Babe

von SpikesChild

Teil 1

Verdammt! Wo zum Teufel steckt er schon wieder? Die Sonne ist schon seit Stunden aufgegangen. Bei den heutigen Ozonwerten reicht schon eine Millisekunde Lichtkontakt aus, damit er restlos in Flammen aufgeht. Hat er eigentlich eine Ahnung wie viel Sorgen ich mir jedes Mal um ihn mache, wenn er wieder mal den ganzen Tag nicht auftaucht? Oder vielleicht auch zwei oder drei Tage, was ja auch schon des Öfteren vorgekommen war. Ich versteh einfach nicht, warum ich mir das überhaupt antue.

Ich weiß doch ganz genau, dass er nie so viel für mich empfinden wird, wie ich es für ihn tue. Und alles nur wegen dieser Frau. Der Jägerin. Es dauerte Monate, bis ich dahinter kam, wer diese Frau eigentlich war. Er hatte wieder einen dieser Momente, wo es besser ist einen großen Bogen um ihn zu machen. Nachdem er dann mein letztes Stück meiner wirklich umfangreichen antiken Vasensammlung zu Bruch geschlagen hatte, brach er weinend zusammen. Ich verstand damals nicht was los war und konnte nichts tun, als nur einfach für ihn da zu sein, aber ich glaube er hatte mich damals gar nicht wahrgenommen.

Bis er dann endlich anfing zu erzählen. Ich glaube 1998 hatte er sie zum ersten Mal gesehen oder war es 99? Keine Ahnung, mit Jahreszahlen hab ich es nicht so. Damals war er noch ein richtig böser Vampir und grade mal kapp über 120 Jahre alt. Also gegen heute noch richtig jung. Er hatte mir nie von früher erzählt, bis zu diesem einen Nachmittag. Er erzählte mir, wie er jahrelang versucht hatte sie zuerst zu töten, aber ohne Erfolg. Und wie er dann durch die Regierung einen Chip implantiert bekommen hatte. Das musste ziemlich schlimm für ihn gewesen sein. Aber nicht so schlimm, wie als sie damals starb.

Schluchzend hatte er mir damals alles erzählt, und ich hatte gedacht mit dem Tod dieser Frau wäre die Geschichte zu Ende gewesen, doch das war erst der Anfang gewesen. Ihre Freundin war eine fähige Hexe gewesen und hatte sie zurück ins Leben geholt. Er hatte mir die ganze Nacht lang erzählt wie er an ihrer Seite gekämpft hatte. Gegen Vampire und Dämonen aller Art. Er hatte sie sehr geliebt, doch sie empfand nur Abscheu für ihn. Die beiden hatten dann eine ziemlich aufregende Affäre zusammen, obwohl sie ihn nicht liebte. Meiner Meinung nach ein ziemliches Miststück. Aber ihn hatte das nicht gestört. Damals zumindest noch nicht, denn es sollte sich einiges für ihn ändern.

Er hatte sich für sie eine Seele erkämpft. Schreckliche Qualen musste er durchgestanden haben, und das nur, damit er für sie der Mann werden könnte, den sie lieben würde. Doch sie liebte ihn nicht. Zumindest nicht bis zu dem Augenblick, an dem sie sich das letzte Mal sahen. Es war der Augenblick, als Sunnydale den Erdboden gleichgemacht worden war. Er hatte damals an ihrer Seite gekämpft und sich gegen das Urböse gestellt. Als er dann hell erstrahlt von dem magischen Licht, dass von einem Amulett ausgestrahlt wurde vor ihr stand hatte sie ihm gesagt, dass sie ihn lieben würde. Doch er hatte ihr nicht geglaubt.

Er hatte sie angeschrieen, damit sie gehen sollte und sie ging. Lies ihn alleine zurück. Überließ ihm seinem Schicksal. Ich frage mich manchmal wie ich an ihrer Stelle gehandelt hätte. Könnte ich ihn in so einer Situation alleine zurück lassen? Würde ich mein eigenes Leben retten? Wäre ich denn dann noch fähig ein eigenes Leben zu leben? Ohne ihn? Ach was denke ich denn da schon wieder! So ein Quatsch! So weit wird es bestimmt niemals kommen. Und selbst wenn, dann wäre es ihm wohl sogar egal, denn er empfindet nicht annähert soviel für mich, wie ich es für ihn tue. Ich glaube er ist gar nicht mehr fähig einen Menschen zu lieben. Und alles nur, weil er damals vor einundsiebzig Jahren in eine Frau verliebt war, die seine Liebe nicht erwidern konnte.

Es ist ein wahres Wunder gewesen, dass er den Einsturz der Stadt überlebt hatte. Er hatte erzählt, dass es mehrer Tage gedauert hatte, bis er sich selbst aus den Trümmern befreien konnte. Das musste schrecklich für ihn gewesen sein. Ich fragte mich oft, weshalb er sie damals nicht aufgesucht hatte, aber das konnte ich bis heute nicht genau aus ihm herauskitzeln. Diese eine Nacht war das einzige Mal, als er mir über seine Vergangenheit erzählt hatte. Danach kehrte wieder der gewohnte Alltag ein. Kein Wort über seine Gefühle oder über seine Sehnsüchte. Kein Wort über seine Vergangenheit.

Und erneut frage ich mich, wie ich mich nur ihn diesen Kerl verlieben konnte. Vielleicht waren es diese unglaublichen blauen Augen, aus denen soviel Schmerz und Sehnsucht strahlten. Als ich diese Augen zum ersten Mal gesehen hatte, dachte ich mein Herz würde auseinanderbrechen. So sehr fühlte ich damals den Schmerz und das Leid, dass er mit sich getragen hatte. Eigentlich hätte ich es ja wissen müssen. Solche Typen wie er tragen irgendwelche Altlasten mit sich herum und sind zu keinen anderen Beziehungen mehr fähig. Irgendwie hatte ich es auch damals schon gewusst, dass zwischen uns wohl nie eine richtige Beziehung entstehen könnte, aber mein Herz wollte einfach nicht auf meinen Verstand hören.

Schon allein die Tatsache, dass er ein Vampir war hätte mich davor zurückhalten müssen, ihm meine Telefonnummer zu geben. Doch wenn ich so recht zurückdenke, hatte ich gar nicht geglaubt, dass er mich anrufen würde. Wie man sich doch täuschen kann, und so stand er am nächsten Tag doch tatsächlich vor meiner Türe. Die ersten Wochen waren einfach nur traumhaft. Wie war ich doch in diesen anbetungswürdigen Körper vernarrt. Und ihm schien es mit mir nicht anders zu gehen. Wenigstens glaubte ich das damals, aber heute bin ich mir da nicht mehr so sicher. Verflucht noch eins, wo steckt er nur?

Ich schätze ihm ist es vollkommen egal, dass ich hier schon seit Stunden zuhause sitze und mir wahnsinnige Sorgen um ihn mache. Gut, die Gefahr, dass eine Jägerin ihn töten könnte, ist relativ gering, da alle umgehenden Jägerinnen ihn sehr gut kennen und ihn als Kämpfer in Krisensituationen sehr zu schätzen wissen, aber es gibt viel schlimmere Gefahren für ihn. Schließlich versteht er es immer wieder sich in neue Schwierigkeiten zu bringen. Ich weiß nicht wie oft ich ihn von der Arreststelle für dämonische Mitbewohner abholen und eine Menge Kaution für ihn hinterlegen musste. Wenn er so weiter macht, dann hat er irgendwann mal richtig üblen Ärger am Hals. Wenn er nicht schon so oft mitgeholfen hätte die Welt vor üblen Kerlen zu retten, dann hätten sie ihn sicher schon längst verurteilt und öffentlich gepfählt.

So wie man es erst gestern mit diesem Vampir gemacht hatte, der unerlaubter Weise eine Frau ausgesaugt hatte. Unerlaubter Weise! Selbst ich musste bei diesem Ausdruck lachen. Schließlich war es früher für einen Vampir etwas vollkommen selbstverständliches, eine Frau auszusaugen. Das war ja der Grund seines Daseins. Bis zu der großen Reform vor etwa 30 Jahren. Damals als es ganz groß raus kam, dass es Vampire und Dämonen überall auf der Erde gab. Und dass es die Jägerinnen gibt, die darauf achteten, dass der Bestand der bösen Monster drastisch zurückging. Eigentlich schon komisch, dass ausgerechnet dann, als die Jägerinnen schon fast alle Vampire und Dämonen vernichtet hatten auf der ganzen Welt öffentlich bekannt wurde, dass es sie gibt.

Jedenfalls gibt es seit damals diese Gesetzte, in denen kein Dämon einen Menschen töten darf. Geradezu lächerlich! Natürlich wird jede Zuwiderhandlung mit dem Tode bestraft. Aber das dürfte Spike eigentlich nicht kümmern, denn er tötet ja schon seit Jahren keine Menschen mehr. Ich wüsste nur zu gern, wo er sich gerade wieder herumtreibt. Vermutlich in einer der Bars. Wahrscheinlich sogar in der Bar, in der wir uns damals kennen gelernt hatten. Er geht dort gerne hin, weil es ihn an eine Kneipe aus Sunnydale erinnert. Sie ist in demselben damaligen Stil eingerichtet und sie spielen dieselben Songs, die damals aktuell waren.

Irgendwie scheint er sich noch immer nach dieser Zeit zurückzusehnen. Zurück nach dieser Zeit und zurück zu dieser Frau, die er so sehr geliebt hatte. Ich wünschte ich könnte ihm diesen Schmerz nehmen. Ich wünschte ich könnte ihm die Frau sein, die er liebt. Ich wünschte ich könnte ihm all das geben, wonach er sich so sehr sehnt. Doch ich kann ihm nur ich selbst sein. Und das scheint ihm nicht genug zu sein.

Hoffentlich kommt er bald, sonst werde ich noch verrückt vor Sorge. Eigentlich sollte ich mich schon längst an meine Arbeit machen. Schon praktisch, dass ich alle meine Arbeiten von zuhause aus erledigen kann. Wenn ich mir vorstelle, dass früher alle Menschen zur Arbeit gehen oder fahren mussten. Ein schrecklicher Gedanke! Ach verflucht, was soll’s. Auch wenn ich mir noch so große Sorgen mache, so wird er deswegen nicht früher da sein. Ob ich vielleicht mal bei Sorscha anrufen sollte? Vielleicht hatte sie wieder einen Jägerinnen-Notfall, bei dem er ihr geholfen hatte? Aber nein, dass wüsste ich, denn Sorscha weiß genau, dass ich mir immer Sorgen um ihn mache. Sie hätte mich sicher angerufen.

OK, jetzt reicht’s! Ich mach mich jetzt endlich an die Arbeit. Sonnst schaffe ich mein Tagespensum nicht. Schließlich muss ich ja dafür Sorgen, dass der gnädige Herr sein tägliches Tässchen Blut bekommt. Ich frage mich wirklich, wieso ich mir das ganze eigentlich antue.

Also setz ich mich hier hin und schalte meinen Computer ein. Ich linke mich in das System meiner Arbeit ein und hole mir die Dateien, die ich für heute bearbeiten muss. Wie gut, dass ich wenigstens in meinem Job eine angesehene Persönlichkeit bin. Hier kann mir kein anderer etwas weismachen. Hier bin ich der Boss. Dabei muss ich wieder Mal an meinen netten Kollegen denken. Man, wie oft er doch versucht hatte bei mir zu landen. Ich frage mich oft wie wohl alles verlaufen wäre, wenn ich damals nicht Spike begegnet wäre. Vielleicht wäre ich dann Mrs. Elisabeth Jenkins? Und nicht Mrs. Elisabeth Neil die noch immer Unverheirattete und mittlerweile unglücklich verliebte dumme Frau, die ausgerechnet an einen Vampir geraten musste. Verdammt, jetzt denk ich schon wieder nur noch an ihn, obwohl ich doch eigentlich diese Dateien durcharbeiten sollte.

Ich höre etwas. Kommt er etwa endlich nachhause? Ich steh mal auf, um nachzusehen. Ach du meine Güte, er ist es tatsächlich. Gott bin ich froh ihn zu sehen. Auch wenn er wieder mal vollkommen betrunken zu sein scheint. So wie so oft in letzter Zeit. Mit einem entschuldigenden Lächeln steht er in der Türe und sieht mich an. Wie könnte ich jemals auf diesen Blick böse sein? Er braucht mich nur mit diesem Lächeln anzusehen, und ich zerfließe wie Butter.

„Hallo, Babe!"

Ich atme erleichtert aus, gehe auf ihn zu und ziehe ihn endlich zur Türe herein, bevor er noch die Aufmerksamkeit von unserer lästigen Nachbarin auf sich zieht.

„Hallo Spike, komm schon rein."

Er hat wieder diesen ausdruckslosen Blick in den Augen. Wie so oft in letzter Zeit. Mit hängenden Schultern und seiner dunklen Decke, die er hinter sich her zieht, betritt er unser gemeinsames Wohnzimmer. Das heißt eigentlich ist es ja mein Wohnzimmer. Genauso wie die ganze Wohnung ja mir gehört, aber ich rede mir immer ein, dass sie uns zusammen gehört. Wie so vieles andere, was ich mir einrede.

Jetzt setzt er sich wieder auf den Sessel und starrt ins Leere. Ich weiß genau, dass es Stunden dauern wird, bevor er sich wieder erheben wird. Was soll ich nur machen?

„Spike, willst du dich nicht hinlegen?"

„Nein."

„Willst du was trinken? Soll ich dir was warm machen?"

„Nein."

„Kann ich sonst irgendwas für dich tun?"

„Nein, lass mich in Ruhe."

Toll, ich wusste, dass er so etwas sagen würde. Schon wieder! Verdammt, ich sollte jetzt wirklich an meine Arbeit gehen. Ich sollte ihn einfach in seinem doofen alten Sessel sitzen lassen und ihn einfach ignorieren. Nein noch besser sollte ich ihn hochkant aus meiner Wohnung werfen und ihn ein für alle mal endlich vergessen. Ihn aus meinem Leben streichen! Ich wünschte ich wäre dazu in der Lage.

Ich geh wieder zurück in mein Arbeitszimmer und mache mich über die Dateien her. Das lenkt mich wenigstens ein wenig ab. Um Spike brauch ich mir ja jetzt keine Sorgen mehr machen, denn ich weiß genau, dass er für mindestens vier Stunden in diesem Sessel sitzen bleiben wird und vor sich hinstarrt. Ob ich nach ihm sehen sollte? Ach nein, ich kann eh nichts für ihn tun. Er lässt sich ja nicht von mir helfen. Ich lass ihn einfach in Ruhe. Ich denke er braucht einfach Zeit. Zeit um sich über wichtige Dinge klar zu werden. Zeit um einiges zu verarbeiten. Aber er hatte über siebzig Jahre Zeit zum verarbeiten. Wenn er es jetzt noch nicht geschafft hatte, wird er es vielleicht niemals schaffen?

Gut, ein Vampir hat eine andere Zeitrechnung als ein Mensch, aber ich bin nun mal ein Mensch, und ich kann nicht solange warten. Was mach ich mir eigentlich für idiotische Gedanken? Er ist ein Vampir! Ich bin ein Mensch. Das kann niemals funktionieren! Niemals nicht. Nicht in hundert Jahren! Verdammt! Ich hasse mein Leben.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Ich fühle mich so elendig beschissen! Das liegt wohl an der letzten Flasche Whiskey, die ich vorhin getrunken habe. Mein ganzer Kopf fühlt sich an wie Brei. Ein Wunder, dass ich es überhaupt heil hier her geschafft habe. Hier her an diese Wohnungstür zu Elisabeths Wohnung. Elisabeth macht sich bestimmt schon Sorgen um mich. Sie sorgt sich immer um mich. Sie ist immer für mich da. Warum nur tut sie das eigentlich? Oh, mein Schädel brummt, als hätte ich einen ganzen Schwarm Wespen im Kopf. Ich werde mal reingehen, bevor Mrs. Tingels wieder anfängt sich zu beschweren.

Kaum hab ich die Türe aufgemacht, schon steht sie da und schaut mich an mit ihren langen lockigen braunen Haaren und ihren haselnussbraunen Augen. Sie blickt mich mit ihren großen sorgenvollen Augen an. Was soll ich nur tun? Ich schenk ihr mein bestes Lächeln, das wirkt immer.

„Hallo, Babe!"

„Hallo Spike, komm schon rein."

Ich bin so kaputt. Eigentlich möchte ich nur meine Ruhe. Ich muss über so vieles Nachdenken, aber ich will nicht denken. Ich will nicht darüber nachdenken, was allen passiert ist. Ich will nicht an Buffy denken. Ich will nicht. Ich setze mich erst einmal hier hin. Vielleicht, wenn ich mich ganz still halte, falle ich irgendwann in eine Art Totenstarre. Vielleicht kann ich dann vergessen und meinen Seelenfrieden finden. Ich bleib einfach hier sitzen und halte mich ganz still.

„Spike, willst du dich nicht hinlegen?"

Wenn ich das wollte, würde ich es tun.

„Nein."

„Willst du was trinken? Soll ich dir was warm machen?"

Wenn ich das wollte, würde ich das tun! Auch wenn ich, glaube ich gar nicht aufstehen könnte, weil ich ehrlich mächtig betrunken bin.

„Nein."

„Kann ich sonst irgendwas für dich tun?"

„Nein, lass mich in Ruhe."

Du kannst nichts für mich tun. Du kannst mir nicht meine Erinnerung nehmen. Kannst mir nicht diese Bilder aus dem Kopf nehmen. Du kannst kein Ersatz für sie sein.

Warum nur ist Elisabeth immer so lieb zu mir? Ich habe es doch gar nicht verdient so umsorgt zu werden. Ich will einfach nur allein sein. Ich kann keinen Menschen um mich gebrauchen, der sich um mich sorgt. Der mich liebt. Doch Elisabeth liebt mich. Das weiß ich. Doch das macht es mir nicht leichter. Ich kann nicht verstehen, warum sie immer noch zu mir hält, nachdem ich ihr schon soviel Ärger bereitet habe. Ich habe ihre schöne Vasensammlung zerstört. Jedes einzelne Stück habe ich zu Bruch geschlagen, jedes mal, wenn ich wieder so unheimlich wütend war. Wütend auf mich selbst und wütend auf dieses beschissene Leben, das ich führen muss. Doch sie hält immer noch zu mir. Obwohl, sie schon so oft Kaution für mich hinterlegen musste, nachdem ich mich wieder mal in der Bar geprügelt hatte. Ich mag diese Bar. Sie erinnert mich irgendwie an das Bronze. Es war diese Bar, in der wir uns damals zum ersten Mal getroffen haben.

Damals war vieles noch leichter. Ich hatte endlich vergessen. Das dachte ich zumindest. Ich wollte das Leben endlich wieder genießen. Und da war sie. Sie war so hübsch. So zart. So naiv. Ja sie war wirklich naiv. Ich hab sie mit meinem unwiderstehlichen Lächeln verzaubert und sie gab mir ihre Nummer. Seitdem bin ich nun hier. Hier bei ihr in ihrer Wohnung. Sie teilt alles mit mir. Alles was sie hat. Warum tut sie das für mich. Warum tut sie das noch immer für mich. Jetzt, wo ich nicht mehr der Mann bin, den sie damals kennen gelernt hatte. Sondern der, der ich war bevor ich hier her kam. Jetzt bin ich wieder der, der sich damals vor über siebzig Jahren aus den Trümmern des Höllenschlundes heraus gegraben hatte. Und der damals sich selbst und sein Leben aufgegeben hatte.

Sicher, ich war der Held, ich hatte die Welt gerettet. Vielleicht wurde dadurch ein Teil meiner Schuld abgeglichen, die auf meinen Schultern lastet. Vielleicht durfte ich deswegen dieses nette Mädchen kennen lernen. Damals hatte ich lange überlegt, ob ich zu Buffy zurückgehen sollte. Ich wusste nicht wo sie hingegangen war. Sunnydale war jetzt in Schutt und Asche, und ich kannte keinen ihrer Verwandten. Ich wusste nicht wohin sie gehen würde, aber es hätte sicher einen Weg gegeben es herauszufinden. So viele Buffy Anne Summers gibt es bestimmt nicht in diesem Land. Und trotzdem habe ich es nicht getan. Ich habe nie wirklich nach ihr gesucht. Hatte nie versucht sie zu finden.

Ich hatte Angst. Angst sie hätte es ernst gemeint, als sie sagte, dass sie mich liebte, denn dann wäre ich bei ihr geblieben. Dann wäre sie bei mir geblieben und hätte niemals die Chance auf ein normales Leben gehabt. Nachdem der Höllenschlund vernichtet und alle Jägerinnen ihre Kräfte hatten, hatte sie endlich die Chance ein normales Leben zu führen. Doch mit einem Vampir an ihrer Seite wäre dies nicht möglich gewesen. Ich hätte ihr keine Kinder schenken können. Hätte nicht mit ihr alt werden können. Ich hätte ihr nicht der Mann sein können, den sie verdient hätte. Ich wäre nicht gut genug für sie gewesen.

Und ich hatte Angst, dass sie es vielleicht doch nicht so gemeint hatte. Dass sie mir nur gesagt hatte, dass sie mich liebte, weil sie dachte, dass ich sterben würde. Dass ich durch die Strahlen der Sonne verbrennen würde. Dann wäre es noch schlimmer für mich gewesen. Ich wäre bei ihr geblieben, denn ich hätte mich nicht mehr von ihr losreißen können. Ich wäre bei ihr geblieben und hätte sie beobachtet. Sie gesehen, wie sie vielleicht mit einem andern Mann, einem Menschen, glücklich wird. Wie sie vielleicht eine Familie gründet und viele kleine Krümel bekommt. Das hätte ich ebenso wenig ertragen.

Also hab ich versucht zu vergessen. Hab versucht ein neues Leben zu führen. Ein Leben ohne Buffy. Ich hab Elisabeth gefunden. Sie war so zauberhaft. Sie war so ganz anders als Buffy. Niemals hatte sie mich an Buffy erinnert. Sie war einfach einzigartig. Und sie war vernarrt in mich. Sie ist vernarrt in mich. Sie half mir zu vergessen. Doch dann kam diese Frau.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Was hab ich gesagt? Schon sechs Stunden rum, und er sitzt immer noch in diesem Sessel. Na wenigstens konnte ich alle meine Arbeiten erledigen. Ich geh zu ihm rüber und nehme ihm die Decke ab, die er noch immer in seiner Hand hält. Ich lege sie sorgfältig zusammen und lege sie rüber zur Couch, wo sie immer liegt, wenn er sie nicht gerade wieder mit sich rumschleppt, oder in der Kneipe liegen lässt. Er starrt immer noch vor sich her. Schon oft hatte ich gedacht, dass er in eine Art Totenstarre verfallen wäre. Schließlich erkennt man ja nicht, ob er noch lebt oder nicht, da er ja schon seit nun beinahe 200 Jahren tot ist.

Ich knie mich vor ihm hin und ziehe ihm ganz langsam und vorsichtig seine Stiefel aus. Wenn ich Glück habe, dann kann ich ihn dazu bewegen endlich aufzustehen und sich etwas hinzulegen. Er braucht dringend Ruhe. Er sieht schrecklich aus. Wenn ich zurückdenke, dann fällt mir auf, dass er schon seit drei Tagen nicht mehr richtig geschlafen hat. Auch Vampire brauchen ihren Schlaf. Normaler Weise verbringen sie ja den ganzen Tag nur mit schlafen. Aber bei ihm war das ja noch nie so. Als ich den zweiten Stiefel zur Seite stelle, kommt er endlich aus seiner Starre heraus und sieht mich an.

„Es tut mir leid, Babe."

„Schon gut. Stehst du jetzt auf, und legst dich ein wenig hin?"

„Leistest du mir Gesellschaft?"

„Natürlich, wenn du willst."

Er nickt nur und lässt sich von mir aus dem Sessel ziehen. So fertig wie er aussieht würde er sicher am liebsten gleich ins Bett fallen, aber er stinkt schrecklich nach Zigaretten und Alkohol. Also schiebe ich ihn erst mal ins Badezimmer.

„Licht."

Wie praktisch doch dieses sprachgesteuerte Computersystem im Haus ist. Spike hatte mir mal erzählt, wie das früher alles war. Kaum vorzustellen im heutigen High-Tech-Zeitalter.

Ich schiebe ihn ins Bad und ziehe ihm dieses uralte Lederstück aus. Er liebt diesen alten Ledermantel über alles. Ich denke er mag dieses zerschlissene Stück Leder mehr als mich. Ich frage mich, was ich ihm eigentlich bedeute? Bin ich nur ein billiger Blut und Sexlieferant? Nachdem ich sein edles Stück aufgehängt habe, ziehe ich ihm das rote Hemd von den Schultern und gleich darauf das schwarze T-Shirt über seinen Kopf. Gott wie ich diesen Körper liebe! Seine fast marmorne Haut zieht sich seidengleich über die kräftigen und ausgeprägten Muskeln. Sanft streiche ich ihm über den Rücken. Ich kann nicht anders. Ich muss seine Haut fühlen. Was er in so einem Augenblick wohl denkt?

Schon so oft hab ich ihn in mein Badezimmer geschoben und ihn ausgezogen. Schon so oft hab ich ihn berührt. Ich frage mich was er dabei empfindet. Nimmt er mich überhaupt wahr? Ich drehe ihn herum und öffne seinen Gürtel und seine schwarze Jeanshose. Er sieht auf mich herab und beobachtet mich. Ob er wirklich mich sieht? Er ist immer noch betrunken, dass kann ich an seinem Blick erkennen. Wenigstens hilft er mir dabei sich seiner Hose zu entledigen. Jetzt steht er völlig nackt vor mir und tut nichts weiter, als mich anzustarren. Wie ich es hasse, wenn er so ist!

Ich ziehe mich auch aus und stopfe seine und meine Klamotten in die automatische Waschanlage. Nach dem Duschen kann ich sie dann fertig zusammengelegt mit ins Schlafzimmer nehmen. Wirklich praktisch, wie schnell das heutzutage geht. Schade nur, dass sich die fertige Wäsche nicht selbst ins Schlafzimmer bringt.

Ich steig in die Dusche und gebe den akustischen Befehl für warmes Wasser.

„Kommst du?"

Bitte lass ihn kommen. Ja er kommt, gut. Aber er steht nur bewegungslos da, und lässt sich das Wasser über den Körper prasseln. Wieder mal typisch! Und was mach ich wieder? Ich wasche ihn natürlich, was sonst. Aber das Wasser wird ihm wenigstens gut tun. Gewöhnlich wird er dann wieder langsam nüchtern.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Elisabeth zieht mir wieder die Schuhe aus. Wie lange sitze ich eigentlich schon hier? Bestimmt schon seit Stunden. Ich bin immer noch total betrunken. Mir ist schwindlig und schlecht. Wie liebevoll sie doch zu mir ist. Sie fasst mich an, als wäre ich zerbrechlich. Als hätte sie angst, dass sie mir wehtun könnte. Oder fürchtet sie sich vielleicht vor mir? Sie macht sich immer so große Sorgen um mich. Kümmert sich um mich. Und ich? Ich betrinke mich. Ich bin nicht gut zu ihr.

„Es tut mir leid, Babe."

„Schon gut. Stehst du jetzt auf, und legst dich ein wenig hin?"

Ich bin wirklich müde. Ich bin unendlich müde. Ich glaube ich sollte auf sie hören und mich hinlegen und versuchen zu schlafen. Doch wenn ich die Augen schließe, bin ich allein. Ich will nicht allein sein. Ich fürchte mich vor der Einsamkeit. Und ich fürchte mich vor den Bildern. Den Bildern dieser Frau.

„Leistest du mir Gesellschaft?"

„Natürlich, wenn du willst."

Sie ist immer für mich da. Warum?

Sie schiebt mich ins Badezimmer. Sie mag es nicht, wenn ich ihr schönes frisches Bett mit Zigaretten- und Alkoholgestank versaue. Doch wenn ich ehrlich bin, mag ich es auch nicht wenn ich so stinke. Mit meinem ausgeprägten Geruchssinn stört es mich vermutlich sogar noch mehr als sie.

„Licht."

Mir ist dieses Zeitalter echt unheimlich. Alles geht vollautomatisch und voll elektronisch oder computergesteuert. Nichts wird hier mehr von Hand oder mit reiner Schweißarbeit erledigt. Alles ist so steril und unwirklich. Früher war das noch nicht so. Früher war es besser.

Elisabeth zieht mich ganz behutsam aus. Das macht sie gerne. Sie mag meinen Körper. Sie ist jedes Mal ganz fasziniert von meiner hellen Haut und meinen kräftigen Muskeln. Sie muss mich immer berühren, so wie jetzt gerade, als sie mir über den Rücken streicht. Es gefällt mir wie sie mich berührt. Sie gibt mir das Gefühl etwas Besonderes zu sein. Jemand Besonderes.

Sie dreht mich herum, um mir die Hose aufzuknöpfen. Wie sie mich ansieht. Sie weiß, dass ich noch immer betrunken bin. Ich glaube, dass sie es mir jedes Mal ansieht, wenn ich zuviel getrunken habe. Ich zieh mir wenigstens die Hosen selber runter, damit sie nicht alles alleine machen muss. Warum nur kann ich mich nicht zusammenreißen. Wenigstens für sie. Wenigstens für Elisabeth. Sie hätte etwas Besseres verdient als mich.

„Kommst du?"

Was? Was ist los? Ach so. Sie steht schon in der Dusche. Das habe ich gar nicht mitbekommen. Mein Kopf ist immer noch so schwer. Ich denke langsam werde ich alt. Ich vertrage den Alkohol nicht mehr so wie früher. Eigentlich sollte ich ja im Alter mehrere und verbesserte Fähigkeiten haben. Mit meinen immerhin schon zweihundert Jahren sollte ich doch langsam zum Ober-Meistervampir herangewachsen sein. Na ja, ein Meistervampir bin ich ja schon lange. Ich finde es sollte einen Ober-Meistervampir geben. Ach so ein Blödsinn! Ich bin echt total betrunken. Ich bin ein Ober-Meister-Betrunkener! Prima Spike! Das machst du echt hervorragend!

Hmmm. Es tut so gut, was Elisabeth gerade macht. Sie wäscht mich wie ein Kind, aber es tut gut. Sie sorgt sich um mich. Wäscht mich. Ich frage mich nur warum. Warum tut sie das alles für mich? Ich frage mich, ob Buffy das auch jemals für mich getan hätte. Hätte sie sich auch so um mich gekümmert? Wäre sie auch für mich da gewesen? Auch wenn ich betrunken bin, oder wenn ich einen Wutanfall bekomme und ihre Vasensammlung zerstöre. OK, ich glaube Buffy hatte nie so etwas wie eine Vasensammlung, aber trotzdem. Nehmen wir mal an, ich hätte ihren Mr. Gordo getötet. Hätte sie mich dann trotzdem noch geliebt? Hat sie mich überhaupt jemals geliebt? Ich werde es wohl nie erfahren. Denn Buffy ist bestimmt schon längst tot. Auch wenn sie für eine Jägerin älter geworden war, als alle anderen vor ihr, so wird sie heute bestimmt schon längst tot sein. Sie muss tot sein. Es kann nicht sein, dass sie noch lebt. Das kann nicht sein! Es kann nicht sein.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Teil 2

Etwas später, als wir beide geduscht und getrocknet sind, schiebe ich ihn rüber ins Schlafzimmer. Beinahe apathisch steigt er ins Bett, dreht mir den Rücken zu und zieht dabei die halbe Decke mit sich. Ich halte das nicht mehr aus! Das wird ja immer schlimmer! Was ist nur los mit ihm? Als ich ihn kennen gelernt hatte, war er ganz anders. Damals war er so lebendig gewesen. Ja lebendig trifft es ganz gut. Er hat mich angestrahlt. Mich geküsst. Mich geliebt. Mich vergöttert. Mich auf Händen getragen. Mich geliebt? Sexuell ja, aber hat er mich auch mit seinem toten Herzen geliebt? Gibt es in seinem Herzen überhaupt noch Platz für einen Menschen? Für mich? Ich wische mir eine Träne aus dem Gesicht und steige zu ihm ins Bett. Es ist schließlich schon spät und ich muss morgen früh raus.

Ich drehe ihm meinen Rücken zu und versuche einzuschlafen, als ich plötzlich sein Wimmern höre. Weint er etwa? Tatsächlich! Als ich sein leises Schluchzen höre, zerreist es mir fasst das Herz! Gott wie sehr ich ihm doch helfen möchte. Wie gern ich ihm doch den Schmerz von der Seele nehmen würde, wenn ich nur wüsste wie!

Ich drehe mich zu ihm herum und lege ihm sanft einen Arm und seinen kalten Körper. Er zittert ganz leicht. Noch nie hatte ich erlebt, dass er zittert. Ich wusste gar nicht, dass Vampire überhaupt zittern können. Er greift nach meiner Hand und zieht sie fester zu sich. Ich glaube es tut ihm gut, von mir gehalten zu werden. Ich hoffe es tut ihm gut. Ich richte mich ein wenig auf, und küsse ihn liebevoll auf die Wange. Daraufhin dreht er sich in meiner Umarmung herum und sieht mich mit feuchten Augen an. Ich wische ihm sanft die Tränen aus dem Gesicht und er lächelt mich gequält an. In seinen Augen kann ich jedoch noch etwas anderes als seinen Schmerz erkennen.

Es ist ein vertrauter Blick, den ich schon so oft gesehen habe.

„Darf ich?"

Als wenn er jemals nicht gedurft hätte!

„Das weißt du doch. Jederzeit."

Er legt seinen kalten Arm um meine Hüfte und zieht meinen Körper zu sich. Er beugt sich über mich und vergräbt seinen Kopf in meinem Nacken, den ich ihm bereitwillig darbiete. Kleine sanfte Küsse verteilt er an meiner zarten Haut, bevor ich spüre wie sich seine Gesichtszüge verändern und seine spitzen Zähne auf meiner Haut ruhen. Ich warte auf den Biss. Ich warte dass er seine Zähne in meiner Haut versänkt. Dass er in tiefen Zügen von mir trinkt, wie er es immer tut.

Er zögert. Ich frage mich warum. Doch bevor ich ihn fragen kann, beißt er doch zu. Ich spüre den brennenden Schmerz an meinem Hals und bäume mich gegen seinen starken Körper. Ein leises Stöhnen entweicht meinen Lippen. Er hält mich fest in seinem Arm. Wie ich diesen Augenblick liebe! Ich bin ihm völlig ausgeliefert. Ich weiß, er könnte mich jetzt ganz leicht töten. Ich schlinge meine Arme um ihn. Ich spüre ganz deutlich seine beiden Reißzähne in meinem Hals vergraben. Jetzt beginnt er zu saugen. Ich höre fasst, wie das Blut aus meinen Adern gesogen wird. Mein Herzschlag wird lauter und schneller. Mein Körper stößt eine kräftige Portion Adrenalin aus, wodurch ich in einen leichten rauschähnlichen Zustand drifte. Er nimmt nur wenige Schlücke, dass weiß ich. Doch ich weiß auch, dass er jederzeit mehr nehmen könnte. Er könnte mich jetzt einfach töten. Könnte mir mein ganzes Blut aus den Adern saugen. Ich muss krank sein, dass ich das mit mir machen lasse. Ich muss krank sein ihm zu vertrauen. Zu glauben, dass er mich niemals töten würde. Doch ich glaube ihm. Ich weiß, dass er mich niemals töten würde. Niemals.

Ich fühle wie mir schwindlig wird. Und ich glaube er fühlt es auch. Er fühlte es jedes Mal, denn genau das ist der Augenblick, in dem er jedes Mal aufhört zu trinken. Genau wie jetzt auch. Doch er bleibt immer noch in seiner Stellung verharren. Seine Zähne noch immer tief in mir vergraben. Gott wie ich es liebe, wenn er mich so hält! Ich spüre wie mir heiß wird. Ich spüre wie eindeutig mein Körper auf sein tun reagiert. Ich werde heiß. Mein ganzer Körper beginnt zu glühen, und ein weiteres Stöhnen entweicht meinen Lippen. Er weiß genau was er tut. Er weiß genau, wie mein Körper auf ihn reagiert. Er lässt seine Hand ganz langsam an mir herunter wandern und streichelt meine Seite. Wie ich diese Hände liebe!

Ich bäume mich ihm entgegen. Kann es nicht erwarten, ihn zu spüren, ihn zu berühren. Kann es nicht erwarten, bis er endlich wieder zum Leben erwacht. Auch wenn ich weiß, dass es nur für eine halbe Nacht sein wird. Ungeduldig streiche ich mit der Hand über seinen Rücken. Ertaste dabei seine starken Muskeln. Seine unglaublich talentierte Hand wandert langsam zu meinen steifen Knospen und ich muss erneut aufstöhnen, da dieses Gefühl einfach überwältigend ist. Langsam zieht er eine Reißzähne aus meinem Hals und leckt zärtlich die letzten Tropfen Blut aus der Wunde. Währendessen spielen seine geschickten Finger mit meinem steifen Nippel und bringen mich an den Rand des Wahnsinns. Mein Körper bewegt sich fast schon von selbst und reibt sich rhythmisch an dem seinen.

Ich kann sein steifes Glied an meinem Oberschenkel spüren und dränge mich ungeduldig zu ihm. Er weiß ganz genau, was er tun muss, um mich um den Verstand zu bringen. Er küsst meinen Nacken hinunter bis zu meinen Brüsten, während seine Hände hinab zu meinen Hüften wandern. Mein Körper sehnt sich nach Erlösung. Er sehnt sich nach seiner Berührung. Ich will ihn spüren, tief in mir! Doch er foltert mich nur. Er quält mich mit seinen Küssen und Liebkosungen. Mit seinen geschickten Händen und mit dieser unglaublich talentierten Zunge! Ich will ihn spüren. Ich will seine Zunge in meinem Mund spüren. Ich bettle um einen Kuss, indem ich mich zu ihm hoch beuge und mit den Händen nach seinem Kopf greife. Er scheint heute Gnade mit mir zu haben und erhört mein Flehen.

Gierig plündere ich seinen Mund und koste seinen herrlichen Geschmack. Beim ersten Mal war ich sehr irritiert über den Geschmack meines eigenen Blutes in seinem Mund, aber heute würde ich es mit nichts tauschen wollen. Er küsst unglaublich gut! Langsam merke ich, wie er zum Leben erwacht. Immer gieriger werden seine Küsse. Immer leidenschaftlicher seine Berührungen. Ich glaube es liegt an meinem Blut. Immer wenn er von mir trinkt, scheint ein alter Lebensgeist in ihm zu erwachen. Endlich rückt er mit seinem Köper zwischen meine Schenkel, die ich bereits erwartungsvoll auseinander spreize. Ich kann es nicht erwarten, bis er endlich in mich eindringt. Bis ich ihn endlich wieder spüren darf.

Oh mein Gott! Es ist jedes Mal unglaublich! Ich spüre seine pralle Spitze an meiner heißen wartenden Scham. Und er dringt endlich ein.

„hmmm!"

Ich liebe dieses Gefühl! Kein anderer Mann fühlte sich jemals so unglaublich gut in mir an! Er hat unseren Kuss unterbrochen um mir ins Gesicht zu sehen. Er beobachtet meine vor Lust verzückten Augen. Er beginnt sich ganz langsam in mir zu bewegen und ich glaube erneut den Verstand zu verlieren. Er beobachtet mich noch immer. Warum wohl? Was sieht er in diesem Augenblick in mir?

„ahhhh!"

Ja, das ist gut! Mach das noch mal! Es ist einfach unglaublich, wie gut er meinen Körper kennt. Wie genau er weiß, wie er sich bewegen muss, um mir die größtmögliche Lust zu schenken. Ich stöhne erneut! Ich kann nicht anders. Ich verliere völlig die Beherrschung. Er bewegt sich immer schneller in mir. Ich will ihn küssen, doch er sieht mich nur noch immer an. Aber es stört mich nicht. Ich versinke förmlich in seinen blauen Augen. Dann verändert er sich erneut. Er scheint genug gesehen zu haben und versenkt seine Lippen wieder auf den meinen. Er küsst mich gierig und unbeherrscht. Meine Hände vergraben sich unkontrolliert in seinem Rücken. Ich drücke ihm verzweifelt meinen Körper entgegen. Ich sehne mich so sehr nach meiner Erleichterung.

Er wandert mit seinem Mund hinter zu meinem Nacken. Mit stumpfen Zähnen saugt er ganz sachte an meiner Wunde. Nur um mir das Gefühl zu geben, dass er wieder erneut zubeißen könnte. Und genau dieses Gefühl ist es, das mich direkt auf einen unglaublichen Höhepunkt zudriften lässt. Ich spüre durch seine beschleunigten Stöße, dass auch er nur noch einen Schritt davon entfernt ist. Mit einem lauten Stöhnen fühle ich wie meine Muskeln im Unterleib zusammen zucken. Im selbem Moment fühle ich wie auch sein harter Schaft all seinen toten Samen in mich hineinpumpt. Ich spüre wie ich immer wieder zusammenzucke. Ich halte ihn immer noch verkrampft in den Armen, bis ich mich endlich entspanne. Ganz sanft bewegt er sich noch weiter in mir. Dann lässt er sich vorsichtig auf meinen Körper sinken. Seinen Kopf tief in meinem Nacken versunken, als ob er dort nach etwas Sicherheit suchen würde.

Ich bin völlig erschöpft. Langsam normalisieren sich mein Atem und mein Kreislauf wieder. Wir beide liegen eng umschlungen da und ich streichle ihm sanft über den Rücken. Wenn wir miteinander schlafen, sind es die einzigen Momente in unserer verrückten Beziehung, in denen ich noch das Gefühl habe, dass er bei mir ist. Aber sicher bin ich mir da nicht. Und gerade jetzt habe ich wieder das Gefühl, dass er sich wieder von mir entfernt. Woran denkt er jetzt wohl? Und woran denkt er, wenn er mich während unseres Liebesaktes immer so eindringlich studiert? Vermutlich studiert er nur meine Reaktionen auf seinen geschickten Körper. Das würde erklären, woher er so genau weiß, was er tun muss um mich verrückt zu machen.

So oft habe ich versucht das gleiche für ihn zu tun. So oft habe ich versucht herauszufinden, was ihm gefällt. Wodurch ich ihm die größtmögliche Lust schenken kann, doch er lässt es nicht zu. Er lässt nicht zu, dass ich seinen herrlichen Körper erforschen kann. Er öffnet sich in keiner Weise, um mir zu zeigen, was ihm gefallen würde. Ich hatte ihn schon oft darauf angesprochen. Schon ganz am Anfang, als er noch nicht so verschlossen war. Doch er meinte ihm sei nur wichtig, dass ich zu meinem Vergnügen käme. Das würde ihm völlig reichen. Damals hatte ich es einfach so hingenommen, doch heute glaube ich ihm nicht mehr. Ich glaube, dass da mehr dahinter steckt. Könnte ich doch nur irgendwie erfahren, was mit ihm los ist. Ich würde ihm so gerne helfen.

„Es tut mir leid, Liebes."

So hat er mich schon seit Wochen nicht mehr genannt. Er sagt immer nur Babe zu mir. Er hat wohl gemerkt, dass ich über ihn nachdenke. Mir fällt auf, dass er sich heute auffällig oft entschuldigt.

„Was tut dir leid?"

„Ich weiß, dass du dir Sorgen um mich machst."

„Ja. Das tue ich. Ich liebe dich! Weißt du das eigentlich?"

„Ja, das weiß ich."

„Und du? Liebst du mich?"

Oh bitte lass ihn antworten! Oh bitte sag, dass du mich liebst. Er hat es noch nie wirklich zu mir gesagt. Er hat noch nie gesagt, dass er mich liebt.

„Ich weiß es nicht."

Oh Gott ich glaub ich breche gleich in Tränen aus! Warum nur musste ich ihn fragen? Ich wusste doch wie er antworten würde. Ich wusste es ganz genau! Ich kann es nicht verhindern, das Wasser steht mir in den Augen und eine erste Träne rollt mir über die Wange. Er wischt sie zärtlich zur Seite. Wie ich seine Berührung liebe.

„Sag mir doch bitte, was dich so sehr belastet. Ich weiß ich kann dir vermutlich nicht helfen, aber ich könnte es wenigstens versuchen! Vielleicht könnte ich dann endlich verstehen, wieso du so unglücklich bist. Ist es wegen dieser Frau? Wegen dieser Jägerin, die du so sehr geliebt hattest?"

Hoffentlich antwortet er mir.

„Ihr Name war Buffy. Und ja, ich liebte sie über alles."

Mein Herz droht gerade auseinander zu brechen. Ich fühle einen deutlichen Stich in meiner Brust und als hätte er ihn ebenfalls gespürt, legt er seine Hand sanft auf mein Herz und ertastet meinen heftigen Herzschlag.

„Ich liebe sie noch immer. Es tut mir leid Babe, ich kann nicht anders."

Habe ich schon erwähnt, dass ich es hasse wenn er mich Babe nennt?

„Vor ein paar Wochen ist mir etwas Komisches passiert. Ich war grad mit Sorscha unterwegs auf Dämonenjagd, als ich sie plötzlich sah."

„Wen?"

„Buffy."

„Du hast Buffy gesehen? Hey Moment, das war doch über siebzig Jahre her, das bedeutet, dass sie jetzt mindestens neunzig sein müsste."

„Dreiundneunzig. Nein ich habe nicht wirklich sie gesehen. Sie kann es nicht gewesen sein, aber sie sah genauso aus wie sie! Sie war wunderhübsch. Sie hatte ihre Haare, ihre Augen und sogar ihren Duft! Die einzige logische Erklärung wäre gewesen, dass sie jemand in einen Vampir verwandelt hätte und ich dachte sofort an Angel, doch diese Frau, die ich gesehen hatte war kein Vampir. Sie war ein Mensch. Doch trotzdem sah sie genauso aus wie sie. Ich war total durch den Wind. Ich wollte sie ansprechen, traute mich aber nicht. Ich hatte Angst. Angst, dass sich alles wiederholen würde. Angst, dass sie mich wieder verstoßen würde."

„Aber sie hatte dich doch gar nicht verstoßen, oder?"

„Nein, das nicht, aber sie hatte mich nie geliebt."

„Wo und wann hast du diese Frau denn gesehen?"

„Sie arbeitet um die Ecke in dem kleinen Fast-Food-Restaurant. Buffy hatte auch mal in so einem Restaurant gearbeitet. Sie hatte es gehasst, aber sie brauchte das Geld dringend. Seitdem ich diese Frau dort gesehen hatte, war ich jeden Tag dort. Jeden Tag hab ich sie angestarrt. Jeden Tag wollte ich sie ansprechen, aber ich habe es nicht geschafft. Und jeden Tag ging ich anschließend in unsere Bar um mich zu betrinken. Den Rest der Geschichte kennst du ja."

„Allerdings. Was hast du jetzt vor? Willst du weiterhin in das Restaurant gehen, sie nicht ansprechen, und dich anschließend betrinken?"

„Nein."

„Was dann?"

„Ich weiß es nicht."

„Wir gehen morgen zusammen hin, OK? Und ich werde das Restaurant solange nicht verlassen, bis du dich überwunden hast sie zu anzusprechen!"

„Warum willst du das für mich tun?"

„Weil ich dich liebe! Ich würde alles für dich tun."

Wie sehr ich mir eine Erwiderung dieser drei magischen Worte gewünscht hätte, doch er schenkt mir nur ein warmes Lächeln und einen sanften Kuss. OK, der ist auch gut. Ich bin jedenfalls froh, dass er es mir endlich erzählt hat. Endlich weiß ich was ihn bedrückt. Vielleicht hilft es ihm, wenn er mit dieser Frau spricht. Vielleicht kann er dann endlich diesen Schmerz verarbeiten, denn er schon seit Jahren mit sich trägt.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Verdammt ich fühle mich so elendig. Ich könnte losheulen wie ein verdammtes Baby. Verdammt Spike, reiß dich zusammen! Es hilft nichts. Ich bin so erledigt. Ich bin so fertig und am Ende. Ich kann einfach nicht mehr. Ich will nicht mehr.

Ich spüre wie Elisabeth ihrem warmen Arm um mich legt. Gott tut das gut! Ich nehme ihn und drücke ihn noch fester an mich. Sie gibt mir so viel Halt. Sie gibt mir soviel Wärme. Sie ist immer für mich da. Egal wie betrunken ich bin. Ich spüre ihren warmen Körper in meinem Rücken, und es fühlt sich so gut an. So warm. So richtig. Sie küsst mich sanft auf die Wange. Ich will ihr in die Augen sehen. Will mich in ihren wundervollen dunklen Augen verlieren. Ich will mich in ihren Augen vergessen und bei ihr sein. Sie wischt mir die kalten Tränen aus dem Gesicht. Was muss ich jetzt für einen kümmerlichen Anblick abgeben? Ein weinender Vampir! Gibt es etwas Elenderes?

Sie ist so zart. Ich kann das Rauschen ihres Blutes in ihren Adern hören. Es betäubt fasst meine Sinne. Ich habe schon seit einer Ewigkeit kein Blut mehr getrunken. Ich weiß, dass sie mich trinken lässt. Sie lässt mich immer trinken. Ihr Blut ist einfach köstlich und gerade jetzt sehne ich mich danach von diesem köstlichen Blut zu kosten.

„Darf ich?"

„Das weißt du doch. Jederzeit."

Ja, das wusste ich. Ich ziehe ihren herrlich warmen Körper näher an mich heran. Ich beuge mich zu ihr rüber. Sie hält ihren Kopf so, dass ich auch sicher gut an ihren Nacken heran kann. Ich küsse ihre zarte Haut. Ganz von selbst verwandelt sich mein Antlitz in das Gesicht meines Dämons. Sie erlaubt mir, dass ich meine Zähne in ihr zartes Fleisch bohre. Warum tut sie das für mich? Tut sie es für mich, oder tut sie es, weil sie auf den Kick steht, den sie dabei empfindet? Ich kann ihr Verlangen spüren. Sie wartet auf meinen Biss. Warum will sie, dass ich sie beiße?

Was spielt es für eine Rolle? Sie lässt mich und ich will es. Ich will es mehr als alles andere in diesem Augenblick. Ich will sie spüren. Will ihr Blut schmecken. Ich brauche sie. Jetzt.

Ich beiße zu. Ramme ihr vorsichtig meine scharfen Reißzähne ins Fleisch und erhasche die ersten köstlichen Tropfen ihres Blutes. Sie bäumt sich mir entgegen und stöhnt. Sie stöhnt, weil ich ihr meine Zähne in den Hals gebohrt habe. Es gefällt ihr wirklich. Ich halte sie noch fester an mich gedrückt. Ich spüre jede ihrer Zuckungen. Sie liefert sich mir vollkommen aus. Sie vertraut mir ihr Leben an. Ob sie weiß, wie leicht ich sie jetzt töten könnte? Ob sie sich dieser Gefahr bewusst ist? Ich beginne zu saugen. Dieser wundervolle Geschmack ihres Blutes erreicht meine Sinne und löst ein wahres Feuerwerk in mir aus. Ihr Herzschlag wird schneller und lauter. Ich habe beinahe das Gefühl mein eigenes altes totes Herz beginnt wieder zu schlagen. Bei keinem Menschen fühlte ich mich je so lebendig, wie bei Elisabeth. Ich schmecke den herrlichen Geschmack des Adrenalins in ihrem Blut.

Ich muss acht geben. Muss aufpassen, dass ich nicht zuviel nehme. Bald ist es soweit. Bald kommt der Moment, wo ich aufhören muss, sonst ist es zuviel für sie. Ich will sie nicht verletzten. Ich will sie nicht töten. Ich könnte sie niemals töten. Der Zeitpunkt ist gekommen. Ich muss aufhören zu trinken, aber ich lasse meine Zähne noch in ihr versunken. Ich mag es, wenn ich sie so halte. Und sie mag es auch. Ich spüre ihre Hitze. Ihr Körper fängt beinahe an zu glühen. Sie stöhnt und ich spüre wie ich hart dabei werde. Sie macht mich ganz verrückt!

Ich lasse meine Hand an ihrem wundervollen Körper herab gleiten. Sie fühlt sich so gut an. Ich weiß, dass sie das mag. Ich spüre eindeutig wie ihr Körper auf mich reagiert. Sie bäumt sich mir entgegen und streicht mir über den Rücken. Ich kann ihre Ungeduld förmlich greifen. Sie zieht und zerrt an meinem Körper. Ich weiß was sie will. Ich weiß es genau. Noch immer habe ich meine Zähne in ihrem wundervollen Hals vergraben. Noch immer halte ich sie fest. Sie liefert sich mir vollkommen aus. Sie ist mein. Ganz allein mein. Ich ertaste ihre prallen Brüste. Ich liebe diese Brüste. Ihre Nippel sind so steif. Ich ziehe meine Zähne zurück und lecke genüsslich die letzten Tropfen ihres köstlichen Lebenselixiers, während ich meine menschliche Maske wieder aufsetze. Ich spiele mit ihren Nippeln. Ihr Körper bäumt sich erneut gegen den meinen und sie beginnt sich in einem trägen Rhythmus gegen mich zu reiben.

Ich spüre ihr Verlangen, mich zu spüren. Und mein eigener Körper verlangt nach ihr. Ich küsse zärtlich ihre wundervolle Haut. Sie bettelt um einen Kuss. Sie will mich schmecken. Sie will mich. Ich lege meine Lippen auf die Ihren und sie dringt sofort gierig mit ihrer Zunge in meinen Mund. Sie saugt und leckt mich förmlich aus. Als wenn sie nach mir dürsten würde.

Ihr Blut in meinen Adern macht mich wieder nüchtern und klar. Mein toter Körper erwacht zu neuem Leben. Ich halte sie fest in meinen Armen und spüre ihr Verlangen. Und ich spüre wie mein Körper lebendig wird. Ich will sie fühlen. Will ihre Wärme um mich spüren. Will in ihr sein. Ich kann nicht länger warten. Ich will es jetzt.

Ich dringe in diesen unglaublich heißen Körper ein. Ich sehe sie an. Ihr Gesicht ist vor Lust verzückt. Vor Lust, weil ich in ihren Körper eingedrungen bin. Weil sie mich spürt.

„hmmm!"

Sie stöhnt schon wieder. Das macht mich ganz verrückt. Ich fange langsam an mich zu bewegen und beobachte dabei jede ihrer Reaktionen. Ich kann genau sehen, wie sie auf mich Reagiert. Kann sehen, wie ich ihr Lust bereite.

„ahhhh!"

Ich kenne ihren Körper so gut, ich weiß genau was sie will. Ich weiß genau wie ich mich bewegen muss. In meinen Armen ist sie wie ein Instrument, das von einem Meister bespielt wird. Und ich bin ihr Meister. Sie bettelt schon wieder um einen Kuss, doch ich will sie sehen. Will in ihren herrlich dunklen Augen versinken. Will ihre Lust sehen. Will ihr Verlangen sehen. Ihr Verlangen nach mir. Sie will mich. Allein dieses Gefühl gibt mir einen Sinn für mein Dasein. Einen Sinn für mein Leben. Ich lebe.

Ich küsse sie wie von Sinnen. Mein Körper reagiert fast von alleine. Ich will sie berühren. Überall. Sie drängt sich verzweifelt gegen mich. Sehnt sich nach Erlösung. Nach mir. Ich weiß was sie will. Ich küsse ihren zarten Hals und sauge vorsichtig an dem frischen Mal, das ich ihr gesetzt habe. Ich weiß genau, dass dieses Gefühl sie zum Höhepunkt bringen wird. Und auch ich selbst bleibe nicht unberührt. Allein der Gedanke, dass ich diesen wundervollen Körper jederzeit beißen darf, macht mich verrückt. Allein der Gedanke, dass sie mir gehört. Mir ganz allein.

Ich bewege mich immer schneller und stoße wie von Sinnen in diesen feuchten willigen Körper. Ich spüre wie die Muskeln in ihrem Unterleib zu zucken beginnen. Durch diese heftigen zuckenden Bewegungen, pumpt sie regelrecht meinen kalten Samen in sich hinein. Sie ist unglaublich. Ihr Körper zuckt noch immer unter mir und ich merke, wie mir schwindlig wird. Sie hält sich krampfhaft an mir fest, als hätte sie Angst, dass ich davon laufen würde, aber ich möchte nie mehr woanders sein, als in diesem warmen Körper und in ihren Armen.

Sie entspannt sich, und auch ich komme wieder zur Ruhe. Ich lasse mich sanft auf sie gleiten. Ich vergrabe mein Gesicht in der Beuge ihres Nackens. Dort fühle ich mich wohl. Dort fühle ich mich zuhause. Hier in ihren Armen. Nachdem ich ihr alles gegeben habe. Alles, was ich für sie habe. Ich glaube diesmal war es auch wieder schön für sie. Ich will immer, dass es schön für sie ist. Das ist das alles was ich ihr geben kann. Schon so oft fragte sie mich nach meinen Bedürfnissen. Schon so oft wollte sie meinen Körper erforschen und testen, was mir gefällt, aber ich lasse es nicht zu. Ich zeige ihr nicht, was mir gefällt. Ich will nicht, dass sie es tut. Denn ich habe Angst mich dann zu verlieren. Mich in ihr zu verlieren. Mich in sie zu verlieben. Ich kann sehen, dass es sie bedrückt. Ich kenne sie so gut. Ich weiß genau was in ihr vorgeht. Ich wünschte ich könnte ihr erlauben mich zu erreichen. Ich wünschte ich hätte den Mut dazu.

„Es tut mir leid, Liebes."

„Was tut dir leid?"

„Ich weiß, dass du dir Sorgen um mich machst."

„Ja. Das tute ich. Ich liebe dich! Weißt du das eigentlich?"

„Ja, das weiß ich."

Das weiß ich wirklich. Sie lässt es mich mehr als deutlich spüren. Jeden Augenblick, den wir zusammen verbringen.

„Und du? Liebst du mich?"

Ich ahnte, dass die Frage kommt. Was soll ich sagen? Soll ich die Wahrheit sagen? Dass ich es selbst nicht weiß. Dass ich Angst davor habe mich wieder so sehr in einem Menschen zu verlieben wie in Buffy.

„Ich weiß es nicht."

Ich weiß das bricht ihr das Herz, aber ich kann ihr nichts vormachen. Ich kann sie nicht belügen. Eine Träne rollt ihr über die Wange und ich wische sie weg. Sie schenkt mir ein Lächeln. Sie weiß genau, dass etwas mit mir nicht stimmt und versucht stark zu sein. Stark für mich.

„Sag mir doch bitte, was dich so sehr belastet. Ich weiß ich kann dir vermutlich nicht helfen, aber ich könnte es wenigstens versuchen! Vielleicht könnte ich dann endlich verstehen, wieso du so unglücklich bist. Ist es wegen dieser Frau? Wegen dieser Jägerin, die du so sehr geliebt hattest?"

Was soll ich nur sagen? Ich kann sie nicht belügen.

„Ihr Name war Buffy. Und ja, ich liebte sie über alles!"

Ihr Herz schlägt schwer in ihrer Brust. Das hat sie sehr getroffen. Es tut mir leid. Doch ich muss ihr die Wahrheit sagen. Das bin ich ihr schuldig.

„Ich liebe sie noch immer. Es tut mir leid Babe, ich kann nicht anders."

Ich muss es ihr erzählen. Ich erzähle ihr alles. Ich erzähle ihr wie ich diese Frau in dem Restaurant gesehen habe. Es war vor ein paar Wochen. Ich war damals unterwegs mit Sorscha. Sie wollte sich nur kurz etwas aus dem Fast-Food-Restaurant holen. Da habe ich sie zum ersten Mal gesehen. Ich war starr vor Angst. Ich war wirklich geschockt. Zuerst dachte ich, das ist wirklich Buffy. Sie sah genauso aus. Dann fiel mir ein, dass es mehr als siebzig Jahre her war, als ich sie das letzte Mal sah, also konnte diese Frau unmöglich Buffy sein. Es sei denn jemand hätte sie in einen Vampir verwandelt. Ich dachte sofort an Angel. Eifersucht kam in mir hoch. Bis ich jedoch merkte, dass diese Frau kein Vampir war. Sie war ein Mensch. Und doch war sie wie Buffy. Von da an war ich jeden Tag in dem Restaurant. Jeden Tag beobachtete ich sie. Doch ich hatte nicht den Mut sie anzusprechen. Ich erzählte Elisabeth alles. Ich erzählte ihr, dass ich jeden Tag in dem Restaurant war. Dass ich mich danach betrunken hatte. Und was macht sie? Sie sagt, dass sie mir hilft. Sie will mit mir zusammen in das Restaurant gehen und solange bleiben, bis ich diese Frau angesprochen habe. Diese Frau, die wie Buffy aussieht. Die wie sie riecht. Die sich wie Buffy bewegt. Die mir seit Wochen das Leben zur Hölle macht, weil ich nicht mehr vergessen kann. Sie will mir trotzdem helfen, nachdem ich ihr alles erzählt habe. Nachdem ich ihr gesagt habe, dass ich Buffy noch immer liebe. Nachdem ich ihr soviel Schmerz zugefügt habe. Und ihr soviel Ärger bereitet habe. Nach alle dem will sie mir immer noch helfen. Weil sie mich liebt. Mich.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

 

Teil 3

Wenn sich vieles in den letzten Jahren verändert hat, so doch am wenigsten diese Fast-Food-Restaurants. Jedenfalls behauptet Spike, dass es so ist. Ich kann das ja kaum beurteilen, da ich ja in dieser Zeit geboren und aufgewachsen bin. Schon seit wir dieses Restaurant mit dem großen gelben M betreten hatten, war sein Blick suchend nach der Frau umhergeschweift. Wir gingen zur Theke vor und bestellten uns nur zwei Cokes. Seine Nervosität war geradezu spürbar. Suchend sah er sich immer wieder um, doch die Frau, von der er gesprochen hatte, war nicht da. Wir setzten uns nicht weit entfernt von der Theke an einen kleinen Tisch.

„Sie ist nicht da!"

„Vielleicht hat sie gerade Pause?"

„Nein, nicht um diese Zeit. Das weiß ich. Ich beobachte sie schon seit Wochen!"

„Vielleicht hat sie Urlaub?"

„Kann sein."

„Frag doch einen von den Mitarbeitern."

„Nein."

„Also gut, ich werde fragen."

Ohne auf einen Kommentar von ihm zu warten stehe ich auf und gehe an die Theke. Er folgt mir.

„Entschuldigen Sie Sir, dürfte ich Sie etwas fragen?"

„Ja Madam, womit kann ich Ihnen helfen?"

„Bei Ihnen arbeitet eine junge Dame, ich wüsste gerne wo sie heute ist?"

„Wen meinen Sie denn?"

Spike mischt sich ein:

„Sie ist etwa so groß", dabei deutet er ihre Größe mit der flachen Hand an. „hat blondes langes Haar, grüne Augen."

„Ach sie meinen Susan. Tut mir leid, sie arbeite hier nicht mehr."

Ich kann sehen, wie Spike sämtliche Gesichtszüge entgleiten, als stünde der direkte Weltuntergang bevor. Ich sehe, wie er sich beherrschen muss, nicht in Verzweiflung auszubrechen. Seine wunderschönen blauen Augen füllen sich mit Tränen und er schnellt rasch herum um im Eiltempo das Restaurant zu verlassen. Ich kann mir denken, wo er hin gehen wird, doch ich folge ihm nicht. Mir kommt da eine andere Idee.

„Wissen Sie vielleicht, wo Susan jetzt arbeitet?"

„Nein, keine Ahnung."

„Und wo sie wohnt vielleicht?"

„Nein, das weiß ich leider auch nicht. Aber ich hab eine Telefonnummer von ihr. Wenn sie kurz warten, dann kann ich sie Ihnen geben."

„Das wäre sehr nett von Ihnen."

Ich warte geduldig an der Theke. Der Typ lässt sich ganz schön Zeit. Ich werde nervös. Ich muss nach Spike sehen. Ich will nicht, dass er sich wieder an der Bar betrinkt. Endlich kommt der Typ zurück und überreicht mir einen Zettel. Ich bedanke mich und verlasse das Restaurant. Ich blicke auf den Zettel und lese die Nummer und den Namen, der dahinter steht. Susan Summers. Ob diese Frau etwas mit Spikes Buffy gemeinsam hat? Wie hatte Buffy eigentlich noch geheißen? Ich glaube er hat ihren vollständigen Namen nie erwähnt. Bis gestern Abend wusste ich ja noch nicht mal ihren Vornamen. Ich werde ihn suchen gehen. Hoffentlich finde ich ihn bald.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Sie war nicht da. Wir waren in dem Restaurant, aber sie war nicht da. Ich glaubte ich müsste verzweifeln. Wochenlang hatte ich die Gelegenheit mit ihr zu sprechen und jetzt, da ich mir wirklich fest vorgenommen hatte, sie endlich anzusprechen, ist sie nicht mehr da! Ich konnte nicht anders ich musste einfach weg. Weg aus diesem stinkenden Fast-Food-Restaurant. Weg von dieser ganzen unwirklichen Welt, wo alles elektronisiert und mechanisiert abläuft. Weg von diesem Ort, der mich so sehr an Buffy erinnert. Ich musste einfach weg.

Ich wollte zuerst in unsere Bar gehen. Aber ich wusste genau, dass Elisabeth mich dort als erstes suchen würde. Also suche ich jetzt nach einem anderen Ort.

Ich irre ziellos durch die dunklen Gassen. Ich weiß nicht wo ich hin soll. Warum nur hab ich sie nicht angesprochen? Warum nur konnte ich nicht den Mut aufbringen, mich meiner Vergangenheit zu stellen? Warum nur?

Ich hasse diese Straßen. Alles ist hier so sauber und steril. Alles so perfekt organisiert und technisiert. Ich komme einfach nicht mit dieser neuen Zeit zurecht. Früher war es viel einfacher für einen Vampir. Einfacher für mich. Ich muss hier weg.

Das ist es. Ich geh hinunter in die Tunnel. Dort hat sich nichts verändert. Sie selben dunklen, stinkenden Kanäle wie früher. Derselbe Gestank wie früher. Hier laufen noch immer dieselben Gestalten herum, die sich vor dem Tageslicht und vor den Menschen verstecken. Hier hat sich nichts verändert. Hier bin ich richtig.

Wenn ich mich recht entsinne, gibt es hier irgendwo eine Höhle, in der sich einige Vampire herumtreiben. Vampire wie ich, die mit sich selbst, ihrem Leben, oder ihrer Seele nicht zu Recht kommen. Denn mit dieser beschissenen neuen Zeit und dieser beschissenen neuen Regierung kamen auch die beschissenen neuen Gesetze, in denen jeder Vampir sich registrieren und sich eine Seele verpassen lassen muss, sonst ist er für die Jägerinnen zum Abschuss freigegeben. Was für eine verrückte Welt ist das hier nur geworden?

Ich hatte Recht. Hier bin ich richtig. Hier werde ich bleiben. Hier bekomme ich was ich brauche. Gegen eine geringe Bezahlung bekomme ich hier soviel Blut und Alkohol wie ich brauche. Doch ich will kein Blut. Ich will mich nur betäuben. Will vergessen. Will aufhören zu denken. Aufhören zu existieren.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Er war nicht in den Bars, in die er gewöhnlich geht. Er war auch nicht in der Kneipe, in der wir uns kennen gelernt hatten. Er wusste, dass ich ihn an diesen Orten suchen würde, also wollte er wohl alleine sein. Ich kann nichts anderes tun, als nachhause zu gehen und auf ihn zu warten.

Oder ich könnte einfach etwas anderes tun. Ich greife nach dem Zettel, den mir der Typ aus dem Restaurant gegeben hatte. Ich steck mir meinen Kommunikator ins Ohr und sage die Nummer an. Hoffentlich geht sie ran.

„Hallo?"

Das ist eine männliche Stimme. Nicht das, was ich erhofft hatte.

„Ja Hallo, mein Name ist Elisabeth Neil, ich hätte gerne mit Mrs. Summers gesprochen."

„Die ist nicht mehr da."

Nicht gerade freundlich der Kerl!

„Können Sie mir sagen, wann sie wieder kommt?"

„Nie wieder hoffentlich!"

„Wie darf ich das verstehen?"

„Ich hab sie zum Teufel geschickt, so dürfen Sie das verstehen! Sie ist nachhause gefahren zu ihrer Mutter."

„Hören Sie, es ist äußerst wichtig, dass ich sie spreche! Könnten Sie mir bitte die Adresse ihrer Mutter geben?"

„Meinetwegen. Warten Sie kurz."

Hektisch krame ich nach meinem Notepad, damit ich mir die Adresse notieren kann. Gerade rechtzeitig, denn schon ist der Kerl wieder am Apparat und gibt mir die Adresse durch. Gütiger Himmel, dass ist ja Kilometer von hier entfernt!

„Vielen Dank für Ihre Hilfe. Auf Wiederhören."

„Ja ja, schon gut."

Aufgelegt. Wirklich kein netter Kerl.

Wenn ich jetzt nur wüsste, wo Spike ist? Ich geh jetzt mal nachhause. Vielleicht ist er ja bereits dort.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Er war nicht da. Er kam auch am nächsten Tag nicht. Und nicht den Tag darauf. Eine ganze Woche war er wie vom Erdboden verschwunden. Ich machte mir natürlich wieder Sorgen. Wie könnte ich auch anders.

Als er dann heute früh morgens vor Sonnenaufgang in meiner Türe stand dachte ich, ich müsste ihn gleichzeitig küssen und ohrfeigen. Ich entschied mich jedoch für keines von beidem. Er sah schrecklich aus! Er war über und über verdreckt und stank, als hätte er die letzten Tage in der Kanalisation verbracht. Und vermutlich hat er das auch. Er war vollkommen ausgehungert, zitterte am ganzen Körper und sah einfach elendig aus.

Ich schob ihn erst Mal ins Bad und wusch ihn ein weiteres Mal, wie ich es schon so oft getan hatte. Danach hatte er sich etwas Bequemes angezogen und war in die Küche gegangen. Ich folgte ihm. Und nun stehe ich hier und beobachte ihn, wie er gierig an seiner Tasse Blut trinkt. Ich frage mich, ob er wieder gekommen wäre, wenn er kein Blut gebrauchen würde.

Kein einziges Wort war gefallen. Ich halte dieses Schweigen nicht aus.

„Wie war ihr Name. Ihr ganzer Name mein ich."

„Vom wem sprichst du?"

„Von Buffy. Wie war ihr Nachname."

Ich kann in seinen Augen erkennen, wie sehr es ihn schmerzt diesen Namen zu hören.

„Summers. Buffy Anne Summers war ihr Name."

„Summers? Bist du sicher?"

„Natürlich bin ich mir sicher! Warum?"

„Die Frau aus dem Restaurant hieß auch Summers. Ihr Name ist Susan Summers."

So aufgeregt hab ich ihn schon lange nicht mehr gesehen.

„Woher weißt du das?"

„Nachdem du aus dem Restaurant gestürmt warst, hab ich den Typ hinterm Tresen nach ihrer Nummer gefragt."

„Du hast sie angerufen?"

„Nein. Sie ist nicht mehr in der Stadt. Ein ziemlich unfreundlicher Kerl war am Apparat und hat mir erzählt, dass sie zu ihrer Mutter nach LA gefahren ist. Ich hab die Adresse. Ich wollte am Wochenende dort hinfahren. Fährst du mit?"

Wieder dieser Blick, mit dem er mich zu studieren scheint. Einen Penny für seine Gedanken!

„OK."

„Gut, dann fahren wir übermorgen los. Gleich nach Sonnenuntergang. Wenn wir zügig fahren, dürften wir in einer Nacht ankommen."

Er stellt seinen Becher zur Seite und starrt nachdenklich auf den Boden. Ob ich ihn fragen soll?

„Wo bist du die letzten Tage gewesen?"

„Nirgendwo."

Ja, das beschreibt es ziemlich genau, denn egal wo ich ihn gesucht hatte, er war nirgendwo zu finden.

„Willst du nicht darüber reden?"

Er blickt wieder zu mir auf und blickt mich wütend an. Doch die Wut richtet sich wohl eher auf ihn selbst.

„Ich hatte Wochen lang jeden verfluchten Tag die Gelegenheit sie anzusprechen. Jeden Tag war ich in diesem beschissenen Restaurant und hab sie beobachtet. Doch ich hatte sie nicht angesprochen! Ich hatte es nicht geschafft! Verflucht und jetzt erfahre ich auch noch, dass sie genauso heißt wie Buffy! Nicht nur, dass sie genauso aussieht, sie heißt auch so!!"

So wütend hab ich ihn noch nie erlebt. Mit den letzten Worten hat er die Tasse gepackt und mit aller gewallt auf die Küchentheke geschlagen, sodass sie in viele Einzelteile zerbrochen ist. Ich zucke erschrocken zusammen und weiche einen Schritt zurück. Die scharfkantigen Scherben haben ihm die Hand verletzt, aber er scheint es gar nicht zu registrieren, obwohl er blutet.

Ich eile ins Badezimmer und hole etwas Verbandszeug. Ich komme zurück in die Küche, wo er noch immer mit hängenden Schultern dasteht. Ich greife vorsichtig nach seiner Hand und beginne einzelne Splitter der Tasse aus seiner blutenden Wunde an seiner Handfläche zu ziehen. Er zischt, als ich einen der Splitter herausziehe.

„Tut mir leid, Babe."

„Wenn du noch einmal Babe zu mir sagst, dann schwöre ich, werde ich dich niemals mehr von mir trinken lassen!"

Er lächelt. Gott wie hab ich dieses Lächeln vermisst!

„Das würdest du doch niemals aushalten, Babe."

„Ich warne dich."

Ich fange an seine Hand zu verbinden.

„Wie soll ich dich dann nennen?"

„Alles nur nicht Babe! Ich bin kein Schweinchen!"

„Du bist aber so süß wie ein Schweinchen."

Er fängt wieder an mich zu necken. Irgendwie komm ich mir jetzt aber verarscht vor. Was soll das ganze eigentlich? Er ist todunglücklich wegen seiner alten Liebe und trotzdem fängt er jetzt an mich anzumachen. Er weiß genau, wie dieser Blick auf mich wirkt. Dieses unwiderstehliche Lächeln. Diese geschickte Hand, die sich gerade zu meinen Hüften schiebt. Ich kann das nicht. Nicht mehr! Ich halte das nicht aus. Früher war es noch OK, aber jetzt weiß ich, dass er das nur tut, um seinen Schmerz zu vergessen. Das ist nicht in Ordnung. Ich bin nur ein Ersatz für ihn. Bedeute ich ihm eigentlich irgendetwas? Irgendetwas als Mensch? Oder bin ich nur eine Ersatzrolle in seinem Leben?

„Spike bitte hör auf."

„Wieso? Ich weiß doch, dass du darauf stehst."

„Ja, genau deshalb möchte ich es nicht."

„Wie meinst du das?"

„Du tust es nicht wirklich meintetwegen, oder? Du benutzt mich nur, um deinen Schmerz zu vergessen. Du siehst nicht wirklich den Menschen in mir, nicht wahr? Du gebrauchst mich nur um zu vergessen."

Wie sehr ich mir doch wünsche, dass er mir jetzt widerspricht! Bitte! Er lässt seine Hand sinken und sieht mich verwirrt an. Seine dunklen Brauen verdichten sich und er grübelt über das, was ich eben zu ihm gesagt habe. Vermute ich jedenfalls.

„Es tut mir leid."

Er senkt seinen Kopf, dreht sich herum und geht rüber ins Schlafzimmer. Das waren genau die Worte, die ich nicht hören wollte. Verflucht! Warum habe ich das nur gesagt? Und warum hat er mir nicht widersprochen? Warum nur ist mein Leben so beschissen? Warum nur habe ich mich so sehr in ihn verliebt, dass mich allein sein niedergeschlagener Anblick so sehr schmerzt, dass ich am liebsten sterben würde. Wieso? Ich folge ihm ins Schlafzimmer. Er liegt bereits im Bett. Als ich zu ihm krieche, nimmt er mich schützend in den Arm. Er hält mich fest, das tut mir gut. Auch wenn ich genau weiß, dass es nicht ich bin, die er in seinen Träumen festhält.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Ich liege wieder hier. Hier in ihrem Bett. Bei der Frau die mich liebt. Ich war tagelang unten in den Tunnels, doch dann zog es mich wieder hierher. Zu ihr. Ich hatte Angst, sie würde wütend auf mich sein. Doch sie war nicht wütend. Sie war noch nie wütend auf mich, obwohl ich sie so schlecht behandle. Obwohl ich tagelang nicht nachhause gekommen bin. Und als ich heute aufgetaucht bin, hat sie mich mit offenen Armen empfangen. Hat mich ohne ein einziges Wort des Tadels wieder bei sich aufgenommen. Sie hat mich wieder gebadet. Ich fühlte mich schuldig, weil sie nach alle dem noch so gut zu mir war.

Dann fing sie wieder mit Buffy an. Nachdem ich so angestrengt versucht habe sie zu vergessen. Und Elisabeth erzählte mir dann auch noch, dass diese Frau aus dem Restaurant denselben Namen hat. Denselben verfluchten Namen. Und ich habe es nicht geschafft sie anzusprechen! Ich war so wütend. Ich verlor die Beherrschung. Vor lauter Wut zertrümmerte ich die Tasse auf dem Küchentresen. Sie erschrak sehr. Ich konnte es in ihren wunderschönen Augen sehen. Noch nie hatte sie mich mit dieser Furcht angesehen.

Ich wollte es wieder gut machen. Wollte ihr das geben, von dem ich wusste, dass sie es mag. Ich habe nicht umsonst monatelang ihre Reaktionen studiert, um nicht genau zu wissen, wie ich mich bewegen muss. Was ich sagen muss. Wie ich sie berühren muss. Doch sie wollte es nicht. Sie hat mich durchschaut. Hat meine Lüge entdeckt.

Jetzt liege ich hier neben ihr und denke nach. Darüber, was ich verloren habe. Ich denke ich habe sie verloren, weil ich es nicht schaffte meine Vergangenheit zu bewältigen. Weil ich es nicht schaffte Buffy zu vergessen. Ich halte sie fest an mich. Ich will sie noch einmal halten können. Sie noch einmal in meinen Armen spüren, bevor ich sie verlasse. Denn genau das ist es, was ich tun werde. Wenn ich sicher bin, dass sie fest schläft, werde ich aufstehen, meine paar Sachen zusammenpacken und sie verlassen. Ich kann sie nicht länger belügen, denn indem ich mich ihr nie geöffnet hatte, habe ich nichts anderes getan als sie zu belügen. Ich hatte ihr nie die Chance gegeben mich in sie zu verlieben. Habe mich ihr nie zum Geschenk gemacht. So wie sie es für mich getan hat. Jeden Augenblick in dem wir zusammen waren.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Als ich am nächsten Morgen erwache, bin ich allein. Er ist weg. Er hat seine Sachen gepackt und ist spurlos verschwunden. Er hatte wenigstens den Anstand mir eine Nachricht zu hinterlassen:

Hallo Elisabeth,

bitte verzeih mir, dass ich dich auf diese Weise verlasse. Ich werde nicht mit nach LA fahren. Ich muss meine Vergangenheit endlich abschließen und ich glaube nicht, dass es mir hilft, wenn ich dieser Frau noch einmal begegne. Egal wer sie auch ist. Es ist bestimmt nur ein Zufall, dass sie denselben Namen hat. Vielleicht hab ich es mir auch nur eingebildet, dass sie ihr ähnlich sieht. Vielleicht wollte ich, dass es so ist.

Doch das ändert nichts daran, dass ich dir wehgetan habe. Ich habe dich benutzt, da hast du Recht. Und es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzten. Ich hoffte, wenn ich dir das geben könnte, was dich glücklich macht, dann wäre es OK. Doch ich habe mich getäuscht. Es war nicht OK. Bitte versuch nicht mich zu suchen. Du würdest mich nicht finden.

Leb wohl

In Liebe

Spike

In Liebe? Was soll der Scheiß! Will er mich noch zusätzlich quälen? Was soll das ganze Gerede, von wegen dass es ihm leid tut? Wenn er mich nur benutzt hatte, warum tut es ihm dann leid? Verdammt dieser verfluchte Mistkerl, was denkt er wer er ist? Was denkt er wer ich bin? Ich bin so wütend auf ihn! Am liebsten würde ich die Dämonenbehörde auf ihn hetzen! Aber nein, was rede ich denn da, das könnte ich niemals tun. Aber ich frage mich echt was in ihm vorgeht. Warum will er sie nicht sehen? Wenn sie ihn so durcheinander bringt, finde ich sollte er zumindest versuchen herauszufinden wer sie ist! Vielleicht würde es ihm helfen.

Wenn ich diesen Scheißkerl nicht so verdammt lieben würde, könnte ich jetzt endlich diesen Fetzen Papier in den Müll stopfen und zu meinem alten Leben zurückkehren! Aber leider kann ich es nicht. Ich weiß was ich tun werde.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Ich bin den ganzen Tag durchgefahren. Auf diesen tollen Luftstraßen kommt man wirklich schnell voran. Spike hatte mir mal erzählt, dass es früher so etwas nicht gegeben hatte. Wenn ich mir denke, dass ich in einem Auto nach LA hätte fahren müssen, hätte ich sicher zwei oder mehr Tage gebraucht.

So, jetzt bin ich hier und stehe vor der Türe. Soll ich läuten? Natürlich! Ich bin schließlich nicht umsonst den weiten Weg hierher gefahren. Aber was soll ich sagen? Augen zu und durch, mir wird schon was einfallen. Ich läute. Die Türe öffnet sich und eine jugendliche Frau öffnet mir die Türe.

„Hallo."

„Guten Tag, mein Name ist Elisabeth Neil. Sind Sie Susan Summers?"

„Ja die bin ich. Was wollen Sie von mir."

„Kennen Sie vielleicht eine Buffy Anne Summers? Vielleicht eine Verwandte von Ihnen?"

„Ja, das ist meine Urgroßmutter."

„Ihre Urgroßmutter? War sie eine Jägerin?"

„Ja, das ist sie."

„Das ist sie? Sie ist also noch am Leben?"

„Ja, aber... Kommen Sie doch rein, und erzählen mir, woher sie meine Urgroßmutter kennen, ja?"

„Einverstanden."

Ich folge ihr ins Haus. Sie schenkt mir ein Tässchen Tee ein und ich erzähle ihr von Spike. Interessiert lauscht sie jedem meiner Worte.

„Als ich klein war hat mir meine Urgroßmutter viele Geschichten von früher erzählt. Sie hatte mir auch von Spike, dem Vampir, erzählt. Es ist als würde ich ihn kennen und so wie Sie ihn beschreiben, bin ich mir fast sicher, dass es er ist, von dem Sie sprechen. Doch meine Urgroßmutter hatte immer erzählt, dass er gestorben sei, als er die Welt gerettet hatte! Sie hatte ihn damals zurücklassen müssen und bereute es jeden Tag ihres Lebens."

„Er war in den Trümmern verschüttet und hatte sich selbst nach mehreren Tagen heraus gegraben."

„Wenn das wahr ist, dann müssen Sie ihm unbedingt sagen, dass er kommen soll. Meiner Urgroßmutter geht es nicht sehr gut. Sie ist schon dreiundneunzig Jahre alt. Die vielen Schlachten, die sie im Kampf gegen das Böse geschlagen hatte blieben nicht ohne Spuren an ihrem Körper. Sie liegt hier in LA im Krankenhaus. Die Ärzte geben ihr nicht mehr viel Zeit. Wissens Sie, sie hatte so oft von ihm gesprochen. Ich bin sicher sie würde ihn noch einmal sehen wollen, wenn sie erfährt, dass er noch lebt. Sie hatte sich selbst immer Vorwürfe gemacht ihn verlassen zu haben."

„Das tut mir leid, das wusste ich nicht! Ich kann ihm leider nicht bescheid sagen. Er hat seine Sachen gepackt und ist ohne Nachsendeadresse verschwunden. Ich weiß nicht wie ich ihn erreichen soll."

„Das ist Schade. Ich bin sicher Buffy hätte sich gefreut. Doch so wird es wohl besser sein, wenn ich ihr nichts davon erzählen werde."

„Ja, da haben Sie wohl recht. Aber ich kann versuchen ihn zu finden. Ich werde ihm alles erzählen. Vielleicht kann er noch rechtzeitig hier sein. Ich werde anrufen, falls ich ihn finden sollte."

„Einverstanden."

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Teil 4

Ich komm mir vor wie ein Privatdetektiv auf der Suche nach Spuren die mich zu einem Verbrecher führen. Kaum hatte ich LA erreicht, bin ich jetzt schon wieder unterwegs nachhause. Ich fahre jetzt schon seit mehreren Stunden ununterbrochen. Ich fahre, als würde mein Leben daran hängen. Ich muss Spike finden. Ich muss ihm von Buffy erzählen. Ich bin sicher er würde sie sehen wollen. Ich weiß er hatte sie damals versucht zu finden, doch er hatte keinen Anhaltspunkt, wo er hätte suchen sollen. Wenigstens hatte er das zu mir gesagt. Vielleicht wollte er sie auch gar nicht finden. Egal! Jedenfalls muss ich ihn finden! Ich muss ihn einfach finden!

Doch ich kann nicht mehr weiterfahren. Mir fallen schon die Augen zu. Ich bin so müde! Ich muss eine Pause einlegen, bevor ich weiterfahre.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Endlich wieder zuhause angekommen, gebe ich erst mal bei meiner Arbeit bescheid, dass ich die nächsten Tage Urlaub nehmen werde. Ich hab nur noch rasch die wichtigsten E-Mail-Nachrichten beantwortet, bevor ich mir ein paar Sachen eingepackt und etwas Essen und Blut einstecke. Ich frage mich wozu ich das Blut mitnehme? Ich brauche kein Blut. Vielleicht aus Gewohnheit, denn früher, hab ich immer was eingesteckt, wenn Spike und ich mal einen kleinen Ausflug gemacht hatten. Ich erinnere mich daran, als er mir damals Europa gezeigt hatte. Paris war eine herrliche Stadt! Dort schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Zumindest für die letzten 100 Jahre. Er schwärmte von den Pariser Nächten und zeigte mir alles sehenswerte. Wie glücklich ich doch damals war. Wie verliebt er mich damals angesehen hatte. Hatte ich mir das alles nur eingebildet? Hatte er wirklich mich gesehen? Hatte er mich damals geliebt?

Ich werde es wohl nie erfahren, wenn ich nicht bald von meinen Träumereien wach werde und nach ihm suche. Ich verlasse meine Wohnung wieder, obwohl mein Körper nach Erholung und Schlaf schreit. Doch dafür habe ich jetzt keine Zeit. Mir ist während der Fahrt hierher einiges klar geworden. Wenn ich schon nicht der Mensch sein kann, der Spike glücklich macht, so will ich ihm wenigstens die Gelegenheit geben mit der Frau ein letztes Mal vor ihrem Tod zu sprechen, die er liebt. Vielleicht kann er dann endlich ein neues Leben beginnen.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

In den Bars und Kneipen, die ich kenne, hatte man ihn schon seit Tagen nicht gesehen. Auch Sorscha und die anderen Jägerinnen hatten nichts von ihm gehört. Ich überlege fieberhaft, wo er sein könnte. Ich rufe mir alle Orte in Erinnerung, die er jemals erwähnt hatte. Ich laufe die ganze verfluchte Stadt nach ihm ab, aber ich kann ihn nirgendwo finden. Mir fällt wieder ein, was er das letzte Mal sagte, als ich ihn gefragt hatte wo er war. Er hatte gesagt er war nirgendwo.

Was soll ich jetzt nur machen? Wo soll ich ihn suchen? Denk nach Elisabeth! Denk nach.

Moment! Als er das letzte Mal gekommen war, hatte ich doch einen Gedanken, wo er wohl war. So verdreckt und stinkend wie er war dachte ich spontan, dass er die Tage in der Kanalisation verbracht hätte. Er hatte mir auch erzählt, dass er früher in Sunnydale teilweise in solchen Tunneln gelebt hatte. Vielleicht werde ich ihn dort finden?

Aber wie komm ich da rein?

Ich stecke meinen Kommunikator ins Ohr und baue eine Verbindung zu Sorscha auf. Sie kann mir sicher weiterhelfen. Ich wünschte nur Spike hätte auch so ein kleines Ding bei sich. Doch mit diesem neumodischen Schnickschnack, wie er es immer nannte, hatte er überhaupt nichts am Hut.

„Hallo Sorscha, ich bin’s Elisabeth."

„Hey wie geht’s? Hast du Spike gefunden?"

„Nein noch nicht. Und du? Hast du etwas von ihm gehört?"

„Nein leider auch nicht."

„Schade. Kannst du mir aber vielleicht sagen, wie ich in die Kanalisation komme?"

„Was willst du denn dort?"

„Ich will dort nach Spike suchen. Ich glaube er könnte dort sein."

„Das gefällt mir gar nicht. Dort unten treiben sich ziemlich üble Gestalten herum! Ich will nicht, dass du alleine da runter gehst. Ich werde dich begleiten."

„Gut, dann komme ich gleich zu dir."

„OK, bis gleich."

 

~ * ~ * ~ * ~

 

 

Seit zwei Sunden laufen wir jetzt schon hier unten herum. Es ist dunkel und eklig! Ein höllischer Gestank herrscht hier. Ich hätte mich beinahe übergeben, als wir die erste Treppe hier runter gestiegen waren. Hier sind lauter runde Gänge, in dessen Mitte am Boden ein kleines Rinnsal entlang läuft. Ich kann gar nicht genau hinsehen, was da alles so mitschwimmt, sonnst glaub ich muss ich mich wirklich noch übergeben. Sorscha scheint sich hier unten sehr gut auszukennen. Mit sicheren Schritten geht sie voran und schlägt einen bestimmten Weg ein. Sie hält kurz an.

„Was sagt dir deine Ahnung, wo genau Spike sein könnte?"

„So genau hat mir meine Ahnung keine Angaben gegeben."

„Verstehe. Wir können hier rechts lang gehen, dort ist es relativ sicher. Hier verstecken sich mehrere friedlichere Vampire vorm Tageslicht. Aber so wie ich Spike einschätze, wird er eher hier links entlang sein. Dort führt der Weg hinaus zur Stadtgrenze und zum Fluss. Doch dort sind auch ein paar üble Dämonen Gangs, die nicht gerade zur freundlichen Sorte zählen."

„Ich schätze auch, dass Spike eher links entlang gegangen ist. Er sucht ja immer geradezu nach Ärger."

„Na ja, er schätzt eine kleine Rangelei ebenso wie ich. Ich kann ihn gut verstehen. OK, lass uns hier weitersuchen."

Sorscha geht links entlang und ich folge ihr. Ich blicke zurück in den rechten Gang. Dieser sah viel vertrauenerweckender aus als der, den wir jetzt entlanggehen. Hier scheint es noch dunkler, noch dreckiger und noch stickiger zu sein.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Nun sind wir schon vier Stunden hier unten in den Kanälen unterwegs. Wir trafen sogar auf ein paar Dämonen, die Sorscha gut kannten und sich ihr gegenüber friedlich verhielten. Keiner von ihnen hatte etwas von Spike gehört oder gesehen. Ein anderer Vampir hatte aber bei seinem Namen sofort die Flucht ergriffen, was uns sehr misstrauisch gemacht hatte. Sorscha war ihm nachgelaufen und hatte mit ihm gekämpft. Nach einem kurzem Schlagabtausch, hatte sie ihm allerdings einen Pflock ins Herz gerammt, wodurch keinerlei Informationen mehr aus dem Staubhaufen zu kriegen waren, der nun von dem kleinen Rinnsal in der Mitte des Ganges davon gespült wurde.

„Tut mir leid, Elisabeth. Das war der reine Jägerinnen-Reflex. Ich wollte ihn nicht so schnell töten."

„Schon gut. Wenigstens können wir jetzt vermuten, dass Spike hier war. Sonst hätte dieser Vampir wohl kaum so hektisch die Flucht ergriffen."

„Ja, das deutet aber auch darauf hin, dass er wieder mal in Schwierigkeiten steckt. Komm, lass uns zurückgehen. Du bist schon total übermüdet. Ich werde später noch mal mit den anderen Mädels hier runter schauen."

„NEIN! Wir können doch nicht ausgerechnet jetzt zurückgehen, wo wir endlich eine Spur von ihm entdeckt haben!"

„Elisabeth, sieh dich doch an. Du kannst dich kaum noch auf den Beinen halten. Es ist vernünftiger, wenn wir zurückgehen. Du musst dich unbedingt ausruhen."

Sie hat Recht. Ich bin wirklich müde. Aber ich kann jetzt nicht aufgeben. Ich will nicht.

„Ich käme jetzt eh nicht zur Ruhe. Glaub mir. Ich hätte zuhause keine einzige ruhige Minute. Lass uns noch eine halbe Stunde suchen. Bitte! Dann verspreche ich, werde ich mit dir zurückgehen."

„Also gut. Eine habe Stunde."

Wir gehen weiter. Gott sei dank. Hoffentlich finden wir ihn. Ich weiß nicht, was ich tue, wenn ich ihn nicht mehr finde. Ich sagte mir selbst, dass ich ihn nur wegen Buffy finden wollte, aber in Wahrheit brauche ich ihn. Ich brauche ihn für mich. Ich muss einfach wissen, dass es ihm gut geht.

„Es geht ihm sicher gut. Mach dir keine Sorgen. Spike kann gut auf sich selbst aufpassen. Er hat schon viele schwierige Situationen gemeistert."

Sie hat wohl gemerkt, dass ich mir Gedanken mache und versucht mich mit ihren Worten zu beruhigen. Doch es funktioniert nicht wirklich.

Ein Geräusch erweckt unsere Aufmerksamkeit. Sorscha streckt ihren Arm zur Seite und deutet mir an, dass ich mich im Hintergrund halten soll. Ich gehorche und bleibe ein gutes Stück hinter ihr. Von der Weite kann ich erkennen, dass in der Wand ein großes Locht ist, aus dem Licht schimmert und von dem wohl auch die Geräusche stammen. Sorscha nähert sich vorsichtig und wirft einen Blick in das Loch. Sie winkt mir, dass ich näherkommen kann. Sie steigt durch das Loch hindurch und ich folge ihr. Das Loch führt direkt in eine große Höhle. Der Blick auf das Geschehen unterhalb des Eingags ist durch einen größeren Felsvorsprung verdeckt. Links führt ein Weg direkt einige Meter hinunter auf den Grund der Höhle, wo sich offenbar ein paar Personen oder Dämonen befinden. Rechts entlang führt der Weg oben weiter und endet in einer Sackgasse. Sorscha schleicht lautlos nach rechts und versteckt sich hinter einem weiteren Felsvorsprung. Ich folge ihr. Vor unserem Versteck aus haben wir eine gute Sicht auf die ganze Höhle, ohne selbst von unten oder von dem Loch aus entdeckt zu werden.

Ich sehe nach unten und erkenne in einigen Metern Entfernung ein paar finstere Gestalten, die zum Teil auf dem steinernen Boden und zum Teil auf kleinen Hockern sitzen. Bevor ich mir das ganze genauer betrachten kann, fällt mein Blick auf die Felswand rechts von mir. Spike! Oh mein Gott! Er ist es! Er ist es wirklich. Aber, was haben die nur mit ihm gemacht? Halb liegend, halb sitzend lehnt er an der Felswand. Sein hübsches Gesicht ist geschunden. Sie müssen ihn geschlagen haben. Am liebsten würde ich sofort zu ihm hinunterstürmen. Sorscha hat wohl gemerkt wie geschockt ich bin. Sie legt ihre Hand beruhigend auf mich.

„Scht! Keine Angst. Wir holen ihn da schon raus. Lass uns zurückgehen, und Verstärkung holen. Allein schaffe ich die Kerle da unten nicht", flüstert sie mir zu.

„Ich bleibe hier."

„Auf keinen Fall! Du kommst mit."

„Ich werde mich nicht von hier wegbewegen! Von hier aus kann mich niemand sehen. Ich bleibe hier solange versteckt, bis du wiederkommst."

„Wenn sie dich aber entdecken?"

„Dann müsst ihr halt uns beide retten. Ich gehe hier jedenfalls nicht weg."

Ich kann an ihrem Blick erkennen, dass ich sie ziemlich nerve. Sie hat ja auch Recht. Eigentlich sollte ich wirklich mit ihr zurückgehen. Aber irgendetwas in mir sagt, dass ich es nicht tun soll. Ich kann es einfach nicht. Ich muss hier bleiben. Hier in seiner Nähe. Sie blickt lange nach unten und dann wieder zu mir.

„Also gut. Aber halte dich ja hier versteckt! Verstanden?!"

„Versprochen."

„Ich bin so schnell ich kann wieder zurück."

Lautlos macht sie kehrt und verschwindet hinter dem Felsvorsprung aus meiner Sichtweite. Hoffentlich kommt sie bald wieder zurück. Währenddessen beobachte ich das Geschehen unten in der Höhle. Es sind sechs oder sieben glaub ich. Ich kann nicht alles sehen. Die meisten scheinen Vampire zu sein. Bis auf einen, der ist irgendein Dämon. Keine Ahnung welcher. Sie unterhalten sich, aber ich kann nicht verstehen worüber. Einer der Vampire geht nun auf Spike zu. Was hat er vor? Er wird doch nicht?

Er schreit ihn an. Jetzt verstehe ich jedes Wort. Er schreit: „Du elendiger Verräter! Stellst dich auf die Seite der Jägerinnen und hintergehst dein eigenes Volk! Du hast es nicht verdient zu leben! Ich werde dich solange quälen und foltern, bis du elendig verreckst."

Der Vampir schlägt ihn hart ins Gesicht. Spike ist schon ziemlich angeschlagen, er wehrt sich nicht. Bei genauerem Hinsehen fällt mir jetzt auf, dass er mit beiden Füßen an der Wand angekettet ist. Deswegen konnten sie ihn so zurichten. Ich sehe, dass Spike etwas zu dem Kerl sagt, kann aber nicht verstehen was weil er so leise spricht. Er macht einen schwachen Eindruck. Es schmerzt sehr ihn so zu sehen.

Das was Spike gesagt hat, scheint dem Vampir nicht sonderlich zu gefallen, denn er schlägt ihn weitere Male hart ins Gesicht. Mein armer Spike! Ich wünschte ich könnte jetzt etwas für ihn tun. Vielleicht sollte ich hinuntergehen und die Kerle ablenken. Ich könnte sie vielleicht solange hinhalten bis Sorscha mit den anderen Jägerinnen hier auftaucht. Doch das würde sicher noch sehr lange dauern, bis sie hier ist. Wenn ich mir ausrechne, wie lange wir bis hier her unterwegs waren, so kann es Stunden dauern, bis Sorscha zurück ist. Egal! Ich muss etwas tun! Ich muss ihm helfen.

Ich will gerade aufstehen und nach unten gehen, als ich plötzlich ein deutliches Beben unter mir spüre. Was ist das? Schon wieder. Ein Erdbeben! Immer heftiger bebt die Erde unter meinen Füßen. Ich muss etwas zurückweichen, weil einzelne Geröllsteine von der Decke herabfallen. Die Kerle aus der Höhle suchen blitzartig das Weite und eilen aus der Höhle. Das ist meine Chance! Als alle nach draußen gelaufen sind, eile ich hinunter. Das Beben lässt wieder nach. Hoffentlich kommen diese Kerle sobald nicht mehr wieder. Immer noch fallen Geröll und Felsbrocken von der Decke herab. Ich muss aufpassen, dass ich nicht erschlagen werde.

Ich stürme auf Spike zu. Er liegt einfach nur da, als würde ihn nichts kümmern. Ich greife nach seinem Arm.

„Spike! Komm schon, wir müssen hier weg!"

Endlich hat er mich registriert, aber anstatt froh zu sein, blickt er mich wütend an.

„Was zum Teufel tust du hier? Verschwinde! Los! Mach, dass du hier raus kommst. Hier kann jeden Moment alles einstürzen!"

„Nein! Ich werde dich hier nicht zurücklassen!"

„Doch das wirst du! Sofort! Geh schon!"

„Nein! Ich gehe nicht. Und jetzt hilf mir diese Dinger abzumachen."

„Vergiss es, Babe, denkst du ich hätte das noch nicht versucht?"

„Wir finden einen Weg."

Ein weiteres Beben erschüttert die Erde. Spike packt mich und drückt mich mit seinem Körper schützend gegen die Felswand. Steine und Geröll fallen herab und eine der Felswände springt auf. Wir müssen hier nahe am Fluss sein, denn es strömt kaltes Wasser herein. Ich spüre wie der Wasserspiegel rasend schnell ansteigt. Es reicht mir bereits bis zu den Knöcheln. Als das Beben wieder nach lässt, packt mich Spike mit beiden Armen an der Schulter und sieht mich böse an. Kann es sein, dass ich in seinen Augen Verzweiflung widerspiegelt? Worüber?

„Elisabeth! Hör mir zu! Du musst sofort von hier verschwinden! Mach dir keine Sorgen um mich, ich komm schon irgendwie hier raus."

Er versucht zu lächeln. Ich kann ihm deutlich ansehen, dass er selbst nicht an seine Worte glaubt. Er versucht ja nicht mal sich von den Ketten zu befreien.

„Ich gehe nicht ohne dich!"

„Verdammt noch mal! Was soll das? Du verschwindest jetzt. Sofort!"

„Nein!"

Er schlägt mich ins Gesicht. Erschrocken fasse ich mir an die Wange und blicke ihn verwundert an. Ich kann nicht verhindern, dass sich meine Augen mit Tränen füllen. Ich kann sehen, dass es ihm Leid tut, doch er dreht sich von mir weg, damit er mir nicht mehr in die Augen sehen muss.

„Geh schon! Verschwinde! Ich will dich nicht mehr sehen! Du nervst mich mit deiner ewigen Anhänglichkeit. Ich liebe dich nicht. Also mach, dass du mir aus den Augen gehst, damit ich dich nicht länger ertragen muss."

Diese Worte schmerzen viel mehr als die Ohrfeige, die er mir gegeben hat. Doch ich glaube kein einziges Wort von dem was er gesagt hat. Warum kann er mir dabei nicht in die Augen sehen, wenn er so etwas sagt? Wenn ich ihm wirklich nichts bedeuten würde, könnte er mir doch dabei in die Augen sehen? Soll ich gehen? Wenn ich jetzt gehe, werde ich es mein ganzes Leben lang bereuen. Ich werde mein ganzes Leben lang an ihn denken und mir wünschen, dass ich ihn nicht in Stich gelassen hätte. Ich pfeif auf das was er sagt. Mir ist egal ob er mich liebt oder nicht. Ich werde ihn nicht hier zurücklassen.

Ich sehe mich fieberhaft um. Das Wasser steht mir jetzt schon bis zu den Knien. In einer Ecke stehen ein paar Holzkisten und altes Gerümpel, vielleicht finde ich dort etwas, womit wir die Eisenketten sprengen könnten? Ich wate so schnell ich kann durch das Wasser und fange an das Gerümpel und die Kisten zu durchwühlen.

„Was tust du da? Du sollst verschwinden! Warum zu Teufel hörst du nicht auf mich?"

Ich ignoriere ihn. Er hat schon genug verletzende Worte zu mir gesagt. Ich lass mich auf keine weitere Diskussion mit ihm ein. Verdammt, hier ist absolut nichts Brauchbares zu finden.

„Liebes bitte! Ich will nicht, dass du stirbst! Vor allem will ich dir nicht dabei zusehen müssen. Bitte! Wenn du dich beeilst kannst du es noch schaffen."

„So, auf einmal bin ich jetzt wieder dein Liebes? Gib es auf Spike, ich werde nicht ohne dich gehen."

Endlich scheint er zu kapieren, dass ich meine Meinung nicht ändern werde, denn er fängt an mit beiden Händen an den Eisenketten zu zerren.

Das Wasser reicht mir bereits bis zu den Hüften. Ich hab noch immer nichts Brauchbares gefunden. Vielleicht in der anderen Ecke. Spike zerrt währenddessen an den Ketten. Ohne Erfolg.

Ich muss ins Wasser tauchen, um weiter zu suchen. Mir ist schrecklich kalt. Ich zittere am ganzen Leib. Da! Da ist etwas. Eine schwere Eisenstange. Damit könnte es klappen. Ich greife mir die Stange und wate zurück zu Spike. Gleich hab ich ihn erreicht. Gleich hab ich es geschafft. Schon wieder ein Beben! Ein riesiger Felsbrocken bricht aus der Decke und landet direkt neben mir im Wasser, das mir mittlerweile schon bis über die Brust reicht. Durch die Wucht des Felsens und des Bebens werde ich mit einer heftigen Woge zur Seite geschoben. Mir zieht es die Beine weg, und ich tauche unter. Weitere Felsen fallen ins Wasser herab. Ich werde getroffen. Panik steigt in mir hoch. Ich habe das Gefühl von den herabfallenden Felsen unter Wasser gedrückt und vergraben zu werden. Ich spüre einen Schmerz in meiner Seite, doch ich weiß nicht wovon. Endlich schaffe ich es wieder an die Oberfläche zu kommen. Zu ihm ist es nur noch ein Meter.

Er sieht mich entsetzt an. Er hat wohl angenommen ich sei ertrunken. Ich will ihm die Stange geben, die ich noch immer fest in der Hand halte, als mir klar wird, dass sie der Grund für den Schmerz in meiner Seite ist. Die Eisenstange steckt mit mindestens zwanzig Zentimetern in meinem Körper. Durch das kalte Wasser und den Schock spüre ich kaum Schmerzen. Doch mir wird klar, dass ich die Stange da rausziehen muss, sonst kann Spike sich nicht von den Ketten befreien! Er kann wohl mein Blut riechen, das sich mit dem Wasser vermischt, denn er packt mich und zieht mich besorgt zu sich.

„Was ist los mit dir? Bist du verletzt?"

Als er mit seinen Händen nach einer Wunde an meinem Körper sucht, entdeckt er die Eisenstange. Ich spüre wie ich schwächer werde. Mein Körper versagt mir langsam meine Dienste. Die große Anstrengung, der mangelnde Schlaf und das kalte Wasser fordern ihren Tribut.

„Spike, du musst sie rausziehen. Nimm die Stange und spreng damit die Ketten."

„Wenn ich das Ding aus dir herausziehe, dann wird die Wunde schlimmer! Du wirst im Wasser verbluten. Das ist dein sicherer Tod."

„Wenn du diese verfluchte Stange nicht sofort aus mir herausziehst, dann sind wir beide tot! Tu es!"

Dieser verdammt starrsinnige Vampir! Warum hört er nicht einmal auf mich? Ich greife selbst nach der Stange und ziehe sie mit einem Ruck heraus.

„AHHHRRG!"

Verdammt tut das weh! Ich drücke ihm die Stange in die Hand und halte mir dann die Wunde zu. Das Wasser um mich färbt sich rot. Spike starrt mich entsetzt an.

„Sieh mich nicht so an, sondern spreng endlich die Ketten!"

Er taucht unter das Wasser und spreizt die Stange in das Eisen. Das Wasser reicht mir jetzt schon bis zum Hals. Ich spüre, wie mir langsam schwarz vor den Augen wird. Mein Körper fühlt sich ganz dumpf und kalt an. Dumpf und Kalt. Ich merke, wie ich den Halt verliere und untertauche, aber es ist mir egal. Alles um mich herum ist mir egal. Ich will nur noch schlafen.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

 

Als ich hier unten in den Tunnels nach einem gemütlich Plätzchen gesucht hatte, waren plötzlich diese Typen hier aufgetaucht. Ich hatte keine Chance. Es waren einfach zu viele. Sie schlugen mich bewusstlos und brachten mich hierher in diese Höhle. Hier wäre es eigentlich ganz gemütlich, wenn ich nicht diese Eisenketten an den Beinen hätte. Und wenn nicht ständig dieses Arschloch näherkommen würde um mir mit seinen Drohungen den letzten Nerv zu rauben. Wenn er mich doch nur endlich töten würde. Dann hätte ich meine Ruhe. Dann wäre all die ganze Scheiße endlich vorbei. Doch alles was der Typ fertig bringt sind nur ein paar schmerzvolle Schläge in mein Gesicht. Nicht mal ’ne ordentliche Folter bringt er zustande.

Ich bin jetzt schon eine ganze Weile hier. In den Nächten versuche ich mich unbemerkt von den Ketten zu befreien, aber diese Scheißdinger halten verdammt gut. Ich frage mich nur, was Elisabeth gerade macht. Sie macht sich sicher wieder Sorgen um mich. Vermutlich versucht sie mich zu finden, aber hier wird sie mich nie finden. Das ist auch gut so. Ich will nicht, dass sie in Gefahr gerät. Ich will nicht, dass ihr was passiert. Ich vermisse sie. Ich würde jetzt gerne neben ihr liegen. Sie einfach nur halten und ihre Wärme spüren, anstatt hier auf dem kalten Felsboden zu kauern.

Heilige Scheiße! Ein Erdbeben. Das fehlte noch. Wenigstens verschwinden jetzt diese Typen. Hoffentlich stürzt diese Höhle nicht ein, sonst ist es echt aus mit mir. Verdammt, was macht sie denn hier?

„Spike! Komm schon, wir müssen hier weg!"

„Was zum Teufel tust du hier? Verschwinde! Los! Mach, dass du hier raus kommst. Hier kann jeden Moment alles einstürzen!"

„Nein! Ich werde dich nicht hier zurück lassen!"

„Doch das wirst du! Sofort! Geh schon!"

„Nein! Ich gehe nicht. Und jetzt hilf mir diese Dinger abzumachen."

„Vergiss es, Babe, denkst du ich hätte das noch nicht versucht?"

„Wir finden einen Weg."

Was fällt ihr ein? Verflucht, warum hört sie nicht einmal auf mich. Diese verdammten Weiber, nie hören sie auf das, was man ihnen sagt.

Schon wieder bebt die Erde. Ich packe sie um sie zu schützen. Ich will nicht, dass ihr was passiert. Ich muss sie dazu bringen zu gehen.

„Elisabeth! Hör mir zu! Du musst sofort von hier verschwinden! Mach dir keine Sorgen um mich, ich komm schon irgendwie hier raus."

„Ich gehe nicht ohne dich!"

„Verdammt noch mal! Was soll das? Du verschwindest jetzt. Sofort!"

„Nein!"

Ich verliere die Geduld. Ich hole ich mit der Hand aus und schlage ihr ins Gesicht. Ich muss sie endlich zur Vernunft bringen. Muss sie dazu bringen sich in Sicherheit zu bringen. Oh nein. Bitte nicht weinen. Ich kann sie nicht länger ansehen. Kann ihren Schmerz und ihre Enttäuschung nicht länger ertragen. Es tut mir so leid. Ich wollte sie nicht schlagen. Sie ließ mir keine andere Wahl. Ich muss sie dazu bringen zu gehen.

„Geh schon! Verschwinde! Ich will dich nicht mehr sehen! Du nervst mich mit deiner ewigen Anhänglichkeit. Ich liebe dich nicht. Also mach, dass du mir aus den Augen gehst, damit ich dich nicht länger ertragen muss."

Ich musste es tun. Ich musste etwas sagen, damit sie endlich geht. Damit sie sich endlich in Sicherheit bringt. Ich will nicht, dass ihr etwas passiert.

Doch sie hört immer noch nicht auf mich!

„Was tust du da? Du sollst verschwinden! Warum zum Teufel hörst du nicht auf mich?"

Ich muss sie überzeugen. Ich könnte es nicht ertragen, wenn ihr meinetwegen etwas passiert!

„Liebes bitte! Ich will nicht, dass du stirbst! Vor allem will ich dir nicht dabei zusehen müssen. Bitte! Wenn du dich beeilst kannst du es noch schaffen."

„So, auf einmal bin ich jetzt wieder dein Liebes? Gib es auf Spike, ich werde nicht ohne dich gehen."

Diese Frau macht mich wahnsinnig! Ich muss mich befreien. Muss diese verdammten Dinger loswerden, sonst geschieht ihr noch was. Doch diese Scheißdinger sitzen bombenfest. Verflucht, warum hört sie nicht auf mich.

Verdammt, das Wasser steht schon so hoch und ich kann mich nicht befreien. Sie scheint etwas gefunden zu haben. Sie lächelt und kommt zu mir zurück. Hoffentlich hat sie wirklich etwas Brauchbares gefunden. Schon wieder ein weiteres Beben. Ach du Scheiße! Ein riesiger Felsbrocken landet genau neben ihr im Wasser. Wo ist sie? Eben war sie noch da.

„Elisabeth!"

Sie muss untergetaucht sein. Sie kann mich bestimmt nicht hören. Das Wasser macht einen Höllenlärm. Oh verdammt ich komm hier nicht weg. Bitte tauch wieder auf. Bitte Babe, bleib bei mir. Verlass mich nicht. Bitte komm wieder hoch. Noch mehr Steine fallen ins Wasser, genau dort, wo sie vorher noch stand. Bitte komm wieder hoch! Da! Da ist sie. Man bin ich froh. Ich dachte ich hätte sie verloren.

Sie kommt näher. Etwas stimmt nicht. Ich wittere Blut. Ihr Blut!

„Was ist los mit dir? Bist du verletzt?"

Sie ist verletzt! Eine schwere Eisenstange steckt in ihrem zarten Körper. Erst jetzt fällt mir auf, wie schwach sie bereits ist. Ihre Augen sind trüb und sie wirkt erschöpft.

„Spike, du musst sie rausziehen! Nimm die Stange und spreng damit die Ketten!"

„Wenn ich das Ding aus dir herausziehe, dann wird die Wunde schlimmer! Du wirst im Wasser verbluten. Das ist dein sicherer Tod."

„Wenn du diese verfluchte Stange nicht sofort aus mir herausziehst, dann sind wir beide tot! Tu es!"

Damit hat sie vermutlich Recht, aber ich kann es nicht. Ich kann es nicht tun.

„AHHHRRG!"

Verdammt, was für ein Mädchen! Sie weiß genau, dass sie das das Leben kosten kann und trotzdem zieht sie sich selbst die Stange aus dem Leib. Nur um mir das Leben zu retten! Für mich.

„Sieh mich nicht so an, sondern spreng endlich die Ketten!"

Ich packe die verfluchte Stange und tauche unters Wasser. Ich nehme den deutlichen Geschmack ihres Blutes wahr. Das Wasser ist bereits rotgefärbt. Sie wird viel Blut verlieren, wenn ich nicht schnellstens diese Ketten sprenge! Ich muss mich beeilen. Endlich geschafft. Diese Stange war echt goldwert. Ich tauche wieder auf. Wo ist sie? Verflucht, sie ist untergetaucht. Ich muss sie finden. Die Strömung des Wassers hat sie davon getrieben.

Sie hat das Bewusstsein verloren. Ich packe ihren leblosen Körper und achte darauf, dass sie mit ihrem Kopf nicht wieder ins Wasser taucht. Ich bin nicht grade der beste Schwimmer, aber ich schaffe es, sie auf den Weg zu zerren, der rauf zu dem Loch führt.

„Bitte halte durch! Ich brauche dich doch!"

Sie sieht nicht gut aus. Sie hat viel Blut verloren, und noch immer strömt weiteres aus der offenen Wunde. Ich muss die Blutung stoppen. Ich muss sie hier raus schaffen. Ich packe sie und trage sie nach oben. Die Tunnels sind glücklicherweise heil geblieben. Ich trage sie ein paar Meter weiter, denn da ist ein trockenes Plätzchen, dort lege ich sie behutsam auf den Boden ab. Ich fühle ihren Puls. Er ist ganz schwach. Sie wird es nicht schaffen. Verdammt, sie wird es nicht schaffen. Verzweifelt rüttle ich an ihren Schultern

„Bleib bei mir Babe, bitte! Liebes, bitte bleib hier."

Was soll ich nur tun? Es hört nicht auf zu bluten. Ich kann ihren Herzschlag kaum noch hören. Sie wird sterben, wenn ich nichts tue. Es gibt nur einen Weg. Ich will sie nicht verlieren. Sie darf nicht sterben. Nicht so! Ich muss es tun.

Ich muss schnell handeln. Ich ziehe ihren kalten, nassen Körper zu mir und lege meine Lippen auf ihren kalten Hals. Mein Gesicht verwandelt sich und ich beiße zu. Sie ist schon so schwach. Ich brauch nicht viel trinken. Nur zwei, drei Schlücke das reicht. Nur, damit die Verwandlung vollzogen werden kann. Ihr Blut schmeckt so fremd. Ganz anders als sonst. Es ist kalt. So kalt wie ihr ganzer Körper. Ich bekomme Angst. Hoffentlich ist es nicht schon zu spät.

Mit meinen rasiermesserscharfen Zähnen schlitze ich mir meine Ader am Handgelenk auf und lege es auf ihre Lippen. Ich balle meine Hand mehrmals zu einer Faust und pumpe ihr somit mein Blut in ihren offenen Mund. Sie muss trinken. Sie muss zu sich kommen und von mir trinken, sonst klappt es nicht.

 

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„Wach auf! Trink!"

Los mach schon, wach auf! Ich hab schon so viel Blut in ihren Mund gepumpt, dass es ihr an der Seite wieder herausläuft. Doch sie schluckt es nicht. Bitte schluck es endlich! Eigentlich sollten ihre Sinne zum Leben erwachen, sobald das Blut ihre Geschmacksnerven erreicht. Doch es passiert nichts. Ich halte meine Hand an ihren Hals um nach ihrem Puls zu fühlen. Nichts. Kein Puls. Es ist zu spät! Ich habe zu lange gezögert.

Nein, das darf nicht sein. Sie darf nicht sterben. Bitte stirb nicht. Ich sauge an meinem eigenen Handgelenk und fülle damit meinen eigenen Mund. Ich lege meine Lippen auf die ihrigen und versuche ihr das Blut auf diese Weise einzuflößen. Mit sanfter Gewallt lasse ich das Blut aus meinem in ihren Mund strömen. Bitte fang endlich an zu schlucken.

 

 

 

~ * ~ * ~ * ~

 

 

Teil 5

 

Sie schluckt! Bin ich froh! Sie schluckt das ganze Blut. Braves Mädchen. Ihre Zunge verlangt nach mehr. Ich spüre wie ihre Zunge saugend und suchend nach meiner Zunge und nach meinem Blut verlangt. Ich beiße mir selbst in meine eigene Zunge, um ihr noch mehr zu geben. Sie ist sehr schwach. Sie braucht mehr Blut. Ich halte sie fest in den Armen, während sie gierig an mir saugt und saugt.

Jetzt ist es genug. Ich muss sie unterbrechen, sonst nimmt sie mir noch all meine Kräfte. Ich muss sie schließlich noch hier raus bringen, und das schaffe ich sonst nicht mehr. Ich löse mich von dem Kuss und sehe ihr ins Gesicht. Sie sieht mich träge aus kleinen Augen an. Ich glaube sie ist gar nicht richtig bei Bewusstsein. Sie hat vermutlich gar nicht mitbekommen, was gerade passiert ist. Aber sie wird es schaffen. Sie wird leben. Zwar nicht mehr als Mensch, aber sie wird leben. Die Ärzte werden sie versorgen und ihr eine Seele geben. Das ist heutzutage ja Standardprogramm. Ich muss sie hier rausschaffen.

Ich hebe sie hoch, halte sie fest an mich und trage sie so schnell wie möglich von hier weg. Raus aus den Tunneln. Raus aus der Kanalisation.

Ein verflucht weiter Weg bis nach draußen ist das. Ich bin nur noch wenige Meter vom Ausgang entfernt. Der einzige Ausgang hier weit und breit. Auch das haben wir dieser tollen neuen Regierung zu verdanken. Früher gab es viele Wege hier runter. Ich muss weiter.

Da ist Sorscha! Sie kommt mir mit den anderen Jägerinnen entgegen.

„Spike! Mein Gott, geht es euch gut?"

„Sie ist verletzt! Sie muss ins Krankenhaus. Schnell!"

Ich muss es Sorscha sagen, dass ich sie verwandelt habe. Ich hatte keine andere Wahl, aber ich muss es sagen. Nicht jetzt. Später.

Oben angekommen hieve ich Elisabeths kalten Körper in Sorschas Fahrdings. Auto kann man ja dazu nicht mehr sagen. Wir fahren ins Krankenhaus. Ich halte Elisabeth fest in meinen Armen und blicke besorgt auf sie. Sie müsste eigentlich nicht ins Krankenhaus. Jetzt nicht mehr. Sie würde sich bestimmt auch so erholen. Aber sie braucht eine Seele. Und die Ärzte werden auch ihre Wunde versorgen. Das ist gut. Gut für sie. Doch ich muss angeben, dass ich sie verwandelt habe. Das ist nicht gut für mich.

Sorscha fährt nach unten in die Garage. Dort ist auch die Notaufnahme. Extra auch für Vampire und sonstige Schattenwesen. Eigentlich ein Vorteil. Einer der wenigen Vorteile, die uns die großen Reformen gebracht haben. Ich trage Elisabeth zur Notaufnahme, wo uns eine freundliche Schwester mit einer rollenden Trage entgegenkommt. Sie hat schon von weitem erkannt, dass wir einen Notfall haben.

„Mensch oder Dämon", fragt die Schwester, damit sie die weiteren Schritte einleiten kann.

„Vampir", antworte ich wahrheitsgemäß und lege Elisabeth auf der Trage ab.

„Wie lange schon?" fragt die Schwester weiter.

„Frisch verwandelt", gebe ich zur Antwort, während ich ihr und Elisabeth folge.

„Von Ihnen?"

„Ja", ich weiß jetzt schon, dass ich dadurch Ärger bekommen werde.

Sorscha blickt mich entsetzt an.

„Du hast sie verwandelt?"

„Ich musste es tun. Sie wäre sonst tot."

„Sie ist tot."

„Yeah, aber sie wird trotzdem leben."

„Verdammt Spike, bist du sicher, dass sie das will?"

„Ich weiß nicht. Wir hatten nie über so etwas gesprochen. Ich hoffe es."

„Ja, das hoffe ich auch."

Die Schwester verschwindet mit Elisabeth in einem Behandlungszimmer und deutet uns an im Gang zu warten. Ich hasse es hier zu warten. Ich möchte bei ihr sein. Sie beschützen. Sie halten. Ich bin nervös. Aufgeregt laufe ich den Gang auf und ab.

Etwas später tauchen zwei Männer in Uniform auf. Ich kenne diese Typen. Sie sind von der Dämonenbehörde. Ich schätze jetzt krieg ich Ärger.

„Sir, darf ich Sie bitten uns zu begleiten?"

„Weshalb."

„Es wurde uns gemeldet, dass Sie einen Menschen in einen Vampir verwandelt haben. Bis sich herausstellt, ob dabei eine Straftat zugrunde liegt, sind Sie hiermit unter Arrest gestellt."

Das war ja klar. Ich gehe lieber mit den beiden Herren mit, bevor ich noch mehr Ärger bekomme. Auch wenn ich jetzt viel lieber hier bleiben würde. Hier bei ihr. Die beiden Kerle legen mir ihre tollen spezial Handschellen an, die nicht mal ein Fyarl-Dämon zerbrechen könnte und ich gehe mit ihnen mit.

Zu Sorscha meine ich noch: „Sag mir bescheid, wenn sie aufwacht. Bitte!"

„Ich sag dir bescheid, keine Angst."

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Großartig! Jetzt sitze ich hier fest in dieser Zelle und kann nicht bei ihr sein, wenn sie aufwacht. Es wäre wichtig bei ihr zu sein. Wichtig für sie und wichtig für mich. Ich weiß nicht wie lange ich hier schon auf- und abtigere. Ich komm mir vor wie eine Raubkatze im Käfig. Und im Grunde bin ich auch nichts anderes als das. Eine zahme Raubkatze in einer Zelle der Dämonenbehörde. Verdammt! Ich will hier raus!

Ich muss wissen wie es ihr geht. Ich muss zu ihr. Hoffentlich kommt Sorscha bald und sagt mir bescheid. Ich halte diese Ungewissheit nicht länger aus.

Was wird sie darüber denken, dass ich sie verwandelt habe? Wird sie mich jetzt dafür hassen? Wird sie mich verstoßen? Ich bin zwar jetzt ihr Sire, aber unsere Seelen werden das Band zwischen uns überdecken. Also kann ich mich nicht darauf verlassen, dass sie sich durch ihren Dämon zu mir verbunden fühlt. Was, wenn sie unglücklich ist? Unglücklich darüber kein Mensch mehr zu sein.

Ich hasse es hier gefangen zu sein! Mit aller Gewalt trete ich gegen die Pritsche, die neben mir steht. Doch es tut mir mehr als ihr. Verdammt.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

 

Wo bin ich? Als ich meine Augen öffne, bemerke ich, dass ich in einem Krankenbett liege. Allein. Ich versuche mich zu erinnern, was zuletzt in der Höhle passiert war, aber ich kann mich nur noch daran erinnern, wie ich Spike die Stange gegeben hatte und danach langsam das Bewusstsein verloren hatte. Doch nun bin ich hier. In einem Krankenhaus. Wir haben es also geschafft! Ein breites Lächeln huscht mir über die Lippen. Aber wo ist Spike? Ob er böse auf mich ist, weil ich nicht auf ihn gehört habe? Egal. Hauptsache er lebt. Hoffentlich lebt er. Was wenn er es doch nicht geschafft hat und Sorscha mich gerettet hat. Ich richte mich ein wenig auf. Meine Seite schmerzt noch ein wenig, aber eigentlich nicht schlimm.

Als ich mich genauer in diesem Zimmer umsehe, fällt mir die Farbe der Wände auf. Hier ist alles in Lindgrün gehalten. Doch nur die Abteilungen für Dämonen sind bei uns im Krankenhaus in Lindgrün gehalten. Ich weiß das genau, weil ich Spike schon mal hier her gebracht habe, als er sich mit einem Zweimeterriesen angelegt hat. Dieser hatte ihn übel zugerichtet und sämtliche Knochen gebrochen. Gut das es jetzt in jedem Krankenhaus eine Abteilung für dämonische Mitbewohner gibt. Er kam sehr schnell wieder auf die Beine. Schließlich heilen die Wunden eines Vampirs viel schneller als die eines Menschen. Aber warum bin ich hier?

Vielleicht hat Spike mich versehentlich in die falsche Abteilung gebracht, weil er nur diese hier kennt? Aber warum haben mich dann die Ärzte nicht verlegen lassen? Zwei Männer in Lindgrünen Arztkitteln und ein Mann in einem schwarzen Anzug betreten das Zimmer und lächeln mich freundlich an.

„Guten Morgen Mrs. Neil, wie geht es Ihnen?" fragt einer der Ärzte.

„Eigentlich ganz gut. Danke."

„Wir sind hier, weil wir ein paar Unterschriften von ihnen benötigen. Und sie müssen uns noch einige Fragen beantworten."

„Fragen?"

Der Mann in Schwarz tritt an meine Seite.

„Ich bin von der Dämonenbehörde", beginnt er und hält mir einen Ausweis unter die Nase. „Wir müssen prüfen, ob hier ein Verbrechen zugrunde liegt oder nicht."

Ein Verbrechen? Ich versteh echt nur Bahnhof!

„Ist es korrekt, dass Sie sich freiwillig aufgrund Ihrer lebensbedrohlichen Situation verwandeln ließen?" fährt der Typ im Anzug fort.

Verwandeln? Moment mal! Wovon spricht der Kerl eigentlich? Hat Spike mich etwa in einen Vampir verwandelt? Unauffällig lasse ich meine Augen umherschweifen, in der Hoffung, dass irgendwo etwas Spiegelfähiges ist, worin ich mein Antlitz sehen müsste. Mist. Die Fenster sind nicht verhangen. Das Licht trifft mich und verletzt mich nicht, aber das hat nichts zu sagen, da alle Fenster spezielle Beschichtungen haben wegen der hohen Ozonwerte. Halt, mein Herz. Schlägt mein Herz? Ich halte die Luft an und lausche in meinen Körper. Nichts. Absolut nichts. Kein Schlagen, kein Pumpen, kein gar nichts. Ich halte noch immer die Luft an, aber es passiert nichts. Mir fehlt nicht mal die Luft, die ich nicht einatme. Ich bin also ein Vampir!

„Anhand Ihrer Reaktion darf ich wohl davon ausgehen, dass es nicht freiwillig war. Also haben wir es hier eindeutig mit einem Verbrechen zu tun."

Jetzt check ich endlich, was der Typ von mir will!

„Nein! Kein Verbrechen! Alles in Ordnung! Es war freiwillig."

„Sie haben also dem Vampir, der bei uns unter den Namen Spike und William der Blutige registriert ist ihre ausdrückliche Erlaubnis gegeben Sie zu verwandeln?"

Verdammt was soll ich sagen? Soll ich sagen, dass ich mich nicht mehr erinnere? Nein. Ich muss überzeugend wirken.

„Ja! Das hab ich."

Oh bitte bitte! Bloß keinen Ärger. Es kann Spike das Leben kosten, wenn er des Mordes an mir angeklagt wird. Der Kerl blickt immer noch streng drein und kramt in einer Aktentasche ein elektronisches Notepad hervor.

„Gut, dann heiße ich Sie als neues dämonisches Mitglied unserer Stadt herzlich willkommen! Wenn Sie mir freundlicher Weise noch diese Formulare ausfüllen könnten?"

Einer der Ärzte hält mir auch noch einen kleineren Notepad hin.

„Ich brauche auch noch eine Unterschrift von Ihnen. Nur zur Bestätigung, dass Sie mit der ärztlichen Versorgung und der Einpflanzung ihrer Seele einverstanden waren."

Hab ich schon erwähnt, wie praktisch dieses Zeitalter doch ist?

Ich unterzeichne die Einverständniserklärung des Arztes, worauf die beiden in Lindgrün wieder gehen. Der Typ in Schwarz wartet solange, bis ich alle Fragen ausgefüllt habe. Ich muss meinen Namen, meine Wohnung, meinen Arbeitgeber, meine persönlichen Daten und sogar meine BH-Größe angeben! Das ist ja wohl echt ein Witz, oder? Der Typ kramt schon wieder etwas aus der Tasche heraus. Es ist eine Digitalkamera. Er wird doch nicht!? Er schießt tatsächlich ein Photo von mir. Das Teil ist gar keine Digitalkamera. Aus einem Schlitz an der Seite kommt eine Karte heraus, die er mir mit einem überfreundlichen Strahlen überreicht. Es ist mein neuer Ausweis, aus dem deutlich hervor geht, dass ich ein Vampir bin. Mein Geburtsdatum ist auf den Tag abgeändert, an dem ich gestorben bin. Irgendwie makaber. Doch dann fällt mir etwas Wichtiges ein.

„Wo ist Spike?"

„Er ist bei uns in Arrest. Wir wussten ja nicht, ob es sich um ein Verbrechen handelt oder nicht. Also haben wir ihn unter Verschluss genommen. Da sich nun aber herausgestellt hat, dass sie eingewilligt hatten, und nach Paragraph 2168 Absatz 12 eine Verwandlung in einen Vampir aus triftigen Gründen und in einer ausdrücklichen lebensbedrohlichen Situation erlaubt ist, sofern die zu verwandelnde Person dem Vorhaben ausdrücklich und wörtlich zugestimmt hat, werden wir ihn unverzüglich wieder entlassen."

Ich kann kaum glauben, dass dieser Typ diesen Satz mit dem Paragraphen ohne ins stolpern zu geraten in einem Atemzug sagen konnte.

„Wann kann ich hier raus? Kann ich zu ihm?"

„Oh, die Ärzte haben vergessen Ihnen mitzuteilen, dass Sie jederzeit gehen können. Ihre Wunde ist weitgehend verheilt. Wenn Sie wollen, können Sie mich begleiten, ich kann Sie direkt zu ihm bringen."

„Ja bitte! Das wäre sehr nett."

Ich erhebe mich aus meinem Krankenbett gehe rüber zu dem kleinen Schrank, in dem meine gereinigten Klamotten sind. Ich ziehe mich rasch an, während der Typ in Schwarz das Zimmer verlässt und draußen auf mich wartet. Bevor ich das Krankenhaus verlassen kann, muss ich noch eine weitere Einverständniserklärung unterzeichnen. Doch dann kann ich endlich hier raus. Ich kann es nicht erwarten Spike zu sehen.

Wenige Schritte vor dem Ausgang bleibe ich instinktiv stehen. Das Licht scheint durch die Glastüre. Es kann mich nicht verletzten, das weiß ich, denn in öffentlichen Gebäuden haben alle Glasscheiben eine Sonnenschutzisolierung, damit die gefährlichen Strahlen abgefangen werden. Bisher hatte ich gar keinen Gedanken daran verschwendet, aber jetzt wurde mir blitzartig bewusst, dass es mein sicherer Tod ist, wenn ich durch diese Tür nach draußen gehe. Wie schnell sich doch alles ändern kann.

Der nette Herr in Schwarz dreht sich zu mir herum.

„Oh Verzeihung! Daran hab ich gar nicht gedacht. Fahren Sie hinunter in die Tiefgarage. Ich werde Sie dort unten abholen. Keine Sorge die Scheiben meines Fahrzeuges haben Standardisolierung."

„OK."

 

~ * ~ * ~ * ~

 

 

Zwanzig Minuten später sind wir bei der öffentlichen Arreststelle für dämonische Mitbewohner. Hier war ich auch schon öfter. Ich hatte hier schon ein paar Mal Kaution für Spike hinterlegt, weil er sich wieder mal mit irgendwelchen üblen Kerlen angelegt und eine Rauferei angezettelt hatte. Als ich dem Mann in das Gebäude folge, fällt mir zum ersten Mal auf, dass hier ein sehr großer Spiegel an der Wand hängt. Früher ist mir das nie aufgefallen, aber ausgerechnet jetzt, wo ich mich nicht darin sehen kann, fällt es mir auf. Komisch. Fasziniert betrachte ich mein nicht vorhandenes Spiegelbild.

Wir kommen in das Vorzimmer, wo ich schon öfter gewesen bin. Der Mann deutet auf die Wartestühle.

„Warten Sie hier. Ich werde alles Notwendige veranlassen."

Ich nicke ihm dankbar zu und setzte mich auf den Stuhl. Ich bin unheimlich nervös! Ich kann es nicht erwarten ihn endlich zu sehen. Ich kann es nicht erwarten mit ihm zu sprechen. Aber was werde ich sagen? Was soll ich sagen? Was wird er sagen? Wird er sauer sein? Verflucht, wie lange dauert das noch?

Der Mann kommt zurück. Endlich! Ich stehe auf und sehe, wie Spike hinter dem Mann nachkommt. Ich halte es nicht mehr aus. Ich stürme ihm entgegen. Ich eile direkt an dem verblüfft dreinschauenden Mann vorbei und falle Spike regelrecht um den Hals. Ich spüre, wie er seine Arme um mich schlingt und mich fest an sich drückt! Gott tut das gut! Ich drücke mich fest an seinen Körper. Halte ihn einfach nur fest.

Der Herr im Anzug tippt mir auf die Schulter.

„Entschuldigen Sie, ich brauch noch eine Unterschrift von ihm bevor Sie ihn mitnehmen können."

Mit einem verlegenen Lächeln ziehe ich mich aus der Umarmung zurück und richte einen vorsichtigen Blick auf Spike. Er ist nicht böse auf mich. Er lächelt mich an. Gott wie ich dieses Lächeln vermisst habe. Wie sehr ich es doch liebe! Wie sehr ich ihn doch liebe!

Der nette Herr hält Spike ein Notepad hin, auf dem Spike seine Unterschrift leistet. Somit ist er nun offiziell wieder entlassen.

„Wenn Sie möchten, kann ich Sie beide nachhause fahren. Ich muss sowieso in diese Richtung."

Ein wirklich netter Herr!

„Ja vielen Dank, das ist sehr nett von Ihnen."

Spike nimmt mich bei der Hand und wir folgen dem netten Herrn. Er ist so liebevoll zu mir und lächelt mich an. Das ist schon beinahe unheimlich. Aber er hat noch kein Wort gesagt. Was jetzt wohl in ihm vorgeht?

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Einer der Wärter kommt und öffnet die Zellentüre mit seiner Chipkarte. Was ist los?

„Darf ich jetzt gehen?"

„Ja, Sie dürfen raus. Sie werden draußen erwartet."

Ich werde erwartet? Ist Sorscha da, um mich abzuholen? Oder ist es vielleicht...? Ich wage es gar nicht daran zu denken. Ob sie es ist? Mein Babe?

Ein Typ in einem schwarzen Anzug steht am Ende des Ganges und wartet offensichtlich auf mich.

„Sie sind Spike?"

„Ja."

„Folgen Sie mir bitte. Draußen wartet eine junge Dame auf Sie."

„Wer ist es? Ich meine...?"

„Mrs. Neil. Sie wollte Sie unbedingt sehen."

Elisabeth! Sie wollte mich sehen? Ob sie doch böse auf mich ist, weil ich sie verwandelt habe? Verdammt, kann der Kerl nicht schneller gehen? Ich werd’ hier noch zum Tier! Er führt mich zum Vorraum. Dort hat sie mich schon öfter abgeholt. Immer wenn sie Kaution für mich stellen musste. Hoffentlich ist sie nicht böse auf mich. Bitte nicht. Jetzt, wo ich eingesehen habe, dass ich sie brauche. Ja, ich brauche sie. Ich glaube ich liebe sie.

Ich kann sie sehen. Sie sitzt auf einem der Wartestühle. Als sie mich sieht, steht sie auf. Ich versuche zu erkennen, ob sie böse auf mich ist. Sie wirkt verzweifelt. Sie eilt auf mich zu und fällt mir um den Hals. Sie ist nicht böse. Sie freut sich mich zu sehen. Ich konnte ihr Strahlen sehen, bevor sie mir um den Hals fiel. Sie drückt sich fest am mich. Ich halte sie ganz fest. Es tut so gut sie zu halten. Sie bei mir zu spüren.

Der Herr im Anzug tippt ihr auf die Schulter.

„Entschuldigen Sie, ich brauch noch eine Unterschrift von ihm bevor Sie ihn mitnehmen können."

Sie sieht mich zurückhaltend an und ich schenke ihr mein bestes Lächeln das ich habe. Sie scheint erleichtert und strahlt mich an. Sie ist so bezaubernd. Ich liebe sie.

Der nette Herr hält mir ein Notepad hin, auf dem ich meine Unterschrift leiste. Somit bin ich nun offiziell wieder entlassen.

„Wenn Sie möchten, kann ich Sie beide nachhause fahren. Ich muss sowieso in diese Richtung."

Ein wirklich netter Herr!

„Ja vielen Dank, das ist sehr nett von Ihnen."

Ich nehme sie bei der Hand und wir folgen dem netten Herrn. Sie schaut mich mit ihren großen dunklen Augen an als würde sie mich studieren. Ich frage mich, was sie jetzt wohl denkt. Ob sie glücklich darüber ist ein Vampir zu sein?

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Wir sind jetzt unten in der Tiefgarage und warten auf den netten Herrn. Er musste nur noch kurz etwas erledigen und bat uns hier auf ihn zu warten. Ganz plötzlich fällt mir Buffy wieder ein.

„Spike! Wir müssen noch heute nach LA fahren!"

„Hör zu, wenn es wegen dieser Frau ist, dann können wir uns die Fahrt sparen. Mir ist ziemlich viel durch den Kopf gegangen. Ich muss endlich meine Vergangenheit begraben und ein neues Leben beginnen und ich habe beschlossen ein Leben mit dir zu beginnen. Du warst immer für mich da, hast immer zu mir gehalten auch wenn ich ein richtiges Ekel war, oder wenn ich dich schlecht behandelt habe. Du hast sogar für mich dein Leben geopfert, das hat bisher kein Mensch für mich getan. Ich finde es ist an der Zeit, dass ich jetzt für dich da bin."

Herrje! Ich glaube ich krieg weiche Knie! Das war das schönste, was er jemals zu mir gesagt hat. Was soll ich jetzt tun? Er will ein neues Leben beginnen. Und das mit mir. Aber wenn ich ihm erzähle, dass Buffy lebt, wird er zu ihr gehen wollen. Was, wenn er es sich dann wieder anders überlegt? Was, wenn er dann bei ihr bleiben will? Was, wenn er dann unglücklich ist? Wenn er noch mehr Gewissensbisse bekommt wegen ihr. Aber wenn ich es ihm nicht sage, werde ich ewig mit der Frage leben müssen, was passiert wäre, wenn er es gewusst hätte. Und irgendwann vielleicht erfährt er es doch und dann wird er mir sicher sehr böse sein. Außerdem hat er ein Recht es zu erfahren. Und auch Buffy hat ein Recht ihn noch einmal zu sehen. Sie soll nicht mit der Schuld sterben müssen ihn im Stich gelassen zu haben. Selbst wenn es bedeuten würde, dass ich Spike dadurch verlieren sollte. Ich muss es ihm sagen.

„Buffy lebt! Sie liegt in LA im Krankenhaus, die Ärzte geben ihr nicht mehr viel Zeit. Deswegen müssen wir sofort nach LA. Buffy ist die Urgroßmutter von Susan, der Frau, die du in dem Fast-Food-Restaurant gesehen hast. Sie hat mir erzählt, dass sich Buffy ihr ganzes Leben lang wegen dir Vorwürfe gemacht hat. Sie will dich sicher sehen bevor ..."

„Buffy lebt?"

Sein Lächeln ist verschwunden. Er wirkt wieder genauso geistesabwesend wie vorher. Hoffentlich habe ich keinen Fehler gemacht. Aber er sollte es wissen.

Der nette Herr im Anzug fährt vor und wir steigen ein. Während der ganzen Fahrt spricht er kein einziges Wort. Er starrt nur durch die isolierten Fenster hinaus in das rege Stadtleben.

Zuhause angekommen, sperre ich die Tür zu unserer Wohnung auf und gehe ins Wohnzimmer. Er folgt mir. Was nun? Soll ich fragen, ob wir fahren?

Ich brauche nicht zu fragen, denn er eilt plötzlich ins Schlafzimmer und fängt an ein paar meiner Sachen einzupacken. Ich helfe ihm und werfe noch ein paar Dinge in die Reisetasche, von denen ich glaube, dass ich sie vielleicht brauchen werde. Ich krame ein paar Dinge aus dem Bad zusammen und werfe sie ebenfalls in die Tasche. Spike blickt mich plötzlich fragend an. Was hat er denn?

„Wozu brauchst du denn den?" fragt er mich und hält dabei meinen kleinen Handspiegel hoch, den ich soeben in die Tasche gesteckt hatte.

„Den nehme ich doch immer mit, das weißt du doch."

Er hält mir den Spiegel direkt vor das Gesicht, aber ich sehe mich nicht darin. Alles was ich erkenne ist die Schlafzimmertüre hinter mir. Ich hab vollkommen vergessen, dass ich ja gar kein Spiegelbild mehr habe, da ich ja gar kein Mensch mehr bin. Ich bin jetzt ein Vampir. So wie Spike. Ich nehme ihm den Spiegel ab und suche verwundert nach meinem Spiegelbild. Ich kann es nicht glauben, dass ich mich nicht mehr darin sehen kann. Spike kommt näher zu mir, nimmt mir den Spiegel wieder ab und wirft ihn aufs Bett. Er merkt wie irritiert ich bin.

„Tut es dir leid? Dass ich dich verwandelt habe, meine ich."

Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Es ging alles so schnell. Ich fühle mich eigentlich gar nicht wie ein Vampir. Ich fühle mich immer noch wie ein Mensch. Das ist seltsam. Ich dachte immer es würde sich anders anfühlen. Ich habe schon oft darüber nachgedacht, wie es sich anfühlen würde. Eigentlich seitdem ich mit Spike zusammen bin. Ich habe mich oft gefragt wie es wäre, wie er ein Vampir zu sein und ewig an seiner Seite leben zu können. Ich stellte es mir irgendwie anders vor.

„Babe? Alles OK? Es tut mir leid, dass ich dich in einen Vampir verwandelt habe, ich hatte keine andere Wahl! Ich wollte dich nicht verlieren. Ich brauche dich. Das ist mir bewusst geworden, als du leblos in meinen Armen lagst."

„Mir tut es nicht leid. Ich bin froh darüber, wenn du es auch bist."

„Wie meinst du das? Wenn ich auch froh bin."

„So wie ich es sage. Bist du froh darüber, dass ich jetzt ein Vampir bin? Willst du mich als Vampir an deiner Seite haben? Oder hättest du lieber wieder die lebendige Elisabeth neben dir. Die, von der du trinken durftest und die dich gewärmt hat."

„Ich bin froh dich an meiner Seite zu haben. Dich allein. Egal ob lebendig oder als Vampir. Und ich hoffe doch, dass ich trotzdem noch von dir trinken darf, oder?"

„Nur wenn ich auch darf! Ich kann jetzt nämlich zurückbeißen."

„Das muss ich mir noch überlegen."

Er scherzt. Das erkenne ich an seinem schelmischen Lächeln. Er liebt es mich aufzuziehen. Und ich liebe es, wenn er mich so angrinst. Er ist wieder so, wie ich ihn damals kennen gelernt hatte. Nun ja nicht ganz. Er wirkt immer noch sehr nachdenklich. Vermutlich wegen Buffy. Aber er sieht mich wieder. Mich.

 

 

~ * ~ * ~ * ~

Teil 6

Sie ist einfach unglaublich! Sie war den weiten Weg nach LA gefahren nur um herauszufinden, wer die Frau aus dem Restaurant ist. Ich wollte ihr sagen, dass es keine Rolle mehr spielt. Dass ich ein neues Leben mit ihr beginnen möchte. Ich war mir da absolut sicher, bis sie mir sagte, dass Buffy noch lebt. Das war ein echter Schock für mich! Sie hat sicher gemerkt, wie betroffen ich war, doch sie sagte kein Wort. Sie wollte immer noch mit mir nach LA fahren. Obwohl ich ihr vor wenigen Tagen gesagt hatte, dass ich Buffy noch liebe. Trotzdem will sie, dass ich dort hinfahre. Das hat mich echt verwundert.

Ich entschied mich zu fahren. Ich will Buffy noch einmal sehen. Sie noch einmal sprechen. Ich weiß nicht, was es mir bringen wird. Ob es gut oder schlecht sein wird, aber ich werde es tun. Aber ich will nicht allein fahren. Ich will Elisabeth bei mir haben. Sie gehört jetzt zu mir. Sie ist ein Teil von meinem Leben. Ein ganz besonderer Teil. Ein wichtiger Teil.

Als ich ihre Sachen einpackte, half sie mir. Sie hat sofort verstanden. Wir verstehen uns oft, ohne Worte. Das ist gut. Doch dann hat sie diesen Spiegel eingepackt. Sie hatte es gar nicht bemerkt. Sie vergaß, dass ein Spiegel keinen Nutzen mehr für sie hat. Als ich sie darauf angesprochen hatte, hatte ich große angst. Ich hatte angst, sie würde sagen, dass es ihr leid tut ein Vampir zu sein. Ich hätte nicht gewusst, was ich dann getan hätte. Sie hatte nicht geantwortet. Sie hatte nur nachgedacht. Ich dachte sie wäre wirklich traurig darüber, doch dann sagte sie mir, dass es ihr nicht Leid tut. Ich war sehr erleichtert. Ich war froh. Wir haben gescherzt. Sie meinte ich dürfte sie nur noch beißen, wenn ich sie auch beißen lasse.

Sie wird staunen, wozu Vampire alles fähig sind. Sie wird ihre großen dunklen Augen weit aufreißen, wenn ich ihr zum ersten Mal zeigen werde, wie Vampire sich lieben. Ich werde ihr alles zeigen. Und sie wird es genießen. Und ich werde ihr auch erlauben mich zu erforschen. Das wollte sie schon immer. Das nächste Mal werde ich ihr alles erlauben. Sie wird es lieben. Und ich werde es auch lieben.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Noch am gleichen Abend sind wir losgefahren. Elisabeth kann wirklich gut mit diesen Dingern umgehen. Sie fährt wie der Teufel. Ich kann mich mit diesen Dingern nicht so recht anfreunden. Mein alter DeSoto wäre mir lieber, auch wenn er wesentlich langsamer war. Früher hatte ich über Dru gelacht, weil sie sich mit manchen modernen Gerätschaften nicht so recht anfreunden wollte. Und heute bin ich es, der mit vielen Dingen ein Problem hat. Vielleicht sollte ich mich endlich von meiner Vergangenheit und von dieser alten Zeit trennen und mich mit dieser neuen Zeit anfreunden. Elisabeth wird mir dabei helfen. Das hier ist eindeutig ihre Zeit. Sie fühlt sich hier wohl und kommt gut zurecht. Ich werde ihr meine Ängste gestehen und werde sie bitten, dass sie mir diese neue Zeit erklärt. Denn ich möchte diese Zeit mit ihr zusammen genießen können. Aber vorher muss ich noch etwas wichtiges erledigen. Ich muss erst noch ein altes Kapitel meines Lebens abschließen. Elisabeth hatte Recht. Ich muss mit Buffy sprechen. Über siebzig Jahre habe ich es vor mir her geschoben. Ich kann von Glück sagen, dass ich jetzt noch die Gelegenheit dazu haben werde. Etwas später, wäre es vielleicht zu spät gewesen.

Wir sind in LA angekommen. Ziemlich schnell, wenn ich mir denke, wie lange man mit einem DeSoto hierher gebraucht hätte. Elisabeth hat von unterwegs aus diese Susan angerufen und ihr bescheid gegeben, dass wir kommen werden. Sie hat gemeint, dass sie Buffy informieren würde und im Krankenhaus auf uns warten wird, also ist Elisabeth gleich direkt hierher zum Krankenhaus gefahren. Ich bin jetzt ziemlich nervös! Am liebsten würde ich wieder umkehren und nachhause fahren. Was soll ich ihr sagen? Was wird sie sagen?

 

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Während der Fahrt war er sehr still. Ich allerdings auch. Ich glaube wir hatten beide viele Dinge, über die wir nachdenken mussten. Ich rief Susan von unterwegs aus an und sagte ihr bescheid, so wie vereinbart. Sie war sehr aufgeregt. Wir verabredeten uns gleich am Krankenhaus. Spike ist sehr nervös. Ich sehe es ihm deutlich an. Ich wünschte ich könnte ihm helfen. Ich bin selbst auch ziemlich nervös. Ich mache mir immer noch viele Gedanken, was passieren wird, wenn er seine große Liebe wiedertrifft. Doch ich weiß, dass es wichtig für ihn ist. Ich werde für ihn da sein, wenn er mich braucht und ich werde ihm die Gelegenheit geben mit ihr zu sprechen. Solange er will. Auch wenn es bedeuten sollte, dass ich ihn dadurch vielleicht verliere. Gott, ich liebe ihn so sehr! Hoffentlich verlässt er mich nicht.

Wir sind angekommen. Spikes Nervosität ist noch schlimmer geworden, seitdem wir das Krankenhausgelände erreicht haben. Nachdem ich vorsorglich in der Tiefgarage geparkt habe, fahren wir mit dem Aufzug nach oben. Er atmet schwer, und tigert hin und her. Mir ist noch nie aufgefallen, dass er so heftig atmet. Eigentlich atmet er die meiste Zeit gar nicht. Ich atme immer noch, aber wohl eher aus Gewohnheit, als dass ich die Luft, die meine Lungen erreicht wirklich brauchen würde. Das ist eines der Dinge, die sich so plötzlich in meinem Leben verändert haben und an die ich mich erst noch gewöhnen muss.

Oben in der Lobby kommt uns Susan bereits aufgeregt entgegen. Sie schüttelt uns beiden freundlich die Hände und bittet uns ihr zu folgen. Sie scheint genauso aufgeregt zu sein wie Spike. Er starrt sie verwundert an und bringt keinen Ton heraus. Er ist wohl noch immer von ihrem Anblick fasziniert. Die Art wie er sie ansieht lässt mich nicht unberührt. Ich glaube ich bin sogar richtig eifersüchtig! Der Gedanke, dass er sich wünschen könnte mit dieser Frau zusammen zu sein, macht mich rasend. Könnte gut sein, dass er sich von ihr angezogen fühlt, da sie genauso aussieht, wie seine Buffy, als sie noch jung war. Ich muss mich echt beherrschen.

Susan führt uns zu einem Zimmer und klopft an. Sie geht hinein. Wir folgen ihr. In dem kleinen Krankenzimmer steht nur ein Bett. Darin liegt eine ältere Frau angeschlossen an einigen Maschinen, die neben dem Bett stehen und vermutlich dafür sorgen, dass sie am Leben bleibt. Sie sieht eigentlich gar nicht aus wie dreiundneunzig. Sie hat einen zierlichen Körper, blondes langes Haar und ein sehr hübsches Gesicht. Und ja, sie sieht Susan wirklich sehr ähnlich. Wenn man den Altersunterschied berücksichtigt natürlich.

Spike steht starr neben mir und bewegt sich keinen Millimeter. Buffy lächelt ihn an. Ich glaube ich kann Tränen in ihren Augen erkennen.

„Spike", flüstert sie. Ihre Stimme klingt schwach. Ich sehe auf Spikes Gesicht. Er wirkt verängstigt und steht immer noch regungslos da. Ich gebe ihm einen kräftigen Schups und befördere ihn somit an Buffys Seite. Sie lächelt mich an. Sie scheint mir für meine Tat dankbar zu sein. Endlich erwacht Spike aus seiner Starre. Er flüstert ihren Namen und greift ihre zu ihm gestreckte Hand. Er setzt sich neben sie auf einen Stuhl und blickt ihr fasziniert ins Gesicht. Ich denke ich lasse die beiden lieber alleine.

„Spike? Ich fahre in die Stadt und besorg uns ein Hotelzimmer, OK? Dann könnt ihr euch allein unterhalten."

Er und Buffy lächeln mich dankbar an.

„Danke", sagt er und wendet sich wieder zu ihr. Schweren Herzens lasse ich die beiden alleine und mach mich auf die Suche nach einem Hotelzimmer.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Als ich Susan in der Lobby sah, war ich wieder genauso erstarrt wie damals, als ich sie das erste Mal in diesem Fast-Food-Restaurant gesehen hatte. Doch noch schlimmer war es, als ich sie gesehen hatte. Buffy. Sie lag in ihrem Krankenbett. Sie sah so zerbrechlich aus. Noch mehr als früher. Ihr Körper war schwach, doch in ihren Augen strahlte sie noch immer diese Stärke aus. Die Stärke einer Jägerin. Sie war zwar älter geworden, aber sie war immer noch bildhübsch. Ihre Haare hingen ihr noch immer in großen blonden Locken herab. Auch wenn es wohl nicht mehr ihre natürliche Farbe war, so wirkten sie dennoch echt. Die heutige Technik macht alles möglich.

Ich war wie gefesselt von ihrem Anblick. Hätte Elisabeth mich nicht zu ihr geschuppst, ich glaube dann währe ich noch Stunden so dagestanden. Elisabeth ist einfach großartig. Sie gibt Buffy und mir die Gelegenheit uns allein zu unterhalten und fährt gerade in die Stadt um ein Hotelzimmer für uns zu besorgen. Und so sitze ich nun hier neben ihr und halte ihre kleine schwache Hand. Sie sieht mich ungläubig an. Sie kann wohl nicht fassen, dass ich tatsächlich hier bin. Tränen stehen in ihren Augen.

„Spike, wie konntest du damals den Einsturz des Höllenschlundes überleben?"

„Ich weiß nicht wie. Ich habe einfach überlebt. Ich brauchte zwar Tage um mich aus den Trümmern zu befreien, aber ich habe es geschafft."

„Wenn ich das gewusst hätte!"

„Was hättest du denn gemacht, wenn du es gewusst hättest?"

„Ich hätte auf dich gewartet. Ich hätte dich ausgegraben."

„Das hätte ich gerne gesehen, wie du dich wie ein Maulwurf durch den Höllenschlund gräbst."

Sie lächelt. Jetzt ist sie meine Buffy. Meine Buffy mit diesem unglaublichen Lächeln. Doch sie wird wieder ernst.

„Warum hast du mich nicht gesucht? Warum bist du nicht zu mir gekommen? Hast du mich nicht gefunden? Hast du es überhaupt versucht?"

„Erst wollte ich schon nach dir suchen, aber dann ging mir einiges durch den Kopf. Ich hatte angst."

„Angst? Wovor?"

„Weißt du noch, was du zu mir gesagt hast? Kurz bevor du dich in Sicherheit gebracht hattest?"

„Natürlich weiß ich das noch! Ich sagte dir, dass ich dich liebe."

„Deswegen hatte ich Angst."

„Wieso? Das Versteh ich nicht. Das war es doch, was du immer gewollt hattest, oder nicht?"

„Doch schon, aber .... das war nicht so einfach. Als der Höllenschlund zerstört war und alle Jägerinnen auf der Welt ihre Macht bekommen hatten wusste ich, dass das deine Chance ist ein neues Leben zu beginnen. Ein Leben ohne ständigen Jägerinnenstress. Ein Leben ohne Dämonen und der ständigen Gefahr um dich herum. Ich wusste, dass das deine Chance war ein normales Leben zu führen. Eine Familie zu haben. Kinder zu bekommen. Ein Haus mit einem Hund und so, du weißt schon. Aber das alles hätte ich dir nicht geben können. Ich hätte dir keine Kinder schenken können und auch kein normales Leben. Ich wäre dir nur im Weg gestanden."

„Das war alles?"

Kann sie neuestens Gedankenlesen?

„Nein, das war nicht alles. Ich hatte auch angst, dass du es nicht so gemeint hattest, als du mir sagtest, dass du mich liebst. Ich hatte Angst davor, dass du es nur deswegen gesagt hattest, weil du dachtest, dass ich sterben werde. Ich fürchtete mich davor wieder zurückgewiesen zu werden. Hätte ich dich wieder gefunden, wäre ich nicht mehr in der Lage gewesen dich wieder zu verlassen. Also hab ich es erst gar nicht versucht. So war es leichter für mich."

„Willst du jetzt nicht wissen, ob ich es so gemeint hatte, als ich sagte, dass ich dich liebe?"

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich es wirklich wissen will."

„Ich meinte es so, wie ich es sagte. Ich liebte dich wirklich. Ich hatte dich sehr vermisst und mir große Vorwürfe gemacht. Ich verfluchte diese Welt und dieses Amulett, das ich dir gegeben hatte."

Oh verdammt, jetzt verwandle ich mich wieder in diese weinerliche Memme! Sie hat mich geliebt! Sie hat mich wirklich geliebt, und ich Idiot hab nicht versucht sie zu finden.

Sie streicht mir mit ihrer warmen Hand über die Wange und wischt mir meine Träne weg, die sich unerlaubter Weise aus meinem Auge geschlichen hat. Ich hasse es, wenn ich weine. Vampire weinen nicht.

„Ich war so ein Idiot! Ich hätte nach dir suchen sollen."

„Ich weiß nicht. Vielleicht war es gar kein so großer Fehler, dass du nicht nach mir gesucht hast. Wer weiß, was aus uns geworden wäre. Vielleicht hätten wir uns eines Tages gehasst, weil ich mich nach einem normalen Leben gesehnt hätte und du es mir nicht hättest geben können. Womöglich hätte ich dich damals verlassen, oder du hättest mich irgendwann verlassen, weil ich dir zu alt geworden bin. Ich durfte ein glückliches Leben führen. Ich hatte einen liebevollen Mann und zwei wundervolle Kinder. Und wir hatten sogar einen Hund stell dir vor! Wir nannten ihn Spike."

„Du hast deinen Hund nach mir benannt?"

„William bestand darauf, dass wir ihn so nennen."

„William?"

„Mein Sohn."

„Du hast deinen Sohn William getauft?"

„Ja, nach dem Mann, der für mich starb und die Welt gerettet hat."

„Was war das für ein Typ?"

„Das warst du, du Dummerchen!"

„Ich fass es nicht, dass du deinen Hund nach mir benannt hast."

„Ach Spike! Jetzt hör aber auf."

Sie lacht wieder. Ich hab es immer noch drauf, sie zum Lachen zu bringen. Es ist schön. Es tut gut mit ihr zu reden. Es tut gut sie zu sehen. Sie ist immer noch so hinreißend wie damals. Und Gott steh’ mir bei, ich liebe sie noch immer!

 

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Buffy lebte noch einen ganzen Monat lang. Ich wich kaum von ihrer Seite. Außer wenn sie gerade Besuch von ihrer großartigen und wirklich großen Familie hatte. Doch die meiste Zeit war ich es, der an ihrer Seite saß und der ihr zuhörte. Sie erzählte mir alles, was in den vergangenen Jahren in ihrem Leben passiert war. Sie erzählte mir von ihrem Mann, der sie sehr geliebt hatte und sehr gut zu ihr war. Leider ist er schon gestorben. Ich hätte ihn gerne kennen gelernt. Sie erzählte mir von ihren beiden Kindern, William und Joyce. Ich war sehr gerührt, dass sie ihren Erstgeborenen nach mir getauft hatte. Sie erzählte mir wie es Dawn erging. Dass sie auch eine reizende Familie hatte, aber leider bei einem schrecklichen Autounfall ums Leben gekommen ist. Das war nicht so schön. Der Krümel hatte mir sehr gefehlt und ich hatte oft an sie denken müssen.

Doch der Rest ihres Berichtes war sehr schön. Sie war wirklich glücklich gewesen in ihrem Leben. Also hatte ich doch irgendwo die richtige Entscheidung getroffen. Auch wenn wir nie wissen werden, wie es anders gewesen wäre. Vielleicht hätte es dann keinen kleinen William gegeben, und keine kleine Joyce, die jetzt beide eigene Familien haben und eigene Kinder und Kindeskinder. Susan ist eines dieser Kinder. Sie ist die Enkelin von William. Von dem William, der meinen Namen trägt. Ich glaub irgendwie macht mich das stolz. Buffys Familie ist sehr nett zu mir. Jeder wusste sofort wer ich bin. Buffy musste wohl oft von mir erzählt haben.

Es war gut mit ihr zu reden. Ich hab jetzt nicht mehr das Gefühl einen Fehler begangen zu haben. Und ich weiß jetzt endlich, dass Buffy mich auch geliebt hat. Auch wenn es mir heute leid tut, dass ich die letzten Jahre nicht bei ihr war und nicht miterleben konnte, wie sie ein glückliches Leben geführt hatte. Denn ich weiß, dass sie es nicht getan hätte, wenn ich bei ihr gewesen wäre. Gut, vielleicht wären wir auch glücklich gewesen, aber wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, muss ich mir eingestehen, dass es auf Dauer nicht gut gegangen wäre. Allein die Tatsache, dass sie gealtert ist und ich mich in all den Jahren so gut wie nicht verändert habe. Ich glaube nicht, dass sie das einfach so ertragen hätte. Und ich weiß nicht, ob ich es ertragen hätte.

Es war schwer genug die letzten Tage mit ihr zu gehen und sie in den Tod zu begleiten. Ich wüsste nicht, ob ich es ertragen hätte, wenn ich die Jahre über mit ihr verbracht hätte. Und wenn Elisabeth jetzt nicht bei mir wäre. Elisabeth. Ich habe sie die letzten Wochen sehr vernachlässigt. Doch sie hat sich nicht ein Mal beschwert. Ich weiß wie schwierig das für sie gewesen sein muss. Ich weiß wie sehr sie mich gebraucht hätte, um mit ihrer neuen Situation zu Recht zu kommen. Ich weiß noch wie schwer es für mich war. Die erste Zeit als Vampir. Und im Vergleich zur heutigen Zeit war es viel leichter, denn damals gab es noch keine Gesetze und Regeln für Vampire. Damals war das einzige, was ich lernen musste, wie man Menschen tötet. Doch Elisabeth steht jetzt vor so vielen Problemen. Und ich weiß, mit mir an ihrer Seite wären ihr die ersten Wochen viel leichter gefallen. Doch trotzdem hat sie sich nicht einen Augenblick lang beklagt. Sie wusste wie viel mir Buffy bedeutet. Und sie hatte Verständnis dafür, dass ich Buffy auf ihrem letzten Gang begleiten wollte. So wie sie Verständnis dafür hat, das Buffy immer in meinem Herzen sein wird. Sie immer ein Teil von mir bleiben wird, solange ich lebe.

Ich hatte wirklich großes Glück diese Frau zu treffen. Keine Andere hätte so zu mir gestanden und all das mit mir durchgemacht. Von jetzt an, werde ich nur noch für sie da sein. Ich werde ihr der Mann, nein der Vampir sein, den sie an ihrer Seite braucht. Ich will sie glücklich machen, so wie sie mich glücklich macht und ich will den Rest meines Lebens mit ihr zusammen verbringen. Und ich werde sofort damit anfangen.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Als Spike heute Nacht aus dem Krankenhaus kam, war er sehr niedergeschlagen. Buffy war gestorben. Er kam zu mir und kroch zu mir ins Bett. Ich wusste sofort, dass es geschehen war. Schon allein wegen der Tatsache, dass er überhaupt gekommen war, denn die letzten Wochen war er fasst ausschließlich bei ihr im Krankenhaus. Er hielt sich an mir fest und weinte. Ich streichelte ihm durchs Haar und über den Rücken. Wie sehr ich ihn doch vermisst hatte. Die letzten Wochen waren sehr schwierig für mich. Ich musste mich erst einmal daran gewöhnen, dass ich kein Mensch mehr war. Es ist gar nicht so einfach ohne Spiegel Make-up aufzulegen. Aber das war noch eins meiner kleinsten Probleme.

Ich hatte schon so oft Blut für Spike aufgewärmt, aber noch nie selber welches getrunken. Auch wenn es sich einfach anhört. Für mich war es nicht einfach. Ich kann jetzt verstehen, warum er viel lieber von mir getrunken hat, als dieses aufgewärmte Schweineblut. Ich dachte mein Instinkt würde mich dazu leiten von selbst zu trinken und es zu genießen, aber es kostete mich trotzdem Überwindung. Ich wüsste zu gerne, wie es ist von einem Menschen oder von Spike zu trinken. So vieles wollte ich wissen und wollte ich ihn fragen, aber er war nicht da.

Ich musste bei meiner Arbeit bescheid sagen, dass ich für längere Zeit keine Daten mehr bearbeiten könnte. Und die Tatsache, dass ich jetzt ein Vampir bin, gefiel ihnen auch nicht gerade sehr gut. Ich kann von Glück sprechen, dass ich nicht gekündigt wurde. Nur gut, dass ich in meinem Arbeitsgebiet ein echter Profi bin und es nur wenige qualifizierte Leute wie mich in dieser Branche gibt, sonst hätte ich mir meinen Job in die Haare schmieren können. Von der Dämonenbehörde hatte ich einen Anruf bekommen, dass ich mich binnen der nächsten drei Monate zu melden hätte und eine Art Grundkurs absolvieren müsste. In dem man mir meine Pflichten und Rechte als Vampir erklären wird. Langsam wird mir dieses ganze Regierungszeugs genauso unheimlich wie Spike. Jetzt kann ich viel besser verstehen, weshalb er immer so schlecht auf die Regierung zu sprechen ist.

Ich hätte ihn so sehr gebraucht. Wäre so froh gewesen, wenn er bei mir gewesen wäre, aber ich wusste, dass es wichtig für ihn war. Also blieb ich hier und habe auf ihn gewartet. Und jetzt ist er hier. Hier bei mir. Und zum ersten Mal seit langem habe ich wirklich das Gefühl, dass er bei mir ist. Mit Leib und Seele. Bei mir.

Ich halte ihn fest. Ich fühle wie er in meinen Armen ruhiger wird. Wie er sich langsam entspannt.

„Danke, Babe"

„Wofür?"

„Das du immer da bist für mich."

„Gern geschehen."

Er drückt mich noch fester an sich. Das ist schön. Das tut mir gut.

„Ich muss dir was sagen."

Oh nein, was kommt jetzt wohl?

„Was denn?"

„Ich liebe dich, Babe."

Oh mein Gott! Ich dreh durch. Ich breche gleich in Freudentränen aus, so glücklich machen mich seine Worte. Er liebt mich. Mich! Ich bin sein Babe. Er lehnt sich zurück und sieht mich an. Er lacht mich an. Ich glaube er lacht mich echt aus, weil ich vor Glück weine! Dieser Schuft.

„Lach nicht so."

„Och Liebes tut mir leid. Soll ich lieber weinen, so wie du?"

„Nein!"

„Was dann?"

„Halt mich einfach fest."

Er küsst mich sanft auf die Stirn und zieht mich wieder zu sich. Ich könnte vor Glück zerspringen!

„Spike."

„Hm?"

„Ich liebe dich auch."

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Teil 7

 

Die ganze Nacht lagen wir engumschlungen nebeneinander. Es war wie ein Traum. Noch nie hatte ich mich so wohl gefühlt, wie in seinen Armen. Irgendwann am frühen Morgen werde ich wach, noch immer in seinen Armen und auf seiner Brust liegend. Er lächelt auf mich herab und begrüßt mich mit einem Kuss auf die Stirn. Er scheint schon länger wach zu sein. Er hat mich beobachtet, bis ich von selbst wach geworden bin. Seine Hand spielt mit meinen lockigen Haaren. Das hat er schon lange nicht mehr gemacht. Er sieht mich an und studiert mich wieder. Und wieder frage ich mich, was in ihm vorgeht.

„Elisabeth, möchtest du wissen, wie Vampire sich lieben?"

„Lieben Vampire sich anders als Menschen?"

„Ja."

„Wie anders."

„Anders."

„Komm schon Spike, sag es mir."

„Nein."

„Warum nicht?"

„Weil ich es dir nicht sagen, sondern dir zeigen will."

„Also gut, dann zeig es mir."

Oh, mein Gott, nicht dieses schelmische Grinsen! Allein dieser Blick macht mich ganz schwach.

„OK Babe, ich zeig es dir, aber vorher sollst du wissen, dass ich mich nicht mehr nur noch allein um dein Vergnügen bemühen werde."

„Soll das heißen ich darf dich endlich genauso erforschen, wie du es mit mir gemacht hast?"

„Genau das."

„Ist das dein Ernst?"

„Vollkommen! Ich dachte nicht, dass dich das so freuen würde."

„Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr es mich freut. Und ich glaube ich werde sofort damit anfangen dich zu erforschen."

Ich lasse meine Hand über seine kräftig gebaute Brust wandern und beobachte dabei jede seiner Reaktionen. Er sieht mir in die Augen und lässt mich deutlich erkennen wie es ihm gefällt, dass ich ihn berühre. Zum ersten Mal lässt er zu, dass ich seine Gefühle und Reaktionen sehen kann. Ich beginne seine herrliche Haut auf der Brust zu küssen und hinterlasse dabei viele kleine feuchte Stellen. Er lässt seine Hand auf meinem Rücken auf und ab fahren und spielt dabei immer wieder mit meinen Locken. Ich lasse meine Zunge über seinen Nippel kreisen und spüre deutlich, wie er sich mir entgegen bäumt. Mit stumpfen Zähnen knappere und sauge ich an seinen Nippel. Ich sehe ihm ins Gesicht und er lässt mich deutlich erkennen, dass ich ihm große Lust bereitet. Ich wage es meine Hände seinen Bauch entlang weiter nach unten fahren zu lassen.

Auf seinem Bauch ruht und wartet bereits sein harter Schaft, den ich zuerst sanft mit den Fingern streichle und dann mit der flachen Hand behutsam darüber fahre. Ich kann seine Ungeduld in seinen Augen erkennen. Und auch ich kann es nicht erwarten sein stolzes Glied ganz mit meiner Hand zu umschließen. Ich greife zu und fahre langsam auf und ab, während meine Zunge und meine stumpfen Zähne noch immer an einem seiner Nippel arbeiten. Sein Körper bäumt sich mir erneut entgegen und er stöhnt leise auf. Ich spüre wie meine Erregung ansteigt. Ich spüre ein heißes Kribbeln zwischen meinen Beinen und wie ich feucht werde. Sehr feucht. Ich genieße es mit ihm zu spielen. Ich genieße es seine Lust in seinen Augen sehen zu können. Ich liebe es.

Plötzlich greift er mir hart ins Haar und zieht meinen Kopf zurück.

„Genug gespielt, jetzt bin ich dran."

Was hat er vor? Die Art wie er mich anfasst und wie er mich packt turnt mich unheimlich an. Früher mochte ich es nicht, hart angefasst zu werden, aber jetzt gefällt mir das sehr gut. Er drückt mich zurück auf meine Seite des Bettes und beugt sich über mich.

„Jetzt werde ich dir zeigen, wie Vampire lieben."

Eine Hand hält mich fest am Nacken, während die andere grob meine Brust massiert. Er küsst mich fordert und gierig. Noch nie schien sein Verlangen nach mir so groß zu sein. Ich liebe es. Ich habe gar nicht bemerkt, dass er seine Dämonenmaske aufgesetzt hat, doch nun spüre ich seine messerscharfen Zähne. Er muss sich selbst in die Zunge gebissen haben, denn ein herrlich köstlicher Geschmack seines Blutes fliest plötzlich in meinen Mund und erreicht meine Sinne. Ein wahres Feuerwerk der Gefühle bricht in mir aus! Meine Arme schlingen sich wie von selbst um seinen anbetungswürdigen Körper und ich beginne mich wie von Sinnen gegen ihn zu bewegen. Ich will ihn spüren. Ihn schmecken. Mich mit ihm verbinden.

Sein köstliches Blut raubt mir den Verstand. Ich bin nicht mehr in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Ich merke nicht einmal, wie sich mein Gesicht plötzlich verändert, und ich zum ersten Mal mein dämonisches Gesicht aufsetzte. Spike hat es hingegen sofort bemerkt, denn er unterbricht diesen herrlichen Kuss und sieht mich genau an und lächelt.

„Du bist wunderschön."

„Hör auf mit Süßholzraspeln, mach lieber weiter."

„Hab dich wohl auf den Geschmack gebracht, was Liebes?"

„Ja! Das hat gerade sehr gut geschmeckt. Das hat nach mehr geschmeckt. Viel mehr!"

Siegessicher lächelt er mich an. Und ich weiß genau ich bin verloren. Verloren in diesen goldenen Augen seines dämonischen Antlitzes.

Er packt mich wieder am Nacken und zieht mich zu sich. Noch in dieser Drehung setzt er sich auf und ich liege jetzt in seinen Armen wie ein Kind. Wie sein Kind. Er küsst mich erneut. Küsst und saugt an meiner Zunge und schneidet mir dabei mit seinen Zähnen ins Fleisch, sodass auch aus meiner Zunge Blut in seinen Mund fliest. Dabei höre und spüre ich wie er in meinen Mund stöhnt, was mich ebenfalls aufstöhnen lässt. Ich schlinge meine Arme um seinen Nacken und ziehe mich zu ihm hoch. Setze mich in seinen Schoß, ohne dabei den Kuss zu unterbrechen. Er hält und massiert meine Hüften. Und wandert hoch zu meinen Brüsten, die er ebenfalls kräftig massiert. Kaum als ich richtig in seinem Schoß sitze, legt er mich zurück auf das Bett und sich selbst über mich. Er verlässt meine Lippen und küsst stattdessen meinen Hals hinab. Er saugt an meinem Hals, aber ohne mich zu beißen. Ich bin ein wenig enttäuscht, aber nicht sehr lange, denn er wandert weiter hinunter zu meinen Brüsten und beißt mir in meine Brust und beginnt kräftig daran zu saugen.

„Ahhhh!"

Dieses Gefühl ist einfach überwältigend. Ich denke ich könnte allein deswegen schon kommen, weil er so kräftig an meinem Nippel saugt, und mir dabei ein paar Schlücke meines Blutes stiehlt. Ich kann mir ein enttäuschtes Stöhnen nicht verkneifen, als er wieder aufhört. Jedoch zu meiner weiteren Überraschung wandert er weiter hinab und vergräbt sein Gesicht zwischen meinen Schenkeln. Oh ich weiß, dass ich es lieben werde, was er da tut, denn kein Mann hat mir jemals auf diese Weise soviel Vergnügen bereitet wie er. Er hat wahrlich eine göttliche Zunge! Doch was ist das? Das ist neu! Ich fass es nicht. Er beißt mir tatsächlich in meinen heißen Knubbel und saugt mir dort das Blut aus. Und „Ohhhhhnnn!!", es fühlt sich unglaublich fantastisch an! Das übertrifft alles, was ich jemals fühlen durfte.

Nicht nur, dass er an meinem pochendem Knubbel saugt, nein er vergräbt seine Finger auch noch tief in meinen heißen feuchten Lippen. Oh Gott, ist das fantastisch! Ich halte das nicht lange durch! Ich spüre jetzt schon, wie meine Erregung immer stärker wird. Und „AAhhhh! Spike! Ich halte es nicht mehr länger aus... ich... Ahhhhn ... ja! JA!"

Ich komme mit einem so heftigen Orgasmus, wie ich ihn noch nie erlebt habe. Es ist unglaublich.

Eigentlich müsste ich jetzt total erledigt und erschöpft sein, aber stattdessen verlangt mein Körper nach mehr. Er verlangt nach ihm. Und er weiß es genau.

„War das gut, Babe?"

„Oh ja, das war unglaublich gut."

„Willst du mehr haben?"

„Ja! Viel mehr."

Er krabbelt an mir hoch und gibt mir einen weiteren gierigen Kuss, während eine seiner Hände beinahe meinen ganzen Körper ertastet. Seinen Mund dicht an meinem Ohr flüstert er mir etwas zu.

„Ich will dich! Ich liebe dich! Du gehörst mir. Mir ganz allein. Mein Babe. Ich will dich jetzt."

Mit diesen Worten dringt er mit seinem harten Glied in meine wartende Scham. Ein eiskalter Schauer läuft mir dabei den Rücken herab und findet sein Ende direkt zwischen meinen Beinen und löst dort ein unheimlich kribbelndes und erregendes Gefühl in mir aus.

„Tu jetzt einfach das, was ich auch tue", flüstert er erneut, bevor er seinen Mund an meinen Hals legt und wartet, bis ich dies ebenfalls tue. Währendessen fängt er an, sich in langen und tiefen Stößen in mir zu bewegen. Als ich meine Lippen ebenfalls an seinen Nacken gelegt habe spüre ich wie er mich beißt. Es ist ein vertrautes Gefühl, da er mich schon so oft gebissen hat, und doch fühlt es sich neu an. Vielleicht weil nun nicht mehr die Gefahr besteht, dass er mich töten könnte. Doch trotzdem fühlt es sich großartig an. Ich zögere noch. Es ist das erste Mal, dass ich jemanden beißen darf. Ganz langsam versenke ich schließlich meine Fänge in sein Fleisch. Ich spüre wie kräftig mein Biss ist und wie leicht ich durch das Fleisch hindurch gleite. Wie viel Kraft und Gewallt ich besitze. Es ist ein großartiges Gefühl. Er hat noch nicht begonnen zu saugen. Er hat auf mich gewartet. Doch als ich die ersten Tropfen seines Blutes auf meinen Gaumen spüre, kann ich mich nicht beherrschen. Gierig beginne ich zu saugen und zu schlucken.

Wie auf ein Startsignal hin beginnt er nun auch zu saugen und gleichzeitig fester in mich zu stoßen. Ich bin vollkommen überwältigt von der Flut der Eindrücke, die über mich hereinbrechen. Sein Blut löst ein starkes Rauschgefühl in mir aus. Der Schmerz in meinem Nacken ebenfalls. Und die heftigen Stöße seines Beckens fühlen sich einfach perfekt und vollkommen an. Als wenn unsere beiden Körper genau dafür erschaffen wurden. Wie von Sinnen beginne ich mich gegen ihn zu bewegen, in dem gleichen harten Rhythmus wie er in mich stößt. Er entzieht mir das Blut aus den Adern, das ich ihm soeben gestohlen habe. Und so ist es wie ein Kreislauf, der immer schneller und heißer durch meine Adern fließt.

Ich fühle mich lebendiger als jemals in meinem ganzen Leben zuvor. Ich spüre ganz deutlich, wie auch seine Erregung ansteigt. Fühle deutlich, dass er gleich in mir kommen wird. Noch nie ließ er mich das so deutlich fühlen. Sonst hielt er sich immer solange zurück bis ich soweit war. Doch allein dieses Gefühl, seine ansteigende Erregung zu spüren löst in mir einen herrlichen Reflex aus. Als ich das erste Zucken seines pumpenden Gliedes spüre, beginnen meine inneren Muskeln ebenfalls in starken und lustbringenden Zuckungen zu tanzen. Beide stöhnen wir gegenseitig in unserer beider Nacken hinein ohne das Saugen zu unterbrechen. Spike packt mich sogar noch fester, zieht mich noch dichter zu sich und saugt noch kräftiger an meinem Hals, während er noch immer seinen kalten Samen in mich hinein pumpt und meine Muskeln noch immer lustvoll zucken.

 

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Erschöpft und glücksselig liegt sie in meinen Armen. Ich glaube ich habe ihr wirklich gezeigt, wie Vampire sich lieben. Ich habe sie gebissen und ließ sie mich beißen. Ich habe an ihrem herrlichen Knubbel gesaugt und sie schneller und besser zum Höhepunkt gebracht, als jemals zuvor. Nach dem ersten Mal hab ich ihr erlaubt mich weiter zu erforschen. Und mit einem Erforscherdrang, der jeden Wissenschaftler in den Schatten stellt, begann sie jeden Zentimeter meines Körpers zu ertasten und zu erschmecken. Sie liebte es. Sie liebte die Gefühle, die ich dabei empfand und ihr deutlich zu erkennen gab. Sie lernte sehr schnell und bereitete mir wahrlich großes Vergnügen. Ich hatte längst vergessen, wie gut es sich anfühlt von einer Vampirin gebissen und gefickt zu werden. Denn genau das tat sie. Mit einer Leidenschaft und einem Verlangen, wie ich es noch nie erlebt hatte.

Ich glaube wir haben den ganzen Tag hier im Bett damit verbracht uns zu lieben, zu beißen, zu küssen und zu ficken. Bloody Hell, das war seit langem das Beste, was ich erlebt habe. Und es war auch das Beste, was sie bisher erlebt hat, da bin ich mir sicher. Ich wusste, dass sie es lieben wird.

 

 

The End.