Act of Fate – Teil 1
von SpikesChild


Los Angeles, 2000


Angel saß in seiner Wohnung und griff sich sein altes Tagebuch. Es war bestimmt Jahre her, seit er dort zuletzt einen Eintrag gemacht hatte. Doch aktuelle Ereignisse ließen ihm keine Ruhe und er hoffte auf diese Weise wieder vergessen zu können.


Gott wem mache ich hier eigentlich etwas vor? Ihm vielleicht? Meinen menschlichen Freunden? Oder gar mir selbst? Wie konnte es nur soweit kommen? Wie konnte der Hass zwischen ihm und mir so groß werden? Ich erinnerte mich wieder an ihn als ich ihn hier sah. Damals als er mich überrumpelt hatte. Ich war unvorsichtig. Ich war viel zu überrascht. Ich lüge mir schon wieder etwas vor. Ich war aufgeregt. Ja, aufgeregt ihn wieder zusehen. Verwirrt und verstört, als ich seinen unbändigen Hass in seinen Augen sehen konnte. Und was habe ich getan? Ich habe sofort wieder meine alte Maske aufgesetzt. Habe so getan, als würde ich auch nur Hass für ihn empfinden. So wie ich es immer getan habe. Alles was er von mir wollte war dieser Stein von Amara, den mir Buffy zukommen ließ. Was hätte er auch anderes von mir wollen sollen? Was habe ich ihm denn schon jemals gegeben? Außer Hass, Demütigung und Schmerz? Zum ersten Mal seit vielen Jahren erinnere ich mich nun zurück an die erste Zeit. Zurück an den ersten Augenblick, an dem ich ihn sah.

Ich war Dru gefolgt. Schließlich war sie mein Childe und stand somit unter meiner Obhut. Es war immer schwer sie im Auge zu behalten. Die Art wie ich sie zu ihren Lebzeiten leiden ließ hatten das aus ihr gemacht, was sie war: Verrückt und unberechenbar. Ich beobachtete sie von einem dunklen Schatten aus, wie sie mit einem jungen Tölpel sprach, den sie in dieser einsamen Gasse gefunden hatte. Er hatte wohl irgendeinen Schmerz, den sie bereits aus großer Entfernung wahrgenommen hatte. Dru konnte tief in die Herzen der Menschen sehen und erkannte dort den Grund ihres Schmerzes. Sie konnte dort auch tiefe und verborgene Wünsche entdecken. Und indem sie diesen Menschen ihre verborgenen Wünsche versprach, schaffte sie es immer wieder ein bereitwilliges Opfer für sich zu finden.

So machte sie es damals auch mit ihm. Sie sah ihn an und erkannte, dass er sich nach Befreiung sehnte. Sie versprach ihm Erlösung. Sie versprach ihm etwas was strahlt. Ich verstand damals nicht was damit gemeint war, aber ich beobachtete fasziniert wie Dru es immer wieder schaffte ihre Opfer um den Finger zu wickeln. Sogar als sie sie direkt vor ihm ihre wahre Identität preisgab und ihr dämonisches Gesicht zeigte, scheute er nicht zurück und ließ sich von ihr beißen. Und da passierte es. Als Dru ihre Zähne in seinem Hals vergrub weiteten sich seine Augen und er entdeckte mich. Seine tiefblauen Augen strahlten vor Erstaunen und Faszination. Keinerlei Angst war zu erkennen. Dies war der Augenblick, indem ich mich in diesen Augen verlor. Es wäre alles so einfach gewesen. Doch Angelus legte nie Wert auf einfache Dinge. Zudem hätte der große unbesiegbare Angelus niemals – nein ich hätte niemals zugegeben, dass ich mich in diese Augen verliebt hatte.

Immerhin glaubte ich zu dieser Zeit noch fest daran, dass es so etwas wie menschliche Liebe unter Dämonen nicht gab. Also kam es so wie es kommen musste. Ich näherte mich den beiden und beobachtete, wie Dru ihn immer mehr aussaugte. Als ich seinen Herzschlag kaum noch hören konnte, legte ich Dru sanft die Hand auf die Schulter und fragte sie: „Willst du ihn haben? Soll ich ihn dir zum Geschenk machen?" Meine kleine verrückte Dru war natürlich sofort begeistert von diesem Vorschlag. Ich kannte sie nur zu gut. Selbst hätte sie es noch nicht tun können, denn dazu war sie noch zu jung. Er wäre dann nichts weiter geworden als ein niedriger Lakai. Also machte ich ihn ihr zum Geschenk. Ich zog ihn zu mir, und versenkte meine Zähne in sein warmes Fleisch. Ich nahm nur wenige Schlücke. Gerade genug, damit die Verwandlung vollzogen werden konnte. Dann biss ich mir selbst in mein Handgelenk und hielt es ihm vor den Mund... Erst da fiel mir auf, dass er mich noch immer fasziniert anstarrte. Ich griff ihm mit der Hand in seinen Nacken, um ihm zu stützen und gab ihm mein kostbarstes Geschenk, das ich hatte. Ich gab ihm ewiges Leben. Ich gab ihm mein Blut. Ich gab ihm mich als seinen Sire.

Wie dumm und einfältig ich doch war. Das war damals mit Bestimmtheit das dümmste, was ich jemals getan habe. Nicht, dass ich ihn verwandelt habe, nein. Sondern dass ich mir damals nicht eingestehen wollte, dass ich etwas für ihn empfand. Wie auch? Schließlich war ich der große unbesiegbare und unfehlbare Angelus. Hätte ich meine Pflichten als Sire aufgenommen, so wie es seit jeher in den Reihen der Vampire üblich war, wäre vielleicht vieles anders gekommen, aber ich fürchtete ich könnte mich in diesen Augen verlieren. Und ich hatte Dru versprochen ihn ihr zum Geschenk zu machen. Also habe ich ihr erlaubt sich um ihn zu kümmern und ihn zu umsorgen, wie es eigentlich meine Aufgabe als Sire gewesen wäre. Sie war es dann auch, die über ihn wachte, als er in eine neue Existenz erwachte. In einem neuen Leben als Vampir. Ich hätte damals wissen müssen, dass die Pflege einer Verrückten sich auf Dauer nicht positiv auf ihn auswirken würde.

Ich habe versucht ihm nicht in diese Augen zu sehen. Nachdem er verwandelt war funkelten diese in einem noch tieferen und vollkommeneren Blau, als ich es jemals bei einem anderen Wesen gesehen hatte. Doch es waren nicht allein diese Augen. Es war seine ganze Art sich zu bewegen. Seine markanten Wangenknochen. Seine Stimme, die ich selbst unter Tausenden wieder erkannt hätte. Es war der ganze Mann, der mich fesselte und mir keine Ruhe mehr ließ. Ich hatte Dru zwar erlaubt sich seiner anzunehmen, aber er war noch immer mein Childe. Er hatte mein Blut in seinen Adern also nahm ich mir das was mir zustand. Ich nahm mir das Recht an seinem Körper ihn jederzeit und wann ich auch wollte zu nehmen. Auch wenn er längst in Drus Armen eingeschlafen war, oder vielleicht auch gerade deshalb. Ich zerrte ihn aus ihren Armen und schleifte ihn zu mir ins Schlafzimmer. Schubste ihn auf mein Bett und betrachtete fasziniert seinen nackten Körper, der sich im fahlen Licht des Kaminfeuers golden färbte.

Ich erinnere mich noch so gut als wäre es gestern gewesen. Wie er mich angesehen hatte. Aus diesen großen angsterfüllten Augen. Ja ich flößte ihm Angst ein. Wie hätte es auch anders sein können? Alles was er von mir bekam war Bestrafung, Schmerz und Demütigung. Ich bestrafte ihn für alles. Ich peitschte ihn aus. Biss ihn und saugte ihn bis auf den letzten Tropfen aus, dass er Tage brauchte sich wieder zu erholen. Ich trieb ihn an, schneller und besser bei der Jagd zu werden. Schlug ihn hart, wenn er es nicht so machte wie ich es ihm abverlangte, denn im Grunde hatte ich nur Angst, dass er einen Fehler machen könnte. Dass ihn irgendwann einer dieser Menschen in einer unachtsamen Minute seines Lebens töten könnte. Denn er war sehr leichtsinnig. Und ich wurde jedes Mal wütend, wenn er wieder leichtsinnig wurde. Also bestrafte ich ihn. Wie jeder Sire es mit seinem Childe tat. Doch ich gab ihm nie die Sicherheit, die er gebraucht hätte. Ich tröstete ihn niemals nach einer Strafe. Lobte ihn nie. Gab ihm niemals Schutz. Pflegte niemals seine Wunden. Und ließ ihn niemals von mir trinken. All dies übernahm Dru für mich. Also war es nur logisch, dass er sich vor mir fürchtete. Er kannte ja nur eine Seite seines Sires.

So saß er viele Male auf meinem Bett und beobachtete ängstlich wie ich mich ihm näherte. Er war noch so jung und unerfahren. Er hätte sich niemals wehren können. Ich wusste das und ich nutzte es aus.

Ich ertrug es nicht wie er mich mit diesen Augen ansah. Ich ertrug diese Angst nicht, die ich dort sah. Angst war gut in den Augen meiner Opfer, aber nicht in den Augen meines Childes. Ich packte ihn grob, drehte ihn herum und drückte sein Gesicht in das Kissen, nur um diesen Anblick nicht mehr sehen zu müssen. Nur um dieser Angst zu entgehen. Dabei wäre es so einfach gewesen. Ich hätte ihm damals nur diese Angst nehmen müssen, und alles wäre gut geworden. Doch wie hätte ich damals wissen können wie ich ihm diese Angst nehmen sollte. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt endlich meinen steifen Schaft in seine enge Öffnung zu stoßen. Ich war wie besessen von diesem Körper. Ich achtete nicht darauf ob er genug geschmiert war. Warum hätte ich dies auch tun sollen? Der schmerzvolle Aufschrei von ihm, wenn ich ihn innerlich aufriss, war wie Musik in meinen Ohren und ich hämmerte nur schneller und tiefer in diesen wunderschönen Körper. Und das Blut das dabei hervorquoll schmierte und erregte mich zugleich, sodass ich weiter stieß - immer und immer wieder. Ich achtete nicht auf sein leises Schluchzen. Achtete nicht darauf wenn sein Kopf am oberen Ende des Bettes anstieß, jedes Mal wenn ich erneut meinen steifen Schwanz tief in ihm vergrub.

Ich war gefangen in meinem eigenen Rausch aus Lust und Verlangen. Verlangen nach ihm. Und jedes Mal, wenn es zu Ende war wurde mir erneut bewusst was ich getan hatte. Jedes Mal wenn ich erschöpft über ihn zusammenbrach bemerkte ich sein Leid und den Schmerz, den ich ihm erneut zugefügt hatte. Und anstatt ihm endlich das zu geben, was er so dringend gebraucht hätte, schickte ich ihn fort. Ich warf ihn förmlich aus meinem Bett und schickte ihn zu Dru, damit sie sich um ihn kümmern würde, denn ich ertrug seinen Schmerz nicht. Ich hielt es nicht aus ihn so leiden zu sehen. Doch ich schaffte es nicht meinen großen unbesiegbaren Angelus-Stolz zu überwinden und mir selbst endlich einzugestehen, dass ich ihn brauchte. Dass ich ihn wollte. Mehr als ein Sire es tut. Und genau dieses Verlangen machte alles nur schlimmer.

Spike und Dru waren nahezu unzertrennlich. Sie schenkte ihm alle Aufmerksamkeit, die er brauchte. Obwohl ich mich heute frage, ob diese Aufmerksamkeit ausreichend für ihn war. Denn nichts ist vergleichbar mit der Liebe und Aufmerksamkeit, die ein Sire seinem Childe für gewöhnlich schenkt. Doch von mir bekam er dies ja nicht, also musste er sich mit ihr begnügen. Dementsprechend schenkte er auch all seine Liebe und Aufmerksamkeit allein ihr. Obwohl sie eigentlich mir hätte gebühren sollen. Es ist wohl unnötig zu erwähnen, dass meine Eifersucht von Tag zu Tag immer mehr anwuchs. Doch dies ist mir erst heute bewusst. Damals wollte ich mir selbst noch nicht eingestehen, dass es Eifersucht war, die mich dazu trieb weitere Bestrafungen an ihm durchzuführen.

Ich kettete ihn mit den Füßen an mein Bett. Ich wollte ihn ganz allein für mich haben. Er hatte genug Freiraum um aufzustehen und ein zwei Schritte zu gehen, aber nicht mehr. Mehr duldete ich nicht. Ich weiß nicht mal mehr weshalb ich ihn damals angekettet hatte. Ich denke es gab gar keinen speziellen Grund. Vermutlich war es allein die Art wie die Beiden sich immer wieder verstohlene Blicke zuwarfen. Wie sie lachten und tuschelten. Wie er sie anstrahlte. Wie er ihr ständig den Hof machte. Gott wie ich es damals gehasst hatte. Ich war damals so voller Wut und Hass, dass Darla, mein geliebter Sire, sich immer öfter von mir abwandte. Dabei hätte ich ihren Trost so sehr gebraucht. Sie ertrug es wohl ebenso wenig meinen Schmerz in meinen Augen zu sehen, wie ich es nicht ertrug Williams Schmerz zu sehen. William. Mir fällt auf, dass ich erst hier seinen Namen zum ersten Mal erwähne. Habe ich noch immer ein Problem damit mir einzugestehen, dass ich etwas für ihn empfinde? Fürchte ich mich noch immer vor dieser Peinlichkeit? Zurück zum damaligen Geschehen. Ja ich weiß ich weiche aus, aber dies hier sind meine Erinnerungen und ich schreibe dies so nieder, wie ich es will.

Also. Ich hatte ihn also in meiner Gewalt. Was eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre, denn ein Wort hätte genügt, und er wäre freiwillig gekommen. Na ja nicht wirklich freiwillig. Er wäre gekommen und hätte sich freiwillig dargeboten aus Angst vor Bestrafung. Aber danach hätte ich ihn wieder fortgeschickt. Ich wollte ihn aber bei mir haben. Die ganze Nacht. Den ganzen Tag und die nächste verfluchte Nacht darauf. Ich wollte ihn nicht mehr teilen. Wollte nicht, das Dru meine Rolle als führsorglichen Sire übernimmt. Ich hätte es vielleicht einfach mit etwas mehr Freundlichkeit versuchen sollen, anstatt ihn anzuketten. Dies hätte sicher besser gewirkt. Nun ja, das weiß ich zwar heute, aber damals waren mir solche Gedanken fremd. Alles was ich jemals erreichen wollte hatte ich erreicht. Und immer war es Gewalteinwirkung, die ich dabei benutzte. Also nutzte ich auch diesmal Gewalt. Rohe unverfälschlichte Gewalt, wie ich es jahrelang gelernt hatte.

Ich fickte ihn gegen das Ende des Bettes. Unerbittlich, mit roher Gewallt, bis ich ihn zum schreien brachte. Bis sein hübsches Gesicht an der kalten und steinernen Wand aufgeschlagen war. Bis ich in einem befreienden Orgasmus gekommen war und mich erschöpft und befriedigt auf ihn sinken ließ. Ich spürte deutlich wie er sich unter mir wandte. Wie er versuchte sich von mir zu entfernen. So wie er es jedes Mal getan hatte, wenn ich ihn fortschickte, aber diesmal konnte er nicht fort. Dafür hatte ich gesorgt. So gesehen war es vielleicht nur eine Ausrede für mich selbst ihn nicht fortzuschicken. Deshalb legte ich dann auch einen meiner starken Arme um seinen dünnen Köper und hielt ihn besitzergreifend an mich gedrückt. Er drehte sich mit dem Rücken zu mir und ich erkannte im fahlen Licht der Feuerstelle seine glänzenden Augen. Doch sie glänzten vor Schmerz und von den Tränen, die in seinen Augen standen. Seinen Blick hielt er starr geradeaus und wagte es nicht sich zu bewegen. Als fürchtete er, jede falsche Bewegung könnte weitere Bestrafung nach sich ziehen.

Dies war die erste Nacht, in der wir zusammen in meinem Bett lagen. Ich hielt ihn fest an mich gedrückt und fühlte mich seit langem wieder glücklich. Es ist nicht nur so, dass ein Childe seinen Sire braucht. Nein! Ein Sire braucht genauso die Nähe und Zuneigung seines Childes. Zwar nicht ununterbrochen, doch zumindest hin und wieder. Daher frage ich mich erneut wie dumm ich damals nur gewesen sein konnte ihn Dru anzuvertrauen?! Ich lag also da, hielt den verkrampften Körper meines Childes fest und fühlte mich glücklich. So glücklich wie ein seelenloser Dämon dazu in der Lage sein konnte. Doch dieses Glück hielt nicht lange an, denn seine verkrampfte Haltung ging mir immer mehr auf die Nerven. „Was ist?" herrschte ich ihn an mir zu sagen weshalb er so steif und verkrampft sei. Er sollte sich doch freuen und glücklich sein, dass ich ihm endlich etwas Aufmerksamkeit schenkte. Aber dies schien er damals nicht verstanden zu haben. Wie auch? Ich hatte ihn geschunden, ihn angekettet, ihn gedemütigt und dann erwartete ich allen Ernstes, dass er sich in meinen Armen entspannte. Wie dumm war ich damals eigentlich?

Aber zu meinem Erstaunen passierte es, dass er sich herumdrehte und mich mit einem vorsichtigen Blick studierte. Ich konnte mich von diesem Blick nicht losreißen. Ich werde niemals vergessen, wie er mich in jener Nacht angesehen hat. Es waren dieselben faszinierten Augen, wie die in jener einsamen Nacht, als ich ihn verwandelt hatte. Er sah mich an und schien nach etwas zu suchen. Doch ich wusste nicht was es war. Seine Blicke machten mich nervös und ich glaube ich... wurde böse. Ich glaube ich sah ihn streng an, denn er senkte seinen Blick sofort und versteckte seinen Kopf an meiner Brust. Mir tat es gleich darauf leid, und ich wollte sein Kinn wieder hochhalten, damit ich weiter in diese wunderschönen Augen sehen dürfte, doch er verwunderte mich erneut und machte es mir unmöglich mich weiter zu bewegen.

Er begann meine Haut zu küssen. Ganz langsam und vorsichtig, als wäre sie aus zerbrechlichem hauchdünnem Glas. Er hielt inne und wartete auf meine Reaktion. Ich schätze er wollte sehen, ob ich ihm diese Zärtlichkeit erlauben würde oder nicht. Ich verhielt mich ganz ruhig und ließ in weiter gewähren. Offengestanden wäre ich zu gar keiner anderen Reaktion fähig gewesen, denn die Berührung seiner kalten Lippen lösten wahre Stromstöße auf meiner Haut aus. Nicht die der schmerzhaften Art. Sondern reine herrlich kribbelnde kleine Stromstöße, überall auf meiner ganzen Brust. Nun ja zunächst erst mal war es nur ein kleiner Fleck, den er liebkoste, aber nachdem er bemerkte, dass ich ihn nicht rügte wagte er es sich weiter über meine Brust durchzuarbeiten.

Als er dann einen meiner Nippel erreichte, konnte ich es nicht verhindern, dass ein Stöhnen über meine Lippen flüchtete. Sofort hielt er wieder inne und stoppte in seiner Bewegung. Ich war erregt und verwirrt und bemerkte nicht weshalb er aufhörte, doch dann wurde mir wieder klar, dass er Angst hatte. Er hatte meine Reaktion bemerkt und hatte Angst. Wie grausam muss ich zu ihm gewesen sein? Wie grausam muss ein Vampir zu seinem Childe sein, dass es Angst vor seinem eigenen Sire hat? Ich überwand endlich meinen Schatten und begann mit der Hand, die ich noch immer Besitz ergreifend um seinen Körper gelegt hatte kleine Kreise auf seinem Rücken zu ziehen. Ich streichelte ihn sanft, um ihm zu zeigen dass er sich nicht vor einer Strafe fürchten musste. Und erstaunlicherweise entspannte er sich in meinen Armen. Er fuhr damit fort meinen steifen Nippel zu liebkosen und ich genoss einfach die Aufmerksamkeit, die er mir damit schenkte.

Meine streichelnden Bewegungen beruhigten ihn immer mehr und taten ihm sicherlich gut. Er wurde schließlich immer mutiger und nagte mit seinen stumpfen Zähnen an meinem vorwitzig weg stehenden Nippel. Ich stöhnte erneut auf unter seiner Berührung und diesmal hielt er nicht inne, sondern fuhr weiter damit fort mich zu verwöhnen.

Ich hätte die ganze Nacht so daliegen können. Allein diese keinen Berührungen gaben mir endlich das Gefühl von ihm geliebt zu werden. So wie ein Childe seinen Sire lieben sollte. Es erstaunte mich nur mehr, als ich bemerkte, wie er sich in meinem Arm bewegte und mit seinen zärtlichen Küssen weiter nach unten wanderte.

Dies war kein neues Terrain für ihn. Er durfte mir schon öfter den Schwanz lutschen. Nun ja von dürfen war wohl weniger die Rede. Vielmehr zwang ich ihn oftmals es zu tun. Doch diesmal machte er es wirklich absolut freiwillig. Deshalb war ich auch so erstaunt darüber, denn er wanderte weiter nach unten und leckte ganz behutsam über die Spitze meines bereits prallen Schaftes. Wieder hielt er still und wartete auf meine Reaktion. Ich drehte mich ganz langsam auf meinen Rücken. Verließ mit meiner Hand damit seinen Rücken, um sie mit meiner anderen Hand zu ersetzten und fuhr fort ihn sanft zu streicheln. Dies reichte ihm wohl als Antwort auf seine nicht gestellte Frage und er begann wieder kleine zärtliche Küsse auf meiner geschwollenen Härte zu verteilen. Warum habe ich ihn damals nicht aufgehalten? Sah ich denn den Grund seines Handelns nicht? War ich wirklich so blind gewesen?


Ich war gefangen unter seinen Liebkosungen. Unter seiner Zunge, die er träge über meine Schwellung gleiten ließ. Und unter seinem Mund, mit dem er schließlich jeden stolzen Zentimeter meiner Männlichkeit aufnahm. Er fing an meinen harten steifen Schaft immer wieder aus seinem Mund gleiten zu lassen um ihn gleich darauf wieder vollkommen aufzunehmen. Eine seiner Hände wanderte zu meinen Hoden und begann sie sanft zu massieren. Ich war so gefangen in seinen Zärtlichkeiten, dass ich vergaß ihn weiter zu streicheln, weshalb er plötzlich inne hielt und regungslos erstarrte.

Ich brauchte einen Moment bis ich realisierte, was passiert war. Ich war so voller Ekstase, dass ich ihn beinahe wütend von mir gestoßen hätte, da er es geschafft hatte mich zu quälen. Denn nichts anderes war es für mich, diesen perfekten Mund und die geschickten Hände regungslos auf mir ruhen zu spüren. Doch ich begriff zum Glück was geschehen war und streichelte ihn weiter sanft den Rücken entlang. Ich achtete darauf, nicht noch mal mit dem Streicheln aufzuhören, denn das Vergnügen, das er mir bereitete, war einfach zu überwältigend.

Es dauerte nicht lange, bis ich unter seinem großen Geschick zu zittern begann. Mein Körper begann unkontrolliert zu zucken. Ich hatte keine Macht darüber. Ich war hoffnungslos verloren. Ich vergrub meine Hand in seinen Haaren aus purer Panik, dass er vorher aufhören könnte, und ergoss mich tief in seinem Mund. Er schluckte jeden einzelnen Tropfen, den er aus meinem Schwanz gepumpt hatte. Er saugte und leckte ihn sauber bis kein einziger Tropfen mehr übrig war.

Ich war selig vor Befriedigung. Bei all den vielen Jahren, die ich bereits auf dieser Erde gewandelt war, war dies einer der besten Orgasmen, die ich jemals gehabt hatte. Und es war mein Childe, der ihn mir aus freien Stücken geschenkt hatte. Ich war sehr stolz auf ihn. Ich war nahezu euphorisch vor Glück und Zufriedenheit. Endlich hatte ich es geschafft. Endlich empfand er ähnliche Gefühle für mich, wie ich es für ihn tat. So dachte ich damals tatsächlich. Doch ich wurde rasch eines besseren belehrt.

Er hatte sich aufgesetzt. Auf seinen Knien sitzend beobachtete er mein lustverzerrtes Gesicht. Ich wollte ihn an mich drücken und ihn dafür belohnen, dass er mich wahrlich glücklich gemacht hatte, doch er saß nur da und sah mich an. Als ich nach ihm greifen wollte bemerkte ich wie er zurück wich und versuchte etwas zu sagen. Ich las es deutlich in seinen wunderschönen traurigen Augen. Ich war ja so blind. Ich verlor etwas die Geduld und fragte ihn was los sei. Ich war noch sehr durcheinander von dem fantastischen Orgasmus, den er mir gerade geschenkt hatte, dass meine Stimme sanft und freundlich klang. Ich glaube dies gab ihm den Mut mich zu fragen. So öffnete er schließlich zaghaft seinen Mund und fragte unsicher: „Sire, darf ich...", er schluckte hart und ich freute mich, denn ich dachte er würde mich fragen, ob er sich zu mir legen dürfte, oder etwas ähnliches. Das Lächeln, dass ich mit Sicherheit dabei aufgesetzt hatte gab ihm wohl weiteren Mut zu sprechen und er fragte weiter: „Sire, darf ich jetzt gehen? Darf ich zu Dru?"

Mein Lächeln erstarrte und mein Blick verfinsterte sich, denn endlich realisierte ich weshalb er dies alles getan hatte. Alles was er wollte war zurück in Drus Arme zu schlüpfen. Was ja nur verständlich war. Doch ich hatte es damals ganz und gar nicht verstanden und ich war wütend! Ohne nachzudenken holte ich mit der flachen Hand aus und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige, sodass er beinahe aus dem Bett gefallen wäre. Er versuchte sich sofort zu schützen, kroch aus dem Bett und flüchtete so weit seine Fußfesseln es zuließen. Er kauerte sich dort auf den kalten Steinboden und legte sich schützend die Hände über den Kopf. Gott wie schmerzhaft allein diese Erinnerung für mich ist. Und wie schlimm es damals für ihn gewesen sein musste. Ich will gar nicht daran denken was er gefühlt haben muss.

Ich war damals so enttäuscht und wütend gewesen, dass ich seinen Anblick nicht mehr ertragen hatte. Ich flüchtete aus meinem Schlafzimmer und ließ ihn allein dort zurück, auf dem Boden kauernd. Zum Glück für ihn, wie ich heute zugeben muss. Wer weiß was ich ihm weiter schlimmes angetan hätte, hätte ich den Raum nicht verlassen. Es war Tag gewesen und ich konnte nicht hinaus um mich abzulenken. Darla hatte mir am Vorabend deutlich zu verstehen gegeben, dass sie mich nicht sehen wolle also ging ich zu meinem anderem Childe.

Dru war genügsam und stets anschmiegsam. Sie brauchte mich nicht so sehr, wie ein normales Childe seinen Sire benötigt. Vermutlich lag das an ihrer Verrücktheit. Doch ich war in ihrem Armen immer willkommen und sie freute sich über jede noch so kleine Zärtlichkeit, die ich ihr schenkte. Und seltsamerweise konnte ich ihr viele Zärtlichkeiten schenken. Mehr als ich bei William jemals in der Lage gewesen wäre es zu tun. Obwohl ich für Dru nicht annähernd soviel empfand wie für ihn. Meinen kleinen Prinzen, der nun einsam nebenan lag. Allein und ohne den Schutz seines Sires. Doch diesen Schutz hätte er eh nicht gewollt, dachte ich mir damals und log mir selbst etwas vor. Ja damals war ich schon sehr gut darin mich selbst zu belügen. Noch besser als ich es jetzt kann. Denn ich stellte mir damals vor, dass er es sei, der in meinen Armen lag, sich sanft an mich schmiegte und seine Hand träge über meine Brust wandern ließ.

Als endlich der Abend hereinbrach und die Nacht den Himmel verdunkelte, ging ich hinaus auf die Jagd. Ich ging allein. Wollte niemanden bei mir haben. Nicht Darla, meinen Sire, und auch nicht Drusilla, mein verrücktes Childe. Und am allerwenigsten William. Doch dieser hätte gar nicht mit auf die Jagd gehen können, denn ich hielt noch immer den Schlüssel seiner Ketten in meiner Westentasche. Während ich nach einer geeigneten Mahlzeit Ausschau hielt, spielte ich abwesend mit dem Schlüssel in der Tasche und ließ ihn zwischen meinen Fingern wandern.

Die Jagd war kurz und schnell. Ich verschwendete nicht wie sonst üblich meine Zeit mit meinen Opfern zu spielen, sondern tötete schnell und kehrte sofort zu unserem Unterschlupf zurück. Ich machte mir Sorgen um ihn. Ich wollte ihn sehen. Sicherstellen, dass es ihm gut ging. Die normalen Bedürfnisse eines Sires gegenüber seinem Childe. Doch da war mehr. Ich hatte Mitleid mit ihm. Mir tat leid, wie er meinetwegen litt und es wäre so einfach gewesen ihm dieses Leiden zu nehmen, doch ich war zu blind und zu dumm um damals zu solch einfachen Mitteln wie Wärme und Zuneigung fähig zu sein.

Als ich zurück kam waren die Mädchen noch auf der Jagd und William war noch immer in meinem Schlafzimmer gefangen. Keines der Mädchen hätte es gewagt ihn zu befreien. Nicht einmal Darla, die dazu zwar das Recht gehabt hätte, aber sicher mit meiner Wut hätte rechnen müssen. Denn damals war ich bereits ein Meistervampir und auch wenn sie mein Sire war hätte es trotzdem Möglichkeiten für mich gegeben sie dafür büßen zu lassen. Wenn auch nicht so effektiv wie ich es bei Dru und William tun konnte. Aber Darla kümmerte sich keinen Dreck um ihn, weshalb er also immer noch allein in meiner Gewalt stand. Denn er hatte keinen Sire, der ihn befreit hätte, denn ich war sein Sire. Und Dru, die ihn wie einen Sire gepflegt und behütet hatte, hätte es niemals gewagt ihn aus meiner Hand zu nehmen. Also war er vollkommen allein.

Ich betrat vorsichtig mein Zimmer und mein Blick suchte sofort nach ihm. Ich fand ihn in derselben zusammengekauerten Stellung, in der ich ihn verlassen hatte. Er hatte es nicht einmal gewagt wieder ins Bett zu kriechen. Völlig nackt lag er da und erschrak bei dem Geräusch, das ich verursachte, als ich die Türe hinter mir zufallen ließ. Eine Weile stand ich nur da und sah auf ihn herab. Er bewegte sich kaum. Er zog sich lediglich weiter zusammen und versteckte seinen Kopf noch tiefer in seinen Armen. Das war zuviel schmerzhafter Anblick zu ertragen. Selbst für den gefühlskalten Angelus, der ich damals war. Ich sprang endlich über meinen Schatten und beugte mich zu ihm herab. Legte sachte eine Hand auf seinen Rücken und erschrak beinahe selbst bei der Heftigkeit, mit der er zusammenzuckte. Ich ging zu meinem Bett und griff mir meine dünne Decke. Dann legte ich sie ihm über seinen nackten Körper. Ich begann ihn wieder zu streicheln, in der Hoffnung er würde sich wieder entspannen. Dies war das einzige wovon ich wusste, dass es ihn vielleicht beruhigen könnte. Wie jämmerlich ich doch war. Ein Sire sollte sein Childe in und auswendig kennen und nicht erraten müssen, was ihm gut tun könnte.

Als wollte er sich vergewissern, ob es wirklich ich war, der über ihm kniete, lugte er vorsichtig hervor und blickte mich abwartend an. Ich griff ihm unter die Schulter und hob ihn hoch. Ich wollte ihn nicht länger auf diesem kalten Steinboden liegen sehen. Ich schob ihn aufs Bett. Er ließ mich vollkommen gewähren und legte sich auf das Bett. Zog sich aber sofort wieder in einer schützenden Stellung zusammen. Er versteckte sein Gesicht und somit auch seine wunderschönen Augen vor mir unter der Bettdecke. Ich war vollkommen ratlos was ich daraufhin tun sollte. Ich war damals wirklich ratlos. Doch ich schaffte es irgendwie zu erkennen, dass es endlich an der Zeit war ihn von den Ketten zu befreien. Also nahm ich den Schlüssel und löste die Fußfesseln. Als ich das schwere Eisen zu Boden fallen ließ zuckte er erneut zusammen. Ich hatte es wirklich geschafft ihm soviel Leid zu zufügen, dass jegliches Geräusch ihn zusammenfahren ließ.

Ich erinnerte mich endlich daran, dass er mindestens schon drei Nächte nichts getrunken hatte, denn ich hatte es ihm nicht erlaubt. Er war zwar auf der Jagd dabei gewesen, aber nur als unbeteiligter Zuschauer. Und ich hatte darauf geachtet, dass auch Dru ihm nichts gab. Doch ich erinnere mich nicht mehr weshalb ich es ihm nicht erlaubt hatte. Genauso wenig wie ich mich nicht daran erinnere weshalb ich ihn danach in meinem Schlafzimmer festgekettet hatte.

Er war noch ein sehr junger Vampir gewesen. Es war wichtig, dass er in regelmäßigen Abständen Blut zu trinken bekam. Dies ist auch einer der Gründe, warum wir in Rudeln leben. Warum ein Sire für sein Childe sorgt. Denn wenn das Jagdglück nachlässt, lässt der Sire sein Childe von sich trinken. Doch nicht nur um ihn zu nähren, sondern auch zu guten Jagdzeiten, um das Band zwischen ihnen zu stärken. Doch ich ließ William bisher nicht einmal von mir trinken. Ich fürchtete das würde mein Verlangen nach ihm nur noch vergrößern, da dadurch unser Band gefestigt werden würde.

In dieser trostlosen Nacht jedoch überwand ich meine Furcht und ließ ihn von mir trinken. Wie in jener Nacht, als ich ihn verwandelt hatte, biss ich mir in das gleiche Handgelenk und wollte dieses auf seinen Mund drücken. Ich musste dazu die Decke zur Seite ziehen und seine schützende Hand beiseite drücken. Ich merkte wie ängstlich er war. Sodass er unter meinem eigentlich sanften Griff zu wimmern begann. Doch als er endlich begriff was ich wollte änderte sich sein Verhalten schlagartig. Als er mein Handgelenk spürte und mein Blut roch, sah er erstaunt auf und blickte mir zunächst ängstlich entgegen.

Ich weiß nicht wirklich wie ich seinen Blick erwidert hatte, denn ich hatte keinen Spiegel in dem ich mich hätte sehen können. Doch etwas in meinen Augen muss ihm das Gefühl gegeben haben, dass ihm nichts passieren würde, denn die Angst in seinen Augen verschwand endlich.

Ich hielt ihm erneut mein Handgelenk hin und er zögerte keine weitere Sekunde um seine Zähne darin zu versenken. Er saugte gierig und voller Verlangen an meinem Handgelenk. Mit beiden Händen hielt er es krampfhaft fest und drückte es fester an seinen Mund. Ich ließ ihn trinken. Schenkte ihm erneut Kraft und mich selbst. Ich gewährte ihm zum ersten Mal das Privileg von seinem Sire zu trinken.

Als hätte er Angst, dass ein solcher Augenblick nie wiederkehren würde, saugte er immer und immer weiter. So unbegründet war diese Angst ja auch nicht. Wenigstens aus seiner Sicht. Während er gierig an meinem Handgelenk hing, fuhr ich fort sanft über seinen Rücken zu streicheln und bemerkte wie er sich meinen Bewegungen entgegen streckte. Welch ein großartiges Gefühl das doch war.

Als ich empfand, dass es genug sei, sagte ich ruhig „Genug", und er stoppte sofort in seinen Schlücken, dass er sich beinahe verschluckt hätte. Ich hatte ihn wirklich in meiner Gewalt.

Ich fühlte mich etwas geschwächt, da ich ihm viel von mir geschenkt hatte. Er jedoch musste sich gestärkt und endlich ein wenig geliebt gefühlt haben. So hoffte ich es wenigstens. Ich ließ mich einfach neben ihn sinken und streichelte weiter seinen Rücken entlang, während er sich wieder vor mir zusammenrollte und unter der Decke verschwand. Wenigstens sah ich keine Angst in seinen Augen, denn ich sah sie ja überhaupt nicht. Aber das war mir in dieser Nacht egal. Ich war müde von der Jagd und von dem Geschenk, das ich ihm gegeben hatte. Also dauerte es nicht lange, bis ich einschlief, aber noch immer streichelte meine Hand über seinen Rücken. Ich streichelte ihn die ganze restliche Nacht und weit in den angefangenen Tag hinein. Als ich irgendwann am Nachmittag erwachte, streichelte meine Hand noch immer wie selbstverständlich über seinen Rücken. Er hatte sich aus seiner schützenden Rolle gelöst und lag einfach nur ausgestreckt neben mir. Er lag neben mir, schlief fest und war vollkommen entspannt. Und ich lag noch immer vollkommen angezogen neben ihm über der Decke und streichelte ihn.

Warum konnte es nicht einfach so bleiben? Warum konnte ich nicht einfach liegen bleiben? Was spielte es schon für eine Rolle, ob ich nackt oder mit meinem Gewand schlief? Was wäre schon dabei gewesen? Denn als ich das Streicheln unterbrach rekelte er sich neben mir und wurde langsam wach. Ich wollte mich nur meiner Kleider entledigen. Nichts weiter. Ich schwöre es. Doch als er mich erblickte, wie ich bereits mit nacktem Oberkörper neben ihm lag und ich mich grade meiner Hose entledigen wollte, sah ich sie wieder. Diese Angst in seinen Augen. Sie war zurückgekehrt.

In Panik getrieben flüchtete er aus meinem Bett und wollte natürlich zu ihr. Zu Dru. Ich weiß nicht mehr ob es die Wut auf mich selbst oder die Eifersucht auf Dru gewesen war, die mich angetrieben hatte. Aber ich folgte ihm in Drus Zimmer, wo er sich verzweifelt in ihren Armen versteckte. Meine liebe Dru jedoch lächelte mir nur zu und hatte gar nicht die Absicht meinem William Schutz und Geborgenheit, die er so dringend gebraucht hätte, zu schenken. Ich wollte ihn wieder von ihr wegzerren. Wollte ihn wieder mit Gewalt zurück in mein Zimmer zerren. Wollte dort weitermachen, wo wir aufgehört hatten, doch irgendetwas war mir klar geworden. Ich hatte endlich realisiert, dass es so nicht mehr weitergehen konnte. Ich hatte endlich verstanden, dass ich ihm erst diese Angst nehmen müsste, bevor ich ihm in irgendeiner Weise hätte näher kommen können.

Die Tatsache, dass meine Nacktheit ihn so sehr verschreckt hatte, was im Grunde nur verständlich war, gab mir den Gedanken, dass es besser war ihn nicht erneut nackt an mein Bett zu fesseln. Stattdessen befahl ich ihm sich anzuziehen und dann wieder zu mir zu kommen. Ich hörte die verzweifelten Schluchzer die er in Drus Armen vergrub, denn es gab keinen Ausweg für ihn. Ich wiederholte meinen Befehl und drohte ihm eine Bestrafung an, sollte er meine Bitte verweigern. Ja ich nannte es wirklich meine Bitte. Ich war eben abscheulich.

Ich ging zurück in mein Zimmer und wartete dort auf ihn. Ich zog mich wieder vollkommen an, denn ich wusste, dass alles andere ihn nur weiter verschrecken würde. Ich hatte aus ihm ein völlig verstörtes und ängstliches Vampir-Childe gemacht. Das war nie meine Absicht gewesen und ich wollte es schnellstens ändern. Als er zögernd zu mir in mein Zimmer trat lächelte ich ihm entgegen und bat ihn auf dem einzigen Sessel, den mein kleines Zimmer besaß platz zunehmen. Ich lehnte derweilen am brennenden Kamin und überlegte was ich zu ihm sagen wollte. Er war sichtlich verwirrt von dieser neuen Situation. Ich wette, er dachte es wäre eins meiner neuen Spielchen gewesen. Dabei wollte ich wirklich nur mit ihm reden.

Ich schenkte mir ein Glas meines alten irischen Whiskeys ein und reichte ihm auch eines, woraufhin er mich noch verwunderter ansah. Und zu meiner Erleichterung war es nur Verwunderung und keine Angst, die ich in seinen blauen Augen erkennen konnte. Ich weiß nicht was geschehen wäre, wäre noch immer diese Angst in seinen Augen gewesen. Ich kippte den Inhalt meines Glases in einem Ruck meine Kehle hinab und schenkte mir gleich darauf ein weiteres ein. Er nahm kleine Schlücke von seinem Drink und schien mich zu studieren. Wagte jedoch nicht mich zu fragen, womit er diese Ehre, einen Drink mit mir zu teilen, verdient hatte. Nachdem ich schließlich das vierte Glas in kurzen Abständen in mich hineingeschüttet hatte, fand ich endlich meine Stimme wieder und versuchte zum ersten Mal seit ich ihn kannte mit ihm zu sprechen:

„William, mein guter, ich möchte dir etwas sagen."



Ich brauchte bereits Überwindung diesen Satz herauszubringen und William machte es mir nicht leichter, als er gleich darauf artig mit: „Ja, Sire", antwortete. Also kippte ich mir einen weiteren Drink in den Rachen und fuhr fort: „Du weißt das ich dein Sire bin, nicht wahr?"

„Ja Sire."

Großartig Angelus! So kam das Gespräch richtig in Schwung. Und es war so hilfreich das Gespräch im Gange zu halten.

„Äh, ja sicher weißt du das. Weißt du auch, was das bedeutet?"

„Sire? Ich verstehe die Frage nicht ganz", gab er nervös zur Antwort. Ich sah wie er in dem Sessel hin- und herrutschte und nicht recht wusste, wie er sich setzten sollte und wo er seine Hände hintun sollte. Er hielt schließlich mit beiden Händen das Glas eng umschlungen und hoffte wohl, dass ich ihn nicht gleich wieder schlagen würde, für die Frage die er mir gerade gestellt hatte anstatt mir zu antworten.

Ich seufzte ratlos auf. Im Grunde wusste ich eigentlich gar nicht, was ich ihm sagen wollte. Ich konnte ja schlecht zugeben, dass ich Fehler gemacht hatte. Ich war schließlich Angelus.

Aber nach dem siebten oder achten Glas hochprozentigen Whiskey schaffte ich es endlich wieder etwas zu sagen und fragte erneut: „Weißt du was es für einen Sire bedeutet ein Childe zu haben?"

„Nein Sire", gab er ehrlich zu und senkte dabei seinen Kopf. Und ich weiß nicht, war es wieder die Angst oder war es Trauer, die ich in seinen Augen aufblitzen sah? Vielleicht hatte er Angst vor der Strafe, die ihn hätte treffen können. Oder vielleicht war es doch Trauer darüber, dass er es einfach nicht wusste, es aber gerne gewusst hätte. Und das allein war der Gedanke, der mir half in meinem Text fortzufahren.

„Würdest du es denn gerne wissen? Würdest du gerne mein Childe sein und mir gestatten dir der Sire zu sein, der Dru bisher für dich gewesen war?"

Ich traf diese Wortwahl absichtlich so, um ihm nicht das Gefühl zu geben, dass ich ihn dazu zwingen würde. Ich wollte dass er es aus freien Stücken tut.

„Heißt das ich darf nicht mehr zu Dru gehen, Sire?"

Hatte der Junge Tomaten auf den Ohren? Hatte ich bereits eine undeutliche Aussprache durch den Alkohol?

„Nein! Du darfst meinetwegen zu Dru gehen. Aber ich hoffte du würdest auch gerne zu mir kommen wollen?"

Was für eine Frage. Der reine Alkohol sprach wohl aus mir. Aus welchem Grund sollte er wohl zu mir kommen wollen? Um sich weiterhin von mir demütigen zu lassen? Er antwortete mir natürlich nicht, sah mich wieder mit diesen studierenden Augen an. Ich seufzte erneut und begann von vorne.

„Vergangene Nacht. Wie hast du dich da gefühlt, als ich dich von mir trinken ließ und du neben mir eingeschlafen warst. Als ich dich ... gestr... gestreichelt habe." Ein verflucht schweres Wort!

„Ich weiß nicht Sire."

„Was soll das heißen du weißt nicht? Du weißt nicht wie du dich gefühlt hast? Das ist doch ganz einfach. War es gut oder war es schlecht?" fragte ich ungeduldig nach.

Er sah mich genau an und studierte mich wieder. Als wenn er nach dem Grund meines Handeln suchen wollte. Dann antwortete er ruhig aber mit fester und sicherer Stimme und zum ersten Mal ohne dieses bescheuerte ‚Sire’: „Gut."

Ich war so überrascht, dass ich mir gleich darauf einen neuen Drink einschenkte und sofort in einem Zug leer trank. Er nippte noch immer an seinem ersten Glas. Ich packte die Flasche, schritt zu ihm, ignorierte sein Zurückweichen absichtlich und schenkte ihm etwas von dem Whiskey nach.

„Also", begann ich um einiges mutiger und entspannter, da der Alkohol zu wirken begann, „ich bin dein Sire, verstehst du?" Er nickte nur. Das reichte mir vollkommen. „Und", fuhr ich fort und merkte dabei, wie ich zu schwanken begann, „du bist mein Childe."

„Ja Sire", antwortete er wieder. Er sah wohl nicht ganz den Sinn dieses Gespräches. Und offen gestanden hatte auch ich irgendwie den Faden verloren. Also kippte ich mir den Rest der Flasche hinter die Binsen und kniete mich zu ihm neben den Sessel, um in seine schönen blauen Augen sehen zu können. Ich glaube ich amüsierte ihn irgendwie. Das lag wohl an den Gesichtzügen, die mir langsam zu entgleisen begannen. Jedenfalls war ich mittlerweile ziemlich betrunken und das war dann auch der Grund warum ich endlich erklären konnte, was diese Gespräch eigentlich sollte.

„Hör zu, mein Junge." Ich lallte mittlerweile schon ein wenig. Ich trank für gewöhnlich nicht soviel auf einmal, da man als Vampir stets auf der Hut sein muss und jederzeit die volle Kontrolle über seinen Körper besitzen sollte. Was ich zu diesem Zeitpunkt jedoch ganz gewiss nicht mehr tat.

„Ich bin dein Sire. Äh. das hatten wir schon. Ein Childe, äh ... quatsch, ich meine ein Sire zu sein bedeutet, dass man sich um sein Childe sorgen muss. Ich habe dies bis jetzt nicht getan. Ich überließ das Dru. Doch das war nicht richtig. Ich habe einen Fehler gemacht (Ich kann bis heute noch nicht glauben, dass Angelus jemals einen Fehler zugegeben hatte). Das möchte ich wieder gut machen. Ich will, dass sich von jetzt an alles verändert. Ich will dein Sire sein. Ich meine ich bin dein Sire. Das sagte ich doch schon oder? Was ich sagen wollte, war du schläfst ab jetzt bei mir. Nein, das wollte ich nicht sagen." Ich hatte den Faden verloren, und dass William mich mit großen Augen anstarrte war nicht gerade hilfreich ihn wieder zu finden. Also begann ich, glaub ich noch mal von vorne. Ganz sicher bin ich mir da allerdings nicht, da meine Erinnerung daran durch den Alkohol etwas getrübt ist. Ganz sicher kann ich mich jedoch an die Antwort erinnern die William mir dann schließlich gab: „Ich wäre gern dein Childe, Sire."

Ich denke er hatte begriffen was ich versucht hatte zu erklären. Ich denke ich hatte es endlich geschafft es zu erklären, dass er es verstanden hatte. Ich hoffte es damals wenigstens, denn ich war ziemlich verzweifelt. All der Schmerz den ich in seinen Augen gesehen hatte, hatte sich tief in mich hineingefressen und mir keine Ruhe mehr gelassen. Ich hoffte so sehr, dass er mich verstanden hatte, denn ich wollte nichts weiter als ihm der Sire sein, den er brauchte um eines Tages ein starker unabhängiger und Furcht einflößender Meistervampir zu werden. Um eines Tages so zu sein wie ich.

Ich war ziemlich angeschlagen glaub ich, denn ich erinnere mich nur noch dunkel daran, dass ich an dem Sessel lehnte, und er mich dann hoch hob und rüber in mein Bett legte. Ich hoffte daraufhin so sehr, er würde sich zu mir legen. Einfach nur neben mir liegen bleiben und bei mir sein. Aber er ging. Er ließ mich allein. Das dachte ich wenigstens, denn als ich in der Nacht darauf wieder aus meinem Rausch erwachte war er hier. Er hatte den Sessel dicht an das Bett gerückt und sich darin niedergelassen. Er saß in dem Sessel neben mir und beobachtete mich. Ich schenkte ihm ein Lächeln. Und es war keine Frucht mehr in seinen Augen. Nur Verwunderung und ein klein wenig Unsicherheit. Damit war ich mehr als zufrieden.

Ich wagte es kaum mich zu bewegen, denn entgegen der allgemein verbreiteten Ansichten, bekommen wir Vampire sehr wohl einen Kater, wenn wir zuviel getrunken haben. So hatte ich auch damals einen dementsprechenden Kopf, der mir bei der geringsten Bewegung zu platzen drohte.

Er bemerkte wohl mein kleines Unbehagen, stand auf und kam vorsichtig näher. Er ging vor meinem Bett in die Hocke und legte seinen Kopf vor mir auf seine auf dem Bett ruhenden Hände. Er sah mir tief in die Augen und ich merkte wie sich alles um mich zu drehen begann. Ich bin mir bis heute noch nicht sicher, ob es an seinem Blick, oder an dem höllischen Kater lag, den ich hatte.

„Kann ich etwas für dich tun, Sire?" fragte er sanft. Und ich fühlte mich gleich darauf um einiges besser!

Von diesem Augenblick an, änderte sich alles. Wir waren nun endlich Sire und Childe. Ich nahm ihn mit auf die Jagd. Erklärte ihm alles was ich über die Menschen wusste. Wie sie am besten zu jagen waren. Wie man sie am schnellsten oder auch am qualvollsten töten konnte. Je nachdem wie viel Zeit zur Verfügung stand. Ich lehrte ihn alles was ich wusste. Ich lobte ihn, wenn er gut war. Tadelte ihn aber genauso, wenn er einen Fehler machte. Ich trieb ihn an besser zu werden, und er wurde besser. Er lernte sehr schnell. Er war ein wissbegieriger Schüler, und stets darauf bedacht mich stolz zu machen. Und ich war mehr als stolz. Ich vernachlässigte sogar Darla, nur um ihm mehr beizubringen. Um ihn besser zu machen. Nur um bei ihm zu sein.

In den Tagen schlief er immer noch bei Dru. Ich überließ ihm die Wahl. Später kam er dann aber immer öfter zu mir. Zuerst wollte er nur neben meinem Bett im Sessel sitzen. Er studierte mich den ganzen Tag über, während ich schlief. Oder er nickte im Sessel ein, weil er zu müde war um wach zu bleiben. Mir gefiel es sehr. Ich spürte wie er mir Schritt für Schritt immer näher kam. Ganz ohne mein Zutun. Ganz ohne Gewalt. Das war eine völlig neue Erfahrung für mich. Das überraschte mich sehr. Und es machte mir spaß. Viel mehr spaß als all die Qualen und die Schmerzen, die ich ihm zuvor immer zugefügt hatte.

Eines Nachts geschah es dann. Wir waren gemeinsam auf Jagd. Nur er und ich. Die beiden Mädchen gingen ihre eigenen Wege. Darla war zu dieser Zeit nicht sehr gut auf mich zu sprechen. Ich denke sie war eifersüchtig, weil ich soviel Zeit mit William verbrachte. Denn da ich am Tage immer auf ihn wartete, ging ich nur noch selten zu ihr.

Als wir nach einer erfolgreichen Nacht satt und zufrieden nachhause kamen, waren die Mädchen noch unterwegs. Es war noch früh doch ich war schon müde, und verabschiedete mich, um mich zur Ruhe zu legen. Es dauerte keine zehn Minuten. Ich hatte mich grade mal ausgezogen, und war in mein Bett geschlüpft, da stand er plötzlich in meiner Tür und beobachtete mich. Ich weiß nicht wie lange er da schon gestanden war. Er stand nur da und sah mich an. Ich wusste nicht, was er vorhatte. Ich entschied abzuwarten. Ich wollte sehen, was er tun würde. Ich dachte er würde vielleicht wieder im Sessel platz nehmen, um mich zu beobachten, wie er es die Nacht zuvor auch schon getan hatte, doch dann kam er näher und setzte sich neben mir auf das Bett.

Es war unheimlich aufregend. Ich fühlte mich wie bei der Jagd, wenn ich ein leckeres junges Mädchen beobachtete und ich sah wie sie mich bemerkte. Wie sie dann langsam ohne Furcht näher kam. Schritt für Schritt. Immer näher jeden Zentimeter ihrer Bewegung beobachtete ich und es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis sie endlich vor mir stand. Zum greifen nah. Doch ich wartete noch immer, bis sie mich ansprach. Bis sie vertrauen zu mir fasste, dann griff ich zu. So war es auch bei ihm. Nur dass ich ihn sicher nicht töten wollte, wenn er bei mir wäre. Dafür dauerte diese Jagd aber umso länger. Ich weiß nicht viele Monate wir dieses Spiel schon spielten, bevor er sich von sich aus zu mir auf mein Bett gesetzt hatte.

Er fing an sich langsam auszuziehen. Ganz langsam. Ich dachte mir, wenn er nicht bald schneller werden würde, würde ich ihm diese verfluchten Kleider vom Leib reißen. Doch ich tat es nicht. Ich wollte ihm dabei zusehen. Wollte sehen, was er tun würde. Er zog sich vollkommen aus, und blickte mir dann ins Gesicht. Eine lange Zeit saß er nur so da und studierte meinen Blick. Er machte mich etwas nervös. Doch ich wollte ihm das nicht zeigen, also versuchte ich einen strengen aber nicht bösen Blick aufzusetzen. Keine Ahnung, ob mir dies wirklich gelungen war. Doch etwas später bewegte er sich schließlich zu mir. Wieder ganz langsam. Er schlüpfte zu mir unter die Decke und kuschelte sich ganz vorsichtig zu mir an die Seite. Als hätte er Angst er könnte mich zerbrechen.

Noch nie war jemand so sanft zu mir. Noch nicht einmal zu meinen Lebzeiten. Es war mir vollkommen fremd. Doch es fühlte sich schön an. Er legte seinen Kopf auf meine Brust und seine Hand zeichnete Kreise auf meiner Haut. Ich lege ihm meine Hand an seinen Rücken und zog ihn vorsichtig weiter zu mir. Ich genoss es die Nähe meines Childes zu spüren. Ich drehte meine Oberkörper in seine Richtung, sodass wir nun Brust an Brust da lagen. Meinen Arm ließ ich über seinen Körper wandern und hüllte ihn damit ein. Ich begann ihn zu streicheln. Ich fühlte wie er auf einmal auflebte. Er verteilte wieder die gleichen elektrisierenden Küsse auf meiner Brust. Er begann wie in jener Nacht meine Brust und meine beiden Nippel zu liebkosen.

Es war unglaublich. Er war längst nicht mehr das ängstliche Childe von damals. Längst war er ein richtiger Vampir geworden. Zugegeben, ein sehr störrischer und vorlauter Vampir manchmal. Auch etwas eigensinnig in gewissen Beziehungen. Ich denke so sehr ich es am Anfang mit seiner strengen Erziehung übertrieben hatte, so nachlässig bin ich später geworden. Er bestand darauf, dass ich ihn Spike nenne. Er war manchmal richtig aufmüpfig. Aber ich mochte seine Art. Ich mochte dieses vorlaute und aufmüpfige Childe. Er war ein Kämpfer geworden. Ein Jäger. Ein Geschöpf der Nacht, aber er war noch immer mein Childe. Und ich liebte ihn mehr als alles andere.

Nachdem er eine halbe Ewigkeit meinen gesamten Oberkörper liebkost hatte, wanderte er hinab und ein vorfreudiges Stöhnen entwich meiner Kehle. Ich konnte es nicht erwarten, bis er mein stolzes Glied mit seinem Mund aufnehmen würde. Und ich wusste auch schon, was ich ihm als Belohnung geben wollte. Ich wollte ihn genauso fühlen lassen, wie er es bei mir tat. Ich wollte ihm zeigen wie sehr ich ihn liebte. Mehr, als es ein Sire gewöhnlich tut. Mehr als ich es jemals getan hatte. In dieser Nacht wollte ich es ihm gestehen. Es ihm beweisen. Als Dank und Belohnung dafür, dass er aus freien Stücken zu mir in mein Bett gekommen war.

Die Bettdecke lag längst beiseite, und ich lag auf dem Rücken. In freudiger Erwartung auf seinen geschickten Mund. Gerade, als er den prallen Kopf meines Schaftes in seinem Mund aufgenommen hatte, sprang die Türe zu meinem Schlafzimmer auf, und Darla kam aufgeregt herein. Ich begann sofort wütend zu knurren. William setzte sich erschrocken auf. Darla funkelte erst ihn, dann mich böse aus gelben Vampiraugen an. Sie hatte ihr dämonisches Gesicht aufgesetzt. Und erst jetzt bemerkte ich, dass ich ebenfalls in diesen Modus gewechselt hatte.

William wollte sofort die Flucht ergreifen. Darla konnte gefährlich werden, wenn sie wütend war. Doch ich hätte nicht zugelassen, dass sie ihm etwas tut. Eher hätte ich mich gegen meinen eigenen Sire, gegen sie, gestellt. Ich hielt ihn auf, indem ich meine Hand auf seine Schulter legte, bevor er aus dem Bett kriechen konnte. Er sah mich verwirrt an. Doch er merkte wohl, dass ich ihn schützen würde, egal was passieren würde, also blieb er. Darla kam wütend näher und ich fragte endlich: „Was ist los? Was willst du? Warum störst du mich?"

„Es ist etwas passiert. Dru! Die Zigeuner haben sie."

Dru war in Gefahr? Warum hatte ich das nicht gespürt? Ein Sire spürt normalerweise, wenn seinem Childe etwas zustößt. War ich so von William gefangen, dass ich mein Gespür für Dru verloren hatte? Doch es sollte sich später herausstellen, weshalb ich sie nicht gespürt hatte.

„Wo ist sie? Was ist passiert? Rede!"

Ich war außer mir vor Wut. Dru, meine kleine Prinzessin war in Gefahr. Mein Childe! Ich sprang sofort aus dem Bett.

„Zieh dich an William, du begleitest mich."

Natürlich begleitete er mich. Darlas Nachricht hatte ihn ebenso getroffen wie mich. Schließlich empfand er sehr viel für Dru. Keine zwei Minuten später waren wir auch schon auf dem Weg zum Zigeunerlager. Darla berichtete mir vom einem Zigeunermädchen, die Dru durch Zauberei gefangen hielt. Ich schwor dessen Tod herauf noch ehe ich sie überhaupt gesehen hatte. Als Darla mir das Mädchen zeigte, machte ich kurzen Prozess mit ihr. Ich verschwendete keine Minute. Ich töte schnell aber schmerzhaft. Ich wollte sie tot sehen. Danach suchte ich nach Dru, doch ich fand sie nicht. Ich wollte Darla nach ihr fragen, aber Darla war wie vom Erdboden verschluckt. Ebenso William. Alle waren plötzlich fort.

Ich irrte umher um sie zu finden, doch ich fand keinen der Drei. Dann spürte ich den Schmerz. Er zerriss mich beinahe. Ich lief weiter. Verlor die Orientierung. Der Schmerz bohrte sich weiter in meinen Körper. Er zerfraß mich von innen. Ich merkte nicht, wie ich wieder auf das Zigeunerlager zulief. Als ich dort ankam, lachte mich dieser alte Mann aus. Er verhöhnte mich. Und ich fühlte diesen unbändigen Schmerz. All das Leid der Menschen, die ich getötet hatte. All die Qualen, die ich ihnen zugefügt hatte. Alles kam zu mir zurück und quälte mich. Quälte meine Seele, die ich in dieser Nacht wieder erhalten hatte.




Angel vergrub seinen Kopf in beide Hände. Er dachte kurz über all dies nach, was er soeben geschrieben hatte. Jahrelange hatte er nicht an sein Childe denken müssen. Warum kamen ausgerechnet jetzt die Erinnerungen wieder zurück? Und warum tat ihm leid, was damals sein böses Ich mit Spike gemacht hatte?

Bisher konnte er immer eine klare Linie ziehen, zwischen dem was früher Angelus war, und dem was er Heute war. Doch bei Spike schien diese Linie nicht mehr so klar und einfach zu sein. Spike war noch immer sein Childe. Auch als Angel fühlte er das Band, dass sie mit einander verband. Und auch als Angel fühlte er sich für ihn verantwortlich. Der Drang ihn zu beschützen und zu behüten lag noch immer fest in ihm verwurzelt. Auch wenn Spike nun sein Feind war, war er dennoch sein Childe.



Etwa zur gleichen Zeit nur wenige Autostunden entfernt in Sunnydale in einer kalten vermoderten Gruft:

Ein wütender Vampir saß am Boden an der Wand angelehnt. Seine Knie als Schreibunterlage benutzend, kritzelte er mit einem Kugelschreiber etwas in ein kleines Buch.


Ich frage mich nur warum ich ausgerechnet jetzt damit anfange an ihn zu denken. Schon die ganze Fahrt hierher musste ich an ihn denken. Aber warum? Er lässt mir verflucht noch mal keine Ruhe mehr. Alles wäre so perfekt gewesen. Er hätte mir nur diesen kleinen Ring wiedergeben müssen, und ich wäre wieder aus seinem Leben verschwunden. Aber nein, er musste sich mir ja entgegen stellen. Aber da hat er wohl gestaunt, mein guter alter Sire. Damit hatte er wohl nicht gerechnet, dass ich ihn überrumpeln würde; ihn in meine Gewalt bringen würde.

Was für ein großartiges Gefühl das doch war. Ihn dort hängen zu sehen, in dieser Maschinenhalle, an den Händen über ihn gefesselt und halb in der Luft hängend. In meiner Gewalt! Verdammt! Ich hätte es selbst tun sollen. Ich hätte ihn selbst foltern sollen! Für all die Qualen, die er mir im Laufe meines junges Daseins als Vampir zugefügt hatte. Doch nicht einmal da konnte ich es. Stattdessen engagierte ich diesen Obervolltrottel von einem Folterknecht! Von wegen, er wäre nur an den Qualen seiner Opfer interessiert. Dieser verfluchte Mistkerl hat mir meinen Ring geklaut! Alles verlief nach Plan. Na ja, wenigstens einigermaßen. Zumindest hatte ich es geschafft meinen Sire zu überwältigen, was mir ehrlich gesagt schon ein Rätsel ist. Ich denke er war nicht ganz auf der Höhe. Hatte wohl einen günstigen Moment erwischt. Ich frage mich nur was ihn so durcheinander gebracht hatte. Ich kann es bestimmt nicht gewesen sein, denn warum sollte ich ihn durcheinander bringen?

Er sah mich wieder mit demselben Hass in den Augen an wie eh und je. Derselbe Hass, den er mir schon seit meinen ersten Tagen als junger Vampir entgegenbrachte. Ich hatte diese Zeit schon längst verdrängt. Seit vielen Jahren verschwendete ich nicht einmal mehr eine Minute damit an diese Zeit zurückzudenken. Aber seit ich in LA angekommen war, kommen sie wieder. All die Erinnerungen.

Es war wie verhext! Ich kam mit meinem DeSoto dort an und richtete einen kurzen Blick auf meine Armaturen, um zu sehen ob ich noch genug Sprit im Tank hätte. Und da sah ich es. Eine lange Reihe lauter Einsen. Der Kilometerstand deutete genau die Zahl 111111,1. Manche Menschen glauben daran, dass so etwas eine Art Omen sei. Wenn ihnen so etwas passiert stecken sie viel Geld in eine Lotterie oder Glücksspiel. Das hätte ich auch tun sollen. Dabei wäre sicher mehr herausgekommen als bei der Angel-überwältigungs-und-Ring-zurückhol-Aktion.

Und so sitze ich nun wieder in Sunnydale in meiner feuchten und stinkenden Gruft. Harm, diese Ziege, ist zum Glück nicht da. So kann ich ungestört in dieses Buch schreiben. Obwohl ich es eigentlich gar nicht glauben kann, dass ich jetzt gerade ausgerechnet in dieses Buch meine Gedanken hineinschreibe. Er hatte es mir geschenkt. Und obwohl ich ihn immer gehasst habe. Obwohl ich nie vorhatte etwas darin hineinzuschreiben. Obwohl ich mich sogar mit aller Kraft dagegen gesträubt hatte (was aber auch gar nicht so schwer war, da ich ganz sicher keine Lust hatte zu schreiben), habe ich es doch immer bei mir bewahrt. In all den Jahren ist dieses kleine Buch wohl das einzige, was ich wirklich immer bei mir hatte. Vielleicht auch nur, weil es klein genug ist um sicher in meiner Westentasche verwahrt zu bleiben. Das wird wohl der Grund sein. Ich hatte es einfach in meiner Tasche vergessen und gar nicht bemerkt, dass es all die Jahre immer an meiner Brust ruhte. Ja das muss der Grund dafür gewesen sein, denn welchen Grund hätte ich den sonst gehabt? Ach egal, denn das war es nicht, was ich eigentlich hier hinein schreiben wollte. Das was ich schreiben wollte sind meine Erlebnisse als Vampir. Als junger Vampir. Vielleicht muss ich, wenn ich sie hier hineinschreibe, dann nicht mehr ständig daran denken. Vielleicht kann ich dann wieder vergessen.

Also, wo fange ich an? Am besten ganz am Anfang. Es war 1880 in London. Meiner Heimatstadt. Ich war ein junger Mann mit vielversprechender Zukunft! Ja genau! Angelus hat mir meine Zukunft ruiniert! Ach quatsch. Ich sollte beim Thema bleiben. Nun jedenfalls, machte ich einer bezaubernden Dame den Hof. Cecily war ihr Name glaube ich? Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, und ich kann mir heute auch nicht erklären, was ich an dieser dummen Pute so toll fand. Jedenfalls stand ich tierisch auf die Kleine. Doch sie wollte nichts von mir wissen. Ehrlich gesagt, kann ich das heute sogar verstehen. Ich war ein hoffnungsloser Versager, der noch immer allein bei seiner Mutter lebte. Ich schrieb Gedichte, dass es jedem die Fußnägel hochdrehte, wenn ich sie vorgetragen hatte. Nur meine selige Mutter war die Einzige, die meine Gedichte mochte. Gott sei ihrer Seele gnädig. Ach du scheiße hab ich das gerade geschrieben? – Verdammt ich schweife ab. Ich wollte doch etwas ganz anderes schreiben.

Also noch mal zurück. Hat hier jemand vielleicht einen Tintenkiller für mich? Na gut, dann nicht. London 1880. Einsame Gasse. Feuchte Gasse. Ich einsam. Ja gut ich war verzweifelt. Na und? Ich war am Boden zerstört! Und da kam sie. Mit einer mystischen Aura. Ich werde nie vergessen wie sie plötzlich vor mir stand. Sie blickte mich an und konnte in mein Herz sehen. Sie sah mich nur an und erkannte meine innersten Wünsche und Sehnsüchte. Ich war wie gebannt. Sie versprach mir all meine Wünsche zu erfüllen und ich sagte nicht nein. Wer hätte da schon nein gesagt, wenn eine schwarze Göttin des Nachts auf einen zu kommt und einem alle Wünsche verspricht, von denen man selbst noch gar nicht wusste, dass man sie hat? Ich war geblendet von ihrer Schönheit. Und dann zeigte sie mir ihr wahres Ich. Sie verwandelte sich vor mir in einen Dämon. Doch ich fürchtete mich nicht! Also war ich doch kein so ängstlicher Hosenscheißer wie alle dachten.

Ich ließ zu, dass sie mich biss. Ich zuckte kein bisschen. Na ja ein kleines bisschen vielleicht. Vielleicht auch ein kleines bisschen mehr. Hey Mann, so etwas tut verflucht weh! Doch als sie mich biss, da sah ich ihn. Er stand vom Schatten verborgen, doch als Dru seine Zähne in meinem Hals vergraben hatte, war er nur einen kleinen Schritt nach vorne gekommen. Gerade genug um dem Lichtschein, der von einer Laterne an der Straße ausging, zu gestatten sein Gesicht für mich zu erhellen. Ich sah in dieses engelsgleiche Gesicht und dachte er wäre mein Retter. Mein Erlöser. Derjenige, der für mich strahlt! Ich war so fasziniert von diesem Gesicht, dass ich die Schmerzen an meinem Hals vollkommen vergaß. Und merkte dabei auch nicht, dass ich dem Tode immer näher kam. Er näherte sich und sah auf mich herab. Ich frage mich heute, was er in mir gesehen hatte. Ich war wohl nur ein Spiel für ihn. Oder eher ein Spielzeug, dass er seiner Dru zum Geschenk machte. Denn nichts anderes tat er dann. Und ich hatte geglaubt er sei etwas Besonders. Doch damit war es noch nicht vorbei, nein, das war erst der Anfang einer langen Geschichte.

Als ich erwachte war Dru da. Sie hatte über mich gewacht und auf mich aufgepasst. Das tat sie dann auch während der ganzen Zeit. Sie war immer für mich da. Pflegte mich, wenn ich verwundet war. Wenn ich Trost brauchte schenkte sie ihn mir. Sie ließ mich manchmal sogar von sich trinken. Wenn das Jagdglück ausblieb, oder während wir miteinander schliefen. Sie gab mir alles was ich wollte, aber nicht was ich wirklich brauchte.

Sie war durch und durch verrückt. Sie sang und kicherte oft ohne Grund vor sich hin. Sie sprach unentwegt mit ihren Puppen und mit den Sternen. Sie ging mir dabei oft auf die Nerven. Aber sie war wenigstens da für mich. Wann immer ich wollte, oder besser, konnte. Denn manchmal war es mir nicht möglich zu ihr zu gehen. Manchmal war er da. Ich weiß nicht womit ich ihn enttäuscht hatte. Ich weiß nicht was es war, dass ich getan hatte. Aber schon seit dem ersten Tag, als ich ein Vampir war, konnte er mich nicht ansehen. Wie sehr musste er mich gehasst haben? Vielleicht war das auch der Grund, weshalb er mich zu Dru geschickt hatte, weil er mich so gehasst hatte und so enttäuscht von mir war. Doch was nur hatte ich getan, um ihn so fühlen zu lassen?

Er konnte mir nie lange in die Augen sehen. Was auch immer er darin sah, offenbar gefiel es ihm nicht. Dabei wünschte ich mir so sehr in seiner Nähe sein zu dürfen. Ich wollte nichts mehr, als ihm zu gefallen. Er war mein Sire, und ich fühlte mich durch mein Blut zu ihm verbunden. Ich spürte seine Gegenwart zu jeder Sekunde und es zerriss mich fasst, wenn er fort ging ohne dass ich ihm folgen konnte. Wenn wir alle gemeinsam auf der Jagd waren, rügte er mich für jeden Fehler den ich machte und bestrafte mich hart. Er ließ mich seinen ganzen Hass fühlen. Zeigte mir immer wieder wie enttäuscht er von mir war. Ich strengte mich an. Versuchte besser zu werden. Schneller und aufmerksamer, aber was ich auch tat, es war nie genug für ihn. Ich versuchte alles Erdenkliche, um ihn zufrieden zu stellen, aber ich schaffte es niemals. Immer sah er mich nur mit diesen hasserfüllten Augen an.

Dann fing er an sein Recht einzufordern, wie er es nannte. Als er mich das erste Mal zu sich gerufen hatte, hatte ich mich so gefreut. Ich dachte er würde endlich etwas für mich empfinden. Mich überhaupt wahrnehmen. Er wollte, dass ich mich ausziehe und mich auf das Bett setze. Er tat so, als täte es ihn nicht sonderlich interessieren, doch ich bemerkte seine prüfenden Blicke. Er beobachte mich genau. Behielt mich immer im Auge, auch als er sich ein Glas seines kostbaren Whiskeys einschenkte. Auch als er das Feuer schürte und auch als er nur uninteressiert durch den Raum ging. Immer schien er mich zu prüfen und abzuschätzen. Und es gefiel ihm nicht was er sah. Ich schämte mich. Nicht wegen meiner Nacktheit. Ich schämte mich, da ich ihm nicht gut genug war. Ich war nicht würdig. Ich fürchtete mich. Ich hatte Angst, dass er mich wieder dafür hassen würde, weil ich nicht das stolze Childe war, das er sich wohl erhofft hatte. Ich sah ihn an und suchte nach dem Engel, den ich in jener Nacht gesehen hatte, als er mich verwandelt hatte. Ich suchte nach dem Strahlen, das ich in ihm gesehen hatte. Doch alles was ich fand war sein Hass auf mich.

Ihm gefiel niemals, was er sah. Nicht in dieser und auch nicht in den nächsten Nächten. Er presste mich stets mit dem Gesicht voran in das Kissen oder gegen die Wand, während er mich fickte. Niemals durfte ich ihm in die Augen sehen. Niemals wollte er mein Gesicht sehen. So sehr hasste er mein Gesicht. Es war nicht der harte Ritt, der mich quälte. Das war nur körperlicher Schmerz. Als Vampir bekommt man eine vollkommen andere Beziehung zu körperlichen Schmerz. Gut, es war nicht grad der größte Hit, und ich würde es heute auch sicher nicht mehr über mich ergehen lassen, eher würde ich mir selbst einen Pflock durchs Herz jagen, aber dass allein war nicht das Schlimmste. Es war das danach. Als er erschöpft über mir zusammenbrach. Danach, als ich mir beim ersten Mal dachte, wie schön es wäre, jetzt einfach nur so neben ihm liegen zu dürfen. Einfach so gehalten zu werden. Mir Trost von ihm zu holen, für den körperlichen Schmerz, den er mir gerade gegeben hatte. Doch er schickte mich jedes Mal fort. Schickte mich wieder zu Dru.

Doch Dru schlief bereits. Oder sie war sauer auf ihren Daddy, weil er mich und nicht sie genommen hatte. Nur manchmal schenkte sie mir danach ein wenig Trost, aber nicht annähernd so wie ich ihn gebraucht hätte. Wie ein Childe einen Trost gebraucht hätte. Den Trost seines Sires. Manchmal schlich ich mich auch einfach fort. Schlüpfte nicht zu Dru, sondern verkroch mich irgendwo im Schatten und wartete bis der Tag zuende war, da ich es in seiner Nähe nicht ausgehalten hatte. Doch dies hielt niemals lange an. Sobald der Abend hereinbrach, zog es mich wieder zu ihm. Ich konnte einfach nicht ohne ihn existieren. Er war mein Erschaffer. Mein Blut. Mein Sire. Wie hätte ich ohne ihn überleben sollen? Doch er liebte mich nicht. Nicht mal ein kleines bisschen. Nicht im Geringsten so, wie ein Sire sein Childe lieben müsste. Allein durch die unsichtbare Verbindung ihres Bandes. Doch alles was er für mich empfand war Hass. Dies zeigte er mir bei jeder Gelegenheit.

Da er niemals für mich da war, schenkte ich all meine Liebe und Aufmerksamkeit meiner schwarzen Prinzessin. Sie liebte diese Umwerbung. Ich jagte für sie. Küsste sie. Befriedigte sie. Ich schenkte ihr Trost, wenn sie sich danach sehnte und Angelus gerade bei Darla war. Wir waren wie Geschwister, die sich gegenseitig das schenkten, was ihnen ihr Vater nicht geben wollte. Doch dann wurde es immer schlimmer. Immer öfter forderte er sein Recht ein. Selbst wenn ich schon längst in den Armen meiner Dru eingeschlafen war, zerrte er mich aus ihrem Bett und zog mich zu sich hinüber. Ich wusste jedes Mal, was mich erwarten würde, und ich hasste es so sehr. Ich wollte von ihm geliebt werden, aber nicht auf diese Weise. Ich fürchtete mich vor seinen Tritten und Schlägen, die stets ohne Vorwarnung kamen. Seine Bestrafungen wurden immer häufiger und ich konnte meist keinen Grund erkennen, weshalb ich sie verdient hätte. Ich denke er bestrafte mich, da ich so war wie ich war. Weil ich nicht so war, wie er mich haben wollte. Ich wünschte er hätte mir nur einmal gesagt, was ich falsch gemacht hatte.

Er verbat mir plötzlich das Trinken. Ich musste ihn auf der Jagd begleiten, durfte aber nur dabei zusehen. Er achtete darauf, dass Dru mir nichts gab, und von Darla brauchte ich nicht zu erhoffen, dass sie mir etwas geben würde. Sie war nur allein an sich und ihrem Childe interessiert. Dies waren für mich die schlimmsten Tage. Ich hatte so großen Durst. Als junger Vampir ist der Blutdurst noch viel größer und kaum zu zügeln, als wie für einen Meistervampir. Heute komme ich auch mal ein oder zwei Wochen ohne Blut aus, aber damals war es die Hölle für mich. Sehnsüchtig sah ich zu, wie sie in einer Nacht meist mehr als fünf Menschen töteten, doch ich durfte nicht einen einzigen Schluck davon trinken. Angelus hat manchen nur das Genick gebrochen, da er längst satt gewesen war, aber er dachte nicht daran mir zutrinken zu geben. Dru hielt sich an seine Anweisung. Selbst am Tag, wenn ich bei ihr lag. Doch Angelus war dies wohl nicht sicher genug und so kettete er mich zwei Nächte später an sein Bett. Ich war erschöpft und ausgehungert. Ich sehnte mich nach seiner Nähe. Und war daher nicht traurig, darüber an seinem Bett gekettet zu sein, aber ich sehnte mich nach seiner Geborgenheit. Nach seiner Liebe. Als er meinen sehnsüchtigen Blick wohl erkannte, war es wie in jeder Nacht zuvor. Er packte mich, drehte mich mit dem Gesicht an das Ende des Bettes bei der Wand und hämmerte in mich hinein. Diesmal noch härter, fester und noch schneller als sonst. Ich schrie aus Leibeskräften, aber er hatte kein Mitleid mit mir. Was nur habe ich ihm getan, dass er mich so sehr hasste?

Als er wieder erschöpft auf mir zusammenbrach, fühlte ich mich unbehaglich. Ich wollte wieder gehen. Es war nicht richtig hier zu sein. Hier bei ihm. Das wollte er niemals. Also dachte er würde es auch diesmal nicht wollen. Doch ich konnte nicht fort. Ich war an seinem Bett gekettet. Er legte seine starke Hand um meinen Körper und hielt mich fest an sich gedrückt. Dies war wohl der glücklichste Moment meines Vampir-Daseins. Mein Sire lag hinter mir, und hielt mich fest. Ich wagte es nicht mich zu bewegen. Wollte diesen Moment nicht ruinieren. Ich hielt mich ganz still. Doch das war wohl genau das falsche. Er schimpfte mich, was mit mir los sei? Was sollte schon mit mir los sein? Ich hatte doch gar nichts gemacht? Ich hatte mich doch ganz still verhalten. Mich extra nicht bewegt. Mich einfach nur neben ihn gelegt. Doch irgendetwas musste ich wohl falsch gemacht haben.

Ich wollte wissen wo mein Fehler lag. Ich wollte endlich wissen, weshalb er mich so sehr hasste. Ich drehte mich herum und sah ihm in sein Engelsgesicht. Und da sah ich es wieder. Dasselbe Gesicht, wie in jener Nacht, als er mich verwandelt hatte. Derselbe Blick, den er mir damals geschenkt hatte. Und als ich genau hinsah, konnte ich kurz das Strahlen entdecken, das mich so gefesselt hatte. Doch ihm gefiel nicht, wie ich ihn ansah. Er wurde wütend. Ich dachte er würde mich sofort wieder schlagen. Dachte er würde mich erneut gegen die Wand pressen. Oder mich bis auf den letzten Tropfen aussaugen, sodass ich wieder tagelang an das Bett gefesselt wäre. Doch es geschah nichts. Ich hatte mich geduckt und mich in seiner Brust versteckt. Er roch so gut. Sein Körper fühlte sich so zart und weich, aber dennoch voller Kraft an. Ich fragte mich, wie es sich wohl anfühlen würde diese Haut zu küssen. Und ehe ich mich versah, bewegten sich meine Lippen nach vorne und küssten ihn auf die Brust. Als ich realisiert hatte, was ich mir da erlaubt hatte, hielt ich sofort inne und wartete auf meine Strafe. Ich kniff die Augen zusammen und wartete auf den Schmerz, der mich gleich treffen würde. Doch es geschah nichts. Ich wagte es noch mal ihn zu küssen. Verteilte viele kleine Küsse auf seiner Brust. Er gewährte mir diese Freude und ließ mich seinen Körper erforschen. OK, es war nur die Brust, aber für mich war das mehr, als ich mir je erträumt hätte. Während ich vorsichtig seine Brust mit vielen kleinen Küssen versah, bemerkte ich nicht, wie ich zu einem seiner Nippel wanderte. Als ich ihn berührt hatte, hörte ich einen Laut. Ich erstarrte sofort. War das ein Knurren? War es ein Stöhnen? Ich war mir nicht sicher. Ich fürchtete, dass ich zu weit gegangen war, und er dies vielleicht nicht mochte. Es war ja auch gar nicht meine Absicht gewesen. Ich hatte ihn ganz aus versehen gestreift. Die Hand, die er um mich gelegt hatte, begann sich plötzlich zu bewegen und ich machte mich auf den Schmerz gefasst. Doch stattdessen streichelte er meinen Rücken.

Ich weiß noch genau welch ein Schauer mir dabei über den Rücken lief. Wie viele Emotionen dabei in mir ausgebrochen waren. Es war unbeschreiblich. Ich wurde mutiger und begann seinen vorwitzigen Nippel ausgiebig zu liebkosen. Und ich denke es hatte ihm gefallen. Er machte wieder diesen Laut, und diesmal war ich mir sicher, dass es ein Stöhnen war. Also gefiel es ihm. Ich vergaß beinahe völlig meine Ängste und verteilte überall auf seinem Oberkörper kleine Küsse. Ich wagte es sogar seinen Nippel zwischen meinen stumpfen Zähnen zu reizen und ich denke das hatte ihm auch gefallen. Eine weitere fixe Idee brannte sich in mein Gehirn und ich stellte mir vor, wie es wohl sei seinen stolzen Schaft zu schmecken. Ohne darüber nachzudenken, wanderte ich hinunter zu seinem steifen Ständer. Ich kannte seinen Schwanz bereits. Er hatte ihn mir schon öfter vorgestellt. Während der Jagd, bevor er zu Bett ging, oder nachdem er aufgestanden war. Wann immer ihm danach war hatte er mich auf meine Knie gezwungen und ihn mir in den Mund gesteckt. Und wehe ich hätte es gewagt ihn mit meinen Zähne zu verletzen. Man lernt sehr schnell, wenn man Nägel durch die Hand getrieben bekommt.

Doch dieses Mal war es etwas anders. Dieses Mal hatte er mich zu nichts gezwungen. Ich tat es weil ich es wollte. Weil mir danach war. Und es fühlte sich großartig an. Ich wusste nicht, ob er es mir gestatten würde, wenn ich es tat weil ich es wollte. Es konnte ja sein, dass er es nur genießen konnte, wenn er derjenige war, der es wollte. Oder dass er es brauchte mich dabei zu quälen. Aber dem war wohl doch nicht so, denn er ließ mich mit ihm spielen. Und ich genoss dieses Spiel. Ich küsste, leckte und saugte. Ich war wie fasziniert von diesem nervenübersätem Bündel aus Sehnen, Adern und purer Lust.

Ich wusste wie gut es mir tut, wenn ich mir sanft meine Hoden massierte, und so hoffte ich, dass es ihm auch gefallen würde. Ich griff vorsichtig mit der Hand danach und begann ihn dort zu streicheln und seine Bälle sanft kreisen zu lassen. Ich fühlte mich gut. Zum ersten Mal gewährte er mir, dass ich ihm aktiv Lust bereiten durfte. Zum ersten Mal war ich nicht nur ein passiver Fickgegenstand. Die ganze Zeit über hatte er weiter meinen Rücken gestreichelt und mir damit deutlich zu verstehen gegeben, dass es gut war, was ich tat. Dass es ihm gefiel und ich weitermachen durfte, doch plötzlich hatte er aufgehört. Ich fühlte zwar, wie erregt er war und wie er leise stöhnte, aber er hatte aufgehört zu streicheln und ich erstarrte förmlich vor Angst. Ich erwartete jeden Moment, dass er mich von sich stoßen würde. Sicher hatte ich irgendetwas falsch gemacht. Vielleicht hatte ich ihn mit meinen Zähnen erwischt? Oder vielleicht war ich mit meiner Hand zu grob gewesen. Was auch immer es war, er sah darüber hinweg und erlaubt mir weiterzumachen, denn er setzte sein Streicheln fort. So gab ich mein allerbestes ihn nicht zu verletzen. Ihm größtmögliche Lust zu bereiten. Ich wollte es so gut machen, wie ich konnte. Und ich denke es war gut. Denn er zuckte unkontrolliert unter mir und ergoss sich tief in meinen Rachen. Ich schluckte alles artig hinunter. Ich wollte nicht, dass er verärgert wäre, wenn ich ihn beschmutzt hätte liegen lassen. Also leckte ich alles sauber. Doch es war nicht allein aus Angst vor seinem Ärger. Ich wollte es auch selbst. Ich schmeckte ihn gerne. Er schmeckte gut. Ich hätte ihn am liebsten den ganzen Tag lang geleckt.

Ich hatte Angst vor dem Moment, wenn er mich wieder wegstoßen würde. Wenn er mich wieder zu Dru schicken würde. Ich wollte fragen ob ich bei ihm bleiben dürfte. Ich wollte fragen, ob ich von ihm trinken dürfte, denn ich hatte so großen Durst. Doch als ich die ersten Worte gesprochen hatte, verließ mich der Mut. Er hatte mich erwartungsvoll angesehen. Und ich wusste nicht was er erwartet hatte. Aus Angst, dass ich etwas Falsches sagen würde, fragte ich ihn dann etwas vollkommen anderes. Ich glaube ich fragte ihn, ob ich wieder zu Dru dürfte. Denn in diesem kurzen Moment sehnte ich mich nach ihr. Denn bei ihr wusste ich wenigstens, was ich sagen konnte und was nicht. Doch bei ihm war das nie so. Nie wusste ich wie er reagieren würde. Und egal was ich auch tat. Egal was ich auch sagte ich bekam immer nur seinen Hass zu spüren. Er schlug mich so hart, dass ich beinahe aus seinem scheiß Bett geflogen wäre.

Ich war am Ende. Ich verlor endgültig allen Mut und kroch davon. Ich dachte das wäre jetzt mein Ende. Ich dachte nicht einmal mehr darüber nach, was ich falsch gemacht haben könnte. Ich wollte nur fliehen. Ich ertrug den Hass nicht mehr, den er auf mich verspürte. Ich kroch davon und versteckte mein Gesicht vor ihm, denn mein Gesicht war es, was er wohl am meisten hasste. Er verließ den Raum. Ließ mich allein auf dem Boden zurück. Ich verharrte dort auf dem kalten Stein und wagte es nicht mich zu bewegen. Ich erwartete jeden Augenblick dass er wiederkommen würde.

Ich verlor vollkommen das Zeitgefühl. Gewiss auch deswegen, da ich bereits seit Tagen nichts mehr getrunken hatte. Ich wusste nicht mehr wie lange es her war, seit ich das letzte Mal einen Tropfen Blut trinken durfte. Ich schätze dass es mindestens eine Woche war. Es war jedenfalls mehr als ich ertragen konnte. Ich fror schrecklich. Ich machte mich ganz klein und versuchte das letzte bisschen Wärme in meinem kalten untoten Körper einzufangen, doch es nützte nichts. Mit der Zeit spürte ich auch nicht mal mehr die Kälte.

Ich weiß nicht wie viele Stunden es dauerte, als er wieder kam. Ich bemerkte gar nicht wie er eingetreten war. Ich bemerkte ihn erst, als die Tür hinter ihm zufiel. Ich erwartete eine Bestrafung von ihm. Ich rechnete fest damit, dass er mich wieder gegen die Wand ficken würde. Oder dass er mich vielleicht endlich töten würde. Als er sich dann zu mir herunter gebeugt hatte und ich seine Hand plötzlich auf mir spürte, erschrak ich fürchterlich. Er beugte sich erneut zu mir und legte mir seine Decke über. Trotz des dünnen Stoffes wurde mir sofort wärmer. Dann spürte ich erneut, wie er mir sanft über den Rücken streichelte, und für einen Moment dachte ich es wäre Dru, die bei mir war. Doch es war er, den ich gespürt hatte. Oder hatten mir meine Sinne durch den Blutdurst nur vorgegaukelt es sei er, weil ich mir so sehr gewünscht hatte er würde zu mir zurückkommen und mich endlich lieben. So wie ein Sire sein Childe normalerweise liebt. Ich wagte es aufzublicken und ihn anzusehen. Ich wollte ihn sehen. Wollte mit eigenen Augen sehen, dass es wirklich er war, der mich gerade mit sanften Bewegungen zu beruhigen versuchte. Er manövrierte mich auf sein Bett und ich rollte mich sofort wieder zusammen. Ich hatte Angst davor, was er mit mir machen wollte. Ich wollte nicht mehr als sein Fickgegenstand herhalten. Wollte nicht mehr mit all seiner Gewalt und stärke gegen die Wand gefickt werden, sodass jedes Mal mein Gesicht aufschlug. Ich wollte nicht wieder von ihm gehasst und fortgeschickt werden.

Er zog meine schützende Decke von mir und griff nach meinem Arm. Ich versuchte mich zu wehren. Nicht mit voller Kraft, denn ich fürchtete das würde alles nur schlimmer machen. Ich wusste es gab keinen Ausweg für mich. Keine Zuflucht. Ich geriet in Panik. Dann roch ich es. Ich roch sein Blut. Er hielt mir sein Handgelenk direkt unter die Nase. Und ich glaubte zu träumen. Ich wagte es nicht zu trinken. Ich hatte noch immer Angst, er würde mich bestrafen, falls ich es versuchen sollte. Doch in seinen Augen erkannte ich keinen Hass. Es war reine Führsorge, die sich dort widerspiegelte. Zu ersten Mal zeigte er Fürsorge für mich. Für sein Childe. Ich zögerte keine Sekunde länger! Es war das köstlichste Blut, das ich jemals getrunken hatte. In der Nacht meiner Verwandlung war es bei weitem nicht so köstlich, wie in dieser Nacht. Denn damals war ich noch kein Vampir und in dieser Nacht war ich bereits einer. Ein sehr hungriges Vampir-Childe, das von seinem Sire trinken durfte. Das war wohl mit Abstand das Beste, was ich bis zu dieser Zeit erleben durfte. Und was dann danach kam war nicht weniger gut. Er legte sich neben mir und strich mir die ganze restliche Nacht und den halben darauffolgenden Tag zärtlich über den Rücken. Zu keinem Augenblick davor fühlte ich mich so wohl in seinem Bett. Ich fühlte mich gestärkt von dem Blut was er mir gegeben hatte. Und geliebt von den Berührungen, die ich verspüren durfte.

Als ich erwachte fühlte ich mich unbeschreiblich wohl. Ich glaube ich hatte noch nie so gut geschlafen, seit ich ein Vampir geworden war. Ich blickte auf, um nach ihm zu sehen und erschrak. Er war gerade dabei sich auszuziehen, und alles was ich dann vor meinem geistigen Auge sah, bereitete mir nur noch Schmerz. Es war so schön gewesen. Ich hatte mich so wohl gefühlt, doch als ich sah wie er sich auszog, spürte ich all die Schmerzen auf mir, die er mir immer verursacht hatte. Ich geriet in Panik und flüchtete aus seinem Zimmer. Ich kann nicht mal mehr genau sagen, weshalb ich so überreagierte. Es war einfach der Schock. Ich dachte er wollte wieder sein Recht einfordern, so wie er es immer förmlich auszudrücken pflegte. Ich dachte er würde mich gleich wieder packen und gegen die Wand ficken, um mich danach wieder fortzuschicken. Ich weiß das ergibt eigentlich keinen Sinn, aber man muss erst einmal in so einer Situation stecken, um zu verstehen, was da in mir vorging. Für einen Menschen wäre wohl nicht einmal eine normale Childe-Sire-Beziehung zu verstehen. Wie soll ich dann hier meine Gefühle auf Papier bringen, wenn ich sie nicht einmal selbst richtig verstehe? Ich meine darum geht es hier doch. Deshalb schreibe ich doch all diesen Quatsch hier rein! Shit, warum konnte Angelus nicht einfach ein ganz normaler Sire sein. Wie jeder andere. Warum musste er ausgerechnet mit mir diese Spielchen spielen? Denn nichts anderes war es für ihn. Für ihn war alles ein Spiel. Egal ob es dabei um seine Opfer ging, oder um Darla, Dru oder um mich. Wir alle waren nur seine Figuren in einem nie enden wollendem Spiel. Und zu dieser Zeit war ich seine Lieblingsspielfigur. Wie ich ihn hasse!

Also gut, damit ich hier endlich fertig werde weiter im Text. Ich flüchtete zu Dru. Wohin hätte ich denn auch sonst gehen sollen? Ich kroch eilig zu ihr ins Bett und schlüpfte in ihre Arme. Sie war glaub ich etwas überrascht. Nahm mich aber liebevoll in ihre Arme und hielt mich sanft fest. Doch ich fühlte mich nicht wirklich geborgen bei ihr. Genauso gut hätte ich zu Darla gehen können. Das wäre auch ziemlich der gleiche Effekt gewesen, nur das Darla mich selbst hochkant rausgeschmissen hätte, und Dru Angelus diese Arbeit überlies. Der kam nämlich gleich darauf und forderte mich auf wieder zu ihm zu kommen. Nein er bat mich! Hah! Was sollte der Scheiß eigentlich? Wo lag den bitteschön der Unterschied darin, ob er mich bat oder zwang? Im Endeffekt kam es auf dasselbe hinaus. Ich hatte eine Scheißangst und versteckte mich bei Dru. Aber die dachte nicht einmal daran mich zu schützen. Sie lächelte ihrem lieben Daddy zu und hielt ihm noch schön brav die Decke hoch, damit er auch ganz genau sehen konnte wie erbärmlich sein Childe war. Dies war einer der Momente in denen mir wieder schmerzlich bewusst wurde, dass Dru nicht im Geringsten das war, was ich gebraucht hatte. Sie war nicht im Entferntesten wie ein Sire für mich.

Ich hatte eh keine Chance, also gab ich auf. Mir war alles egal. Von mir aus sollte er mit mir tun was er wollte. Von mir aus sollte er mich solange gegen die scheiß Wand ficken, bis ich an der anderen Seite durchbreche. Von mir aus sollte er mich vernichten. Es war mir alles egal. Ich sollte mich anziehen, und zu ihm rüber gehen. Ich fragte mich warum er mich angezogen haben wollte? Vermutlich, damit er mir die Kleider vom Leib reißen könne, das tat er nämlich gerne. Angelus hatte das Zimmer verlassen und wartete in seinem Schlafzimmer auf mich. Ich stand auf. Dru würdigte ich nicht eines einzigen Blickes. Ich hasste sie dafür, dass sie mich nie unterstützte. Auch wenn ich wusste, dass sie sich nie gegen ihren Sire aufgelehnt hätte, aber sie hätte mich wenigstens ein bisschen unterstützen könne. Sie hätte für mich bei ihm bitten können. Ihr konnte er niemals etwas ausschlagen. Also hätte sie es tun können. Doch sie tat es nie.

Als ich bei ihm im Zimmer ankam, stand er am Kamin und schenkte sich gerade einen Drink ein. Ich sollte mich setzen, also tat ich es. Er reichte mir auch ein Glas, und nun kam mir das ganz schon ziemlich komisch vor. Etwas war anders als sonst. Er schien nervös zu sein. Aber weshalb? Er fing an eine Rede zu halten. Er becherte einen Whiskey nach dem anderen herunter und zwischendrin versuchte er mir irgendetwas über Childer und Sires zu erklären. Ich verstand kein einziges Wort von seinem Gefasel. Er wurde langsam betunken und es wurde immer schwieriger ihm bei seinem Gespräch zu folgen. Ich war auch viel zu nervös, um wirklich schlau aus seinen Erklärungen zu werden. Er schenkte mir nach, obwohl ich mein erstes Glas noch nicht einmal leer hatte. Er hatte aber bestimmt schon mindestens zehn intus. Er lallte schon und hatte wohl auch Schwierigkeiten sich auf den Beinen zu halten, denn er kniete sich plötzlich neben mich an den Sessel und redete weiter. Er verlor dabei selbst den Faden in seinen Erklärungen und fing noch mal von vorne an. So langsam begriff ich endlich, was er mir zu sagen versuchte. Vor allem hatte ich eines ganz genau verstanden. Er hatte nämlich zugegeben einen Fehler gemacht zu haben. Das war das einzige Mal, das Angelus so etwas zugegeben hatte. Nach ungefähr der vierten oder fünften Wiederholung seiner Erläuterungen war mir dann endlich klar, was er sagen wollte. Er gab zu, dass es ein Fehler war Dru für mich sorgen zu lassen. Er hätte es selbst tun sollen. Er hätte mir von Anfang an der Sire sein sollen, der er nun sein wollte. Ich dachte ich müsse sterben! Ich konnte es nicht glauben, was er da sagte. Und ich glaubte es auch nicht. Ich dachte sobald er wieder nüchtern sei, wäre alles wieder beim Alten. Das sagte ich ihm auch, aber zu dem Zeitpunkt war er schon so betrunken, dass er das nicht mehr realisierte. Er fing mit seiner Erklärung noch einmal von vorne an, und bekräftigte erneut, dass er endlich der Sire sein wolle, den ich brauche. Er wolle mich zu einem richtig guten Vampir machen. Für mich hörte sich das alles an wie ein Märchen.

Als er dann am Sessel beinahe einschlief, vor lauter Rausch, griff ich ihm unter die Arme und manövrierte ihn auf sein Bett. Er lallte irgendetwas davon, dass er es gerne hätte, dass ich mich zu ihm liege, doch ich wollte es nicht. Ich konnte aber auch nicht gehen, denn ich war noch ziemlich aufgewühlt durch seine Rede. Ich wollte mich nicht neben ihn legen, weil ich Angst hatte, dass er seine Meinung ändern würde, sobald er wieder nüchtern wäre. Ich holte mir den Sessel näher an sein Bett und setzte mich so, damit ich ihn beobachten konnte. Die ganze Zeit saß ich an seinem Bett und studierte sein hübsches Gesicht. Seinen starken Körper. Die mächtige und große Ausstrahlung, die er auf mich hatte. Ich sah ihn durch die Augen eines Childes. Er war mein Erschaffer. Mein Blut. Mein Gott. Ich war fasziniert von ihm.

Von diesem Tage an hatte sich alles verändert. Er lehrte mich alles was er wusste. Zeigte mir alle Geheimnisse der Jagd nach Menschen. Er machte mich zu dem was ich heute bin. Zu einem kaltblütigen Killer. Er war wahrlich ein Meister. Ich sah zu ihm auf und eiferte ihm nach. Ich wollte alles genauso gut machen wie er. Nein noch besser. Ich wollte ihn eines Tages stolz auf mich sein lassen. Es war großartig. Er war endlich wie ein Sire für mich. Stand mir zur Seite. Achtete auf mich. Rügte mich, wenn ich Fehler machte, lobte mich aber auch, wenn ich etwas gut gemacht hatte. Er gab mir endlich die Führung und die Stütze, die ein Childe in seinen ersten Jahren braucht.

Ganz entgegen seiner Art drängte er mich zu nichts. Als wenn er seinen Fehler wiedergutmachen wollte. Ich durfte weiterhin bei Dru schlafen. Dort fühlte ich mich wohl. Doch es zog mich immer öfter zu ihm. Anfangs saß ich nur in diesem alten Sessel und beobachtete wie er schlief. Wie sich seine Muskeln unter seiner Haut bewegten, wenn er sich im Schlaf drehte. Wie seine Augen unruhig wurden, kurz bevor er erwachte. Ich kannte ihn in- und auswendig. Kannte jedes Haar, jede Narbe, jedes noch so kleine Detail. Doch eines Nachts, als wir sehr früh von der Jagd zurückkamen, wollte ich nicht in dem Sessel platz nehmen. Ich stand noch etwas unschlüssig in der Türe und beobachtete, wie er sich auszog. Er hatte mich gar nicht bemerkt. Erst als er bereits unter seine Decke verschwunden war, hatte er mich entdeckt. Er war etwas nervös. Ich hatte es geschafft meinen großen Sire nervös zu machen. Meine Brust schwoll nur so an vor lauter Stolz! Ich setzte mich zu ihm auf das Bett und begann mich langsam auszuziehen. Ich spürte deutlich seine Blicke auf mir ruhen. Ich bewegte mich so langsam wie möglich, denn ich konnte deutlich fühlen, wie ihn das in den Wahnsinn trieb. Als ich endlich nackt war, blieb ich einfach sitzen und sah ihn an. In seinen Augen spiegelte sich Verwirrung und Ungeduld ab. Und da war noch etwas. Es war wieder dieses Strahlen. Ich weiß nicht woher es kam, oder was es genau war. Ich kann es nicht beschreiben. Ich weiß nur, dass es da war. Und es fesselte mich. Ich schlüpfte in seine Arme und zum ersten Mal in meinem damaligen Leben hatte ich das Gefühl nachhause zu kommen. Es war unbeschreiblich.

Ich begann wieder ihn zu küssen. Wie an jenem Tag, an dem sich alles verändert hatte. Und auch diesmal sollte sich alles verändern. Vielleicht war es meine Schuld. Vielleicht hätte ich es nicht tun dürfen. Im Nachhinein betrachtet, hatte sich unsere Beziehung jedes Mal vollkommen verändert, wenn ich ihm freiwillig den Schwanz lutschte. OK, es war insgesamt nur zwei mal, aber für diese Theorie reicht es sehr wohl. Es könnte ja sein, dass wir beide verflucht sind, und wann immer ich seinen verfluchten Schwanz lutschen will passiert irgendetwas Einschneidendes bei uns. Keine Ahnung? Ich weiß nur, dass Darla plötzlich da war. Sie erzählte, dass Dru in Gefahr sei. Erst dachte ich ja sie wäre auf mich sauer, weil ich wieder mal ihr hübsches Childe in Beschlag genommen hatte. Ich wollte mich verdrücken, denn Darla konnte sehr unangenehm sein, wenn sie sauer war! Doch Angelus hielt mich auf. Er sah mich mit diesem Blick an und ich wusste ich hätte nichts zu befürchten. Ich wusste er würde mich beschützen. Das war das erste Mal, dass ich mich behütet gefühlt hatte. Ein Childe braucht diese Art von Schutz. Es braucht es um existieren zu können.

Ich machte mir auch Sorgen um Dru, und schon nach kurzer Zeit erreichten wir die Zigeunersiedlung. Angelus stürzte sich sofort auf das Mädchen, dass Darla ihr gezeigt hatte. Ich beobachtete noch, wie er sie blitzschnell in den Planwagen schleifte und kurzen Prozess mit ihr machte. Ich wollte ihm Rückendeckung geben, für den Fall, dass einer der Zigeuner ihn entdecken würde. Die Zigeuner waren bekannt für ihre Zaubereinen. Sie konnte unangenehme Sprüche sprechen. Einem Krankheiten an den Hals hetzen oder schlimmeres. Sie machten dabei auch nicht halt bei Dämonen. Kein Vampir war dumm genug, sich freiwillig mit einem Zigeuner anzulegen.

Ich stand neben Darla und wollte gerade zu Angelus gehen. Doch sie hielt mich auf. Ein bekanntes Kichern ertönte plötzlich hinter mir. Es war Dru! Sie und Darla hatten sich die ganze Geschichte nur ausgedacht. Es war ein Spiel. Sie wollten Angelus einen Denkzettel verpassen, da er sie sehr vernachlässigt hatte. Ich wollte ihn warnen, aber Darla und Dru hielten mich auf. Gegen zwei Vampirdamen, die sich etwas in den Kopf gesetzt hatten, konnte ich nichts ausrichten. Sie zerrten mich fort. Zurück zu unserem Unterschlupf, wo ich dann ungeduldig auf ihn wartete. Darla verhinderte, dass ich nach ihm suchen konnte. Ich tigerte hin und her. Ich war wütend. Ich wollte zu ihm. Ich machte mir Sorgen. Falls die Zigeuner dahinter gekommen waren, war er in großer Gefahr. Doch das war von Darla und Dru auch so geplant gewesen. Darla vermutete, dass sie ihm irgendeine Krankheit an den Hals wünschen würden. Oder vielleicht auch etwas anderes. Etwas Schmerzvolleres. Erst jetzt bemerkte ich, wie wütend sie auf ihn war. Ich konnte von Glück sprechen, dass ihre Wut nicht auch mich traf, denn schließlich war ich ja der Grund für Angelus’ Haltung ihr gegenüber.

Womit die gute Darla allerdings nicht gerechnet hatte war, dass die Zigeuner Angelus eine Seele geben würden. Und so verloren wir ihn alle. Als er wieder kam, war er völlig verstört. Ich fühlte sofort seinen Schmerz. Der Schmerz zog sich durch jede Faser seines Körpers, doch ich konnte ihm nicht helfen. Ich wollte ihn halten. Ihn mit meiner Nähe trösten, aber er wich zurück. Es war wieder dieser Hass in seinen Augen. Hass und Abscheu. Als wenn er sich vor mir ekeln würde. Von da an waren es Angels Augen, die mich ansahen. Genauso wie heute. Genau dieselben Augen. Darla, Dru und ich hatten das ganze Zigeunerdorf verwüstet. Ich töte ohne Gnade. Jeden einzelnen, der mir entgegenkam. Bis zum heutigen Tag. Noch immer töte ich. Und noch immer tue ich es seinetwegen. Noch immer sinne ich nach Rache. Noch immer hasse ich all die Menschen, die mir meinen Sire wegnahmen. Wenn sie ihn wenigstens getötet hätten, dann hätten er und ich unseren Frieden, aber so war es fast unerträglich. Ich spürte noch immer das Band zwischen uns, doch er konnte nicht mehr bei uns sein. Konnte uns nicht mehr in die Augen sehen. Konnte keine Menschen mehr töten. Konnte mir nicht mehr der Sire sein, den ich brauchte. Er verließ uns. Keiner von uns sah ihn wieder. Lange Jahre, in denen ich mich zu einem Meistervampir entwickelt hatte. Darla war irgendwann ihren eigenen Weg gegangen. Sie zog es wieder zum Meister. Doch Dru und ich machten ganz Europa unsicher. Ich begann ihn zu vergessen. Ich vergaß alles, was damals passiert war. Ich sah nur noch sie. Wir sorgten für einander. Und wir liebten uns. Sie war für mich wie eine Schwester und eine Gefährtin. Wir hatten beide dasselbe Blut. Alles lief wieder einigermaßen perfekt, bis wir in dieses beschissene Sunnydale kommen mussten.

Gut OK, es war meine Idee gewesen, denn ich wollte meine nächste Jägerin killen. Aber ich konnte ja nicht ahnen, dass alles so kommen würde! Diese verfluchte Jägerin war einfach nicht totzukriegen! Meine liebe Dru hat mich verlassen. Und Angel dieser Saftsack hatte sich zu allem Überfluss auch noch auf die Seite der Jägerin geschlagen.

Na ja eines hatte sie doch gut hinbekommen. Die kleine Jägerin. Sie hatte es geschafft Angel die Seele zu stehlen. Ich weiß es noch ganz genau. Plötzlich waren wir wieder eine Familie, aber ich war an diesen verfluchten Rollstuhl gefesselt. Und Dru, meine Liebe, sie hatte nichts Besseres zu tun, als zu ihrem Daddy zu rennen. Überhaupt verstanden die beiden sich ja so gut! Sie waren wie ein Herz und eine Seele. Wie ich ihn hasste. Er nahm mir meine Dru weg. Für mich hatte er nur spöttische Blicke, da ich an dieses rollende Ding gefesselt war. Er war mir nicht im Geringsten der Sire, den ich gebraucht hätte. Ach was rede ich denn da? Ich war es, der ihn nicht mehr gebraucht hatte. Ich war längst nicht mehr das bedürftige Childe wie anfangs gewesen. Längst war ich selbst ein Meistervampir. Zwei Jägerinnen hatte ich bereits getötet. Und die dritte war nicht mehr weit. Ich hätte nur ein bisschen Glück gebraucht, dann wäre sie schon längst Geschichte gewesen. Ich brauchte ihn daher kein bisschen! Nicht im Geringsten! Nein. Ganz und gar nicht. Deshalb bewarf ich ihn auch mit all meinem Hass, den ich für ihn empfand, denn das tat ich. Jawohl!

Spike klappte das kleine Buch schwungvoll zu, packte es und warf es gegen die Wand. Der Kugelschreiber, den er geklaut hatte, flog direkt hinterher. Frustriert legte er sich auf sein Bett in der Gruft und begann mit seinem festen Vorhaben, alles sofort zu vergessen, was er in dieses Buch geschrieben hatte. Doch dies wollte ihm nicht so recht gelingen. Unruhig wälzte er sich im Bett hin und her, hielt sich das Kissen über den Kopf und warf es kurz darauf ebenfalls zu Boden. Schließlich entschied er wieder aufzustehen.

Ich will nur das Kissen aufheben. Nichts weiter!

Er ging zu dem Kissen, doch sein Blick ruhte auf dem Buch, das nur einen Schritt weiter halb aufgeschlagen an der Wand auf dem Boden lag. Statt nach dem Kissen zu greifen, ging er schließlich zu dem Buch, hob es auf und ordnete die Seiten, die durch den Aufprall zerknittert wurden, um es dann behutsam in seiner Westentasche zu verstauen.

Nur damit es Harm nicht in die Finger bekommt. Es geht sie nichts an, was da drin steht.

Danach griff er sich das Kissen und legte sich endlich zur Ruhe. Es war viel geschehen in letzter Zeit. Er war mehr als müde.


~*~*~*~*~*~


Eine ganze Weile später in Sunnydale:

Inzwischen war vieles geschehen. Spike schwor Rache an der Jägerin und hegte in Gedanken schon Pläne, wie er sie wohl töten würde. Doch eine Gruppe Soldaten durchkreuzte all seine Pläne. Eine Institution, die sich die Initiative nannte, nahm ihn gefangen und nutze ihn als Versuchsobjekt für militärische Zwecke. Dort durchlebte er eine, für einen Vampir ziemlich grausame Zeit. Man sperrte ihn ein, betäubte ihn, operierte an ihm herum, setzte ihn unter Drogen, ließ ihn hungern und schenkte ihm nicht den Respekt und die Aufmerksamkeit, die er sonst von den Menschen gewohnt war. Dabei war jedes dieser genannten Dinge gleichsam schlimm für ihn. Doch Spike schaffte es durch seinen wachen Verstand und ein bisschen Glück zu entfliehen.

Rasch musste er aber erkennen, dass die Wissenschaftler der Initiative ihm einen Computer-Chip in seinem Kopf implantiert hatten. Dieser verhinderte, dass er jemanden beißen oder schlagen konnte. Er war somit zahm wie ein zahnloser Tiger. Und so fühlte er sich auch. Wie ein zahnloser, hilfloser Tiger in der weiten Prärie voller herrlicher, nach frischem Blut schmeckenden Menschen, denen er aber nichts anhaben konnte.

Er hatte Durst. Harmony hatte ihn rausgeschmissen. Wo anders hätte er nicht unterkriechen brauchen, da ein Vampir, der sich nicht verteidigen konnte wohl sicher keine fünf Minuten Überlebenschancen in der Dämonenwelt hatte. Er war verzweifelt und wusste nicht wohin. Seine einzige Chance war die Jägerin und ihre bescheuerten Freunde. Auch wenn dies sicher die letzten Menschen auf Erden waren, die er um Hilfe bitten wollte. Schon allein wegen der Tatsache, da er niemals irgendjemanden um Hilfe bitten wollte. Doch die Jägerin war schließlich auch Schuld an seiner Misere, also sollte sie ihm auch dazu verhelfen, wieder ein richtiger Vampir zu werden. Zumindest wollte er ein bisschen Blut und ein paar Zigaretten. Damit wäre er fürs erste schon zufrieden gewesen.

Nachdem feststand, dass Spike tatsächlich harmlos war, nahm ihn Giles vorübergehend bei sich auf. Besser gesagt, ketteten sie ihn in Giles’ Badewanne an. Nicht gerade der beste Luxus, aber wenigstens konnte Spike fernsehen und bekam etwas Blut zu trinken. Doch Giles ging dies rasch auf die Nerven. Er erwartete bald Besuch von einer alten Freundin und wollte endlich wieder in seiner Wanne baden. Sie überlegten, was sie mit dem Vampir machen sollten, bis Giles die springende Idee kam.

„Auf geht’s Blondie, wir gehen auf Reisen!" verkündete Xander fröhlich und fing an Spike unter den Schultern zu greifen, um ihn aus der Wanne zu hieven.

„Hey, was soll das? Wo bringt ihr mich hin?" fragte Spike empört.

„Das werden Sie schon sehen," gab Giles zur Antwort, während er Spikes Füße packte und Xander half.

Sie stellten Spike auf seine Füße und packten ihn jeweils links und rechts unterm Arm. Da Spikes Füße zusammengekettet waren, hatte er Mühe Schritt zu halten und hüpfte mehr als er ging. An der Haustüre protestierte er erneut und meinte: „Mein Mantel! Ich gehe nirgendwo hin ohne meinen Mantel!"

„Als ob du da ein Wörtchen mitzureden hättest", stellte Buffy höhnisch fest, griff sich seinen Mantel und warf ihn über seine Schulter. Wären Spikes Blicke tödlich gewesen, wäre die Jägerin jetzt nur noch ein Häufchen Asche. Giles und Xander führten ihn weiter über den Hinterhof bis zur Straße zu Giles’ Auto.

Schade, dass es schon so spät in der Nacht ist. Ich stelle mir gerade vor, wie Giles seinen Nachbarn erklärt, weshalb ich hier mit Ketten gefesselt bin.

Sie setzten ihn hinten ins Auto. Buffy setzte sich neben ihn, um ihn dort besser im Griff zu haben. Giles führ und Xander setzte sich auf den Beifahrersitz.

„Wo bringt ihr mich hin?" fragte Spike erneut nach.

„Halt die Klappe Spike," forderte Buffy gelangweilt auf. Niemand hatte vor, Spike darüber zu informieren wohin sie fahren würden. Sie hatten entschieden, dass es besser sei, wenn er es erst später erfahren würde.

„Ich habe Durst!" begann Spike erneut zu nörgeln.

„Du bekommst etwas wenn du brav bist und wir angekommen sind. Also überlege dir gut, ob du dich für den Rest der Fahrt so nervig zeigen willst, denn dann schätze ich werde ich unterwegs aus Versehen deinen Blutbeutel aus dem Fenster fallen lassen. Hast du mich verstanden?" drohte Buffy.

Diese verdammte Schlampe! Na warte bis ich diesen elenden, verfluchten Chip wieder los bin, dann zeige ich dir wie nervig ich sein kann.

Spike war langweilig. Er hatte Durst. Und die Fahrt gefiel ihm überhaupt nicht. Vor allem, da er nicht wusste wohin die Reise führte. Nachdem sie Sunnydale verlassen hatten, entschied er einfach die Augen zuzumachen. Dann musste er wenigstens diese Menschen, die ihn wie ein Paket behandelten, nicht mehr ansehen. Es war schon schlimm genug, dass er ihr Blut riechen konnte und ihre Herzschläge wie Buschtrommeln in seinem Kopf hämmerten. Schließlich schlief er ein und bekam daher nicht mit, dass seine Reise nach LA führte.

Plötzlich wurde er aus seinem Schlaf gerissen, als Xander voller Begeisterung zu reden begann und mit dem Finger auf Giles Kilometeranzeige deutete: „Hey Leute seht euch dass an! Das bringt bestimmt Glück. Giles, sie sollten Lottospielen gehen."

Lottospielen? Warum kommt mir das so bekannt vor? Was zum Geier ist denn so toll an Giles’ Armaturenbrett, das alle... Moment mal, diese Stadt kenne ich doch? Was zum Teufel....?

Das erste was Spike realisiert hatte war, dass sie soeben in LA angekommen waren. Das zweite war das, weswegen Xander so begeistert war. Nämlich das die Kilometeranzeige von Giles’ Auto in einer langen Reihe von Einsen stand. Der dritte Gedanke war die Erinnerung an das letzte Mal, als er so etwas erlebt hatte. Und das vierte was ihm klar wurde, war wohin sie ihn mit Sicherheit bringen wollten. Zu Angel! Da wollte er aber ganz bestimmt nicht hin. Spike sprang nach vorne, so weit es ihm möglich war, griff Giles ins Lenkrad und riss es herum.

Lieber mit diesem Auto im Graben landen, als bei Angel! Vielleicht sind ja dann alle bewusstlos und ich kann verschwinden? Vielleicht bleiben wir stecken, und ich verpuffe endlich, wenn die scheiß Sonne auftaucht. Alles ist besser als zu Angel zu gehen!

Der Wagen wurde ruckartig herumgeschleudert und begann sich schnell um die eigene Achse zu drehen. Alle schrieen vor Schreck und Empörung auf. Buffy packte Spike und zog ihn zurück auf seinen Sitz. Giles versuchte gegenzulenken und schaffte es den Wagen wieder ruhig zu halten.

„Du wolltest uns wohl umbringen?" meinte Buffy noch empört, bevor sie ihm einen kräftigen Fausthieb au die Schläfe gab, sodass Spike das Bewusstsein verlor.

Der letzte Gedanke, der Spike noch durch den Kopf huschte, bevor er das Bewusstsein verlor war: ‚Danke! Wenigstens muss ich jetzt nicht sehen, wie Angel sich über mich lustig macht, wenn sie mich zu ihm bringen.’

****

Der ganze Abend war sehr ruhig verlaufen. Wesley und Gunn kamen gerade von einem Klienten zurück. Cordelia saß vorne im Empfang und polierte sich gerade die Nägel, während Angel in seinem Büro saß und längst überfälligen Bürokram erledigte.

„Hallo Cordy," grüßten Wesley und Gunn freundlich.

„Hey ihr beiden, na wie war’s bei Mrs. Pierson?"

„Fehlanzeige", kommentierte Wesley und legte eine Woodo-Puppe vor Cordelia auf den Tresen.

„Das war das Monster?" fragte Cordy mit hochgezogenen Brauen nach.

„Korrekt", gab Gunn zur Antwort.

„Na wunderbar, so wird das nie was mit dem großen Geschäft", stellte Cordelia missmutig fest und fuhr fort ihre Nägel zu polieren.

„Was macht der große Meister?" fragte Gunn beiläufig.

„Wie immer", erklärte Cordelia und deutete mit ihrer Feile auf Angels Büro, „sitzt stumm in seinem Büro, denkt über schwerwiegende Dinge nach und schafft es dabei vollkommen düster und cool zu bleiben. Man sollte eigentlich meinen, dass jemand der schon so alt ist wie er das Leben zu schätzen weiß und auch weiß wie man das Leben lebt. Aber Angel schätze ich ist eher tot als lebendig."

„Angel ist tot", berichtigte sie Wesley.

„Untot wohlgemerkt. Also nicht richtig tot", lenkte Cordelia erneut ein.

„Wer ist tot?" frage eine Stimme am Eingang und alle drei Köpfe bewegten sich sofort in diese Richtung. Es war Buffy, die gerade eingetreten war, und nun von allen mit offenen Mündern angeblickt wurde.

„Hallo Buffy!" begrüßte Cordelia zuckersüß, nachdem sie ihre Stimme wieder gefunden hatte. Sie sprach dabei absichtlich etwas lauter, damit ein gewisser Vampir im Nebenbüro Buffys Ankunft bemerken würde. Buffy und die beiden Herren grüßten sich ebenfalls, während Angel bereits aus seinem Büro kam und ungläubig auf den unerwarteten Gast blickte. „Buffy?" war das einzige, dass er auf die Schnelle herausbrachte, worauf diese näher zu ihm ging und meinte: „Hallo Angel, ich freue mich dich zu sehen."

„Sicher! Ich freue mich auch, aber was führt dich hier her? Gibt es Probleme? Ist was passiert?"

Angels Aufmerksamkeit wurde wieder zum Eingang gelenkt, wo Xander und Giles gerade den bewusstlosen Spike herein schleiften.

Spike! Was ist mit ihm?

Xander und Giles schleiften Spikes schlaffen Körper bis zur einer runden Couch im Eingangsbereich, wo er dann halb sitzend, halb liegend von ihnen abgelegt wurde.

Angel sah auf sein Childe und hatte sofort Mitleid mit ihm. Ein Blick von ihm genügte, und er erkannte sofort, dass Spike in einem schlechten Zustand war. Seine Lippen waren viel zu blass! Das deutete darauf hin, dass er über eine lange Zeit viel zu wenig Blut getrunken hatte. An Armen und Füßen hatte er schwere Eisenketten befestigt. Ohne dass er es wollte, versetzte ihm dieser Anblick einen Schock, denn auch wenn Spike jetzt eigentlich sein Feind war, war er noch immer sein Childe.

„Was zum Teufel soll das? Was habt ihr mit ihm gemacht?" fragte Angel sofort und wirkte dabei schroffer, als er es gewollt hat.

„Wir haben gar nichts mit ihm gemacht", wollte Xander erklären, als Angel ihm sofort wieder ins Wort fiel: „Gar nichts? Das nennt ihr gar nichts? Er trägt Eisenketten und ist bewusstlos. Was denkt ihr Euch eigentlich dabei? Es ist eine Sache Vampire zu töten, aber eine vollkommen andere sie zu quälen! Buffy, warum hast du ihn nicht gleich einen Pflock durchs Herz gejagt, anstatt ihn hierher zu bringen?"

„Angel lassen Sie es bitte erklären", lenkte Giles ein, „Spike ist freiwillig zu uns gekommen. Er war von einem militärischen Geheimlabor gefangen genommen worden. Dort haben sie ihm einen Chip implantiert. Durch diesen Chip kann er weder jemanden beißen, noch verletzen. Er ist vollkommen harmlos. Deshalb hat Buffy ihn nicht getötet."

Sie haben mein Childe gefangen genommen? Sie haben ihm einen Chip implantiert, wodurch er nicht mehr beißen kann? Sie haben mein stolzes Childe gequält? Verdammt, was denke ich denn da? Spike ist nicht mehr mein Childe. Gut er ist es noch, aber er ist ein wilder Dämon. Er steht für das, was ich bekämpfe. Es sollte mich einen Dreck scheren, was mit ihm geschieht. Ich sollte ihn töten.

„Spike wollte zu mir?" fragte Angel ungläubig nach.

„Um ehrlich zu sein, wusste Spike nichts davon, dass wir ihn zu Ihnen bringen. Es war meine Idee", gab Giles zu.

„Warum ausgerechnet zu mir?" Angels Stimme wurde lauter, sodass Spike langsam erwachte.

Giles antwortete darauf: „Nun, da Spike ja Ihr Childe ist, sind Sie in gewisser Weise ja für ihn verantwortlich. Und da ich in meiner Wohnung keinen Platz mehr für ihn habe, dachte ich wir bringen ihn zu Ihnen. Außerdem denke ich, dass das nur mehr als Recht ist."

„Du hast dieses Ding erschaffen?" fragte Buffy schockiert nach.

Spike ist kein Ding! Er ist mein Childe.

„Das ist ausgeschlossen! Ich kann ihn nicht bei mir behalten! Das geht nicht!", versuchte sich Angel aus dieser Situation zu retten. Dies alles ging viel zu schnell für ihn.

„Warum nicht?" fragte Buffy nach.

„Ja genau Angelus!" ertönte es von der Couch, „Sag uns, warum kannst du dein Childe nicht bei dir aufnehmen?" Spikes Stimme triefte geradezu vor Sarkasmus. Als Angel den Hass und die Ablehnung bemerkte, die ihm sein Childe entgegenwarf, lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter.

Alle Blicke richteten sich nun auf Spike, der wiederum erwartungsvoll zu Angel blickte. Spike wollte alles andere, als bei Angel bleiben. Er hatte ganz sicher keine Lust darauf bei Angel wieder an die Ketten gelegt zu werden, und dabei vielleicht alte Spiele wiederaufleben zu lassen. Aber er wollte hören, was Angel darauf zu sagen hatte, mit welchem Grund er ihn nicht aufnehmen könnte. Schließlich wäre es als sein Sire seine Pflicht ihn zu schützen. Aber damit rechnete Spike schon längst nicht mehr.

Angel sah auf Spike herab und überlegte lange was er sagen sollte. Seine Anwesenheit und sein besorgniserregender Anblick verwirrten ihn und verhinderten, dass er klar denken konnte.

„In Ordnung. Ihr könnt ihn hier lassen", antwortete Angel mit ausdrucksloser Miene.

„Einen Dreck werde ich tun! Ich will nicht bei dem bleiben! Nehmt mich gefälligst wieder mit! Steckt mich von mir aus wieder zu den Soldaten, das ist immer noch besser als hier bei diesem Großkotz zu bleiben!" begann Spike wütend zu schimpfen, erhob sich von der Couch und hüpfte zu Xander und Giles in Richtung Ausgang.

„Schön hier bleiben", kommentierte Buffy, während sie ihm nacheilte und ihm mit einem gekonnten Fußschwenker die Beine unter den Füßen wegzog, sodass Spike rücklings auf den Boden krachte.

Angel musste sich zurückhalten und beherrschen, um nicht sofort zu Spike zu eilen, um ihn zu helfen. Er wollte niemandem zeigen, dass er sich um ihn sorgte.

„Au verflucht!" schimpfte Spike und wollte sich wieder auf die Beine rappeln, wurde jedoch durch Buffys Fuß gestoppt, der auf seiner Verbindungs-Kette zwischen seinen beiden Händen lag und ihn so auf den Boden drückte.

Angel schritt schließlich näher, legte Buffy sanft eine Hand auf ihre Schulter und meinte: „Lass ihn. Er kann bleiben. Ihr könnt wieder fahren. Ich kümmere mich um ihn."

Buffy schenkte Angel einen sehnsüchtigen Blick. Seine Berührung auf ihrer Schulter fühlte sich so wundervoll an. Am liebsten wäre sie in seine Arme geschlüpft, doch es waren zu viele Leute anwesend.

„Danke Angel", erwiderte sie und alle verabschiedeten sich schließlich wieder, da sie noch einen weiten Weg zurück hatten. Giles drückte Wesley noch rasch den Schlüssel zu Spikes Ketten in die Hand.

Angel beobachtet, wie Buffy mit ihren Freunden das Hotel wieder verließ. Spike kroch inzwischen zurück zu der Couch und lehnte sich am Boden sitzend an sie an.

„Was machen wir jetzt mit ihm?" fragte Cordelia nach.

Angel blickte noch immer zur Tür und sah nicht einen Moment zu Spike herab.

„Gunn, Wesley, würdet ihr ihn bitte hinunter in den Keller bringen?" bat Angel, ohne dabei einen der Beteiligten anzusehen.

Gunn und Wesley stimmten zu und griffen sich jeweils einen von Spikes Armen. Spike selbst sagte nichts. Er starrte nur voller Hass auf seinen Sire. Dieser sah dies zwar nicht, spürte jedoch deutlich Spikes Blicke in seinem Rücken.

Wesley und Gunn brachten Spike hinunter in einen Keller-Raum. In gewisser Weise ähnelte er Spikes alter Behausung. Es war feucht und muffig. Sie tauschten die Ketten die er trug, gegen andere, die an der Wand befestigt waren. Er war nun jeweils an Armen und Beinen an der Wand angekettet. So konnte er wenigstens richtig aufstehen und ein paar Schritte gehen. Allerdings nicht sehr weit. Vielleicht zwei oder drei Meter. Für einen Vampir, der die Freiheit und die Bewegung bei der Jagd mehr als liebte, war dies die reinste Folter. Spike ließ alles schweigend über sich ergehen. Er hätte sich ohnehin nicht wehren können. Dies hatte er bereits mehrmals mit schrecklichen Kopfschmerzen lernen müssen.

Angel ging zurück in sein Büro, als wäre nichts passiert. Er fuhr mit seiner Büroarbeit fort. Und für Außenstehende schien es so, als kümmerte ihn Spikes Anwesenheit nicht im Geringsten. Innerlich jedoch schrieen er und sein Dämon laut auf, da sein Childe in diesem Moment gerade unten in Ketten lag und furchtbar litt.

****

Spike hasste es hier zu sein. Er war gefangen in einem stinkenden feuchten Loch. Die einzige Bequemlichkeiten, die ihm zur Verfügung standen, war eine alte zerschlissene Matratze, die halb durchnässt von der Feuchtigkeit des Kellers neben ihm auf dem Boden lag und eine dünne Decke, die er sich eng um die Schultern schlug, um diese innere Kälte loszuwerden, die ihn seitdem er hier war quälte. Doch diese dünne durchlöcherte Decke schenkte ihm kaum Wärme.

Seine Gefängniswärter brachten ihm gelegentlich etwas Blut, gingen ihm dabei aber jedes Mal ziemlich auf die Nerven. Cordelia war beinahe schlimmer als Harmony. Immer wenn sie bei ihm war, plapperte sie unentwegt über irgendwelche belanglosen und völlig uninteressanten Dinge, wie die Dämonen, die sie in der Nacht zuvor erledigt hatten, oder was Angel irgendwann gesagt oder getan hätte. Als wenn es Spike interessiert hätte, was Angel tut oder denkt! Komischerweise lauschte er allerdings doch gerne zu, wenn Cordelia Angel erwähnte. Ihre Berichte über Angels andere menschlichen Freunde allerdings interessierten ihn nicht im Geringsten und er war dann doch froh, wen sie wieder ging.

Wesley war beinahe ein Abbild von Giles. Derselbe verstaubte englische Charakter. Während Wesley wartete, bis Spike sein Blut leer trank, versuchte er tiefere Gespräche mit dem Vampir zu führen. Spike solle über seine neue Situation nachdenken. Über die Chancen und Möglichkeiten, die ihm dadurch geboten wurden. Spike hätte sich beim ersten Mal als er dies hörte beinahe verschluckt. Schließlich tat er nichts anderes mehr, als über seine neue Situation nachzudenken. Was anderes blieb ihm ja gar nicht übrig. Aber er konnte darin keinerlei Chancen und Möglichkeiten erkennen. Er sah darin alles andere als Chancen und Möglichkeiten! Alles was er erkennen konnte war, dass er von nun an hilflos und vollkommen ausgeliefert in einer Welt von Menschen und Dämonen lebte, die alle nur nach seinem Tode trachteten. Und er konnte sich nicht im Geringsten dagegen wehren. Also worin lagen da nun seine Chancen? Vielleicht für ein möglichst schnelles Ende irgendwo in einer dunklen Gasse? Für den Fall, dass er jemals wieder auf freien Fuß kommen würde. Was er jedoch eher bezweifelte.

Gunn war der einzige halbwegs amüsante Besuch, den Spike gelegentlich hatte. Er war ein noch größeres Ekel wie Harris. Immer wenn Gunn zur Raubtierfütterung zu ihm kam, konnte Spike in seinen Augen den Hass und die Abscheu erkennen, die er für den Vampir hatte. Das waren Gefühle, mit denen Spike umgehen konnte. Er konnte Gunn zwar überhaupt nicht leiden und wäre er noch fähig dazu, würde er ihn nicht einmal beißen, sondern ihm einfach nur das Genick brechen, um ihn zu töten. Vielleicht würde er ihn vorher auch noch ein wenig foltern. Das wäre bestimmt auch nett. Spike stellte sich jedes Mal vor, was er mit Gunn alles machen würde, während dieser ihn nur mit herblassenden und hasserfüllten Augen beim Trinken beobachtete.

Angel selbst kam jedoch nie hinunter um ihn zu besuchen, oder ihn zu füttern. Spike wusste nicht, ob er darüber wütend oder traurig war. Das Childe in ihm schrie nach seinem Sire und wollte ihn sehen. Ihm nahe sein. Ihn berühren. Aber Spike selbst hasste Angel mehr als alles andere. Daher war er ganz froh ihn nicht zu sehen. Es war schon schwer genug beinahe immer die Anwesenheit seines Sires wahrzunehmen.

****

Wesley kam zu Angel ins Büro und musterte ihn besorgt.

„Angel, kann ich mit dir reden?"

„Sicher, worum geht es?" fragte Angel interessiert nach und sah zu Wesley hoch.

„Es geht um Spike."

Sofort verdunkelte sich Angels Blick und er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Buch, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag.

„Darüber gibt es nichts zu reden."

„Doch, das denke ich schon! Du kannst ihn nicht ewig dort unten gefangen halten."

„Denkst du das weiß ich nicht?" fragte er ihn und sah ihn dabei mit einem schmerzvollen Blick an.

„Warum unternimmst du dann nichts?"

„Was soll ich denn deiner Meinung nach tun, Wesley?"

„Spike ist ein Vampir. Er ist gefährlich, auch wenn er nicht mehr beißen kann. Trotzdem ist er noch immer ein wilder ungezügelter Dämon. Du kannst ihn nicht in Ketten legen. Das wird ihn langsam aber sicher zerstören. Warum tötest du ihn nicht? Das schätze ich wäre noch humaner, als ihn gefangen zu halten."

„Könntest du denn dein eigenes Kind töten?"

„Spike ist nicht dein Kind, Angel! Es war Angelus, der ihn verwandelt hatte."

„Du hast Recht. Spike ist nicht mein Kind. Er ist mehr als das! Er ist mein Blut. Er ist all das, was ich aus ihm gemacht habe. Er ist mein Childe. Ich spüre ihn mit jeder Faser meines Körpers. Ich könnte dir genau sagen in welchem Kellerraum er ist, ohne dass ich bisher ein einziges Mal bei ihm gewesen bin. Ich spüre deutlich wie er leidet. Ich fühle seinen Schmerz und es zerreißt mich innerlich. Also was Wesley? Was soll ich deiner Meinung nach tun? Ihn zu töten wäre wie einen Teil von mir selbst zu töten. Ihr könnt das nicht verstehen. Niemand von euch weiß wie es ist ein Childe zu haben. Kein Mensch kann auch nur annähernd nachempfinden was mich mit ihm verbindet."

„Dann lass mich oder Gunn es tun. Wir können ihn für dich töten."

„NEIN!" schrie Angel fast, „niemand wird ihn töten. Wenn, dann werde ich es sein, der das tut. Und wagt ja nicht es hinter meinem Rücken zu tun, sonnst werdet ihr einen kurzen Besuch von Angelus gekommen!" Angel hatte sich während dieser Worte von seinem Sitz erhoben und funkelte Wesley aus gelben Augen an. Dieser war etwas erschrocken über Angels Ausbruch und wich einen Schritt zurück.

Als Angel dies bemerkte ließ er seine gespannten Schultern wieder sinken und sagte leise: „Es tut mir leid Wesley! Ich wollte dich nicht so angehen. Bitte verzeih mir."

„Schon gut. Ich denke ich verstehe dich nun besser. Niemand von uns wird ihm etwas tun, aber überlege dir, was du tun willst. Du kannst ihn nicht ewig dort unten gefangen halten."

„Ich weiß", gab Angel niedergeschlagen zu und verließ mit hängendem Kopf sein Büro um sich in seine Wohnung zurückzuziehen und über Spikes nachzudenken.

****

„Was hat den denn gebissen?" fragte Cordelia Wesley, nachdem sie Angel ziemlich deprimiert aus dem Büro gesehen hatte.

„Es ist wegen Spike", kommentierte Wesley.

„Schon wieder! Seitdem dieser Blondschopf hier ist, ist Angel ständig mies drauf. Ich verstehe nicht, weshalb er ihn nicht einfach tötet?"

„Könntest du denn dein eigenes Kind töten?"

„Spike ist doch nicht mein Kind!"

„Nein, aber das von Angel."

„Spike ist Angels Sohn? Echt? Ich dachte er wäre sein Childe."

„Nein, natürlich ist Spike nicht Angels Sohn."

„Aber das hast du doch gerade eben behauptet! Würdest du bitte nicht so einen Durcheinander reden! Dann könnte ich es vielleicht auch verstehen."

„Spike ist Angels Childe, OK? Damit ist er wie ein Sohn für ihn. Ein Vampirchilde und sein Sire haben eine sehr starke Bindung zueinander.

„Aber Spike hasst Angel doch."

„Ich vermute das liegt daran, dass Angel, als er seine Seele bekommen hatte, die Familie verlassen hatte. Das ändert aber nichts daran, dass die beiden durch ihr Blut miteinander verbunden sind. Deshalb kann Angel ihn auch nicht töten."

„Kein Problem", meldete sich nun Gunn, der das Ganze von seinem Schreibtisch aus mitbekommen hatte, „ich kann ihn töten! Es wäre mir sogar eine Freude diesen Abschaum zu töten."

„Nein! Niemand von uns wird ihn töten. Ich musste es Angel versprechen. Er will es selbst tun. Er braucht nur Zeit, um sich dazu durchzuringen. Und ich finde die Zeit sollten wir ihm auch geben."

„Und bis dahin füttern wir diesen Mistkerl weiter von unserem Geld durch!" meinte Gunn abwertend.

„Und wir müssen weiterhin Angels miese Laune ertragen", fügte Cordelia noch hinzu.

„Ich fürchte uns wird nichts anderes übrig bleiben", gab Wesley darauf zur Antwort.

****

Angel saß auf dem Boden seiner Wohnung und lehnte mit dem Rücken gegen die Wand. Seinen Kopf hielt er tief in seinen Händen vergraben. Er seufzte unnötiger Weise tief auf. Er war verzweifelt.

Was soll ich nur tun? Ich kann ihn nicht töten. Ich kann ihn aber genauso wenig dort in Ketten liegen lassen? Das wird ihn genauso umbringen. Noch qualvoller sogar, als wenn ich ihm einen Pflock durchs Herz jage. Ich kann ihn aber unmöglich freilassen! Was wenn dieser Chip versagt? Dann könnte er wieder Menschen töten und ich wäre dann für deren Tode verantwortlich. Was wenn der Chip nicht versagt? Dann wäre er ebenso zum Tode verurteilt. Hier in LA würde er keine Woche überstehen ohne irgendeinem Dämon in die Hände zu fallen. Wer weiß, was sie mit ihm machen würden? Sie würden ihn vielleicht als ihren Sklaven halten, oder Schlimmeres vielleicht. Der Tod wäre dabei noch ein gnädigeres Schicksal. Was soll ich also nur tun? Vielleicht sollte ich einfach mal mit ihm reden.

Entschlossen stand er auf und machte sich über einen zweiten Weg direkt von seiner Wohnung aus auf den Weg zum Keller.

****

Kurz zuvor war Gunn hinuntergegangen, um Spike seine tägliche Ration Blut zu bringen. Er war wieder an der Reihe gewesen, und auch ein unzufriedenes Grummeln half ihm nicht sich davor zu drücken, da Wesley und Cordelia andere wichtige Dinge zu tun hatten.

Spike kauerte in seiner Ecke, die Decke um sich geschlungen und starrte auf einen dunklen Fleck auf der Matratze. Als er Gunn bemerkte, würdigte er ihn nicht eines Blickes und starrte weiter auf den Fleck, der sich in seinem geistigen Auge immer wieder verformte und für ihn lustige Bilder von toten Menschen zeichnete.

„Steh auf! Ich bring dir dein Fresschen", forderte Gunn ihn auf. Er hatte keine Lust näher auf den Vampir zuzugehen, da dieser selbst mit dem Chip gefährlich werden könnte. Außerdem wollte er ihm den Luxus nicht gönnen, seine Tasse Blut direkt in die Hand gelegt zu bekommen. Er sollte sich seine Mahlzeit schon verdienen. Und wenn es auch nur die Tatsache war, dass er dafür aufstehen müsste. Spike ignorierte ihn weiterhin.

„Hey du verdammter Blutsauger! Ich rede mit dir! Oder hast du etwa keinen Durst? Na dann?" kommentierte Gunn, während er den Becher mit Absicht weit außerhalb Spikes Reichweite auf den Boden stellte. Spikes Augen huschten kurz, als Gunn es nicht bemerkte, hinüber zu dem Becher und hefteten sich dann aber wieder auf den Fleck in der Matratze. Spike hatte großen Durst. In normalem Zustand hätte ihn dieses Spiel nicht gekümmert, aber die Zeit seiner Gefangenschaft bei den Soldaten hatte Spuren hinterlassen. Er war noch immer nicht ganz bei Kräften und hätte mehr als das bisschen Schweineblut gebraucht, dass er hier bekam.

„Nun was ist mit dir? Komm schon steh endlich auf und zeig mir wie stark du bist. Zeig mir was für ein toller Vampir du bist. Oder soll ich sagen „warst"? Komm schon! Traust dich wohl nicht, was? Bist also doch ein Feigling, so wie ich es mir dachte. Komm schon, Spike! Komm schon du Feigling!" provozierte Gunn ihn immer mehr. Spike bewegte sich nicht. Nur seine Augen schossen plötzlich empor und funkelten den Mann vor ihm an. Noch nie hatte er es zugelassen, dass ihn jemand einen Feigling nannte. Noch nie hatte ein Mensch lange genug gelebt, um dies sogar zweimal zu ihm zu sagen. Das war mehr als er ertragen konnte. Seine Ketten verursachten ein rasselndes Geräusch, als er die Decke schwungvoll von sich warf und im selben Zug aufstand. Mit gelb funkelnden und vor Wut schäumenden Augen stand er nun Auge in Auge vor Gunn. Dieser ließ eine seiner Hände unbemerkt nach hinten zu seinem Hosenbund wandern, wo sie einen wartenden Holzpflock umklammerte.

„Na was ist nun?" provozierte ihn Gunn mit einem herablassenden Lächeln weiter, „jetzt stehst du hier und tust nichts. Siehst mich nur mit deinen bösen Vampiraugen an. Du kannst mich nicht verletzen, nicht wahr? Kannst keine Menschen mehr beißen. Kannst nicht mal einer Fliege was zu leide tun. Wie jämmerlich du doch bist."

Komm nur näher, dann zeige ich dir wie jämmerlich ich bin!

„Was für ein armseliger Anblick! Ein zahnloser Vampir. Giles hat erzählt du bekommst Schmerzen wenn du jemanden verletzt. Das würde ich zu gerne sehen. Komm schon Spike zeig es mir. Hau mir eine rein, Spike!"

Mit dem größten Vergnügen! Komm einfach nur einen Schritt näher.

Spike wog seine Chancen ab, wie fest er eventuell zuschlagen konnte. Er wusste genau, dass er nur einen Schlag haben würde. Wusste genau, dass dann der Chip mit höllischen Schmerzen ausschlagen würde. Aber das war ihm vollkommen egal. Nur dieser eine Schlag in Gunns hässliche Visage waren ihm die Schmerzen wert. Er wich etwas zurück, in der Hoffnung Gunn würde nur einen kleinen Schritt näher kommen, damit er weit genug ausholen könnte, um ihn einen ordentlichen Schlag verpassen zu können.

Keiner der beiden hatte bemerkt, dass Angel sich inzwischen herangeschlichen hatte und das ganze Gespräch geschützt durch einen Schatten beobachtete. Angel sah in Spikes Blick und wusste genau was sich gerade in ihm abspielte. Er sah die Demütigung, die Gunn verursachte. Sah den Schmerz in seinen Augen. Und die Erkenntnis, das Gunn recht hatte.

„Wusste ich es doch! Ich wusste, dass du ein Feigling bist!" spuckte im Gunn abfällig entgegen. Das war das dritte Mal! Das dritte Mal, dass ihn jemand einen Feigling nannte. Das dritte Mal und er Kerl lebte immer noch!

Spike überlegte nicht weiter und zog aus. Mit aller Kraft, die ihm zur Verfügung stand schlug er Gunn geradeaus mit der Faust ins Gesicht. Dieser stand aber nicht nah genug, sodass der Schlag durch die Kette an seinem Handgelenk etwas gebremst wurde. Dennoch traf er Gunn, worauf dieser fluchend zurückwich und sich seine schmerzende Nase hielt. Spikes Chip sprang sofort an und löste höllische Schmerzen in seinem Kopf aus. Spike hielt sich schreiend den Kopf und krümmte sich sofort zusammen. Gunn stand über ihn und lachte ihn aus. Seine Nase hatte nicht viel abbekommen, und sein Schmerz war bereits vergessen, als er Spike dabei beobachte, wie er schreiend vor ihm niedersank.

Angel fand dieses Schauspiel jedoch nicht so lustig! Nein ganz und gar nicht lustig! Er wollte gerade aus seinem Schatten kommen, als Spike aufsprang, sich wütend in die Ketten lehnte und Gunn anschrie: „Komm schon her Nigger! Du wolltest mir doch zeigen, was du so drauf hast. Du bist der Feigling! Lass mich los, dann zeige ich dir was ich so drauf hab. Na komm schon!" Spike vermutete schon, dass Gunn einen Pflock hinter seinem Rücken versteckt hielt. Er hoffte es sogar. Er hoffte inständig dieser Kerl würde dem Ganzen endlich ein Ende bereiten. Er hoffte zwar auf die Chance in einem Kampf zu sterben, und er hoffte auch ihn noch einmal schlagen zu können, doch diesmal ohne diese verdammten Ketten. Nur ein einziges Mal!

Gunn war ebenso wütend. Er ließ sich genauso wenig einen Feigling nennen. Vor allem nicht von einem widerlichen Vampir! Er zog den Pflock und wollte zustechen, als ihn eine kräftige Hand von hinten daran hinderte. Spike hatte bereits erwartungsvoll auf das Stück Holz geschielt und ließ nun resigniert seine Schultern sinken, als er seinen Sire hinter Gunn sah. Dieser fuhr ziemlich verärgert herum, wich etwas zurück und befreite seine Hand von Angels Griff. Angel stellte sich an Spikes Seite und sah Gunn ernst und entschlossen an.

„Das ist genug. Lass ihn in Ruhe!"

„Er ist ein widerliches Monster! Lass mich ihn töten, Angel."

„Ich sagte es ist genug!" antwortete Angel schärfer.

Gunn warf einen letzten abfälligen Blick auf Spike und verließ dann den Keller.

Spike kroch zurück auf seine Matratze, zog sich die Decke wieder über die Schultern und wendete sich wieder seinem Fleck zu.

Was macht das schon? Dann warte ich eben noch ein wenig. Das nächste Mal wird er mich bestimmt töten. Ich werde ihm solange auf die Nerven gehen, bis er mich tötet.

Angel griff nach der Tasse und näherte sich seinem Childe. Ihn so zu sehen, zerriss ihn innerlich. Er hielt ihm die Tasse unter die Nase. Spike versuchte sich krampfhaft auf den Fleck zu konzentrieren, aber der Duft des Blutes drang tief in sein Bewusstsein. Er schloss die Augen und kniff sie fest zu, um mit aller Gewalt gegen den Blutdurst anzukämpfen.

„Spike! Trink endlich. Ich sehe, dass du Durst hast. Du weißt genau, dass ich es deutlich sehen kann."

Zähneknirschend gab Spike seinem Drang nach, griff sich die Tasse, trank sie in einem Zug leer und funkelte Angel dabei voller Hass entgegen. Es war viel zu wenig und es schmeckte bei weitem nicht so gut wie menschliches Blut, aber es half wenigstens ein bisschen den Blutdurst zu löschen. Als die Tasse leer war stellte er sie demonstrativ auf den Boden und nicht in Angels wartende Hand. Dann wandte er sich erneut seinem Fleck zu.

„Spike ich muss mit dir reden!" begann Angel schließlich.

Spike blieb regungslos sitzen und starrte weiter auf diesen einen Punkt auf seiner Matratze.

Das tust du doch schon. Aber glaube nicht, dass ich dir antworten werde.

„Spike bitte, es ist wichtig."

Keine Reaktion von Spike.

Bei dir ist immer alles wichtig!

„Ich kann dich nicht frei lassen, das weißt du. Ich will dich aber auch nicht töten."

Keine äußerliche Reaktion.

Ach was du nicht sagst? Woran liegt das wohl? Ach ich weiß schon, du bist nicht Manns genug dein Childe zu töten! Angelus hätte es getan. Ich wünschte er wäre hier, er würde dich töten für das was du mir hier antust.

„Bitte Spike! Rede mit mir. Sag mir was ich tun soll."

Nicht mal ein Zucken von Spike.

Nein mein lieber! So leicht mache ich es dir nicht. Ich werde dir nicht sagen, dass du mich töten sollst. Lieber verrecke ich hier elendig, denn ich weiß genau wie sehr dir das wehtun wird. Und wenn ich für alle Ewigkeit hier unten verfaulen muss. Ich werde nichts sagen und du wirst genauso für alle Ewigkeiten darunter leiden!

„Sprich endlich mit mir und sitz hier nicht so stumm rum!"

Angel wurde immer ungeduldiger und fing an hin- und herzulaufen. Von Spike kam jedoch weiterhin keinerlei äußere Reaktion.

Ich würde ja auch viel lieber etwas anderes tun, aber ich kann es nicht, Sire! Ich kann hier nicht weg, Sire! Ich weiß du stehst auf diese Fesselspiele, aber beschwer dich nicht, wenn ich dann nur hier herumsitze, Sire!

Angel hielt kurz inne und deutete vorwurfsvoll auf Spike.

„Ich könnte dich auch dazu zwingen zu reden, Spike. Das weißt du. Du weißt das ich dich dazu zwingen könnte."

Ein kleines verbittertes Lächeln zeichnete sich auf Spikes Lippen ab. Aber sonst blieb er bewegungslos.

Ja Angel, bitte zwing mich. Ich möchte sehen wie du das machst. Lässt du seinen Dämon das für dich übernehmen? Willst du mich wieder solange gegen die Wand ficken, bis ich schreie?

Angel hatte das Lächeln natürlich bemerkt und wurde allmählich wütend.

„Du findest das wohl lustig? Was Spike? Findest du das lustig? Findest du es lustig, wie du mich quälst?"

Jetzt konnte sich Spike ein leises Lachen nicht mehr verkneifen.

Genau Angel! Das alles macht mir ja soviel Spaß! Es tut mir ja soo leid, wenn ich dich quäle. Wenn ich dich quäle! Angel, ja genau! Deshalb hab ich mir auch freiwillig diesen Chip einpflanzen lassen und mich freiwillig hierher schleppen lassen, nur um dich zu quälen!

„Verdammt Spike!" fuhr es wütend aus Angel heraus. Mit diesen Worten ließ Angel blitzschnell seine Faust hervorschnellen und rammte sie nur wenige Zentimeter neben Spikes Kopf in die Kellerwand, sodass der Putz daran herunterbröckelte.

Spike erhob ganz langsam den Kopf und sah auf die Faust, die direkt vor ihm an der Wand lehnte. Angels Haut war aufgeschlagen und Blut quoll ganz leicht hervor. Gerade genug dass Spike deutlich der Geruch von Sireblut in die Nase stieg. Spike schluckte hart, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Seines Sires Handgelenk war nur wenige Zentimeter von seinem Mund entfernt. Er hätte nur hinein beißen und danach greifen müssen. Niemand wusste zu diesem Zeitpunkt, dass der Chip nur auf Menschen reagierte.

Er schubste Angels Hand zur Seite und erhob sich in einem Ruck. Mit voller Vampirmaske stand er nun direkt vor Angel und keifte ihn an: „Verschwinde! Lass mich in Ruhe! Geh! Scher dich zum Teufel! Lass dich nie wieder hier blicken! Ist das deutlich genug für dich?"

Angel wich unbewusst zurück bei der Kälte und des Hasses in Spikes Augen.

„Du kannst ja doch sprechen! Schön, dass du deine Stimme wieder gefunden hast. Wirst du jetzt endlich mit mir sprechen?" fragte Angel mit ruhiger Stimme nach.

„Fick Dich selbst, Angel!" feuerte Spike ihm entgegen.

„OK, das ist schon mal ein Anfang. So langsam bekommen wir schon ein Gespräch zusammen."

„FICK DICH!"

„Was soll ich denn deiner Meinung nach tun? Du musst verstehen, dass ich dich nicht freilassen kann."

„Fick Dich!"

„Das wird jetzt aber ziemlich langweilig. Hast du nicht noch was anderes zu sagen?"

„JA! Verpiss Dich!"

„In Ordnung. Wenn du unbedingt willst, dann werde ich wieder gehen und dich allein lassen. Vielleicht denkst du dann mal darüber nach, was ich deiner Meinung nach tun soll. Sag den Anderen bescheid, wenn du mich wiedersehen willst, denn ich werde nicht so schnell wiederkommen. Und mache dir keine Hoffnung, dass Gunn noch mal kommt um Dich zu pfählen. Ich werde nicht zulassen, dass dich irgendjemand pfählt! Niemand, hörst du? Niemand wird dich pfählen außer mir! Doch ich tut es nur wenn du mir sagst, dass ich es tun soll."

Vollkommen ruhig drehte Angel um und ließ Spike alleine zurück.

Dieser verfluchte Hurensohn! Einen Scheiß werde ich tun! Ich werde nicht darüber nachdenken, was er tun soll. Soll er sich doch selbst den Kopf darüber zerbrechen! Und ganz sicher werde ich ihm nicht sagen, dass er mich pfählen soll. Ganz bestimmt werde ich das nicht tun! Ich will nämlich nicht zu Asche werden. Nein! Ich will verflucht noch mal nicht hier herumsitzen und darauf warten bis der barmherzige Angel vorbeikommt und seinem armen leidenden Childe den Gnadenstoß verpasst. Verdammt, Fick dich Angel!!

****

In den nächsten Tagen veranlasste Angel, dass Spike durch seine Mitarbeiter kleinere Annehmlichkeiten erhielt. Als erstes stellten sie ihm ein ordentliches Bett mit einer intakten Matratze hin. Einen Tag später überchte ihm Wesley eine schöne warme Decke ohne Löcher. Cordelia brachte ihm am Tag darauf dann ein schönes großes Kissen. Gunn war seit dem Zwischenfall nicht mehr unten gewesen und sollte es auch in Zukunft nicht mehr tun. Damit waren auch alle einverstanden.

Spike nahm zwar alle Gaben an und leerte auch alles Blut, was er bekam, aber er sprach kein Wort wenn jemand bei ihm war. Meistens sah er nicht einmal auf, wenn Cordelia oder Wesley ihm sein Blut brachten. Sie stellten es ihm auf den Boden, nahmen die leere Tasse vom Vortag wieder mit und gingen dann wieder. Cordelia bemühte sich täglich ein Gespräch mit dem Vampir zu führen. Irgendwie tat er ihr leid. Er machte einen so unglücklichen Eindruck. Sie erzählte ihm irgendeine Geschichte oder berichtete ihm über irgendein Ereignis des Tages. Oder manchmal schüttete sie einfach nur ihr Herz bei ihm aus, denn im Gegensatz zu den anderen Männern im Haus fand sie in ihm immer einen aufmerksamen Zuhörer. Sie hätte sich nur gewünscht, dass er ihr auch mal antworten würde. Doch Spike sprach nicht. Er bewegte sich nicht einmal. Er starrte immer nur an der Wand entlang.

Als Cordelia etwa vier Wochen nach Angels Besuch bei Spike wieder mal hinunter in den Keller schlenderte um ihm seine tägliche Ration Blut zu geben, begann sie unterwegs schon über einen Dämon zu berichten, den Angel und Wesley vergangene Nacht erledigt hatten. Sie berichtete ausschweifend über den ekligen Schleim, der sich überall verteilt hatte und der sich dann in übelster Weise überall im Hotel wiederfand. Spike lag mit dem Gesicht zur Wand in seinem Bett und starrte die große graue Fläche vor ihm an. Sie stellte ihm die volle Tasse auf den Boden und wollte sich gerade die leere greifen, als sie merkte, dass diese noch gar nicht leer war.

„Hey Spike, du hast deinen Becher von gestern noch gar nicht getrunken."

Spike zeigte keine Regung. Cordelia machte sich Sorgen und kam vorsichtig näher.

„Spike? Alles in Ordnung?"

Nachdem Spike nicht einen Muckser machte, und sich auch in den letzten Wochen nicht einmal bewegt hatte, während sie bei ihm gewesen war, fasste sie ihren Mut zusammen und trat an sein Bett. Sie legte ihre Hand vorsichtig auf seine Schulter und fragte erneut: „Spike? Hast du keinen Durst? Soll ich Angel holen? Spike!"

Spike reagierte weiterhin nicht. Cordelia machte sich nun wirklich Sorgen. Sie ging rasch nach oben und holte Angel und Wesley. Als Angel zusammen mit Cordelia und Wesley im Keller ankam, stieg ihm sofort der Geruch von altem verdorbenem Blut in die Nase.

„Cordy, du sagtest er würde erst seit gestern nicht mehr trinken."

„Ja so ist es auch. Die Tasse von gestern war noch immer voll, als ich vorhin hier runter gekommen bin."

„Das kann unmöglich von einer Tasse Blut kommen?" stellte Angel gedankenversunken fest.

„Was meinst du damit?" fragte Wesley nach, während er Angel dabei beobachtete, wie dieser den Raum nach irgendetwas absuchte.

Sein Geruchssinn führte ihn schließlich direkt zu Spike. Angel packte das Bett und zog es samt dem regungslosen Spike von der Wand weg.

„Das meine ich damit!" kommentiert Angel verärgert und deutete auf die Ecke des Raumes, die von dem Bett verdeckt war. Dort befand sich ein kleines Loch im Boden. Spike hatte dort bereits seit längerer Zeit das Blut entleert, dass Cordelia und Wesley ihm gebracht hatten. Für die letzte Tasse war Spike einfach nicht mehr kräftig genug um sich aus seinem Bett zu erheben. Deshalb war sie noch immer voll als Cordelia gekommen war.

Angel zog sofort Spikes Decke zur Seite und richtete einen besorgen Blick auf ihn. Spikes Lippen waren blas und aufgesprungen. Sein Blick war leer und seine Augen waren trüb und grau. Er reagierte auf nichts.

„Verdammt noch mal, ist euch das nicht aufgefallen?" beschimpfte Angel die Beiden neben ihm.

„Nein! Natürlich nicht, sonst hätte ich dich schon viel früher geholt", verteidigte sich Cordelia.

„Wir besitzen leider nicht über so einen ausgezeichneten Geruchssinn wie du Angel", antwortete Wesley zu seiner Verteidigung.

Angel war wütend auf Wesley und Cordelia, da ihnen nichts aufgefallen war. Er war auch wütend auf sich selbst, weil er nicht selbst nach Spike gesehen hatte. Er hatte geglaubt, wenn er Spike nur lange genug schmoren ließe, würde er irgendwann mit ihm reden wollen. Irgendwann würde er dann endlich aus seiner Starre ausbrechen und sie könnten eine einigermaßen vernünftige Lösung finden. Angel wollte ihn nicht töten. Niemals! Er wollte Spike nur weit genug in die Ecke drängen, damit dieser vielleicht zu einem Kompromiss einverstanden gewesen wäre. Vielleicht, dass Angel ihn frei im Haus herumlaufen lässt und er dafür verspricht, nichts anzustellen. Dass er ihn vielleicht irgendwann auch nach draußen lassen würde, wenn er verspricht wieder zurückzukommen. Irgend so etwas in der Art. Angel hatte keine Ahnung ob das funktioniert hätte. Aber er hätte Spikes Mitarbeit dazu gebraucht. Aber bisher hatte sich Spike in keiner Weise kooperativ gezeigt. Also musste Angel zu irgendwelchen Maßnahmen greifen. Er wusste genau, dass eine Tasse Blut am Tag zu wenig für ihn war. Doch es wäre ausreichend genug gewesen, um zu überleben und dass es ihm gut ginge. Doch Spike hatte sicher seit vielen Tagen, wenn nicht seit Wochen, nichts mehr getrunken. Dass er das selbst ausgehalten hatte war nahezu unglaublich und zeugte von starker Willenskraft, von der Angel ihm nie zugetraut hätte, dass er sie besitzt. Diese und tausend andere Gedanken schossen Angel durch den Kopf.

Angel griff sich die frische Tasse mit Blut und hob sie Spike unter die Nase.

„Spike! Du musst trinken! Spike, hörst du mich? Trink endlich, verdammt noch mal!"

Nachdem Spike noch immer nicht reagierte und wie eine Leiche starr in seinem Bett lag, fasste Angel einen Entschluss.

„Gib mir die Schlüssel Wesley!"

„Was hast du vor, Angel? Du kannst ihn doch nicht befreien?"

Die Tasse voll Blut flog geradewegs an Cordelia und Wesley vorbei und landete mit einem lauten Knall hinter ihnen an der Wand.

„Gib mir die verdammten Schlüssel!" wiederholte Angel und richtete einen wütenden Blick auf den ehemaligen Wächter.

Wesley wagte es nicht mehr zu widersprechen und überreichte Angel die Schlüssel zu Spikes Ketten. Angel befreite Spike sofort von dem schweren Eisen. Er schob seine Arme unter Spikes Körper und hob ihn hoch. Angel erschrak, als er feststellte wie leicht Spike war. Darauf achtend, dass Spikes Kopf auf seiner Schulter ruhen blieb, trug er ihn in seine Wohnung. Dort angekommen, legte Angel Spike behutsam in seinem Bett ab. Er zog ihm dem Mantel und die Schuhe aus. Angel fand, dass ihm ein Bad gewiss nicht schaden könnte. Viel wichtiger war es zunächst aber, dass Spike trank. Angel verließ das Schlafzimmer und ging hinüber zu seiner Kochnische. Spike selbst schien gar nicht bemerkt zu haben, dass er sich nun in einem anderen Raum befand. Er starrte noch immer wie eine Leiche mit offenen grauen Augen in die Leere und bewegte sich nicht.

Angel holte sich aus seinem Kühlschrank etwas von seinem Blutvorrat und trank es selbst in einem Zug aus. Spike brauchte mehr als nur Schweineblut. Er brauchte Sireblut. Also nahm Angel eine Leere Tasse und ein scharfes Messer mit und ging damit zurück ins Schlafzimmer. Dort setzte er sich neben Spike auf das Bett und schlitze sich mit dem Messer selbst in die Hand. Das Blut ließ er in die Tasse tropfen. Er pumpte das Blut weiter aus der Wunde, indem er die Hand immer wieder zu einer Faust ballte. Es dauerte ziemlich lange, bis sich der Becher langsam füllte. Angel machte dies absichtlich neben Spike am Bett, in der Hoffnung, dass Spike durch den Geruch des Blutes aus seiner Lethargie gerissen würde. Doch Spikes Zustand veränderte sich nicht.

Er musste sich erneut mit dem Messer schneiden, da die Wunde sich zu schnell schloss. Nachdem der Becher endlich voll war, rückte er näher an Spike heran, griff ihn sich und hielt ihn wie ein Kind an seiner Brust. Mit der andern Hand hielt er die Tasse und hob sie ihm unter die Nase. Angel hoffte, dass Spikes Dämon bei dem Geruch des Sireblutes in Vorschein treten würde.

„Komm schon Spike, du musst trinken, bitte!" redete er mit sanfter Stimme auf ihn ein, „Bitte! Tu mir das nicht an. Bleib bei mir."

Nachdem Spike immer noch wie eine Leiche in Angels Arm lag, geriet Angel langsam in Panik.

„Verdammt Spike! Trink endlich! Glaubst du ich schlitz mir zum Spaß die Haut auf, um dich zu füttern?" redete er nun lauter.

„Bitte!" flehte Angel nun regelrecht.

Angel nahm seine Hand, die um Spikes Körper geschlungen war und hielt Spike damit seinen Mund auf. Mit der anderen versuchte er ihm dann das Blut einzuflössen. Er ließ ein bisschen davon in seinen offenen Mund laufen und wartete dann was geschehen würde. Das Blut lief Spike den Rachen hinab und er schluckte. Angel war erleichtert! Auf diese Weise flößte er ihm nun Schluck für Schluck immer mehr Blut ein. Angel brauchte mehr als zwanzig Minuten, bis der Becher leer war. Dann legte er Spike wieder vorsichtig ab und schnitt sich noch mal in seine Hand und füllte den Becher wieder auf. Spike kam langsam zurück aus seiner Starre und begann leicht zu blinzeln. Er konnte sehen, wie Angel die Tasse mit seinem Blut füllte. Er konnte Angels Blut auf seiner Zunge schmecken. Er wollte etwas sagen, aber war noch zu schwach dazu. Er wollte sich dagegen wehren, aber das Childe in ihm schrie Jubelschreie und war glücklich über Angels Führsorge. Eine einsame Träne rollte Spike über die Wange.

Angel bemerkte nun endlich, dass Spike wieder erwachte. Er presste weitere Tropfen aus seiner Wunde, bis die zweite Tasse endlich voll war. Mit einem warmen Lächeln griff er sich Spike wieder und legte dessen Kopf behutsam an seine Brust. Er wischte Spike die Träne aus dem Gesicht und griff sich dann die Tasse. Wieder hielt er sie Spike an den Mund und hoffte, er würde diesmal selbständig trinken. Spike starrte nach oben in Angels Augen und fühlte sich zurückversetzt in die Zeit als Angelus sein Sire war. Die Zeit, als Angelus ihm zeigte wie man jagt. Damals war er einmal sehr stark verletzt gewesen und Angelus hielt ihn genauso wie Angel jetzt im Arm. Er hatte sich damals so wohl gefühlt in den Armen seines Sires. So ähnlich fühlte er sich auch jetzt.

„Trink mein William, bitte!" sagte Angel leise zu ihm. Daraufhin öffnete Spike träge seinen Mund und ließ zu, dass Angel ihm das Blut einflössen konnte. Angel setzte die Tasse mehrmals ab und ließ Spike in kleinen Schlücken trinken. Langsam kehrten die Lebensgeister in Spikes Körper zurück. Spike hob schwerfällig seine Hand und schob die Tasse von sich, da er etwas sagen wollte.

"Warum tust du das? Warum lässt du mich nicht einfach sterben?" fragte er mit schwacher Stimme.

„Du weißt warum. Ich bin dein Sire. Ich kann nicht zulassen, dass du stirbst."

Du hast auch zugelassen, dass dies alles mit mir passiert ist. Wo warst du, als ich dich gebraucht hatte? Wo warst du als Dru mich verlassen hatte? Wo warst du als die Soldaten mich als Versuchskaninchen missbraucht hatten? Wo warst du die verfluchten letzten hundert Jahre?

„Töte mich Sire. Bitte tu es. Ich will so nicht weiter existieren! Bitte mach dem Ganzen ein Ende."

Hätte Angel ein pochendes Herz gehabt, wäre es ihm in tausend Stücke zerbrochen, als sein Childe ihn Sire nannte und ihn mit weiteren Tränen in den Augen darum bat ihn zu töten.

„Halte durch William! Wir finden eine Möglichkeit. Ich will dich nicht verlieren. Nicht noch einmal! Bitte gib mir nur eine Chance einen Weg für uns zu finden. Wenn du damit nicht zufrieden bist, kann ich dich später immer noch pfählen."

„Einen Weg für uns?"

Was meint er damit? Wie soll es einen Weg für uns geben? Das verstehe ich nicht. Was will er damit sagen?

„Du wirst schon sehen, was ich meine. Versprich mir nur, dass du wieder gesund wirst."

„Damit du mich dann wieder unten im Keller anketten kannst? Danke darauf kann ich verzichten."

„Keine Ketten! Ich schwöre es. Solange du dich kooperativ zeigst und tust was ich dir sage."

Spikes Brauen hoben sich und Angel konnte beinahe lesen, was Spike gerade dachte.

So lange ich mich kooperativ zeige und tu was er sagt? ... Ich werde doch nicht! ...Obwohl? Was hab ich schon zu verlieren? Schlimmer kann es ja wohl nicht werden, oder? Ich kann mir das Ganze ja mal ansehen. Wenn dabei die Aussicht darauf besteht, dass ich noch mal Sireblut zu trinken bekomme, könnte mir sein Vorschlag vielleicht sogar gefallen?

„Keine Ketten?"

„Ich schwöre! Wenn du dich daran hältst was ich dir sage."

„Und ich bekomme soviel Blut wie ich will?"

„Du bekommst soviel Schweineblut, wie du willst."

„Wie wär’s mit Menschenblut?"

„Schweineblut!"

„Und was ist mit Sireblut?"

„Darüber lässt sich eventuell verhandeln. Aber erst wenn ich sehe, dass du dich an unsere Abmachung hältst."

„Zigaretten! Ich will Zigaretten haben."

„Du bekommst deine Zigaretten."

„Und einen Fernseher."

„Einen Fernseher?"

„Ja! Ich habe seit vier Wochen kein Passion mehr gesehen! Kannst du dir vorstellen wie schlimm das ist? Ich hab bestimmt viele wichtige Dinge versäumt."

Angel musste lachen. Es tat gut den störrischen Spike wieder aufleben zu sehen.

„Also gut, du bekommst auch einen Fernseher. Aber jetzt trink, du bist noch sehr schwach. Das Blut wird dir gut tun."

Spike konnte nicht verhindern, dass sich auch auf seinen Lippen ein Lächeln abzeichnete. So sehr er es gerne geleugnet hätte, aber in seines Sires Armen zu liegen und von ihm versorgt zu werden hatte einen gewissen Reiz. Mehr als das sogar. Es fühlte sich an, als wäre er nach einer langen Zeit endlich wieder zuhause. Spike griff mit seiner Hand nach der Tasse, die Angel noch in der Seinen hatte, wodurch sich ihre Hände berührten. Gemeinsam führten sie die Tasse an Spikes Mund und er trank weiter in immer kräftigeren Zügen. Als auch die zweite Tasse nun leer war, und Angel deutlich merkte, dass Spike noch sehr durstig war, griff er erneut zum Messer und schlitzte sich den Handballen auf. Statt das Blut in die Tasse laufen zu lassen, führte er seine Hand direkt an Spikes Mund, woraufhin dieser mit großen leuchtenden Augen zu saugen begann. Es schien Spike ein ganzes Jahrhundert vergangen zu sein, als er das letzte Mal frisches Blut direkt aus einem Körper getrunken hatte. Und dann auch noch Sireblut! Das war beinahe wie Weihnachten und Ostern zusammen! Nur, das Vampire solche Feiertage nicht zu feiern pflegten.

Es war eine Sache Blut aus einer Tasse zu nippen. Aber eine vollkommen andere es mit eigener Kraft aus einem Körper zu saugen. Spike spürte, wie Angels Blut in seinen Körper strömte und dort neue Lebensenergien verbreitete. Mit jedem Zug erhielt er mehr Kraft zurück. Angel legte sich zurück an das Bettende und machten es ihnen beiden gemütlich. Spike saugte noch immer an seiner Hand und hielt sie zusätzlich mit seinen eigenen Händen fest. Angel ließ zu, dass Spike viel Blut von ihm trank. Er wollte sicher gehen, dass Spike bestimmt bald wieder auf die Beine kommen würde. Spikes Kopf ruhte nun in Angels Beuge. Während Angels eine Hand noch immer an Spikes Mund haftete, strich die andere gleichmäßig über Spikes Rücken, wodurch Spike immer müder und entspannter wurde. Das Blut seines Sires stärkte ihn zwar, aber sein Körper hatte viele Entbehrungen erleiden müssen. Er war sehr geschwächt und brauchte dringend Ruhe. Sein Saugen wurde immer leichter, und die Müdigkeit überkam ihn immer mehr. Durch Angels gleichmäßige Streicheleinheiten entspannte er sich noch zusätzlich, sodass er schließlich während des Trinkens einschlief.

Angel lächelte sein schlafendes Childe zufrieden an und zog vorsichtig seine Hand zurück ohne ihn zu wecken. Er war erleichtert, dass es ihm wieder besser ging. Er wusste, dass es nicht ganz einfach sein würde Spike im Zaum zu halten, aber er nahm sich fest vor viel Geduld mit ihm zu haben. Seine Wange an Spikes weiches Haar anlehnend, driftete Angel schließlich ebenfalls in einen erholsamen Schlaf. Seine Hand jedoch fuhr weiter fort Spikes Rücken zu streicheln.

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Angel erwachte durch ein Zucken, das durch seinen Körper fuhr. Als er die Augen öffnete, bemerkte er, dass es nicht er war der zuckte, sondern sein Childe. Spike lag halb auf Angel. Sein Kopf ruhte auf Angels Brust und einen seiner Arme hatte er fest um Angels Körper geschlungen. Wieder zuckte Spike heftig zusammen und begann leise zu murmeln. Angel spitze seine Vampirohren, um zu verstehen, was Spike sagte. Er konnte nur ein paar vereinzelte Broken heraushören wie: „Bitte nicht...ich will nicht... lasst mich in Ruhe... verpisst euch... nein bitte... ihr Wichser..." Angel wurde schnell klar, dass Spike unruhig träumte, was für einen seelenlosen Vampir allerdings sehr ungewöhnlich war. Er vermutete, dass Spike wegen der Erlebnisse seiner Gefangenschaft in dem Geheimlabor diese Träume hatte. Das undeutliche Gestammel deutete zumindest darauf hin.

Was haben diese Menschen ihm nur angetan? Warum haben sie ihn nicht gleich getötet, das wäre bei weitem nicht so grausam gewesen, als ihn für Versuchszwecke zu missbrauchen. Ich will gar nicht genau wissen, was sie ihm alles angetan haben.

Angel fuhr fort seine Finger sanft über Spikes Rücken gleiten zu lassen. Dann fing Angel an leicht zu schnurren, was Vampire oft machten, wenn sie sich wohl fühlen, oder wenn sie ihre Childer beruhigen. Daraufhin wurde Spikes Schlaf wieder ruhiger.

Eine Weile blieb Angel so liegen und strich Spike weiterhin beruhigend über den Rücken, während er leise schnurrte. Doch schon längst war ein neuer Tag angebrochen und er musste ins Büro um nach Wesley, Gunn und Cordelia zu sehen. Er schlüpfte so vorsichtig wie möglich aus Spikes Armen und legte ihn sachte auf dem Kissen ab. Kurz wachte er noch über dessen Schlaf, bevor er leise ins Bad schlich, um sich für den neuen Tag frisch zu machen.

Spike war sehr geschwächt wegen des hohen Blutmangels, dass er sicher noch lange schlafen würde. Also konnte er beruhigt ins Büro zu seinen Kollegen gehen. Oben angekommen, bat er Gunn für ihn einen Fernseher und Zigaretten zu besorgen, damit Spike zufrieden und beschäftigt wäre, sobald er aufwachen würde. Angel wollte Spike keinen Grund für eine Ausrede geben, um sich seinen Anweisungen widersetzen zu können. Gunn machte sich widerwillig auf den Weg die Dinge für Angel zu besorgen, da er ahnte, für wen diese Dinge in Wahrheit waren. Von Wesley und Cordelia hatte er bereits erfahren, dass Angel ihn aus dem Keller geholt hatte. Darüber war er nicht gerade sehr erfreut. Deshalb war er auch ganz froh das Hotel verlassen zu können, denn so lief er nicht Gefahr auf einen bestimmten blonden Vampir zu stoßen.

Wesley hatte noch immer sehr große Bedenken wegen Spikes kettenlosem Zustand und konfrontierte Angel damit in seinem Büro:

„Angel, bist du sicher, dass du weißt was du da tust?" begann Wesley, das Thema vorsichtig anzusprechen.

Angel saß hinter seinem Schreibtisch und blickte überrascht auf. „Wovon sprichst du?"

„Ich spreche von Spike. Davon, dass du ihn ohne Ketten frei, und zurzeit offensichtlich sogar ohne Aufsicht im Hotel herumlaufen lässt."

„Das ist meine Sache."

„Das sehe ich nicht so! Schließlich arbeiten wir hier jeden Tag. Und wenn du willst, dass wir das weiterhin tun, dann sorge dafür, dass Spike wieder in Gewahrsam kommt. Ich habe keine Lust hier als Nachtisch von ihm verspeist zu werden."

„Spike kann dich nicht beißen. Er hat einen Chip im Kopf. Er kann niemanden etwas tun."

„Und was ist, wenn der Chip ausfällt? Weißt du wie dieses Ding funktioniert? Wie willst du sicher gehen können, dass er keine Gefahr für Gunn oder Cordelia ist? Ist er dir dieses Risiko wert?"

Angel sah in Wesleys vorwurfsvolles Gesicht und überlegte lange was er sagen sollte. In vielen Dingen hatte Wesley ja Recht. Angel wusste nicht, wie dieser Chip funktionierte oder wie lange er hielt. Er wusste auch nicht, ob er seine menschlichen Freunde wirklich vor Spike schützen könnte, wenn dieser wieder ein intakter Vampir wäre. Doch was er bestimmt wusste war, dass er Spike gewiss nicht mehr in Ketten legen wollte. Und dass er ihn nicht wieder verlieren wollte. Daher musste er Wesley überzeugen.

„Hör zu Wesley. Ich weiß nicht, was mit diesem Chip ist. Wie er funktioniert oder wie lange er hält. Aber ich weiß wer Spike ist. Ich weiß wie er funktioniert. Wie er denkt. Ihr werdet nicht in Gefahr sein. Ihr werdet vor ihm nichts zu befürchten haben, solange er hier bei mir ist. Als sein Sire habe ich genauso viel Macht über ihn wie dieser Chip. Im Moment ist er viel zu schwach um überhaupt aufzustehen, deshalb hab ich in unbeaufsichtigt gelassen. Später werde ich immer auf ihn achten. Wenn es sein muss für den Rest meines Lebens. Bitte vertrau mir. Er wird euch nichts tun."

„Ich vertraue dir, Angel. Aber ich vertraue Spike nicht. Du sagst du kennst ihn. Aber wie lange habt ihr euch nicht gesehen? Wie lange ist es her, dass er dein Childe war? Wie kannst du wissen, dass er noch immer so ist, wie du ihn in Erinnerung hast?"

„Weil er noch immer mein Childe ist. Weil ich ihn fühlen kann. Und weil er ein Vampir ist, genauso wie ich. Auch wenn ich eine Seele habe, so denke und fühle ich in vielen Dingen genauso wie er. Und ich weiß wie Angelus dachte. Glaub mir, ich kenne mein Childe."

„Also gut. Ich will versuchen dir zu glauben. Auch wenn ich denke, dass dies ein großer Fehler sein wird. Ich werde mit den anderen reden, aber erwarte nicht, dass sie es genauso hinnehmen werden, wie ich. Ich schätze Gunn wird damit ein großes Problem haben. Cordelia wird das nicht so eng sehen, aber ehrlich gesagt würde ich mich wohler fühlen, wenn sie nicht hier wäre."

„Wesley, jetzt übertreib bitte nicht. Die ganze Stadt wimmelt von Dämonen und bisher lebt ihr alle noch. Ob nun ein Vampir mehr oder weniger hier in diesem Haus lebt, ist doch nun wirklich nicht mehr wichtig. Ihr müsst genauso damit rechnen, dass ich meine Seele wieder verliere, doch deswegen haltet ihr mich trotzdem nicht in Ketten. Und ihr kommt deswegen noch immer täglich zu mir ins Büro. Obwohl Angelus eine weitaus größere Gefahr für Euch wäre als Spike. Bei ihm wisst ihr, dass ihr Euch in Acht nehmen müsst. Wenn Angelus Euch begegnen würde, würdet ihr es nicht einmal merken. Erst wenn es zu spät ist und er sich in Eurem Blut badet."

„Das stimmt. Jeder von uns ist sich dieser Gefahr stets bewusst und trotzdem kommen wir jeden Tag hier her. Vielleicht hast du Recht. Vielleicht habe ich wirklich überreagiert. Ich schätze wir werden uns in Zukunft an Spike gewöhnen müssen. Versprich mir nur, dass du ihn nicht aus den Augen lässt. Dann verspreche ich dir, dass nichts wegen seiner Anwesenheit sagen werde. Und ich werde es den anderen auch erklären."

„Danke Wesley, das bedeutet mir wirklich sehr viel! Ich weiß, dass es ein Risiko ist, aber ich kann nicht anders. Ich muss dieses Risiko eingehen. Ich kann ihn nicht vernichten."

„Ich beginne langsam zu verstehen. Ich hoffe nur, dass Spike deine Mühe zu schätzen weiß."

„Das hoffe ich auch."

****

Nach diesem Gespräch hatte sich Wesley lange mit Gunn und Cordelia unterhalten. Keiner der beiden war darüber begeistert, dass Spike nun frei im Hause herumlaufen konnte. Aber nachdem Wesley Angels Argumente wiedergegeben hatte wurde ihnen ebenso klar, dass es auf einen Vampir mehr oder weniger nicht ankam. Und da sie Spike kannten und wussten, dass sie auf der Hut vor ihm sein mussten, war er ein weit aus kalkulierbareres Risiko als Angel, der jeden Moment zu Angelus mutieren konnte. Außerdem fürchtete sich keiner der Mitarbeiter wirklich vor Vampiren, da jeder von ihnen wusste wie man sie besiegen konnte. Gunn und Wesley wollten von nun an immer einen Pflock bei sich tragen, und Cordelia hielt ebenfalls immer einen griffbereit und hatte zusätzlich ein Kreuz bei sich. Wissen konnte man ja nie.

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Als Angel am Abend in seine Wohnung zurückging, schlief Spike immer noch ruhig und fest in Angels Bett. Spike hatte seine Hände um das Kopfkissen geschlungen und sich dran gekuschelt. Nach Spikes etwas strengen Geruch zu urteilen, hatte er mit Sicherheit schon seit Wochen kein Wasser mehr gesehen. Einem Menschen wäre dies nicht aufgefallen, aber Angels empfindlicher Vampirnase entging dies nicht. Er ging nach nebenan und ließ warmes Wasser in die Wanne ein. Dann versuchte er Spike aufzuwecken, aber dieser murmelte nur etwas Unverständliches und drehte sich in die andere Richtung. Angel überlegte kurz und zog Spike dann sein T-Shirt und seine Jeans aus. Er war sich zwar ziemlich sicher, dass Spike dies nicht gefallen würde, aber schließlich lag dieser in seinem Bett, also sollte er sich gefälligst auch waschen! Spike bekam gar nichts davon mit, dass Angel ihn vollkommen auszog. Er war noch immer sehr geschwächt und hätte bestimmt noch sehr lange geschlafen, wenn er nicht plötzlich von zwei starken Armen aus dem Bett gehoben worden wäre.

„Verdammt, Angel? Was soll das? Lass mich sofort wieder runter?" protestierte er noch etwas verschlafen.

„Keine Angst, ich hab nichts Schlimmes vor mit dir. Ich steck dich nur in die Badewanne", erklärte Angel und trug ihn hinüber ins Bad.

„Das nennst du nichts Schlimmes? Lass mich runter, ich kann selber laufen?" beschwerte Spike sich weiter und zappelte in Angels Armen. Allerdings nicht sehr heftig, da Spike kaum Kraft hatte.

„Hallt still!" meinte Angel nur, und setzte ihn in der warmen Wanne ab.

„Ich bin kein verfluchtes Kind, das getragen werden muss!" rief Spike Angel verärgert hinterher, als dieser das Bad wieder verlassen wollte und warf ihm den nassen Schwamm nach, der in der Wanne geschwommen hatte. Er traf Angel mit dem Schwamm im Nacken, worauf dieser den Schwamm packte und ihn Spike zurück in die Wanne pfefferte.

„Dann führ dich auch nicht wie ein Kind auf!" gab Angel zur Antwort und ließ ihn allein in der Wanne zurück.

Was fällt dem Kerl eigentlich ein? Steckt mich einfach ungefragt in die Badewanne! Hey, Moment mal. Hatte ich gestern nicht noch meine Hosen und mein T-Shirt an? Ich bin mir sicher, dass ich gestern noch etwas an hatte. Warum zum Teufel bin ich jetzt nackt? Angel, dieser Bastard! Hat mich einfach ausgezogen. Dann trägt er mich auch noch wie ein Kind herum und setzt mich in die Badewanne! Das ist echt..., Also das ist wirklich..., Verdammt, das ist absolut...! Hey, das Wasser ist angenehm. Fühlt sich wirklich gut an. Und der Schaum, den Angel benutzt hat riecht sehr gut. Wenn ich schon mal hier bin, kann ich mich ja gleich mal waschen.

Plötzlich hatte Spike all seinen Ärger über Angels Überfall vergessen und entspannte sich in der Wanne. Währenddessen legte Angel für Spike ein paar frische Sachen zurecht, legte Zigaretten und Aschenbecher neben das Bett und stellte den Fernseher für ihn auf. Er lauschte zufrieden den Plansch-Geräuschen seines Childes. Dann ging er in seine kleine Küche und wärmte etwas Blut für ihn und für Spike auf.

Spike war fertig mit waschen. Er war ziemlich erschöpft und erledigt, und wollte wieder raus aus der Wanne. Er wollte aber ganz sicher nicht mehr getragen werden, also stieg er selbst heraus. Allerdings hatte er seine Kräfte ziemlich überschätzt und brach laut krachend vor der Wanne auf dem Boden zusammen.

Als Angel ein plumpsendes Geräusch aus dem Bad hörte, eilte er sofort hinüber, um zu sehen was geschehen war. Er blieb allerdings in der Türe stehen und sah auf Spike herab, der gerade versuchte sich wieder aufzurappeln. Am liebsten hätte er ihm aufgeholfen, aber er hatte ganz sicher nicht vor sich wieder von seinem Childe beschimpfen zu lassen. Deshalb verschränkte er demonstrativ seine Arme vor der Brust und grinste über Spikes erfolglose Versuche aufzustehen.

„Du kannst alleine laufen?" fragte Angel spöttisch nach.

„Halt die Klappe und hilf mir!" keifte Spike ihn an.

„Ich dachte du willst nicht getragen werden?" meinte Angel weiter. So leicht wollte er es Spike nicht machen.

„Fick dich! Hilf mir endlich. Ich komm nicht hoch", gab Spike sich geschlagen und lehnte sich erschöpft an den Rand der Wanne. Er hatte keine Lust zum Bett zurück zu kriechen, und wenn er ehrlich war, genoss er es sogar von seinem Sire so umsorgt zu werden. Angel griff sich ein Handtuch, während er zu Spike schritt und warf es ihm schwungvoll in den Schoß. Worauf Spike zusammenzuckte und Angel verärgert anfunkelte. Dann bückte Angel sich, und hob sein Childe erneut hoch, um es ins Bett zu tragen. Spike hielt sich diesmal ganz ruhig und ließ seinen Kopf mit geschlossenen Augen an Angels Hals. Er war froh um das Handtuch, das zerknüllt in seinem Schoß lag, da Angels Geruch seiner Haut und des Blutes und seine starken Arme seine Männlichkeit anschwellen ließ.

Angel setzte ihn behutsam im Bett ab und verschwand dann kurz um das warme Blut zu holen.

„Hier", kommentierte er dann, als er ihm eine volle Tasse warmes Schweineblut reichte. „Trink. Du bist noch lange nicht bei Kräften. Wie lange hast du nichts mehr getrunken? Und warum hast du das überhaupt getan?"

„Seitdem, du mir deinen netten Besuch abgestattet hattest. Das war das letzte Mal, als ich getrunken hatte", erklärte Spike, während er die Tasse entgegennahm und einen großen Schluck davon trank.

Igitt schmeckt das widerlich! Na ja warm lässt es sich wenigstens besser trinken als kalt. Aber es ist nicht annähernd so gut wie schönes frisches Menschenblut. Nur werde ich das wohl nie wieder zu schmecken bekommen. Fuck! Aber hey! Dafür hab ich immer noch die Chance auf Sireblut.

Ein kleines Grinsen huschte Spike bei diesem Gedanken über die Lippen.

„Du hast seit vier Wochen nichts mehr zu dir genommen? Verdammt Spike, warum?" fragte Angel schockiert.

„Ich wollte das alles nicht mehr. Sieh mich doch an! Ich bin ein Vampir, der nicht mehr beißen kann. Was bin ich denn jetzt noch wert? Was soll denn jetzt aus mir werden? Ich habe doch nichts mehr, wofür es sich zu Leben lohnt. Also wollte ich nicht mehr leben. Außerdem wollte ich schon immer wissen, wie lange ich es ohne Blut aushalten würde."

„Du hattest doch mich?"

„Einen Scheißdreck hatte ich! Angel! Was hast du mir schon gegeben? Was hast du mir jemals in meinem Leben geben? Sag mir nicht, dass ich jemals einen Sire hatte. Den hatte ich nämlich nie wirklich", klagte Spike Angel an.

„Ich weiß. Es tut mir leid. Das will ich ändern."

„Das hast du schon einmal gesagt und doch hattest du mich dann verlassen. Und wer sagt, dass ich jetzt noch einen Sire haben will? Ich bin jetzt selbst ein Meistervampir, schon vergessen? Ich bin auf deine Hilfe nicht mehr angewiesen. Also wie kommst du darauf, dass ich dich jetzt noch als meinen Sire haben will?"

„Ich hab dich rufen gehört."

„Was? Ich hab nicht gerufen. Keinen Ton hab ich zu dir gesagt. Ganz bestimmt nicht!"

„Nein, gesagt hast du nichts, obwohl ich so gehofft hätte, du würdest es tun, aber ich hab dich trotzdem gehört. Als Buffy dich hier her brachte hab ich es gehört. Als Wesley und Gunn dich wegschafften hab ich es gehört. Als Gunn dich beinahe gepfählt hätte hab ich es gehört und ich höre es immer noch. Das Wehklagen eines Childes, das nach seinem Sire ruft. Dieses Rufen hört nur ein Sire. Es ist das Childe in dir was gerufen hat. Du brauchst es nicht zu leugnen, ich weiß es genau."

Angel hatte Recht. Das Childe in Spike hatte ständig nach seinem Sire gerufen. Seit er dieses Hotel betreten hatte. Spike hatte nur nicht gewusst, dass Angel diese Rufe hören konnte. Woher hätte er es auch wissen sollen? Schließlich hatte er nie wirklich einen richtigen Sire.

Nachdenklich sahen sich die beiden nun an, bis Spike der Fernseher hinter Angel auffiel.

„Endlich! Los schalt ein!" rief Spike begeistert aus. Er war auch froh ein anderes Thema anschlagen zu können, da ihm das Ganze zuviel war, um darüber nachzudenken. Er hatte genug damit zu verdauen, dass er nun doch nicht sterben würde, immer noch nicht beißen konnte, und er keine Ahnung hatte wie er sich Abhilfe für seine schmerzende Erektion verschaffen konnte während Angel hier war.

Auch Angel war froh um ein anderes Gesprächsthema. Er hatte keine Ahnung, wie sich das Verhältnis zwischen ihnen entwickeln würde. Doch ihm war wichtig, dass Spike sich wohlfühlen würde, deshalb schaltete er das Gerät ein und warf Spike die Fernbedienung in den Schoß. Er merkte dabei nicht wie Spike schmerzhaft zusammenzuckte und ihm einen genervten Blick zuwarf.

„Ich hoffe das Teil entspricht deinen Vorstellungen. Deine Zigaretten hab ich dir auch besorgt, also wären damit meine Abmachungen erfüllt. Dafür erwarte ich von dir, dass du vorübergehend in diesem Bett bleiben wirst."

Spike hätte sowieso nicht aufstehen können und nickte daher nur beiläufig, während er sich nach dem Fernsehbild reckte, da Angel ihm im Weg stand.

„Alles was du sagt Großer. Geh mir aus dem Bild!"

Angel ging kopfschüttelnd einen Schritt zur Seite und beobachtete amüsiert, wie sich Spike auf das Fernsehbild konzentrierte. Spike lehnte sich zurück in das Kissen und entdeckte dabei dann die frischen Sachen, die Angel ihm hingelegt hatte. Er warf einen eher skeptischen Blick auf das Hemd und die Hose, die ihm mit Sicherheit zu groß waren und richtete dann einen fragenden Blick auf Angel.

„Ich lass deine Sachen reinigen. Ich hab dir das hingelegt. Das Hemd und die Hose werden dir zwar zu groß sein, aber ich dachte du möchtest vielleicht etwas anziehen?"

Langsam wird mir dieser Kerl unheimlich! Zuerst steckt er mich in die Wanne, dann bringt er mir Blut ans Bett, besorgt mir einen Fernseher und hey nicht zu vergessen die Zigaretten! Und jetzt macht er sich auch noch Gedanken darüber was ich möchte oder nicht. Langsam finde ich Gefallen an dieser Childe-Sire-Sache. Mal sehen, was er noch alles für mich tun wird?

„Danke Kumpel, ich liege eh lieber nackt im Bett, also mach dir keine Umstände. Ähm,... könntest du mir vielleicht noch ein Tässchen hiervon bringen?" fragte Spike scheinheilig nach und deutete dabei auf die leere Tasse auf dem Nachttisch neben dem Bett.

„Sicher", antwortete Angel und war glücklich etwas für sein Childe tun zu können.

„Und bitte die selbe Temperatur wie vorhin!" schrie Spike ihm noch hinterher.

Angel wärmte das Blut auf und brachte es Spike ans Bett. Dieser achtete gar nicht auf ihn, sondern zappte sich durch die einzelnen Kanäle.

„Ich muss noch mal los. Ich will noch eine kurze Runde um die Stadt machen. Ich bin bald wieder da. Kommst du allein zurecht?"

„Sicher, geh nur", antwortete Spike nur beiläufig.

Spike wartete extra einen kurzen Augenblick, und als er merkte, dass Angel gerade die Wohnung verlassen wollte, rief er ihm noch mal hinterher: „Äh Angel? Könntest du mir vorher noch eine Decke bringen? Mir ist ziemlich kalt. Liegt wohl am Blutmangel."

Angel machte noch mal kehrt und brachte Spike seine Decke.

„Noch was?" fragte Angel geduldig.

„Nein danke, Kumpel. Ich bin bedient. Geh nur", antwortet Spike wieder nur abwesend, während er auf den Fernseher starrte.

„OK, dann geh ich jetzt. Bis später."

„OK."

Als Angel wieder bei der Tür angelangt war, schrie Spike erneut: „Ach halt, da wäre doch etwas!"

Ein wenig genervt ging Angel zurück ins Schlafzimmer und fragte: „Was ist noch?"

Spike merkte, dass Angel schon gereizt war und wollte den Bogen nicht zu weit spannen, weshalb er dann scheinheilig fragte: „Wie lange wirst du weg sein? Ich werde bald wieder Durst haben, ich meine, ich kann ja nicht aufstehen."

Angel war irgendwie gerührt, dass Spike ihn fragte wie lange er ausbleiben würde. Aber er hatte auch das kleine Spiel bemerkt, das Spike zu spielen versuchte. Doch da er sich fest vorgenommen hatte viel Geduld mit ihm zu haben antwortete er: „Ich werde bald zurücksein. Bis dahin ruh dich einfach ein bisschen aus. Du hast vier Wochen ohne Blut ausgehalten, also wirst du auch ein paar Stunden ohne auskommen."

Spike konnte sich ein freches Grinsen nicht verkneifen. Er wusste, dass sein Sire ihn durchschaut hatte. Er hätte eigentlich damit gerechnet, dass er ihn zurecht weisen würde, aber das hatte er nicht getan. Er antwortete frech: „Du bist ja immer noch hier? Wolltest du nicht gehen? Los verschwinde, ich will endlich meine Sendung sehen", und grinste ihn herausfordernd an.

„Treib es nicht zu weit", warnte ihn Angel und verließ schließlich die Wohnung.

Als Angel dann zwei Stunden später zurückkam, war Spike mit der Fernbedienung in der Hand und vor laufendem Fernseher eingeschlafen. Das Hemd, das Angel ihm hingelegt hatte, lag direkt neben Spikes Gesicht. Wie ein kleines Kind, das zum Einschlafen etwas zum Kuscheln brauchte. Angel lächelte auf sein Childe herab, schaltete den Fernseher ab und zog sich aus, um sich ebenfalls schlafen zu legen. Dadurch wurde Spike wieder wach und protestierte heftig, als er merkte, dass sich Angel zu ihm ins Bett legen wollte: „Was zum Geier hast du vor?"

„Ich leg mich ins Bett. Ich bin müde!"

„Aber doch nicht in dieses Bett!"

„Warum nicht? Es ist mein Bett."

„Warum nicht? Hey, ich liege hier! Leg dich gefälligst wo anders hin!"

„Wohin denn? Ich habe nur ein Bett!"

„Geh von mir aus auf die Couch! Keine Ahnung, ist mir vollkommen egal, aber nicht hier zu mir!"

„Also gut!" gab sich Angel entnervt geschlagen. Er war wirklich müde. Er überlegte noch kurz wie angenehm es wäre Spike vielleicht doch wieder nach unten in den Keller zu verfrachten. Entschied sich dann aber zu kapitulieren und für diese Nacht die Couch aufzusuchen. Unglücklicher Weise hatte er allerdings keine Zudecke mehr, da er diese Spike gegeben hatte. Also musste er sich auf die blanke Couch legen und versuchen zu schlafen. Da Spike nun wieder wach war, schaltete er den Fernseher mit der Fernbedienung wieder ein, und schaltete sich durch die Kanäle, bis er auf einen Spätfilm traf. Davon bekam er allerdings nicht mehr viel mit, da er sehr bald darauf wieder einschlief. Angel hingegen hörte jedes verfluchte Geräusch des Fernsehers und konnte deswegen nicht schlafen, bis er völlig entnervt aufstand um das Gerät endlich auszuschalten.

****

So ging es schließlich eine ganze Weile. Spike ließ sich von hinten bis vorne von seinem Sire bedienen und Angel versuchte alle seine Wünsche so gut es er konnte zu erfüllen. Sein größter Fehler war es jedoch gewesen Spike soviel Blut zu versprechen, wie er wollte. Also rief Spike ständig nach Angel, weil er Durst hatte. Da er ja vier Wochen lang nichts zu sich genommen hatte, hatte er wirklich großen Durst. Sein Körper brauchte eine Weile, bis er sich wieder erholte. Es ist etwas anderes, wenn ein Vampir verwundet ist. Davon erholen sich Vampire sehr schnell. Doch Blut brauchen sie um überleben zu können. Blut regeneriert ihren Körper. Wenn Vampire lange Zeit kein Blut bekommen oder wenn zum Beispiel Childer von ihrem Sire zur Strafe bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt werden, brauchen Vampire eine lange Zeit bis sie sich davon wieder vollkommen erholt haben. Deswegen war Spike auch eine ganze Weile ans Bett gefesselt.

So schlecht fand Spike das aber gar nicht. Schließlich wurde er von Angel regelrecht verwöhnt. Er hatte seinen Fernseher und soviel Zigaretten und Blut wie er wollte. So gesehen hatte die ganze Ich-kann-nicht-aufstehen-Sache durchaus seinen Reiz.

Während Spike sich langsam immer mehr erholte, fühlte sich Angel zunehmend erschöpft. Er hatte die vergangenen Tage nicht mehr richtig geschlafen, da es auf der Couch nicht unbedingt bequem war. Am liebsten wäre er in eines der leerstehenden Hotelzimmer ausgezogen, aber dies konnte er auch nicht, da Spike alle paar Stunden nach Blut schrie. Auch wenn Angel gerade schlafen wollte, oder wenn er oben im Büro war. Wie ein Baby, das alle paar Stunden nach seiner Mutter rief. Langsam ging Angel dieses Mutterglück ziemlich auf die Nerven. Er sehnte den Tag herbei, an dem Spike endlich wieder aufstehen könnte. Was Angel aber nicht wusste war, dass Spike bereits seit zwei Tagen wieder auf den Beinen war und nur so tat, als wäre er immer noch zu schwach um aufzustehen.

Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis Angel hinter Spikes kleines Geheimnis stoßen würde. Ihm fiel auf, dass jemand seine Bücher durchforstet hatte. Anscheinend war jemanden ziemlich langweilig gewesen. Außerdem hatte sich die Whiskeyflasche auf wundersame Weise entleert. Bei den Büchern hatte sich Angel noch nichts gedacht. Es hätte ja sein können, dass er sie selbst aus Versehen durcheinander gebracht hatte und es einfach nur vergessen hatte. Aber er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass er in letzter Zeit etwas von seinem Whiskey getrunken hätte. Also konnte es nur einer sein, der sich daran bedient hatte.

****

Mit verschränkten Armen stand Angel in der Schlafzimmertüre und blickte strafend auf sein Childe. Spike vermutete bereits, weswegen Angel ihn so mahnend ansah und legte sich sofort eine Ausrede zurecht.

„Wie lange kannst du schon aufstehen?" fragte Angel schließlich.

„Äh, zwei Tage etwa", antwortete Spike seelenruhig.

„Seit zwei Tagen? Seit zwei Tagen kannst du schon aufstehen und lässt dich von vorne bis hinten von mir bedienen? Raus! Raus aus meinem Bett! Sofort!"

„Hey Kumpel! Du hast selbst gesagt, dass ich im Bett bleiben soll! Das hast du selbst zu mir gesagt. Schon vergessen? Du hast es gesagt, als du mir den Fernseher und das ganze Zeug hier gegeben hast. Du hast gesagt, dass ich vorübergehend in dem Bett bleiben soll. Also blieb ich liegen."

Angel erinnerte sich und hätte sich selbst ohrfeigen können. Denn er hatte dies tatsächlich so gesagt.

„Also schön, du hast Recht. Aber jetzt will ich dass du dir in Zukunft dein Blut selber holst, verstanden? Ich werde von jetzt an nicht mehr deinen Laufburschen spielen."

„Kein Problem!" kommentierte Spike, während er sich nackt aus seinem Bett erhob und rüber zur Küche ging, um sich dort etwas zu trinken zu holen. Angel schluckte hart, als Spike direkt an ihm vorbei ging. Es hätte ihm schon viel früher auffallen müssen, denn Spike sah wieder vollkommen gesund aus. Er hatte die übliche blasse, aber doch für einen Vampir gesunde, Hautfarbe und seine Muskeln glänzten ebenso kräftig über den Knochen. Allerdings war es nun an der Zeit wichtige Dinge zu bereden. Dies hatte Angel bisher ständig vor sich hergeschoben. Vielleicht hatte er deshalb auch mit Absicht den genesenen Zustand seines Childes übersehen, denn nun musste er Spike die Regeln erklären. Es gab einige Regeln, die Spike nun zu beachten hatte. Und Angel war sich nicht sicher, ob er dies ohne weiteres alles hinnehmen würde. Angel folgte ihm schließlich in die Küche um mit ihm zu sprechen.

„Spike, ich muss mit dir reden. Jetzt da du ja endlich wieder aufstehen kannst, gibt es einige Dinge, die wir bereden müssen."

„OK Kumpel schieß los, was gibt’s?" erklärte sich Spike überraschend gelassen, sodass Angel nicht sofort wusste, wie er anfangen sollte.

„Ähm..., Nu ja, du weißt ja, dass sich hier außer mir noch ein paar Menschen im Haus aufhalten. Ich verlange von dir, dass du ihnen kein Haar krümmst."

Spike lachte kurz auf. „Das soll wohl ein Witz sein, was? Ein ziemlich schlechter Witz, wenn du mich fragst. Wie soll ich deinen lieben Menschenfreunden denn bitte schön etwas antun? Ich hab doch diesen Chip im Kopf, schon vergessen?"

„Was ich damit meine ist, dass du dich ihnen gegenüber anständig aufführst! Keine dummen Sprüche! Keine Beleidigungen! Keine hinterhältigen Intrigen. Spike ich kenne dich. Ich weiß wie gerne du Menschen manipulierst. Das ist ab jetzt absolutes Tabu! Verstanden?"

Verdammt, nicht mal die kleinen Späßchen gönnt er einem! Dabei hätte ich mich so auf ein Wiedersehen mit Gunn gefreut. Na was soll’s. Ich werd’ mich wohl oder übel an das halten müssen, was er sagt, sonnst kann ich mir meine kostenlose Verköstigung an den Hut stecken.

„In Ordnung. Ich lass deine Freunde in Ruhe. Zufrieden?"

„Ich werde zufrieden sein, wenn ich sehe, dass du dich daran hältst."

„Ich halte mich daran! Vertraust du etwa meinem Wort nicht?"

„Lass mich mal überlegen? Seit wann kannst du schon aufstehen? Ach ja du sagtest ja, du bist nicht aufgestanden, da ich es dir nicht erlaubt hätte. Schon klar, aber wer hat dann bitte meinen Whiskey leer getrunken? Obwohl er nicht aufstehen sollte? Also? Wofür soll ich dich jetzt bestrafen? Dafür, dass du so getan hast, als könntest du nicht aufstehen, oder dafür, da du mir meine letzte Flasche dieses wirklich teuren, seltenen und verdammt schwer zu bekommenden Whiskeys leergetrunken hast?"

„OK, OK! Du hast mich erwischt. Ich tu’s nie wieder! Ich bin ganz artig. Ich verspreche es."

„Es reicht, wenn du dich daran hältst, was ich dir sage. Das ist alles was ich will."

„Hab’s kapiert!" grummelte Spike unzufrieden vor sich hin, während er zurück ins Schlafzimmer gehen wollte.

„Wo willst du hin Spike?"

„Ins Bett."

„Ich bin noch nicht mit dir fertig!"

„Was denn noch?" maulte Spike.

„Du kannst dich hier in meiner Wohnung freibewegen, aber du verlässt sie nur in meiner Begleitung! Du schleichst dich nicht im Haus herum und gehst auch nicht nach draußen. Zumindest für die erste Zeit, bis ich sehe, dass du keinen Unsinn machst."

„Verdammt das ist unfair! Du hältst mich hier wie einen Gefangenen!"

„Es ist nur vorübergehend. Du hast es selbst in der Hand ob du dich in Zukunft frei bewegen kannst oder nicht. Kommt ganz darauf an, wie du dich aufführst! Beweise mir, dass ich dir vertrauen kann, dann kannst du tun und lassen was du willst. In Ordnung?"

„In Ordnung. Kann ich jetzt gehen? Sire?" fragte er absichtlich genervt.

„Ja, aber heute schlaf ich im Bett! Mir tun schon die Knochen weh von dieser verfluchten Couch!" kommentierte Angel, während er an Spike vorbei ging, sich auszog und sich in seinem Bett breit machte.

"Verdammt", murmelte Spike vor sich her, griff sich die Decke vom Bett und verzog sich widerwillig auf die Couch.

Dort war es allerdings ganz und gar nicht gemütlich. Außerdem würde bald ein guter Film im Fernseher kommen, und dieser stand im Schlafzimmer. Also kam Spike zurück und stellte sich mit der Decke um die Schultern neben Angel ans Bett.

„Ich will mir ’nen Film ansehen. Das Bett ist doch groß genug, kann ich mich nicht neben dich legen?" fragte Spike widerwillig nach. Ihm gefiel es gar nicht, dass er seinen Sire um etwas bitten musste.

Angel lag mit dem Rücken zu Spike, tat so, als würde er bereits schlafen und bewegte sich nicht. Doch Spike wusste genau, dass Angel noch wach war und drängte erneut: „Komm schon! Rück ein Stück zur Seite. Ich will den Film sehen."

Ohne sich zu bewegen fragte Angel schließlich: „Ich dachte du willst nicht neben mir im Bett liegen?"

„Will ich auch nicht", bekräftigte Spike.

„Dann verschwinde auf die Couch! Lass mich schlafen."

Fuck! Dieser sture Hurenbock! Ich hab keine Lust auf diese blöde Couch! Ich will wieder in das schöne weiche Bett. Ich will den Film sehen. Und Fuck ja, ich will neben meinem Sire liegen. Und ich wette er will es auch! Also was soll der Scheiß!

„OK, vielleicht will ich es doch."

„Vielleicht willst du was?" fragte Angel nach und setzte sich auf, um Spike erwartungsvoll anzusehen.

Spike stand nervös vor ihm und verlagerte sein Gewicht von einem Bein auf das andere.

„Vielleicht will ich doch neben dir liegen", antwortete er schließlich.

„Nur vielleicht?" fragte Angel erneut nach und grinste Spike dabei schelmisch an.

„Verflucht jetzt rück schon rüber du Idiot! Ja ich will neben dir im Bett liegen. Zufrieden?" gab Spike genervt zu.

Angel grinste breiter und rutschte ein Stück zur Seite, damit Spike zu ihm kriechen konnte. Spike packte sich sofort die Fernbedienung, legte sich neben Angel ins Bett und schaltete den Fernseher ein. Angel grinste kopfschüttelnd und legte sich auf seiner Seite hin. Er war ziemlich erschlagen und sehr froh darüber endlich wieder eine weiche Matratze unter sich zu spüren. Er drehte Spike den Rücken zu und versuchte trotz des Fernsehers zu schlafen. Mittlerweile hatte er sich schon gut an das Nebengeräusch gewöhnt, weshalb er schließlich bald einschlief. Spike richtete einen langen nachdenklichen Blick auf den Rücken seines Sires. Irgendwie kam es ihm seltsam vor, hier neben ihm zu liegen. Eigentlich war es ja nichts Ungewöhnliches. Manche Childer verbringen ihr ganzes Leben lang an der Seite ihres Sires. Sie jagen zusammen. Trinken zusammen. Schlafen zusammen. Es ist das natürlichste von der Welt, aber bei ihm und Angel war dies etwas vollkommen Fremdes. Doch es fühlte sich gut an für ihn. Es fühlte sich richtig an.

Während die beiden schliefen, rückte Spike unbewusst immer näher an Angel heran. Bis er schließlich mit der ganzen Länge an seinem Sire lehnte.

****

Am Morgen darauf taten beide dann so, als wenn nichts passiert wäre. Doch insgeheim war es jedem von ihnen sehr angenehm gewesen so eng aneinandergekuschelt zu schlafen. Als Angel aufgestanden war meinte er schließlich zu Spike: „Steh auf! Es wird Zeit, dass du dich wieder ein bisschen bewegst. Du gehst mit mir mit."

„Ich hab keine Lust", murmelte Spike ins Kissen.

„Ich sagte steh auf! Zwing mich nicht dazu dich rauszuwerfen!" betonte Angel.

„Schon gut. Ich komm ja schon!" antwortet Spike, während er widerwillig aus dem Bett stieg und sich anzog.

„Ich erwarte dich in fünf Minuten in meinem Büro."

„Ja Sire", gab Spike genervt zur Antwort

Zwanzig Minuten später saß Angel in seinem Büro und von Spike war noch immer keine Spur.

Dieser sture kleine Mistkerl! Was soll ich nur machen, damit er mir gehorcht? Ich kann es mir nicht leisten, dass er sich mir widersetzt. Ich kann ihm dieses Benehmen nicht durchgehen lassen! Wesley macht mir Feuer unter den Hintern, wenn er merkt, dass Spike mir auf der Nase herumtanzt. Was ist wenn Wesley Recht hat? Was, wenn ich Spike wirklich nicht vertrauen kann? Er ist schließlich ein reiner Dämon. Er kann zwar nicht beißen, aber dennoch ist er ein wilder, unbezähmbarer Dämon. Angelus hätte Mittel und Wege gewusst ihn in Zaum zu halten, aber werde ich auch dazu in der Lage sein? Ich muss etwas unternehmen! JETZT!

Angel erhob sich von seinem Stuhl und steuerte aus dem Büro hinaus. Draußen in der Eingangshalle kam ihm Spike jedoch bereits entgegen. Er machte einen etwas verunsicherten Eindruck und ging weiter auf Angel zu.

„Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat", entschuldigte er sich sofort, „ich wollte vorher noch eine Dusche nehmen, bevor ich wieder unter Leute gehe."

Angels Wut war vollkommen verflogen. Stattdessen hätte er ihn vor Freude küssen können. Denn allein die Art, wie Spike eher verunsichert vor ihm stand zeigte ihm, dass er sich an das halten würde, was Angel ihm angewiesen hatte. Darüber sehr erleichtert, meinte Angel dann: „Gut. Das war keine schlechte Idee. Komm, ich stell dich den Anderen vor."

Spikes Brauen hoben sich fragend, denn bisher dachte er, er würde bereits jeden hier kennen, also weshalb wollte Angel ihn vorstellen? Er folgte ihm aber gehorsam und wartete ab, was als nächstes kommen würde.

Gunns Augen verengten sich, als er Spike hinter Angel sah.

„Was will der hier Angel? Wenn du nicht willst, dass ich ihm einen Holzpflock in die Brust schlage, dann sieh zu, dass er schön brav in deiner Wohnung bleibt", drohte Gunn sofort.

Angel blieb vollkommen ruhig und meinte kühl: „Niemand wird Spike ohne meine Erlaubnis pfählen. Ist das klar? Er wird niemanden von Euch etwas tun. Ich habe eine strenge Vereinbarung mit ihm. Sollte er dagegen verstoßen, wird er mit Konsequenzen zu rechnen haben. Sollte ich jedoch merken, dass jemand von Euch ihn absichtlich provoziert, werde ich zu ihm halten. Gunn, ich weiß dass du dich nicht mit einem Vampir anfreunden kannst. Ich verlange auch nicht, dass ihr die besten Kumpels werdet. Aber bitte akzeptiere ihn an meiner Seite. Lässt du ihn in Ruhe, wird er auch dich in Ruhe lassen."

Spike stand während Angels Worten schräg hinter seinem Rücken und nahm mehrere kräftige Züge an seiner Zigarette. Das Ganze nervte ihn tierisch. Früher hätte er kurzen Prozess mit solchen wie Gunn gemacht. Doch jetzt musste er sich wohl oder übel damit abfinden, dass er ihn nicht einmal schief ansehen durfte. Er hasste sein Leben.

Cordelia versuchte die angespannte Stimmung etwas zu überspielen und meinte fröhlich: „Hallo Spike! Gut geschlafen? Willst du auch einen Kaffee?"

Alle Anwesenden sahen überrascht zu ihr rüber und Spike antwortete freundlich: „Danke gerne."

„OK, dann komm mit", trällerte sie erfreut und ging zur Küche, wo bereits ein frisch aufgebrühter Kaffee wartete. Spike richtet einen kurzen Kontrollblick auf Angel, ob dieser es auch erlauben würde. Nachdem Angel nur überrascht dreinblickte, wagte Spike es Cordelia zu folgen.

Angel, Gunn und Wesley sahen den beiden sprachlos hinterher. Cordelia hatte keine Angst vor Spike. Irgendwie fand sie ihn sympathisch. Das lag wohl an seiner Ausstrahlung, die für viele Frauen unwiderstehlich wirkte.

„Du musst Gunn entschuldigen, er hat ein ziemliches Problem mit Vampiren," meinte Cordelia, während sie ihm und sich zwei Tassen Kaffee einschenkte.

„Beruht auf Gegenseitigkeit", meinte Spike daraufhin.

„Du hast ein Problem mit Gunn?"

„Mit Menschen."

„Oh, verstehe."

„Tut mir leid, aber bisher waren Menschen nur so etwas wie..."

„Nahrung?"

„Yeah!"

„Klar! Zucker?"

„Ja zwei Stück bitte."

Cordelia tat Zucker in Spikes Tasse und reichte sie ihm freundlich lächelnd.

„Und was sind wir jetzt für dich? Ich meine jetzt, da du nicht mehr beißen kannst?"

„Wie schön, dass mich jeder daran erinnert! So kann ich es ganz sicher nicht vergessen!"

„Tut mir leid, ich wollte nicht..."

„Schon OK. Keine Ahnung, was ich jetzt tun werde. Zunächst einmal bin ich wohl oder übel auf Angel angewiesen. Vielleicht werde ich auch irgendwann mal so ein toller Kerl wie er?" erwiderte Spike, wobei der reine Sarkasmus aus ihm sprach.

„So wie Angel? Nein danke! Ein brütender und grübelnder Vampir reicht in diesem Haus."

Spike und Cordelia mussten bei dieser Aussage beide unweigerlich lächeln.

„Ich werde tun was ich kann, um es zu verhindern. Übrigens, nettes Kleid, was du da an hast."

„Ehrlich? Findest du?"

„Yeah."

„Endlich mal ein Mann, der gute Mode zu schätzen weiß! Weißt du Angel, Gunn und Wes bemerken nie, wenn ich mir ein neues Kleid oder neue Schuhe gekauft habe. Das ist ziemlich enttäuschend!"

„Ich weiß. Hast du mir schon mehr als einmal erzählt."

„Hab ich?"

„Sicher! Als ich noch Gast im Keller war. Du hast mir ständig von den Anderen erzählt."

„Ich dachte du würdest mir nie wirklich zuhören."

„Doch hab ich. Ich wollt... dir noch dafür danken. Ich meine... das war nett von dir. Du hast wenigstens versucht... mit mir zu reden", druckste Spike etwas unsicher herum.

„Keine Ursache. Hab ich gern gemacht. Sag, wie findest du meine Schuhe?"

„Sind nett. Die roten hatten mir aber besser gefallen."

Spike und Cordelia plauderten noch eine ganze Weile über alles Mögliche.

Währenddessen hatten Wesley und Gunn weiter mit Angel gesprochen.

Wesley fragte besorgt: „Findest du es gut, wenn er hier frei herumläuft Angel?"

„Er kann niemandem etwas tun. Und ich hab ihm gesagt, dass er sich anständig aufführen soll. Er wird sich daran halten."

„Mir gefällt das ganz und gar nicht", gab Gunn offen zu.

„Das kann ich verstehen. Gebt ihm bitte eine Chance. Mehr verlange ich nicht von Euch. Gebt ihm nur die Möglichkeit einen neuen Platz in seinem Leben zu finden."

„Hat er sich denn einen Platz hier verdient?" fragte Gunn skeptisch nach.

„Das nicht gerade. Zumindest bis jetzt noch nicht. Doch wenn wir ihm nicht die Chance dazu geben, wird er es nie können", argumentierte Angel, wodurch er zumindest Wesley überzeugen konnte. Gunn würde noch eine ganze Weile brauchen, bis er sich mit diesem Gedanken anfreunden könnte. Das war allen klar, denn er hatte ja manchmal sogar Probleme damit für einen Vampir zu arbeiten. Angel hoffte allerdings, dass die beiden sich wenigstens nicht umbringen würden. Das heißt eigentlich hoffte er mehr, dass Gunn Spike nicht umbringen würde! Dass Spike Gunn etwas antun könnte, davor hatte Angel weniger Angst.

„Ich werde mal nach den beiden sehen", erklärte Angel und ging zu Cordelia und Spike in die Küche.

„Alles klar bei euch?" fragte er die beiden. Spike wich sofort einen Schritt zurück. Weg von Cordelia und blickte von unten herauf nervös zu Angel. Als wolle er zeigen, dass er ganz sicher nichts Böses im Sinn hatte. Angel war etwas verwundert über Spikes Verhalten. Etwas war ziemlich komisch daran, aber er konnte nicht weiter darüber nachdenken, da Cordelia sofort beschwingt antwortete: „Ja! Hier ist alles Bestens! Spike und ich haben uns gerade über Mode unterhalten."

„Mode?" fragte Angel ungläubig nach.

Spike richtete einen ziemlich genervten Blick in eine andere Richtung und fragte dann: „Ist es ein Problem, wenn ich mich hier mit Cordy unterhalte?" Worauf er dann fragend zu seinem Sire sah.

„Nein. Kein Problem. Ich bin im Büro, falls du mich suchst."

Dann verließ Angel die Küche wieder und ging in sein Büro.

Der Rest des Tages verlief relativ ruhig. Cordy erledigte ihre Büroarbeiten, Wesley und Gunn waren zu einem Klienten unterwegs und Angel saß an seinem Schreibtisch und arbeitete einige Unterlagen durch, die Wesley ihm gegeben hatte. Spike saß während der ganzen Zeit gegenüber von Angel auf einem Stuhl und rauchte eine nach der andern. Ihm war schrecklich langweilig! Angel fiel auf, dass er sich seit er ihm in der Lobby entgegengekommen war ziemlich seltsam verhalten hatte. Er wirkte sehr nervös und angespannt. Ja fasst beinahe ängstlich. Irgendwas stimmte mit Spike nicht. Nachdem er ihn eine zeitlang beobachtete, fragte er schließlich: „Alles OK bei dir? Fühlst du dich nicht wohl?"

„Doch. Alles OK! Mir fehlt nichts", stritt Spike vehement ab und fuhr fort nervös an seinen Nägeln zu kauen und sich eine weitere Zigarette anzuzünden.

„Du wirkst ziemlich nervös. Worüber machst du dir Sorgen?"

„Ich? Ich bin nicht nervös!", log er, denn er war ziemlich nervös. Seine Nervosität hatte angefangen, als er die Wohnung verlassen hatte und wurde von Stunde zu Stunde immer schlimmer.

„Natürlich bist du das! Ich sehe es dir doch deutlich an. Also sag schon! Was ist los?"

„Es ist nichts! Lass mich in Ruhe", maulte Spike ihn an.

„Ist es wegen den Anderen? Machst du dir Sorgen wegen Wes und Gunn? Mit Cordelia verstehst du dich doch recht gut schätze ich. Also muss es an den beiden liegen."

„Das ist es nicht."

„Was ist es dann? Sag schon!"

„Kannst du mir nicht einmal meine Ruhe lassen?" fragte Spike aufgebracht und stand von seinem Stuhl auf. Er fing an nervös hin- und herzulaufen und erklärte dann endlich: „Wie würdest du dich den fühlen, wenn du dich nicht wehren könntest? Jeder deiner verfluchten Freunde will mir an den Kragen und es wäre ein leichtes für sie mich zu töten! Sogar Cordelia könnte mich töten, wenn sie wollte. Also wie würdest du dich da fühlen? Ich war über 120 lang an der Spitze der Nahrungskette, und jetzt muss ich mich sogar vor einem Kind in Acht nehmen. Da ist es doch nur logisch, dass ich nervös bin, oder? Verflucht noch mal!"

Verzweifelt stieß er gegen den Stuhl, auf dem er gerade gesessen hatte. Es hatte begonnen, seit Spike die Wohnung verlassen hatte. Seitdem hatte er Panik bekommen. Ihm war klargeworden, dass ihn jeder hier mit Leichtigkeit töten könnte und er sich aber nicht einmal dagegen wehren könnte. Das war ein ziemlich beängstigender Gedanke für ihn.

„Ich werde nicht zulassen, dass dir jemand etwas antut! Hörst du? Solange ich es verhindern kann, wird dir niemand etwas tun! Das schwöre ich!"

Spike sah Angel in seine warmen braunen Augen und studierte Angels Gesichtsaudruck. Da war etwas, dass ihm bekannt war. Etwas, was er vor vielen Jahren schon einmal in diesem Gesicht gesehen hatte. Komischerweise beruhigten ihn Angels Worte und dieser Blick. Es war derselbe Blick gewesen, den er ihm damals gegeben hatte, als Darla wütend hereingestürmt war. Als Spike vor ihr flüchten wollte, aber Angelus ihn aufhielt. Damals wusste er, dass ihm nichts passieren würde. Dass Angelus es nicht zulassen würde. Und auf dieselbe Art fühlte er sich nun auch jetzt sicherer, denn Angel gab ihm das Gefühl, dass er ihn beschützen würde. Das war gut.

****

„Ich bitte um einen Bericht!" befahl Maggie Walsh die Leiterin der Initiative, eines Geheimprojekts der Regierung.

„Wir sind ihm auf der Spur, Sir! Unsere Satelliten suchen auf der ganzen Welt nach dem Signal. Es ist nur eine Frage der Zeit bis wir ihn finden", erstattete einer der Soldaten gehorsam Bericht.

„Gut. Lassen Sie es mich sofort wissen, wenn Sie ihn haben."

„Ja Sir!"

****

Das Verhältnis zwischen Spike und Angels Mitarbeitern wurde von Tag zu Tag besser. Wesley war regelrecht begeistert, als Spike mit einem hohen Wissen über alte Dämonensprachen und einigen Weissagungen glänzte. Spike half ihm bei der Übersetzung einiger alter Schriftrollen. Ihm machte dies großen Spaß und er vergaß dabei seine Angst, die er vor den Menschen hatte. Mit Cordelia verstand er sich wohl am besten. Die beiden tratschten ständig vergnügt miteinander. Sogar Gunn hatte sich mittlerweile mit Spikes Anwesenzeit abgefunden. Auch wenn sie sich nach wie vor noch immer gegenseitig aus dem Weg gingen. Angel hielt stets ein wachsames Auge auf sein Childe und seine Mitarbeiter. Auch er stellte erleichtert fest, dass sich das Verhältnis zwischen ihnen und Spike ständig verbesserte.

Spike und Angel schliefen seitdem zusammen im selben Bett. Spike machte keinen Hehl mehr daraus und kuschelte sich absichtlich an Angel heran. Dieser genoss diese Nähe und strich ihm jedes Mal beruhigend über den Rücken, wenn Spike wieder einen seiner Alträume hatte. Denn diese kamen immer häufiger. Manchmal schrie Spike sogar im Schlaf laut auf und klammerte sich dann fest an seinen Sire. Was auch immer er in der Initiative durchmachen musste, es musste sehr schlimm für ihn gewesen sein, dachte sich Angel.

Spike bewies, dass er Angels Anweisungen folgte und führte sich so anständig auf wie es ihm möglich war. Zumindest was Angels Freunde anging. Wenn sie unter sich waren, war Spike wesentlich störrischer und aufmüpfiger! Er lehnte sich bei jeder Gelegenheit gegen seinen Sire auf. Widersprach ihm in allem und nervte ihn wo es nur ging. Angel brauchte all seine Geduld, um nicht in Rage zu geraten. Er wusste genau, dass Spike dies absichtlich machte. Und er wusste auch weshalb. Denn wenn sie beide alleine waren, waren es die einzigen Momente, in denen Spike sich sicher fühlte. Es waren die einzigen Momente, wo er keine Angst zu haben brauchte. Denn Spike wusste, dass Angel ihm nichts tun würde. Also nutzte er jede Gelegenheit um seinen Big Bad heraushängen zu lassen.

****

Cordelia hatte eine ihrer Visionen und berichtete, dass sie schnellstens zu einem Supermarkt fahren müssten, da dort bald ein paar Vampire eindringen würden und dabei mehrere Menschen töten würden. Nachdem Cordelia alle genaueren Einzelheiten berichtet hatte, fuhren alle gemeinsam zu dem Supermarkt, wo das ganze passieren würde. Spike war auch dabei und saß gelangweilt auf der Rücksitzbank. Er war bereits öfter auf einer solchen Mission dabei gewesen, fungierte dabei aber immer nur als unbeteiligter Zuschauer, da er ja selbst nicht kämpfen konnte. Allerdings machte er sich jedes Mal große Sorgen um Angel. Es nervte ihn unheimlich jedes Mal nur hilflos daneben zu stehen, während sein Sire sein Leben riskierte. Er war immer sehr froh, wenn der Kampf vorbei war und Angel unbeschadet zu ihm zurückkam.

So fuhren sie auch diesmal gemeinsam durch LA auf den Weg zu einer neuen Mission.

„Hey Leute seht mal! Nur noch zwei Kilometer und ich hab lauter Einsen auf meinem Tacho!" rief Angel begeistert.

„Was?" fragte Spike entsetzt nach!

„Na hier, schau doch! Jetzt sind es nur noch anderthalb."

„Halt an!" schrie Spike in Panik getrieben.

„Wieso?" fragte Angel verwirrt, als er die Panik bei Spike erkannte.

„Halt die verfluchte Karre an! Sofort!" schrie er noch lauter.

Angel fuhr an den Straßenrand und alle sahen sich verwirrt an, als Spike wie von der Tarantel gestochen aus dem noch rollendem Wagen stürmte.

Angel stieg ebenfalls aus und eilte ihm hinter her. Spike ging nur ein paar Meter von dem Wagen weg und stoppte vor einer Hausmauer.

„Spike, was ist los? Steig wieder ein, wir haben keine Zeit für so etwas", mahnte Angel.

„Ich steig da nicht mehr ein!" erklärte Spike voller Panik und ging nervös auf und ab.

„Spike beruhige dich! Sag mir was los ist? Wovor hast du Angst?" versuchte Angel ihn zu beruhigen.

Wesley und Gunn traten näher, da sie sich eigentlich beeilen müssten und Gunn fragte nach: „Was ist jetzt? Wir müssen weiter!"

„Gleich", meinte Angel.

„Fahrt ihr nur weiter. Ich bleibe hier. Ich verspreche es. Ihr könnt mich später abholen", versuchte Spike zu verhindern, dass er in dem Auto sitzen würde, während die Einsenreihe vollständig wäre. Denn jedes Mal, wenn dies geschehen war, ist daraufhin etwas Neues passiert und Spike hatte keine Lust auf eine weitere Neuigkeit in seinem beschissenen Leben.

„Los, lass ihn hier. Wir müssen weiter", versuchte Wesley Angel zu drängen.

„Nein! Ich lass ihn nicht alleine hier. Spike du kommst jetzt mit. Sofort!" Angel hatte Angst Spike hier alleine zu lassen. Es war ein berüchtigtes Viertel, in dem sich viele Dämonen herumschlichen. Spike wäre ein gefundenes Fressen für sie gewesen. Denn noch immer wusste ja keiner, dass Spikes Chip nur auf Menschen reagierte!

„Ich steig nicht in dieses Auto! Vergiss es Kumpel! Auf keinen Fall!"

„Warum nicht?"

„Das kann ich dir nicht sagen. Du würdest mich für dumm verkaufen."

„Langsam reißt meine Geduld mit dir! Wir müssen weiter! Es eilt! Wenn du nicht freiwillig in dieses Auto steigst, dann werde ich dich zwingen!"

Und noch ehe er über eventuelle Konsequenzen nachdachte, packte Angel Spike am Kragen und zog ihn rüber zum Auto.

„Lass mich los!" beschwerte sich Spike lautstark und versuchte sich aus Angels Griff zu befreien. Angel verpasste ihm einen kräftigen Faustschlag, damit er endlich zur Vernunft kommen würde. Aus reiner Reaktion heraus und wegen der Panik, dass Angel ihn ins Auto zerren könnte, erwiderte Spike den Hieb und schlug Angel ebenfalls ins Gesicht, sodass dieser zurückgeschleudert wurde und überrascht auf seinen Hintern landete, da beide in diesem Moment realisierten, dass der Chip nicht reagiert hatte. Angel bekam Angst, dass dies Spike nun wieder zu seinem Feind machen würde und Spike wusste überhaupt nicht, was er davon halten sollte.

Er kam auch gar nicht dazu sich lange darüber Gedanken zu machen, da Gunn sofort reagiert hatte und Spike sofort angriff. Er verpasste ihm einen kräftigen Fausthieb und hielt bereits drohend einen Pflock in der Hand. Spike wusste nicht wie ihm geschah. Eben noch hatte er seinen Sire niedergeschlagen ohne dass der Chip losging, und nun wurde er von Gunn angegriffen. Er hatte nicht vor Gunn zu bekämpfen. Er wollte eigentlich nur in Ruhe über seine neue Situation nachdenken. Doch Gunn ließ ihm gar keine Wahl, denn er schlug ihn ein weiteres Mal und zog bereits mit dem Pflock aus. Angel geriet in Panik und sprang hoch um Gunn aufzuhalten. Spike reagierte inzwischen blitzschnell und schlug Gunn den Arm zur Seite, was ihm jedoch einen höllischen Schmerz seines Chips einbrachte. Als Angel endlich an Gunns Seite war, griff er sich sicherheitshalber den Pflock, um zu verhindern, dass Gunn sein Childe töten würde. Nachdem sich alle Gemüter endlich wieder beruhigt hatten, versuchten sie zu verstehen, was gerade passiert war.

Es war Wesley, der die ganze Sache von außerhalb beobachtet hatte, der am Ende feststellte: „Der Chip reagiert nur auf Menschen! Deshalb konnte Spike dich schlagen."

„Bist du sicher?" fragte Angel ungläubig nach.

„Probier’n wir’s aus!" meinte Spike gut gelaunt, die Aussicht darauf Dämonen niederstrecken zu können gefiel ihm außerordentlich.

„Hau ihm doch noch mal eine rein", meinte ausgerechnet Gunn und erntete einen verärgerten Blick von Angel. Doch nur einen kurzen Blick, da Spike ihm einen weiteren Kinnhacken verpasste. Nicht sehr fest. Nur um zu sehen, ob der Chip anspringen würde.

„Verdammt Spike! Hör damit auf", protestierte Angel wütend.

„Hey Jungs! Es ist ja schön, dass ihr euch so gut amüsiert, aber wir müssen los! Wir haben da ein kleines Vampirproblem. Schon vergessen?" meldete sich nun Cordelia, die bisher im Auto gewartet hatte.

„Ja auf geht’s! Lasst uns ein paar Vampire vermöbeln!" meinte Spike begeistert und war der erste, der wieder im Wagen saß. Ziemlich genervt sah Angel ihm hinterher und stieg schließlich ebenfalls ein.

Tatsächlich hatte sich wieder etwas Entscheidendes in Spikes Leben geändert, als er in einem Wagen saß, der lauter Einsen in der Kilometeranzeige stehen hatte. Denn genau als alle Einsen vollzählig waren, kamen sie an dem Supermarkt an und Spike half Angel und seinen Freunden die Vampire zu erledigen. Er fühlte sich großartig. Im Kampf an der Seite seines Sires zu stehen war ein noch großartigeres Gefühl, als mit ihm gemeinsam zu jagen, da es eine viel größere Herausforderung war gegen Dämonen zu kämpfen, als schwache und hilflose Menschen zu jagen. Spike liebte diese Art der Herausforderung. Deshalb hatte er auch immer den Kampf mit einer Jägerin gesucht, da sie als einzige eine ebenbürtige Gegnerin für ihn war. Er war geradezu in Höchstform und erledigte einen Vampir nach dem andern.

Gunn hatte gerade schwer mit seinem Gegner zu kämpfen und wurde von diesem auf den Boden gedrängt. Gerade wollte dieser seine Zähne in Gunns Hals bohren, als ausgerechnet Spike sich den Vampir packte und ihn nach hinten wegzerrte. Er kämpfte eine kurze Weile mit dem Vampir, als Gunn ihm „Hier", zurief und ihm seinen Pflock zuwarf. Ein kurzer Stoß und der letzte Vampir war erledigt. Spike half dem erschöpften Gunn auf die Beine. Und auch alle anderen blickten eher erschöpft drein. Nur Spike war geradezu euphorisch! Er grinste über das ganze Gesicht und war voller Energie.

Gunn zwang sich ein freundliches Lächeln und sagte zu Spike: „Danke Mann, du hast mir das Leben gerettet." Spike hatte noch nie einem Menschen das Leben gerettet. Und noch nie hatte sich daher jemand bei ihm für so etwas bedankt. Seltsamerweise gefiel ihm das Gefühl, das er dabei empfand und meinte nur: „Keine Ursache, Kumpel."

Der baldige Morgen näherte sich, und somit auch der Sonnenaufgang. Alle kamen erschöpft und abgekämpft wieder zuhause an. Außer Spike natürlich, der sich wie neugeboren fühlte. Die anderen konnten nur über ihn lachen, da er die ganze Rückfahrt über begeistert jeden einzelnen seiner erledigten Gegner Revue passieren ließ. Als würde er schon sein ganzes Leben nichts anderes tun, als für die gute Sache gegen Dämonen kämpfen. Angel konnte nicht anders. Irgendwie machte es ihn stolz und auch sehr froh, dass Spike offensichtlich gefallen daran gefunden hatte gegen Dämonen zu kämpfen.

Nachdem sich schließlich alle voneinander verabschiedet hatten, zogen sich auch Angel und Spike zurück. Während Spike sich duschte, wärmte Angel für sie beide etwas Blut auf. Danach ging auch Angel in die Dusche und kurze Zeit später, nachdem sie beide getrunken hatten, schlüpften sie beide ins Bett. Spike schaltete sofort den Fernseher ein, während Angel nur darüber grinsen konnte, da sein Childe offensichtlich überhaupt nicht müde war. Er kuschelte sich an Spikes Rücken heran und legte seinen Arm um Spikes Hüften. Spike versuchte sich auf den Fernseher zu konzentrieren, aber die Tatsache, dass Angels Finger kleine Kreise über seinen Bauch zeichneten verursachte, dass Spike ziemlich hart dabei wurde. Weshalb es ihm unmöglich wurde Angel zu ignorieren. Spike fühlte sich so großartig, durch den Kampf und die neugewonnene Erkenntnis, dass er nun doch nicht mehr ganz so hilflos war, wie er dachte. Zumindest in Bezug auf Dämonen, sodass er es wagte einen längst gefassten Plan in die Tat umzusetzen.

Er ließ die Fernbedienung sinken und drehte sich in Angels Armen herum. Er sah Angel lange in die Augen und entdeckt dort dessen Verwirrung. Und er entdeckte noch etwas. Etwas was er vor langer Zeit einmal in diesen Augen gesehen hatte. Es war das Strahlen, das ihn damals so sehr fasziniert hatte. Er schenkte ihm ein freches Grinsen durch die Vorfreude auf die Durchführung seines Plans. Angel war verwirrt und wusste nicht, was Spike vorhatte. Er hatte aber wohl gemerkt, dass Spike irgendetwas im Schilde führte. Er wollte ihn fragen, doch erneut schaffte es sein Childe, dass er bewegungsunfähig war. Wie damals vor über hundert Jahren küsste in Spike sanft auf die Brust und verteilte lauter kleine Sanfte Küsse auf seiner Haut. Angel durchfuhr ein unbeschreiblicher Schauer bei diesen Berührungen. Er war unfähig sich dagegen zu wehren und ließ zu, dass Spike ihn zärtlich mit der Hand über den Rücken fuhr, während sein Mund sich einem seiner Nippel näherte.

Ein überraschtes Stöhnen entwich seinen Lippen. Es fühlte sich noch besser an, als er es in Erinnerung hatte. Spike grinste gegen Angels Brust. Offensichtlich waren hundert Jahre Erfahrung nicht spurlos an ihn vorüber gegangen, sodass er es schaffte seinen Sire zu überraschen. Nachdem Spike ausgiebig den gesamten Oberkörper seines Sires geleckt und geschmeckt hatte, wanderte er nun immer weiter nach unten. Angel war noch immer in Spikes Liebkosungen gefangen, sodass er kaum zu einem klaren Gedanken fähig war. Allein die Vorfreude auf das, was Spike mit seiner schon schmerzenden Schwellung machen könnte ließ ihn erschaudern und weiterhin laut aufstöhnen.

Spike fand gefallen an diesem Spiel und arbeite sich nach unten weiter. Er hatte erwartet, dass Angel sich unterstützend auf den Rücken legen würde, doch dieser schien zu keiner Bewegung fähig zu sein. Deshalb übernahm er dies für seinen Sire und drückte ihn zurück ins Kissen. Die Bettdecke flog zur Seite und Spike näherte sich der prallen glänzenden Spitze von Angels Schaft. Durch verschleierte Augen beobachtete Angel, wie Spike mit der Zunge über seine Spitze fuhr, was ihn aufstöhnen und seinen pulsierenden Schwanz heftig zucken ließ. Alte Erinnerungen an einen seiner großartigsten Orgasmen fuhren ihm durch den Kopf. Er erinnerte sich an damals, als William, sein Childe, ihm den großartigsten Blowjob seines Lebens schenkte. Spike ließ den harten Schaft seines Sires in seinen Mund gleiten und begann leicht daran zu saugen. Mit den Händen umfasste er dessen Hoden und die Wurzel des Schaftes um sie unterstützend zu massieren. Angel fuhr mit dem Kopf zurück, stöhnte laut auf und bohrte seine Finger hilflos in die Matratze. Als er wieder auf Spike zurückschauen wollte, fiel sein Blick auf den Fernseher, wo gerade ein Film aus der Godzilla-Serie lief. Tausende Menschen flüchteten in Panik getrieben vor einem Monster davon. Dabei durchfuhr es Angel wie in einem Schock! Seine Seele! Wenn Spike so weitermachen würde, würde er bestimmt seine Seele verlieren.

„Hör auf!" fuhr es sofort aus ihm heraus. „Sofort!" schrie er fast und zog sich aus Spikes Mund zurück. Spike war völlig irritiert und richtete sich verwundert auf.

„Was ist?" fragte er verunsichert nach.

„Es tut mir leid. Ich kann das nicht. Wir müssen aufhören", versuchte Angel zu erklären.

„Fuck! Angel erklär mir jetzt bloß nicht, dass dir das unangenehm ist. Ich komm mir vor wie eine verfluchte Schwuchtel, die einen Hetero verführen will."

„Nein! Das ist es nicht!" versuchte Angel Spike zu beruhigen. „Es liegt an meiner Seele. Gerade die Tatsache, dass es mir sogar sehr gefällt ist das Problem, verstehst du?"

„Nein. Nicht die Bohne. Ich versteh überhaupt nichts. Wenn es dir gefällt, warum soll ich dann aufhören?" fragte Spike langsam verärgert nach.

„Weil ich dadurch meine Seele verlieren werde. Ein Moment vollkommenen Glücks! Verstehst du es jetzt?"

Spike verstand es, aber er wollte es nicht glauben. Schmerz und Enttäuschung spiegelte sich in seinen blauen Augen wider. Er blickte Angel sprachlos an und kämpfte mit seiner Verzweiflung. Er wollte doch nichts weiter, als eine alte Childe-Sire-Sitte wiederaufleben lassen. Die Tatsache zu erfahren, dass er dazu fähig war seinen Sire glücklich zu machen machte ihn zwar froh, aber zugleich bedeutete dies auch, dass sie nie eine richtige Childe-Sire-Beziehung führen könnten. Spike war verwirrt, enttäuscht und frustriert. Er stand auf und zog sich eilig seine Sachen über. Er wollte raus. Er musste weg von hier.

„Was hast du vor?" fragte Angel aufgebracht.

„Ich muss hier raus!"

„Du kannst jetzt nicht raus! Die Sonne geht bald auf."

„Erst in einer Stunde. Ich halte es hier nicht mehr aus. Verzeih mir, aber ich muss jetzt allein sein", erklärte Spike seinem Sire mit glänzenden Augen und hoffte inständig Angel würde ihn nicht daran hindern, denn sonnst würde er Gewalt anwenden.

Angel sah den Schmerz in Spikes wundervollen blauen Augen. Denselben Schmerz, den er vor vielen Jahren gesehen hatte. Er machte sich Sorgen um ihn, wollte ihn nicht allein nach draußen lassen. Am liebsten wäre er aufgesprungen und hätte ihn fest an sich geklammert.

„Ich werde jetzt gehen! Versuch nicht mich aufzuhalten, bitte!" flehte Spike ihn an. „Ich kann auf mich aufpassen. Ich kann jetzt Dämonen verhauen schon vergessen?" versuchte er die Situation etwas aufzuheitern, da er erkannte wie Angel mit sich rang und ging dann davon.

Bewegungslos verharrte Angel in seinem Bett und konnte nicht glauben was gerade passiert war. Erst jetzt wurde ihm bewusst, was Spike gerade versucht hatte zu tun. Er wollte ihre Childe-Sire-Beziehung festigen. Er wollte ihm gefallen. Ihm zeigen, dass er sein Childe sein wollte. All das, was Angel sich immer gewünscht hatte. Doch nun hatte er alles zerstört. Vielleicht hätte er es anders machen sollen? Vielleicht hätte er nicht so überreagieren sollen? Angel saß verzweifelt in seinem Bett, als ihm bewusst wurde was er gerade zerstört hatte.

****

Maggie Walsh, führte gerade zusammen mit einigen Assistenten mehrere Versuche an einer neu entdeckten Spezies durch, als Lieutenant Riley an sie heran trat um Bericht zu erstatten:

„Sir! Wir haben ihn. Der Satelliten-Scann zeigt es eindeutig. Gefangener 17 hält sich zurzeit in Los Angeles auf. Soll ich einen Trupp losschicken, um ihn wieder gefangen zu nehmen?

„Gut gemacht Lieutenant! Ich möchte, dass Sie sich der Sache selbst annehmen. Nehmen Sie sich ein paar Männer, finden Sie ihn und bringen Sie ihn wieder hierher.

„Ja Sir!"

****

Spike war nicht zurückgekommen. Entsetzt stellte Angel fest, dass er noch immer alleine in seinem Bett lag, als er aufwachte. Ruhelos tigerte er seine Wohnung auf und ab. Er machte sich große Sorgen um Spike. Später kamen die anderen. Als sie erfuhren, dass Spike das Hotel verlassen hatte, machten auch sie sich Sorgen, da die Sonne bereits hoch über LA stand. Es konnte alles Mögliche passiert sein. Sogar Gunn machte sich Sorgen. Mittlerweile hatte sich sein Verhältnis zu dem blonden Vampir erheblich verbessert. Cordelia redete beruhigend auf Angel ein, da dieser ziemlich verzweifelt wirkte. Gunn und Wesley machten sich auf die Suche nach Spike, was wenigstens etwas zu Angels Beruhigung beitrug.

So verging ein ganzer Tag, ohne die geringste Spur von Spike. Cordelia versicherte Angel, dass er sicher von selbst kommen würde, sobald die Sonne untergegangen sei. Angel hatte aber keine Ruhe und auch keine Geduld um auf Spike zu warten, weswegen er sofort nachdem die Sonne untergegangen war nach Spike suchte und alle einschlägigen Plätze nach ihm durchforstete. Doch von Spike war keine Spur zufinden. Niedergeschlagen kam Angel schließlich in seine Wohnung zurück und hoffte ihn dort vorzutreffen. Schon als er die Wohnung betreten hatte, fühlte er die Anwesenheit seines Childes und suchte überglücklich nach ihm. Er fand ihn schließlich in der Küche.

Er wollte sofort zu ihm und ihn in seine Arme schließen, als ihm plötzlich der deutliche Geruch von Menschenblut in die Nase stieß. Schockiert stellte er fest, dass dieser Geruch direkt von Spike kam und kleiner Rest davon noch an Spikes Lippen klebte. Angel reagierte ohne nachzudenken und schlug Spike mit der Faust ins Gesicht.

„Au! Verflucht was soll das? Ich dachte mir schon, dass du sauer wärst, aber deswegen brauchst du mir doch keine reinhauen!"

Ein weiterer Schlag folgte in Spikes Gesicht.

Bevor Spike erneut fragen konnte meinte Angel wütend: „Du hast wieder getrunken! Was ist mit dem Chip? Ist er kaputt?"

„Nein!"

Noch ein Schlag.

„Lüg mich nicht an!"

„Verdammt Angel beruhig dich! Ich hab keiner Menschenseele was getan! Ich schwör’s!"

Und noch ein Schlag in Spikes Gesicht.

„Willst du mich für Dumm verkaufen? Was ist das?" fragte Angel aufgebracht und deutete auf das menschliche Blut, dass an Spikes Lippen klebte.

„Es sind Blutkonserven! Aus dem Krankenhaus! Schau nach. Im Kühlschrank sind noch mehr. Ich hatte das Schweinezeugs satt. Ich bin noch immer ein Vampir. OK?"

Angel wich verwundert zurück und sah in den Kühlschrank.

„Wo hast du das her?"

„Ich hab’s aus dem Krankenhaus. Die dürfen das Zeug nur eine bestimmte Zeit lang verwenden. Danach müssen sie es vernichten. Eine Krankenschwester, die dort arbeitet hat es mir gegeben."

Tausend Gedanken schossen Angel durch den Kopf, als ihm etwas klar wurde. Ein weiterer Schlag traf Spike hart ins Gesicht.

„Fuck Angel, wofür war das jetzt wieder?"

„Was hast du der Krankenschwester für das Blut gegeben?"

Spike konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen und antwortete unschuldig: „Gar nichts, ich hab (sie ordentlich durchgefickt) mich nur mit ihr unterhalten."

Noch ein Schlag.

„Lüg mich nicht an! Was hast du ihr gegeben?"

„Ich hab sie gefickt! Zufrieden? Ich hab ihr den verflucht besten Fick ihres Lebens gegeben! Keine Sorge, sie hat es gut überstanden."

Genau das hatte Angel befürchtet! Genau das war es, was er vermutet hatte und es traf ihn härter als eine Ohrfeige. Verletzt wich er zurück und blickte auf Spike.

„Tut mir leid. Angel. Nur weil du wie ein verdammter Eunuch lebst, heißt das noch lange nicht, dass ich darauf verzichten werde. Ich hab verfluchte Bedürfnisse, die ich verflucht noch mal befrieden muss", versuchte Spike seine Situation zu erklären.

Angel war so verletzt und durcheinander, dass er erneut zuschlug. Er traf Spike ein weiteres Mal hart im Gesicht, sodass Spikes Lippen aufplatzten. Das reichte Spike nun. Er hatte die Schnauze voll als Punchingball für seinen Sire herzuhalten. Er schupste Angel von sich und stürmte davon.

Angel stand eine ganze Weile nur da und versuchte endlich einen klaren Gedanken zu fassen.

Was hab ich getan? Ich hab ihn schon wieder verjagt. Verdammt, warum konnte ich mich nicht beherrschen? Er hat doch im Grunde überhaupt nichts angestellt? Das mit den Blutkonserven ist nur verständlich. Ich kann verstehen, dass er lieber Menschenblut trinkt. Ich hab eine Seele, aber er trägt noch immer einen wilden Dämon in sich. Aber warum die Krankenschwester? Warum musste er ausgerechnet mit einer Frau schlafen? Ist es nicht schon schlimm genug, dass ich es mit ihn nicht tun kann? Warum muss er mich dann auch noch damit quälen? Aber eigentlich hat er ja Recht. Eigentlich kann er tun und lassen was er will. Er ist immerhin ein eigenständiger Mann. Ich bin zu weit gegangen. Ich hätte ihn deswegen nicht schlagen dürfen. Ich bin keinen Zoll mehr wert als Angelus! Ich habe kläglich versagt!

Plötzlich wurde er durch das Klingeln des Telefons aus seinen Gedanken gerissen. Buffy war an der anderen Leitung und war ziemlich aufgeregt.

„Angel? Bist du dran? Geht es dir gut?"

„Ja ich bin dran. Was ist denn los?" antwortete er mürrisch. Er hatte jetzt eigentlich keinen Kopf um sich mit wichtigen Problemen auseinander zu setzen. Alle seine Gedanken kreisten nur um Spike.

„Hör zu. Es geht um Spike. Wir haben erfahren, dass es zu seinem Chip ein Gegenstück gibt. Mit diesem Gegenstück können sie den Chip steuern und ihn lokalisieren! Die Soldaten der Initiative sind bereits unterwegs nach LA. Angel? Angel, bist du noch dran?"

Das Telefon baumelte auf dem Boden und Angel eilte hinaus auf die Straße.

****

Spike betrat gerade eine kleine Kneipe und setzte sich an die Bar. Er war ziemlich niedergeschlagen. Er wollte Angel nicht so verletzten. Er hatte es in Angels Augen gesehen. Ganz deutlich. Das glitzernde Strahlen verschwand von einer Sekunde auf die andere als er ihm gesagt hatte, dass er die Krankenschwester gefickt hatte.

Spike bestellte sich einen Drink und starrte gedankenversunken in das braune durchsichtige Gebräu. Er merkte nicht, wie sich ihm von hinten zwei Soldaten näherten und mit Betäubungsgewehren auf ihn zielten. Erst als Spike das entsetzte Gesicht des Barmanns auffiel, richtete sich seine Aufmerksamkeit auf die Geschehnisse hinter seinem Rücken. Er sah in den Spiegel hinter der Theke und dort wo eigentlich sein Spiegelbild wäre, sofern er ein kein Vampir gewesen wäre, konnte er die Soldaten erkennen. Blitzschnell sprang er in einem Satz hinter die Bar, und flüchtete von dort aus in eines der Hinterzimmer. Die Gäste der Kneipe sprangen verschreckt auf, als die Soldaten die Bar stürmten und Spike verfolgten.

Er schaffte es, durch einen Hintereingang aus der Kneipe zu entkommen und kam auf eine kleine Seitengasse. Dort wurde er jedoch bereits von mehreren weiteren Soldaten erwartet. Er wollte sofort wieder zurück in die Kneipe flüchten, von dort eilten jedoch die beiden ersten Soldaten bereits herbei und schnitten ihm den Weg ab. Sogleich traf ihn eines der Betäubungsgewehre. Spike merkte, wie seine Glieder schwer wurden und fiel um wie ein nasser Kartoffelsack.

Eine männliche Stimme befahl:

„Zieht ihm das hässliche Lederteil aus. Er wird ihn nicht mehr brauchen. Sicher kann ihn irgendein Obdachloser gebrauchen."

Zwei der Soldaten packten ihn, zogen ihm seinen Mantel aus und schleiften ihn davon. Spike bekam dies alles nur noch verschwommen mit, da ihn die Dunkelheit immer mehr umhüllte.

****

Angel folgte seinem scharfen Geruchssinn und suchte nach Spike. Sein Weg führte ihn schließlich zu der Kneipe, in der Spike kurz zuvor gewesen war. Dort herrschte noch immer ziemliche Aufregung wegen des Tumults, den die Soldaten verursacht hatten. Angel packte sich einen der Gäste und fragte ungestüm was passiert sei. Etwas verunsichert berichtete ihm dieser alles was er gesehen hatte. Sofort stürmte Angel hinter die Bar den Weg entlang, den Spike geflüchtet war. Er ignorierte die Protestrufe des Barmanns und gelangte schließlich zu der Seitengasse. Dort fiel sein Blick sofort auf den schwarzen Ledermantel, der achtlos zu Boden geworfen worden war. Von Spike jedoch fehlte jede Spur. Seine Sinne konnten auch keine weitere Witterung mehr aufnehmen. Offensichtlich wurde er von hier aus mit einem Wagen weggeschafft.

Ich bin zu spät. Sie haben ihn. Sie haben Spike in ihrer Gewalt. Ich habe versagt. Ich hatte geschworen ihn zu beschützen und ich habe versagt. Schon wieder.

Niedergeschlagen hob er den Mantel auf und drückte ihn an sich. Dabei fiel ein kleines gebundenes Buch aus der Innentasche des Mantels. Angel bückte sich, um es aufzuheben und begutachtete es neugierig. Es war schon sehr alt. Der Einband wirkte verschlissen und die Blätter waren an den Rändern bereits vergilbt. Er blätterte es durch und stellte fest, dass die Seiten größtenteils leer waren. Nur ganz vorne waren ein paar davon beschrieben. Manche der Buchstaben waren auf eine sehr altertümliche Art geschrieben worden, wie es vor mehr als hundert Jahren üblich war, doch ein paar deutlich erkennbare Kugelschreiberpatzer wiesen eindeutig darauf hin, dass diese Einträge erst vor kurzem geschrieben wurden. Erst als Angel über ein paar der Wörter las, wurde ihm bewusst, was er gerade in der Hand hielt. Plötzlich erinnerte er sich wieder daran. Er selbst hatte Spike dieses Buch einmal geschenkt. Vor langer, langer Zeit, als sie noch in England waren. Etwa ein Jahr nach Spikes Verwandlung.

Rasch schob Angel das Buch ein und eilte schnellstens zurück zum Hotel. Er musste jetzt erst einmal den anderen bescheid sagen. Er musste Buffy anrufen. Vor allem musste er Spike finden. Angel wusste nicht, wo er anfangen sollte. Er war aufgeregt, verzweifelt und verwirrt. Im Hotel angekommen entschied er zuerst einmal Wesley anzurufen. Nachdem er ihm hastig alles Notwendige erzählt hatte, beauftragte er ihn damit Cordelia und Gunn abzuholen und schnellstens ins Hotel zu kommen. Währenddessen rief Angel bei Buffy an und entschuldigte sich zunächst für das abrupte Beenden des Gesprächs. Dann bat er sie um alle Einzelheiten über den Chip, das Gegenstück und die Initiative.

Buffy berichtete daraufhin: „Ich erfuhr zufällig von dem Gegenstück. Mein Freund Riley hat mir kurz berichtet, dass er nach LA müsse, um dort einen flüchtigen Vampir einzufangen. Ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass ich diesen Vampir dort hingebracht hatte. Ich wollte dir das auch nur erzählen, da ich mich um dich sorgte! Solange Spike in deiner Nähe ist, besteht die Gefahr, dass sie auch dich gefangen nehmen."

Lass mich mal nachdenken. Du wusstest davon, dass dein Freund in der Initiative tätig ist, dass er Dämonen gefangen nimmt, damit man sie foltern kann. Du hast nicht versucht ihn aufzuhalten? Du hast mir das erst mitgeteilt, als es schon zu spät war? Du hast nicht im Geringsten an Spike gedacht? Gut, du hast dir Sorgen um mich gemacht, aber ich mach mir jetzt Sorgen um Spike!

Angel versuchte seine Wut zu beherrschen. Buffy konnte ja nichts dafür. Schließlich war er ihr ja auch dankbar für all die Informationen, die er durch sie bekam.

„Erzähl mir mehr über dieses Gegenstück. Was kann man alles damit machen?"

„Soviel ich weiß kann man damit den Chip lokalisieren und auslösen. Mehr weiß ich leider auch nicht."

„Ihn auslösen?"

„Ja. Du weißt schon. Der Chip verursacht hässliche Kopfschmerzen, wenn der Träger versucht jemanden zu beißen oder zu verletzen. Dieses Gegenstück kann das auch."

„Verstehe", Angel versuchte seinen Zorn so gut es ging zu verbergen und fragte weiter: „Dieser Riley. Weißt du wo ich ihn erreichen kann?"

„Im Moment ist er gerade unterwegs, aber er hat mir gesagt er würde sich bei mir melden, sobald er aus LA zurückkäme."

„Gut, ich danke dir für die Informationen. Bitte erzähle niemanden davon, OK? Vor allem nicht deinem Freund. Ich werde so schnell wie möglich zu euch kommen. Ich muss mit diesem Riley sprechen. Aber sage niemandem etwas. Bitte!"

„In Ordnung. Ich werde keinem was sagen."

„Danke."

****

Kurze Zeit später waren Gunn, Cordelia, Angel und Wesley im Hotel versammelt. Angel berichtete etwas aufgelöst was passiert war, wobei er natürlich die Details seines Streites mit Spike verschwieg, und teilte ihnen mit, was Buffy ihm berichtet hatte. Er hatte bereits einen kleinen Transporter reserviert, mit dem sie baldigst nach Sunnydale fahren würden. Denn die Sonne versprach bald am Horizont zu erscheinen und würde dann die Reise für Angel etwas problematisch werden lassen. Alle waren bereit zu helfen und machten sich sogleich für die Abreise bereit.

Nur eine halbe Stunde später waren sie bereits unterwegs auf der Straße nach Sunnydale. Angel saß hinten im sonnengeschützten Transporter und blätterte während der langen Fahrt in dem Buch, dass er gefunden hatte. Dies lenkte ihn wenigstens ein wenig von der Tatsache ab, dass Spike vermutlich gerade in Lebensgefahr schwebte oder auf grausame Weise gequält werden würde.

****

Als Spike wieder zu sich kam, stellte er mit Schrecken fest, dass er sich wieder in einer der Zellen der Initiative befand. Ächzend erhob er sich und sah sich um, soweit es ihm möglich war. Von seiner Zelle aus konnte er nur einen Teil eines langen hellen Ganges erkennen.

Verfluchte Scheiße! Diese Schweine haben mich gefunden und wieder hierher geschleppt. Warum nur musste ich auch einfach so davon stürmen? Obwohl? Wer weiß, was passiert wäre, wenn ich bei Angel geblieben wäre? Vermutlich hätten mich diese Schweine trotzdem gefunden. Und vielleicht hätten sie Angel dann auch mitgenommen? Das wäre nicht gut gewesen. Gar nicht gut. Aber so weiß jetzt niemand wo ich bin! Angel wird denken, dass ich mich einfach verpisst habe. Fuck! Er wird mich sicher suchen. Aber was ist, wenn er mich nicht sucht? Was, wenn er die Schnauze voll hat von mir? Was wenn er sauer auf mich ist, weil ich die kleine Krankenschwester gebumst habe? Verdammt! Warum muss auch ausgerechnet mir immer so etwas passieren? Warum konnte ich nicht ein ganz normaler Vampir sein? Ein ganz beschissener, normaler Vampir, mit einem ganz normalen, beschissenen Sire und einem ganz normalen und beschissenen Unleben. Der vielleicht irgendwann mal auf eine ganz normale, beschissene Jägerin trifft und von der dann zu Staub verarbeitet wird. Das wäre tausendmal besser, als dieses verflucht, beschissene Unleben, dass ich hier führen muss!

Er konnte hören, wie sich Schritte näherten und spähte hinaus, um zu sehen was draußen vor sich gehen würde. Maggie Walsh trat in Begleitung von zwei Offizieren und mehreren Soldaten an seine mit Elektroschock gesicherte Glasscheibe. Er wurde von allen neugierig begutachtet und konnte dann hören wie sie sich über ihn unterhielten.

Einer der Offiziere meinte: „Ah, ein Vampir. Sie hatten Recht, dieses Exemplar würde sich hervorragend für die Präsentation eignen. Sind Sie sich sicher, dass der Chip einwandfrei funktioniert?"

Daraufhin antwortete Maggie Walsh: „Meine Männer bereiten gerade alles vor für ein paar umfangreiche Tests, um ganz sicher zu gehen, dass bei der Präsentation alles reibungslos ablaufen wird. Doch ich hege keinerlei Befürchtungen, dass es zu Problemen kommen wird."

„Nun denn, ich verlasse mich lieber auf die Testergebnisse. Bitte erstatten Sie mir einen ausführlichen Bericht, sobald die Tests abgeschlossen sind."

„Selbstverständlich", gab Walsh zur Antwort und winkte sogleich ihren Männern zu, woraufhin zwei der Männer die Zellentüre öffneten, und auf Spike zugingen. Spike flüchtete rückwärts in eine Ecke, hatte allerdings keine Chance. Er wehrte sich gegen die beiden Männer und spreizte sich mit aller Kraft dagegen hinausgeführt zu werden, als plötzlich der Chip in höllischen Schmerzen ausschlug und er schreiend zusammenfuhr. Maggie Walsh hielt triumphierend das kleine Gegenstück zu Spikes Chip in der Hand und hielt noch immer den Auslöser gedrückt. Spike hatte furchtbare Schmerzen, die sich von seinem Kopf aus über seinen ganzen Körper ausbreiteten. Viel schlimmer noch, als die bisherigen eher kurzen Stöße, die der Chip bisher ausgelöst hatte, wenn er einen Menschen angegriffen hatte. Erst als sie den kleinen Knopf los ließ, ließen die Qualen nach. Spike stütze sich völlig entkräftet am Boden ab, wurde jedoch sofort von den beiden Soldaten hoch gezerrt und in den Gang gestoßen.

Sie brachten ihn ins Zentrum der Initiative. Dort befand sich in der Mitte einer riesigen Halle ein mit silberner Spezialfolie ausgelegter Raum, der nach oben hin offen war und von oben aus gut eingesehen werden konnte. Dort fanden die meisten Untersuchungen statt. Sie zwangen Spike dort unten in einen Käfig aus dicken Eisenstäben, wo er kaum aufrecht stehen konnte.

Dann begannen die zahlreichen Test. Ziel der Tests war es herauszufinden, unter welchen Gegebenheiten der Chip auslösbar war. Zunächst wurde die Reichweite des Gegenstückes getestet. Dabei entfernte sich einer der Soldaten immer weiter von Spike und löste immer wieder den Auslöser erneut aus. Da sich das „Versuchsobjekt" nicht im Freien, sondern in Mitten eines großen Geheimlabors befand, musste diese Versuchsreihe unter mehreren Kriterien mehrmals wiederholt werden. Also jeweils von jeder Himmelsrichtung aus. Dies brachte Spike etwa 40 Mal dieselben Qualen ein. Danach wurden weitere Test durchgeführt. In Bezug auf eventuelle Störfaktoren, wie zum Beispiel Magnetfelder, starke Betonwände oder ähnliches, die das Signal des Senders schwächen könnten. Sehr zur Freude der Wissenschaftler und zum Leidwesen von Spike stellte sich heraus, dass das Gegenstück hervorragend funktionierte. Nach etwa dem 45sten oder 50sten Mal, als der Auslöser insgesamt aktiviert worden war, brach Spikes Dämon in den Vordergrund und brüllte und wütete unkontrolliert im Käfig herum, wie ein wildes Tier, das man gefangen hält und dem man schreckliche Qualen zufügt.

Der Offizier, der sich zuvor das Objekt begutachtet hatte, war nun ebenfalls anwesend, und war nahezu begeistert über die bisherigen Testergebnisse. Interessiert beobachtete er die nächste Testreihe. Dazu wurde Spikes Käfig geöffnet, worauf er sofort heraus stürmte und wütend um sich brüllte. Einige Soldaten mit Elektroschockgewehren waren in einem großen Kreis um ihn versammelt. Sobald Spike sich einem der Soldaten näherte, wurde der Auslöser erneut aktiviert. Dieses Spiel wurde solange gespielt, bis Spike in der Mitte des Kreises verharrte und voller Zorn auf die Soldaten funkelte. Das heißt, eigentlich war es eher Spikes Dämon, der die Soldaten anvisierte. Denn dieser hatte die vollkommene Kontrolle über Spikes Körper übernommen. Spike selbst schien sich irgendwo in sich verborgen zu haben, um all den Qualen entgehen zu können. Was bei einem Vampir höchst selten passiert.

Ein anderer Dämon wurde in den Kreis geführt und eine Stimme wies Spike an diesen zu bekämpfen. Als Spike nicht sofort reagierte, bekam er einen weiteren Schmerzstoß durch den Chip. Daraufhin griff Spike sofort den Dämon an und zerfleischte ihn regelrecht. Spikes Dämon ließ all seinen Zorn auf seinen Gegner aus und veranstaltete ein blutiges Gemetzel, was die anwesenden Soldaten und Wissenschaftler zufrieden und belustigt beobachteten. Sie hatten Spike schließlich soweit gebracht, dass er ihnen aufs Wort gehorchte und alles tat, was man ihm sagte.

"Ausgezeichnet!" rief der Offizier begeistert und fügte hinzu: „Genauso brauchen wir ihn während der Präsentation. Damit wären uns weitere Regierungsgelder garantiert."

„Da bin ich ganz Ihrer Meinung", stellte auch Maggie Walsh zufrieden fest.

****

Angel und seine Mitarbeiter saßen nun schon dem frühen Morgen bei Buffy und Willow in ihrer Studentenbude und warteten darauf, dass Riley kommen würde. Als dieser vor etwa zwanzig Minuten angerufen hatte, währe Angel vor Aufregung beinahe von seinem Stuhl gefallen. Wie verabredet hatte sich Riley bei Buffy gemeldet, als dieser von seiner Mission zurückgekommen war. Buffy bat ihn dringend bei ihr vorbeizuschauen, verschwieg ihm aber, dass hier mehrere Leute auf ihn warten würden.

So warteten nun alle darauf, dass Riley jede Minute durch die Tür kommen würde. Buffy hatte mittlerweile ein ziemlich schlechtes Gewissen bekommen, als sie erfahren hatte, wie nah sich Angel und Spike mittlerweile standen. Sie konnte dies ja nicht ahnen. Sie hätte Spike zwar nicht getötet, da er ja nun harmlos war und sie fand es auch nicht richtig, was die Initiative mit ihm gemacht hatte, aber ihr war offen gestanden egal, was mit ihm passieren würde, solange Angel nichts geschehen würde. Denn nur deswegen hatte sie ja bei Angel angerufen. Nur um ihn vor den Soldaten zu warnen. Doch nun war ihr bewusstgeworden, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie hätte gleich von Anfang an versuchen müssen Riley daran zu hindern, dass dieser Spike wieder gefangen nimmt.

Endlich klopfte Riley an die Türe. Buffy bat ihn freundlich herein. Dieser war ziemlich überrascht über die vielen ihm fremden Menschen, die hier versammelt waren. Kaum hatte er den Raum halb betreten, wurde er von Angel gepackt, der sich hinter der Türe versteckt gehalten hatte. Sofort wollte Riley in Abwehrstellung gehen, doch Angel drehte ihm mit einer Hand seinen Arm in den Rücken und presste die andere gegen Rileys Kinn, sodass dieser mit ausgestrecktem Hals direkt vor Angels wütendem und im vollem Vampirmodus befindlichem Gesicht fixiert war.

„Angel!" rief Buffy sofort aufgebracht, „Was soll das? Ich dachte du wolltest nur mit ihm reden?"

Auch Angels Freunde waren überrascht von ihren Plätzen aufgesprungen und standen mit besorgten Gesichtern um die beiden herum. Angel antwortete nicht, sondern funkelte nur böse auf Rileys Hals. Er versuchte sich innerlich zu beruhigen, denn sein Dämon drängte ihn sofort zu zubeißen.

„Angel?" fragte Wesley vorsichtig, um die Situation nicht noch zu verschlimmern.

Riley schluckte hart und fragte Buffy entsetzt: „Du kennst den Kerl? Ist das ein Freund von dir?", woraufhin Angel bedrohlich gegen seinen Hals knurrte.

„An Ihrer Stelle würde ich lieber den Mund halten", sagte Wesley mit ruhiger Stimme und versuchte dann Angel etwas zu beruhigen: „Angel lass ihn los. Es bringt nichts, wenn du ihn umbringst."

Angel schaffte es seinen Dämon zurückzudrängen und sprach Riley bedrohlich ins Ohr: „Wo ist Spike?"

„Wer?" fragte dieser irritiert, woraufhin Angel seinen Griff auf Rileys Arm verstärkte.

„Gefangener 17", erläuterte ihm Buffy.

„Das werde ich dir ganz bestimmt auf die Nase binden! Hältst du mich für so bescheuert?" gab Riley trotzig zur Antwort. Angel wurde wütend, ließ Rileys Arm los, wirbelte ihn herum, presste ihn gegen die Wand und ging ihm an die Gurgel. Er drückte fest zu. Gerade so, damit Riley noch gepresst atmen konnte. Riley versuchte sich dagegen zu wehren und schlug auf Angel ein, aber dieser zuckte nicht einmal zusammen und boxte Riley in den Magen, damit dieser schön stillhalten würde.

„Angel! Hör auf damit!" rief Buffy aufgebracht und trat an deren Seite, aber Angel reagierte auch darauf nicht. Alles was er wahrnahm war das Röcheln, das Riley von sich gab, und es war wie Musik in seinen Ohren. Angels Mitarbeiter waren zwar besorgt über Angels Wutausbruch, doch irgendwie gefiel ihnen auch was sie da sahen, denn jeder von ihnen sorgte sich um Spike.

Ganz langsam wiederholte Angel seine Frage: „Wo ist Spike?" und fügte hinzu: „Ich gebe dir eine Minute. Nicht mehr. Überlege dir gut, was du sagst."

Riley blickte in Angels gelbflackernde Augen und bekam es mit der Angst zutun.

Röchelnd antworte er: „Er ist in der Initiative. Im Untersuchungslabor."

Angel ließ ihn los und trat einen Schritt zurück, ohne ihn aber aus den Augen zu lassen.

„Wie komme ich da rein?"

„Überhaupt nicht!", antwortete Riley. Ein kräftiger Schlag traf ihn im Gesicht. Gunn und Cordelia mussten sich ein Grinsen verkneifen. Auch Wesley setze einen möglichst ernsten Blick auf. Nur Buffy blickte ziemlich besorgt drein und protestierte: „Angel, hör endlich auf damit! Was soll das werden?"

Angel antwortete kühl: „Buffy tut mir leid, dass du das mit ansehen musst, aber wenn mir dieser Kerl nicht sofort sagt, was ich hören will, werde ich mich vergessen und ihn hier eigenhändig umbringen!"

Buffy stand direkt vor den beiden, als plötzlich ein kalter Gegenstand an ihre Kehle drückte. Gunn hielt ihr ein Messer an den Hals und schlang ihr einen Arm um den Köper. Buffys Augen weiteten sich und starrten besorgt auf Riley. Dieser wollte sofort Buffy zu Hilfe eilen, wurde jedoch von Angel aufgehalten und grob gegen die Wand geschleudert.

„So, ich frage dich ein letztes Mal! Wie komme ich da rein. Und zwar unentdeckt! Und was viel wichtiger ist, wie komme ich wieder raus? Und war mit Spike!"

Riley schluckte hart und sah voller Angst auf Buffy, die noch immer von Gunn mit dem Messer bedroht wurde.

„OK, ich werde euch helfen, aber lasst Buffy in Ruhe!"

„Zuerst erzählst du mir, was ich wissen will, dann verspreche ich, dass keinem etwas passieren wird."

Riley sang wie eine Lärche! Er berichtete von der Präsentation, die am kommenden Abend, um weitere Regierungsgelder zu erhalten, stattfinden sollte. Er berichtete von den Sicherheitsvorkehrungen und den Wachen, die mit Sicherheit überall verstärkt aufgestellt sein würden. Auf den ersten Blick schien die Sache vollkommen aussichtslos, aber durch Rileys Kooperation konnten sie gemeinsam einen Plan ausarbeiten, der mit etwas Glück sogar funktionieren könnte.

Nachdem Riley wirklich alle nützlichen Informationen preisgegeben hatte, ließen Buffy und Gunn ihr kleines Täuschungsmanöver auffliegen. Die ganze Sache war von Vornhinein geplant gewesen, um Riley dazu zubringen, dass er alles erzählen würde. Und der Plan hatte besser funktioniert als gedacht. Riley selbst war ziemlich schockiert über diese Aktion und auch ziemlich sauer auf Buffy. Diese versuchte ihn zu beruhigen und erklärte ihm ihren Standpunkt. Aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt war er nicht bereit ihr zuzuhören. Das lag vielleicht auch an den Fesseln, mit denen Angel ihm zu diesem Zeitpunkt die Hände auf seinem Rücken zusammenband.

Nun mussten sie nichts weiter tun, als abzuwarten. Was jedoch leichter gesagt war als getan! Zumal nun alle wussten, was gerade in diesem Augenblick in der Initiative vor sich ging. Angel zählte die Sekunden bis zum Sonnenuntergang, was ihn nahezu in den Wahnsinn trieb.

****

Nach einer unendlichen Reihe von weiteren Tests brachten sie Spike wieder zurück in seine Zelle. Noch immer war sein Dämon im Vordergrund und tigerte ruhelos in der kleinen Zelle auf und ab. Spike selbst schien irgendwo für immer verloren zu sein, doch er sah und spürte alles, was um ihn herum passierte. Er fühlte die Schmerzen, die noch immer seinen Kopf zu platzen drohten. Aber er hatte die Kontrolle über sich selbst verloren. Allein sein Dämon bestimmte über sein Handeln und über die Bewegungen, die er ausführte. Spike kam sich noch nie so verloren vor, wie in diesem Moment.

Selbst nach vielen Stunden, als die Soldaten erneut kamen um ihn abzuholen, war noch immer sein Dämon dominierend und brüllte seine Gefängniswärter wütend an. Ein weiterer Auslöser des Chips bewirkte allerdings, dass er wieder ganz zahm wurde und gehorsam mit ihnen mitging. Er wurde wieder in die untere Ebene der großen Halle gebracht und dort in den kleinen Käfig gesperrt. Die Vorbereitungen für die Präsentation liefen bereits auf Hochtouren. Überall eilten Soldaten umher und stellten erhobene Sitzreihen für die gehobenen Gäste rund um die untere Versuchsebene auf. Scheinwerfer und Kameras wurden installiert. Erfrischungsgetränke wurden bereitgestellt. Alles sollte möglichst perfekt sein. Niemandem fiel dabei auf, dass sich unter den zahlreichen Menschen zivile Personen befanden, die unbemerkt das Terrain überprüften. Darunter auch ein Vampir, der immer wieder einen besorgten Blick auf Spike richtete. Angel und seine Freunde hatten es Rileys Hilfe geschafft mit unbemerkt in das Gebäude einzudringen. Nun galt es nur Spike möglichst bald unbeschadet dort herauszubekommen.

Argwöhnisch beobachtete Angel einen der Männer, der sich belustigend vor Spikes Käfig stellte und ihn neckte. Als Spike zornig an den Gitterstäben rüttelte, ließ dieser den Chip losgehen, was Spike furchtbar aufschreien ließ. Angel wollte sofort nach unten zu seinem Childe stürzen, wurde jedoch von einer warmen Hand aufgehalten. Wesley sah ihm beschwichtigend in die Augen. Es war noch zu früh um einzugreifen. Dies könnte die ganze Aktion gefährden. Angel zwang sich selbst zur Ruhe und arbeitete weiter an der elektronischen Soundanlage, die sie zur Tarnung montierten. Die eigentlichen Monteure waren sicher verwahrt und gefesselt an einem sicheren Ort, wo sie so bald niemand finden würde.

Für Angel war es die Hölle Spike in diesem Zustand zu sehen. Spike musste höllische Qualen erlitten haben, denn noch nie hatte Angel gesehen, dass der Dämon eines Vampirs die völlige Oberhand gewonnen hatte. Nur in absoluten Gefahrensituationen oder bei großem Zorn drängt sich der Dämon für gewöhnlich von selbst in den Vordergrund. Kann aber von dem Vampir selbst wieder zurückgedrängt werden. Doch bei Spike war dies nicht mehr der Fall.

Die große Präsentation rückte immer näher. Die hochrangigen Gäste waren eingetroffen und wurden, vorerst noch ein gutes Stück von dem eigentlichen Geschehen entfernt, mit einem Sektempfang begrüßt. Maggie Walsh begrüßte ihre Gäste und berichtete ausschweifend über das Geheimprojekt. Dies war das Stichwort für unsere Retter. Nun musste alles sehr schnell gehen!

Angel sprang in einem Satz die Ebene hinunter und schlug die beiden dort stehenden Soldaten unbemerkt bewusstlos. Spike tobte daraufhin aufgeregt in seinem Käfig herum. Bisher hatte noch niemand etwas gemerkt, da alle Soldaten der Rede von Maggie Walsh lauschten. Angel versuchte zu Spike durchzudringen und redete flüsternd auf ihn ein. Wesley und Gunn beobachteten das Ganze nervös von oben. Immer wieder richteten sie einen Kontrollblick zu den Soldaten. Bis jetzt war alles noch in Ordnung, aber die Zeit drängte. Angel musste es schaffen zu Spike durchzudringen, denn sonst könnten sie ihn schlecht unbemerkt da rausschaffen.

„Spike beruhige Dich! Du musst leise sein. Ich hold ich hier raus. Vertrau mir!" redete Angel leise auf ihn ein. Spikes Anblick schockierte ihn regelrecht. Hinter der wütenden Vampirmaske konnte Angel deutlich den Schmerz in Spikes Augen lesen.

Angel! Mein Sire, er ist hier! Hilf mir Angel! Bitte hilf mir. Ich kann nicht mehr! Ich hab die Kontrolle verloren. Ich halte das nicht mehr aus! Bitte Sire, hilf mir!

Als auch Spikes Dämon realisierte, dass sein Sire anwesend war, brüllte er ihm wütend entgegen. Einer der Soldaten wurde daraufhin neugierig und wollte sich der unteren Ebene nähern, um nach dem Rechten zu sehen. Mit Schrecken stellte Wesley fest, wie sich dieser näherte. Sofort ging er auf ihn zu, hielt ihn mit einer Hand auf und meinte dann

„Äh, entschuldigen Sie Mister, können Sie mir sagen, wohin ich das ganze Zeug hier hinschaffen soll?" fragte Wesley und deutete auf ein paar gestapelte Kisten, in der die Soundanlage transportiert worden war.

„Woher soll ich das wissen? Haben Sie keine Anweisungen erhalten?" fragte der Soldat genervt. Wesley schaffte es den Soldaten noch eine kleine Weile aufzuhalten.

Währenddessen versuchte Angel weiterhin Spike zu beruhigen und zu ihm durchzudringen. Er trat ganz nah an die Käfigtüre und begann leise zu Schnurren, ganz so wie ein Sire schnurrt, um sein Childe zu besänftigen. Spikes Dämon begann auf diese Geste zu reagieren und wurde endlich ruhiger. In Spike brach ein Gefühlschaos aus. Er war nahe an der Verzweiflung.

Angel ist hier! Er holt mich hier raus. Mein Sire rettet mich.

Rasch öffnete Angel nun den Käfig und zog Spike heraus. Es gab keine Zeit zu verlieren!

Sie kletterten rasch eine der Eisentreppen hinauf. In diesem Moment wurden sie entdeckt. Der Soldat neben Wesley schlug Alarm. Sofort stürmten einige der Soldaten von der versammelten Menge, wo die Rede gerade stattfand, hinüber zu der Plattform die Angel und Spike gerade verließen. Das war das Zeichen für Buffy und Gunn, die sofort eine lange Leine spannten, wodurch die ersten Soldaten ins stolpert gerieten. Die darauffolgenden fielen dabei über die ersten Soldaten, wodurch ein riesiges Durcheinander entstand. Wesley hatte währenddessen den einen Soldaten neben sich niedergeschlagen.

Der Rettungstrupp machte sich schnellstens auf den Weg zu einem der Gänge. Zwei im Weg stehende Wachmänner wurden von Angel, welcher noch immer Spike fest an der Hand hielt und ihn mit sich hinauszog, einfach überrannt. Gleich darauf folgten Buffy, Wesley und Gunn, gefolgt von einer Horde wütender Soldaten. Gunn und Buffy verbarrikadierten rasch den Gang mit vorher bereitgestellten schweren Plastikfässern, um die Soldaten aufzuhalten. Damit gewannen sie ein bisschen Zeit. Wie geplant stießen sie zu einem hinteren Frachteingang. Dort galt es erst noch ein paar weitere Wachmänner unschädlich zu machen, was Angel, Wesley und Buffy in kürzester Zeit gelang. Die Türe zum Frachtaufzug öffnete sich endlich und Angel schob Spike sofort hinein. In diesem Moment erschienen die Soldaten aus der Halle und zielten mit ihren Gewehren auf den Rettungstrupp.

„Halt stehen bleiben!" rief Maggie Walsh, die gleich darauf wie aus dem Nichts auftauchte und den Auslöser für Spikes Chip in der Hand hielt. Langsam drehten sich Angel und der Rest der Gruppe zu den Soldaten um und erhoben ihre Hände. Spike begann sofort zu knurren und zu wüten und brüllte den Soldaten wild entgegen. Maggie Walsh lächelte erfreut darüber, die Situation wieder in ihrer Hand zu haben.

„Was seid ihr für Menschen, dass ihr für dieses wertlose Stück Dreck von einem Vampir euer Leben riskiert?" fragte Maggie abfällig und erntete von Angel einen tödlichen Blick.

Einer der Soldaten trat daraufhin an ihre Seite und meldete ihr: „Sir! Dieser Mann hier vorne ist kein Mensch. Meine Sensoren zeigen eindeutig an, dass es sich um einen Vampir handelt."

„Ach so ist das? Ein Vampir also. Das trifft sich aber gut", säuselte sie vergnügt und winkte dabei einen der Soldaten zu sich. Dieser war der Selbige, der die zahlreichen Test durchgeführt hatte, und auf dessen Stimme Spike aufs Wort reagiert hatte. Er befahl Spike: „Gefangener 17! Töte den Vampir!"

Spike reagierte sofort und stürmte sofort auf Angel zu. Damit hatte Angel nicht gerechnet, wurde von ihm überrascht und umgerempelt. Spike sprang auf ihn drauf und schlug blitzschnell mit mehreren Schlägen auf Angel ein. Er verletzte Angel im Gesicht, sodass Blut zum Vorschein trat. Die anderen der Rettungstruppe standen entsetzt daneben und fürchteten um Angels Leben, da Spike unbeherrscht und wild auf Angel einschlug, konnten aber nicht zu Hilfe eilen, da sie von den Soldaten mit den Gewehren bedroht wurden. Alles, was Spikes Dämon antrieb, war die Gewissheit weiterer qualvoller Schmerzen, wenn er Angel nicht töten würde. Innerlich kämpfte Spike jedoch um die Kontrolle über seinen Körper. Angel schaffte es endlich Spike von sich zu stoßen und schlug ihn hart ins Gesicht, sodass dieser zurücktaumelte. Angel drängte Spike zurück gegen die Wand und schrie ihn schon beinahe an: „Spike! Hör auf damit! Vertrau mir. Niemand kann dir was tun!"

Mit aller Kraft, die ihm noch zur Verfügung stand, drängte Spike seinen Dämon in die Schranken. Endlich erlangte er wieder Kontrolle über seinen Körper und konnte anschließend sein menschliches Antlitz wieder in Erscheinung bringen. Angel hielt ihn immer noch gegen die Wand gedrückt und sah ihn glücklich an. Spike brach verzweifelt in sich zusammen. Angel stützte ihn und sank mit ihm zusammen auf den Boden. Überglücklich drückte er Spike an sich. Ängstlich blickte Spike auf und sah auf die Soldaten, die rings um sie versammelt waren. Er fürchtete um seinen Sire. Er könnte ihm nicht helfen, denn mit dem Chip in seinem Kopf war er allen hilflos ausgeliefert. Dann fiel sein Blick auf den Auslöser in der Hand von Maggie Walsh und Panik stieg in ihm herauf. Er wusste, sobald sie den Auslöser betätigen würde, würde sein Dämon wieder die Oberhand übernehmen und wild um sich toben. Er sah auf Angel zurück. Er liebte seinen Sire so sehr. Er hatte Angst ihn zu verletzten. Hatte Angst davor, dass der Auslöser erneut betätigt würde. Doch seltsamerweise schenkte ihm Angel nur ein warmes Lächeln. Spike sah ihm in die Augen und sah wieder diese Strahlen. Und noch etwas war in diesen Augen. Sicherheit. Angel schenkte ihm Sicherheit. Spike wusste, dass er nichts zu befürchten hatte.

Wütend darüber, dass Spike den Vampir nicht getötet hatte, drückte Maggie Walsh den Auslöser, und es geschah..... nichts! Er funktionierte nicht mehr. Walsh drückte immer wieder auf den Auslöser und wurde wütend, denn es geschah absolut nichts. Spike bekam keine Schmerzen und ein leichtes Grinsen spiegelte sich auf seinen Lippen wieder. Ja, dies gefiel ihm wirklich sehr gut!

„Was zum Teufel ist hier los?" schrie sie zornig und befahl: „Tötet sie! Tötet sie beide! Wenn wir ihn nicht kontrollieren können, ist er wertlos!"

Die Soldaten wollten bereits anlegen und das Feuer eröffnen, als plötzlich laute Alarmsirenen ausgelöst wurden. Alle blickten sich verwirrt um.

„Was ist hier los?" fragte Maggie Wals erneut.

„Das ist der Alarm des Gefangenentrakts, Sir!"

Kaum hatte dieser das ausgesprochen, stürmten aus einer Richtung mehrere dämonische Gefangene herbei und stürzten sich auf die Soldaten. Dies nutzten Angel und seine Freunde, um die Soldaten direkt vor ihnen zu überrumpeln. Ein gewaltiges Chaos brach aus. Buffy, Wesley, Gunn und Angel bekämpften einige der Soldaten von vorne, während die entflohenen Dämonen die Soldaten von der anderen Seite angriffen. Angel stellte sich schützend vor sein Childe und bekämpfte jeden Soldaten, der ihm und Spike zunahe trat.

Weitere Dämonen stürmten herbei und wüteten wild umher. Maggie Walsh wurde von mehreren Soldaten in Sicherheit gebracht. Andere zogen langsam den Rückzug an. Während in der Halle ebenfalls das Chaos ausbrach, da die ersten dämonischen Gefangenen auf die hohen Regierungsbeamten losstürmten. Alle Soldaten hatten alle Hände voll zu tun, um die Horde einigermaßen in Schach zu halten. Der Regierungsbesuch wurde so rasch wie möglich aus der Gefahrenzone gebracht. Die wenigen Soldaten, die noch bei Angel und den Anderen postiert waren, wurden entweder außer Gefecht gesetzt, oder flohen so rasch sie konnten. Nur noch ein paar Dämonen, darunter auch ein paar Vampire standen ihnen in dem Gang gegenüber. Angel stellte sich bedrohlich auf und setzte sein dämonisches Gesicht auf. Buffy ging in Kampfstellung und zeigte allen deutlich, dass sie die Jägerin ist. Auch Spike gesellte sich zu Buffy und Angel, stellte sich in deren Mitte und machte allen Gegnern klar, dass sie, falls sie sich mit ihm anlegen wollten, sie nichts zu Lachen hätten.

Da die Dämonen nur daran interessiert waren schnellstens zu entkommen, und dabei möglicht viele Soldaten zu erledigen, zeigten sie kein Interesse an einem Kampf mit den Freunden und liefen stattdessen den davoneilenden Soldaten hinterher. Zum Glück hatten sie nicht gewusst, dass der Frachtaufzug sie direkt in die Freiheit geführt hätte. Erleichtert eilten nun alle in den Aufzug, um endlich diesen Alptraum verlassen zu können. Oben wurden sie bereits von Xander erwartet, der den Transporter als Fluchtwagen bereitgestellt hatten.

Als die Gefahr einigermaßen gebannt war und sie auf dem schnellsten Weg das College-Gelände weit hinter sich ließen, umarmte Angel Spike und küsste ihn überschwänglich im ganzen Gesicht, da er so froh war ihn lebend aus dieser Hölle befreit zu haben. Spike schob Angel zurück und meinte: „Hey Großer, halt dich zurück, wir sind hier nicht alleine." lächelte ihn aber Dankbar an, da er überglücklich war ihn zu sehen und von ihm befreit worden zu sein. Spike war noch ziemlich angeschlagen. All die Qualen und Schmerzen hatten Spuren an ihm hinterlassen. Er zitterte am ganzen Körper und war froh zu sitzen, denn er hätte sich bestimmt nicht mehr auf den Beinen halten können. Alle waren sehr glücklich, dass die ganze Sache gut gegangen war und klopften Spike freundlich auf die Schulter. Sogar Buffy schenkte Spike ein freundliches Lächeln. Spike fühlte sich wie im falschen Film. Noch nie hatten sich so viele Menschen sorgen um ihn gemacht. Aber es fühlte sich irgendwie gut an.

Niemand der Insassen bemerkte, dass sich an der Kilometeranzeiger des Transporters die letzte Stelle von einer Null zu einer Eins umschaltete, und damit eine weitere Einserreihe komplett machte. Erneut hatte das Schicksal zugeschlagen und Spike eine neue Wendung in seinem Leben gesandt. Es lag nun an ihm, was er daraus machen würde.

Spike kam plötzlich ein Gedanke und er fragte: „Wie habt ihr das mit dem Auslöser hinbekommen?" worauf alle nur lachten.

Etwa eine gute halbe Stunde vorher:

Gerade als dieser eine Soldat, den Angel am liebsten gekillt hätte vor dem Käfig stand, um Spike ein wenig zu triezen erschien eine atemberaubende Schönheit am oberen Rand der Plattform. Elegante, rote Schuhe, lange Beine, ein enganliegendes rotes Kleid mit tiefem Ausschnitt mit einer perfekt gestylten Cordelia darin. Betörend lächelte sie zu ihm herab, deutete ihm nach oben zu kommen und leckte sich provozierend die blutroten Lippen. Der arme Soldat war geradezu hypnotisiert von ihr und kletterte rasch die Leiter nach oben um sich sabbernd vor sie zu stellen. Dabei hielt er noch immer das Gegenstück zu Spikes Chip in der Hand. Die anderen Soldaten sahen neidisch zu ihm und hätten gerne mit ihm getauscht.

„Ka-ka-kann ich etwas für Sie tun, Madam?" stotterte der Soldat.

„Oh! Sie sind mein Retter! Ich habe da ein kleines Problem. Sie können mir da bestimmt helfen, nicht wahr?"

„A-Aber gerne doch. W-Wo liegt das Problem?", antwortete dieser aufgeregt.

„Genau hier!" erklärte sie lächelnd und deutete dabei tief in ihren Ausschnitt, den der Soldat mit gierigen Augen fixierte.

Cordelia zog den vollkommen paralysierten Soldaten mit sich, bevor noch mehrere auf sie aufmerksam werden würden. In einem kleinerem Nebenraum tat sie so, als würde sie ihm etwas Wichtiges in ihrem prallen Ausschnitt zeigen wollen und trat ihm dabei mit aller Gewalt in die Glocken, woraufhin dieser in Schmerzen zusammenbrach.

„Hier du Schuft, das war dafür, was du eben mit Spike gemacht hast!" kommentierte Cordelia, während sie ihm eine schwere Munitionskiste über den Schädel zog, woraufhin dieser bewusstlos zusammenbrach.

Nun brauchte Cordelia nichts weiter zu tun, als das kleine Gegenstück zu zerstören und gegen ein anderes auszutauschen, dass sie kurz vorher auf ähnliche Weise einem der Wissenschaftler abluchsen konnte. Sie war diesem nicht in die Eier getreten, sondern hatte heftig mit ihm flirtet und sich die Funktionsweise dieser kleinen Dinger genau erklären lassen. Der nette Wissenschaftler war sehr freundlich und aufmerksam gewesen, und zeigte ihr einige der Rohlinge, von denen sie sich dann unbemerkt einen stibitzt hatte.

Damit das falsche Gegenstück auch zurück in die richten Hände kommen würde, ging Cordelia zurück zu den anderen Soldaten und legte es dort unauffällig an die Stelle, wo es ursprünglich gelegen hatte, bevor der Soldatenboy meinte er müsse ein wenig „ärgert den Vampir" spielen. Sein Pech. Denn dann hätte Cordelia nur die beiden Geräte austauschen müssen. So wird er nun für einige Zeit heftige Schmerzen am Kopf und an anderer Stelle haben.

Danach ließ sich Cordelia von einem der Soldaten den Gefangenentrakt genau zeigen. Sie flirtete heftig mit ihm und auf vollkommen ungeschickter Weise hatte sie dabei ganz aus Versehen die Gefangen Dämonen befreit. Der Soldat war so freundlich und hilfsbereit, sie sofort in Sicherzeit zu bringen und führte sie zurück in die Halle. Während dann der ganze Tumult ausbrach mischte sich Cordelia unter die hohen Gäste und schnappte sich einen hochrangigen Offizier, der über ihre Begleitung höchst erfreut war und sie sicher nach draußen begleitete.


****

Viele Stunden Später, zurück in LA, lag Spike an Angels Brust gelehnt und wurde von seinem Sire liebvoll gekrault. Angel ließ dabei ein beruhigendes Schnurren aus der Kehle weichen. Spike zitterte immer noch am ganzen Leib, begann sich aber allmählich zu beruhigen. Als sie endlich in Angels Wohnung in Sicherheit angekommen waren war alles noch einmal über Spike hereingebrochen. Er hatte geweint, gezittert und sich verzweifelt an seinem Sire festgehalten. Noch nie hatte er sich so verloren gefühlt, als er die schrecklichen Qualen der endlosen Tests über sich ergehen lassen musste. Noch nie hatte sich sein Dämon so in den Vordergrund gesetzt, dass er ihn nicht mehr kontrollieren konnte. Das war eines der schlimmsten Erlebnisse, die Spike jemals in all seinen Jahren erlebt hatte.

„Spike?"

„Hmm?"

„Ich muss dir was gestehen."

„Was gestehen? Was denn?"

„Ich habe deinen Mantel gefunden."

„Oh Mann bin ich froh! Ich dachte schon irgend so ein verdammter Obdachloser würde jetzt damit rumlaufen. Moment mal sagtest du nicht etwas davon, dass du mir was gestehen müsstest?"

„Ja!"

„Rück schon raus mit der Sprache, sonnst krieg ich hier noch ’nen Herzschlag!"

„Den kannst du doch gar nicht bekommen."

„Jetzt sag schon!"

„Ich hab dein Buch gefunden."

„Du hast was? Hast du es etwa gelesen?" fuhr Spike entsetzt hoch.

„Ähm... ein paar Seiten?" gab Angel zu.

„Ein paar Seiten! Wie viele?"

„Nur die ersten... ähm... genau genommen nur die, auf denen was geschrieben stand."

„Oh großartig! Dann kennst du ja jetzt alle meine Gedanken, das find ich wirklich prima! Ich hätte das verfluchte Ding verbrennen sollen!" meinte Spike verärgert.

„Spike, du kannst meins lesen."

„Was?"

„Du kannst meins lesen. Hier", meinte Angel und reichte ihm aus dem Nachtisch ein dickes Tagebuch.

„Ich darf es wirklich lesen? Bist du absolut sicher?"

„Ja. Absolut. Ich will keine Geheimnisse mehr vor dir haben."

„Oh gut, dann kannst du es weglegen. Ich hab es schon gelesen."

„Du hast es schon...? Wann?"

„Als ich mich hier erholt hab. Schon vergessen? Ich lag einige Tage hier im Bett. Mir war langweilig, da hab ich es gefunden."

„Du hast mein Tagebuch gelesen und kanntest alle meine Gedanken und hast so getan, als wüstest du es nicht? Spike du bist ein verlogener kleiner Mistkerl!"

„Ja, aber verdammt gut im Bett, nicht wahr? Ich zitiere: Bei all den vielen Jahren die ich bereits auf dieser Erde gewandelt war, war dies einer der besten Orgasmen, die ich jemals gehabt hatte. Und es war mein Childe, der ihn mir aus freien Stücken geschenkt hatte."

„OK, dann wären wir ja wohl quitt", stellte Angel geschlagen fest.

„Yep!" meinte Spike, dem es inzwischen wieder viel besser ging. Vor allem nachdem er das entsetzte Gesicht seines Sires gerade eben gesehen hatte.

„Also dann wolltest du deswegen unser altes Band wieder festigen. Deswegen der Verführungsversuch. Weil du in meinem Tagebuch gelesen hattest, nicht wahr?"

„Stimmt. Ich hätte es sonst niemals getan. Ich hatte das Thema schon längst begraben. Ich hatte immer gedacht du würdest mich so sehr hassen und hättest mich deswegen immer so gequält. Aber als ich die Zeilen in deinem Buch gelesen hatte, war mir klar geworden warum du so gewalttätig zu mir warst. Ich hab’s endlich verstanden."

„Hm. Und als ich dein Buch gelesen hatte, wurde mir nur noch mehr bewusst, wie dumm ich doch damals gewesen war. Es tut mir leid Spike. Alles was ich dir angetan habe, und du durch mich erleiden musstest tut mir sehr leid. Bitte verzeih mir."

„Hey Großer! Keine Panik. Ich geb’ nicht dir die Schuld für den ganzen Scheiß. Es war Angelus, der sich mit seinen stocksteifen Schwanz nicht eingestehen konnte, dass er sich in meine Augen verknallt hatte. Du hast mir offen bewiesen, dass du mich als dein Childe haben willst. Du hast mich aus der Hölle geholt. Du hast mir Sicherheit gegeben, als ich sie am meisten gebraucht hatte. Du warst mir mehr Sire, als Angelus es jemals hätte sein können! Früher hab ich ja nicht geglaubt, dass ihr beide verschieden seid, aber seitdem ich dich nun besser kenne, stelle ich eindeutig fest, dass du und Angelus kaum etwas gemeinsam habt."

„Nur eine außergewöhnliche Liebe zu ein und demselben Childe", berichtigte Angel.

„Yeah! Und das ist auch gut so!"

Eng aneinandergekuschelt lagen die beiden noch weit in den nächsten Tag hinein zusammen. Sie unterhielten sich über alte Zeiten. Und über neue Zeiten. Über Schlimme Dinge und über schöne Dinge. Spike erzählte seine Erlebnisse in der Initiative. Und Angel berichtete Spike von der Höllendimension, in der er eine Ewigkeit geschmort hatte. Spike erzählte auch die seltsamen Ereignisse im Zusammenhang mit den Einsenreihen, jedes mal, wenn er ein anderes Auto betreten hatte. Wodurch Angel nun endlich klar wurde, weshalb sich Spike so aufgeführt hatte.

Sie erzählten sich viele Geheimnisse, die bislang kein anderer Mensch oder Dämon erfuhren hatte. Bis Spike schließlich fest einschlief. Dann ließ Angel ihn alleine um nach seinen Freunden zu sehen, die jetzt auch Spikes Freunde waren. Das haben alle bei ihrer halsbrecherischen Befreiungsaktion bewiesen.

Er bat Cordelia nach Spike zu sehen, falls er etwas brauchen würde und verließ über die Kanalisation das Hotel. Es gab da etwas was er dringend noch besorgen musste.

****

„Was ist das?" fragte Wesley irritiert, als Angel ein Paket vor ihm auf den Schreibtisch legte.

„Kuck rein", erwidert Angel kurz.

„Hey, warum krieg ich kein Geschenk? Ich hab immerhin die schwierigste Arbeit geleistet!" beschwerte sich Cordelia.

„Es ist kein Geschenk!" stellte Angel klar.

„Thesula Kugeln?" fragte Wesley nach, als er einen Blick in das Paket geworfen hatte.

„Ja." bestätigte Angel.

„Wozu?" wollte Wesley wissen.

„Für mich."

„Wieso? Wozu brauchst du äh.... Oh dafür!" stellte Wesley schließlich fest, als er die Nervosität von Angel bemerkte.

„Wofür?" wollte Cordelia wissen.

Wesley kommentierte: „Für den Fall das Angel seine Seele verliert."

„Aber weshalb sollte das geschehen? Ich dachte mit Buffy läuft nichts mehr? Und falls es eine neue Frau in deinem finsteren Unlegen geben würde, hätte ich das sicher gemerkt", bemerkte Cordelia wissend.

„Buffy und ich sind nach wie vor nur Freunde und bevor du fragst: Nein es gibt keine andere Frau in meinem Leben."

„Aber wozu brauchst du dann eine Thesula-Kugel? Oder besser gefragt wozu brauchst du gleich zwei davon?"

„Nur zur Sicherheit", versuchte Angel sich vor Cordelia rauszureden, denn Wesley hatte den wahren Grund wohl längst erkannt.

„Nur zur Sicherheit? Willst du mich für dumm verkaufen? Sag schon! Wer ist die Glückliche?"

Angel wusste genau, dass er sich auf eine endlose Fragerei einlassen müsste, würde er es ihr nicht sagen. Und am Ende würde sie es doch erfahren, also meinte er knapp: „Spike."

„Spike? Unser Spike? Unser Blondschopf Spike?" fragte Cordelia überrascht.

„Ja genau, der Spike", bestätigte Angel genervt

„Oh mein Gott! Ich wusste ja gar nicht, dass du schwul bist!?"

„Ich bin nicht schwul!" verteidigte sich Angel sofort.

„Was bitte ist das dann? Du mit Spike? Ein Moment vollkommenen Glücks?"

„Spike ist mein Childe! Das ist etwas anderes. Das ist nicht zu vergleichen mit einem schwulen Paar! Es ist eine Vampirsache! Eine Sache zwischen Sire und Childe. Verstehst du?"

„Aha? Was wollt ihr denn tun?"

„Wir erneuern unser altes Band."

„Und wie geht das vonstatten?"

„Wir .. äh... beißen uns, und... äh..." stotterte Angel nervös vor sich her

„Ficken bis zum umfallen!" ertönte plötzlich Spikes Stimme von der Tür, wo er frech grinsend da stand.

„Ich wusste es! Also seid ihr doch schwul!" stellte Cordelia triumphierend fest.

Angel ließ kapitulierend seine Schultern sinken und schüttelte den Kopf. So deutlich wollte er es eigentlich nicht verkünden.

„Ganz so einfach ist es nicht Cordelia", erklärte Wesley nun, um Angel zu unterstützen: „Eine Beziehung zwischen Sire und Childe ist nicht zu vergleichen mit einer normalen menschlichen Beziehung. Da gibt es keine Unterscheidung zwischen männlich und weiblich. Da gibt es nur den Sire und sein Childe. Sie verbindet ein unsichtbares Band, das durch ihr geteiltes Blut gehalten wird. Sie üben den Sex nicht allein zum Vergnügen aus, sondern um auch ihre Verbindung zueinander zu festigen."

Angel wurde immer kleiner und versank nahezu auf dem Stuhl, in den er sich gerade gesetzt hatte. Spike grinste währenddessen breit übers Gesicht und fügte hinzu: „Aber Spaß macht es genauso!"

Es amüsierte ihn sehr seinen Sire so verlegen zu sehen, der ihm daraufhin einen strengen Sireblick zuwarf. Dieser wirkte aber nicht im Geringsten einschüchternd auf Spike.

Nach all der Erklärung meinte Cordelia nun: „Aha. Was auch immer. Ich muss das ja nicht verstehen. Wenn die beiden unbedingt miteinander schlafen wollen, dann sollen sie das tun."

„So unbeschwert sehe ich das allerdings nicht!" gab Wesley ehrlich zu.

„Keine Sorge. Wir treffen Vorkehrungen", meinte Angel beschwichtigend.

„So? Und welche wenn ich fragen darf?" wollte Wesley wissen.

Diese Frage hatte Angel schon befürchtet und war ganz und gar nicht erfreut darüber. Wieder war es Spike, der sich einmischte und Wesley erklärte: „Ich werde Angel vorher an die Kette legen. Das wollte ich schon immer mal machen", grinste er mit einem Augenzwinkern zu Angel, „falls dann Angels Seele verloren geht, werde ich es sicher merken und ihr könnt den Fluch erneuern ohne dass er euch gefährlich werden kann."

So ganz war Wesley noch nicht mit dieser Antwort zufrieden und fragte: „Und wer sagt, dass du ihn nicht ohne Seele haben willst? Ich meine du hast selbst ja auch keine."

„Hm... lass mich nachdenken... Ich soll diesen gut aussehenden, charmanten, liebevollen, führsorglichen Angel, der eine Firma und somit immer ausreichend Blut und Zigaretten für mich besitzt und obendrein noch ein paar wirklich nette Menschenfreunde hat gegen meinen alten, sturen, gewalttätigen, und absolut herrschsüchtigen Angelus eintauschen? Nein danke! Kein Bedarf! Mir gefällt mein Leben so wie es jetzt ist und ich will auch dass es so bleibt."

Angel sah sichtlich gerührt auf sein Childe. Er war stolz auf ihn. Und er liebte ihn. Mehr als es ein Sire gewöhnlicht tut. Er konnte es gar nicht erwarten ihn endlich in sein Bett zu kriegen.

Wesley war zwar noch immer nicht sehr begeistert über ihr Vorhaben, aber er willigte ein. Spike zwinkerte daraufhin seinem Sire frech grinsend zu und verschwand aus der Tür. Angel folgte ihm sofort.

****

Ein paar Monate später:

„Hey Großer! Ich hab ein Geschenk für dich!" meinte Spike, während er ins Schlafzimmer stürmte.

„Hm?" brummte Angel verschlafen

„Hier! Mach auf!" drängte ihn Spike.

Müde erhob sich Angel aus dem Bett und blickte auf das Päckchen, das Spike ihm reichte.

„Was ist das?"

„Machs auf!"

Skeptisch begutachtete Angel das Päckchen und horchte daran, ob es nicht vielleicht ticken würde.

„Jetzt mach schon auf, Angel. Es beißt nicht, ich schwöre!"

Angel öffnete das Päckchen und staunte nicht schlecht. Es befand sich ein edles vergoldetes Schreib-Set und ein neues leeres Tagebuch, das edel verziert und mit einem Schloss versehen war, darin. Das Set hatte bestimmt ein Vermögen gekostet, weswegen Angel mehr als skeptisch auf Spike blickte.

„Wo hast du das geklaut?" fragte er mahnend.

„Ich hab es nicht geklaut!" verteidigte sich Spike.

„Komm schon Spike. Diese Dinge waren bestimmt teuer. Woher hattest du soviel Geld?"

„Ich hab’s gewonnen", berichtete Spike freudestrahlend.

„Du hast es gewonnen? Wo? Und wie?"

„Im Internet. Cordelia zeigte mir den Computer und ließ mich ein wenig damit spielen. Ich hab ein Gewinnspiel entdeckt, wo man sich seine Glückszahlen selbst eintragen konnte. Ich hab mir eine Zahl ausgesucht und gewonnen."

„Wie viel hast du gewonnen?"

„Sehr viel! Genug, dass ich Cordelia ein neues Kleid, Wesley ein altes Buch und dir dieses Schreib-Set kaufen konnte. Es ist auch noch genug da um deine Firma endlich ein wenig zu sanieren. Für Gunn fiel mir nichts Gutes ein, deshalb geh ich morgen Abend mit ihm einen trinken. Gehst du mit?"

„Wie viel, Spike?"

„Nicht ganz Hunderttausend Dollar. Es wären mehr gewesen, aber ich war nicht der einzige mit der richtigen Glückszahl."

„Hunderttau....? Welche Glückszahl hast du ausgewählt?"

"Einhundertelftausendeinhundertelf."

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Spike kaufte sich noch einige nutzlose Dinge von seinem Geld. Angel versuchte ihn davon zu überzeugen einen Teil des Geldes gewinnbringend zu investieren, aber Spike lehnte es jedes Mal kopfschüttelnd ab. Was Angel nicht wusste war, dass Spike schon längst einen beträchtlichen Teil des Geldes Wesley gegeben hatte, damit dieser es für die Firma gewinnbringend investieren würde. Angel erzählter er das er das meiste davon schon ausgegeben hätte. Er wollte ihn noch eine ganze Weile in diesem Glauben lassen, da es ihm sehr gefiel seinen Sire auf die Palme zu bringen. Es war eines seiner neuen Spiele, die er immer mehr perfektionierte. Doch auch Angel verstand es zu spielen. Die beiden hatten herausgefunden, wie sie ihre Childe-Sire-Beziehung uneingeschränkt pflegen konnten. Dazu brauchten sie auch keine Thesula-Kugeln mehr. Allerdings klappte es auch nur, wenn Angel mitspielte. Also hatte es allein Angel in der Hand, wann die beiden ihr altes Band erneut festigen konnten. Wenn Spike es dann wieder mal zu weit trieb, mit seinen Späßen ließ Angel den Sire heraushängen und schob einen Riegel vor weiteren Blut- und Sexorgien. Doch Angel hielt dies nie sehr lange durch, denn Spike schaffte es immer wieder ihn herumzukriegen.

Insgesamt mussten sie nur zweimal auf eine Thesula-Kugel zugreifen. Es war ein Schock für Spike gewesen Angelus anzutreffen. Dabei war Spike nur noch mehr bewusst geworden, wie unterschiedlich die beiden doch waren. Angelus versprach Spike das blaue vom Himmel herunter, wenn er ihn losbinden würde. Doch Spike war nicht so dumm. Er gab sofort Wesley bescheid, woraufhin sie sofort den Fluch erneuerten. Zum Glück musste Angel dafür nicht in unmittelbarer Nähe sein. Spike hatte es sehr gut gefallen seinen Sire nackt in Ketten liegend zu sehen, Wesley und die anderen hätten jedoch sicher etwas schockiert reagiert. Vor allem Angel selbst war sehr froh um diesen Umstand. Angel hatte ihn später gefragt, woran Spike es gemerkt hätte, dass er seine Seele verloren hatte. Denn Angelus ließ sich natürlich nichts anmerken. Er war freundlich und nett, doch Spike hatte es trotzdem gemerkt. Spike erzählte Angel etwas von einem verschwundenen Strahlen in seinen Augen, womit Angel allerdings nichts so rechtes anzufangen wusste. Doch es war auch die Art gewesen, wie Angelus ihn berührt hatte. Anders. Herablassender. Respektloser. Angel war da ganz anders. Spike hätte es nie für möglich gehalten, aber er musste offen gestehen, dass Angel mit Seele ihm viel lieber war, als sein alter seelenloser Sire.

So führten die beiden endlich ein normales Vampirdasein. Nun ja, vielleicht nicht ganz so normal, denn statt Menschen, jagten sie zusammen andere Vampire und Dämonen und beschützten die Menschheit vor dem Bösen. Spike gefiel sein Heldendasein immer mehr. Die glücklichen Gesichter derer, die sie retteten, lösten neue und fremde Gefühle in Spike aus. Noch nie wurde er von Menschen geachtet. Und noch nie hatten sie sich bei ihm für ihre Rettung bedankt. Er genoss diese neuen Gefühle. Genoss es ein mantelwehender Held zu sein. Er mochte dieses neue Leben, das er nun führte. Er hatte nun einen Sire, der sich um ihn sorgte und ihm außerdem reichlich Blut und Zigaretten spendierte. Obwohl er sich dies nun auch selbst alles leisten konnte. Aber von Angel umsorgt zu werden gefiel ihm viel besser.

Er hatte hier auch Freunde gefunden. Menschliche Freunde. Dies hätte er früher niemals für möglich gehalten. Doch heute möchte er keinen seiner neuen Freunde missen. Er mochte die trockene Art, die Cordelia oftmals hatte und schätzte ebenso den gar nicht mehr so verstaubt wirkenden Wesley, dem er mit großer Freude und immer wieder überraschendem Wissen mit seinen alten Schriften und deren Übersetzungen half. Gunn wurde ein ständiger Begleiter auf den abendlichen Stichvisiten der umliegenden Bars.

Doch am allermeisten war er über seinen Sire glücklich. Angel war ihm endlich der Sire, den er früher immer so sehr gewollt hatte. Als ob sie all die vergangenen Jahre aufholen wollten, waren die beiden nahezu unzertrennlich. Sie kämpften Seite an Seite. Teilten ihr Blut und liebten sich bei fast jeder Gelegenheit.

Ach ja, und wann immer Spike in ein fremdes Auto einstieg, richtete er zuerst einen prüfenden Blick auf die Kilometerstandsanzeige. Nur zur Sicherheit. Man konnte ja nie wissen.

Übrigens, Buffy verließ Riley. Sie hatten sich lange Zeit gestritten, weil Buffy Spike zur Flucht verholfen hatte und Buffy ihm immer wieder erklärt hatte wie grausam sie es fand, was die Wissenschaftler in der Initiative gemacht hatten. Was die Initiative angeht, so wurden ihnen wegen eines unliebsamen Zwischenfalls sämtliche Gelder gestrichen. Weswegen alle Forschungen eingestellt wurden und die Soldaten kurz darauf abrückten. Mit ihnen auch Riley.


The End