Sam – Neues Leben

von SpikesChild

 

Teil 1

Seit Stunden bin ich jetzt schon im Regen unterwegs. Meine Klamotten sind total durchnässt. Ich spüre wie meine Glieder immer kälter werden, doch es ist mir völlig egal! Ich will einfach nur weg. Einfach nichts mehr hören und nichts mehr sehen. Ich bin jetzt auf dem Friedhof. Ich seh mir all die Gräber an und beneide jeden, der hier ruht. Sie müssen nicht mehr leben. Sie müssen nichts mehr spüren. Sie müssen das alles nicht ertragen was ich ertragen muss. Ich wünschte ich könnte mich einfach auf eines der Gräber legen und für immer in Frieden ruhen. Ich muss wieder an meine Mutter denken. Ich wünschte sie hätte mich nie geboren! Sie war damals erst 16 Jahre alt, so wie ich es jetzt bin.

Ich stell mir oft vor wie es gewesen wäre, wenn ich die Tochter von Mrs. Stevenson, unserer Nachbarin wäre. Sie hatte ihre Tochter mit 29 bekommen. Erst nachdem sie glücklich verheiratet war. Dann wäre vieles anders. Warum nur musste Mom auch mit diesem Vollidioten ins Bett steigen? Ich hab den Typ mal kennen gelernt. Damals war ich 12 glaub ich. Auf jeden Fall hatte ich mit Sicherheit mehr Verstand im Hirn als er. Ein Wunder, dass aus mir ein gesundes Kind wurde! Meine Mutter war damals bestimmt betrunken gewesen. So wie sie es immer ist. Bei normalen Familien gibt es Frühstückflocken am Morgen. Bei meiner Mutter Alkohol und für mich nur Dresche! Und dieser Mistkerl Georg, der von mir verlangt, dass ich ihn Daddy nenne! Ich hasse ihn.

Mir wird jetzt immer kälter. Mein ganzer Körper zittert wie Espenlaub. Doch irgendwie ist es angenehm. Es ist kalt. Ich fühle wie mein ganzer Körper taub wird vor Kälte. Ich setzte mich jetzt hier auf Mrs. Peters’ Grabstein. Sie hat sicher nichts gegen ein wenig Gesellschaft. Wenn ich die Augen schließe, dann kann ich vielleicht vergessen. Vielleicht, wenn ich ganz fest daran glaube, ändert sich alles. Der Grabstein von Mrs. Peters ist noch kälter. Wenn ich eine richtige Mutter hätte, dann würde sie sich jetzt bestimmt Sorgen machen.

He, wer ist das? Ich weiß, dass die Gegend hier nicht ganz sicher ist. Hier in Sunnydale gibt es viele gefährliche Typen! In der Schule erzählen sich alle es gäbe hier Vampire und Dämonen! Ich wünschte es wär’ ein Vampir! Ich wünschte er würde mich töten, oder mich verwandeln. Mich in ein Geschöpf der Nacht verzaubern. Er kommt näher. Sieht gut aus! Ob er ein Vampir ist? Sehen Vampire gut aus? Oder eher hässlich? Ob er mich bemerkt? Er trägt einen tollen Ledermantel! Gefällt mir gut. Und coole Haare hat er. Ganz kurz und voll blond! Ich wünschte er würde mich hier sitzen sehen.

Er kommt näher! Er sieht mich! Oh mein Gott! Ich tu so, als ob ich ihn nicht bemerkt hätte. Er spricht mich an: „Hey Kleine was machst Du hier? Du solltest besser nach Hause gehen. Um diese Zeit schleichen hier üble Kerle rum!" Enttäuschung pur! Das ist nie und nimmer ein Vampir. Sieht aber unheimlich süß aus! Tolle markante Gesichtszüge! Ich sag ihm, dass er mich in Ruhe lassen soll: „Lass mich in Ruhe! Ist mir egal wer hier rumschleicht!" Hätte ich netter sein sollen? Ach was. Er steht immer noch da. Er sagt: „Ist alles in Ordnung bei Dir? Kann ich Dir helfen?" „Nein, alles OK!" Hoffentlich geht er. Ich hab keine Lust auf Konversation.

Endlich, er geht weg. Schade. Doch er kommt wieder zurück und meint: „Hey Kleine, wenn Du grad nichts wichtigeres zu tun hast, dann kannst Du ja mit zu mir kommen. Du solltest Dir trockene Sachen anziehen! Keine Sorge, ich werd Dir auch nichts tun! Du solltest wirklich nicht alleine hier sitzen!" Soll ich mit ihm gehen? Was ist, wenn er ein Mörder ist? Oder ein perverses Arschloch? Ach was soll’s! Noch perverser als mein Möchtegern-Daddy kann er nicht sein! Und wenn er mich ermordet? Dann ist es mir auch egal. Mir ist alles egal! Ich geh mit ihm mit. Ohne ein Wort zu sagen, stehe ich auf und folge ihm.

Wo er wohl wohnt? Hey was ist das? Das ist doch ’ne Krypta! Will er vorher noch seine toten Verwandten besuchen? Oder ist er doch ein Killer?

„Komm schon! Ist zwar keine Luxus-Suite, aber es ist trocken! - Wie heißt Du eigentlich?"

„Ich bin Sam."

„OK, Sam, dann tritt ein. Ich bin Spike."

Spike? Ein komischer Name. So hieß doch der Hund in dieser Zeichentrickserie? Ich folge ihm in die Krypta und staune nicht schlecht. Richtig bequem hat er’s hier. Dafür, dass es voll die Gruft ist. Voll der Luxus! Ein bequemer Sessel und sogar einen Farbfernseher.

„Nett hast es hier!"

„Danke. Du kannst Dich setzten. Ich hol Dir ein paar trockene Sachen zum Anziehen!"

Ich setzte mich in den Sessel. Er klettert über eine Leiter nach unten. Ich sehe mich etwas im Raum um. Ein bisschen Staubwischen wäre hier wohl nicht verkehrt! Überall an der Wand sind halb abgebrannte Kerzen befestigt. Sieht echt cool aus. Ich mag Kerzenlicht. Das ist so romantisch!

Spike kommt wieder rauf. Er reicht mir ein schwarzes T-Shirt, ein warmes Hemd und eine schwarze Jeans. Diese Sachen sind mir sicher zu groß, aber egal. Hauptsache trocken.

„Danke."

Ich nehme die Sachen und zieh mir erstmal meine nassen Kleider aus. Er hat sich weggedreht.

„Sag Kleines, weshalb bist Du nicht zu Hause bei Deinen Eltern?"

Auf diese Art von Gespräch hab ich eigentlich gar keinen Bock! Ich zieh mir seine Sachen an. Die Hose ist zu weit, aber Rest passt ganz gut. Was soll ich ihm sagen? Die Wahrheit?

„Ich bin von Zuhause ausgerissen. Ich hab es dort nicht mehr ausgehalten!"

Oh Shit, das war ein Fehler! Jetzt löchert er mich bestimmt mit Fragen.

„Schon OK, Du kannst hier bleiben."

Was? Hat er gerade gesagt, ich kann bleiben? Ich sollte wohl danke sagen. „Danke."

„Ich hab hier nur leider nichts für Dich zu essen. Am besten Du besorgst Dir selber etwas."

Komisch dort hinten in der Ecke steht doch ein Kühlschrank? Und er hat nichts zu essen hier?

„Außer Du stehst auf Blut, dann kann ich Dir was anbieten?" Er grinst mich schelmisch an und geht dann auf seinen Kühlschrank zu.

Blut? Doch ein Vampir! Ich starre ihn mit offenen Mund an und frage: „Bist Du’n Vampir?"

„Ja Kleines! Ich sagte Dir doch, dass um diese Zeit viele üble Kerle herumschleichen!"

Wahnsinn, dieses Grinsen macht ihn noch süßer! Er nimmt einen Plastikbeutel mit Blut aus seinem Kühlschrank und schlürft es aus, als wenn es ne Capri-Sonne wär’.

„Willst Du mir das Blut aussaugen?"

„Keine Angst Kleines, ich kann Dich nicht beißen. Auch wenn ich wollte. Die Regierung hat mir einen netten Chip ins Hirn eingepflanzt. Seit dem kann ich keiner Menschenseele was zu leide tun!"

Jetzt bin ich baff!

„Boah Krass! Und was machst Du jetzt?"

„Nichts. Kann nichts dagegen tun. Ich versuch mich halt jetzt als netter Vampir!"

„Ätzt das nicht?"

„Und wie! Vor allem wegen der Jägerin!"

„Hä? Wer ist das?"

„Lange Geschichte! Erzähl ich Dir ein andermal. Komm, ich zeig Dir wo Du schlafen kannst."

Ich folge ihm nach unten. Hier ist’s wie in einer Höhle. Es ist ein kleiner Raum. Aber ganz gemütlich. Hier steht ein großes Bett. Er deutet darauf und meint: „Hier kannst Du schlafen! Ich werd’s mir derweil oben im Sessel bequem machen. Meine Schlafenszeit ist erst am Tag. Verstehst Du? Hab ’ne extreme Sonnenallergie!"

Ich weiß, dass Vampire nicht in die Sonne können und sage: „Klar! Danke." Ich bin jetzt richtig müde! Ich zieh mir die Hose wieder aus, lass aber das Hemd und das T-Shirt an, und schlüpfe in sein Bett. Echt bequem. Viel bequemer als meins. Er verabschiedet sich mit: „Schlaf gut! Wir können uns morgen weiter unterhalten." Ich deck mich warm zu. Und spüre wie mein Körper langsam wieder auftaut. Spike ein Vampir. Er sieht toll aus! Ob alle Vampire so nett sind? Sicher nicht. Ich bin so müde…

 

Ich liege zu Hause in meinem Bett. Ich kann nicht schlafen. Dreh mich von einer Seite auf die andere. Georg kommt plötzlich herein. Ich schrecke hoch. Habe Angst. Er kommt fast jede Nacht zu mir. Er setzt sich neben mich aufs Bett. Oh Gott bitte nicht! Nicht schon wieder! Ich rutsche zurück und lehne mich ans Kopfende meines Bettes. Meinen kleinen Teddy drücke ich ganz fest an meine Brust. Bitte geh wieder. Er stinkt nach Alkohol. Er rutscht rauf zu mir. Mit seinen widerlichen Händen fast er mir ins Haar! Er streicht mir über den Kopf und blickt mich lüstern an. Bei jeder seiner Berührung zucke ich in mich zusammen. Bitte, bitte mach, dass er jetzt wieder geht. Ich schließe meine Augen. Er sagt etwas zu mir, aber ich kann die Worte nicht verstehen! Ich will sie nicht verstehen. Jetzt wird er wütend. Ich halte meine Augen fest geschlossen und meinen Teddy fest an meiner Brust! Er versucht mich zu sich zu zerren. Ich wehre mich. Er schlägt mich hart ins Gesicht. Er packt mich am Arm und zerrt mich in die Mitte meines Bettes. Er reißt mir meinen kleinen Teddy aus den Armen und wirft ihn auf den Boden. Ich habe schreckliche Angst.

Tränen fließen heiß über mein Gesicht. Er wirft meine Bettdecke zu meinem Teddy auf den Boden. Jetzt legt er sich mit seinem schweren Körper auf mich drauf! Ich weiß genau was jetzt kommt. Ich hasse ihn. Er drückt mit seinen Beinen und seinem Gewicht meine Schenkel auseinander und dringt mit seinem abscheulichen Ding in mich ein! Ich habe große Schmerzen. Ich halte meine Arme vor meiner Brust verschränkt, damit er mir nicht wieder an den Busen fassen kann. Er fängt an sich in mir zu bewegen. Er gibt stöhnende Laute von sich. Ich blicke auf meine kleinen Teddy am Boden und hoffe, dass es schnell vorbei ist. Er drückt meinen Arm beiseite und betatscht meine linke Brust. Ich halte mich ganz still. Hoffentlich ist es bald vorbei! Seine Bewegungen werden schneller. Immer wieder hin und her. Eine Ewigkeit. Es hört nicht auf! Er hört einfach nicht auf! Ich halte es nicht mehr aus! Ich… wache auf.

 

Wo bin ich? Spike! Das ist sein Bett. Ich erinnere mich. Ich bin nicht Zuhause. Es ist sicher schon spät. Ich stehe auf. Ich schnappe mir wieder die Jeans, die er mir gestern gegeben hat. Daneben liegt ein Gürtel. Jetzt passt die Hose besser. Ich steig die Leiter nach oben. Spike lungert in seinem Sessel und schläft. Der Fernseher läuft noch. Sein Körper bewegt sich gar nicht. Er liegt da wie tot. Er ist ja auch tot. Untod. Ich geh vorsichtig an ihn heran und stupse ihn sachte an. Er wacht auf.

„Oh, Hallo! Guten Morgen Sam."

„Hallo Spike! Danke, dass ich bei Dir schlafen durfte. Dein Bett ist jetzt frei."

„Was wirst Du jetzt machen? Wo willst Du hin? Wenn Du willst, kannst Du bei mir bleiben, solange Du noch keine Bleibe hast."

„Danke, ich weiß ehrlich gesagt noch nicht was ich jetzt machen soll. Wenn ich hier bleiben könnte, wär’ ich sehr froh!"

„Also abgemacht! Du kannst solange bleiben wie Du willst. Hast Du Geld?"

„Ein bisschen, wieso?"

„Keine Angst, ich verlang keine Miete. Ich meine nur, damit Du Dir was zu Essen besorgen kannst."

„Ach so. Ja klar. Ich geh gleich mal los und besorg mir was."

„Gut OK, ich hau mich aufs Ohr. Wir sehen uns später."

„OK, bis später!"

Ich verlasse die Krypta und mach mich auf den Weg ins Einkaufszentrum. An der Uhr am Kirchenturm erkenne ich, dass es gerade mal Mittag ist. Im Einkaufszentrum kaufe ich mir ein paar Brötchen, eine abgepackte Wurst und ein paar Käsekräcker. Dazu noch einen Six-Pack Cola und ’ne Tüte Chips. Entspricht nicht gerade einer ausgewogenen Ernährung. Ich muss an meine Biologie-Lehrerin denken. Sie hätte mich sicher zu Recht gewiesen. Ich verbringe noch die nächsten drei Stunden im Einkaufszentrum. Ich seh’ mir die Schaufenster an. Beobachte all die Menschen, die hier unterwegs sind. Ich träume davon, dass ich ganz viel Geld besitze. Ich überlege mir was ich dann alles kaufen würde! Und was ich dann alles tun würde. Ich kauf mir an der Ecke noch einen Hot Dog und gehe dann wieder weiter in Richtung Friedhof.

Ob er noch schläft? Ich öffne leise die Tür zu seiner Gruft und gehe hinein. Niemand zu sehen. Mal sehen, was so im Fernsehen läuft. Ich setz mich in den Sessel und schalte den Kasten ein. Richtig guten Empfang hat er. Ich zappe mich so durch die Programme. Die Waltons, genau die mag ich gerne! John-Boy Walton unterhält sich grad mit seiner kleinen Schwester. Wäre das nicht ein schönes Leben? Ich stelle mir vor, dass ich eines der Walton-Kinder wär’.

Spike kommt rauf. Ich habe ihn wohl geweckt?

„Tut mir Leid, hab ich Dich geweckt?"

„Nein, nein. Ich konnte nicht gut schlafen."

Er setzt sich zu mir auf die Lehne des Sessels und gemeinsam schauen wir uns die Waltons an.

„Willst Du darüber reden, weshalb Du von zu Hause weggelaufen bist?"

Will ich das? Irgendwie schon. Und irgendwie auch nicht. Ich sehne mich schon lange danach einem Menschen zu erzählen was in mir vorgeht. Spike ist nett. Ich vertrau ihm irgendwie. Immerhin hat er mich nicht ausgesaugt. Ich glaub ich kann ihm vertrauen.

Ich fange an ihm von meiner Mutter und von Georg zu erzählen. Ich höre wie die Worte aus meinem Mund kommen, aber es ist so, als würde ein Anderer für mich sprechen. Schon so lange waren diese Worte in meinem Herzen vergraben. Und jetzt, als ich sie endlich ausspreche, ist es, als wären es nicht die Meinen. Ich erzähle ihm, dass meine Mutter immer betrunken ist und dass sie mich oft schlägt. Das sie keinen Job hat und unser Zuhause eher einem Schweinestall gleicht. Und ich erzähle ihm von dem Mann, der von mir verlangt, dass ich ihn Daddy nenne. Der Mensch, den ich am meisten auf dieser Welt hasse! Der Mensch, der nachts zu mir kommt und seine Lust an mir befriedigt, wenn Mom vor lauter Rausch mal wieder fest schläft.

Wenn die Mädchen in meiner Klasse über Sex sprechen, dann tuscheln sie immer ganz aufgeregt darüber, als wenn das ja so aufregend und so toll wäre! Doch wenn ich darüber nachdenke, kommt mir nur das kalte Grausen! Ich erzähle ihm alles. Ich bin ganz ruhig. Es ist, als würde ich ihm nicht von mir, sondern von jemand Anderem erzählen. Es berührt mich nicht im Geringsten. So viele Nächte lang hab ich mir die Augen ausgeheult. So lange mit meinen Ängsten gekämpft. Und jetzt ist es so, als wär’ mein Herz bereits tot. Er hat mich die ganze Zeit über nur angesehen und mir aufmerksam zugehört. Keine blöden Kommentare wie ‚ich weiß wie Du Dich fühlst’ oder so! Er hat mir einfach nur zugehört. Gott tut das gut!

Ich bin jetzt fertig mit meinen Erzählungen. Obwohl der Fernseher noch läuft, herrscht beklemmende Stille im Raum.

Spike unterbricht die Stille: „Das tut mir leid! Ich schätze nicht das Du jetzt von mir hören willst, dass alles wieder gut wird!?"

Oh wie recht er doch hat!

„Keine Sorge. Ich werd Dir keine Moral-Predigt halten. Aber Du bist noch jung! Du hast das einzig Richtige getan, indem Du Deiner Vergangenheit den Rücken zuwendest. Konzentriere Dich nun auf das was kommt. Und mach das Beste daraus! Und vergiss Deine Eltern! Du brauchst sie nicht um zu überleben! Du kannst hier bei mir bleiben, bis Du einen besseren Ort zum leben gefunden hast. Es wird nicht leicht sein. Aber Du wirst sicher besser dran sein, als Daheim."

‚Das einzig Richtige.’ Diese Worte hängen noch immer in meinen Gedanken. Ich kann bei ihm bleiben, bis ich einen besseren Ort gefunden habe. Im Augenblick ist dies für mich der beste Ort auf der ganzen verschissenen Welt! Erleichtert und mit feuchten Augen falle ich ihm um den Hals! Schon verrückt, der Einzige, der mich zu verstehen scheint und dem ich alle meine Sorgen anvertrauen konnte, ist ein Vampir! Ich fühle wie er meine Umarmung erwidert und mich festhält. Zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich sicher.

Die Tür zur Krypta geht plötzlich auf. Jemand kommt herein. Ich merke wie es Spike nun unangenehm zu sein scheint, dass wir uns noch immer umarmen. Er löst die Umarmung und steht auf. Ich drehe mich herum und kann nun sehen, dass eine junge Frau in der Tür steht.

Spike wirkt etwas verlegen und begrüßt seinen Gast: „Äh, Hallo Buffy!" Die Frau, kommt herein. Sie sieht nett aus. Ob sie die Freundin von Spike ist? So wie er reagiert hat, scheint was zwischen den beiden zu sein?

„Hy Spike! Hättest Du mal schnell Zeit, ich muss mit Dir sprechen – Allein!" Ups, ich glaub ich bin ins Fettnäpfchen getreten!

„Schon OK, das ist Sam, eine Freundin. Sie wohnt hier bei mir, bis sie eine Bleibe gefunden hat."

Sie kommt jetzt mit einem Lächeln auf mich zu.

„Hallo Sam, ich bin Buffy!"

Wir reichen uns die Hände. Sie wendet sich zu Spike und meint: „Könnte ich Dich trotzdem allein sprechen? Bitte."

„Sicher!"

Die beiden gehen nach unten in seinen Schlafbereich. Was die wohl so wichtiges zu bereden haben? Und wer ist diese Buffy eigentlich? Ob sie die Jägerin ist, die er gestern mal erwähnt hatte? Hat Spike mich etwa gerade als Freundin bezeichnet? Nach etwa einer halben Stunde kommen die beiden wieder rauf. Buffy stellt sich vor mich neben den Fernseher und meint: „Sam, wenn Du Lust hast, kannst Du mit uns heute Abend ausgehen. Wir gehen ins Bronze. Ich kann Dir meine Schwester vorstellen, sie ist etwa so alt wie Du. Natürlich nur wenn Du willst!"

Erwartungsvoll blickt sie mich an. Soll ich zusagen? Ich kenne das Bronze. Ich war schön öfters dort. Offiziell bin zwar noch zu jung für den Schuppen, aber wer keine Eltern hat, die sich um einen sorgen, braucht sich auch nicht darum zu kümmern, ob man nun das passende Alter für Kneipen hat.

Ich kenne diese Buffy aber doch gar nicht. Ob Spike auch mitgeht? Und auf einen Teenager, der in etwa so alt ist wie ich, hab ich eigentlich noch weniger Bock.

Spike meint: „Jetzt komm schon! Lass Dich nicht betteln. Es wird bestimmt ein netter Abend. Auf jeden Fall besser, als hier herumzusitzen. Ich komme auch mit."

Das war es, was ich hören wollte! Er kommt mit. Ich lächle und sage: „OK, ich komm mit." Buffy freut sich und meint: „Klasse, dann also abgemacht. Wir treffen uns später!" Mit diesen Worten verläst sie die Krypta.

Spike steht da und schaut ihr nach. Ob ich ihn fragen soll?

„War das die Jägerin, von der du gestern gesprochen hast?"

Spike seufzt: „Ja, das ist die Jägerin."

Jetzt bin ich noch etwas neugieriger: „Und was ist eine Jägerin? Was jagt sie denn?"

„Sie jagt hauptsächlich Vampire. Hin und wieder mal den einen oder anderen Dämon, aber hauptsächlich ist sie die Vampir-Jägerin!"

Jetzt versteh ich gar nichts mehr! Spike ist doch ein Vampir. Also wie kommt’s, dass Buffy ihn nicht jagt? Und täuschen mich meine Sinne so sehr? Es sieht doch ganz so aus, als würde Spike auf sie stehen? Vielleicht tut sie ihm deswegen nichts, weil er einen Chip im Hirn hat. Aber die beiden wirkten eher vertraut. Vielleicht sind sie ja doch ein Paar? Spike bemerkt meinen verwirrten Blick: „Ich weiß was Du jetzt denkst. Ein Vampir und eine Jägerin? Wie kommt das? – Frag mich nicht. Ich weiß es auch nicht. Ich weiß nur, dass ich sie liebe. Aber sie liebt mich nicht."

Spike blickt traurig zu Boden.

„Weißt Du das bestimmt? Vielleicht liebt sie Dich ja auch ein bisschen? Ich würde Dich lieben!"

„Das ist lieb von Dir. Ich glaub schon, dass sie etwas für mich empfindet, aber Sie würde es sich selbst gegenüber nie zugeben! Sie würde sich nie eingestehen einen bösen Vampir zu lieben."

„Aber Du bist doch gar nicht böse!"

„Sicher bin ich das! I'm evil!"

Mit funkelnden Augen grinst er mich an und ich muss lachen.

Teil 2

Gemeinsam gönnen wir uns noch das Nachmittagsprogramm im Fernsehen. Meine Sachen sind ‚Gott sei Dank’ bereits trocken. Ich hätte im Bronze bestimmt keine gute Figur in Spikes Hosen gemacht!

Endlich ist Abend und ich geh zusammen mit Spike durch Sunnydales Gassen in Richtung Bronze. Wir hatten uns den ganzen Weg lang über Buffy und ihre Freunde unterhalten. Spike erzählte mir von einem Xander und seiner verrückten Freundin, die eine Ex-Dämonin ist. Voll cool! Und er erzählte mir von Willow und Tara. Die beiden sind ineinander verknallt. Das find ich voll süß! Er hat mir auch erzählt, dass die beiden Hexen sind und zaubern können. Und das Buffys Freunde ihn nicht mögen, außer Buffys Schwester. Wie kann man ihn nicht mögen? Ich finde ihn toll. Er ist so nett und überhaupt und ich weiß nicht? Sexy! Ja voll süß.

Und warum hilft er ihnen dann immer, wenn sie ihn nicht mögen? Das versteh ich nicht. Diese Schwester von Buffy scheint dann doch ganz in Ordnung zu sein, wenn sie ihn als Einzige gut leiden kann.

Wir kommen im Bronze an. Hier ist’s immer dasselbe. Irgendeine Band spielt düstere Lieder und eine Menge Leute stehen einfach nur so herum. Ich sehe Buffy. Sie steht an einem kleinen runden Tisch. Neben ihr stehen noch ein paar Leute. Wir kommen näher.

Spike: „Hallo Leute!"

Buffy: „Hallo ihr Beiden. Sam, das ist Xander, Anya, Willow, Tara und meine Schwester Dawn."

Buffy deutet von einem zum anderen. Spike hat mir alle sehr gut beschrieben. Hätte Buffy sie mir nicht vorgestellt, hätte ich trotzdem genau sagen können wer wer ist. Ich füge ein kurzes „Hallo" hinzu und stelle mich neben Spike an den Tisch.

Erst jetzt kommt es mir plötzlich in den Sinn! Was hat er ihr alles über mich erzählt? Und wie viel wissen Buffys Freunde? Mir ist das Ganze jetzt ziemlich unangenehm. Was, wenn er ihr alles erzählt hat. Ich zerre an Spikes Ärmel und flüstere ihm ins Ohr: „Was hast Du Ihr von mir erzählt?" Er wendet seinen Kopf herum und flüstert mir in das Meine: „Keine Angst! Ich hab ihr nur erzählt, dass Du von Zuhause weggelaufen bist, weil dort schlimme Zustände herrschten. Sie wird den Anderen auch nichts erzählen. Sie hat es mir versprochen. Offiziell bist Du eine Freundin von mir." Boah, Erleichterung pur! Und yeah, ich bin Spikes Freundin! Schon wieder hat er es gesagt.

Der Abend ist gerettet. Ich verstehe mich recht gut mit Buffys Freunden. Willow und Tara sind total nett. Xander ist auch OK. Und Anya ist genauso wie Spike sie beschrieben hatte. Total durchgeknallt. Mit Dawn verstehe ich mich nicht so besonders. Ich habe irgendwie das Gefühl, sie ist eifersüchtig auf mich, weil ich mich so gut mit Spike verstehe. Buffy ist auch ganz nett. Es ist ein schöner Abend. Wir unterhalten uns alle recht gut miteinander. Nur Spike scheint sich nicht so gut zu amüsieren. Er steht etwas abseits und blickt Gedankenversunken auf Buffy. Armer Spike. Irgendwie hege ich einen Groll auf Buffy. Doch ich sollte nicht voreilig richten. Ich weiß ja nicht was zwischen den Beiden ist. Egal, weg mit all den trübsinnigen Gedanken! Jetzt ist Party-Time!

Der Abend war sehr schön. Wir haben uns alle voneinander verabschiedet. Buffys Freunde sind wirklich sehr freundlich zu mir. Spike und ich gehen jetzt wieder zu seiner Behausung zurück. Ob ich ihn wegen Buffy fragen kann? Es würde mich schon sehr interessieren, was zwischen den Beiden läuft. Ich wage es einfach mal: „Spike? Kann ich Dich was fragen?"

Wie erwartet antwortet er mit: „Klar, frag mich."

„Was ist das für eine Sache mit Dir und Buffy? Seid ihr ein Paar?"

Die Frage scheint ihn unangenehm zu treffen. Er bleibt stehen und lächelt mich sarkastisch an.

„Ein Paar? Wie kommst Du denn da drauf?"

„Ich dachte Du hättest sie sehr gerne. Und als sie heute zu Dir kam und Dich alleine sprechen wollte, da dachte ich…?"

„Ich liebe Buffy! Aber sie liebt mich nicht. Ich bin nur ein seelenloser Toter für sie. Eine Beziehung oder etwas in der Art zusammen mit mir käme für sie nie in Frage. Ich bin nur ‚Gut’ für sie, wenn sie Hilfe braucht, um gegen Dämonen und Vampire zu kämpfen."

Traurig starrt er in die Dunkelheit.

„Weshalb bist Du dann trotzdem immer für sie da und hilfst ihr? Lass sie doch mal genauso hängen wie sie es mit Dir macht! Das tut sie doch, oder?"

„Auch wenn ich weiß, dass sie mich nie lieben wird, werde ich immer für sie da sein. Ich kann nicht anders. Ich hasse mich manchmal selber dafür, aber dann sehe ich sie und alles ist wieder ganz anders. Das einzig wichtige für mich ist dann nur, dass es Ihr und dem Krümel gut geht."

„Du meinst Dawn?"

„Ja. Ich nenn’ sie immer Krümel! Als Buffy tot war, hab ich auf sie aufgepasst. Und das tue ich auch heute noch."

Jetzt bin ich total platt: „Buffy war tot??"

„Ja, aber das ist eine lange Geschichte. Ich erzähl sie Dir ein anderes Mal. Komm, lass uns nach Hause gehen."

Schade, die Sache hätte mich schon interessiert. Aber vielleicht erfahr ich sie ja noch.

Wir gehen gemeinsam zu Spikes Krypta. Ich beschlagnahme Spikes Bett und mach es mir gemütlich. Ich denke so zurück an diesen wunderschönen Tag! Das war seit langem der beste Tag meines Lebens! Doch dann muss ich noch an Spike denken. Er tut mir leid. Ich finde er hat es nicht verdient so unglücklich zu sein.

Spike kommt plötzlich zu mir und sagt: „Hey Keine, kann ich Dich alleinlassen? Ich muss noch mal weg."

„Kein Problem! Ich fürchte mich nicht hier alleine zu sein. Gehst Du zu Buffy?"

Spike lächelt: „Steht das auf meiner Stirn geschrieben? - Ich hab mit ihr vereinbart, dass ich ihr dabei helfe ein Vampir-Nest auszuheben. Keine große Sache. Ich bin auf jeden Fall vor Sonnenaufgang wieder hier. - Schlaf gut!"

„Danke. Viel Erfolg!"

Und schon ist er wieder weg. Ich bin sehr müde! Es dauert sicher nicht lange, bis ich einschla…

Ich hab geschlafen wie ein Murmeltier! Es ist bestimmt schon weit nach Mittag. Diesmal hatte ich keine bösen Träume. Ich hab mich schon lange nicht mehr so ausgeruht gefühlt wie heute. Ich schau mal rauf, ob Spike da ist. Ich geh die Leiter hoch, und seh’ mich um. Spike liegt wieder in seinem Sessel und sieht aus, als wäre er unterm Fernsehen gestorben. Irgendwie witzig. Bin ich abartig? Quatsch, ich weiß ja, dass er nicht tot ist. Aber halt, eigentlich ist er ja schon tot. Das macht mich noch ganz verrückt. Mal sehen, was noch von meinen persönlichen Vorräten da ist. Ah! Meine Käsekräcker, die werd ich gleich mal als Frühstück missbrauchen.

Ups, das war wohl zu laut. Spike ist aufgewacht.

„Hallo Keine. Gut geschlafen?"

„So gut wie lange nicht mehr! - Und, das Nest erfolgreich ausgehoben?"

„Ja."

„Das freut mich. Dein Bett ist jetzt frei, wenn Du möchtest, kannst Du nach unten gehen. Ich werd auch ganz leise sein."

Spike nickt nur und erhebt sich aus seinem Sessel. Er geht an mir vorbei zum Kühlschrank. Öffnet die Türe und holt einen Plastikbeutel mit Blut hervor. Igitt! Er wird doch jetzt nicht direkt neben mir? Oh, doch er tut es! Er reißt mit den Zähnen ein Loch hinein und saugt es dann genussvoll aus. Würg! Jetzt ist mir das Frühstücken vergangen und ich leg meine Kräcker wieder beiseite. Mal sehen was der Fernseher spricht.

Spike geht nach unten und ich mach’s mir dafür in seinem Sessel bequem. Stundenlang zappe ich mich so durch das Fernsehprogramm. Mittlerweile wird es schon wieder langsam dunkel. Und Spike kommt wieder rauf. Ich begrüße ihn: „Guten Morgen! Oder sollte ich lieber sagen guten Sonnenuntergang?" Spike lächelt und meint: „Ja, das wäre passender. - Hey Kleine, Buffy und ich haben uns überlegt, wir könnten uns heute gemeinsam auf einen Kaffe treffen? Was meinst du?"

„Ich weiß nicht. Wer wird alles kommen?"

„Nur Buffy, Du und ich! Komm schon. Es ist ja nur auf einen Kaffee."

‚Nur auf einen Kaffee?’ Das kommt mir komisch vor. Aber was soll’s. Wenn ich Spike damit eine Freude machen kann, wieso nicht: „OK, wann denn?"

„Na jetzt gleich!!"

Wenig später sitzen wir Drei in dem kleinen Café in Sunnydale. Buffy scheint irgendwie oberfreundlich! Und Spike wirkt etwas nervös. Das gefällt mir nicht. Ich kenne das. Die Beiden haben irgendetwas mit mir vor. Buffy sagt dann zu mir: „Sam, Spike und ich haben uns gestern noch bei Dir zu Hause umgesehen. Ich glaube Deine Mutter macht sich große Sorgen um Dich."

Ich kann nicht fassen was Buffy gerade eben gesagt hat! Ich frage laut: „Ihr habt was? Woher wisst ihr wo ich wohne?"

Buffy erklärt: „Willow hat ein bisschen recherchiert."

Spike versucht mich zu beruhigen: „Wir meinten es nur gut…" Bevor er seinen Satz beendet springe ich von meinem Stuhl auf und schreie: „Was wisst Ihr schon, was gut ist für mich? Ich dachte Du wärst mein Freund? Ich habe Dir vertraut! Du bist genau wie alle Anderen. Ich hasse Dich!"

Ich stoße meinen Stuhl zur Seite und stürme aus dem Café. Ich kann noch hören wie Spike meinen Namen ruft. Wie konnte er mir das antun? Ich will nur weg von hier! Ich laufe über die Straße. Ich höre quietschende Reifen. Was…? Au!! Ich merke wie ich durch die Luft gewirbelt werde. Alles ging so rasend schnell! Ich sah nur noch dieses Auto. Jetzt liege ich auf der Straße. Ich kann mich nicht bewegen! Ah, mir tut alles weh! Viele Menschen versammeln sich über mir. Was ist geschehen? Buffy und Spike knien nun über mir. Spike spricht mit mir, aber ich kann ihn nicht verstehen. Alles wird schwarz um mich…

Als ich wieder zu mir komme, merke ich, dass ich im Krankenhaus liege. Oh mein Gott! Im Krankenhaus!! Das hat mir gerade noch gefehlt. Draußen scheint die Sonne, aber ziemlich tief. Ist es Morgen oder Abend? Wie lange liege ich schon hier? Hoffentlich haben Mr. und Mrs. Moralapostel meine Eltern nicht informiert. Oh, mein Schädel brummt schrecklich! Ich fühle mich, als hätte mich ein Laster überfahren. Ich kann mich gar nicht richtig bewegen. Mein rechtes Bein, mein rechter Arm und meine linke Hand sind einbandagiert. Ich versuche zu testen, ob alles noch einigermaßen heil ist und komme zu der Erkenntnis, dass es mich ziemlich schwer erwischt haben muss. Ich hätte nicht so heftig reagieren sollen. Sie hatten es sicher nur gut gemeint.

Wofür ist eigentlich diese komische Maschine neben mir? Wo gehen diese Schläuche denn hin? Ich verfolge die Schläuche und bemerke, dass sie direkt unter meine Decke führen. Ich hebe die Decke hoch. Schock! Ein großes Pflaster ziert meinen Bauch. Und dort hinein führen dieses Schläuche. Oh man, das hat sicher nichts Gutes zu bedeuten. In diesem Moment öffnet sich die Türe zu meinem Zimmer. Ein junger Mann in einem weißen Kittel kommt herein und stellt sich vor: „Hallo, mein Name ist Dr. Johnson. Ich bin Dein Arzt. Verrätst Du mir Deinen Namen?" Also, dann haben Buffy und Spike nicht gesagt wer ich bin. Bin ich froh!

„Ich bin Sam."

Man, meine Stimme hört sich vielleicht übel an! Als hätte ich nächtelang durchgezecht.

„Wie fühlst Du Dich Sam?"

Ich hab keine Lust auf freundliches Gelaber und meine: „Los, sagen Sie mir endlich was mir fehlt."

Der Doc holt sich einen Stuhl und setzt sich neben mich ans Bett. Dann beginnt er endlich zu berichten: „Also gut. Du hast mehrer Frakturen an deinem rechten Arm und an Deinem rechten Bein. Deine linke Hand hat ebenfalls schwere Frakturen erlitten. Der heftige Aufprall mit dem Auto verursachte schwere innere Verletzungen. Deshalb die Schläuche, die Du vorher so skeptisch betrachtet hast. Du wirst in Zukunft mit vielen Einschränkungen rechnen müssen. Einige Deiner Organe haben gefährliche Verletzungen erlitten. Wir müssen abwarten, zurzeit ist es noch nicht möglich genauere Prognosen zu ziehen."

Ich liege da, hör mir die Erläuterungen des Doktors an und starre durchs Fenster nach draußen. Beinahe hätte sich mein Todeswunsch doch noch erfüllt. Soll ich jetzt glücklich darüber sein, oder soll ich verzweifeln? Im Moment ist mir mehr zum verzweifeln zumute. Dann fügt der Doktor noch etwas hinzu: „Hattest Du in letzter Zeit mal einen Blut-Test machen lassen?"

Ich antworte verwirrt: „Nein, warum?"

„Es tut mir leid, dass ich Dir noch mehr schlechte Nachrichten geben muss. Aber bei der Überprüfung Deines Blutes haben wir festgestellt, dass Du HIV positiv bist."

Wahnsinn! Ich bin ein echtes Glückskind! Das war Georg, dieses Dreckschwein! Er hat mir mein Leben ruiniert! Tränen laufen mir heiß über die Wangen. Der Doc meint noch: „Sam, Du musst mir noch einige Fragen zu Deiner Person beantworten! Wir brauchen dingend noch einige persönliche Angaben zu Dir und zu Deinen Eltern. Außerdem sind wir verpflichtet Dir aufgrund des HIV-Testergebisses einige Fragen zu stellen!"

Ich habe Aids! Von Georg, diesem perversen Schwein! Für ein Rede und Antwort-Spiel hab ich jetzt echt keinen Nerv! Wenn ich den Doktor ignoriere, dann geht er vielleicht?

„Ich verstehe, wenn Dir jetzt nicht gerade nach Reden zumute ist. Ich werd Dich erst mal alleinlassen. Hier ist noch was zum Lesen. Ein paar Infomaterialien. Wir können die Fragen später durchgehen."

Mit diesen Worten verließ er das Zimmer wieder. Ich starre zum Fenster hinaus und beobachte die Sonne, wie sie sich dem Horizont nähert. Grade eben waren noch tausende Gedanken gleichzeitig in meinem Kopf, aber jetzt sehe ich nur die blutrote Sonne und denke an nichts. Ich hatte mir den Tod so sehnlichst herbeigewünscht. Und jetzt, da ich das Ticket für die Ewigkeit direkt in meinem Blut hatte, wünschte ich, ich wäre nicht so leichtsinnig gewesen.

Kaum war die Sonne am Horizont verschwunden, öffnete sich die Tür erneut. Hoffentlich nicht schon wieder dieser Arzt! Oh, es ist Spike! Schüchtern kommt er herein und nähert sich meinem Krankenbett. Als ich ihn sehe schoss es mir wie eine Erleuchtung durch den Kopf! Er ist meine Rettung! Auf einmal erscheint alles so einfach! Er ist die Lösung für all meine Probleme! Als er neben mir steht, sagt er irgendetwas, aber ich hörte ihm nicht zu. Ich starre ihn nur mit wässrigen Augen an. Dann sage ich mit fester Stimme: „Spike! Du musst etwas für mich tun! Bitte versprich mir, dass Du es tun wirst! Bitte ich flehe Dich an!"

Spike blickt mich verwirrt an und fragt: „Was soll ich für Dich tun, Kleines?"

„Sieh mich an!" fing ich an zu erklären und hebe dabei meine Decke.

„Der Arzt sagt, dass ich mit bleibenden Schäden zu rechnen habe. Er hat gesagt…" ich zögere, „… er sagte ich habe Aids! Ich will nicht so weiterleben! Bitte, ich flehe Dich an! Hilf mir!"

Langsam dämmert es ihm was ich von ihm will und er fragt nach: „Du willst, dass ich Dich verwandle?"

Volltreffer!

„Ja!"

Er fing an aufgeregt hin und her zu gehen.

„Das kannst Du nicht von mir verlangen! Ich kann Dich nicht beißen, ich habe diesen Chip im Kopf! Und Buffy, sie würde es nie…"

Er sprach den Satz nicht zu ende. Ich setze den flehendsten Blick auf, den ich habe, und wiederhole: „Bitte!"

Spike setzt sich nun auf den Stuhl, auf dem der Doktor vorher saß, und sagte leise: „Du wärst dann nicht mehr dieselbe, die Du jetzt bist. Ein Dämon übernimmt Deinen Körper und befiehlt Dir Dinge zu tun, die Du eigentlich nicht willst. Und wenn Buffy davon erfährt, wird sie Dich töten. Und ich…" er zögert kurz, „…ich könnte es nicht ertragen, wenn sie Dich tötet, nachdem ich Dich verwandelt habe."

Ich rede auf ihn ein: „Dann darf sie es eben nicht erfahren! Mein ganzes Leben lang wurde ich von meinem Stiefvater misshandelt. Ich habe immer gehofft, dass es eines Tages ein besseres Leben für mich geben würde. Und jetzt erfahre ich, dass ich dank ihm an einer unheilbaren Krankheit sterben werde! Spike, ich will nicht sterben! Nicht so! Und durch diesen Unfall werde ich vielleicht nie ein normales Leben führen können! Bitte tue es für mich!"

Stille liegt im Raum. Ich hoffe er wird es tut. Er unterbricht das Schweigen und sagt: „Sam, es tut mir so leid, dass wir uns in Dein Leben einmischen wollten. Wir hatten es gut gemeint. Ich wollte nicht, dass es soweit kommt. Ich fühle mich irgendwie verantwortlich dafür, was gestern Abend passiert ist. - Hast Du Dir das Ganze auch wirklich gut überlegt?"

Ein Hoffnungsfunke leuchtet in meinen Augen! Er wird mir helfen! Schnell und mit einer überzeugten Stimme antworte ich: „Ja, das habe ich! Glaub mir, ich wünsch mir nichts sehnlicher, als dieses trostlose Kapitel meines Lebens ein für alle mal zu beenden!"

Teil 3

Wortlos zieht er seinen schwarzen Ledermantel aus und schwingt ihn mir um die Schulter. Ich setzte mich langsam auf und schlüpfe in die Ärmel des Mantels. Spike geht zur Tür und wirft einen Blick in den Gang. Dann kommt er wieder zu mir und sagt: „Gut, dann lass uns verschwinden!"

Er wird es wirklich tun! Ich kann es kaum glauben! Er wirft meine Decke zur Seite. Mit einem Ruck zieht er Die Schläuche aus meinem Bauch. Autsch!! Das hat verdammt wehgetan! Blut fließt aus den Öffnungen, wo gerade eben noch die Schläuche drin waren. Spike reicht mir ein paar Kleenex-Tücher und ich halte sie an die Wunde gedrückt. Er nimmt mich in den Arm und trägt mich aus dem Zimmer. Ich lege den Mantel so um meine Füße, damit man nicht sofort erkennt, dass ich ein Patient bin. Meinen Kopf dicht an seinen Hals geschmiegt, trägt er mich rasch durch das Krankenhaus in den Keller.

Irgendwie plagt mich ein wenig das schlechte Gewissen. Mir ist klar, dass ich viel von ihm verlange. Nachdem was ich mittlerweile alles über ihn erfahren habe, würde er nie wollen, dass Buffy enttäuscht ist von ihm. Aber wenn er mich verwandelt, dann wird sie sicher verärgert sein. Aber vielleicht wird sie es auch verstehen, wenn er ihr alles erzählt. Ich schiebe alle meine Gedanken zur Seite und konzentriere mich nur noch auf das was gleich kommen wird.

Im Keller angekommen, stellt er mich kurz auf die Beine. Ich fühle mich schwach. Meine Beine geben nach. Vorsichtshalber setzte ich mich auf den Boden, bevor ich noch umfalle. Ich beobachte Spike, wie er einen großen Metallschrank zur Seite schiebt. Dahinter scheint ein Geheimgang zu liegen. Spike kommt wieder auf mich zu und hievt mich hoch. Er setzt mich im Gang wieder ab, um ihn mit dem Metallschrank wieder zu verschließen.

Wir befinden uns in einem dunklen Gang. Meine Augen haben sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt und ich kann überhaupt nichts erkennen. Ich fühle wie Spike mich wieder hochnimmt und wieder fort trägt. Ich kann ihn sehen. Seine Augen haben ein gelbes Funkeln, als währen es die Augen eines wilden Tieres. Doch ich habe keine Angst. Ich schmiege mich wieder an ihn und merke wie ich immer müder werde…

Ich schrecke hoch! Was ist? Ich muss eingeschlafen sein. Wir befinden uns immer noch in einem dunklen Gang. Jedoch ist es hier ein wenig heller. Spike hat sich mit mir im Arm auf den Boden gekniet.

„Wir haben nicht mehr viel Zeit. Du hast ziemlich viel Blut verloren. Ich kann spüren wie Deine Kräfte schwinden!"

Ich blicke auf die Wunde an meinem Bauch und sehe, dass alles voller Blut ist. Spike hat Recht. Ich bin so unendlich müde!

„Dann tue es jetzt! Bitte!"

Meine Stimme ist nur noch schwach. Er blickt mich traurig an und meint: „Ich kann Dich nicht beißen! Du musst mir helfen!"

Er reicht mir ein kleines Taschenmesser und ich verstehe was er meint. Ich nehme das Messer und schneide mir damit meine Pulsadern auf.

Welch Ironie! Es ist nicht das erste mal, dass ich das tue! Ich wollte mir schon einmal das Leben nehmen. Und jetzt tue ich es wieder, nur mit dem Unterschied, dass er mir dabei helfen wird. Diesmal wird mich niemand retten. Und ich will auch nicht gerettet werden. Nein. Ich will endlich sterben. Sterben, um wiedergeboren zu werden. Wiedergeboren, als Kind der Dunkelheit. Ich reiche ihm mein Handgelenk und er beginnt daran zu saugen. Ich spüre, wie er mein Blut aus mir heraussaugt. Ich spüre einen stechenden Schmerz in meinen Adern, als würden sie brennen.

Was zum Teufel tue ich da? Ich lass mich gerade umbringen! Mir wird bewusst was jetzt gerade passiert! Ich versuche meine Hand wieder von seinem Mund zu ziehen, doch er hält mich unerbittlich fest. Mir wird kalt. Erst jetzt fällt mir seine Vampir-Fratze auf! War das ein Fehler? Jetzt ist es zu spät! Ich fühle wie mein Körper immer schwächer wird. Es geht alles ganz schnell. Mein Herz schlägt immer langsamer, aber dafür immer fester! Als wolle es aus meinem Brustkorb herausspringen. Ich weiß genau, dass ich gleich sterben werde. Es ist plötzlich alles so klar. Spike lässt mein Handgelenk los und blickt mich mit seinem menschlichen Gesicht prüfend an. Er beißt sich selbst in sein Handgelenk und führt es an meinen Mund. Ich bin zu schwach, um mich zu bewegen. Ich spüre, wie Tropfen seines Blutes in meinen Mund fallen. Wie ein Leben spendendes Elixier treffen die Tropfen auf meine Sinne. Wie aus einem Reflex heraus sauge ich an seinem Handgelenk. Unglaubliche Energie durchströmt meinen Körper! Neue Lebenskraft – nein, das ist das falsche Wort! Es hat wohl nichts mit Leben zu tun.

Wie ein durstiges Kind sauge ich und sauge ich. Jeder Schluck schenkt mir mehr Kraft. Mit meiner Hand halte ich sein Handgelenk fest, damit er es nicht gleich wieder wegnehmen kann. Gierig schreit mein Körper nach mehr! Energisch zieht er seine Hand zurück und ein enttäuschtes Stöhnen kommt über meine Lippen. Ich fühle mich komisch. Ich kann noch immer mein Herz schlagen spüren. Irgendetwas stimmt noch nicht. Ein stechender Schmerz fährt durch meine Brust! Meine Eingeweide ziehen sich zusammen! Es fühlt sich an, als würde mir jemand meine Innereien bei lebendigem Leibe herausreißen! Ich kann Spike hören wie er erklärt: „Hab keine Angst! Dein Körper stirbt jetzt. Es wird gleich vorbei sein." Alle meine Sinne schlagen Alarm! Ich zittere am ganzen Körper. Wenn ich gewusst hätte, dass es sich so anfühlen würde, dann hätte ich es mir ganz sicher anders überlegt! Mein Körper stirbt. Mir wird schwarz vor den Augen…

Wo bin ich? Um mich herum ist alles so seltsam? Ich bin in Spikes Gruft. Ich liege in seinem Bett. Es fühlt sich alles so anders an. So warm und so weich. Ich blicke mich um und alles um mich herum ist so neu! Als wäre ich zum ersten mal hier. Ich nehme so viele Gerüche war, die mir bisher noch nie aufgefallen sind. Ich rieche ganz deutlich den Duft von Spike. Überall! Im Bett. In seinen Sachen, die auf dem Stuhl liegen. An den wenigen Möbeln, die hier stehen. Ich rieche auch andere Dinge, doch ich kann nicht einordnen woher oder von wem sie kommen. Verwundert blicke ich auf meinen Körper. Er hat sich verändert! Meine Haut ist viel blasser und viel weicher. Unter der dünnen Haut ziehen sich blaue Äderchen. Ich trage noch immer das Nachtkleid aus dem Krankenhaus. Ich blicke auf die Wunden am Bauch und stelle mit Erstaunen fest, dass sie schon beinahe ganz verheilt sind. Auch meine Knochenbrüche scheinen schon fast verheilt zu sein. Ich fühle nur noch leichte Schmerzen, wenn ich mich bewege. Wie bei einem Muskelkater etwa.

Mein Herz! Es schlägt nicht mehr! Eine unglaubliche innerliche Ruhe durchströmt mich. Eine seltsame Erleichterung wohnt in mir. Ich fühle noch etwas! Jetzt wird es stärker! Ich fühle seine Gegenwart! Ich kann ganz deutlich Spike fühlen. Es ist, als wäre ich irgendwie mit ihm verbunden. Ich kann es gar nicht erwarten ihn zu sehen. Er kommt immer näher, ich fühle es ganz deutlich. Spike kommt die Leiter herunter und nähert sich mir.

„Hallo Kleines, wie geht’s Dir?"

„Es ist einfach unglaublich! Es ist, als wären meine Sinne jetzt viel schärfer als vorher! Ich nehme so viele Gerüche war. So viele Geräusche. Es ist einfach atemberaubend!"

„Ja, am Anfang ist alles neu, aber Du gewöhnst Dich sehr schnell daran! Ich werde Dir helfen. Bei Sonnenuntergang gehe ich mit Dir nach draußen und ich zeige Dir die Schönheit der Nacht."

Ich kann es gar nicht erwarten, bis die Sonne untergeht.

Ich beobachte Spike, wie er mir ein paar Anziehsachen aufs Bett legt. Er sieht so gut aus! Es fühlt sich so vertraut an. Ihn in meiner Nähe zu spüren ist ein überwältigendes Gefühl! Ich nehme mir ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze Jeans. Diese Sachen passen mir sehr gut. Während ich mich anziehe, bemerke ich wie Spike mich beobachtet. Es stört mich aber nicht. Im Gegenteil. Ich fühle mich sehr wohl und geborgen in seiner Nähe.

„Warum fühle ich so?"

„Was meinst Du?"

„Ich meine Dich! Ich kann Dich spüren! Ich sehne mich nach Deiner Nähe? Es ist als fühlte ich mich durch eine unsichtbare Macht zu Dir hingezogen!"

„Das liegt daran, weil ich Dich verwandelt habe. Ich bin Dein Sire. Und Du bist mein Childe. Deshalb fühlst Du Dich mit mir verbunden."

„Und kannst Du mich auch spüren?"

„Ja, mit jeder Faser meines Körpers! Das ist es, was ich gemeint habe. Was ich Dir im Krankenhaus versucht habe zu erklären. Wir sind miteinander verbunden."

Jetzt verstehe ich. Doch ich frage nach: „Fühlen alle Vampire so mit denen, die sie verwandeln?"

Spike hat sich mittlerweile neben mich auf das Bett gesetzt und erklärt weiter:

„Nein nicht ganz. Es kommt auf die Menge des Blutes an, die ein Vampir seinem Childe zum Zeitpunkt des Todes schenkt. Hätte ich Dir weniger Blut gegeben, wärst Du nur ein blutrünstiges Monster geworden. Dadurch, dass ich Dir viel Blut gegeben habe, machte ich Dich zu meinem Childe."

Liebevoll fährt er mit seiner Hand über meine Wange. Noch nie habe ich mich so sicher und geborgen gefühlt. Doch auf einmal macht sich ein neues Gefühl bei mir bemerkbar. Ein tiefes Verlangen: „Ich habe Durst!"

Spike steht auf und blickt traurig zu Boden.

„Ja, das ist eine der Nebenwirkungen des Daseins als Vampir. Ich kann nicht zulassen, dass Du auf Menschenjagd gehst! Buffy würde Dich früher oder später dabei erwischen und Dich pfählen!"

Er dreht sich zu mir, schaut mich bestimmend an und sagt: „Du wirst nicht ohne mich diese Gruft verlassen!"

Er spricht diese Worte in einem Ton, der mir durch und durch geht. So Erfurcht einflössend, das ich es nicht wagen werde, seine Worte zu missachten! Ich blicke ihn erschrocken an. Was war das? Warum fühle ich mich gezwungen seinem Befehl zu gehorchen? Bevor ich frage, erklärt er: „Du wirst mir gehorchen. Ob Du willst oder nicht. Das liegt daran, da ich als Dein Sire gewisse Macht über Dich habe. Ich werde Diese Macht jedoch nur zu Deinem Schutz einsetzten. Vertrau mir."

Ich stehe auf, gehe einen Schritt auf ihn zu und er nimmt mich zärtlich in seine Arme. Meinen Kopf an seine Schulter geschmiegt, nehme ich das Rauschen seines Blutes in seinen Adern wahr. Es ist wie eine Droge, die über mich kommt. Ich spüre ein unbändiges Verlangen nach seinem Blut. Doch etwas hält mich zurück. Ich weiß, dass ich nicht ohne seine Erlaubnis trinken darf. Er muss mein Verlangen gespürt haben, denn er meint: „Du darfst trinken." Ohne, dass es mir wirklich bewusst ist, verwandelt sich mein Gesicht bei seinen Worten. Wie aus einem Reflex heraus führe ich meinen Mund zu seiner Halsschlagader und ich beiße ihn. Als sein Blut meine Lippen und meine Zunge berührt, überkommt mich ein überwältigendes Rauschgefühl! Meine Sinne spielen alle verrückt! Mein ganzer Körper verlangt nach mehr! Ich vergesse alles um mich herum. Es ist als würde ich hoch über der Erde schweben. Es ist einfach fantastisch. Oh. Nein, bitte noch nicht! Ich will mehr!

Spike zieht mich weg und herrscht: „Genug!"

Enttäuscht lasse ich ab von ihm. Offenbar hat es ihn etwas geschwächt. Doch ich fühle mich dafür umso stärker! Zufrieden strecke ich mich!

Spike wendet sich um und geht die Leiter nach oben. Ich folge ihm. Ich sehe ihm zu wie er zu seinem Kühlschrank geht und sich einen Plastikbeutel mit Blut herausholt. Neugierig trete ich etwas näher. Spike trinkt den Beutel halb leer und reicht ihn mir dann.

„Hier! Du solltest Dich daran gewöhnen. Es schmeckt nicht so gut wie das Blut Deines Sires, aber es beruhigt den Dämon in Dir! Das wird in Zukunft Deine Hauptnahrung sein."

Er reicht mir den Beutel und ich rieche daran. Es riecht nach Blut und irgendwie verlangt mein Körper danach, jedoch finde ich es irgendwie auch abstoßend! Es ist kalt. Ich nehme einen Schluck davon! Würg! Schmeckt das eklig. Es schmeckt nicht annähernd so gut wie das von Spike. Ich schiebe das jedoch auf diese Childe-Sire Geschichte und nehme an, dass mir deshalb sein Blut so gut schmeckt. Ich trinke den Beutel leer. Ich könnte mich vielleicht sogar daran gewöhnen. Ich werde es wohl auch müssen, denn ich werde kaum eine andere Wahl haben. Spike lässt es nicht zu, dass ich Jagd auf Menschen mache. Obwohl mir der Gedanke sehr gut gefallen würde! Aber seine Worte waren klar und unmissverständlich. Ich werde mich daran halten.

„Komm! Die Sonne ist untergegangen! Lass uns nach draußen gehen, bevor Buffy hier aufkreuzt."

Ich folge Spike auf den Friedhof. Früher war es nachts immer viel kälter! Jetzt finde ich es angenehm! Das muss wohl daran liegen, dass mein Körper keine eigene Körperwärme mehr besitzt und ich daher auch nicht auf Wärme angewiesen bin. Meine Körpertemperatur passt sich meiner Umgebung an. Ich bin Eins mit der Nacht. Ich rieche das Gras, die Bäume und sogar die Insekten! Ich kann viel besser sehen! Die Dunkelheit bereitet mir keinerlei Schwierigkeiten. Als wäre mein Körper für die Nacht geschaffen. Fasziniert blicke ich mich um. Spike beobachtet mich mit einem Lächeln und meint: „Die Augen eines Vampirs sehen anders als die eines Menschen. Du kannst Deine Umwelt jetzt viel besser fühlen und riechen! Ist diese Nacht nicht wunderschön?"

Ja wunderschön! Noch nie habe ich so etwas Schönes erlebt.

Da, ein neuer Duft! Hm… Das riecht gut! Wie ein Hund halte ich meine Nase in den Wind und versuche den Geruch zu bestimmen. Ich fühle mich zu diesem Geruch magisch hingezogen.

„Was ist das?"

„Das meine Kleine, ist der Geruch von Menschen. Das ist tabu für Dich!"

Jetzt verstehe ich mein Verlangen nach diesem Geruch. Und jetzt kann ich ihn auch genauer einordnen. Ich schmecke förmlich das frische Blut. Meine Instinkte sagen alle ich soll jagen! Nur Spikes Worte hindern mich daran nicht sofort loszusprinten und auf Jagd zu gehen. Spike ist sehr beunruhigt! Er befiehlt mir: „Los versteck Dich! Und komm erst heraus, wenn sie wieder außer Reichweite ist!"

Ohne darüber nachzudenken, gehe ich sofort hinter ein paar Büschen in Deckung. Als ich sehe wer näher kommt, verstehe ich weshalb Spike beunruhigt war. Buffy ist grade auf Streife unterwegs und steht jetzt direkt bei ihm. Er muss sie wohl gespürt haben. Ich kann hören, worüber sie sich unterhalten:

Buffy: „Hallo Spike!"

Spike: „Hy Buffy! Unterwegs auf Vampirjagd?"

Buffy: „Ja, und was treibst Du?"

Spike: „Och nichts besonderes, ich genieße nur diese wunderschöne Nacht."

Ich kann Spikes Gefühle wahrnehmen! Ich fühle, wie sehr ihn ihre Gegenwart schmerzt! Ich kann ganz deutlich spüren, wie sehr er sie liebt! Es muss für ihn unerträglich sein, sie in seiner Nähe zu spüren, aber zu wissen, dass sie nie zueinander finden werden. Oder vielleicht doch?

Buffy: „Verstehe. Hast Du was von Sam gehört?"

Sie hat nach mir gefragt? Warum? Was will sie von mir?

Spike: „Nein. Seit dem Unfall habe ich sie nicht mehr gesehen. Ich hoffe es geht ihr gut.2

Buffy: „Ja, das hoffe ich auch. Ich frage mich nur wie sie aus dem Krankenhaus abhauen konnte? Die Ärzte hatten gesagt, dass es sie ziemlich übel erwischt hatte. Es tut mir leid, dass wir ihr nicht helfen konnten. Du hattest Recht, wir hätten uns nicht in ihr Privatleben einmischen sollen.2

Spike: „Ach Unsinn, mach Dir keine Vorwürfe! Wir können es jetzt eh nicht mehr ändern. Es geht ihr sicher gut.2

Buffy: „Das wäre schön. Begleitest Du mich?"

Spike: „Äh, nein ich hab heute keine Lust auf Vampirjagd! Ich werd noch ein bisschen spazieren gehen."

Buffy: „OK, mach’s gut."

Spike: „Ja, Du auch und viel Spaß bei der Jagd!"

Buffy geht weiter. Spike steht da und schaut ihr zu wie sie immer weiter weggeht. Als sie weit außer Reichweite ist, wage ich mich aus meinem Versteck. Spike blickt immer noch traurig in die Richtung, in der Buffy verschwunden ist. „Du liebst sie wirklich sehr! Schon verrückt! Ein Vampir, der die Jägerin liebt."

„Ja, das ist wirklich verrückt. Komm, lass uns weitergehen."

Spike führt mich durch Sunnydale und zeigt mir die Friedhöfe, den Park, der bei Nacht übrigens wirklich sehr schön ist, und er zeigt mir die Stadt. Immer wohl darauf bedacht, dass ich keinem Menschen zu nahe treten könnte! Ich komm mir vor wie ein Raubtier, dass an der Leine geführt wird! Schön brav bleiben! Doch es ist trotzdem schön. Die Nacht neigt sich dem Ende zu und wir machen uns wieder auf den Weg zu Spikes Behausung. Müdigkeit überkommt mich. Zuhause angekommen, gehe ich sofort nach unten und verkrümle mich in Spikes Bett. Spike kommt auch nach unten und zögert erst, doch dann legt er sich zu mir. Es muss an dem Band liegen, dass uns verbindet. Er scheint meine Nähe ebenso zu suchen wie ich die seine. So vieles ist geschehen. Ich bin sehr erschöpft und schla…

Teil 4

Er liegt nicht mehr neben mir. Ich liege alleine in seinem großen Bett. Doch ich kann ihn deutlich fühlen. Er ist oben. Ich zieh mich an und gehe hoch zu ihm. Er sitzt in seinem Sessel und schaut sich irgendeine Serie an. Ich geselle mich zu ihm. Gemeinsam durchstöbern wir das Fernsehprogramm. Die Sonne geht langsam unter, und ich freue mich schon auf unsere nächtliche Tour. Irgendwie finde ich das Fernsehprogramm jetzt noch langweiliger, als vor meiner Verwandlung. Plötzlich schreckt er hoch und sagt: „Buffy kommt! Schnell geh nach unten! Sie darf Dich hier nicht sehen! Schnell!"

Wieder dieser Tonfall! Wie aus einer Reaktion heraus springe ich auf und eile nach unten. Kaum unten angekommen, kann ich auch schon die alte Tür zur Krypta hören wie sie aufgestoßen wird. Es ist tatsächlich Buffy! Ich kann ihre Stimme erkennen.

„Hallo Spike! Ich wollte Dich um Hilfe bitten!"

„Hallo Buffy, was kann ich für Dich tun?"

Wie kommt es eigentlich, dass Spike sie so deutlich spüren kann? Sie ist nicht sein Childe oder so. Sie ist überhaupt kein Vampir! Sie ist die Jägerin. Aber vielleicht liegt es auch gerade daran. Oder seine Liebe zu Ihr ist wirklich so groß, dass er ihre Anwesenheit deswegen wahrnimmt.

Ich kann hören wie Buffy ihm lang und breit von ein paar Dämonen erzählt, die mächtig Ärger machen. Sie sind letzte Nacht ins Summers-Haus eingebrochen und haben Dawn bedroht. Jetzt soll Spike auf Dawn achten, während sie den Dämonen den Gar ausmachen wird. Natürlich stimmt Spike sofort zu. Ihm liegt irgendwie viel an Dawn. Was auch irgendwie komisch ist. Jetzt wo ich selbst ein Vampir bin, kann ich das noch weniger verstehen, als vorher. All die Menschen um mich herum bedeuten mir eigentlich gar nichts mehr.

Ich muss an meine Mutter denken, und an Georg, der sich mein Vater nennt. Wut kommt in mir hoch! Unvorstellbare unbändige Wut! Wie sehr ich ihn hasse! Er hat mir mein Leben genommen! Er hat meine körperliche Schwäche ausgenutzt und mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Ich sollte mich bei ihm dafür bedanken!

Kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, stürmte Spike herunter. Ich hatte schon fasst vergessen, dass die beiden oben sind. Er schnappte sich schnell seinen schwarzen Ledermantel und warf mir noch einen viel sagenden Blick zu. Ich weiß genau, was er mir damit mitteilen will! ‚Bleib ja hier und mach keinen Ärger!’. Irgendwie komme ich mir wieder vor wie ein Teenager, der von seinem Vater gemaßregelt wird, ja Zuhause zu bleiben und keinen Unsinn anzustellen. Ach was soll’s. Er will ja nur, dass mir nichts passiert.

Als die beiden endlich weg sind, gehe ich wieder nach oben und beschlagnahme den Sessel für mich alleine. Durst kommt in mir hoch! Der Durst nach Blut! Nicht zu vergleichen mit dem Hungergefühl, dass ich früher hatte. Es ist wie eine Sucht! Ein unbändiges Verlangen! Ich will Blut! Ich gehe zum Kühlschrank und greife mir einen Beutel. Dieser ist ganz kalt! Sehnsüchtig denke ich an den Geschmack des warmen Blutes von Spike meinem Sire! Auch wenn es im Vergleich zu einem Menschen eher kalt ist, so ist es doch wesentlich wärmer, als das aus dem Kühlschrank. Ich beiße ein Loch in den Beutel und trinke einen Schluck. Würg! Das schmeckt ja ekelhaft! Wie gerne würde ich jetzt nach draußen gehen und mir einen Blutbehälter auf zwei Beinen suchen. Vielleicht einen, der es auch verdient hat zu sterben! Einen wie Georg!

Der Gedanke lässt mich nicht mehr los! Spike hätte sicher nichts dagegen, wenn ich mich an Georg räche. Wenn es einer verdient hat, dann er. Nervös gehe ich im Raum auf und ab. Ich weiß, dass Spike es mir verboten hat, alleine nach draußen zu gehen! Aber verdammt, ich bin ein Vampir! Ich lass mir von niemandem vorschreiben was ich zu tun habe. Warum nur fällt es mir so schwer, Spikes Anweisungen zu missachten? Ich könnte doch einfach zu dieser Tür hinausgehen und zu meinem Elternhaus gehen. Spike würde es nicht einmal merken! Ich wäre längst zurück, wenn er wieder hierher kommt.

Eine ganze Stunde lang tigere ich im Raum hin und her. Den Blutbehälter habe ich achtlos fallenlassen. Er liegt mitten im Raum und sein Inhalt verteilt sich am Boden. Der Duft, der von dem Blut heraufsteigt, raubt mir die Sinne! Ich muss nach draußen gehen! Nein ich kann nicht! Spike würde es sicher nicht gut heißen. Aber er würde es bestimmt verstehen! Schließlich ist er auch ein Vampir! Er wird Verständnis dafür haben. Bestimmt. Ich nähere mich der Tür. Ich greife nach dem Türknauf und verharre in dieser Position. Nach etwa 20 Minuten drücke ich endlich die Klinke und verlasse die Gruft.

Ohne mich umzublicken eile ich rasch in die Stadt. Mein Ziel fest vor Augen, eile ich zu meinem Elternhaus. Hoffentlich sind sie Zuhause! Eine kleine Wiedersehensfeier wäre doch bestimmt nett?!

Licht brennt in der Wohnung. Ich betrete den Häuserblock und läute an der Türklingel. Ein Rauschen und ein Knackgeräusch ertönt aus dem Lautsprecher: „Wer ist da?"

Es ist die Stimme meiner Mutter. Der Tonart zufolge, hat sie wieder einige Promille intus.

Ich antworte: „Hallo Mom, ich bin’s Sam!"

Der Türsummer ertönt und ich gehe hinein. Die Treppe zwei Stockwerke hoch, erwartet mich meine Mutter bereits in der Tür. Als Begrüßung bekomme ich nur die Aussage: „Wo bist Du so lange gewesen? Glaube ja nicht, dass Du jetzt einfach hier so auftauchen kannst, als wäre nichts gewesen!"

Ich ignoriere den schroffen Ton meiner Mutter und komme mit einem freudigen Blick auf sie zu und nehme sie herzlich in den Arm. Dabei kann ich deutlich ihren Puls und ihren Herzschlag wahrnehmen. Ich kann förmlich den Geschmack ihres Blutes auf meinem Gaumen spüren.

Mit der Umarmung scheint sie nicht gerechnet zu haben und blickt mich verdutzt an.

„Hallo Mom!" Begrüße ich sie herzlich! „Ist Dad auch hier?"

Völlig perplex bittet mich meine Mom herein. Gott sei Dank! Es hätte sicher komisch ausgesehen, wenn ich vor dem Eingang gestanden und nicht hinein gekonnt hätte. Ich wohnte zwar auch hier, aber ich weiß ja nicht, wie sich diese Vampirgeschichte im Hinblick auf das Hereintreten in diese Wohnung verhalten hätte.

Im Wohnzimmer angekommen, setzte ich mich auf die Couch und meine Mutter setzt sich auf den Sessel dazu, nachdem sie sich vorher noch ein kühles Bier aus der Küche geholt hatte. Ich tische ihr irgendeine Geschichte auf, was ich die letzten Tage getrieben habe. Sie scheint sich aber nicht sonderlich dafür zu interessieren. Womit ich allerdings auch nicht gerechnet hätte.

Sie erzählte mir, dass Georg kurz zum Zigaretten holen gefahren ist und jeden Augenblick wieder da sein wird. Und, dass ich mich auf eine Standpauke gefasst machen soll. Ich tu so, als wäre ich unheimlich müde und verabschiede mich mit folgenden Worten im mein Zimmer: „Wenn Daddy kommt, dann kann er mich ja wecken."

Ich bin mir absolut sicher, dass er zu mir ins Zimmer kommen wird! Ich lege mich in mein Bett und warte geduldig auf sein Erscheinen. Schon nach wenigen Minuten höre ich Stimmen aus dem Wohnzimmer. Und kurz darauf öffnet sich auch schon die Tür zu meinem Zimmer. Ich tue so als würde ich schlafen und warte darauf was passiert. Georg kommt leise herein und setzt sich aufs Bett. Ich kann seine Alkoholfahne riechen! Er riecht noch ekelhafter als sonst. In mir kommt wieder ein beklemmendes Gefühl hoch! Fast so wie früher. Doch diesmal stehen die Karten besser.

Ich fühle wie er mich mit seiner Hand wecken möchte. Bei seiner Berührung zucke ich zusammen. Erschrocken, über mich selbst und die innere Ablehnung gegenüber seiner Berührung, setzte ich mich auf. Ich rücke zurück ans Kopfende und halte meine Knie schützend vor mir mit den Armen fest. Plötzlich kommen all die schrecklichen Erinnerungen wieder in mir hoch! Ich kann mich nicht bewegen! Mit ängstlichem Blick starre ich ihm ins Gesicht. Mit lallender Stimme säuselt er mich an:

„Hallo Süße! Wo warst Du denn? Warum hast Du mich denn alleingelassen? Das war nicht sehr nett von Dir! Aber ich werde Dir noch mal verzeihen, wenn Du jetzt ganz lieb bist zu Deinem Daddy!"

Ich bin wie gelähmt! Tränen rollen mir über die Wange! Bitte nicht schon wieder! Bitte geh weg! Er nähert sich mir und drückt seinen hässlichen Körper auf mich. Er zieht mich nach unten, sodass ich wieder mitten im Bett liege. Sein ganzes Gewicht drückt er auf mich, damit ich stillhalte. Jetzt fällt mir auf, dass er gar keine Hose anhat! Oh mein Gott!! Was passiert hier? Mit seinen Beinen drückt er meine Schenkel auseinander.

Dann nehme ich einen süßen Geruch war. Ich erinnere mich nicht daran, je so einen Geruch an ihm wahrgenommen zu haben. Es riecht so gut! Und dieser Herzschlag! Das ist nicht mein Herz. Das kann gar nicht mein Herz sein, denn mein Herz ist tot! Jetzt fällt mir wieder ein, weswegen ich eigentlich hier bin! Meine Angst und meine Panik, durch all die Erinnerungen, haben mich so gelähmt, dass ich beinahe vergessen hätte was ich bin!

Ein Vampir!

Als Georg sein halb schlaffes Glied in mich hineinstoßen will, bemerkt er nicht, dass sich mein Gesicht verändert hat. Ich hatte keine Mühe mir mein Vampirgesicht aufzusetzen. Es ging alles wie aus einem Reflex heraus. Instinktiv weiß ich genau wo seine Halsschlagader entlangläuft. Ich kann das Rauschen seines Blutes förmlich hören. Blitzschnell ramme ich ihm meine Reißzähne in den Hals und genieße es, wie er sich vor Schmerzen windet. Er will noch protestieren, doch das kümmert mich nicht. Er versucht sich vom Bett wegzustemmen, um zu fliehen, doch ich klammere meine Hände um ihn, damit er mir nicht entwischen kann. Er hat keine Chance gegen mich anzukommen. Meine vampirischen Kräfte sich wesentlich stärker als die seinen. Zufrieden spüre ich sein rasendes Herz. Genussvoll nehme ich einen Schluck nach dem anderen. Ganz langsam. Es schmeckt gut! Es schmeckt ganz anders als das Blut von Spike! Es ist noch wärmer, schon fasst heiß. Ich kann nicht sagen, dass es besser schmeckt. Spikes Blut ist einfach etwas Besonderes. Viel kostbarer als das von Georg. Aber ich kann seine Angst schmecken. Und es schmeckt wesentlich besser als diese Blut-Beutel aus Spikes Kühlschrank!

Sein Körper wird immer schwächer und sein Herzschlag immer langsamer. Kurz bevor er in meinen Armen stirbt, nehme ich instinktiv meinen Mund von seinem Hals und betrachte mir zufrieden die blutende Wunde. Genusvoll lecke ich noch mit der Zunge darüber, um die letzten Blutstropfen aufzunehmen. Ich rolle seinen Körper von mir runter. Mit verzweifelten und fragenden Blick starrt er mich an. Doch es kümmert mich nicht! Triumphierend stehe ich auf und blicke auf seinen halbtoten Körper.

„Das hast Du nun, Du Schwein! Das ist mein Geschenk von mir an Dich. Du hast mir den Tod geschenkt und ich schenke ihn Dir. Das ist nur gerecht!"

Hilfe suchend streckt er eine Hand nach mir aus, doch ich drehe mich um und lass ihn einfach liegen. Ein gutes Gefühl! Ich verlasse mein Zimmer.

Im Wohnzimmer auf der Couch liegt meine Mutter. Der Rausch hat sie übermannt und sie schläft ganz fest. Emotionslos blicke ich sie an. In Gedanken spreche ich mit ihr: ‚Warum hast Du nie versucht dieses Schwein daran zu hindern? Vermutlich, damit er dann Dir Deine Ruhe lässt! Was bist Du nur für eine Mutter, die zuschaut, wenn ihre Tochter vergewaltigt wird? Ich hasse Dich!’ Ich schaue verabscheuend auf sie herab. Ich beuge mich zu ihr herunter und beiß ihr in den Hals. Sie ist durch ihren Rausch so benommen, dass Sie gar nicht bemerkt was mit ihr passiert. Diesmal nehme ich schnelle Schlücke. Ich will es schnell machen. Ich will nicht, dass sie noch mal aufwacht. Ihr Blut schmeckt nicht so gut. Zuviel Alkohol für meinen Geschmack! Hoffentlich werde ich von ihrem Blut nicht betrunken! Ihr Herz schlägt nur noch sehr langsam. Bald wird es stehen bleiben. Sie sieht irgendwie friedlich aus. Ich gebe ihr einen Abschiedskuss auf die Stirn und verlasse die Wohnung.

Ich muss schnell wieder zurück, bevor Spike auftaucht. Hoffentlich braucht Buffy länger, um diesen Dämonen den Gar auszumachen. Ein kurzer Blick auf die Kirchenuhr verrät mir, dass es nun schon mehr als vier Stunden her ist, als Spike die Krypta zusammen mit Buffy verlassen hatte. Ich mach mich eilig auf den Weg.

In Spikes Krypta angekommen, entferne ich noch rasch den am Boden liegenden Blutbeutel und wische das heraus geflossene Blut auf. Ich bin froh, dass Spike noch nicht da ist. Er wäre sicher böse mit mir gewesen. Als alle Spuren beseitigt waren, mache ich es mir wieder im Sessel gemütlich. Ich fühle mich so richtig wohl. Mein Durst ist gestillt und ich bin so richtig satt. Ich zappe ein wenig im Fernsehprogramm umher, bis mir schließlich die Augenlieder herunterfallen…

Ich träume von Spike, wie er mich im Arm hält und nach unten trägt. Hm… er riecht so gut. Halt nein, es ist kein Traum! Ich öffne die Augen und blicke in sein Gesicht. Ich begrüße ihn mit einem freundlichen „Hy!" und er lächelt mich liebevoll an.

„Hallo Kleines! Na, war wohl nicht sehr aufregend, Deine zweite Nacht, hm?"

Ich schmiege mich an seinen Nacken und gebe als Antwort nur ein verneinendes „Hm hm". Er hat es tatsächlich geschafft, mich die Treppe herunter zu tragen, ohne das ich sofort wach geworden bin. Sachte legt er mich auf das Bett. Sofort schlüpfe ich unter die Decke und mache es mir bequem.

„Und wie war Eure Dämonen-Jagd?"

„Nicht besonders actionreich! Buffy ging auf Jagd und ich war Babysitter für Dawn. Na ja, Dawn war nicht das Problem. Vielmehr ging mir Harris tierisch auf die Nerven. Dauernd dieses Getue! Aus irgendeinem Grund wollte er verhindern, dass ich mit ihr alleine bin. Dabei habe ich schon so oft auf den Krümel aufgepasst. Auch ohne Mister Harris! Ach was soll’s, lass uns jetzt schlafen! Morgen ist auch noch eine Nacht!"

Mit den letzten Worten legt er sich zu mir ins Bett. Ich kuschle mich eng an ihn. Ich genieße seine Nähe und schon wenige Minuten später schlafe ich wieder ein…

Ich träume von Blut! Hm… schönes warmes Blut! Ich rieche es. Es riecht aber nicht nach Menschenblut. Als ich die Augen aufmache, sehe ich Spike vor mir stehen, mit einer Tasse in der Hand, die er knapp über meinem Kopf hin und her schwenkt.

„Guten Morgen, Kleines! Na, hast Du gut geschlafen?"

„Wie eine Leiche!"

Dabei muss ich unweigerlich lächeln und auch Spike kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Er reicht mir die warme Tasse hin und ich nehme einen Schluck davon. Warm schmeckt das Schweineblut etwas besser, als direkt aus dem Kühlschrank. Doch mein angewiderter Gesichtsaudruck lässt unschwer erkennen, dass es mir nicht schmeckt. Sehnsüchtig blicke ich auf meines Sires Nacken. Er muss mein Verlangen bemerkt haben, denn er fragt: „Das schmeckt wohl nicht so gut wie meines?" Ich fühle mich ertappt und senke beschämt den Kopf.

Spike setzt sich jetzt neben mich auf das Bett und erzählt: „Ich wünschte ich könnte Dir erlauben zu jagen. Dann würdest Du eine richtige Delikatesse für Vampire bekommen! Das Blut eines Opfers schmeckt ganz anders! Du kannst das Adrenalin und die Angst förmlich schmecken und riechen! Für einen Vampir gibt es nichts Schöneres. Früher war ich ein wahrer Meister darin. Ich liebte es zu jagen. Doch nun ist alles anders. Dieser Chip in meinem Kopf macht es mir unmöglich einen Menschen zu beißen, oder auch nur unsanft zu berühren! Und dann ist da auch noch Buffy…"

Gedankenversunken bricht er seine Erzählung ab. Er leidet so sehr unter seiner Liebe zu Buffy. Ich wünschte ich könnte ihm irgendwie helfen.

Spike dreht sich zu mir herum und hält mir sein Handgelenk hin.

„Hier! Wenn ich Dir schon nicht die Freuden einer ordentlichen Jagd geben kann, dann gebe ich Dir wenigstens das Blut Deines Sires! Für einen Vampir gibt es nichts Köstlicheres. Es ist nicht üblich, dass ein Sire sein Childe sehr oft trinken lässt!"

Ich nehme sein Geschenk dankend an und beiße in sein Handgelenk. Als sein Blut meine Geschmacksnerven erreicht, spielen meine Sinne verrückt! Es ist wie ein Rauschgefühl! Wie eine Droge, nur ohne Nebenwirkungen! Ich schließe die Augen und tausende Bilder rasen in mir vorbei! Ich sehe Spike und Buffy, und Georg und meine Mom. Ich sehe einen in die Nacht eingetauchten Friedhof. Ich sehe viele Farben! Das alles ist einfach atemberaubend!

Ich werde jäh aus meinem Lustgefühl herausgerissen, als Spike mir seine Hand wieder wegzieht. Als ich wieder zu mir komme, sehe ich Spike sein Handgelenk festhalten. Ich habe ihn wohl etwas geschwächt.

„Habe ich zuviel getrunken?"

„Nein, ist schon gut. Das wird gleich wieder. Ich brauche nur einen Schluck."

Mit diesen Worten greift er sich meine fast volle Tasse und trinkt sie in einem Zug leer.

Etwas erschöpft legt er sich noch mal zu mir ins Bett und schläft gleich darauf ein. Ich bin jedoch durch sein Blut viel zu aufgekratzt um zu schlafen und gehe deshalb nach oben, um einen Blick ins Fernsehprogramm zu werfen.

Teil 5

Nach einiger Zeit kann ich von unten Geräusche hören und kurz darauf erscheint ein verschlafener Spike. Zielstrebig steuert er den Kühlschrank an und nimmt sich einen kalten Beutel Blut heraus. Ich hatte ihn wohl doch sehr geschwächt. Das wollte ich nicht. Nachdem er den Beutel leer getrunken hat, gesellt er sich zu mir auf die Lehne des Sessels.

Ich sage: „Hey, gut geschlafen?"

„Nein, ich schlafe in letzter Zeit nicht besonders gut."

„Warum nicht? Belastet Dich etwas?"

Für diese Frage hätte ich mir selber einen Tritt in den Hintern geben können! So eine dumme Frage! Ich weiß ja genau was, oder besser gesagt wer, ihn belastet. Aber es war zu spät, die Worte waren gesprochen.

Rasch füge ich noch hinzu: „Tut mir leid, ich wollte nicht neugierig sein. Vergiss einfach, dass ich gefragt habe."

Überrascht blickt er mich an und sagt: „Du kannst mich alles fragen, was Du wissen willst! Aber ich denke diese Frage brauch ich Dir nicht zu beantworten. Du hast bestimmt bemerkt was mit mir los ist."

Na klar hab ich das! Sogar ein Blinder könnte seinen Schmerz erkennen. Nur Buffy scheint davon nichts zu bemerken! Ich senke beschämt meinen Kopf und füge hinzu: „Ja, ich weiß."

Dann sehe ich fragend zu ihm herauf und meine: „Weiß Buffy denn nichts davon? Sie empfindet doch auch etwas für Dich. Jedenfalls kommt es mir so vor. Sonst würde sie doch nicht so oft zu Dir kommen."

Er versucht mir zu erklären: „Ich denke schon, dass sie es weiß. Für sie kommt aber eine Beziehung mit einem Vampir nicht mehr in Frage. Sie ist schließlich die Jägerin. Sie denkt es wäre falsch einen Vampir zu mögen. Ich bin ihr nicht gut genug, verstehst Du?"

Spike nicht gut genug? Nein das verstehe ich nicht. Von all den Menschen, die ich in meinem Leben kennen gelernt hatte, war Spike am besten zu mir! Er liebt sie von ganzem Herzen! Für einen Vampir ist das mehr als ungewöhnlich. Ich kann das beurteilen, denn ich bin jetzt selber einer. Meine Empfindungen und Gefühle haben sich stark verändert. Ich könnte mir nicht vorstellen so etwas wie Liebe für einen Menschen zu empfinden. Spike ist wirklich außergewöhnlich. Warum will Buffy das denn nicht erkennen? Ich bin mir sicher, dass sie auch etwas für ihn fühlt. Aber vielleicht täusche ich mich ja in ihr.

Moment mal, hat er nicht gerade eben erwähnt, dass eine Beziehung mit einem Vampir nicht mehr in Frage kommt? Wieso denn nicht mehr?

„Hatte sie schon mal eine Beziehung mit einem Vampir?"

„Ja, mit Angel, diesem Sunnyboy mit Seele!"

„Angel?" kommt es fragend aus mir heraus. Und Spike erzählt mir alles über Angel und Buffy. Er erzählt mir von früher, als Angel noch Angelus war, und sie zusammen mit Drusilla und Darla die Welt unsicher gemacht hatten. Drusilla muss ihm viel bedeutet haben. Er schwärmt geradezu von ihr. Er erzählt mir auch von dem Fluch der Zigeuner und wie Angel seine Seele durch Buffy verloren hatte. Und das er deswegen jetzt in LA gegen das Böse kämpft.

Stundenlang sitzen wir zusammen und er berichtet mir lang und breit aus seiner Vergangenheit. Wie er mit Dru nach Sunnydale gekommen ist und wie Angelus die Welt vernichten wollte. Und wie Spike damals der Jägerin geholfen hatte dies zu verhindern. Wie er immer wieder versucht hatte Buffy zu töten und sich schließlich in sie verliebt hatte. Das alles war so interessant, und wir haben stundenlang geredet, dass uns gar nicht auffiel das die Sonne schon längst wieder untergegangen war.

Doch plötzlich unterbricht Spike seine Erzählung und hält inne:

„Buffy!"

Ich begreife sofort was er meint und verschwinde im unteren Bereich. Im nächsten Moment wird auch schon die Tür zur Krypta aufgestoßen. Buffy stürmt herein und fängt sofort wütend und lautstark an zu fragen:

„Hast Du etwas damit zu tun?"

„Was meinst Du?"

„Heute Morgen wurden die Eltern von Sam tot aufgefunden! Sie hatten je zwei kleine runde Einstiche am Hals! Na? Fällt Dir vielleicht etwas dazu ein?"

Oh mein Gott! Hoffentlich kommt Spike nicht darauf, dass ich es war. Und wie kann Buffy nur denken, dass es Spike war! Er kann doch gar keine Menschen mehr beißen!

„Wie kommst Du darauf, dass ich etwas damit zu tun habe? Ich könnte doch gar nicht, auch wenn ich es wollte, das weißt Du genau! Außerdem war ich gestern die ganze Nacht bei Dawn! Hast Du das etwa vergessen?"

„Nein, das habe ich nicht vergessen. Wo ist Sam?!"

„Woher soll ich das wissen?"

Spike wirkt unsicher. Verdammt! Buffy ahnt bestimmt, dass ich jetzt ein Vampir bin. Was ja auch zu offensichtlich ist. Ich bin so ein Idiot! Ich hätte meine Rache auch auf später verschieben können. Schließlich habe ich als Vampir alle Zeit der Welt. Doch wenn Buffy jetzt hinter mir her ist, dann bleibt mir nicht mehr viel Zeit. Von Spike weiß ich, dass ich gegen die Jägerin kaum keine Chance habe.

Ich suche nach einer Fluchtmöglichkeit. Die Tunnels! Zu spät, als ich mich herumdrehe steht Buffy plötzlich direkt vor mir! Spike ist ebenfalls die Treppe heruntergeeilt. Buffy rempelt mich blitzschnell gegen die Wand und hält einen Holzpflock an meine Brust gedrückt. Direkt über mein totes Herz. Ich schließe die Augen fest zusammen und warte auf ihren Stoß.

Buffy wütend zu Spike: „Wie konntest Du nur? Was hast Du Dir nur dabei gedacht? Und wie hast Du das überhaupt geschafft? Ich dachte Du kannst keine Menschen beißen?"

Spike: „Ich hab sie nicht gebissen. Sie schnitt sich die Pulsadern auf."

Ich: „Es ist meine Schuld! Spike es tut mir leid, dass ich mich nicht an Dein Verbot gehalten habe. Ich wollte nicht, dass es soweit kommt!"

Spike: „Schon gut. Es war ein Fehler von mir zu glauben, dass ich Dich unter Kontrolle behalten könnte."

Ich zu Buffy: „Bitte Buffy, er kann nichts dafür! Ich hab ihn dazu gezwungen es zu tun! Es ist allein meine Schuld! Bitte gib nicht ihm die Schuld für das alles!"

Spike zu mir: „Lass nur, es hat sowieso keinen Zweck."

Buffy zu mir: „Er hat es aber getan. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Du ihn mit irgendetwas dazu hättest zwingen können!"

Ich zu Buffy: „Ich hätte sonst sterben müssen! Er hat mich vor dem endgültigen Tod bewahrt! Er hat es nur gut gemeint!"

Buffy zu mir: „Das gibt ihm aber noch lange nicht das Recht Dich in einen Vampir zu verwandeln!"

Buffy zu Spike: „Du wusstest genau wie ich reagieren würde! Wie stellst Du Dir das jetzt eigentlich vor? Soll ich einfach wegsehen? Ich kann sie nicht einfach laufen lassen, das weißt Du genau."

Spike beinahe verzweifelt zu Buffy: „Ich werde besser auf sie aufpassen! Sie wird keinem mehr etwas antun! Das schwöre ich Dir! Das mit ihren Eltern tut mir leid, aber wenn Du wüstest, was die ihr alles angetan hatten, dann würdest Du selber sagen, dass sie es verdient haben! Bitte Buffy, gib ihr noch eine Chance!"

Buffy weicht etwas zurück und lässt ihre Hand mit dem Pflock sinken. Nachdenklich steht sie da und blickt mich an. Dann wendet sie sich zu Spike herum.

Buffy: „Du hast Sie zu Deinem Childe gemacht, nicht wahr?"

Spike erträgt ihren Blick nicht und senkt seinen Kopf:

„Ja, ich dachte auf diese Weise könnte ich sie soweit unter Kontrolle behalten, dass sie keine Menschen verletzten kann."

Ohne ihn anzusehen, geht Buffy an Spike vorbei und verlässt mit den Worten „Das nächste mal werde ich sie vernichten!" die Krypta.

Schweigend stehen wir beide da. Ich wage es nicht ihn direkt anzuschauen, doch ich spüre deutlich seinen Blick auf mir. Dann begibt er sich in eine Ecke des Raumes und öffnet eine alte Holztruhe, die dort an der Wand steht. Er kramt etwas darin herum und zieht schließlich eine eiserne Kette heraus. Was zum Geier hat er vor? Er kommt auf mich zu und fasst mich an einer Hand. Dann legt er eine Eisenmanschette um mein Handgelenk. Jetzt verstehe ich. Er führt mich an der Hand zu der Beton-Säule, die etwas im hinteren Bereich des Raumes steht. Er legt die Kette um die Säule herum und legt mir die zweite Manschette um mein anderes Handgelenk um, sodass ich mit dem Rücken zur Säule fest gekettet bin. Er streicht mir mit seiner Hand liebevoll über die Wange und sagt: „Tut mir leid Kleines, aber ich kann kein Risiko mehr eingehen. Ich muss weg, ich will Willow fragen, ob sie uns vielleicht helfen kann."

Dann wendet er sich rasch um und lässt mich allein.

Da stehe ich nun. Toll! Angekettet an eine blöde Beton-Säule! Ich hatte doch gar nicht vor noch mal ohne ihn nach draußen zu gehen. Er hätte mich doch auch oben irgendwo anketten können, dann könnte ich jetzt wenigstens ein bisschen fernsehen. Gefrustet setzte ich mich auf den Boden und lehne mich an die kalte Säule.

Ich denke gerade darüber nach, was in letzter Zeit alles passiert ist, als ich höre wie die Tür zur Krypta geöffnet wird. Es ist aber nicht Spike, denn das hätte ich gespürt! Buffy kommt kurz darauf herunter und mustert mich. Will sie mich etwa doch noch töten? Was hat sie vor? Sie schnappt sich den Stuhl der neben dem Bett steht und setzt sich wenige Meter gegenüber von mir hin. Abwartend beobachte ich sie und warte darauf was nun als nächstes passieren wird.

„Bist Du hier um mich zu töten?"

„Nein. Spike hat mich gebeten ein Auge auf Dich zu werfen!"

Irgendwie erleichtert mich diese Nachricht. Ich dachte schon, dass Buffy nie mehr mit Spike sprechen würde und dass sie sich nun ganz von ihm abwenden würde. Doch das sie sich bereit erklärt hat auf mich aufzupassen ist ein deutliches Zeichen dafür, dass sie ihm nicht allzu böse ist. Vielleicht wartet sie allerdings auch nur auf eine Gelegenheit, um mich in Staub zu verwandeln.

Ich merke wie sie mich eindringlich beobachtet und schenke ihr daraufhin einen genervten Blick, als wollte ich fragen ‚Was ist?’. Daraufhin fragt sie:

„Wie ist es ein Childe zu sein? Ich meine, ich hab mal was darüber gelesen und Giles hat mir mal etwas darüber berichtet, aber ich würde gerne von Dir wissen wie es ist."

„Ein Childe zu sein ist schon etwas Komisches. Aber auch schön! Ich fühle mich tief zu Spike verbunden. Als wenn uns ein unsichtbares Band aneinander binden würde. Ich sehne mich nach seiner Nähe. Und wenn er in meiner Nähe ist, dann fühle ich mich sicher und geborgen. Er ist beinahe wie ein Vater für mich. Doch ich stehe auch irgendwie unter seiner Kontrolle. Wenn er in einem bestimmten Ton zu mir spricht, kann ich mich nicht gegen seine Anweisungen wehren. Ich bin gezwungen zu tun, was er mir befiehlt."

Buffy unterbricht mich: „Aber Du hast gegen seinen Befehl gehandelt, als Du losgezogen bist, um Deine Eltern zu töten!"

„Ja, aber glaube nicht, dass mir das leicht gefallen ist! Ich habe Stunden gebraucht, um die Krypta zu verlassen! Ich habe es vermutlich auch nur geschafft, weil ich aus Versehen Blut verschüttet hatte und der Duft des Blutes mir den Verstand geraubt hatte. Es war eine Ausnahme! Ich wollte mich nur bei diesem Scheißkerl dafür rächen, dass er mir mein Leben zerstört hat. Er hat mich jahrelang vergewaltigt! Und meine Mutter hat immer tatenlos zugesehen, sie wusste genau was er mit mir macht. Als ich erfahren hatte, dass er mich mit AIDS infiziert hat, wollte ich mich einfach dafür rächen. Sie haben es verdient!"

„Das wusste ich nicht. Doch Du musst verstehen, dass ich nicht tatenlos dabei zusehen kann wie Du Menschen tötest! Es ist nun mal mein Job Vampire zu töten."

„Ist das auch der Grund, weshalb Du Spike so missachtest?"

Buffy verdutzt: „Wie meinst Du das?"

„Buffy, er liebt Dich! Ich kann es spüren! Ich kann die Gefühle wahrnehmen, die er für Dich empfindet, wenn Du in seiner Nähe bist. Er weiß auch sofort, wenn Du in seine Nähe kommst! Er kann Dich fühlen. Deshalb konnte ich auch immer rechtzeitig in Deckung gehen. Er liebt Dich wirklich! Mehr als alles andere auf dieser Welt. Bist Du Dir dessen denn nicht bewusst?"

Buffy senkt traurig den Kopf: „Doch, irgendwie schon. Ich habe es nur immer verdrängt. Es darf einfach nicht sein. Eine Jägerin tötet Vampire und fängt nicht eine Beziehung mit ihnen an!"

„Auch nicht, wenn aufrichtige Liebe mit ihm Spiel ist? Euch beide verbindet doch etwas! Oder täusche ich mich so sehr in Dir?"

„Ich weiß es nicht! Und ich will auch nicht weiter darüber reden!"

Erbost steht sie auf und geht nach oben. Ich höre wie sie den Fernseher einschaltet. Bestimmt macht sie es sich jetzt im Sessel bequem. So ein Mist! Und ich darf hier unten herumsitzen.

Nach etwa einer Stunde kommt Spike wieder zurück. Ich habe keine Tür gehört. Vermutlich steht sie noch offen, aber ich konnte deutlich seine Gegenwart spüren. Ich höre ganz deutlich wie sich die beiden unterhalten:

Buffy: „Und, was hat Willow gesagt?"

Spike: „Sie meinte sie könnte denselben Fluch wie bei Angel aussprechen. Dann hätte Sam eine Seele. Sie bräuchte nur noch ein paar Dinge dafür. Sie will versuchen alles so bald wie möglich zu besorgen."

Buffy: „Und wie geht es Dir? Alles in Ordnung?"

Spike antwortet schroff: „Warum fragst Du? Dich interessiert es doch sonst auch nicht wie es mir geht!"

Buffy: „Ich habe mit Sam geredet. Sie hat mir erzählt, wie sie als Dein Childe empfindet. Ich denke das es Dir ähnlich geht?"

Spike: „Was weist Du schon darüber wie es mir geht?"

Buffy: „Nicht sehr viel offensichtlich. Aber ich würde es gerne erfahren."

Nun sind beide ganz still. Was da oben jetzt wohl vor sich geht? Angestrengt lausche ich.

Spike: „Ja ich fühle ähnlich wie Sam. Ich spüre den Drang sie in meiner Nähe zu haben und auf sie aufzupassen. Ich muss einfach auf sie Acht geben. Ich fühle mich auch verantwortlich für sie. Wenn ihr etwas passieren würde, würde mir das sehr wehtun."

Wieder diese Stille.

Buffy: „Ich werde ihr nichts tun, solange sie keine weiteren Menschen mehr umbringt. Sie hat mir erzählt was ihr Stiefvater mit ihr gemacht hatte. Vielleicht hat er es wirklich verdient. Doch sie hatte nicht das Recht darüber zu urteilen. Doch das sei mal dahingestellt. Achte darauf, dass sie keine Dummheiten macht, bis Willow den Zauber ausgeführt hat. Dann wird ihr auch nichts geschehen. Ich verspreche es."

Spike: „Danke."

Buffy: „Kannst Du sie wirklich fühlen?"

Spike: „Ja, ganz deutlich. Auch wenn ich nicht wüsste das Sie unten angekettet ist, wüsste ich genau, dass sie hier ist."

Buffy: „Und ist es wahr, dass Du mich auch fühlen kannst?"

Spike: „Hat sie es Dir erzählt?"

Buffy: „Ja."

Spike: „Es ist wahr. Es ist nicht das gleiche wie bei Sam. Es fühlt sich ein wenig anders an, aber die Wirkung ist dieselbe. Ich fühle Deine Gegenwart. Ich weiß nicht wieso! Was hat sie Dir noch alles erzählt?"

Buffy: „Eigentlich nichts, was ich nicht schon gewusst habe. Ich hatte es nur verdrängt."

Schon wieder diese Stille. Eine ganze Weile geschieht gar nichts. Doch irgendetwas stimmt nicht! Ich spüre, dass in Spike etwas vorgeht! Ich kann ganz deutlich enorme Gefühlsschwankungen in ihm wahrnehmen. Was geht da oben nur vor sich? Ich mache mir Sorgen um Spike! Sie wird ihm doch nichts antun? Ich halte diese Ungewissheit nicht aus! Ich stehe auf und rüttle energisch an diesen Ketten! Doch die Dinger halten gut! Ich müsste schon die ganze Gruft zum Einsturz bringen, damit ich mich befreien kann. Spike und Buffy haben wohl das Kettenrasseln gehört, denn Spike kommt nun zu mir herunter. Es scheint alles in Ordnung zu sein. Spike sieht zwar etwas verwirrt aus, aber es geht ihm gut.

Ich frage ihn trotzdem besorgt: „Ist alles in Ordnung?"

„Ja Kleines, alles OK."

Er kommt auf mich zu und befreit mich von den Ketten. Endlich wieder frei! Obwohl ich nicht lange angekettet war, so bin ich doch froh diese Dinger wieder los zu sein.

Neugierig und prüfend beobachte ich Spike. Ich wüsste nur zu gerne was gerade oben geschehen ist. Ich werde in meinen Gedanken unterbrochen, als Spike meint: „Komm, wir gehen zu Willow und sehen nach wie weit sie schon ist."

„OK", sage ich nur knapp und folge ihm nach oben. Oben steht Buffy und wartet auf uns. Die beiden verhalten sich irgendwie komisch, als wenn sie etwas ausgefressen hätten. Gemeinsam gehen wir zu Buffy nach Hause und sehen nach Willow. Spike und Buffy lassen mich keinen Augenblick aus den Augen. Als wenn ich ein gemeingefährliches Monster wäre! Was ja auch irgendwie stimmt und mich ein klein wenig amüsiert! Ich komme mir so richtig wichtig vor. In Buffys Haus angekommen erfahren wir von Dawn und Tara, dass Willow unterwegs ist, um eine Thesula-Kugel zu besorgen. Ich frag mich nur was das für ein Ding sein soll. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich das noch früh genug herausfinden werde.

Sie wollen mir tatsächlich eine Seele verpassen. So wie bei Angel. Doch Moment mal:

„Bedeutet das, dass ich bei einem Moment vollkommenen Glücks die Seele auch wieder verlieren werde?" frage ich in die Runde hinein.

Spike versucht mich zu beruhigen: „Willow hat gesagt, sie sucht nach einer Möglichkeit den Fluch ein wenig abzuändern. Vielleicht hat sie ja schon einen Weg gefunden."

Doch Tara berichtigt ihn: „Äh, nein bis jetzt haben wir noch nichts gefunden. Doch Giles sieht noch in seinen Büchern nach. Bestimmt findet er eine Lösung!"

Wieso nur beruhigt mich das überhaupt nicht? Toll, jetzt bekomm ich wieder eine Seele und darf dann nie wieder glücklich sein. Dann könnten sie mich doch gleich zu Staub verarbeiten. Wo ist denn da der Unterschied? Irgendwie nervt mich die ganze Sache und ich will mich ins Wohnzimmer auf die Couch setzen. Spike hält mich am Arm und sagt mit diesem speziellen durchdringenden Ton: „Mach keinen Unsinn! Du bleibst schön hier im Haus, verstanden?"

Seine Worte gehen mir durch und durch. Ich will antworten, aber ich bekomme keinen Ton heraus. Erst nach einigen Sekunden beruhige ich mich wieder und meine: „Keine Sorge, ich geh nicht weg. Ich will mich nur hinsetzen. OK?"

Ich blicke ihn fragen an und warte auf eine Erlaubnis. Er nickt nur und ich gehe ins Wohnzimmer und setzte mich auf die Couch. Oh Man! Das ist ja schlimmer wie im Gefängnis! Dort behält man wenigstens noch seinen eigenen Willen, aber was Spike mit mir macht ist schon heftig! Doch ich kann ihm nicht böse sein. Schließlich ist es meine eigene Schuld. Hätte ich nicht gegen sein Verbot gehandelt, dann säße ich jetzt nicht hier.

Buffy und Spike sind mir gefolgt und lassen mich nicht aus den Augen. Als ob ich jetzt noch das Haus verlassen könnte! Spikes Worte haben sich so fest in mein Gehirn eingebrannt, dass ich es kaum wage mich zu bewegen. Dawn kommt ins Wohnzimmer herein und spricht mich an: „Hey Sam!"

„Hallo Dawn."

Buffy faucht Dawn an: „Dawnie sei vorsichtig! Komm ihr nicht zu nahe."

„Schon gut!" kommt es gleichzeitig aus mir und Dawn heraus.

„Ich werde ihr nichts tun!" füge ich noch hinzu.

Das scheint Buffy etwas zu beruhigen, da sie das Wohnzimmer verlässt um nach oben zu gehen. Vorher jedoch wirft sie noch einen kurzen Blick zu Spike, der daraufhin meint: „Ich pass schon auf."

Dawn setzt sich auf den Sessel mir gegenüber. Sehnsüchtig schaue ich zu Spike hinüber. Wie gerne würde ich mich jetzt zu ihm kuscheln! Diese ganze Sache hier macht mich ziemlich nervös. Er muss doch fühlen was in mir vorgeht. Warum lässt er mich so leiden. Hoffentlich habe ich ihn nicht zu sehr verletzt. Dawn unterbricht meine Gedanken und fragt mich: „Wie ist es denn so, jetzt als Vampir meine ich?"

Irgendwie weiß ich nichts Rechtes mit der Frage anzufangen. Soweit ich weiß, hat sie sich schon oft mit Spike darüber unterhalten. Doch ich will nicht unhöflich sein und antworte: „Anders. Ich meine früher hat mich das Leben belastet, jetzt bin ich froh, dass es vorbei ist. Ich weiß nicht wie ich es Dir erklären soll? Es ist nur so, dass ich früher immer sterben wollte, weil ich mein Leben gehasst habe. Als ich dann wusste, dass ich sterben werde hatte ich es bereut mein Leben nicht richtig gelebt zu haben. Und als mich Spike dann verwandelt hat, habe ich ein neues anderes Leben bekommen. Und das werde ich nicht mehr so leichtfertig wegwerfen!"

Ich glaube sie hat verstanden was ich ihr damit sagen wollte.

Alle Köpfe richten sich plötzlich auf die Haustüre, als Willow das Haus betritt. Sie begrüßt uns: „Oh, hallo zusammen! Ihr wartet wohl auf mich? Keine Sorge, ich hab alles bekommen was wir für den Zauber benötigen."

Ich bin nicht sonderlich begeistert, aber begrüße sie dennoch mit einem freundlichen: „Hallo!"

Ebenso wie Dawn und Spike. Buffy und Tara haben die Haustüre wohl gehört und kommen in diesem Moment die Treppe herunter:

„Hallo Will."

„Hallo ihr beiden."

Willow fragt nach: „Hat Giles sich schon gemeldet? Hat er etwas gefunden?"

Doch Buffy erwidert: „Nicht das ich wüsste."

Daraufhin meint Willow: „Gut, dann werde ich ihm mal anrufen."

Willow schnappt sich das Telefon und ruft Giles an. Wir alle warten gebannt und lauschen dem Telefongespräch:

- „Hallo Giles, hier ist Willow."

- „Haben Sie schon etwas gefunden?"

- „Oh, also nicht."

- „Oh gut!"

- „OK, alles klar! Ich sag’s den Anderen."

Willow legt auf, und berichtet:

„Also, Giles konnte leider nichts finden, aber er hat Kontakt zum Rat aufgenommen. Ein Ratsmitlglied schuldet ihm noch einen Gefallen und den hat er beauftragt nach einer Lösung zu suchen. Wir müssen uns also noch ein wenig gedulden. Aber stellt Euch vor, wenn dieser wirklich eine Lösung findet, dann könnten wir dies auch für Angel anwenden!"

Als der Name von Angel fiel, fühlte ich einen Stich. Doch es war nicht mein Schmerz, sondern der von Spike. Wenn Angels Seele quasi lückenlos wird, dann gibt es für Ihn und Buffy keinen Grund mehr getrennte Wege zu gehen. Das würde Spike bestimmt das Herz brechen. Und das alles nur wegen mir. Ja Sam, das hast Du wirklich super hingekriegt! Nicht nur, dass die beiden nicht zueinander finden, nein jetzt bin ich vielleicht auch noch daran Schuld, dass Angel zu Buffy zurückgehen kann. Ein Blick auf Spike verrät mir deutlich, dass ihm diese Nachricht nicht sehr gefallen hat. Überraschter Weise macht auch Buffy einen eher betrübten Eindruck. Ich dachte, dass sie sich darüber wohl am meisten freuen würde.

Spike sagt schließlich: „OK, dann werden wir wieder gehen. Wir kommen dann morgen Abend wieder hierher. Falls sich in der Zwischenzeit etwas ergeben sollte, dann wisst ihr ja wo wir sind."

Mit einer kurzen Kopfbewegung gibt er mir zu verstehen, dass ich ihm folgen soll. Ich stehe auf und folge ihm zur Tür. Spike ist schon nach draußen gegangen, doch ich stehe noch immer wie angewurzelt vor dem Durchgang. Ich schaffe es nicht hindurch zu gehen! Seine Worte: ‚Du bleibst schön im Haus, verstanden!’ hallen in meinem Kopf! Ich fasse es einfach nicht! Jetzt stehe ich direkt vor dem Ausgang und kann nicht rausgehen! Buffy tritt an meine Seite und fragt mich verwundert: „Was ist los? Worauf wartest Du? Brauchst Du eine Erlaubnis um durch die Tür zu gehen?"

Verzweifelt und mit Tränen in den Augen schaue ich sie an und erkläre: „Er hat mir verboten das Haus zu verlassen!"

Jetzt erst scheint Buffy zu verstehen, wie viel Kontrolle ein Sire über sein Childe haben kann. Spike hat inzwischen bemerkt, weshalb ich ihm nicht gefolgt bin und kommt zurück. Er greift meine Hand, sieht mir in die Augen und sagt: „Komm!" Das war alles was ich gebraucht habe! Diesen ganz bestimmten Ton in seiner Stimme, der in mir unglaubliche Gefühle auslöst. Ich folge ihm schließlich hinaus und gemeinsam gehen wir zurück zum Friedhof.

Teil 6

In der Krypta angekommen, schnappt sich Spike zwei Beutel vom Kühlschrank und reicht mir einen davon. Ich habe richtig Durst und trinke den Beutel in großen Schlücken leer. Mit der Zeit könnte ich mich vielleicht an das Zeug gewöhnen. Mir wird wohl auch gar nichts anderes übrig bleiben, denn ich glaube nicht, dass Spike mir in nächster Zeit erlauben wird von ihm zu trinken. Ich fühle mich irgendwie erschöpft und will nach unten gehen. Spike wirft mir einen scharfen Blick, sodass ich es nicht wage weiterzugehen.

„Ich möchte mich nur etwas hinlegen. Darf ich?"

„Sicher! Entschuldige, ich bin irgendwie…"

Ich unterbreche ihn: „Ist schon OK, ich verstehe ja. Ich werde auch nichts anstellen. Ich lege mich nur etwas hin."

Spike nickt mir zu und ich setze meinen Weg nach unten fort.

Ich lege mich ins Bett. Spike kommt kurz darauf auch nach unten und setzt sich zu mir aufs Bett.

„Es tut mir leid! Ich wollte nicht, dass es soweit kommt."

Er antwortet nichts.

Ich erinnere mich an vorher und frage: „Was ist vorher passiert, als Du und Buffy Euch oben unterhalten habt? Ich weiß genau, dass irgendetwas geschehen ist, ich konnte Dein Gefühlschaos spüren!"

Spike grinst mich nur neckisch an und meint: „Das erzähle ich Dir erst, wenn Du mal 100 Jahre alt bist!"

„Habt Ihr Euch etwa geküsst?"

Spike antwortet mir nur mit einer unwissenden Gestik, so als wenn er von nichts wüsste. Sie haben sich bestimmt geküsst! Das würde auch das verstohlene Verhalten von den beiden kurz darauf erklären! Ich wollte ihm grad sagen wie sehr ich mich für ihn freue, als schon wieder die Tür zur Krypta geöffnet wurde. Diesmal aber zurückhaltender als sonst. „Buffy?" frage ich Spike und er nickt. Er steht auf, um zur Leiter nach oben zu gehen, aber Buffy kommt ihm bereits nach unten entgegen.

Etwas schüchtern stehen die beiden nun gegenüber und keiner scheint so recht zu wissen was er jetzt tun soll. Ich sitze mit angezogenen Beinen im Bett und betrachte mit einem breiten Grinsen das Geschehen. Spike bricht schließlich das Schweigen und fragt Buffy: „Gibt’s was neues?"

„Nein ich wollte nur mit Dir reden."

„Sollen wir nach oben gehen?" Dabei deutet er kurz auf mich.

„Nein, nicht nötig. Ich schätze, Sie kann uns auch hören, wenn wir oben sind."

„Ja, das kann sie. Ich könnte sie auch wieder anbinden, dann können wir nach draußen gehen, wenn Du willst."

Oh nein bitte nicht! Ich verziehe das Gesicht und hoffe darauf, dass Buffy nicht zustimmt!

„Nein, nein, ist schon OK, sie stört mich nicht. Ich weiß sowieso nicht mehr genau, was ich eigentlich hier wollte, ich glaube ich gehe besser wieder."

Buffy dreht sich um und will wieder zur Leiter gehen, doch Spike greift sanft nach ihrer Schulter um sie aufzuhalten.

„Buffy warte, ich … (er zögert) … ich liebe Dich!"

Buffy steht noch mit dem Rücken zu ihm, doch als die dese drei Worte hört, blickt sie wieder zurück und sieht ihn mit wässrigen Augen an.

„Ich weiß, doch ich weiß nicht, ob ich Dich auch liebe?"

Spike lässt sich durch diese Aussage nicht beirren und nähert sich ihr. Ganz nah stehen sie nun beieinander und blicken sich tief in die Augen. Langsam nähern sich ihre Lippen und berühren sich leicht. Ich spüre wieder dasselbe Gefühlschaos wie heute Abend, als ich nicht wusste was geschah. Doch jetzt kann ich es fühlen und mit eigenen Augen sehen. Ich freue mich sehr für ihn! Die Luft knistert förmlich vor Anspannung und Erregung! Noch immer berühren sich ihre Lippen nur ganz leicht. Bis sie sich schließlich langsam zu einem leidenschaftlichen Kuss nähern. Ich habe noch nie ein Paar sich so innig küssen gesehen. Ich hatte allerdings früher auch nie auf solche Dinge geachtet. Aber bei Spike ist es schon etwas Besonderes für mich! Irgendwie scheinen die Gefühle, die Spike in mir auslöst, verrückt zu spielen. Ich bin total aufgekratzt und verdreht! Ich beobachte die beiden, wie sie sich liebevoll im Arm halten und küssen. Bis mir klar wird, dass ich hier doch irgendwie fehl am Platz bin.

Ich verlasse das Bett und gehe zu der Beton-Säule um die Ketten zu holen. Mit ihnen in der Hand nähere ich mich den beiden mit einem Räuspern:

„Ähm, ich würde vorschlagen Ihr bindet mich oben irgendwo an, dann könnt Ihr’s Euch hier unten bequem machen!"

Nun blicken mich zwei verwirrte Augenpaare an, denen ich zur Erläuterung die Kette hinhalte. Nachdem von keinem der beiden weder ein ‚Ja’ noch ein ‚Nein’ hervorkommt, gehe ich über die Leiter nach oben und sehe mich selbst nach einer geeigneten Stelle zum Anketten um. Ich muss irgendwie krank sein! Ich denke ernsthaft daran, mich freiwillig hier Festzuketten! Was geht nur in mir vor? Ach was soll’s, schließlich tue ich es ja für Spike. Dieser kommt kurz darauf auch nach oben, um nach mir zu sehen. Währenddessen habe ich mir bereits den Sessel und den Fernseher etwas zu Recht gerückt, damit ich wenigstens fernsehen kann. An der Wand ist ein massiver Kerzenhalter befestigt, der so aussieht, als ließe er sich nicht so ohne weiteres herausreißen. Ich schob den Sessel deshalb direkt unter diesen Kerzenhalter, um dort die Kette durchzufädeln. Spike hilft mir dabei. Ich grinse ihn an, sage aber nichts. Er lächelt zurück und meint nur: „Danke."

Nachdem ich nun sicher verwahrt bin, geht er wieder nach unten. Ich stelle den Fernseher absichtlich etwas lauter, damit ich nicht höre, was die beiden da unten treiben. Da ich schon vorher sehr müde war, dauert es nicht lange, bis mir die Augen zufallen und ich einschlafe…

Als ich wieder aufwache, steht die Sonne bereits hoch am Horizont. Ich war bei der Auswahl meines Nachtlagers nicht sehr gründlich. Nur wenige Zentimeter von mir fällt das Licht der Sonne herein. Ich hätte mich also beinahe selbst abgefackelt. Noch mal Glück gehabt.

Ob Buffy noch hier ist? Spike ist auf jeden Fall hier, ich kann ihn spüren. Das ist wirklich sehr praktisch finde ich. Die beiden sind vermutlich eingeschlafen. Langsam würde ich Hunger bekommen bzw. eher Durst! Na ja, diesen speziellen Durst meine ich! Doch der Kühlschrank ist weit außerhalb meiner Reichweite. Ich muss mich also gedulden, bis einer der beiden hochkommt. Hoffentlich bald! Ich zappe derweilen ein wenig im Fernseher, der die ganze Zeit lang durchgelaufen war.

Eine halbe Stunde später scheint endlich jemand erwacht zu sein und hochzukommen. Es ist Buffy! Sie ist also die ganze Zeit über hier gewesen. Ich begrüße sie mit einem freundlichen „Guten Morgen Buffy!" und lächle sie an. Etwas skeptisch, aber freundlich, erwidert sie meinen Gruß: „Guten Morgen Sam." Ich will nicht länger warten und frage Buffy: „Könntest Du bitte so freundlich sein, und mir etwas Blut aus dem Kühlschrank reichen? Ich habe einen Mords-Kohldampf!" Buffy fand diesen Ausdruck wohl nicht so lustig, denn sie verzog das Gesicht. Sie sagt nur: „Warte." Daraufhin verschwand sie wieder nach unten.

Was sollte denn das jetzt? Ich wollte doch nur ein Schlückchen Blut! Habe ich etwas Falsches gesagt? Ganz schön empfindlich diese Buffy.

Nun kommt sie wieder hoch und geht direkt auf mich zu. Sie hat den Schlüssel für die Eisenmanschetten geholt und befreit mich von den Ketten. Sie kommentiert: „Ich glaube das ist im Moment nicht nötig."

„Danke."

Ich bin froh diese Dinger wieder los zu sein und erhöhe sofort den Sicherheitsabstand zu dem Lichteinfall. Ich gehe zum Kühlschrank und hole mir eine kleine Stärkung. Buffy sieht mir zu wie ich das Blut trinke.

Jetzt kommt auch Spike hoch und begrüßt mich mit einem gut gelaunten: „Hallo Sam!"

Ich scherze und sage: „Hallo Sire, etwas Blut gefällig?"

Doch er meint nur: „Nicht jetzt, danke."

Dann geht er rüber zu Buffy und schenkt ihr einen liebevollen Kuss.

Buffy: „Ich werde dann mal nach Hause gehen. Ich muss nach Dawn sehen. Vielleicht hat sich inzwischen ja schon etwas Neues ergeben?"

Spike: „Ist gut. Wenn die Sonne untergegangen ist, komme ich mit Sam nach."

Die beiden verabschieden sich noch kurz mit einem kleinen Küsschen und Buffy verlässt uns.

Spike und ich verbringen den angebrochenen Tag mit Pokerspielen und Fernsehen. Die Vampirfratze eignet sich übrigens hervorragend als Pokerface! Als die Sonne beinahe unter gegangen ist, wird Spike etwas nervös. Ich frage: „Hey was ist los mit Dir? Warum bist Du so nervös? Schließlich bist nicht Du derjenige, über den gleich ein Fluch ausgesprochen werden soll!"

„Das nicht, aber ich fühl mich nicht wohl dabei dann zu Buffy und ihren Freunden zu gehen."

„Wieso? Ich dachte bei Euch hätte es jetzt endlich gefunkt? Oder habt ihr heute Nacht nur Händchengehalten?"

„Nein, das nicht gerade. Aber ich bin mir nicht ganz sicher wie ich mich in der Gegenwart ihrer Freunde ihr gegenüber verhalten soll. Denn ich glaube kaum, dass sie es freudestrahlend den Anderen erzählen wird."

„Ach so, ich verstehe. Dann warte doch einfach ab was sie tut und passe Dich ihrem Verhalten etwas an. Und gegenüber den Anderen verhältst Du Dich einfach so wie immer."

„Das klingt einfach, aber ich glaube nicht, dass es tatsächlich so einfach wird."

„Na, dann gehen wir am besten gleich los, dann hast Du es hinter Dir! Die Sonne hat sich bereits verdrückt, also komm!"

„Ich schätze Du hast Recht. Je eher, desto besser."

Wir verlassen die Krypta und machen uns auf den Weg zu Buffys Haus. Als wir uns dem Haus schließlich nähern, wird mir auch etwas mulmig. Was ist, wenn bei dem Zauber etwas schief geht? Und will ich überhaupt wieder eine Seele haben? Danach hat mich bisher eigentlich niemand gefragt! Aber ich vermute, dass dies wohl die beste Lösung ist. Auf jeden Fall lieber eine Seele, als von Buffy gepfählt! Ich hoffe nur, dass es eine Möglichkeit gibt den Zauber so auszusprechen, dass ich meine Seele nicht durch einen Moment vollkommenen Glücks wieder verlieren werde. Darauf habe ich nämlich echt keinen Bock! Wir stehen nun vor Buffys Haustüre. Spike will anklopfen, zögert jedoch und wirft mir einen unsicheren Blick zu. Ich sage: „Na los! Bringen wir’s hinter uns!" Er klopft an.

Dawn öffnet uns die Tür und begrüßt uns freundlich. Sie ist ziemlich aufgeregt und fängt sofort an zu berichten: „Hey Leute! Dieser Typ vom Rat hat angerufen! Er hat tatsächlich etwas gefunden, wie wir den Fluch etwas abändern können!"

Na endlich mal eine gute Nachricht! Oder auch nicht, wie war das noch mal mit Angel? Ich sehe zumindest an Spikes Gesichtsaudruck, dass er sich nicht gerade riesig darüber freut. Ich zumindest finde es für mich persönlich gut. Darum schenke ich Dawn ein breites Lächeln und sage: „Das ist ja prima!"

Wir betreten das Haus und begeben uns alle drei ins Wohnzimmer, wo bereits alle Anderen versammelt sind. Tara und Anya sitzen auf der Couch, während Giles und Xander rechts neben dem Sessel stehen. Buffy sitzt im Sessel und wirft Spike einen verstohlenen Blick zu. Willow sitzt am anderen Ende des Wohnzimmertisches gegenüber von Buffy. Sie ist schon eifrig dabei alles für den Zauber vorzubereiten. Auf dem Tisch direkt vor ihr steht eine Kugel und eine Schüssel. Ein paar Kräuter und drei Bücher liegen auch dabei.

Ich will wissen: „Was wird jetzt passieren? Und wird die Seele, die ich bekommen soll, nun ohne Haken sein?"

Willow berichtet stolz: „Nun ja, wir werden den Zauber genauso ausführen wie damals bei Angel. Nur das ich ein paar Wortlaute verändern werde. Dadurch soll dann die Seele, die Du hoffentlich bekommen wirst, ganz ohne unerwünschte Nebenwirkungen sein."

„Ich verstehe nicht ganz, was meinst Du mit hoffentlich? Seid Ihr Euch nicht sicher, ob es klappen wird?"

Willow: „Nun ja, ehrlich gesagt wurde es noch nie zuvor ausprobiert! Ich kann also nicht sagen, ob es wirklich funktionieren wird."

„Na das beruhigt mich ja ungemein!"

Spike will mich beruhigen und sagt: „Es wird schon schief gehen! Willow ist eine fähige Hexe."

Dafür erntet er von Willow ein dankendes Lächeln.

Willow meinte, dass sie noch ein bisschen Zeit bräuchte, um den Text für den Zauber anzupassen. Wir alle warten währenddessen. Ich halte diese Warterei nicht mehr lange aus! Nervös gehe ich hin und her. Da ich nicht davon ausgehe, dass Buffy Blut im Haus hat, ich aber irgendetwas zu trinken brauche, weil ich sonst durchdrehe und mein Mund schon total ausgetrocknet ist, frage ich Buffy: „Kann ich vielleicht einen Schluck Wasser haben?"

Verwundert schaut sie mich an, sagt aber dann: „Sicher, folge mir."

Ich folge ihr in die Küche und Buffy reicht mir ein Glas Mineralwasser. Lange her, dass ich Wasser getrunken habe. Schmeckt eigentlich genauso wie früher nach gar nichts. Buffy steht mir gegenüber und sieht mir zu wie ich das Glas leer trinke.

Als das Glas leer ist, bemerke ich, dass Spike uns in die Küche gefolgt ist und direkt hinter Buffy steht. Als Buffy sieht, dass ich an ihr vorbei zu Spike blicke, dreht sie sich um und erschrickt, als sie nun dicht vor ihm steht. Ich kann deutlich Ihr Herz rasen hören! Sie blicken sich tief in die Augen. Ach wie schön! Eine heimliche Liebe. Wenn ich nicht so total seelenlos wäre, dann könnte ich glatt losheulen vor Rührung. Stattdessen grinse ich nur vor mich hin und gebe darauf Acht, ob jemand der Anderen die Küche betreten will. Zumindest lenkt mich der Anblick der beiden davon ab dauernd an diesen Zauber zu denken.

Ich höre, dass sich jemand der Küche nähert und gebe ein lautstarkes Räuspern von mir. Buffy und Spike bemerken sofort was ich ihnen damit mitteilen will und entfernen sich rasch von einander. Dawn kommt herein und sucht etwas im Kühlschrank. Ich reiche Buffy mein Glas, damit sie nicht so unbeholfen in der Küche herumsteht. Spike indes scheint sich wieder daran zu erinnern weshalb er uns gefolgt ist und bittet mich ihm zu folgen. Er sagt noch zu Buffy „Wir sind gleich wieder hier" und geht hinaus.

Ich folge ihm durch die Hintertüre ein Stück nach draußen zu ein paar Sträuchern. Ich werde neugierig und frage: „Was ist los? Weshalb lotst Du mich hierher?"

„Wenn Du wieder eine Seele hast, dann wird sich einiges zwischen uns ändern… (ich will ihn unterbrechen, weil ich nicht will, dass sich etwas zwischen uns ändert, aber er lässt mich nicht sprechen und spricht weiter)… glaube mir, ich weiß es genau. Angel ist mein Sire und als er eine Seele bekommen hatte, hat sich alles verändert."

Angel ist sein Sire? Das hat er mir verschwiegen. Ich dachte sein Sire wäre vernichtet worden. Das erklärt mir einiges. Er kommt ganz dicht auf mich zu und legt seinen Nacken zur Seite.

„Ich will dir noch etwas schenken, bevor es soweit ist. - Trink."

Ich nehme das Geschenk natürlich an! Nichts auf der Welt ist besser, als das Blut von Spike. Mein Gesicht verwandelt sich und ich nähere mich langsam seinem Nacken. Spike legt seine Hand in meinen Nacken und führt mich mit sanfter Gewalt zu seiner Halsschlagader. Ich beiße zu und verliere den Verstand, als der erste Tropfen auf meine Sinne trifft. Ich nehme ein paar kräftige Schlücke, ohne Rücksicht auf ihn zu nehmen. Ich denke, dass dies das letzte Mal sein wird und will soviel wie möglich davon auskosten.

Dann spüre ich seinen feuchten Atem und seine Zunge auf meinem Hals. Ich will, dass er mich beißt! Mein Verlangen steigert sich immer mehr. Ich höre auf zu trinken, lasse aber meinen Mund auf seinem Hals ruhen und warte sehnsüchtig darauf, dass er es tut. Er spürt nur zu deutlich mein Verlangen. Er scheint es regelrecht zu genießen mich warten zu lassen. Als sich seine Zähne endlich in mein Fleisch bohren, überkommt mich ein unbeschreibliches Gefühl! Ich spüre, wie er langsam beginnt von mir zutrinken. Auch ich beginne wieder zu trinken und im gleichen Tempo genießen wir von einander das Blut des Anderen. Noch nie habe ich so etwas Überwältigendes erlebt. Wie ein wilder Strom fließt sein Blut durch meine Adern. Mein Körper bebt, als würde er zu neuem Leben erwachen. Es ist als wären unsere beiden Körper vereint.

Er löst sich schließlich von mir, während ich mir noch zwei drei Schlückchen von ihm stehle. Bis er schließlich einwirft: „Jetzt ist es aber genug!"

Enttäuscht darüber, dass es wieder vorbei ist, entferne ich mich von ihm. Er ist etwas erschöpft. Ich habe mehr Blut von ihm getrunken, als er von mir. Ich werfe ihm einen entschuldigenden Blick zu. Doch er nimmt keine Notiz von mir. Er schaut besorgt auf die hintere Veranda, wo Buffy steht.

Sie muss uns beobachtet haben. Ob sie jetzt eifersüchtig ist? Er geht zu ihr rüber. Leicht geschwächt stützt er sich am Geländer der Treppe ab. Buffy eilt zu ihm hin und fragt: „Ist alles in Ordnung?"

„Es geht schon. Mein ungezogenes Childe weiß einfach nicht, wann es genug ist."

Das war nicht ernst gemeint, denn er schenkt mir ein breites Lächeln. Als wenn er eher stolz auf mich wäre.

Buffy: „Komm ich helfe Dir."

Spike winkt ab und sagt: „Buffy, ich wollte nicht, dass Du uns siehst, ich hoffe nicht, dass…"

Buffy unterbricht ihn: „Nein! Ich bin nicht böse. Ich verstehe zwar immer noch nicht ganz was es mit dieser Childe-Sire Geschichte genau auf sich hat, aber ich habe Verständnis dafür. Solange sie nicht zwischen uns im Bett liegt, ist es OK."

Beide müssen schmunzeln. Ich hab mich ihnen inzwischen genähert und füge hinzu: „Keine Sorge, darauf habe ich bestimmt keinen Bock!"

Gemeinsam gehen wir wieder hinein ins Wohnzimmer. Spike lehnt sich stützend im Hintergrund an die Wand und Buffy scheint etwas über ihn zu wachen. Willow erwartet uns schon und meint:

„Es kann losgehen!"

In wenigen Augenblicken, werde ich also mein seelenloses Dasein beenden. Irgendwie schade. Es ist schon praktisch, so ganz ohne Gewissensbisse durchs Leben zu schreiten. Na ja, was soll’s. Jedenfalls besser, als in ein Häufchen Asche verwandelt zu werden. Vielleicht werde ich ja noch ein richtig guter Vampir, so wie Angel? Und kämpfe an der Seite der Jägerin gegen das Böse! Irgendwie gefällt mir der Gedanke. Klinkt zwar etwas theatralisch, aber interessant.

Teil 7

Bei all meinen Durchgeknallten Gedanken bemerke ich gar nicht, dass Willow bereits mit dem Zauber angefangen hat. Während Tara ein paar übel riechende Kräuter verbrennt, liest Anya ein paar Zeilen in einer mir unbekannten Sprache vor. Plötzlich scheint es, als sei ein Geist in Willow hinein gefahren. Ihr Körper hatte sich kurz aufgebäumt und nun spricht sie in einer seltsamen Sprache. Ihre Augen starren ins Leere. Mit den Händen krallt sie sich an den Tisch vor ihr. Die Kugel auf dem Tisch beginnt zu leuchten. Und ich merke, dass irgendetwas in mir vorgeht. Mir wird auf einmal so schwummrig. Plötzlich ist die Kugel verschwunden und meine Beine lassen im selben Augenblick nach. Ich falle auf die Knie und spüre wie etwas in mich hinein fährt! Was ist das? Es fühlt sich so schmerzhaft an! Tränen rollen mir über die Wangen. All meine Erlebnisse meines Vampirdaseins ziehen an mir vorüber. Es ist als würde ich alles noch einmal erleben. Nur das ich jetzt ganz neue Gefühle damit verbinde! Dann sehe ich Georg! Oh mein Gott, ich habe ihn getötet. Mom! Ich habe meine eigene Mutter getötet! Warum tut es mir jetzt so weh?

Zusammengekauert knie ich auf dem Boden. Langsam erhole ich mich wieder. Als ich mich Hilfe suchend nach Spike umblicke erschrecke ich furchtbar!

Den Kopf tief in seinen Knien vergraben und seine Hände schützend darüber haltend, sitzt er an der Wand und stöhnt fürchterlich. Buffy sitzt in der Hocke direkt vor ihm. Ihre Hand auf seinem Rücken liegend, wirft sie einen besorgten Blick auf ihn. Sie schaut zu Willow herüber, die sich inzwischen wieder etwas normalisiert hat und ruft: „Was passiert hier mit ihm?"

Erst jetzt scheinen die Anderen auf Spike aufmerksam zu werden. Bisher hatten sie nur alle gebannt auf mich geblickt. Ich erhebe mich mühsam und gehe zu Spike. Er hat aufgehört zu stöhnen, bewegt sich aber nicht. Ich rufe seinen Namen, doch er reagiert nicht auf mich. Buffy spricht ihn mit „William!" an. Daraufhin erhebt er seinen Kopf. Mit wässrigen Augen schaut er in Buffys Gesicht. Sie fragt ihn: „Was ist los mit Dir?" Er antwortet nicht. Stattdessen schaut er uns alle mit einem schmerzverzerrten und hilflosen Gesichtsaudruck an.

Willow sagt schließlich: „Irgendetwas muss schief gelaufen sein und wir haben nicht Sam, sondern Spike eine Seele verpasst!" Buffy springt auf und ruft: „Was soll das heißen? Irgendetwas ist schief gelaufen?" Willow ist sofort eingeschüchtert und zuckt hilflos die Schultern. Ich versuche die Situation etwas zu beruhigen und werfe ein: „So schief kann der Zauber nicht gelaufen sein! Ich hab eindeutig gespürt, dass etwas mit mir geschehen ist!" Xander fügt schließlich mit einem Fingerzeig auf mich hinzu: „Ja, und wir alle haben gesehen wie Sams Augen geglüht haben, so wie bei Angel damals!" Giles nimmt sich die Brille ab, um sie zu putzen, und meint dann: „Willow, zeig mir doch mal Deine Notizen, wie Du den Zauber verändert hast. Vielleicht finden wir ja heraus, was grade eben passiert ist."

Buffy hievt Spike hoch und hilft ihm rüber auf die Couch. Tara und Anya erheben sich, damit Spike sich hinlegen kann. Bis auf mich und Buffy verziehen sich alle ins Speisezimmer, um den Zauber von Willow noch mal durchzugehen. Spike wirkt irgendwie weggetreten. Er stammelt vor sich hin: „Nein nicht… es tut mir leid… geht weg… aufhören…"

Buffy versucht ihn zu beruhigen und redet auf in ein: „Spike beruhige Dich! Es ist alles OK! Wir sind ja bei Dir." Doch er scheint niemanden um sich herum wahrzunehmen. Er dreht sich um und vergräbt seinen Kopf tief in der Couch. Buffy greif nach der Decke, die über der Lehne der Couch liegt, und deckt ihn zu. Sie sagt zu mir: „Bleibst Du kurz bei ihm? Ich komme gleich wieder." „Sicher", antworte ich knapp. Ich vermutete sie will kurz zu den Anderen gehen, doch zu meiner Überraschung verlässt sie das Haus.

Ich setzte mich inzwischen zu Spike auf die Couch und streiche ihm beruhigend über den Rücken. Es scheint zu wirken, denn ich bemerke wie er sich ein wenig entspannt. Er scheint eingeschlafen zu sein.

Zwanzig Minuten später kommt Buffy wieder ins Haus. Sie hat eine braune Papiertüte dabei. Sie fragt mich: „Wie geht es ihm?" Ich antworte leise: „Er hat sich ein wenig beruhigt. Ich glaube er schläft." Buffy tritt an die Couch heran und reicht mir die Papiertüte. Ich werfe einen Blick hinein und schon steigt mir der süße Duft von Blut in die Nase. Ein großes Einmachglas gefüllt mit frischem Schweineblut befindet sich darin. Ich bin etwas überrascht und blicke sie fragend an.

„Es ist für ihn. Er machte vorhin einen etwas geschwächten Eindruck nachdem Ihr… Du weißt schon. Ich denke er hat einen Schluck davon bitter nötig. Du kannst Dir aber ruhig auch etwas davon nehmen."

„Danke, aber ich habe keinen Durst. Ich habe vorher genug von ihm bekommen. Aber er könnte sicher einen Schluck vertragen."

Buffy nickt nur und blickt besorgt auf den schlafenden Spike.

Sie fragt mich schließlich: „Wie geht es Dir eigentlich? Hast Du jetzt wieder eine Seele?"

„Ich bin mir nicht sicher, ich glaube schon. Als Willow den Zauber durchgeführt hatte, habe ich alles was in letzter Zeit geschehen ist noch mal vor meinem inneren Auge vorbeiziehen sehen. Ich sah meine Eltern. Es war so, als würde ich alles noch einmal erleben. Nur das es mir sehr leid tat, was ich getan habe. Ich kann auch Spike nicht mehr so deutlich fühlen. Es ist, als wäre da jetzt eine Barriere. Ich schätze schon, dass der Zauber funktioniert hat. Ich vermute, dass Spike auf irgendeine Weise auch eine Seele bekommen hat. Er hat nur im Laufe seiner Jahre viel mehr Menschen auf dem Gewissen und das macht er jetzt alles noch einmal durch, so wie ich."

Buffy blickt nachdenklich drein und sagt: „Ja, das könnte sein."

Im selben Moment erscheinen Willow und die Anderen im Wohnzimmer. Willow berichtet: „Also die gute Nachricht ist, das der Zauber bei Sam funktioniert hat. Und die schlechte ist…"

Sie wird von Buffy unterbrochen: „Dass das gleiche auch mit Spike geschehen ist."

Willow ist etwas überrascht und sagt: „Ja, weil er gerade im selben Raum war wie Sam, aber woher weist Du das?"

Buffy antwortet nicht, sondern deutet nur mit beiden Händen auf Spike. Willow fügt noch hinzu: „Aber so schlimm ist das doch gar nicht! Jetzt hat Spike eben auch eine Seele. Dann müssen wir uns nie mehr darüber Gedanken machen, was wir unternehmen, wenn sein Chip mal versagt!"

Doch Buffy erwidert: „So einfach ist das nicht! Was glaubst Du, was jetzt in ihm vorgeht?"

Willow: „Er wird sich schon wieder beruhigen."

Giles wirft ein: „Nun ja, Angel hat 100 Jahre dazu gebraucht sich zu beruhigen."

Willow: „Oh!"

Buffy: „Will, kannst Du sie ihm nicht irgendwie wieder wegnehmen?"

Willow: „Nein, tut mir leid, sie ist fest in ihm verankert. Wir haben den Zauber ja extra so gestaltet, dass sich die Seele nicht mehr durch irgendetwas vom Körper trennen kann. Sie ist sogar resistent gegen jeglichen Zauber!"

Spike bewegt sich. Er ist durch die Stimmen aufgewacht. Er dreht sich herum und blickt in die Runde. Alle starren ihn an. Ich greife nach seiner Hand, um ihm ein wenig Halt zu geben. Er hält meine Hand fest und schaut mich mit roten Augen an. Er sagt zu mir: „Der Zauber hat wohl funktioniert, was?"

Ich antworte ihm: „Ja, und das in doppelter Hinsicht."

Ein gequältes Grinsen kommt über seine Lippen. Er weiß genau was eben vor sich gegangen ist. Er richtet seinen Oberköper auf und setzt sich neben mir auf die Couch. Die Blicke der Anderen scheinen ihm unangenehm zu sein und er meint zu mir: „Gut, dann lass uns jetzt gehen!"

Ohne auf eine Antwort zu warten, steht er auf und geht zur Tür, direkt an Giles und Xander vorbei. Ich stehe ebenfalls auf und folge ihm. Buffy eilt ihm hinterher, hält ihn direkt vor der Tür auf und sagt: „Spike, Du kannst doch nicht?" Sie zögert als Spike sich umdreht und ihr in die Augen schaut. „Was kann ich nicht? - Buffy es tut mir leid, ich muss einfach hier raus!" Er öffnet die Tür und stürmt regelrecht nach draußen. Ich will ihm folgen, als ich von Buffy aufgehalten werde. Sie sagt zu mir: „Pass auf ihn auf!" Ich nicke und sage: „Versprochen."

Ich laufe Spike hinterher, der inzwischen schon ein ganzes Stück weiter ist. Ich würde zu gerne wissen was Buffys Freunde jetzt wohl darüber denken, dass Buffy sich so offensichtlich um Spike gesorgt hatte. Doch im Moment ist es wichtiger, dass ich mich um Spike kümmere. Wenn er nur ansatzweise das mit jedem seiner Opfer durchmacht, was ich bei meinen Eltern empfand, dann geht es ihm jetzt ziemlich dreckig! Spike hält geradewegs auf den Friedhof zu. Im Laufschritt eile ich hinter ihm her.

Als wir in der Krypta ankommen, bleibt er abrupt in der Mitte des Raumes stehen und sagt: „Sam, es tut so weh!"

Ich kann zwar nur erahnen was wirklich in ihm vorgeht, doch ich antworte: „Ja, ich weiß."

Ich nähere mich ihm und lege ihm meine Hand auf die Schulter. Er senkt seinen Kopf und vergräbt ihn in seinen Händen.

„All die Menschen! Jeder einzelne von Ihnen. Ich erlebe alles noch einmal, es ist so schrecklich! Ich bin ein Monster!"

Ich versuche ihn zu beruhigen.

„Nein bist Du nicht! Das war der Dämon, der sich bei Dir eingenistet hat! Das warst nicht Du!"

Ich gehe zum Kühlschrank und hole den letzten Beutel Blut heraus. Es ist höchste Zeit, dass er etwas zu sich nimmt. Ich reiße ein Loch in den Beutel und fülle das Blut in eine Tasse. Ich gehe wieder zu ihm rüber und halte ihm die Tasse regelrecht unter die Nase.

„Hier Du musst etwas trinken! Das wird Dir gut tun."

Spike nimmt die Hände aus dem Gesicht und starrt auf die Tasse.

Ich betone: „Keine Widerrede!"

Endlich greift er nach der Tasse. Doch anstatt zu trinken starrt er nur hinein. Dann holt er aus und knallt die Tasse samt Inhalt gegen die Wand. Wunderbar, jetzt verteilt sich das ganze Blut über die Wand. Spike schaut mich ausdruckslos an und sagt: „Ich habe keinen Durst."

„Dann eben nicht. Deshalb hättest Du es aber nicht gleich an die Wand zu klatschen brauchen. Oder hat dir die Farbe der Wand nicht gefallen?"

Wortlos geht er an mir vorbei nach unten. Als ich später nach ihm sehe, nachdem ich die Scherben aufgesammelt und das Blut aufgewischt habe, finde ich ihn in der hintersten und dunkelsten Ecke am Boden sitzen. Ich setze mich zu ihm und leiste ihm stille Gesellschaft.

Eine ganze Weile sitzt er nur da und starrt in die Leere. Dann beginnt er zu erzählen:

„Ich habe sie alle kaltblütig getötet! Ich habe es sogar regelrecht genossen sie zu quälen, bevor ich sie schließlich von ihrem von mir selbst zugefügten Leiden befreit habe. Es waren auch Kinder unter ihnen. Kleine unschuldige Kinder. Das sind alles Dinge, die ich schon längst vergessen hatte. Ich habe zwar schon längst aufgehört zu töten, aber doch nur, weil mich der Chip daran gehindert hatte. Ich wollte mich bessern, indem ich gute Taten vollbracht habe. Nur um der Liebe Willen. Doch das ändert nichts daran, dass ich jahrelang gemordet habe. Es war mir nur noch nie so bewusst wie jetzt. Wie könnte ich jetzt den Anderen noch unter die Augen treten? - Wenn ich in Buffys Augen schaue, sehe ich all die Menschen, die ich getötet habe!"

„Buffy liebt Dich! Sie weiß genau was Du früher alles getan hast. Sie wusste es die ganze Zeit! Auch als Ihr Euch geküsst habt. Und auch als sie die Nacht hier mit Dir zusammen verbracht hat. Sie hat Dich geliebt obwohl Du ein Vampir bist. Und obwohl Du keine Seele hattest, so wie Angel damals! Sie glaubt an Dich! Das ist der Beweis dafür, dass Du Dich geändert hast! Das Du nicht mehr das Monster von früher bist. Und das schon bevor Du eine Seele hattest! Du hast Dich ja auch um mich gekümmert! Hast mir Unterschlupf gewährt und hast mir geholfen. Du hättest mich genauso meinem Schicksal überlassen und mich dort im Friedhof sitzen lassen können. Doch stattdessen hast Du mich bei Dir aufgenommen und Dich um mich gekümmert."

Das scheint ihm einzuleuchten, denn er schaut mich an und verzieht seinen Mund zu einem sanften Lächeln. Ich erwidere es mit einem möglichst optimistischen Strahlen. Spike muss lachen, weil ich jetzt offensichtlich einen sehr komischen Gesichtausdruck habe, und ich schließe mich seinem Lachen an.

Es tut gut ihn ein bisschen fröhlicher zu sehen. Dann meint er: „Irgendwie hätte ich jetzt doch ein bisschen Durst!"

„Du hättest vorher nur die Tasse leer trinken zu brauchen und sie nicht an die Wand klatschen müssen! Es war der letzte Beutel im Kühlschrank."

Ich erinnere mich an die braune Papiertüte, die Buffy besorgt hatte und sage: „Buffy hatte extra für Dich Blut besorgt. Ich gehe noch mal zu ihr und hole es für Dich. Versprich mir, dass Du inzwischen keine Dummheiten treibst, OK?"

„Versprochen!"

Ich erhebe mich, um zu gehen, als Spike noch mal nachhackt: „Buffy hat extra für mich Blut besorgt?"

„Ja. Vorhin, als Du kurz auf der Couch eingeschlafen bist, verließ sie kurz das Haus, um es für Dich zu holen."

Nachdenklich blickt er in die Leere.

Ich klettere die Leiter nach oben und verlasse die Krypta. Mir ist ein wenig mulmig dabei Spike jetzt alleine zu lassen. Ich gehe rasch durch den Friedhof zur Stadt. Die Nacht ist einfach wunderbar. Früher, als ich noch ein verdrehter Teenager war, ist mir das nie so aufgefallen. Vermutlich liegt es aber an den Vampirsinnen, dass ich meine Umgebung nun anders wahrnehme.

Ich erreiche schließlich das Summers-Haus. Hoffentlich ist noch jemand wach! Ich klopfe solange an die Tür, bis ich höre, dass jemand die Treppe herunterkommt. Dawn öffnet verschlafen die Tür.

„Hallo Sam! Was ist los?"

„Hallo Dawn, tut mir leid, wenn ich Dich geweckt habe. Ist Buffy hier?"

„Nein, sie war ziemlich durcheinander über die Sache mit Spike. Sie wollte noch mal auf Streife gehen."

„Verstehe. Sie hatte vorhin eine braune Papiertüte auf den Wohnzimmertisch gestellt. Könnte ich die vielleicht haben? Da ist Blut drin. Spike braucht dringend etwas zu trinken und ich glaube kaum, dass ich jetzt um diese Zeit noch irgendwo etwas auftreiben kann."

„Sicher, warte kurz, ich hole sie Dir."

Dawn verschwindet im Haus und kommt kurz darauf mit der Tüte wieder. Ich bedanke mich herzlich bei ihr und mache mich wieder auf den Weg zurück.

Als ich den Friedhof erreiche, vernehme ich ein paar Geräusche aus der Richtung, wo sich Spikes Krypta befindet. Vorsichtig nähere ich mich.

Von der Weite kann ich Buffy erkennen! Sie kämpft mit zwei Vampiren. Ich nähere mich noch ein bisschen. Interessiert beobachte ich sie, wie sie geschickt mit den Vampiren kämpft. Plötzlich stürzt sich von hinten jemand auf mich! Dabei fällt mir die Tüte aus der Hand. Ein dritter Vampir hatte sich von hinten an mich herangeschlichen, um mich anzugreifen. Mit seiner Vampirfratze steht er nun vor mir und läst ein bedrohliches Knurren aus der Kehle rollen. Er sieht wirklich hässlich aus mit diesem Gesicht! Ob mein Gesicht auch so hässlich aussieht, wenn ich mich verwandelt habe? Ich werde es wohl nie erfahren, denn ich habe ja kein Spiegelbild mehr.

Der Vampir vor mir denkt sicher er hat eine kleine 16jährige vor sich. Ich lächle innerlich und lasse ihn auf mich zukommen. Er stürmt prompt auf mich zu, um mich zu beißen. Ich verpasse ihm einen kräftigen Schlag ins Gesicht! Man, hab ich Bärenkräfte! Der Vampir taumelt zurück. Erstaunt schaut er mich an. Damit hat er mit Sicherheit nicht gerechnet. Wütend stürmt er erneut auf mich zu und wir schenken uns einen erbitterten Kampf. Es macht mir richtig Spaß! Ich kämpfe gar nicht schlecht, wenn man bedenkt wie wenig Erfahrung ich darin habe. Nur fällt mir ein, dass ich leider keinen Holzpflock bei mir habe, womit ich ihn töten könnte. Ich kämpfe tapfer weiter. Ich überlege angestrengt darüber nach, wie ich ihn außer Gefecht setzten könnte, doch mein Problem löst sich von selbst, als sich mein Gegner plötzlich in Staub auflöst.

Als sich der Staub verflüchtigt, sehe ich Buffy mit einem Pflock bewaffnet vor mir stehen: „Gut gekämpft! Wolltest Du nicht auf Spike achten?"

„Wir haben kein Blut mehr in der Krypta. Spike hatte Durst und da Du ja vorhin etwas besorgt hattest, ging ich los, um es zu holen."

Jetzt fällt mir ein, dass mir die Tüte vorher aus der Hand gefallen ist. Hastig suche ich nach ihr und stelle erleichtert fest, dass das Einmachglas unversehrt ist. Ich gehe mit der Tüte in der Hand zurück zu Buffy und frage sie: „Begleitest Du mich?"

„Ich bin mir nicht sicher, ob er mich jetzt sehen will."

„Ich weiß ziemlich genau, dass er Dich nicht sehen will, aber ich weiß auch, dass er Dich jetzt braucht! Zeig ihm dass Du ihn liebst. Er denkt, dass er Deine Liebe nicht verdient hat, weil er früher so viele schreckliche Dinge getan hat. Überzeuge ihn vom Gegenteil! Er braucht Deine Vergebung für das was er getan hat!"

Buffy blickt nachdenklich zu Boden und sagt: „Vielleicht hast Du recht. Ich werde mit Dir gehen."

Zusammen gehen wir weiter zu Spikes Krypta. Ich wusste gar nicht, dass ich so viel Überredungskraft besitze. Wir erreichen endlich die Krypta. Es ist viel zu ruhig hier für meinen Geschmack. Dicht gefolgt von Buffy klettere ich die Treppe hinunter in den unteren Teil der Gruft.

Spike sitzt immer noch in derselben Ecke. Ich nähere mich langsam und setzte mich ihm gegenüber wieder auf den Boden. Buffy aber traut sich nicht näher heran und bleibt zunächst an der Treppe stehen. Spike hat seinen Kopf zwischen den Knien vergraben. Es scheint als hätte er uns nicht bemerkt, also lege ich sachte meine Hand auf seine Schulter, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Erschrocken hebt er den Kopf und schaut mich mit glasigen Augen an.

„Ich bin’s nur, Sam. Hier."

Ich öffne das Einmachglas aus der Tüte und reiche es ihm hin. Als er es entgegen nimmt, füge ich noch hinzu: „Aber wirf es nicht wieder gegen die Wand, hörst Du?!"

Er nickt kurz und trinkt dann das Glas mit großen Schlücken leer. Erst als er alles getrunken hat, sage ich: „Buffy ist hier. Sie würde Dich gerne sehen!"

Fassungslos schüttelt er verneinend den Kopf und sagt mit gebrochener Stimme: „Nein, ich will sie nicht sehen. Ich kann ihr nicht in die Augen sehen. Ich kann nicht…"

Er bricht mitten im Satz ab, als er Buffy erblickt, die sich vorsichtig genähert hat. Ich will mich erheben, um den beiden die Gelegenheit zu geben allein miteinander zu reden, doch Spike hält mich am Arm und sagt: „Nein, bitte bleib hier!"

„Ich gehe nicht weg. Ich bleib ganz in der Nähe!"

Dann stehe ich auf und deute Buffy mit einer Kopfbewegung, das sie zu ihm gehen soll.

Buffy setzt sich zu ihm und sagt: „Hey Spike!"

„Du hättest nicht herkommen sollen."

„Ich kenne keinen Grund, weshalb ich von Dir fernbleiben sollte."

„Ich bin ein Monster!"

„Nein, das bist Du nicht! Du bist vielleicht mal eines gewesen, aber das ist lange her!"

„Buffy, ich habe Menschen getötet!"

„Du hast auch vielen Menschen das Leben gerettet! - Spike, ich liebe Dich!"

„Wie kannst du das sagen? Wie kannst Du sagen dass Du mich liebst?"

„Weil es die Wahrheit ist. Es spielt für mich keine Rolle wer Du früher warst. Ich kenne Dich wie Du jetzt bist, oder besser gesagt wie Du warst bevor Du eine Seele bekommen hast. Nicht die Seele hat aus Dir einen besseren Mann gemacht! Ich weiß wie sehr Du mich liebst. Du hast mehr als einmal Dein Leben riskiert, um mich und Dawn vor schrecklichen Dingen zu bewahren. Kein Monster der Welt ist zu solch selbstloser Taten fähig! Ich liebe Dich und ich werde nicht von Deiner Seite weichen!"

Spike ist sprachlos. Buffy rückt näher an ihn heran und nimmt ihn bei den Händen. Sie drückt ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. Als sich ihre Lippen wieder trennen, lehnt er seine Stirn an die ihrige. Mit zittriger Stimme sagt er: „Oh Buffy, warum nur bist Du immer so stur?"

„Das habe ich von Dir gelernt!"

Nun fallen sich die beiden in die Arme. Tränen der Erleichterung rollen über Buffys Wangen. Auch ich kann mir eine Träne nicht verkneifen.

Ich lasse die beiden alleine und mache es mir wieder oben im Sessel bequem. Ich fürchte ich werde mir bald eine eigene Bleibe suchen müssen.

Es wird noch lange dauern, bis es Spike wieder besser geht, aber mit Buffy an seiner Seite wird er es bestimmt schaffen. Ich denke darüber nach was alles passiert ist, seit ich Spike damals im Friedhof das erste Mal getroffen habe. Schon ziemlich verrückt finde ich. Mein ganzes Leben hat sich komplett verändert. Ich kann Euch zum Schluss nur noch eines mit auf den Weg geben: Werft nie leichtfertig Euer Leben weg! Versucht immer das Beste daraus zu machen. Vielleicht werdet auch ihr eines Tages jemandem begegnen, der Euer Leben verändert.

Eure Sam