster an.

 

„Ich kann diese Tussi nicht leiden!“ äußerte sie ohne Scheu, da niemand hier ihre Sprache zu sprechen schien.

 

„Buffy, Liebes, würdest du dich bitte mit solchen Äußerungen zurückhalten. Ich denke nicht, dass es ratsam ist die Herrin des Hauses mit solch einem Titel zu benennen“, erklärte Spike eindringlich und richtete einen betonten Blick auf Buffy.

 

„Ich glaub kaum, dass uns hier jemand versteht“, erwiderte sie selbstbewusst.

 

„Da muss ich Sie leider enttäuschen“, meinte daraufhin die Herrin, ohne die erstaunten Gesichter von Buffy und Spike zu beachten, sondern sich weiter ihrer Schatulle widmend.

 

„Sie können uns verstehen?“ fragte Spike nach.

 

„Ja. Sehr gut sogar. Es ist zwar eine seltene Sprache, und wird bei uns nur von wenigen gesprochen, doch ja, ich verstehe sie“, erklärte die Herrin ruhig und freundlich und legte die Schatulle sorgsam zur Seite auf einen kleinen Tisch, der neben dem Thron stand.

 

„Oh“, meinte Buffy verlegen und rutschte nervös in ihrem Platz hin und her, „dann entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie eine Tussi genannt habe. Das war nicht so gemeint.“

 

„Ich schätze schon, dass es so gemeint war. Aber ich weiß weder was eine Tussi ist, noch weiß ich wer ihr seid.“

 

„Wir äh, sind auf der Durchreise. Mein Name ist Spike, und das ist meine Frau Buffy.“

 

Buffy warf ihm einen verwirrten Blick zu. Ihr war noch nicht aufgefallen, dass sie bereits geheiratet hätten. Doch diese Benennung aus seinem Mund zu hören fühlte sich angenehm an und löste ein warmes Gefühl in ihrem Herzen aus. Sie lächelte ihm sanft entgegen. Spike hatte Buffy bewusst als seine Frau betitelt, da er es für sicherer ansah, wenn sie beide als verbundenes Paar auftraten.

 

„Seid willkommen. Spike und Buffy. Ich bin Meredina die Herrin über dieses Land. Seid heute meine Gäste. Verbleibt in Frieden und beehrt mich mit eurer Anwesenheit“, hieß die Herrin ihre Gäste willkommen und streichelte abwesend durch die schwarzen Haare ihres Sklaven, der noch immer dicht an ihren Füßen kauerte.

 

„Tut uns leid, aber wir haben nicht sehr viel Zeit, wir müs...“, wollte Buffy erwidern, wurde jedoch von Spike unterbrochen, der dann betonte: „Gerne! Wir werden gerne bleiben. Wir danken für die Gastfreundschaft.“

 

Buffy blickte ihn verständnislos an. Sie hatten doch keine Zeit für Feierlichkeiten. Schließlich mussten sie doch die Waffe finden. Spike sah sie eindringlich an und versuchte ihr unbemerkt etwas mitzuteilen, was sie aber nicht verstand. Als Spike sah, dass die Meredina gerade durch einen der Bediensteten abgelenkt war, lehnte er sich rasch zu ihr und flüsterte ihr leise ins Ohr: „Buffy der Sklave. Auf seinem Rücken.“

 

Möglichst unauffällig blickte sich Buffy zu dem Thron um und sah auf den Rücken des Sklaven. Dort trug er dasselbe Zeichen, dass ihnen Aurelius aufgezeichnet hatte. Wer auch immer dieser junge Sklave war, er hatte etwas mit der Waffe zu tun, die die Beiden suchten.

 

****

 

Bisher war es ruhig auf der nächtlichen Patrouille. Mina, Faith und Kennedy durchforsteten die Gegend im und um den Stadtpark herum. Nicht einmal ein Vampir ließ sich in dieser Nacht blicken. Sie waren schon eine ganze Weile unterwegs, und die Jägerinnen wollten die Streife bereits abbrechen, als ein greller Schrei durch die Nacht hallte und ihre Aufmerksamkeit erregte.

 

Sofort rannten die Drei los um nach dem Rechten zu sehen. Faith und Kennedy gefror das Blut in den Adern, als sie ihren Gegner sahen. Ein ihnen schmerzlich bekannter Dämon hatte gerade eine ältere Frau in seinen Fängen und ließ, als er die Jägerinnen erblickte, den leblosen Körper zu Boden fallen.

 

Faith und Kennedy fühlten sich sofort ein ganzes Jahr zurückversetzt und die Erinnerungen an einen ihrer schlimmsten Erlebnisse wurden zurückgeholt. Nur Mina blieb relativ unberührt. Für sie war es nur ein weiterer Dämon, den sie bisher noch nicht kannte, doch für Faith und Kennedy war es einer von denen, die viele ihrer Freunde auf dem Gewissen hatten. Es war ein Turok-Han. Sie hatten sosehr gehofft, dass es von ihnen keine mehr geben würde. Dass der Höllenschlund in Sunnydale alle mit sich begraben hätte, doch offensichtlich gab es hier in Cleveland auch welche davon.

 

In den Köpfen der beiden Jägerinnen, die das Ende von Sunnydale miterlebt hatten, liefen sofort Szenarien und Möglichkeiten für den bevorstehenden Kampf ab. Wenn dies ihre Gegner sein werden, wie sollten sie dann ohne die Macht des Amuletts gegen sie antreten? Mina verstand nicht warum ihre beiden Begleiterinnen zögerten. Ein Dämon stand ihnen direkt gegenüber und keiner von ihnen griff ihn an. Mina fürchtete sich nicht vor dem Gegner und ohne auf die beiden anderen zu warten, stürmte sie auf den Turok-Han zu.

 

„Mina! Nicht!“ schrie Kennedy warnend.

 

Doch es war schon zu spät. Der Turok-Han lächelte - so fern dies mit seiner grässlichen Fratze überhaupt möglich war – der jungen Jägerin entgegen und nutzte den Schwung ihres Angriffes um sie zu packen und weit von sich zu schleudern. Mina flog quer durch die Luft und landete genau auf ein paar Müllcontainer, in denen der Unrat des Stadtparks entsorgt wurde. Kennedy und Faith zögerten keine Sekunde mehr. Sofort eilten sie herbei, um den Turok-Han zu bekämpfen. Kennedy griff zuerst an, hielt sich aber in einem sicheren Abstand. Sie lenkte ihn damit von der Sense ab, die Faith geschickt gegen ihn einsetzte und ihn mit einem kräftigen Hieb zur Strecke brachte. Mit einem Surren trennte die scharfe Klinge den Kopf des Dämons von seinen Rumpf und verwandelte ihn damit zu Staub.

 

Kennedy eilte sofort zu Mina, die regungslos inmitten von Dreck und Schutt lag. Sie war sehr unglücklich gelandet und hatte sich schwer verletzt. Kennedy entdeckte mit Schrecken, dass Mina am Kopf blutete und nicht bei Bewusstsein war. Faith trat besorgt hinter Kennedy, die über dem leblosen Körper der Jägerin gebeugt war.

 

„Ist sie...?“ begann Faith bedrückt zu fragen.

 

„Sie lebt. Sie ist nur bewusstlos. Ruf einen Krankenwagen“, orderte Kennedy an.

 

Faith kramte nach ihrem Handy und wollte gerade die Nummer wählen, als sie hinter sich ein langsames Klatschen hörte. Faith schnellte herum und ging sofort in Kampfstellung. Ethan stand hinter ihr, lächelte sie böse an und klatschte Applaus. Besser gesagt, war es Geb, der da Stand und in Ethans Körper lebte.

 

„Gratuliere. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr ihn so schnell tötet. Nun weiß ich endlich, wer meine Feinde sind, und wie ich euch einschätzen muss“, erklärte Geb gelassen und mit fast freundlichem Ton.

 

„Einen Dreck weißt du! Verschwinde lieber wieder woher du gekommen bist, bevor wir Hackfleisch aus dir machen“, konterte Faith trotzig.

 

„Das ist leider unmöglich. Doch ich bin sicher wir werden uns prächtig verstehen. Ihr wisst zwar, wie man einen Turok-Han tötet, doch meiner Armee habt ihr nichts entgegenzusetzen. In zwei Tagen werde ich soweit sein. In zwei Tagen werde ich meine Armee gegen Euch einsetzen. Betetet zu Euren Göttern, dass sie Euch helfen mögen, doch lasst Euch von mir versichern, dass Euch keiner Eurer Götter helfen kann. Lebt den Wohl, in den letzten beiden Tagen Eures Lebens“, und mit dieser Drohung verschwand Geb so spurlos wie er gekommen war.

 

Faith starrte entsetzt in die Dunkelheit, als ein Stöhnen ihre Aufmerksamkeit regte. Mina kam langsam zu sich. Sofort griff Faith nach ihrem Handy und verständigte einen Krankenwagen.

 

****

 

Buffy richte einen Kontrollblick auf ihre Uhr. Sie hatten noch knapp sieben Stunden, bis sie den Spruch sprechen und an ihren Ausgangspunkt zurück sein mussten. Allerdings hatten sie noch immer das Problem, dass ihr Ausgangspunkt ein paar Meter über dem Boden war und sie keine Ahnung hatten, wie sie da raufkommen sollten. Zudem hatten sie als einzige Spur zu der Waffe, die sie brauchten, einen Sklaven, der ununterbrochen bei den Füßen dieser Frau kauerte, die ja nur die Herrscherin über dieses Land war, und ganz bestimmt nicht sehr erfreut darüber gewesen wäre, wenn Buffy und Spike ihn ihr kurz mal entrissen hätten.

 

Aber langsam drängte die Zeit. Sie mussten einen Weg finden an den Sklaven heranzukommen. Spike versuchte durch gelegentliche Fragen mehr über ihn herauszufinden. Doch Meredina war nicht sehr gesprächig in Bezug auf dieses Thema. Alles was sie in Erfahrung bringen konnten war, dass sein Name Mydoom war und er seit seiner Geburt ihr Sklave war. Die Herrin wurde es leid die Frage der beiden Fremden zu beantworten und rief deshalb einen ihrer Gäste herbei. Ein schmächtiger Mann mittleren Alters kam herbei und verbeugte sich vor seiner Herrscherin. Sie sprach etwas in dieser fremdartigen Sprache zu ihm und deutete dabei auf Buffy und Spike. Gleich darauf verbeugte er sich noch einmal und trat dann zu den Beiden.

 

„Seid Gegrüßt. Mein Name ist Nolgay. Meredina die Göttliche hat mich gebeten alle Eure Fragen zu beantworten.“

 

Spike witterte dadurch eine Chance mehr zu erfahren. Dankbar nickte und lächelte er der Herrscherin entgegen, die den Dank ebenfalls mit einem Lächeln erwiderte und sich dann weiter dem Festgeschehen widmete. Ein paar junge Männer führten gerade akrobatische Kunststücke vor.

 

Spikes erste Frage lautete: „Werden bei Euch alle Gäste so freundlich willkommen geheißen?“

 

„Es ist bei uns Brauch, dass alle Fremden, die in Frieden kommen, bei uns willkommen sind und verweilen dürfen.“

 

„Was ist der Anlass dieses Festes?“ fragte Buffy nach.

 

„Es ist eine Ehrenzeremonie. Ein angesehenes Mitglied unseres Volkes hat sich durch besondere Taten eine Ehrenbezeugung verdient. Das heutige Fest findet seinetwegen statt. Der Höhepunkt des Festes wird sein, dass er von unserer geliebten Herrscherin ein persönliches Geschenk erhält. Es ist schon bald soweit.“

 

„Wer ist dieser Ker... äh... dieses Mitglied mein ich?“ fragte Spike.

 

„Es ist Utute, der ehrenwerte Herr, der euch gegenüber an der anderen Seite des Throns sitzt.“

 

Buffy und Spike blickten hinüber und sahen dort einen eklig fetten Mann sitzen, der ständig irgendwelche Speisen, die die Bediensteten heranschafften, in sich hinein stopfte.

 

„Was hat er getan, dass er geehrt werden soll?“ meinte Spike neugierig, da er sich nicht vorstellen konnte, wie solch ein fetter Kerl etwas Nützliches und Ehrenwertes zustande bringen konnte.

 

„Ututes Sklave hat mit seinem Tod das Leben unserer Herrscherin gerettet. Es war ein schändliches Attentat, das durch den tapferen Einsatz dieses Sklaven verhindert wurde. Utute wird belohnt, da es sein Verdienst war, dass dieser Sklave so handelte.“

 

Buffy und Spike wollten dazu noch etwas äußern, als sie jedoch von Nolgay daran gehindert wurden, da er aufgeregt einlenkte: „Gleich ist es soweit. Die Herrin überreicht gleich das Geschenk und schließt damit die Festivitäten ab.“

 

Buffy und Spike vermuteten, dass das Geschenk in der kleinen hölzernen Schatulle war und fragten sich beide, was es wohl sei. Buffy wollte Nolgay gerade danach fragen, doch dieser wich ein paar Schritte vom Thron zurück und stellte sich zu den anderen Gästen, die sich nun allesamt um den Thron versammelten und sich ehrfürchtig verbeugten, da die Herrscherin sich von ihrem Thron erhoben hatte. Buffy und Spike blickten unsicher umher und handelten genau wie die anderen sitzenden Gäste, indem sie aufstanden und sich leucht verbeugten.

 

Meredina zog sanft an der Leine ihres Sklaven und zog ihn mit sich, als sie mit der Schatulle in ihrer anderen Hand die zwei kleinen Stufen vom Thron herabstieg und auf den Ehrengast zuging. Sie sagte etwas, was Buffy und Spike nicht verstanden, und überreichte dem wirklich fetten Kerl die kleine hölzerne Schatulle. Dieser grinste über sein ganzes Gesicht und nahm die Schatulle an. Zu Buffy und Spikes Überraschung überreichte Meredina dem Kerl die lederne Leine. Mydoom sträubte sich verzweifelt, als der Kerl ihn zu sich zog, doch ein strenger Blick von Meredina ließ ihn zusammenzucken und gehorchen.

 

Buffy wollte gar nicht wissen, was dieser abstoßende Mann mit Mydoom vorhatte. Am liebsten hätte sie ihn jetzt sofort aus seiner Sklaverei befreit. Ihre Muskeln spannten sich an und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Sie war kurz davor ihre Identität als starke Kriegerin preiszugeben, als eine sanfte Hand sie an der Seite berührte. Spike hatte ihre Wut erkannt und beruhigte sich mit einem warmen Blick.

 

Meredina trat zurück an ihren Thron. Ihr Blick war traurig. Ihr fiel es nicht leicht sich von ihrem Sklaven zu trennen. Doch die Regeln ihres Landes befahlen es so. Der Ehrengast zog sein Geschenk näher zu sich und betatschte ihn mit einem lüsternen Blick. Mydoom kniete sich vor seinen neuen Herrn und blickte sehnsüchtig zu Meredina hinauf. Meredina blickte ihm traurig entgegen und wandte dann ihren Blick absichtlich von ihm ab. Mydoom blickte sich verzweifelt um. Sein Blick traf auf Buffy und Spike. Die Beiden konnten deutlich die Angst in seinen Augen sehen.

 

Plötzlich verstummte die Musik. Meredina erhob sich von ihrem Thron und verließ das Fest. Daraufhin verließen die ersten Gäste den Saal. Buffy und Spike blickten sich fragend an. Nolgay trat zu den Beiden und erklärte.

 

„Das Fest ist zu Ende, sobald die Herrin ihren Thron verlässt. Sie hat mich gebeten Euch zu einem der Gästezimmer zu führen. Wenn ihr wollt, dürft Ihr mir folgen. Ich werde es Euch zeigen. Sie bittet Euch für diese Nacht ihre Gäste zu sein.“

 

„Vielen Dank, das Angebot nehmen wir gerne an“, erklärte Spike, während er Mydoom und seinen neuen Herrn nicht aus den Augen ließ.

 

„Wird der Ehrengast auch die Nacht hier verbringen?“ fragte Spike so beiläufig wie möglich.

 

„Ja, er bekommt wie Ihr eines der Gästezimmer zugeteilt“, erwiderte Nolgay freundlich.

 

„Können wir mit ihm reden?“ fragte Buffy nach.

 

Nolgay blickte etwas verstört. Die beiden Fremden waren sehr ungewöhnlich in seinen Augen.

 

„Er versteht Eure Sprache nicht.“

 

„Aber du tust es. Du könntest für uns übersetzen, oder?“ erklärte Spike.

 

Nolgay blickte sich hilfesuchend um. Er war sich nicht sicher, ob er dies tun dürfte, doch die Herrin war nicht mehr da und sie jetzt deswegen zu stören wäre sehr unhöflich gewesen.

 

Spike erkannte seine Unsicherheit und fügte hinzu: „Wir wollen ihm nur unseren Respekt erweisen. Für die großartige Leistung, die er für Euer Land erbracht hat.“

 

Nolgay lächelte erleichtert. Dies würde ganz sicher kein Problem darstellen, weswegen er dann zu dem fetten Kerl hinging und ihm das Anliegen der beiden fremden Gäste vortrug. Dieser nickte nur herablassend und erhob sich dann schwerfällig von seinem Platz. Gefolgt von zwei persönlichen Bediensteten verließ er den Saal und zog dabei Mydoom an der Leine hinter sich her.

 

Buffy und Spike achteten genau darauf, in welche Richtung er ging, als Nolgay zu ihnen zurückkam und berichtete:

 

„Er heißt Euch beide in zwei Stunden willkommen. Ich werde Euch dann zu ihm führen und für Euch übersetzen. Bis dahin folgt mir bitte nun zu Eurem Zimmer.“

 

Zwei weitere Stunden, die sie warten müssten. Widerwillig folgten Buffy und Spike in eine andere Richtung, als die in die der Ehrengast mit Mydoom verschwunden war, zu einem der Gästezimmer. Dort ließ Nolgay sie dann alleine zurück und versprach in zwei Stunden wiederzukommen.

 

„Schau auf die Uhr Liebes. Wenn er in zwei Stunden wieder hier ist, wissen wir wenigstens, ob die Zeit hier in dieser Dimension genauso verstreicht, wie in unserer.“

 

Buffy lächelte, als sie den genervten Unterton in seiner Stimme hörte. Er war immer noch etwas ungehalten, weil sie ihm diese kleine Tatsache verschwiegen hatten.

 

„Was denkst du, was dieser eklige Kerl jetzt mit Mydoom macht?“

 

„Ich hoffe nicht, dass er das tut, was ich denke, dass er tut“, erwiderte er nur und begann das große und prunkvoll eingerichtete Zimmer genauer zu untersuchen.

 

„Du denkst doch wohl nicht...?“

 

„Buffy bitte. Es bringt nichts, wenn wir uns unnötig Sorgen um ihn machen. Er ist ein Sklave. Und das schon sein ganzes Leben lang. Er wird die beiden Stunden nächsten Stunden auch ohne uns überleben. Vergiss nicht weshalb wir hier sind. Wir sind nur auf der Suche nach der Waffe, das ist alles.“

 

„Aber wir können ihn doch nicht hier seinem Schicksal überlassen.“

 

„Ich weiß, dass es schwer ist für dich. Aber wir dürfen nicht vergessen weshalb wir hier sind. Überall geschehen ungerechte Dinge. Doch deine Aufgabe ist es die Erde zu retten und nicht Mydoom.“

 

Buffy stimmte ihm mit einem traurigen Nicken zu. Sie wusste, dass er Recht hatte. Auch wenn es schwer für sie war, so hatte diese Dimension ihre eigenen Regeln und die Jägerin war nicht dazu da diese Regeln zu brechen.

 

****

Voller Sorge lehnte Xander an der Glasscheibe, die ihn von dem Zimmer trennte, in dem Mina in einem Krankenbett lag. Ihr Kopf war in weiße Verbände gelegt und an ihren Händen waren kleine Plastikschläuche befestigt. Ein solcher Schlauch war auch um ihr Gesicht gelegt, der ihr Sauerstoff zu den Nasenlöchern führte. Elektronische Geräte standen neben ihrem Bett und überwachten ihre Vitalfunktionen. Kennedy und Faith standen hinter Xander am Fenster und beobachteten wie ein Arzt und eine Schwester über ihrer Freundin gebeugt waren und sie untersuchten.

 

Der Arzt kam kurz darauf heraus und trat zu den Besuchern. Xander ging sofort zu ihm und fragte besorgt:

 

„Doktor, wie geht es ihr?“

 

„Ihr Zustand ist stabil. Sie wird es schaffen. Es besteht kein Grund zur Sorge“, versicherte der Arzt vertrauensvoll, was Xander und die beiden Jägerinnen erleichtert aufatmen ließ.

 

****

 

„Die zwei Stunden sind um. Er sollte gleich hier sein, Liebling“, informierte sie Spike und fügte provozierend hinzu: „Sofern wir Glück haben und die Zeitrechnung hier dieselbe ist wie zuhause.“

 

Spike warf ihr daraufhin nur einen bösen Blick zu und wollte gerade etwas erwähnen, als die Türe aufging und Nolgay hereintrat.

 

‚Zum Glück, dieselbe Zeit. Ein Problem weniger’, dachten sich Beide.

 

Nolgay bat die Beiden ihm zu folgen. Er führte sie durch die scheinbar endlosen Gänge dieses Gebäudes zu einem anderen Zimmer. Hier sah alles beinahe so aus, wie dort, wo sie eben hergekommen waren. Spike hoffte nur, dass sie im Notfall wieder den Weg aus dem Gebäude finden würden.

 

Sie betraten gemeinsam mit Nolgay das Zimmer. Dort saß der Ehrengast auf einer Couch, die eigentlich für zwei Personen gebaut war, er aber allein benötigte und sich von seinen Bediensteten wieder mit Essen versorgen ließ. Buffys Blick schweifte suchend im Zimmer umher. Mydoom war nicht da.

 

Nolgay deutete ihnen an, sich auf zwei Stühlen gegenüber von dem Ehrengast zu setzen, was sie auch taten.

 

Der Kerl sagte etwas zu Nolgay, worauf dieser für Buffy und Spike übersetzte:

 

„Utute heißt euch herzlich willkommen und fragt nach Eurem Anliegen.“

 

„Sag ihm, dass wir ihm unseren Respekt erweisen wollen. Dort wo wir herkommen ist es üblich, dass man mit einem Ehrengast zusammen etwas trinkt und sich unterhält. Deswegen sind wir hier“, erläuterte Spike geschickt.

 

Buffy und Spike strengten sich an ein möglichst freundliches Gesicht aufzusetzen, um ihre wahren Gefühle gegenüber Utute zu verbergen, während Nolgay übersetzte und dann in Ututes Namen antwortete: „Utute nimmt diese Respekterweisung gerne an und ist erfreut Eure Bekanntschaft zu machen.“

 

Einer der Bediensteten schaffte Getränke herbei und serviert sie ihn edel verzierten Kristallgläsern. Spike nippte vorsichtig und stellte fest, dass es sich um ein weinartiges Getränk handelt, das süß und fruchtig schmeckte. Er nahm einen größeren Schluck und deutete an, dass es ihm schmeckte, worauf Buffy es wagte ebenfalls einen Schluck zu trinken.

 

Über Nolgay unterhielten sie sich über Ututes Taten und über ein paar belanglose Dinge bis Buffy endlich auf den Punkt kam und fragte: „Wo ist das Geschenk, das Meredina ihm geschenkt hat?“

 

Nolgay übersetzte und antwortete dann: „Er musste ihn bestrafen, da er ungehorsam war.“

 

„Dürfen wir ihn sehen?“ fragte Buffy weiter.

 

Als Nolgay über diese Frage stutzte fügte Spike rasch hinzu: „In unserer Heimat ist es Brauch, dass man sich gegenseitig solch besondere Geschenke zeigt und präsentiert.“

 

Verstehend gab Nolgay dies an Utute weiter, worauf dieser dann erstaunt lächelte und nach Mydoom rufen ließ. Einer der Bediensteten eilte in einen Nebenraum und kam mit der Leine in der Hand zurück, an der er Mydoom zu seinem Herrn führte. Äußerlich schien er keinen Schaden genommen zu haben. Seine Hände waren auf dem Rücken gefesselt. Willenlos ließ er sich führen und kniete sich dann vor seinen Herrn auf den Boden. Ein flüchtiger Blick zu Buffy und Spike zeigte jedoch, dass er Tränen in den Augen hatte und sein Gesicht verletzt war. Utute musste ihn hart geschlagen haben.

 

Buffys Herz pochte vor Zorn. Sie musste sich beherrschen dem fetten Kerl nicht sofort eine ordentliche Jägerinnen-Rechte zu verpassen. Sie wunderte sich wie ruhig Spike bei diesem Anblick bleiben konnte. Doch Spikes Ruhe war nur äußerlich. Innerlich hatte er schon längst alle Chancen gecheckt, die sie haben könnten um Mydoom zu befreien und diesem Utute das Handwerk zu legen. Nur würde die Herrin des Hauses dies sicher nicht gut finden, wenn sie den Ehrengast des Hauses zur Strecke bringen würden.

 

„Dürfen wir Mydoom etwas fragen?“ sagte Spike zum Erstaunen aller Anwesenden. Einschließlich Buffy.

 

„Es ist nicht üblich einen Sklaven etwas zu fragen, vor allem nicht, wenn es der Sklave eines anderen ist. Was ist es, was ihr wissen wollt?“ fragte Nolgay nach, bevor er es an Utute weiter übersetzte.

 

„Er hat ein Zeichen auf dem Rücken. Ich würde gerne wissen, was es bedeutet“, erklärte Spike genauer.

 

Nolgay gab dies an Utute weiter. Dieser stutzte verwundert, packte Mydoom im Nacken und zwang ihn somit sich umzudrehen, damit er dessen Rücken betrachten konnte. Dabei konnten Buffy und Spike direkt in Mydooms Gesicht sehen und erschraken über dessen Angst und Leid, dass sich in seinen Augen widerspiegelte.

 

Utute zog Mydoom wieder zu sich und fragte ihn wegen des Zeichens. Mydoom antwortete mit leiser gebrochener Stimme. Buffy und Spike hätten zu gern gewusst, was die beiden gerade sprachen.

 

Auf ein Zeichen von Utute hin, übersetzte Nolgay zusammenfassend: „Er trägt dieses Zeichen schon seit seiner Geburt. Es ist ein Muttermahl. Es hat keine Bedeutung.“

 

Buffy und Spike hatten genug gehört. Auf diese Weise würden sie gewiss nicht weiterkommen. Sie gaben vor, müde zu sein und sich verabschieden zu wollen. Sie mussten erst noch ein paar Dinge in Erfahrung bringen, doch hier würden sie keine Antworten mehr bekommen. Sie ließen sich von Nolgay zurück zu ihrem Zimmer führen. Dort besprachen sie noch einmal alle Informationen, die sie hatten und überlegten weiter, was sie tun sollten. Sie hatten nur noch vier Stunden übrig und hatten weder die Waffe, noch einen wirklichen Weg zurück. Die Lage wurde langsam brenzlig.

 

Ein leises Klopfen störte ihre Lagebesprechung. Spike deutete Buffy sich hinter der Türe in Deckung zu halten, während er vorsichtig die Türe öffnete. Kaum hatte er sie geöffnet, eilte ein alter Mann in braunen zerlumpten Kleidern herein. Spike wollte den Eindringling schon am Kragen packen als dieser in ihrer Sprache sprach und sofort sagte: „Ich bin ein Freund! Tut mir nichts. Ich kann euch helfen.“

 

****

 

Etwas später stellte sich der Eindringling genauer vor und erklärte in einem aufgeregtem und nie enden wollendem Redeschwall: „Ich heiße Henry Dexter. Ich komme wie ihr von der Erde. Ihr fragt Euch sicher, woher ich das weiß? Niemand hier trägt Jeans und Ledermantel. Ich kam hierher wie ihr. Vor etwa fünf Jahren. Ich weiß was ihr sucht. Ich hab gesehen, wie ihr angekommen seid. In der Luft nicht wahr? Das war bei mir auch so. Doch ich schaffte es nicht rechtzeitig zurück. Ich hatte ihn gefunden. Ich war kurz davor zu verschwinden, doch der Zauberspruch wirkte nicht. Ich hätte hoch gemusst. In die Luft! Ihr müsst das auch! Ich kann euch helfen. Doch ihr müsst mir versprechen, dass ihr mich mitnehmt. Ich will zurück nachhause.“

 

„Weshalb bist du hier hergekommen?“ fragte Spike nach.

 

„Na wegen der Waffe. Genauso wie ihr.“

 

„Weißt du wo sie ist?“ fragte Buffy hoffnungsvoll.

 

„Es ist Mydoom der Lieblingssklave von Meredina. Ich hatte ihn damals gefunden und mitgenommen. Ich stand genau an dem Fleck, wo ich angekommen war, und sagte den Spruch. Über mir öffnete sich das Portal, aber ich konnte nicht durchgehen, da es zu weit oben war. Meredinas Wachen haben mich gefangen genommen und ich wurde zwei Jahre lang eingesperrt. Ich hatte Glück. Es hätte auch schlimmer kommen können. Meredina war nur froh, dass sie ihren geliebten Sklaven unversehrt zurückbekommen hatte.“

 

„Mydoom ist die Waffe?“ fragte Buffy erstaunt, „Wenn Meredina ihn so gern hat, weshalb hat sie ihn dann diesem ekligen Kerl Utute zum Geschenk gemacht?“

 

„Sie hat Mydoom an Utute verschenkt? Das hätte ich mir nicht gedacht.“

 

„Mich interessiert mehr, wie wir hier wieder wegkommen. Hast du einen Weg?“

 

„Ja den hab ich. Folgt mir!“ erwiderte Henry geheimnisvoll.

 

****

 

Sie folgten ihm durch einige Gänge zu einer Treppe nach unten in die Kellergewölbe. Dort unten lebte Henry Dexter nun schon seit einem Jahr und hatte mit primitiven Mitteln an einer Fluchtlösung gearbeitet. Ununterbrochen redete er vor sich her und erzählte Buffy und Spike alles Mögliche, was sie manchmal interessierte, meistens aber eher nicht. Henry hatte seit einer Ewigkeit keinen Menschen mehr gehabt, mit dem er sich unterhalten durfte, was er nun umso mehr nutzte.

 

Er zeigte den Beiden sein ganzes kleines Reich. Zeigte ihnen seine kleinen Erfindungen. Er war ein technisches Genie auf der Erde und vermisste die vielen elektronischen Wunderwerke der Technik. Hier in dieser Dimension gab es zwar auch so etwas wie Strom, doch die Bewohner waren bei weitem nicht so hoch entwickelt wie die Menschen auf der Erde.

 

„Das ist ja alles schön und gut. Und ich finde es auch richtig nett hier, aber wie zum Teufel kommen wir hoch in die Luft um durch das Portal zu gelangen!“ meinte Spike langsam etwas genervt über die ausschweifenden Erzählungen von Henry. Schließlich hatten sie nicht alle Zeit der Welt.

 

„Oh sicher doch. Tut mir leid. Ich hab schon so lange niemanden mehr gehabt, mit dem ich mich unterhalten konnte. Versteht ihr? Kommt mit, ich zeig Euch meine Erfindung.“ Henry führte die Beiden durch den Kellerraum zu einer riesigen Schleuder, die er stolz präsentierte.

 

„Was ist das?“ fragte Buffy nach.

 

„Es ist ein Katapult. Es ist groß genug um mindestens drei Leute hoch in die Luft zu schleudern.“

 

„Wenn wir dich mitnehmen sollen, und Mydoom die Waffe ist, die die wir suchen, sind wir aber zu viert“, gab Spike zu bedenken.

 

„Dreieinhalb würde ich eher sagen. Ich bitte um Verzeihung, aber die Lady scheint mir nicht besonders schwer zu sein. Und Mydoom ist nicht besonders groß. Mein Baby hier wird es schon schaffen, da bin ich mir sicher.“

 

‚Genau genommen sind wir zu fünft’, dachte sich Buffy im Geheimen, sagte jedoch nichts zu Henry und Spike.

 

Spike und Buffy begutachteten das Katapult kritisch. Es war nur eine winzige Chance, aber es war die Einzige, die sie hatten. Und es könnte funktionieren. Dann rückte Henry allerdings noch mit einem kleinen Problem heraus: „Es gibt da nur ein kleines Problem bei der ganzen Sache.“

 

„Und das wäre?“ fragte Spike.

 

„Wir brauchen viele Männer oder ein oder zwei Pferde um es hinauszuschaffen.“

 

Buffy und Spike sahen sich kurz an und ein freches Grinsen spiegelte sich auf beiden Gesichtern wider.

 

„Wir brauchen keine Männer. Wir beide werden es hinausschaffen. Los, mach das Tor auf!“, erläuterte Spike. Henry blickte ungläubig. Doch als Buffy und Spike an das Katapult herantraten und begannen es vorwärts zu schieben, konnte er nur staunen. Mit Buffys und Spikes übernatürlichen Kräften war es ihnen ein Leichtes das Katapult hinauszuschieben.

 

Sie schoben es über eine schräge Auffahrt hinaus nach oben und an der Rückseite des Gebäudes ins Freie. Zu dem Ort, wo sie angekommen waren, war es ein ziemlich weites Stück und auch mit ihrer Stärke brauchten sie Stunden, um es dort hinzubringen. Erschöpft kamen sie an ihrem Ziel an.

 

„Wie viel Zeit noch?“ fragte Spike besorgt

 

„Eine Stunde, zwanzig Minuten noch“, antwortete Buffy.

 

„Wir brauchen mindestens dreißig Minuten, bis wir wieder im Schloss sind. Dann schnappen wir uns Mydoom und kommen wieder hierher. Für den Rückweg noch mal dreißig Minuten, bedeutet also, dass uns etwa zwanzig Minuten bleiben um ihn zu befreien. Wir sollten keine Zeit mehr verlieren“, kalkulierte Spike die Lage.

 

„Ich werde hier bleiben und das Katapult ausrichten. Ich hab gesehen, wie ihr angekommen seid, also weiß ich ungefähr, wie ich es einstellen muss“, meinte Henry.

 

****

 

Wenig später waren Buffy und Spike wieder im Schloss. Nun hieß es jedoch das richtige Zimmer zu finden. Durch die zahlreichen Gänge, schlichen sie sich zurück zu dem Zimmer, das ihnen als Gästezimmer zugewiesen worden war. Von dort aus suchten sie weiter nach Ututes Zimmer. Doch die zahlreichen Gänge sahen alle gleich aus, weswegen sie den falschen Weg einschlugen. Ein paar Bewohner des Hauses kamen ihnen entgegen und wunderten sich über ihre Anwesenheit. Sie redeten etwas in ihrer Sprache, was Buffy und Spike allerdings nicht verstanden.

 

„Utute?“ meinte Buffy fragend zu ihnen, worauf einer der Männer ihnen eine Richtung deutete, der sie weiter folgten. Endlich erkannten sie die Türe des Raumes wieder und hielten geradewegs darauf zu. Ohne lange zu fackeln stürmten sie hinein. Utute saß noch immer auf der Zweisitzercouch. Er hielt die kleine hölzerne Schatulle in der Hand und wollte damit irgendetwas mit Mydoom machen, welcher vor ihm auf dem Boden kniete. Sofort eilten die Bediensteten Ututes herbei und griffen die ungebetenen Eindringlinge an. Für Buffy und Spike war es ein Leichtes sie außer Gefecht zu setzen. Sie töteten sie nicht, sondern stellten nur sicher, dass sie für eine Weile bewusstlos sein würden.

 

Während Buffy noch mit einem der Bediensteten zutun hatte, trat Spike zu Utute, griff Mydoom unter den Arm und kommentierte: „Tut mir leid, aber er kommt mit uns mit!“

 

Utute sprang wütend auf, fuchtelte mit der Schatulle vor Spikes Nase herum und schimpfte aufgeregt. Spike griff sich die Schatulle und schleuderte sie gegen die Wand, worauf diese in tausend Stücke zerbrach. Mydoom beobachtete fasziniert das Geschehen. Spike befreite Mydoom von seinen Fesseln und nahm ihm die Lederleine von seinem Halsband ab. Utute wollte eingreifen, schlug Spike ins Gesicht und zog Mydoom an den Haaren zu sich.

 

„Danke, genau darauf habe ich gewartet“, antwortete Spike darauf und schlug Utute hart ins Gesicht. Dieser fiel zurück auf die Couch, die durch das plötzliche Gewicht auseinander krachte und Utute auf dem Boden landete. Mydoom stand unbeholfen daneben und wusste nicht was er tun sollte. Spike packte ihn am Handgelenk und zog ihn hinaus. Vor der Türe wartete Buffy bereits, die vorsorglich den Gang überwacht hatte. So schnell sie konnten eilten sie durch die Gänge aus dem Schloss hinaus.

 

****

 

Kurz darauf erschien Meredina persönlich mit einigen ihrer Gefolgsleute. Sie war von ihren Untertanen informiert worden. Einer der Bediensteten kam gerade wieder zu sich und berichtete seiner Herrin, was passiert war. Ein weiterer kam schwer keuchend in den Raum und meldete, dass er Mydooms Diebe gesehen hätte und wüsste, in welche Richtung sie gelaufen seien. Sofort machte sich Meredina persönlich auf den Weg sie zu verfolgen.

 

Stattliche Rösser wurden eilig herbeigeführt, als Meredina und einige ihrer Krieger aus dem Schloss traten. Mit ihnen nahmen sie die Verfolgung auf. Von etwa hundert Metern Entfernung konnten sie deutlich sehen, wie Buffy und Spike mit Mydoom und einem weiterem Mann in ein hölzernes Katapult kletterten. Ihre Krieger waren mit Pfeil und Bogen bewaffnet. Sie sprangen von ihren Pferden und positionierten sich, um auf den Befehl ihrer Herrin zu warten.

 

Meredina sah, wie sich in der Luft schräg über dem Katapult ein glänzender Wirbel bildete. Es sah aus wie eine Scheibe sich bewegenden Wassers, die in der Luft schwebte. Sie kannte den alten Mann, der bei ihnen war. Er sprach dieselbe Sprache wie die beiden Fremden und hatte ihr vor einiger Zeit von seiner Welt erzählt. Einer Welt, in der es längst keine Sklaverei mehr gab. Ein einziges Wort von Meredina hätte genügte und es wäre der sichere Tod der Flüchtenden gewesen. Meredina befahl ihren Männern die Waffen sinken zu lassen.

 

„Leb wohl mein Liebster“, flüsterte sie zu sich selbst, damit auch gewiss niemand ihrer Untertanen sie hören oder verstehen könnte.

 

Das Katapult schleuderte die Vier hoch in die Luft und direkt durch das Portal zurück in die Heimat. Die Erde.

 

****

 

Folge 21