Act of Fate – Teil 1
Ich brauchte bereits Überwindung diesen Satz herauszubringen und William
machte es mir nicht leichter, als er gleich darauf artig mit: „Ja, Sire",
antwortete. Also kippte ich mir einen weiteren Drink in den Rachen und fuhr
fort: „Du weißt das ich dein Sire bin, nicht wahr?"
„Ja Sire."
Großartig Angelus! So kam das Gespräch richtig in Schwung. Und es war so
hilfreich das Gespräch im Gange zu halten.
„Äh, ja sicher weißt du das. Weißt du auch, was das bedeutet?"
„Sire? Ich verstehe die Frage nicht ganz", gab er nervös zur Antwort. Ich sah
wie er in dem Sessel hin- und herrutschte und nicht recht wusste, wie er sich
setzten sollte und wo er seine Hände hintun sollte. Er hielt schließlich mit
beiden Händen das Glas eng umschlungen und hoffte wohl, dass ich ihn nicht
gleich wieder schlagen würde, für die Frage die er mir gerade gestellt hatte
anstatt mir zu antworten.
Ich seufzte ratlos auf. Im Grunde wusste ich eigentlich gar nicht, was ich ihm
sagen wollte. Ich konnte ja schlecht zugeben, dass ich Fehler gemacht hatte. Ich
war schließlich Angelus.
Aber nach dem siebten oder achten Glas hochprozentigen Whiskey schaffte ich es
endlich wieder etwas zu sagen und fragte erneut: „Weißt du was es für einen Sire
bedeutet ein Childe zu haben?"
„Nein Sire", gab er ehrlich zu und senkte dabei seinen Kopf. Und ich weiß nicht,
war es wieder die Angst oder war es Trauer, die ich in seinen Augen aufblitzen
sah? Vielleicht hatte er Angst vor der Strafe, die ihn hätte treffen können.
Oder vielleicht war es doch Trauer darüber, dass er es einfach nicht wusste, es
aber gerne gewusst hätte. Und das allein war der Gedanke, der mir half in meinem
Text fortzufahren.
„Würdest du es denn gerne wissen? Würdest du gerne mein Childe sein und mir
gestatten dir der Sire zu sein, der Dru bisher für dich gewesen war?"
Ich traf diese Wortwahl absichtlich so, um ihm nicht das Gefühl zu geben, dass
ich ihn dazu zwingen würde. Ich wollte dass er es aus freien Stücken tut.
„Heißt das ich darf nicht mehr zu Dru gehen, Sire?"
Hatte der Junge Tomaten auf den Ohren? Hatte ich bereits eine undeutliche
Aussprache durch den Alkohol?
„Nein! Du darfst meinetwegen zu Dru gehen. Aber ich hoffte du würdest auch gerne
zu mir kommen wollen?"
Was für eine Frage. Der reine Alkohol sprach wohl aus mir. Aus welchem Grund
sollte er wohl zu mir kommen wollen? Um sich weiterhin von mir demütigen zu
lassen? Er antwortete mir natürlich nicht, sah mich wieder mit diesen
studierenden Augen an. Ich seufzte erneut und begann von vorne.
„Vergangene Nacht. Wie hast du dich da gefühlt, als ich dich von mir trinken
ließ und du neben mir eingeschlafen warst. Als ich dich ... gestr...
gestreichelt habe." Ein verflucht schweres Wort!
„Ich weiß nicht Sire."
„Was soll das heißen du weißt nicht? Du weißt nicht wie du dich gefühlt hast?
Das ist doch ganz einfach. War es gut oder war es schlecht?" fragte ich
ungeduldig nach.
Er sah mich genau an und studierte mich wieder. Als wenn er nach dem Grund
meines Handeln suchen wollte. Dann antwortete er ruhig aber mit fester und
sicherer Stimme und zum ersten Mal ohne dieses bescheuerte ‚Sire’: „Gut."
Ich war so überrascht, dass ich mir gleich darauf einen neuen Drink einschenkte
und sofort in einem Zug leer trank. Er nippte noch immer an seinem ersten Glas.
Ich packte die Flasche, schritt zu ihm, ignorierte sein Zurückweichen
absichtlich und schenkte ihm etwas von dem Whiskey nach.
„Also", begann ich um einiges mutiger und entspannter, da der Alkohol zu wirken
begann, „ich bin dein Sire, verstehst du?" Er nickte nur. Das reichte mir
vollkommen. „Und", fuhr ich fort und merkte dabei, wie ich zu schwanken begann,
„du bist mein Childe."
„Ja Sire", antwortete er wieder. Er sah wohl nicht ganz den Sinn dieses
Gespräches. Und offen gestanden hatte auch ich irgendwie den Faden verloren.
Also kippte ich mir den Rest der Flasche hinter die Binsen und kniete mich zu
ihm neben den Sessel, um in seine schönen blauen Augen sehen zu können. Ich
glaube ich amüsierte ihn irgendwie. Das lag wohl an den Gesichtzügen, die mir
langsam zu entgleisen begannen. Jedenfalls war ich mittlerweile ziemlich
betrunken und das war dann auch der Grund warum ich endlich erklären konnte, was
diese Gespräch eigentlich sollte.
„Hör zu, mein Junge." Ich lallte mittlerweile schon ein wenig. Ich trank für
gewöhnlich nicht soviel auf einmal, da man als Vampir stets auf der Hut sein
muss und jederzeit die volle Kontrolle über seinen Körper besitzen sollte. Was
ich zu diesem Zeitpunkt jedoch ganz gewiss nicht mehr tat.
„Ich bin dein Sire. Äh. das hatten wir schon. Ein Childe, äh ... quatsch, ich
meine ein Sire zu sein bedeutet, dass man sich um sein Childe sorgen muss. Ich
habe dies bis jetzt nicht getan. Ich überließ das Dru. Doch das war nicht
richtig. Ich habe einen Fehler gemacht (Ich kann bis heute noch nicht glauben,
dass Angelus jemals einen Fehler zugegeben hatte). Das möchte ich wieder gut
machen. Ich will, dass sich von jetzt an alles verändert. Ich will dein Sire
sein. Ich meine ich bin dein Sire. Das sagte ich doch schon oder? Was ich sagen
wollte, war du schläfst ab jetzt bei mir. Nein, das wollte ich nicht sagen." Ich
hatte den Faden verloren, und dass William mich mit großen Augen anstarrte war
nicht gerade hilfreich ihn wieder zu finden. Also begann ich, glaub ich noch mal
von vorne. Ganz sicher bin ich mir da allerdings nicht, da meine Erinnerung
daran durch den Alkohol etwas getrübt ist. Ganz sicher kann ich mich jedoch an
die Antwort erinnern die William mir dann schließlich gab: „Ich wäre gern dein
Childe, Sire."
Ich denke er hatte begriffen was ich versucht hatte zu erklären. Ich denke ich
hatte es endlich geschafft es zu erklären, dass er es verstanden hatte. Ich
hoffte es damals wenigstens, denn ich war ziemlich verzweifelt. All der Schmerz
den ich in seinen Augen gesehen hatte, hatte sich tief in mich hineingefressen
und mir keine Ruhe mehr gelassen. Ich hoffte so sehr, dass er mich verstanden
hatte, denn ich wollte nichts weiter als ihm der Sire sein, den er brauchte um
eines Tages ein starker unabhängiger und Furcht einflößender Meistervampir zu
werden. Um eines Tages so zu sein wie ich.
Ich war ziemlich angeschlagen glaub ich, denn ich erinnere mich nur noch dunkel
daran, dass ich an dem Sessel lehnte, und er mich dann hoch hob und rüber in
mein Bett legte. Ich hoffte daraufhin so sehr, er würde sich zu mir legen.
Einfach nur neben mir liegen bleiben und bei mir sein. Aber er ging. Er ließ
mich allein. Das dachte ich wenigstens, denn als ich in der Nacht darauf wieder
aus meinem Rausch erwachte war er hier. Er hatte den Sessel dicht an das Bett
gerückt und sich darin niedergelassen. Er saß in dem Sessel neben mir und
beobachtete mich. Ich schenkte ihm ein Lächeln. Und es war keine Frucht mehr in
seinen Augen. Nur Verwunderung und ein klein wenig Unsicherheit. Damit war ich
mehr als zufrieden.
Ich wagte es kaum mich zu bewegen, denn entgegen der allgemein verbreiteten
Ansichten, bekommen wir Vampire sehr wohl einen Kater, wenn wir zuviel getrunken
haben. So hatte ich auch damals einen dementsprechenden Kopf, der mir bei der
geringsten Bewegung zu platzen drohte.
Er bemerkte wohl mein kleines Unbehagen, stand auf und kam vorsichtig näher. Er
ging vor meinem Bett in die Hocke und legte seinen Kopf vor mir auf seine auf
dem Bett ruhenden Hände. Er sah mir tief in die Augen und ich merkte wie sich
alles um mich zu drehen begann. Ich bin mir bis heute noch nicht sicher, ob es
an seinem Blick, oder an dem höllischen Kater lag, den ich hatte.
„Kann ich etwas für dich tun, Sire?" fragte er sanft. Und ich fühlte mich gleich
darauf um einiges besser!
Von diesem Augenblick an, änderte sich alles. Wir waren nun endlich Sire und
Childe. Ich nahm ihn mit auf die Jagd. Erklärte ihm alles was ich über die
Menschen wusste. Wie sie am besten zu jagen waren. Wie man sie am schnellsten
oder auch am qualvollsten töten konnte. Je nachdem wie viel Zeit zur Verfügung
stand. Ich lehrte ihn alles was ich wusste. Ich lobte ihn, wenn er gut war.
Tadelte ihn aber genauso, wenn er einen Fehler machte. Ich trieb ihn an besser
zu werden, und er wurde besser. Er lernte sehr schnell. Er war ein
wissbegieriger Schüler, und stets darauf bedacht mich stolz zu machen. Und ich
war mehr als stolz. Ich vernachlässigte sogar Darla, nur um ihm mehr
beizubringen. Um ihn besser zu machen. Nur um bei ihm zu sein.
In den Tagen schlief er immer noch bei Dru. Ich überließ ihm die Wahl. Später
kam er dann aber immer öfter zu mir. Zuerst wollte er nur neben meinem Bett im
Sessel sitzen. Er studierte mich den ganzen Tag über, während ich schlief. Oder
er nickte im Sessel ein, weil er zu müde war um wach zu bleiben. Mir gefiel es
sehr. Ich spürte wie er mir Schritt für Schritt immer näher kam. Ganz ohne mein
Zutun. Ganz ohne Gewalt. Das war eine völlig neue Erfahrung für mich. Das
überraschte mich sehr. Und es machte mir spaß. Viel mehr spaß als all die Qualen
und die Schmerzen, die ich ihm zuvor immer zugefügt hatte.
Eines Nachts geschah es dann. Wir waren gemeinsam auf Jagd. Nur er und ich. Die
beiden Mädchen gingen ihre eigenen Wege. Darla war zu dieser Zeit nicht sehr gut
auf mich zu sprechen. Ich denke sie war eifersüchtig, weil ich soviel Zeit mit
William verbrachte. Denn da ich am Tage immer auf ihn wartete, ging ich nur noch
selten zu ihr.
Als wir nach einer erfolgreichen Nacht satt und zufrieden nachhause kamen, waren
die Mädchen noch unterwegs. Es war noch früh doch ich war schon müde, und
verabschiedete mich, um mich zur Ruhe zu legen. Es dauerte keine zehn Minuten.
Ich hatte mich grade mal ausgezogen, und war in mein Bett geschlüpft, da stand
er plötzlich in meiner Tür und beobachtete mich. Ich weiß nicht wie lange er da
schon gestanden war. Er stand nur da und sah mich an. Ich wusste nicht, was er
vorhatte. Ich entschied abzuwarten. Ich wollte sehen, was er tun würde. Ich
dachte er würde vielleicht wieder im Sessel platz nehmen, um mich zu beobachten,
wie er es die Nacht zuvor auch schon getan hatte, doch dann kam er näher und
setzte sich neben mir auf das Bett.
Es war unheimlich aufregend. Ich fühlte mich wie bei der Jagd, wenn ich ein
leckeres junges Mädchen beobachtete und ich sah wie sie mich bemerkte. Wie sie
dann langsam ohne Furcht näher kam. Schritt für Schritt. Immer näher jeden
Zentimeter ihrer Bewegung beobachtete ich und es kam mir wie eine Ewigkeit vor,
bis sie endlich vor mir stand. Zum greifen nah. Doch ich wartete noch immer, bis
sie mich ansprach. Bis sie vertrauen zu mir fasste, dann griff ich zu. So war es
auch bei ihm. Nur dass ich ihn sicher nicht töten wollte, wenn er bei mir wäre.
Dafür dauerte diese Jagd aber umso länger. Ich weiß nicht viele Monate wir
dieses Spiel schon spielten, bevor er sich von sich aus zu mir auf mein Bett
gesetzt hatte.
Er fing an sich langsam auszuziehen. Ganz langsam. Ich dachte mir, wenn er nicht
bald schneller werden würde, würde ich ihm diese verfluchten Kleider vom Leib
reißen. Doch ich tat es nicht. Ich wollte ihm dabei zusehen. Wollte sehen, was
er tun würde. Er zog sich vollkommen aus, und blickte mir dann ins Gesicht. Eine
lange Zeit saß er nur so da und studierte meinen Blick. Er machte mich etwas
nervös. Doch ich wollte ihm das nicht zeigen, also versuchte ich einen strengen
aber nicht bösen Blick aufzusetzen. Keine Ahnung, ob mir dies wirklich gelungen
war. Doch etwas später bewegte er sich schließlich zu mir. Wieder ganz langsam.
Er schlüpfte zu mir unter die Decke und kuschelte sich ganz vorsichtig zu mir an
die Seite. Als hätte er Angst er könnte mich zerbrechen.
Noch nie war jemand so sanft zu mir. Noch nicht einmal zu meinen Lebzeiten. Es
war mir vollkommen fremd. Doch es fühlte sich schön an. Er legte seinen Kopf auf
meine Brust und seine Hand zeichnete Kreise auf meiner Haut. Ich lege ihm meine
Hand an seinen Rücken und zog ihn vorsichtig weiter zu mir. Ich genoss es die
Nähe meines Childes zu spüren. Ich drehte meine Oberkörper in seine Richtung,
sodass wir nun Brust an Brust da lagen. Meinen Arm ließ ich über seinen Körper
wandern und hüllte ihn damit ein. Ich begann ihn zu streicheln. Ich fühlte wie
er auf einmal auflebte. Er verteilte wieder die gleichen elektrisierenden Küsse
auf meiner Brust. Er begann wie in jener Nacht meine Brust und meine beiden
Nippel zu liebkosen.
Es war unglaublich. Er war längst nicht mehr das ängstliche Childe von damals.
Längst war er ein richtiger Vampir geworden. Zugegeben, ein sehr störrischer und
vorlauter Vampir manchmal. Auch etwas eigensinnig in gewissen Beziehungen. Ich
denke so sehr ich es am Anfang mit seiner strengen Erziehung übertrieben hatte,
so nachlässig bin ich später geworden. Er bestand darauf, dass ich ihn Spike
nenne. Er war manchmal richtig aufmüpfig. Aber ich mochte seine Art. Ich mochte
dieses vorlaute und aufmüpfige Childe. Er war ein Kämpfer geworden. Ein Jäger.
Ein Geschöpf der Nacht, aber er war noch immer mein Childe. Und ich liebte ihn
mehr als alles andere.
Nachdem er eine halbe Ewigkeit meinen gesamten Oberkörper liebkost hatte,
wanderte er hinab und ein vorfreudiges Stöhnen entwich meiner Kehle. Ich konnte
es nicht erwarten, bis er mein stolzes Glied mit seinem Mund aufnehmen würde.
Und ich wusste auch schon, was ich ihm als Belohnung geben wollte. Ich wollte
ihn genauso fühlen lassen, wie er es bei mir tat. Ich wollte ihm zeigen wie sehr
ich ihn liebte. Mehr, als es ein Sire gewöhnlich tut. Mehr als ich es jemals
getan hatte. In dieser Nacht wollte ich es ihm gestehen. Es ihm beweisen. Als
Dank und Belohnung dafür, dass er aus freien Stücken zu mir in mein Bett
gekommen war.
Die Bettdecke lag längst beiseite, und ich lag auf dem Rücken. In freudiger
Erwartung auf seinen geschickten Mund. Gerade, als er den prallen Kopf meines
Schaftes in seinem Mund aufgenommen hatte, sprang die Türe zu meinem
Schlafzimmer auf, und Darla kam aufgeregt herein. Ich begann sofort wütend zu
knurren. William setzte sich erschrocken auf. Darla funkelte erst ihn, dann mich
böse aus gelben Vampiraugen an. Sie hatte ihr dämonisches Gesicht aufgesetzt.
Und erst jetzt bemerkte ich, dass ich ebenfalls in diesen Modus gewechselt
hatte.
William wollte sofort die Flucht ergreifen. Darla konnte gefährlich werden, wenn
sie wütend war. Doch ich hätte nicht zugelassen, dass sie ihm etwas tut. Eher
hätte ich mich gegen meinen eigenen Sire, gegen sie, gestellt. Ich hielt ihn
auf, indem ich meine Hand auf seine Schulter legte, bevor er aus dem Bett
kriechen konnte. Er sah mich verwirrt an. Doch er merkte wohl, dass ich ihn
schützen würde, egal was passieren würde, also blieb er. Darla kam wütend näher
und ich fragte endlich: „Was ist los? Was willst du? Warum störst du mich?"
„Es ist etwas passiert. Dru! Die Zigeuner haben sie."
Dru war in Gefahr? Warum hatte ich das nicht gespürt? Ein Sire spürt
normalerweise, wenn seinem Childe etwas zustößt. War ich so von William
gefangen, dass ich mein Gespür für Dru verloren hatte? Doch es sollte sich
später herausstellen, weshalb ich sie nicht gespürt hatte.
„Wo ist sie? Was ist passiert? Rede!"
Ich war außer mir vor Wut. Dru, meine kleine Prinzessin war in Gefahr. Mein
Childe! Ich sprang sofort aus dem Bett.
„Zieh dich an William, du begleitest mich."
Natürlich begleitete er mich. Darlas Nachricht hatte ihn ebenso getroffen wie
mich. Schließlich empfand er sehr viel für Dru. Keine zwei Minuten später waren
wir auch schon auf dem Weg zum Zigeunerlager. Darla berichtete mir vom einem
Zigeunermädchen, die Dru durch Zauberei gefangen hielt. Ich schwor dessen Tod
herauf noch ehe ich sie überhaupt gesehen hatte. Als Darla mir das Mädchen
zeigte, machte ich kurzen Prozess mit ihr. Ich verschwendete keine Minute. Ich
töte schnell aber schmerzhaft. Ich wollte sie tot sehen. Danach suchte ich nach
Dru, doch ich fand sie nicht. Ich wollte Darla nach ihr fragen, aber Darla war
wie vom Erdboden verschluckt. Ebenso William. Alle waren plötzlich fort.
Ich irrte umher um sie zu finden, doch ich fand keinen der Drei. Dann spürte ich
den Schmerz. Er zerriss mich beinahe. Ich lief weiter. Verlor die Orientierung.
Der Schmerz bohrte sich weiter in meinen Körper. Er zerfraß mich von innen. Ich
merkte nicht, wie ich wieder auf das Zigeunerlager zulief. Als ich dort ankam,
lachte mich dieser alte Mann aus. Er verhöhnte mich. Und ich fühlte diesen
unbändigen Schmerz. All das Leid der Menschen, die ich getötet hatte. All die
Qualen, die ich ihnen zugefügt hatte. Alles kam zu mir zurück und quälte mich.
Quälte meine Seele, die ich in dieser Nacht wieder erhalten hatte.
Angel saß auf dem Boden seiner Wohnung und lehnte mit dem Rücken gegen die
Wand. Seinen Kopf hielt er tief in seinen Händen vergraben. Er seufzte unnötiger
Weise tief auf. Er war verzweifelt.
Was soll ich nur tun? Ich kann ihn nicht töten. Ich kann ihn aber genauso
wenig dort in Ketten liegen lassen? Das wird ihn genauso umbringen. Noch
qualvoller sogar, als wenn ich ihm einen Pflock durchs Herz jage. Ich kann ihn
aber unmöglich freilassen! Was wenn dieser Chip versagt? Dann könnte er wieder
Menschen töten und ich wäre dann für deren Tode verantwortlich. Was wenn der
Chip nicht versagt? Dann wäre er ebenso zum Tode verurteilt. Hier in LA würde er
keine Woche überstehen ohne irgendeinem Dämon in die Hände zu fallen. Wer weiß,
was sie mit ihm machen würden? Sie würden ihn vielleicht als ihren Sklaven
halten, oder Schlimmeres vielleicht. Der Tod wäre dabei noch ein gnädigeres
Schicksal. Was soll ich also nur tun? Vielleicht sollte ich einfach mal mit ihm
reden.
Entschlossen stand er auf und machte sich über einen zweiten Weg direkt von
seiner Wohnung aus auf den Weg zum Keller.
****
Kurz zuvor war Gunn hinuntergegangen, um Spike seine tägliche Ration Blut zu
bringen. Er war wieder an der Reihe gewesen, und auch ein unzufriedenes Grummeln
half ihm nicht sich davor zu drücken, da Wesley und Cordelia andere wichtige
Dinge zu tun hatten.
Spike kauerte in seiner Ecke, die Decke um sich geschlungen und starrte auf
einen dunklen Fleck auf der Matratze. Als er Gunn bemerkte, würdigte er ihn
nicht eines Blickes und starrte weiter auf den Fleck, der sich in seinem
geistigen Auge immer wieder verformte und für ihn lustige Bilder von toten
Menschen zeichnete.
„Steh auf! Ich bring dir dein Fresschen", forderte Gunn ihn auf. Er hatte keine
Lust näher auf den Vampir zuzugehen, da dieser selbst mit dem Chip gefährlich
werden könnte. Außerdem wollte er ihm den Luxus nicht gönnen, seine Tasse Blut
direkt in die Hand gelegt zu bekommen. Er sollte sich seine Mahlzeit schon
verdienen. Und wenn es auch nur die Tatsache war, dass er dafür aufstehen
müsste. Spike ignorierte ihn weiterhin.
„Hey du verdammter Blutsauger! Ich rede mit dir! Oder hast du etwa keinen Durst?
Na dann?" kommentierte Gunn, während er den Becher mit Absicht weit außerhalb
Spikes Reichweite auf den Boden stellte. Spikes Augen huschten kurz, als Gunn es
nicht bemerkte, hinüber zu dem Becher und hefteten sich dann aber wieder auf den
Fleck in der Matratze. Spike hatte großen Durst. In normalem Zustand hätte ihn
dieses Spiel nicht gekümmert, aber die Zeit seiner Gefangenschaft bei den
Soldaten hatte Spuren hinterlassen. Er war noch immer nicht ganz bei Kräften und
hätte mehr als das bisschen Schweineblut gebraucht, dass er hier bekam.
„Nun was ist mit dir? Komm schon steh endlich auf und zeig mir wie stark du
bist. Zeig mir was für ein toller Vampir du bist. Oder soll ich sagen „warst"?
Komm schon! Traust dich wohl nicht, was? Bist also doch ein Feigling, so wie ich
es mir dachte. Komm schon, Spike! Komm schon du Feigling!" provozierte Gunn ihn
immer mehr. Spike bewegte sich nicht. Nur seine Augen schossen plötzlich empor
und funkelten den Mann vor ihm an. Noch nie hatte er es zugelassen, dass ihn
jemand einen Feigling nannte. Noch nie hatte ein Mensch lange genug gelebt, um
dies sogar zweimal zu ihm zu sagen. Das war mehr als er ertragen konnte. Seine
Ketten verursachten ein rasselndes Geräusch, als er die Decke schwungvoll von
sich warf und im selben Zug aufstand. Mit gelb funkelnden und vor Wut
schäumenden Augen stand er nun Auge in Auge vor Gunn. Dieser ließ eine seiner
Hände unbemerkt nach hinten zu seinem Hosenbund wandern, wo sie einen wartenden
Holzpflock umklammerte.
„Na was ist nun?" provozierte ihn Gunn mit einem herablassenden Lächeln weiter,
„jetzt stehst du hier und tust nichts. Siehst mich nur mit deinen bösen
Vampiraugen an. Du kannst mich nicht verletzen, nicht wahr? Kannst keine
Menschen mehr beißen. Kannst nicht mal einer Fliege was zu leide tun. Wie
jämmerlich du doch bist."
Komm nur näher, dann zeige ich dir wie jämmerlich ich bin!
„Was für ein armseliger Anblick! Ein zahnloser Vampir. Giles hat erzählt du
bekommst Schmerzen wenn du jemanden verletzt. Das würde ich zu gerne sehen. Komm
schon Spike zeig es mir. Hau mir eine rein, Spike!"
Mit dem größten Vergnügen! Komm einfach nur einen Schritt näher.
Spike wog seine Chancen ab, wie fest er eventuell zuschlagen konnte. Er wusste
genau, dass er nur einen Schlag haben würde. Wusste genau, dass dann der Chip
mit höllischen Schmerzen ausschlagen würde. Aber das war ihm vollkommen egal.
Nur dieser eine Schlag in Gunns hässliche Visage waren ihm die Schmerzen wert.
Er wich etwas zurück, in der Hoffnung Gunn würde nur einen kleinen Schritt näher
kommen, damit er weit genug ausholen könnte, um ihn einen ordentlichen Schlag
verpassen zu können.
Keiner der beiden hatte bemerkt, dass Angel sich inzwischen herangeschlichen
hatte und das ganze Gespräch geschützt durch einen Schatten beobachtete. Angel
sah in Spikes Blick und wusste genau was sich gerade in ihm abspielte. Er sah
die Demütigung, die Gunn verursachte. Sah den Schmerz in seinen Augen. Und die
Erkenntnis, das Gunn recht hatte.
„Wusste ich es doch! Ich wusste, dass du ein Feigling bist!" spuckte im Gunn
abfällig entgegen. Das war das dritte Mal! Das dritte Mal, dass ihn jemand einen
Feigling nannte. Das dritte Mal und er Kerl lebte immer noch!
Spike überlegte nicht weiter und zog aus. Mit aller Kraft, die ihm zur Verfügung
stand schlug er Gunn geradeaus mit der Faust ins Gesicht. Dieser stand aber
nicht nah genug, sodass der Schlag durch die Kette an seinem Handgelenk etwas
gebremst wurde. Dennoch traf er Gunn, worauf dieser fluchend zurückwich und sich
seine schmerzende Nase hielt. Spikes Chip sprang sofort an und löste höllische
Schmerzen in seinem Kopf aus. Spike hielt sich schreiend den Kopf und krümmte
sich sofort zusammen. Gunn stand über ihn und lachte ihn aus. Seine Nase hatte
nicht viel abbekommen, und sein Schmerz war bereits vergessen, als er Spike
dabei beobachte, wie er schreiend vor ihm niedersank.
Angel fand dieses Schauspiel jedoch nicht so lustig! Nein ganz und gar nicht
lustig! Er wollte gerade aus seinem Schatten kommen, als Spike aufsprang, sich
wütend in die Ketten lehnte und Gunn anschrie: „Komm schon her Nigger! Du
wolltest mir doch zeigen, was du so drauf hast. Du bist der Feigling! Lass mich
los, dann zeige ich dir was ich so drauf hab. Na komm schon!" Spike vermutete
schon, dass Gunn einen Pflock hinter seinem Rücken versteckt hielt. Er hoffte es
sogar. Er hoffte inständig dieser Kerl würde dem Ganzen endlich ein Ende
bereiten. Er hoffte zwar auf die Chance in einem Kampf zu sterben, und er hoffte
auch ihn noch einmal schlagen zu können, doch diesmal ohne diese verdammten
Ketten. Nur ein einziges Mal!
Gunn war ebenso wütend. Er ließ sich genauso wenig einen Feigling nennen. Vor
allem nicht von einem widerlichen Vampir! Er zog den Pflock und wollte
zustechen, als ihn eine kräftige Hand von hinten daran hinderte. Spike hatte
bereits erwartungsvoll auf das Stück Holz geschielt und ließ nun resigniert
seine Schultern sinken, als er seinen Sire hinter Gunn sah. Dieser fuhr ziemlich
verärgert herum, wich etwas zurück und befreite seine Hand von Angels Griff.
Angel stellte sich an Spikes Seite und sah Gunn ernst und entschlossen an.
„Das ist genug. Lass ihn in Ruhe!"
„Er ist ein widerliches Monster! Lass mich ihn töten, Angel."
„Ich sagte es ist genug!" antwortete Angel schärfer.
Gunn warf einen letzten abfälligen Blick auf Spike und verließ dann den Keller.
Spike kroch zurück auf seine Matratze, zog sich die Decke wieder über die
Schultern und wendete sich wieder seinem Fleck zu.
Was macht das schon? Dann warte ich eben noch ein wenig. Das nächste Mal wird
er mich bestimmt töten. Ich werde ihm solange auf die Nerven gehen, bis er mich
tötet.
Angel griff nach der Tasse und näherte sich seinem Childe. Ihn so zu sehen,
zerriss ihn innerlich. Er hielt ihm die Tasse unter die Nase. Spike versuchte
sich krampfhaft auf den Fleck zu konzentrieren, aber der Duft des Blutes drang
tief in sein Bewusstsein. Er schloss die Augen und kniff sie fest zu, um mit
aller Gewalt gegen den Blutdurst anzukämpfen.
„Spike! Trink endlich. Ich sehe, dass du Durst hast. Du weißt genau, dass ich es
deutlich sehen kann."
Zähneknirschend gab Spike seinem Drang nach, griff sich die Tasse, trank sie in
einem Zug leer und funkelte Angel dabei voller Hass entgegen. Es war viel zu
wenig und es schmeckte bei weitem nicht so gut wie menschliches Blut, aber es
half wenigstens ein bisschen den Blutdurst zu löschen. Als die Tasse leer war
stellte er sie demonstrativ auf den Boden und nicht in Angels wartende Hand.
Dann wandte er sich erneut seinem Fleck zu.
„Spike ich muss mit dir reden!" begann Angel schließlich.
Spike blieb regungslos sitzen und starrte weiter auf diesen einen Punkt auf
seiner Matratze.
Das tust du doch schon. Aber glaube nicht, dass ich dir antworten werde.
„Spike bitte, es ist wichtig."
Keine Reaktion von Spike.
Bei dir ist immer alles wichtig!
„Ich kann dich nicht frei lassen, das weißt du. Ich will dich aber auch nicht
töten."
Keine äußerliche Reaktion.
Ach was du nicht sagst? Woran liegt das wohl? Ach ich weiß schon, du bist
nicht Manns genug dein Childe zu töten! Angelus hätte es getan. Ich wünschte er
wäre hier, er würde dich töten für das was du mir hier antust.
„Bitte Spike! Rede mit mir. Sag mir was ich tun soll."
Nicht mal ein Zucken von Spike.
Nein mein lieber! So leicht mache ich es dir nicht. Ich werde dir nicht
sagen, dass du mich töten sollst. Lieber verrecke ich hier elendig, denn ich
weiß genau wie sehr dir das wehtun wird. Und wenn ich für alle Ewigkeit hier
unten verfaulen muss. Ich werde nichts sagen und du wirst genauso für alle
Ewigkeiten darunter leiden!
„Sprich endlich mit mir und sitz hier nicht so stumm rum!"
Angel wurde immer ungeduldiger und fing an hin- und herzulaufen. Von Spike kam
jedoch weiterhin keinerlei äußere Reaktion.
Ich würde ja auch viel lieber etwas anderes tun, aber ich kann es nicht,
Sire! Ich kann hier nicht weg, Sire! Ich weiß du stehst auf diese Fesselspiele,
aber beschwer dich nicht, wenn ich dann nur hier herumsitze, Sire!
Angel hielt kurz inne und deutete vorwurfsvoll auf Spike.
„Ich könnte dich auch dazu zwingen zu reden, Spike. Das weißt du. Du weißt das
ich dich dazu zwingen könnte."
Ein kleines verbittertes Lächeln zeichnete sich auf Spikes Lippen ab. Aber sonst
blieb er bewegungslos.
Ja Angel, bitte zwing mich. Ich möchte sehen wie du das machst. Lässt du
seinen Dämon das für dich übernehmen? Willst du mich wieder solange gegen die
Wand ficken, bis ich schreie?
Angel hatte das Lächeln natürlich bemerkt und wurde allmählich wütend.
„Du findest das wohl lustig? Was Spike? Findest du das lustig? Findest du es
lustig, wie du mich quälst?"
Jetzt konnte sich Spike ein leises Lachen nicht mehr verkneifen.
Genau Angel! Das alles macht mir ja soviel Spaß! Es tut mir ja soo leid, wenn
ich dich quäle. Wenn ich dich quäle! Angel, ja genau! Deshalb hab ich mir auch
freiwillig diesen Chip einpflanzen lassen und mich freiwillig hierher schleppen
lassen, nur um dich zu quälen!
„Verdammt Spike!" fuhr es wütend aus Angel heraus. Mit diesen Worten ließ Angel
blitzschnell seine Faust hervorschnellen und rammte sie nur wenige Zentimeter
neben Spikes Kopf in die Kellerwand, sodass der Putz daran herunterbröckelte.
Spike erhob ganz langsam den Kopf und sah auf die Faust, die direkt vor ihm an
der Wand lehnte. Angels Haut war aufgeschlagen und Blut quoll ganz leicht
hervor. Gerade genug dass Spike deutlich der Geruch von Sireblut in die Nase
stieg. Spike schluckte hart, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Seines
Sires Handgelenk war nur wenige Zentimeter von seinem Mund entfernt. Er hätte
nur hinein beißen und danach greifen müssen. Niemand wusste zu diesem Zeitpunkt,
dass der Chip nur auf Menschen reagierte.
Er schubste Angels Hand zur Seite und erhob sich in einem Ruck. Mit voller
Vampirmaske stand er nun direkt vor Angel und keifte ihn an: „Verschwinde! Lass
mich in Ruhe! Geh! Scher dich zum Teufel! Lass dich nie wieder hier blicken! Ist
das deutlich genug für dich?"
Angel wich unbewusst zurück bei der Kälte und des Hasses in Spikes Augen.
„Du kannst ja doch sprechen! Schön, dass du deine Stimme wieder gefunden hast.
Wirst du jetzt endlich mit mir sprechen?" fragte Angel mit ruhiger Stimme nach.
„Fick Dich selbst, Angel!" feuerte Spike ihm entgegen.
„OK, das ist schon mal ein Anfang. So langsam bekommen wir schon ein Gespräch
zusammen."
„FICK DICH!"
„Was soll ich denn deiner Meinung nach tun? Du musst verstehen, dass ich dich
nicht freilassen kann."
„Fick Dich!"
„Das wird jetzt aber ziemlich langweilig. Hast du nicht noch was anderes zu
sagen?"
„JA! Verpiss Dich!"
„In Ordnung. Wenn du unbedingt willst, dann werde ich wieder gehen und dich
allein lassen. Vielleicht denkst du dann mal darüber nach, was ich deiner
Meinung nach tun soll. Sag den Anderen bescheid, wenn du mich wiedersehen
willst, denn ich werde nicht so schnell wiederkommen. Und mache dir keine
Hoffnung, dass Gunn noch mal kommt um Dich zu pfählen. Ich werde nicht zulassen,
dass dich irgendjemand pfählt! Niemand, hörst du? Niemand wird dich pfählen
außer mir! Doch ich tut es nur wenn du mir sagst, dass ich es tun soll."
Vollkommen ruhig drehte Angel um und ließ Spike alleine zurück.
Dieser verfluchte Hurensohn! Einen Scheiß werde ich tun! Ich werde nicht
darüber nachdenken, was er tun soll. Soll er sich doch selbst den Kopf darüber
zerbrechen! Und ganz sicher werde ich ihm nicht sagen, dass er mich pfählen
soll. Ganz bestimmt werde ich das nicht tun! Ich will nämlich nicht zu Asche
werden. Nein! Ich will verflucht noch mal nicht hier herumsitzen und darauf
warten bis der barmherzige Angel vorbeikommt und seinem armen leidenden Childe
den Gnadenstoß verpasst. Verdammt, Fick dich Angel!!
****
In den nächsten Tagen veranlasste Angel, dass Spike durch seine Mitarbeiter
kleinere Annehmlichkeiten erhielt. Als erstes stellten sie ihm ein ordentliches
Bett mit einer intakten Matratze hin. Einen Tag später überchte ihm Wesley eine
schöne warme Decke ohne Löcher. Cordelia brachte ihm am Tag darauf dann ein
schönes großes Kissen. Gunn war seit dem Zwischenfall nicht mehr unten gewesen
und sollte es auch in Zukunft nicht mehr tun. Damit waren auch alle
einverstanden.
Spike nahm zwar alle Gaben an und leerte auch alles Blut, was er bekam, aber er
sprach kein Wort wenn jemand bei ihm war. Meistens sah er nicht einmal auf, wenn
Cordelia oder Wesley ihm sein Blut brachten. Sie stellten es ihm auf den Boden,
nahmen die leere Tasse vom Vortag wieder mit und gingen dann wieder. Cordelia
bemühte sich täglich ein Gespräch mit dem Vampir zu führen. Irgendwie tat er ihr
leid. Er machte einen so unglücklichen Eindruck. Sie erzählte ihm irgendeine
Geschichte oder berichtete ihm über irgendein Ereignis des Tages. Oder manchmal
schüttete sie einfach nur ihr Herz bei ihm aus, denn im Gegensatz zu den anderen
Männern im Haus fand sie in ihm immer einen aufmerksamen Zuhörer. Sie hätte sich
nur gewünscht, dass er ihr auch mal antworten würde. Doch Spike sprach nicht. Er
bewegte sich nicht einmal. Er starrte immer nur an der Wand entlang.
Als Cordelia etwa vier Wochen nach Angels Besuch bei Spike wieder mal hinunter
in den Keller schlenderte um ihm seine tägliche Ration Blut zu geben, begann sie
unterwegs schon über einen Dämon zu berichten, den Angel und Wesley vergangene
Nacht erledigt hatten. Sie berichtete ausschweifend über den ekligen Schleim,
der sich überall verteilt hatte und der sich dann in übelster Weise überall im
Hotel wiederfand. Spike lag mit dem Gesicht zur Wand in seinem Bett und starrte
die große graue Fläche vor ihm an. Sie stellte ihm die volle Tasse auf den Boden
und wollte sich gerade die leere greifen, als sie merkte, dass diese noch gar
nicht leer war.
„Hey Spike, du hast deinen Becher von gestern noch gar nicht getrunken."
Spike zeigte keine Regung. Cordelia machte sich Sorgen und kam vorsichtig näher.
„Spike? Alles in Ordnung?"
Nachdem Spike nicht einen Muckser machte, und sich auch in den letzten Wochen
nicht einmal bewegt hatte, während sie bei ihm gewesen war, fasste sie ihren Mut
zusammen und trat an sein Bett. Sie legte ihre Hand vorsichtig auf seine
Schulter und fragte erneut: „Spike? Hast du keinen Durst? Soll ich Angel holen?
Spike!"
Spike reagierte weiterhin nicht. Cordelia machte sich nun wirklich Sorgen. Sie
ging rasch nach oben und holte Angel und Wesley. Als Angel zusammen mit Cordelia
und Wesley im Keller ankam, stieg ihm sofort der Geruch von altem verdorbenem
Blut in die Nase.
„Cordy, du sagtest er würde erst seit gestern nicht mehr trinken."
„Ja so ist es auch. Die Tasse von gestern war noch immer voll, als ich vorhin
hier runter gekommen bin."
„Das kann unmöglich von einer Tasse Blut kommen?" stellte Angel
gedankenversunken fest.
„Was meinst du damit?" fragte Wesley nach, während er Angel dabei beobachtete,
wie dieser den Raum nach irgendetwas absuchte.
Sein Geruchssinn führte ihn schließlich direkt zu Spike. Angel packte das Bett
und zog es samt dem regungslosen Spike von der Wand weg.
„Das meine ich damit!" kommentiert Angel verärgert und deutete auf die Ecke des
Raumes, die von dem Bett verdeckt war. Dort befand sich ein kleines Loch im
Boden. Spike hatte dort bereits seit längerer Zeit das Blut entleert, dass
Cordelia und Wesley ihm gebracht hatten. Für die letzte Tasse war Spike einfach
nicht mehr kräftig genug um sich aus seinem Bett zu erheben. Deshalb war sie
noch immer voll als Cordelia gekommen war.
Angel zog sofort Spikes Decke zur Seite und richtete einen besorgen Blick auf
ihn. Spikes Lippen waren blas und aufgesprungen. Sein Blick war leer und seine
Augen waren trüb und grau. Er reagierte auf nichts.
„Verdammt noch mal, ist euch das nicht aufgefallen?" beschimpfte Angel die
Beiden neben ihm.
„Nein! Natürlich nicht, sonst hätte ich dich schon viel früher geholt",
verteidigte sich Cordelia.
„Wir besitzen leider nicht über so einen ausgezeichneten Geruchssinn wie du
Angel", antwortete Wesley zu seiner Verteidigung.
Angel war wütend auf Wesley und Cordelia, da ihnen nichts aufgefallen war. Er
war auch wütend auf sich selbst, weil er nicht selbst nach Spike gesehen hatte.
Er hatte geglaubt, wenn er Spike nur lange genug schmoren ließe, würde er
irgendwann mit ihm reden wollen. Irgendwann würde er dann endlich aus seiner
Starre ausbrechen und sie könnten eine einigermaßen vernünftige Lösung finden.
Angel wollte ihn nicht töten. Niemals! Er wollte Spike nur weit genug in die
Ecke drängen, damit dieser vielleicht zu einem Kompromiss einverstanden gewesen
wäre. Vielleicht, dass Angel ihn frei im Haus herumlaufen lässt und er dafür
verspricht, nichts anzustellen. Dass er ihn vielleicht irgendwann auch nach
draußen lassen würde, wenn er verspricht wieder zurückzukommen. Irgend so etwas
in der Art. Angel hatte keine Ahnung ob das funktioniert hätte. Aber er hätte
Spikes Mitarbeit dazu gebraucht. Aber bisher hatte sich Spike in keiner Weise
kooperativ gezeigt. Also musste Angel zu irgendwelchen Maßnahmen greifen. Er
wusste genau, dass eine Tasse Blut am Tag zu wenig für ihn war. Doch es wäre
ausreichend genug gewesen, um zu überleben und dass es ihm gut ginge. Doch Spike
hatte sicher seit vielen Tagen, wenn nicht seit Wochen, nichts mehr getrunken.
Dass er das selbst ausgehalten hatte war nahezu unglaublich und zeugte von
starker Willenskraft, von der Angel ihm nie zugetraut hätte, dass er sie
besitzt. Diese und tausend andere Gedanken schossen Angel durch den Kopf.
Angel griff sich die frische Tasse mit Blut und hob sie Spike unter die Nase.
„Spike! Du musst trinken! Spike, hörst du mich? Trink endlich, verdammt noch
mal!"
Nachdem Spike noch immer nicht reagierte und wie eine Leiche starr in seinem
Bett lag, fasste Angel einen Entschluss.
„Gib mir die Schlüssel Wesley!"
„Was hast du vor, Angel? Du kannst ihn doch nicht befreien?"
Die Tasse voll Blut flog geradewegs an Cordelia und Wesley vorbei und landete
mit einem lauten Knall hinter ihnen an der Wand.
„Gib mir die verdammten Schlüssel!" wiederholte Angel und richtete einen
wütenden Blick auf den ehemaligen Wächter.
Wesley wagte es nicht mehr zu widersprechen und überreichte Angel die Schlüssel
zu Spikes Ketten. Angel befreite Spike sofort von dem schweren Eisen. Er schob
seine Arme unter Spikes Körper und hob ihn hoch. Angel erschrak, als er
feststellte wie leicht Spike war. Darauf achtend, dass Spikes Kopf auf seiner
Schulter ruhen blieb, trug er ihn in seine Wohnung. Dort angekommen, legte Angel
Spike behutsam in seinem Bett ab. Er zog ihm dem Mantel und die Schuhe aus.
Angel fand, dass ihm ein Bad gewiss nicht schaden könnte. Viel wichtiger war es
zunächst aber, dass Spike trank. Angel verließ das Schlafzimmer und ging hinüber
zu seiner Kochnische. Spike selbst schien gar nicht bemerkt zu haben, dass er
sich nun in einem anderen Raum befand. Er starrte noch immer wie eine Leiche mit
offenen grauen Augen in die Leere und bewegte sich nicht.
Angel holte sich aus seinem Kühlschrank etwas von seinem Blutvorrat und trank es
selbst in einem Zug aus. Spike brauchte mehr als nur Schweineblut. Er brauchte
Sireblut. Also nahm Angel eine Leere Tasse und ein scharfes Messer mit und ging
damit zurück ins Schlafzimmer. Dort setzte er sich neben Spike auf das Bett und
schlitze sich mit dem Messer selbst in die Hand. Das Blut ließ er in die Tasse
tropfen. Er pumpte das Blut weiter aus der Wunde, indem er die Hand immer wieder
zu einer Faust ballte. Es dauerte ziemlich lange, bis sich der Becher langsam
füllte. Angel machte dies absichtlich neben Spike am Bett, in der Hoffnung, dass
Spike durch den Geruch des Blutes aus seiner Lethargie gerissen würde. Doch
Spikes Zustand veränderte sich nicht.
Er musste sich erneut mit dem Messer schneiden, da die Wunde sich zu schnell
schloss. Nachdem der Becher endlich voll war, rückte er näher an Spike heran,
griff ihn sich und hielt ihn wie ein Kind an seiner Brust. Mit der andern Hand
hielt er die Tasse und hob sie ihm unter die Nase. Angel hoffte, dass Spikes
Dämon bei dem Geruch des Sireblutes in Vorschein treten würde.
„Komm schon Spike, du musst trinken, bitte!" redete er mit sanfter Stimme auf
ihn ein, „Bitte! Tu mir das nicht an. Bleib bei mir."
Nachdem Spike immer noch wie eine Leiche in Angels Arm lag, geriet Angel langsam
in Panik.
„Verdammt Spike! Trink endlich! Glaubst du ich schlitz mir zum Spaß die Haut
auf, um dich zu füttern?" redete er nun lauter.
„Bitte!" flehte Angel nun regelrecht.
Angel nahm seine Hand, die um Spikes Körper geschlungen war und hielt Spike
damit seinen Mund auf. Mit der anderen versuchte er ihm dann das Blut
einzuflössen. Er ließ ein bisschen davon in seinen offenen Mund laufen und
wartete dann was geschehen würde. Das Blut lief Spike den Rachen hinab und er
schluckte. Angel war erleichtert! Auf diese Weise flößte er ihm nun Schluck für
Schluck immer mehr Blut ein. Angel brauchte mehr als zwanzig Minuten, bis der
Becher leer war. Dann legte er Spike wieder vorsichtig ab und schnitt sich noch
mal in seine Hand und füllte den Becher wieder auf. Spike kam langsam zurück aus
seiner Starre und begann leicht zu blinzeln. Er konnte sehen, wie Angel die
Tasse mit seinem Blut füllte. Er konnte Angels Blut auf seiner Zunge schmecken.
Er wollte etwas sagen, aber war noch zu schwach dazu. Er wollte sich dagegen
wehren, aber das Childe in ihm schrie Jubelschreie und war glücklich über Angels
Führsorge. Eine einsame Träne rollte Spike über die Wange.
Angel bemerkte nun endlich, dass Spike wieder erwachte. Er presste weitere
Tropfen aus seiner Wunde, bis die zweite Tasse endlich voll war. Mit einem
warmen Lächeln griff er sich Spike wieder und legte dessen Kopf behutsam an
seine Brust. Er wischte Spike die Träne aus dem Gesicht und griff sich dann die
Tasse. Wieder hielt er sie Spike an den Mund und hoffte, er würde diesmal
selbständig trinken. Spike starrte nach oben in Angels Augen und fühlte sich
zurückversetzt in die Zeit als Angelus sein Sire war. Die Zeit, als Angelus ihm
zeigte wie man jagt. Damals war er einmal sehr stark verletzt gewesen und
Angelus hielt ihn genauso wie Angel jetzt im Arm. Er hatte sich damals so wohl
gefühlt in den Armen seines Sires. So ähnlich fühlte er sich auch jetzt.
„Trink mein William, bitte!" sagte Angel leise zu ihm. Daraufhin öffnete Spike
träge seinen Mund und ließ zu, dass Angel ihm das Blut einflössen konnte. Angel
setzte die Tasse mehrmals ab und ließ Spike in kleinen Schlücken trinken.
Langsam kehrten die Lebensgeister in Spikes Körper zurück. Spike hob
schwerfällig seine Hand und schob die Tasse von sich, da er etwas sagen wollte.
"Warum tust du das? Warum lässt du mich nicht einfach sterben?" fragte er mit
schwacher Stimme.
„Du weißt warum. Ich bin dein Sire. Ich kann nicht zulassen, dass du stirbst."
Du hast auch zugelassen, dass dies alles mit mir passiert ist. Wo warst du,
als ich dich gebraucht hatte? Wo warst du als Dru mich verlassen hatte? Wo warst
du als die Soldaten mich als Versuchskaninchen missbraucht hatten? Wo warst du
die verfluchten letzten hundert Jahre?
„Töte mich Sire. Bitte tu es. Ich will so nicht weiter existieren! Bitte mach
dem Ganzen ein Ende."
Hätte Angel ein pochendes Herz gehabt, wäre es ihm in tausend Stücke zerbrochen,
als sein Childe ihn Sire nannte und ihn mit weiteren Tränen in den Augen darum
bat ihn zu töten.
„Halte durch William! Wir finden eine Möglichkeit. Ich will dich nicht
verlieren. Nicht noch einmal! Bitte gib mir nur eine Chance einen Weg für uns zu
finden. Wenn du damit nicht zufrieden bist, kann ich dich später immer noch
pfählen."
„Einen Weg für uns?"
Was meint er damit? Wie soll es einen Weg für uns geben? Das verstehe ich
nicht. Was will er damit sagen?
„Du wirst schon sehen, was ich meine. Versprich mir nur, dass du wieder gesund
wirst."
„Damit du mich dann wieder unten im Keller anketten kannst? Danke darauf kann
ich verzichten."
„Keine Ketten! Ich schwöre es. Solange du dich kooperativ zeigst und tust was
ich dir sage."
Spikes Brauen hoben sich und Angel konnte beinahe lesen, was Spike gerade
dachte.
So lange ich mich kooperativ zeige und tu was er sagt? ... Ich werde doch
nicht! ...Obwohl? Was hab ich schon zu verlieren? Schlimmer kann es ja wohl
nicht werden, oder? Ich kann mir das Ganze ja mal ansehen. Wenn dabei die
Aussicht darauf besteht, dass ich noch mal Sireblut zu trinken bekomme, könnte
mir sein Vorschlag vielleicht sogar gefallen?
„Keine Ketten?"
„Ich schwöre! Wenn du dich daran hältst was ich dir sage."
„Und ich bekomme soviel Blut wie ich will?"
„Du bekommst soviel Schweineblut, wie du willst."
„Wie wär’s mit Menschenblut?"
„Schweineblut!"
„Und was ist mit Sireblut?"
„Darüber lässt sich eventuell verhandeln. Aber erst wenn ich sehe, dass du dich
an unsere Abmachung hältst."
„Zigaretten! Ich will Zigaretten haben."
„Du bekommst deine Zigaretten."
„Und einen Fernseher."
„Einen Fernseher?"
„Ja! Ich habe seit vier Wochen kein Passion mehr gesehen! Kannst du dir
vorstellen wie schlimm das ist? Ich hab bestimmt viele wichtige Dinge versäumt."
Angel musste lachen. Es tat gut den störrischen Spike wieder aufleben zu sehen.
„Also gut, du bekommst auch einen Fernseher. Aber jetzt trink, du bist noch sehr
schwach. Das Blut wird dir gut tun."
Spike konnte nicht verhindern, dass sich auch auf seinen Lippen ein Lächeln
abzeichnete. So sehr er es gerne geleugnet hätte, aber in seines Sires Armen zu
liegen und von ihm versorgt zu werden hatte einen gewissen Reiz. Mehr als das
sogar. Es fühlte sich an, als wäre er nach einer langen Zeit endlich wieder
zuhause. Spike griff mit seiner Hand nach der Tasse, die Angel noch in der
Seinen hatte, wodurch sich ihre Hände berührten. Gemeinsam führten sie die Tasse
an Spikes Mund und er trank weiter in immer kräftigeren Zügen. Als auch die
zweite Tasse nun leer war, und Angel deutlich merkte, dass Spike noch sehr
durstig war, griff er erneut zum Messer und schlitzte sich den Handballen auf.
Statt das Blut in die Tasse laufen zu lassen, führte er seine Hand direkt an
Spikes Mund, woraufhin dieser mit großen leuchtenden Augen zu saugen begann. Es
schien Spike ein ganzes Jahrhundert vergangen zu sein, als er das letzte Mal
frisches Blut direkt aus einem Körper getrunken hatte. Und dann auch noch
Sireblut! Das war beinahe wie Weihnachten und Ostern zusammen! Nur, das Vampire
solche Feiertage nicht zu feiern pflegten.
Es war eine Sache Blut aus einer Tasse zu nippen. Aber eine vollkommen andere es
mit eigener Kraft aus einem Körper zu saugen. Spike spürte, wie Angels Blut in
seinen Körper strömte und dort neue Lebensenergien verbreitete. Mit jedem Zug
erhielt er mehr Kraft zurück. Angel legte sich zurück an das Bettende und
machten es ihnen beiden gemütlich. Spike saugte noch immer an seiner Hand und
hielt sie zusätzlich mit seinen eigenen Händen fest. Angel ließ zu, dass Spike
viel Blut von ihm trank. Er wollte sicher gehen, dass Spike bestimmt bald wieder
auf die Beine kommen würde. Spikes Kopf ruhte nun in Angels Beuge. Während
Angels eine Hand noch immer an Spikes Mund haftete, strich die andere
gleichmäßig über Spikes Rücken, wodurch Spike immer müder und entspannter wurde.
Das Blut seines Sires stärkte ihn zwar, aber sein Körper hatte viele
Entbehrungen erleiden müssen. Er war sehr geschwächt und brauchte dringend Ruhe.
Sein Saugen wurde immer leichter, und die Müdigkeit überkam ihn immer mehr.
Durch Angels gleichmäßige Streicheleinheiten entspannte er sich noch zusätzlich,
sodass er schließlich während des Trinkens einschlief.
Angel lächelte sein schlafendes Childe zufrieden an und zog vorsichtig seine
Hand zurück ohne ihn zu wecken. Er war erleichtert, dass es ihm wieder besser
ging. Er wusste, dass es nicht ganz einfach sein würde Spike im Zaum zu halten,
aber er nahm sich fest vor viel Geduld mit ihm zu haben. Seine Wange an Spikes
weiches Haar anlehnend, driftete Angel schließlich ebenfalls in einen erholsamen
Schlaf. Seine Hand jedoch fuhr weiter fort Spikes Rücken zu streicheln.
****
Angel erwachte durch ein Zucken, das durch seinen Körper fuhr. Als er die Augen
öffnete, bemerkte er, dass es nicht er war der zuckte, sondern sein Childe.
Spike lag halb auf Angel. Sein Kopf ruhte auf Angels Brust und einen seiner Arme
hatte er fest um Angels Körper geschlungen. Wieder zuckte Spike heftig zusammen
und begann leise zu murmeln. Angel spitze seine Vampirohren, um zu verstehen,
was Spike sagte. Er konnte nur ein paar vereinzelte Broken heraushören wie:
„Bitte nicht...ich will nicht... lasst mich in Ruhe... verpisst euch... nein
bitte... ihr Wichser..." Angel wurde schnell klar, dass Spike unruhig träumte,
was für einen seelenlosen Vampir allerdings sehr ungewöhnlich war. Er vermutete,
dass Spike wegen der Erlebnisse seiner Gefangenschaft in dem Geheimlabor diese
Träume hatte. Das undeutliche Gestammel deutete zumindest darauf hin.
Was haben diese Menschen ihm nur angetan? Warum haben sie ihn nicht gleich
getötet, das wäre bei weitem nicht so grausam gewesen, als ihn für
Versuchszwecke zu missbrauchen. Ich will gar nicht genau wissen, was sie ihm
alles angetan haben.
Angel fuhr fort seine Finger sanft über Spikes Rücken gleiten zu lassen. Dann
fing Angel an leicht zu schnurren, was Vampire oft machten, wenn sie sich wohl
fühlen, oder wenn sie ihre Childer beruhigen. Daraufhin wurde Spikes Schlaf
wieder ruhiger.
Eine Weile blieb Angel so liegen und strich Spike weiterhin beruhigend über den
Rücken, während er leise schnurrte. Doch schon längst war ein neuer Tag
angebrochen und er musste ins Büro um nach Wesley, Gunn und Cordelia zu sehen.
Er schlüpfte so vorsichtig wie möglich aus Spikes Armen und legte ihn sachte auf
dem Kissen ab. Kurz wachte er noch über dessen Schlaf, bevor er leise ins Bad
schlich, um sich für den neuen Tag frisch zu machen.
Spike war sehr geschwächt wegen des hohen Blutmangels, dass er sicher noch lange
schlafen würde. Also konnte er beruhigt ins Büro zu seinen Kollegen gehen. Oben
angekommen, bat er Gunn für ihn einen Fernseher und Zigaretten zu besorgen,
damit Spike zufrieden und beschäftigt wäre, sobald er aufwachen würde. Angel
wollte Spike keinen Grund für eine Ausrede geben, um sich seinen Anweisungen
widersetzen zu können. Gunn machte sich widerwillig auf den Weg die Dinge für
Angel zu besorgen, da er ahnte, für wen diese Dinge in Wahrheit waren. Von
Wesley und Cordelia hatte er bereits erfahren, dass Angel ihn aus dem Keller
geholt hatte. Darüber war er nicht gerade sehr erfreut. Deshalb war er auch ganz
froh das Hotel verlassen zu können, denn so lief er nicht Gefahr auf einen
bestimmten blonden Vampir zu stoßen.
Wesley hatte noch immer sehr große Bedenken wegen Spikes kettenlosem Zustand und
konfrontierte Angel damit in seinem Büro:
„Angel, bist du sicher, dass du weißt was du da tust?" begann Wesley, das Thema
vorsichtig anzusprechen.
Angel saß hinter seinem Schreibtisch und blickte überrascht auf. „Wovon sprichst
du?"
„Ich spreche von Spike. Davon, dass du ihn ohne Ketten frei, und zurzeit
offensichtlich sogar ohne Aufsicht im Hotel herumlaufen lässt."
„Das ist meine Sache."
„Das sehe ich nicht so! Schließlich arbeiten wir hier jeden Tag. Und wenn du
willst, dass wir das weiterhin tun, dann sorge dafür, dass Spike wieder in
Gewahrsam kommt. Ich habe keine Lust hier als Nachtisch von ihm verspeist zu
werden."
„Spike kann dich nicht beißen. Er hat einen Chip im Kopf. Er kann niemanden
etwas tun."
„Und was ist, wenn der Chip ausfällt? Weißt du wie dieses Ding funktioniert? Wie
willst du sicher gehen können, dass er keine Gefahr für Gunn oder Cordelia ist?
Ist er dir dieses Risiko wert?"
Angel sah in Wesleys vorwurfsvolles Gesicht und überlegte lange was er sagen
sollte. In vielen Dingen hatte Wesley ja Recht. Angel wusste nicht, wie dieser
Chip funktionierte oder wie lange er hielt. Er wusste auch nicht, ob er seine
menschlichen Freunde wirklich vor Spike schützen könnte, wenn dieser wieder ein
intakter Vampir wäre. Doch was er bestimmt wusste war, dass er Spike gewiss
nicht mehr in Ketten legen wollte. Und dass er ihn nicht wieder verlieren
wollte. Daher musste er Wesley überzeugen.
„Hör zu Wesley. Ich weiß nicht, was mit diesem Chip ist. Wie er funktioniert
oder wie lange er hält. Aber ich weiß wer Spike ist. Ich weiß wie er
funktioniert. Wie er denkt. Ihr werdet nicht in Gefahr sein. Ihr werdet vor ihm
nichts zu befürchten haben, solange er hier bei mir ist. Als sein Sire habe ich
genauso viel Macht über ihn wie dieser Chip. Im Moment ist er viel zu schwach um
überhaupt aufzustehen, deshalb hab ich in unbeaufsichtigt gelassen. Später werde
ich immer auf ihn achten. Wenn es sein muss für den Rest meines Lebens. Bitte
vertrau mir. Er wird euch nichts tun."
„Ich vertraue dir, Angel. Aber ich vertraue Spike nicht. Du sagst du kennst ihn.
Aber wie lange habt ihr euch nicht gesehen? Wie lange ist es her, dass er dein
Childe war? Wie kannst du wissen, dass er noch immer so ist, wie du ihn in
Erinnerung hast?"
„Weil er noch immer mein Childe ist. Weil ich ihn fühlen kann. Und weil er ein
Vampir ist, genauso wie ich. Auch wenn ich eine Seele habe, so denke und fühle
ich in vielen Dingen genauso wie er. Und ich weiß wie Angelus dachte. Glaub mir,
ich kenne mein Childe."
„Also gut. Ich will versuchen dir zu glauben. Auch wenn ich denke, dass dies ein
großer Fehler sein wird. Ich werde mit den anderen reden, aber erwarte nicht,
dass sie es genauso hinnehmen werden, wie ich. Ich schätze Gunn wird damit ein
großes Problem haben. Cordelia wird das nicht so eng sehen, aber ehrlich gesagt
würde ich mich wohler fühlen, wenn sie nicht hier wäre."
„Wesley, jetzt übertreib bitte nicht. Die ganze Stadt wimmelt von Dämonen und
bisher lebt ihr alle noch. Ob nun ein Vampir mehr oder weniger hier in diesem
Haus lebt, ist doch nun wirklich nicht mehr wichtig. Ihr müsst genauso damit
rechnen, dass ich meine Seele wieder verliere, doch deswegen haltet ihr mich
trotzdem nicht in Ketten. Und ihr kommt deswegen noch immer täglich zu mir ins
Büro. Obwohl Angelus eine weitaus größere Gefahr für Euch wäre als Spike. Bei
ihm wisst ihr, dass ihr Euch in Acht nehmen müsst. Wenn Angelus Euch begegnen
würde, würdet ihr es nicht einmal merken. Erst wenn es zu spät ist und er sich
in Eurem Blut badet."
„Das stimmt. Jeder von uns ist sich dieser Gefahr stets bewusst und trotzdem
kommen wir jeden Tag hier her. Vielleicht hast du Recht. Vielleicht habe ich
wirklich überreagiert. Ich schätze wir werden uns in Zukunft an Spike gewöhnen
müssen. Versprich mir nur, dass du ihn nicht aus den Augen lässt. Dann
verspreche ich dir, dass nichts wegen seiner Anwesenheit sagen werde. Und ich
werde es den anderen auch erklären."
„Danke Wesley, das bedeutet mir wirklich sehr viel! Ich weiß, dass es ein Risiko
ist, aber ich kann nicht anders. Ich muss dieses Risiko eingehen. Ich kann ihn
nicht vernichten."
„Ich beginne langsam zu verstehen. Ich hoffe nur, dass Spike deine Mühe zu
schätzen weiß."
„Das hoffe ich auch."
****
Nach diesem Gespräch hatte sich Wesley lange mit Gunn und Cordelia unterhalten.
Keiner der beiden war darüber begeistert, dass Spike nun frei im Hause
herumlaufen konnte. Aber nachdem Wesley Angels Argumente wiedergegeben hatte
wurde ihnen ebenso klar, dass es auf einen Vampir mehr oder weniger nicht ankam.
Und da sie Spike kannten und wussten, dass sie auf der Hut vor ihm sein mussten,
war er ein weit aus kalkulierbareres Risiko als Angel, der jeden Moment zu
Angelus mutieren konnte. Außerdem fürchtete sich keiner der Mitarbeiter wirklich
vor Vampiren, da jeder von ihnen wusste wie man sie besiegen konnte. Gunn und
Wesley wollten von nun an immer einen Pflock bei sich tragen, und Cordelia hielt
ebenfalls immer einen griffbereit und hatte zusätzlich ein Kreuz bei sich.
Wissen konnte man ja nie.
****
Als Angel am Abend in seine Wohnung zurückging, schlief Spike immer noch
ruhig und fest in Angels Bett. Spike hatte seine Hände um das Kopfkissen
geschlungen und sich dran gekuschelt. Nach Spikes etwas strengen Geruch zu
urteilen, hatte er mit Sicherheit schon seit Wochen kein Wasser mehr gesehen.
Einem Menschen wäre dies nicht aufgefallen, aber Angels empfindlicher Vampirnase
entging dies nicht. Er ging nach nebenan und ließ warmes Wasser in die Wanne
ein. Dann versuchte er Spike aufzuwecken, aber dieser murmelte nur etwas
Unverständliches und drehte sich in die andere Richtung. Angel überlegte kurz
und zog Spike dann sein T-Shirt und seine Jeans aus. Er war sich zwar ziemlich
sicher, dass Spike dies nicht gefallen würde, aber schließlich lag dieser in
seinem Bett, also sollte er sich gefälligst auch waschen! Spike bekam gar nichts
davon mit, dass Angel ihn vollkommen auszog. Er war noch immer sehr geschwächt
und hätte bestimmt noch sehr lange geschlafen, wenn er nicht plötzlich von zwei
starken Armen aus dem Bett gehoben worden wäre.
„Verdammt, Angel? Was soll das? Lass mich sofort wieder runter?" protestierte er
noch etwas verschlafen.
„Keine Angst, ich hab nichts Schlimmes vor mit dir. Ich steck dich nur in die
Badewanne", erklärte Angel und trug ihn hinüber ins Bad.
„Das nennst du nichts Schlimmes? Lass mich runter, ich kann selber laufen?"
beschwerte Spike sich weiter und zappelte in Angels Armen. Allerdings nicht sehr
heftig, da Spike kaum Kraft hatte.
„Hallt still!" meinte Angel nur, und setzte ihn in der warmen Wanne ab.
„Ich bin kein verfluchtes Kind, das getragen werden muss!" rief Spike Angel
verärgert hinterher, als dieser das Bad wieder verlassen wollte und warf ihm den
nassen Schwamm nach, der in der Wanne geschwommen hatte. Er traf Angel mit dem
Schwamm im Nacken, worauf dieser den Schwamm packte und ihn Spike zurück in die
Wanne pfefferte.
„Dann führ dich auch nicht wie ein Kind auf!" gab Angel zur Antwort und ließ ihn
allein in der Wanne zurück.
Was fällt dem Kerl eigentlich ein? Steckt mich einfach ungefragt in die
Badewanne! Hey, Moment mal. Hatte ich gestern nicht noch meine Hosen und mein
T-Shirt an? Ich bin mir sicher, dass ich gestern noch etwas an hatte. Warum zum
Teufel bin ich jetzt nackt? Angel, dieser Bastard! Hat mich einfach ausgezogen.
Dann trägt er mich auch noch wie ein Kind herum und setzt mich in die Badewanne!
Das ist echt..., Also das ist wirklich..., Verdammt, das ist absolut...! Hey,
das Wasser ist angenehm. Fühlt sich wirklich gut an. Und der Schaum, den Angel
benutzt hat riecht sehr gut. Wenn ich schon mal hier bin, kann ich mich ja
gleich mal waschen.
Plötzlich hatte Spike all seinen Ärger über Angels Überfall vergessen und
entspannte sich in der Wanne. Währenddessen legte Angel für Spike ein paar
frische Sachen zurecht, legte Zigaretten und Aschenbecher neben das Bett und
stellte den Fernseher für ihn auf. Er lauschte zufrieden den Plansch-Geräuschen
seines Childes. Dann ging er in seine kleine Küche und wärmte etwas Blut für ihn
und für Spike auf.
Spike war fertig mit waschen. Er war ziemlich erschöpft und erledigt, und wollte
wieder raus aus der Wanne. Er wollte aber ganz sicher nicht mehr getragen
werden, also stieg er selbst heraus. Allerdings hatte er seine Kräfte ziemlich
überschätzt und brach laut krachend vor der Wanne auf dem Boden zusammen.
Als Angel ein plumpsendes Geräusch aus dem Bad hörte, eilte er sofort hinüber,
um zu sehen was geschehen war. Er blieb allerdings in der Türe stehen und sah
auf Spike herab, der gerade versuchte sich wieder aufzurappeln. Am liebsten
hätte er ihm aufgeholfen, aber er hatte ganz sicher nicht vor sich wieder von
seinem Childe beschimpfen zu lassen. Deshalb verschränkte er demonstrativ seine
Arme vor der Brust und grinste über Spikes erfolglose Versuche aufzustehen.
„Du kannst alleine laufen?" fragte Angel spöttisch nach.
„Halt die Klappe und hilf mir!" keifte Spike ihn an.
„Ich dachte du willst nicht getragen werden?" meinte Angel weiter. So leicht
wollte er es Spike nicht machen.
„Fick dich! Hilf mir endlich. Ich komm nicht hoch", gab Spike sich geschlagen
und lehnte sich erschöpft an den Rand der Wanne. Er hatte keine Lust zum Bett
zurück zu kriechen, und wenn er ehrlich war, genoss er es sogar von seinem Sire
so umsorgt zu werden. Angel griff sich ein Handtuch, während er zu Spike schritt
und warf es ihm schwungvoll in den Schoß. Worauf Spike zusammenzuckte und Angel
verärgert anfunkelte. Dann bückte Angel sich, und hob sein Childe erneut hoch,
um es ins Bett zu tragen. Spike hielt sich diesmal ganz ruhig und ließ seinen
Kopf mit geschlossenen Augen an Angels Hals. Er war froh um das Handtuch, das
zerknüllt in seinem Schoß lag, da Angels Geruch seiner Haut und des Blutes und
seine starken Arme seine Männlichkeit anschwellen ließ.
Angel setzte ihn behutsam im Bett ab und verschwand dann kurz um das warme Blut
zu holen.
„Hier", kommentierte er dann, als er ihm eine volle Tasse warmes Schweineblut
reichte. „Trink. Du bist noch lange nicht bei Kräften. Wie lange hast du nichts
mehr getrunken? Und warum hast du das überhaupt getan?"
„Seitdem, du mir deinen netten Besuch abgestattet hattest. Das war das letzte
Mal, als ich getrunken hatte", erklärte Spike, während er die Tasse entgegennahm
und einen großen Schluck davon trank.
Igitt schmeckt das widerlich! Na ja warm lässt es sich wenigstens besser
trinken als kalt. Aber es ist nicht annähernd so gut wie schönes frisches
Menschenblut. Nur werde ich das wohl nie wieder zu schmecken bekommen. Fuck!
Aber hey! Dafür hab ich immer noch die Chance auf Sireblut.
Ein kleines Grinsen huschte Spike bei diesem Gedanken über die Lippen.
„Du hast seit vier Wochen nichts mehr zu dir genommen? Verdammt Spike, warum?"
fragte Angel schockiert.
„Ich wollte das alles nicht mehr. Sieh mich doch an! Ich bin ein Vampir, der
nicht mehr beißen kann. Was bin ich denn jetzt noch wert? Was soll denn jetzt
aus mir werden? Ich habe doch nichts mehr, wofür es sich zu Leben lohnt. Also
wollte ich nicht mehr leben. Außerdem wollte ich schon immer wissen, wie lange
ich es ohne Blut aushalten würde."
„Du hattest doch mich?"
„Einen Scheißdreck hatte ich! Angel! Was hast du mir schon gegeben? Was hast du
mir jemals in meinem Leben geben? Sag mir nicht, dass ich jemals einen Sire
hatte. Den hatte ich nämlich nie wirklich", klagte Spike Angel an.
„Ich weiß. Es tut mir leid. Das will ich ändern."
„Das hast du schon einmal gesagt und doch hattest du mich dann verlassen. Und
wer sagt, dass ich jetzt noch einen Sire haben will? Ich bin jetzt selbst ein
Meistervampir, schon vergessen? Ich bin auf deine Hilfe nicht mehr angewiesen.
Also wie kommst du darauf, dass ich dich jetzt noch als meinen Sire haben will?"
„Ich hab dich rufen gehört."
„Was? Ich hab nicht gerufen. Keinen Ton hab ich zu dir gesagt. Ganz bestimmt
nicht!"
„Nein, gesagt hast du nichts, obwohl ich so gehofft hätte, du würdest es tun,
aber ich hab dich trotzdem gehört. Als Buffy dich hier her brachte hab ich es
gehört. Als Wesley und Gunn dich wegschafften hab ich es gehört. Als Gunn dich
beinahe gepfählt hätte hab ich es gehört und ich höre es immer noch. Das
Wehklagen eines Childes, das nach seinem Sire ruft. Dieses Rufen hört nur ein
Sire. Es ist das Childe in dir was gerufen hat. Du brauchst es nicht zu leugnen,
ich weiß es genau."
Angel hatte Recht. Das Childe in Spike hatte ständig nach seinem Sire gerufen.
Seit er dieses Hotel betreten hatte. Spike hatte nur nicht gewusst, dass Angel
diese Rufe hören konnte. Woher hätte er es auch wissen sollen? Schließlich hatte
er nie wirklich einen richtigen Sire.
Nachdenklich sahen sich die beiden nun an, bis Spike der Fernseher hinter Angel
auffiel.
„Endlich! Los schalt ein!" rief Spike begeistert aus. Er war auch froh ein
anderes Thema anschlagen zu können, da ihm das Ganze zuviel war, um darüber
nachzudenken. Er hatte genug damit zu verdauen, dass er nun doch nicht sterben
würde, immer noch nicht beißen konnte, und er keine Ahnung hatte wie er sich
Abhilfe für seine schmerzende Erektion verschaffen konnte während Angel hier
war.
Auch Angel war froh um ein anderes Gesprächsthema. Er hatte keine Ahnung, wie
sich das Verhältnis zwischen ihnen entwickeln würde. Doch ihm war wichtig, dass
Spike sich wohlfühlen würde, deshalb schaltete er das Gerät ein und warf Spike
die Fernbedienung in den Schoß. Er merkte dabei nicht wie Spike schmerzhaft
zusammenzuckte und ihm einen genervten Blick zuwarf.
„Ich hoffe das Teil entspricht deinen Vorstellungen. Deine Zigaretten hab ich
dir auch besorgt, also wären damit meine Abmachungen erfüllt. Dafür erwarte ich
von dir, dass du vorübergehend in diesem Bett bleiben wirst."
Spike hätte sowieso nicht aufstehen können und nickte daher nur beiläufig,
während er sich nach dem Fernsehbild reckte, da Angel ihm im Weg stand.
„Alles was du sagt Großer. Geh mir aus dem Bild!"
Angel ging kopfschüttelnd einen Schritt zur Seite und beobachtete amüsiert, wie
sich Spike auf das Fernsehbild konzentrierte. Spike lehnte sich zurück in das
Kissen und entdeckte dabei dann die frischen Sachen, die Angel ihm hingelegt
hatte. Er warf einen eher skeptischen Blick auf das Hemd und die Hose, die ihm
mit Sicherheit zu groß waren und richtete dann einen fragenden Blick auf Angel.
„Ich lass deine Sachen reinigen. Ich hab dir das hingelegt. Das Hemd und die
Hose werden dir zwar zu groß sein, aber ich dachte du möchtest vielleicht etwas
anziehen?"
Langsam wird mir dieser Kerl unheimlich! Zuerst steckt er mich in die Wanne,
dann bringt er mir Blut ans Bett, besorgt mir einen Fernseher und hey nicht zu
vergessen die Zigaretten! Und jetzt macht er sich auch noch Gedanken darüber was
ich möchte oder nicht. Langsam finde ich Gefallen an dieser Childe-Sire-Sache.
Mal sehen, was er noch alles für mich tun wird?
„Danke Kumpel, ich liege eh lieber nackt im Bett, also mach dir keine Umstände.
Ähm,... könntest du mir vielleicht noch ein Tässchen hiervon bringen?" fragte
Spike scheinheilig nach und deutete dabei auf die leere Tasse auf dem Nachttisch
neben dem Bett.
„Sicher", antwortete Angel und war glücklich etwas für sein Childe tun zu
können.
„Und bitte die selbe Temperatur wie vorhin!" schrie Spike ihm noch hinterher.
Angel wärmte das Blut auf und brachte es Spike ans Bett. Dieser achtete gar
nicht auf ihn, sondern zappte sich durch die einzelnen Kanäle.
„Ich muss noch mal los. Ich will noch eine kurze Runde um die Stadt machen. Ich
bin bald wieder da. Kommst du allein zurecht?"
„Sicher, geh nur", antwortete Spike nur beiläufig.
Spike wartete extra einen kurzen Augenblick, und als er merkte, dass Angel
gerade die Wohnung verlassen wollte, rief er ihm noch mal hinterher: „Äh Angel?
Könntest du mir vorher noch eine Decke bringen? Mir ist ziemlich kalt. Liegt
wohl am Blutmangel."
Angel machte noch mal kehrt und brachte Spike seine Decke.
„Noch was?" fragte Angel geduldig.
„Nein danke, Kumpel. Ich bin bedient. Geh nur", antwortet Spike wieder nur
abwesend, während er auf den Fernseher starrte.
„OK, dann geh ich jetzt. Bis später."
„OK."
Als Angel wieder bei der Tür angelangt war, schrie Spike erneut: „Ach halt, da
wäre doch etwas!"
Ein wenig genervt ging Angel zurück ins Schlafzimmer und fragte: „Was ist noch?"
Spike merkte, dass Angel schon gereizt war und wollte den Bogen nicht zu weit
spannen, weshalb er dann scheinheilig fragte: „Wie lange wirst du weg sein? Ich
werde bald wieder Durst haben, ich meine, ich kann ja nicht aufstehen."
Angel war irgendwie gerührt, dass Spike ihn fragte wie lange er ausbleiben
würde. Aber er hatte auch das kleine Spiel bemerkt, das Spike zu spielen
versuchte. Doch da er sich fest vorgenommen hatte viel Geduld mit ihm zu haben
antwortete er: „Ich werde bald zurücksein. Bis dahin ruh dich einfach ein
bisschen aus. Du hast vier Wochen ohne Blut ausgehalten, also wirst du auch ein
paar Stunden ohne auskommen."
Spike konnte sich ein freches Grinsen nicht verkneifen. Er wusste, dass sein
Sire ihn durchschaut hatte. Er hätte eigentlich damit gerechnet, dass er ihn
zurecht weisen würde, aber das hatte er nicht getan. Er antwortete frech: „Du
bist ja immer noch hier? Wolltest du nicht gehen? Los verschwinde, ich will
endlich meine Sendung sehen", und grinste ihn herausfordernd an.
„Treib es nicht zu weit", warnte ihn Angel und verließ schließlich die Wohnung.
Als Angel dann zwei Stunden später zurückkam, war Spike mit der Fernbedienung in
der Hand und vor laufendem Fernseher eingeschlafen. Das Hemd, das Angel ihm
hingelegt hatte, lag direkt neben Spikes Gesicht. Wie ein kleines Kind, das zum
Einschlafen etwas zum Kuscheln brauchte. Angel lächelte auf sein Childe herab,
schaltete den Fernseher ab und zog sich aus, um sich ebenfalls schlafen zu
legen. Dadurch wurde Spike wieder wach und protestierte heftig, als er merkte,
dass sich Angel zu ihm ins Bett legen wollte: „Was zum Geier hast du vor?"
„Ich leg mich ins Bett. Ich bin müde!"
„Aber doch nicht in dieses Bett!"
„Warum nicht? Es ist mein Bett."
„Warum nicht? Hey, ich liege hier! Leg dich gefälligst wo anders hin!"
„Wohin denn? Ich habe nur ein Bett!"
„Geh von mir aus auf die Couch! Keine Ahnung, ist mir vollkommen egal, aber
nicht hier zu mir!"
„Also gut!" gab sich Angel entnervt geschlagen. Er war wirklich müde. Er
überlegte noch kurz wie angenehm es wäre Spike vielleicht doch wieder nach unten
in den Keller zu verfrachten. Entschied sich dann aber zu kapitulieren und für
diese Nacht die Couch aufzusuchen. Unglücklicher Weise hatte er allerdings keine
Zudecke mehr, da er diese Spike gegeben hatte. Also musste er sich auf die
blanke Couch legen und versuchen zu schlafen. Da Spike nun wieder wach war,
schaltete er den Fernseher mit der Fernbedienung wieder ein, und schaltete sich
durch die Kanäle, bis er auf einen Spätfilm traf. Davon bekam er allerdings
nicht mehr viel mit, da er sehr bald darauf wieder einschlief. Angel hingegen
hörte jedes verfluchte Geräusch des Fernsehers und konnte deswegen nicht
schlafen, bis er völlig entnervt aufstand um das Gerät endlich auszuschalten.
****
So ging es schließlich eine ganze Weile. Spike ließ sich von hinten bis vorne
von seinem Sire bedienen und Angel versuchte alle seine Wünsche so gut es er
konnte zu erfüllen. Sein größter Fehler war es jedoch gewesen Spike soviel Blut
zu versprechen, wie er wollte. Also rief Spike ständig nach Angel, weil er Durst
hatte. Da er ja vier Wochen lang nichts zu sich genommen hatte, hatte er
wirklich großen Durst. Sein Körper brauchte eine Weile, bis er sich wieder
erholte. Es ist etwas anderes, wenn ein Vampir verwundet ist. Davon erholen sich
Vampire sehr schnell. Doch Blut brauchen sie um überleben zu können. Blut
regeneriert ihren Körper. Wenn Vampire lange Zeit kein Blut bekommen oder wenn
zum Beispiel Childer von ihrem Sire zur Strafe bis auf den letzten Tropfen
ausgesaugt werden, brauchen Vampire eine lange Zeit bis sie sich davon wieder
vollkommen erholt haben. Deswegen war Spike auch eine ganze Weile ans Bett
gefesselt.
So schlecht fand Spike das aber gar nicht. Schließlich wurde er von Angel
regelrecht verwöhnt. Er hatte seinen Fernseher und soviel Zigaretten und Blut
wie er wollte. So gesehen hatte die ganze Ich-kann-nicht-aufstehen-Sache
durchaus seinen Reiz.
Während Spike sich langsam immer mehr erholte, fühlte sich Angel zunehmend
erschöpft. Er hatte die vergangenen Tage nicht mehr richtig geschlafen, da es
auf der Couch nicht unbedingt bequem war. Am liebsten wäre er in eines der
leerstehenden Hotelzimmer ausgezogen, aber dies konnte er auch nicht, da Spike
alle paar Stunden nach Blut schrie. Auch wenn Angel gerade schlafen wollte, oder
wenn er oben im Büro war. Wie ein Baby, das alle paar Stunden nach seiner Mutter
rief. Langsam ging Angel dieses Mutterglück ziemlich auf die Nerven. Er sehnte
den Tag herbei, an dem Spike endlich wieder aufstehen könnte. Was Angel aber
nicht wusste war, dass Spike bereits seit zwei Tagen wieder auf den Beinen war
und nur so tat, als wäre er immer noch zu schwach um aufzustehen.
Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis Angel hinter Spikes kleines Geheimnis
stoßen würde. Ihm fiel auf, dass jemand seine Bücher durchforstet hatte.
Anscheinend war jemanden ziemlich langweilig gewesen. Außerdem hatte sich die
Whiskeyflasche auf wundersame Weise entleert. Bei den Büchern hatte sich Angel
noch nichts gedacht. Es hätte ja sein können, dass er sie selbst aus Versehen
durcheinander gebracht hatte und es einfach nur vergessen hatte. Aber er konnte
sich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass er in letzter Zeit etwas von
seinem Whiskey getrunken hätte. Also konnte es nur einer sein, der sich daran
bedient hatte.
****
Mit verschränkten Armen stand Angel in der Schlafzimmertüre und blickte strafend
auf sein Childe. Spike vermutete bereits, weswegen Angel ihn so mahnend ansah
und legte sich sofort eine Ausrede zurecht.
„Wie lange kannst du schon aufstehen?" fragte Angel schließlich.
„Äh, zwei Tage etwa", antwortete Spike seelenruhig.
„Seit zwei Tagen? Seit zwei Tagen kannst du schon aufstehen und lässt dich von
vorne bis hinten von mir bedienen? Raus! Raus aus meinem Bett! Sofort!"
„Hey Kumpel! Du hast selbst gesagt, dass ich im Bett bleiben soll! Das hast du
selbst zu mir gesagt. Schon vergessen? Du hast es gesagt, als du mir den
Fernseher und das ganze Zeug hier gegeben hast. Du hast gesagt, dass ich
vorübergehend in dem Bett bleiben soll. Also blieb ich liegen."
Angel erinnerte sich und hätte sich selbst ohrfeigen können. Denn er hatte dies
tatsächlich so gesagt.
„Also schön, du hast Recht. Aber jetzt will ich dass du dir in Zukunft dein Blut
selber holst, verstanden? Ich werde von jetzt an nicht mehr deinen Laufburschen
spielen."
„Kein Problem!" kommentierte Spike, während er sich nackt aus seinem Bett erhob
und rüber zur Küche ging, um sich dort etwas zu trinken zu holen. Angel
schluckte hart, als Spike direkt an ihm vorbei ging. Es hätte ihm schon viel
früher auffallen müssen, denn Spike sah wieder vollkommen gesund aus. Er hatte
die übliche blasse, aber doch für einen Vampir gesunde, Hautfarbe und seine
Muskeln glänzten ebenso kräftig über den Knochen. Allerdings war es nun an der
Zeit wichtige Dinge zu bereden. Dies hatte Angel bisher ständig vor sich
hergeschoben. Vielleicht hatte er deshalb auch mit Absicht den genesenen Zustand
seines Childes übersehen, denn nun musste er Spike die Regeln erklären. Es gab
einige Regeln, die Spike nun zu beachten hatte. Und Angel war sich nicht sicher,
ob er dies ohne weiteres alles hinnehmen würde. Angel folgte ihm schließlich in
die Küche um mit ihm zu sprechen.
„Spike, ich muss mit dir reden. Jetzt da du ja endlich wieder aufstehen kannst,
gibt es einige Dinge, die wir bereden müssen."
„OK Kumpel schieß los, was gibt’s?" erklärte sich Spike überraschend gelassen,
sodass Angel nicht sofort wusste, wie er anfangen sollte.
„Ähm..., Nu ja, du weißt ja, dass sich hier außer mir noch ein paar Menschen im
Haus aufhalten. Ich verlange von dir, dass du ihnen kein Haar krümmst."
Spike lachte kurz auf. „Das soll wohl ein Witz sein, was? Ein ziemlich
schlechter Witz, wenn du mich fragst. Wie soll ich deinen lieben
Menschenfreunden denn bitte schön etwas antun? Ich hab doch diesen Chip im Kopf,
schon vergessen?"
„Was ich damit meine ist, dass du dich ihnen gegenüber anständig aufführst!
Keine dummen Sprüche! Keine Beleidigungen! Keine hinterhältigen Intrigen. Spike
ich kenne dich. Ich weiß wie gerne du Menschen manipulierst. Das ist ab jetzt
absolutes Tabu! Verstanden?"
Verdammt, nicht mal die kleinen Späßchen gönnt er einem! Dabei hätte ich mich
so auf ein Wiedersehen mit Gunn gefreut. Na was soll’s. Ich werd’ mich wohl oder
übel an das halten müssen, was er sagt, sonnst kann ich mir meine kostenlose
Verköstigung an den Hut stecken.
„In Ordnung. Ich lass deine Freunde in Ruhe. Zufrieden?"
„Ich werde zufrieden sein, wenn ich sehe, dass du dich daran hältst."
„Ich halte mich daran! Vertraust du etwa meinem Wort nicht?"
„Lass mich mal überlegen? Seit wann kannst du schon aufstehen? Ach ja du sagtest
ja, du bist nicht aufgestanden, da ich es dir nicht erlaubt hätte. Schon klar,
aber wer hat dann bitte meinen Whiskey leer getrunken? Obwohl er nicht aufstehen
sollte? Also? Wofür soll ich dich jetzt bestrafen? Dafür, dass du so getan hast,
als könntest du nicht aufstehen, oder dafür, da du mir meine letzte Flasche
dieses wirklich teuren, seltenen und verdammt schwer zu bekommenden Whiskeys
leergetrunken hast?"
„OK, OK! Du hast mich erwischt. Ich tu’s nie wieder! Ich bin ganz artig. Ich
verspreche es."
„Es reicht, wenn du dich daran hältst, was ich dir sage. Das ist alles was ich
will."
„Hab’s kapiert!" grummelte Spike unzufrieden vor sich hin, während er zurück ins
Schlafzimmer gehen wollte.
„Wo willst du hin Spike?"
„Ins Bett."
„Ich bin noch nicht mit dir fertig!"
„Was denn noch?" maulte Spike.
„Du kannst dich hier in meiner Wohnung freibewegen, aber du verlässt sie nur in
meiner Begleitung! Du schleichst dich nicht im Haus herum und gehst auch nicht
nach draußen. Zumindest für die erste Zeit, bis ich sehe, dass du keinen Unsinn
machst."
„Verdammt das ist unfair! Du hältst mich hier wie einen Gefangenen!"
„Es ist nur vorübergehend. Du hast es selbst in der Hand ob du dich in Zukunft
frei bewegen kannst oder nicht. Kommt ganz darauf an, wie du dich aufführst!
Beweise mir, dass ich dir vertrauen kann, dann kannst du tun und lassen was du
willst. In Ordnung?"
„In Ordnung. Kann ich jetzt gehen? Sire?" fragte er absichtlich genervt.
„Ja, aber heute schlaf ich im Bett! Mir tun schon die Knochen weh von dieser
verfluchten Couch!" kommentierte Angel, während er an Spike vorbei ging, sich
auszog und sich in seinem Bett breit machte.
"Verdammt", murmelte Spike vor sich her, griff sich die Decke vom Bett und
verzog sich widerwillig auf die Couch.
Dort war es allerdings ganz und gar nicht gemütlich. Außerdem würde bald ein
guter Film im Fernseher kommen, und dieser stand im Schlafzimmer. Also kam Spike
zurück und stellte sich mit der Decke um die Schultern neben Angel ans Bett.
„Ich will mir ’nen Film ansehen. Das Bett ist doch groß genug, kann ich mich
nicht neben dich legen?" fragte Spike widerwillig nach. Ihm gefiel es gar nicht,
dass er seinen Sire um etwas bitten musste.
Angel lag mit dem Rücken zu Spike, tat so, als würde er bereits schlafen und
bewegte sich nicht. Doch Spike wusste genau, dass Angel noch wach war und
drängte erneut: „Komm schon! Rück ein Stück zur Seite. Ich will den Film sehen."
Ohne sich zu bewegen fragte Angel schließlich: „Ich dachte du willst nicht neben
mir im Bett liegen?"
„Will ich auch nicht", bekräftigte Spike.
„Dann verschwinde auf die Couch! Lass mich schlafen."
Fuck! Dieser sture Hurenbock! Ich hab keine Lust auf diese blöde Couch! Ich
will wieder in das schöne weiche Bett. Ich will den Film sehen. Und Fuck ja, ich
will neben meinem Sire liegen. Und ich wette er will es auch! Also was soll der
Scheiß!
„OK, vielleicht will ich es doch."
„Vielleicht willst du was?" fragte Angel nach und setzte sich auf, um Spike
erwartungsvoll anzusehen.
Spike stand nervös vor ihm und verlagerte sein Gewicht von einem Bein auf das
andere.
„Vielleicht will ich doch neben dir liegen", antwortete er schließlich.
„Nur vielleicht?" fragte Angel erneut nach und grinste Spike dabei schelmisch
an.
„Verflucht jetzt rück schon rüber du Idiot! Ja ich will neben dir im Bett
liegen. Zufrieden?" gab Spike genervt zu.
Angel grinste breiter und rutschte ein Stück zur Seite, damit Spike zu ihm
kriechen konnte. Spike packte sich sofort die Fernbedienung, legte sich neben
Angel ins Bett und schaltete den Fernseher ein. Angel grinste kopfschüttelnd und
legte sich auf seiner Seite hin. Er war ziemlich erschlagen und sehr froh
darüber endlich wieder eine weiche Matratze unter sich zu spüren. Er drehte
Spike den Rücken zu und versuchte trotz des Fernsehers zu schlafen. Mittlerweile
hatte er sich schon gut an das Nebengeräusch gewöhnt, weshalb er schließlich
bald einschlief. Spike richtete einen langen nachdenklichen Blick auf den Rücken
seines Sires. Irgendwie kam es ihm seltsam vor, hier neben ihm zu liegen.
Eigentlich war es ja nichts Ungewöhnliches. Manche Childer verbringen ihr ganzes
Leben lang an der Seite ihres Sires. Sie jagen zusammen. Trinken zusammen.
Schlafen zusammen. Es ist das natürlichste von der Welt, aber bei ihm und Angel
war dies etwas vollkommen Fremdes. Doch es fühlte sich gut an für ihn. Es fühlte
sich richtig an.
Während die beiden schliefen, rückte Spike unbewusst immer näher an Angel heran.
Bis er schließlich mit der ganzen Länge an seinem Sire lehnte.
****
Am Morgen darauf taten beide dann so, als wenn nichts passiert wäre. Doch
insgeheim war es jedem von ihnen sehr angenehm gewesen so eng
aneinandergekuschelt zu schlafen. Als Angel aufgestanden war meinte er
schließlich zu Spike: „Steh auf! Es wird Zeit, dass du dich wieder ein bisschen
bewegst. Du gehst mit mir mit."
„Ich hab keine Lust", murmelte Spike ins Kissen.
„Ich sagte steh auf! Zwing mich nicht dazu dich rauszuwerfen!" betonte Angel.
„Schon gut. Ich komm ja schon!" antwortet Spike, während er widerwillig aus dem
Bett stieg und sich anzog.
„Ich erwarte dich in fünf Minuten in meinem Büro."
„Ja Sire", gab Spike genervt zur Antwort
Zwanzig Minuten später saß Angel in seinem Büro und von Spike war noch immer
keine Spur.
Dieser sture kleine Mistkerl! Was soll ich nur machen, damit er mir gehorcht?
Ich kann es mir nicht leisten, dass er sich mir widersetzt. Ich kann ihm dieses
Benehmen nicht durchgehen lassen! Wesley macht mir Feuer unter den Hintern, wenn
er merkt, dass Spike mir auf der Nase herumtanzt. Was ist wenn Wesley Recht hat?
Was, wenn ich Spike wirklich nicht vertrauen kann? Er ist schließlich ein reiner
Dämon. Er kann zwar nicht beißen, aber dennoch ist er ein wilder, unbezähmbarer
Dämon. Angelus hätte Mittel und Wege gewusst ihn in Zaum zu halten, aber werde
ich auch dazu in der Lage sein? Ich muss etwas unternehmen! JETZT!
Angel erhob sich von seinem Stuhl und steuerte aus dem Büro hinaus. Draußen in
der Eingangshalle kam ihm Spike jedoch bereits entgegen. Er machte einen etwas
verunsicherten Eindruck und ging weiter auf Angel zu.
„Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat", entschuldigte er sich sofort,
„ich wollte vorher noch eine Dusche nehmen, bevor ich wieder unter Leute gehe."
Angels Wut war vollkommen verflogen. Stattdessen hätte er ihn vor Freude küssen
können. Denn allein die Art, wie Spike eher verunsichert vor ihm stand zeigte
ihm, dass er sich an das halten würde, was Angel ihm angewiesen hatte. Darüber
sehr erleichtert, meinte Angel dann: „Gut. Das war keine schlechte Idee. Komm,
ich stell dich den Anderen vor."
Spikes Brauen hoben sich fragend, denn bisher dachte er, er würde bereits jeden
hier kennen, also weshalb wollte Angel ihn vorstellen? Er folgte ihm aber
gehorsam und wartete ab, was als nächstes kommen würde.
Gunns Augen verengten sich, als er Spike hinter Angel sah.
„Was will der hier Angel? Wenn du nicht willst, dass ich ihm einen Holzpflock in
die Brust schlage, dann sieh zu, dass er schön brav in deiner Wohnung bleibt",
drohte Gunn sofort.
Angel blieb vollkommen ruhig und meinte kühl: „Niemand wird Spike ohne meine
Erlaubnis pfählen. Ist das klar? Er wird niemanden von Euch etwas tun. Ich habe
eine strenge Vereinbarung mit ihm. Sollte er dagegen verstoßen, wird er mit
Konsequenzen zu rechnen haben. Sollte ich jedoch merken, dass jemand von Euch
ihn absichtlich provoziert, werde ich zu ihm halten. Gunn, ich weiß dass du dich
nicht mit einem Vampir anfreunden kannst. Ich verlange auch nicht, dass ihr die
besten Kumpels werdet. Aber bitte akzeptiere ihn an meiner Seite. Lässt du ihn
in Ruhe, wird er auch dich in Ruhe lassen."
Spike stand während Angels Worten schräg hinter seinem Rücken und nahm mehrere
kräftige Züge an seiner Zigarette. Das Ganze nervte ihn tierisch. Früher hätte
er kurzen Prozess mit solchen wie Gunn gemacht. Doch jetzt musste er sich wohl
oder übel damit abfinden, dass er ihn nicht einmal schief ansehen durfte. Er
hasste sein Leben.
Cordelia versuchte die angespannte Stimmung etwas zu überspielen und meinte
fröhlich: „Hallo Spike! Gut geschlafen? Willst du auch einen Kaffee?"
Alle Anwesenden sahen überrascht zu ihr rüber und Spike antwortete freundlich:
„Danke gerne."
„OK, dann komm mit", trällerte sie erfreut und ging zur Küche, wo bereits ein
frisch aufgebrühter Kaffee wartete. Spike richtet einen kurzen Kontrollblick auf
Angel, ob dieser es auch erlauben würde. Nachdem Angel nur überrascht
dreinblickte, wagte Spike es Cordelia zu folgen.
Angel, Gunn und Wesley sahen den beiden sprachlos hinterher. Cordelia hatte
keine Angst vor Spike. Irgendwie fand sie ihn sympathisch. Das lag wohl an
seiner Ausstrahlung, die für viele Frauen unwiderstehlich wirkte.
„Du musst Gunn entschuldigen, er hat ein ziemliches Problem mit Vampiren,"
meinte Cordelia, während sie ihm und sich zwei Tassen Kaffee einschenkte.
„Beruht auf Gegenseitigkeit", meinte Spike daraufhin.
„Du hast ein Problem mit Gunn?"
„Mit Menschen."
„Oh, verstehe."
„Tut mir leid, aber bisher waren Menschen nur so etwas wie..."
„Nahrung?"
„Yeah!"
„Klar! Zucker?"
„Ja zwei Stück bitte."
Cordelia tat Zucker in Spikes Tasse und reichte sie ihm freundlich lächelnd.
„Und was sind wir jetzt für dich? Ich meine jetzt, da du nicht mehr beißen
kannst?"
„Wie schön, dass mich jeder daran erinnert! So kann ich es ganz sicher nicht
vergessen!"
„Tut mir leid, ich wollte nicht..."
„Schon OK. Keine Ahnung, was ich jetzt tun werde. Zunächst einmal bin ich wohl
oder übel auf Angel angewiesen. Vielleicht werde ich auch irgendwann mal so ein
toller Kerl wie er?" erwiderte Spike, wobei der reine Sarkasmus aus ihm sprach.
„So wie Angel? Nein danke! Ein brütender und grübelnder Vampir reicht in diesem
Haus."
Spike und Cordelia mussten bei dieser Aussage beide unweigerlich lächeln.
„Ich werde tun was ich kann, um es zu verhindern. Übrigens, nettes Kleid, was du
da an hast."
„Ehrlich? Findest du?"
„Yeah."
„Endlich mal ein Mann, der gute Mode zu schätzen weiß! Weißt du Angel, Gunn und
Wes bemerken nie, wenn ich mir ein neues Kleid oder neue Schuhe gekauft habe.
Das ist ziemlich enttäuschend!"
„Ich weiß. Hast du mir schon mehr als einmal erzählt."
„Hab ich?"
„Sicher! Als ich noch Gast im Keller war. Du hast mir ständig von den Anderen
erzählt."
„Ich dachte du würdest mir nie wirklich zuhören."
„Doch hab ich. Ich wollt... dir noch dafür danken. Ich meine... das war nett von
dir. Du hast wenigstens versucht... mit mir zu reden", druckste Spike etwas
unsicher herum.
„Keine Ursache. Hab ich gern gemacht. Sag, wie findest du meine Schuhe?"
„Sind nett. Die roten hatten mir aber besser gefallen."
Spike und Cordelia plauderten noch eine ganze Weile über alles Mögliche.
Währenddessen hatten Wesley und Gunn weiter mit Angel gesprochen.
Wesley fragte besorgt: „Findest du es gut, wenn er hier frei herumläuft Angel?"
„Er kann niemandem etwas tun. Und ich hab ihm gesagt, dass er sich anständig
aufführen soll. Er wird sich daran halten."
„Mir gefällt das ganz und gar nicht", gab Gunn offen zu.
„Das kann ich verstehen. Gebt ihm bitte eine Chance. Mehr verlange ich nicht von
Euch. Gebt ihm nur die Möglichkeit einen neuen Platz in seinem Leben zu finden."
„Hat er sich denn einen Platz hier verdient?" fragte Gunn skeptisch nach.
„Das nicht gerade. Zumindest bis jetzt noch nicht. Doch wenn wir ihm nicht die
Chance dazu geben, wird er es nie können", argumentierte Angel, wodurch er
zumindest Wesley überzeugen konnte. Gunn würde noch eine ganze Weile brauchen,
bis er sich mit diesem Gedanken anfreunden könnte. Das war allen klar, denn er
hatte ja manchmal sogar Probleme damit für einen Vampir zu arbeiten. Angel
hoffte allerdings, dass die beiden sich wenigstens nicht umbringen würden. Das
heißt eigentlich hoffte er mehr, dass Gunn Spike nicht umbringen würde! Dass
Spike Gunn etwas antun könnte, davor hatte Angel weniger Angst.
„Ich werde mal nach den beiden sehen", erklärte Angel und ging zu Cordelia und
Spike in die Küche.
„Alles klar bei euch?" fragte er die beiden. Spike wich sofort einen Schritt
zurück. Weg von Cordelia und blickte von unten herauf nervös zu Angel. Als wolle
er zeigen, dass er ganz sicher nichts Böses im Sinn hatte. Angel war etwas
verwundert über Spikes Verhalten. Etwas war ziemlich komisch daran, aber er
konnte nicht weiter darüber nachdenken, da Cordelia sofort beschwingt
antwortete: „Ja! Hier ist alles Bestens! Spike und ich haben uns gerade über
Mode unterhalten."
„Mode?" fragte Angel ungläubig nach.
Spike richtete einen ziemlich genervten Blick in eine andere Richtung und fragte
dann: „Ist es ein Problem, wenn ich mich hier mit Cordy unterhalte?" Worauf er
dann fragend zu seinem Sire sah.
„Nein. Kein Problem. Ich bin im Büro, falls du mich suchst."
Dann verließ Angel die Küche wieder und ging in sein Büro.
Der Rest des Tages verlief relativ ruhig. Cordy erledigte ihre Büroarbeiten,
Wesley und Gunn waren zu einem Klienten unterwegs und Angel saß an seinem
Schreibtisch und arbeitete einige Unterlagen durch, die Wesley ihm gegeben
hatte. Spike saß während der ganzen Zeit gegenüber von Angel auf einem Stuhl und
rauchte eine nach der andern. Ihm war schrecklich langweilig! Angel fiel auf,
dass er sich seit er ihm in der Lobby entgegengekommen war ziemlich seltsam
verhalten hatte. Er wirkte sehr nervös und angespannt. Ja fasst beinahe
ängstlich. Irgendwas stimmte mit Spike nicht. Nachdem er ihn eine zeitlang
beobachtete, fragte er schließlich: „Alles OK bei dir? Fühlst du dich nicht
wohl?"
„Doch. Alles OK! Mir fehlt nichts", stritt Spike vehement ab und fuhr fort
nervös an seinen Nägeln zu kauen und sich eine weitere Zigarette anzuzünden.
„Du wirkst ziemlich nervös. Worüber machst du dir Sorgen?"
„Ich? Ich bin nicht nervös!", log er, denn er war ziemlich nervös. Seine
Nervosität hatte angefangen, als er die Wohnung verlassen hatte und wurde von
Stunde zu Stunde immer schlimmer.
„Natürlich bist du das! Ich sehe es dir doch deutlich an. Also sag schon! Was
ist los?"
„Es ist nichts! Lass mich in Ruhe", maulte Spike ihn an.
„Ist es wegen den Anderen? Machst du dir Sorgen wegen Wes und Gunn? Mit Cordelia
verstehst du dich doch recht gut schätze ich. Also muss es an den beiden
liegen."
„Das ist es nicht."
„Was ist es dann? Sag schon!"
„Kannst du mir nicht einmal meine Ruhe lassen?" fragte Spike aufgebracht und
stand von seinem Stuhl auf. Er fing an nervös hin- und herzulaufen und erklärte
dann endlich: „Wie würdest du dich den fühlen, wenn du dich nicht wehren
könntest? Jeder deiner verfluchten Freunde will mir an den Kragen und es wäre
ein leichtes für sie mich zu töten! Sogar Cordelia könnte mich töten, wenn sie
wollte. Also wie würdest du dich da fühlen? Ich war über 120 lang an der Spitze
der Nahrungskette, und jetzt muss ich mich sogar vor einem Kind in Acht nehmen.
Da ist es doch nur logisch, dass ich nervös bin, oder? Verflucht noch mal!"
Verzweifelt stieß er gegen den Stuhl, auf dem er gerade gesessen hatte. Es hatte
begonnen, seit Spike die Wohnung verlassen hatte. Seitdem hatte er Panik
bekommen. Ihm war klargeworden, dass ihn jeder hier mit Leichtigkeit töten
könnte und er sich aber nicht einmal dagegen wehren könnte. Das war ein ziemlich
beängstigender Gedanke für ihn.
„Ich werde nicht zulassen, dass dir jemand etwas antut! Hörst du? Solange ich es
verhindern kann, wird dir niemand etwas tun! Das schwöre ich!"
Spike sah Angel in seine warmen braunen Augen und studierte Angels
Gesichtsaudruck. Da war etwas, dass ihm bekannt war. Etwas, was er vor vielen
Jahren schon einmal in diesem Gesicht gesehen hatte. Komischerweise beruhigten
ihn Angels Worte und dieser Blick. Es war derselbe Blick gewesen, den er ihm
damals gegeben hatte, als Darla wütend hereingestürmt war. Als Spike vor ihr
flüchten wollte, aber Angelus ihn aufhielt. Damals wusste er, dass ihm nichts
passieren würde. Dass Angelus es nicht zulassen würde. Und auf dieselbe Art
fühlte er sich nun auch jetzt sicherer, denn Angel gab ihm das Gefühl, dass er
ihn beschützen würde. Das war gut.
****
„Ich bitte um einen Bericht!" befahl Maggie Walsh die Leiterin der Initiative,
eines Geheimprojekts der Regierung.
„Wir sind ihm auf der Spur, Sir! Unsere Satelliten suchen auf der ganzen Welt
nach dem Signal. Es ist nur eine Frage der Zeit bis wir ihn finden", erstattete
einer der Soldaten gehorsam Bericht.
„Gut. Lassen Sie es mich sofort wissen, wenn Sie ihn haben."
„Ja Sir!"
****
Das Verhältnis zwischen Spike und Angels Mitarbeitern wurde von Tag zu Tag
besser. Wesley war regelrecht begeistert, als Spike mit einem hohen Wissen über
alte Dämonensprachen und einigen Weissagungen glänzte. Spike half ihm bei der
Übersetzung einiger alter Schriftrollen. Ihm machte dies großen Spaß und er
vergaß dabei seine Angst, die er vor den Menschen hatte. Mit Cordelia verstand
er sich wohl am besten. Die beiden tratschten ständig vergnügt miteinander.
Sogar Gunn hatte sich mittlerweile mit Spikes Anwesenzeit abgefunden. Auch wenn
sie sich nach wie vor noch immer gegenseitig aus dem Weg gingen. Angel hielt
stets ein wachsames Auge auf sein Childe und seine Mitarbeiter. Auch er stellte
erleichtert fest, dass sich das Verhältnis zwischen ihnen und Spike ständig
verbesserte.
Spike und Angel schliefen seitdem zusammen im selben Bett. Spike machte keinen
Hehl mehr daraus und kuschelte sich absichtlich an Angel heran. Dieser genoss
diese Nähe und strich ihm jedes Mal beruhigend über den Rücken, wenn Spike
wieder einen seiner Alträume hatte. Denn diese kamen immer häufiger. Manchmal
schrie Spike sogar im Schlaf laut auf und klammerte sich dann fest an seinen
Sire. Was auch immer er in der Initiative durchmachen musste, es musste sehr
schlimm für ihn gewesen sein, dachte sich Angel.
Spike bewies, dass er Angels Anweisungen folgte und führte sich so anständig auf
wie es ihm möglich war. Zumindest was Angels Freunde anging. Wenn sie unter sich
waren, war Spike wesentlich störrischer und aufmüpfiger! Er lehnte sich bei
jeder Gelegenheit gegen seinen Sire auf. Widersprach ihm in allem und nervte ihn
wo es nur ging. Angel brauchte all seine Geduld, um nicht in Rage zu geraten. Er
wusste genau, dass Spike dies absichtlich machte. Und er wusste auch weshalb.
Denn wenn sie beide alleine waren, waren es die einzigen Momente, in denen Spike
sich sicher fühlte. Es waren die einzigen Momente, wo er keine Angst zu haben
brauchte. Denn Spike wusste, dass Angel ihm nichts tun würde. Also nutzte er
jede Gelegenheit um seinen Big Bad heraushängen zu lassen.
****
Cordelia hatte eine ihrer Visionen und berichtete, dass sie schnellstens zu
einem Supermarkt fahren müssten, da dort bald ein paar Vampire eindringen würden
und dabei mehrere Menschen töten würden. Nachdem Cordelia alle genaueren
Einzelheiten berichtet hatte, fuhren alle gemeinsam zu dem Supermarkt, wo das
ganze passieren würde. Spike war auch dabei und saß gelangweilt auf der
Rücksitzbank. Er war bereits öfter auf einer solchen Mission dabei gewesen,
fungierte dabei aber immer nur als unbeteiligter Zuschauer, da er ja selbst
nicht kämpfen konnte. Allerdings machte er sich jedes Mal große Sorgen um Angel.
Es nervte ihn unheimlich jedes Mal nur hilflos daneben zu stehen, während sein
Sire sein Leben riskierte. Er war immer sehr froh, wenn der Kampf vorbei war und
Angel unbeschadet zu ihm zurückkam.
So fuhren sie auch diesmal gemeinsam durch LA auf den Weg zu einer neuen
Mission.
„Hey Leute seht mal! Nur noch zwei Kilometer und ich hab lauter Einsen auf
meinem Tacho!" rief Angel begeistert.
„Was?" fragte Spike entsetzt nach!
„Na hier, schau doch! Jetzt sind es nur noch anderthalb."
„Halt an!" schrie Spike in Panik getrieben.
„Wieso?" fragte Angel verwirrt, als er die Panik bei Spike erkannte.
„Halt die verfluchte Karre an! Sofort!" schrie er noch lauter.
Angel fuhr an den Straßenrand und alle sahen sich verwirrt an, als Spike wie von
der Tarantel gestochen aus dem noch rollendem Wagen stürmte.
Angel stieg ebenfalls aus und eilte ihm hinter her. Spike ging nur ein paar
Meter von dem Wagen weg und stoppte vor einer Hausmauer.
„Spike, was ist los? Steig wieder ein, wir haben keine Zeit für so etwas",
mahnte Angel.
„Ich steig da nicht mehr ein!" erklärte Spike voller Panik und ging nervös auf
und ab.
„Spike beruhige dich! Sag mir was los ist? Wovor hast du Angst?" versuchte Angel
ihn zu beruhigen.
Wesley und Gunn traten näher, da sie sich eigentlich beeilen müssten und Gunn
fragte nach: „Was ist jetzt? Wir müssen weiter!"
„Gleich", meinte Angel.
„Fahrt ihr nur weiter. Ich bleibe hier. Ich verspreche es. Ihr könnt mich später
abholen", versuchte Spike zu verhindern, dass er in dem Auto sitzen würde,
während die Einsenreihe vollständig wäre. Denn jedes Mal, wenn dies geschehen
war, ist daraufhin etwas Neues passiert und Spike hatte keine Lust auf eine
weitere Neuigkeit in seinem beschissenen Leben.
„Los, lass ihn hier. Wir müssen weiter", versuchte Wesley Angel zu drängen.
„Nein! Ich lass ihn nicht alleine hier. Spike du kommst jetzt mit. Sofort!"
Angel hatte Angst Spike hier alleine zu lassen. Es war ein berüchtigtes Viertel,
in dem sich viele Dämonen herumschlichen. Spike wäre ein gefundenes Fressen für
sie gewesen. Denn noch immer wusste ja keiner, dass Spikes Chip nur auf Menschen
reagierte!
„Ich steig nicht in dieses Auto! Vergiss es Kumpel! Auf keinen Fall!"
„Warum nicht?"
„Das kann ich dir nicht sagen. Du würdest mich für dumm verkaufen."
„Langsam reißt meine Geduld mit dir! Wir müssen weiter! Es eilt! Wenn du nicht
freiwillig in dieses Auto steigst, dann werde ich dich zwingen!"
Und noch ehe er über eventuelle Konsequenzen nachdachte, packte Angel Spike am
Kragen und zog ihn rüber zum Auto.
„Lass mich los!" beschwerte sich Spike lautstark und versuchte sich aus Angels
Griff zu befreien. Angel verpasste ihm einen kräftigen Faustschlag, damit er
endlich zur Vernunft kommen würde. Aus reiner Reaktion heraus und wegen der
Panik, dass Angel ihn ins Auto zerren könnte, erwiderte Spike den Hieb und
schlug Angel ebenfalls ins Gesicht, sodass dieser zurückgeschleudert wurde und
überrascht auf seinen Hintern landete, da beide in diesem Moment realisierten,
dass der Chip nicht reagiert hatte. Angel bekam Angst, dass dies Spike nun
wieder zu seinem Feind machen würde und Spike wusste überhaupt nicht, was er
davon halten sollte.
Er kam auch gar nicht dazu sich lange darüber Gedanken zu machen, da Gunn sofort
reagiert hatte und Spike sofort angriff. Er verpasste ihm einen kräftigen
Fausthieb und hielt bereits drohend einen Pflock in der Hand. Spike wusste nicht
wie ihm geschah. Eben noch hatte er seinen Sire niedergeschlagen ohne dass der
Chip losging, und nun wurde er von Gunn angegriffen. Er hatte nicht vor Gunn zu
bekämpfen. Er wollte eigentlich nur in Ruhe über seine neue Situation
nachdenken. Doch Gunn ließ ihm gar keine Wahl, denn er schlug ihn ein weiteres
Mal und zog bereits mit dem Pflock aus. Angel geriet in Panik und sprang hoch um
Gunn aufzuhalten. Spike reagierte inzwischen blitzschnell und schlug Gunn den
Arm zur Seite, was ihm jedoch einen höllischen Schmerz seines Chips einbrachte.
Als Angel endlich an Gunns Seite war, griff er sich sicherheitshalber den
Pflock, um zu verhindern, dass Gunn sein Childe töten würde. Nachdem sich alle
Gemüter endlich wieder beruhigt hatten, versuchten sie zu verstehen, was gerade
passiert war.
Es war Wesley, der die ganze Sache von außerhalb beobachtet hatte, der am Ende
feststellte: „Der Chip reagiert nur auf Menschen! Deshalb konnte Spike dich
schlagen."
„Bist du sicher?" fragte Angel ungläubig nach.
„Probier’n wir’s aus!" meinte Spike gut gelaunt, die Aussicht darauf Dämonen
niederstrecken zu können gefiel ihm außerordentlich.
„Hau ihm doch noch mal eine rein", meinte ausgerechnet Gunn und erntete einen
verärgerten Blick von Angel. Doch nur einen kurzen Blick, da Spike ihm einen
weiteren Kinnhacken verpasste. Nicht sehr fest. Nur um zu sehen, ob der Chip
anspringen würde.
„Verdammt Spike! Hör damit auf", protestierte Angel wütend.
„Hey Jungs! Es ist ja schön, dass ihr euch so gut amüsiert, aber wir müssen los!
Wir haben da ein kleines Vampirproblem. Schon vergessen?" meldete sich nun
Cordelia, die bisher im Auto gewartet hatte.
„Ja auf geht’s! Lasst uns ein paar Vampire vermöbeln!" meinte Spike begeistert
und war der erste, der wieder im Wagen saß. Ziemlich genervt sah Angel ihm
hinterher und stieg schließlich ebenfalls ein.
Tatsächlich hatte sich wieder etwas Entscheidendes in Spikes Leben geändert, als
er in einem Wagen saß, der lauter Einsen in der Kilometeranzeige stehen hatte.
Denn genau als alle Einsen vollzählig waren, kamen sie an dem Supermarkt an und
Spike half Angel und seinen Freunden die Vampire zu erledigen. Er fühlte sich
großartig. Im Kampf an der Seite seines Sires zu stehen war ein noch
großartigeres Gefühl, als mit ihm gemeinsam zu jagen, da es eine viel größere
Herausforderung war gegen Dämonen zu kämpfen, als schwache und hilflose Menschen
zu jagen. Spike liebte diese Art der Herausforderung. Deshalb hatte er auch
immer den Kampf mit einer Jägerin gesucht, da sie als einzige eine ebenbürtige
Gegnerin für ihn war. Er war geradezu in Höchstform und erledigte einen Vampir
nach dem andern.
Gunn hatte gerade schwer mit seinem Gegner zu kämpfen und wurde von diesem auf
den Boden gedrängt. Gerade wollte dieser seine Zähne in Gunns Hals bohren, als
ausgerechnet Spike sich den Vampir packte und ihn nach hinten wegzerrte. Er
kämpfte eine kurze Weile mit dem Vampir, als Gunn ihm „Hier", zurief und ihm
seinen Pflock zuwarf. Ein kurzer Stoß und der letzte Vampir war erledigt. Spike
half dem erschöpften Gunn auf die Beine. Und auch alle anderen blickten eher
erschöpft drein. Nur Spike war geradezu euphorisch! Er grinste über das ganze
Gesicht und war voller Energie.
Gunn zwang sich ein freundliches Lächeln und sagte zu Spike: „Danke Mann, du
hast mir das Leben gerettet." Spike hatte noch nie einem Menschen das Leben
gerettet. Und noch nie hatte sich daher jemand bei ihm für so etwas bedankt.
Seltsamerweise gefiel ihm das Gefühl, das er dabei empfand und meinte nur:
„Keine Ursache, Kumpel."
Der baldige Morgen näherte sich, und somit auch der Sonnenaufgang. Alle kamen
erschöpft und abgekämpft wieder zuhause an. Außer Spike natürlich, der sich wie
neugeboren fühlte. Die anderen konnten nur über ihn lachen, da er die ganze
Rückfahrt über begeistert jeden einzelnen seiner erledigten Gegner Revue
passieren ließ. Als würde er schon sein ganzes Leben nichts anderes tun, als für
die gute Sache gegen Dämonen kämpfen. Angel konnte nicht anders. Irgendwie
machte es ihn stolz und auch sehr froh, dass Spike offensichtlich gefallen daran
gefunden hatte gegen Dämonen zu kämpfen.
Nachdem sich schließlich alle voneinander verabschiedet hatten, zogen sich auch
Angel und Spike zurück. Während Spike sich duschte, wärmte Angel für sie beide
etwas Blut auf. Danach ging auch Angel in die Dusche und kurze Zeit später,
nachdem sie beide getrunken hatten, schlüpften sie beide ins Bett. Spike
schaltete sofort den Fernseher ein, während Angel nur darüber grinsen konnte, da
sein Childe offensichtlich überhaupt nicht müde war. Er kuschelte sich an Spikes
Rücken heran und legte seinen Arm um Spikes Hüften. Spike versuchte sich auf den
Fernseher zu konzentrieren, aber die Tatsache, dass Angels Finger kleine Kreise
über seinen Bauch zeichneten verursachte, dass Spike ziemlich hart dabei wurde.
Weshalb es ihm unmöglich wurde Angel zu ignorieren. Spike fühlte sich so
großartig, durch den Kampf und die neugewonnene Erkenntnis, dass er nun doch
nicht mehr ganz so hilflos war, wie er dachte. Zumindest in Bezug auf Dämonen,
sodass er es wagte einen längst gefassten Plan in die Tat umzusetzen.
Er ließ die Fernbedienung sinken und drehte sich in Angels Armen herum. Er sah
Angel lange in die Augen und entdeckt dort dessen Verwirrung. Und er entdeckte
noch etwas. Etwas was er vor langer Zeit einmal in diesen Augen gesehen hatte.
Es war das Strahlen, das ihn damals so sehr fasziniert hatte. Er schenkte ihm
ein freches Grinsen durch die Vorfreude auf die Durchführung seines Plans. Angel
war verwirrt und wusste nicht, was Spike vorhatte. Er hatte aber wohl gemerkt,
dass Spike irgendetwas im Schilde führte. Er wollte ihn fragen, doch erneut
schaffte es sein Childe, dass er bewegungsunfähig war. Wie damals vor über
hundert Jahren küsste in Spike sanft auf die Brust und verteilte lauter kleine
Sanfte Küsse auf seiner Haut. Angel durchfuhr ein unbeschreiblicher Schauer bei
diesen Berührungen. Er war unfähig sich dagegen zu wehren und ließ zu, dass
Spike ihn zärtlich mit der Hand über den Rücken fuhr, während sein Mund sich
einem seiner Nippel näherte.
Ein überraschtes Stöhnen entwich seinen Lippen. Es fühlte sich noch besser an,
als er es in Erinnerung hatte. Spike grinste gegen Angels Brust. Offensichtlich
waren hundert Jahre Erfahrung nicht spurlos an ihn vorüber gegangen, sodass er
es schaffte seinen Sire zu überraschen. Nachdem Spike ausgiebig den gesamten
Oberkörper seines Sires geleckt und geschmeckt hatte, wanderte er nun immer
weiter nach unten. Angel war noch immer in Spikes Liebkosungen gefangen, sodass
er kaum zu einem klaren Gedanken fähig war. Allein die Vorfreude auf das, was
Spike mit seiner schon schmerzenden Schwellung machen könnte ließ ihn
erschaudern und weiterhin laut aufstöhnen.
Spike fand gefallen an diesem Spiel und arbeite sich nach unten weiter. Er hatte
erwartet, dass Angel sich unterstützend auf den Rücken legen würde, doch dieser
schien zu keiner Bewegung fähig zu sein. Deshalb übernahm er dies für seinen
Sire und drückte ihn zurück ins Kissen. Die Bettdecke flog zur Seite und Spike
näherte sich der prallen glänzenden Spitze von Angels Schaft. Durch
verschleierte Augen beobachtete Angel, wie Spike mit der Zunge über seine Spitze
fuhr, was ihn aufstöhnen und seinen pulsierenden Schwanz heftig zucken ließ.
Alte Erinnerungen an einen seiner großartigsten Orgasmen fuhren ihm durch den
Kopf. Er erinnerte sich an damals, als William, sein Childe, ihm den
großartigsten Blowjob seines Lebens schenkte. Spike ließ den harten Schaft
seines Sires in seinen Mund gleiten und begann leicht daran zu saugen. Mit den
Händen umfasste er dessen Hoden und die Wurzel des Schaftes um sie unterstützend
zu massieren. Angel fuhr mit dem Kopf zurück, stöhnte laut auf und bohrte seine
Finger hilflos in die Matratze. Als er wieder auf Spike zurückschauen wollte,
fiel sein Blick auf den Fernseher, wo gerade ein Film aus der Godzilla-Serie
lief. Tausende Menschen flüchteten in Panik getrieben vor einem Monster davon.
Dabei durchfuhr es Angel wie in einem Schock! Seine Seele! Wenn Spike so
weitermachen würde, würde er bestimmt seine Seele verlieren.
„Hör auf!" fuhr es sofort aus ihm heraus. „Sofort!" schrie er fast und zog sich
aus Spikes Mund zurück. Spike war völlig irritiert und richtete sich verwundert
auf.
„Was ist?" fragte er verunsichert nach.
„Es tut mir leid. Ich kann das nicht. Wir müssen aufhören", versuchte Angel zu
erklären.
„Fuck! Angel erklär mir jetzt bloß nicht, dass dir das unangenehm ist. Ich komm
mir vor wie eine verfluchte Schwuchtel, die einen Hetero verführen will."
„Nein! Das ist es nicht!" versuchte Angel Spike zu beruhigen. „Es liegt an
meiner Seele. Gerade die Tatsache, dass es mir sogar sehr gefällt ist das
Problem, verstehst du?"
„Nein. Nicht die Bohne. Ich versteh überhaupt nichts. Wenn es dir gefällt, warum
soll ich dann aufhören?" fragte Spike langsam verärgert nach.
„Weil ich dadurch meine Seele verlieren werde. Ein Moment vollkommenen Glücks!
Verstehst du es jetzt?"
Spike verstand es, aber er wollte es nicht glauben. Schmerz und Enttäuschung
spiegelte sich in seinen blauen Augen wider. Er blickte Angel sprachlos an und
kämpfte mit seiner Verzweiflung. Er wollte doch nichts weiter, als eine alte
Childe-Sire-Sitte wiederaufleben lassen. Die Tatsache zu erfahren, dass er dazu
fähig war seinen Sire glücklich zu machen machte ihn zwar froh, aber zugleich
bedeutete dies auch, dass sie nie eine richtige Childe-Sire-Beziehung führen
könnten. Spike war verwirrt, enttäuscht und frustriert. Er stand auf und zog
sich eilig seine Sachen über. Er wollte raus. Er musste weg von hier.
„Was hast du vor?" fragte Angel aufgebracht.
„Ich muss hier raus!"
„Du kannst jetzt nicht raus! Die Sonne geht bald auf."
„Erst in einer Stunde. Ich halte es hier nicht mehr aus. Verzeih mir, aber ich
muss jetzt allein sein", erklärte Spike seinem Sire mit glänzenden Augen und
hoffte inständig Angel würde ihn nicht daran hindern, denn sonnst würde er
Gewalt anwenden.
Angel sah den Schmerz in Spikes wundervollen blauen Augen. Denselben Schmerz,
den er vor vielen Jahren gesehen hatte. Er machte sich Sorgen um ihn, wollte ihn
nicht allein nach draußen lassen. Am liebsten wäre er aufgesprungen und hätte
ihn fest an sich geklammert.
„Ich werde jetzt gehen! Versuch nicht mich aufzuhalten, bitte!" flehte Spike ihn
an. „Ich kann auf mich aufpassen. Ich kann jetzt Dämonen verhauen schon
vergessen?" versuchte er die Situation etwas aufzuheitern, da er erkannte wie
Angel mit sich rang und ging dann davon.
Bewegungslos verharrte Angel in seinem Bett und konnte nicht glauben was gerade
passiert war. Erst jetzt wurde ihm bewusst, was Spike gerade versucht hatte zu
tun. Er wollte ihre Childe-Sire-Beziehung festigen. Er wollte ihm gefallen. Ihm
zeigen, dass er sein Childe sein wollte. All das, was Angel sich immer gewünscht
hatte. Doch nun hatte er alles zerstört. Vielleicht hätte er es anders machen
sollen? Vielleicht hätte er nicht so überreagieren sollen? Angel saß verzweifelt
in seinem Bett, als ihm bewusst wurde was er gerade zerstört hatte.
****
Maggie Walsh, führte gerade zusammen mit einigen Assistenten mehrere Versuche an
einer neu entdeckten Spezies durch, als Lieutenant Riley an sie heran trat um
Bericht zu erstatten:
„Sir! Wir haben ihn. Der Satelliten-Scann zeigt es eindeutig. Gefangener 17 hält
sich zurzeit in Los Angeles auf. Soll ich einen Trupp losschicken, um ihn wieder
gefangen zu nehmen?
„Gut gemacht Lieutenant! Ich möchte, dass Sie sich der Sache selbst annehmen.
Nehmen Sie sich ein paar Männer, finden Sie ihn und bringen Sie ihn wieder
hierher.
„Ja Sir!"
****
Spike war nicht zurückgekommen. Entsetzt stellte Angel fest, dass er noch immer
alleine in seinem Bett lag, als er aufwachte. Ruhelos tigerte er seine Wohnung
auf und ab. Er machte sich große Sorgen um Spike. Später kamen die anderen. Als
sie erfuhren, dass Spike das Hotel verlassen hatte, machten auch sie sich
Sorgen, da die Sonne bereits hoch über LA stand. Es konnte alles Mögliche
passiert sein. Sogar Gunn machte sich Sorgen. Mittlerweile hatte sich sein
Verhältnis zu dem blonden Vampir erheblich verbessert. Cordelia redete
beruhigend auf Angel ein, da dieser ziemlich verzweifelt wirkte. Gunn und Wesley
machten sich auf die Suche nach Spike, was wenigstens etwas zu Angels Beruhigung
beitrug.
So verging ein ganzer Tag, ohne die geringste Spur von Spike. Cordelia
versicherte Angel, dass er sicher von selbst kommen würde, sobald die Sonne
untergegangen sei. Angel hatte aber keine Ruhe und auch keine Geduld um auf
Spike zu warten, weswegen er sofort nachdem die Sonne untergegangen war nach
Spike suchte und alle einschlägigen Plätze nach ihm durchforstete. Doch von
Spike war keine Spur zufinden. Niedergeschlagen kam Angel schließlich in seine
Wohnung zurück und hoffte ihn dort vorzutreffen. Schon als er die Wohnung
betreten hatte, fühlte er die Anwesenheit seines Childes und suchte
überglücklich nach ihm. Er fand ihn schließlich in der Küche.
Er wollte sofort zu ihm und ihn in seine Arme schließen, als ihm plötzlich der
deutliche Geruch von Menschenblut in die Nase stieß. Schockiert stellte er fest,
dass dieser Geruch direkt von Spike kam und kleiner Rest davon noch an Spikes
Lippen klebte. Angel reagierte ohne nachzudenken und schlug Spike mit der Faust
ins Gesicht.
„Au! Verflucht was soll das? Ich dachte mir schon, dass du sauer wärst, aber
deswegen brauchst du mir doch keine reinhauen!"
Ein weiterer Schlag folgte in Spikes Gesicht.
Bevor Spike erneut fragen konnte meinte Angel wütend: „Du hast wieder getrunken!
Was ist mit dem Chip? Ist er kaputt?"
„Nein!"
Noch ein Schlag.
„Lüg mich nicht an!"
„Verdammt Angel beruhig dich! Ich hab keiner Menschenseele was getan! Ich
schwör’s!"
Und noch ein Schlag in Spikes Gesicht.
„Willst du mich für Dumm verkaufen? Was ist das?" fragte Angel aufgebracht und
deutete auf das menschliche Blut, dass an Spikes Lippen klebte.
„Es sind Blutkonserven! Aus dem Krankenhaus! Schau nach. Im Kühlschrank sind
noch mehr. Ich hatte das Schweinezeugs satt. Ich bin noch immer ein Vampir. OK?"
Angel wich verwundert zurück und sah in den Kühlschrank.
„Wo hast du das her?"
„Ich hab’s aus dem Krankenhaus. Die dürfen das Zeug nur eine bestimmte Zeit lang
verwenden. Danach müssen sie es vernichten. Eine Krankenschwester, die dort
arbeitet hat es mir gegeben."
Tausend Gedanken schossen Angel durch den Kopf, als ihm etwas klar wurde. Ein
weiterer Schlag traf Spike hart ins Gesicht.
„Fuck Angel, wofür war das jetzt wieder?"
„Was hast du der Krankenschwester für das Blut gegeben?"
Spike konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen und antwortete
unschuldig: „Gar nichts, ich hab (sie ordentlich durchgefickt) mich nur
mit ihr unterhalten."
Noch ein Schlag.
„Lüg mich nicht an! Was hast du ihr gegeben?"
„Ich hab sie gefickt! Zufrieden? Ich hab ihr den verflucht besten Fick ihres
Lebens gegeben! Keine Sorge, sie hat es gut überstanden."
Genau das hatte Angel befürchtet! Genau das war es, was er vermutet hatte und es
traf ihn härter als eine Ohrfeige. Verletzt wich er zurück und blickte auf
Spike.
„Tut mir leid. Angel. Nur weil du wie ein verdammter Eunuch lebst, heißt das
noch lange nicht, dass ich darauf verzichten werde. Ich hab verfluchte
Bedürfnisse, die ich verflucht noch mal befrieden muss", versuchte Spike seine
Situation zu erklären.
Angel war so verletzt und durcheinander, dass er erneut zuschlug. Er traf Spike
ein weiteres Mal hart im Gesicht, sodass Spikes Lippen aufplatzten. Das reichte
Spike nun. Er hatte die Schnauze voll als Punchingball für seinen Sire
herzuhalten. Er schupste Angel von sich und stürmte davon.
Angel stand eine ganze Weile nur da und versuchte endlich einen klaren Gedanken
zu fassen.
Was hab ich getan? Ich hab ihn schon wieder verjagt. Verdammt, warum konnte
ich mich nicht beherrschen? Er hat doch im Grunde überhaupt nichts angestellt?
Das mit den Blutkonserven ist nur verständlich. Ich kann verstehen, dass er
lieber Menschenblut trinkt. Ich hab eine Seele, aber er trägt noch immer einen
wilden Dämon in sich. Aber warum die Krankenschwester? Warum musste er
ausgerechnet mit einer Frau schlafen? Ist es nicht schon schlimm genug, dass ich
es mit ihn nicht tun kann? Warum muss er mich dann auch noch damit quälen? Aber
eigentlich hat er ja Recht. Eigentlich kann er tun und lassen was er will. Er
ist immerhin ein eigenständiger Mann. Ich bin zu weit gegangen. Ich hätte ihn
deswegen nicht schlagen dürfen. Ich bin keinen Zoll mehr wert als Angelus! Ich
habe kläglich versagt!
Plötzlich wurde er durch das Klingeln des Telefons aus seinen Gedanken gerissen.
Buffy war an der anderen Leitung und war ziemlich aufgeregt.
„Angel? Bist du dran? Geht es dir gut?"
„Ja ich bin dran. Was ist denn los?" antwortete er mürrisch. Er hatte jetzt
eigentlich keinen Kopf um sich mit wichtigen Problemen auseinander zu setzen.
Alle seine Gedanken kreisten nur um Spike.
„Hör zu. Es geht um Spike. Wir haben erfahren, dass es zu seinem Chip ein
Gegenstück gibt. Mit diesem Gegenstück können sie den Chip steuern und ihn
lokalisieren! Die Soldaten der Initiative sind bereits unterwegs nach LA. Angel?
Angel, bist du noch dran?"
Das Telefon baumelte auf dem Boden und Angel eilte hinaus auf die Straße.
****
Spike betrat gerade eine kleine Kneipe und setzte sich an die Bar. Er war
ziemlich niedergeschlagen. Er wollte Angel nicht so verletzten. Er hatte es in
Angels Augen gesehen. Ganz deutlich. Das glitzernde Strahlen verschwand von
einer Sekunde auf die andere als er ihm gesagt hatte, dass er die
Krankenschwester gefickt hatte.
Spike bestellte sich einen Drink und starrte gedankenversunken in das braune
durchsichtige Gebräu. Er merkte nicht, wie sich ihm von hinten zwei Soldaten
näherten und mit Betäubungsgewehren auf ihn zielten. Erst als Spike das
entsetzte Gesicht des Barmanns auffiel, richtete sich seine Aufmerksamkeit auf
die Geschehnisse hinter seinem Rücken. Er sah in den Spiegel hinter der Theke
und dort wo eigentlich sein Spiegelbild wäre, sofern er ein kein Vampir gewesen
wäre, konnte er die Soldaten erkennen. Blitzschnell sprang er in einem Satz
hinter die Bar, und flüchtete von dort aus in eines der Hinterzimmer. Die Gäste
der Kneipe sprangen verschreckt auf, als die Soldaten die Bar stürmten und Spike
verfolgten.
Er schaffte es, durch einen Hintereingang aus der Kneipe zu entkommen und kam
auf eine kleine Seitengasse. Dort wurde er jedoch bereits von mehreren weiteren
Soldaten erwartet. Er wollte sofort wieder zurück in die Kneipe flüchten, von
dort eilten jedoch die beiden ersten Soldaten bereits herbei und schnitten ihm
den Weg ab. Sogleich traf ihn eines der Betäubungsgewehre. Spike merkte, wie
seine Glieder schwer wurden und fiel um wie ein nasser Kartoffelsack.
Eine männliche Stimme befahl:
„Zieht ihm das hässliche Lederteil aus. Er wird ihn nicht mehr brauchen. Sicher
kann ihn irgendein Obdachloser gebrauchen."
Zwei der Soldaten packten ihn, zogen ihm seinen Mantel aus und schleiften ihn
davon. Spike bekam dies alles nur noch verschwommen mit, da ihn die Dunkelheit
immer mehr umhüllte.
****
Angel folgte seinem scharfen Geruchssinn und suchte nach Spike. Sein Weg führte
ihn schließlich zu der Kneipe, in der Spike kurz zuvor gewesen war. Dort
herrschte noch immer ziemliche Aufregung wegen des Tumults, den die Soldaten
verursacht hatten. Angel packte sich einen der Gäste und fragte ungestüm was
passiert sei. Etwas verunsichert berichtete ihm dieser alles was er gesehen
hatte. Sofort stürmte Angel hinter die Bar den Weg entlang, den Spike geflüchtet
war. Er ignorierte die Protestrufe des Barmanns und gelangte schließlich zu der
Seitengasse. Dort fiel sein Blick sofort auf den schwarzen Ledermantel, der
achtlos zu Boden geworfen worden war. Von Spike jedoch fehlte jede Spur. Seine
Sinne konnten auch keine weitere Witterung mehr aufnehmen. Offensichtlich wurde
er von hier aus mit einem Wagen weggeschafft.
Ich bin zu spät. Sie haben ihn. Sie haben Spike in ihrer Gewalt. Ich habe
versagt. Ich hatte geschworen ihn zu beschützen und ich habe versagt. Schon
wieder.
Niedergeschlagen hob er den Mantel auf und drückte ihn an sich. Dabei fiel ein
kleines gebundenes Buch aus der Innentasche des Mantels. Angel bückte sich, um
es aufzuheben und begutachtete es neugierig. Es war schon sehr alt. Der Einband
wirkte verschlissen und die Blätter waren an den Rändern bereits vergilbt. Er
blätterte es durch und stellte fest, dass die Seiten größtenteils leer waren.
Nur ganz vorne waren ein paar davon beschrieben. Manche der Buchstaben waren auf
eine sehr altertümliche Art geschrieben worden, wie es vor mehr als hundert
Jahren üblich war, doch ein paar deutlich erkennbare Kugelschreiberpatzer wiesen
eindeutig darauf hin, dass diese Einträge erst vor kurzem geschrieben wurden.
Erst als Angel über ein paar der Wörter las, wurde ihm bewusst, was er gerade in
der Hand hielt. Plötzlich erinnerte er sich wieder daran. Er selbst hatte Spike
dieses Buch einmal geschenkt. Vor langer, langer Zeit, als sie noch in England
waren. Etwa ein Jahr nach Spikes Verwandlung.
Rasch schob Angel das Buch ein und eilte schnellstens zurück zum Hotel. Er
musste jetzt erst einmal den anderen bescheid sagen. Er musste Buffy anrufen.
Vor allem musste er Spike finden. Angel wusste nicht, wo er anfangen sollte. Er
war aufgeregt, verzweifelt und verwirrt. Im Hotel angekommen entschied er zuerst
einmal Wesley anzurufen. Nachdem er ihm hastig alles Notwendige erzählt hatte,
beauftragte er ihn damit Cordelia und Gunn abzuholen und schnellstens ins Hotel
zu kommen. Währenddessen rief Angel bei Buffy an und entschuldigte sich zunächst
für das abrupte Beenden des Gesprächs. Dann bat er sie um alle Einzelheiten über
den Chip, das Gegenstück und die Initiative.
Buffy berichtete daraufhin: „Ich erfuhr zufällig von dem Gegenstück. Mein Freund
Riley hat mir kurz berichtet, dass er nach LA müsse, um dort einen flüchtigen
Vampir einzufangen. Ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass ich diesen Vampir
dort hingebracht hatte. Ich wollte dir das auch nur erzählen, da ich mich um
dich sorgte! Solange Spike in deiner Nähe ist, besteht die Gefahr, dass sie auch
dich gefangen nehmen."
Lass mich mal nachdenken. Du wusstest davon, dass dein Freund in der
Initiative tätig ist, dass er Dämonen gefangen nimmt, damit man sie foltern
kann. Du hast nicht versucht ihn aufzuhalten? Du hast mir das erst mitgeteilt,
als es schon zu spät war? Du hast nicht im Geringsten an Spike gedacht? Gut, du
hast dir Sorgen um mich gemacht, aber ich mach mir jetzt Sorgen um Spike!
Angel versuchte seine Wut zu beherrschen. Buffy konnte ja nichts dafür.
Schließlich war er ihr ja auch dankbar für all die Informationen, die er durch
sie bekam.
„Erzähl mir mehr über dieses Gegenstück. Was kann man alles damit machen?"
„Soviel ich weiß kann man damit den Chip lokalisieren und auslösen. Mehr weiß
ich leider auch nicht."
„Ihn auslösen?"
„Ja. Du weißt schon. Der Chip verursacht hässliche Kopfschmerzen, wenn der
Träger versucht jemanden zu beißen oder zu verletzen. Dieses Gegenstück kann das
auch."
„Verstehe", Angel versuchte seinen Zorn so gut es ging zu verbergen und fragte
weiter: „Dieser Riley. Weißt du wo ich ihn erreichen kann?"
„Im Moment ist er gerade unterwegs, aber er hat mir gesagt er würde sich bei mir
melden, sobald er aus LA zurückkäme."
„Gut, ich danke dir für die Informationen. Bitte erzähle niemanden davon, OK?
Vor allem nicht deinem Freund. Ich werde so schnell wie möglich zu euch kommen.
Ich muss mit diesem Riley sprechen. Aber sage niemandem etwas. Bitte!"
„In Ordnung. Ich werde keinem was sagen."
„Danke."
****
Kurze Zeit später waren Gunn, Cordelia, Angel und Wesley im Hotel versammelt.
Angel berichtete etwas aufgelöst was passiert war, wobei er natürlich die
Details seines Streites mit Spike verschwieg, und teilte ihnen mit, was Buffy
ihm berichtet hatte. Er hatte bereits einen kleinen Transporter reserviert, mit
dem sie baldigst nach Sunnydale fahren würden. Denn die Sonne versprach bald am
Horizont zu erscheinen und würde dann die Reise für Angel etwas problematisch
werden lassen. Alle waren bereit zu helfen und machten sich sogleich für die
Abreise bereit.
Nur eine halbe Stunde später waren sie bereits unterwegs auf der Straße nach
Sunnydale. Angel saß hinten im sonnengeschützten Transporter und blätterte
während der langen Fahrt in dem Buch, dass er gefunden hatte. Dies lenkte ihn
wenigstens ein wenig von der Tatsache ab, dass Spike vermutlich gerade in
Lebensgefahr schwebte oder auf grausame Weise gequält werden würde.
****
Als Spike wieder zu sich kam, stellte er mit Schrecken fest, dass er sich wieder
in einer der Zellen der Initiative befand. Ächzend erhob er sich und sah sich
um, soweit es ihm möglich war. Von seiner Zelle aus konnte er nur einen Teil
eines langen hellen Ganges erkennen.
Verfluchte Scheiße! Diese Schweine haben mich gefunden und wieder hierher
geschleppt. Warum nur musste ich auch einfach so davon stürmen? Obwohl? Wer
weiß, was passiert wäre, wenn ich bei Angel geblieben wäre? Vermutlich hätten
mich diese Schweine trotzdem gefunden. Und vielleicht hätten sie Angel dann auch
mitgenommen? Das wäre nicht gut gewesen. Gar nicht gut. Aber so weiß jetzt
niemand wo ich bin! Angel wird denken, dass ich mich einfach verpisst habe. Fuck!
Er wird mich sicher suchen. Aber was ist, wenn er mich nicht sucht? Was, wenn er
die Schnauze voll hat von mir? Was wenn er sauer auf mich ist, weil ich die
kleine Krankenschwester gebumst habe? Verdammt! Warum muss auch ausgerechnet mir
immer so etwas passieren? Warum konnte ich nicht ein ganz normaler Vampir sein?
Ein ganz beschissener, normaler Vampir, mit einem ganz normalen, beschissenen
Sire und einem ganz normalen und beschissenen Unleben. Der vielleicht irgendwann
mal auf eine ganz normale, beschissene Jägerin trifft und von der dann zu Staub
verarbeitet wird. Das wäre tausendmal besser, als dieses verflucht, beschissene
Unleben, dass ich hier führen muss!
Er konnte hören, wie sich Schritte näherten und spähte hinaus, um zu sehen was
draußen vor sich gehen würde. Maggie Walsh trat in Begleitung von zwei
Offizieren und mehreren Soldaten an seine mit Elektroschock gesicherte
Glasscheibe. Er wurde von allen neugierig begutachtet und konnte dann hören wie
sie sich über ihn unterhielten.
Einer der Offiziere meinte: „Ah, ein Vampir. Sie hatten Recht, dieses Exemplar
würde sich hervorragend für die Präsentation eignen. Sind Sie sich sicher, dass
der Chip einwandfrei funktioniert?"
Daraufhin antwortete Maggie Walsh: „Meine Männer bereiten gerade alles vor für
ein paar umfangreiche Tests, um ganz sicher zu gehen, dass bei der Präsentation
alles reibungslos ablaufen wird. Doch ich hege keinerlei Befürchtungen, dass es
zu Problemen kommen wird."
„Nun denn, ich verlasse mich lieber auf die Testergebnisse. Bitte erstatten Sie
mir einen ausführlichen Bericht, sobald die Tests abgeschlossen sind."
„Selbstverständlich", gab Walsh zur Antwort und winkte sogleich ihren Männern
zu, woraufhin zwei der Männer die Zellentüre öffneten, und auf Spike zugingen.
Spike flüchtete rückwärts in eine Ecke, hatte allerdings keine Chance. Er wehrte
sich gegen die beiden Männer und spreizte sich mit aller Kraft dagegen
hinausgeführt zu werden, als plötzlich der Chip in höllischen Schmerzen
ausschlug und er schreiend zusammenfuhr. Maggie Walsh hielt triumphierend das
kleine Gegenstück zu Spikes Chip in der Hand und hielt noch immer den Auslöser
gedrückt. Spike hatte furchtbare Schmerzen, die sich von seinem Kopf aus über
seinen ganzen Körper ausbreiteten. Viel schlimmer noch, als die bisherigen eher
kurzen Stöße, die der Chip bisher ausgelöst hatte, wenn er einen Menschen
angegriffen hatte. Erst als sie den kleinen Knopf los ließ, ließen die Qualen
nach. Spike stütze sich völlig entkräftet am Boden ab, wurde jedoch sofort von
den beiden Soldaten hoch gezerrt und in den Gang gestoßen.
Sie brachten ihn ins Zentrum der Initiative. Dort befand sich in der Mitte einer
riesigen Halle ein mit silberner Spezialfolie ausgelegter Raum, der nach oben
hin offen war und von oben aus gut eingesehen werden konnte. Dort fanden die
meisten Untersuchungen statt. Sie zwangen Spike dort unten in einen Käfig aus
dicken Eisenstäben, wo er kaum aufrecht stehen konnte.
Dann begannen die zahlreichen Test. Ziel der Tests war es herauszufinden, unter
welchen Gegebenheiten der Chip auslösbar war. Zunächst wurde die Reichweite des
Gegenstückes getestet. Dabei entfernte sich einer der Soldaten immer weiter von
Spike und löste immer wieder den Auslöser erneut aus. Da sich das
„Versuchsobjekt" nicht im Freien, sondern in Mitten eines großen Geheimlabors
befand, musste diese Versuchsreihe unter mehreren Kriterien mehrmals wiederholt
werden. Also jeweils von jeder Himmelsrichtung aus. Dies brachte Spike etwa 40
Mal dieselben Qualen ein. Danach wurden weitere Test durchgeführt. In Bezug auf
eventuelle Störfaktoren, wie zum Beispiel Magnetfelder, starke Betonwände oder
ähnliches, die das Signal des Senders schwächen könnten. Sehr zur Freude der
Wissenschaftler und zum Leidwesen von Spike stellte sich heraus, dass das
Gegenstück hervorragend funktionierte. Nach etwa dem 45sten oder 50sten Mal, als
der Auslöser insgesamt aktiviert worden war, brach Spikes Dämon in den
Vordergrund und brüllte und wütete unkontrolliert im Käfig herum, wie ein wildes
Tier, das man gefangen hält und dem man schreckliche Qualen zufügt.
Der Offizier, der sich zuvor das Objekt begutachtet hatte, war nun ebenfalls
anwesend, und war nahezu begeistert über die bisherigen Testergebnisse.
Interessiert beobachtete er die nächste Testreihe. Dazu wurde Spikes Käfig
geöffnet, worauf er sofort heraus stürmte und wütend um sich brüllte. Einige
Soldaten mit Elektroschockgewehren waren in einem großen Kreis um ihn
versammelt. Sobald Spike sich einem der Soldaten näherte, wurde der Auslöser
erneut aktiviert. Dieses Spiel wurde solange gespielt, bis Spike in der Mitte
des Kreises verharrte und voller Zorn auf die Soldaten funkelte. Das heißt,
eigentlich war es eher Spikes Dämon, der die Soldaten anvisierte. Denn dieser
hatte die vollkommene Kontrolle über Spikes Körper übernommen. Spike selbst
schien sich irgendwo in sich verborgen zu haben, um all den Qualen entgehen zu
können. Was bei einem Vampir höchst selten passiert.
Ein anderer Dämon wurde in den Kreis geführt und eine Stimme wies Spike an
diesen zu bekämpfen. Als Spike nicht sofort reagierte, bekam er einen weiteren
Schmerzstoß durch den Chip. Daraufhin griff Spike sofort den Dämon an und
zerfleischte ihn regelrecht. Spikes Dämon ließ all seinen Zorn auf seinen Gegner
aus und veranstaltete ein blutiges Gemetzel, was die anwesenden Soldaten und
Wissenschaftler zufrieden und belustigt beobachteten. Sie hatten Spike
schließlich soweit gebracht, dass er ihnen aufs Wort gehorchte und alles tat,
was man ihm sagte.
"Ausgezeichnet!" rief der Offizier begeistert und fügte hinzu: „Genauso brauchen
wir ihn während der Präsentation. Damit wären uns weitere Regierungsgelder
garantiert."
„Da bin ich ganz Ihrer Meinung", stellte auch Maggie Walsh zufrieden fest.
****
Angel und seine Mitarbeiter saßen nun schon dem frühen Morgen bei Buffy und
Willow in ihrer Studentenbude und warteten darauf, dass Riley kommen würde. Als
dieser vor etwa zwanzig Minuten angerufen hatte, währe Angel vor Aufregung
beinahe von seinem Stuhl gefallen. Wie verabredet hatte sich Riley bei Buffy
gemeldet, als dieser von seiner Mission zurückgekommen war. Buffy bat ihn
dringend bei ihr vorbeizuschauen, verschwieg ihm aber, dass hier mehrere Leute
auf ihn warten würden.
So warteten nun alle darauf, dass Riley jede Minute durch die Tür kommen würde.
Buffy hatte mittlerweile ein ziemlich schlechtes Gewissen bekommen, als sie
erfahren hatte, wie nah sich Angel und Spike mittlerweile standen. Sie konnte
dies ja nicht ahnen. Sie hätte Spike zwar nicht getötet, da er ja nun harmlos
war und sie fand es auch nicht richtig, was die Initiative mit ihm gemacht
hatte, aber ihr war offen gestanden egal, was mit ihm passieren würde, solange
Angel nichts geschehen würde. Denn nur deswegen hatte sie ja bei Angel
angerufen. Nur um ihn vor den Soldaten zu warnen. Doch nun war ihr
bewusstgeworden, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie hätte gleich von
Anfang an versuchen müssen Riley daran zu hindern, dass dieser Spike wieder
gefangen nimmt.
Endlich klopfte Riley an die Türe. Buffy bat ihn freundlich herein. Dieser war
ziemlich überrascht über die vielen ihm fremden Menschen, die hier versammelt
waren. Kaum hatte er den Raum halb betreten, wurde er von Angel gepackt, der
sich hinter der Türe versteckt gehalten hatte. Sofort wollte Riley in
Abwehrstellung gehen, doch Angel drehte ihm mit einer Hand seinen Arm in den
Rücken und presste die andere gegen Rileys Kinn, sodass dieser mit
ausgestrecktem Hals direkt vor Angels wütendem und im vollem Vampirmodus
befindlichem Gesicht fixiert war.
„Angel!" rief Buffy sofort aufgebracht, „Was soll das? Ich dachte du wolltest
nur mit ihm reden?"
Auch Angels Freunde waren überrascht von ihren Plätzen aufgesprungen und standen
mit besorgten Gesichtern um die beiden herum. Angel antwortete nicht, sondern
funkelte nur böse auf Rileys Hals. Er versuchte sich innerlich zu beruhigen,
denn sein Dämon drängte ihn sofort zu zubeißen.
„Angel?" fragte Wesley vorsichtig, um die Situation nicht noch zu verschlimmern.
Riley schluckte hart und fragte Buffy entsetzt: „Du kennst den Kerl? Ist das ein
Freund von dir?", woraufhin Angel bedrohlich gegen seinen Hals knurrte.
„An Ihrer Stelle würde ich lieber den Mund halten", sagte Wesley mit ruhiger
Stimme und versuchte dann Angel etwas zu beruhigen: „Angel lass ihn los. Es
bringt nichts, wenn du ihn umbringst."
Angel schaffte es seinen Dämon zurückzudrängen und sprach Riley bedrohlich ins
Ohr: „Wo ist Spike?"
„Wer?" fragte dieser irritiert, woraufhin Angel seinen Griff auf Rileys Arm
verstärkte.
„Gefangener 17", erläuterte ihm Buffy.
„Das werde ich dir ganz bestimmt auf die Nase binden! Hältst du mich für so
bescheuert?" gab Riley trotzig zur Antwort. Angel wurde wütend, ließ Rileys Arm
los, wirbelte ihn herum, presste ihn gegen die Wand und ging ihm an die Gurgel.
Er drückte fest zu. Gerade so, damit Riley noch gepresst atmen konnte. Riley
versuchte sich dagegen zu wehren und schlug auf Angel ein, aber dieser zuckte
nicht einmal zusammen und boxte Riley in den Magen, damit dieser schön
stillhalten würde.
„Angel! Hör auf damit!" rief Buffy aufgebracht und trat an deren Seite, aber
Angel reagierte auch darauf nicht. Alles was er wahrnahm war das Röcheln, das
Riley von sich gab, und es war wie Musik in seinen Ohren. Angels Mitarbeiter
waren zwar besorgt über Angels Wutausbruch, doch irgendwie gefiel ihnen auch was
sie da sahen, denn jeder von ihnen sorgte sich um Spike.
Ganz langsam wiederholte Angel seine Frage: „Wo ist Spike?" und fügte hinzu:
„Ich gebe dir eine Minute. Nicht mehr. Überlege dir gut, was du sagst."
Riley blickte in Angels gelbflackernde Augen und bekam es mit der Angst zutun.
Röchelnd antworte er: „Er ist in der Initiative. Im Untersuchungslabor."
Angel ließ ihn los und trat einen Schritt zurück, ohne ihn aber aus den Augen zu
lassen.
„Wie komme ich da rein?"
„Überhaupt nicht!", antwortete Riley. Ein kräftiger Schlag traf ihn im Gesicht.
Gunn und Cordelia mussten sich ein Grinsen verkneifen. Auch Wesley setze einen
möglichst ernsten Blick auf. Nur Buffy blickte ziemlich besorgt drein und
protestierte: „Angel, hör endlich auf damit! Was soll das werden?"
Angel antwortete kühl: „Buffy tut mir leid, dass du das mit ansehen musst, aber
wenn mir dieser Kerl nicht sofort sagt, was ich hören will, werde ich mich
vergessen und ihn hier eigenhändig umbringen!"
Buffy stand direkt vor den beiden, als plötzlich ein kalter Gegenstand an ihre
Kehle drückte. Gunn hielt ihr ein Messer an den Hals und schlang ihr einen Arm
um den Köper. Buffys Augen weiteten sich und starrten besorgt auf Riley. Dieser
wollte sofort Buffy zu Hilfe eilen, wurde jedoch von Angel aufgehalten und grob
gegen die Wand geschleudert.
„So, ich frage dich ein letztes Mal! Wie komme ich da rein. Und zwar unentdeckt!
Und was viel wichtiger ist, wie komme ich wieder raus? Und war mit Spike!"
Riley schluckte hart und sah voller Angst auf Buffy, die noch immer von Gunn mit
dem Messer bedroht wurde.
„OK, ich werde euch helfen, aber lasst Buffy in Ruhe!"
„Zuerst erzählst du mir, was ich wissen will, dann verspreche ich, dass keinem
etwas passieren wird."
Riley sang wie eine Lärche! Er berichtete von der Präsentation, die am kommenden
Abend, um weitere Regierungsgelder zu erhalten, stattfinden sollte. Er
berichtete von den Sicherheitsvorkehrungen und den Wachen, die mit Sicherheit
überall verstärkt aufgestellt sein würden. Auf den ersten Blick schien die Sache
vollkommen aussichtslos, aber durch Rileys Kooperation konnten sie gemeinsam
einen Plan ausarbeiten, der mit etwas Glück sogar funktionieren könnte.
Nachdem Riley wirklich alle nützlichen Informationen preisgegeben hatte, ließen
Buffy und Gunn ihr kleines Täuschungsmanöver auffliegen. Die ganze Sache war von
Vornhinein geplant gewesen, um Riley dazu zubringen, dass er alles erzählen
würde. Und der Plan hatte besser funktioniert als gedacht. Riley selbst war
ziemlich schockiert über diese Aktion und auch ziemlich sauer auf Buffy. Diese
versuchte ihn zu beruhigen und erklärte ihm ihren Standpunkt. Aber zum
gegenwärtigen Zeitpunkt war er nicht bereit ihr zuzuhören. Das lag vielleicht
auch an den Fesseln, mit denen Angel ihm zu diesem Zeitpunkt die Hände auf
seinem Rücken zusammenband.
Nun mussten sie nichts weiter tun, als abzuwarten. Was jedoch leichter gesagt
war als getan! Zumal nun alle wussten, was gerade in diesem Augenblick in der
Initiative vor sich ging. Angel zählte die Sekunden bis zum Sonnenuntergang, was
ihn nahezu in den Wahnsinn trieb.
****
Nach einer unendlichen Reihe von weiteren Tests brachten sie Spike wieder zurück
in seine Zelle. Noch immer war sein Dämon im Vordergrund und tigerte ruhelos in
der kleinen Zelle auf und ab. Spike selbst schien irgendwo für immer verloren zu
sein, doch er sah und spürte alles, was um ihn herum passierte. Er fühlte die
Schmerzen, die noch immer seinen Kopf zu platzen drohten. Aber er hatte die
Kontrolle über sich selbst verloren. Allein sein Dämon bestimmte über sein
Handeln und über die Bewegungen, die er ausführte. Spike kam sich noch nie so
verloren vor, wie in diesem Moment.
Selbst nach vielen Stunden, als die Soldaten erneut kamen um ihn abzuholen, war
noch immer sein Dämon dominierend und brüllte seine Gefängniswärter wütend an.
Ein weiterer Auslöser des Chips bewirkte allerdings, dass er wieder ganz zahm
wurde und gehorsam mit ihnen mitging. Er wurde wieder in die untere Ebene der
großen Halle gebracht und dort in den kleinen Käfig gesperrt. Die Vorbereitungen
für die Präsentation liefen bereits auf Hochtouren. Überall eilten Soldaten
umher und stellten erhobene Sitzreihen für die gehobenen Gäste rund um die
untere Versuchsebene auf. Scheinwerfer und Kameras wurden installiert.
Erfrischungsgetränke wurden bereitgestellt. Alles sollte möglichst perfekt sein.
Niemandem fiel dabei auf, dass sich unter den zahlreichen Menschen zivile
Personen befanden, die unbemerkt das Terrain überprüften. Darunter auch ein
Vampir, der immer wieder einen besorgten Blick auf Spike richtete. Angel und
seine Freunde hatten es Rileys Hilfe geschafft mit unbemerkt in das Gebäude
einzudringen. Nun galt es nur Spike möglichst bald unbeschadet dort
herauszubekommen.
Argwöhnisch beobachtete Angel einen der Männer, der sich belustigend vor Spikes
Käfig stellte und ihn neckte. Als Spike zornig an den Gitterstäben rüttelte,
ließ dieser den Chip losgehen, was Spike furchtbar aufschreien ließ. Angel
wollte sofort nach unten zu seinem Childe stürzen, wurde jedoch von einer warmen
Hand aufgehalten. Wesley sah ihm beschwichtigend in die Augen. Es war noch zu
früh um einzugreifen. Dies könnte die ganze Aktion gefährden. Angel zwang sich
selbst zur Ruhe und arbeitete weiter an der elektronischen Soundanlage, die sie
zur Tarnung montierten. Die eigentlichen Monteure waren sicher verwahrt und
gefesselt an einem sicheren Ort, wo sie so bald niemand finden würde.
Für Angel war es die Hölle Spike in diesem Zustand zu sehen. Spike musste
höllische Qualen erlitten haben, denn noch nie hatte Angel gesehen, dass der
Dämon eines Vampirs die völlige Oberhand gewonnen hatte. Nur in absoluten
Gefahrensituationen oder bei großem Zorn drängt sich der Dämon für gewöhnlich
von selbst in den Vordergrund. Kann aber von dem Vampir selbst wieder
zurückgedrängt werden. Doch bei Spike war dies nicht mehr der Fall.
Die große Präsentation rückte immer näher. Die hochrangigen Gäste waren
eingetroffen und wurden, vorerst noch ein gutes Stück von dem eigentlichen
Geschehen entfernt, mit einem Sektempfang begrüßt. Maggie Walsh begrüßte ihre
Gäste und berichtete ausschweifend über das Geheimprojekt. Dies war das
Stichwort für unsere Retter. Nun musste alles sehr schnell gehen!
Angel sprang in einem Satz die Ebene hinunter und schlug die beiden dort
stehenden Soldaten unbemerkt bewusstlos. Spike tobte daraufhin aufgeregt in
seinem Käfig herum. Bisher hatte noch niemand etwas gemerkt, da alle Soldaten
der Rede von Maggie Walsh lauschten. Angel versuchte zu Spike durchzudringen und
redete flüsternd auf ihn ein. Wesley und Gunn beobachteten das Ganze nervös von
oben. Immer wieder richteten sie einen Kontrollblick zu den Soldaten. Bis jetzt
war alles noch in Ordnung, aber die Zeit drängte. Angel musste es schaffen zu
Spike durchzudringen, denn sonst könnten sie ihn schlecht unbemerkt da
rausschaffen.
„Spike beruhige Dich! Du musst leise sein. Ich hold ich hier raus. Vertrau mir!"
redete Angel leise auf ihn ein. Spikes Anblick schockierte ihn regelrecht.
Hinter der wütenden Vampirmaske konnte Angel deutlich den Schmerz in Spikes
Augen lesen.
Angel! Mein Sire, er ist hier! Hilf mir Angel! Bitte hilf mir. Ich kann nicht
mehr! Ich hab die Kontrolle verloren. Ich halte das nicht mehr aus! Bitte Sire,
hilf mir!
Als auch Spikes Dämon realisierte, dass sein Sire anwesend war, brüllte er ihm
wütend entgegen. Einer der Soldaten wurde daraufhin neugierig und wollte sich
der unteren Ebene nähern, um nach dem Rechten zu sehen. Mit Schrecken stellte
Wesley fest, wie sich dieser näherte. Sofort ging er auf ihn zu, hielt ihn mit
einer Hand auf und meinte dann
„Äh, entschuldigen Sie Mister, können Sie mir sagen, wohin ich das ganze Zeug
hier hinschaffen soll?" fragte Wesley und deutete auf ein paar gestapelte
Kisten, in der die Soundanlage transportiert worden war.
„Woher soll ich das wissen? Haben Sie keine Anweisungen erhalten?" fragte der
Soldat genervt. Wesley schaffte es den Soldaten noch eine kleine Weile
aufzuhalten.
Währenddessen versuchte Angel weiterhin Spike zu beruhigen und zu ihm
durchzudringen. Er trat ganz nah an die Käfigtüre und begann leise zu Schnurren,
ganz so wie ein Sire schnurrt, um sein Childe zu besänftigen. Spikes Dämon
begann auf diese Geste zu reagieren und wurde endlich ruhiger. In Spike brach
ein Gefühlschaos aus. Er war nahe an der Verzweiflung.
Angel ist hier! Er holt mich hier raus. Mein Sire rettet mich.
Rasch öffnete Angel nun den Käfig und zog Spike heraus. Es gab keine Zeit zu
verlieren!
Sie kletterten rasch eine der Eisentreppen hinauf. In diesem Moment wurden sie
entdeckt. Der Soldat neben Wesley schlug Alarm. Sofort stürmten einige der
Soldaten von der versammelten Menge, wo die Rede gerade stattfand, hinüber zu
der Plattform die Angel und Spike gerade verließen. Das war das Zeichen für
Buffy und Gunn, die sofort eine lange Leine spannten, wodurch die ersten
Soldaten ins stolpert gerieten. Die darauffolgenden fielen dabei über die ersten
Soldaten, wodurch ein riesiges Durcheinander entstand. Wesley hatte
währenddessen den einen Soldaten neben sich niedergeschlagen.
Der Rettungstrupp machte sich schnellstens auf den Weg zu einem der Gänge. Zwei
im Weg stehende Wachmänner wurden von Angel, welcher noch immer Spike fest an
der Hand hielt und ihn mit sich hinauszog, einfach überrannt. Gleich darauf
folgten Buffy, Wesley und Gunn, gefolgt von einer Horde wütender Soldaten. Gunn
und Buffy verbarrikadierten rasch den Gang mit vorher bereitgestellten schweren
Plastikfässern, um die Soldaten aufzuhalten. Damit gewannen sie ein bisschen
Zeit. Wie geplant stießen sie zu einem hinteren Frachteingang. Dort galt es erst
noch ein paar weitere Wachmänner unschädlich zu machen, was Angel, Wesley und
Buffy in kürzester Zeit gelang. Die Türe zum Frachtaufzug öffnete sich endlich
und Angel schob Spike sofort hinein. In diesem Moment erschienen die Soldaten
aus der Halle und zielten mit ihren Gewehren auf den Rettungstrupp.
„Halt stehen bleiben!" rief Maggie Walsh, die gleich darauf wie aus dem Nichts
auftauchte und den Auslöser für Spikes Chip in der Hand hielt. Langsam drehten
sich Angel und der Rest der Gruppe zu den Soldaten um und erhoben ihre Hände.
Spike begann sofort zu knurren und zu wüten und brüllte den Soldaten wild
entgegen. Maggie Walsh lächelte erfreut darüber, die Situation wieder in ihrer
Hand zu haben.
„Was seid ihr für Menschen, dass ihr für dieses wertlose Stück Dreck von einem
Vampir euer Leben riskiert?" fragte Maggie abfällig und erntete von Angel einen
tödlichen Blick.
Einer der Soldaten trat daraufhin an ihre Seite und meldete ihr: „Sir! Dieser
Mann hier vorne ist kein Mensch. Meine Sensoren zeigen eindeutig an, dass es
sich um einen Vampir handelt."
„Ach so ist das? Ein Vampir also. Das trifft sich aber gut", säuselte sie
vergnügt und winkte dabei einen der Soldaten zu sich. Dieser war der Selbige,
der die zahlreichen Test durchgeführt hatte, und auf dessen Stimme Spike aufs
Wort reagiert hatte. Er befahl Spike: „Gefangener 17! Töte den Vampir!"
Spike reagierte sofort und stürmte sofort auf Angel zu. Damit hatte Angel nicht
gerechnet, wurde von ihm überrascht und umgerempelt. Spike sprang auf ihn drauf
und schlug blitzschnell mit mehreren Schlägen auf Angel ein. Er verletzte Angel
im Gesicht, sodass Blut zum Vorschein trat. Die anderen der Rettungstruppe
standen entsetzt daneben und fürchteten um Angels Leben, da Spike unbeherrscht
und wild auf Angel einschlug, konnten aber nicht zu Hilfe eilen, da sie von den
Soldaten mit den Gewehren bedroht wurden. Alles, was Spikes Dämon antrieb, war
die Gewissheit weiterer qualvoller Schmerzen, wenn er Angel nicht töten würde.
Innerlich kämpfte Spike jedoch um die Kontrolle über seinen Körper. Angel
schaffte es endlich Spike von sich zu stoßen und schlug ihn hart ins Gesicht,
sodass dieser zurücktaumelte. Angel drängte Spike zurück gegen die Wand und
schrie ihn schon beinahe an: „Spike! Hör auf damit! Vertrau mir. Niemand kann
dir was tun!"
Mit aller Kraft, die ihm noch zur Verfügung stand, drängte Spike seinen Dämon in
die Schranken. Endlich erlangte er wieder Kontrolle über seinen Körper und
konnte anschließend sein menschliches Antlitz wieder in Erscheinung bringen.
Angel hielt ihn immer noch gegen die Wand gedrückt und sah ihn glücklich an.
Spike brach verzweifelt in sich zusammen. Angel stützte ihn und sank mit ihm
zusammen auf den Boden. Überglücklich drückte er Spike an sich. Ängstlich
blickte Spike auf und sah auf die Soldaten, die rings um sie versammelt waren.
Er fürchtete um seinen Sire. Er könnte ihm nicht helfen, denn mit dem Chip in
seinem Kopf war er allen hilflos ausgeliefert. Dann fiel sein Blick auf den
Auslöser in der Hand von Maggie Walsh und Panik stieg in ihm herauf. Er wusste,
sobald sie den Auslöser betätigen würde, würde sein Dämon wieder die Oberhand
übernehmen und wild um sich toben. Er sah auf Angel zurück. Er liebte seinen
Sire so sehr. Er hatte Angst ihn zu verletzten. Hatte Angst davor, dass der
Auslöser erneut betätigt würde. Doch seltsamerweise schenkte ihm Angel nur ein
warmes Lächeln. Spike sah ihm in die Augen und sah wieder diese Strahlen. Und
noch etwas war in diesen Augen. Sicherheit. Angel schenkte ihm Sicherheit. Spike
wusste, dass er nichts zu befürchten hatte.
Wütend darüber, dass Spike den Vampir nicht getötet hatte, drückte Maggie Walsh
den Auslöser, und es geschah..... nichts! Er funktionierte nicht mehr. Walsh
drückte immer wieder auf den Auslöser und wurde wütend, denn es geschah absolut
nichts. Spike bekam keine Schmerzen und ein leichtes Grinsen spiegelte sich auf
seinen Lippen wieder. Ja, dies gefiel ihm wirklich sehr gut!
„Was zum Teufel ist hier los?" schrie sie zornig und befahl: „Tötet sie! Tötet
sie beide! Wenn wir ihn nicht kontrollieren können, ist er wertlos!"
Die Soldaten wollten bereits anlegen und das Feuer eröffnen, als plötzlich laute
Alarmsirenen ausgelöst wurden. Alle blickten sich verwirrt um.
„Was ist hier los?" fragte Maggie Wals erneut.
„Das ist der Alarm des Gefangenentrakts, Sir!"
Kaum hatte dieser das ausgesprochen, stürmten aus einer Richtung mehrere
dämonische Gefangene herbei und stürzten sich auf die Soldaten. Dies nutzten
Angel und seine Freunde, um die Soldaten direkt vor ihnen zu überrumpeln. Ein
gewaltiges Chaos brach aus. Buffy, Wesley, Gunn und Angel bekämpften einige der
Soldaten von vorne, während die entflohenen Dämonen die Soldaten von der anderen
Seite angriffen. Angel stellte sich schützend vor sein Childe und bekämpfte
jeden Soldaten, der ihm und Spike zunahe trat.
Weitere Dämonen stürmten herbei und wüteten wild umher. Maggie Walsh wurde von
mehreren Soldaten in Sicherheit gebracht. Andere zogen langsam den Rückzug an.
Während in der Halle ebenfalls das Chaos ausbrach, da die ersten dämonischen
Gefangenen auf die hohen Regierungsbeamten losstürmten. Alle Soldaten hatten
alle Hände voll zu tun, um die Horde einigermaßen in Schach zu halten. Der
Regierungsbesuch wurde so rasch wie möglich aus der Gefahrenzone gebracht. Die
wenigen Soldaten, die noch bei Angel und den Anderen postiert waren, wurden
entweder außer Gefecht gesetzt, oder flohen so rasch sie konnten. Nur noch ein
paar Dämonen, darunter auch ein paar Vampire standen ihnen in dem Gang
gegenüber. Angel stellte sich bedrohlich auf und setzte sein dämonisches Gesicht
auf. Buffy ging in Kampfstellung und zeigte allen deutlich, dass sie die Jägerin
ist. Auch Spike gesellte sich zu Buffy und Angel, stellte sich in deren Mitte
und machte allen Gegnern klar, dass sie, falls sie sich mit ihm anlegen wollten,
sie nichts zu Lachen hätten.
Da die Dämonen nur daran interessiert waren schnellstens zu entkommen, und dabei
möglicht viele Soldaten zu erledigen, zeigten sie kein Interesse an einem Kampf
mit den Freunden und liefen stattdessen den davoneilenden Soldaten hinterher.
Zum Glück hatten sie nicht gewusst, dass der Frachtaufzug sie direkt in die
Freiheit geführt hätte. Erleichtert eilten nun alle in den Aufzug, um endlich
diesen Alptraum verlassen zu können. Oben wurden sie bereits von Xander
erwartet, der den Transporter als Fluchtwagen bereitgestellt hatten.
Als die Gefahr einigermaßen gebannt war und sie auf dem schnellsten Weg das
College-Gelände weit hinter sich ließen, umarmte Angel Spike und küsste ihn
überschwänglich im ganzen Gesicht, da er so froh war ihn lebend aus dieser Hölle
befreit zu haben. Spike schob Angel zurück und meinte: „Hey Großer, halt dich
zurück, wir sind hier nicht alleine." lächelte ihn aber Dankbar an, da er
überglücklich war ihn zu sehen und von ihm befreit worden zu sein. Spike war
noch ziemlich angeschlagen. All die Qualen und Schmerzen hatten Spuren an ihm
hinterlassen. Er zitterte am ganzen Körper und war froh zu sitzen, denn er hätte
sich bestimmt nicht mehr auf den Beinen halten können. Alle waren sehr
glücklich, dass die ganze Sache gut gegangen war und klopften Spike freundlich
auf die Schulter. Sogar Buffy schenkte Spike ein freundliches Lächeln. Spike
fühlte sich wie im falschen Film. Noch nie hatten sich so viele Menschen sorgen
um ihn gemacht. Aber es fühlte sich irgendwie gut an.
Niemand der Insassen bemerkte, dass sich an der Kilometeranzeiger des
Transporters die letzte Stelle von einer Null zu einer Eins umschaltete, und
damit eine weitere Einserreihe komplett machte. Erneut hatte das Schicksal
zugeschlagen und Spike eine neue Wendung in seinem Leben gesandt. Es lag nun an
ihm, was er daraus machen würde.
Spike kam plötzlich ein Gedanke und er fragte: „Wie habt ihr das mit dem
Auslöser hinbekommen?" worauf alle nur lachten.
Etwa eine gute halbe Stunde vorher:
Gerade als dieser eine Soldat, den Angel am liebsten gekillt hätte vor dem Käfig
stand, um Spike ein wenig zu triezen erschien eine atemberaubende Schönheit am
oberen Rand der Plattform. Elegante, rote Schuhe, lange Beine, ein
enganliegendes rotes Kleid mit tiefem Ausschnitt mit einer perfekt gestylten
Cordelia darin. Betörend lächelte sie zu ihm herab, deutete ihm nach oben zu
kommen und leckte sich provozierend die blutroten Lippen. Der arme Soldat war
geradezu hypnotisiert von ihr und kletterte rasch die Leiter nach oben um sich
sabbernd vor sie zu stellen. Dabei hielt er noch immer das Gegenstück zu Spikes
Chip in der Hand. Die anderen Soldaten sahen neidisch zu ihm und hätten gerne
mit ihm getauscht.
„Ka-ka-kann ich etwas für Sie tun, Madam?" stotterte der Soldat.
„Oh! Sie sind mein Retter! Ich habe da ein kleines Problem. Sie können mir da
bestimmt helfen, nicht wahr?"
„A-Aber gerne doch. W-Wo liegt das Problem?", antwortete dieser aufgeregt.
„Genau hier!" erklärte sie lächelnd und deutete dabei tief in ihren Ausschnitt,
den der Soldat mit gierigen Augen fixierte.
Cordelia zog den vollkommen paralysierten Soldaten mit sich, bevor noch mehrere
auf sie aufmerksam werden würden. In einem kleinerem Nebenraum tat sie so, als
würde sie ihm etwas Wichtiges in ihrem prallen Ausschnitt zeigen wollen und trat
ihm dabei mit aller Gewalt in die Glocken, woraufhin dieser in Schmerzen
zusammenbrach.
„Hier du Schuft, das war dafür, was du eben mit Spike gemacht hast!"
kommentierte Cordelia, während sie ihm eine schwere Munitionskiste über den
Schädel zog, woraufhin dieser bewusstlos zusammenbrach.
Nun brauchte Cordelia nichts weiter zu tun, als das kleine Gegenstück zu
zerstören und gegen ein anderes auszutauschen, dass sie kurz vorher auf ähnliche
Weise einem der Wissenschaftler abluchsen konnte. Sie war diesem nicht in die
Eier getreten, sondern hatte heftig mit ihm flirtet und sich die Funktionsweise
dieser kleinen Dinger genau erklären lassen. Der nette Wissenschaftler war sehr
freundlich und aufmerksam gewesen, und zeigte ihr einige der Rohlinge, von denen
sie sich dann unbemerkt einen stibitzt hatte.
Damit das falsche Gegenstück auch zurück in die richten Hände kommen würde, ging
Cordelia zurück zu den anderen Soldaten und legte es dort unauffällig an die
Stelle, wo es ursprünglich gelegen hatte, bevor der Soldatenboy meinte er müsse
ein wenig „ärgert den Vampir" spielen. Sein Pech. Denn dann hätte Cordelia nur
die beiden Geräte austauschen müssen. So wird er nun für einige Zeit heftige
Schmerzen am Kopf und an anderer Stelle haben.
Danach ließ sich Cordelia von einem der Soldaten den Gefangenentrakt genau
zeigen. Sie flirtete heftig mit ihm und auf vollkommen ungeschickter Weise hatte
sie dabei ganz aus Versehen die Gefangen Dämonen befreit. Der Soldat war so
freundlich und hilfsbereit, sie sofort in Sicherzeit zu bringen und führte sie
zurück in die Halle. Während dann der ganze Tumult ausbrach mischte sich
Cordelia unter die hohen Gäste und schnappte sich einen hochrangigen Offizier,
der über ihre Begleitung höchst erfreut war und sie sicher nach draußen
begleitete.
****
Viele Stunden Später, zurück in LA, lag Spike an Angels Brust gelehnt und wurde
von seinem Sire liebvoll gekrault. Angel ließ dabei ein beruhigendes Schnurren
aus der Kehle weichen. Spike zitterte immer noch am ganzen Leib, begann sich
aber allmählich zu beruhigen. Als sie endlich in Angels Wohnung in Sicherheit
angekommen waren war alles noch einmal über Spike hereingebrochen. Er hatte
geweint, gezittert und sich verzweifelt an seinem Sire festgehalten. Noch nie
hatte er sich so verloren gefühlt, als er die schrecklichen Qualen der endlosen
Tests über sich ergehen lassen musste. Noch nie hatte sich sein Dämon so in den
Vordergrund gesetzt, dass er ihn nicht mehr kontrollieren konnte. Das war eines
der schlimmsten Erlebnisse, die Spike jemals in all seinen Jahren erlebt hatte.
„Spike?"
„Hmm?"
„Ich muss dir was gestehen."
„Was gestehen? Was denn?"
„Ich habe deinen Mantel gefunden."
„Oh Mann bin ich froh! Ich dachte schon irgend so ein verdammter Obdachloser
würde jetzt damit rumlaufen. Moment mal sagtest du nicht etwas davon, dass du
mir was gestehen müsstest?"
„Ja!"
„Rück schon raus mit der Sprache, sonnst krieg ich hier noch ’nen Herzschlag!"
„Den kannst du doch gar nicht bekommen."
„Jetzt sag schon!"
„Ich hab dein Buch gefunden."
„Du hast was? Hast du es etwa gelesen?" fuhr Spike entsetzt hoch.
„Ähm... ein paar Seiten?" gab Angel zu.
„Ein paar Seiten! Wie viele?"
„Nur die ersten... ähm... genau genommen nur die, auf denen was geschrieben
stand."
„Oh großartig! Dann kennst du ja jetzt alle meine Gedanken, das find ich
wirklich prima! Ich hätte das verfluchte Ding verbrennen sollen!" meinte Spike
verärgert.
„Spike, du kannst meins lesen."
„Was?"
„Du kannst meins lesen. Hier", meinte Angel und reichte ihm aus dem Nachtisch
ein dickes Tagebuch.
„Ich darf es wirklich lesen? Bist du absolut sicher?"
„Ja. Absolut. Ich will keine Geheimnisse mehr vor dir haben."
„Oh gut, dann kannst du es weglegen. Ich hab es schon gelesen."
„Du hast es schon...? Wann?"
„Als ich mich hier erholt hab. Schon vergessen? Ich lag einige Tage hier im
Bett. Mir war langweilig, da hab ich es gefunden."
„Du hast mein Tagebuch gelesen und kanntest alle meine Gedanken und hast so
getan, als wüstest du es nicht? Spike du bist ein verlogener kleiner Mistkerl!"
„Ja, aber verdammt gut im Bett, nicht wahr? Ich zitiere: Bei all den vielen
Jahren die ich bereits auf dieser Erde gewandelt war, war dies einer der besten
Orgasmen, die ich jemals gehabt hatte. Und es war mein Childe, der ihn mir aus
freien Stücken geschenkt hatte."
„OK, dann wären wir ja wohl quitt", stellte Angel geschlagen fest.
„Yep!" meinte Spike, dem es inzwischen wieder viel besser ging. Vor allem
nachdem er das entsetzte Gesicht seines Sires gerade eben gesehen hatte.
„Also dann wolltest du deswegen unser altes Band wieder festigen. Deswegen der
Verführungsversuch. Weil du in meinem Tagebuch gelesen hattest, nicht wahr?"
„Stimmt. Ich hätte es sonst niemals getan. Ich hatte das Thema schon längst
begraben. Ich hatte immer gedacht du würdest mich so sehr hassen und hättest
mich deswegen immer so gequält. Aber als ich die Zeilen in deinem Buch gelesen
hatte, war mir klar geworden warum du so gewalttätig zu mir warst. Ich hab’s
endlich verstanden."
„Hm. Und als ich dein Buch gelesen hatte, wurde mir nur noch mehr bewusst, wie
dumm ich doch damals gewesen war. Es tut mir leid Spike. Alles was ich dir
angetan habe, und du durch mich erleiden musstest tut mir sehr leid. Bitte
verzeih mir."
„Hey Großer! Keine Panik. Ich geb’ nicht dir die Schuld für den ganzen Scheiß.
Es war Angelus, der sich mit seinen stocksteifen Schwanz nicht eingestehen
konnte, dass er sich in meine Augen verknallt hatte. Du hast mir offen bewiesen,
dass du mich als dein Childe haben willst. Du hast mich aus der Hölle geholt. Du
hast mir Sicherheit gegeben, als ich sie am meisten gebraucht hatte. Du warst
mir mehr Sire, als Angelus es jemals hätte sein können! Früher hab ich ja nicht
geglaubt, dass ihr beide verschieden seid, aber seitdem ich dich nun besser
kenne, stelle ich eindeutig fest, dass du und Angelus kaum etwas gemeinsam
habt."
„Nur eine außergewöhnliche Liebe zu ein und demselben Childe", berichtigte
Angel.
„Yeah! Und das ist auch gut so!"
Eng aneinandergekuschelt lagen die beiden noch weit in den nächsten Tag hinein
zusammen. Sie unterhielten sich über alte Zeiten. Und über neue Zeiten. Über
Schlimme Dinge und über schöne Dinge. Spike erzählte seine Erlebnisse in der
Initiative. Und Angel berichtete Spike von der Höllendimension, in der er eine
Ewigkeit geschmort hatte. Spike erzählte auch die seltsamen Ereignisse im
Zusammenhang mit den Einsenreihen, jedes mal, wenn er ein anderes Auto betreten
hatte. Wodurch Angel nun endlich klar wurde, weshalb sich Spike so aufgeführt
hatte.
Sie erzählten sich viele Geheimnisse, die bislang kein anderer Mensch oder Dämon
erfuhren hatte. Bis Spike schließlich fest einschlief. Dann ließ Angel ihn
alleine um nach seinen Freunden zu sehen, die jetzt auch Spikes Freunde waren.
Das haben alle bei ihrer halsbrecherischen Befreiungsaktion bewiesen.
Er bat Cordelia nach Spike zu sehen, falls er etwas brauchen würde und verließ
über die Kanalisation das Hotel. Es gab da etwas was er dringend noch besorgen
musste.
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„Was ist das?" fragte Wesley irritiert, als Angel ein Paket vor ihm auf den
Schreibtisch legte.
„Kuck rein", erwidert Angel kurz.
„Hey, warum krieg ich kein Geschenk? Ich hab immerhin die schwierigste Arbeit
geleistet!" beschwerte sich Cordelia.
„Es ist kein Geschenk!" stellte Angel klar.
„Thesula Kugeln?" fragte Wesley nach, als er einen Blick in das Paket geworfen
hatte.
„Ja." bestätigte Angel.
„Wozu?" wollte Wesley wissen.
„Für mich."
„Wieso? Wozu brauchst du äh.... Oh dafür!" stellte Wesley schließlich fest, als
er die Nervosität von Angel bemerkte.
„Wofür?" wollte Cordelia wissen.
Wesley kommentierte: „Für den Fall das Angel seine Seele verliert."
„Aber weshalb sollte das geschehen? Ich dachte mit Buffy läuft nichts mehr? Und
falls es eine neue Frau in deinem finsteren Unlegen geben würde, hätte ich das
sicher gemerkt", bemerkte Cordelia wissend.
„Buffy und ich sind nach wie vor nur Freunde und bevor du fragst: Nein es gibt
keine andere Frau in meinem Leben."
„Aber wozu brauchst du dann eine Thesula-Kugel? Oder besser gefragt wozu
brauchst du gleich zwei davon?"
„Nur zur Sicherheit", versuchte Angel sich vor Cordelia rauszureden, denn Wesley
hatte den wahren Grund wohl längst erkannt.
„Nur zur Sicherheit? Willst du mich für dumm verkaufen? Sag schon! Wer ist die
Glückliche?"
Angel wusste genau, dass er sich auf eine endlose Fragerei einlassen müsste,
würde er es ihr nicht sagen. Und am Ende würde sie es doch erfahren, also meinte
er knapp: „Spike."
„Spike? Unser Spike? Unser Blondschopf Spike?" fragte Cordelia überrascht.
„Ja genau, der Spike", bestätigte Angel genervt
„Oh mein Gott! Ich wusste ja gar nicht, dass du schwul bist!?"
„Ich bin nicht schwul!" verteidigte sich Angel sofort.
„Was bitte ist das dann? Du mit Spike? Ein Moment vollkommenen Glücks?"
„Spike ist mein Childe! Das ist etwas anderes. Das ist nicht zu vergleichen mit
einem schwulen Paar! Es ist eine Vampirsache! Eine Sache zwischen Sire und
Childe. Verstehst du?"
„Aha? Was wollt ihr denn tun?"
„Wir erneuern unser altes Band."
„Und wie geht das vonstatten?"
„Wir .. äh... beißen uns, und... äh..." stotterte Angel nervös vor sich her
„Ficken bis zum umfallen!" ertönte plötzlich Spikes Stimme von der Tür, wo er
frech grinsend da stand.
„Ich wusste es! Also seid ihr doch schwul!" stellte Cordelia triumphierend fest.
Angel ließ kapitulierend seine Schultern sinken und schüttelte den Kopf. So
deutlich wollte er es eigentlich nicht verkünden.
„Ganz so einfach ist es nicht Cordelia", erklärte Wesley nun, um Angel zu
unterstützen: „Eine Beziehung zwischen Sire und Childe ist nicht zu vergleichen
mit einer normalen menschlichen Beziehung. Da gibt es keine Unterscheidung
zwischen männlich und weiblich. Da gibt es nur den Sire und sein Childe. Sie
verbindet ein unsichtbares Band, das durch ihr geteiltes Blut gehalten wird. Sie
üben den Sex nicht allein zum Vergnügen aus, sondern um auch ihre Verbindung
zueinander zu festigen."
Angel wurde immer kleiner und versank nahezu auf dem Stuhl, in den er sich
gerade gesetzt hatte. Spike grinste währenddessen breit übers Gesicht und fügte
hinzu: „Aber Spaß macht es genauso!"
Es amüsierte ihn sehr seinen Sire so verlegen zu sehen, der ihm daraufhin einen
strengen Sireblick zuwarf. Dieser wirkte aber nicht im Geringsten einschüchternd
auf Spike.
Nach all der Erklärung meinte Cordelia nun: „Aha. Was auch immer. Ich muss das
ja nicht verstehen. Wenn die beiden unbedingt miteinander schlafen wollen, dann
sollen sie das tun."
„So unbeschwert sehe ich das allerdings nicht!" gab Wesley ehrlich zu.
„Keine Sorge. Wir treffen Vorkehrungen", meinte Angel beschwichtigend.
„So? Und welche wenn ich fragen darf?" wollte Wesley wissen.
Diese Frage hatte Angel schon befürchtet und war ganz und gar nicht erfreut
darüber. Wieder war es Spike, der sich einmischte und Wesley erklärte: „Ich
werde Angel vorher an die Kette legen. Das wollte ich schon immer mal machen",
grinste er mit einem Augenzwinkern zu Angel, „falls dann Angels Seele verloren
geht, werde ich es sicher merken und ihr könnt den Fluch erneuern ohne dass er
euch gefährlich werden kann."
So ganz war Wesley noch nicht mit dieser Antwort zufrieden und fragte: „Und wer
sagt, dass du ihn nicht ohne Seele haben willst? Ich meine du hast selbst ja
auch keine."
„Hm... lass mich nachdenken... Ich soll diesen gut aussehenden, charmanten,
liebevollen, führsorglichen Angel, der eine Firma und somit immer ausreichend
Blut und Zigaretten für mich besitzt und obendrein noch ein paar wirklich nette
Menschenfreunde hat gegen meinen alten, sturen, gewalttätigen, und absolut
herrschsüchtigen Angelus eintauschen? Nein danke! Kein Bedarf! Mir gefällt mein
Leben so wie es jetzt ist und ich will auch dass es so bleibt."
Angel sah sichtlich gerührt auf sein Childe. Er war stolz auf ihn. Und er liebte
ihn. Mehr als es ein Sire gewöhnlicht tut. Er konnte es gar nicht erwarten ihn
endlich in sein Bett zu kriegen.
Wesley war zwar noch immer nicht sehr begeistert über ihr Vorhaben, aber er
willigte ein. Spike zwinkerte daraufhin seinem Sire frech grinsend zu und
verschwand aus der Tür. Angel folgte ihm sofort.
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Ein paar Monate später:
„Hey Großer! Ich hab ein Geschenk für dich!" meinte Spike, während er ins
Schlafzimmer stürmte.
„Hm?" brummte Angel verschlafen
„Hier! Mach auf!" drängte ihn Spike.
Müde erhob sich Angel aus dem Bett und blickte auf das Päckchen, das Spike ihm
reichte.
„Was ist das?"
„Machs auf!"
Skeptisch begutachtete Angel das Päckchen und horchte daran, ob es nicht
vielleicht ticken würde.
„Jetzt mach schon auf, Angel. Es beißt nicht, ich schwöre!"
Angel öffnete das Päckchen und staunte nicht schlecht. Es befand sich ein edles
vergoldetes Schreib-Set und ein neues leeres Tagebuch, das edel verziert und mit
einem Schloss versehen war, darin. Das Set hatte bestimmt ein Vermögen gekostet,
weswegen Angel mehr als skeptisch auf Spike blickte.
„Wo hast du das geklaut?" fragte er mahnend.
„Ich hab es nicht geklaut!" verteidigte sich Spike.
„Komm schon Spike. Diese Dinge waren bestimmt teuer. Woher hattest du soviel
Geld?"
„Ich hab’s gewonnen", berichtete Spike freudestrahlend.
„Du hast es gewonnen? Wo? Und wie?"
„Im Internet. Cordelia zeigte mir den Computer und ließ mich ein wenig damit
spielen. Ich hab ein Gewinnspiel entdeckt, wo man sich seine Glückszahlen selbst
eintragen konnte. Ich hab mir eine Zahl ausgesucht und gewonnen."
„Wie viel hast du gewonnen?"
„Sehr viel! Genug, dass ich Cordelia ein neues Kleid, Wesley ein altes Buch und
dir dieses Schreib-Set kaufen konnte. Es ist auch noch genug da um deine Firma
endlich ein wenig zu sanieren. Für Gunn fiel mir nichts Gutes ein, deshalb geh
ich morgen Abend mit ihm einen trinken. Gehst du mit?"
„Wie viel, Spike?"
„Nicht ganz Hunderttausend Dollar. Es wären mehr gewesen, aber ich war nicht der
einzige mit der richtigen Glückszahl."
„Hunderttau....? Welche Glückszahl hast du ausgewählt?"
"Einhundertelftausendeinhundertelf."
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Spike kaufte sich noch einige nutzlose Dinge von seinem Geld. Angel versuchte
ihn davon zu überzeugen einen Teil des Geldes gewinnbringend zu investieren,
aber Spike lehnte es jedes Mal kopfschüttelnd ab. Was Angel nicht wusste war,
dass Spike schon längst einen beträchtlichen Teil des Geldes Wesley gegeben
hatte, damit dieser es für die Firma gewinnbringend investieren würde. Angel
erzählter er das er das meiste davon schon ausgegeben hätte. Er wollte ihn noch
eine ganze Weile in diesem Glauben lassen, da es ihm sehr gefiel seinen Sire auf
die Palme zu bringen. Es war eines seiner neuen Spiele, die er immer mehr
perfektionierte. Doch auch Angel verstand es zu spielen. Die beiden hatten
herausgefunden, wie sie ihre Childe-Sire-Beziehung uneingeschränkt pflegen
konnten. Dazu brauchten sie auch keine Thesula-Kugeln mehr. Allerdings klappte
es auch nur, wenn Angel mitspielte. Also hatte es allein Angel in der Hand, wann
die beiden ihr altes Band erneut festigen konnten. Wenn Spike es dann wieder mal
zu weit trieb, mit seinen Späßen ließ Angel den Sire heraushängen und schob
einen Riegel vor weiteren Blut- und Sexorgien. Doch Angel hielt dies nie sehr
lange durch, denn Spike schaffte es immer wieder ihn herumzukriegen.
Insgesamt mussten sie nur zweimal auf eine Thesula-Kugel zugreifen. Es war ein
Schock für Spike gewesen Angelus anzutreffen. Dabei war Spike nur noch mehr
bewusst geworden, wie unterschiedlich die beiden doch waren. Angelus versprach
Spike das blaue vom Himmel herunter, wenn er ihn losbinden würde. Doch Spike war
nicht so dumm. Er gab sofort Wesley bescheid, woraufhin sie sofort den Fluch
erneuerten. Zum Glück musste Angel dafür nicht in unmittelbarer Nähe sein. Spike
hatte es sehr gut gefallen seinen Sire nackt in Ketten liegend zu sehen, Wesley
und die anderen hätten jedoch sicher etwas schockiert reagiert. Vor allem Angel
selbst war sehr froh um diesen Umstand. Angel hatte ihn später gefragt, woran
Spike es gemerkt hätte, dass er seine Seele verloren hatte. Denn Angelus ließ
sich natürlich nichts anmerken. Er war freundlich und nett, doch Spike hatte es
trotzdem gemerkt. Spike erzählte Angel etwas von einem verschwundenen Strahlen
in seinen Augen, womit Angel allerdings nichts so rechtes anzufangen wusste.
Doch es war auch die Art gewesen, wie Angelus ihn berührt hatte. Anders.
Herablassender. Respektloser. Angel war da ganz anders. Spike hätte es nie für
möglich gehalten, aber er musste offen gestehen, dass Angel mit Seele ihm viel
lieber war, als sein alter seelenloser Sire.
So führten die beiden endlich ein normales Vampirdasein. Nun ja, vielleicht
nicht ganz so normal, denn statt Menschen, jagten sie zusammen andere Vampire
und Dämonen und beschützten die Menschheit vor dem Bösen. Spike gefiel sein
Heldendasein immer mehr. Die glücklichen Gesichter derer, die sie retteten,
lösten neue und fremde Gefühle in Spike aus. Noch nie wurde er von Menschen
geachtet. Und noch nie hatten sie sich bei ihm für ihre Rettung bedankt. Er
genoss diese neuen Gefühle. Genoss es ein mantelwehender Held zu sein. Er mochte
dieses neue Leben, das er nun führte. Er hatte nun einen Sire, der sich um ihn
sorgte und ihm außerdem reichlich Blut und Zigaretten spendierte. Obwohl er sich
dies nun auch selbst alles leisten konnte. Aber von Angel umsorgt zu werden
gefiel ihm viel besser.
Er hatte hier auch Freunde gefunden. Menschliche Freunde. Dies hätte er früher
niemals für möglich gehalten. Doch heute möchte er keinen seiner neuen Freunde
missen. Er mochte die trockene Art, die Cordelia oftmals hatte und schätzte
ebenso den gar nicht mehr so verstaubt wirkenden Wesley, dem er mit großer
Freude und immer wieder überraschendem Wissen mit seinen alten Schriften und
deren Übersetzungen half. Gunn wurde ein ständiger Begleiter auf den abendlichen
Stichvisiten der umliegenden Bars.
Doch am allermeisten war er über seinen Sire glücklich. Angel war ihm endlich
der Sire, den er früher immer so sehr gewollt hatte. Als ob sie all die
vergangenen Jahre aufholen wollten, waren die beiden nahezu unzertrennlich. Sie
kämpften Seite an Seite. Teilten ihr Blut und liebten sich bei fast jeder
Gelegenheit.
Ach ja, und wann immer Spike in ein fremdes Auto einstieg, richtete er zuerst
einen prüfenden Blick auf die Kilometerstandsanzeige. Nur zur Sicherheit. Man
konnte ja nie wissen.
Übrigens, Buffy verließ Riley. Sie hatten sich lange Zeit gestritten, weil Buffy
Spike zur Flucht verholfen hatte und Buffy ihm immer wieder erklärt hatte wie
grausam sie es fand, was die Wissenschaftler in der Initiative gemacht hatten.
Was die Initiative angeht, so wurden ihnen wegen eines unliebsamen Zwischenfalls
sämtliche Gelder gestrichen. Weswegen alle Forschungen eingestellt wurden und
die Soldaten kurz darauf abrückten. Mit ihnen auch Riley.
The End