Teil 1

New York 1995

Spikes P.O.V.

Diesen Geruch kenn ich. Er ist nur sehr schwach, aber ich kann deutlich riechen, dass er da ist. Er erinnert mich an etwas sehr Altes. Etwas, was schon viele Jahre zurückliegt. Er erinnert mich auch ein wenig an meine geliebte Prinzessin. Ich vermisse sie so sehr. Nein, nicht an sie denken. Ich darf nicht an sie denken. Ich bin hier hergekommen, um genau nicht an sie zu denken. Ich hoffe, dass dieser Ort hier, an dem ich vor einiger Zeit einmal meine zweite Jägerin getötet habe, mich auf andere Gedanken bringt. Ich darf nicht an sie denken.

Doch da ist dieser verfluchte Geruch! Ich muss wissen wo er herkommt. Ich folge dieser langen Straße. Ein paar meiner treuen Gefolgsleute sind bei mir. Seit ihrem Tod ertrage ich es nicht allein zu sein. Ich bin dankbar für jede Ablenkung. Außerdem macht es Spaß ihnen zuzusehen, wie sie für mich auf Jagd gehen. Selber zu jagen erfüllt mich nicht mehr mit derselben Freude wie es früher mal war, als ich noch mit ihr jagte. Gott, ich vermisse sie so sehr! Ich hab sie alle getötet. Ich habe das ganze verfluchte Dorf ausgerottet, doch es war zu spät. Meine geliebte Dru war bereits tot.

Aber ich darf nicht mehr an sie denken. Das bringt mich noch um. Ich muss darüber hinwegkommen. Das ist auch der Grund, warum ich herausfinden muss, woher dieser verdammte Geruch kommt. Er macht mich wahnsinnig! Seitdem ich hier in dieser verfluchten Stadt angekommen bin nehme ich ihn wahr. Ich weiß, dass ich ihn kenne, ich weiß es. Es ist fast so, als wenn *er* es wäre. Aber das ist unmöglich. *Er* kann es nicht sein. *Er* kann es einfach nicht sein.

Der Geruch wird deutlicher. Er ist vermischt mit dem Gestank der Gosse. Der Gestank von toten Ratten und dem widerlich stinkendem Abfall der heutigen Generation. Deshalb ist es unmöglich, dass *er* es ist. *Er* würde sich niemals an so einem Ort aufhalten. *Er* würde niemals freiwillig solch einen Gestank ertragen. Doch je näher ich dem Geruch komme, umso stärker wird dieses Gefühl in mir. Ich fühle *seine* Gegenwart. Ich fühle *ihn* so deutlich, dass es schmerzt. So deutlich, dass ich mich fast in meine Vergangenheit versetzt fühle, als *er* noch mein geliebter Sire war. Mein Angelus.

„Angelus."

Ich kann es noch immer nicht glauben. Selbst jetzt, wo ich ihn sehe. Oder gerade weil ich ihn sehe. Niemand würde hinter dieser Gestalt den einst mächtigsten Vampir auf Erden vermuten. Die Geisel von Europa. Ich habe in meinem langen Unleben noch nie einen so erbärmlichen Anblick gesehen. Über und über verdreckt kauert er in der allerletzten Ecke dieser dreckigen, stinkenden Gasse versteckt hinter ein paar Mülltonnen. Wenn ich ihn nicht so deutlich mit meinen vampirischen Sinnen wahrnehmen würde, würde ich nicht eine Sekunde lang vermuten, dass *er* es ist. Nicht eine verfluchte Sekunde lang.

Ich knie mich direkt vor ihm hin und schau ihm direkt ins Gesicht. Er schläft. Es ist *sein* Gesicht, aber er sieht verändert aus. Es ist nicht allein der Schmutz auf seiner Haut, sondern auch die veränderten Gesichtzüge. Er ist viel dünner geworden. Er scheint geschwächt zu sein. Er hätte meine Gegenwart schon längst spüren müssen, doch er liegt regungslos mitten im Dreck.

Ich bin schon kurz davor wieder zu gehen. Ich stehe wieder auf und dreh mich zu meinen Lakaien um, die mich fragend ansehen. Sie wundern sich über mein Interesse, dass ich für diese Gestalt aufbringe. Nur allzu verständlich, denn sie spüren zwar, dass er ein Vampir ist, aber sie wissen nicht was für ein Vampir er ist. Oder besser gesagt, einst einmal war.

Soll ich einfach wieder gehen? Ihn einfach hier zurücklassen? Es gibt nichts mehr, was mich mit ihm verbindet, außer vielleicht ein berechtigter Grund ihn zu hassen. Er hat uns damals verlassen. Ohne ein einziges Wort ist er einfach gegangen und hat mich und meine Dru allein zurückgelassen. Ich sollte ihn jetzt auch einfach allein zurücklassen. Hier in dieser stinkenden Gosse. Oder vielleicht…?

„Nehmt ihn mit!" befehle ich meinen Lakaien, die mich jetzt verständnislos ansehen. Sie begreifen nicht, was ich von diesem stinkenden Bündel wertlosem Fleisch will, und ich ehrlich gesagt weiß es selber nicht. Doch wenn das Schicksal mir die Gelegenheit gibt mich bei meinem alten Sire zu revanchieren, werde ich es mit Freunden annehmen. Dies werden bestimmt ein Spaß und auch eine Genugtuung für mich, die mich von anderen Dingen ablenken wird.

Meine Lakaien bewegen sich noch immer nicht und ich deute ihnen mit einem strengen Blick und einem bedrohlichen Knurren an, dass ich keine Widerrede dulde. Als zwei von ihnen sich dieses verschmutzte Wesen vom Boden greifen, wird er wach und blickt sich überrascht um. Er erkennt mich schließlich und blickt mich mit Furchterfüllten Augen an. Er wehrt sich gegen meine Lakaien, doch er kann nicht viel gegen sie ausrichten, was meine Vermutung über seinen geschwächten Zustand nur bestätigt. Ich denke das wird ein leichtes Spiel mit ihm. Vielleicht zu leicht, doch es wird mir trotzdem eine Freude sein, Rache an ihm zu üben. Er soll leiden für alles, was er mir und Dru angetan hat. Er soll leiden dafür, dass er uns im Stich gelassen hat. Dafür, dass er uns verstoßen hat, dafür, dass er nicht länger unser Sire sein wollte. Es gibt nichts mehr, was mich mit ihm verbindet, also kann ich es tun. Ich werde ihn foltern. Ich werde ihm Schmerzen zufügen. Ich werde ihn so lange leiden lassen, bis er inständig um Verzeihung bittet. Bis er bereit ist alles für mich zu tun. Bis er mich anfleht ihn zu vernichten. Ich kann das tun, weil es nichts gibt, was mich mit ihm noch verbindet. Weil er nicht mehr der ist, der er einst war. Weil er nicht mehr mein Sire ist. Mein *Angelus*.

Angels P.O.V.

Ich erwache in der einen Gasse, in der ich mich erst vor wenigen Stunden zur Ruhe gelegt habe. Es spielte nie eine Rolle wo ich schlafe, hauptsche ich werde nicht von der Sonne überrascht. Doch hier scheine ich wohl im Weg zu sein, denn zwei Männer greifen mir unter die Arme und hieven mich hoch. Es wundert mich nicht allzu sehr, denn es ist nicht das erste Mal, dass ich davongejagt werde. Niemand will so ein erbärmliches und stinkendes Wesen wie mich in seiner Nähe haben. Egal ob Mensch oder Dämon. Es gab Zeiten, da hätte es mich gestört und ich hätte mich lieber selber gepfählt, als nur einen Augenblick in diesem Zustand zu leben, doch heute spielt es keine Rolle mehr für mich. Mir ist egal was mit mir geschieht.

Die beiden Männer stellen mich auf die Beine und führen mich davon. Sie werden mich sicher aus dieser Gasse werfen, weil es vielleicht ihre Gasse ist, oder weil sie sich von mir gestört fühlen. Instinktiv wehre ich mich gegen die Beiden, denn nicht selten wollen mich die Menschen auf die offene Straße werfen, wo das Sonnenlicht mich zu verbrennen droht. Also sträube ich mich gegen deren Griffe, doch sie sind stärker als Menschen, was mich deutlich vermuten lässt, dass es Vampire sind. Meine schwachen Sinne bestätigen mir meinen Verdacht. Ich bin nicht mehr so gut darin, meine Umgebung nach meinen so genannten Verwandten zu überwachen, weil ich zu schwach dazu bin. Seit Jahren ernähre ich mich hauptsächlich von Ratten und streunenden Hunden und Katzen. Nicht gerade die Idealnahrung für Vampire.

Von Vampiren auf diese Weise fort getragen zu werden ist neu für mich. Wenn, dann werde ich mit einem bedrohlichen Knurren oder einer Drohgebärde fortgejagt, doch niemals werde ich getragen. Und in mir keimt der Verdacht auf, dass mich diese Vampire nicht wegschaffen, sondern mitnehmen und als ich mich verwirrt umblicke, sehe ich ihn. Er steht mit eiskaltem Blick neben mir und beobachtet, wie ich davongetragen werde. Er hat sich verändert. Er wirkt älter und erfahrener. Seine Kleidung ist anders. Seine Haare sind blond, aber er ist es. Ich bin mir ganz sicher. Es sind seine Augen. Sein kalter, tödlicher Blick. Seine Statur. Es ist Spike. Mein William. Mein Childe.

Sein Anblick schmerzt mich mehr als all die Gesichter, die mich in meinen Träumen verfolgen. Mit diesem einen Gesicht tauchen all die vielen verdrängten Erinnerungen in mir wieder auf. Ich erinnere mich an all die Jahre, die wir zusammen verbrachten, als wir noch eine unzertrennliche Familie waren. Ich erinnere mich wieder an den stummen Schrei, der in ihm war, als ich sie verlassen habe. Ich konnte seinen Schmerz so deutlich fühlen, dass es mich beinahe umbrachte. Ich fühlte auch Drus und Darlas Schmerz, aber nicht so sehr wie seinen, denn er war immer mein Liebling. Er war mir immer das Wichtigste. Mein Stolz. Mein Geliebter. Mein Childe.

Ich sehe in seine ozeanblauen Augen und erkenne deutlich den Hass, den er auf mich projiziert und ich kann es ihm nicht einmal verübeln. Er hat allen Grund mich zu hassen. Mir wird klar, dass er mich dafür büßen lassen wird und ich kann mich nicht einmal dagegen wehren, weil ich viel zu schwach dazu bin. Und selbst wenn ich es könnte, würde ich es vermutlich nicht tun, denn er hat allen Grund mich zu hassen. Auch wenn ich mich dafür fürchte, denn ich bin mir sicher, dass es kein Spaziergang werden wird. Er hat allen Grund dazu, und ich werde es nicht verhindern. Ein Teil von mir will es sogar. Ein Teil von mir will von ihm dafür bestraft werden, was ich ihm und Dru angetan habe. Was ich der ganzen Welt angetan habe. Was ich so vielen Menschen angetan habe. Wer könnte dafür besser geeignet sein, als er. Mein William. Mein Childe.

Sie bringen mich ein paar Häuserblocks weiter in ein Haus, das noch vor kurzem von Menschen bewohnt war. Ich erkenne das deutlich an den herumliegenden Dingen, die gewiss kein Vampir benutzen würde. Ich kann nur Ahnen, was mit dem ursprünglichen Besitzer geschehen ist und will es auch gar nicht wissen. Es ist viele Jahre her, dass ich einen Menschen getötet habe. Ich kann es nicht mehr ohne, dass es mich quält. Nicht mehr seit dieser Nacht. Die Nacht, die alles verändert hat. Sie bringen mich nach unten in den Keller und ich weiß sofort, warum er dieses Haus gewählt hat. Ich vermute, dass es nicht seine erste Wahl war. Er ist in vielen Dingen sehr eigen. Er hat sicher viele Häuser probiert und viele Menschen getötet, bis er sich für dieses Haus entschieden hat, denn es hat einen sehr großen und geräumigen Keller. Einen ganz speziellen Keller. Und gerade jetzt wünsche ich mir nicht in diesem Keller zu sein. Ich kann ihm keine Schuld dafür geben, dass er die Besitzer des Hauses getötet hat. Schließlich habe ich ihn erschaffen. Ich habe ihm all das gelehrt, was er wissen muss. Ich habe ihm gezeigt, wie man am schnellsten und am unauffälligsten tötet. Er ist meine Kreatur. Mein William. Mein Childe.

Auf dem Weg hierher hat er nicht ein Wort zu mir gesagt. Er hat nur seine Lakaien angewiesen, mich hierher zu schaffen. Ich kann förmlich hören, wie er sich in seinen Gedanken ausmahlt, wie er mich quälen will. Wie er mich bestrafen und foltern will. Und es ist mir egal. Es spielt keine Rolle. Ich will es sogar. Lieber von ihm, als von irgendeinem Anderem. Lieber er, als ein Mensch oder ein anderer Dämon. Sie werfen mich hier auf den Boden und ich warte auf meine Bestrafung. Ich warte, dass es endlich beginnt. Dass er es endlich tut. Dass er es endlich zuende bringt.

 

Spikes P.O.V.

Er ist schwächer als ich gedacht habe. Er kann sich kaum auf den eigenen Beinen halten. Meine Leute schleifen ihn in den Keller und lassen ihn dort auf den Boden fallen, wo er beinahe regungslos liegen bleibt. Ich liebe dieses Haus. Es ist ideal. Ich brauchte lange bis ich es gefunden habe, doch die Suche hat sich in jedem Fall gelohnt. Die Kellerräume sind beinahe größer, als der Parterrebereich. Hier befinden sich ein großer Partyraum mit einer gut ausgestatteten Bar, ein vollkommen gefliester Waschraum mit Ablauf und offener Dusche, ein Abstellraum und einem ganz besonderem Raum. Die Bewohner hier hatten wohl ihre besondere Freude an kleinen S/M-Spielchen. Der Raum ist perfekt ausgestattet mit Andreaskreuz, Strafbock und anderen üblichen Gerätschaften. An der Wand hängt ein umfangreiches Sortiment von Peitschen, Gerten, Paddeln und anderen Folterinstrumenten. Ich habe mir erlaubt ihnen eine letzte und ganz besondere S/M-Session zu erteilen. Ich bin sicher sie haben es bis zu einem bestimmten Punkt genossen. Ich merkte es ganz deutlich an ihrem Stöhnen und an ihrer Erregung. Bis sie begriffen, dass das Ganze keine gewöhnliche Session war, sondern dass es ihre letzte Session werden wird.

Daher ist dieses Haus ideal für mich und meine Gefolgsleute. Die oberen Bereiche sind nobel ausgestattet mit zwei Schlafzimmern, einem großen gemütlichen Wohnzimmer mit allen erdenklichen elektronischen Geräten und den üblichen Räumen, die ein Haus der Oberklasse zu bieten hat. Doch ausschlaggebend war dieser große geräumige Keller. Der ideale Ort, um mit seinen Opfern ein wenig zu spielen. Dru liebte solche Keller. Sie liebte es, ihre Opfer lange leiden zu lassen. Sie liebte es, das Spiel möglichst lange hinauszuzögern. Deshalb wählte ich dieses Haus. Sie hätte es geliebt.

Ich starre auf das Häufchen Elend, das in der Mitte dieses Kellerraumes liegt. Ich weiß nicht, ob mich dieser Anblick erfreut oder anwidert. Sein schrecklicher Gestank dringt mir in die Nase und widert mich an. Selbst heimatlose Penner riechen angenehmer als er. Er trägt den Duft des Todes an sich. Er stinkt nach toten Tieren und verdorbenem Blut. Sein Blut. Ist er verletzt?

„Zieht ihm die Kleider aus und schrubbt ihm den Dreck vom Leib!"

Meine Leute schauen mich widerstrebend an und ich muss erneut aufknurren, um deutlich zu machen, dass ich keine Widerrede dulde. Seit ihrem Tod ist es schwerer für mich sie unter Kontrolle zu halten. Wenn es so weitergeht, werde ich mich von einigen von ihnen trennen müssen um deutlich zu machen, wer der Herr im Haus ist. Es sind ohnehin nur noch vier von ihnen übrig. Die anderen drei fielen meiner Wut über ihren Tod zum Opfer. Es war ein schneller Tod für sie und nur ein schwacher Trost für mich, doch es stellte eindeutig klar, dass ich das Sagen habe. Ich fürchte bald wird es Zeit, ein weiteres solches Zeichen zu setzen. Widerstrebend gehen zwei von ihnen – ich glaube ihre Namen sind Lucius und Carlos, Dru hatte sie ausgesucht - auf ihn zu und beginnen ihm die Kleider auszuziehen.

Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie beunruhigt es mich, ihnen dabei zuzusehen. Unbewusst sucht mein Blick auf seinem Körper nach Wunden, die den Geruch des Blutes erklären und ich werde rasch fündig. Er hat viele verschiedene Wunden überall an seinem Körper, die schon längst verheilt sein müssten. Doch sein Körper ist zu schwach, als das der Heilungsprozess beginnen konnte. Ich vermute die Wunden stammen von Kämpfen mit Dämonen. Oder hat er sie sich etwa selbst zugefügt?

Unsinn! Das ist unmöglich. *Er* würde so etwas nie tun! Doch *er* würde auch nie in so einem Zustand leben wollen. Ich muss aufhören von ihm als meinen Sire zu denken. Das Elend, was hier liegt ist, nicht mein Sire. Mein Sire hat mich vor vielen Jahren verlassen. Er wurde verdrängt von der Seele, die nun hier zu meinen Füßen liegt und die ich, bei allem was mir heilig ist, aus diesem Köper wieder hinausjagen werde. Und wenn es das Letzte auf Erden ist, was ich tue. Ich werde diese verfluchte Seele aus diesem Körper prügeln. Werde ihn solange foltern und quälen, bis sie sich freiwillig von diesem Körper löst. Selbst wenn ich ihn vernichten muss.

Er ist schließlich ganz nackt und sein Anblick erschreckt mich immer mehr. Sein Körper ist schwach und dünn. Er muss seit Jahren keine vernünftige Nahrung mehr zu sich genommen haben. Natürlich nicht, denn die Seele erlaubt es ihm vermutlich nicht. Welch eine Ironie. Lieber vernichtet sich die Seele selbst, als einen anderen Menschen. Worin soll da der Sinn liegen? Das ist mehr als unnatürlich. Das ganze Leben regiert nach diesem Prinzip. Fressen oder gefressen werden. Doch dieses Elend hier scheint das nicht zu begreifen. Das ist wohl das Erbärmlichste, was ich jemals gesehen habe. Ich sollte sofort einen Holzpflock nehmen und ihm ein schnelles Ende bereiten. Das wäre noch das humanste für ihn. Aber wer sagt, dass ich human bin? Ich bin ein Vampir und an mir ist nicht das Geringste human.

Meine Leute hieven ihn vom Boden hoch und schleifen ihn nach nebenan in den Waschraum. Ich folge ihnen. Ich sehe ihnen zu, wie sie ihn in die Ecke gegen die geflieste Wand stellen und ihn mit einem einfachen Schlauch abbrausen. Das Wasser ist kalt, ich kann es ihm deutlich ansehen. Er zittert vor Kälte und hebt seine Hände abwehrend hoch, doch es schützt ihn nicht vor dem harten Wasserstrahl. Gerade weil wir Vampire nicht in der Lage sind, eigene Körpertemperatur zu entwickeln, sind wir empfindlicher gegen äußere Kälte. Ein Grund, warum es in den besonders kalten Regionen der Erde so wenige von uns gibt. Ich frage mich, wozu diese verfluchte Seele gut sein soll, wenn sie ihm nicht einmal die Wärme gibt, die er braucht? Wenn sie ihn nicht einmal vor dem Hungertod beschützt, dem er zwangsweise ausgeliefert ist, wenn er sich nicht mehr richtig ernährt. Ich hasse diese verfluchte Seele. Ich hasse sie, weil sie *ihn* zerstört. Nein. Ich hasse Ihn. Ich muss aufhören darüber nachzudenken. Es macht mich verrückt. Er ist es, den ich hasse. Er ist es zumindest, der meine Peitsche zu spüren bekommen wird.

Er sackt beinahe zusammen, als der harte Wasserstrahl aufhört, doch meine Leute beginnen ihn einzuseifen. Ich wache genau über ihre Arbeit. Ich will schließlich nicht, dass sie nur halbe Sachen erledigen. Ich will schließlich nicht, dass sie etwas falsch machen. Ich will schließlich nicht, dass sie mir zuvor kommen, und ihm wehtun. Das ist allein mein Recht.

Während er sich schwach gegen meine Leute wehrt, wie sie ihn einseifen und mit harten Bürsten den Dreck vom Leib schrubben, blickt er mir direkt in die Augen. Ich ertrage diesen Anblick nicht. Es sind *seine* wunderschönen dunklen Augen, die mich ansehen, und ich ertrage es nicht. Es ist *sein* engelsgleiches Gesicht, das er trägt und ich kann es nicht mehr länger ansehen. Ich drehe mich um und verlasse den Raum.

„Wenn ihr fertig seid, bringt ihn rüber ins Spielzimmer", sage ich noch, bevor ich gehe.

 

Angels P.O.V.

Das Wasser war eiskalt, doch vergleichsweise angenehm gegen die harten Bürsten auf meiner Haut. Unerbittlich schrubben sie die Seife in meine Wunden, bis mein ganzer Körper wie Feuer brennt. Er steht da und sieht sich alles mit an. Ich wünschte er würde mir helfen. Würde seinen Leuten befehlen, mich in Ruhe zu lassen. Mich halten. Mich in seine Arme schließen. Ich wünschte er würde mich wärmen, meine Wunden pflegen. Ich würde alles geben, wenn ich ihn einfach nur berühren könnte. Ich vermisse ihn so sehr.

Doch ich habe es nicht anders verdient. Ja, ich verdiene es genau jetzt und genau hier zu stehen und von seinen Leuten mit Kernseife und Bürsten geschrubbt zu werden. Ich bin ihm nicht böse. Ich gebe ihm keine Schuld. Ich habe genau das hier alles verdient. Auch wenn es unglaublich beschämend und schmerzvoll für mich ist. Auch wenn ich gleichzeitig vor Kälte zittere und meine Haut vor Schmerzen brennt. Auch wenn ich mir wünschte es würde aufhören, so weiß ich, dass ich es nicht anders verdient habe.

So seltsam es klingt, aber seine Gegenwart schenkte mir irgendwie Trost, doch das bemerke ich erst jetzt, da er geht. Er dreht sich einfach um und verlässt den Raum. Sein Blick ist kalt und ausdruckslos. Ich wünschte ich könnte erahnen, was in ihm vorgeht. Er war schon immer ein Meister darin seine Gefühle vor mir zu verbergen. Doch nie besonders lange. Seine eigene Ungeduld ermöglichte es mir immer rasch hinter seine wahren Gefühle zu blicken. Er war ein außergewöhnliches Childe. Ich hab jahrelang versucht die Erinnerungen an ihn zu verdrängen, doch gerade jetzt, seit unsere Wege sich wieder gekreuzt haben erinnere ich mich wieder an ihn. Mein William. Mein Childe.

Ich weiß noch wie oft er mich in Rage gebracht hat. Durch seine Ungeduld beim Jagen. Wie oft er unsere Familie in Schwierigkeiten gebracht hat. Wie oft wir seinetwegen einen neuen Unterschlupf suchen mussten. Doch gerade seine wilde und ungestüme Art war es, die ich so sehr liebte. Er kannte keine Furcht. Er fürchtete sich nicht einmal vor einer Jägerin. Trotz dieser Seele, die schon damals meinen Körper bewohnte, keimte ein Funken Stolz in mir auf, als Dru uns erzählte, dass er eine Jägerin getötet hatte. Doch damals war ich nicht in der Lage ihm diesen Stolz spüren zu lassen. Ich kann ihn noch deutlich vor mir sehen, als wenn es erst gestern gewesen wäre. Wie er vor mir und vor Darla stand. Dru an seiner Seite. Wie sie es uns erzählt hat und wie er mich dann angesehen hatte. Voller Erwartung. Voller Erwartung auf ein paar anerkennende Worte, die meinen Stolz ausgedrückt hätten. Doch ich konnte sie ihm nicht geben. Ich war zu schockiert über all das Leid um mich herum. All den Tod und den Krieg. All die Menschen, die gelitten haben. All das quälte und hinderte mich, meinem Childe die Anerkennung zu geben, die er sich gewünscht hätte. Ich kann verstehen, dass er mich hasst.

Seine Leute hören endlich auf mit dieser quälenden Schrubberei, doch stattdessen trifft der kalte Wasserstahl wieder auf meinen Körper. Doch diesmal ist es schon beinahe eine angenehme Abkühlung, da meine ganze Haut von dem Bürsten brennt. Einer der Vampire greift mich grob am Arm und dreht mich herum, damit sie schließlich auch meine Kehrseite bespritzen können. Ich stütze mich an der gefliesten Wand ab und versuche nicht auf die Demütigung zu achten, die ich hier gerade ertragen muss. Ich scheine endlich sauber genug zu sein, denn der Wasserstrahl hat aufgehört, und sie führen mich zurück in diesen einen Raum. Genauer genommen schleifen sie mich eher dort hin, weil meine Beine zu müde sind, dass ich selber laufen kann.

Er sitzt dort in einem Stuhl und wartet bereits auf uns. Oder auf mich. Er deutet auf das große hölzerne Andreaskreuz und an der Wand, das wie ein großes schwarzes X aussieht, und seine Leute führen mich dort hin. An Armen und Beinen befestigen sie Ledermanschetten, die mit dem Kreuz verbunden sind. Mit ausgestreckten Gliedern, und mit dem Gesicht zur Wand hänge ich so an der dem X und erwarte meine Bestrafung. Ich verdiene genau das alles hier. Ich weiß es. Ich verdiene es. Ich will, dass er es tut. Ich will, dass er mich bestraft, für alles, was ich ihm angetan habe. Ihm. Meinem William. Meinem Childe.

Teil 2

Spikes P.O.V.

Er wehrt sich nicht einmal ein bisschen dagegen, als meine Leute ihn an die Wand ketten. Und aus irgendeinem Grund macht es mich wütend. Warum lässt diese Seele es zu, dass er sich selber quält? Warum beschützt sie ihn nicht? Warum versucht sie ihn nicht zu retten? Warum lässt *er* das zu?

Ich muss aufhören zu denken! Das macht mich verrückt. Ich werde stattdessen handeln. Jawohl. Ich werde genau das tun, was ich eigentlich vorhatte. Ich werde ihm diese verfluchte Seele aus dem Leib peitschen.

Die Nacht ist noch sehr jung und ich war bisher noch nicht auf Jagd, deshalb befehle ich meinen Leute für mich jagen zu gehen. Wenigstens brauche ich dies nicht mit Nachdruck zu tun, denn dies ist etwas, was sie gerne und ohne Extra-Knurren erledigen. Sie lassen mich schließlich allein. Allein mit ihm. Allein mit *ihm*. Allein mit dieser Seele. Ich weiß immer noch nicht genau wer oder was er nun in Wirklichkeit ist. Und bevor es mir noch meinen Verstand raubt, greife ich zu der längsten Peitsche, die an der Wand hängt und lasse sie über seinen Rücken schnalzen.

Er zuckt vor Schmerz zusammen, doch er scheint nicht überrascht. Was nicht verwunderlich ist, denn er hat sicher schon seit Betreten dieses Raumes damit gerechnet, dass ich dies tun würde. Ich lasse die Peitsche ein weiteres Mal über seinen Rücken schnalzen und erfreue mich über den roten Striemen, der auf seiner Haut zurückbleiben. Noch gibt er keinen einzigen Laut von sich, doch das wird sich bald ändern. Bald wird er schreien und mich anflehen aufzuhören. Ich will ihn flehen hören. Will ihn zum betteln bringen. Will die Seele schreien hören. Will, dass sie aus *seinem* Körper verschwindet! Ich schlage erneut zu. Einmal. Zweimal. Dreimal. Ich lasse das harte Leder der Peitsche immer und immer wieder über seine Haut schnalzen. Immer mehr rote Striemen zeichnen sich ab. Immer wieder zuckt sein Körper zusammen. Bäumt sich in die Ketten. Immer wieder zieht er scharf die Luft in seine Lungen, die er nicht benötigt. Doch er schreit noch immer nicht.

 

Angels P.O.V.

Wie Feuer brennt sich die Peitsche in meine Haut. Ich verdiene das. Wieder ein Schlag. Ich kann mein Blut schmecken. Ich verdiene das. Schier eine Ewigkeit schlägt er bereits auf mich ein. Schlag um Schlag. Ich verdiene das. Ich will, dass es aufhört, dass die Schmerzen ein Ende nehmen. Will ihn anflehen aufzuhören. Will ihn wenigstens um eine Pause bitten, doch ich tue es nicht, denn ich verdiene genau das. Er wird immer wütender. Ich weiß nicht weshalb. Blute ich ihm nicht gut genug? Tut es mir nicht weh genug für ihn? Vielleicht ist er wütend, weil ich nicht schreie. Ich kann nicht schreien. Meine Kehle ist wie zugeschnürt. Ich denke, wenn ich schreien würde, würde es leichter für mich sein. Doch ich verdiene nicht, dass es leichter für mich ist. Deshalb kann ich nicht schreien.

Doch ich kann nicht verhindern, dass mir heiße Tränen über die Wangen laufen. Ich weiß nicht weshalb ich zu weinen beginne. Wegen der Schmerzen, die er mir zufügt, oder wegen dem Schmerz, den ich in mir fühle, weil ich seinen Hass auf mir so sehr spüren kann. Ich verdiene diesen Hass, doch ich wünschte, er würde mich nicht so sehr schmerzen. Mehr noch als all diese Peitschenhiebe miteinander. Ich beginne schließlich jämmerlich zu schluchzen und zu weinen. Was muss ich nur für einen erbärmlichen Anblick abgeben. Ich kann verstehen, dass er mich hasst. Er muss mich hassen. Mehr noch als alles andere auf der Welt. Denn ich war einst sein Sire und bin jetzt ein jämmerliches Nichts.

 

Spikes P.O.V.

Als der Raum sich mit dem Geruch seines Blutes füllt, und er noch immer keinen einzigen Laut von sich gibt, verliere ich langsam die Geduld. Ich war noch nie sehr geduldig. Wie von Sinnen lasse ich die Peitsche auf seinen Rücken nieder. Immer und immer wieder. Sein Blut läuft bereits in Strömen seine Beine herab. Bis sich schließlich ein neuer Geruch zu mir drängt. Der Geruch von Tränen. Er weint. *Er* hat niemals geweint. Oder ist es die Seele, die weint? Ich höre auf zu schlagen und blicke ihn ungläubig an. Schluchzend und weinend hängt er schlapp in den Ketten. Kein Laut ging über seine Lippen. Er hat nicht ein Mal geschrieen. Nicht ein einziges Bitten um Gnade. Nichts. Und nun weint er. Ich bin verwirrt und weiß nicht, wie ich reagieren soll. Soll ich weitermachen? So lange, bis er endlich schreit? Doch ich fürchte er wird eher das Bewusstsein verlieren, ehe ich ihn soweit bringe. Obwohl dies keine große Rolle spielen würde, denn mein Sire hat mir sehr früh gelehrt wie ich meine Opfer bei Bewusstsein erhalte.

Aber gerade im Moment bin ich mir nicht sicher, ob ich das jetzt noch will. Die Peitsche schlaff in meiner Hand, gehe ich auf ihn zu. Ich stehe dicht vor seinem Rücken. Ich bräuchte nur die Hand zu heben, um ihn zu berühren. Es ist *sein* Blut, das mir nun fasst die Sinne raubt. Sireblut. Ich muss mich beherrschen es nicht aufzulecken. Es zieht mich magisch an. Doch ich will es nicht. Ich habe Angst die Seele darin zu schmecken. Vampire schmecken die Seelen in Menschen. Sie schmecken es, ob ein Mensch gut oder böse ist. Alles ist im Blut. Blut ist Leben. Der Mensch ist Blut. Und noch mehr ist es bei Vampiren. Im Blut eines Vampirs steckt seine ganze Existenz. In *seinem* steckt mein Blut mit drin, weil er mich erschaffen hat. In seinem Blut steckt unsere ganze Familie. Der ganzen Aurelius-Clan. Ich könnte jedes seiner gelebten Jahre darin schmecken. Seine Gefühle. Seine Liebe zu seinen Childern. Doch dieser Vampir vor mir empfindet keine Liebe zu seinen Childern. Keine Liebe zu mir. Das ist der Grund, warum ich nicht von seinem Blut kosten will. Weil ich weiß, dass in diesem Blut keine Liebe zu mir steckt.

Er weint noch immer und ich frage mich weshalb. Ich bin versucht ihn zu berühren. Ihm Trost zu spenden, aber das ist nicht der Grund, weshalb ich ihn mit hierher gebracht habe. Ich bin nicht hier um ihm Trost zu spenden. Er soll leiden für das, was er mir angetan hat. Dafür, dass er uns alle verlassen hat. Dass er mich und Dru ohne ein einziges Wort zurückgelassen hat. Ich weiß nicht mehr wie lange Dru geschrieen und getobt hat. Ich weiß nicht mehr wie lange es gedauert hat, bis sie endlich aufgehört hat zu weinen. Ich weiß nicht wie lange ich versucht habe sie zu beruhigen, bis ich schließlich die Geduld verloren habe und sie einfach allein gelassen habe. Und ich war damals wirklich sehr geduldig. Doch ich konnte es einfach nicht mehr länger ertragen. Ich versuchte sie zu trösten. Für sie da zu sein. Ihr über den Schmerz hinweg zu helfen, doch niemand half mir über meinen Schmerz hinweg. Niemand war für mich da gewesen. Niemand hat versucht mich zu trösten, denn ich vermisste ihn mehr als alles andere auf der Welt. Er war mein Leben. Mein Mentor. Mein Erschaffer. Mein Ein und Alles. Mein Sire.

Kurz bevor meine Hand seinen blutenden Rücken berühren kann, wird mir bewusst, was ich gerade im begriff war zu tun. Ich wollte ihm Trost spenden. Sofort lasse ich meine Hand sinken, werfe die Peitsche zu Boden und eile davon. Fort aus diesem Raum. Fort aus seiner Gegenwart. Ich lasse ihn dort blutend zurück. Überlasse ihn sich selbst. Soll er weinen. Es geht mich nichts an. Schließlich gibt es nichts, was mich mit ihm verbindet. Er ist nicht mehr mein Sire.

Oben in dem luxuriös eingerichteten Schlafzimmer, das ich jetzt mein Eigen nenne, lasse ich mich auf das Bett fallen und beginne die Wand über mir anzustarren. Ich verspüre diese innere Leere wieder, wie ich sie schon so lange spüre. Dieselbe Leere, die ich damals spürte, als er uns verlassen hat. Dieselbe Leere, die ich verspürte, als Dru von dem wütenden Mob vernichtet wurde. Dieselbe Leere verspüre ich jetzt tief in mir drin und ich hasse dieses Gefühl. Hasse diese unendliche Leere. Ich wünschte sie würde endlich aufhören. Wünschte, ich könnte mein Unleben endlich wieder richtig genießen.

Ich starre die Decke an und muss an *ihn* denken. Nicht an die jämmerliche Gestalt unten im Keller. Sondern an den stattlichen und unbesiegbaren Vampir, der er früher war. Jeder hatte Respekt vor ihm. Niemand hätte es auch in seiner Abwesenheit gewagt ein schlechtes Wort über ihn fallen zu lassen. Niemand hatte es gewagt mir und Dru auch nur ein Haar zu krümmen, denn jeder wusste, dass wir sein Eigentum waren. Wir waren seine Childer. Nicht einmal Darla wagte es Hand an mich zu legen, obwohl sie mich so sehr gehasst hatte. Obwohl sie sein Sire war und er eigentlich unter ihr stand, hatte er es geschafft über ihr zu stehen. Er war ihr weit überlegen in allem was er tat. Er hat gejagt und gefoltert mit einer Effizienz sondergleichen. Er war nicht umsonst die Geisel von Europa und ich war sein liebstes Childe.

Es war nicht immer angenehm in seiner Gegenwart. Er war streng und sehr hart zu mir. Zu mir viel strenger und härter als zu Dru, da sie so zart und zerbrechlich war. Er hat mich oftmals geschlagen, gequält und gefoltert. Sein Liebesspiel glich mehr einer Vergewaltigung. Doch er tat dies niemals um mich zu brechen. Niemals um mich richtig zu quälen. Niemals um mich wirklich zu verletzten. Dabei wäre es so leicht für ihn gewesen. Ich war ihm vollkommen ausgeliefert. Ich gab mich vollkommen in seine Hände. Ließ von ihm alles zu. Und es erfüllte mich mehr als alles andere. *Er* erfüllte mich mehr als alles andere. Seine Hände auf mir zu spüren. Seinen Griff an meinen Hüften zu spüren. Seinen Schaft tief in mir vergraben zu spüren. Sein unerbittliches in mich Hineinhämmern. Seine Art, wie er mich „Mein Eigentum" nannte. „Mein William", „Mein Childe", während er sich selbst tief in mir vergrub, dies erfüllte mich mehr als alles andere.

 

Angles P.O.V.

Für einen kurzen Augenblick dachte ich, er würde mich berühren. Gott, wie sehr ich es mir gewünscht hätte, dass er es getan hätte. Nur eine einfache kurze Berührung. Seine Hand auf mir zu spüren. Ich wünschte er hätte es getan. Ich wünschte ich hätte darum bitten können. Ich wünschte er würde mich nicht so sehr hassen. Doch ich habe nicht das Recht dies alles zu wünschen. Ich habe nicht das Recht etwas von ihm zu erwünschen. Ich habe genau das hier verdient. Und genau darum bin ich jetzt allein. Es schien beinahe, als hätte er die Flucht eingeschlagen, so schnell hat er den Raum verlassen. Ich vermute er konnte meine Gegenwart nicht mehr ertragen. Und ich kann es ihm nicht verübeln. Ich würde an seiner Stelle wohl genauso handeln, wenn ich nicht diese Seele in mir tragen würde.

Er war schon immer sehr gefühlsbetont. Schon immer hasste und liebte er mit einer Leidenschaft, zu der kein anderer Dämon fähig ist. Diese Leidenschaft macht ihn zu dem, was er ist. Sie treibt ihn an. Steuert sein Handeln. Macht ihn einzigartig auf dieser Welt. Ich wusste es vom ersten Moment an, als er erwacht war. Ich wusste genau, dass er etwas Besonderes ist. Wie sehr ich auch versucht hatte ihm all die menschlichen Gefühle auszutreiben. Wie sehr ich auch versucht habe ihn gefühllos zu machen. Ich schaffte es nicht. Und genau das war es, was ihn ausmachte. Genau das ist es, was ihn heute zu dem macht, was er jetzt ist. Getrieben von seinen Gefühlen. Verbittert durch den Hass, der ihn antreibt. Unterstützt von der Liebe, die er zu seiner Prinzessin empfindet und die er vor vielen Jahren einst für mich empfunden hatte. All das macht ihn zu dem was er heute ist. Ein Meistervampir, der keine Konkurrenz zu scheuen braucht. Darla hatte ihn und seine menschlichen Gefühle immer verachtet. Sie hat ihn gehasst, schon allein weil ich ihn so sehr geliebt habe. Sie hat nie daran geglaubt, dass er einst ein Meister werden würde. Doch ich wusste es immer. Von der ersten Sekunde an wusste ich, dass er etwas Besonderes ist. Mein William. Mein Childe.

 

Spikes P.O.V.

Seit nunmehr zwei Stunden liege ich hier auf dem Bett. Meine Gedanken hängen in den Erinnerungen meiner Vergangenheit. Ich denke an eine glückliche Zeit zurück, als ich noch ein junger Vampir war. Ein Zögling, der von seinem Sire beschützt und behütet wurde. Der von seinem Sire gelehrt wurde wie er zu jagen hat. Wie man Menschen am schnellsten oder auch am langsamsten tötet. Je nachdem wie viel Zeit zur Verfügung steht. Er lehrte mir alles, was ich heute weiß. Er lehrte mich worauf ich zu achten hätte und was wichtig für einen Vampir ist. Seine Lehrmethoden waren ungewöhnlich, aber effektiv. Er bestrafte und belohnte mich für meine Taten. Und ich strengte mich mit aller Kraft an ihm ein gutes Childe zu sein. Ich wollte ihn mit Stolz erfüllen. Von ihm belohnt werden. War es doch das schönste und wundervollste für mich, in seinen Armen schlafen zu dürfen. In seiner Umarmung mich geborgen zu fühlen. In seinem Schutz. Es gab nicht viele solcher Gelegenheiten, denn Darla war sein Sire und sie behauptete ihn allein für sich.

Die wenigen Gelegenheiten, wenn Darla nicht da war, verbrachte er jedoch mit mir oder mit Dru, meiner Prinzessin. Doch die schönsten Tage waren die, in denen beide unsere Frauen nicht da waren und nur wir beide, *er* und ich, allein zusammen waren. Dies waren die schönsten Tage meines Lebens. Und ich vermisse diese Tage. Ich vermisse *ihn*. Ich vermisse ihn so sehr, dass es schmerzt. Ich glaubte schon längst darüber hinweg zu sein, doch dieses Elend, das unten in meinem Keller hängt, erinnert mich wieder daran. Und ich hasse es daran erinnert zu werden. Ich hasse es, das diese Seele hier in meinem Haus ist. Ich hasse es, dass *er* nicht hier ist. Ich hasse es.

Einer meiner Lakaien klopft vorsichtig an meine Tür und ich erlaube ihm einzutreten. Er hat mir einen Menschen mitgebracht, doch ich verspüre keinen Hunger. Das junge Mädchen blickt mich mit furchtvollen Augen an, als Carlos sie in mein Zimmer schiebt. Sie ist gefesselt und geknebelt und sinkt vor meinem Bett auf die Knie. Ich werde mich später mit ihr beschäftigen. Gerade jetzt sind meine Gedanken mit etwas anderem beschäftigt. Ich erteile Carlos ein paar spezielle Anweisungen und hoffe für ihn, dass er sie richtig ausführen wird, sonst werde ich wirklich böse werden.

 

Angels P.O.V.

Die Tür zum Raum öffnet sich und ich blicke mich erschrocken um. Ich glaube ich war für einen kurzen Moment eingeschlafen. So fühlt es sich zumindest an, denn nun spüre ich meinen schmerzenden Rücken wieder. Es sind zwei seiner Leute, die den Raum betreten. Ich wünschte es wäre er. Es sind dieselben Beiden, die mich vorher auf so zärtliche Weise gewaschen haben und ich fürchte mich davor, was sie jetzt mit mir vorhaben werden. Ein kalter Schwall Wasser trifft auf meinen Rücken und wäscht das ganze Blut hinunter, was noch nicht eingetrocknet ist. Es ist nicht unangenehm, sondern kühlend und ich bin fast dankbar für diesen einen Eimer Wasser. Grobe Hände packen mich an Händen und Beinen. Sie lösen meine Glieder von dem X an der Wand, doch die Ledermanschetten bleiben an meinen Fesseln und Gelenken. Meine Hände werden auf meinem Rücken zusammengeführt und die Ledermanschetten an den Handgelenken werden miteinander befestigt. Ich spüre etwas an meinem Hals und realisiere nur schwach, dass es ein Halsband ist, an dem eine lange Leine befestigt ist. Ich bin zu schwach, dass ich mich wehren könnte und ich will es auch nicht.

Sie stellen mich auf die Beine und ziehen an der Leine an meinem Halsband. Ich versuche zu gehen, doch meine Beine sacken zusammen. Ich falle hart auf dem Boden, weil meine Hände auf dem Rücken gefesselt sind und ich mich nicht abstützen kann. Ich falle direkt mit dem Kinn auf dem harten Boden und spüre, wie meine Haut dort aufplatzt. Doch dies alles hier ist mir egal. Ich habe es verdient. Ich habe dies alles hier verdient, deshalb versuche ich mich hoch zurappeln und wieder auf meine Beine zu kommen, doch es gelingt mir nicht. Die beiden Vampire äußern ein verärgertes Fluchen und packen mich schließlich unter den Armen. Sie schleifen mich aus dem Raum, die Treppen ganz nach oben zu einem der oberen Räume. Ich versuche Schritt zu halten, denn das Schleifen auf dem Boden ist sehr schmerzhaft, doch meine Beine sind zu müde, als dass sie mit den Beiden Schritt halten könnten. Doch ich versuche es weiter. Ich strenge mich an. Schließlich verdiene ich dies hier alles. Ich muss mich mehr anstrengen.

Als sich die Türe zu dem Raum öffnet, und sie mich hineintragen, kann ich ihn sehen. Er liegt dort auf einem großen bequemen Bett und blickt auf, als ich herein getragen werde. Mein Blick fällt auf ein junges Mädchen, das in einer Ecke des Raumes kauert. Sie blickt mich mit furchtvollen Augen an. Sie fleht mich förmlich um Hilfe an. Kann sie nicht sehen, dass ich ihr keine Hilfe geben kann? Kann sie nicht sehen, dass ich selbst ein Monster bin? Ich wünschte ich könnte ihr helfen. Wünschte, ich könnte sie vor ihrem sicheren Tod bewahren, doch es liegt nicht in meiner Macht. Ich weiß, dass es für sie keine Hoffnung geben wird. Sie wird dieses Haus nie wieder lebend verlassen und meine Seele trauert um sie, doch ich kann ihr nicht helfen. Niemand kann ihr jetzt helfen. Mein Blick fällt auf ihn. Er wird ihr Mörder sein. Er wird ihr das Leben nehmen und ich kann ihm nicht böse sein. Ich kann verstehen, dass er es tut. Ich habe es ihm selbst gelehrt. Es ist der Grund seiner Existenz, so wie es einst der Grund meiner Existenz war. Er ist ein Vampir und er muss töten, um zu leben. Das ist das, was er ist und ich kann ihm nicht böse sein, denn ich habe ihn zu dem gemacht, was er ist. Ich habe ihn zum Vampir gemacht. Ich habe ihn zu Spike gemacht. Mein William. Mein Childe.

 

Spikes P.O.V.

Als meine Leute ihn hereinbringen fällt mein Blick sofort auf die Wunde in seinem Gesicht. Ich erhebe mich von dem Bett und sehe ihn mir genauer an. Vorher hatte er sie noch nicht, und ich habe sie ihm nicht gegeben. Sofort keimt Wut in mir auf. Ich bin sofort versucht meine beiden unnützen Untertanen zu töten, doch ich beherrsche mich. Ich hab nur noch vier und ich habe weder die Lust noch die Zeit dazu, mir neue Gefolgsleute zu erschaffen. Ich jage sie mit einem Grollen aus meinem Schlafzimmer und weise sie an mich nicht mehr zu stören. Ich will allein sein. Allein mit ihm. Mit *ihm*. Mit der Seele, die *seinen* Körper bewohnt. Sein Blick ist auf das Mädchen gerichtet, das in der Ecke kauert. Ich kann mir vorstellen, was ihn ihm vorgeht. Sicher will er sie retten. Ihr das Leben schenken. Ob ich ihm die Gelegenheit dazu geben sollte?

Unsinn. Ich bin nicht hier, weil ich ihm etwas geben will, sondern weil ich ihm etwas nehmen will. Ich will diese verfluchte Seele vertreiben. Ich will *ihn* zurückgewinnen.

Ich beobachte ihn eine Weile, wie er vor mir auf dem Boden kniet. Wenigstens hat Carlos alle meine Anweisungen befolgt. Seine Hände sind am Rücken gefesselt und er trägt das Halsband mit der Leine. Ich denke das wird mir gefallen. Ich denke ich werde es genau so lassen.

Ich gehe um ihn herum und betrachte mir seinen Rücken. Sein Blut ist größtenteils weggewaschen, doch die Wunden sind zum Teil noch offen. Etwas davon tropft auf den hellen Teppich und hinterlässt tiefrote Spuren, doch das ist es nicht, was mich beunruhigt. Die Wunden hätten sich längst schließen müssen. Längst hätte die erste Heilung einsetzen müssen. Doch sein Körper ist viel zu schwach dazu. Er ist so schwach, dass er sich nicht einmal auf den eigenen Beinen halten kann. Es hat keinen Sinn ihn so weiter zu foltern. Ich muss erst dafür sorgen, dass er etwas Blut zu sich nimmt. Doch seine verfluchte Seele wird es ihm nicht erlauben von dem Mädchen zu trinken, von dem ich überlege es ihm zu geben. Und je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr hasse ich diese Seele. Sie wärmt nicht seinen Körper. Schenkt ihm keinen Trost. Heilt nicht seine Wunden. Verhindert, dass er trinken kann. Sie vernichtet ihn Stück für Stück und ich hasse sie dafür.

Ich gehe in die Ecke, in dem das Mädchen kauert und deute ihr an still zu sein. Sie kann nicht schreien, weil sie einen Knebel im Mund hat. Sie fürchtet sich vor mir und das nicht unbegründet. Sie bedeutet mir nichts und sie wird heute meine Nahrung sein. Doch ich muss einen Weg finden etwas von ihrem Blut an ihn zu verfüttern. Ich muss ihn dazu bringen zu trinken. Ich will nicht, dass er so schwach ist. Ich will nicht, dass es so leicht wird.

Ich greife mir das Glas von dem Nachttisch und knie mich zu dem Mädchen hinunter. Ich greife eines ihrer gefesselten Handgelenke und hole mein Messer aus der Innentasche meines Mantels. Ich bin sicher ich finde einen Weg etwas von ihrem Blut in dieses Glas zu bekommen. Ich führe die rasiermesserscharfe Klinge über ihre Haut und verpasse ihr einen tiefen Schnitt. Das gute an so scharfen Klingen ist, dass die Wunde sehr stark blutet und das Mädchen dabei einen verhältnismäßig geringen Schmerz verspürt. Sie zappelt in meinem Griff und schreit in ihren Knebel, doch mehr aus Angst vor dem was ich tue, als vor Schmerzen. Ich habe nicht vor sie so schnell zu töten und weiß, dass das bisschen Blut, das ich ihr entnehme sie nicht umbringen wird. Ich lasse es in das Glas tropfen und drücke ihr Handgelenk etwas fester, damit es schneller fließt, doch es dauert mir trotzdem zu lange. Ich bin eben kein geduldiger Dämon, doch ich werde wohl warten müssen.

Ich spüre seinen Blick in meinem Rücken. Es ist seltsam, denn es fühlt sich an, als wäre *er* es, der mich beobachtet. *Er* wäre sicher stolz auf mich, aber ich weiß genau, dass das Elend, das hinter mir auf dem Boden kniet alles andere als stolz auf mich ist. Doch eigentlich kann es mir auch egal sein. Mich verbindet nichts mehr mit ihm, also ist es egal, was er von mir denkt. Mir ist egal, was er fühlt. Mir ist egal, was mit ihm passiert. Ich tue das alles hier nur, damit ich ihm später wieder neue Schmerzen zufügen kann. Das ist der einzige Grund, warum ich versuchen werde ihn zum Trinken zu überreden. Der einzige Grund. Denn welchen anderen Grund sollte ich sonst haben? Es gibt keinen anderen Grund.

Das Glas ist endlich voll und ich lasse ihr Handgelenk los. Damit sie mit ihrer Wunde nicht alles voll saut und das wertvolle Blut nicht vergeudet wird, binde ich ein Stofftaschentuch um ihr Handgelenk, dass sich in dem Nachtschrank neben dem Bett befand. Sie scheint verwundert über mein Handeln und ehrlich gesagt, ich selbst bin es auch. Ich entferne mich von ihr und gehe zurück zu ihm.

Nun bin ich mir sicher, dass er mich beobachtet hat, denn als ich mich zu ihm wende, sehe ich gerade noch, wie er seinen Blick von mir losreißt und nun vor sich auf den Boden starrt. Mit dem Glas in meiner linken Hand setzte ich mich direkt vor ihm auf den Rand des Bettes. Er sieht mich nicht an. Sein Blick fixiert einen festen Punkt auf dem Boden und ich frage mich, ob ich es schaffen werde ihn zum Trinken zu bewegen.

Ich beuge mich zu ihm vor, ergreife grob mit meiner rechten Hand sein Kinn und drehe seinen Kopf in die Ecke, in der das Mädchen sitzt, sodass er gezwungen ist sie anzuschauen. Er wehrt sich nicht dagegen. Er blickt sie an und ich kann sehen, wie sich Tränen in seinen Augen bilden.

„Es geht ihr gut. Sie ist nicht tot. Es hat sie nicht umgebracht. Sie hat einen kleinen Kratzer, aber das wird sie nicht umbringen. Du hast keinen Grund dich schuldig zu fühlen", sage ich zu ihm in einer freundlicheren Stimme, als ich es eigentlich möchte.

Seine Stirn runzelt sich und ich kann ihm förmlich ansehen, wie sehr er sich über meine Aussage wundert. Mich wundert es selbst, wie ich auf diese Idee komme, aber ich glaube er braucht genau dieses Sicherheit, dass er sich nicht schuldig fühlen muss, um das Blut anzunehmen, das ich jetzt versuchen werde ihm zu geben. Meinen Griff an seinem Kinn etwas lockernd halte ich ihm mit der anderen Hand das Glas vor den Mund. Sein Körper verrät seinen großen Blutdurst, denn als er das Blut so nah riechen kann verwandeln sich seine Gesichtszüge augenblicklich. Ich lege ihm das Glas an die Lippen und hebe es vorsichtig hoch. Bitte trink das verdammte Blut. Ich weiß, dass du es brauchst.

Er trinkt und ich spüre in mir eine Erleichterung, als ich beobachte, wie er gierig Schluck für Schluck in sich aufnimmt. Ich vermute, dass es eine sehr lange Zeit her ist, als er zuletzt so köstliches Blut getrunken hat und ich kann einen funken Enttäuschung in seinen Augen aufblitzen sehen, als das Glas schließlich leer ist. Saugend versucht er noch ein paar letzte Tropfen zu erhaschen, bis ich es ihm wieder von den Lippen nehme und er seinen Blick demütig senkt.

Kaum hörbar murmelt er: „Danke Wil…."

Er kann das Wort nicht zu Ende sprechen, denn als ich die die ersten Laute höre, von dem was er sagen wollte, von dem wie er mich nennen wollte, brennt bei mir eine Sicherung durch. Ehe mir selbst bewusst wird was ich tue, schlage ich ihm das Glas in meiner Hand mit voller Wucht ins Gesicht. Es zersplittert in tausend Teile und schneidet kleine Wunden in seine Wange und in meine Hand. Ich springe auf und schreie ihn an:

„Nenn mich nicht so! Du hast nicht das Recht mich so zu nennen! Niemand hat das! Hörst du? Niemand!"

Ich bin so wütend. Ich merke kaum, wie ich zwischen ihm und dem Mädchen hin und her laufe. Dieses einzige Wort macht mich so wütend, dass ich ihn am liebsten auf der Stelle vernichten würde. Er hat nicht das Recht mich so zu nennen. Niemand hat das Recht mich so zu nennen. *Er* war der Einzige, der mich so nennen durfte. Nur *er*! Doch dieses elende Etwas vor meinen Füßen hat nicht das Recht dazu. Niemals!

„Es tut mir Leid."

Es war nur ein schwaches Flüstern und ich bin sicher, außer mir hat es kein anderes Wesen auf der Welt gehört. Es tut ihm Leid. Was tut ihm Leid? Dass er uns verlassen hat? Dass er mich und Dru in Stich gelassen hat? Dass er die Unverfrorenheit besitzt mich mit diesem einen Namen anzusprechen? Dass er diese verfluchte Seele in sich hat? Was tut ihm verdammt noch mal Leid?

Doch noch mehr macht es mich wütend, dass er sich überhaupt entschuldigt. Dass er vor mir auf den Boden kniet und sich für überhaupt irgendetwas entschuldigt. *Er* hätte sich niemals für etwas entschuldigt. Niemals. Es macht mich wütend ihn so zu sehen. Es macht mich wütend, dass er sich nicht dagegen wehrt. Es macht mich wütend, dass er sich ohne Kampf in sein Schicksal begibt. So wütend, dass ich jetzt vor ihm stehe und auf ihn einschlage. Ich schlage ihm mit der Faust ins Gesicht und schreie ihn an. Ich lasse meine ganze Wut an ihm aus. Ich schreie ihm laut ins Gesicht, dass er nicht das Recht hat, mich so zu nennen. Dass er nicht mehr mein Sire ist. Dass er ein Nichts ist und er es nicht wert ist länger auf dieser Welt zu sein. Ich schlage solange auf ihn ein und schreie ihn solange an, bis er auf dem Boden zusammenbricht und sich nicht mehr hochrappeln kann.

Ich starre ihn an und sehe auf sein Gesicht, das von meinen Schlägen jetzt geschwollen und verletzt ist. Ich kann mich jetzt endlich wieder etwas beruhigen. Ich muss mich beruhigen. Ich muss mich beherrschen. Ich setzte mich zurück auf das Bett und blicke ihn an, wie er vor mir auf dem Boden liegt. Sein ausdrucksloser Blick führt ins Leere und Tränen fließen stumm aus seinen Augen. Warum lässt diese Seele zu, dass er so gequält wird? Warum beschützt sie ihn nicht? Warum kämpft er nicht dagegen an? Warum lässt er zu, dass es ihn so verletzt? Denn ich sehe es ihm jetzt deutlich an, wie sehr es in selbst verletzt. Wie sehr es ihm weh tut hier vor mir zu liegen. Nackt, gefesselt, verletzt und blutend. Wieso kämpft er nicht dagegen an?

Ich bemerke wie ich tief atme. Ich brauche die Luft zum Atmen nicht, doch das Rasseln durch meine toten Lungen wirkt etwas beruhigend auf mich. Ich stehe auf, greife mir die die Tagesdecke, die über dem Bett liegt und lege sie ihm über den Körper. Er reagiert nicht und sagt nichts. Ich bin sicher er wagt es nicht mehr etwas zu sagen und ich bin auch froh, dass er es nicht tut. Ich verlasse das Schlafzimmer. Ich lasse ihn einfach dort liegen. Ich brauche jetzt etwas Ablenkung, sonst werde ihn noch töten.

 

Angels P.O.V.

Es ist nicht die Tatsache, dass er mich anschreit, die mich schmerzt. Es ist nicht die Tatschache, dass er mich schlägt oder, dass er mich ein Nichts nennt. Auch nicht die Tatschache, dass er sagt, ich hätte nicht das Recht ihn William zu nennen. Die einzige Tatschache, die mich wirklich schmerzt ist die, als er sagt, dass ich nicht mehr sein Sire bin. Diese einzige Aussage trifft und schmerzt mich mehr wie jede Folter, die er an mir verüben könnte. Auch wenn ich diese Seele in mir trage, so fühle ich noch immer für ihn. Auch wenn ich ihn hassen oder verachten müsste, für das, was er unschuldigen Menschen antut, so liebe ich ihn noch immer. Ich liebe ihn noch immer wie früher, als er noch mein Childe war. Mein William.

Er schlägt voller Wut auf mich ein und es kümmert mich nicht. Es kümmert mich nicht, weil ich es verdiene, dass er es tut. Vielleicht fühlt er sich dann besser. Vielleicht kann ihm mein Schmerz helfen. Ich wünschte ich könnte ihm helfen. Denn er ist gerade so wütend, dass ich es fühlen kann. Ich breche auf dem Boden zusammen und hab weder die Kraft noch den Willen mich wieder hochzuarbeiten. Ich werde einfach hier liegen bleiben und warten was geschieht. Ich bin zu müde und zu schwach um etwas anderes zu tun. Ich werde einfach abwarten und tun was ich kann, damit er seine Wut an mir auslassen kann. Damit es ihm dann besser geht.

Ich bin etwas überrascht, als ich einen wärmenden Stoff auf meinem Körper spüren kann. Er deckt mich mit einer warmen Decke zu und geht. Er lässt mich einfach hier liegen und lässt mich allein. Ich wünschte er würde nicht gehen. Ich wünschte er wäre hier. Auch wenn er mich schlägt, das wäre mir egal, aber er wäre dann wenigsten bei mir, denn gerade jetzt möchte ich nicht ohne ihn sein. Gerade jetzt wünschte ich, er würde wieder kommen.

Ich bin so müde und mein ganzer Körper schmerzt, dass es sicher nicht mehr lange dauern wird, bis ich erschöpft einschlafen werde. Doch trotz der vielen Torturen, die ich ertragen musste, fühle ich wie sich mein Körper regeneriert. Das kostbare Blut, das er mir gegeben hat zeigt Wirkung und beginnt meinen Körper zu heilen. Es war nicht sehr viel, aber es wird mir helfen ein wenig zu Kräften zu kommen. Ich frage mich nur, warum er das für mich tut. Warum er versucht mich mit Blut zu füttern. Wenn er mich vernichten wollte, dann könnte er es doch auch so tun. Doch ich vermute, dass es ihm so zu leicht ist und er nicht will, dass es zu leicht wird. Es macht keinen Spaß, wenn es zu leicht ist. Ich weiß das, denn ich selbst hab ihm genau das schon mehr als ein Mal erklärt.

Teil 3

Spikes P.O.V.

Ich bin froh, dass die Sonne noch nicht aufgegangen ist, denn so hatte ich jetzt die Gelegenheit noch einen schnellen Imbiss zu nehmen, bevor ich den ganzen Tag über im Haus mit ihm gefangen bin. Ich brauchte jetzt unbedingt eine schnelle Jagd und ich hatte Glück. Es war nicht so ein junges zartes Ding, wie es noch immer in meinem Schlafzimmer sitzt, aber es war ausreichend, um mich abzureagieren. Ich brauchte einfach etwas Ablenkung von ihm.

Als ich jetzt wieder zurück in mein Zimmer komme schläft er bereits. Er liegt genau da, wo ich ihn verlassen habe. Die Decke über seinem Körper gelegt. Das geschundene Gesicht auf dem Boden liegend. Das junge Ding sitzt noch immer in der Ecke und hat sich ebenfalls kaum bewegt. Sie schläft nicht, sondern blickt mich mit denselben angsterfüllten Augen an wie vorher. Ich rate ihr leise zu sein, denn ich will nicht, dass sie ihn weckt.

Ich lege mich schließlich auf das Bett, sodass ich ihn ansehen kann, und sehe ihm eine Weile zu, wie er schläft. Sein Anblick ist Mitleid erregend und wenn ich so etwas wie Mitleid empfinden könnte, würde es mir sicher wehtun. Doch ich bin ein Vampir und ich kann Gefühle wie Mitleid nicht empfinden. Auch nicht für ihn. *Er* selbst hat es mir früher immer gepredigt. Hat mir immer gesagt, dass wir keine menschlichen Gefühle empfinden können. Nicht so, wie ich es immer getan habe, und es auch heute noch tue. Doch *er* selbst hat mir immer gepredigt, dass das unmöglich ist, also werde ich auch nichts für ihn empfinden.

Warum sollte ich das auch tun? Er ist nicht mehr mein Sire. Es verbindet mich nichts mit ihm, also warum sollte ich etwas für ihn empfinden? Es spielt keine Rolle. Es ist nicht wichtig, denn das Elend, das hier vor mir auf dem Boden liegt, hat längst aufgehört zu kämpfen. Er begibt sich wehrlos in sein Schicksal und das ist es, was mich so wütend macht. Nicht die Seele oder die Tatsache, dass er uns verlassen hat. Nein. Es ist hauptsächlich, weil er sich nicht dagegen wehrt, was hier mit ihm geschieht.

****

Ich muss eingenickt sein, denn als ich die Augen aufmache, ist bereits helllichter Tag. Ich erwache, durch ein paar ungewohnte Geräusche und im ersten Augenblick denke ich, dass Dru wieder fantasiert, oder weint. Ich brauche einen Moment, bis ich mich daran erinnere, dass Dru tot ist und dass die Geräusche, die ich wahrnehme, von ihm kommen. Er liegt noch immer vor meinem Bett auf dem Boden, doch er zittert und bebt am ganzen Körper. Ich wundere mich, was mit ihm los ist, bis ich bemerke, dass er noch immer schläft. Er hat einen Alptraum, der ihn sehr quält, denn er windet sich in seinen Fesseln und wimmert leise vor sich hin. Ich richte mich auf und blicke kurz prüfend zu dem Mädchen. Sie sitzt immer noch in der Ecke und beobachtet ihn. Einen kurzen Moment lang frage ich mich, warum sie nicht versucht ihm zu helfen, als ich mich erinnere, dass sie sicher sein Gesicht gesehen hat, als er ihr Blut getrunken hat. Sie weiß, dass er kein Mensch ist und deshalb würde sie ihm sicher nicht helfen. Ich frage mich, ob sie ihm helfen würde, wenn sie wüsste, dass er eine menschliche Seele in sich trägt.

Was nützt ihm diese Seele, wenn die Menschen ihn nicht als Freund erkennen? Was nützt ihm die Seele, wenn er von Alpträumen geplagt wird? Sie nützt ihm gar nichts. Sie wärmt ihn nicht. Spendet keinen Trost. Beschützt ihn nicht. Ernährt ihn nicht. Und immer mehr beginne ich diese Seele in ihm zu hassen. Immer mehr sehe ich, wie sie ihn Stück für Stück zerstört. Und langsam begreife ich, dass es genau das war, was die Zigeuner mit diesem Fluch erreichen wollten. So gesehen muss man es ihnen direkt lassen. Sie wussten wahrlich wie man Rache übt. Zu Schade, dass sie längst alle schon tot sind. Gerade jetzt würde ich es sehr genießen sie an seiner Stelle leiden zu lassen.

Ich stehe leise auf und knie mich direkt neben ihn auf den Boden. Er muss etwas Schreckliches träumen, denn ich sehe ihm im Gesicht an, wie sehr es ihn quält. Ich kann seine Angst direkt fühlen. Kann sehen, wie sein Körper zittert. Wie er versucht sich gegen etwas oder gegen jemanden zu wehren. Wenigsten versucht er sich in seinen Träumen zu wehren. Ich kann nicht anders, als meine Hand über seinen Kopf streichen zu lassen. Ich vergrabe meine Finger in seinem dichten Haar und beginne ganz leise zu schnurren und schon bei meiner ersten Berührung bemerke ich, wie er langsam ruhiger wird. Ich streiche einen Weile lang durch sein Haar, lasse meine Daumen sanft über seine Stirn gleiten und beobachte ihn im Schlaf. Solange, bis er vollkommen ruhig ist und weiter fest schläft. Sein Zustand ist besser geworden. Das Blut, das ich ihm gegeben habe zeigt bereits Wirkung. Die kleinen Schnittwunden in seinem Gesicht sind bereits verschwunden, doch mir fällt auf, dass auf dem ganzen Teppichboden die Glassplitter noch verteilt sind. Ich erhebe mich und greife mir ein kleines Kissen vom Bett. Ich hebe ihm vorsichtig den Kopf hoch und schiebe das Kissen darunter, damit er nicht direkt in den Scherben liegt.

Er hat es überhaupt nicht bemerkt, sondern schläft einfach fest weiter. Ich sehe ihm noch eine Weile lang zu und als ich sicher bin, dass er weiterhin ruhig bleibt, lege ich mich wieder zurück auf das Bett.

Warum habe ich das eben gerade getan? Warum habe ich versucht ihn zu beruhigen? Warum ist es mir wichtig, dass er mit dem Gesicht nicht in den Glassplittern liegt? Das alles sollte mir eigentlich egal sein. Ich bin zu müde um darüber nachzudenken. Ich bin zu müde, um mir weiter den Kopf über ihn zu zerbrechen. Alles was ich will, ist jetzt einfach ein wenig zu schlafen und an nichts zu denken.

 

Angels P.O.V.

Als ich wieder wach werde, habe ich zum ersten Mal seit sehr langer Zeit das Gefühl mich wirklich erholt zu haben. Es ist lächerlich, denn noch nie war ich in einer so elendigen Situation wie jetzt, aber trotzdem fühle ich mich besser als sonst. Ich vermute es liegt an dem menschlichen Blut, dass er mir gegeben hat. Ich fühle mich viel kräftiger als sonst. Mein Rücken schmerzt kaum noch und auch meine sonstigen Wunden scheinen jetzt rasch zu heilen. Außerdem habe ich das Gefühl gerade richtig gut geschlafen zu haben, was gewiss schon seit Jahrzehnten nicht mehr der Fall war. Vielleicht war mein Körper einfach zu erschöpft für weitere Alpträume. Erst jetzt fällt mir auf, dass mein Kopf auf einem kleinen Kissen ruht, dass heute Morgen, bevor ich einschlief, noch nicht da war. Er muss es mir während ich schlief unter den Kopf geschoben haben. Aber warum?

Als ich mich etwas mühevoll aufrichte und mich umblicke, erkenne ich, dass er nicht weit von mir entfernt auf dem Bett liegt und schläft. Ich blicke herum und sehe das Mädchen, dass noch immer in der Ecke kauert. Sie hat sich zu einem kleinen Knäuel zusammen gezogen und schläft dort auf dem Boden. Ich blicke zurück zu ihm und beobachte ihn, während er schläft. Früher habe ich das immer sehr oft und sehr gerne gemacht. Ich erwachte meistens vor unserer Familie und schlich mich oft in sein Zimmer um ihn zu beobachten bis er erwacht. Oder wenn er die seltenen Male neben mir schlief und langsam in meinen Armen erwachte. Ich werde niemals vergessen, wie er mich jedes Mal mit diesen strahlend blauen Augen angesehen hat, wenn ich das erste war, was er erblickte.

Ich erstarre innerlich, denn genau jetzt öffnet er seine Augen und sieht mich direkt an. Für einen kurzen Augenblick glaube ich dieses Strahlen in seinen blauen Augen aufblitzen zu sehen, doch ich vermute, dass ich es mir nur eingebildet habe, denn wenn ich jetzt genauer hinsehe, sehe ich nichts anderes, als den Hass, den er für mich verspürt. Nichts anderes als Hass und Verachtung und ich ertrage diesen Blick nicht, also senke ich meinen Kopf und blicke zu Boden.

Er steht auf und geht um mich herum. Er zieht mir die Decke, die noch auf meinen Schultern ruht, herunter, um sich meinen Rücken anzusehen. Ich hallte meinen Blick starr auf dem Boden und versuche nicht zu ihm aufzusehen. Auch wenn es mir schwer fällt, aber ich habe nicht das Recht ihn anzusehen. Ich verdiene es nicht anders. Ich verdiene genau das hier alles. Weil ich ihn so sehr verletzt habe und weil ich so viele Menschen auf meinem Gewissen habe. Doch vor allem, verdiene ich es gerade von ihm so behandelt zu werden. Ich verdiene es.

Er verlässt den Raum und wieder wünschte ich mir, er würde da bleiben. Einfach nur hier in meiner Nähe. Einfach nur da. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ob ich es wagen kann aufzustehen, oder mich wieder hinzulegen. Ich weiß nicht einmal, was ich tun will. Und ich denke ich werde einfach gar nichts tun. Ich werde einfach hier sitzen bleiben und abwarten was geschieht. Es liegt nicht in meiner Macht was passiert und es kümmert mich auch nicht. Ich werde es einfach geschehen lassen. In gewisser Weise ist es ein erleichterndes Gefühl. Ich muss mir keine Gedanken darüber machen was geschieht, denn ich werde nichts daran ändern können. Ich lasse es einfach zu.

Bevor ich mir weiter darüber Gedanken machen kann, was ich alles nicht tun werde, kommt er zurück. Er hat ein neues Glas dabei und ich kann nicht anders, als eine gewisse Vorfreude zu verspüren. Ich weiß, dass es Unrecht ist. Ich weiß, dass ich es nicht begehren darf, aber der Gedanke daran noch einmal so köstliches Blut schmecken zu dürfen ist zu verführerisch und zu verlockend. Ich merke wie mir förmlich das Wasser im Munde zusammenläuft und ich hoffe darauf, ja ich flehe innerlich danach, dass ich noch einmal ihr Blut schmecken darf. Noch einmal die Macht und die Kraft in mir verspüren kann, die es in mir auslöst. Noch einmal die Energie durch meinen Körper fließen spüren kann.

Er kniet sich zu dem Mädchen hinunter und greift erneut ihren Arm. Sie wacht dadurch auf und will ihren Arm erschrocken zurückziehen, doch er ist viel stärker als sie. Sie hat keine Chance gegen ihn. Ich fühle Mitleid mit ihr. Mir tut Leid, dass er sie meinetwegen bluten lässt. Mir tut Leid, dass sie soviel Angst erleiden muss. Doch es liegt nicht in meiner Macht es zu verhindern. Ich kann nichts für sie tun. Ich kann ihr nicht helfen. Er schneidet ihr ein weiteres Mal in ihren Arm und lässt das Blut wieder in das Glas fließen. Ich kann es bereits jetzt deutlich in der Luft schmecken und mein Blutdurst wird noch stärker. Ich kann nicht anders, als auf die dunkelroten Tropfen zu starren, die das Glas immer mehr füllen.

Als das Glas endlich voll ist, lässt er ihren Arm wieder los. Ich kann es kaum erwarten, bis er es mir endlich gibt. Mein ganzer Körper schreit und sehnt sich nach dem Blut. So sehr, dass ich ein leichtes Zittern verspüren kann. Kein Tierblut lässt sich mit dem eines Menschen vergleichen. Nirgends steckt soviel Lebenskraft und Energie drin. Nichts hat diesen unglaublichen Geschmack, der für uns Vampire so anziehend ist. Es liegt daran, dass wir einst selbst Menschen waren. In ihrem Blut können wir unsere eigene Menschlichkeit schmecken. Wir schmecken ihre Gefühle und das Leben. Ihr Blut ist unser Leben.

Nachdem er ihren Arm wieder verbunden hat, steht er endlich auf und kommt näher zu mir. Diesmal blicke ich nicht weg. Mein Blick bleibt starr auf das Glas gerichtet. Ich kann nicht anders. Ich will es trinken. Ich will es schmecken. Will die Kraft in mir spüren. Er erkennt mein deutliches Verlangen und ein wissendes Lächeln spiegelt sich auf seinen Lippen. Eigentlich sollte es mich stören, wenn er mich so eindeutig durchschauen kann, doch es ist mir vollkommen egal. Alles ist mir egal. Das einzige, was im Augenblick eine Rolle spielt, ist dieses gefüllte Glas in seiner Hand.

Er scheint darüber nachzudenken, ob er es mir wirklich geben soll und blickt mich abschätzend an. Ich bin kurz davor zu betteln. Ich will es so sehr. Ich brauche es. Mein Körper braucht es mehr als alles andere. Der köstliche Duft des Blutes vernebelt mir den Verstand. Ich kann deutlich wahrnehmen, dass es noch warm ist. Und ich kann an nichts anderes denken, als an dieses Blut. Ich will es haben. Bitte, ich will es unbedingt.

„Bitte."

Es war nur ein Murmeln, aber ich bin sicher er hat es gehört. Ich kann es ihm deutlich ansehen. Ich sehe ihn flehend an. Was muss ich nur für einen kümmerlichen Anblick abgeben, doch das ist mir egal. Ich brauche es und ich will es haben. Bitte gib es mir. Bitte, mein geliebter William. Mein geliebtes Childe. Er lächelt auf mich herab. Es erfreut ihn mich so leiden und betteln zu sehen. Und wenn es ihn erfreut, will ich noch mehr für ihn betteln. Ich will ihn erfreuen. Will, dass er es mir gibt.

„Bitte, ich will es. Bitte."

Er setzt sich vor mir auf das Bett und schaut mich mit nachdenklichem Gesicht an. Ich frage mich was in ihm vorgeht. Ich hoffe er erhört mein Flehen. Ich weiß, dass er mein Verlangen deutlich spüren kann. Ich weiß es genau.

„Du willst das Blut?" fragt er mich und meine Antwort kommt sofort: „Ja! Bitte!"

Er ergreift die Lederleine, die von dem Halsband herabhängt, das ich noch immer trage und zieht mich damit ein wenig näher zu sich. Unsere Gesichter sind nur noch wenige Zentimeter von einander entfernt und ich frage mich, was er von mir will. Ich werde alles tun, was er will. Mir ist egal, was er will. Ich werde alles für ihn tun.

„Du wirst ab sofort alles tun, was ich sage. Du wirst von nun an mein Diener sein. Mein Lakai. Du wirst allein mir gehorchen. Ist das klar?"

„Ja Sp.."

Ich zögere, als ich seinen Namen sage. Ich zögere, weil ich Angst habe, dass er nicht möchte, dass ich ihn so nenne. Er wollte es auch nicht, dass ich in William nenne. Ich weiß nicht wie ich ihn nennen kann, ohne ihn zu verärgern. Er will mich als seinen Diener und als gehorsamer Diener verbessere ich meinen angefangenen Satz und füge ein leises: „Master", hinzu.

Er scheint zufrieden mit mir, denn er lässt die Leine etwas lockerer und legt mir das Glas an die Lippen. Gierig beginne ich zu trinken. Ich wünschte ich könnte meine Hände frei bewegen, dann würde mir das Trinken leichter fallen, doch es geht auch so. Das kostbare Lebenselixier trifft auf meine Sinne und berauscht mich. Ich bemerke nicht einmal, dass sich meine Gesichtzüge schon wieder von selbst verwandelt haben und nun deutlich die Gesichtszüge meines Dämons tragen. Schon nach den ersten Schlücken spüre ich diese Macht und die Kraft in mir. Ich spüre wie mein ganzer Körper auf das Blut reagiert. Ich spüre die neue Lebensenergie, die durch jede einzelne Faser dringt und mir neue Kraft spendet. Es ist ein fantastisches Gefühl.

Viel zu schnell ist das Glas leer und erneut verspüre ich diese Enttäuschung in mir. Doch ich muss dankbar sein, für das was ich bekommen habe. Muss dankbar sein und darf nicht mehr erwarten. Ich habe nicht mehr verdient. Ich versuche noch ein paar letzte Tropfen aus dem Glas zu erhaschen, bis er es mir von den Lippen nimmt. Ich bin ein artiger Diener und bedanke mich für die Gabe, die mein Herr mir gegeben hat.

„Danke Master."

Diesmal schlägt er mir das Glas nicht ins Gesicht und ich verspüre eine gewisse Freude, ihn nicht wieder verärgert zu haben. Ich bin beinahe glücklich, dass er mir die Chance gibt alles wieder gutzumachen. Ich werde diese Chance annehmen und ihm ein guter Diener sein. Werde alles tun, was er verlangt. Ich habe nichts anderes verdient.

 

Spikes P.O.V.

Ich glaube beinahe mich verhört zu haben, als er mich „Master" nennt. Es erfüllt mich mit einem gewissen Machtgefühl, dass er sich mir so unterwirft. Doch gleichzeitig macht es mich auch wieder wütend. Wieso lässt es die Seele zu, dass er sich so hingibt? Raubt sie ihm sogar seinen letzten Stolz? Ich verstehe es nicht. Doch es spielt auch keine Rolle. Es sollte mich nicht wütend, sondern fröhlich machen. Dort vor mir sitzt mein ehemaliger Sire, der sich mir demütig unterwirft. Ich sollte stolz auf mich sein. Sollte dieses Gefühl genießen. Welch einen größeren Triumph kann es geben als diesen hier?

Doch es macht mich nicht fröhlich. Ich spüre seine Unsicherheit und sein irrationales Bedürfnis mich zufrieden zustellen. Es sollte mir Spaß machen ihn so zu sehen, doch ich bin zu verwirrt dazu. Ich stelle das Glas zur Seite und trete hinter ihn zu seinem Rücken. Ich löse die beiden Ledermanschetten voneinander, sodass er seine beiden Arme wieder frei bewegen kann. Ich glaube nicht, dass ich von ihm eine Gegenwehr zu befürchten habe, also spielt es keine Rolle, ob er gefesselt ist, oder nicht. Er ist etwas über mein Handeln überrascht und blickt mich unsicher an. Ich schenke ihm unbewusster Weise einen Warmen blick und merke es dadurch, dass er mich mit einer gewissen Erleichterung anschaut, seine Hände an seinen Körper zieht und seinen Blick wieder zu Boden senkt.

Sein Anblick sollte mich erfreuen. Jeder Meistervampir wäre erfreut über einen so artigen Diener. Meistens hat man nur Ärger mit seinen Lakaien. Nicht selten ist man gezwungen immer wieder die Machtverhältnisse klarzustellen, doch er hier gibt sich vollkommen wehrlos und unterwürfig hin. Es sollte mich erfreuen, doch irgendwie bin ich nicht in der Stimmung mich darüber zu freuen. Sein nackter Anblick bereitet mir Unbehagen und ich beschließe etwas dagegen zu tun.

Ich trete vor den reich gefüllten Kleiderschrank, in dem sich zahlreiche Sachen der ehemaligen Bewohner dieses Hauses befinden. Ich muss gestehen, dass sie einen guten Geschmack hatten, was ihre Klamottenwahl betrifft. Es sind zahlreiche Kleidungsstücke aus schwarzem Leder und ich nehme mir vor später noch mal einen genaueren Blick hier hinein zu werfen. Doch zunächst bin ich auf der Suche nach etwas Speziellem und werde auch schnell fündig. Der ehemalige Herr dieses Hauses hatte in etwa dieselben Maße wie mein neuer Diener und ich bin sicher, dass diese feine Lederhose ihm gut stehen wird. Ich werfe sie ihm vor die Nase und sage: „Probier das an."

Er steht sofort auf, greift sich die Hose und schlüpft hinein. Irritierender Weise bin ich jetzt allerdings enttäuscht, keinen Blick mehr auf den wundervollen Körper meines Sires blicken zu können. Ganz speziell seinen knackigen Hintern und seinen prachtvollen Schwanz, den er nun direkt ohne Unterwäsche hinter dem Reisverschluss verschließt. Als Childe fühlte ich mich stets magisch angezogen von seiner Männlichkeit. Es ist etwas, was jedem Vampir mit in die Wiege gelegt wird und bei Childern nur natürlich ist. Jedes Childe fühlt sich sexuell angezogen von seinem Sire. Es dient dem Sire um seine Childer besser unter Kontrolle halten zu können. Es ist wichtig, um die Ordnung und die Sicherheit innerhalb einer Vampirfamilie aufrechterhalten zu können. Also ist es nur natürlich, dass ich mich zu ihm hingezogen fühle. Und es ist gerade jetzt gut, dass er nicht mehr nackt vor mir steht, denn mein eigener Schwanz drückt sich gerade schmerzend gegen meine eigene Hose. Allein der Gedanke an den Körper meines Sires weckt bereits ein Verlangen in mir, und das ist nicht gut, denn dies hier ist längst nicht mehr mein Sire. Er ist von nun an mein Diener. Mein folgsamer Sklave und ich darf mich nicht so sehr zu ihm hingezogen fühlen.

Wie ich erwartet habe, passt ihm die Hose sehr gut. Ich muss ehrlich sagen, dass die wenigen Lederteile, die er zusammen mit der Hose am Hals und an den Gelenken trägt sehr reizvoll auf mich wirken. Die Leine hängt lose herab und wartet geradezu darauf, dass ich sie mir greife und ihn herumführe. Und er selbst scheint genau auf dasselbe zu warten.

Die Sonne ist bereits untergegangen und ich verspüre meinen Blutdurst. So recht habe ich aber keine Lust zu jagen und ich denke ich werde meine anderen vier Lakaien um etwas Frischfleisch schicken. Bis dahin könnte ich ja mal von der süßen Kleinen hier kosten. Ihm hat das Blut ja recht gut gemundet und bin sicher, dass es köstlich ist. Also gehe ich um ihn herum zu dem Mädchen, das mich mit großen Augen beobachtet, und zerre sie auf ihre Beine. Ich lächle sie beruhigend an und stelle vergnügt fest, wie sie sich tatsächlich beruhigt. Ich scheine eine Vertrauen erweckende Wirkung auf so junge Dinger zu haben, denn es gelingt mir jedes Mal sie mit einem warmen Lächeln ruhig zu stellen. Ich streiche ihr langes Haar zurück und lege ihren Hals frei, als ich ihn plötzlich hinter mir hören kann.

„Bitte töte sie nicht… Master."

Ich schaue mich zu ihm um und stelle mit Erstaunen fest, dass er zu mir gerichtet auf dem Boden kniet und um ihr Leben bittet. Ich wünschte er hätte für sich selbst soviel Mut und Kampfgeist, wie für dieses Mädchen. Und wieder macht es mich ein wenig wütend, dass er nicht für sich selbst, sondern für sie bittet. Doch ich bin auch froh, dass es überhaupt etwas gibt, wofür er es wagt ein zustehen. Auch wenn es für die Kleine ist. Wenigstens erweckt es in mir das Gefühl, dass er sich selbst noch nicht ganz aufgegeben hat und noch ein Funke Lebensgeist in ihm steckt. Mir kommt der Gedanke, dass es vielleicht gar nicht so schlecht ist, die Kleine noch am Leben zu lassen. Ich habe ihn dazu gebracht zweimal von ihr zu trinken und ich denke ich könnte es auch ein weiteres Mal schaffen. Wenn ich sie dafür am Leben lasse, wird er es auch ein nächstes Mal tun. Ja, ich denke ich werde noch warten, bis ich sie töte. Schließlich besteht kein Grund zur Eile.

„Ich lasse sie leben, solange du bereitwillig von ihrem Blut trinkst, wenn ich dir etwas davon anbiete. Und du wirst dafür sorgen, dass sie keine Dummheiten macht. Hast du das verstanden?"

„Ja Master. Ich habe verstanden."

Seine Antwort kommt schnell und bereitwillig. Es sollte mich zufrieden stellen, doch ich wünschte er würde sich mehr gegen mich weheren und sich nicht so unterwürfig hingeben. Wenigstens habe ich in der Kleinen ein Druckmittel, das ich gegen ihn verwenden kann, obwohl ich nicht einmal glaube, dass ich es brauchen werde. Ich gehe erneut an ihm vorbei, um das Schlafzimmer zu verlassen. Er bleibt regungslos am Boden verharren. Ich öffne die Türe und überlege, ob ich ihn mitnehmen soll. Ich drehe mich zu ihm um und sage ihm, dass er mir folgen soll.

Er steht sofort auf, doch bevor er mir folgt, greift er sich rasch die Tagesdecke und das Kissen, welche ich ihm für diesen Tag zum Schlafen überlassen hatte und gibt sie dem Mädchen. Es kümmert mich nicht, denn es ist seine Sache, was er damit tut. Er wird den nächsten Tag dann ohne Decke und Kissen verbringen müssen. Er tritt schließlich hinter mich und ich bin versucht mir die Leine von seinem Halsband zu greifen, doch ich tue es nicht. Er wird mir auch so folgen. Ich sehe ihm deutlich an, dass ihm etwas auf der Zunge brennt. Ich frage mich, was es ist? Ich schaue ihn erwartungsvoll an und warte darauf, dass er mit der Sprache herausrückt.

„Master?"

Wieder dieses Wort und wieder verwirrt es mich. Es ist gewöhnungsbedürftig von ihm so genannt zu werden. Doch lieber so, als das er mich William oder Childe nennt. Ich frage mich nur, was er will und innerlich hoffe ich irgendwie, dass er etwas für sich erbittet und nicht wieder für das Mädchen. Doch glauben tu ich nicht daran.

„Was willst du?" frage ich ihn schließlich schroff und ich sehe, wie er dabei zusammenzuckt. Was hat er erwartet? Dass ich ihm gegenüber lieb und nett wie ein braves Childe bin? Diese Zeiten sind längst vorbei.

Er senkt seinen Kopf und murmelt kaum verständlich seine Bitte: „Kann ich ihr etwas zu Essen und zu Trinken geben?"

Obwohl ich es hätte wissen müssen, dass er irgendetwas für die Kleine will, bin ich enttäuscht und es macht mich wieder wütend. Wie kommt es, dass er sich über dieses Mädchen so viele Gedanken macht? Als er uns damals verlassen hat, hat es ihn auch nicht gekümmert, was aus uns wird. Dieses Ding, von dem er nicht einmal ihren Namen kennt bedeutet ihm also mehr als seine Childer. Mehr als ich.

Doch was kümmert es mich überhaupt? Es sollte mir vollkommen egal sein. Wenn er meint, er müsse sich um die Kleine sorgen, dann soll er es tun. Mir ist es egal.

„Meinetwegen. Tu, was du nicht lassen kannst. Du kannst in der Küche nachsehen, ob du was für sie findest. Ich geb’ dir fünf Minuten, danach will ich dich unten bei mir haben."

„Danke… Master."

Ich seh’ ihm deutlich an, wie schwer es ihm fällt mich so zu nennen. Warum wehrt er sich nicht dagegen? Er steht vor mir und obwohl er körperlich größer ist als ich wirkt er klein und eingeschüchtert. Sein Kopf ist gesenkt. Er wagt es nicht mich anzusehen. Ich frage mich nur, was in ihm vorgeht. Ich frage mich nur wo sein Kampfgeist steckt. Ich frage mich wo sein Dämon steckt. Wie schafft diese Seele es, aus ihm so ein elendes und Mitleid erregendes Geschöpf zu machen?

Bevor mich erneut die Wut über diese verfluchte Seele packen kann, wende ich mich von ihm ab. Ich habe Hunger und will meine Leute dazu antreiben für mich jagen zu gehen. Außerdem brauche ich Ablenkung. Ich muss endlich ein paar klare Gedanken finden, bevor noch etwas tue, was ich später bereue.

Teil 4

Angels P.O.V.

Er geht ohne ein weiteres Wort nach unten und ich folge ihm. Ich brauche nicht lange um die Küche zu finden, denn ich brauche nur meinem Geruchssinn folgen. Es ist ein großartiges Gefühl zu spüren, dass meine vampirischen Sinne wieder einsatzfähig sind. Das liegt an dem menschlichen Blut, das ich zu mir genommen habe. Es heilt meine Wunden und gibt mir meine alten Fähigkeiten wieder. Ein tolles Gefühl.

Ich gehe in die Küche und suche rasch etwas Nahrung für das Mädchen zusammen. Ich will ihn nicht verärgern. Will nicht, dass er wieder böse auf mich ist. Er hat mich vorhin so angesehen, als ob er gleich wieder böse werden würde. Ich hab es nicht direkt gesehen, aber ich habe es gefühlt. Ich fühlte seinen Hass und seine Verachtung. Gefühle, die ich mehr als verdient habe. Auch wenn ich mir wünschte es wäre nicht so. Ich habe nicht das Recht dazu. Habe genau das hier alles verdient. Doch ich will ihn nicht verärgern. Muss mich beeilen.

Aus dem Kühlschrank nehme ich etwas Saft und Käse heraus. Ich weiß nicht wie lange diese Dinge hier schon liegen, daher lasse ich die Wurst lieber liegen. Das Brot im Brotkasten ist schon etwas trocken, aber ich denke es ist noch essbar. Schließlich finde ich noch etwas Schokolade und denke mir, dass sie die bestimmt gerne essen mag. Ich krame alles zusammen und trage es rasch nach oben.

Als ich die Nahrungsmittel vor ihr auf den Boden stelle, schaut sie mich mit großen Augen an. Ich löse ihr den Knebel vom Mund und trete einen Schritt zurück. Sofort fällt sie über die Sachen her. Wie ich vermutet habe ist sie bereits sehr hungrig. Ich sehe ihr eine kurze Weile zu, wie sie trotz der gefesselten Hände ohne große Mühe alles in sich hineinstopft und beschließe wieder zu gehen. Er wartet sicher schon auf mich und ich will ihn nicht warten lassen. Doch als ich das Schlafzimmer wieder verlassen will, höre ich ihre leise Stimme: „Kann ich bitte auf Toilette gehen?"

Ich drehe mich zu ihr um und sehe, wie sie mich mit flehendem Blick anschaut. Ich habe gar nicht daran gedacht, dass sie auch menschliche Bedürfnisse haben muss. Ich bin kurz hin und her gerissen zwischen ihr sofort helfen und ihn vorher fragen, ob ich es auch tun kann. Die besagten fünf Minuten sind bald vorbei und ich muss mich schnell entscheiden. Also gehe ich rasch auf sie zu, ziehe sie an ihren Handfesseln hoch und schiebe sie in das gleich ans Schlafzimmer angrenzende Badezimmer.

„Geht es so?" frage ich sie und deute dabei auf ihre Fesseln.

Sie errötet ein wenig und antwortet schüchtern: „Ja."

Sie hat wohl Angst, dass ich sonst beim Ausziehen behilflich sein wollte. Ich nicke ihr zu und lasse sie allein. Verschließe die Badezimmertüre und warte ungeduldig, bis sie fertig ist. Nervös gehe ich an der Türe hin und her. Ich hoffe sie wird bald fertig. Ich will nicht, dass er böse auf mich wird, weil ich zu lange brauche. Ich will ihn nicht verärgern. Ich ziehe nervös an dem Halsband, das ich noch immer trage. Es ist unbequem, doch ich werde es nicht abnehmen. Ich könnte es, aber ich werde es nicht tun. Genauso wenig wie ich die Leine abnehmen werde. Sie ist beschämend, doch das ist egal. Ich habe es verdient sie zu tragen. Wenn er es möchte, werde ich sie tragen.

Die Kleine ist noch immer nicht fertig. Wie lange braucht sie noch? Frauen brauchen gewöhnlich sehr lange im Badezimmer. Meine beiden Mädchen brauchten früher auch lange, aber nicht für menschliche Dinge, sondern für die Pflege ihres Äußeren. Darla achtete immer sehr auf ihr Äußeres. Sie glänzte stets vor Schönheit und Eleganz. Und auch meine Dru war eine wahre Augenweide. Meine Dru.

Plötzlich wird mir bewusst, dass sie gar nicht bei ihm ist. Er und Drusilla waren stets unzertrennlich. Bis jetzt ist es mir gar nicht aufgefallen. Bisher habe ich kaum seine Gegenwart gespürt, geschweige denn die der anderen Vampire im Haus. Daher dachte ich, sie wäre vielleicht gerade nicht anwesend, oder in einem der anderen Räume, doch meine Sinne sind jetzt wieder schärfer und ich spüre ihre Anwesenheit trotzdem nicht. Ich bin mir sogar sicher, dass sie noch nie hier im Haus war. Wäre sie es gewesen, würde ich ihren Duft wahrnehmen können. Aber wenn sie nicht hier ist, wo ist sie dann? Haben er und sie sich getrennt? Ist ihr etwas geschehen? Wäre ihr etwas zugestoßen, hätte ich es fühlen müssen. Oder vielleicht auch nicht. Schließlich konnte ich nicht mal ihn richtig wahrnehmen, obwohl er direkt vor mir stand.

Ich versuche mich auf meine Dru zu konzentrieren. Versuche zu erfühlen, ob sie noch lebt und ob es ihr gut geht. Als ihr Sire müsste ich das können. Früher konnte ich immer fühlen wie es meinen Childern geht. Selbst über Kontinente hinweg konnte ich zumindest fühlen, ob sie am Leben sind, oder nicht. Doch gerade im Moment fühle ich gar nichts. Meine Sinne sind noch zu schwach dazu. Das hoffe ich zumindest, denn wenn es das nicht ist, bedeutet es, dass sie nicht mehr am Leben ist. Das würde bedeuten, dass sie vernichtet wurde und ich es nicht einmal bemerkt hätte. Ich beginne mir langsam richtig Sorgen zu machen, als ich hinter mir spüre wie die Badezimmertüre aufgeht.

Das junge Mädchen schaut mich mit großen Augen an, bis ich realisiere, dass ich im Weg stehe. Ich trete zur Seite, damit sie aus dem Bad gehen kann, und begleite sie wieder zurück ins Schlafzimmer. Nachdem ich die Türe wieder verschlossen habe, eile ich rasch nach unten zu ihm. Ich hoffe er ist nicht verärgert, weil ich so lange gebraucht habe.

Als ich unten im Wohnzimmer ankomme, kommen mir gerade seine vier Gefolgsleute entgegen. Sie blicken mir abfällig entgegen und ich muss nicht alle meine Vampirsinne bei vollen Kräften haben, um zu bemerken wie wenig sie von mir halten. Doch ehrlich gesagt kümmert mich das kaum. Ich weiß nicht ob sie von meiner Seele wissen, doch ich bin sicher sie spüren, dass ich kein gewöhnlicher Vampir bin. Alle Dämonen können das spüren und dementsprechend werde ich auch von allen auf die gleiche Weise behandelt. Herablassend und als Aussätziger. Als missgebildeten Vampir. Als eine Laune der Natur. Ein Vampir, der mit einer menschlichen Seele verflucht wurde. Wenn ich es oft genug wiederhole, gewöhne ich mich vielleicht selbst irgendwann daran.

Er sitzt im Wohnzimmer in einen gemütlichen Sessel und schaltet am Fernseher durchs Abendprogramm. Ich stehe etwas unbeholfen im Raum und weiß nicht so recht was ich tun soll. Ich warte auf eine Anweisung von ihm, doch es kommt nichts. Also bleibe ich einfach dort stehen wo ich gerade bin und warte, dass er etwas von mir verlangt.

Eine knappe Stunde später hat er noch immer nichts gesagt. Er hat mich nicht einmal angesehen. Ich sehe, wie er versucht sich selbst mit dem Fernsehprogramm abzulenken, denn eine deutliche Ausbuchtung an seiner schwarzen Jeans läst unmissverständlich erkennen, dass er sehr stark erregt ist. Doch ich müsste nicht einmal einen Blick auf seinen Schritt werfen, um dies zu wissen. Ich kann es deutlich mit meinen Sinnen wahrnehmen. Kann seine Erregung riechen. Kann spüren wie stark sein Verlangen ist. Ich kann es schon eine Weile lang spüren. Seit er mir oben im Schlafzimmer die Lederhose zum Anziehen gegeben hat. Wobei wieder die Frage in mir aufkeimt, wo Dru ist. Falls mich meine Sinne nicht arg täuschen, ist es schon sehr lange her, dass er sexuelle Befriedigung erhalten hat.

Ich kenne ihn. Auch wenn es Jahre her ist, als ich ihn zuletzt gesehen habe, so kann ich mir nicht vorstellen, dass er sich in diesem Punkt geändert hat. Er hatte schon immer ein sehr ausgeprägtes sexuelles Verlangen. Ich muss das wissen, denn schließlich benutzte ich damals genau dies um ihn unter Kontrolle zu halten. Ich verwehrte ihm oft tagelang die Möglichkeit sich selbst Erleichterung zu verschaffen, indem ich ihn ans Bett gefesselt habe. Er hat getobt und rebelliert. Hat geschimpft und mich bedroht, doch am Ende hat er darum gebettelt. Er hat mich angefleht, ihn endlich zu ficken. Ihm das zu geben, was er so dringend gewollt hatte. Und er hätte alles dafür getan. Ich kann nicht anders als leicht bei dem Gedanken daran zu lächeln. Ich wusste immer genau, wie ich mit ihm umgehen musste. Wusste genau was er will. Wie ich seine Lust noch weiter steigern konnte. Wie ich ihm das geben konnte, was er braucht. Und genau jetzt habe ich eine fixe Idee zu wissen, was ich ihm jetzt geben könnte und ich überlege, ob ich es wagen kann.

 

Spikes P.O.V.

Dieses verfluchte Fernsehprogramm ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Früher kamen um diese Zeit wenigstens noch anregende Abendspielfilme, doch jetzt kommen diese Talkshows, die mich nicht im Geringsten interessieren. Wenn wenigstens eine interessante Serie kommen würde, wäre mir schon geholfen. Denn mein verfluchter Schwanz drückt sich drängend gegen meine Jeans und bittet um Erleichterung. Doch ich hab verflucht noch mal keine Lust mir selbst einen runterzuholen. Ich hab es jahrelang nicht gebraucht, also werde ich auch jetzt nicht damit anfangen. Ich könnte mir ein Menschenmädchen schnappen, doch ich hasse es, wenn sie dabei schreien. Als Vampir sollte es mir Spaß machen, Frauen zu vergewaltigen, aber ich bevorzuge es mehr meine Frauen vor Lust schreien zu lassen und nicht vor Schmerz. Ich könnte mir auch einen meiner Lakaien schnappen und meine Lust an ihm befriedigen. Das wäre durchaus nichts ungewöhnliches, doch dazu habe ich genauso wenig Lust. Auch wenn es bestimmt sogar dienlich wäre und meine Machtposition unterstreichen würde, aber seit ihrem Tod ist mir eigentlich gänzlich die Lust vergangen.

Bis auf heute war mein Verlangen auch noch nie so stark. Und ich weiß auch genau woran das liegt. Es ist seine Schuld. Vielleicht sollte ich ihn einfach wegschicken. Hoch zu der Kleinen. Weg von hier. Er steht ein wenig Abseits neben mir und wartet geduldig darauf, dass ich etwas von ihm verlange. Er hat sich in der letzten Zeit nicht einmal bewegt. Allein seine Anwesenheit macht mich irgendwie nervös. Kein Wunder, dass mein Körper verrückt spielt. Kein Wunder, dass mein Schwanz um Erleichterung bettelt. Kein Wunder, wenn ich mehr Lust verspüre, als seit Jahrzehnten. Schließlich ist es noch immer *sein* Körper, der hier im Raum steht. Seele hin oder her. Es ist trotzdem *sein* Körper. Und ich versuche krampfhaft nicht darauf zu achten.

Ich erschrecke fast, als ich bemerke, dass er sich inzwischen bewegt hat. Ich hab so angestrengt nicht auf ihn geachtet, dass ich es gar nicht bemerkt habe, wie er sich genähert hat. Und jetzt kniet er direkt vor mir zwischen meinen Beinen und schaut zu mir auf. Was zum Teufel will er? Oh! Ohhh!

Ganz langsam und mit prüfendem Blick, ob ich es auch gestatte, was er hier gerade tut – und ich werde einen Teufel tun, es ihm nicht zu gestatten – beugt er sich vor und öffnet mit seinen Händen die Knöpfe zu meiner Jeans. Ich hebe mein Becken leicht an und er zieht mir tatsächlich die Hose herunter. Mein vor Erregung pochender Schwanz steht stramm zu mir gerichtet und tropft bereits voller Vorfreude. Ich kann es nicht fassen und ich kann im Moment auch nicht wirklich näher darüber nachdenken was er gerade im ist Begriff zu tun. Denn mit derselben quälenden Geschwindigkeit, mit der er mir die Hose von den Beinen herabgezogen hat, nähert er sich mit seinem Mund meiner steifen Erregung. Ich bin wie hypnotisiert und starre auf ihn herab. In mir keimt die brennende Frage auf, warum er dies tut, doch bevor ich näher darüber nachdenken kann, übermannt mich das Gefühl seines feuchten Mundes an meinem Schwanz.

Er küsst die Spitze meiner Eichel und saugt dabei den hervorgequollenen Lusttropfen auf. Er leckt sich genüsslich über die Lippen und ich tue automatisch das gleiche. Dann lässt er seine Zunge über meine Eichel streichen und ich habe das Gefühl aus der Haut zu fahren. Doch noch besser wird es, als er meine ganze Länge in seinem Mund aufnimmt und dabei seine Zunge spielerisch über meinen Schaft streifen lässt. Ich stöhne überwältigt auf und kralle meine Hände in den Sessel. Die Fernbedienung, die ich vorhin noch in der Hand gehalten habe, liegt auf dem Boden. Ich habe nicht einmal bemerkt, wie ich sie fallen ließ. Quälend langsam beginnt er seinen geschickten Mund über mein steifes Glied auf und ab fahren zu lassen. Ich stöhne immer wieder dabei auf, denn die Sensation dieses Gefühles ist einfach überwältigend.

Unterstützend nimmt er jetzt auch noch seine Hände mit hinzu und beginnt mit der einen meine Bälle zu massieren. Oh, er weiß genau wie er mich zum Schreien bringen kann. Mit der anderen greift er zu der Wurzel meines Schaftes und unterstützt zusätzlich die saugenden und leckenden Bewegungen seines Mundes. Es erinnert mich sehr stark an früher, als er mich oft tagelang nicht zu meinem Vergnügen kommen ließ und mir dann manchmal nach langem Flehen und Betteln einen Blowjob wie diesen gegeben hatte. Dies waren einige der großartigsten Augenblicke meines jungen Vampirdaseins. Denn er weiß genau was er und wie er es tun muss.

Meine Erregung nimmt immer mehr zu und ich spüre, dass es nicht mehr sehr lange dauern wird, bis ich mich in ihm vergieße. Ich beginne meine Hüfte gegen ihn zu bewegen und greife mit meiner linken Hand in sein dichtes weiches braunes Haar. Nur zur Sicherheit, denn ich will um keinen Preis der Welt, dass er genau jetzt damit aufhört. Er soll nie mehr damit aufhören. Oh Fuck, Angelus, das ist so verdammt gut! Hör nicht auf. Hör bloß nicht auf!

Das Feeling wird noch unbeschreiblicher, als ich spüre, wie er seinen Rachen entspannt und mich noch tiefer in ihn eindringen lässt. Und genau das ist es, was mich schließlich zum Explodieren bringt und mit einem animalischen Schrei vergieße ich mich tief in seinem Rachen. Mein steifer Schaft zuckt mehrmals und spritzt alles was ich habe heraus. Mein ganzer Körper zittert leicht von den Nachwehen und ich brauche eine Weile, bis ich mich wieder erhole. Nur beiläufig bemerke ich, wie er jeden meiner Tropfen sorgfältig geschluckt hat und meinen noch halb erregierten Schaft sauber leckt. Er zieht mir meine Jeans wieder hoch und mehr aus der Reaktion heraus hebe ich meine Hüfte, damit er mich wieder anziehen kann.

Langsam kann ich wieder klar denken und es drängt mir eine Frage ins Bewusstsein. Warum hat er das getan? Ich mustere ihn verwirrt haben als er mir die Knöpfe wieder verschließt. Er blickt mir nicht ins Gesicht, sondern konzentriert sich fest auf seine Arbeit an meiner Hose. Nachdem er sie wieder verschlossen hat, macht er Anstalten sich zu erheben, doch ich halte ihn auf, indem ich meine Hand nach ihm ausstrecke und sie ihm an die Wange halte. Er schaut nicht auf, sondern hält seinen Blick gesenkt.

Ich weiß nicht warum, doch plötzlich habe ich das starke Bedürfnis ihn zu küssen und bevor ich mir mehr Gedanken darüber mache, tue ich es einfach. Ich beuge mich vor und drücke ihm einen sanften Kuss auf seine geschlossenen Lippen. Ich kann ihm seine Überraschung deutlich anmerken. Ein leichtes Grinsen kommt mir aus, als ich bemerke, wie er mich mit weit offenen Augen anstarrt und ihm ein deutlich spürbarer Schauer durch den Körper läuft. Ich setzte noch eins drauf, und lasse vorsichtig meine Zunge vorwandern und bitte um Einlass. Er öffnet seine Lippen und seine Zunge heißt mich herzlich willkommen. Es ist ein zärtlicher Kuss. Kein solcher, wie wir sie früher geteilt hatten. Es ist ein Kuss von mir. Es ist ein Geschenk für den atemberaubenden Blowjob, den er mir gegeben hat. Nichts weiter. Nicht mehr und nicht weniger. Es hat sonst nichts zu bedeuten. Auch, wenn mir dieses seltsame Kribbeln durch und durch geht. Auch, wenn ich diesen Kuss am liebsten nie enden lassen will. Es ist nur ein Kuss und es besteht kein Grund daraus ein Drama zu machen. Es hat nichts zu bedeuten. Rein gar nichts.

Ich halte inne, als ich ein schwaches Geräusch höre. Das Geräusch beunruhigt mich und ist Grund genug, um diesen Kuss abrupt zu beenden. Es muss die Kleine sein. Ich kann deutlich hören, wie jemand versucht mit dem Telefon eine Nummer zu wählen. Ich springe wie von der Tarantel gestochen auf und überrenne ihn dabei fasst. Doch ich schätze er hat das Geräusch auch gehört und ist nun ebenfalls auf den Beinen. Ich laufe aus dem Wohnzimmer zum Gang neben der Treppe, wo ein altmodischer Wählapparat steht. Die Kleine steht vor dem Sideboard, hält den Hörer mit Kopf und Schulter und will grade bei einer Person in der Leitung um Hilfe bitten. Blitzschnell ziehe ich sie zu mir, meine Hand an ihren Mund gepresst, fange ich mit der anderen den herabfallenden Hörer auf und lege ihn mir ans Ohr. Eine weibliche Stimme in der Vermittlung fragt, ob alles in Ordnung sei.

„Entschuldigen Sie bitte die Störung, Madam. Es ist alles in Ordnung. Sie wissen ja, wie die Kinder heutzutage sind. Kaum passt man eine Sekunde nicht auf, schon spielen sie mit verbotenen Dingen. Bitte verzeihen Sie die Unannehmlichkeiten."

Die Frau in der Leitung versichert mir, dass meine Tochter ihr gewiss keine Unannehmlichkeiten gemacht hätte und wünscht mir noch einen angenehmen Abend. Den werde ich haben. Mit zusammengekniffenen Zähnen lege ich auf. Ich reiße das Kabel des Telefons aus der Wand, damit dürfte niemand mehr telefonieren können. Ich bin verdammt wütend! Um ein Haar hätte ich mein schönes Zuhause verloren. Das wird sie mir büßen. Mit ängstigen Augen schaut sie mich an und sie hat allen Grund ängstig zu sein. Ich packe sie mit einer Hand im Nacken und befördere sie die Treppe nach unten.

Sie erzittert am ganzen Körper, als sie die ganzen Gerätschaften hier unten erblickt. Weinend fleht sich mich an, dass ich ihr nichts tun soll. Das hätte sie sich eher überlegen müssen. Es wäre ihr nichts geschehen, wenn sie nicht versucht hätte die Polizei zu alarmieren. Sie weint bitterlich und fällt vor mir auf die Knie. Sie fleht mich an sie nicht zu vergewaltigen. Das war ein Fehler. Selbst wenn ich gar keine Lust dazu habe, werde ich es trotzdem tun. Allein wenn ich weiß, dass ihr das eine sichere Strafe sein wird.

Ich packe sie erneut am Nacken und zwinge sie vorn übergebeugt sich über den Bock zu legen. Sie schreit und wehrt sich. Ich halte ihren zappelnden Körper mit einer Hand fest und beginne ihr den kurzen Rock hochzuziehen, als er sich plötzlich direkt vor mir auf den Boden wirft und um Gnade für sie bittet: „Master bitte. Es war meine Schuld. Ich habe die Schlafzimmertüre nicht ordentlich verschlossen. Bitte bestrafe mich und nicht sie. Bitte, Master. Ich bitte dich."

Ich bin mehr als sprachlos. Schon wieder setzt er sich für sie ein. Er bittet mich sogar darum, dass ich ihn statt ihrer bestrafe. Warum zum Teufel setzt er sich so für sie ein? Er kennt sie nicht einmal! Sie ist weder seine Schwester noch seine Geliebte. Sie ist nur ein einfaches Mädchen, das er vorher noch nie im Leben gesehen hat. Wie kommt es das er sich so sehr für sie einsetzt und uns, die wir seine Childer sind, hat er damals ohne ein einziges Wort verlassen! Dieser Gedanke macht mich mehr als wütend. Ich koche ohnehin bereits, weil dieses kleine Miststück mich beinahe um mein Haus gebracht hätte, doch das er sich so sehr für sie einsetzt bringt mich schon fast zum überkochen.

Ich verspüre einen so unbändigen Hass auf ihn, dass ich das Gefühl habe zu platzen. Mein Griff liegt noch immer fest um den Nacken des Mädchens, und mit diesem schleudere ich sie in eine Ecke. Ich hoffe für sie, dass sie dort bleibt, sonst vergesse ich mich noch. Ich schaue auf ihn herab und kann es noch immer nicht fassen, dass ihm dieser Mensch mehr bedeutet als Dru und ich.

„Ausziehen", ist meine einzige Antwort auf seine Bitte und er versteht sofort was ich damit meine. Er entledigt sich rasch seiner Hose und beugt sich vornüber über den ledernen Strafbock, wo zuvor noch das Mädchen positioniert war. Ich greife mir seine beiden Arme und binde ihm die beiden Ledermanschetten auf dem Rücken fest zusammen. Dann beuge ich mich zu seinen beiden Beinen hinunter und befestige sie an den Stelzen des Bocks. Das gleiche mache ich dann mit der Leine, die von seinem Halsband herabhängt. Somit kann er sich nicht mehr bewegen und ist mir hilflos ausgeliefert.

Von seinem Childe gefickt zu werden wird für ihn eine ähnliche Demütigung sein, wie für das Mädchen. Vielleicht sogar noch eine Größere, denn ich bin sicher, in all den 242 Jahren seines Vampirdaseins hat ihn niemand auf diese Weise berührt. Nur sein Sire hätte laut ungeschriebenem Vampirgesetz das Recht dazu gehabt, doch sie war eine Frau, also gab es nie jemanden, der ihn entjungfert hätte. Ich weiß zwar nicht, was in den letzten siebenundneunzig Jahren passiert ist, seitdem er diese verfluchte Seele in sich trägt, doch ich kann mir nicht vorstellen, dass er eine solche Erfahrung bereits gemacht hat. Was bedeuten würde, dass er gleich von seinem eigenen Childe entjungfert wird. Das widerspricht jeder Regel und wäre für jeden männlichen Vampir sehr demütigend. Und daher macht es mich noch wütender, dass er sich wegen der Kleinen freiwillig darbietet. Hat er denn überhaupt keine Selbstachtung mehr? Nimmt ihm diese Seele sogar den letzten Funken Stolz?

Verflucht noch mal ich hasse diese Seele! Und wenn er es so haben will, dann soll er es so bekommen! Es kann mir ja egal sein, denn er bedeutet mir schließlich nichts mehr. Er ist nicht mehr mein Sire, also spielt es überhaupt keine Rolle. Es verbindet mich nichts mehr mit ihm, also kann ich es tun. Ich werde es tun. Ich gehe hinüber zu einem niedrigen Schrank, in dessen Schubladen sich eine Tube Gleitgel befindet. Es besteht kein Grund ihm unnötig Schmerzen zuzufügen. Ich denke der Akt allein wird genug Demütigung für ihn sein.

Ich lege die Tube auf seinen Rücken und bemerke, wie er bei der Berührung durch das kalte Material zusammenzuckt. Ich spüre seine Nervosität sehr deutlich. Er hat es nicht anders gewollt. Jetzt ist es zu spät, es gibt kein Zurück mehr. Ich öffne meine Hose und befreie meinen halbsteifen Schwanz. Ich greife mir das Gel und gebe eine kleine Portion davon in meine Hand, um es um meinen Schwanz zu verteilen. Ich brauche nicht viel, damit mein Schaft völlig steif ist. Allein der Anblick seiner wartenden Kehrseite lässt mich hart werden. Ich verteile noch etwas von dem Gel an seiner kleinen Öffnung. Er zuckt dabei etwas zusammen. Ich kenne das Gefühl, das er jetzt vielleicht empfindet. Vor vielen Jahren war er derjenige, der zum ersten Mal in mich eingedrungen ist. Ich war genauso nervös und aufgeregt wie er es jetzt ist. Doch er war damals nicht sanft zu mir und benutzte dabei auch kein Gleitgel. Damals gab es so etwas wie Gleitgel überhaupt noch nicht. Doch im Gegensatz zu ihm, konnte ich es kaum erwarten, bis er beginnt. Ich sehnte mich mehr als alles andere danach endlich von ihm genommen zu werden. Ich war seine Schöpfung. Sein William. Sein Childe.

Teil 5

Angels P.O.V.

Es sollte mich beschämen, doch das tut es nicht. Ich sollte mich fürchten, doch das tu ich nicht. Ich kann dadurch verhindern, dass er ihr wehtut und dadurch fühle ich mich gut. Und ich weiß nicht wieso, doch auf seltsame Weise vertrau ich ihm. Ich bin mir zwar sicher, dass es nicht angenehm wird, aber ich fürchte mich nicht davor. Allein die Tatsache, dass er Gleitgel benutzt, gibt mir ein gewisses Gefühl des Vertrauens. Er positioniert sich direkt hinter mich. Sein praller Schaft drückt gegen meine Öffnung und ich… Oh! Ich fühle, wie er langsam in mich eindringt. Ja schon fast vorsichtig dringt er Millimeter für Millimeter weiter hinein. Mein Körper spannt sich unbewusst an und ich fühle einen Schmerz, doch dieser ist nicht unangenehm. Überhaupt fühlt sich das, was er da tut nicht unangenehm an. Ich keuche unbewusst auf, als er sich mit einem letzten sanften Ruck ganz in mir vergräbt. Er bleibt einen Moment in dieser Position verharren, als ob er mir die Gelegenheit geben wollte mich an das Gefühl zu gewöhnen. Und dieses Gefühl ist einfach unbeschreiblich. Ich spüre, wie er direkt in mir steckt und fühle mich unglaublich erfüllt. Die innere Leere, die ich sonst immer verspüre, ist vollkommen verschwunden. Noch nie fühlte ich mich so vollständig. So, - ich weiß es ist unsinnig, doch noch nie fühlte ich mich so geliebt.

Er beginnt sich in mir zu bewegen und ich spüre wie mir ungewöhnlich heiß dabei wird. In einem langen aber tiefen Rhythmus fängt er an immer und immer wieder in mich hineinzustoßen. Ich kann nicht anders, als dabei erregt zu keuchen. Mein eigener Schaft schmerzt vor Erregung und hängt achtlos in der Luft. Ich wünschte ich könnte meine Arme frei bewegen, denn der Drang mich selbst dabei zu berühren wird immer größer.

Oh mein Gott, was war das gerade eben? Er hat seine Position nur um wenige Zentimeter verändert, doch genau dadurch traf er in mir genau auf einen bestimmten Punkt. Und… Ohhh… schon wieder. Langsam bekomme ich eine Ahnung davon, was er immer dabei empfunden hatte, als ich ihn genommen habe. Jetzt kann ich noch besser verstehen, warum es ihm immer soviel Freude berei… Verdammt, schon wieder. Mein Stöhnen wird immer lauter und ich bin kurz davor ihn anzuflehen. Und ich weiß nicht einmal worum ich ihn anflehen soll. Es fühlt sich so fantastisch an und mir… Oh! Mir fällt es zunehmend schwerer einen klaren Gedanken zu fassen. Wenn er diesen Punkt noch öfter… Oh Fuck!

„Bitte!" flehe ich ihn an und weiß noch immer nicht wofür ich eigentlich flehe. Ich höre ihn leise lachen. Er genießt es bestimmt mich so leiden zu sehen. Doch für diese Art von Folter stelle ich mich gerne jederzeit zur Verfügung! Er beugt seinen Oberkörper etwas weiter zu mir und flüstert mir mit rauer Stimme ins Ohr: „Es gefällt dir nicht wahr?"

„Ja Master!" antworte ich keuchend.

Sein Rhythmus wird daraufhin etwas schneller und bei jedem Stoß trifft er auf diesen einen Punkt in mir, welcher droht in mir ein Feuerwerk auszulösen. Ich glaube ich muss mich gar nicht selbst berühren um bald zu kommen. Er muss nur weiter so in diesem Rhythmus bleiben. Weiter diesen einen Punkt treffen. Und gleich wird es soweit sein. Gleich werde ich kommen. Gleich… Oh Nein! Bitte nicht. Seine Hand schließt sich fest um die Wurzel meines Schwanzes und verhindert, dass ich kommen kann. Wimmernd flehe ich ihn an: „Bitte nicht. Tu das nicht, Bitte!"

Seine raue Stimme schmeichelt mir ins Ohr: „Möchtest du, dass ich dir erlaube zu kommen?"

„Ja bitte! Lass mich kommen. Bitte! Ich bitte dich!" höre ich mich selbst antworten und erinnere mich dabei unweigerlich an sein Flehen früher, als ich noch sein geliebter Sire war. Es waren fast immer dieselben Worte, mit denen er mich anflehte ihn endlich kommen zu lassen. Und jetzt verstehe ich auch wieso er mich stets so sehr darum bat.

Seine Stöße werden schneller und ich bin mir sicher, dass er bald kommen wird. Ich hoffe er erhört mein Flehen und lockert seinen Griff. Mein Verlangen ist so stark, dass es mich schmerzt. Ein süßer Schmerz, der endlich befreit werden will. Ich stöhne laut auf, als ich spüre wie er seinen Griff endlich lockert und mit der geschlossenen Hand meinen Schaft auf und ab fährt. Oh Fuck! In einem unbeschreiblichen Orgasmus, wie ich ihn seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt habe, ergieße ich mich in seiner Hand, während er durch meine lustvollen Muskelzuckungen ebenfalls in mir kommt und seinen kühlen Samen in mir verteilt.

 

Spikes P.O.V.

Als ich spüre wie mein Orgasmus mich überrollt, bin ich so in Ekstase, dass sich mein Gesicht von selbst verwandelt, ich mich zu ihm hinunterbeuge und meine scharfen Zähne in seinem Fleisch vergrabe. Ich sauge das kostbare Sireblut in mich hinein. Es ist *sein* Blut. Ich kann *ihn* deutlich darin schmecken. Ich schmecke darin all seine gelebten Jahre. Ich schmecke deutlich darin wie sehr ihm dieser Fick gefallen hat und wie überrascht er selbst darüber ist. Ich schmecke darin mich selbst und meine geliebte Dru. Ich schmecke darin seine tiefe Liebe zu seinen Childern. Seine tiefe Liebe zu mir.

Vollkommen verstört löse ich mich von ihm und ziehe mich zurück. Ich starre ihn an und weiß nicht was ich tun soll. Fluchtartig verlasse ich den Raum. Während ich flüchte schaffe ich es mit zitternden Händen mich wieder ganz anzuziehen. Ich verlasse das Haus. Ich flüchte hinaus in die Dunkelheit und laufe soweit und so schnell mich meine Beine tragen können. Ich muss weg von hier. Muss weg von ihm. Es kann nicht sein, dass er mich liebt. Das kann nicht sein!

Meine Beine tragen mich auf einen Friedhof und als ich die Grabsteine um mich herum erkenne, werden meine Schritte endlich langsamer. Ich bleibe schließlich stehen und falle in dem nassen Gras auf die Knie.

Was habe ich getan? Ich habe ihn gequält und gefoltert. Ihn ausgepeitscht. Ich habe ihn behandelt wie ein Stück Dreck. Ich ließ zu, dass er sich mir unterwirft und mich „Master" nennt. Ich habe das alles zugelassen und trotzdem liebt er mich. Ich konnte es deutlich fühlen. Ich konnte es in seinem Blut schmecken. Er fühlt noch immer für mich. Ich konnte seine Stimme durch sein Blut hören: „Mein William. Mein Childe."

Diese verfluchte Seele! Warum lässt sie zu, dass er sich selbst so quält? Ich konnte es schmecken. Ich konnte es genau hören: „Ich verdiene das." Wieso denkt er, dass er das verdient hat? Wieso wehrt er sich nicht dagegen? Wieso kämpft er nicht dagegen an? Gegen mich. Gegen die Seele. Gegen den Schmerz, der droht ihn zu zerstören. Wieso?

Ich schreie meinen ganzen Frust in die Nacht. Ich schreie so laut und so lange, bis meine Stimme versagt. Jahrzehnte lang habe ich ihn vermisst. Jahrzehnte lang sehnte ich mich nach einer Berührung von ihm. Nach einem Wort. Jahrzehnte lang glaubte ich, dass ich ihm nichts mehr bedeute. Und jetzt, nachdem ich ihn ausgepeitscht und gedemütigt habe, erfahre ich, dass er mich noch immer liebt.

Ich muss zurück. Ich muss mit ihm sprechen. Ich kann nicht. Was soll ich sagen? Ich kann nicht zurück. Oh mein Gott! Ich habe ihn einfach dort zurückgelassen. Er ist noch immer gefesselt. Er kann sich nicht von selbst befreien. Was hab ich getan? Ich muss zu ihm gehen. Nein, ich kann nicht. Noch nicht. Ich kann ihm jetzt nicht gegenübertreten. Ich muss mich erst beruhigen. Muss erst einen klaren Gedanken finden. Die Kleine wird ihm bestimmt helfen. Sie wird ihm die Fesseln lösen.

Aber was, wenn er dann fortgeht? Nein. Das wird er nicht tun, oder? Ich werde ihn finden. Ich werde ihn finden und ihm alles erklären. Aber was soll ich ihm erklären? Verdammt, das alles hier treibt mich noch in den Wahnsinn! Ich muss zurück. Ich muss mit ihm sprechen. Ich muss wissen, ob es die Wahrheit ist. Aber vielleicht warte ich einfach noch ein wenig, bevor ich zurückgehe? Nur ein paar Minuten.

 

Angels P.O.V

Was ist passiert? Warum ist er so plötzlich verschwunden? Habe ich etwas falsch gemacht? Oh, es hat sich so gut angefühlt! Ich wünschte nur ich könnte mich jetzt bewegen. Doch eigentlich ist es auch egal. Ich denke ich könnte mich gerade jetzt auch so nicht bewegen, denn mein ganzer Körper zittert noch von diesem unglaublichen Erlebnis. Wenn ich gewusst hätte, dass es sich so gut anfühlt, hätte ich früher auf die Vampirregeln gepfiffen und hätte ihn das schon viel früher mit mir machen lassen.

Ich schließe die Augen und konzentriere mich auf dieses herrliche Gefühl, dass noch immer in meinem Körper ist. Eigentlich sollte es ja eine Strafe sein, doch es fühlt sich unglaublich gut an. Vielleicht ist er deswegen so schnell verschwunden. Weil ich seine Strafe genossen habe, anstatt darunter zu leiden? Aber wenn er nicht gewollt hätte, dass ich es auch ein wenig genieße, dann hätte er nicht zugelassen, dass ich unter seiner geschickten Hand komme. Und ich bin sicher er hat es auch genossen. Ich konnte deutlich fühlen, wie erregt er war. Ja, wie von Sinnen hat er sich selbst in mir vergraben. Immer und immer wieder. Er hat mich sogar gebissen.

Verdammt! Er hat mich gebissen. Er hat mich gebissen und von meinem Blut gekostet. Er hat bestimmt meine Seele darin geschmeckt. Das muss der Grund sein, warum er so plötzlich verschwunden ist. Obwohl er wusste, dass ich eine Seele habe, hat es ihn so sehr erschreckt. Ja, er wirkte richtig erschrocken. Oh ich verfluche diese Seele! Seit Jahrzehnten war ich ihm nicht mehr so nahe gewesen. Noch niemals fühlte ich mich so erfüllt. Lebendig. Vollständig. Geliebt.

Es ist nur verständlich, dass er erschrocken ist. Er ist ein reiner Dämon. Ohne Gewissen. Ein reiner und unverfälschter Vampir. Es muss ein Schock für ihn gewesen sein meine Seele zu fühlen.

Doch wenn er Menschen beißt fühlte er deren Seelen auch. Warum hat ihn meine Seele so sehr erschrocken?

Verflucht! Ich hasse mein Leben!

Ich hoffe er kommt bald wieder. Ich würde so gern wissen, was er empfindet. Ob er mich jetzt noch mehr hasst? Gewiss hasst er mich. Es liegt daran, weil ich einst sein Sire war. Einst hatte er sich mir untergeordnet. Freiwillig. Das wird der Grund sein, warum er mich hasst. Es ist nur allzu verständlich. Er hat früher zu mir aufgesehen und nun bin ich so weit unter ihm. Er hat das Blut seines Sires in mir geschmeckt. *Angelus* Blut, vermischt mit einer menschlichen Seele. Das muss ein Schock für ihn gewesen sein. Ich kann verstehen, dass er mich hasst.

Ich wünschte nur ich könnte jetzt aufstehen und zu ihm gehen. Aber ich spüre nicht, dass er noch hier ist. Ich vermute er hat das Haus verlassen. Das Mädchen ist noch hier. Ich kann sie deutlich fühlen. Ich höre wie ihr Herz rasend schlägt. Mit Mühe schaffe ich es meinen Kopf so zu drehen, dass ich zu ihr schauen kann. Sie versteckt sich in der Ecke und schaut mich mit großen glänzenden Augen an. Ich schätze das war das erste mal, dass sie zwei Männer gesehen hat, die miteinander Sex hatten.

„Kannst du mich losbinden?" frage ich sie mit möglichst ruhiger Stimme, was gar nicht so leicht ist, weil ich innerlich sehr aufgewühlt bin.

Ihre Augen weiten sich und sie starrt mich ängstlich an. Ich vermute sie hat Angst vor Spike. Ich kann es ihr nicht verübeln. Also muss ich notgedrungen solange warten, bis er zurückkommt. Ich hoffe er kommt bald.

Die Tür hinter mir öffnet sich. Mein erstes Gefühl ist Freude, weil ich im ersten Moment glaube, dass er es ist. Doch meine Sinne sagen etwas anderes. Es sind seine Leute. Und ich fühle mich gerade alles andere als wohl. Und gerade jetzt möchte ich nicht hier sein, denn ich kann mir allzu gut vorstellen, was sie jetzt vorhaben werden.

 

Spikes P.O.V.

Nach etwa zwei Stunden schaffe ich es den Weg zurück zu meinem Haus zu gehen. Ich weiß noch immer nicht, was ich zu ihm sagen werde, doch zumindest habe ich eine Ahnung davon, was ich tun werde. Ich werde ihm dieses verfluchte „Ich hab das verdient" ausreden. Auch wenn er diese Seele hat, so ist er noch immer mein Sire. Ich konnte es deutlich in seinem Blut schmecken. Ich konnte all seine Jahre schmecken. Ich konnte mich darin schmecken. Und Dru, meine geliebte Prinzessin.

Ich werde sein bescheuertes Selbstzerstörendes Selbstmitleid austreiben. Werde ihm vor Augen führen wer und was er noch immer ist. Ein Vampir. Egal ob mit oder ohne Seele bleibt er noch immer ein Vampir!

Dieser verfluchte Bastard! Ich werde nicht weiter zulassen, dass er sich selbst so zerstört. Ich werde… Genug debattiert! Ich werde jetzt handeln.

Als ich das Haus betrete, ist es überraschend ruhig. Meine Leute hätten schon längst von ihrer Jagd zurück sein müssen, doch hier oben ist niemand zu sehen. Doch ich kann etwas fühlen. Einen Menschen. Ich brauche nicht lange um ihn zu finden. Er liegt fein säuberlich gefesselt und geknebelt im Wohnzimmer und starrt mich erschrocken an. Doch von meinen Leuten fehlt jede Spur. Und ganz plötzlich ahne ich Schreckliches!

Ich hechte nach unten in den Keller und kann sie vom Gang aus schon hören. Oh shit, shit, shit! Ich reiße die Türe auf und sofort koche ich vor Wut. Diese vier elenden Bastarde wagen es tatsächlich Hand an ihn zu legen! An meinen Sire! Einer von Ihnen steht hinter ihm. In derselben Position in der ich noch vor kurzem stand. Er wird der Erste sein! Ein anderer steht neben ihm und lässt eine kurze Peitsche über seinen Rücken schnalzen. Das ist meine Nummer Zwei. Der Dritte steht auf der anderen Seite. Er hält einen Arm meines Sires fest und trinkt von ihm. Er trinkt von meinem Sire! Der letzte dieser elenden Bastarde hält seinen Kopf fest im Griff und rammt ihm seinen Schwanz in den Rachen. Den heb ich mir bis zum Schluss auf!

Mit unglaublicher Geschwindigkeit schnelle ich vorwärts. Packe mir meine Nummer eins, ziehe ihn zurück und breche ihm mit einem Ruck das Genick. Staub rieselt zwischen meine Hände und meine drei nächsten Opfer schauen mich erschrocken an. Grollend packe ich mir Nummer zwei. Ich reiße ihm die Peitsche aus der Hand und lege sie mit einer blitzschnellen Bewegung um den Hals. Ein fester Ruck und der Hals ist durchtrennt. Zurück bleibt ein zweiter staubiger Haufen. Ich drehe mich um und fixiere meine Nummer Drei. Erschrocken hat er seinen Arm fallen lassen, der nun schlapp herabhängt. Oh mein Gott, sie haben ihn schwer zugerichtet. Erst jetzt sehe ich das volle Ausmaß. Er hat viele Bisswunden. Sie müssen bemerkt haben, welch wertvolles und mächtiges Blut in seinen Adern fließt. Doch das ist keine Entschuldigung. Nicht für mich.

Meine Drei versucht zu fliehen, doch ich bin schneller und schneide ihm den Weg ab. Ich packe ihn mit aller Kraft und ramme meine Zähne in seinen Hals. Er ist stark, aber nicht stark genug. Er ist nur ein niedriger Lakai und kann nichts gegen einen Meistervampir ausrichten. In schnellen tiefen Zügen sauge ich ihm sein ganzes Blut aus den Adern. Als ob ich *sein* Blut aus ihm wieder heraussaugen wollte. Als er geschwächt in meinen Armen hängt, beende ich es mit einem schnellen Genickbruch.

Mir den Staub mit den Händen wegklopfend, funkle ich meinen Letzten durch goldgelbe Augen an. Zu seinem Glück hat er sich bereits von ihm entfernt. Er kommt auf mich zu, wirft sich vor mir auf die Füße und bettelt um Gnade. Er berührt mich mit seinen Händen an meinen Füßen und küsst mir die Schuhe. Er bettelt und winselt um sein Leben. Ich schaue auf ihn herab und bin kurz versucht ihm sein Leben zu schenken, doch dann fällt mein Blick auf meinen Sire. Es ist immer wieder erstaunlich, wie leicht das Genick eines Vampirs bricht. Ein letzter Ruck und auch er ist Staub.

Einen kurzen Augenblick stehe ich starr im Raum. Um mich herum liegt der Staub meiner Lakaien und vor mir hängt sein Körper schlappt über den Bock. Ich schaffe es endlich mich aus meiner Starre zu reißen und eile zu ihm hin. Verfluchte Scheiße! Warum bin ich nicht früher gekommen? Mit zitternden Händen löse ich zuerst die Ledermanschetten von seinen Beinen. Dann nehme ich dieses verfluchte Halsband ab. Er ist sehr geschwächt, doch er ist bei Bewusstsein. Ein schwaches Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. Doch mich schmerzt sein Anblick viel zu sehr, dass ich mich über dieses Lächeln freuen könnte.

Ich will ihm noch die Ledermanschetten von den Gelenken entfernen, aber soweit komme ich nicht, denn er rutscht wie ein nasser Sack zurück. Ich kann ihn gerade noch halten, bevor er auf den Boden fällt. Ich greife ihn und hebe ihn hoch. Ich halte ihn fest an mich gedrückt und richte einen besorgen Blick auf sein Gesicht. Er lächelt und murmelt ein schwaches: „Master."

„Schhhh. Nenn mich nicht so. Nie mehr hörst du? Nenn mich nie mehr so", antworte ich ihm sanft.

Er scheint verwirrt, doch das spielt jetzt keine Rolle. Mein Blick fällt auf das Mädchen in der Ecke. Sie ist noch immer am Leben. Warum konnten diese nichtsnutzigen Bastarde nicht sie nehmen? Warum ihn. Warum *ihn*.

Ich achte nicht weiter auf sie. Mir ist egal, was mit ihr geschieht. Wichtig ist jetzt nur, dass es ihm wieder besser geht. Ich trage ihn die Treppen hoch zu meinem Schlafzimmer. Dort lege ich ihn vorsichtig aufs Bett. Er zischt, als ich ihm auf seinen schmerzenden Rücken lege und sofort tut es mir leid, doch er bleibt ruhig liegen. Endlich kann ich ihm die beiden Ledermanschetten von seinen Handgelenken entfernen und ich werfe sie weit in die letzte Ecke des Raumes. Er mustert mich aus müden Augen, als ich ihn vorsichtig zudecke. Er ist schwach. Er braucht Blut. Ohne länger darüber nachzudenken, beiße ich mir in mein Handgelenk und halte die blutende Wunde vor seinen Mund. Er schaut mich verwundert an.

„Du sollst trinken und mich nicht so dämlich anschauen!"

Na endlich! Ich dachte schon er würde nie trinken. In gierigen Zügen zieht er mein Blut in sich hinein. Seine Augen sind dabei fest auf mich fixiert und gerade jetzt wird mir bewusst, dass er gleich in der Lage sein wird, meine Gefühle zu erkennen. Doch das ist mir egal. Ich bin sogar froh darum. Auf diese Weise muss ich ihm nichts mehr erklären. Er kann es so sehen. In meinen Blut. Kann sehen, dass ich ihn noch immer liebe. *Ihn*. Meinen Sire.

Das ist das bizarrste, was ich jemals gesehen habe. Tränen in den goldenen Augen eines Vampirs. Er weint. Er weint vor Glück. Ich sehe es ihm deutlich an. Und nein, ich weine nicht! Ich bin ein Vampir! Ich weine niemals! Ich werde verflucht noch mal nicht weinen!

Er löst sich von meinem Handgelenk und schaut mich nun mit seinen menschlichen Augen an. Diese wunderschönen dunklen Augen. Es geht ihm besser. Sein Blick ist klarer. Viel besser. Ich rieche die zahlreichen Wunden an ihm und ich fühle das dringende Bedürfnis sie zu verpflegen. Ich stehe auf, um etwas Verbandzeug zu holen.

Teil 6

Angels P.O.V.

Nicht weggehen! Bitte nicht. Nicht jetzt!

„Spike!"

Meine Stimme ist schwach und klingt fremd. Ich will nicht, dass er geht. Bitte bleib hier. Bitte verlass mich nicht.

„Ich bin in einer Minute wieder bei dir. Keine Sorge, du wirst mich nicht mehr los."

Er grinst mich mit seinem unverwechselbaren Blick an und ich bin beruhigt. Ich weiß, dass er gleich wiederkommen wird. Ich habe es in seinem Blut geschmeckt. Er hat mich von seinem Blut trinken lassen. Er hat mir gezeigt, was in ihm vorgeht. Und ich kann es nicht glauben. Ich kann nicht glauben, dass es kein Hass ist, den er für mich empfindet. Ich konnte es genau erkennen. Kein Hass. Da war kein Hass. Ich glaube es noch immer nicht. Er hasst mich nicht. Es war Liebe. Reine unverfälschte Spike-Liebe. Eine Liebe, zu der nur er fähig ist. Ich kenne kein anderes Geschöpf der Nacht, das zu solch reiner Liebe fähig ist, und er empfindet diese Liebe für mich. Ich kann es nicht glauben.

Und obwohl ich mich elend fühlen müsste. Obwohl ich gerade die schlimmsten Minuten meines Lebens hinter mir habe. Obwohl ich gerade am absoluten Tiefpunkt meiner Existenz bin, trotz dessen fühle ich mich glücklich. Ich könnte weinen vor Freude und ich fürchte ich tue es sogar. Ich konnte auch Tränen in seinen Augen sehen, als ich von ihm getrunken habe. Ich konnte es ganz deutlich sehen. Und ich muss insgeheim darüber lächeln, denn ich bin sicher, dass er dies ewig leugnen würde.

Endlich kommt er zurück. Er hat das Mädchen dabei. Es wundert mich, dass sie noch am Leben ist. Doch im Moment kümmere ich mich mehr um ihn. Er hat einen Kasten in der Hand und mit dem setzt er sich neben mich auf das Bett, nachdem er das Mädchen zurück in ihre Ecke geschoben hat. Er zieht die Decke von mir zurück und beginnt meine Wunden zu verarzten. Seit beinahe hundert Jahren hat dies keiner mehr für mich gemacht. Es ist ein sehr schönes Gefühl.

„Dreh dich um", meint er sanft. Seine Stimme klingt gebrochen, als hätte er einen Frosch im Hals. Ich drehe mich herum und lege mich auf meinen Bauch. Es schmerzt, als er beginnt meine Wunden am Rücken zu säubern. Die Peitsche hat tiefe Striemen zurückgelassen und die Vampire haben mich oft gebissen. Ich hatte aufgehört zu zählen.

Unter seinen sanften Händen fühle ich mich seit langer Zeit wohl und geborgen.

„Warum hast du das zugelassen?" fragt er mich. Und ich verstehe sofort, dass er damit nicht die Folterungen durch die Vampire meint, sondern das alles hier. Er meint meinen Zustand.

„Ich habe es verdient", antworte ich schwach.

„Unsinn! Red keine gequirlte Scheiße! Das hast du ganz bestimmt nicht verdient! Und wenn du das noch einmal in meiner Gegenwart behauptest, werde ich dich windelweich prügeln!"

Ich muss lachen bei diesem Statement. Das Lachen schmerzt ein wenig, weil der Kerl, der mir vorhin seinen Schwanz in dem Mund gerammt hat nicht gerade zaghaft mit mir umgegangen war. Doch ich achte nicht auf diesen Schmerz.

„Was ist daran so lustig?" fragt er mich, und ich weiß nicht recht was ich ihm darauf antworten soll.

„Es tut mir leid. Es tut mir Leid, dass ich euch damals verlassen musste", schaffe ich es endlich zu sagen und breche damit den lustigen Moment. So lange schon brennt es mir auf der Seele. So lange wollte ich es ihm sagen. Ich konnte einfach nicht länger warten.

Sein zaghaftes Tupfen wird daraufhin etwas energischer und ich spüre, dass er darüber jetzt nicht reden will. Ich kann das verstehen und belasse es dabei. Ich fühle wie seine Hand einen meiner Schenkel auseinander drücken will und ich helfe ihm dabei. Überrascht keuche ich auf, als er beginnt meinen Po zu säubern. Mit einem weichen Tuch und vorsichtigen sanften Bewegungen entfernt er all den toten Samen der anderen Vampire von meinen Schenkeln und meiner Öffnung. Noch nie wurde ich mit soviel Sorgfalt und Zärtlichkeit gepflegt. Es ist eines der schönsten Gefühle, die ich je empfunden habe. Allein dieses Erlebnis ist all die Qualen wert.

Ich muss durch seine liebevolle Pflege eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen wieder aufmache ist es bereits helllichter Tag. Ich liege noch genauso in seinem Bett. Es ist angenehm warm. In meinem Rücken spüre ich seinen Körper, der sich an mich schmiegt.

Vorsichtig drehe ich mich zu ihm um und wenn mein Herz noch schlagen würde, würde es jetzt vermutlich vor Schreck stehen bleiben, denn als ich mich zu ihm drehe, kuschelt er sich im Schlaf unbewusst an meine Brust. Im Gegensatz zu mir ist er nicht nackt, sondern trägt seine schwarze Jeans und sein schwarzes T-Shirt und liegt oberhalb der Decke, die meinen Körper halb bedeckt. Ich betrachte mir eine Weile sein blond gefärbtes Haar. Es wirkt fremd für mich, da er früher längeres und braunes Haar hatte. Doch ich wage es schließlich meine Finger durch seine kurzen Locken fahren zu lassen. Sein Haar ist noch genauso weich, wie es früher war. Aufgrund meiner Berührung bewegt er sich etwas, als ob er gleich aufwachen würde, und ich erstarre in meiner Bewegung. Ich bin nicht sicher, ob er es will, dass ich ihn auf diese Weise berühre.

Mit seinem Gesicht kuschelt er sich noch weiter in meine Brust und murmelt kaum hörbar: „Nicht aufhören."

Mein Grinsen reicht breit über beide Ohren hinaus! Sanft mache ich mit den kleinen streichelnden Bewegungen durch sein Haar weiter. Ich spüre, wie einer seiner Arme sich um meinen Körper schließt. Sein Kopf bewegt sich erneut und automatisch blicke ich ihm ins Gesicht. Er schaut zu mir auf und strahlt mich mit diesen unglaublichen blauen Augen an. Genau wie früher. Sein Haar ist struppig und er hat dieses freche Grinsen auf den Lippen. Ich kann nicht widerstehen. Ich weiß nicht ob es gut ist, wenn ich es jetzt tue, aber ich kann einfach nicht widerstehen. Ich muss es tun. Ich muss es einfach tun. Also beuge ich mich zu ihm und gebe ihm einen sanften Kuss auf die Lippen.

Ich hoffe es war kein Fehler. Er scheint über diesen Kuss sehr erschrocken, denn er bewegt sich nicht. Doch als ich mich etwas unsicher wieder von seinen Lippen entfernen will, spüre ich seinen Arm an meinem Rücken. Er zieht mich augenblicklich näher zu sich, als hätte er Angst ich würde ihm davonlaufen. Ich fühle wie sich seine Lippen öffnen und wie seine Zunge zaghaft meine Lippen streift. Wie von Sinnen schließe ich ihn daraufhin in meine Arme und küsse ihn mit aller Leidenschaft. Meine Zunge bewegt sich wie von selbst und spielt ein verlangendes Spiel mit der seinen. Mir kommt es vor wie eine Ewigkeit, dass ich diese Lippen und diese Zunge zuletzt spüren konnte. Und tatsächlich sind es Jahrzehnte, von denen ich nun jeden einzelnen Tag bereue. Jeden verfluchten Tag, an dem er nicht bei mir war. Jeden verfluchten Tag, wo ich versuchte ihn zu vergessen. Jeden einzelnen verfluchten Tag!

Beide ein wenig außer Atem geraten, trennen wir uns voneinander und blicken uns tief in die Augen. Ich liebe seine Augen. Es ist das schönest Blau, das ich kenne. Es erinnert mich immer an den Himmel. Einen Himmel, den ich früher immer ansehen konnte ohne Angst vor der Sonne zu haben. Ein Stück Menschlichkeit. Eine Erinnerung an mein altes Leben. Mein Leben. Mein Geliebter. Mein Childe.

„William."

 

Spikes P.O.V.

Dieser Name fällt von seinen Lippen und ich habe das Gefühl sterben zu müssen. Es ist, als würde ich etwas sehr lange Verlorenes zurückgewinnen. Als ob ich nach sehr langer Zeit endlich wieder zuhause wäre. Und tatsächlich ist mit diesem Wort diese, meine innere Leere verschwunden. Er schaut mich ein wenig scheu an und ich brauche eine Zeit, bis ich begreife weshalb. Als er mich das letzte Mal mit diesem Namen ansprechen wollte, hab ich im ein Glas ins Gesicht gerammt. Und bei der Überraschung, die ich jetzt empfinde, als er mich William nennt bin ich mir sicher, dass ich einen etwas zweideutigen Blick auf habe. Also setze ich sofort mein unwiderstehlichstes Grinsen auf und ziehe ihn zu einem erneuten Kuss zu mir herunter. Schließlich sollte man so eine Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen.

Seine Reaktion kommt wie erwartet. Er küsst mich mit einem Verlangen, als ob er meine Zunge in sich hineinsaugen wollte. Er hält mich in seinem Griff, als ob er mich nie wieder loslassen wollte und ich liebe dieses Gefühl so von ihm gehalten zu werden. Es ist sogar besser als früher. Viel besser!

Doch dabei fühle ich auch, dass er noch immer schwach ist. Er hat noch immer nicht seine alten Kräfte zurück und ich beschließe sofort etwas dagegen zu tun.

Ich löse mich aus seinem festen Griff. Er blickt mich etwas enttäuscht an, doch mein freches Grinsen verrät ihm, dass ich etwas vorhabe. Ich erhebe mich von dem Bett und hole mir das Mädchen.

„Was hast du vor?" fragt er mich etwas erschrocken.

„Du musst trinken", antworte ich ihm und schubse ihm die Kleine auf das Bett.

Sein ganzer Körper verspannt sich und er schaut mich mit flehendem Blick an. Es tut mir schon beinahe Leid, aber er muss diese Lektion lernen.

„Ich kann sie nicht töten", erwidert er und rückt etwas von ihr weg. Die Kleine schaut ihn mit feuchten Dackelaugen an. Ich fürchte das wird schwieriger, als ich dachte.

„Du sollst sie nicht töten. Doch du brauchst Blut um wieder stark zu werden. Du brauchst es, um wieder ganz gesund zu werden", versuche ich ihn zu überreden.

„Ich kann nicht", sagt er erneut und ich merke wie meine Geduld zu schwanken droht, doch ich muss mich beherrschen, denn es ist nicht gut, wenn ich jetzt zu schnell aufgebe.

„Hör zu", beginne ich und stocke augenblicklich, als mir bewusst wird, dass ich keine Ahnung habe, wie ich ihn nennen soll. Sire? Angelus? Kumpel? Keiner dieser Namen klingt in diesem Augenblick angebracht. Doch dann erinnere ich mich plötzlich daran, wie meine Prinzessin ihn immer nannte. Sie nannte ihn Daddy oder Angel. Mein Angel.

„Hör mir zu, Angel", ich zögere erneut, als ich sein überraschtes Gesicht aufblitzen sehe. „Sie ist ein Mensch. Du ein Vampir. Du lebst von ihrem Blut. Das ist deine Bestimmung. Deshalb bist du hier. Das ist der Lauf des Lebens. Es gibt nichts, was dich mit ihr verbindet. Sie verachtet dich, weil du ein Dämon bist. Sie hat dir nicht geholfen, als du unten im Keller gefesselt warst, weil sie dich fürchtet. Es gibt keinen Grund, weshalb du dich ihr gegenüber verantwortlich fühlen musst."

„Ich habe nicht das Recht sie zu töten. Ich habe nicht das Recht überhaupt Menschen zu töten. Das ist nicht in Ordnung. Es ist Unrecht", lenkt er erneut ein.

„So ein Blödsinn! Du stellst die Menschen hin, als wären sie was Besonderes. Als wären sie etwas Heiliges. Wir Vampire töten hauptsächlich, weil wir überleben müssen. Wir töten um zu leben. Doch Menschen töten einander auch. Aber nicht um ihrer selbst willen. Sie töten aus selbstsüchtigen Gründen. Aus Hass. Aus Liebe. Aus Geldgier. Sie töten ganze Nationen aus idiotischen Gründen. Sie bekämpfen sich generationenlang wegen ihrer Religion, oder ihrer Herkunft. Menschen sind keinen Pfifferling besser als wir. Menschen töten sich sogar selbst. Sie zerstören ihre Umwelt. Sie zerstören ihren eigenen Lebensraum. Sie töten ihre eigenen Familien. Ihre eigenen Kinder. Nenn mir einen Vampir, der sein Childe tötet. Nenn mir einen Vampir, der nicht zuerst auf seine Familie achtet. Nenn mir einen Vampir, der sich selbst gepfählt hat."

„So einfach ist es nicht", erwidert er daraufhin.

„Oh doch, Genauso ist es. Es ist ganz einfach. Sieh dich an. Sieh an, was die Seele aus dir gemacht hat. Sieh an, wie sie dich zerstört hat. Sie schenkt dir keine Wärme, keinen Trost. Sie beschützt dich nicht. Sie nimmt dir deine Selbstachtung. Sie zwingt dich Dinge zu tun, die du nicht willst. Sie zwingt dich deine Familie zu verlassen. Sie zwingt dich dir Gedanken und Sorgen um andere Menschen zu machen, die für dich nicht mal einen Finger rühren würden. Sie bringt dich dazu, dass du dich selbst hasst. Dass du dich selbst wegwirfst. Dass du dich gegen dein eigenes Volk stellst. Jeder dieser Menschen trägt eine solche Seele in sich. Sie kommen ein wenig besser damit zu recht als du, da du ein Dämon bist, aber jeder von ihnen ist mit einer solchen Seele behaftet. Und trotzdem töten und morden sie. Trotzdem schlagen und quälen sie ihre eigenen Kinder. Trotzdem bestehlen sie ihre Nachbarn. Sie sind keinen Pfifferling besser als wir. Diese Seele macht dich nicht zu einem von ihnen. Sie macht dich nicht zum Menschen. Sie schenkt dir vielleicht ein paar menschliche Gefühle und das ist OK. Aber lass dir nicht einreden, dass du es nicht wert bist auf dieser Welt zu sein. Lass dir nicht einreden, dass du schlechter bist, als die Menschen. Lass dir nicht einreden, dass du ein Monster bist. Du bist kein Monster. Du bist nicht schlechter. Du bist ein Vampir. Ein Geschöpf der Nacht. Verdammt in die Dunkelheit. Bestimmt, um von den Lebenden zu speisen. Bestimmt, um zu töten um selbst zu leben. Ich sage nicht, dass du wieder so ausgeflippt und durchgeknallt werden sollst wie du früher warst. Doch beginne endlich zu akzeptieren, wer und was du bist. Auch mit dieser Seele bist und bleibst du ein Vampir. Beschränke dich meinetwegen mit deinen Opfern nur auf das Nötigste, doch lerne wieder zu töten. Lerne dich selbst zu akzeptieren. Lerne wieder zu leben."

Jetzt bin ich alles losgeworden, was mir auf meiner schwarzen nichtvorhandenen Seele liegt. Wobei ich mir da gar nicht so sicher bin, ob nicht doch ein Teil meiner guten alten Seele noch in mir ruht. Aber das ist etwas, was ich ganz bestimmt niemanden sagen werde. Auch ihm nicht. Ich stehe vor dem Bett und schaue ihn prüfend an. Meine Worte machen ihn sehr nachdenklich und ich hoffe inständig, dass sie zu ihm durchdringen. Ich hoffe inständig, dass er versteht.

Ich bin ehrlich überrascht, als er sich das Mädchen greift und seine Zähne in ihren Hals bohrt. Scheint so, als wäre doch noch nicht alles verloren.

 

Ein paar Monate später:

Spikes P.O.V.

Diese Nacht ist wie so viele Nächte. Ich bin stundenlang mit Angel unterwegs. Auf der Suche nach etwas Passendem und ich bin mir sicher, dass es wieder auf dasselbe hinauslaufen wird. Doch ich beklage mich nicht. Nein. Ich habe keinen Grund mich zu beklagen. Schließlich habe ich meinen alten Sire wieder. OK, nicht ganz den alten Sire, der er früher war, doch wenn ich ehrlich bin, gefällt mir die jetzige Version meines Sires viel besser. Nun bin ich nicht mehr der Einzige verrückte Vampir, der zu wahrer Liebe und zu menschlichen Gefühlen fähig ist. Etwas störend finde ich es zwar, wenn er wieder eifersüchtig auf Kathy ist, aber das ist im Grunde ja seine eigene Schuld. Er hätte sie ja einfach nur töten und sie nicht in einen Vampir verwandeln müssen. Zum Glück war er zu schwach, damit sie ein richtiges Childe werden konnte. Ich schätze ich hätte sie noch vor ihrem Erwachen gepfählt. Ja, auch ich bin zu Eifersucht fähig. Doch jetzt finde ich es ganz angenehm sie bei uns zu haben. Sie ist ein nettes Ding und für vielerlei Gelegenheiten gut zu gebrauchen. Wenn ich ohne Angel unterwegs bin benutze ich sie oft als Köder. Es ist einfach herrlich, wie leicht sich Menschen durch solch unschuldige Augen eines jungen Mädchens in den Tod verführen lassen. Aber das sind Dinge, die Kathy und ich Angel niemals erzählen würden. Es ist schon schwierig genug ihn dazu zu überreden mit auf Jagd zu gehen.

Außer Kathy haben wir mittlerweile noch drei weitere Vampire bei uns. Jeder von ihnen war ein Versuch von Angel endlich wieder zu töten. Bis ich ihm endlich klar machen konnte, dass es egal ist, ob er sie tötet oder verwandelt, denn es läuft am Ende auf dasselbe hinaus. Daraufhin hat er sich dann eine ganze Weile geweigert überhaupt von Menschen zu trinken. Es hat mich viele Diskussionen gekostet. Viele Streitereien. Viele Debatten. Bis zu dem Tag, als wir von ihr gesprochen haben. Meiner geliebten Prinzessin. Meine Dru. Er hatte es geahnt, dass sie tot ist, doch er wagte nicht mich danach zu fragen. Das kann ich verstehen. Und als ich ihm sagte, dass Menschen sie getötet hätten, sah ich wie in seinen Augen etwas kurz aufblitzte. Ein kurzes goldenes Schimmern. Ab diesem Tag an ging er mit mir auf Jagd. Endlich. Doch er ist mit seinen Opfern sehr wählerisch. Er tötet nur solche, die seiner Meinung nach den Tod auch verdient haben.

Nun sollte man ja meinen, dass in einer so großen und kriminellen Stadt, wie New York genug Menschen wären, die diesem Profil entsprechen. Pah! Von wegen! Nächtelang waren wir auf der Suche nach einem geeigneten Opfer für ihn. Bis ich die Schnauze voll hatte und ich mir immer vorher etwas zu Trinken besorgt habe. Bevor ich dann mit ihm auf die Suche ging. Aber ich wollte mich nicht beklagen, also muss ich mich beruhigen. Denn schließlich scheint er gerade einen Menschen gefunden zu haben, von dem er findet, dass er ihm das Blut aussaugen könnte.

Es ist immer wieder ein Genuss ihn zu beobachten, wie er auf Menschenjagd geht. Das ist einer der Augenblicke, wo ich das Gefühl habe er ist wieder ganz der Alte. Seine Reflexe und seine Kraft sind wieder vollkommen hergestellt. Er ist eine lebende Killermaschine. Stärker sogar als ich. Schließlich ist er hundert Jahre älter als ich.

Es hat mich auch viel Arbeit und viel Schweiß gekostet, dass er jetzt seine Stärke wieder hat. Schließlich ist es nicht ganz einfach menschliche Blutkonserven aus dem Krankenhaus zu beschaffen. Auf Dauer war das eine einfachere Lösung, als meinen Opfern vorher das Blut in Gläsern zu füllen. Und er mag die Tütenkost recht gerne. Doch nichtsdestotrotz bestehe ich darauf, dass er endlich akzeptiert, dass er ein Vampir ist und sich nicht von Konserven zu ernähren hat. Er kann meinetwegen diesen Tütenfraß trinken. Und er kann meinetwegen auch nur solche töten, die es verdienen, doch er sollte wenigstens das tun!

Nicht schon wieder! Das Opfer, das er gerade noch in seinen Händen hielt, läuft gerade davon. Das ist jetzt schon das zehnte Mal!

„Angel!" mahne ich ihn, worauf er mich mit schuldbewusstem Blick ansieht. Oh ich könnte ihm eine reinhauen!

„Kathy! Los schnapp ihn dir!" Unsere Kathy hat damit schon gerechnet und war bereits in den Startlöchern. Jetzt läuft sie Angels Opfer hinterher und bringt ihn zurück.

Angel kommt zu mir und ich hasse es, wenn er das tut. Er schaut mich gerade mit diesen unglaublich dunklen und verführerischen Augen an und ich weiß genau, dass ich ihm nicht mehr böse sein kann. Ich weiß genau, dass ich jetzt gleich zerfließen werde, doch ich muss mich zusammenreißen. Nicht hinsehen. Nicht in diese Augen sehen. Wo ist Kathy?

Ah, da ist sie ja. Und sie hat den Kerl bei sich, den Angel um ein Haar entkommen ließ.

„Angel. Ich bitte dich. Dieses eine Mal. Bring es zu Ende. Dann lass ich dich die nächsten Wochen in Ruhe. Ich verspreche es. Aber dieses eine Mal. Bring den Kerl um. Und wage es nicht ihn zu verwandeln! Wir haben mehr als genug Diener im Haus."

Er grinst mich herausfordernd an und ich habe unweigerlich das Gefühl, als wäre das alles nur ein Spiel für ihn. Als würde er das alles mit Absicht tun. Oh dieser Bastard!

Tatsächlich greift er sich den Kerl aus Kathy’s Armen und saugt ihn bis zum letzten Tropfen leer. Endlich!

Was sollte das ganze vorhin? Wollte er mich nur ärgern?

„Gib’s zu, du wolltest mich nur wütend machen?" frage ich ihn schließlich.

Er lässt den Mann ins Gras fallen und grinst mich wieder frech an. Oh dieser Bastard!

„Ich liebe es einfach, wenn du dich immer so aufregst."

Oh dieser verfluchte Bastard!

„Soll das heißen, dass das ganze Ich-kann-den-Kerl-nicht-töten nur gespielt war?"

Dieser hinterhältige Bastard.

„Vielleicht?"

„Bastard!"

„Spike", äußert er sich versöhnlich.

„Bastard!"

„Childe", damit kriegt er mich auch nicht rum.

„Bastard!"

„William."

OK, damit hat er mich.

 

Angels P.O.V.

Ich liebe es, wenn er mich so anblickt. Wie ein kleiner starrsinniger Junge. Mein Junge. Mein Geliebter. Mein Childe. Mein William.

Ich weiß genau, wie ich ihn herumkriege. Ich weiß genau, wie ich ihn dazu bringe diesen einen Blick aufzusetzen, wo er versucht besonders streng und besonders wütend zu wirken. Doch ich kann ihm deutlich ansehen, dass er es nicht so meint. Und ich liebe es einfach ihn so zu sehen. Ihn so wie jetzt in meinen Armen zu halten und zu küssen. Ich liebe es ein Bett mit ihm zu teilen und gemeinsam mit ihm aufzuwachen. Ich verdanke ihm soviel! Ich verdanke ihm mein Leben. Ich habe verstanden was ich bin. Ich bin ein Vampir mit einer menschlichen Seele. Und so verhalte ich mich auch. Ich versuche meine menschlichen Gefühle unter Kontrolle zu halten, was oft nicht so einfach ist, wenn man ein so außergewöhnliches Childe hat wie Spike.

Er ist sehr fordernd und will immer meine volle Aufmerksamkeit. Und er ist unersättlich in unseren gemeinsamen Liebesspielen. Doch auch ich kann fordernd sein. Im Vergleich zu früher hat sich vieles verändert. Eigentlich ist nichts mehr so wie es mal war. Doch es ist besser. Viel besser.

Manchmal drängt er mich die Rolle seines alten Sires aufzunehmen. Wenn wir allein sind. Allein in unserem Bett. Wenn er sich danach sehnt von mir auf harte Weise genommen zu werden. Wie ich es früher tat. Hart fordernd und ein wenig schmerzhaft. Ich genieße diese Augenblicke genauso wie er. Es bringt mir einen Teil meines alten Ichs zurück. Doch die meiste Zeit über lieben wir uns auf sanfte Weise. Etwas ungewöhnlich für zwei Vampire, doch keiner von uns ist ein gewöhnlicher Vampir. Nicht nur ich trage in mir menschliche Gefühle. Manchmal brechen wir auch erneut die Regeln und ich lasse zu, dass er in mich eindringt. Ich liebe es! Es sind jene Augenblicke, in denen ich alles um mich herum vergesse. Alles was zählt ist Er und ich. Childe und Sire. William und Angel.

Ich denke er hat mein kleines Spiel, das ich gerade spielte, bereits vergessen, denn er küsst mich mit einer Leidenschaft, die, wenn er so weitermacht, uns in weniger als zwanzig Minuten ins Bett bringen wird.

Den Kerl, den ich gerade getötet habe, habe ich schon eine Weile lang beobachtet. Immer dann, wenn Spike mit Kathy auf Jagd geht. Er denkt, ich weiß nicht, dass er Kathy als Köder nutzt und ich werde ihm in dem Glauben lassen. Ich finde es nämlich nett, wie er sich den Kopf über mich zerbricht. Er versucht aus mir wieder einen richtigen Vampir zu machen. Wenn er könnte würde er mich zum Töten zwingen, aber er weiß, dass dies nichts bringen würde und dass er damit nur unsere Beziehung zerstören würde. Ein paar Mal schaffte ich es einfach nicht meine Opfer zu töten und ließ sie davon laufen. Kathy und Spike mussten sie dann immer wieder einfangen. Er war jedes Mal sehr böse auf mich. Und ich kann es ihm nicht verübeln. Er hat noch immer den schrecklichen Tod unserer geliebten Dru vor Augen. Wenn die Menschen hier beginnen sich gegen uns zu stellen, kann das sehr gefährlich werden. Also ist es nicht gerade empfehlenswert seine Opfer zu beißen und danach laufen zu lassen. So erfahren zu viele von unserer Existenz.

Kathy oder Spike haben sie dann immer für mich getötet. Doch diesen hier habe ich sorgfältig gewählt. Ich beobachtete ihn schon einige Tage. Und es wäre besser gewesen, wenn ich ihn gleich am ersten Tag getötet hätte. Er hat eine Frau vergewaltigt, einen kleinen Jungen geschlagen und eine arme alte Frau beraubt.

Ich denke Spike hat Recht. Die Menschen sind keinen Pfifferling besser als wir.

„Angel?"

„Hm."

„Ich will mit Kathy noch eine Runde jagen gehen. Ist das in Ordnung für dich?"

Ich grinse. Als wenn er meine Erlaubnis erbittet zu jagen. Als wenn er sichergehen wollte, dass ich auch nichts dagegen habe. Ich liebe ihn!

„Geht nur. Ich erwarte euch zuhause."

Er gibt mir noch einen letzten Kuss und schlendert mit Kathy davon. Ich muss mich immer beherrschen, wenn ich sehe wie innig die beiden miteinander umgehen. Er weiß genau, dass ich eifersüchtig bin, doch ich habe das Gefühl er macht das mit Absicht. Er bestraft mich dafür, weil ich sie damals nicht getötet habe.

Meine Gedanken werden plötzlich gestört, als ich neben mir eine Stimme höre: „Kann ich einen Augenblick mit dir reden?"

Ich drehe mich zu dem Mann um und mustere ihn vorsichtig. Er ist kein Mensch, das wittere ich sofort. Aber er ist auch kein Vampir. Ich frage mich, was er will?

„Wer bist du?"

„Mein Name ist Whistler. Ich würde gerne etwas mit dir besprechen."

„Worüber?"

„Über dein Leben. Bist du nicht unglücklich? Ich möchte dir einen Grund zum Leben geben. Einen Grund zur Existenz. Ich will dir etwas zeigen, dass dein Leben verändern wird."

„Ich bin nicht unglücklich. Und ich will auch nicht, dass sich mein Leben ändert. Ich will, dass es genau so bleibt wie es jetzt ist. Verschwinde und lass mich in Ruhe. Mich interessiert nicht, was du mir zeigen willst."

„Aber…"

„Nichts aber! Und jetzt verschwinde, bevor ich dir zeige was ich bin."

Mit dieser ernst gemeinten Drohung lasse ich den Kerl einfach stehen. Ich bin glücklich so wie es jetzt ist. Ich bin mit meinem Childe zusammen. Ich akzeptiere endlich, dass ich ein Vampir bin. Mich quälen keine Alpträume mehr. Ich werde nicht mehr von meinen Opfern verfolgt. Ich habe ein warmes Zuhause. Einen Geliebten, der mich auf die gleiche Weise liebt wie ich ihn liebe. Also weshalb sollte ich wollen, dass sich das alles ändert?

Ich liebe mein Leben so wie es jetzt ist. Und lasse nicht zu, dass es sich ändert.

 

The End